Frische Luft Mode 2.0 - Magazin Z

Transcrição

Frische Luft Mode 2.0 - Magazin Z
DIE SUBSTANZ DES STILS
Frühlingsmode 2016
19
23
24
31
PRODUKTE SCHÖNE K RÜGE
IM PORTRÄT L ACOS T E
MANUFAKTUR CHRIS T I A N LOUBOU T IN
ZÄSUR MEINUNGEN UND BEOBACH T UNGEN
IM GESPRÄCH JULIAN ZIGERLI
ZUTAT AM AR ANT
ZU TISCH BESUCH VON ANDRÉ-MARIE AMPÈRE
STADT-DESTILLAT MUMBAI
Frische Luft
Mode 2.0
DIE F R ÜH J A HR S -T R E NDS BR INGE N
F L IE S SE NDE S T OF F E , GROS S Z ÜGIGE
PRIN T S UND EINE PRISE E T HNO
DA S IN T E R NE T V E R Ä NDE R T DIE MODE VON
GR UND AUF – VOM V E R K AUF ÜBE R
DIE P R Ä SE N TAT ION BIS HIN Z UM DE SIGN
Seite 2 8
Seite 4 4
MÄRZ 2016
42
52
54
57
Michael Bublé
Harte Arbeit ist ihm nicht fremd, denn sein weltweiter Erfolg
kam sicherlich nicht über Nacht.
Inspiriert von der Vergangenheit und mit einem Gespür für die Zukunft
arbeitete er jahrelang an einem musikalischen Stil, der so einzigartig ist
wie der Weg, der ihn hierherführte.
Für den mehrfachen Grammy-Preisträger
ist sein Aufstieg an die Spitze der Charts ein Erfolg,
den er nie als selbstverständlich ansehen wird.
Ob er einen Klassiker neu interpretiert
oder einen neuen komponiert –
seine Rolex ist seine ständige Weggefährtin.
Sie erinnert ihn daran, dass mit Akribie
und handwerklichem Können alles möglich ist.
HERMÈS - DIE WEITE DER NATUR
dior.com - 044 439 53 53
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Z
11
ZEUG
Luftdurchlässig
H A N D A R B E I T GI LT A L S Q U A L I TÄT S M E R K M A L . A B E R N I C H T A L L E S , WA S A U F W E N DI G
A U S S I E H T, I S T H A N D G E M A C H T – A U C H M A S C H IN E N KÖ N N E N H E U T Z U TA G E S C H Ö N E S Z A U B E R N
Tex t M A L E N A R U DE R F o t o J O N A S M A R GU E T
AUCH
SPIT ZE
Balenciaga: Dessous
wie aus viktorianischen
Zeiten in unschuldigem
Weiss, fast alltagstauglich.
Burberry Prorsum:
Grafische und florale
Muster, gerne all-over.
Chloé: Spitzeneinsätze
werten Folklore­Kleider
auf, Bodys verleihen
Latzhosen Feminität.
Ein grosser Markenname ist heute kein Garant
mehr dafür, dass Kunden bereit sind, für ein Klei­
dungsstück sehr viel zu bezahlen – subtiler Luxus
ist hoch im Kurs. Dieser funktioniert über Ver­
arbeitung und Material und ist nicht immer leicht
zu erkennen. Deshalb ist Handwerk gerade en
vogue. Es verkauft sich, weil selbst die grössten
Mode­Laien meinen, seinen Wert einordnen zu
können, egal ob es um Stickereien geht, Applika­
tionen oder Spitze: Angesichts des feinen Geflechts
entstehen vor dem inneren Auge Bilder von Non­
Self- Portrait
nen, die über ihre Klöppelkissen gebeugt die Kunst
jahrzehntelang perfektioniert haben.
Dieses Bild ist falsch. Schon lange spucken auch
Maschinen die feinen Gespinste günstig und in
grosser Geschwindigkeit aus. Labels wie Self­
Portrait nutzen diesen Umstand, um Spitzenkleider
anzubieten, die aussehen wie handgemacht. Und das
zu sehr vernünftigen Preisen – Stars wie Gigi Hadid,
Reese Witherspoon und Olivia Palermo sind Fans.
Kleid (420 Fr.), von Self-Portrait, bei Designer am See
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FRÜHLINGSMODE
Z
13
INHALT
2 8 — IM BIL DE
Seite 19, Produkte: Mit Krügen
kann man Flüssigkeiten teilen und
den sozialen Austausch fördern.
4 8 — DE S T IN AT ION
Der Sonne entgegen
Ngor
Weite Silhouetten und ein Spiel aus diskreten und
leuchtenden Farbtönen prägen die Mode der Saison
Am westlichsten Punkt Afrikas trifft man
auf senegalesische Fischer und eine kleine
Gemeinschaft von Surfern aus der ganzen Welt
z
5 2 — Z U TAT
Amarant
Das Korn ist gesund, vielseitig und wurde von
den Inkas bei religiösen Riten verwendet
ZÄSUR
3 1— RICH A RD K ÄGI / M A L EN A RUDER
3 2 — BA RBA R A V INK EN / PHIL IP URSPRUNG
3 3 — BICE CURIGER / REN AT E MEN ZI
3 4 — SA R A H IL L ENBERGER
Seite 48, Destination:
Wellenreiten vor Senegal.
ZEITGEIST
14 — NEUE S AUS DER SCH W EIZ
17— NEUE S AUS DER W ELT
19 — PRODUK T E
2 0 — SCHÖNHEI T
5 4 — Z U T ISCH
André-Marie Ampère
Der Physiker verlor früh seinen Vater und seine
erste Frau, sein Forschergeist aber währte fort
2 3 — IM P OR T R ÄT
Das Krokodil lebt
FOTOS: DOUGLAS MANDRY, LUKE & NIK, AMIT MADHESHIYA, YVES BACHMANN, JONAS HEGI, OSCAR CHANG ANDERSON
In unserer neuen Rubrik stellen wir in
jeder Ausgabe eine Firma in Zahlen, Bild und
Text vor. Den Anfang macht Lacoste
2 4 — M A NUFA K T UR
Auf roten Sohlen
Christian Louboutin denkt nicht nur an
die Füsse der Frauen. Zu Besuch in seiner
Herrenschuh-Manufaktur
Seite 57, Stadt-Destillat: Die ethnischreligiöse Gruppe der Parsen bereichert
Mumbai kulturell und kulinarisch.
Seite 28, Im Bilde: Mode und
Accessoires für wärmere Tage.
4 2 — IM GE SP R ÄCH
Julian Zigerli
In einem Film über sein Leben würde sich
der Schweizer Modedesigner den jungen
Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle wünschen
4 4 — Z E NI T
Alles wird anders
Die Mode steht durch das Internet vor der grössten
Veränderung ihrer Geschichte
März 2016
ZUGABE
5 7— S TA DT-DE S T IL L AT
6 0 — IMPRE SSUM / BE ZUGSQ UEL L EN
6 1— ROUND TA BL E
6 2 — Z I TAT
Seite 24, Manufaktur: In einer Manufaktur
bei Neapel entstehen die Herrenmodelle von
Christian Louboutin.
ZEITGEIST
14
Z
NEUES AUS DER SCH W EIZ
DESIGN
UHREN
Dezente Zeitgenossen
Zeitmesser für natürliches Altern
Trifft man auf ein Möbel des Zürcher
Labels Ondo, hat man das Gefühl, es
sei schon immer hier gewesen. So
ruhig und zurückhaltend fügen sich
die Tische, Betten, Liegen und Sideboards von Olivier Blaser in einen
Raum ein. Ob dies daran liegt, dass
der Berner Gestalter neben einer
Ausbildung zum Industriedesigner
auch ein Architekturstudium an der
ETH absolviert hat, sei dahingestellt.
Jedenfalls hat Blaser ein Gespür für
Proportionen, Details, schlichte Materialien und einen ruhigen Auftritt,
aber auch eine exzentrische Seite, die
er bei seinen Leuchten auslebt. Bei
diesen denkt wohl niemand, sie seien
schon immer hier gewesen. (das.)
Oris huldigt mit einer auf der «SixtyFive» basierenden Taucheruhr (limitiert auf 2000 Stück) Carl Brashear,
(1931 – 2006), dem ersten afroamerikanischen Master Diver. Das Gehäuse
der «Carl Brashear Limited» ist, wie
die einstigen Taucherhelme, aus
Bronze, Patina somit programmiert –
eine Ode an das Altern. (fzo.)
Couchtisch «Gum» (1850 Fr.),
von Olivier Blaser für Ondo.
Wegweisende Grafik
Pipilotti Rist
Kunsthaus Zürich, bis 8. Mai 2016
MODE
Einfach vielseitig
Morgens mit dem Velo zur Arbeit und
am Abend vom Büro direkt ins Theater – Claudia Güdel entwirft für eine
Kundschaft, die Wert auf eine vielseitige Garderobe legt. Ihre Stärke sind
Mäntel und Jacken mit einer reduzierten Optik und aus hochwertigen,
funktionalen Materialien. Das Sortiment reicht von leichten Modellen aus
beschichteter Baumwolle bis hin zu
Regenjacken aus wind- und wasserdichten Membranen vom Schweizer
Hersteller Schoeller Textiles. (kid.)
«Carl Brashear», 42 mm, Automatik,
Bronze (2600 Fr.), von Oris.
SHOP
Im letzten Jahr figurierte Pipilotti Rist
auf Rang 10 der Weltkunstliste. Jetzt
wird die Arbeit der 53-jährigen St.Galler Künstlerin, die vor allem für ihre
Videos bekannt ist, im Rahmen einer
umfassenden Einzelausstellung im
Kunsthaus Zürich gebührend gewürdigt. Nebst Schlüsselwerken aus Zeiten
erster internationaler Erfolge zeigt die
Schau auch neue Arbeiten, darunter
eine raumfüllende Installation im
Bührlesaal. Was Rist mit ihrer künstlerischen Ertüchtigung zu erreichen anstrebt, subsumierte sie in einem Interview mit einer Zürcher Tageszeitung
so: «prickelnde Beruhigung und zuversichtlich aufrütteln». (ols.)
kunsthaus.ch
claudiagudel.ch
Beige und Caroline Flueler
Der Lausanner Ecole cantonale d’art,
kurz Ecal, eilt der Ruf voraus, eine der
weltweit besten Schulen für Produktdesign und Fotografie zu sein. Nicht
minder produktiv und kreativ ist man
jedoch in der Abteilung Grafikdesign,
wie das Buch «Ecal Graphic Design»,
das wichtige Arbeiten der letzten Jahre zeigt, unter Beweis stellt. Lanciert
wird das Buch mit einer Ausstellung
an der Ecal, die noch bis am 8. April
zu sehen ist. (das.)
AUSSTELLUNG
Josefstrasse 15, Zürich
ACCESSOIRES
Die Zuger Textildesignerin Caroline
Flueler entwirft seit mehr als 20 Jahren erfolgreich Krawatten und Foulards, Schals, Pochettli und Heimtextilien. Nun eröffnet sie gemeinsam
mit dem Zürcher Strick-Label Beige
einen neuen Laden in Zürich. (das.)
Schuh-Gewächs
SPORT
Made in Japan
beige.ch
ecal.ch
Velosattel (ab 80 Fr.), von
«Gorilla × Kashimax».
Wussten Sie, dass Japan ein traditionsreiches Veloland ist? Aus dem
Land der aufgehenden Sonne stammt
die Bahnradsport-Disziplin Keirin.
Der seit 80 Jahren bestehende Velosattel-Spezialist Kashimax aus Osaka
beliefert nun die Schweizer «Urban
Cycling»-Marke Gorilla mit drei Modellen für Damen und Herren. (kid.)
Sandale «Won» (259 Fr.), Stefi Talman.
Nicht nur im Interior Design gibt es
ein Revival von Sukkulenten als Inspirationsquelle, sondern auch in der
Mode. Elegante Ergänzung zur textilen Kakteen-Sammlung: Stefi Talmans Wildleder-Sandale «Won». (kid.)
«Ecal Graphic Design» (48 Fr.),
JRP Ringier, 2016.
Vereint in einem neuen Shop:
Beige und Caroline Flueler.
stefitalman.ch
März 2016
gorillabicycles.com
FOTOS: HANSPETER GIULIANI, ALEX DELFAME, SAVA HLAVACEK, PD
ondo.ch
oris.ch
Kurzmäntel (ab 599 Fr.), von
Claudia Güdel Wo|Men’s Wear.
«Worry Will Vanish Horizon»,
Pipilotti Rist, 2014.
Akris Boutique auf
www.akris.ch
Z
ZEITGEIST
17
NEUES AUS DER W ELT
MODE
RESTAURANT
Eine Reise wert
Runde Umhängetasche aus Leinen und
Gummi (1800 Fr.), von Chanel.
ACCESSOIRES
Grosser Koch, kleiner Rahmen
Ja, es gibt sie noch: Marken, die man
hierzulande weder in einem Laden
noch online erstehen kann. Uniqlo,
eine Art japanischer Edel-H&M, gehört dazu. Dies ist umso bitterer für
uns, als das Label immer wieder spannende Kooperationen eingeht, mit Jil
Sander etwa, oder zurzeit zum zweiten
Mal mit dem französischen Brand
Lemaire. Die cleanen Männer- und
Frauenkleider lohnen die Fahrt nach
Paris, München oder Berlin. (rud.)
«Fera» at «Claridge’s», Brook Street,
Mayfair, London W1K 4HR
Blick in den Bildband «Kimono Meisen» von Anna Jackson.
BUCH
uniqlo.com
Guten Flug!
Diese Farben! Diese Muster!
Anna Jackson, «Kimono – Meisen»
(etwa 80 Fr.), Verlag Arnoldsche
Für die neuste Chanel-Frühlingskollektion liess sich Karl Lagerfeld vom
geschäftigen Treiben in einem Flughafen inspirieren: Anzeigetafeln als
Prints auf Seidenstoffen, Pilotenbrillen allenthalben, und natürlich
dürfen auch Koffer und Taschen im
Look von Retro-Stewardessen-Uniformen nicht fehlen. (rud.)
Der Bildband vereint Kimonos aus
einer Privatsammlung, alles ungemein
farben- und musterfrohe Modelle aus
Meisen-Seide. Für Textil-Liebhaber,
Japan-Fans und Design-Kenner. (kid.)
Starkoch Simon Rogan eröffnet im
«Fera», dem preisgekrönten Restaurant des Londoner Traditionshauses
«Claridge’s», eine kleine Showküche:
das «Aulis». Dort werden nicht nur
neue Menus entwickelt, sondern auch
in einem intimen Rahmen Gäste
bewirtet. Wer einen der sechs Barsitze
ergattert, kann Rogans Crew bei der
Zubereitung der Gourmet-Menus zuschauen, Fragen stellen und frisch ab
Pfanne degustieren. Damit will der
Chefkoch dem wachsenden Interesse
seiner Gäste an Herkunft der Ingredienzen und Zubereitung der Menus
entgegenkommen. (na.)
aulis.feraatclaridges.co.uk
arnoldsche.com
chanel.com
Es geht aufwärts
Nach wie vor sind flache Absätze das
Gebot der Stunde, wenn es um modische Schuhe geht. Das Modehaus Dior
grätscht jetzt aber in bester NewLook-Manier in diese eigentlich sehr
bequeme Situation und lanciert den
Stiletto «Dioressence», einen klassisch schönen Pump, der selbst eingefleischte Fans von Flats dazu verführen könnte, wieder auf den High
Heel zu steigen. (rud.)
SCHMUCK
Hemd (etwa 28 Fr.) und Hose (etwa
55 Fr.), von Uniqlo and Lemaire.
Showküche «Aulis» im «Claridge’s».
Horoskop im Ohr
DESIGN
Widder sind dynamisch, Fische sensibel und Löwen von stolzem Gemüt:
Auch wenn viele es nur verschämt
zugeben mögen, der Glaube an die
Macht, die Sternzeichen auf den Charakter ausüben, ist weit verbreitet.
Wer diesbezüglich Gleichgesinnte
sucht, kann dies nun äusserst modisch mit der «Fortune»-KreolenKollektion von Louis Vuitton kundtun und sich sein Tierkreiszeichen
an ein Ohr hängen. (rud.)
Stets im Ballbesitz
dior.com
louisvuitton.com
SHOP
Italiener in New York
Brookfield Place, 200 Vesey Street,
Suite 198, New York
Strenge Dresscodes verlieren an
Bedeutung. Kein Wunder, wählen
Anzug-Firmen ihre Standorte mit
Bedacht: Ermenegildo Zegna eröffnete
eine neue Boutique im Three World
Financial Center in New York. (rud.)
FOTOS: DAVID WHISTANCE, ANNABEL MOELLER, PAUL WARCHOL, PD
zegna.com
Sitzball «Balloon», Rindsleder
(etwa 660 Fr.), von The Balloon.
