Heft 02/2007

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Heft 02/2007
B 3647 F März 2007
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Niederbayerische Schule
Zeitschrift des Bezirksverbandes Niederbayern im BAYERISCHEN LEHRER- UND LEHRERINNENVERBAND e.V.
Bundesverdienstkreuz für Ludwig Eckinger
Beförderungsamt für Hauptschullehrer?
Schulpolitischer Starkbieranstich am 21. März
Leseerziehung – Mit Antolin Lesemotivation steigern
Editorial/Inhalt
Editorial
Liebe Kolleginnen
und Kollegen,
Inhalt
2
Editorial/Inhalt
Kommentar
Ludwig Eckinger, unser
Vizepräsident des BLLV
ist mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Ludwig
Eckinger, der seine
Wurzeln in Niederbayern
hat, setzt sich seit Jahrzehnten für Bildungsgerechtigkeit und für die
Lehrer ein. Der BLLV
Niederbayern gratuliert und freut sich über diese Auszeichnung.
Rainer S. Kirschner kommentiert auf Seite 3 das von der
Staatsregierung angekündigte Beförderungsamt für Hauptschullehrer. Bisher werden für gleiche Tätigkeiten und Aufgaben Gymnasiallehrer höher besoldet. Für den BLLV ist klar:
Alle Lehrer sind Lehrer! Für Kirschner wäre diese Beförderungsmöglichkeit darum ein erster Schritt zur Angleichung der
Lehrämter.
Die PISA-Studie hat auf die erschreckenden Ergebnisse bei
der Lesekompetenz der Schülerinnen und Schüler in Deutschland hingewiesen. Die Lesekompetenz ist die Schlüsselqualifikation für alle Lernbereiche. Die Schul-Jugendzeitschriften
FLOHKISTE und FLOH bieten die Chance, Kinder zum Lesen
zu motivieren und in Sachen Lesen eine Brücke von der Schule ins Elternhaus zu spannen.
Auch moderne Medien wie Computer und Internet können
einen Beitrag zur Leseerziehung leisten. Seit rund sechs
Jahren begleitet der Leserabe „Antolin“ Leseratten in die Welt
der Bücher. Jede Schule hat die Möglichkeit, sich an dem
Projekt zur Leseförderung zu beteiligen. Für die jeweiligen
Klassen können Zugänge zum Internetportal freigeschaltet
werden. Mit eigenem Benutzernamen und Kennwort können
die Kinder mit „Antolin“ arbeiten. Neben den Kindern haben
auch die Lehrer einen eigenen Zugang zum Internet, über das
sie den Lesefortschritt ihrer Klasse verfolgen können. Sie
können ihren Schülern über E-Mail auch Nachrichten zukommen lassen. Lesen Sie auf den Seiten 5 und 6, wie Kinder
über das Lockmittel Computer zum Lesen motiviert werden
können.
Toni Gschrei
Schriftleiter
[email protected]
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Niederbayerische Schule Ausgabe 2 März/2007
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Besoldung Hauptschule
BLLV
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Hohe Ehrung für Ludwig Eckinger
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Schulrankings locken auf falsche Fährte
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Lehre braucht dringend Impuls
Pädagogik
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Leseförderung mit Computer und Internet
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Rohrstock und Schiefertafel
– Schule anno dazumal
Beamtenbund
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Startschuss für neues Beamtenrecht in Bayern
Kreisverbände
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KV Regen
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KV Mainburg
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KV Vilsbiburg
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KV Griesbach
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KV Viechtach
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KV Wegscheid
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Termine
Meditation
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Alltags-Gelassenheit
IMPRESSUM
Herausgeber: Bezirksverband Niederbayern des Bayerischen Lehrerund Lehrerinnenverbandes BLLV, www.bllv.de/niederbayern
Bezirksvorsitzende: Judith Wenzl, Eisvogelweg 18, 84051 Oberahrain;
Tel.: 0 87 03/85 79, Fax: 0 87 03/71 01, E-Mail: [email protected]
Redaktion: Toni Gschrei, Alte Bahnhofstr. 3, 84556 Kastl;
Tel.: 0 86 71/13 22 6, Fax: 13 23 6, E-Mail: [email protected]
Druck: Erdl Druck Medien GmbH & Co. KG,
Gabelsbergerstr. 4-6, 83308 Trostberg/Obb., Tel: 0 86 21/808-0
Layout: Profil, medien & design, Gerberberg 6, 84529 Tittmoning
Tel.: 0 86 83/8 97 48-10, e-mail: [email protected]
Adressänderungen an: Hans Poost,
Stephanusstraße 3, 84180 Loiching; Tel.: 0 87 32/ 93 06 71
Der Bezugspreis ist für Verbandsmitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Für Nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis jährlich € 10,50.
Nichtmitglieder können die „niederbayerische schule“ bestellen bei:
Hans Poost, Stephanusstraße 3, 84180 Loiching
Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung der Verfasser dar.
Die Zeitschrift erscheint jährlich zehnmal. ISSN 0350-9953, 26. Jahrgang
Kommentar
Besoldung Hauptschule
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
„equo ne credite, Teucri! Quidquid id
est, timeo Danaos et dona ferentes.“
So lässt es Vergil Laokoon in der
Aeneis (Liber II, Vers 48-49) sagen.
„Traut nicht dem Pferd, Trojer! Was
auch immer es ist, ich fürchte die
Danaer, auch wenn sie Geschenke
bringen.“
Als Danaer bezeichnete man im Altertum einen griechischen Stamm der
Peloponnes. Bei Homer waren sie ein
Teil des Heeres der Achaier. Mit der
eingangs zitierten Wendung sind die
Danaer sprichwörtlich geworden in
Anspielung auf die berühmte List der
Achaier mit dem Trojanischen Pferd. Der
Sage nach brachte das von den Danaern – also von den Griechen – den
Trojanern geschenkte hölzerne Pferd
durch die in seinem Bauch verborgenen
griechischen Krieger der Stadt Troja den
Untergang.
Nun konnte man der Tagespresse Mitte
Dezember entnehmen, dass im Finanzministerium darüber nachgedacht wird,
die Lehrerinnen und Lehrer an Hauptschulen höher zu besolden.
Weihnachtsgeschenk für die einen,
Danaergeschenk für die anderen?!?
Diese Sache ist durchaus dazu angetan
sie mit kühlem Kopf von mehreren
Seiten zu beleuchten.
Der BLLV ist ein Berufsverband für alle
Lehrerinnen und Lehrer, viel mehr noch:
Er ist die verbands- und standespolitische Heimat für alle, die in pädagogischen Berufen beschäftigt sind. Nun
wird einer Lehrergruppe daraus ein
Anreiz geboten, den ebenso auch
andere und ohne Zweifel mit vollem
Recht auch andere Gruppen für sich
beanspruchen dürfen.
Ein „Spartenverein“ wie der Philologenverband kann es sich leicht machen:
Was den Philologen nützt, ist gut, was
ihnen nicht nützt, ist schlecht. In dieser
einfachen Verbandswelt lässt sich leicht
Politik spielen und groß tönen. Der BLLV
vertritt alle Lehrerinnen und Lehrer und
hat es sich nicht umsonst seit Jahren
zur Losung gemacht: Alle Lehrer sind
Lehrer!
Wie kann das nun zusammengehen?
Vielleicht hilft es weiter, wenn man sich
vor Augen hält, dass seit Jahrzehnten
und bis dato in Fragen der Lehrerbesoldung gleiche Tätigkeiten und Aufgaben
unterschiedlich entgolten werden. Bringt
uns nun diese angedachte Maßnahme
einer Angleichung näher oder entfernt
sie uns weiter von diesem Ziel?
Auf den ersten Blick bringt es neue
Ungerechtigkeiten, da nicht alle Lehrergruppen höher besoldet werden. Eigentlich war sogar die Darstellung in der
Presse nur verkürzt wiedergegeben.
