KÖNNEN KRAMPFADERN MIT LASER OPERIERT WERDEN?

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KÖNNEN KRAMPFADERN MIT LASER OPERIERT WERDEN?
KÖNNEN KRAMPFADERN MIT LASER OPERIERT WERDEN?
Unser Sohn (33) leidet an Krampfadern. Da die Stammvenen betroffen sind, wird die Operation empfohlen.
Gibt es neben diesem Stripping nicht ein Laserverfahren?
Ist dieses eine Alternative zur «Standard»-Operation? - G.
UND E. H. IN CH.
Dr. med. Heini Budmiger, Innere Medizin/
Gefässkrankheiten FMH, Belegarzt Klinik St. Anna,
Luzern:
Seit Ende des 19. Jahrhunderts wird bei Krampfadern mit
Einbezug der Stammvenen (die grosse Rosenvene
befindet sich auf der Innenseite des Beins und mündet in
der Leiste ins tiefe Venensystem; die kleine Rosenvene
verläuft auf der Rückseite des Unterschenkels und
mündet in der Kniekehle ins tiefe Venensystem) das
Stripping dieser Stammvenen durchgeführt. Dabei wird
die Stammvene in der Leiste respektive in der Kniekehle
abgetrennt und dann in ihrer Gesamtheit entfernt
(Stripping = Herausziehen). Bis heute gilt dieses Verfahren als chirurgische Standardtherapie bei Krampfadern
der Stammvenen. Vor allem in den letzten 20-30 Jahren
wurde diese klassische Operation technisch verfeinert
und weiterentwickelt, das prinzipielle operative Vorgehen
ist aber praktisch unverändert.
Das Laserverfahren
Eine prinzipielle Neuerung zur Behandlung von Krampfadern stellt die Lasertherapie dar. Erst vor wenigen Jahren
wurde die so genannte endoluminale Laserbehandlung
der krampfadrigen Stammvenen eingeführt. Dabei wird
nach Punktion der Stammvene die Laserfaser in die
Krampfader eingeführt (endoluminal = im Innern der
Vene) und so platziert, dass sie die Krampfader von innen
heraus mit Laserenergie durch Hitzeschädigung der
inneren Wand verschliesst. Die Laserenergie wird in
kurzen Pulsen appliziert, was zu einem Zusammenziehen
der Venenwand und schliesslich zum Verschliessen der
Krampfader führt. Die Laserbehandlung ist entlang des
gesamten zu behandelnden Venenabschnittes nötig. Im
Gegensatz zur klassischen Krampfader-Operation bleibt
bei der Laserbehandlung die Krampfader im Bein und
vernarbt im Laufe der Wochen.
Die Laserbehandlung kann in Lokalanästhesie oder auch
in Rückenmarksanästhesie durchgeführt werden. Nach
der Behandlung muss ein Kompressionsverband ab
Vorfuss bis zur Leiste angelegt werden. Der Patient wird
dann sofort mobilisiert. Der Eingriff erfolgt meist ambulant oder kurzstationär, ist schmerzarm und erlaubt eine
rasche Rückkehr zur beruflichen Aktivität.
Die kurz- und mittelfristigen Ergebnisse dürfen aufgrund
der vorliegenden Studien als sehr gut bezeichnet werden.
Die Versagerquote (= Wiedereröffnung der mit dem Laser
verschlossenen Krampfader) ist sehr klein und dürfte
innerhalb eines Jahres nach Behandlung bei wenigen
Prozenten liegen.
Sehr geringe Nebenwirkungen
Auch die Nebenwirkungen sind sehr gering und meist
ohne wesentliche Bedeutung. Es wurde vor allem über
Schmerzen entlang des behandelten Venenstranges oder
über Venenentzündungen berichtet, die jedoch mit
Schmerzmitteln unter Kontrolle gehalten werden können.
Hingegen wurden keine Verletzungen an Nerven,
Lymphgefässen, Arterien oder tiefen Venen beobachtet,
ebenso keine Hautverbrennungen, Wundheilungsstörungen, Infektionen, Narben usw.
Mit der endoluminalen Lasertechnik steht eine neue,
sichere, minimal belastende Methode zur Beseitigung der
krampfaderigen Stammvenen zur Verfügung. Auch wenn
erst kurz- und mittelfristige Resultate vorliegen, darf wohl
bereits heute diese Technik als Alternative zur Standardmethode des Strippings bezeichnet werden. Ein
abschliessendes Urteil ist jedoch erst in einigen Jahren
möglich, also nach Erscheinen der Langzeitstudien.
23. März 2005