Pumps «Dioressence» (etwa 615 Fr.),
in verschiedenen Farben und
Materialien erhältlich, von Dior.
Er sieht aus wie ein Fussball, doch
wer in das handgenähte RindslederRund kickt, erlebt angesichts der
3,8 kg Masse sein blaues Wunder.
Nein, liebe Freizeitkicker, lasst den
«Balloon» sein, was er ist: ein Hocker
(Höhe: 57 cm). Und nie war der Ballbesitz einfacher: sitzen, relaxen. (fzo.)
theballoon.de
Ohrringe «Capricorn» und «Virgo»
(je 335 Fr.), aus der «Fortune»Kollektion von Louis Vuitton.
März 2016
Die Fassade des neuen Ladens von
Ermenegildo Zegna in New York.
Z
ZEITGEIST
19
FASSUNGSVERMÖGEN
V E R F Ü H R E N , A N F A S S E N , A B F Ü L L E N U N D T E I L E N . S C H Ö N E K R Ü G E U N D T R IN K F L A S C H E N B E F R I E DI G E N N I C H T N U R
ÄS THE TISCHE, HAP TISCHE ODER F UNK TIONA L E BEDÜRFNISSE, SIE S TIL L EN EBENSO SOZIA L E SEHNSÜCHT E
Redaktion DAV I D S T R E I F F C O R T I
Fotos D O U G L A S M A N D R Y
Set Design C H R I S T I N A P E T H I C K
A
Tafelwasser
So schlicht und
grafisch, wie der Krug
des amerikanischen
Designstudios Yield
daherkommt, wäre
es fast schade, würde
man den Blick auf
seinen Grund trüben.
Also am besten klares
Wasser einfüllen –
auch gebranntes.
Krug (98 Fr.),
Keramik, von Yield,
bei Affaire 46
B
Hauswein
Im Atelier der Pariser
Designer von Astier de
Villatte wird wohl oft
Wein ausgeschenkt.
Ohne grosse Geste,
dafür ganz nonchalant
aus dem neobourgeoisen Krug.
Krug «Louis XV»
(290 Fr.),
Keramik, von
Astier de Villatte,
bei Limited Stock
D
Sake
Was Therese Müller
in ihrem Atelier in
Zürich gestaltet,
könnte durchaus auch
aus Japan stammen.
Ausschenken kann
man damit aber mehr
als nur Reiswein.
Porzellanfläschchen
(70 Fr.), von
Therese Müller
Keramikwerkstatt
C
Himbeersirup
Dass dieser Krug aus
Porzellan schon mehr
als hundert Jahre
alt ist, soll Kinder
nicht davon abhalten,
seinen Bauch mit
Süssem zu füllen.
Krug «Niemeyer
867» (500 Fr.), von
Nymphenburg, bei
Limited Stock
Produkte
20
ZEITGEIST
Z
Frühjahrsputz
Hinfort mit Staubmäusen, Schlieren auf Fensterscheiben und abgestorbenen Hautschüppchen!
Nicht nur die Wohnung und der Kleiderschrank bedürfen nach dem Winter einer Generalüberholung,
es ergibt durchaus Sinn, auch das Gesicht und den Körper von Altlasten zu befreien
Text M A L E N A R U D E R , R O BE R T O Z I M M E R M A N N
1
Natürlich
Zu Recht gibt
es in den USA
einen Run auf das
sanfte Peeling.
«Regenerating
Cleanser»
(94 Fr.), von
Tata Harper,
bei Parfumerie
Spitzenhaus
2
Gründlich
Die tiefschwarze
Maske mit
Heilerde und
Kohle hilft gegen
grosse Poren,
Pickel und Glanz.
«Pore Refining
Solutions
Charcoal Mask»
(43 Fr.), von
Clinique
Shot zum Frühstück
Es soll heute neben zahnlosen Alten auch zahllose Junge geben, die
sich fast nur noch von Flüssigem ernähren, Stichwort «Smoothie».
Inzwischen springen selbst Kosmetikhersteller auf den Zug auf, so
die österreichische Firma Ringana. Die beiden Drinks RinganaDea
(«der erste Fitnesstrainer mit grünem Mate») und RinganaChi («der
natürliche Energiebooster») sind voller gesund klingender Zutaten,
etwa Kaktusfeigen, Maulbeeren, Grüntee, Braunalgen, Macawurzel
oder Ingwer. Ob die kräftig schmeckenden Shots tatsächlich die
Fitness oder den Energielevel erhöhen, sei dahingestellt. Jedenfalls
regen sie – am Morgen eingenommen – den Appetit an. Sport und
genügend Schlaf werden sie allerdings nicht ersetzen können.
«RinganaDea» und «RinganaChi», natürliche Drinks (12 Shots
etwa 56 bzw. 47 Fr.), über ringana.com
Schönheit
Illustration A L I C E T Y E
3
Sensibel
Make-up und
Talg haben
keine Chance
gegen dieses
Wunderwasser.
«Pureté Thermale
Verschönerndes
ReinigungsMizellen-Öl»,
(24 Fr.),
von Vichy
4
Luxuriös
Peelen und einölen
zugleich für
mehr Glätte und
Feuchtigkeit.
«Pure Ritual
Care-in-Peel
Glow Renewal
Double Black
Peel» (80 Fr.),
von Helena
Rubinstein
Wie riecht denn das?
«Seerosen.» – «Eine ältere Dame, die sehr jugendlich
gekleidet ist.» – «Rosen vielleicht? Auf jeden Fall rieche ich
Blumen. Und Sandelholz.» – «Ein Kinderzimmer, das mit
Plasticmöbeln eingerichtet ist.» – «Neo-Bourgeoisie.» –
«Nicht gerade sanft.» – «Frühling im Tessin.» – «Erinnert
mich an einen nachkolorierten Kostümfilm.» – «Riesige
Maiglöckchen, so wie bei ‹Alice im Wunderland›.» –
«Eine ausladende Fayence-Schale mit reifen Früchten.»
«Lotus Dust Red», Eau de Toilette (etwa 105 Fr. für 50 ml),
floral-fruchtig, Kopfnote: Mandarine, Earl-Grey-Tee, Herznote:
Lotuswurzel, Sandelholz, Moschus, Basisnote: Orangenblüte,
Birkenholz, von Henrik Vibskov, über vooberlin.com
DAY CREAM
Skin that will
make your day
Eine Anti-Ageing Tagespflege die Ihre Haut Tag für Tag schützt und verschönert.
Beginnen Sie Ihren Tag mit dem belebenden Aroma, der seidig-zarten Textur und einem
LAR
A PERFORMA
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A
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M
strahlenden Aussehen durch SENSAI CELLULA
Sie schützt Ihre Haut effektiv vor äußeren Einflüssen und wirkt gegen die fünf
Hauptzeichen der Hautalterung*. Den ganzen Tag ist Ihre Haut geschützt,
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Haut durch edle Seide.
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CELLULAR PERFORMANCE
1966 —2016
Art Direction Pitis
photo Klaus Zaugg 1969
Fifty Years in Contemporary Design Culture
Serie Up, Gaetano Pesce — 1969
Eine Ikone des internationalen Designs, dessen starker symbolischer
Wert der Autor wie folgt beschreibt: “Die Frauen in der Welt leiden unter die Vorurteile
der Männer. Dies galt im Jahr 1969, und es ist leider heute noch so.”
Milan Design Week: April 12th/17th 2016
B&B Italia Store Via Durini, 14 Milano
w w w. b e b i t a l i a . c o m
B&B Italia 50th anniversary - Exhibition at Triennale di Milano Palazzo dell’Arte - April 2nd/17th 2016
Z
23
IM PORTRÄT
Lacoste
D E R F R A N Z Ö S I S C H E T E N NI S S P I E L E R R E N É L A C O S T E H AT IN D E N D R E I S S I G E R J A H R E N D E N
G R U N D S T E IN F Ü R E I N I M P E R I U M G E L E G T – M I T E I N E M P O L O - S H I R T U N D S E IN E M S P I T Z N A M E N
« K R O K O DI L » . M I T T L E R W E I L E V E R K A U F T L A C O S T E A U C H PA R F U M S , S C H U H E U N D U H R E N
Text DAV I D S T R E I F F C O R T I
SP I T Z N A M E
R E N É L AC O S T E – DE R G R Ü N DE R
Na t ionali t ä t
Spi t z name
Beruf
FR ANZOSE
DA S K R O KO DIL
E he f r au
Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg
erfolgten die Gründung der Bekleidungsfirma Lacoste mit dem Eintrag
«La Chemise Lacoste» als Markennamen, die Aufnahme der Massenproduktion sowie die Lancierung
einer Werbekampagne. Als erstes
Kleidungsstück überhaupt hatten die
Polo-Shirts von Lacoste ein Logo auf
der linken Brust (Original-Logo siehe
Bild oben).
POLO-SHIRT L.12.12
19 0 4 – 19 9 6
Gebur t s or t
PA R I S
7 GR AND-SL A M-, 2 DAV IS-CUP-SIEGE
S I M O N E DE L A C H A U M E
K inder
3
M E I S T V E R K A U F T E S P R ODU K T
Zur Massenanfertigung seiner Polo-Shirts
ging RENÉ LACOSTE 1933 eine Kooperation
mit dem französischen Strickwarenhersteller
ANDRÉ GILLIER ein. Dessen Firma wurde 1961
vom Textilkonzern DEVANLAY übernommen,
der als Lizenznehmer der Lacoste SA bis heute
einen grossen Teil von deren Textilien in Troyes
produziert. Anfang der sechziger Jahre übernahm BERNARD LACOSTE, der älteste Sohn
von René, die Führung des Unternehmens, das
sich in den folgenden Jahrzehnten zu einer umfassenden Modemarke mit einem vielfältigen
Sortiment entwickelt hat. Seit 2012 ist das
ehemalige Familienunternehmen im Besitz der
schweizerischen MAUS FRÈRES HOLDING, die
bereits seit Ende der neunziger Jahre über die
Aktienmehrheit der sehr eng mit Lacoste verbundenen Devanlay SA verfügt.
12 Millionen
Stück pro Jahr
Lacoste produziert 65 Prozent seiner Textilien in
eigenen Fabriken, unter anderem in Troyes (F).
Für Schuhe, Uhren und Parfums werden hingegen
Lizenzen an verschiedene Herstellerfirmen vergeben.
Hauptsitz
Paris
1
3
Produktionsplattformen
des Unternehmens
2
1 Frankreich (für Europa)
2 Peru (für Amerika)
3 China (für Asien)
Kapuzenjacke aus der
S/S-16-Sport-Kollektion.
1000 Boutiquen
in 120 Ländern
Anzahl Mitarbeiter
Auch die Tennisschläger von
Lacoste ziert ein Krokodil.
2014 erzielte Lacoste
einen Umsatz von
1,9 Milliarden Euro.
FOTOS: PD
Das Polo-Shirt – zirka
BESITZVERHÄLTNISSE
René Lacoste entwirft zusammen mit
seinem Freund und Geschäftspartner
André Gillier das Polo-Shirt L.12.12.
L steht für Lacoste, 1 für den einzigartigen Jersey-Stoff «petit piqué»,
2 für die kurzärmlige Version und
12 für die Anzahl Modelle, die Lacoste und Gillier damals lancierten.
Die Polo-Shirts wurden bis 1951 ausschliesslich in Weiss hergestellt.
DI E I KO N E : S E I T
8 3 JAHREN IN
DE R KO L L E K T I O N
Den Spit znamen «Das Krokodil» verdank t René Lacoste wahrscheinlich
einer Wet te beim Davis-Cup 19 2 3, bei der es um einen Kof fer aus
Krokodilleder gegangen sein soll. Gemäss anderen Quellen sind jedoch
seine Har tnäckigkeit , Ausdauer und Bissigkeit verant wor tlich dafür.
Jedenfalls bat René Lacoste 19 2 6 seinen Freund Rober t George darum,
ein Krokodil zu ent wer fen, um es auf seinen Blazer sticken zu lassen.
T ENNISSPIEL ER UND MODEUN T ERNEHMER
W ich t igs t e Tur niersiege
1933
L ebens zei t
1 0 0 0 0
März 2016
«Die Krokodile sind
schön» – Werbekampagne
aus dem Jahr 1976.
24
MANUFAKTUR
TEXT F L O R I A N Z O B L
Z
FOTOS O S C A R C H A N G A N D E R S O N
Neapel auf den Fersen
Christian Louboutin steht für hochhackige Damenschuhe, Pariser Eleganz und die typische
rote Sohle. Oder auch für italienische Wertarbeit – zumindest, wenn es um die Produktion edler
Herrenschuhe geht. In einem Vorort von Neapel entstehen Accessoires für Gentlemen
Diese Stadt steckt voller Geheimnisse: 4 0 0 Jahre lang gaben Symbole an der Lava-Fassade der
Kirche Gesù Nuovo in Neapels Altstadt Rätsel
auf, bis man sie als Noten für ein 45-minütiges
Musikstück entschlüsselte. Bekanntermassen
gründet die jahrhunder tealte Camorra – Neapels
Mafia – ebenfalls auf Geheimnisse, deren Grundlage die Verschwiegenheit ihrer Mitglieder ist.
Und wenn man in einem der besseren Restaurants der Stadt den neunzigjährigen Wir t nach
dem Rezept seiner Fischplat te fragt, ist die Antwor t ein böser Blick und ein «Buonanot te», wie
der Schreibende feststellen musste.
Auch eine Schuhmanufaktur, zehn Kilometer nördlich vom Zentrum gelegen, ist solch ein
neapolitanisches Geheimnis. In dem von Gewerbehallen gesäumten Voror t Casalnuovo di
Napoli, zwischen Vesuv-Ausblick und AutobahnRomantik, lässt das berühmte Label Christian
Louboutin seit vier Jahren Herrenschuhe fertigen – Paris made in Italy, fatto a mano, handgemachte Kunst werke. Wie heisst das Haus
noch? «Es hat keinen richtigen Namen, der Besitzer aber schon: Luigi Romanelli», lautet die
kr yptische Ant wor t aus der Pariser Zentrale.
Doch auch diese Manufaktur kennt die Taufe,
Gierre & Son heisst die Firma, gegründet 20 07.
Und Romanellis Kapital: nunmehr siebzig Jahre Er fahrung, basierend auf dem Werk seines
Vaters, des Gründers der vorherigen Schuh-Produktionsstät te an selbigem Or t, zudem 21 hochmotivier te Mitarbeiter (davon 15 Angestellte, die
Louboutin-Schuhe fer tigen), viel Fleiss auch, und
noch mehr Liebe für Qualität.
Mindestens dreissig Arbeitsschrit te benötigt
ein Schuh, der in Casalnuovo die Hallen verlässt,
je nach Auf wand an Material und Komplexität
des Designs auch mehr. Feinstes Leder trif f t auf
edle Stof fe: hier Alligatorhaut, dor t Tweed,
Ripsband und Cashmere. Es ist schwül bei Gierre
& Son, schwer zu erahnen, ob die Saunahitze
oder die aus Paris geliefer ten Designskizzen
den Modellbauer zum Schwitzen bringen. Er verwandelt zweidimensionale Gedankenspiele in
konkrete Formen, zeichnet Linien und Muster
auf Leisten, kreier t Puzzleteile auf Pergamentpapier. Somit entstehen wesentliche Elemente
eines Schuhs: die Schnit tmuster für Protot ypen,
welche, einmal von Louboutin für gut befunden,
erst den Star tschuss für noch mehr Handwerk
bedeuten.
Es folgt die Arbeit des Cut ters. Dieser muss
zehn bis fünfzehn Jahre Ausbildungser fahrung
mitbringen, bevor er auf Basis der Schnit tmuster und entlang von mit Schablonen gezeichne-
GANZ OBEN Wenn die
berühmte rote Sohle
angenäht wird, geht
es um Millimeter.
OBEN Fertige Schuhe
vor der Politur.
RECHTS Am
Leisten markiert
Modellbauer Vincenzo
Anatriello spätere
Schnittlinien.
Christian Louboutin
26
MANUFAKTUR
Z
RECHTS Schablonen für
den Lederzuschnitt.
GANZ RECHTS Eine
Maschine klebt die
Brandsohle auf, bevor
die Laufsohle an den
Schuh genäht wird.
UNTEN Noch ist der
Schuh nicht reif
für die Politur, das
Alligatorenleder
muss zuerst gebügelt
werden.
ten Linien das Messer in die Tierhaut bohren dar f. Ruhig und
doch schnell zieht er die Klinge durchs Leder: Eine Gerade,
ein Bogen, eine steile Linkskurve, zack, zack – wer wissen
will, wie Feinmotorik funktionier t, muss dem Cut ter über die
Schulter schauen. Noch eine Umdrehung präziser geht es zu,
wenn ex trem exklusives Material zum Einsatz kommt. Bei
Alligatorenleder dar f nur die Haut eines Tieres pro Schuhpaar
verarbeitet werden. Nebst der optimalen Wer tschöpfung
des edlen Materials muss der Cut ter gewährleisten, dass die
jeweils einmalige, reliefar tige Musterung paar weise eine
per fek te Symmetrie ergibt.