Finanzminister Kurt Faltlhauser hat in
seiner Rede auf dem Symposion zur
Dienstrechtsreform am 07. Dezember
des vergangenen Jahres wörtlich gesagt: „Jeder Beamte sollte meines
Erachtens grundsätzlich die Möglichkeit
haben, in seinem Berufsleben zumindest
einmal befördert zu werden. Wahrscheinlich spitzen jetzt besonders die
Lehrer unter Ihnen die Ohren. Ich habe
immer betont, dass ich Beförderungsämter im Volksschulbereich durchaus für
einen Punkt halte, über den im Rahmen
der Reform gesprochen werden muss.“
Es geht nicht um eine Höherbesoldung
einer Gruppe, es geht um ein generelles
Beförderungsamt für Grund- und Hauptschullehrer. Hierfür sind umfangreiche
gesetzliche, strukturelle und haushaltspolitische Veränderungen nötig. Da es
kaum möglich sein wird, diese allumfassend und komplett auf einmal durchzu-
führen, wird man wohl in kleinen Schritten vorgehen.
Sollte nun für die Kolleginnen und
Kollegen an den bayerischen Hauptschulen begonnen werden, Beförderungsmöglichkeiten zu schaffen, so ist
das keine neue Ungerechtigkeit sondern
ein erster Schritt zur Angleichung, ein
erster Schritt dahin, dass wirklich alle
Lehrer Lehrer sind. Diese Tür ist nun ein
Spalt breit offen. Eine Ablehnung dieses
Ansinnens wäre politisch töricht und
irreparabel. Für die zahlenmäßig kleinste
Lehrergruppe kann der Einstieg in ein
neues Beförderungssystem am
schnellsten und am einfachsten durchgeführt werden. Diesem ersten Schritt
werden logischerweise nicht nur für den
zitierten „Volksschulbereich“ sondern
auch darüber hinaus für den Realschulbereich (auch dort gibt es keine Regelbeförderung) weitere folgen müssen.
Ich appelliere an alle Kolleginnen und
Kollegen dieses Thema mit Weitblick zu
betrachten. Ein Danaergeschenk ist es
keinesfalls!
Rainer S. Kirschner
2. Vorsitzender des BLLV Niederbayern
Niederbayerische Schule Ausgabe 2 März/2007
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BLLV
Hohe Ehrung für Ludwig Eckinger
BLLV Vizepräsident erhält Bundesverdienstkreuz
Dem Bundesvorsitzenden des Verbands Bildung und Erziehung (VBE)
Ludwig Eckinger, zugleich Vizepräsident des Bayerischen Lehrer- und
Lehrerinnenverbands (BLLV), wurde am
28. Dezember 2006 das Verdienstkreuz
am Bande des Verdienstordens der
Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Mit der hohen Auszeichnung, die ihm
am Sitz der niederbayerischen Regierung in Landshut durch den bayerischen
Staatsminister Erwin Huber überreicht
worden war, wurde Eckingers Wirken für
mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland und die Stärkung des Lehrerberufs
gewürdigt. „Niederbayern ist stolz auf
Sie“, beendete der Niederbayer Huber
seine Laudatio auf Ludwig Eckinger.
BLLV-Vizepräsident und VBE-Bundesvorsitzender Dr. Ludwig Eckinger (3. v.li.) wird mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Erste Gratulanten: Bayerns Staatsminister Erwin Huber (2. v.links), niederbayerischer Regierungspräsident Walter Zitzelsberger (li)
Der BLLV-Vizepräsident Dr. phil. Ludwig
Eckinger ist seit 1993 Bundesvorsitzender des VBE, seit 1996 Vorsitzender der
Expertenkommission Schule, Bildung
und Wissenschaft des Deutschen Beamtenbundes. Auf internationaler Ebene
vertritt er den VBE als Mitglied der
Europa-Vorstände des Europäischen
Gewerkschaftskomitees für Bildung und
Wissenschaft (EGBW) und der BildungsInternationale (Education International/EI) sowie in der Pan-Europa-KomMira Futász
mission von EI und EGBW.
Schulrankings locken auf falsche Fährte
„Schulrankings locken Eltern auf eine
falsche Fährte“, reagiert der Vizepräsident des BLLV und Bundesvorsitzende
des Verbands Bildung und Erziehung
(VBE) Ludwig Eckinger auf Äußerungen
des Dortmunder Bildungsforschers
Wilfried Bos. „Es ist nur so lange ein
scheinbar attraktives Angebot an Eltern,
solange nicht ihr Kind selbst mit standardisierten Tests maßgenommen wird.
Der Testeritis muss Einhalt geboten
werden“, fordert Eckinger. Er könne die
Freude von Bildungsforschern nicht
nachvollziehen, alle Energie in die
Verfeinerung von Messlatten zu stecken.
„Auf der Strecke bleibt dabei die gerade
im Oktober 2006 vereinbarte neue Lehrund Lernkultur des Förderns und Forderns“, warnt der VBE-Bundesvorsitzende.
„Es ist ein offenes Geheimnis, dass mit
den Tests nur die ‚harten’ Fächer erfasst
werden, nicht aber die für die Persönlichkeitsbildung so wichtige musischästhetische Bildung und Erziehung“,
betont Eckinger. „Die Anziehungskraft
einer Schule wird wesentlich durch das
schulische Klima gegenseitigen Respekts, durch zuverlässigen und interessanten Unterricht und durch eine gute
Zusammenarbeit von Schule und Eltern
geprägt. Land und Schulträger müssen
die dafür notwendigen Bedingungen
sichern.“ Eckinger unterstreicht: „Ein
Schulranking verdeckt nicht gemachte
Hausaufgaben der zuständigen Länder.
Schulen für das Versagen der Politik an
den Pranger stellen zu wollen, ist ein
verheerender Denkansatz. Er könnte
auch dazu führen, Eltern und Schule als
Gegner zu positionieren.“
Quelle:
www.vbe.de
Lehre braucht dringend Impuls
„Die universitäre Lehre braucht dringend
einen kräftigen Impuls“, mahnt der
Bundesvorsitzende des Verbands
Bildung und Erziehung (VBE) Ludwig
Eckinger an. „Die bisher sehr einseitige
Ausrichtung der Exzellenzinitiative auf
die Forschung verführt die Universitäten
offenbar dazu, Lehre noch mehr als
Ballast zu handhaben.“ Es dürfe auf
keinen Fall zu einer weiteren Verzerrung
des universitären Bildungsauftrags
kommen. „Die Länder stehen eindeutig
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Niederbayerische Schule Ausgabe 2 März/2007
in der Pflicht, endlich Bedingungen für
eine anspruchsvolle Lehre zu gewährleisten“, so Ludwig Eckinger. Seminare
mit bis zu 250 Teilnehmern würden
keiner Universität zur Zierde gereichen.
„Wenn der Wissenschaftsrat seine
Empfehlungen für Lehrprofessuren als
ernsthaften Anstoß zur Aufwertung von
Lehre in der Einheit mit Forschung
meint“, merkt Eckinger an, „sollte der
Weg beschritten werden.“ Sollte der
Wissenschaftsrat aber an eine preiswer-
te Verschulung der Universitäten denken, um die künftigen Studierenden
schneller durchzuschleusen, mache sich
das Gremium zwar beliebt bei den
Länderfinanzministern, aber schuldig
gegenüber den Studierenden und
jungen Wissenschaftlern, warnt Eckinger.
Quelle:
www.vbe.de
Pädagogik
Leseförderung mit Computer und Internet
„Antolin“ heißt eine Antwort, die immer
mehr Lehrerinnen und Lehrer gegen die
schlechten Leseleistungen von Kindern
einsetzen. Antolin.de ist ein Projekt zur
Förderung des Lesens, das von einem
niederbayerischen Lehrer zusammen mit
Eltern und Kindern der Volksschule
Ruderting entwickelt wurde. Dabei wird
die Anziehungskraft des Computers
genutzt, um Kinder zum Lesen zu verführen. In der Datenbank von Antolin.de sind
bereits über 13.400 Kinder- und Jugendbücher erfasst und mit Fragen zum Text
aufbereitet. Über das Internet werden die
Kinder geprüft, ob sie den Text gelesen
und verstanden haben. Zu jedem Buch,
das es gelesen hat, beantwortet es online
fünf bis fünfzehn Fragen zum Inhalt per
Multiple Choice. Entsprechend der Leistung wird das Kind dann mit Punkten
belohnt. Lehrkräfte haben bei Antolin
einen eigenen Zugang, der einen Überblick über die Leseleistungen und Lesevorlieben der Schüler bietet. Die Daten
geben Aufschluss über die Entwicklung
der individuellen Lesebiografie. Dadurch
entsteht eine gute Grundlage für die
gezielte Leseförderung im Unterricht.
