Kanada 2009
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Kanada 2009
Mechthild u. Norbert Blohm Kanadas Rocky Mountains waren schon längere Zeit unser Traumreiseziel. Im Sommer 2009 konnten wir es endlich wahr machen. Am 30.08.09 landeten wir um 21 Uhr in Calgary. Nach einem neunstündigen Flug war ein erholsamer Schlaf im Hotel erforderlich. Am nächsten Tag hieß es, den Einweisungen in alle Funktionen des unbekannten Wohnmobils konzentriert zu folgen und den ersten Großeinkauf zu bewältigen. Gegen Mittag ging es zielgerichtet über den Highway 1 nach Banff. Wir erreichten die „japanisch besetzte“ Stadt nach nur 140 km und befanden uns somit im Süden des großen Banff Nationalparks. Er ist der älteste naturgeschützte Park Kanadas. Von dem ruhig gelegenen, schönen Campingplatz Tunnel Mountain hatten wir einen günstigen Ausgangspunkt, um in den nächsten Tagen die dortige Berg- und Seenwelt wandernd erkunden zu können. Jede Wanderung hatte ihre eigenen Reize. Am Ufer des breiten Bow River war es ebenso interessant wie in der waldreichen Umgebung des berühmten Banff Spring Hotels. Wie eine mittelalterliche Burg thront das exklusive Hotel oberhalb der Wasserfälle des Bow Rivers. In Banff ließen wir uns den großartig angelegten Blumenpark mit dem alten Bruchsteingebäude der Nationalen Parkverwaltung nicht entgehen. Neben dem Park befindet sich das Luxton Museum mit naturgetreuen Szenen vom Leben der Indianer. Wir verließen Banff nicht über den schnelleren Trans Kanada Highway 1, sondern über den parallel laufenden interessanteren Bow Valley Parkway, eine weniger befahrene, kurvenreiche Nebenstrecke zum Lake Louise. Auf halbem Weg stoppten wir für eine Wanderung zum Johnston Canyon. Ein schmaler Pfad führte in die tief eingeschnittene Schlucht mit ihren Wasserfällen. Fasziniert waren wir von den glatt gewaschenen, sandfarbenen, steilen Felswänden. Die Weiterfahrt zum kristallklaren Lake Louise endete vor dem nostalgischen Nobelhotel Fairmont Chateau. Hier, wie auch am See, waren zu viele Menschen. Erst am Ende des Gletschersees bot sich uns eine wilde, einsame Landschaft mit einem fantastischen Blick zurück über den smaragdgrünen Lake Louise. Gern wären wir weiter zu dem sonnenbeschienenen Eisfeld gewandert, aber leider ließ dies unser Zeitplan nicht zu. Weiter ging es den nächsten Tag zum Yoho National Park. Yoho ist ein Ausdruck der Ehrfurcht und Bewunderung der Cree-Indianer. Der Yoho Nationalpark ist ein Park besonders hoher Wasserfälle, blau-grüner Gletscherseen, schneebedeckter Berge und tiefer, dichter Wälder. Hier war unser Standort der romantisch im Wald gelegene Campingplatz Kickinghorse bei Field. Kurz vor Field erreicht man eine Aussichtsplattform mit Blick auf ein Bauwerk hoher Ingenieurkunst. 1909 wurde dort ein Spiraltunnel in den Berg gebohrt. Damit die Eisenbahn die enorme Höhe überwinden kann, schlängelt sich der Zug spiralförmig durch zwei Tunnel nach oben. Manchmal kann man die endlosen Güterzüge sehen, die vorne bereits wieder aus dem Berg heraus kommen, während die hinteren Waggons noch nicht einmal die Tunneleinfahrt passiert haben. Auf unserem weiteren Programm stand der bekannte Emerald Lake mit Zwischenstopp bei der Natural Bridge. Wir bestaunten dort eine natürliche Felsbrücke, die der wilde Kickinghorse River in das