Es folgt – und dies ist eine der Ausnahmen während der
Schuhfer tigung hier in Casalnuovo – der Einsatz einer Maschine: Das geschnit tene, noch flache Leder oder, falls fürs
Modell er forderlich, auch Stof f teile werden mit Hochdruck und
Hitze in dreidimensionale Formen gebracht. Auch das Nähen
im Anschluss geschieht nicht per Hand. Doch «die Näharbeit
an der Maschine er forder t Geschick auf den Millimeter»,
erklär t Cinzia Romanelli, Ehefrau des Manufakturchefs. Sie
kümmer t sich mit Tochter Renée um Administratives. «Ausserdem kann ein Louboutin-Schuh aus bis zu zwölf verschiedenen Obermaterialien bestehen, da ist wahrlich viel
Präzision gefragt», so Romanelli weiter.
Denkt man an Louboutin-Schuhe, denkt man an Rot. Ikonisch der Farbton der Sohlen, er schwankt zwischen CandyKirschen- und Lippenstif t-Süsse. Doch bevor die in auf wendiger Lackierarbeit gefärbten Bodenplat ten ebenfalls an der
Maschine mit den Oberschuhen vermählt werden, braucht es
eine wolkenweiche und gleichsam robuste Zwischenschicht,
die Füllung zwischen Brand- und Laufsohle. Sie wird von Hand
aufgetragen. Ein Mix aus Kleber und Korkkrümeln wird per
Pinsel Zentimeter für Zentimeter geschichtet. Zum Aufnähen
der knallroten Laufsohle gesellen sich Schneide-, Schleif- und
Polierprozesse. Erst wenn die Treter ganz zusammengebaut
worden sind, folgt final die Färbung. Das weisse KrokoLeder erhält einen Bordeaux-Ton, Wachsen, Polieren, Wichsen;
mehr als zwanzig Paar pro Tag verlassen die Farbstation nicht.
Das Rezept zur neapolitanischen Fischplat te übrigens
bekamen wir doch noch. Zumindest ein adäquates, gesteckt
von einem Louboutin-Mitarbeiter, der am Vesuv geboren ist
und uns an einem Abend zum Freund wurde. Die Rezeptur
obengenannter Korkkrümel-Kleber-Melange allerdings, sie
bleibt so wie die Herkunf t der Korken selbst und so wie viele
andere Seiten Neapels ein Buch mit sieben Siegeln.
Denkt man an Louboutin-Schuhe, denkt man an Rot.
Ikonisch der Farbton der Sohlen, er schwankt zwischen
Candy-Kirschen- und Lippenstift-Süsse.
Christian
Louboutin
Geboren am 7. Januar 1963 in Paris,
zeichnete Christian Louboutin
als Teenager erste Schuh-Skizzen.
Nach Party-Jahren folgten eine
Lehre im Traditionshaus Roger
Vivier und freie Arbeiten für
namhafte Marken wie Chanel und
Yves Saint Laurent. 1991 eröffnete
Louboutin in Paris sein erstes
Geschäft, Kundin Nummer eins:
Prinzessin Caroline von Monaco.
Mittlerweile hat Louboutin über
100 eigene Boutiquen weltweit, seit
vier Jahren fertigt der Franzose
auch Herrenschuhe. (fzo.)
christianlouboutin.com
Christian Louboutin
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STAY OPEN.
28
IM BILDE
Unterwegs
FOTOS L U K E & NI K
REDAKTION UND STYLING K I M D A N G
HAARE UND MAKE-UP E S T R E L L A E L O R D U Y M I T P R O D U K T E N
V O N DI O R , L A B E L . M , T H E P IN K P E O N Y, B A L B C A R E
MODELS G R A C E P L O W D E N U N D L E A H A , B E I D E F Ü R M O D E L S 1
FOTO-ASSISTENZ P E T E R H AY N E S
STYLING-ASSISTENZ L A U R A DI A Z L O P E Z
OBEN Beuteltasche «2.0», Kalbsleder (375 fr .) LONGCHAMP,
grosser Tote-Bag «Kite», Kalbsleder (1800 fr .) MULBERRY
COV ER UND RECH T E SEIT E (L INKS) Gelber Mantel, Baumwoll-Matelassé ( etwa 1650 fr .) PORTS 19 61,
weisses Trägerkleid, Baumwolle mit Lochstickerei ( etwa 440 fr .) L AL A BERLIN,
Sonnenbrille «Bluebird Two» (540 fr .) DITA , Sandalen, Kalbsleder (preis auf anfrage) MARNI,
Nagellack «3 01 Bleuet te» (37 fr ., limitiert) DIOR
COV ER UND RECH T E SEIT E (RECH TS) Sandfarbener Kimono-Mantel, Leinengemisch ( etwa 470 fr .) L AL A BERLIN,
ärmellose Bluse, satinier ter Voile ( preis auf anfrage) L ACOSTE, Culot te, Stretch-Baumwolle (199 fr .) TOMMY HILFIGER,
Sandalen, Kalbsleder und Naturkautschuk (etwa 335 fr .) AT TILIO GIUSTI LEOMBRUNI,
Sonnenbrille «Bluebird Two» (540 fr .) DITA
Mode Frühling/Sommer 2016
Z
IM BILDE
30
OBEN (L INKS) Satinkleid mit Drapierungen, Seide ( etwa 19 0 0 fr .) JIL SANDER,
Ket ten mit Anhänger, Silber und vergoldetes Silber
(24 9 fr . und 269 fr .) FELIX DOLL , Sandalen «3D», Kalbsleder (3 35 fr .) LONGCHAMP
OBEN (RECH TS) Bestick tes Top, Baumwolle (8 3 7 fr .) SANDRO MARZO,
handgefer tigter Häkeljupe, Baumwollgarn (9 8 0 fr .) IAHAI,
Armreif, vergoldetes Messing und Kalbsleder (65 0 fr .) HERMÈS,
Sandalen «Sunset», Kalbsleder (3 35 fr .) LONGCHAMP
Mode Frühling/Sommer 2016
Z
ZÄSUR
Jungs und Mädels, lernt kochen
Tex t R I C H A R D K Ä G I Illus t r a t i on C R I S P I N F I N N
Wir kommen nicht daran vorbei. In Zeitungen, Magazinen, auf Plakaten, im alltäglichen Gesprächsstof f, unter Freunden und
bei der Arbeit. Auf sozialen Netzwerken
werden wir davon regelrecht erschlagen.
Wovon ich rede? Vom Loblied auf das
gute Produkt. Die – seien wir doch ehrlich
– leicht hilflose Speerspitze gegen die gewaltige, alles niederwalzende Junk-Foodund Convenience-Industrie.
Dass inzwischen jedes anständige Lebensmit tel einen Zeitungsar tikel wer t ist,
spiegelt die Misere. In meiner Jugend, und
das ist keine 4 80 Jahre her, da gab es das
nicht. Im Schrebergar ten zogen wir fet te
Karot ten in allen Farben aus dem Humus,
schnit ten Kohl in diverser Krausigkeit und
rissen Tomaten in abar tigsten Rot tönen
und Grössen von den Stauden – alles völlig
normal und niemandem mehr wer t als ein
«Cheibäguet!». Doch unsere Bequemlichkeit sowie die explodierende Bevölkerung
liessen die gigantischen Industrien wachsen, deren Fliessbandausstoss heute die
Menus auf den Tischen der Welt bestimmt.
Sicher, die Echos der Stimmen von jungen
Slow-Foodlern, alpinen Bauern und aufmüpfigen Frechdachsen von Köchen und
Food-Journalisten hallen lange nach, doch
ich traue dem Gemüse-Frieden nicht, trotz
Milliarden von Likes auf sozialen Netzwerken. Wenn ein Ex-Banker, der seinen
Schlips gegen die Mehlschürze tauscht
und jetzt ein zugegeben grossar tiges Baguet te bäckt, wie ein Rockstar bejubelt
wird, macht mich das auch misstrauisch.
War früher, als es noch keine Fer tigmehlmischungen für Bäckereien gab, nicht
jedes Brot einfach gut? In meiner Kindheit
hät ten wir die Bäckerei blind gefunden,
den frischen, ofenwarmen Broten entströmte dieser köstliche Dampf, der sich
mit dem Morgenlicht ins Zimmer schlich,
der erste verlässliche Geruch des Tages.
Grossver teiler brüsten sich mit phänomenalen Wachstumsraten ihrer nachhaltigen Sor timente, doch in Stück und Franken
sind das nur Bruchteile des Nahrungsmit telkuchens. Und Familie Schweizer fähr t
wohl kaum ins grenznahe Ausland, um
sich dor t mit Slow-Food-Preziosen einzudecken. Die Schnäppchenjäger sind auf
der Pirsch nach Schweinefilet für 6 Euro
das Kilogramm. Das jämmerliche Leben der
Tiere bei diesen Preisen interessier t keine
Sau. Die verarbeitende Industrie von Nestlé bis Unilever sowie die Giganten und
Discounter unter den Detailhändlern und
Junk-Food-Dealern schreiben sich andere
Ansprüche als denjenigen des Geschmacks
auf ihre Fahnen, wenn sie ihre Fer tigprodukte zusammenbrauen und -klonen.
Normier t in Grösse, Farbe und Preis, jederzeit in Massen verfügbar. So schliessen sie
das wahre Gute von Beginn weg aus. Mehr
noch, mit Konservierungs-, Aroma- und
Farbstof fen versetzen sie dem ursprünglichen Geschmack der Grundzutaten den
Todesstoss. Dafür wird nicht gegeizt mit
Zucker, Salz sowie Fet ten und Ölen jeglicher Ar t – das naturzerstörende Palmöl
inbegrif fen. Hät te ich in der Legislative
das Sagen, meine allererste Amtshandlung
wäre eine obszön hohe Steuer auf Salz,
Zucker und Fet t in verarbeiteten Lebensmit teln. Dann ginge es nur noch abwär ts –
mit den Krankenkassenprämien.
Doch die Hof fnung stirbt zuletzt. Der
sich wie Krakenarme ausbreitenden Nahrungsmit tel-Schwerindustrie ist Einhalt zu
gebieten. Es reicht, dass alle Flughäfen,
Einkaufs- und Stadtzentren dieser Welt
den gleichen Junk-Food-Gestank ausdünsten. Jungs und Mädels, lernt kochen.
Marktgeher, Hobbyköche, Haus- und
Ausserhausfrauen, Weinfreaks, Dicke und
Dünne, Allergiker und Veganer, Gourmets
und Gourmands, ihr selbsternannten Botschaf ter des guten Geschmacks, kauf t
natürliches Zeug, einfach nichts, was nicht
auf den ersten Blick erkennbar ist, und
nichts, was schon einmal gekocht wurde.
Eine simple Formel, eigentlich.
R I C H A R D K Ä GI i s t F ood- Scou t bei Globus . A u f
der Suche nach de m w ahr ha f t Gu t en r ei s t er f ür
die Delicatessa um die ganze Wel t . A lle, die den
Big Macs ein f ür alle Mal abschwören wollen,
f inden au f globus .ch /de /delica tessa / foodscou t
das ul t imat i ve Hamburger- Rezep t .
STILK RITIK
Man trägt wieder Hund
TIER STATT TASCHE
Cara Delevingne
besuchte mit ihrem
Rüden Leo eine
Chanel-Modenschau.
Cara Delevingnes Outfit in der Front-Row der ChanelHaute-Couture-Show diesen Januar in Paris erregte viel
Aufsehen (Bild). Es wurde eifrig fotografiert, gepostet und
«gelikt». Das Model trug Chanel von Kopf bis Fuss, derbe
Stiefel, Jeans und eine transparente Jacken-Shirt-Kombination – und den Mischlingsrüden Leo, der allerdings eher
Wach- denn Schosshündchen-Dimensionen hat.
Schon bevor es Tausende von Katzenvideos im Internet gab, war es unter Damen der Gesellschaft Tradition,
sich mit Tieren zu zeigen. Madame de
Pompadour liebte Malteser, Kaiserin Sisi
umgab sich mit Leonbergern, und Paris
Hilton überschritt die Schwelle zum
Internet-Olymp mit Chihuahua Tinkerbell
auf dem Arm. Seit Instagram ist die
Zahl der Online-Tierliebhaberinnen Legion: Lady Gaga herzt die französische
Bulldogge Asia, Taylor Swift die Katzen
Meredith Grey und Detective Olivia
Benson, und Delevingne schmückte sich
schon mit Kaninchen Cecil. Die Idee dahinter ist simpel: Tiere und Kinder sind
die grössten Sympathieträger überhaupt.
Erstere haben allerdings den Vorteil,
31
dass sie leichter zu organisieren sind – und dass man mit
ihnen seine Fürsorglichkeit unter Beweis stellen kann,
ohne das Risiko einzugehen, potenzielle Verehrer abzuschrecken. Auch optisch kann man die animalischen
Begleiter auf viele Arten einsetzen: Grosse, gefährliche
Hunde lassen Frauchen noch fragiler wirken, niedliche
Hunde verstärken ihren «Jö»-Faktor, ohne in Konkurrenz
mit ihr zu treten. Delevingne hat nun den Trend zum lebenden Accessoire vom Internet ins echte Leben geholt,
It-Animal statt It-Bag.
Verlierer dabei sind die Pelzindustrie
(wer trägt schon ein totes Tier, wenn
er ein lebendiges haben kann), alle, die
mit kühlen Nasen und heraushängenden
Zungen wenig anfangen können, Leo, der
sicher lieber echten statt Kunstrasen
wie bei Chanel gerochen hätte – und die
Mode, die keinen mehr interessiert.
M A L E N A R U D E R lei t e t das Magaz i n « Z » und
schr eib t über M ode, S ch muck und S chönhei t .
S ie in t er es sier t sich nich t nur f ür das , w as
M enschen t r agen , s on der n vor allem da f ür,
w ar um s ie es t un .
FOTO: RINDOFF / LE SEGRETAIN / GETTY IMAGES
Tex t M A L E N A R U D E R
ZÄSUR
K LEIDERORDNUNG
In Hülle und Fülle
Tex t B A R B A R A V I N K E N
Dauer im Wechsel wird der Mode
nachgesagt: Das Neue ist immer
– und immer wieder – das Alte.
Mode als Déjà­vu, nichts Neues
unter der Sonne; Modeverdros­
senheit macht sich breit.
Aber die neusten Kollek tionen
überraschen. Man wird überrum­
pelt von knalligen Farben, es gibt
keine Berührungsangst mit Feuer­
rot oder sogar Bonbonrosa. Üp­
pigste Blumenwiesen, so weit das
Auge reicht; die wildesten Muster
stürzen auf uns ein, knallbunt.
Aber vor allen Dingen: unglaublich
viel Stof f. So ein verschwende­
rischer Materialverbrauch, so viel
Rauschen, so viel Hülle und Fülle
war seit Diors New Look in den
fünfziger Jahren nicht mehr. Da­
nach war lange Jahre Knappes,
Anliegendes, Minimales an der
Tagesordnung. Vom Kostüm über
das Etuikleid bis zum Hosenanzug
ging es darum, dass der Stof f
der Silhouet te folgt und sie nicht
über formt. Gerne dezent gemus­
ter t, aber nicht gleich in knalligen
Farben.
Die dem Körper folgende Mode
der letzten Jahrzehnte war da­
durch gekennzeichnet, dass Klei­
der sich den Körperlinien schmieg­
sam anzupassen hat ten. Sie rich­
tete sich gegen die raumgreifen­
den, von oben bis unten in Seide
drapierten und mit Rüschen und
Schleifen besetzten Stoffpakete,
in die das ausgehende 19. Jahr­
hundert die Frauen mit Keulen­
ärmeln, Krinoline und Cul de Paris
verwandelt hat te. Gegen diese
ausufernden Oberflächen setzte
man klare Linien, gegen das drei­
dimensional Überbordende eine
schlanke Zweidimensionalität. Nun
scheint alles, was wie angegossen
sitzt, von gestern. Irgendwo muss
jetzt etwas zu viel sein: zu lang, zu
weit, zu hoch. Dabei geht es an­
ders als in der von Dior wiederbe­
lebten Mode des 19. Jahrhunderts
nicht um das Betonen reizender
Rundungen wie Po und Busen, die
durch die Schlankheit der Taille ins
Auge springen, sondern um ein
bedeutungsfreies, gegenläufiges
Zuviel.