Neuerdings stellen auch immer mehr
Gemeindebüchereien eigene „AntolinRegale“ und Antolin-Computer auf. In
Zusammenarbeit mit Schule und Elternhaus kann das Lesen damit verstärkt
gefördert werden. Waltraud Krohberger,
Lehrerin an einer Grundschule berichtet
über ihre Erfahrungen mit Antolin in einer
ersten und zweiten Klasse.
Frau Krohberger, Sie sind Lehrerin an
einer Grundschule und unterrichten vor
allem in den Klassen 1 und 2. Warum
setzen Sie Antolin ein?
Krohberger: Mir ist es wichtig, dass
Kinder lesen. Denn wer nicht liest oder
schlecht liest hat meistens auch Probleme
in anderen Fächern. Mit Antolin besteht
zusätzlich die Möglichkeit, dass die
Kinder selbstständig Bücher lesen, an den
Computer gehen, sich ins Internet einloggen und das zu Ende gelesene Buch
bearbeiten. Die Leseleistung wird für die
Kinder anschaulich, da sie für ihre Leseleistungen mit Punkten belohnt werden.
Sind dann nicht Kinder benachteiligt, die
zu Hause keinen Computer mit Internetanschluss haben?
Krohberger: Natürlich spielt das Elternhaus eine Rolle. Aber wir haben im
Klassenzimmer eine kleine Bibliothek
mit Antolinbüchern und Computer mit
Internetanschluss. Die Kinder leihen sich
Bücher aus. Kinder, die zu Hause keinen
Internetzugang haben, können im
Unterricht vor allem während der Freiarbeit ihre gelesenen Bücher in Antolin
bearbeiten. Manche Kinder, die zu
Hause kein Internet haben, waren
teilweise sogar motivierter, weil für sie
das Medium natürlich besonders interessant ist. Vielleicht trägt Antolin sogar
dazu bei, die Ungleichheit abzubauen.
Funktioniert das denn schon in der
1. Klasse?
Krohberger: Ja. Die Lesefertigkeiten
der Kinder sind sehr unterschiedlich.
Manche Kinder bringen bereits mit dem
Schuleintritt Lesefertigkeiten mit. Gerade mit Antolin kann individuell differenziert und gefördert werden. Einige
Kinder der jetzigen 1. Klasse haben
bereits nach Allerheiligen die ersten
Bücher im Internet bearbeitet. Ab dem
Halbjahr können fast alle Kinder Bücher
bearbeiten. Gerade in den ersten Schuljahren sind die Kinder ja besonders
motiviert. Und mit einfachen Minibüchern haben auch schwächere Schüler
Erfolgserlebnisse.
Welche Erfahrungen haben Sie mit
Antolin gemacht?
Krohberger: Nur positive! Die Menge an
Literatur, die Kinder durch Antolin lesen,
kriegt man sonst nicht in die 1./2. Klasse hinein. Kinder, die das System nutzen, machen auf jeden Fall Fortschritte
und haben einen erheblichen Lernzuwachs. Die Sinnentnahme wird gefördert, denn die Kinder müssen ein Buch
bewusst und genau lesen, sonst können
sie die Fragen nicht beantworten. Durch
ein Tutorenmodell helfen sich die Schüler im Rahmen der Freiarbeit gegenseitig. „PC-Lehrer“ helfen Kindern, die zu
Hause keine Hinführung zum PC haben.
Die Lehrerin Waltraud Krohberger besucht mit den
Kindern Erik und Lisa die Internetseite von Antolin.
Ein positiver Nebeneffekt ist, dass die
Kinder mit dem Medium Internet vertraut gemacht werden. Durch Antolin
kann das Internet sinnvoll in den Unterricht integriert werden.
Der Hirnforscher Manfred Spitzer warnt
eher vor elektronischen Medien wie dem
Fernsehen und dem Computer bei
Kindern unter 12 Jahren.
Krohberger: Ich denke, der Umgang mit
diesen Medien lässt sich nicht verhindern. Wir müssen mit einer guten Medienerziehung die Kinder darauf hinweisen, dass durch Computerspiele und
das Internet große Gefahren verbunden
sind. Die Kinder dürfen diese Medien
nicht unkontrolliert nutzen. Lehrer und
Eltern haben hier Verantwortung. Aber
wir können durch entsprechende Nutzung die positiven Seiten dieser Medien
herausstellen und die Kinder damit
medienkompetent machen.
Welche Aufgaben hat der Lehrer in der
Arbeit mit Antolin?
Krohberger: Es müssen Regeln aufgestellt werden. Die technischen Voraussetzungen müssen im Klassenzimmer
geschaffen werden. Bücher sind bereit
zu stellen. Eine Klassenbücherei ist
aufzubauen. Die Kinder helfen aber sehr
gerne mit. Sie bringen eigene Bücher
mit, die getauscht werden können.
Motivieren, kontrollieren, beraten sind
hier wichtige pädagogische Tätigkeiten.
Allerdings ist die gegenseitige Motivation der Kinder sehr groß. Am Ende des
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Pädagogik
Schuljahres bekommen die Kinder eine
Urkunde. Diese Urkunde ist manchen
Kindern wichtiger als das Zeugnis.
Besteht nicht die Gefahr, dass Eltern
ihren Kindern zu Hause bei den Fragen
helfen, damit ihr Kind beim Ranking am
Ende des Jahres besser abschneidet
und dann einen Preis bekommt?
Krohberger: Wenn man ein Ranking
erstellt und entsprechende Preise vergibt, mag das vielleicht so sein. Aber
das wäre schlecht. Bei mir gibt es kein
Ranking und keine Belohnung für den
besten Leser. Gerade die Kinder, die
sich durchkämpfen dürfen nicht demoti-
viert werden. Die Ergebnisse fließen
auch nicht in die Noten mit ein. Natürlich werden Eltern anfangs ihren Kindern
Hilfestellung geben und sie am Computer begleiten. Das ist auch sinnvoll.
Durch die Motivation der Kinder werden
auch die Eltern gefordert, ihren Kindern
passende Bücher zur Verfügung zu
stellen. Aber ich habe nicht den Eindruck, dass die Eltern den Kindern die
Leseleistung abnehmen. Es würde auch
keinen Sinn machen.
Krohberger: Grenzen gibt es vor allem
dann, wenn Kinder schwer motivierbar
sind. Freude am Lesen kann man anbahnen. Aber man kann Freude am
Lesen nicht verordnen. Ich mache sehr
positive Erfahrungen mit Antolin. Man
kann das Leseklima zu Hause schon
ausgleichen. Aber es gibt Grenzen.
Antolin ist kein Allheilmittel. Das Kind,
das zu Hause ein lesefreundliches Klima
vorfindet, hat Vorteile. Eltern bleiben
Toni Gschrei
verantwortlich.
Weitere Infos:
Wo sehen Sie die Grenzen dieser Form
der Leseerziehung?
www.antolin.de
Rohrstock und Schiefertafel – Schule anno dazumal
Wie war Schule früher? Wie war der
Schulweg? Was erlebten unsere Großeltern in der Schule? Diese Fragen beantwortet das Freilichtmuseum Massing.
Vor wenigen Monaten wurde im Dachgeschoss des Heilmeierhofs eine Schulstube eröffnet, die den Volksschulalltag
vor über 50 Jahren und früher widerspiegelt. Museumsbegleiterin Roswitha
Klingshirn führt die Kinder auf eine
Zeitreise. Sie können erleben, wie man
früher mit Griffeln auf Schiefertafeln
geschrieben und wie man mit den
Abakus gerechnet hat. Es gibt umfangreiches Anschauungsmaterial wie alte
Lesebücher und Bände zur Länderkunde, Setzkasten und Setztafel, Wandkarten, Schulranzen, Landkartenstempel,
ein Harmonium… und einen Mineralienschrank voller Geheimnisse der Erdgeschichte.
Wenn das Freilichtmuseum am 15. März
nach seiner Winterpause wieder die
Pforten öffnet, kann auch die Schulstube besucht werden. Schulklassen wie
auch Gruppen können das Programm
buchen. Einen Vormittag lang kann man
sich in die Vergangenheit zurückversetzen lassen und auf historischen Schulbänken erleben, wie der Unterricht in
früheren Zeiten war. Die deutsche
Schrift, alte Spiele, ein traditionelles
Pausenbrot – all das darf nicht fehlen!
