Hohenzollern-Jahrbuch : Forschungen und Abbildungen zur

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Hohenzollern-Jahrbuch : Forschungen und Abbildungen zur
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TAFEL XXXÏV:
BILD 81 UND 82. GROSSE PARADE DES GARDEKORPS AM
OBEN PAUL BÜRDE: EMPFANG DER
7 SEPTEMBER ig7
KAISER ALEXANDER UND FRANZ-JOSEPH DURCH KAISER
WÏÏ-HELM AUF DEM PARADEFELDE. UNTEN FRITZ SCHULZ:
DIE PARADE
Die Aquarell-Sammlung
Gin Veitrag
Kaiser Wilhelms
I.
zu seiner tebensgeschichte
von
Herinan Granier
IV
,,-vflun ist
so
klang das Einzugslicd von
aus, und für Me Ariegstaten Kaifer Wilhelms behielt
dies Niort feine Geltung, nicht aber für die INühe und Arbeit feines Herrscherberufes,
war Deutschland nunmehr
in den Sattel gesetzt, reiten mußte es doch erst lernen, und was hierzu nach innen wie nach außen erreicht wurde,
verdankte es, wie keiner mehr sich bewußt blieb als der große Staatsmann, der nun des Neuen Reiches Kan5ler war,
Fürst Vismarck, in erster £inie seinem Kaiser: in immer steigendem Nlaße wurde dessen Persönlichkeit zum wahren
Vindegliede des Reiches, kraft seines ehrwürdigen Alters, der großen Taten, deren Glanz ihn umstrahlte, und feines
stets bereiten, unermüdlichen Einsetzens seiner perfon, wo es not tat, im kleinen wie im großen.
Aquarell-Sammlung zeigen uns den wichtigsten politischen
Die beiden hier zunächst folgenden Vilder
Vorgang für die Stellung des Neuen Deutschen Reiches, die Zusammenkunft der drei Aaiscr in der Reichshauptstadt
Berlin im September j8?2, wobei der Zar Alexander II. von Rußland und der Aaiser Franz-Joseph von Gesterreich
durch ihren gleichzeitigen Vesuch bei Kaiser Wilhelm der Welt vor Augen führten, wie sie die neue politische Gründung
anerkannten, und hierdurch den feindlichen Aspirationen auf seine Erschütterung und Vernichtung den wirksamsten
Damm entgegenstellten. Venn durchaus friedliche Tendenzen lagen dieser Drei-Aaiser-Vegegnung zugrunde, wie das
Aaiser vor allem am Herzen lag. Die politische Vedeutung des durch diese „Entrevue" angebahnten Verständnennen
dargelegt: „Das Vrei-Aaiser-Verhältnis, wenn man es
nisses hat Vismarck später einmal im Reichstage
will, während man es gewöhnlich Vündnis nennt, beruht überhaupt nicht auf geschriebenen Verpflichtungen, und
keiner der drei Aaiser ist verpflichtet, sich von den anderen zwei Kaisern überstimmen zu lassen. Es beruht auf der
persönlichen K^mpathie zwischen den drei Monarchen, auf dem persönlichen Vertrauen, welches diese hohen Herren
es genug!"
unserer
unseren:
so
so
29
zu einander haben, und auf dem auf langjährige persönliche Beziehungen basierten Verhältnis der leitenden Minister in
allen drei Reichen." Nichts Mystisches war hierbei, wie etwa hinter der „^eiligen Allianz" gesucht werden konnte;
aber gewiß wird sich Kaiser Wilhelm jenes Russisch-Vcsterreichisch-Preußischen
Bündnisses von 5 8^5 auch von dieser
durchaus realen, nüchternen Basis aus gern erinnert haben, voll hoher Befriedigung an dieses Vermächtnis seines
königlichen Vaters wieder aliknüpfen zu können.
unterbrochenen,
alljährlichen Badekur in
wieder aufgenommenen, fortan bis
von seiner, seit
August
Vorbereitungen
in Berlin wieder eingetroffen, nahm der Kaiser sofort die
Gastein am 20.
für den Empfang
seiner Kaiserlichen Gäste mit gewohnter Umsicht selbst in die Hand. Vie äußeren Veranstaltungen trugen vornehmlich
einen militärischen Charakter; traf doch der Besuch in die Ntanöverzeit, und dem Kaiser konnte nichts lieber sein, als
seine Truppen in voller Kriegsfertigkeit vorzuführen. Am 5. September abends kam der Zar mit seinen Söhnen, dem
Thronfolger Alexander (III,) und dem Großfürsten Wladimir, nach Berlin; sein Bruder Großfürst Nikolaus und sein
Kanzler Fürst Gortschakoff waren ihm schon vorausgegangen. Am O. September abends traf Kaiser Franz -Joseph
von Dresden her ein, begleitet von dem Kronprinzen Albert von Sachsen, und nahm im Königlichen Schlosse Wohnung,
während der Zar, wie üblich, in der Russischen Botschaft, Unter den linden, abgestiegen war.
Am Vormittage des 7. September fand dann die Große Parade des Gardekorps auf dem Tempelhofer Felde
statt, die unsere beiden Aquarelle darstellen: das 8^. Bild, von Paul Bürde, den Empfang der Kaiser Alexander
und Franz-Joseph auf dem Paradefelde durch Aaiser Wilhelm, und das 82. Bild, von Fritz Schulz, die Parade
selbst. Hat das Empfangsbild auch etwas Steifes, Zeremonielles, so stellt es doch den entscheidenden Vorgang, eben
die Drei-Kaiser-Vegrüßung, aufs deutlichste in den Vordergrund, was offenbar der Zweck dieses Aquarelles war.
Kaiser Wilhelm, hinter dem in angemessener Entfernung die paradcfront der Cruppen zu denken ist, salutiert, seinen
prächtigen Fuchs eben parierend, mit den« Vegen, die linke Hand hält den Frontrapport, den er seinen Aaiserlichen
—
Gästen übergeben wird; ihm folgt, auf einen! Rappen, der Flügeladjutant Graf kehndorff. Die beiden Kaiser der
tragen, ebenso wie unser Kaiser, die
Zar auf einein Braunen, der Kaiser von Gesterreich auf einem Rappen
preußische Generalsuniform und haben das Gmngeband des Schwarzen Adlerordens angelegt, während Kaiser
Vilhelm mit dem russischen gelbschwarzen St. Georgs- und dem österreichischen rotgrünen St. Stefansordensbande
geschmückt ist. Hinter ihnen reitet, auf einem Fuchs, zunächst der Kronprinz des Deutschen Reiches, der die beiden
Kaiser am Zollhause auf dein paradeplatze begrüßt hat, um sie zu seinem Aaiserlichen Vater zu geleiten; in der Suite
folgten sämtliche deutsche regierende Fürsten, außer den drei Aönigen und dem Großherzoge von Hessen. Auf unserem
Bilde zu erkennen ist neben dem Kronprinzen der seinen Vater vertretende Erbprinz Bernhard vou 2Neiningen, der
nach sechs fahren sein Schwiegersohn wurde. Der Hintergrund zeigt einen Generalstabsoffizier im Galopp und herantrabende Aavallerie, wohl Dragoner, unter gelbbraunen Staubwolken. Auch je ein Bataillon von „Seinen»" KönigsGrenadier-Regiment Nr. ? und vom 3eib-Grenadier-Regiment Nr. 8 hatte der Kaiser zu dieser Parade befohlen,
sowie zu Ehren des Zaren dessen Vrandenburgischcs Ulanen-Regiment Nr. 3.
Ein lebhafteres militärisches Bild gewahrt das der Parade selbst: die unabsehbare Suite, die den drei Kaisern
folgt, reitet die Front des 5. Garde-Regiments zu Fuß ab, das dann der Aronprinz selbst vorbeiführen wird, vor
dreieinhalb Jahren, am 27. Januar !.86Z, war sein ältester Sohn, Prinz Wilhelm, unser jetziger Kaiser und König,
in dieses Regiment eingetreten, und vor wenigen Tagen, am 2. September
hatte sein zweiter Sohn, Prinz
Regiments
in
den
Degen
gezogen,
bei der ernsten Feier der EinHeinrich,
Reihen dieses
zum ersten Male seinen
weihung des Denkmals für die Gefallenen im Katharinen-Holze bei Potsdam: einen dieser beiden Prinzen sehen wir
hier in der Front stehen, in tadelloser Paradehaltung, wie denn auch ihr Vorbeimarsch, hinter dem ersten Zuge der
keibkompagnie, „merkwürdig gut" aussiel; beide Prinzen erhielten an diesem Cage den österreichischen St. Stefansorden. In der Suite tritt hervor der Feldmarschall wrangel auf einem Schimmel, ferner Moltke, Bismarck, Roon;
neben dem Kronprinzen reitet
wohl der Großherzog von Baden, hinter dem Zaren der russische Thronfolger in der
Uniform seines Ivestpreußischen Ulanen-Regiments Nr. 5, links mehr im Hintergründe der Großfürst Wladimir, dessen
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TAFEL XXXV:
BILD 83 UND 84. OBEN HERMANN LÜDERS: MORGENBESUCH
KAISER ALEXANDERS BEI KAISER WILHELM WÄHREND DESSEN
BESUCH IN PETERSBURG APRIL-^MAI1875. UNTEN HERMANN
LÜDERS: BESUCH KAISER WILHELMS AM GRABE SEINER
SCHWESTER CHARLOTTE, DER KAISERIN ALEXANDRA FEODOROWNA, IN DER KATHEDRALE DER PETER-PAULS-FESTUNG
—
jugenbfrisches Gesicht ordentlich hervorleuchtet, im hellblauen Attila seines Thüringischen Husaren-Regiments Nr.
doch wir dürfen uns auf den schwankenden Voden dieser porträtvermutungsn nicht weiter wagen.
Die Parade fiel, trotz außergewöhnlicher Hitze, vortrefflich aus, als glänzendes Vorspiel dieser nach jeder
Richtung hin harmonisch und zu allseitiger Vefriedigung verlaufenden Drei- Kaiser -T^age. Am folgenden Sonntage,
an welchem, wie der Verliner Witz es sich nicht nehmen ließ zu bemerken, jeder Kaiser „Keinen"
den 3. September
—
Gott besuchte
wurde eine Fahrt nach dem Zoologischen Garten und nach Potsdam unternommen, wo abends im
Neuen Palais beim Kronprinzen eine „Italienische Nacht" bei feenhafter Veleuchtung stattfand. Dann folgten zwei
Feldmanövertage, westlich von Spandau bei wustermark, wobei die drei Kaiser wiederholt zusammen in demselben
September, nach der Feier des Namenstages des Zaren, erfolgte die Abreift des Kaisers
Wagen fuhren. Am
September morgens geleitete Kaiser Wilhelm den Zaren bis Virschau, sich hier in
von Vesterreich, und ani
gewohnter Herzlichkeit von seinen russischen Gästen verabschiedend, um selbst noch in Marienburg und in Vromberg
Grundsteinlegungen feierlich zu begehen: für das Denkmal Friedrichs des Großen und für die hundertjährige
September abends kehrte der Kaiser nach Verlin
Zugehörigkeit IVestprcußens zum preußischen Staate. Am
zurück; nur einen Ruhetag gönnte er sich, dann ging es wieder hinaus zu den Vivisionsmanövern der Garde bei
IVustermark. And dabei hatte der 75 jährige Herrscher die Drei-Kaiser-Tage über an Veinbeschwerden zu leiden gehabt,
die ihm das Zu-Pferde-Steigen sauer machten! Es waren denkwürdige Tage gewesen, die volles Gelingen des „Friedenswerkes" verhießen durch die persönliche Annäherung der drei Kaiser und durch das Verständnis ihrer drei Kanzler,
Gortschakoff, Andrassy und Vismarck.
die Erwiderung der Kaiserbesuche; unsere beiden nächsten
Im Zusammenhange hiermit brachte das Jahr
Vilder zeigen Kaiser Wilhelm in St. Petersburg bei seinem Kaiserlichen Neffen. Dieser Vesuch war schon vor dem
Ariege geplant gewesen, zunächst aus dem für unseren Kaiser so bezeichnenden Herzenswunsche, nach dem bereits am
erfolgten Tode seiner geliebten Schwester Charlotte, der Kaiserin Alexandra-Feodorowna, die Stätten
November
dort wiederzusehen, die für ihn mit so vielen teuren Erinnerungen verknüpft waren, und an ihrem Grabe zu beten.
Nun durfte er als Kaiser sich gönnen, was ihm als König versagt geblieben, und eine wahrhaft glückliche Zeit genoß
er auf dieser russischen Reise, die am 2H. April
von Verlin aus angetreten wurde. Der kaiserliche Zug des
Zaren, das „Ideal eines Reisehauses", führte ihn am 2?. April nach St. Petersburg, schon unterwegs mit allen Aufmerksamkeiten empfangen und umgeben, wie sie nur die zartfühlende verwandtschaftliche Zuneigung seines Kaiserlichen
Neffen für ihn sich hatte ausdenken und Vorsorgen können: in wirballen der aus ihm besonders sympathischen Persönlichkeiten zusammengesetzte Ehrendienst und die Ehrenwache seines eigenen Petersburger Garde-Grenadier-Regiments
König Friedrich-Wilhelm III., in Galschina die seines Ordens -Dragoner -Regiments, in St. Petersburg die feines
Infanterie^ Regiments Kaluga (vgl. Hohenzollern-Iahrbuch 5909, S. 88f.), Überreichung eines Ehrensäbels mit den
drei Kriegsorden St. Georg, ?aur le mérite und Eisernes Kreuz, Festlichkeiten jeder Art im kleinsten und größten
Kreise. Aber die Hauptsache für den Kaiser, so gern und unermüdlich er auch den festlichen Veranstaltungen folgte
und so sehr er sich an der ganz auffallend hervortretenden sympathischen Teilnahme des Petersburger Publikums für
seine Person erfreute, war und blieb doch das enge, völlig unzeremonielle Zusammenleben mit dem Zaren und die
Pflege der schmerzlich-teuren Erinnerungen, die ihn hierher geführt. Veides sehen wir auf unseren Aquarellen zur
Darstellung gebracht, die beide von Hermann tüders gemalt sind: das 85. Vild zeigt uns einen Morgenbesuch des
Zaren bei dem Kaiser, wie er in diesen Tagen wiederholt ganz ungemeldet stattgefunden hat; das 3H. Vild den Gang
des Kaisers zum Grabe seiner Schwester, der er einen Kranz weißer Rosen weiht
der Ritter der Aurmark semer
Vlancheflour svgl. Hohenzollern-Iahrbuch l9«8, S.
wie in strahlendes lenzlicht getaucht ist die Frühstücksszene, so leuchtend, wie vielleicht nur der intensive Petersburger Frühling es zuläßt; und so sonnig und frohgemut ist auch die Stimmung der beiden Herrscher, wie sie der
Maler vortrefflich zum Ausdruck gebracht hat. Kaiser Wilhelm trägt den grünen russischen Ueberrock, das St. Georgsband im Knopfloch, der Zar blaugrüne Uniform, den kaur le mente um den Hals. Goldenes Kaffeegeschirr, grüne
—
—
31
—
und grüne )ardinieren, draußen auf dem weiten Schloßhofe grüne Kasaken
alles gibt ein farbenfrohes Vilö, das die behagliche Intimitat aufs glücklichste widerspiegelt.
Aus den Zimmern der Schwester Charlotte im Mnterpalais, die ihm der Zar zur Wohnung überlassen,
begab sich der Kaiser an, ersten Tage nach seiner Ankunft über die noch mit Eis treibende Newa hinüber nach der
deren Kathedrale die Grabstätte der Kaiserlichen Familie birgt. Unter bunten Heiligenbildern,
Peter-Pauls-Festung,
bunten Mosaiken auf Goldgrund, zeigt
Bild den mächtigen Sarkophag von weißem Marmor, in schlichten
Formen, mit Vronzemschrift und Vronzeadlern an den vier Ecken, in seiner Einfachheit von edelster Wirkung. Zu
der grünen russischen Uniform trägt der Kaiser das St. Georgskreuz und den ?our le mérite, gleichsam als Symbol
russischer und preußischer Zusammengehörigkeit, die in der hier Ruhenden öie schönste Verkörperung gefunden; schon
trifft er einen Strauß weißer Rosen auf dem Zargdeckel, auf den er nun seinen Kranz niederlegen wird. Bei aller
Rührung, den der Erinnerung Strom hier in dem Kaiser erweckt haben mag, trägt sein Antlitz doch auch den Ausdruck einer inneren Befriedigung, daß es ihm vergönnt gewesen, diesen Akt der Pietät zu erfüllen. Auch zu der
Grabstatte der erst kürzlich, an: 2. Februar
verstorbenen Großfürstin Helene -paulowna, geborenen Prinzessin
Charlotte von Württemberg, ging der Kaiser dann; ihr war er in herzlichster Freundschaft zugetan gewesen, und
mit ihr hatte ihn, neben anderen schönen und edlen, echt weiblichen Eigenschaften, auch ihre stets bewährte gut
preußische Gesinnung innig verbunden.
Unter allen Festen traf hier den Kaiser noch ein herber Verlust in seiner nächsten Umgebung: am 3. Mai
starb in St. Petersburg sein Aoiresponocnz-Sckretär Ferdinand Borck der Jüngere svgl. Hohenzollern -Jahrbuch
S. 75 f.), ein treuer Diener seines Herrn, der einen schwer ersetzbaren Schatz von Tradition mit ins Grab nahm.
Sonst aber verliefen diese Petersburger Tage nach jeder Richtung hin harmonisch und aufs angenehmste,
daß der
Kaiser dieser Zeit für die Hauer die dankbarste Erinnerung bewahrt hat. Auch körperlich fühlte er sich frisch und
kräftig, wie seit lange nicht, als am 9. Mai die Rückreise angetreten wurde. Unterwegs aber erkältete sich der Kaiser
beim Umkleiden im überhitzten Salonwagen; das hielt ihn nicht ab, am
Mai trotz kalten Wetters die Parade der
Königsberger Garnison abzunehmen, hatte aber eine starke „Grippe" zur Folge, die von seiner Rückkehr nach Berlin,
Mai, bis zum 23. Mai anhielt; an: 26. Mai aber hielt der Kaiser die Frühjahrsparade auf
in der Nacht zum
—
Bilder freilich nichts zeigen,
dem Tempclhofer Felde in gewohnter IVeise ab.
Daß die hohe Politik, von der
auch bei dem St. Petersburger Besuche zu ihrem Rechte gekommen sein wird, ist daraus zu vermuten, daß den Kaiser
neben Moltke auch Bismarck hierher begleitet hatte.
Malachitleuchter
unser
so
so
unsere
der äußeren Politik führt uns das 65. Bild, von Fritz Schulz, zu einer Handlung
für das innere Gedeihen der Armee, der „Grundsteinlegung zum Kadettenhause zu lichterfelde am September
Das von Friedrich dem Großen
an Stelle des von König Friedrich-Wilhelm I, zuerst nach dem „Hetzgarten"
des Kurfürsten Friedrichs III.in der Neuen Frieknchstraße zu Berlin verlegten, nun baufälligen „<Iorp5 6es (^6ets"
neugebaute Kadettcnhaus, .Martis et UmervÄe
geweiht, zunächst für 300 Kadetten, war der Ausdehnung
der Armee und den: Mehrbedarfs an Offizieren nicht mehr gewachsen. Noch von Versailles aus hatte Kaiser
den Neubau einer „Central-Kadetten-Anstalt" befohlen und den Tag der GrundsteinWilhelm ani 2. Februar
legung auf den 5. September
festgesetzt, denselben Tag, an welchem vor ;56 Jahren, 5?5?, das erste preußische
Kadettenhaus in jenem „Hetzgarten" bezogen worden war, und den nun der glorreiche Name „Sedan" für alle Zeiten
umstrahlte. Nach mancherlei Erwägungen und Rücksichten war hierfür der 22 Morgen große Platz gewählt worden,
den der an diesem Grundsteinlegungstage geadelte Rittergutsbesitzer Carstenn zu kichterfelde schenkte, aus nicht unrichtiger,
aber für ihn selbst verfrühter Spekulation, daß aus dieser damaligen Sandwüste, dank ihrer tage dicht vor der ReichsHauptstadt, noch etwas werden könne. Gemäß der Größe des Unternehmens — für 830 Kadetten war das Gebäude
war auch die
veranschlagt, das Zöglinge aus allen deutschen Staaten, außer Bayern und Sachsen, aufnehmen sollte
Grundsteinlegung als Feier großen Stiles angelegt. Ihre Bedeutung faßt die dem Grundsteine eingefügte Urkunde
Von diesen Geschehnissen
—
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TAFEL XXXVÏ:
BILD 85 UND 86. OBEN FRITZ SCHULZ: GRUNDSTEINLEGUNG ZUM
KADETTENHAUSE ZU LICHTERFELDE AM 1. SEPTEMBER 1873,
UNTEN FRITZ SCHULZ: DIE PARADE IM POTSDAMER LUSTGARTEN VOR DEM KONIG VON ITALIEN AM 24 SEPTEMBER 1873
treffend zusammen,
eigensten Gedanken Kaiser Wilhelms ausspricht: bas Aadettenkorps möge
bleiben „eine Pflanzstätte altpreußischen Geistes der Treue gegen den Kaiser und König, der Ciebe zum Vaterlande,
des Gehorsams und des Pflichtgefühls, zum Hegen für die Armee und dadurch für bas Vaterland. Begonnen in
großer Zeit, möge der Bau stets und immerdar die Armee und das Aadettenkorps daran erinnern, daß Gottesfurcht,
Treue, Vaterlandsliebe, Gehorsam und pflichttreue die Tugenden sind, welche Unser Volk und Unsere Armee groß
gemacht haben". Und ebenso gibt die Ansprache des jetzt als Ministerpräsident, Zur Entlastung Vismarck's, fungierenden
Ariegsministers Graf Roon
für den der General Georg von Hamcfe, als „Staatsminister und 2. Chef der Armeeverwaltung" die kriegsministeriellen Geschäfte führte, wie er auch jene Urkunde »erlas — dem den Kaiser bei solchen
militärischen Feiern immer stärker bewegenden Gedanken der Zusammengehörigkeit von Armee und Volk vollen
Ausdruck: „Das heute baulich begründete, erst nach Ueberwindung mancher Schwierigkeiten und Bedenken ins (eben
tretende Werk gibt dem tande und Heere ein neues Zeugnis von der unermüdlichen Fürsorge nicht nur des Kriegs.*
herrn für die Année, sondern auch des kandesvaters für das Volk, weil alles, was jener nützt, auch dieses schützt.