Ein of fensichtliches Symptom
für die neue Lust an überborden­
der, sinnloser Stof f fülle ist das
schlicht Nicht­Passende. Mass­
geschneider tes ist von gestern,
die Zeiten, in denen ein Kleid wie
angegossen sitzen sollte, sind
vorbei. Fast meter weite Hosen­
beine, die weit über die Schuhe
fallen und auf dem Boden schlei­
fen, Ärmel, die tief über den Fin­
gerspitzen in einer grossen Glo­
cke enden. Aber das ist nur die
Spitze des Eisbergs. Rüschenkas­
kaden, geraf f ter Tüll, schwingen­
de Falten, unglaubliche Volumen,
alles bauscht sich. Kleider haben
die Geräumigkeit von Bade­Um­
hängen, wie man sie einst im Frei­
bad als Umkleidekabine benutzen
konnte. Dieses Mehr an Stof f
scheint sinnfrei, scheint einfach
nur ein Mehr zu sein.
Und doch ist es denkbar, dass
hier ein altes Prinzip, leicht ver­
rückt, wiederkehr t. Alles, was in
Antike und Mit telalter Autorität
hat te, kam überbordend daher,
Stof fes Fülle weht uns aus den
Bildern der Alten an. Die six tini­
sche Madonna kommt auf und in
einer Stof f wolke daher, ist üppig
von Kopf bis Fuss von Gewebe um­
schwebt. Priester waren komplet t
in faltenreiche Stof fe gehüllt,
Professoren und Richter strahlten
erst im Talar, von grosszügig fal­
lenden Falten umspielt, die ganze
Würde ihres Amtes aus. So sind
die neuen Stof fmengen vielleicht
doch nicht ganz sinnfrei, sondern
sie hüllen uns in ursprüngliche
Unberührbarkeit. Keusch verlei­
hen sie uns einen vom Geist beflü­
gelten Leib – und einen Hauch von
Sinn, von unbefragter Autorität.
B A R B A R A V IN K E N is t P r o fes sor in
f ür A llgemeine L i t er a t ur w is senscha f t
und R omanische P hilo lo gie an der
L M U in M ünchen . E in br ei t es P ub l ik u m
er r eich t e sie m i t ihr en Über legungen
z ur deu t schen F am i lienpo l i t ik und
zur M o de .
Lob der Laksa
Tex t P H I L I P U R S P R U N G
Ich lebe für ein halbes Jahr als Expat in Singapur. (Ex­
pats sind Menschen, die freiwillig für eine begrenzte
Zeit unter privilegierten Bedingungen fern der Heimat
wohnen.) Singapur sieht sich gerne als die Schweiz Süd­
ostasiens und eifert uns in vielem nach. Man munkelt,
dass die Bewohner durch Landaufschüttungen um die
Insel den Umriss der Schweiz imitieren möchten. In
puncto Reichtum und Humorlosigkeit sind wir ihnen
zwar eine Nasenlänge voraus. In puncto Paranoia hin­
gegen sind sie uns schon dicht auf den Fersen: Kampf­
flugzeuge patrouillieren fortwährend über dem winzigen
Stadtstaat, um eine anscheinend unmittelbar bevor­
stehende Invasion abzuwehren. Auch was Pünktlichkeit
und Sauberkeit angeht, haben sie uns fast eingeholt: In
einem U­Bahnhof sah ich kürzlich ein Schild, auf dem die
Verwaltung sich für einen Wasserflecken am Boden ent­
schuldigte. Ungefähr zur selben Zeit trat der Verkehrs­
minister zurück, weil sich eine Bahn verspätet hatte.
Und sogar sprachlich möchten sie so sein wie wir. Wie
die Deutschschweiz pflegt auch Singapur einen Dialekt,
«Singlisch», der sich weder verschriftlichen noch gram­
matikalisch fassen lässt.
Wo uns Singapur aber eindeutig übertrifft, ist beim
Essen. Nirgendwo gibt es eine derartige Vielfalt von Ge­
richten und kulinarischen Traditionen wie in der Stadt
mit dem grössten Hafen der Welt. Das Essen ist hervor­
ragend, im gediegenen Restaurant am Fluss ebenso wie
am Imbissstand. In den 1970er Jahren hat die Verwal­
tung die Garküchen an den Strassenrändern in soge­
nannten hawker centres zusammengefasst. Unter wei­
ten Blechdächern breiten sich Dutzende von Ständen
aus, die jeweils auf ein Gericht spezialisiert sind. An­
fangs konnte ich es kaum glauben, dass Fans eines be­
stimmten Sojapuddings eine Stunde fahren und dann
noch anstehen, aber inzwischen mache ich es auch so,
am liebsten für «Laksa». Das Stadtmarketing will einem
zwar einreden, dass die teure «Chilli Crab» die National­
speise sei. In Wirklichkeit ist es aber die rot­weiss ge­
sprenkelte Laksa, die man überall für 2 Franken erhält.
Es ist eine Suppe aus Shrimps, Chili, Kokosnuss und
Reisnudeln. Es gibt zahllose Variationen davon, zum Bei­
spiel mit Muscheln, Fisch, hart gekochten Eiern und
Frühlingszwiebeln, und eine ist besser als die andere.
Laksa ist typisch für Singapur, obwohl es nicht von
hier stammt. Nicht einmal die Zutaten sind lokal, denn
alles wird importiert. Aber gerade dies macht die Be­
sonderheit aus, denn in Singapur ist nichts verwurzelt
und rein, sondern alles fliesst zusammen und mischt
sich. Immer neue Wellen von Einwanderern, aus China,
den Niederlanden, Portugal, England, Indien und Süd­
ostasien, sowie Heerscharen von Touristen und Expats
sorgen seit zwei Jahrhunderten für diese Mischung
und damit auch dafür, dass sich das Essen fortwährend
ändert und verbessert. Das sollten wir kopieren.
P HI L IP U R S P R U N G is t P r o f e s s or f ür K uns t­ und A rchi t ek t ur­
geschich t e an der E T H Z ür ich . E r f or sch t i m R ahmen des
F u t ur e C i t ies L abor a t or y i n S ingapur f ür eine A us s t ellung
über den Na t ur f or scher F r an z W i l hel m Junghuhn . E r s t e
E r gebnis se sind ab 2 0 . A pr il zu sehen bei G TA E x hibi t ions ,
E T H H öngger ber g .
32
ZÄSUR
AUS DEM AUGENWINK EL
Tex t un d F o t o gr a f ie BI C E C U R I G E R
Techno-Baldachin
BICE CURIGER is t küns tlerische Dir ek t or in der F onda t ion V incen t v an G o g h
A r l e s u n d C he f r e dak t o r i n de r K u n s t p ub l i k a t i o n « P ar ke t t » . Z u vor w ar sie
w ähr end 2 0 Jahr en K ur a t or in am K uns t haus Z ür ich .
FOTOS: INGVAR ERIKSSON / CORBIS / DUKAS, PD; ILLUSTRATION: JEAN-MICHEL TIXIER
Ich steh nicht auf Räder
Wie kann ich nur dem Kind das «Smart
Wheel» ausreden? Es ist tatsächlich faszinierend, wie sich Menschen neuerdings
aufrecht auf einer Achse stehend fortbewegen können. Leicht nach vorn geneigt und
mit schlaff hängenden Armen wirken sie
aber doch ziemlich plump. Ich sage dem
Kind: «Das ist absolut uncool!» Und prompt
fragt es zurück: «Warum?»
Die Recherche auf Youtube bestätigt
mein Vorurteil. Unter «Smart Wheel» oder
«Air Wheel» zeigen stolze, schlecht gekleidete Männer, wie sie sich auf tristen Quartierstrassen von ein- oder zweirädrigen
elektrisch angetriebenen Rollern fortbewegen lassen. In sogenannten «UnboxingVideos» sehe ich ihnen schon beim Auspacken der Geräte zu, in ebenso kläglichen
Wohnungen. In meinem Bekanntenkreis gibt
Tex t R E N AT E M E N Z I
es nur Schulkinder, die sich für diese fahrenden Untersätze begeistern. Die wenigen
Erwachsenen, die mir bis heute stehend
entgegenfuhren: alle super uncool.
Es ist schon frappant, wie neue Produkte über ihre Nutzer konnotiert werden.
Wenn sich die «falschen» Leute damit zeigen, dann will ich es nicht haben. «Dinge
werden nicht begehrt, weil man sie schön
findet – man findet sie schön, weil sie begehrt werden», schrieben die Pariser Stilexperten C. Percier und P. F. L. Fontaine bereits 1812. Und wer sich mit etwas zeigt,
beschreibt eben nicht nur sich, sondern
auch das Ding. So betrachtet sind Produkte
soziale Medien, ihre Bedeutung beruht auf
Zuschreibungen und verändert sich ständig.
Doch das Design spielt natürlich auch
eine Rolle. Während das zweirädrige Smart
Wheel wie ein Sportgerät aus den neunziger
Jahren anmutet, erinnert die Formensprache
des einrädrigen Air Wheel mit seinen ausklappbaren Tritten an Gehhilfen oder Rollstühle. In Produktdesign, Verpackung oder
Werbung wurde von den chinesischen Produzenten nicht viel investiert. Die unmotivierten Farb- und Dekor-Varianten umhüllen
33
eine innovative Technologie, die noch keine
eigene Form gefunden, keinen neuen Typ
gebildet hat. Und wieder kommt der Mensch
ins Spiel, seine Interaktion mit dem Gegenstand. Jedes Ding – sei es ein Stuhl, ein
Schuh oder ein Smartphone – verlangt von
seinen Benutzern eine bestimmte Haltung.
Zum Vergleich: Skateboarder oder Surferinnen sehen immer gut aus, wenn sie fahren.
Ihre Bewegungen wirken schön, weil sie
aus einer klugen Umsetzung von Schwungund Schwerkraft hervorgehen. Ein tolles
Board zu haben, reicht eben nicht, Skateoder Surfboards sind Teil einer Kultur, auch
wenn sie längst kommerziell vertrieben
werden. Dies alles fehlt den elektrischen
Rollern, und ich frage mich, ob sie ihr Defizit
an Stil, Design und Kultur nur mit Strom
werden einholen können. Warten wir ab,
was der Frühling bringt!
R E N AT E M E N Z I is t K ur a t or in der Design S am m lung des M useum s f ür Ges t al t ung und
Do zen t in f ür Designgeschich t e an der Z ürcher
H ochschule der K üns t e . S ie sam m el t , f or sch t ,
s t ell t aus , lehr t und publ i z ier t zu T hemen
der P r oduk t k ul t ur.
ZÄSUR
Antrieb der Hässlichkeit
Tex t un d Il l us t r a t i on S A R A H I L L E N BE R G E R
Warum Kreative gerade in einer unästhetischen Umgebung
sehr viel Schönes hervorbringen können
Mein S tudio ist in Berlin Wedding. Zwischen Automaten-Kasinos, Döner-KebabImbissbuden und Wet tbüros gibt es in
diesem Quar tier zahlreiche Bäckereien.
Eine befindet sich in unserem Gebäudekomplex , einem denkmalgeschüt z ten Gewerbe-Lof t . Um Punk t 9 Uhr in der Frühe
dringt der herrliche Duf t von frisch gebackenem Brot zu uns hinauf.
Sonst gefällt mir nichts an diesem
S tadt teil wirklich. Alles ist hässlich, und
ich frage mich sehr of t , warum ich nicht
nach Paris gezogen bin. Neulich bekam
ich Besuch von einer Freundin, die dor t
lebt . Sie schaute sich in der Umgebung
um und mich erschüt ter t an: «W ie hältst
du es hier nur aus?» W ir diskutier ten
lange und kamen schliesslich zu der Einsicht , dass man an unschönen Or ten wohl
mehr Motivation dazu hat , et was ästhetisch Her vorragendes zu generieren. Das
leuchtet mir ein.
SA R AH IL L ENBERGER bewegt sich in ihren Werken
z w ischen K uns t und Design . O f t se t zen diese
A l l t ag s g e g e n s t än d e i n e i n e n ü b e r r as ch e n d e n
K on t ex t . Im Magaz i n « Z » gib t die gebür t ige
M ünchner in und Wahlber liner in E inb l ick i n ihr e
Bil der- und Gedanken w el t .
34
Z
IM BILDE
UN T EN Kurzarm-Kimono, Viskose ( etwa 800 fr .) ODEEH,
Ohrschmuck «Palme Ver te», 18 Karat «Fairmined»Gelbgold (5800 fr . / paar) CHOPARD
UN T EN RECH TS Tasche «Locket t Petite», Wildleder mit
Lederapplikationen, Ket tenriemen ( etwa 1500 fr .) JIMMY CHOO
35
36
IM BILDE
Z
Z
IM BILDE
L INK E SEIT E Ket ten mit Anhänger, Silber und vergoldetes Silber (24 9 fr . und 269
Satinkleid mit Drapierungen, Seide ( etwa 19 0 0 fr .) JIL SANDER
37
fr .)
FELIX DOLL ,
OBEN (L INKS) Jacke, Seide (1150 fr .), Hose, Seide (825 fr .), und Sandalen «Dalvina», Kalbsleder (625 fr .), alles BALLY
OBEN (RECH TS) Jacquardkleid, Seiden-Baumwolle-Mix (preis auf anfrage) MARNI,
Ohrringe, Korbweide (1000 fr .) HERMÈS
Mode Frühling/Sommer 2016
38
IM BILDE
Mode Frühling/Sommer 2016
Z
Z
IM BILDE
L INK E SEIT E Mesh-Kaf tan, Baumwolle und Wildleder-Details
( etwa 2800 fr .) MAFALDA VON HESSEN,
Bikini-Top «Vedet te Duni» (200 fr .) ERES,
Anhänger mit Ket te «Palme Ver te»,
18 Karat «Fairmined»-Gelbgold (3600 fr .) CHOPARD,
diverse Seidentücher ( ab 295 fr .) BALLY und HERMÈS
RECH TS Träger-Top, Baumwollgemisch ( etwa 360 fr .), und
Jupe, Baumwollgemisch ( etwa 360 fr .), beides ODEEH,
Armreife, vergoldetes Messing (2 9 8 fr . und 19 8 fr .) FELIX DOLL ,
Sandalet ten «Vernie 65», Wildleder ( etwa 6 3 0 fr .) JIMMY CHOO
UN T EN RECH TS Kurzarm-Kimono, Viskose ( etwa 800 fr .), und
Jeans-Culot tes, Baumwolle (etwa 470 fr .), beides ODEEH,
Bikini-Top «Fruit y Pik» (210 fr .) ERES, Ohrschmuck «Palme Ver te»,
18 Karat «Fairmined»-Gelbgold, (5800 fr . / paar) CHOPARD
39
40
IM BILDE
Z
L INKS Slippers «Boell», P y thonleder (825 fr .) BALLY
UN T EN MIT T E Mantel, Organdy (2310 fr .), Bluse, Baumwolle,
(1190 fr .), beides PR ADA , Bundfaltenhose, Seide (2450 fr .) HERMÈS
GA NZ UN T EN UND INH A LT (SEIT E 13) Gilet, Lammvelours (3325 fr .),
Hose, Lammvelours (2495 fr .) beides AKRIS, Bikini-Top ERES
RECH T E SEIT E (L INKS) Jerseyjacke, Seidengemisch bestick t,
Crêpe-Top und Crêpe-Jupe, beide Seide-Wolle-Gemisch
( preise auf anfrage), alles MARNI, Ring, Silber (198 f r .) FELIX DOLL ,
Nagellack «Bleuet te» ( limitiert) DIOR
RECH T E SEIT E (RECH TS) Top, Guipure-Stickerei
(800 fr .) WUE THRICHFUERST, Hose, satinier ter Voile
(preis auf anfrage) L ACOSTE, Armspange «Palme Ver te»,
18 Karat «Fairmined»-Gelbgold (9900 fr .) CHOPARD
Mode Frühling/Sommer 2016
42
IM GESPRÄCH
Julian Zigerli
Der 31-jährige Senkrechtstarter aus Uster schloss in Berlin ein Modedesign-Studium
ab. Vor fünf Jahren kehrte er in die Schweiz zurück und etablierte sein eigenes
Label. Mit seiner Mode will Zigerli die Welt ein bisschen freund licher machen
INTERVIEW K I M D A N G
FOTO J O N A S H E GI
Z
Z
IM GESPRÄCH
43
Woran erkennt man gute Mode?
An der Qualität und an einer gewissen
Selbstverständlichkeit, mit der sie getragen wird.
Letzten Sommer.
Ein gestreiftes
Was fehlt nie in einer
Zigerli-Kollektion?
o r,
Sp
ass,
F r eu nd l ich
T-Shirt
ke
it .
H
um
Wann haben Sie das
letzte Mal etwas bei
einer Billigmode-Kette
gekauft?
fürs Segeln.
Warum machen Sie Mode?