Gestein gefräst hat. Der herrliche Emerald Lake ließ sich gemütlich umrunden. Jeder Blick auf ihn und seine Umgebung reizte zum Fotografieren. Der kleine Yoho Nationalpark hat wirklich viel zu bieten. Als Wanderfreunde favorisierten wir aller-dings die Gegend um den Lake O`Hara. Dieser See ist nur zweimal täglich mit dem Shuttle Bus zu erreichen. Leider muss das Ticket dazu drei Monate im Voraus reserviert werden. Also machten wir uns zu Fuß auf den 11 km langen Weg. Verträumt lag der See vor uns, umgeben von schneebedeckten Gipfeln, Hochlandwiesen und kleineren Gebirgsseen. Eine schöne Uferstelle lud zum Verweilen ein. Das erkannten anscheinend auch die putzigen Streifenhörnchen, denn ganz zutraulich naschten sie Obstreste fast aus unseren Händen und versuchten in unsere Rucksäcke zu krabbeln. Nördlich von Field besuchten wir die Takakkow Wasserfälle. Sie stürzen 264 Meter tief zu Tal. Ein Weg führte uns weiter durch das Yoho Valley zu den Twins Falls. Auch hier überwältigte uns die vielseitige Landschaft, nach jeder Wegbiegung ein neuer Eindruck. Nun hieß es auf nach Jasper, eine Kleinstadt am Ende des Highway 93. Auch entlang der Strecke nach Jasper löste ein Highlight das nächste ab. Nacheinander liegen Hector Lake, Bow Lake, Peyto Lake und Mistaya Lake. In den klaren Gewässern spiegelten sich die umliegenden vereisten Bergspitzen, wie für ein Postkartenmotiv geschaffen. Ungefähr auf halber Strecke kommt man zur einzigen Abzweigung, dem David Thompson Highway. Wir hatten einen Tipp erhalten und wollten dort an dem menschenleeren Abrahamsee wild campen. Geplant, getan! Am Morgen ein Blick aus dem Wohnmobil. Glutrot stieg die Morgensonne über dem See auf und ließ die gegenüberliegenden Berge feuerrot erglühen. Nach diesem Naturschauspiel fuhren wir über den Sunwapta Pass zum Columbia Icefield und erlebten damit einen besonders schönen Abschnitt des Highway 93. Zum 300 km² großen Columbia Icefield gehört der Athabasca Gletscher. Wir kämpften uns bei eisigem Wind bis zur Gletscher- zunge vor. Auf dem Weg verdeutlichen Schilder mit Jahreszahlen den rapiden Rückgang des Gletschers. Diese Region gehört bereits zum Jasper Nationalpark. Er ist mit 10878 km² das größte Naturschutzgebiet der kanadischen Rocky Mountains. Ein paar Tage quartierten wir uns auf dem Whistlers Campinggebiet bei Jasper ein. Unser Glück, wir durften auf den kleineren Nebenplatz, der zwischen dem Highway 93 und dem Athabasca River liegt. Für die Versorgung des Wohnmobils sind 93 Parkplätze sehr viel günstiger als 781. Gleich am ersten Abend spazierte eine Herde Wapitis, prächtige, große Hirschtiere, von unserem Campingplatz über den Highway. Die Tiere zeigten keine Scheu und ließen sich durch anhaltende Autos und blitzende Kameras nicht aus der Ruhe bringen. Besonders reizvoll war eine Wanderung zu den Seen oberhalb von Jasper. Im Zickzack hinauf auf ein Hochplateau, lag vor uns zunächst der Patricia Lake, ihm folgte der größere und berühmtere Pyramid Lake. Der gleichnamige Mount Pyramid spiegelte sich im See. Die rötliche Farbe dieses Gebirges zeugt von eisenhaltigem Gestein. Eine äußerst romantische, kleine Insel im Pyramid See wird von den Kanadiern gern für Trauungen und Hochzeitsfotos aufgesucht, wie wir selbst sehen konnten. Auch in den nächsten Tagen zeigte sich der Himmel