Und in dieser Beziehung finde ich mich veranlaßt, Euer Majestät auch im Hamen des Tandes den ehrfurchtsvollsten
Dan? auszusprechen."
Der Aaiser selbst tat die Hammerschläge auf den Grundstein mit dein U?cihcspruche: „Der
Jugend zur Bildung, der Armee Zum Heile"; bann dankte er Roon für jene Rede: „was die Armee Großes erreicht
hat, dankt fie zum großen Teile auch Ihnen", und an die Kabelten richtete er die mahnenden Worte: „Treue und
Gehorsam, die Grundpfeiler einer militärischen Erziehungsanstalt, sind stets in Eurem Institute gepflegt worden, und
kann Ich bloß wünschen, indem Ich auf die zahlreich gefallenen, dekorierten und in die höheren Stellungen gelangten
Vffiziere hinweise, daß diese Euch ein Vorbild sein mögen." Fast 3300 aus dem Aadettenkorps hervorgegangene
die
hier ohne Zweifel Me
—
waren {87O/7J zu Felde gezogen, von denen über 1(000 fielen oder blessiert, fast alle aber dekoriert wurden.
Unter dem purpurnen, weißbedachten Aönigszelte mit der Aaiserstandarte, umgeben von grünumwundenen
schwarzweißen Flaggenmasten mit den Fahnen aller beteiligten deutschen Staaten und mit Medaillons mit den Siegeszeigt
namen von
Bild die glänzende Versammlung. In der Baugrube steht der Aaiser, in der Uniform
des Kadettenkorps, den Hammer in der Rechten, vor dem Grundsteine, an der Stelle, wo der Altar der Aadettenkirche
errichtet werden soll. Ein kupferner Aasten ist hier unter vier Zentner schwerem Sandsteindeckel versenkt worden, der
und
unter anderem die Generalstabswerke von
die Geschichte des Aadettenkorps und auch ein Heft des
„Soldaten-Freundes" umschließt, und den der Aaiser nun mit den Hamm erschlagen befestigt. Hinter dem Aaiser rechts
steht Roon in der Uniform seines Vstoreußischen Füsilier-Regiments Nr. 55, links der General von Aameke, ein Aifsen
haltend mit der Aelle, deren sich der Aaiser bedient hat. Rechts von Roon stehen die Baubeamten, Vauinspektor Steuer,
Baumeister Haeberlin, kandbaumeister Tuchermann. Am Altar, hinter dem die Marmorbüsten von Aaiser und Aaiserm
hervorleuchten, sind unter dem Feldpropste Thielen elf Geistliche versammelt; hier wird dann der Verliner Aadettenpfarrer
Vollert die N)eiherede halten: „Dieser Stein, den ich aufgerichtet habe zu einem Mal, soll ein Gotteshaus werden"
(5- Mose 28.22). Dahinter aber sind die zunächst Beteiligten aufmarschiert, die 700 Berliner Aadetten, unter ihrem
Gberst Julius von Vallet des Barres, in Paradeuniform, hinter ihnen noch die Deputation der jungen Potsdamer Aadetten,
ringsum die Abordnungen von allen Regimentern der Armee, welche der Aaiser zu dieser Feier befohlen hatte. Auf dem
Podium unter dem Zelte sind neben den Fürstlichkeiten, der Aaiserin, dein kronprinzlichen Paare mit ihren Söhnen Prinz
Wilhelm und Prinz Heinrich, den Prinzen Aarl und Friedrich-Aarl, die Feldmarschälle und die Aommandierenden Generale
versammelt, unter denen U)rangel und Moltke besonders hervorragen. Auch die Zivilbehörden waren nicht unvertreten :
und der kandrat des Areises
außer den Staatsministern nahmen auch der Berliner Oberbürgermeister Hobrecht (f ?. Juli
Teltow, Prinz Handjery, an der Feier teil, die mit dem Choral von Ceuthen „Nun danket alle Gott" stimmungsvoll ausklang.
Tags darauf, am 2. September
wurde die Siegessäule zu Berlin enthüllt.
Offiziere
unser
Der
die
deutschen
nicht übel tust gezeigt, auf Frankreichs Seite zu treten, wenn
nicht rascher gewesen wären als die politischen Entschlüsse hier wie dort. Um so bedeutungsvoller
italienische Verbündete
Siege
lio^cnîollfni-^a^tbud;
von
hatte
5
>y!2.
33
war es, daß jetzt Italien den Anschlich an die drei KaifcrmäcMe suchte, und zwar in deutlicher Tendenz gegen Frankreich, wo unter Mac Mahon's Präsidentschaft eine ultramontan-klerikale und monarchistische Richtung einzutreten schien,
die für Italiens Hauptstadt Rom ebenso bedrohlich war, wie fie notwendig gegen dag neue Deutsche Reich hätte
aggressiv werden müssen. Somit war dein Befuge, den der König von Italien, Viktor-Gmanuel IL, in Berlin
Aquarell^Sammlung Rechnung trug. Unser
inachte, ein historisch wichtiger Charakter aufgeprägt, dem auch
36. Silo, von Fritz Schulz: „Die parafe im Lustgarten vor dem König von Italien am 2H. September \873",
zeigt nun den Vater an derselben Stelle , wo vor dem Ancge, am 3. Juli
sein Sohn, der Kronprinz Humbert,
—
Viloe,
90,
gestanden hatte
gesehen haben. Der König aber
wie wir beim 63.
hohcnzollern -Jahrbuch \ty\O, S.
bildet natürlich den Mittelpunkt des glänzenden Schauspieles, dein der Kronprinz nur als Zuschauer beigewohnt hatte.
Der Zeitpunkt dieses Vesuches wirkte dadurch fast dramatisch, daß unmittelbar zuvor das Vuch des italienischen Ministerpräsidenten von \866 Generale kaMarmora: „Un po più di luce" erschien, mit der durchscheinenden Absicht, durch halbwahre und ganz falsche diplomatische „Enthüllungen" Österreich und Preußen zu entzweien, was denn freilich gründlich
mißlang, da, wie der österreichische Staatsmann Audrassy erklärte, die verbundenen Mächte seit {87 \ nicht mehr rückwärts, sondern nur vorwärts sähen. Für die Wärme der Aufnahme, die der König von Italien in Berlin fand, konnten
wurde er denn auch von der
diese politischen und littcratischen Vorspiele nur die günstigste Wirkung haben, und
Vevölkerung mit demonstrativem Vcifalle begrüßt, als er am 22. September 1,373 nachmittags auf dem Görlitzer
Berlin über Wien
Bahnhofe in Berlin eintraf. Viktor-Emanuel kam von Wien — daß der weg von Hont nach
—
müsse,
begleitet
von seinen
darüber hatte Visinarck die italienischen Staatsmänner nicht im Zweifel gelassen
führen
und
wurde
mit
dem
Kronprinzen
I11ingl?etti,
mit allem höfischen Glänze vom Kaiser
Ministern Visconti^Venosta und
empfangen und im sechsspännigen wagen nach dem königlichen Schlosse geleitet, durch die Kopf an Kopf vom
jubelnden Publikum befetzten Straßen, Per Kaiser gewann gleich einen fehr günstigen Eindruck von dem Könige,
durch dessen offenes, militärisches Wesen, der noch wuchs durch das Interesse, welches der König für alles ihm Dargebotene bewies. Soldaten und Jagd, das waren ja die ausgesprochenen Passionen des Rè Galantuomo, und beiden
wurde hier vollauf Rechnung getragen. Der Potsdamer Parade folgte am 25. September eine 3a in hubertusstock,
auf welcher der König zehn Hirsche schoß, uni am 26. September das Gefechtsexerzieren eines kriegsstarken Bataillons,
einer Eskadron und einer Batterie auf dem 21Toabiter Exerzierplätze, das ihm den besten Eindruck von der preußischen
Armee zu machen geeignet war. Am Abende dieses Cages erfolgte die Abreise; der Vesuch des ersten Königs des
geeinten Italiens bei dein ersten Kaiser des neu gegründeten Deutschen Reiches war wohlgelungen und durfte wohl
unter die denkwürdigen Cage des Lebens Kaiser Wilhelms eingereiht werden.
Unser Vild zeigt den Vorbeimarsch des Regiments der Gardes du (^orvs, mit den goldenen Kürassen und
den ritterlichen altbrandenburgischen Stiefeln, vor den beiden Herrschern, unmittelbar am Stadtschlosse zu Potsdam,
bei schönstem Paradewetter, das auch
dem Aquarelle mit dem leuchtend blauen Himmel gut hervortritt. Das
markante, martialische Gesicht Viktor-Emanuels ist in seinem charakteristischen Gegensatze zu den uns
vertrauten
glücklich
neben
dem
und
der
Kronprinzen
Kronprinzessin,
Zügen
getroffen;
milden
im schwarzen
Kaiser Wilhelms recht
Attila ihres tcibhusaren- Regiments auf prächtigem arabischem Schimmel, stehen die beiden Prinzen Wilhelm und
Heinrich, die vorher mit ihrem ;. Garde-Regiment zu Fuß vorbeimarschiert sind; Prinz Wilhelm wird heute den
italienischen Annunziatenorden erhalten, dessen blaues Vand Kaiser, Kronprinz und Prinz Friedrich-Karl hier angelegt
haben, zum sichtlichen Zeichen der Vedeutung dieses italienischen Vesuches, der als Ausgangspunkt des heute noch
bestehenden „Dreibundes" angesprochen werden darf.
87. Vild, von Wilhelm
zeigt uns einen Kürassier-Vorbeimarsch: „Kaiser Alexander I.
Auch
2,Nai
von Rußland vor dem 6. Kürassier-Regiment am 5.
Gerade ein Jahr nach dem Frühjahrsbesuche
Aaisers in St. Petersburg kam der Zar, begleitet von seinem Vruder, dem Großfürsten Konstantin, und seinen Söhnen
Wladimir und Alexis, auf der Reife nach Ems durch Verlin. Am Ankunftstage, 3. Mai
wurde hier die Verlobung des Großfürsten Wladimir mit der Herzogin NIarie von
Schwerin, Tochter des Großherzogs
unsere
so
aus
so
unser
unseres
34
Friedrich .ftanz
j
II,, proklamiert; am 4. Mai
fand ein DtDifîons=<0efecrjtser. edieren auf &em
Cempelhofer
Felde ftatt.
Dem (pareil Zu Ehren hatte der ïuitfcr das Branbenburgifc^e Kûrafper^Heginicnt Nr. (î, Neffen Chef or feit dein
\7. ÎUârs \H63, dein ?rintt«rungstagc des Aufruf „2ln moin Volk" non \8\o, war, und das d^u Hamen feines
Üaters „Kaifer Nikolaus I. von Hufïan6" für alle Reiten trägt, von Brandenburg a, I). nach Berlin berufen. Dies
Regiment stand am Donnittagc 6es .',. ÏÎTai auf dein Königspla^ unter der Siegessäule, in Cinic aufinarschiert, aïs
die beiden Herrscher heranritten. Dann setzte sich der Zar auf den rechten Flügel feiner Hûrafffere und führte fie, nach
l!,!d 87.
IVilMm tllcvcrhehti ;
Kalfn 2lfcj<ml»iI. non
dem Abreiten der Front, dreimal feinem Aaiferlicheu
Vie
Weiterreise
des
Zaren
erfolgte an
demselben
Hufjlanb
vor Dem
6. Kârafjler-Hegitnml ara 5,
®^eiin in verschiedenen Formationen
ÎTIni
JK74
und (Sangarien in Parade vor.
Abende,
Vas j?arademäßige ist auf unserem 39Uöe gut zum Ausdruck gebracht, weniger wohl die portrâlù'ImlicbfcU
der Gesichtor, die ziemlich verschwommen sind. 31U Vordergründe sehen wir den Zaren, auf einem Fuch5, m dem
weisien Aoller seines Regiments mit deni goldenen Kfiraf, den die Offiziere noch trugen uon der Kriegsbeute
von \$\<\ her 5u Ehren ihres ersten Chefs, des Zaren Nikolaus, und dem Vande des schwarzen Adlerordens, den
Generalöfederbusch au dem Stahlhelme, an den Haifer heransprengend, der vor der Front der großen Suite hält,
in der Gencralsumform auf einem Fuchs. Hinter dem Zaren folgt das Regiment in halben Eskadronsfronlen
5*
35
im schritt, voran der Regimentskommandeur,
von Moellendorff, auf stolzem Rappen; die Mannschaften sind durchweg auf Braunen beritten, die Trompeter auf Rappen. 3n der Suite ist am rechten Flügel der
im roten
Kronprinz 511 erfennen, in der Uniform feiner Aasewalker Kürassiere, und der Prinz Friedrich
Attila seiner Zielen- Husaren auf einem Schimmel. (Einen abschließende» Hintergrund des Paradefeldes gibt das
Krollsche Cheatergebäude und links die lichtgrünen Bäume des Tiergartens.
Oberstleutnant
Wohl in dein hervorragenden Eindrucke, den das österreichische Heeresmuseum mit der Ruhmeshalle im
Artillerie^Arsenal zu Wien auf den Kaiser und den Kronprinzen bei ihren Besuchen der Wiener Weltausstellung im
gemacht hatten, ist die Anregung zu vermuten zu den: Gedanken Kaiser Wilhelms, auch für die preußische
Jahre
Armee etwas Aehnliches zu schaffen; lag doch auch bei der großen Masse der in den siegreichen drei Kriegen gesammelten
Trophäen und sonstigen Kriegsbeute ein dringendes Vedürfms Zu ihrer Unterbringung vor. Und wie der Plan, das
Berliner Zeughaus hierfür umzugestalten, einmal gefaßt war, widmete sich ihm der Kaiser auch mit voller Hingabe
und mit ganz besonderem Interesse, wie erklärlich, und nahm in praktischer wie künstlerischer Hinsicht an der Entwicklung des Vaues und aller Einzelheiten seiner Ausschmückung den lebendigsten Anteil. In die Anfangsstadien
dieses großen Werkes führen uns die beiden folgenden Aquarelle, Nr. 83 und 99, beide von Emil Doepler dem
jüngeren, den „Zcughausbesuch
S. M. des Kaisers am 26. September
darstellend.
Zeughausbau
Ver Schlütcrsche
mußte selbstverständlich nach außen hin erhalten bleiben; aber im Innern
hatte fast eine Neuschöpfung einzusetzen, um aus dein Waffendepot, dem ursprünglichen Zwecke des Zeughauses, ein
historisches Museum zu schaffen. Vis jetzt noch lagerten hier die Augmentationswaffen für die Garde -Infanterie und
das Material für sechs Feld Reserve -Vattenen, auch hatten die Artillerie-Schießschule und die Artillerie-Prüfungs^
Kommission hier ihre Vureaus inne.
Dies alles war jetzt Reichsangelegenheit geworden, und das Zeughaus sollte ein rein preußisches Heereswerden, wie das ja mehrere andere deutsche Staaten bereits besaßen, ganz abgesehen von den stolzen Sammlungen in St. Petersburg, paris, Tondon, Madrid. Hur H00 ONO Mark waren zu jenen Ersatzräumen für das Reich
erforderlich, dann hatte Preußen bas alleinige Verfügungsrccht über sein Zeughaus. Aber zum schmerzlichen Erstaunen
des Kaisers lehnte das preußische Abgeordnetenhaus die zuerst geforderten sechs Millionen Mark für die Umgestaltung
des Zeughauses ab, obwohl sie aus der französischen Kriegsentschädigung gedeckt werden sollten, und erst die zweite,
auf H333<AX) Mark reduzierte Vorlage, an welcher der Kaiser selbst bis in die Details hinein mit Reduklionsentwürfen tätig war, wurde das „Gesetz betreffend eine anderweitige Einrichtung des Zeughauses zu Berlin" im
von den beiden Häusern des Landtages angenommen und am \7. März J877 rom Kaiser vollzogen.
Februar
April
Am 5.
befahl der Kaiser die Bildung einer Kommission unter dem Vorsitze des Kronprinzen, „welche
außer den Kommissarien der betreffenden Ministerien (des Handels-, Kultus- und Finanzministeriunis) aus einigen
höheren (Offizieren, hervorragenden Historikern und ebensolchen Künstlern 511 bestehen hätte". Mit der Bauausführung
wurde der Geheime (Dberbaurat Hitzig beauftragt, nach dessen Tode, in: November \Ü8\, der GeHeims Vberbaurat
petftus, dem der Baumeister Hinckeldeyn zur Seite stand. Jene Kommission kam übrigens nicht recht zur Wirksamkeit, durch Ressort- und konstitutionelle Bedenken der Ministerien. Der Umbau aber wurde, unter steter Teilnahme
beendet; die Fertigstellung der inneren Ausschmückung, für welche besonders charakteristische
des Kaisers, im Jahre
museum
war dem Kaiser zu erleben nicht beschieden.
Kaisers sich fort und fort verfolgen lassen, im Jahre
eine Konimission destimmt für
Sei Aufstellung der ersten Entwürfe hatte der Kaiser am H. Juni
Vorschlage: „in welcher Weise und mit welchen Mitteln aus dem Zeughause in Verlin eine Ruhmeshalle für die
preußische Armee geschaffen werden kann". Zum Vorsitzenden wurde der General von Dresky, Kommandeur der
Garde-Feldartillcrie-Vrigade, und als militärische Mitglieder der Oberstleutnant Schmelzer, Führer des Garde-FußEinwirkungen des
artillerie-Regiments, der Major Fassong vom Kriegsminifterium, der Major Ising, a la suite des Garde-FußartillerieRegiments, Vorstand des Artillerie-Depots in Verlin, und vom Allgemeinen Kriegs Departement der Major, dann
36
WILHEM
X VI:
1876^
S5EKPT?^MNBVRI<
26.
AM
TAFEL EMIL
ZEUGHAS
DVA/SV3
BBILDLE^S3UCHTl
Vbcrstleutnant Rautenberg, Chef der Artillerie-Abteilung, ernannt. Der armeegcschichtskundige £ouis Schneider und
but Direktor Hiltl von der berühmten waffensammlung des Prinzen Aarl von Preußen, die später bas Zeughaus
erwarb, wurden den Veratungen dieser Kommission beigesellt.
die im großen ganzen auch der Ausführung zugrunde gelegt
Vie Aonunissionsvorschläge vom ?. Juli
wurden, gingen dahin:
Vas obere Stockwerk solle dazu bestimmt sein, „in einer systematisch und nach historischen Epochen
geordneten Aufstellung von Fahnen, Standarten, Ausrüstungen, Bekleidungen, Waffen und Trophäen, sowie von Vüsten,
Vildnissen, Montierungsstücken und Reliquien der Fürsten und berühmten Feldherren die fortschreitende Entwicklung
der Armee nach ihren verschiedenen Ruhmesperioden zu veranschaulichen".
Im Erdgeschosse solle ein „Artillerie-Museum, d. h. eine Entwicklung der groben Feuerwaffen, von der
ältesten Zeit bis zur Jetztzeit, dargestellt durch Geschütze, Lafetten, Geschosse, Geschützzubehör, Modelle," und zugleich
ein „fortifikatonsches Museum, enthaltend Modelle von Festungen, Angriffen, Ingenieur-Geräten," geschaffen werden.
Der Haupteingang sei auf die Südseite zu verlegen, dem Aronvrinzlichen Palais gegenüber, und führe durch den Hof,
auf einer Freitreppe, dem Charakter des Gebäudes entsprechend hergestellt und emblematisch verziert, zum ersten Stockwerke.
Die finanziellen Aufstellungen Hitzig's hierfür schlössen mil der Mahnung: „Möge man sparsam, aber nicht geizig sein."
Die Ausführung bedingte zunächst die Herausnahme aller Verschlage und wände im Erdgeschosse und der
Gewehrstellagen aus dem oberen Stockwerks und damit die Herstellung der Räume: „wie sie von dem genialen
Baumeister (Andreas Schlüter) gedacht und ursprünglich ausgeführt waren". Zur persönlichen Prüfung dieser Vorschläge
im Zeughause, nachdem er vorher
an Vrt und Stelle erschien der Aaiser am Nachmittage des 26. September
das im werden begriffene „Familien-Historische Museum" im Schlosse Monbijou, das jetzige Hohsnzollern-Museum,
besichtigt hatte. Unsere Vilder zeigen uns sehr anschaulich, zu welchem Zustande das Zeughaus damals herabgesunken war, und was wir auch hier der Initiative und der Tatkraft Aaiser Wilhelms verdanken, der hieraus eine
Sehenswürdigkeit der Reichshauptstadt zu schaffen wußte. Die Zwischenwände und Gfenröhren auf dem 69. Vilde,
auf welchen Hitzig die Umbaupläne dem Aaiser erläutert; die lichttötenden kattenverschläge der durch die Taterne nur
unvollkommen erhellten, gepflasterten Sattelzeug-Aammern des 89. Vildes sprechen für sich. Auch sonst bedürfen diese
Vildcr keiner weiteren Erklärung. Die Mitglieder der Kommission sind vollzählig versammelt, außer dein Major
Fassong, und unschwer zu erkennen: Dresky am Generalswaffenrocke, Ising, der spätere langjährige Kommandant des
Zeughauses, an seiner mächtigen Figur, Rautenbcrg an seinem Vollbarte, während Schmelzer einen Schnurrbart trägt;
der stets korrekte louis Schneider ist im Frack und weißer Vinde erschienen. Vazu kommt der Vepot- Vizefeldwebel
Müller und der den Aaiser auch hier begleitende Flügeladjutant Graf kehndorff.