Ich mache es gerne. Jeder muss herausfinden, was
ihm liegt, womit er sein Geld verdienen will – und wie
er jeden Tag seine Zeit verbringen will.
Können Sie heute von Ihrer Mode leben?
Nein,
Wie haben Sie sich seit
Beginn Ihrer Karriere
als Modemacher
weiterentwickelt?
noch nicht.
Warum machen Sie keine
Mode für Frauen?
Was zeichnet eine gute Kollektion aus?
Frisches
und Neues darin haben.
Es muss immer etwas
Es war von Anfang an eine bewusste Entscheidung, dass ich
ein Männer-Label möchte. Man hat damit schon genug zu
tun. Unsere Hauptkollektion kommt aber bei Frauen gut an, rund
20 Prozent unserer Kundschaft sind weiblich. Mittlerweile
haben wir auch die Unisex-Linie «All Time Favorite» aufgebaut.
Excitement.
Man muss nicht das Rad neu erfinden,
sollte aber die Welt der Kollektion
neu interpretieren.
Ihr Berufswunsch, als Sie klein waren?
Als Trapezkünstler
zum Zirkus zu gehen.
Würden Sie sich anders kleiden, wenn
Sie nicht in der Schweiz leben würden?
Haben Sie kreative Grenzen beim Entwerfen?
Wenn ich mir nicht vorstellen kann,
dass der Entwurf auch im realen Leben
getragen werden kann, dann gibt
es keinen Grund, ihn zu realisieren.
Finden Sie, dass sich
die Schweizer langweilig
anziehen?
Sie kleiden sich nicht langweilig, aber sehr
Ich habe gelernt, zu
überleben, durchzuhalten
und mich durchzubeissen.
Ich denke schon. Als ich mit siebzehn ein
Praktikum in London gemacht habe, konnte
ich mich so richtig entfalten. Man fühlt sich
dort viel eher akzeptiert, wenn man sich einmal
etwas verrückter kleidet. Aber ich vermisse
das nicht. Ich glaube, dass ich meinen
Stil gefunden habe und dass ich ihn sehr
selbstbewusst trage – auch in der Schweiz.
Schwarzes Leder oder pinkfarbener Plüsch?
safe.
Ist doch klar:
Würde Sie der Posten als
Chefdesigner für eine Marke
reizen?
Absolut, darauf habe ich grosse Lust.
Es wäre auch eine gute Sache, wenn ich
neben meinem eigenen Label noch einen
anderen Blickwinkel auf die Mode hätte.
Ihre
gegenwärtige
Obsession?
Justin Biebers letztes
Album, «Purpose».
Ich liebe es. Popkultur
im Generellen finde ich
sehr spannend.
Julian Zigerli
pinkfarbener
Plüsch.
Wer würde im Film über Ihr Leben
die Hauptrolle spielen?
Der junge Leonardo DiCaprio mit einer
oscarwürdigen Leistung.
44
ZENIT
Z
Wie die Digitalisierung
die Mode revolutioniert
Kaufen wir bald nur noch online ein? Dominieren in Zukunft ausschliesslich Grosskonzerne
den Bek leidungsmarkt, oder können davon Boutiquen mit persönlicher Beratung prof itieren?
Und wie verändert sich die Rolle der Mode als Kulturgut? Eine Bestandsaufnahme
TEXT J O A C H I M S C HI R R M A C H E R
«Geschäfte sind Mittelalter. Sie wurden
nur gebaut, weil es kein Internet gab.»
Zalando - Investor Oliver Samwer
EINK AUFS-ERLEBNIS DER ZUKUNFT
Der Laden der Zukunft,
ein Projekt der Marketing-Agentur Serviceplan und der Schweizer
Vitra-Gruppe, steht
in München: Der
Konsument wird
über ein Plakat oder
TV-Werbung auf eine
Website gelockt. Dort
erfährt er, in welchen
Grössen und Farben
das gewünschte
Produkt wo verfügbar
ist, und er kann sich
per Videokonferenz
beraten lassen. Geht
der Kunde zum Laden
oder kommt zufällig
vorbei, begrüsst ihn
die App auf seinem
Smartphone mit Namen.
Das Betreten des
Shops wird mit einem
Gutschein belohnt. In
den Regalen liegt nur
ein Kernsortiment.
Das Online-Angebot ist
auf Displays abfragbar,
individuelle passende
Produkte poppen auf.
Ware und Kunden
werden durch RFIDund Beacon-Technologie
identifiziert. Will man
eine Hose anprobieren,
zeigt die interaktive
Umkleidekabine auf
einem Touchscreen
verfügbare Farben und
Grössen und schlägt
passende Produkte vor.
Am Beratungstisch
wird gezeigt, wo und
wie das Kleidungsstück
produziert wurde. Hier
wird bezahlt, ohne
langes Anstehen. Die
Ware wird erkannt,
der Kunde registriert,
und der Betrag vom
Kundenkonto oder
von der Kreditkarte
abgebucht – abzüglich
des Rabatts.
(Joachim Schirrmacher)
In den Modefirmen sieht es zunehmend aus wie im Kontrollzentrum der Nasa:
lange Reihen von Tischen mit Computern, an den Wänden riesige Bildschirme.
Hier werden die enormen Waren- und Informationsflüsse gesteuert. Die Digitalisierung verändert die Mode von Grund auf. Das Internet macht Mode für alle
leicht zugänglich und erschwinglich. An jedem Ort, zu jeder Zeit.
Nie zuvor waren die Menschen mehr an Mode interessiert. Nie zuvor bekam
Mode mehr Aufmerksamkeit. Die Online-Shops boomen, vor allem, was Kleidung
und Accessoires angeht. Am deutlichsten zu sehen sind die Folgen dieser Entwicklung im Detailhandel. Autor und Teilzeithändler Jeroen van Rooijen hat ihm
jüngst eine Liebeserklärung geschrieben; ein Ideal, so rar wie seltene Edelsteine.
Zur Realität klafft ein riesiger Abgrund. Das vielbeschworene Einkaufserlebnis
ist, bis auf wenige Ausnahmen, ein Stolpern von Enttäuschung zu Enttäuschung.
Der Detailhandel ist in seiner heutigen Form ein auslaufendes Geschäftsmodell. Einst war er der Flaschenhals zwischen Industrie und Kunde. Tempi
passati. «Geschäfte sind Mittelalter. Sie wurden nur gebaut, weil es kein Internet gab», so Zalando-Investor Oliver Samwer im Branchenmagazin «Textilwirtschaft». Schon in den letzten zwanzig Jahren wurden kaum neue «reale» Läden
eröffnet. Wenn, dann waren sie meist das Aushängeschild eines Herstellers,
einer Agentur oder ein Nebenerwerb. Jetzt sind vor allem Läden mit bis zu
5 Millionen Franken Umsatz bedroht. Mit ihnen schwindet die Vielfalt besonders in mittelgrossen und kleineren Städten. Diesen droht die Verödung.
Auch die Industrie kämpft in allen Genres. Im Luxussegment brechen,
wie bei Richemont, die Umsätze ein. Kaum sinkt bei Burberry der Gewinn, steht
Chefdesigner und CEO Christopher Bailey infrage. In der Mitte des Marktes sind
Labels wie Strenesse insolvent oder kämpfen wie Esprit ums Überleben. Einstige
Erfolgsgaranten wie Gerry Weber (63 Prozent Kursverlust) oder Hugo Boss
(–30 Prozent) schockten 2015 die Börse mit Gewinnwarnungen. Gut geht es hingegen Unternehmen wie H&M, Zara, Mango, Primark oder Uniqlo, die alle Schritte vom Modedesign bis zum Verkauf, online und in Geschäften, vereinen. Sie haben in den letzten fünf Jahren im Schnitt ein Umsatzplus von 60 Prozent erzielt.
Der Online-Handel verändert die Spielregeln der gesamten Branche radikal.
Er ist bequem, schnell, informativ und bietet rund um die Uhr eine grosse Auswahl zum zumeist kleinen Preis. Bereits 20 Prozent aller Modeartikel werden
im Netz gekauft, in vier Jahren könnten es laut dem Kölner Institut für
Handelsforschung gar schon 50 Prozent sein. Das Angebot wird hierzulande
dominiert von ausländischen Anbietern von Amazon bis Zalando, von Stylebop
bis Mytheresa. Schweizer Modehändler sind im E-Commerce laut der
Modeplattform Stylight fast nicht vertreten.
Die Onliner sind Treiber und Getriebene. Um andere Anbieter vom Markt zu
verdrängen, lockten sie die Kunden mit der Lieferung innerhalb von 24 Stunden
(Amazon) oder mit kostenlosen Retouren (Zalando). Aber was gestern begeisterte,
ist heute längst Standard. Der Kunde wird immer bequemer. «2008 konnte man
noch punkten mit einem breiten Angebot, vielen Bezahlmöglichkeiten, gutem
Service und einem tollen fulfillment. Heute ist all dies für die Kunden selbstverständlich», lässt sich Zalando-Chef David Schneider zitieren. Der Markt hat sich
sehr viel schneller verändert, als selbst der Online-Gigant es erwartet hatte. 2011
kauften 5 Prozent bei Zalando mit einem Smartphone ein, 2015 waren es schon
56 Prozent. Doch auch reine Online-Shops gelten schon wieder als Schnee von
gestern, State of the Art ist die Kombination von Laden und online. Sei es, dass
man nach der Online-Recherche im Geschäft kauft, in Läden schaut, um dann
online zu bestellen, oder Kleidung online bestellt und im Geschäft abholt.
Über die Zukunft dürften die Daten der Kunden entscheiden. Sie sind das
Gold des 21. Jahrhunderts. Wer weiss, wie der Kunde denkt, fühlt, lebt? Wer hat
den besten, den häufigsten Kontakt? Der Detailhandel? Amazon? Oder doch eher
Google, Facebook oder Netflix? Schon heute machen Pinterest mit «Buyable Pins»
und die Facebook-Tochter Instagram mit einem «Shop now»-Button den OnlineHändlern Konkurrenz. Auch die Grenze zwischen Handel und Medien schwindet.
Mode und Internet
Z
LINKE SEITE
Spektakuläre Settings
wie der Supermarkt
bei der ChanelHerbst/Winter-2014/15Ready-to-Wear-Show
generieren Klicks.
FOTOS: STEPHANE MAHE / REUTERS, MYTHERESA.COM, HANS EIJKELBOOM / PHAIDON
OBEN
Warenlager des
Luxus-Online-Shops
Mytheresa.com.
ZENIT
UNTEN
Das Buch «People
of the Twenty-First
Century» (Phaidon,
2014) des Fotografen
Hans Eijkelboom
zeigt, wie stark sich
die Kleidung weltweit
angeglichen hat.
Am Anfang standen die Blogger. Sie machten sich als
Gegenbewegung zu den oft elitären Modemedien
einen Namen durch Unabhängigkeit, Emotionen und
Subjektivität. Heute sind Blogs zumeist die Basis für
den Reichweite-stärkeren Instagram-Account. Da
viele Lifestyle-Marken nicht wissen, wie sie ihre Kunden erreichen sollen, setzen sie auf die influencer, die
scheinbar nahe am Volkswillen sind. 70 Prozent der
neuen Golden Girls (ein paar bloggende Männer gibt
es auch) nehmen heute Geld für ihre Dienste. Mit der
Kommerzialisierung wurde aus frischer Authentizität oft naive Begeisterung bis hin zur unverhohlenen
Werbung. Es folgten die Online-Händler mit
«Shoppable Inspiration»: Unterhaltung rund um die
Mode. Das entsprechende Produkt ist natürlich immer nur einen Klick entfernt. Inzwischen agieren die
Online-Auftritte der Modemagazine und Unternehmen wie Blogger und wandeln sich zu Online-Shops;
«der dominierende Trend» in den Verlagen, so der
deutsche Zeitungsverlegerverband BDZV.
Trotz all der Kommunikation führt die Digitalisierung erstaunlicherweise zum Stillstand der
Mode. Zwar war das Angebot noch nie so gross. Doch
der Look in den Läden und auf den Strassen mutet so
einheitlich an wie noch nie. Warum ist dem so? Die
Einkäufer setzen auf Basics und Bestseller, tendieren
zu grossen bekannten Namen, die Aufmerksamkeit
und Sicherheit versprechen. Die Designer haben
kaum noch Zeit. Jil Sander arbeitete schon einmal
drei Wochen an einer Hose, heute muss in der Zeit
eine ganze Kollektion fertig sein. Also stecken unter
dem Deckmantel des scheinbar ewig Neuen allzu
häufig die Kopie von der Kopie sowie anonyme Massenware, die durch ein anderes Label, Futter oder
eine andere Farbe «exklusiv» werden. Bei den Kunden ist nicht mehr Individualität, sondern Akzeptanz
Mode und Internet
45
begehrenswert. Nicht zuletzt ist die Kommunikation
wichtiger als die Kreation. Modeschauen werden zu
aufwendigen Spektakeln, und ein Look erhält erst
Bedeutung durch Markenbotschafter, Stars und
Sternchen. Sie überzeugen in der Front-Row und auf
dem roten Teppich nicht immer durch guten Stil,
sprechen aber die Masse an. Je bekannter ein Gesicht, desto grösser die Umsatzsteigerung.
Wie radikal, aufregend und atemberaubend
Mode einmal war, ist zu ahnen, wenn man einen
Film über das Lebenswerk von Alexander McQueen
anschaut oder eine Ausstellung wie jene über Jean
Paul Gaultier in München gesehen hat. Ihre Arbeiten sind derart originell und phantasievoll, dass
es heute unglaublich erscheint. Die Dominanz des
Digitalen hat auch Auswirkungen auf das Design.
Entscheidend ist nicht mehr, wie die Kleidung am
Körper wirkt, sondern der Wow-Effekt auf dem
Screen. Online werden eher auffallende, bunte und
glänzende Stücke verkauft. Flimmernde Muster wie
Hahnentritt und Pepita oder erklärungsbedürftige
Schnitte wie Drapagen haben kaum Chancen. Auch
die handwerklichen Standards bei Passform und
Verarbeitung sind gesunken. Wer weiss noch, wie
welches Kleidungsstück sitzen soll? Hauptsache,
man kriegt den Knopf zu. Mit der Qualität sinkt die
Wertschätzung: Kleidung kostet so viel wie eine
Tasse Kaffee, und manche Kundin trägt sie halb so
lange, wie es für ihre Entstehung braucht.
Durch das Internet steigt aber auch die Transparenz und damit die Forderung nach höheren
Umwelt- und Sozialstandards. 72 Prozent der Verbraucher finden sie wichtig. Beim Kauf sind sie angesichts günstiger Preise fast immer wieder vergessen. Um das schlechte Gewissen zu beruhigen,
werden herzzerreissende Bekenntnisse gepostet.
46
ZENIT
Wenn sich derzeit fast alles ändert,
warum soll das 50 Jahre alte System des
Prêt-à-porter gleich bleiben?
Wer ist die «Queen of Political Correctness»?
Ebenso verhält es sich mit dem Sterben vieler
kleiner und mittlerer Unternehmen. Man beklagt die öden Innenstädte, kauft dann aber
doch wieder per Klick. Die Auswirkungen all
dessen verändern ganze Wirtschaftszweige. Im
Internet ist immer einer billiger. Das bedeutet
Effizienzsteigerungen und damit oft schlechtere Arbeitsbedingungen und geringere Löhne.
Kapitalismus pur. Die Geschwindigkeit erfordert immer öfter einen Luft- statt Seetransport
der Kleider aus Asien, dies belastet die Umwelt.
Damit die Ware noch schneller geliefert werden
kann, werden Produktionsländer wie die Türkei, Marokko oder Tunesien wichtiger.
Auch in der Produktion gibt es im gesamten
Prozess Erneuerungen – vom Schaf bis zum
Shop. Als game changer gilt der 3-D-Druck. Einst
für Prototypen in der Industrie entworfen,
ermöglicht er es mittlerweile, fliessende Synthetikstoffe zu drucken. Die niederländische
Bildungsministerin Jet Bussemaker trat in einem komplett gedruckten Outfit auf. Adidas
hat gerade in Ansbach die Pilotfabrik seiner
Speedfactory eröffnet. Ziel ist es, den gesamten
Produktionsprozess zu automatisieren, neue
Maschinen und innovative Materialien zu erfinden: quasi der industrielle 3-D-Drucker in
lokalen Minifabriken. Viel passiert auch im Verborgenen. So digitalisiert Roy Robson seine
Produktion in der Türkei, um neue Kleidung in
drei Wochen liefern zu können.
Wenn sich in der Welt derzeit fast alles ändert, warum soll das 50 Jahre alte System des
Prêt-à-porter gleich bleiben? Ursprünglich zeigte ein Modehaus den Einkäufern und dem inner
fashion circle im kleinen Rahmen seine Entwürfe
als Prototypen. Was sie bestellten, wurde sechs
Monate später in die Läden geliefert. LiveStreams, Instagram und Co. haben alles verändert. Schauen sind heute ein Medienspektakel.