Für die braven Schüler gibt es zuletzt
ein Fleißbildchen. Auf die unartigen
wartet hoffentlich nicht der Rohrstock.
Er wird wohl sicher verwahrt im vorschriftsmäßig abgesperrten Lehrerschrank verbleiben.
Das Programm kann gegebenenfalls
variiert und ergänzt werden mit weiteren
Angeboten wie Getreidekunde oder
einer Führung durchs Museum. Das
Schulstubenangebot ist lehrplanorientiert und besonders geeignet für Grundschüler, aber auch größere Kinder
haben bestimmt ihre
Freude an der Schulstube.
Das Freilichtmuseum
bietet viele weitere
Attraktionen. Auf dem
Gelände ist eine Kegelbahn und ein Naturerlebnispfad, den die Kinder
selbständig erkunden
können. Als besondere
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Niederbayerische Schule Ausgabe 2 März/2007
Attraktion besteht die Möglichkeit im
Heu zu übernachten. Außerdem gibt es
Brotbacken, Buttern und den Ferientag
im Museum. Auch eine gefahrene Führung ist möglich und man kann seinen
Geburtstag im Museum feiern, verkleidet als Knechte oder Mägde. Mit der
Kräuterpädagogin Lisa Fleischmann
können individuelle Kräuterführungen
und Kochkurse vereinbart werden.
Dieses Jahr zeigen traditionelle Handwerker wieder ihr Können. Am 02. Mai,
13. Juni und 04. Juli werden von 9 bis16
Uhr alte Handwerkstechniken verschiedener Berufe demonstriert: Fassbinder,
Imker, Rechenmacher, Korbflechter,
Drechsler, Stoff-Handdrucker, Klöpplerin
und Spinnerin.
Das Gelände des Freilichtmuseums
steht auch für andere Veranstaltungen
zur Verfügung, u.a. können selbständig
organisierte Lehrerfortbildungen durchText: Birgit Attenberger;
geführt werden.
Foto: Gerhard Nixdorf
Nähere Infos und Anmeldung:
Roswitha Klingshirn, Museumsbegleiterin und Museumsbäckerin,
Freilichtmuseum Massing, Steinbüchl
5, 84323 Massing.Tel.: 08722 / 6117,
E-Mail: [email protected]
Internet: www.freilichtmuseum.de
Beamtenbund
Beamtenbund Kelheim
Startschuss für neues Beamtenrecht in Bayern
BBB: Nicht auf Kosten des Vertrauens sparen
Mit der Föderalismusreform wurden
die Zuständigkeiten für wesentliche
Teile des Beamtenrechts auf die Länder übertragen. Von diesen Kompetenzen wird Bayern künftig Gebrauch
machen. „Wir freuen uns, dass wir das
Berufsbeamtentum in eine moderne
Zukunft begleiten dürfen,“ sagen Rolf
Habermann, Vorsitzender des Bayerischen Beamtenbundes (BBB) und der
Kreisvorsitzende des Landkreises
Kelheim, Wolfgang Brey unisono. Die
Beschäftigten dürfen dabei nicht vor
den Kopf gestoßen werden. „Einer
Sparreform werden wir uns verweigern“, kündigen beide Funktionäre an.
Der öffentliche Dienst müsse wirksam
für kommende Herausforderungen
gerüstet werden.
Der demographische Wandel werde
die Konkurrenzsituation zur Wirtschaft
verschärfen, speziell im Bereich kompetenter Nachwuchskräfte. Das mache
ein flexibles, attraktives und modernes
Dienstrecht unerlässlich, das die
Leistung des Einzelnen angemessen
honoriere. Das sei das Ziel, das mit der
Reform angestrebt werden müsse.
Die Staatsregierung müsse die Reform
dazu nutzen, in den vergangenen
Jahren verloren gegangenes Vertrauen
zurück zu gewinnen. „Wichtiger als
diese oder jene leistungsfördernde
Maßnahme ist eine von gegenseitigem
Vertrauen getragene Zusammenarbeit
zwischen der Beamtenschaft und
ihrem Dienstherrn. Nur aus dieser
erwächst das Engagement, das Treibstoff für optimale Leistungen ist“,
betonen die beiden Beamtenvertreter.
Die Beamten haben wahrscheinlich
nicht vergessen, dass Ministerpräsident Edmund Stoiber vor der letzten
Landtagswahl eine Arbeitszeitverlängerung kategorisch ausgeschlossen
hatte, sie danach aber durchdrückte.
Die Vorsitzenden des Beamtenbundes
Bayern mahnten die Staatsregierung
deshalb, dass sich diesmal „das Gedächtnis der Staatsregierung nach der
Wahl nicht als derart kurzlebig und
lückenhaft erweisen darf“ wie damals.
Wichtig ist es dem BBB, die vorhandene Abgrenzung zwischen Tarif- und
Beamtenrecht beizubehalten. „Wir
wollen keinen Tarifbeamten“, stellten
beide klar, „das widerspräche auch
den gesetzlichen Vorgaben.“ Gleichwohl muss in Teilbereichen aus rein
praktischen Gründen Gleichheit herrschen. Arbeitszeit und Bezügeanpassungen können nicht unterschiedlich
sein, bei Beschäftigten, von denen am
gleichen Arbeitsplatz eine gute Zusammenarbeit erwartet wird.
Eine vollständige Umwälzung des
Beamtenrechts hält der BBB für unnötig. „Wir können am geltenden Recht
ansetzen. Unser derzeitiges Dienstrecht ist weit besser als sein Ruf“,
meinen beide, „wir haben es nicht
nötig eine rundum neue Nomenklatur
zu erfinden, nur um den öffentlichkeitswirksamen Nachweis einer Reform zu
liefern.“
„Wir werden die Reform mit dem
Fachwissen unserer in 54 Einzelverbänden organisierten rund 200 000
Mitglieder tatkräftig begleiten“, versicherten Habermann und Brey.
Niederbayerische Schule Ausgabe 2 März/2007
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Kreisverbände
KV Regen
Franz Lippl seit 55 Jahren
beim Bayerischer Lehrerinnen- und Lehrerverband
Kreisvorsitzender Hans Hagl ehrt
langjähriger Mitglieder und prangert
die „kinderfeindliche Auslese nach der
vierten Klasse“ an
Eingerahmt von dem Eisensteiner
Musikantentrio unter der Leitung von
Hermann Hilgart ehrte der BLLV-Kreisverband Regen seine langjährigen
Mitglieder. Der Kreisvorsitzende Hans
Hagl konnte auch dieses Jahr viele treue
Mitglieder zur vorweihnachtlichen Sitzweil willkommen heißen. Sein besonderer Gruß galt den zahlreichen Pensionisten, die durch ihr Kommen ihre
Solidarität mit der aktiven Lehrerschaft
und den Zielen des BLLV zum Ausdruck
bringen.
Allen Anwesenden dankte er für die
langjährige Unterstützung, die sie mit
ihrem Beitrag dem Verband erwiesen
haben.
Am Jahresende durfte jedoch ein kurzer
Schwenk zur aktuellen Standes- und
Bildungspolitik nicht fehlen. Die kürzlich
im Bundesrat beschlossene Föderalismusreform bringt unter anderem eine
generelle Neuordnung der Beamtenbesoldung mit sich, die auch alle Lehrer
betreffen wird. Bei den bevorstehenden
Verhandlungen über die Eckpunkte der
Reform ,so Hans Hagl, wird der BLLV
seine ganze Kampfkraft aufbieten
müssen, um schlimme Versorgungseinschnitte abwenden zu können. Diese
Sachlage unterstreicht wiederum die
Bedeutung des BLLV, als starke Standesvertretung für den Lehrerberuf.
Beunruhigen muss nach Ansicht von
Hans Hagl aber auch die allgemeine
Lage an unseren Schulen. Dafür nennt
er einige Beispiele. In den letzten Jahren
hat sich die Grundschule für viele Kinder
zur „ Tretmühle mit einem immer stärker
werdenden Auslesedruck“ gewandelt.