Nur zwei kleine Züge aus dem Eingreifen des Kaisers sei zu erwähnen hier vergönnt. Nach dem Entwürfe
sollte die Ruhmeshalle, d. h. der in: nördlichen oberen Stockwerke zu schaffende hochgewölbte Auppelraum und zwei
Gberlichtsäle, die Herrscherhalle und die beiden Feldherrnhallen, gegen die Zeughaus-Sammlungen mit Mauern
abgeschlossen werden: der Aaiser ordnete statt dessen Gitter an, von Türen durchbrochen
das Volk in Waffen sollte
nicht von seinen Fürsten und Feldherren geschieden sein und empfahl die berühmten Gitter in Ivürzburg und Nancy
als Vorbilder, die er an Grt und Stelle durch Aommissare zu studieren und von bestimmten Punkten aus, die er
genau bezeichnete, photographisch aufzunehmen befahl. Und als sein Kaiser-Standbild größer und aus kostbarerem
Materiale als die Statuen der anderen Preußenkönige für die Ruhmeshalle veranschlagt wurde, mißbilligte dies der
Aaiser ganz und gar: „Ich bin nicht damit einverstanden, daß Mein Vild in anderer Form als die übrigen AönigsStandbilder angefertigt wird, und bestimme Ich ausdrücklich, daß dies unterbleibt."
Die bei dem ganzen Werke leitenden Gesichtspunkte sprechen sich am klarsten aus in den „Motiven" zu jenem
Gesetzentwurfe, deren Fassung den Weisungen und den Aorretturen des Aaisers gemäß festgestellt wurde: „Das vom
deutschen Volke lange ersehnte und erstrebte Ziel, Deutschlands Einigung, ist nach schweren Kämpfen erreicht. Nicht
mehr allein steht Preußens Armee, vereint mit ihr wacht Deutschlands Heer über der Sicherheit des Vaterlandes. Für
—
so
37
—
die Geschichte &er preußischen Année beginnt jetzt ein neuer Abschnitt: die gemeinsame Geschichte des Deutschen Heeres.
Mit berechtigtem Stolze faun die preußische Armee — und mit ihr das preußische Volk, aus dem sie hervorgegangen — zurückblicken auf ihre Vergangenheit, deren Geschichte in gewissem Sinne nun einen Abschluß gefunden
hat. Denn Großes ist in den letzten Jahrhunderten geschaffen worden. Immer von Neuem haben Volk und Armee
gewctteifert in den Veweisen eines seltenen Muthes, opferwilliger Hingabe und Treue. Berechtigt ist da wohl der
lvunsch, bas Andenken an diese Thaten bei den kommenden Geschlechtern wach zu halten und ihnen diese nicht blos
in den Geschichtsbüchern zu überliefern, sondern auch zur lebendigen Anschauung zu bringen durch Sammlung aller
Gegenstände, welche auf die Entwickelung des Vrandenburgisch- preußischen Anegswesens Bezug haben, und der
Trophäen preußischen Aricgsruhms."
unserem
mit
90. Vilde, von V. kutterbauer, nach tiegnitz,
wo er am 5. November
fein AöniZs- Grenadier -Regiment besuchte. Die Fahrt galt der Einweihung der neu
gepachteten Hofjagd bei Ghlau in Schlesien, doch ergriff der Aaiser gern die Gelegenheit, hierbei auch „Sein eigenes"
—
Regiment zu besuchen, dem er, wie wir von
27. Vilde her wissen
S. 6? ,
Hohenzollern-Iahrbuch
rmt ganz besonderer Treue zugetan war; am 3. Januar
5 hatte er ihm de» königlichen Namenszug auf den
Achselklappen und den Namen „Aönigs-Grenadier-Regiment st. Ivestpreußisches) Nr. ?" verliehen.
mittags wurde die Fahrt angetreten; der Kronprinz, die Prinzen Aarl und FriedrichAm 5. November
Aarl von Preußen, August von Württemberg, Wilhelm zu Mecklenburg-Schwerin begleiteten den Kaiser. Um 5^ Ahr
in kiegnitz eingetroffen, fuhr der Aaiser, in der Regimentsuniform, mit dem Aronvrinzen, der dem Regimente von
der IVeißenburger Vluttaufe am Gaisberge her eng verbunden war
vgl. Hohenzollern
5.
,
und
illuminierte,
Regimentskommandeur
geschmückte
beim ?H. Vilde
dem
und
Gberst von Verken durch die reich
von frohem INensch engewoge erfüllte alte piasten- Residenz zur Aaserne, wo sich auch der Aommandierende General des
V. Armeekorps, Graf Airchbach, der Held von Wörth, und der Divisions- und Vrigadegeneral eingefunden hatten.
Der Platz vor der Aaserne war durch Fackeln und bengalische Flammen erhellt, die Aaserne selbst reich geschmückt
mit Girlanden und Fahnen. Auf umkränzten Tafeln waren die Namen der Schlachten zu lesen, in denen das Regiment
mitgefochten, und die Namen der Aommandeure, die es geführt hatten; die ganze Front der Aaserne war durch diese
kleinen Tafeln gedeckt, vor der Aaserne stand eine kombinierte Aompagnie als Ehrenwache mit der Fahne des
Bataillons, au der die von der Aaiserin Augusta verliehenen Fahnenbändcr glänzten. Das Gffizicrkorps des
Regiments stand auf dem rechten Flügel der Ehrenwache. Nach Abschreiten der Front und dem Vorbeimärsche der
Ehrenkompagnie begrüßte der Aaiser die im Aasernenhofe aufgestellten Grenadiere, die ihm mit brausenden: Hurra
antworteten, und betrat das festlich geschmückte Gffizierkasino. Hier erinnerte er die Offiziere daran, „wie grade heut'
vor 2H Jahren das Regiment gleichfalls bei FackelbeleuchtunZ vor ihm in Parade gestanden habe"
es ist der auf
27. Bilde dargestellte Vorgang vom 5. November 4350; die Übereinstimmung der Tagesdaten ist ein merkwürdiger Zufall: welch unermeßlicher Unterschied aber sonst zwischen jener Vegrüßung vor Glmütz und der jetzigen
nach Aöniggrätz und Sedan; wie mögen diese Aontraste die Seele
Aaisers bewegt haben! Beim Festmahle, bei
wegen
geladenen
dem
„hohen vorgesetzten" die Regimentsoffiziere stehend die Honneurs machten, sprach
der Fülle der
der Aaiser seine Freude aus, unter Seinem Regimente zu sein, das „in den letzten Feldzügen eines der schönsten Vlätter
in den korbeerkranz der Geschichte des Vaterlandes gewunden" habe. Gegen 3 Uhr setzte der Aaiser die Reise nach
Auf froher Iagdfahrt
begleiten wir den
Aaiser
—
unserem
—
—
—
unserem
unseres
Ghlau fort, unvergeßbare Eindrücke Seinen» Regimente hinterlassend.
Nach den bei schönstem Iagdwetter unter den sonnendurchleuchteten,
hochstämmigen
Eichen
an,
Gderstrome,
dem herrlichen, einem englischen parke vergleichbaren „Fürstenwalde" bei VHIau, aufs angenehmste verlaufenen
„Cre'aturen" zur Strecke gebracht wurden, sah der Aaiser auf der
Iagdtagen am 6. und ?. November, wobei
Rückreise am Abend des 7. November „Sein" Gffizierkorvs nochmals auf dem tiegnitzer Bahnhofe; uni 2^/z Uhr
nachts war die Iagdfahrt beendet.
38
TAFEL XXXVIII;
BILD 90 UND ci. OBEN H. LUTTERBAUER: KAISER WILHELM
BESUCHT AM 5. NOVEMBER 1874 SEIN KÖNIGS-GRENADIERREGIMENT IN LIEGNITZ. UNTEN WILHELMMEYERHEIM: EXERZIEREN VOR DEM KÖNIGE VON SCHWEDEN AM i.JÜNI 1875
Unser Aquarell gibt den hier nach der Regimentsgeschichte stizzierten Empfang des Kaisers anschaulich wieder;
in dem rotglühenden Fackelglanze, der die Aegmtzer Stadtkirche scharf beleuchtet, treten die einzelnen Fürstlichkeiten, die mit
bemerkenswerter f)orträtähnlichkeit dargestellt sind, deutlich hervor, und auch die lebendige Teilnahme der Einwohnerschaft kommt durch die anmutige Vamen- und Kindergruppe vor dem alten Schloßvorlale wirksam zur Geltung. Unter
dem sternumstrahlten „W" an der Eingangspforte leuchtet der alte ruhmvolle Regimentsname „v. tourbière" hervor,
des „Königs von
Graudenz".
Auch nach dem skandinavischen Norden erstreckten sich die friedlichen und freundlichen Beziehungen Kaiser
Wilhelms, wie sie in dem Besuche des schwedischen Ko'nigsvaares, Königs Gskar II. und der Königin Sophie,
Prinzessin von Nassau, in Berlin zmn Ausdrucke kam, dem unser 95. Bild, von Wilhelm Meyerheim:
„Exerzieren vor dem Könige von Schweden am Juni
gewidn^et ist. König Vskar, ein Enkel Vernadotte's,
der dritte Sohn Königs Gskar I., sehr unvermutet durch den kinderlosen Tod seiner beiden älteren Brüder am
geborenen
6°. September
auf den Thron gelangt, war dem Kaiser Wilhelm schon als Jüngling, bei der Hochzeit der Königin
Glga von Württemberg, Großfürstin von Rußland, in St. Petersburg bekannt geworden. Spätere Begegnungen
hatten ihre gegenseitige Sympathie noch verstärkt, und mit den, Veutschen Kronprinzen verband den jungen König seit
dessen Besuche in Schweden im Jahre 5 873 eine immer enger werdende Freundschaft. Die Grundlage hierfür gaben
die durchaus deutschfreundliche Stimmung des Königs, die sehr merklich abstach gegen die seines Vaters, des Königs
Gskar I., und seines Bruders, Königs Karl XV., und seine stark ausgesprochene protestantische Gesinnung. Auch
sonst war die Persönlichkeit Gskars II. wohl geeignet, Sympathien zu erwecken: er war sehr groß, schlank, der dunkle
Vollbart umrahmte ein energisches Gesicht, für Kunst und Wissenschaft war er lebhaft interessiert und besonders bestrebt,
in die deutschen Verhältnisse näher einzudringen durch eingehende Gespräche mit den ihm Vorgestellten jeden Berufes.
Vor allem freilich zeigte er sich hier für die militärischen Dinge intendiert, und Kaiser Wilhelm kam diesem Bestreben
gern entgegen. Nach der Ankunft des Königspaares am 28. Mai 5 975 fand am 29. Niai Große Parade auf dem
Tempelhofer Felde bei günstigstem Wetter statt; am 50. Mai wurde das Stiftungsfest des kehrbataillons in Potsdam
gefeiert, am 3 5. Mai exerzierte dort auf dein Bornstedter Felde eine kombinierte Brigade im Feuer vor dem Könige.
Vie Königin Sophie, die trotz der für sie
schmerzlichen Folgen des Jahres 5866, des AufHörens der Selbständigkeit
ihres Heimatlandes Nassau, sich freundlich, ja herzlich gezeigt und auch an der Großen Parade mit sichtlichem Wohlgefallen teilgenommen halte, reiste am 50. Mai nachmittags nach Dresden weiter, König Gskar aber füllte noch den
5. Juni mit militärischen Besichtigungen aus: die Garde-Feldartillerie-Brigade exerzierte vor ihni im Feuer, dann
zeigte ihm ein Garbe-Infanterie- Bataillon die „Vataillonsschule", und zuletzt besichtigte er eingehend die Kaserne des
in dessen Kasino er frühstückte, und ließ sich hier Turnen und Vajonettfechten
Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Reginlents,
vorführen, überall selbstverständlich geleitet von Kaiser Wilhelm
kaum daß sich der Kaiser bewegen ließ, nach dem
Ballett „Sardanapal" im Gvernhause die Soiree beim Hausminister Graf Schleinitz vor Mitternacht zu verlassen, eher
als der König, der bis nach Uhr dort blieb. Am 2. Juni vormittags reiste König Vskar ab, bei Hofe und in der
Stadt den günstigsten Eindruck zurücklassend.
Unser Bild zeigt das Artillerie-Exerzieren, hinter der Hasenheide, das bei den, Könige, der selbst Artillerist
war, besonderes Interesse fand. Auch Kaiser wilhelni hat Artillerie-Uniform angelegt, der König tragt die schwarze,
goldverzierte schwedische Artillerie-Uniform mit dem gelbblauen Federbusch auf dem Generalshute. An der Spitze des
Gefolges sprengt der Kronprinz auf braunem Rosse
auch Kaiser und König reiten Braune , dahinter Prinz
Friedrich-Karl auf einen» Schimmel. An Rauch- und Staubwolken fehlt es nicht, die zu dem militärisch gut ausgeführten Bilde ja auch, der Wirklichkeit entsprechend, hinzugehören.
Kaiser nach des Königs Abreise,
Vaß
neben Meldungen und einem Vortrags Bismarck's, dem Maler Freyberg eine Porträt-Sitzung gewährte und nachmittags an der Korsofahrt in der Hofjägerallee im Tiergarten teilnahm, sei nur erwähnt als Zeichen, wie vortrefflich
ihm der schwedische Besuch auch äußerlich bekommen war.
so
—
—
—
—
39
unser
von politisch weittragender Vedeutung führen uns Me beiden nächsten Aquarelle, den
Vesuch des Deutschen Katfers in Mailand tm (Dftober \875 darstellend. Die Erwiderung des Vesuches des Königs
Viktor-Emanuel durch Kaifcr Wilhelm auf italienischen, Boben war schon lange erwogen worden; fie war bereits für
das Frühjahr J875 in Aussicht genommen, hatte aber wegen des Gesundheitszustandes
des Kaifers vertagt werden
April
Kronprinz
müssen, mas in Italien bestürzte, daß der im
in Vberitalien weilende Deutsche
nach Neapel zum
Könige Viktor-EmanucI fuhr, um mit ihn, die Modalitäten des Aaiserbcsuches zu besprechen, der nun für den
ins Auge gefaßt wurde. Für Me weite Reife bis Rom war diese Jahreszeit bei dem hohen Alter des
Herbst
schlug der König selbst Mailand als Zusammenkimftsort vor, wo er dem Kaifer feine Truppen
Kaisers zu spät,
wieder lagen die politischen Verhältnisse so, daß der Kaifer des besten Empfanges in Italien
vorführen wolle.
sicher sein konnte: noch war der klerikale Umschwung in Frankreich keineswegs ausgeschlossen, noch erklang bort das
„Sauvez Rome et la France" wie ein Kriegsruf gegen das Deutsche Reich wie gegen Italien, und in dem deutschen
„Aulturkampfe" standen die italienischen Sympathien völlig auf feiten der Staatsgewalt „gegen die partei, welche die
Rechte der Vernunft und der Gesetze des Staates angreife, für den 23unb der staatlichen Mächte gegen den Rcaktionsgeist, der im Vatikan lebt":
schrieb damals die „Gpinione", das italienische Regierungsblatt. Und unter Hinweis
auf die ähnliche Entwicklung der deutschen und der italienischen Einheitsbestrebungen und ihre Erfüllung hieß es:
„Die Dynasties! haben das große Werk der deutschen und der italienischen Einheit vollbracht. Nicht Reden und
Schriften, nicht Verschwörungen und Märtyrer, sondern die feste Vrganisalion des Staates der Häuser Savoyen und
Hohenzollern war die entscheidende Grundlage. Nach drei Jahrhunderten universalistischer Ideen in Deutschland und
Italien, nach der nationalen (Einigung von Frankreich, England, Spanten haben moderne Fürsten mit modernen
Zielen, durch die Vesiegung der mittelalterlichen Mächte das wahre europäische Gleichgewicht auf der Grundlage
gleichberechtigter Nationalstaaten geschaffen." Diesseits wie jenseits der Alpen waren alle national Gesinnten sich wohl
bewußt, daß es sich bei dem Vesuche des Kaifers um ein geschichtliches Ereignis von eminenter Vedeutung handele,
nicht um eine konventionelle Fürstenzusaminenkunft: das neuerstandene Deutschland begrüße hierdurch das neuerstandene
Italien und reiche ihm die Hand zu dauernder Freundschaft. Und wenn auch vielleicht bas Gefühl der Dankbarkeit
dafür, daß König Wilhelms siegreicher Degen bei Aöniggrätz Venetien, bei Sedan Rom für Italien gewonnen, Zurückgebrängt blieb,
schlugen doch die Herzen
für das Prinzip der Nationalität und der geistigen Freiheit.
Unter solchen Auspizien mußte die Italienfahrt Aaiser Wilhelms sich zu einem Criumphzuge gestalten, wie
es auch tatsächlich eintrat. Am 6. Oktober
abends erfolgte die Abreise von Verlin, über den Vrenner ward
am 46. Gktober morgens die italienische Grenze bei Ala erreicht, wo der königliche Salonzug und der italienische
Ehrendienst, an seiner Spitze der
wohlbewährte General Enrico Cialdini, des Kaisers harrten. In Verona
standen die Truppen Spalier längs der Eisenbahn, in Mailand fand der Einzug im Galawagen statt im Schrill,
links war die Garnison aufgestellt, rechts das Aopf an Rovf gedrängte, händeklatschende Publikum, das den Kaiser
mit unbeschreiblichem Enthusiasmus begrüßte, auch unter Rücksicht auf das italienische Temperament über jede Erwartung
hinaus, der fast überwältigend wirkte. „Es war ein Triumphzug bis hierher, aber der Einzug mit dem Aönige
spottet jeder Beschreibung," schrieb der Aaiser in Mailand an die Aaiserin Augusta. Auch die äußeren Arrangements
gelangen aufs beste, bis auf eine verregnete Jagd in Monza, die aber tags darauf, am 2^. Oktober, mit bestem
Erfolge nachgeholt wurde.
Gleich am Einzugsabende, dem ;3. Oktober, fand die Erleuchtung des Mailänder Domes statt, den
92. Vild, von Hugo Vartezoht, recht wohlgelungen zur Darstellung bringt. Der Jubel des Publikums ließ den
Aaiser mit den, Aönige dreimal auf den Balkon des dem Domplatze benachbarten königlichen Schlosses treten, der
Marmordom erstrahlte in viermal wechselnder Farbenbeleuchtung, es war eine „italienische Nacht" in des Wortes
schönster Vedeutung, die auch auf
Aaiser einen tiefen und dauernden Eindruck machte. Nnser Aquarell zeigt
den Dom
beleuchtet, hinter den scharf rotglühenden Fackeln, zwischen denen wieder weiße Flammensterne erglänzen.
Die bei aller Begeisterung sehr ordentliche Haltung der Menschenmassen
an 50000 sollen sich hier zusammengedrängt
Zu einer Aaiserfahrt
so
—so
so
zusammen
so
unser
rosa
unseren
—
40
TAFEL XXXIX:
BILD 92 UND 93. OBEN HUGO BARTEZOHT: ERLEUCHTUNG
DES MAILÄNDER DOMES ZU EHREN KAISER WILHELMS AM
18. OKTOBER 1875. UNTEN HERMANN LÜDERS: VORBEIMARSCH
DER BERSAGLIERI VOR KAISER WILHELM UND KÖNIG VIKTOREMANUEL BEI DER PARADE IN MAILAND, 19. OKTOBER 1875
—, wie sie von deutschen Beobachtern anerkennend hervorgehoben wird, spricht sich auch auf unserem Bilde
aus; die Carabinieri hoch zu Roß scheinen sie nur zu beobachten, nicht etwa zu bewachen — „zum Sehen geboren,
haben
zum schauen bestellt".
So schön dieser Vegrüßungsabend verlief, noch höher wird der folgende Tag das Interesse Aaiser Wilhelms
haben,
erweckt
wo ihm auf dem Exerzierplätze am Mailänder Aastell der Visconti und Sforza, der Piazza d'Armi,
ein ganzes Armeekorps m f)arade vorgeführt wurde. Nach dem Abreiten der Fronten der in vier Treffen, unter dem
General f)etitti, aufgestellten Truppen, erfolgte der Vorbeimarsch in Kompagnie*, Eskadrons- und Vattenefront im
Schritt, mit „Augen links", zuletzt ein Massieren der Truppen, an denen Aaiser und König nochmals vorbeiritten.
Noch war die neue Umformierung der Infanterie und Aavallerie, die kleidsamen kurzen Waffenröcke, nicht durchgeführt,
daß sich die Soldaten in den graublauen langen, bis unter das "Knie reichenden „(Cupotts" mit umgeschlagenen
Kragen und weißen Halstüchern nicht gerade vorteilhaft präsentierten. Doch fanden Haltung, Ruhe und Ordnung,
sowie der leichte, exakte Marsch auch vor dem preußischen militärischen Auge Anerkennung, da sie Disziplin und
inneren Halt erkennen ließen.
Unser 93. Bild, von Hermann £ü6ers, zeigt uns eine Truppe schon in einer der heutigen gleichen Tracht:
es sind die Versaglieri, die volkstümlichste Waffengattung des neuen Italiens, ein Mittelglied etwa zwischen unseren
Füsilieren und Jägern, in ihren leichten dunkelgrünen, gelbverzierten kurzen Waffe nröcken, am gelben Aoppelschloß das
weiße Areuz von Saroyen, mit hellgrünen Achselschnüren und den malerischen schwarzen tackhülen mit lang wallenden
blaugrünen Hahnenfedern; die Offiziere und der Fahnenträger mit der zum Gruße gesenkten grünweißroten Trikolore
tragen rote Aufschläge und Hosenstreifen und blaue Schärpen. So ziehen diese echt kriegerischen Soldaten vorüber in
dem beschleunigten Marschtempo, das ihre Eigenart bildet, wohl nach den hornklängen ihres Versaglieri-Marsches,
wie er heute in den italienischen Garnisonen überall noch ertönt: „Avanti o Bersaglieri
Chi avete la gamba
buona
Chi siete venuti a Roma
Portar' la Ubertà!"