Tommy Hilfiger erzielte mit seiner Schau weltweit über 845 Millionen Klicks und 290 000
neue Follower. Die Kunden sehen die Entwürfe
quasi live und wollen die Kleider sofort kaufen,
können es aber erst Monate später. Der immens
teure Marketingzirkus verpufft.
Nun will der Council of Fashion Designers
of America die New York Fashion Week auf die
Konsumenten ausrichten und hat auch schon mit
den Mode-Kammern in London und Italien gesprochen. Idee ist ein «Show now, buy now, wear
now»-Modell. Im Februar soll die Frühjahrs-, im
September die Winterkollektion in Verkaufsschauen gezeigt werden. Direkt danach sollen die
Kleider online und in Läden erhältlich sein. Damit würden auch Wetter und Saison zusammenpassen. Bereits haben Marken angekündigt, dem
klassischen Schauen-Rhythmus den Rücken zu
kehren: Burberry wird zweimal jährlich eine
Z
Im Überblick
Gesamtumsatz,
der mit Mode und
Schuhen
im Schweizer
Online-Handel 2014
erzielt wurde
(in Franken).
Gesamtumsatz,
der mit Mode und
Schuhen
im deutschen
Online-Handel 2014
erzielt wurde
(in Euro).
1,34 11,9
MILLIARDEN
MILLIARDEN
Anteil aller
Schweizerinnen
und Schweizer
zwischen 15 und
74 Jahren, die ihre
Waren gelegentlich
online einkaufen.
Anzahl der
Geschäfte, die nach
einer Schätzung
des Instituts für
Handelsforschung in
Deutschland bis 2020
schliessen werden.
90
50 000
PROZENT
Emotionen sind gut
Die steuerliche Behandlung hängt von den individuellen Umständen ab und kann sich in Zukunft ändern. UBS erbringt keine Rechts- oder Steuerberatungsdienste und gibt weder allgemeine noch auf die spezifischen Umstände und Bedürfnisse eines Kunden bezogene Erklärungen
im Hinblick auf die steuerliche Behandlung von Anlagen oder der damit verbundenen Anlagerenditen ab. Kunden sollten vor einer Investition eine unabhängige rechtliche und steuerliche Beratung im Hinblick auf die Auswirkungen der Produkte/Dienstleistungen in der jeweiligen
Rechtsordnung sowie die Eignung der Produkte und Dienstleistung in Anspruch nehmen. © UBS 2016. Alle Rechte vorbehalten.
grosse Show mit Männer- und Frauenkleidern
veranstalten. Alles Gezeigte ist sofort verfügbar.
«Für uns ist das der naturgegebene nächste
Schritt», so Chefdesigner Christopher Bailey zur
News-Site «Business of Fashion». Auch Tommy
Hilfiger, Tom Ford und Proenza Schouler kündigten Änderungen an. Dies könnte nochmals
die ganze Industrie umwälzen, vor allem, wenn
sich noch weitere Labels dafür entscheiden, ihre
Kollektionen zu unterschiedlichen Zeiten zu präsentieren. Modemagazine müssten ihr Konzept
überdenken: Grosse Trendreporte wären passé,
die abgebildeten Kleider schon ausverkauft,
wenn das Heft Wochen später am Kiosk liegt.
Die Lage für kleine Unternehmen ist schwierig. Die Kunden stellen genau die gleichen Erwartungen an sie wie an die Konzerne. Das
Online-Geschäft aber wird immer mehr zum
Oligopol. Amazon, umsatzstärkster Konzern
weltweit, bläst zur Attacke. Nach dem Geschäft
mit Büchern will der Gigant bis 2020 auch in
der Mode der Grösste werden – Klick-wirksam
wurde die bekannte Bloggerin Chiara Ferragni
als Gesicht von Amazon Fashion verpflichtet.
Auf Zalando entfällt laut der Modeplattform
Stylight ein Drittel des Online-Bekleidungsmarktes in der Schweiz. Wer wie Amazon oder
Zalando über viele Jahre lang kein Geld verdienen muss, kann jeden Wettbewerber angreifen
und sich Marktanteile um jeden Preis kaufen.
Kleinunternehmer haben keine Millionen von
Investoren, erhalten keine Subventionen, profitieren nicht von Steuersparmodellen. Sie können nur ihre Nische finden, das Kleine gross
machen: personalisierte und massgefertigte
Produkte, regionale Anbieter, junge Designer.
Intime Salonpräsentation statt grosser Modenschau – «persönlich» ist der neue Luxus.
ZENIT
Stylebop
Erfolgsgeschichte: Der deutsche
Online-Shop zählt monatlich drei
Millionen Besucher, verschickt
jährlich 300 000 Pakete, macht
100 Millionen Euro Umsatz und
beschäftigt 220 Mitarbeiter.
stylebop.com
47
Labels nach Deutschland, hatten recht
schnell ein gutes Renommee und
viele Kunden, auch in der Schweiz.
2003 gründeten wir parallel dazu den
Online-Shop Stylebop.
Damals fremdelte die Mode mit dem
Digitalen noch sehr.
ME Ja. Wir mussten Designer, Kunden
und Lieferanten für den Online-Shop
begeistern.
Mittlerweile gibt es zahlreiche
Anbieter. Ist es heute noch möglich,
einen Online-Shop zu gründen?
ME Es ist ein Markt der «first movers».
Für neue Anbieter wird es schwer,
Fuss zu fassen, bestehende Standards
erfordern erhebliche Investitionen.
Der Gründer: Mario Eimuth.
Wie kam ein studierter Philosoph
wie Sie 1997 zum Modehandel?
Mario Eimuth Ich hatte in New York
und Italien in der Mode gearbeitet. Zurück in München, stellte ich
einen Stillstand fest und eröffnete Sarajo, den ersten deutschen
Concept-Store. Wir brachten neue
Was sind Ihre zehn erfolgreichsten
Marken oder Designer?
ME Das ändert sich, je nach Stärke
der Designer, derzeit zum Beispiel
Valentino oder Alexander McQueen.
Für uns ist es aber auch ein Erfolg,
wenn wir junge Designer im Markt
placieren und Interesse bei anderen
Händlern erregen können.
Welche Art von Mode eignet sich besonders gut für den Online-Handel?
ME Wenn sie etwas hat, wonach der
Markt sucht, ist jede Kollektion für
einen Online-Store geeignet. Generell gilt, dass Muster, die flimmern,
wie Hahnentritt oder Pepita, in der
Ausser beim Anlegen
Bleiben Sie auf Kurs mit unseren Anlagelösungen.
UBS Manage™:
UBS Advice™:
Sie geben das Ziel vor, wir setzen um.
Wir beraten, Sie entscheiden.
Wir setzen Ihre Anlagestrategie schnell
und direkt um. Zudem profitieren Sie von
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Wir überwachen regelmässig Ihr Portfolio
und informieren Sie aktiv und zeitnah
über Risiken und Verbesserungsvorschläge.
Sie treffen jede Anlageentscheidung selbst.
Was ist entscheidend für erfolgreiches Anlegen? Verlassen Sie sich nicht auf Emotionen,
sondern auf einen starken Partner. Wir sind der Massstab in der Anlageberatung.
Mehr erfahren Sie unter ubs.com/erfolgreich-investieren
Darstellung am Bildschirm eher
anspruchsvoll sind.
Der Modedesigner Alber Elbaz
sagt, dass Kleidung plakativ für
einen «Instagram-Moment»
gestaltet werden müsse.
ME Viele Marken inszenieren sich
auf Instagram und nutzen es zunehmend als Verkaufskanal. Bei
plakativen Messages ist die Wahrscheinlichkeit bestimmt höher, dass
sie geteilt werden, als bei solchen
mit minimalistischem Design.
Im Netz sind die Preise transparent, mit einem Klick ist der
Kunde beim billigeren Anbieter.
Werden Sie dynamische Preise
wie bei Flügen, Hotels oder
Amazon einführen?
ME Im Luxussegment steht das
nicht zur Debatte. Wir verkaufen nicht über den Preis, sondern
über ein Gefühl, das der Marke
entspricht.
Warum haben Sie daneben wieder
eine Boutique eröffnet?
ME Es besteht eine Nachfrage nach
sehr individueller Beratung. Mit
dem Laden in Koblenz und Hausbesuchen von Stylisten ergänzen
wir den kalten Computer um ein
unmittelbares Einkaufserlebnis.
Interview: Joachim Schirrmacher
FOTO: NIKO SCHMID-BURGK
Z
48
DESTINATION
Senegal
Z
Z
Ile de Ngor
Text C H R I S T O P H BU E H L E R
Fotos Y V E S B A C H M A N N
O B W O H L IN E IN E M K U LT F I L M V E R E W I G T, I S T DI E I N S E L V O R D E R K Ü S T E S E N E G A L S
N O C H I M M E R E IN G E H E I M T IP P F Ü R S U R F E R U N D S O N N E N A N B E T E R
<wm>10CAsNsjY0MDQx0TW2NDY0sgAAZdNlnA8AAAA=</wm>
<wm>10CFXKqw7DQAxE0S_yamYcO7s1rMKigKp8SRTc_0d9sIIrXXD2vaLh1307ntujCC6L-XCql9JbSkW6t54FcQjMGzNWRyT-vBEhAPNrDDKO-ZlIU8619_Y6rzdM8vFbcgAAAA==</wm>
1964 reiste der Dokumentarfilmer Bruce Brown mit zwei jungen amerikani­
schen Surfern auf ihrer Suche nach dem endlosen Sommer um die Welt. Ihre
erste Destination war die kleine Insel Ngor, eine Fischergemeinde vor den
Toren der senegalesischen Hauptstadt Dakar, dem westlichsten Punkt des afri­
kanischen Kontinents. Brown schrieb mit «The Endless Summer» Filmgeschich­
te und löste unter Surfern einen wahren Boom aus, abseits bekannter Reise­
destinationen nach der perfekten Welle zu streben – am liebsten ganz allein.
Vom wellenreitenden Massentourismus ist Senegal bis heute verschont ge­
blieben. Anlaufstelle für Surfer, die dem Ruf des Kultfilms folgen, ist das Ngor
Island Surf Camp des Dänen Jesper Mouritzen und seiner Frau Soraya. In den
Sommermonaten lockt die Insel zudem Anfänger und Gelegenheitssurfer an.
Das Wasser ist 27 Grad warm, und die Wellen sind gemässigter als im Winter,
wenn sich Stürme mit voller Wucht an der afrikanischen Küste entladen.
Knapp ein Kilometer trennt die beiden Hauptattraktionen der Ile de Ngor,
die scheinbar endlos lange Rechtswelle an der Südspitze und die kürzere, aber
umso schnellere Linke am nördlichen Ende. Die Insel ist in einer Viertelstunde
umrundet, und nach spätestens zwei Tagen ist man als temporärer Insulaner
anerkannt und mit allen Bewohnern per Du. Nach dem Surfen steckt man an
der Petite Plage die Füsse in den weichen Sand, schaut den einheimischen
Frauen und Kindern beim Tauchen nach Seeigeln zu oder geniesst frischen
Fisch im improvisierten Strandrestaurant.
Mit einer zum Wassertaxi umfunktionierten Fischerpiroge lässt sich die
Gegend um Dakar erkunden, etwa der Fischmarkt beim alten Leuchtturm an
der Pointe des Almadies oder die pittoreske Moschee am Strand von Oakam.
Interessant ist auch die grosse Schwester der Insel Ngor, die Ile de Gorée, wo
ein Sklavenhaus aus dem 18. Jahrhundert als Museum und stummer Zeuge der
Verschiffung von Sklaven an ein düsteres Kapitel der Geschichte erinnert.
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50
DESTINATION
Z
Im Ngor Island Surf Camp von Jesper Mouritzen lässt man die letzte Welle Revue passieren
und plant den nächsten Trip. Dazwischen verköstigt man sich in Bintas kleinem Strandrestaurant
mit Poulet Yassa oder Seeteufel – frisch, gesund und mit senegalesischer Lebensfreude serviert.
Senegal
Z
DESTINATION
Wenn draussen im Atlantik die Winterstürme toben, erwacht ein Gigant zum Leben: «Oakam
left» ist eine der besten Wellen Westafrikas, allerdings nur für Fortgeschrittene. Wer hier fällt,
riskiert Schrammen und unangenehme Kontakte mit der lokalen Seeigel-Population.
Senegal
51
Section title
52
ZUTAT
Z
Amarant
( A M A R A N T H U S)
A M A R A N T GI LT A L S W U N D E R K O R N D E R IN K A S . W U N D E R B A R S IN D A U C H S E IN E V I E L S E I T I G E N V E R W E N D U N G S M Ö G L I C H K E I T E N I N D E R K Ü C H E
Tex t C H R I S T I N A H U BBE L I N G
F oto N I C O L E B AC H M A N N
S t y l i ng A L E L I L E A L F Ü R S T U DI O L A R D O
Illus t r a tion P E T E R J A M E S F I E L D
Es ist kaum grösser als ein Sandkorn
und verbreitet beim Kochen einen
eher strengen Geruch. Was also soll
am sogenannten «Wunderkorn der
Inkas» denn so begehrenswert sein?
Erstens gilt Amarant wegen seiner
optimalen Nährstoffzusammensetzung und seines hohen Mineralstoffgehalts als Superfood, er verfügt beispielsweise über viel Lysin, eine
essenzielle Aminosäure. Zweitens ist
das glutenfreie, botanisch als Pseudogetreide eingeordnete Korn sehr vielseitig in der Küche einsetzbar.
Sprechen wir von Amarant, so
meinen wir die Samen. In der Pfanne
aufgepoppt, passt das Superfood hervorragend ins Frühstücksmüesli, gekocht eignet es sich sowohl für pikan-
te als auch süsse Speisen, und mahlt
man es in der Getreidemühle, kann
man damit die Mehlmenge einer
Speise um ein Viertel reduzieren.
Aus gekochten Amarantsamen
lassen sich feine vegetarische Burger,
aber auch ein rezenter Quarkauflauf
zubereiten. Mit Apfelmus angereichert und mit Himbeercoulis, Schlagrahm und einer Prise Zimt angerichtet, ergibt das ohne grossen Aufwand
ein sehr interessantes Dessert, das
nicht in erster Linie den Anschein erweckt, gesund zu sein, obwohl es genau das ist. Dass die Inkas Amarant
im Rahmen ihrer religiösen Riten
verwendeten, lässt vermuten, dass in
diesem Korn noch viel mehr steckt,
als wir ahnen.
Süsse Pops
Amarant-Dessert
Zutaten für 250 g Amarant-Pops
250 g Amarantsamen, 1 EL Kokosöl,
1 EL flüssiger Honig (zum Beispiel
Akazienhonig) oder Agavendicksaft
Zutaten für 4 Personen
100 g Amarant, 120 g Apfelmus, 1 BioZitrone, nur Schale, zirka ½ TL Zimtpulver,
Agavendicksaft, 200 g Himbeeren
(tiefgekühlt), 2 dl Vollrahm, geschlagen
Zubereitung
Eine Pfanne ohne Beigabe von Fett erwärmen. Amarant einstreuen, bis der Boden
bedeckt ist, sofort den Deckel aufsetzen.
Wenn die Samen nach einigen Sekunden aufspringen, in eine Schüssel umfüllen. Vorgang wiederholen, bis alle Samen
aufgepoppt sind. Kokosöl in die Pfanne geben, Süssungsmittel beifügen, Pops kurz
darin schwenken. Trocknen lassen.
Zubereitung
Amarant mit der dreifachen Menge Wasser
40 bis 45 Minuten garen, abkühlen lassen,
Apfelmus untermischen, geriebene Zitronenschale dazugeben, mit Zimt würzen und
mit Agavendicksaft süssen. Himbeeren aufkochen, durchs Sieb streichen. Amarant auf
Dessertgläser verteilen, Himbeercoulis und
Schlagrahm daraufgeben, mit Zimt bestreuen.
Quarkauflauf mit Amarant, Quinoa und frischen Kräutern
Zutaten für 4 Personen: 50 g Amarant, 50 g Quinoa, 2½ dl Gemüsebouillon, 80 g Knollensellerie, 80 g Rüebli, 1 Zwiebel, 20 g Butter, 1 Knoblauchzehe,
1 Eigelb, 200 g Rahmquark, 70 g Parmesan, frisch gerieben, 2 EL Olivenöl, frische, klein gehackte Kräuter nach Belieben (Schnittlauch, Basilikum, Thymian),
Salz und schwarzer Pfeffer aus der Mühle, 1 Eiweiss, steif geschlagen, Butter zum Einfetten der Form
1. Amarant und Quinoa in einem
sehr feinen Haarsieb mit kaltem
Wasser abspülen. Gemäss den
Angaben auf der Verpackung mit
Gemüsebouillon weich kochen.