Die Bildungspolitiker der Regierungspartei halten an einem dreigliedrigen
Schulsystem fest, obwohl es von immer
weniger Eltern für ihr Kind gewünscht
wird. Immer mehr Kollegen berichten,
dass Lebensprobleme der Kinder zunehmend Lernprobleme überlagern und
so erfolgreicher Bildungserwerb erschwert wird. Die Politik begegnet
diesen Entwicklungen mit Einsparungen
im Bildungswesen. Dagegen forderte
Kreisvorsitzender Hans Hagl eine Aufstockung des pädagogischen Personals
in Form von Lehrern, Förderlehrern,
Sonderpädagogen, Schulpsychologen
und Sozialpädagogen. Nur bei verän-
derten Rahmenbedingungen, mit mehr
Freiräumen für Erziehung und Beratung
und Einrichtung kleinerer Klassen, kann
die Schule den gesellschaftlichen Auftrag erfüllen, den der Staat ihr
zuschreibt.
Verbunden mit dem Wunsch dem BLLV
weiterhin die Treue zu halten, ehrte
Kreisvorsitzender Hans Hagl langjährige
Mitglieder:
25 Jahre: Baumann Artur, Hetz Agathe,
Plöchl Silvia; 30 Jahre: Kramheller
Elisabeth, Oswald Marianne, Schreder
Werner; 40 Jahre: Starke Klaus Dieter,
Stecher Edgar; 45 Jahre: Baumgartner
Ludwig, Koller Gudrun; 50 Jahre: Wölfl
Irma, Lippl Markus; 55 Jahre: Lippl
Franz. Als Dank und Anerkennung
überreichte ihnen Kreisvorsitzender
Hans Hagl Büchergutscheine und
Urkunden.
Im weihnachltich-besinnlichen Teil des
Abends unterhielt Hermann Wellisch mit
Mundartgeschichten die anwesenden
Lehrer. Durch seinen gekonnten und
ausdrucksstarken Vortrag ausgewählter
Gedichte erntete er sowohl Schmunzeln
und herzhaftes Lachen als auch nachdenkliches Schweigen.
BLLV-Kreisvorsitzender Hans Hagl (rechts) freut sich über die Treue und Solidarität langjähriger Mitglieder. (v.l.: Edgar Stecher, Klaus Dieter Starke, Elisabeth
Kramheller, Franz Lippl, Ludwig Baumgartner, Gudrun Koller, Irma Wölfl, Werner Schreder, Markus Lippl)
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Niederbayerische Schule Ausgabe 2 März/2007
Kreisverbände
KV Mainburg
Auf den Spuren sakraler Kunstwerke
Kunsthistorische Exkursion in der
Heilig-Geist-Kirche in Landshut –
Wertvolle Leihgaben an der Wende des
Mittelalters zur Renaissance – Führung
durch den Historiker Max Tewes.
Der Kreisverband Mainburg organisierte
am Mittwoch, 10. Januar, als erste
Veranstaltung im neuen Jahr eine Exkusion an einen kunsthistorischen bedeutsamen Ort. In der Heilig-Geist-Kirche in
Landshut findet noch bis 11. März die
Ausstellung „Um Leinberger, Schüler
und Zeitgenossen“ statt, in der über 80
wertvolle Leihgaben an der Wende vom
Mittelalter zur Renaissance gezeigt
werden. Der junge Historiker Max Tewes
machte in seiner einstündigen, fachlich
sehr fundierten Führung die Besucher
aus der Hallertau mit einer Auswahl
erlesener sakraler Kunstwerke bekannt.
Die Heilig-Geist-Kirche in Landshut, die
in den Jahren 1407 bis 1461 erbaut
wurde, gehört auch heute noch zu den
wenigen Großbauten, die das Bild der
Dreihelmenstadt bestimmen. Die Baugeschichte der spätgotischen Hallenkirche
ist durch mehrere Inschriften überliefert.
Sie gehört zur Erzdiözese München und
Freising und feiert ihr Patroziniumsfest
an Pfingsten. Von welcher Seite man
sich auch nähern mag, immer erscheint
der wohlgegliederte Bau als Ruhepunkt
im Spannungsfeld der Altstadt.
Ausgewählte Kunstwerke Hans Leinbergers und seiner Werkstatt bilden den
Dreh- und Angelpunkt der umfangreichen Präsentation. Er gehört an der
Wende des Mittelalters zur Renaissance
zu den bedeutendsten Künstlern seiner
Epoche und führte die altbayerische
Bildhauerei zu internationaler Geltung.
Seine Bildideen fanden innerhalb weniger Jahre Aufnahme und Verbreitung
und zeigten eine nachhaltige Wirkung
auf das Erscheinungsbild der zeitgenössischen Skulptur zwischen Donau, Inn
und Salzach.
Vom geheimnisvollen Bildhauer Hans
Leinberger, der zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Landshut wirkte, ist nur
wenig bekannt. Im Gegensatz zu seinen
großen fränkischen Zeitgenossen, Veit
Stoß und Tilman Riemenschneider, deren
Lebenswege detailgetreu überliefert sind,
bleibt der Mensch und Landshuter
Bürger Hans Leinberger ein kaum greifbares Phänomen. Einzig seine Werke
sprechen für ihn und begründen seinen
Rang als einen der bedeutendsten
Bildhauer seiner Zeit, zu dessen Auftraggebern Kaiser Maximilian I. gehörte.
Von 1510 bis 1530 erstreckte sich nachweislich sein Wirken in der Dreihelmenstadt. Archivalien erschließen einige
Eckdaten: Das Urbarbuch des Landshuter
Heilig-Geist-Spitals nennt „maister Hanns
pildschnitzer“ im Jahre 1510 als Mieter in
der Barfüßergasse. Damit ist sein Wohnsitz in Landshut und seine räumliche
Nachbarschaft zu Malern, Harnischmachern und Goldschmieden gesichert.
Weitere Belege stecken seinen Wirkungskreis ab und bezeugen Aufenthalte und
Aufträge in Moosburg, Innsbruck, Regensburg und Polling. Bis zum Jahre
1530 nachweisbare Lohnzahlungen
dokumentieren zwar Verbindungen zum
herzoglichen Hof in Landshut, lassen sich
aber nicht mehr mit bestimmten Werken
verbinden. Herkunft und Ende des Meisters bleiben gänzlich im Dunkeln.
Niederbayerische Schule Ausgabe 2 März/2007
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Kreisverbände
Undenkbar ohne die Kenntnis der
italienischer Grafik der Frührenaissance
wären Hans Leinbergers Relieftafeln (um
1511-1514) mit dem Martyrium des
Kirchenpatrons, die er für den Hochaltar
des St.-Kastulus-Münsters in Moosburg
schuf. Entsprechend der zu Beginn des
16. Jahrhunderts aufkommenden „Holzsichtigkeit“, ersetzen detailreich punzierte Oberflächen die Farbgebung. Neben
der handwerklichen Präzision begründen vor allem aber die originären Bildschöpfungen und die unversiegbare
Ausdruckstiefe der Figuren seinen Ruf
und Einfluss.
Die berühmte „Rosenkranz-Madonna“
(um 1516-1518) in der Stifts- und Pfarrkirche St. Martin, der im Jahre 2001 der
Ehrentitel einer päpstlichen „Basilica
minor“ verliehen wurde, zieht den Betrachter mit ihrer überwältigenden
bildnerischen Wucht in den Bann. Sie ist
nicht nur ein museumswürdiges Kunstwerk, sondern auch das Urbild der
Mutter und Himmelskönigin, die „Gnadenmittlerin von besonderer Wunderkraft“ (Hans Thoma). Den Mittelpunkt
der Marienverehrung und Wallfahrt in
der dortigen Kirche bildete offenbar ein
Gnadenbild, das heute nur mehr durch
Kupferstiche überliefert ist. So war die
„Leinberger-Madonna“ seit jeher in St.
Martin, wurde aber erst im 20. Jahrhundert von Kunstsachverständigen entdeckt und restauriert. Erst im Jahre
1961 erhielt sie die Strahlengloriole.
So markieren seine „Anna Selbdritt“
(1513) im Kloster Gnadenthal in Ingolstadt und sein Landshuter „Christus in
der Rast“ (vor 1520) in St. Nikola den
Beginn eigener, weithin ausstrahlender
Traditionslinien. Bilder von Stiftern und
Auftraggebern erweitern den Horizont:
Neben einzelne plastische Stifterdarstellungen treten Glasgemälde als ebenso
kostbare wie empfindliche Erinnerungsträger. Sie bezeugen die Sorge der
Stifter um ihr persönliches Seelenheil
und gewähren als oftmals einzig verfügbare Dokumente Einblicke in das kulturelle Umfeld Hans Leinbergers und
seiner Zeitgenossen.