Der Aaiser in preußischer Generalsuniform, mit dem blauen Annunziatenbande, wie auch der Feldmarschall
Moltke neben ihm, der Aömg in hellgrauer Uniform mit dem Vrangebande des Schwarzen Adlerordens, sind allein
aus der Suite festzustellen, in der die malerischen italienischen Helme mit dem antiken Stahlkamme hervortreten. —
Auch bei der Galaoper am Abende dieses Aaradetages, an welchen: der Aaiser unter anderem auch Abordnungen der
waldenser Gemeinden und von der Republik San Marino empfing, war er das Ziel enthusiastischer Demonstrationen
seitens des Publikums. Da schlechtes Wetter den beabsichtigten Ausstug an den Comer See aufgeben ließ, gewann
der Aaiser für Mailand noch zwei verhältnismäßig ruhige Tage, bis am 23. Vktober nachmittags die Rückreise
angetreten wurde, wieder über den Brenner, leider nicht ohne Erkältung in Bozen, die den Aaiser nach der am
25. Oktober nachmittags erfolgten Rückkehr in Verlin noch ziemlich lange plagte. Sonst aber waren und blieben
die italienischen Eindrücke die allergünftigsien, von der Herzlichkeit, Heiterkeit und Zufriedenheit, die ihn in der
königlichen Familie, am Hofe und in der ganzen Vevölkcrung umgaben, war er des kobes voll, und auch die
italienische Landschaft halte ihn wieder ungemein angezogen mit ihren prächtigen Gebirgsformen und der villsn^
so
—
—
—
funkelnden fruchtbaren Ebene.
Gb Waffenbrüderschaft auch auf dem f)aradefelde geknüpft werden kann? jedenfalls hat die Piazza d'Armi
von Mailand ein festeres Vand geknüpft, als es die Schlachtfelder von Custozza und Aömgarätz vermocht hatten.
—
wie innig trotz des sich immer mehr entwickelnden Dreibundes die russischen Veziehungen Aaiser Wilhelms
blieben, zeigt unser HH. Vild, von Wilhelm Meyerheim: „Mit Aaiser Alexander II. von Rußland Besuch der
Mai
Sein Regiment hatte der
Aaserne des Aaiser^AIexander Garde^Grenadier-Regiments Nr. 5. am
am 6. September, dem Tage vor der Drei Aaiser Parade, und wieder
Zar natürlich schon wiederholt besucht, so
am 5. Mai ;6?H; beide Besuche aber hatten ohne die Begleitung des Kaisers Wilhelm stattgefunden, der ein
vierteljahrhundert lang nicht in der Aaserne in der Alexanderstraße gewesen war, als er jetzt, am 3. April 5 876, vor
—
HohtNHOlllrn'InhiIiuch
19(2.
6
41
or dein Zaren telegraphisch ein
|2.
fed]tsoi\ r5ioivu auf
doc il)in ein
îîebebodi!
bem tTompoIbofcr jel&e. >^s »l'ai eine politisch akllt Ivirc^tc JSoit: in ralonift war.'» &er 6eutfct?e und 6cr französische
machte, o5ovtfci)afoff, Zlnöraffy und
KonfuI Don fanalisch^'n ZTÏufcïniancn mnoröet worden, Me Kantet ber Mvi
Bismarck, trafen in 3etftn mit den Botschaftern von England, -Çraurveidj und Italien zusammen, uni über ein
eventuellem (Eingreifen gegen die Türkei zu beraten. Gerade am {3, ÜNai sand di^ Konferenz der fedis (BrofmäcEjfe
palliatiümittet, Me dann
statt, bei welcher Schiffe 511 entsenden und „ernste Sprache zu fuhren" beschlossen lourde
dem
Kafmo dort besichtigte: von hier aus sandte
- Am U- 2Tlatbas1876umgebaute
2Hat war
traf öor ,^ar in Serlin ein, am
Eintreffen &es
BilB 'i-l
i
Ifilt'tlm IllL-yrif-i-ini lltit KaiUT îllerantrï II, pon ïîuglJtib Br(ud) l^i Hufftnc bpi Hntftr îllfranb« ©iicbt ©triiubier Hetjimùnts Ut. l,am
der im Frühjahr 1^77
¦
Krieg blutig
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I,',
!llni \*:<,
Auf solchem Hintergründe gewinnt auch
dieser Sarenbefucti ein historisches Interesse, einen so intim freundschaftlichen, eng militärischen Charakter auch die
Ssene trägt, die unser 2ZiId darstellt. Die beiden Herrscher hatten sich zum Frühstück um \ Nhr im Aasino angemeldet:
in einen Blumengarten war der .liasernenhof pcnnaiibett, festlich geschmückt war die Aaserne von aufîeu und innen
mit Fahnen und Flaggen, Bronze und Gipsbüsten 11116 Wappenschilden, Caubgcminöe zogen sich die iPan6e entlang
und spannten sich in weitem Sogen von Saum zu 23auni. Auf dein Aasernenhofe war ein Gang von weißem Sanöe
gestreut mit preußischen und russischen Adlern aus roten, Aies, von Lorbeerbäumen uud 23lattpPan5en 511 beiden Seiten
eingefaßt, daneben wieder roter "Kies mit u?cifen Aaiscradleru. Die ZHannfcfyaften bildeten hier Spalier, das Gffizier
korps erwartete am Portale die Fürstlichfeüen. Dec ,?>ar erschien in der Kegimentsuniform, der Kaifer in der des
ausbrechende Russisch türkische
42
ablöste.
mit dem Alerander-Regimente korrespondierenden Garde-Grenadier-kandwehr-Regiments,
von der russischen Nationalhymne und dem Kaiser-Alexander-Marsch begrüßt, unter dem Hurra der Grenadiere. Vag Frühstück verlief sehr
animiert, der Zar sprach mit gewohnter Liebenswürdigkeit mit den einzelnen Vfsizieren; die gegenseitigen Crinksprüche
der beiden Herrscher wurden von der russischen Nationalhymne und dem „heil Dir im Siegerkranz" begleitet. Gegen
H Uhr war der Kasernenbesuch beendet, und nach einem „diplomatischen Diner" beim Kronprinzen reiste der Zar
um 3 Uhr nach Ems weiter.
Unser Bild gibt den geschilderten Empfang wieder; die Figuren sind ziemlich steif, die Porträtähnlichkeit nicht
hervorstechend, doch sind immerhin zwischen den beiden Kaisern der Kronprinz und Prinz Friedrich-Karl, weiter hinten
rechts der Prinz Albrecht von Preußen, sämtlich in Infanterieuniform, zu erkennen; auch der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin war hier zugegen, tinks vom Zaren steht an der spitze seines Vffizierkorps der Regimentskommandeur
Oberst Vodo von wufsow.
Einem wichtigen Ereignisse in seiner Stellung als Reichsoberhaupt ist unser nächstes Aquarell gewidmet:
Vild,
das 95.
von Gskar wisnieski, gilt der ersten Anwesenheit des Kaisers in den Reichslanden Elsaß-Lothringen:
— Von Stuttgart her, wo er zur
„Nach dem zweiten Kavallerie-Manöver bei Weißenburg am 26. September
Besichtigung des XIII. swürttembergischen) Armeekorps unter General Emil von Schwartzkoppcn vom 2^. bis
geweilt hatte, bei herrlichstem Wetter und von der württembergischen Bevölkerung begeistert
2H. September
begrüßt, traf der Kaiser mit dem Kronprinzen am 2H. September nachmittags m der ehemaligen freien deutschen
Reichsstadt Weißenburg im Elsaß ein, unter heftigen! Regengüsse, der aber— den frohen deutschen Zuruf der Einwohner
und des zahlreich in das alte Festungsstädtchen geströmten Landvolkes
es mögen wohl auch manche Pfälzer aus
der bayerischen Rheinpfalz darunter gewesen sein — nicht Zu dampfen vermochte. Immer neuer Iubelsturm rief den
Kaiser an das Fenster seines Absteigequartiers in der Kreisoircktion , und ebenso den Kronprinzen, den Sieger von
in seiner Wohnung beim Oberstleutnant von Wtzing des hier garnisonierenden
Weißenburg von: H. August
Infanterie-Regiments
7. Brandenburgischen
Nr. 60 (heute Infanterie-Regiment Markgraf Karl). Hier auf diesem
historischen Voden war eine Kavallerie-Diviston zusammengezogen worden unter dem General Karl von witzendorff,
aus den in Elsaß-kothringen stehenden Kavallerie-Regimentern des XV. Armeekorps, 3 Dragoner-, 2 Ulanen-Regimenter
und das 5. Bayerische Chevaulegers-Regiment, zu denen noch das Königs-Husaren-Regiment <^. Rheinisches) Hr. ? aus
— vgl.
Vonn
Hohenzollern -Jahrbuch 59O6, S. 66 und eine Reitende Artillerie-Abteilung aus Trier hinzugezogen
waren. Zwei Tage, am 25. und 26. September, exerzierte die Kavallerie-Division zwischen Geitershof und Schleithal,
südöstlich von N>eißenburg, zu großer Zufriedenheit des obersten Kriegsherrn, der auf der Fahrt nach und von dem
Exerzierfelde überall in den Vrtschaften enthusiastisch begrüßt wurde. Zum ersten Male sahen die Elsässer ihren
Kaiser, dessen leutseliges Wesen uni so mehr ihre Herzen gewann, je mehr sie ihn in majestätischer Pracht, mit Krone
und Hermelin, sich vorgestellt hatten, wie sein Bild an vielen Häusern aushing. Vie er sich nun in schlichter Uniform
zeigte, auch im Attila seines Husaren-Regiments, wie er sich ohne Eskorte in der Stadt bewegte und für Elsässische
Einrichtungen reges Interesse bewies, da wuchs die treuherzig-warme Stimmung der Elsässer zu wahrer Begeisterung,
deren ungeschminkte Frische auch den Kaiser und seine Umgebung freudig überraschte, da dies nach kaum sechs Jahren
deutscher Herrschaft nicht zu erwarten gewesen war. Das an, Nachmittage des 25. September bei Weißenburg
veranstaltete Rennen der —
Offiziers und der Bauern auf ihren selbstgezüchteten Elsässer Pferden
wofür der Kaiser
wurde
zum wahren Volksfeste; auch von Straßburg war ein Sängerverein gekommen,
zwei Ehrenpreise stiftete
—
bringen.
dem Kaiser eine Serenade zu
Icach dem Exerzieren am 26. September fuhr der Kaiser auf den Gaisberg,
zur Uebersicht über das Schlachtfeld und zum Besuche der Denkmäler. Am Abende hielt General Walther von Gottberg, des Kronprinzen Gberquartierrneistsr von
vor dem Kaiser einen Vortrag über die Schlacht von wörth.
Der folgende Tag war dem Besuche dieses Schlachtfeldes bestimmt, der trotz strömenden Regens ausgeführt wurde:
„Ich kann doch die vielen Menschen nicht vergebens warten lassen, die sich ja versammelt haben, um mich zu sehen,"
—
—
so
fi*
43
so
wi^'s 6er Kaiser in IDeifcnburg 6cn Hat zurück, sich fo böfem IPcttot nicht aus5ufe^cn. Das lÜetter Plflrtc sich auf,
aïs 6et Kaifer auf 6ev Dieffenbac^er Jjölje por ÏOcvtb zu pferbe geftiegcn war, mu, pou dein Kroiiprinäou, 6cm Sieger
von VOövtfy, geführt, bas SrfjIacfjtfcI6 vom ". 3lu^ust isro su bereiten. Auch bîcfer (Tag brachte htm Kaifcc bie
;*jlb 95.
(Psfar tTisnl(*fi
Ziad) Dem äroeltcn KaPrtUfric itlnnöurr bei IDeiftnburg
iim
26. September (8Tfi
feitens bev EanbbeüÖlferung, fefilidio und l>'t,i!ich<' Empfänge in den Grlschafl<-n. jn .fröfd^pcilov
fanb in ber neu havsoftolitou „^Hebensftrdje", für tpcldio ber Kaifer, bot Kronprinz und bie beutfrfjen dürften Mo bunteti
©Iasfonftcr geftiftet Ratten, eine ,-f oior statt, unb tt?rc Glocken begleiteten bas ,^eilDir im Siegerfrans", bas deutsche
fdiönftcri
(Düattoncn
44
TAFEL XXXX:
BILD 96 UND 97. OBEN HERMANN LÜDERS: VORBEIMARSCH DER
SCHULEN IM SCHLOSSGARTEN ZU BENRAÎH AM S. SEPTEMBER
1877. UNTEN HERMANN LÜDERS: SERENADE DER MÄNNERGESANGVEREINE IM BRÜHLER SCHLOSSE AM c,. SEPTEMBER 187;
— Von IVeißenburg erfolgte die
Rückreise am Nachmittage
Slsässischc Aindersliminen ihrem Aaiser hier entgegensangen.
dieses 27. September wieder nach Stuttgart, wo der Aaiser am 28. September die tandwirtschaftliche Ausstellung bei
Aannstalt su Pferde besuchte, um am selben Abende noch Baden-Baden Zu erreichen su wohlverdienter Erholung.
Ein anschauliches Vild der Art der Elsässischen Begrüßung gibt unser Aquarell, dag die Durchfahrt des Aaisers
durch ein Elsäsfisches Dorf zeigt; vielleicht ist es Schleithal, das der Aaiser nach dem Paradegalopp am Schlüsse des
Aavallerie-Exerzierens besuchte. Hier sehen wir den Aaiser, im Generalsüberrock mit Helm, in dem mit Vlumen und
Kränzen reich geschmückten Wagen, auf dem Bock, wie zu Haus Unter den kmden, neben dem Autscher den grünen
teibjager. Voran reiten junge Bauern auf ihren kräftig geformten Elsässischen Pferden, Schimmeln und Füchsen, in
der Hand Fähnchen mit den deutschen Farben; deutsche Flaggen und Fahnen wehen auch von der grünumkränzten
Ehrenpforte und aus den Giebelfenstern der Bauernhäuser, aus denen Mädchen mit ihren Elsässischen Aopfschleifen
hmabschauen. links sind die Honoratioren des Dorfes zur Vegrüßung des Aaisers versammelt, an ihrer Spitze der
„Maire" mit der deutschen Schärpe, daneben wohl der Grtspfarrcr und der Schulmeister und dahinter auch zwei
Soldaten, wohl Söhne des Dorfes, die ihrer deutschen Dienstpflicht genügen. Vorn links und rechts harrt die Schuljugend mit Sträußchen der weiterfahrt und rechts die Menge der mannlichen Dorfbewohner, zum Ceil in der unschönen
langen Vluse, zum Teil aber in der kleidsamen alten Elsässer Dorftracht im Rock mit weißen Aniestrümpfen. Die
charakteristische Haltung der Bevölkerung, die bei aller freudigen Bewegung doch auch die Elsässische Gelassenheit bewahrt,
ist hier glücklich zur Darstellung gebracht, besonders auch der Ausdruck der Gesichter, die Treuherzigkeit, frohe Feststimmung und helle, kräftige Begeisterung widerspiegeln.
war die lebhafte Begrüßung in diesen neuerworbenen Reichslanden für den Aaiser eine frohe Ueberraschung,
war der jubelnde Zuruf, der ihn in den preußischen landen empfing, wo er auch erschien, eine zwar ebenso gern
und dankbar empfundene, aber doch nicht unerwartete Erfahrung. Solche frohe Huldigungen zeigen
beiden
September
den
in
den
Und
Aquarelle,
die uns zu
Rheinlanden führen.
Aaisermanövern von»
ist es
nächsten
80jährigen
?0jähriges
die
Sinnesart
des
als
der
am
Herrschers,
5. Januar
sein
nicht bezeichnend für
mehr
S.
und 5909, S. 66 —, wie sie sich im
Militärdienstjubiläuni gefeiert hatte
vgl. Hohenzollcrn -Jahrbuch
immer mehr und mehr auszuprägen scheint — worauf bereits beim 85. Vilde, vgl. S. 53,
laufe seiner Regierung
—, den Zusammenhang
hingedeutet wurde
zwischen Volk und Heer hervortreten zu lassen, daß er auch bei solchen
Vorgängen,
wie eben im Elsaß
militärischen
auch hier in» Rheinlande, die Bilder für seinen „illustrierten Nekrolog"
— vgl.
den Huldigungen des Volkes widmen ließ?
S.
Hohenzollern -Jahrbuch
Ueber Essen, nach einem Besuche der Aruvvschen Gußstahlwerke, traf der Aaiser am 2. September
auf
dem ehemals Aurpfälzischen, 1?56 erbauten Schlosse Venrath, im Herzogtum? Berg, ein,
Meilen südsüdöstlich von
Düsseldorf, in dessen Nähe das VII.(westfälische) Armeekorps, unter General Graf Wilhelm zu Stolberg-tVermgerode,
zusammengezogen war. Bei strömendem Regen fand am 5. September die Parade des Armeekorps stall, beim Dorfe
— über 0(X) Mitglieder der AriegerDerendorf, unweit von Düsseldorf, was aber die Begeisterung der Zuschauer
vereine waren auf dem Platze
nicht abschwächte. Dem Aorpsmanöver gegen markierten Feind am H. September
folgte ein durch ein großes Ständisches Fest in der Tonhalle zu Düsseldorf belebter Ruhetag am 5. September, am
Abende des 6. September ein prächtiges, weihevolles und poetisches Aünstlerfest des Düsseldorfer „Malkastens". Nach
den Feldmanövern der beiden Divisionen des VII.Aorvs gegen einander am 6., 7. und 3. September, die musterhaft
vor dem auf 3 Uhr angesetzten Frühstücke der
verliefen, fand im Schloßgarten zu Venrath am S. September
„Vorbeimarsch der Schulen" vor dem gegen
Uhr hierher zurückgekehrten Aaiser statt, den
96. Vild, von
Hermann tüders, darstellt. Ganz allein steht Aaiser Wilhelm in dem schönen Salon, der ihn: hier als Arbeitszimmer
diente; von seinem Ueberrock, den er sonst in seiner Arbeitsstille offen zu tragen liebte, hat er doch, der vorbeiziehenden
Jugend zu Ehren, die oberen Anöpfe geschlossen. Rot ist der Teppich, grün der Schreibtisch, rotgolden der Sessel; die weitgeöffnete Balkontür erschließt den Blick auf die große Rasenfläche des Parkes, an der entlang in schier unabsehbarem Zuge
die aus meilenweiter Entfernung hierher zusammengeströmten Schulkinder geschart sind, wohlgeordnet, wie es preußischen
so
unsere
—
so—
—
unser
45
Klingens ziemt, von ihren kehrern geleitet, von deutschen Fahnen umweht. Es ist ein ganz besonders reizvolles Vild, die
Gestalt des Kaisers in frappanter Natürlichkeit, die fröhliche Jugend, die würdigen Schulmeister, die anmutige tandschaft.
Wie gern mag der Kaiser auf diese Rheinischen Jungens geblickt haben ; blieb der sich hier dokumentierende vaterländische
Geist und Sinn ihnen erhalten, dann konnte das liebe Vaterland ruhig sein bei solcher zukunftsfrohen wacht am Rhein.
Noch an demselben Nachmittage des 8. September verlegte der Kaiser sein Hauptquartier auf das linke Rheinufer, nach schloß Vrühl, uni von hier aus das Kaisermanö'ver auch des VIII.(Rheinischen) Armeekorps abzuhalten.
Meile südsüdwestlich von Köln gelegen, vom Kurfürsten
Diese ehemals Aurkölnische „Sommerresidenz Auguswsburg",
prächtig erbaut, war in den Jahren 5309—^6^Z dem Napoleonischen Marschall
Alemens August von Köln
Davout zugefallen und war dann von König Friedrich-Wilhelm IV. seit
aus drohendem Verfalle zu altem
Glänze wiederhergestellt worden. Hier versammelten sich an dem Sonntagnachmittage des 9. September die Rheinischen
Männergesangvereine von Köln, Aachen, Vonn, Krefeld, Neuß und Koblenz, um den: Kaiser eine Serenade zu bringen,
wie has auch am Abend des H. September zu Venmth von den Düsseldorfer und Krefelder Gesangvereinen geschehen
war. Diese Serenade des 9. September zeigt
9?. Vild, von Hermann küders. In dem durch architektonische
Schönheit ausgezeichneten Creppcnhause und auf der rotbelegten Doppeltrcppe sind die Sänger versammelt, eine gewaltige
schwarze Schar, wohl 300 an der Zahl, von beiden Seiten bis zu dem Kaiserpaare auf dein Podest sich heraufschiebend,
das der Vorstand wohl soeben begrüßt hat. Nun soll der Gesang beginnen, und erwartungsvoll ist die Haltung der
oben versammelten. Ausnehmend wohl gelangen die Vorträge, auf des Kaisers besonderen Wunsch wurde auch hier
„Die wacht an: Rhein" gesungen, die in Krefeld entstanden und zuerst erklungen war. sinks neben dem Kaiser, im
Infanterie-Waffenrock, wohl dem Seiner Königs -Grenadiere, und der Kaiserin, in dunkelgelber Toilette, steht ein
rheinischer Musketier in tadelloser Haltung mit „Gewehr auf"; hoffentlich wird er mit anhebendem Gesänge „Gewehr
ab" nehmen dürfen! Rechts vom Kaiser steht hochaufgerichtet der Kronprinz, im hellblauen Waffenrocke mit den gelben
Aufschlagen seines Schleichen Dragoner-Regiments Nr. 8, dem für seine tapfere Reitertat bei Nachod
bie Ehre
war,
und
das
nun
immer
als
erhalten,
geworden
tragt
„Dragoner-Regiment
seinen Namen
zuteil
diesen Thef zu
für
König Friedrich III.". Neben dein Kronprinzen sehen wir den Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, im dunkelblauen,
weißverschnürten Attila seines Hannoverschen Husaren^ Regiments Nr.
Hinter dem rechts stehenden Infanterieposten
unser
neigt sich das scharfe Profil des Feldmarschalls Moltke wie lauschend leicht nach vorn. Das Ganze ist licht und festlich
gehalten, die Köpfe, vielleicht die Kaiserin Augusta ausgenommen, von guter Porträtähnlichkeit; aus dem breiten Fenster
fällt der Vlick hinaus auf die stolzen Väume des alten Schloßparkes, die manchen Wandel der Zeiten geschaut.