2. Sellerie und Rüebli waschen,
schälen und mit der Raffel grob
raspeln. Zwiebel klein schneiden,
alles mit der Butter andünsten,
gepressten Knoblauch dazugeben.
Headline
3. Eigelb, Quark und Parmesan mit
Olivenöl vermengen. Mit Gemüse
und Getreide vermischen. Kräuter
dazugeben, salzen und pfeffern.
Steifes Eiweiss unterheben.
4. Eine Gratinform mit Butter
einfetten, die Masse einfüllen.
Im auf 180 Grad vorgeheizten Ofen
rund 30 Minuten backen. Vor dem
Servieren 10 Minuten ruhen lassen.
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54
ZU TISCH
Z
Blitzbesuch von
André-Marie Ampère
B
C
A
A
C
B
André-Marie
Ampère wuchs
in behüteten
Verhältnissen
im ländlichen
Poleymieux bei
Lyon auf.
Briefbeschwerer
(200 Fr.), Messing
vernickelt, von
Carl Auböck,
bei Limited Stock
Eine Schule
besuchte Ampère
nie. Nicht aus
finanzieller Not,
sondern weil sein
Vater Jean-Jacques
ihn selbst
unterrichten
wollte.
Stangen-Likörglas
«Triennale»
(210 Fr.),
Kristallglas, von
J. & L. Lobmeyr,
bei Limited Stock
D
Angeblich las
Ampère bereits
als Jugendlicher
sämtliche Bände
der Enzyklopädie
von Denis Diderot.
Krug (85 Fr.),
Steinzeug, von
Another Country,
bei Edition
Populaire
E
Als 13-Jähriger
reichte Ampère
seine erste
wissenschaftliche
Arbeit bei der
Académie de Lyon
ein. Publiziert
wurde sie nicht.
Handbemalte
Federschale
(630 Fr.), von
Konstantin Grcic
für Nymphenburg,
bei Limited Stock
F
Neben der Physik
und Mathematik
befasste sich
Ampère vertieft
mit Botanik,
Psychologie und
Philosophie.
Weinbecher
«Grip» (135 Fr.),
Kristallglas,
von Marco Dessi
für J. & L. Lobmeyr, bei Limited
Stock
Unter seinen
vielen Werken ist
auch eine Schrift
zu finden, die
sich mit den
mathematischen
Aspekten des
Glücksspiels
auseinandersetzt.
Champagnerglas
«Commodore»
hoch (65 Fr.),
Kristallglas, von
J. & L. Lobmeyr,
bei Limited Stock
Z
55
ZU TISCH
Tex t DAV I D S T R E I F F C O R T I
F o t o s N I C O L E B A C H M A N N S t y l i ng A L E L I L E A L F Ü R S T U DI O L A R D O
Im Jahr 1775 erblickte in Lyon ein Mann das Licht der Welt, dessen Name heute für
die Bezeichnung der Stromstärke steht. Mit André-Marie Ampère haben wir nicht nur einen
grossen Physiker, sondern einen vielseitig interessierten Zeitgenossen zu Gast. Bon appétit!
G
O
N
K
E
I
D
F
M
J
L
H
G
H
1799 heiratete
Ampère Julie
Carron, die ihm
ein Jahr später
einen Sohn gebar.
Champagnerglas
«Commodore»
flach (70 Fr.),
Kristallglas, von
J. & L. Lobmeyr,
bei Limited Stock
I
Ampères Vater
fiel im Zuge
der Französischen
Revolution
der Guillotine
zum Opfer.
Allzweckschere
(75 Fr.), bei Edition
Populaire
J
1803, drei
Jahre nachdem
seine erste Frau
gestorben war,
ging Ampère ein
weiteres Mal den
Bund der Ehe ein.
Shot-Glas
«Grip» (115 Fr.),
Kristallglas, von
Marco Dessi für
J. & L. Lobmeyr,
bei Limited Stock
K
Die zweite Ehe
Ampères hielt
knapp ein Jahr,
brachte ihm
eine Tochter und
machte ihn zum
alleinerziehenden
Vater zweier
Kinder.
Wasserbecher
«Loos» (145 Fr.),
Kristallglas, von
Adolf Loos für
J. & L. Lobmeyr,
bei Limited Stock
L
M
Ampères Tochter
Albine heiratete
einen Leutnant
Napoleons, der
sich bald als
gewalttätiger
Alkoholiker
entpuppte. Albine
zog zurück zum
Vater.
Die Beziehung
zu seinem Sohn
war gezeichnet
von intellektuellen
Differenzen.
Jean-Jacques
wurde zu einem
bekannten
Historiker und
Philologen.
Bierglas, «Wiener
Seiterl» (55 Fr.),
Kristallglas, von
J. & L. Lobmeyr,
bei Limited Stock
Dose (64 Fr.),
Porzellan, von
Therese Müller, bei
Edition Populaire
André - Marie Ampère
O
N
Seine bedeutendste Arbeit schrieb
Ampère zum
Thema Elektrizität
und Magnetismus.
Sie prägte den
fachspezifischen
Diskurs der Zeit.
Eine schwere
Pneumonie
setzte dem Leben
Ampères 1836 ein
Ende. Sein Grab
findet man auf
dem Pariser Friedhof Montmartre.
Gabel «Pott 35»
(99 Fr.), von Pott,
bei Sibler
Untersetzer
(95 Fr.), von Flux
Factory, bei
Limited Stock
Ein Ampere
entspricht der
Leistung von
einem Watt pro
Volt – ihren
Namen erhielt die
Masseinheit lange
nach dem Tod
des Physikers.
Tischleuchte
«Punch» (680 Fr.),
von Tom Dixon,
bei Artiana
ECUADOR
UND GALÁPAGOS
Eine aussergewöhnliche Reise
ins Tierparadies am Äquator
Entdecken Sie mit uns die Schönheiten Ecuadors! Es erwartet Sie eine
abwechslungs- und erlebnisreiche Reise mit vielen Höhepunkten, mitten
durch die verschiedenen Höhen- und Klimazonen des Landes. Das Andenhochland bietet faszinierende Einblicke in die durch die Unesco unter
Denkmalschutz gestellten Kolonialstädte Quito und Cuenca und die
Indio-Kultur. Während der Fahrt auf der Panamericana wird Sie die atemberaubende Landschaft und die Aussicht auf die aktiven Vulkangipfel
und das Andenmassiv begeistern. Bei den Galápagos-Inseln, an Bord der
beliebten Jacht «La Pinta», erleben Sie eine unvergessliche Woche rund
um die «Arche Noah des Pazifiks», wie der Archipel im Südpazifik auch
genannt wird. Eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt bereichert
unsere Fotosammlung auf dieser aussergewöhnlichen Expeditionsreise.
NZZ-REISEN EXKLUSIV
Begleitung durch
Herr Dr. Dennis Hansen, Biologe
Der 43-jährige Biologe aus Dänemark hat an der Universität Zürich promoviert und mehr als 15 Jahre Erfahrung
in Inselbiologie mit Schwerpunkt in Tropenökologie und
Naturschutzbiologie. Nach Aufenthalten in Südafrika und
Kalifornien erforscht er seit 2011 in Zürich Riesenschildkröten und ihre Inselökosysteme. Wenn er auf einer Insel
Pflanzen sammelt und Tieren nachspürt, ist seine Kamera
fast immer zur Hand.
Höhepunkte unserer Reise:
• Äquatordenkmal
• Fahrt auf der Panamericana, der «Strasse der Vulkane»
• Zickzackfahrt mit Andenbahn
• Inka-Ausgrabungsstätte Ingapirca
• Tier- und Landschaftsparadies Galápagos
• Tierbeobachtungen und Wanderung über Lavafelder
• Fahrt entlang malerischer Inseln und Küstenlandschaften
• Charles-Darwin-Forschungsstation
Reiseprogramm:
Tag 1:
Tag 2:
Tag 3:
Tag 4:
Tag 5:
Tag 6:
Tag 7:
Tag 8:
Tag 9:
Tag 10:
Tag 11:
Tag 12:
Tag 13:
Tag 14:
Tag 15:
Tag 16:
Tag 17:
Anreise Zürich–Amsterdam–Quito.
Stadtbesichtigung Quito. Fahrt nach Otavalo.
Besuch einheimischer Märkte und Besichtigung von Cotacachi
sowie des Vulkankraters Cuicocha.
Fahrt über die «Strasse der Vulkane» nach Baños.
Wanderung zum Devils-Caldron-Wasserfall mit Aussicht auf den Nebelwald.
Fahrt Richtung Chimborazo-Vulkan (höchster Berg Ecuadors) und weiter
nach Riobamba.
Zickzackfahrt mit legendärer Andenbahn ab Alausi.
Besuch der Inka-Ausgrabungsstätte Ingapirca, Weiterfahrt nach Cuenca.
Besuch des Caja-Nationalparks mit über 270 Seen und Lagunen.
Anschliessend Fahrt nach Guayaquil.
Flug nach Baltra und Einschiffung auf die Jacht «La Pinta».
Nachmittag Besuch der Insel Seymour Norte.
Besichtigung der Inseln Isabela und Fernandina.
Insel Isabela: morgens Urbina Bay und nachmittags Tagus-Bucht.
Spaziergang entlang der Klippen von Rábida, nachmittags Besichtigung
des «Cerro Dragon» von Santa Cruz.
Besuch der Charles-Darwin-Forschungsstation, anschliessend Fahrt
zum El-Chato-Reservat.
Insel Floreana: Besuch der Post Office Bay. Am Nachmittag Fahrt zur
Punta Cormorant und zur Corona del Diablo.
Erkundung der Inseln Santa Fe und South Plaza.
Flug San Cristóbal–Guayaquil und Weiterflug nach Zürich via Amsterdam.
Ankunft in Zürich.
Termin: 27. Oktober –12. November 2016
Preis: ab Fr. 11 990.–
Im Preis inbegriffen: Schweizer Reisebegleitung ab/bis Zürich (ab 15 Personen), lokale,
Deutsch sprechende Reiseleitung in Ecuador und Galápagos, Flüge, Inlandflüge, Übernachtungen in guten Mittelklassehotels, Schiffsreise in der gebuchten Kabinenkategorie inkl. Vollpension an Bord, Benützung einer Schnorchelausrüstung, alle Ausflüge und Landgänge gemäss Programm mit Deutsch sprechendem Naturführer während der Galápagos-Kreuzfahrt.
Jede NZZ-Reise ist ein Unikat, zusammengestellt von ausgewiesenen Experten für das jeweilige Reiseziel. Die Reisen
werden von Reiseleitern begleitet, die einen unvergleichlichen
Mehrwert darstellen. Unverkennbares Merkmal sind die
Führungen und besonderen Begegnungen vor Ort. Wer offen
ist für Neues, fühlt sich wohl auf diesen Reisen, bei denen
man die Welt auf eine andere Art entdeckt.
Organisierender Reiseveranstalter ist MCCM Master Cruises C. Möhr AG, Nüschelerstrasse 35, 8001 Zürich.
Anmeldung und Informationen:
reisen.nzz.ch
[email protected]
044 211 30 00
ZUGABE
T
57
- D E S TI
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L A
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M
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U M B A
Zucker im Milchglas
W E LT W E I T GIB T E S R U N D 10 0 0 0 0 PA R S E N , K N A P P DI E H Ä L F T E V O N IH N E N L E B T IN M U M B A I .
DI E A N H Ä N G E R Z A R AT H U S T R A S H A B E N DI E S TA D T G E P R Ä G T: D A S S C H Ö N S T E H O T E L , DI E B E S T E N
R E S TA U R A N T S U N D V I E L E K U LT U R IN S T I T U T E S IN D I H N E N Z U V E R D A N K E N
Text PAT R I C I A E N GE L H O R N
Die wenigsten Gäste des Cafés Mondegar an Mumbais zentralem
Colaba Causeway wissen, dass es eines der vielen von Parsen gegründeten Kaffeehäuser ist. «Coole Kneipe», sagt ein junger Brite,
der sich freut, endlich wieder ein Club-Sandwich zu bekommen.
Er hätte auch ein Biryani bestellen können, ein Reisgericht mit
Safran, Kardamom und Beeren. Die parsische Spezialität hat sich
auf der Menukarte gehalten und erinnert an die Tradition der persischen Eck-Cafés, die Mumbais Stadtbild prägen und seit je für
den kosmopolitischen Charakter der Stadt stehen.
«Die ersten Parsen sind im 8. Jahrhundert vor der muslimischen Invasion aus Iran nach Indien geflüchtet», erklärt Jehangir
Patel, Chefredaktor der Zeitschrift «Parsiana», die über Belange
der knapp 50 000 in Mumbai lebenden Parsen berichtet, «sie sind
Anhänger des Propheten Zarathustra, der gute Gedanken, gute
Worte und gute Taten gefordert hat.» Weitere folgten, sie bauten
Schulen und Strassen, den Gerichtshof und die Universität, Fabriken, Banken, Krankenhäuser, Bibliotheken, Theater, Kinos und
Museen. Als Dank der Stadt steht auf jedem zweiten Denkmalsockel in Mumbai ein Herr mit dem typischen Parsen-Turban. Die
Statuen sind ebenso wenig zu übersehen wie die mächtigen ge-
Foto A M I T M A DH E S H I YA
schmückten Eingangsportale der Feuertempel, die nur von Parsen
zum Beten besucht werden dürfen und in denen die ewige Flamme lodert. Jedem offen stehen dagegen die meist exzellenten parsischen Restaurants. Zu den besten zählt das nostalgische und stets
gut besuchte «Britannia», wo es unter anderem gedünsteten «Fish
Patra» mit Chutney sowie eine köstliche Crème Caramel gibt.
Ein Genuss ganz anderer Art sind die von Parsen gegründeten
und geführten Kunstgalerien wie etwa Chemould Prescott Road,
eine der besten Adressen für zeitgenössische indische Kunst. Dahinter steht die prominente Familie Gandhy, welche die lokale
Kunstszene über Jahrzehnte geprägt und gefördert hat. Das National Centre for the Performing Arts, Indiens erstes multifunktionales Kulturinstitut mit Theatersälen, Konzerthalle, Fotogalerie
und Bibliothek, wurde dagegen von der Tata-Familie finanziert,
deren 1870 gegründeter Mischkonzern als mächtigstes Unternehmen des Subkontinents gilt. Sie liess auch das luxuriöse Hotel Taj
Mahal Palace am Gateway of India bauen, der neugotische Palast
gilt als schönste Herberge Mumbais. «Wir Parsen sind wie Zucker
im Milchglas», soll Firmengründer Jamsedji Tata gesagt haben,
«man sieht uns nicht, aber wir versüssen das Leben.»
Parsen in Mumbai
ZUGABE
M
08
YA
AP
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A
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AR
KULTUR
03 Lesen
J N Petit Library
Die 1856 gegründete
Bibliothek ist gerade
frisch renoviert
worden, eine Besichtigung lohnt sich allein
schon wegen der
zauberhaften Mosaikfenster. Mitgliedern
stehen neben über einer
Million Bücher auch
internationale Zeitungen und Magazine zur
Verfügung.
312 Dr. D N Road, Fort
05 Multidisziplinär
Feuertempel
Knapp 50 davon sind
in der Stadt verteilt.
Zutritt haben nur
Parsen, aber viele
Tempel sind auch von
aussen sehenswert,
etwa der Vatcha Agiary
an der D N Road (A),
der Anjuman Atash
Behram an der J J S
Road (B) oder der in
Jugendstil erbaute Seth
Manekji Navroji Sett
Agiary an der Perin
Nariman Street (C).
National Centre for
the Performing Arts
Indiens erstes multifunktionales Kulturinstitut beherbergt
fünf Theatersäle, eine
Fotogalerie und
eine Bibliothek. Jedes
Jahr finden hier über
500 kulturelle Veranstaltungen statt. Sehr
beliebt sind die vom
Parsen Zane Dalal
dirigierten Konzerte.
ncpamumbai.com
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05 – Tanz-Darbietung im NCPA
04 Architektur
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galler ychemould.com
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jehangirartgaller y.com
06
A N RO AD
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Chemould
Prescott Road
Die Galerie gilt als
eine der ältesten
Indiens und als eine
der renommiertesten.
Sie befindet sich in
einer eleganten Villa
und wird von Shireen
Gandhy, der Enkelin
des Gründers, geleitet.
Viele heute berühmte
indische Künstler
wurden hier erstmals
ausgestellt.
SUB
HASH
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04 A
HAI
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SE ROA D
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02
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Jehangir Art Gallery
Das interessante
Gebäude wurde 1952
errichtet und von
Cowasji Jehangir, dem
Spross einer parsischen
Industriellenfamilie,
finanziert. Man kommt
wegen der Skulpturenund Bilderausstellungen bekannter indischer Künstler oder,
ganz profan, wegen
des netten Cafés
Samovar.