tiefblau und wolkenlos. Das richtige Wetter für den Mount Robson. So machten wir uns auf die 90 km lange Fahrt. Es lohnte sich, denn wolkenfrei erhob sich der mit 3954 m höchste Berg der kanadischen Rocky Mountains vor uns. Ein Berg Trail begann am Visitor Center und führte am Robson River entlang zum Kinney Lake. Weiter ging der Weg ins Tal der 1000 Wasserfälle. Schilder mit der Warnung vor Bären ließen uns vorsichtig werden, aber leider sahen wir nur frischen Bärenkot. Vom Weg aus beeindruckte uns besonders der noch urige Wald mit seinen mächtigen Baumstämmen. Große Farne, Moosflächen und Pilze bildeten einen dichten Waldboden. Zur Hauptattraktion des Jasper Nationalparks gehört der Maligne Lake. Bereits die Fahrt durchs Maligne Tal war wunderschön. Kurz hinter Jasper besichtigten wir vorab den Maligne Canyon. Vom Parkplatz ging es zu Fuß auf steinigem Weg hinunter zur Kalksteinschlucht. Hier hat sich der Fluss tief in den Fels geschliffen. An einigen Stellen ist der Canyon so schmal, dass ein Eichhörnchen mühelos hinüber springen könnte. Tief unter uns, manchmal kaum zu sehen, toste das Wasser des Maligne River durch die Schlucht. Nach einer kurzen Weiterfahrt lag vor uns in tiefem Blau der berühmte Maligne Lake. Er ist der größte gletschergespeiste See in den Rocky Mountains. In diesem See liegt die Insel Spirit Island, eines der Wahrzeichen der Rocky Mountains. Statt einer teuren, kurzen Bootsfahrt, genossen wir den Aufstieg zum Aussichtspunkt. Dort hatten wir einen weiten Blick über den See und die umliegenden Dreitausender. Auf der Rückfahrt bewunderten wir den Medicine Lake, der jeweils zum Herbst hin fast austrocknet. Ein Naturphänomen, für das die Indianer damals keine Erklärung fanden. Am nächsten Tag wieder wolkenloser blauer Himmel und eine Temperatur von 25° C bis in den Abend. Das musste genutzt werd en, also früh zur Whistlers Gondelbahn. Nur sieben Minuten brauchte die Seilbahn um die 1000 Höhenmeter auf Jaspers Hausberg zu überwinden. Von der Bergstation (2285 m) hatte man einen wunderbaren Blick auf Jasper und die umliegenden Täler und Berge. Viele Seen, die wir an den vorigen Tagen aufgesucht hatten, konnten wir jetzt von oben bestaunen. Auch den graugrünen, verzweigten Athabaska River, der sich als Raftingstrecke durch die Rocky Mountains schlängelt. Unser Weg führte steil und steinig zum Gipfel des Whistlers (2470 m). Wir haben einen grandiosen 360° Panoramablick. Aber direkt vor uns sehen wir plötzlich etwas vorbei huschen. Es sind Schneehühner, die noch ihr sommerlich-bräunliches Federkleid tragen. Auf dem felsigen Rückweg noch eine „tierische“ Überraschung. Ein Pfeifhase lugte vorsichtig aus seiner Steinbehausung. Sehr früh aufstehen hieß es am nächsten Morgen, um auf der Rückfahrt weitere Eindrücke zu verschiedenen Tageszeiten genießen zu können. Endziel war die schöne Stadt Canmore, bekannt durch Olympische Winterspiele und exklusive Holzhäuser. Sie liegt am milchiggrünen Bow River, umgeben von hohen zackigen Gipfeln, den markanten „Drei Schwestern.“ In Canmore hatte der Indian Summer schon begonnen. Die weißstämmigen, hoch gewachsenen Espen zeigten ihre Blätter golden gefärbt. Am letzten Abend verabschiedete sich Kanada von uns nach einem kurzen Regenschauer mit einem weit gespannten doppelten Regenbogen über Canmore.