Das Kaisermanöver des VIII.Korps, unter General August von Goeben, verlief analog dem des VII.; der
folgte ein Ruhetag und dann drei Feldmanövertage vom
Parade am und dem Korpsmanöoer an»
September zwischen Zülpich und Euskirchen; am
September nachmittags fuhr der Kaiser nach Koblenz,
am Abende des
hatte ihm zu Vrühl auch der Vrühler Krieger- und Gesangverein ein Ständchen gebracht.
Im unmittelbaren Anschlüsse hieran führt uns das <D. Vild, von Hermann tüders, zu einer Festfeier von
September
hoher nationaler Vedeulung: „Die Grundsteinlegung auf dem Niederwalde am
Noch im Herbste des Kriegsjahres
hatte sich unter den, Regierungspräsidenten von Wiesbaden, Grafen
Votho zu Eulenburg, dem späteren Ministsr des Inneren, ein Komitee gebildet für die „Errichtung eines Nationalen
Venkmales auf dem Niederwalde zur Erinnerung an die großen kriegerischen und politischen Ereignisse der Jahre
und
insbesondere an die wiederaufrichtung des Deutschen Reiches", und der hierfür gewählte Künstler, der Vildhauer Johannes Schilling zu Dresden, gab als seine teitidee die Verkörperung der „wacht am Rhein" an. Vornehmlich
durch private Sammlungen wurde der Denkmalsfonds von über eine MillionMark zusammengebracht, wovon aus
Reichsmitteln etwa ein Drittel beigesteuert wurde. So konnte schon nach sechs Jahren zur Grundsteinlegung geschritten
werden, der nach weiteren sechs Jahren die Enthüllung des Denkmals selbst folgen sollte.
Vom sonntäglichen Gottesdienste in der Schloßkapelle zu Koblenz fuhr der Kaiser mit der Kaiserin und dem
Kronprinzen auf der rechten Rheinuferbahn nach Aßmannshausen, wo sich des Kronprinzen ältester Sohn, Prinz Wilhelm,
so
46
TAFEL xxxxiBILD 98 UND 99. OBEN HERMANN LÜDERS: DIE GRUNDSTEINLEGUNG AUF DEM NIEDERWALD AM 16, SEPTEMBER 1877.
UNTEN HERMANN LÜDERS: FAHRT ZUR JAGD, SPRINGE 1877
bereits eingefunden hatte, und von da zu Wagen auf die Höhe des Niederwaldes, hier von dem Forstpersonale der Umgegend mit weidmännischen waldhornklängen begrüßt. Außer dem Großherzoge von Mecklenburg-Schwerin war sonst kein
deutscher Fürst zugegen. Hier am Grundsteine, wo der Vlick sich auf das heute freilich von Regenwolken leicht verhüllte
Rheintal mit seinen grünen Ufern auftut, hielt Graf Eulcnburg, jetzt Gberprästdent der Provinz Hannover, die wirksame
Festrede mit klangvoller Stimme, trotz niedergehenden Regenschauers. Mit den Worten, die sein Königlicher Vater einst am
Denkmale der Freiheitskriege auf den: Areuzberge zu Verlin dem preußischen Volke zugerufen, tat der Aaiser hier für
das deutsche Volk die drei Hammerschläge: „Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerkennung, den
künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung I" und der Aronvrinz rief dabei: „MitGott für Aaiser und Reich!" Völlerschall und Glockengeläut vom Rheine herauftönend begleiteten die Feier, der die freudige Teilnahme der aus dem ganzen
Rheingau herbeigeströmten Volksmenge und der glänzende Schmuck der Rheinstädtchen und der Rheindampfer zum
schönsten Rahmen diente. Auf der Rückfahrt nahm der Aaiser zu Rüdesheim in einer Festhalle das Frühstück ein,
dann gings weiter nach Aarlsruhe, zu den Manövern des XIV. (Vadischen) Armeekorps, unter General August von
wiedersah, u. a. auch, am 20. September, die VildWerder, bei Rastatt, wobei der Aaiser die Gefechtsfelder von
dem
23. Vild gewidmet war (vgl. Hohenzollern -Jahrbuch 5909, S. 6^). Auch
stöckl-Stelle vom 29. Juni
noch das Aavallerie-Eferzieren bei Darmstadt besichtigte der Aaiser am 2H. und 25. September, bevor er wieder in
Vaden-Vaden seine Hcrbsttätigkeit beschließen durfte.
Unser Vild zeigt den Aaiser in der Uniform des Aoblenzer Garde-Grenadier-Regiments Aönigin Augufta
unter dein mit hellgrünen Girlanden geschmückten roten Zelt; hinter der Kaiserin Augusta, in gelbgrünem Aostüm,
steht der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin in seiner Husarenuniform. Zwischen Aaiser und Aronprinz steht
—
Prinz Wilhelm in der Uniform des I. Garde-Regiments zu Fuß drei Aaiser nebeneinander! kinks dahinter lehnt
in bekrönten» Rahmen ein Vild des zukünftigen Germania-Denkmals. Der Festredner, Graf Eulendurg, eine vornehme,
elegante Erscheinung, im dunkelblauen Frack mit goldenen Anöpfen, weist mit sprechender Gebärde hinaus auf das
Rheintal, das Aönig Wilhelms siegreicher Degen damals beschützt. Neben ihm stehen Werkmeister mit gelbem Schurzfelle; dahin ragen Vereinsfahnen auf. Schön ist die tandschaft trotz des leichten Wolkenschleiers, der alle Farben dampft
und die Weinberge fahlgrün erscheinen läßt; doch tritt jenseits des Rheins öas gerade gegenüberliegende Vingen deutlich
hervor mit seinen roten Dächern, und auch die Rheindampfer sind wohl zu erkennen.
In Aßmannshausen „in der Aron'" wird heute noch der Pokal aufbewahrt, aus welchem damals, am
September 53??, „Drei Aaifer" den Ghrentrunk Aßmannshäuser Auslese getan haben: Aaiser Wilhelm, der
Aronprinz Friedrich (III.) Wilhelm und Prinz Wilhelm (II,). Aber auch den Pokal, aus welchen, Anno
Aönig
IV.
der
dort
wie
bei
reichen;
getrunken,
er
ließ sich
Aaiscr
seinen Hammerschlägen auf der Höhe
Friedrich-Wilhelm
im
pietätvoll des Aöniglichen Vaters gedachte,
er
Cale
den
Trunk
aus diesem Vecher den, Andenken
weihte hier
feines Aöniglichen Vruders: „Möge mir Gott die Araft verleihen, alles Gute zur Ausführung zu bringen, was er nicht
vollenden konnte." So sprach der ruhmgekrönte Sieger aus drei Ariegen, der Vegründer des neuen Deutschen Reiches.
unser
so
Fast beruhigend wirkt es, wenn wir auf dem nächsten Aquarelle sehen, daß es doch auch in diesem so lebhaft
bewegten Jahre Tage gab, an denen der Aaiser sich wahre Erholung gönnen konnte. Denn eine solche boten ihm
doch wohl die Jagdfahrten ins schöne Waldrevier, wie sie unser 99. Vild zeigt, von Hermann küders: „Fahrt zur
Jagd, Springe
Dies in der tanddrostei Hannover gelegene Hofjagdrevier, an der Deister-Vergkette und dem
Gebirgszuge des Gsterwaldes, drei Meilen südsüdwestlich von Hannover, war von Aaiser Wilhelm schon wiederholt
besucht worden, doch stets bei Nebelweller, so daß ihm der Reiz der Gegend bisher verschleiert geblieben war, der sich
ihni diesmal, den: „dritten Herbstmonde" zum Trotz, im vollen Sonnenglanze enthüllte. Am November
November fand
fuhr der Aaiser mit der prinzlichen Jagdgesellschaft über Hannover zum Jagdschloß Springe, am
eine Treibjagd, am
eine Suche auf Rotwild und Sauen statt, bei herrlichstem Wetter, ini milden Sonnenscheine.
Sauen betrug die Strecke, wovon auf den Aaiser 5 Stück
25 Stück Rot- und Rehwild, darunter H Hirsche, und
47
Rotwild, { Rehbock und HO Sauen entfielen.
unser
Bild anschaulich;
landschaftlich schön dies Jagdgelände ist, zeigt
IValdpfad
an,
braungelbe
Jagdwagen
des Aaisers mit den stattlichen
fast hochgebirgsmäßig mutet der
auf welchem der
braunen Pferden hart a»n Abhänge entlang geführt werden muß. Hoch und gerade aufgerichtet sitzt der Amser auf
dem Bankett in seiner schlichten Jagdtracht, den nach ihm so benannten grauen „Hohenzollernmantel" mit braunem
Pelzkragen übergehängt. Sein noch ungetrübt scharfes Auge scheint nach dem U)ilde zu spähen, zu dessen Erlegung
ihm einer der Jäger die Büchse reichen wird. Das Bild hat einen eigenen Reiz, auch durch die weidmännischen
Gestalten und Gesichter der den wagen des Kaifers stützend und schützend umgebenden Förster; nur der Himmel ist
nicht strahlend genug gemalt für das ungeteilt gerühmte sonnigste Spätherbstwetter.
was
U)ie
so
idyllisch anmutenden Jagdbilde und dem folgenden Aquarelle, das nach der kurzen
liegt zwischen diesem
Zeitspanne von
Monaten uns wieder eine militärische Szene vorführt, aber auf allererstestem Hintergrunde: sie
dem traurigen Jahre der beiden Attentate, die am
Mai und am 2. Juni
gehört zum Aaisermanöver von
gegen das ehrwürdige Haupt
Kaisers gerichtet wurden. „Gerade an den Mächtigen »nacht sich der Mord,"
bei seinen, Eintreten für die Beibehaltung der Codesstrafe für Mordversuch gegen
hatte Bismarck im Mai
Fürsten ahnungsvoll vorausgesagt; in diesem Falle hätte er noch hinzufügen können: „gerade an den Gütigsten und Verehrungswürdigsten." Denn eben weil Aaiftr Wilhelm die edelste Verkörperung des monarchistischen Staatsgedankens war,
weil er den monarchischen Sinn des preußischen und deutschen Volkes auf eine unerreichte Stufe gehoben, gerade darum
haßte ihn die Nmflurzpartei und waffnete die Hand ihrer Fanatiker gegen diesen menschenfreundlichsten aller Herrscher.
Daß die fortgesetzte Verhetzung in der siresse und in den Versammlungen die schlimmsten Gefahren für Staat und Gesellschaft
in sich trüge, hatte niemand klarer erkannt als Aaiser Wilhelm, und wieder und wieder die Notwendigkeit vorbeugender
und heilender Maßnahmen betont, wahrlich nicht aus Sorge vor Gefahren für seine eigene Person, die seiner tapferen
Seele und seinem lebendigen Gottvertraucn
fern wie möglich lag, sondern im Hinblicke auf das U)ohl und das
Gedeihen des Staates. Vie er nun nach dem ersten, mißlungenen Attentate, trotz der spontanen Teilnahme und Entrüstung aller Klaffen seines Volkes und der ganzen gesitteten Welt, deren Ausdruck, den er in jedem Auge gelesen,
seinem Herzen wohlgetan, die Erfahrung machen mußte, daß der Deutsche Reichstag das von Bismarck sofort eingebrachte „Sozialistengesetz" zur Abwehr sozialdemokratischer Ausschreitungen am 2H. Mai verwarf, da tröstete ihn das
Bewußtsein, daß mit dieser Vorlage wenigstens die Regierungen den Ernst ihrer Auffassung der ungestraften Umsturzbewegungen bewiesen und die gefährliche politische Tage anerkannt hätten,
daß nun dem Reichstage die Folgen der
Verwerfung allein zur tast fallen müßten. Ver Feldmarschall Graf Mollke gab an jenem 2H. Mai
vorahnend
dein Wunsche Ausdruck, daß der Reichstag nicht allzubald in die Tage geraten möge, ein ähnliches Gesetz, vielleicht
ausgestattet mit noch größeren Beschränkungen, selbst von der Regierung zu verlangen: „Denn das ist kein Zweifel,
daß wir eines besseren Schutzes bedürfen gegen die Gefahren, welche dem Staate in seinem Inneren drohen durch die
fortschreitende Grganisation der Sozialdemokratie." Und war nicht die Abwehrmaßregel schon darum eine Notwendigkeit,
daß das Rcchtsbewußtsein des Volkes nicht mehr durch die Wahrnehmung erschüttert werde, daß die Grundlagen des
Staates, der Kirche und der Gesellschaft straflosen Angriffen preisgegeben seien? Diese Erkenntnis setzte sich aber erst
durch, als das kostbarste Blut wirklich geflossen war in dem zweiten Attentate, wunderbar geschützt bei allem Unheil
blieb auch hier der Kaiser, wie er selbst spater mit rührendem Danke für Gottes sichtliche Gnade erkannte: die zahllosen
Schrotkörner, die ihn an Aovf, Schulter und Arm getroffen, hatten gerade Auge und Ghr vermieden und nur am
rechten Arme eine Arterie verletzt, die eine langwierige (ähmung der Finger hervorrief. Aber wie ernst war trotzdem
der Zustand des 6 jährigen Herrfchers, nicht zum letzten durch den tief erschütternden Eindruck dieser Freveltaten auf
sein Gemüt und damit auf Nerven und Appetit, und auch durch den nicht unerheblichen Blutverlust; und dazu die
gerade für ihn, der sonst jede persönliche Hilfeleistung von sich fern hielt, doppelt harte Geduldsprobe der viele Wochen
dauernden Unbeweglichkeit beider Armel Aber unter der treusorgenden Aunst seiner Aerzte, Dr, von tauer, Dr. von
langenberg, Dr. IVilms, und unter der treuen Pflege erst der Kaiserin Augusta, dann seiner Tochter, der Großherzogin
so
unseres
so
so
48
TAFEL XXXX1I:
BILD ioo UND 101. OBEN HERMANN LÜDERS: KRITIK NACH
DEM MANÖVER, WABERN, 21. SEPTEMBER 1878. UNTEN HERMANN LÜDERS: GARDE-HUSAREN BEGLEITEN EINE STRECKE
DEN KAISERLICHEN EXTRAZl'G; NOVVAWES, 5. DEZEMBER 1878
von Baden, die das erste Attentat hatte miterleben müssen, schritt die Gesundung doch ohne ernsten Zwischenfall
stetig vorwärts. Nachdem am H. Juli sämtliche Wunden sich geschlossen
einzelne Schrotkörner
mußten freilich wieder—
,
holt auch noch später entfernt werden, das letzte erst am 27. März 56?9 aus dem Aopfe! legte der Aaiser bereits
am 5. Juli zum ersten Male wieder den Uniforinüberrock an; am 20. Juli konnte er die erste Ausfahrt in den
Tiergarten unternehmen und am 22. Juli nach schloß Babelsberg übersiedeln, wo die frischere tust auf Befinden
und Stimmung von
heilsamem Einflüsse war, —daß am 2Z. Juli bereits die Reise nach Ceplitz in Böhmen— gewagt
werden konnte, hier aufs herzlichste aufgenommen
die Ceplitzer Bürger stellten dem Aaiser eine Ehrenwache , nahm
er ;? der heilkräftigen Bäder, empfing den Besuch des Aaisers Franz Josef und des Kronprinzen Rudolf von Gesterreich,
und konnte am 2H. August bereits in Gasiein eintreffen, mit Aornblumen und Edelweiß überschüttet und von der herzlichsten Sympathie der Bergbewohner und der Badegäste
auch Fürst und Fürstin Bismarck weilten hier aufs
Aaiser,
der
der
begrüßt.
September
Am
von
wärmste
Gasteiner Aur wunderbar gestärkt, in Wilhelmshöhe
traf
bei Aaffel ein, am
machte er den ersten Reitversuch im Schloßparke auf seinem sicheren teibroß „Ganges" im Schritt und
—
Galopp
denn als Invaliden wollte sich der oberste Ariegsherr seinen Cruppen nicht zeigen, die feiner zum Aaiser— die Regierungsgeschäfte
Manöver harrten. Und auch seinen sonstigen Herrscherpflichten
führte nach seiner Verwundung
entzog
Tage
der Aronprinz als sein Stellvertreter
er sich nicht: am
nach seiner Ankunft auf Wilhelmshöhe schrieb
des
Eigenhändig
Huldigungsadresse
Reichstages
September nieder, mit der
der Aaiser
vom
ftme Antwort auf die
ernsten, an seine früheren Aeußerungen anknüpfenden Mahnung: „Wir müssen, ein Jeder in seinen Verhältnissen,
werden.
dahin trachten, daß die Gefahren, die der sittlichen Grdnung und der staatlichen Sicherheit drohen, abgewendet
—
Das im Reichstage vorliegende Gesetz (das neue Sozialistengesetz) bezweckt, die Wege hierzu zu finden." Inwilhelmshöhe befand sich auch die Aaiferin Augusta, dann traf der Kronprinz hier ein und die Prinzen Aarl und Albrecht
von Preußen, die Großherzöge von Mecklenburg Schwerin und von Hessen -Darmstadt,
daß die Aaiservarade
über die drei Divisionen des XI. Armeekorps aus Frankfurt am Main, Aaffel und Darmstadt, unter General Julius
von Vose, am 20. September beim Dorfs wabern, südsüdwestlich von Aaffel bei Fritzlar, in vollem Glänze stattfand,
wirklich ritt der Aaiser zu Pferde die langen Fronten beider Treffen ab, ein ergreifender, rührender Anblick mit
dem rechten Arm in der Binde, und nahm dann dm Parademarsch vom Wagen aus ab. So sah der Aaifer nach
jenen Freveltaten zum ersten Male seine Soldaten wieder, in ungebrochener pflichttreue sein Ariegsherrnamt erfüllend.
Dem Aorpsmanöver des folgenden Tages wohnte der Aaiser im Wagen bei, von der wabernschen Spitze und von
der höhe bei Fritzlar aus. An seinen wagen ließ er an, Schlüsse des Gefechtes die Aommandeure rufen, forderte
ganz
die einzelnen zu Erläuterungen ihrer Maßnahmen auf und knüpfte kritisierende Bemerkungen daran
wie
Manöver,
anders,
Bild,
küders,
wie das
00.
zeigt: „Aritik nach dem
von Hermann
sonst und doch wie
wabern, 2^. September
ehrwürdiger erscheint
Das war wohl die erste Antik, die der Aaiser nicht zu Pferde abhielt I Aber nur um
uns sein Anblick, wie er gerade aufgerichtet im wagen steht, in voller Generalsuniform, den Helm auf dem verwundeten
Haupte, den am schwersten verletzten rechten Arm in der schwarzen Binde. Dem Aaiser gegenüber halten der Aronprinz
in Generalsuniform auf einem Fuchs und der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin in» blauen Attila auf einem
Braunen. Rechts hinter dem Wagen ragt die Gestalt des Llügeladjutanten Graf Tehnoorff hervor, neben ihm der
Feldmarschall Graf Moltke. Die Haltung der den dunkelroten, mit
silberner Arone verzierten wagen, dessen Pferde
—
eine ganz blaurot wirkende Schar
ausgespannt zu sein scheinen, umgebenden Generale und Vffiziere
entspricht
in Ruhe und Ernst dem militärischen Vorgänge, bringt aber auch die wehmütige Stimmung bei solchem wiedersehen
mit ihrem Ariegsherrn geschickt nuanciert zum Ausdrucke.
Um 2 Uhr nachmittags traf der Aaiser wieder in Ivilhelmshöhe ein, um 5 Uhr fand dort das übliche Diner
für die Zivilbehörden der Provinz Hessen-Nassau statt. Nach einem Ruhetage war der Aaiser auch am 23. September
beim Manöver zugegen, bei schönstem Aaiserwetter; die Rückfahrt wurde durch die freudige Teilnahme der Bewohner
aller berührten Ortschaften zu einem wahren Freudenfeste. Am 2H. September mußte der Aaiser wegen des Regenwetters
—
kuise
so
—
—
—
so
—
so
unser
so
—
Hah«nl«llttn>3»h?b»ch 1912.
7
49
nach laugen» Abwarten auf die Teilnahme am Manöver verzichten, nicht aber ließ er sich es nehmen, wenigstens
Meilen südlich von Kassel, um den Kronprinzen versammelten
noch die auf deni Bahnhof von Guntcrshausen,
Generale und fremden (Offiziere zum Abschied zu begrüßen.
Nun ging es über
Enthüllung des Denkmals König Friedrich-Wilhelms III. auf
endlich wieder zu Erholungskuren in Baden-Baden, Koblenz und Wiesbaden,
von wo der Kaiser am 30, November nach Karlsruhe reiste zur Einsegnung seiner Enkeltochter, der Prinzessin Viktoria
von Vaden, der jetzigen Königin von Schweden, am
Dezember 55578. Nach 6ent Abendmahle im verein mit der
Kaiserin und der badischen Familie am 2. Dezember erfolgte am 4. Dezember abends von Karlsruhe aus die Heimreise des Kaiserpaares nach der Reichshauptstadt Berlin, die, diesen Tag mit Sehnsucht erwartend, ihrem Kaiser den
festlichsten (Empfang bereitet hatte, dem unsere folgenden drei Aquarelle gewidmet sind.
zwischen Brandenburg a.—Havel und Potsdam, stieg uni l/^O Uhr a»n Vormittage des
In Groß-Kreuz,
—
es war der Tag von keuchen!
das Kronprinzenpaar mit seinen Kindern, der Erbprinzessin
5. Dezember
Koblenz nach Köln zur
den, Heumarkte, am 26. September, und
mit dein Erbprinzen Bernhard von Nteiningen, den» Prinzen waldemar und den Prinzessinnen Sophie und
Margarete in den Extrazug der kaiserlichen Eltern, uni sie auf märkischem Boden zuerst zu begrüßen. Für Potsdam
war ein kurzer Aufenthalt vorgesehen zur Begrüßung durch die Spitzen der Behörden und der Garnison, und gleich
hinter dieser „wiege der preußischen Année" ward dem Kaiser eine wirksame militärische Huldigung als Ueberraschung
Bild, von Hermann küders, darstellt: „Garde-Hufaren begleiten eine Strecke den kaiserzuteil, wie sie
lichen Extrazug. Nowawes, 5. Dezember 1373." Das Garde-Husaren-Regiment steht hier zu Pferde in tinie längs
des Eisenbahndammes auf der Nowaweser Seite in den dunkelblauen, gelbverschnürten „pelzen"; der für den auf den
Bahnhof zu Potsdam befohlenen Kommandeur, Oberst voll krosigk, das Regiment führende etatmäßige Stabsoffizier
INajor Graf Hans Wartensleben, eine echte Husarenfigur, sprengt auf braunein Rosse im langen Galopp dein dahingleitenden Zuge nach, gefolgt von den: Regimentsadjutantcn Leutnant Prinz Egon von Ratibor und Corvey. An
den: Fenster des dunkelroten, blauverzierten Salonwagens Zeigt sich die ehrwürdige Gestalt des Kaisers, in voller
Uniform, den Arm in der Binde, zwischen der Kaiserin und dem Kronprinzen, sichtlich erfreut über diesen hübsch
ausgcdachtcn und durchgeführten Husarenstreich, an dem auch die Umgebung in den Nachbarcoupe's lebhaften Anteil
zeigt. — In kichterfelde waren dann ain Bahnhofe die Kadetten in Parade aufmarschiert, um den Kaiser in dem
auf seinen Befehl hier langsam fahrenden Zuge mit jubelndem Hurra zu begrüßen.