G
NET
02 Zeitgenössisch
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MUMBAI MARATHI
PATRAKAR SANGH
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04 – Feuertempel Vatcha Agiary
01 Für Geist und Bauch
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58
In den Strassen von Mumbai
Indische Gewürze
Port-Trust-Garten
03 – J N Petit Library
TÜRME DES SCHWEIGENS
Doongerwadi (Blätterwald) nennt sich der Schauplatz des makabren
Bestattungskults der Parsen. Verstorbene werden auf den Dokhmas (Türme des
Schweigens) aufgebahrt und den Elementen – sprich Sonne und Geiern – überlassen. Früher standen die Türme weit ausserhalb der Stadt, doch Mumbai ist
gewachsen, und so befinden sie sich heute mitten im noblen Malabar Hill – dem
teuersten Wohnviertel der Stadt. Nur der Wald um die Türme darf von NichtParsen betreten werden, die Dokhmas selbst sind von dort aus nicht zu sehen.
Wohl aber von den oberen Etagen der teuren Apartmenthäuser, deren Bewohner
vom Blick auf die letzte Ruhestätte der Parsen wenig begeistert sind.
01 – Jehangir Art Gallery
Parsen in Mumbai
10
09
Z
ZUGABE
59
06 – Britannia
08 – Kulfi (Eis), Parsi Dairy Farm
ESSEN
07 – Yazdani Bakery
07 Backwaren
08 Milch und Desserts
Britannia
Altmodisches Restaurant mit offener Front
zur Strasse. Es gibt seit
Jahrzehnten das gleiche
Menu – und mit der
Zeit ist es immer besser
geworden! Der charmante Inhaber Boman
Kohinoor ist 93 und
täglich anzutreffen.
Parsi Dairy Farm
Die elegante Roshan
Nariman und ihr Enkel,
Sarfaraz Irani, führen
das bald 100-jährige
Milchgeschäft in 3. und
5. Generation. Es gibt
ultrasüsse MilchDesserts und hervorragendes hausgemachtes «Kulfi» (Glace).
11 Sprott Road,
Yazdani Bakery
Die Bäckerei ist seit
ihrer Gründung 1948
in Familienbesitz und
beliefert die besten
Hotels der Stadt.
Bekannt für «Brun
Maska» (Butterbrötchen), «Khari»
(Blätterteig-Kekse) und
Chai-Tee, alles zum
Konsumieren vor Ort.
Ballard Estate, Fort
11/11A Cowasji Patel
Gandhi Road, Marine Lines
261-263 Shamaldas
Street, Fort
SCHLAFEN
09 Majestätisch
09 – Hotel Taj Mahal Palace
E IN TAG IM L EBE N VON K A IN A Z M E S SM A N ,
PAT IS SIÈ R E
«Als ich 2004 mein erstes Café eröffnet hatte,
musste ich nachts in der Backstube arbeiten.
Das ist zum Glück vorbei. Theobroma ist sehr
erfolgreich, vermutlich weil ich Produkte
verkaufe, die es in Mumbai nur in
Luxushotels gibt: Croissants, Eclairs,
Macarons, Cupcakes, Cookies . . . Meine
Aufgaben sind nun Qualitätskontrolle
und Management, das kann ich tagsüber
machen. Trotzdem stehe ich früh auf und
gehe in den Port-Trust-Garten zum
Joggen. An normalen Arbeitstagen fahre
ich um neun in meine Bäckerei, die Fahrt
dorthin kann über eine Stunde dauern,
denn der Verkehr in Mumbai ist ein
Albtraum. Abends das Gleiche zurück,
vor sieben, halb acht bin ich nicht zu
Hause. Mein Mann und ich trinken dann
gerne ein Glas Wein, manchmal gehen
wir ins Kino oder in ein Restaurant, zum
Beispiel ins chinesische Lokal Lingʼs
Pavilion. Aber eigentlich ist uns die Stadt
zu laut und zu hektisch, wir laden lieber
ein paar Freunde nach Hause ein.»
Taj Mahal Palace
Das legendäre GrandHotel steht direkt
am Gateway of India.
Zimmer, Service,
Restaurants – alles
ist vom Feinsten,
doch nichts schlägt
die unnachahmliche
koloniale Eleganz
der Gartenanlage mit
Pool und herrlichen
Arkaden, unter denen
man frühstücken, zu
Mittag essen oder einen
Apéritif trinken kann.
DIE BAUGS
Baugs sind von Parsen für Parsen errichtete Wohnsiedlungen, ursprünglich als
soziale Einrichtungen für ärmere Mitglieder der Gemeinschaft gedacht. Inzwischen
lebt fast die Hälfte der Mumbai-Parsen in
einer der 15 Anlagen, und die Autos, die
auf gefegten Wegen neben gepflegten
Grünanlagen parkiert sind, deuten nicht
auf Bedürftigkeit. Am bekanntesten ist
der Cusrow Baug an der Einkaufsstrasse Colaba Causeway. In dieser Anlage
befinden sich 510 Wohnungen. Eine helle
Drei-Zimmer-Wohnung kostet monatlich
knapp 15 Franken, entsprechend lang sind
die Wartezeiten. Insgesamt besitzt die
Gemeinschaft der Parsen gut 5500 Wohneinheiten in Mumbai. Die Baugs stehen
stets in Eins-a-Lagen, der Wert der Immobilien ist astronomisch.
10 – Café Mondegar
tajhotels.com
TRINKEN
10 Publikumsmagnet
facebook.com/theobromaindia
Parsen in Mumbai
11 Vielseitig
Café Mondegar
Bei Touristen und
Einheimischen beliebtes Café mit witziger
Wandbemalung und
dem angeblich besten
Frühstück der Stadt.
Ausserdem: Kingfisher-Bier in grossen
Glaskrügen, Jukebox
und lustige T-Shirts als
Souvenir.
Kyani & Co
Schummeriges und
sehr stimmungsvolles
Café mit angeschlossener Bäckerei. Als
Bestseller der umfangreichen Menukarte
gelten die Schwarzwälder Kirschtorte
und das herzhafte
«Mutton Sali Boti»
(Lamm-Gericht).
5-A Metro House, S B S Road
Jer Mahal Estate,
(Colaba Causeway)
J S S Road, Marine Lines
FOTOS: TUUL & BRUNO MORANDI / LAIF, HINDUSTAN TIMES / GETTY IMAGES, YADID LEVY / ROBERT HARDING / GETTY IMAGES, MAURITIUS IMAGES, AMIT MADHESHIYA; ILLUSTRATION: GIULIO MIGLIETTA
06 Traditionell
60
ZUGABE
Z
ZU GEWINNEN
Für leuchtende Augen
Die Wirkstoffformeln der Produkte von La Mer lesen sich
wie die Inventarliste von Neptuns bunter Schatztruhe. Rotalge, als Quelle der Jugend
bezeichnete Braunalge und
kupferhaltige Blaualge sorgen
im «Lifting Eye Serum» neben
Elastizität für eine straffere
und definiertere Augenpartie.
Zusätzlich erfrischend wirkt
das Serum durch die Anwendung mit dem mitgelieferten
Applikator, durch den die
Mikrozirkulation der Haut
angeregt wird. Licht reflektierende Meeresperlen im «Illu­
minating Eye Gel» unterstützen den verjüngenden Effekt
derweil mit ihrer aufhellenden
2
GE W I N N E N S I E E I N E S V O N 18 L A - M E R - S E T S À 414 F R A N K E N
1
1
A U GE N - GE L « I L L U M I N AT I N G E Y E GE L », 15 M L
2
A U GE N - S E R U M « L I F T I N G E Y E S E R U M », 15 M L
Teilnahme schlus s
13 . M Ä R Z 2 0 16
zu- gew innen @ nz z .ch
IMPRESSUM
Z – Die Substanz des Stils
is t ein Magazin der N Z Z
Chefredak tion
F elix E . Müller (fem.)
Nicole A l thaus (na.)
Redak tionelle Leitung
Malena Ruder (rud.)
Redak tion
Rober to Zimmermann (roz.)
(Ressor tlei tung S til / Z )
K im Dang (kid.)
Chris tina Hubbeling (chu.)
A nna Kaminsk y (aky.)
Peter Keller (kep.)
Oliver Schmuki (ols.)
David S treif f Cor ti (das.)
F lorian Zobl (fzo.)
Autoren
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Buehler, Bice Curiger, Sarah
Illenberger, Richard Kägi, Renate
Menzi, Manfred Paps t , Joachim
Schirrmacher, Philip Ursprung,
Barbara V inken
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Claudio Gmür (clg.)
L ayout
Alexandra Kojic (akc.)
Jürg Sturzenegger
Produk tionsleitung
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Bildredak tion
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von Fr. 7. 5 0 unter w w w. z.nz z .ch
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Funktion. Beiden Elixieren
liegt, wie allen La-Mer-Produkten, der Wirkstoffomplex
«Miracle Broth» als Basis zugrunde. Die darin enthaltenen
Algenextrakte werden während ihrer Gewinnung einer
kontinuierlichen Licht- und
Klangbehandlung unterzogen.
Wie sich diese zellerneuernde
Technik des La-Mer-Gründers
Dr. Max Huber auf die Haut
auswirkt, können die Gewinner von 18 Sets im Wert von je
414 Franken selbst testen. Um
zu gewinnen, schicken Sie eine
E-Mail mit Ihrem Namen und
Ihrer kompletten Adresse an
zu­[email protected].
Viel Glück!
Mitarbeiter der NZ Z AG und der zur Gruppe
gehörenden Betriebe sind zur Teilnahme am
Wet tbewerb nicht berechtigt . Aus den richtigen Einsendungen werden eine Woche nach
Erscheinen des Magazins in der Redak tion die
18 Lose gezogen. Die Gewinner werden schrif tlich benachrichtigt . Die Gewinnerlisten werden nicht öf fentlich publizier t . Der Rechtsweg
ist ausgeschlossen, Mehr fachteilnahmen werden gelöscht . Teilnahmeschluss für den Wet tbewerb ist der 13. 3. 2 016. Danach eintref fende
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Lithos
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© 2 016 Neue Zürcher Zei tung AG
März 2016
Affaire 46
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Z
61
ZUGABE
ROUND TABL E
Redaktion A N N A K A M I N S K Y
GEPFLEGTES AUFTRETEN IST RESPEKTSACHE
WOLFG A NG SCH U BERT
Lehrer
DA N I EL L OCH BRUNN ER
Bestatter und Thanatologe
«Ich persönlich finde passend gewählte Kleidung bei
einer Trauerfeier schicklich. Doch noch wichtiger als
ein gepflegtes Äusseres erscheint mir, dass man an
der Trauerfeier teilnimmt und so den Hinterbliebenen
hilft, das Leid mitzutragen. Dieses Zeichen der Anteil­
nahme entsteht aus dem Herzen und aus der Seele und
ist somit auf keinen Fall mit dem äusseren Auftreten
in Zusammenhang zu bringen!»
«Respekt ist für mich die Voraussetzung für jeglichen Umgang mit
allem – Menschen, Pflanzen und Tieren. Ein gepflegtes Auftreten ist hin­
gegen Definitionssache. Ich kenne Kulturen, in denen sich die Menschen
entsprechend ihrem Gefühl morgens bemalen, und Orte, wo hier landläufi­
ges ungepflegtes Verhalten als gepflegt betrachtet wird. Die Schule sollte den
Menschen bilden. Darum sollten Lehrer Fragen aufwerfen, die den Verstand
schärfen und die verschiedenen Perspektiven auf das Phänomen Leben be­
leuchten. Warum sollte die kroatische Erfindung der Krawatte als ein Zei­
chen von Respekt gelten? Warum ist es nicht die Sennenkutte? Dass jeder
Sorge trägt zu sich, sich pflegt, ist natürlich, und das sollten wir auch tun.
Oder haben Sie schon einmal eine ungepflegte Ente gesehen?»
LEA G A SSER
R ETO CA PR EZ
Schülerin
Inhaber Alferano Mode AG
«Als sechzehnjähriges Mädchen kann ich sagen, dass Gepflegtheit gerade
in meinem Alter eine sehr grosse Rolle spielt. Unangenehm aufzufallen,
wäre mir peinlich. Ich schätze es besonders, wenn jemand gut riecht, ohne
es mit Parfum und Deo zu übertreiben. Es ist auch schön, wenn die Kleider
einigermassen sauber sind. Dabei denke ich gar nicht an ein konservatives
Auftreten im Business­Look mit Krawatte oder Stöckelschuhen, sondern
einfach an ein angemessenes T-Shirt und eine Hose ohne Löcher. Nicht
zuletzt achte ich auch auf meine Sprache und auf die meines Gegenübers.
Zu viele Schimpfwörter wirken auf mich ungepflegt.»
«Gerade als Unternehmer in der Industrie für
Herrenmode bin ich der festen Überzeugung,
dass ein gepflegtes Äusseres – und dazu zähle
ich nicht bloss die Bekleidung – durchaus eine
Frage des Respekts gegenüber seinem Umfeld,
aber auch gegenüber sich selbst ist. Es ist
wahrlich keine Frage der Zeit oder des Geldes,
die ausreichend bekannten Basics einer ge­
pflegten Erscheinung umzusetzen. Ergänzt
mit ein wenig Lust und Freude an der Sache,
lässt sich schon mit bescheidenem Aufwand
eine positive Wirkung erzielen. Ich würde mir
ein wenig mehr von diesem Esprit unter Män­
nern wünschen – vor allem in der Altersklasse
Ü 45 . . . Kleider allein machen jedoch noch
keine Leute, und deshalb gilt es, den ‹inneren
Werten› eines respektvollen Auftretens umso
mehr Bedeutung zukommen zu lassen. Ein
Lächeln, ein aufmunterndes Wort, ein tole­
ranter Blick, ein wenig Rück­ und Umsicht im
Umgang mit unseren Mitmenschen reichen
oft aus, um eine positive Grundstimmung zu
schaffen. Ein gepflegtes Auftreten macht die
Welt nicht per se besser – es schafft jedoch
eine Grundlage für eine angenehmere und re­
spektvolle Meisterung der Herausforderungen
des täglichen Lebens.»
M ICH A EL STA DLER
Osteopath
«Die Hände sind mein grundlegendes Werkzeug. Gespräche
und nonverbale Kommunikation sind aber genauso wichtige
Elemente einer Behandlung. Die Patienten sollen sich wohl
fühlen, nur so kann ein gegenseitiges Vertrauen aufgebaut
werden. Ich verstehe ein gepflegtes Auftreten als Teil einer
respektvollen und transparenten Kommunikation. Klare, ge­
zielte Informationsvermittlung ist für den Heilungsverlauf
entscheidend. Somit hat der formelle Aspekt der Behandlung
einen Nutzen. Ich gehe als Osteopath davon aus, dass Form
und Funktion eine Einheit bilden.»
T I ZI A N BA LDI NGER
Künstler
«Mein Auftreten und meine Selbstinszenierung sind Teil meiner künstlerischen Arbeit. Man darf auch sagen: Meine
Absicht ist es, die Grenzen zwischen meinem Leben und meiner Kunst zu verwischen. Als Künstler ist es mein Ziel, mich
von der Masse abzuheben, ohne sie komplett vor den Kopf zu stossen. Ob ich nun ein gepflegtes Auftreten habe oder nicht,
entscheiden jedoch meistens die anderen. So kann es schon einmal passieren, dass meine Erscheinung bei den einen
euphorische Begeisterung auslöst und bei den anderen völliges Entsetzen. Ich glaube, ein gepflegtes Auftreten ist
Ansichtssache, abhängig von der Gesellschaft, in der man lebt, und auch immer einem gewissen Trend unterworfen. Aber
es kann sehr viel Freude bereiten und viele Türen öffnen, sei es privat oder geschäftlich.»
März 2016
62
ZUGABE
Z
ZITAT
Ausgesucht und kommentiert von M A N F R E D PA P S T
“Wenn
alle
St r icke
reissen,
HÄNG
MICH
i
c
h
AUF.
Johann Nepomuk Nestroy (18 01 – 1862),
Wiener Dramatiker
Die Welt steckt voller Widersprüche. Deshalb ist ihr nur mit paradoxen
Sätzen beizukommen. Keiner wusste das besser als der grosse Wiener
Komödienautor und Schauspieler Johann Nestroy. Von ihm stammt die
schillernde Formulierung «Wenn alle Stricke reissen, häng ich mich auf».
Nestroy wusste wie die Bremer Stadtmusikanten, dass wir et was Bes­
seres als den Tod überall finden werden. In der Posse «Der Schützling»
schrieb er aber auch: «Es gibt wohl viele, die den Selbstmord ganz stolz
eine Feigheit nennen. Sie sollen’s erst probieren; hernach sollen’s reden.»
”
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