Mehr als 80 Ausstellungsstücke führen
das vielgestaltige Kunstschaffen der Zeit
und Region um Leinberger eindringlich
vor Augen. Fast alle ausführenden
Bildschnitzer verharrten zwar in Namenlosigkeit, doch traten einzelne „Künstlerpersönlichkeiten“ je nach Temperament
und Vermögen markant hervor. Schüler
und Zeitgenossen, die sich um den
großen Meister gruppierten, erschließen
einen spannungsreichen Dialog, spiegeln seinen Einfluss wider und umreißen
parallele Strömungen in der bayerischen
Bildkunst seiner Zeit.
Darunter befinden sich Meisterwerke
von Peter Dell und Hans Wertinger als
weithin geachteter Hofmaler, der einen
exklusiven Kreis von Auftraggebern in
der Region bediente. Eine Bereicherung
der Ausstellung sind die Südtüren der
Altöttinger Stiftskirche des „Meisters
von Altötting“, zwei drangvoll bewegte
Johannesfiguren aus Dingolfing, die
ausdrucksvollen Figuren der beiden
Heiligen Simon und Judas Thaddäus
aus dem Altarschrein von Rabenden bei
Altenmarkt an der Alz sowie zahlreiche
Leihgaben aus dem Bayerischen Nationalmuseum in München und dem Germanischen Nationalmuseum in NürnRudolf Katzl
berg.
KV Vilsbiburg
Bildungspolitik in Bayern: politische Lüftlmalerei
Anlässlich der Monatsversammlung
traf sich der Kreisverband Vilsbiburg
um langjährige Mitglieder zu ehren und
um Neues aus der Bildungspolitik zu
erfahren. Seit fünfzig Jahre im Verband
sind Harald Frenzel und Helmuth
Haßlbauer, 25 Jahre gehören dem
Lehrerverband an Berta Eder-Kotschate, Anna Maria Brandl, Rita Häusler
und Ruth Wittmann.
Zu Problemen der bayerischen Schulpolitik sprach Judith Wenzl, die Vorsitzende des Bezirkes Niederbayern. 1600
Lehrerstellen würden im neuen Doppelhaushalt vom Volksschulbereich an
Relschulen und Gymnasien verschoben.
Sie wolle, so Judith Wenzel keine Neiddebatte anleiern, diese Stellenverschiebung müsse aber vor dem Hintergrund
der Versprechungen der Landesregie-
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Niederbayerische Schule Ausgabe 2 März/2007
Kurt Fischbacher bedankt sich für den engagierten Vortrag der Bezirksvorsitzenden
Kreisverbände
rung, dass „die Hauptschule keinen
Schaden nehmen“ werde, gesehen
werden. Der BLLV bestehe darauf, dass
Zusagen eingehalten würden: Die sinkenden Schülerzahlen dürften nicht
Anlass zu Stellenstreichungen im Volksschulbereich sein, sondern müssten zur
Verbesserung der Schülerversorgung im
Volksschulbereich bleiben. Die Personalsituation habe, so die Bezirksvorsitzende, das Limit unterschritten. Eine
gesicherte Grundversorgung sei nicht
mehr möglich, Unterrichtsausfälle
würden mehr und mehr die Regel.
Eine niederbayernweite Umfrage des
Bezirkspersonalrates zum Stichtag 15.
November 2006 habe ergeben, dass von
den benötigten Vertretungsstunden nur
44% durch mobile Reserven hätten
gehalten werden können, 56% hätten
durch Mehrarbeit, Zusammenlegung von
Klassen oder Ausfall „abgedeckt“ werden müssen. Was die Mehrarbeit oder
Zusammenlegung von Klassen betreffe,
sei dies, so Judith Wenzl, „Verschleiß der
Arbeitskraft“. (Anm. des Verf.: Laut
Psychologieprofessor Uwe Schaarschmidt weisen „Lehrer im Vergleich zu
anderen Berufsgruppen mit Abstand die
problematischste Situation und die
größten psychologischen Belastungen
auf“. (Quelle: Süddeutsche Zeitung vom
13.12.2006)). Die bildungspolitischen
Zusagen der Politik, so die Referentin,
seien angesichts dieser Tatsachen nur
„Lüftlmalerei“. Ebenso indiskutabel sei
die Äußerung des Fraktionsvorsitzenden
der CSU im Landtag, Joachim Herrmann, dass „in Bayern die Hauptschule
die beliebteste Schulform“ sei, wenn
man bedenke, dass die Zahl der Hauptschulen von 2001 bis 2006 von 1642 auf
999 zurückgegangen sei. Vor diesem
Hintergrund, so schloss Judith Wenzl,
sei es dringend notwendig, dass die
Eltern im Interesse ihre Kinder bei den
verantwortlichen massiv Politikern
intervenierten. Zum Schluss musste
Judith Wenzl noch einen „unangenehmen Erfolg“ melden: Das BLLV-Institut
für Gesundheit in pädagogischen Berufen sei „leider“ sehr erfolgreich. Der
Bedarf an Beratung der Kollegen steige
ständig. Die Gründe dafür seien ja
Werner Kelnhofer
bekannt.
KV Griesbach
Kurt Kaiser als langjähriger
Pensionistenbetreuer verabschiedet
– Nachfolge tritt Heidi Wimmer an
Über neun Jahre hat sich Kurt Kaiser
(Pocking) mit großem Engagement um
die Bedürfnisse der pensionierten BLLV
– Mitglieder im Kreisverband Bad Griesbach gekümmert. Zahlreiche Mitglieder
ließen es sich nicht nehmen, bei der
Amtsübergabe an seine Nachfolgerin
Heidi Wimmer (VS Bad Griesbach) dabei
zu sein.
Kreisvorsitzender Christoph Sosnowski
hob in seiner Rede hervor, dass er über
den langen Zeitraum hinweg die Pensionisten mehr als hervorragend betreute,
nicht zuletzt dadurch, dass er neben
selbstverständlichen Krankenbesuchen
zahlreiche Veranstaltungen organisiert
hat und die Geburtstage als Ehrentage
würdigte. Ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt für das gesellige Miteinander ist
der von Kaiser eingeführte monatliche
Pensionistenstammtisch, der von allen
Mitgliedern immer gerne angenommen
wurde. Für sein außerordentliches und
kollegiales Engagement wurde Kaiser
bei der diesjährigen Kreisverbands –
Weihnachtsfahrt unter Anwesenheit
zahlreicher Ehrenmitglieder durch den
Vorsitzenden Christoph Sosnowski mit
der goldenen Ehrennadel des BLLV
ausgezeichnet.
Sosnowski zeigte sich erleichtert darüber, in Heidi Wimmer eine mehr als
geeignete Nachfolgerin gefunden zu
haben. Wer das Engagement und das
Organisationstalent von Heidi Wimmer
kennt, weiß, dass unsere Pensionisten
weiterhin in besten Händen sind, so
Vorsitzender Sosnowski.
Vorsitzender Christoph Sosnowski (rechts) bedankt sich bei Kurt Kaiser (Mitte) und wünscht seiner
Nachfolgerin Heidi Wimmer (links) für ihre neue Aufgabe viel Erfolg
Heidi Wimmer ergreift als neue Pensionistenbetreuerin zum ersten Mal das Wort am monatlichen Stammtisch
Niederbayerische Schule Ausgabe 2 März/2007
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Kreisverbände
KV Viechtach
Heidelberg zwischen Mythos und Weltstadt
BLLV-Kreisverband Viechtach besuchte Heidelberg und Speyer auf 2-Tages-Fahrt
Heidelberg und Speyer waren die
Zielorte der diesjährigen Zweitagesfahrt des BLLV_Kreisverbandes Viechtach. Große Anziehungspunkte waren
das Heidelberger Schloss und der
Dom zu Speyer. Bei Stadtführungen
konnte man sich ein Bild der wahrhaft
geschichtsträchtigen Stätten machen.
Am Samstagabend hatte man wahlweise Gelegenheit zu einem Konzertoder Theaterbesuch.