Wie freuderauschend aber gestaltete sich der Empfang in Berlin, trotz der wehmütigen Erinnerung an die
Freveltaten dieses schwarzen Jahres, als der Kaiser gerade zur Mittagsstunde um Uhr hier eintraf. Unmöglich ist
es, die Feierlichkeiten in diesem Rahmen zu schildern. Dem einfachen, selbstlosen Sinne des Kaisers hätte es zunächst
besser entsprochen, wenn er „ohne alle Zeremonie" empfangen worden wäre; wie er erfahren mußte, daß dies nur
ein Gpfer, einen Verzicht den Berlinern auferlegen würde,
war er in seiner umsichtigen, voraussehenden weise auch
aus der Ferne bemüht. Unzuträglichen: vorzubeugen: ausdrücklich machte er darauf aufmerksam, daß, da seine Rückkehr sich in die schlechte Jahreszeit verziehen werde, die einen „dekorierten Empfang" verbiete, von der geplanten Aufstellung von H0000 Schulkindern keine Rede sein könne. Die offiziellen Empfänge wurden schließlich durch seine
direkten Befehle geordnet. Die wundervoll ausgedachte und ins Werk gesetzte Ausschmückung der Einzugsstraßen, vor
allem des Potsdamer Platzes und der kmden, entsprang aber natürlich allein der Initiative der Behörden und der
Stadt Berlin; das hierfür eingesetzte Konntee löste feine Aufgabe glänzend und in künstlerischer Vollendung. Bei dem
ungeheuren Jubel der dichtgedrängten Massen trat augenfällig die gesittete Ordnung hervor, es war, aw ob jeder
einzelne den Ernst der Veranlassung zu diesen, Empfange empfand, als ob jeder einzelne hierbei bemüht war, daß bei
diesem Anlasse sein persönliches Verhältnis zu seinen, Kaiser neu gekräftigt werde, und daß er das vertrauen zu
sich selbst, wo es gestört war, wiedergewinne. 2Nit Zuversicht und festen Sinnes waren alle Veranstaltungen für
diesen einzigartigen Einzug getroffen worden, und harnionisch war der Verlauf: auch nicht die geringste Unordnung
einzig in der
fiel vor, und auch bei der abendlichen Illumination kam es zu keiner einzigen „Sistierung"
Charlotte
unser
so
so
—
50
poltjcigcfdiiditc! „?s war, aïs [jatte die BeDÔlfevung in allen ihren Klaffen sich das IVoxï gegeben, joben Anstoß
Zu vermeiden, als fühle (te sich gkichscnn solidarisch gegenüber jeder Störung eines der gelungenen ,-fefto, welche die
3Xmialen der Hauptstadt verzeichnen,"
konnten damals mit Recht die Berliner Rettungen vermerken.
Einzugsjul^'I
hinein führen uns die beiden nächsten Aquarelle: dag farbenprächtige \O2.V>ilb
In liefen berliner
— der Kaifet mit umgehängtem grauem l)ohsnzoll?rnmantel in
von Hermann Cübers, seigt uns bas Hatfecpaar
der Generalöuinform, die Aaiserin in hellgrauem Kofttiin und kleidsamem Aapotthute - - in der rotbraunen offenen
so
/
Vild UC
!)crmli!Nl £übcts:
Auf dein
potsbamer plage am
,i.
Dc^'Nil>ci J8l8
Ilaleschc. von sechs raschtrabenden Crakehner Rappen gebogen, mitten auf den: Potsdamer Platze, gerade an dem
prächtigen (Dklisfen vorübcrfahrend, dm nach Ayllmann's 11116 Ncyden's Entwürfen der Bildhauer Messing modelliert
hatte, mit Adlern, Schildern, sinnvollen Inschriften, uuiffcrfpctcnbcn Köpfen in gtofem Stile geschnnickt, von grünen
Girlanden umiininbcn; rote Dclaricn mit goldenen 2t6Ior(d?il6on ziehen sich 511 den Flaggenmasten hinüber. Sem Kaifer*
paare folgt das Krcmprinjcnpaar ebenfalls in offenem wagen. Höchst lebensvoll und ansprechend ist hier bas begrüßende
und lourde glücklich verbindend.
Publikum dargestellt, in (einer Haltung die charakteristische ZTlif^ung von
Das \O3. Bild, von Gskar IPisniosfi, führt uns Unter die binden; hier hat sich das Einzugstempo des
auf dem
fahrenden Kaiserwagens jvun Schritt ermäßigt, mit wahrhaft gerührtem Gesichtsaugdrucke erwidert
51
i»».'l' Kaifcr, Mo Unfo
ÏÎTaffen;
auch
mit grûntpctgroten
un ba\ ßclin K\umi6, öie begeiferten Segrufuttôen \t sich humer dichter brângenèen
uni) Balfonc fin Kopf an Kopf gefüllt. l)od> 511 Roß galten hier Me Vertreter der Sluöciitcufdiaft
11116 l'lauwcißschwar>'n Schärpen uttb Bannern, Me blanfen Sdjläger in &cv swlphandschuh
ffanb
ï'ilfi (03. t'Hîur BPisnicsfi : Unter hnt Clnîxn am
beöecften Rechten schwindend.
Dem kaiserlichen
Auch hier sind unter dem Publikum einzelne ch a
er den „Einjährigen" vom 2, ©arbe= Regiment ,^u
Pejembee [S2S
,j.
wagen »oran reitet der berliner polx3oipvcifiôont von 2Tîa6ai.
ristische T'ypen; Soldat ist 6er 2Tlûïet kaum geivesen, sonst batte
Fuß wohl nicht „durch lxuidanlegen an die Kopfbeöerfung" Im
52
TAFEL XXXXIII:
BILD 104 UND 105. OBEN HERMANN LUDERS: BESUCH IN DER
BERLINER GEWERBEAUSSTELLUNG AM 21. MAI 1879. UNTEN
HERMANN LÜDERS: EEIER DER GOLDENEN HOCHZEIT DES
KAISERPAARES AM
n.JUNI 1870
während ihm nur „Stillstehen" zukam; oder hat den Freiwilligen die Erregung des Augenblicks die militärische Form hier verwechseln lassen?
Welche Empfindungen Kaiser Wilhelm bewegten, dem gab er gleich b?i der feierlichen Begrünung auf dem
Potsdamer Bahnhofe mit schlichten, von Herzen kommenden und zu Herzen dringenden Worten den ergreifendsten
Ausdruck: „So schwer die körperlichen teiden waren, die Ich zu tragen hatte, sie waren doch nicht so quälend als
die Wunde, welche tu Meinem herzen dadurch geschlagen wurde, daß es gerade in Meiner Residenz, daß es ein
Preuße war, durch den Mir diese Heimsuchung auferlegt wurde!" Und im gleichen Sinne schrieb er am Silvesterabende dieses verhängnisschweren Jahres, am 3;(- Dezember (878, in seinen Jahresschluß-Betrachtungen,
den letzten,
die von ihm in dieser weise vorliegen: „Die körperlichen leiden traten zurück gegen den Schmerz, daß preußische
kandeskmder eine That vollbrachten, die am Schlüsse meiner kebenstage doppelt schwer zu überwinden war. Doch
muß ich mich ergeben m den Villen Gottes, der dies alles zuließ, da er mir nicht nur das (eben erhielt, sondern
mich in einer Weise gesunden ließ, die mich zu meinen Berufsgeschäften wieder fähig machte. So preise ich Gott
für diese seine Führung!"
Ziehen
grüßen lassen,
neu geschenkten Hauptstadt bewegte sich der Aaiser im nächsten Frühjahre in alter
Unbefangenheit und mit gewohnter Leutseligkeit unter den Bürgern von Verlin bei seinem Vesuche in der Berliner
Gewerbcausstellung am 2 5. Mai 587H, den
Bild, von Hermann küders, darstellt.
Morgens um 9 Uhr fuhr der Aaiser an der Eingangspforte des heutigen Ausstellungsparkes in der
Invalidenstraße vor, begleitet von den Flügeladjutanten Graf tehndorff, Fürst Radziwill und von tindequist; im
Gefolge befanden sich auch der Generaladjutant Graf von der Goltz und der Chef des Militärkabinetts, General
von Albedyll; auch der Polizeipräsident von Berlin, von Madai, war zur Stelle. Geführt wurde der Amser von
dem Handelsminister Albert Maybach, empfangen von dem Ausstellungs-Romitee unter dem Fabrikbesitzer Fritz Aühncmann. Vor dem eigentlichen Ausstellungsgebäude war ein „Aaiserpavillon" errichtet, den der Kaiser zunächst betrat;
jede etwaige Befangenheit der Aomitee-Mitglicder schwand unter des Aaisers liebenswürdig scherzenden Bemerkungen,
wie er das Vergißmeinnichtbeet vor dem Pavillon als besondere Aufmerksamkeil für sich ansprach, oder wie er bei
seinem eigenen im Inneren aufgestellten Porträt des Malers Sülow bemerkte: „Binich auch ein Ausstellungsobjekt?"
Auch die hier befindliche Porzellannachbildung der Rönigin-tuisen-Vüste von Gottfried Schadow betrachtete er nul
dankender Rührung. Ueber zwei Stunden lang durchschritt er dann die Ausstellungshallen, für alles ihm Gezeigte
voll freundlichen Interesses: Zimmereinrichtungen und optische Instrumente, Maschinen und Lehrmittel, Goldschmiedearbeiten und Bekleidungsstücke, Auch nahm er gern in der „Weinstube"
von Anoop und Mitfcher und Caspary
ein Glas Rheinwein an. Stürmische Hochrufe der inzwischen in dichten Scharen herbeigeströmten Ausstellungsbesucher
begleiteten den Aaiser, wie er nun wieder zum Aaiserpavillon zurückging, um hier ein von Poppenberg dargebotenes
Aühnemann nahm er an der
Frühstück einzunehmen. Zwischen dem Minister Ma^bach und dem Aomitee-Vorstande
—
und trank „auf das Gedeihen des
wo natürlich sein kieblingsgericht „Hummer" nicht fehlte
Tafel Platz
Unternehmens und das Fortblühen
Industrie". Mit Worten voller Anerkennung für das Gesehene verlieh
Ausstellung,
er nach 2^ stündigem Vesuche die
durch sein ganzes Wesen und Sichgeben die dankbarste Erinnerung
zurücklassend.
Unser Vild zeigt den Aaiser in der „Weinstube", im gewohnten Ueberrock mit Helm, hinler ihm die
Komitee-Mitglieder, vorn links den Polizeipräsidenten, dann Graf tehndorff und Graf von der Goltz. Der Raum ist
hell und licht, mit bunten Malereien, mit Girlanden schlicht dekoriert. In dem das Tablett, wohl mit Austern, darbietenden Aellner hat der Aünftler eine überaus charakteristische, echt Berliner Figur geschaffen; das ist auch ein wohltuender Cypus, wie er jetzt leider unter der anglisierenden und amerikanisierenden Aellnermode immer mehr verschwindet.
In seiner ihm gleichsam
unser
—
—
—
unserer
—
so
von diesem bürgerlich schlichten, aber keineswegs bedeutungslosen Vesuche schreiten wir zu einer FamilienHoffestlichkeit größten Stiles, der Feier der Goldenen Hochzeit des Aaiserpaares am N» Juni 48?9, die unser
53
Vilt», von
küders, darstellt. wie eigentlich alles mi Leben Aaiser Wilhelms das menschliche Maß
zu überragen scheint, in Leid und Glück, und doch rein menschlich bleibt und darum anziehend und wohltuend wirkt,
hat er auch in seiner Ehe dies nur einer Auswahl von Ehepaaren beschiedene 50ja'hrige Jubiläum begehen dürfen.
welche Erinnerungen erweckte doch der Rückblick auf dies halbe Jahrhundert, auf die äußeren Schicksale
mit ihren mannigfachen Wechselfällen, aber auch auf die inneren Erlebnisse. Sehr frühe schon hatte die Politik im
höheren Sinne, das Wohl und wehe des Vaterlandes, des Staates, im Vordergrunde des Gedankenaustausches dieses
Ehepaares gestanden, das um
fruchtbringender war, je öfter ihre Anschauungen voneinander abwichen; dieser Gedankenaustausch darf zu den Lebensbedürfnissen Aaiser Wilhelms gerechnet werden, in ihm spiegelt sich die innere und
äußere Geschichte unseres Vaterlandes wider, und gerade weil die Beiden die Dinge so oft von verschiedenein Standpunkte
aus ansahen, um so mehr ist er auch von historischem werte.
Heute nun, im Hinblicke auf den stattlichen Sohn, die geliebte Tochter, die blühende, zukunftsfrohe Schar der
Enkel und Enkelinnen
auch eine Urenkelin war dem Jubelpaare ganz kürzlich erstanden in den» Töchterchen der
Ervprinzessin Charlotte von Meiningen, die dein Aaiscr zuerst vor zwei Tagen, am H. Juni, in Vabelsberg
„vorgestellt" worden war —, im stolzen Bewußtsein der staatlichen Einigung, Deutschlands, auf deren Erreichung beider
Gedanken und Bestrebungen von früh auf gerichtet gewesen waren, durften wohl vorwiegend Gefühle frohen Dankes das
Herz des Kaisers bewegen. Und wieder empfand er als besonderen Segen die herzliche Anteilnahme, die diese Familienfeier überall im Volke erweckte und oft erhebend und rührend zum Ausdrucke gebracht wurde. Geschenke zur Goldenen
Hochzeit hatte sich der Kaiser ausdrücklich verbeten, von Privatpersonen wie von Korporationen, und erklären lassen,
daß nur milde Stiftungen oder Zuwendungen an solche im Hinblick auf diese Feier ihn „aufrichtig freuen" würden.
Diese Weisung blieb natürlich maßgebend, uud wurde die Goldene Hochzeitsfeier auch indirekt ein Segen für die
Mühseligen und Neladenen im Volke, so recht nach dem Herzen des Kaisers. Denn neben der besonders von ihm,
wie wir sahen, in voller Klarheit erkannten Notwendigkeil von Abwehrmaßrcgeln gegen die für die Grundlagen des
Staats- und Kulturlebens bedrohliche sozialistische Agitation, hatte er zugleich auch die positive Seite der kösung der
sozialen Frage ins Auge gefaßt durch tätiges Eingreifen des Staates zum Schütze und zur Hilfe der unbemittelten
Klassen, was dann in der November-Votschaft von
in einschneidender, grundlegender weise ins Leben trat.
Kaiser,
den wir eben noch in voller Frische, von seinen Wunden
Der äußere Verlauf der Feier war für den
genesen, gesehen haben, recht erschwert durch einen der kleinen Unfälle, an denen fein kcben so merkwürdig reich ist.
gerade am Jahrestage des zweiten Attentats, war er auf dem glatten Boden seines SchlafAm 2. Juni
zimmers auf Vabelsberg ausgeglitten und hatte sich eine Quetschung der rechten Kniescheibe zugezogen, die ihn an
die Chaiselongue fesselte, eine jetzt besonders lästige Unterbrechung seiner Vewegungsfähigkeit. So leidend nahm der
mit der Kaiserin Augusta am ?. Juni auf Babelsberg das heilige Abendmahl, wozu er doch
Kaiser
abends die
schon zu gehen vermochte. Ein „Kleisterverband" um das verletzte Knie ermöglichte am 9»
Übersiedelung nach Berlin, wo der Empfang der zur Feier erscheinenden Fürstlichkeiten neben drängenden laufenden
Regierungsgeschäften seiner harrte. Am
Juni fuhr der Kaiser gegen Mittag von seinem Malais in seiner einfachen Aalesche durch die Behrenstraße nach dem Schlosse, wo ihn die Kaiserin auf der Treppe erwartete; im Tragscssel mußte er bis zum Weißen Saale hinauf getragen werden. Dann aber ließ er die bis nach 3 Uhr währenden
Feierlichkeiten, Veglückwünschungen, kirchliche Einsegnung, Vefiliercour, in Königlicher Haltung mit gewohnter Ausdauer
über sich ergehen. Beim Heruntersteigen konnte er schon des Tragsessels entbehren, nur stützender Arme bedurfte er noch;
dann fuhr er mit der Kaiserin über den tustgarten nach seinem Palais, umbraust von dem enthusiastischen Jubel der
Kopf an Kopf gescharten Menge, der, immer von neuem wieder anschwellend, das Kaiserpaar wiederholt zum Hinaustreten auf den Balkon veranlaßte. Familiendiner im Adlersaale des Oalais und Galaoper endeten diesen Feiertag,
der dem Kaiser überraschend gut bekam; am
Juni empfing er die Abordnungen seiner ruffischen Regimenter,
-Dragoner
Grdens
und St. Petersburger Grenadiere; am 5. Juni wohnte er der Taufe seiner Urenkelin Feodora von
Meimngsn bei, am 22. Juni reiste er nach Ems, „um von Taten zu ruhen, un, zu Taten zu schreiten".
Hermann
so
so
sa
so
—
so
zusammen
54
Unser Vild zeigt die Feswersammlung in der schönen, marmorglänzenden Kapelle des Königlichen Schlosses;
in wahrhaft majestätischer und doch der weihe des Augenblicks entsprechender frommer Haltung schreitet das Kaiserpaar
„Nun aber bleibet
zum Altare, an dem der Hofprediger Kögel, als Schloßpfarrer, die Einsegnung, nach dem
Glaube, Hoffnung, tiebe, diese drei; die kiebs aber ist die größeste unter ihnen"
Korinth. l2.), vornehmen
wird; der Aaiser in Gala-Generalsuniform, auf den Stock gestützt, die Kaiserin, in weißgoldencm Gewände, am
linken Arme führend, wer möchte die Fülle der hier versammelten Fürstlichkeiten und historischen Gestalten aufzählen! Der Kronprinz, dem Beschauer nur halb vom Rücken her sichtbar, ist besonders kenntlich an der Achselschleife des Hosenbandordens, ihm rechts zur Seite die Königin Karola von Sachsen, geborene Prinzessin wasa,
in purpurfarbenem, hermelinverbrämtem Gewände, ihm gegenüber steht Arinz Karl neben der Kronprinzessin und
ihren drei jüngeren Töchtern in strahlend weißen Gewändern; dahinter Orinz Albrecht von Preußen und der König
Albert von Sachsen. Im Vordergründe links und rechts ragen die Gestallen von Bismarck und Moltke hervor;
hinweggerafft. — Es
den dritten der Paladine Kaiser Wilhelms, Roon, hatte ihm der Tod am 23. Februar
ist ein festlich lichtes, buntes, aber bei aller Menschenfülle doch ruhig und vornehm wirkendes Vild, das dem
Charakter dieser Feier wohl entspricht, und vor allem dem Kaiser selbst in seiner natürlichen Vornehmheit und
ehrfurchtgebielenden Erscheinung vollauf gerecht wird.
Wahrlich galt es für unseren Kaiser wieder, von Ems aus „zu l^aten zu schreiten", denn wunderlich kritisch
die Verhältnisse der äußeren Politik gestaltet, besonders Rußland gegenüber. Auch
hatten sich im Januar
unsere Aquarell-Sammlung hat uns vor Augen gestellt, wie innig Kaiser Wilhelm von Jugend auf dem so nahe
verwandten russischen Kaiserhause verbunden und zugetan war, so daß ihm die Möglichkeit eines Zusammenstoßes,
eines Krieges Deutschlands mit Rußland ganz unfaßbar erscheinen mußte. Und doch hatten sich die russischen Stimmungen in hohen und niederen weiten Kreisen nach dem Berliner Kongresse von
immer mehr gegen Deutschland
gewandt. Als die dort getroffenen Abmachungen zur Ausführung des russisch-türkischen Friedensschlusses den russischen
wünschen und Erwartungen nicht entsprachen, wurden der deutschen Kongreßleitung die ungenügenden Ergebnisse
des blutigen Krieges zu käst gelegt
wir wissen, wie sehr mit Unrecht. Der Zar selbst, bei aller Verehrung für
August
seinen Kaiserlichen Gheim, ließ sich bewegen, an Kaiser Wilhelm einen Brief zu richten, am
dessen
kaum
als
werden
die
„versteckte"
Kriegsdrohung
empfunden
eigentliche
konnte.
Klar
erkannte
Inhalt
noch
unser Kaiser
Gefahr, die ganz und gar nicht in dem Zaren selbst, sondern in dem immer mächtiger anschwellenden Einflüsse
der panslawistischen und nihilistischen Bewegung in Rußland zu suchen sei, die, falls sie die Uebermacht gewännen, die
russische Regierung zu einem Ausbruche gegen die Nachbarländer, nämlich Gesterreich und Deutschland, zwingen könnte,
wogegen diese gerüstet zusammenstehen müßten. Dies war der Gedanke, der Bismarck dazu bewog, das deutsche Einvernehmen mit Vesterreich noch enger zu gestalten und ihm eine Spitze gegen Rußland zu geben, falls dieses Reich
einen der beiden Verbündeten angriffe, war der Kaiser auch mit dieser näheren Verbindung durchaus einverstanden,
die er als naturgemäß und notwendig erkannte, so vermochte er sich nicht zu der gegen Rußland ausgesprochen
gerichteten Tendenz, wenn sie auch nur defensiver Natur sein sollte, zu entschließen. Er blieb ihr zunächst ganz und gar
abgeneigt, da bannt die Gefahr vorläge, Rußland unheilbar mit Deutschland zu verfeinden, was ebenso feinem innersten
Empfinden wie der friedlichen Entwicklung des Vaterlandes zuwider sei. Um zur Abwendung dieser Gefahr seinerseits alles zu tun, faßte der Kaiser einen wahrhaft großen Entschluß, dessen, ohne der Mißdeutung zu unterliegen,
eben nur er fähig war: durch eine persönliche Aussprache mit den, Zaren Klarheit zu schaffen und zu diesem Zwecke
den Zaren auf russischem Boden zu besuchen. Dies hätte wohl keiner sonst vermocht als Kaiser Wilhelm, dessen auf
innere tauterkeit und Wahrhaftigkeit gegründetes „gutes Gewissen" in ihm gar nicht den Gedanken aufkommen ließ,
er könne sich damit etwas „vergeben", was er, warmen Herzens und klaren Kopfes, für das Wohl des Vaterlandes
zu tun sich entschloß. Auch war es ihm ein persönliches Bedürfnis, den Zaren wiederzusehen nach den Ereignissen
der letzten Jahre, dem türkischen Kriege dort, den Attentaten hier. Rasch war der Entschluß gefaßt, rasch ausgeführt.
—
55
der in den großen politischen Geschäften stets bewährte „diplomatische General", ward
um den Zaren über die Sachlage im Sinne des Kaifers aufzuklären. Als am
nach Warschau
— es war
2. September die Fahnen aus dem palais des Kaisers abgeholt wurden zur Großen Herbstparade
Prinz
Wilhelm,
jetziger Kaiser und König, der die Fahnenkompagnie führte —, war in Berlin das Vcwußtsein
allgemein, sich mitten in einer politischen Krise zu befinden; des Kaisers Verdienst war es, sie zu beschwören. Am
3. September morgens, nachdem er noch einen -Befehl veranlaßt, die deutschen Zeitungen zur Mäßigung in ihren Aeußerungen gegen Rußland anzuhalten, reiste der Kaiser über Bromberg, wo ihn Manteuffel von Warschau r/er erwartete,
und Thorn nach Alexandrowo, der russischen Grenzstation, hart südlich der Weichsel, um 3 Uhr nachmittags hier von
dem Zaren mit seinen jüngsten Söhnen Sergius und pauI und seinem Neffen Nikolaus, Sohn des Großfürsten
Konstantin, in alter Herzlichkeit empfangen, hier im engsten Zusammensein — der Kaiser wohnte im Vahnhofs— verständigten
gebäu6e, der Zar im Zollamts
sich die Herrscher rasch; jeuer Vnef des Zaren möge als „non avenue"
gellen, sie gelobten sich die alte Freundschaft aufs neue, und auch mit dem Minister des Auswärtigen von Afters und
mit dem Kriegsminister ZUiljuttn kam Kaiser Wilhelm in gutes Einvernehmen. Die Hauptsache war, den Zaren von
dem rein defensiven Grundgedanken des noch im werden begriffenen deutsch-österreichischen Verständnisses und daß dieses
nach dem Ausscheiden Oesterreichs aus Deutschland nur die naturgemäße Ausfüllung einer Tücke sei, zu überzeugen,
was schließlich auch gelang. Die Gefahren des Nihilismus, auf welche der Kaiser ernstlich hinwies, glaubte der Zar
freilich mit (Energie überwinden zu können: anderthalb Jahre später fiel er selbst ihm zum Gpfer! „Die Aufrechterhaltung des Friedens unter den drei Kaisermächten ist ein Meisterstück diplomatischer Umsicht",
urleilte später der
Reichstagsabgeordnete £u6a>ig windthorst: hieran hat Kaiser Wilhelm das vollste Maß persönlichen Verdienstes gehabt.
Am H. September mittags fand die „Entrevue" ihr Ende, am 5. September hielt der Kaiser zu Königsberg i.f)r.
die f?arade ab über das I. Armeekorps unter General Freiherrn Albert von Varnekow, der am 6. September das
Korpsmanöver folgte.
Auf diesem großen politischen Hintergrunde hebt sich der schlichte Vorgang wirksam ab, den
\O6. Vild,
von Hermann Luders, darstellt: „tuisenwahl, den 7. September \87ty," Das war das schlichte Gartenhaus auf
den sogenannten Hufen, eine viertel Meile südwestlich von Königsberg, wo König Friedrich-Wilhelm III. mit der
Königin £uife die Sommermonate der Jahre l808 und 8O9 verlebt, und das Kaiser Wilhelm
von der Familie
hatte,
Mutter,
deren Namen es nun trug,
um Haus und Garten zum Andenken vornehmlich feiner
Vusolt erworben
dauernd zu erhalten, nach pietätvoller Wiederherstellung des alten Zustandes im Aeußeren und Inneren, hier hatte
geweilt, auf jener Reise nach St. Petersburg svgl. oben S. 3^), wie er diese
der Kaiser zuletzt am 20. April
erinnerungsreiche Stätte vordem schon \B6{ und
besucht hatte. Nun kam er wieder von einer Rußlandfahrt
—
hierher, unter wie anderen Konstellationen als damals!
?s war ein fonntäglicher Ruhetag; nach dem Gottesdienste
Königsberg,
in der Schloßkapelle zu
dem Vfsiziers-Rennen bei dem Glferschen Gute Metgeten, fuhr der Kaiser erst
nach 3u6itten, einem Dorfe drei viertel Meilen westlich von Königsberg, um die Kirche zu besuchen, wo das Königliche
Elternpaar öfters zum Gottesdienste gewesen war, dann zu den Hufen. Nur fechs Zimmer enthielt das kleine Haus,
„so beengt, daß es kaum einem begüterten Privatmann hinreichen dürfte", hatte damals,
ein Vesucher berichtet;
aber der Garten,
der „Hippeische", spater der „Vusollsche", nach den Besitzern genannt, war schön und ausgedehnt, in ihm hatte sich der Kaiser mit seinen Geschwistern oft und gern getummelt. So leicht war das Haus
gebaut, daß bei Sturmwind
und der fehlte auch im Sommer nicht
die Fenster keinen Schutz boten und die
Königin Luise sich auf dem Flur betten mußte, hier an der Stätte der größten Einfachheit und wirklichen Entbehrungen des Königspaares stand nun Kaiser Wilhelm, unter dem Eindrucke von Alexandrowo, unmittelbar nach
russischen Erfahrungen und Einwirkungen, wie sie fo oft das herz der Königin tuise bewegt und erfüllt hatten
„e dei dl ehe furono L'assalse il sovvenirl"
Vei aller Schlichtheit der Ausstattung macht doch der helle, wohnliche Raum mit hellgelber Tapete, buntem
Teppich und hellbraunen Möbeln einen freundlichen, anheimelnden Eindruck: das Wohnzimmer der Königin tuise,
Der
Feldmarfchall Manteuffcl,
vorausgesandt,
unser
—
so
unser
—
—
—
56
TAFEL XXXXIV:
BÏLD 106 UND 107. OBEN HERMANN LÜDERS; LUISENWAHL, DEN
7. SEPTEMBER 1879, UNTEN HERMANN LUDERS; STRASSBURti,
21. SEPTEMBER 187g
jetzt mit ihrem Vilde und den Vüsten des Aonigspaares geschmückt. Dort steht ihr schwarzer, gelbgepolsterter Lehnsessel, gegenüber ihr Schreibtisch, darüber das Vild eines Infanteristen von
mit Tschako und Federbusch. Sehr
Ueberrock,
die Mütze in der Hand, noch auf den
ansprechend ist auch hier die Gestalt des Aaisers wiedergegeben, im
Toilette,
Aapotthute,
Stock leicht gestützt; neben ihm die Kaiserin in braunroter
schwarzer Mantille. An der
weißem
Cür hält sich Prinz Aarl m Artillsrieumform, daneben der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin im blauen Attila
und am Schreibtische Prinz Wilhelm,
Raiser und Aönig, im Ueberrock des I. Garde-Regiments zu Fuß, die
kleinen Andenken betrachtend, die pietätvoller Sinn aus der Zeit der Königin luise hier aufbewahrt haben mag.
unser
Wie bezeichnend erscheint, nach diesem stillen Erinnerungsbilds, die Wahl des nächsten Aquarelles aus dem
gleichen Jahre, das uns zum Aaisermanöver nach Straßburg im Elsaß führt, also von der Vstmark zur westmark,
und das dort eine militärische Atmosphäre umgibt, wie jenes eine politische, wenn es auch einen „bürgerlichen" Vorgang darstellt. Dazwischen lag noch das Aaisermanöver des II. (pommerschen) Armeekorps unter General Hann
September
von lVeyhern, bei Stettin vom
bis
die sämtlichen
so daß der Aaiser dann seit
Armeekorps des Deutschen Reichsheeres persönlich besichtigt hatte, außer den beiden bayerischen Aorps, wo ihn
der Aronprinz vertreten.
Vild, von
Das
Hermann
ersten Vesuche aus Elsässer Voden im
beschränkt hatte, war der Aaiser bereits
Luders,
ist bezeichnet: „Straßburg, 2^. September
Seit jenem
September
im nächsten
(vgl. oben S. HI), der sich auf den nördlichen Grenzbezirk
Frühjahre, im Mai
wieder in den Reichslanden gewesen,
in Straßburg, das eine „Aaiser-Medaille" zur Erinnerung an diesen ersten Vesuch prägen ließ, und in Metz. Nun
kam er zum dritten Male, diesmal als oberster Kriegsherr; um Straßburg war das gesamte XV. Armeekorps,
unter General Eduard von Fransecky, zusammengezogen worden; die Grenzwacht in Metz hatte die
Division, aus
Trier, vom VIII.(Rheinischen) Armeekorps an Stelle der ausmarschierten Garnison übernommen. Am Nachmittage
des 6. September
traf der Aaiser über Karlsruhe in Straßburg ein; die Ehrenwache war aus Mannschaften
der hier versammelten deutschen Regimenter zusammengesetzt, Preußen, Bayern, Sachsen, Vürttemberger; bei schönstem
Wetter erfolgte der feierliche Einzug unter großem Jubel. Am 59. September fand auf dem „Polygon", dem
Straßburger Exerzierplatze, die Parade des XV. Aorps statt bei so aufgeweichtem Voden, daß viele Infanteristen ihre
Stiefeln stecken lassen mußten, aber nur, um dann in um strammerer Haltung, mit äußerster Anspannung, bei
ihrem Kaiser vorbeizumarschieren. Das war die berühmte „Stiefelparade", die „kar^e 6es dattes", wie die
Französlinge spotteten; der Kaiser aber wird wohl auch hier, wie er bei einem ähnlichen Vorkommnisse einmal ausgesprochen, nicht auf die Veine gesehen haben, sondern auf die Gesichter, und die konnten ihn, auch hier volle Genugtuung gewähren, trotz allen „Anetens" und „Schlittschuhlaufens" im Lehmboden. — Dem Korpsmanöver am
fand, nach dem Gottesdienste in der Thomaskirche,
20. September folgte ein Sonntag: an diesem 2^. September
erbauten präfektur, dem jetzigen Statthalterauf der Terrasse vor der in prächtigen: französischem Palaisstile
Palais, am Vstende des promenadenartigen Vroglie-Platzes, wo der Kaiser Quartier genommen, der Bauernfestzug
Aquarell darstellt. Auch am 3. Mai ;8?7 war solcher Festzug der Landbevölkerung
vor dem Kaiser statt, den
hier bei dem Kaiser vorbeigezogen; diesmal waren noch größere Vorbereitungen dafür getroffen worden durch den
Kreisdirektor Vöhm aus den unterelsässischen Gemeinden des Kreises Erstein, südlich von Straßburg; bei herrlichem
Kaiserwetter gelang er aufs schönste. Voran ein berittenes Musikkorps in altbäuerlicher Tracht, dann die jungen
Männer zu Pferde,
an der Zahl, und auf 52 wagen nicht weniger als H50 junge Mädchen
ziehen die
Vauerngemeinden
eigenartigen,
vorüber,
in ihren
von ihren „Maires", den
geschmackvollen bunten Trachten
Elsässtschen
Gemeindevorstehern, hoch zu Roß geleitet. Fünf Dorfbürgermeister und acht Vauernmädchen begrüßten als Deputation
das Raiservaar auf der Terrasse selbst. Mit einer Rosenfülle und grünen Kränzen sind die wagen aufs reichste
geschmückt, mit stattlichen Viergespannen, auf unserem Vilde Schimmel und Rappen darauf die Elsäffermnen mit
feuerroten, langstatternden Aopfschleifen, blauen Röcken und gelben Brusttüchern. Der Maire, mit der deutschen
so
unser
— so
J}o Ijtnjolle(n <3aI;ri?udf W 12.
8
57
Schärpe, reitet einen stolzen Happen, wohl eigener Zucht. Höchst eigenartig ist der scheibenförmige weiße Kopfschmuck
der Mädchen des vorderen Wagens, die nochmals grüßend zurückschauen.
IVie Schildwachen stehen zwei solcher
Kaiserpaares,
Aronprinz
neben welches der
und die Großherzogin Cuise von Vaden getreten
Mädchen zu feiten des
sind, Ctnfs, mit der Schärpe un, den schwarzen Rock, steht der Maire der Dorfschaft dieser Bauernmädchen,
ticht
und warm mutet das ganze Sild an, &em die geschmackvolle Aräfekwrfassade aus dem schönen heUröllichen Sandstein
— gewiß für
einen ansprechenden Hintergrund gibt; Rosen und Mädchen scheinen das Leitmotiv des Zuges zu sein
den Kaiser ein froher und aufheiternder Anblick, nach den ernsten und bedrückenden Erwägungen und inneren
Kämpfen dieses Jahres, die noch manches Nachspiel hatten, bis auch fie schließlich zu gutein Ende führten.
Vei Straßburg empfing den Kaiser auch bei den Manövern der folgenden Cage überall froher Jubel und
festliche Begrüßungen in den Ortschaften ringsum; in Metz, wohin er am 25. September reiste, um hier die
56. Division, unter General Hermann von Wichmann, und die bayerische und württcmbergische Fußartillerie zu
besichtigen, und wo die Schlachtfelder von Vionville bis Gravelotte besucht wurden — in St. Privat war der Kaiser
gewesen —, trug der Empfang ein wesentlich militärisches Gepräge. Aber auch hier zeigte
bereits am 6. Mai
sich die Bevölkerung durchaus sympathisch für die Person des Kaisers, besonders in den Dörfern der Schlachtfelder,
wenn auch der Vegrüßungsruf mitunter „Vive l'I^mpereur" lautete.
den glänzenden Straßburger Tagen, dem ernsteren Aufenthalte in Metz, gab der Besuch der blutgetränkten Schlachtfelder, deren Saat reifen zu lassen und in die Scheuern zu sammeln, der vornehmste Inhalt der
wahrhaft unermüdbaren Lebensarbeit Kaiser Wilhelms war und blieb, den ernstesten Abschluß dieses vielbewegten
Aquarellsammlung schloß, sehen wir hier freilich
Jahres. Nach dem Siegesglanze, der die III. Abteilung
nur wachsende Arbeit, doch mit dem trostreichen Ausblicke, daß diese Arbeit gesegnet sei und gesegnet bleiben werde.
Nach
unserer
58
Nachträge und Bemerkungen
Vie im folgenden zu den Bildern 23, 58, 70, 75, 79 von Fritz Schulz nachgetragenen Notizen beruhen auf
Mitteilungen, welche nur oie Cochter des Malers Frau Frida Hodj, geborene Schulz, zu Gderberg i.M., aus dem
Nachlasse ihres Vaters freundlicherweise übermittelt hat.
Zum 23. Bilde (Hohenzollern-Iahrbuch 5909. S. 96). Der Maler Fritz Schulz starb nicht ;8?2, sondern ;8?5,
am 22. August, erst 52 Jahre alt. touis Schneider hat ihm im „Soldaten-Freund", H3. Jahrgang, 5875, S. 250
einen warmempfundsnm Nekrolog gewidmet; er nennt ihn treffend „den Maler des Soldaten" und „den Soldaten des
des Großen, sein Großvater ritt mit Schill 5809 „schneller
Griffels". Sein Urgroßvater war Unteroffizier Friedrichs —
als die Zeiten", fein Dater diente bei den Garde-Ulanen
so trug er Soldatenblut in den Adern. Auf Aoflen des
Königs Friedrich Wilhelm IV. studierte er drei Jahre lang m Paris als Schüler von Horace Vernet, des Malers
„de toutes les gloires de France". So vorgebildet zog er
und \866, für die Zeitschrift „Der Hausfreund",
— 75
färben „Feld-Soldaten Freund" ins Feld; die Ariegsdenkmünze hat er sich durch fein „Studieren im Feuer"
wohl verdient.
dieses Bild im hohenzollern -Jahrbuch 195«, S. 76 veröffentlichte
Abbildung der übermalten photographie eines „Aufbruches zur Hubertusjagd bei Jagdschloß Grunewald", von Schnaebeli,
dar, gleichsam wieder als eine Siegesfeier.
Vie treffliche Ausführung der
stellt die Hofjagd vom 3. November
photographie beruht wohl darauf, daß der Hofphotograph Sr. Majestät des Aönigs, h. Schnaebeli, Berlin, Am Schiffbauerdamm 25, auch Tier- und Porträtmaler war. An viertehalbhundert Rotröcke waren bei schönstem Sonnenscheine
versammelt; erst nach inständiger Jagd konnte das Schwein zur Strecke gebracht werden, und zwar in der
Havel gegenüber von Aladow, vom Aahne aus hob der Premierleutnant Wolf Maximilian von Schlegel! vom 5. GardeRegiment zu Fuß aus, den Fang gab der Aronprinz. Der Aaiser war, mit noch einigen 80 Reitern, nicht bis zum
Halali gelangt, so sehr hatte sich die Jagd zerstreut, ohne daß seine Freude an diesen: ahne Unfall verlaufenen langen
Zum
Jagdritte
50. Bilde. Die im
Anschlüsse
an
beeinträchtigt worden wäre.
Nachtrag zum 58. Bilde (Hohenzollern-Iahrbuch 5950, S. 65 f.). Für die Skizze dieses Aquarells hat der
Aömg an den Maler Fritz Schulz folgende Eigenhändige Anweisung gerichtet, die von der Tochter des Malers, Frau
Aoch in Gderberg i.M., pietätvoll aufbewahrt und mir übersandt worden ist:
„wenn der Ulanen-Major an der Thür stehend, Prinz Reuß sein soll, muß er weiße Litzen und Anöpfe
tragen und silbernes <5artouche-Bandolier, das ganz fehlt.
tV.
Die Berge müssen schärfere Morgen-Sonnenbeleuchtung erhalten.
vei-te! Es würde hübscher sein, wenn die Thüre des Häuschens offen wäre, sodaß man in das Innere sähe,
wo auf einem Statif ein Fernglas liegen müßte. Die Thür- Aufschrift kommt auf die innere wand der Ehür, wo
dadurch
so
sie in Wirklichkeit sich befand."
—
des Aönigs treues Gedächtnis und für sein gesundes malerisches
Empfinden zeugenden Anweisungen defolgt hat: der Ulanenmajar
es ist der dem Großen Hauptquartier während
des Feldzuges in, Gefolge Vwmarck's attachierte Prinz Heinrich VII.Reuß, preußifcher Gesandter zu München, 3, 1a 5uite
des
des Gbservalormms
Garde-Ulanen-Regiments — trägt nun das silberne Bandelier; die Tür des Häuschens
ist geöffnet, die ganze landschaft strahlt im hellsten Sonnenscheine. Das Fernglas im Inneren ist freilich auf
Nachbildung nicht zu unterscheiden, auch nicht die Türaufschrift; wohl aber zeigt das Original und öie
Nachbildung zugrunde liegende photographie deutlich das stattliche Fernrohr auf einem Stative ruhend, und eine an
der inneren Türwand befestigte weiße Tafel, die den fliegenden preußischen Adler am Rovfe trägt; die Inschrift auf
Unser Vild
zeigt, wie der Maler
diese für
—
—
unserer
unserer
ihr läßt auch das Original begreiflicherweise nicht erkennen.
8*
59
Nachtrag zum 70. Vilde (Hohenzollern-Iahrbuch {^\0, 5. (02). wie sehr Moltke wünschte, dm ÎTamen
„Krie$srat" vermieden 511 sehen, beweist auch eine von ihm eigenhändig in das Skizzenbuch non Fritz Schulz, des
Malers unseres „Uriegsrates in Versailles", geschriebene Bemerkung:
„Während des ganzen Feldzuges ist nie ein Ariegsrath abgehalten worden, sondern Sc. Majestät haben stets
beim Militair-Vortrag selbst befohlen.
Graf Moltke."
Daß es sich im Grunde nur um eine IVortfrage handelt, habe ich a. a. G. ausgeführt; für die Vczeichnung
wird
unseres Vildes als „Rriegsrat" trotzdem sich der Maler selbst Moltke's Weisung fügte, a. a. V. S.
—
—
eben die Auffassung
Aaiser lVilhelnis maßgebend geworden sein.