Nach knapp 6 Stunden Busfahrt ließen
sich die 38 Lehrerinnen und Lehrer
vom „Mythos Heidelberg“ – einer
Stadt mit derzeit 3,5 Mill. Besuchern
jährlich- gefangen nehmen: Da zogen
sich die am jenseitigen Neckarufer
aufsteigenden Odenwald- Hügelketten
in sanft blau-grünen Waldwogen
dahin, bestückt mit den vor 100 Jahren erbauten Professorenvillen. Am
gegenüberliegenden Ufer ragte das
berühmte Ruinenschloss, Inbegriff
eines gigantischen romantischen
Traumbildes. Man will den Hauch der
Romantik nicht zerstören und ist
endgültig vom Plan der Restaurierung
des Schlosses abgerückt. Ein Panorama, das einem Caspar-David-Friedrich-Bild entsprungen scheint, verdankt sein Entstehen einer bewegten
Lehrer des Kreisverbandes Viechtach vor dem Pulverturm des Heidelberger Schlosses
12
Niederbayerische Schule Ausgabe 2 März/2007
Geschichte am Kreuzungspunkt großer politischer Ereignisse und kultureller Hochblüten. Seit 1386 Universitätsstadt mit mittlerweile 30000Studierenden- 5000 kommen aus dem Ausland,
die Frauen überwiegen, die Mehrzahl
sind Chinesen- brachte es viele berühmte Leute hervor und veranlasste
Dichter, Philosophen, Philologen und
große Komponisten zum Verweilen. So
ließ sich der weltweit angesehene
Homerübersetzer Voss hier nieder,
Goethe hielt sich 7 mal in Heidelberg
auf. Ebenso zog es an Josef von
Eichendorff, Clemens Brentano, Achim
von Arnim, Friedrich Hölderlin, Robert
Kreisverbände
Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy, Johannes Brahms und Carl
Maria von Weber. Der 1871 hier geborene Friedrich Ebert, erster Reichskanzler der Weimarer Republik, ist der
wohl berühmteste Sohn der Stadt. An
den Einwohner Heuss, den ersten
Bundespräsidenten, erinnert die Th.Heuss- Brücke. Die Kette der herausragenden Leute in einer herausragenden Universitätsstadt wollte und will
nicht abreißen: Martin Heidegger und
Erich Fromm lehrten hier, Heidelberg
hat mittlerweile 14 Nobelpreisträger
hervorgebracht.
Die Heidelberger Stadtgeschichte ist
prall gefüllt mit bedeutsamen Ereignissen und geprägt von vielfach wechselnden, verwirrenden Machtverhältnissen. Entsprechend vielfältig wirkten
kulturelle Einflüsse. Vom StauffenKaiser Barbarossa gegründet, der die
Stadt infrastrukturell mit Straßen nach
dem sogenannten“Leitersystem“
erschloss, fand Heidelberg erstmals
1196 urkundliche Erwähnung. 1225
den Wittelsbachern unterstellt, wurde
die Stadt der Pfalzgrafschaft bei Rhein
zugeschlagen. Anfang des 17. Jahrhunderts baute Friedrich V das
Schloss aus Liebe zu seiner angelsächsischen Prinzessin und Frau zu
den heute zu bewundernden Ausmaßen aus. Im 30-jährigen Krieg gefallen,
verlor der Wittelsbacher die evangelisch geprägte Stadt an das katholische Habsburg. Beim Einmarsch der
Franzosen wurde Heidelberg 1693
zerstört. Napoleon schlug 1803 das
linksrheinische Heidelberg Frankreich
zu, der rechtsrheinische Teil wurde
Kurpfalz. Die Niederlagen Napoleons
veränderten das Bild, das linksrheinische Heidelberg wurde erneut Hoheitsgebiet der Wittelsbacher. 1806
gehörte Heidelberg zu Baden, beinahe
150 Jahre später wurde es
Baden_Würtemberg zugeschlagen. Es
ist en Amerikanern hoch anzurechnen,
dass sie Heidelberg im 2. Weltkrieg
schonten und das Nato-Hauptquartier
dort errichteten.
Heute ist Heidelberg mit seinen
128000 Einwohnern Stadt der Wissen-
schaften, der Innovationen und der
Dienstleistungsgewerbe. Neben der
Universität und der Pädagogischen
Hochschule gibt es 5 Max-PlanckInstitute, darunter befindet sich das
Europäische Molekularlabor und das
Krebsforschungsinstitut. Bekannt sind
die Heidelberger Verlage und das
Unternehmen „Heidelberger Zement“.
Nach so viel Information gaben sich
die Lehrer den Musen hin. Da offenbarte sich Heidelberg als Kulturstadt:
Man hatte die Wahl zwischen einem
vom Jazz dominierten Orgelkonzert in
der Hl.-Geist-Kirche, Theater- und
Kabarettaufführungen.
Anderntags ging es über den Rhein
nach Speyer. Viele Kunstsinnige mögen die fröhliche, lichtdurchflutete
Verspieltheit von Barockkirchen bevorzugen, doch lässt der romanische
Dom zu Speyer mit seiner reduzierten
Formenstrenge und dem gedecktabgestuften Ineinander des rötlichen
Sandsteintones , geborgen in das
Dämmerdunkel des weit aufstrebenden Kirchenschiffes, das Mysterium
göttlicher Erhabenheit noch mehr
erahnen. Vom Salierkaiser Konrad II
1030 als Begräbniskirche gegründet,
überdauerte sie alle geschichtlichen
Wechselfälle: Die Herrschaft der Salier,
deren berühmtester Vertreter Heinrich
IV. aufgrund eines Kompetenzstreites
zwischen Kirche und Staat mit dem
Kirchenbann belegt wurde und
1076/77 den legendären „Gang nach
Canossa“ antreten musste, die Herrschaft der Stauffer zunächst unter
Friedrich Barbarossa, der 1190 in der
Saleb ertrank, die Herrschaft der
Habsburger, die mit Rudolf von Habsburg 1291 begann, die Ausrufung als
„freie Reichsstadt“ mit Wehrtürmen,
die Eroberung und Brandschatzung
durch die Franzosen 1689, das Ende
Napoleons, den Wiener Kongress, die
Zugehörigkeit zu Bayern mit den
Wittelsbachern und die Entstehung
des Landes Rheinland – Pfalz im Jahr
1946 im Zuge des amerikanischen
Protektorats. Um das geschichtliche
Verwirrspiel perfekt zu machen, sei
hinzugefügt, dass die Bischofstadt
Speyer nach der Reformation über
Jahrzehnte zwei Kirchenregierungen
gleichzeitig zugeordnet war, dem kath.
Bistum Bamberg und der protestantischen Landesregierung.
Auch als Begegnungsstätte von Christen, Juden und Moslems lernten die
Lehrer die Stadt Speyer kennen: Der
Judenhof zeugte vom Wirken der
Juden zwischen 1084 und 1090, die
der damalige Bischof ins Land holte,
um den Handel zur Blüte zu bringen.
So entstanden wirtschaftliche Niederlassungen bis in die Lombardei und
Venedig und Handelsbeziehungen bis
in die arabischen Länder.
Die vor 8 Jahren selig gesprochene,
1801 in Breslau geborene, 1942 in
Ausschwitz vergaste Jüdin und Karmeliterschwester Edith Stein hatte als
Lehrerin im Speyerer Gymnasium
ausgeholfen, auch sie eine große
Tochter der Stadt. Die Lehrer gedachten ihrer an einem Kreuzungspunkt der
großen monotheistischen Religionen,
als sie, im Hintergrund den Dom, vor
dem „Gasthof zum türkischen Halbmond“ auf einer Brücke standen,
deren Randbefestigung eine abstrakte
Skulptur der jüdisch- christlichen
Nonne zierte.
Inge Ebnet, 3. Kreisverbandsvorsitzende, bedankte sich auf der Heimfahrt
bei den Organisatoren und Informanten der zweitägigen Unternehmung,
den Kuchenbäckerinnen und dem
Busfahrer des Omnibusunternehmens
Seitz aus Deggendorf.