S. 03 f. und
Zum ?^. und 72. Vilde (Hohenzollern -Jahrbuch
Diese vermutungsweise Fritz
Schulz zugeschriebenen Vilder sind nicht von diesem, sondern von Hermann küders gemalt worden, worauf ich von
kunstverständiger Seite verschiedentlich dankenswerterweise hingewiesen worden bin. Wirklichhat sich nun auch wenigstens
April
über 750 Mark ausgestellte Schatull Quittung
für das ?^. Vild die von Hermann küders am
ermitteln lassen; der Maler gibt hier dem Vilde den Titel: „Eroberte Geschütze der koire-Armee in Versailles." Für
-
das 65. Vild aber, Hohenzollern -Jahrbuch
S. ZN und
trifft die vermutete Autorschaft von Fritz Schulz
zu, wie aus seinen eigenen Aufzeichnungen hervorgeht, die mir jetzt zugänglich wurden.
Nachtrag zum 72. Vilde (Hohenzollern -Jahrbuch 5950, S,
und
Die Datierung dieses Vildes a. a. G.
„22.
„22. November" ist ein Druckfehler, es muß natürlich
Dezember"
heißen. Ueber diese Versailler
Aufzeichnungen
des Prinz^Aomirals Aoalbert von Preußen noch einige ergänzende
Matrosen-Parade" seien aus
Mitteilungen gemacht.
Das zur Bemannung der vier bei ©rlcans erbeuteten "Kanonenboote bestimmte Détachement — <\ Leutnants
—
zur See, 4 Unterleutnants zur See, 2 Assistenzärzte, J Verwalter, 5 20 Mann unter Leutnant zur See 3c We rückte
nachmittags in Versailles ein; vor dem Weitermarsche wollte es der König sehen. Der Prinz
am 20. Dezember
berichtet zum 22. Dezember: „Des Morgens früh waren 6 Reaumur. Um
Uhr traf ich bei dem Matrosender Avenue de St. Cloud ein. Ich instruirte über die Aufstellung, das Salutiren der (Dfficiere und
Vctachement
das Abschwenken in Sektionen und Nehmen der ,©fftciere auf die linken Flügel'. Da ich dem Könige gestern gemeldet,
Die Leute
{\ U(?r bei der préfecture bereit stehen würde, wurde dahin abmaischirt.
daß bas Détachement um iji
Gewehr,
patrontafd^e, Entcrmesser und Hut, einen schwarzen Secsoldaten- Tornister auf dem Rücken,
im peajaefett mit
die Mannschaften des Iverft^orps ebenso, aber statt des Gewehrs das Entermesser gezogen, die (Dfficiere im zugeknöpften Ueberrock; theils die Hosen in, theils über den Stiefeln,
langte das Détachement vor der préfecture an und
stellte sich in Anis auf. Die Aufstellung war en ligne Vootsweise mit Gewehr ab. Die Richtung war kaum beendet,
da erschien schon der König, mit dem Kronprinzen, dem Marine-Mimster (Roon), Wilhelm von Mecklenburg und einigen
— dem erklärt hatte,
Flügel Adjutanten. Auf ,Achtung' salutirten die (Dfficiere. Der König
ich
daß die keute nur
Chargirung
(was
übrigens
schien)
ging die Fronte
die
kennten und keinen anderen Griff
er
sehr natürlich zu finden
herunter, unterhielt sich sehr gnädig und freundlich mit ©fficteren und Mannschaften und war sichtlich sehr erfreut etwas
von der Marine hier mitten im £an6e, in Versailles und im Kriege zu sehen. Auch mit Leutnant Ieschke sprach er
sehr freundlich. Auf .Achtung« schulterten die Vfficiere ihre Säbel, dann Rechtsabschwenken in Sectioncn, ,das
Gewehr über', ,(Dfficiere auf die linken Flügel', und abmarschirt. Der König war schon wieder hineingegangen.
Er fand es besser,
wie es war, daß das Détachement mit .Gewehr ab' stand, besser als mit ,Gcwehr über' bei
der Parade-Aufstellung.
Das Détachement machte in jeder Hinsicht einen sehr guten Eindruck, der von höheren
und niederen ©freieren und Fürstlichkeiten anerkannt wurde. Alles war glücklich, daß die Zufriedenheit des
Königs erworben war."
Nachtrag zum 75. Vilde fHohenzollern -Jahrbuch M0,S. ;o?>. Auf der Skizze zu der „Raiservroklamation"
hatte der Maler Fritz Schulz den: Fürsten Heinrich Pleß, Militär-Inspekteur der Freiwilligen Krankenpflege, ein
blaues Ordensband gsmalt; das fiel dem Uaiser auf, und die auf seinen Vefehl beim Fürsten pleß erfolgte Anfrage
—
aus
so
—
so
60
des Malers ergab denn auch, daß der Fürst das weißorange Vand des Roten Adlerordens getragen hat, wie der
Kaiser angenommen hatte.
Nachtrag zum 79, Bilde (Hohenzollern -Jahrbuch 5950, S. UOff.). Nach den dem Maler Fritz Schulz
durch den sächsischen Generalstabschef Vberst von Holleben im April \&7% zugegangenen Notizen ritt der die Parade
kommandierende Kronprinz Albert von Sachsen „ein sehr hohes elegantes rotbraunes Pferd, namens Profit", wie
Vilde, mit seinen beiden weißen Hinterfesseln, hervortritt. Neben dem Sächsischen Kronprinzen
es auch auf
nahm auch der Prinz Georg von Sachsen, der spätere König, an der Parade teil.
S.
Die Verfasserin der „Erinnerungen", jetzt die
Zum 80. Vilde <Hohenzollern -Jahrbuch
Seniorin des Bismarckschen Geschlechtes, heißt nicht „Helene", sondern Hedwig von Bismarck.
unserem
Allgemeine Bemerkung
zur
IV. Abteilung
Die Berichterstattung zu den Aquarellen dieser Friedenszeit unterlag der Schwierigkeit, daß eigentliche Duellen über
diese mehr äußerlichen, im Hintergrunde der historischen Schaubühne sich abspielenden Vorgänge nicht stießen, für ihren
politischen Rahmen doch nur unvollkommen zugänglich sind. Mit dem Ausgange des Jahres ;8?2 hören die eklektischen
Notizen des mit unserer Aquarell-Sammlung nahe verbundenen kouis Schneider (vgl. Hohenzollern -Jahrbuch 19^8,
in seinem Werke „Aus den, teben Kaiser Wilhelms" plötzlich auf, obwohl er erst am
S.
und
Dezember 5878
starb. Auch fehlen Eigenhändige Bemerkungen des Kaisers auf den Aquarellen selbst jetzt ganz, ohne daß deshalb an
seiner persönlichen Anteilnahme bei Auswahl und Ausführung gezweifelt werden darf. Allgemeinere geschichtliche
Verachtungen mit
Bildern zu verknüpfen, schien doch nur in beschrankterein Maße am Platze,
wenig sie
ganz wegbleiben durften, schon um den Irrtum nicht aufkommen zu lassen, als handele es sich hier im keben Kaiser
Wilhelms nur um ein Schreiten von Festen zu Festen, und so mußte wohl oder übel in der Hauptsache eine chronikale
Begleitung eintreten, die nur bemüht war, nicht gerade bloß Zeitungsnotizen zu bieten.
so
unseren
so
6^. Bild. „Aquarelle", abgeliefert am 5 2. April
bezeichnet: „Die Begrüßung der drei Kaiser am ?. September
für HO Fnedrichsd'or; vom Maler Paul Bürde
Daß touis Schneider a. a. V.III,S. 25H ff.
ausführlich erzählt, er habe durch einen Brief an den Zaren diesen veranlaßt, einen Besuch in Berlin bei Anwesenheit
des österreichischen Aaisers dort zu provozieren, sei hier nur registriert. Diese Behauptung scheint so ungeheuerlich,
daß sie eigentlich nicht glatt erfunden sein kann. Der vielgeschäftige Vorleser, dem innere Bescheidenheit nicht gerade
zugesprochen werden darf, bei aller Anerkennung seiner guten und treuen, nützlichen und unermüdlichen Dienste für
König und Armee, mag sich vielleicht über den ausschlaggebenden Einfiuß seines eventuellen Briefes selbst getäuscht
—
haben worüber eine Kontrolle hier freilich nicht möglich ist. — In Gastein schrieb damals, am 2H. August 1672,
Kaiser Wilhelm in die beiden Bibeln der neueingeweihten Evangelischen Kapelle: „Du bist meine Zuversicht, meine
Hoffnung von meiner Jugend an! Im Glauben ist die Hoffnung!"; und: „Bei Gott ist mein Heil, meine Ehre,
der Fels meiner Stärke, meine Zuversicht ist auf Gott! Im Glauben ist die Hoffnung!"
82. Bild. „Gouache", abgeliefert am 30. September 5375, für 30 Fnedrichsd'or; vom TNaler Fritz Schulz
bezeichnet: „Große f)arade, kommandiert von S. M. dem Kaiser vor Ihren Majestäten den Kaisern von Rußland
Auffällig ist, daß hier der russische und der österreichische Kaiser nicht die
Gesterreich den ?. September
preußische Generalsuniform wie auf dem 8 5. Bilde, sondern die Uniform ihrer Garde-Grenadier-Regimeuter Kaiser
Alexander und Kaiser Franz tragen, wahrscheinlich ist diese Uniformierung die zutreffende, doch soll hier keine Untersuchung darüber angestellt werden, nur erwähnt werden sollte es, um dem Verdachte des „Uebersehenhahens" vorzubeugen.
Bei dem Aaradediner an diesem Tage haben diese beiden Kaiser tatsächlich diese Regimentsuniformen getragen, Kaiser
Nr.3H mit dem blauen Bande des russischen St. Andreasordens.
Wilhelm die seines österreichischen Infanterie
und
61
diese Drei-Aaiser-f>arade auch auf die Cruppe wirkte, dafür sei die gut beglaubigte Anekdote nicht verschwiegen,
daß beim Abmärsche— vom Cempelfyofer Felde der Aommandeur —eines Garde-Regiments —das klassische Aommando
abgab: „Und nun
Regiment, Marsch!"
Mit Gott für Drei Kaiser und Vaterland
Wie
zusammen
für \2OO Mark. Der Maler dieses,
und der Mehrzahl der Aquarelle dieser Serie, Hermann tüders, geb, 1956, gest. J9O8, Schüler Sleffeck's, war
hauptsächlich als Illustrator tätig. Die Feldzüge von "l866 und
hat auch er nutgemacht. Die Absicht zur
St. Petersburger Reise äußerte der Aaiser bereits \869, dann wieder im Frühjahr
sein Vruder Prinz Karl konnte
dann
dem
stellen;
im Dezember
in Aussicht
£. Schneider a. a. O. II, S. 95
fie
Zaren als bestimmt für
85. und
8^. Vild. „Aquarelle", abgeliefert am
3.
Juli J 87^
—
und III,S. 26<*.
„Gouache", abgeliefert am 1.0. Januar
für 30 Fnedrichsd'or; vom Maler Fritz Schulz
Vildung,
mit
den:
des
„Der
U)eihespruche
Jugend
der Armee zum heil."
Der Wortlaut
Kaisers:
bezeichnet
zur
Sammlung:
wird
der
„Ariegsminister
der Ansprache Roon's
Rede
in
von
Roon als
seiner letzten amtlichen
Redner", Breslau
III,S. 35^ ff.in abweichender Fassung gegeben, nach der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung";
—
S. 222ff. die ursprüngdoch schien die hier im Texte gewählte Überlieferung— „Soldaten^Freund", Vd.
—
85. 23ild.
—
—
lichere zu sein.
—
Vild. Der Rame des Malers fehlt bei dem Originale; er ergibt sich aus der Schatull-Huittung von
für 50 Friednchsd'or.
Zu dieser Parade war auch Adolf
Fritz Schulz: „Gouache", abgeliefert am 4.Juli
worden,
Vild,
um Skizzen aufzunehmen für ein
das der Aaiser dem Aönige von Italien zur ErMenzel befohlen
innerung an dies militärische Schauspiel verehren wollte. Vb dies zur Ausführung kam, ließ sich nicht feststellen.
67. Vild. „Aquarelle", abgeliefert am 5. Dezember 537h, für 5 70 Taler. Der Maler Wilhelm Meyergest.
heim, aus der dekannten Malerfamilie, geb.
dessen Spezialität siferde- und Schlachtenbilder waren,
bezeichnet es ebenso exakt wie umständlich: „Aaiser Wilhelm I.und Aaiser Alexander II.von Rußland bei Berlin auf
dem Aönigsplatz im Jahre
die Parade des Brandenburgischen Aürassier- Regiments Nr. 6 (Aaiser Nikolaus
von Rußland) abhaltend." Die in f)aris
erbeuteten gelben Aürasse mußten die Brandenburgischen Aürassiere an
das 82^ formierte Garde -Aürassier-Rcgiment abgeben, da nur dieses und die Gardes du Corps gelbe Aürasse tragen
sollten. Doch beließ die Aabinettsordre vom I.August
5 die gelben Aürasse den Offizieren und Unteroffizieren
des 6. Aürasfier- Regiments, in Rücksicht auf den damaligen Großfürsten Nikolaus
den Regimentschef, als Auszeichnung; von Saldern-Ahlimb: „Das Aönigliche preußische Garde-Aürassier-Regiment und seine Stammtruppen",
Verlin 5 365.
88. und 89. Bild. „Aquarelle", abgeliefert am 50. März und am 22. Juni
für je 600 Mark. Merkwürdigerweise haben sich über diesen Zeughausbesuch des Aaisers keinerlei spezielle Nachrichten erhalten, auch nicht in
den Akten der Zeughausverwaltung. Der Maler
Vilder, Emil Doepler der Jüngere zu Verlin, der
zu München geborene Sohn des Historienmalers Aarl Emil Doepler, konnte trotz freundlicher Vereitwilligkeit keine
Einzelheiten mehr berichten. Die umfangreichen und wertvollen Akten des Geheimen Archivs des Anegsministeriums
wurden mir in dankenswerter Weise zugänglich gemacht; aber über den Aaiserbesuch enthalten sie nichts. Die besten
litterarischen Nachrichten über die Einwirkung des Aaisers auf den Zeughausumbau bringt Gustav von Goßler's
„Rede bei der Jahrhundertfeier der Königlichen Akademie der Aünste an, 20. März I8Y7", Verlin 5397, vornehmlich
nach jenen Akten des Ariegsminifteriums.
90. Vild. Ein Schatull -Quittung für dieses Aquarell ist nicht ermittelt worden. Die Darstellung im Texte
beruht auf: von Schkopp, Geschichte des Aönigs-Grenadier-Regiments (2. Ivestpreußisches) Nr. 7, Verlin
November
für 5^0 Mark. Der Maler Wilhelm Meyer95. Vild. „Aquarelle", abgeliefert am
heim bezeichnet es: „S. M. der Aönig von Schweden und S. M. der Aaiser Wilhelm I. beim Artillerie -Exercilium
96.
unserer
am 2. Juni
62
92. Bild. Eine Schatull-Huittung für dieses Aquarell ist nicht ermittelt worden.
— Auch Moltke hebt die
große Ordnung und Ruhe der Menschenmafsen hervor; wenn er in einem Reisebriefe von „vielleicht 200000 Menschen"
schreibt, die auf dem Domplatze gestanden hätten, so ist das wohl ein Schreib- oder ein Druckfehler, an denen die „Gesamff., ja leider überreich sind; a. a. O. V. und VI. 50H.
melten Schriften und Denkwürdigkeiten Moltke's". Berlin
für 750 Mark.
93. Bild. „Aquarelle", abgeliefert am 27. Nlai
November
94. Vild. „Aquarelle", abgeliefert am
für 5(0 Mark. Der Maler Wilhelm Meyergewohnter
heim nennt es mit
Umständlichkeit: „Empfangs-Feierlichkeit vor S.M. dem Aaiser Wilhelm I.und S.M. dem
von
Aaiser Alexander II. Rußland aus dem Aasernenhofe der Aaiser-Alexander-Raserne m Berlin den Mai
- Aaserne—
pause zwischen den Besuchen Aaiser Wilhelms in der Alexander
findet ein Gegenstück in der zufällig erhaltenen Notiz, daß der Aaiser das Städtchen Teltow bei Berlin, wo Anno ;827
die Parade seines III.Armeekorps staltgefunden, der unser
Bild gewidmet ist vgl. Hohenzollern Jahrbuch 5908,
—,
S. 469
erst Anno 5875 wiedersah gelegentlich eines Gefechtsexerzierens, bei welchem Teltow „erstürmt" wurde.
Schilderung
Die
im Texte stammt von dem Augenzeugen kouis Schneider, im „Soldaten-Freund", H3. Jahrgang, Heft
ergänzt durch von Aries, Geschichte des Raiser-Alexande^Garde Grenadier-Regiments Nr. 5.,
Mai
Vie vielleicht verwunderlich scheinende
lange
—
Berlin
95. Bild. Der Name des Künstlers fehlt bei dem Vriginale; er ergibt sich aus der Schatull- Quittung von
Vskar wisnieski: „Aquarelle", abgeliefert am 2. Dezember
für 750 Mark. „Im Elsaß
hat es der
Maler kurz bezeichnet.
96, Bild. „Aquarelle", abgeliefert am 8. Juni
für 750 Mark. Sowohl die Unterschrift des Originals
wie die Bezeichnung des Malers Hermann Luders selbst nennen als Ort dieses 5chulenvorbeizug.es „Schloß Brüh!",
H. September ;8?7, während es 8. September
während er tatsächlich in Schloß Benrath staltfand, und als Datum den —
heißen muß, da von „Schulen" nur von diesen» Tage berichtet wird Fehler, deren Richtigstellung merkwürdig
umständlich und zeitraubend war.
für 750 Mark. Die Ehrenposten haben wohl vor
9?. Bild. „Aquarelle", abgeliefert am 9. September
dem eben erst in das Treppenhaus hinausgetretenen Aaiser präsentiert und dann geschultert; das zweite „Abwinken",
das sie „Gewehr bei Fuß" nehmen läßt, wird wohl bald erfolgen.
99. Bild. „Aquarelle", abgeliefert am Februar
für 750 Mark. Erschöpfende Nachrichten hierüber
gibt die Schrift von V. Sartorius: „Das National-Denkmal auf dem Niederwald", Bingen am Rhein, 1883.
99. Bild. Eine Schatull-Juittung für dieses Bild konnte nicht ermittelt werden.
;00. Bild. „Aquarelle", abgeliefert am 50. Dezember f8?3, für 750 Mark.
In Gastein gelobte Fürst
Bismarck dem Aaiser, Seinen Dienst nicht zu verlassen, so lange Er seiner bedürfe
das Siegel drückend auf
jenes Uaiserliche „Niemals!" auf dem Abschiedsgesuchs von
;o;. Bild. „Aquarelle", abgeliefert am 3^. März
für 750 Mark; „DieGarde-Husaren bei Nowawes"
nennt es der Maler Hermann küders. Ueber diese hübsche Episode waren nähere Details leider nicht zu gewinnen,
auch nicht aus den Akten des jetzigen teib-Garde-Husaren-Regiments, nach der sehr gefälligen Auskunft des Regimentskommandeurs Vberft Freiherrn von Senden.
Bild. „Aquarelle", abgeliefert am 28. April
für 750 Mark; als „Einzug am 5. Dezember
vom Maler Hermann tüders bezeichnet.
Bild. Der Name des Aünstlers fehlt bei dem Originale; er ergibt sich aus der Schatull Quittung von
Gskar wisnieski: „Aquarelle", abgeliefert am 23. Mai ;8?9, für 750 Mark; „Szene aus der Einholung vom
5. Dezember
bezeichnet der Maler dieses Bild. Bemerkenswert ist die Übereinstimmung der Erwägungen
über diese Einzugsfeier von
mit denen, die dem vor gerade 70 Jahren, am 23. Dezember
stattgefundenen
Berlin,
„Exil"
in Memel und Königsberg i.sir.. voranEinzüge des Aönigsvaares in
nach mehr als dreijährigen»
gegangen waren. Auch ASnig Friedrich-Wilhelm III. wollte, in Rücksicht auf die ernste Vergangenheit, „kostspielige
—
—
— so
-
—
63
und geräuschvolle Feierlichkeiten" vermieden wissen, und nur schwer ließ er sich dazu bewegen, überhaupt eine Einzugsfeier zu gestatten, die dann aber aufs herzlichste und auch äußerlich glänzend verlief. Auch hierbei kam keinerlei
Unordnung vor, und auch damals war die Haltung der Berliner Einwohner eine durchaus würdige und der trüben
Erinnerung, bei aller Festfreude, völlig angemessene — eine Analogis, die wohl auch das Herz des Raisers bewegt
haben wird, der damals hinter seinem Aöniglichen Vater eingeritten war, und jetzt den Mittelpunkt aller der glänzvollen Veranstaltungen bildete. —
Vild. „Aquarelle", abgeliefert am ;. September
für 750 Mark.
Vild. „Aquarelle", abgeliefert am 50. September 5 880, für 750 Mark. Vie Einsegnungsrede Aögel's
III. H.
ist gedruckt in seiner Viogravhie: „Rudolf Aögel. 5ein Leben und wirken." Verlin
abgeliefert
Vild. „Aquarelle",
am 27. November \879, für 750 Mark; als „Vesuch in tuifenwahl
in Königsberg" vom Rünstler Hermann küders bezeichnet. Das ist wohl eines der am schnellsten nach dem GeSammlung,
schehnisse fertiggestellten Aquarelle
Auch unser jetziges Aaiserpaar hat „luisenwahl" besucht, am
25, August \9\Q,
unserer
—
—
Vild. „Aquarelle", abgeliefert am 25. März
für 750 Mark und 200 Mark Reisekosten; als
„Reise im Elsaß" vom Maler Hermann Lüders kurz bezeichnet, der vielleicht Augenzeuge dieses Festzugcs gewesen ist.
Den Empfang in ötraßburg im Mai
insbesondere den Vauernzug, schildert auch Maltke in seinen Reisebriefen. Irn September 587H schreibt Moltke: „Es ist doch sehr eigenthümlich, daß während der ganzen Aaiserreise
von Anfang bis Ende ununterbrochen das schönste Ivetter gewesen ist, und daß init dem Tage, wo sie aufhörte, wir
fortwährend Aalte, Hebel und Regen haben"; „Gesammelte Schriften" a. a> O. VI. 5^9 und V. 69. —
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