Thomas Richwien
Niederbayerische Schule Ausgabe 2 März/2007
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Kreisverbände
KV Wegscheid
Klassischer Ohrenschmaus
bei der Sonntagsmatinee in Linz
30 Klassikfreunde des Wegscheider
Kreisverbandes kamen im Januar in den
Genuss eines musikalischen Höhepunktes. Seit Jahren organisiert der Kreisverband eine Fahrt zur Sonntagsmatinee
nach Linz, doch selten war es so schwierig gute Karten zu bekommen. Kein
Wunder, denn mit dem Orchestre Philharmonique de Strasbourg unter seinem
vielversprechenden Chefdirigenten Marc
Albrecht war das älteste Orchester
Frankreichs zu Gast in der europäischen
Kulturhauptstadt von 2009. Zudem war
das Programm mit Ravel, Strauss und
Berlioz so attraktiv, dass Kreisvorsitzender Bernd Reischl nur noch Plätze in den
hinteren Rängen ergattern konnte. Dank
der hervorragenden Akustik im Brucknerhaus tat dies dem Hörgenuss der Wegscheider keinen Abbruch.
Mit Ravels Orchestersuite „Le tombeau
de Couperin“ erlebten die Zuhörer
zunächst eine Hommage an die französische Musik des 18. Jahrhunderts, mit
der Ravel nicht nur François Couperin
ehren, sondern auch seiner sechs im
Ersten Weltkrieg gefallenen Kameraden
gedenken wollte. Daran schloss sich
Vom verschneiten Wegscheid ins frühlingshafte Linz: Kreisvorsitzender Bernd Reischl, v.l. mit seinen
„Linzern“
Richard Strauss’ symphonische Dichtung „Till Eulenspiegels lustige Streiche“
an, deren Ende für den zum Tode verurteilten Eulenspiegel weniger lustig war.
Den krönenden Abschluss bildete
Hector Berlioz’ “Épisode de la vie d’un
artiste“. Diese faszinierende Symphonie
fantastique enthielt viele Hinweise auf
die Verarbeitung von selbst Erlebtem
und wurde von Albrecht in meisterhafter
Weise interpretiert.
Nach diesem beeindruckenden Hörerlebnis ging es in geselliger Runde weiter
im Restaurant des Brucknerhauses. Mit
wunderschönem Blick über die Donau
galt es nun, den Gaumen zu verwöhnen.
Die beiden langjährigen Linzfahrer und
Jubilare Edith Klatt (85 Jahre, 55 Jahre
BLLV) und Rudolf Ullmann (80 Jahre, 50
Jahre BLLV) konnte der Kreisverband
mit einer Einladung zum Essen erfreuen.
Martin Hofbauer
Buchtipps
14
FLOHs Bildergalerie
FLOHs Musikgeschichten
Nico und die Nashörner
Wolferl Wunderkind Wirbelwind
Eine Begegnung mit Dürers Rhinoceros, Liebermanns Papageienmann, dem Tiger von Franz Marc, den Zebras von Vasarely. Spannender und informativer Zoospaziergang quer durch
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Von Natascha Niemeyer-Wasserer und Ricardo Hohmann.
Zeichnungen von Stefan Lucas. 32 Seiten, DIN A 4, fest gebunden. Best.-Nr. 24020. Preis: 18,90 Euro. Domino Zeitschriftenvertrieb Günther Brinek GmbH, Menzinger Straße 13,
80638 München. E-Mail: [email protected]
Niederbayerische Schule Ausgabe 2 März/2007
Kreisverbände
Termine
Redaktionsschluss
„Niederbayerische Schule“
Datum
Veranstaltung
jeden letzten
Mittwoch
im Monat
KV Landshut:
PensionistenStammtisch
28.04.2007
Zeit
15 Uhr
Tu-was-Tag
Ort
Gasthaus zur Insel
Schöllnach
Konferenzen und Sitzungen
leiten und moderieren
Sitzungen und Konferenzen
gehören zum Schulalltag. Oft
werden Sitzungen aber als
zeitraubend, wenig effektiv
oder sogar überflüssig empfunden. Mit dem richtigen Knowhow wird es Ihnen gelingen,
Sitzungen effektiv vorzubereiten und durchzuführen.
Inhalte:
Den Sitzungsraum optimal gestalten
Sitzungen gut beginnen
Visualisierung in Sitzungen und
Besprechungen
Störungen erkennen und darauf reagieren
Der realistische Zeit- und Arbeitsplan
Protokolle rationell erstellen
Konferenzergebnisse gut kommunizieren
Heft
Redaktionsschluss
April
12.03.07
Mai
10.04.07
Juni
16.05.07
Juli
20.06.07
September
10.08.07
Oktober
24.09.07
Dezember
03.11.07
Samstag, 24.03.2007,
Beginn 09:30 / Ende 16:30 Uhr
Referentin: Hedwig Beier
Tagungsort:
Landvolkshochschule Niederalteich
Kosten: 69,- / Mitglieder 59,- Euro
(inkl. Mittagessen und Kaffee)
Bildungspolitik in Bayern
Probleme – Programme – Prioritäten
Schulsterben
Gemeinden ohne Schule?
Der BLLV–Kreisverband Landshut gibt sich die Ehre,
Sie zum
Lehrerreserven
Klassen ohne Lehrer?
Sitzenbleiber
Schüler ohne Erfolg?
Zeugnisse
Gutachten ohne Hilfen?
4. Schulpolitischen
Starkbieranstich
Schulabschlüsse
Jugendliche ohne Chancen?
Schulleiter
Verantwortung ohne Leitungszeit
Laufbahn
Lehrer/innen ohne Anerkennung
am Mittwoch, 21. März 2007
POLITIK, WIRTSCHAFT und GESELLSCHAFT
MÜSSEN JETZT HANDELN!
Deshalb plädieren wir
für ein breites
BÜNDNIS FÜR BILDUNG
einzuladen.
Gasthaus Emslander Unterglaim, Markt Ergolding
16.00 Uhr Einlass
Ergoldinger Blaskapelle, Leitung: Sigi Obermaier
17.00 Uhr Eröffnung
Fritz Wenzl, BLLV–Kreisvorsitzender
Grußwort
Dr. Ludwig Eckinger, Vizepräsident des BLLV
und Bundesvorsitzender des VBE
Festredner
Dr. h.c. Albin Dannhäuser, Präsident des BLLV
ca. 19 Uhr Abendessen
Fritz Wenzl
BLLV-Kreisvorsitzender
Niederbayerische Schule Ausgabe 2 März/2007
15
Meditation
AlltagsGelassenheit
Impuls
„Ein Vogel lag auf dem Rücken und hielt die Beine starr gegen den Himmel
gestreckt. Ein anderer Vogel kam vorüber, wunderte sich und fragte: ‚Was ist mir dir?
Warum liegst du auf dem Rücken?’ Da antwortete der: ‚Ich trage den Himmel auf
meinen Füßen. Wenn ich ihn loslasse und die Beine anziehe, stürzt der Himmel
herab.’ In diesem Augenblick löste sich ein Blatt vom nahen Eichenbaum und fiel mit
leisen Rascheln zur Erde. Darüber erschrak der Vogel so sehr, dass er sich
geschwind umdrehte und, so schnell er konnte, davonflog. Der Himmel aber blieb an
seinem Ort.“
(aus Geschichten für Sinndeuter)
Ist es nicht erleichternd, zu wissen: Es ist nicht alles von mir abhängig. Eine gesunde
Gelassenheit trägt dazu bei, sich nicht von der Schwere des Alltags erdrücken zu
lassen. Ich bin für vieles verantwortlich, aber nicht für alles. Es ist meine Pflicht, sich
für notwendige Veränderungen einzusetzen, es gibt aber viele Dinge, die ich nicht
ändern kann bzw. nicht ändern muss.
Welche Dinge kann ich gelassen hinnehmen?
Was kann ich nicht gelassen hinnehmen?
Von welchen Aufgaben kann ich nicht loslassen und gelassen in die Hände
anderer geben?
Zum Weiterdenken
Ich lege mich auf den Boden.
Ich lasse mir durch den Kopf gehen, für was und für wen ich verantwortlich bin.
Ich atme tief durch und versuche einen Teil der Verantwortlichkeiten loszulassen.
Jesus-Gebet:
„Jesus, hilf mir loszulassen.“
(aus: (M)ein Weg durch die Fastenzeit. Lebenswege – Wege zum Leben.
Kath. Landvolkbewegung Bayern.)
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Niederbayerische Schule Ausgabe 2 März/2007