Liechtensteiner Vaterland, 19. April 2014

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Liechtensteiner Vaterland, 19. April 2014
WIRTSCHAFT
Tschütscher soll VR
im Resort werden
Bad Ragaz. – Liechtensteins Altregierungschef Klaus Tschütscher soll
in den Verwaltungsrat der Grand
Resort Bad Ragaz AG einziehen.
Tschütscher stehe an der Generalversammlung vom 14. Mai zur
Wahl in das Gremium, teilte das
Grand Resort auf Anfrage mit. Er
freue sich auf das Amt und fühle
sich geehrt über die Nomination,
sagte Tschütscher. Liechtensteins
Altregierungschef hat in den vergangenen Monaten eine Reihe von
Verwaltungsratsmandaten übernommen, unter anderem beim
Schweizer Versicherer Swiss Life
und bei der Liechtensteiner Industriegruppe Büchel Holding. (ps)
Intersky befördert
mehr Passagiere
Bregenz. – Die Fluggesellschaft
Intersky hat im ersten Quartal dieses Jahres ihre Passagierzahlen um
über 50 Prozent gesteigert. Der
Umsatz stieg im Vergleich zum ersten Quartal 2013 um über 45 Prozent, wie Intersky mitteilte. «Mitverantwortlich für diesen Erfolg ist
der Streckenausbau ab Zürich nach
Salzburg und Graz. Doch auch die
bestehenden Business-Strecken ab
Friedrichshafen nach Berlin, Hamburg und Düsseldorf folgen dem
positiven Trend und weisen Zuwächse in den ersten drei Monaten
aus», sagt Geschäftsführerin Renate Moser. Vor allem dank der
Flottenerweiterung konnten mehr
Flüge angeboten werden. (pd)
480 Arbeitslose
in Liechtenstein
Vaduz. – In Liechtenstein sind im
vergangenen Jahr im Durchschnitt
480 Personen arbeitslos gewesen.
Verglichen mit 454 Arbeitslosen
im Jahr davor bedeutet das einen
Anstieg um 5,7 Prozent, wie das
Amt für Statistik mitteilte. Die
Arbeitslosenquote im vergangenen Jahr betrug 2,5 Prozent und
erhöhte sich um 0,1 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Während die Arbeitslosenquote von
Liechtensteinern durchschnittlich
bei 1,9 Prozent lag, betrug dieser
Anteil bei ausländischen Arbeitskräften 3,4 Prozent. Nach Altersklassen betrachtet wiesen die
15- bis 24-Jährigen mit 2,8 Prozent die höchste Arbeitslosenquote in Liechtenstein auf. (sda)
WIRTSCHAFT REGIONAL | SAMSTAG, 19. APRIL 2014
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Ein Businesshotel für Bendern
Mit einem neuen Businesshotel
will die Liechtensteiner Bho AG
eine Lücke in der regionalen
Hotellerie-Landschaft schliessen. Das «b_smart hotel» mit
57 Zimmern in Gamprin-Bendern soll in erster Linie
Geschäftsreisende ansprechen.
Von Stefan Lenherr
Bendern. – Ende 2015 soll das Hotel
im Gewerbe- und Industriegebiet südlich von Bendern seine Türen öffnen.
Dies erklärten die Projektverantwortlichen am Donnerstag anlässlich des
traditionellen Spatenstichs. Noch in
diesem Monat sollen die Bauarbeiten
für das siebenstöckige Gebäude – entworfen von Architekt Edgar Hasler –
beginnen. Der Boden wurde den Initiaten von der Gemeinde für 66 Jahre
im Baurecht überlassen. Als Businesshotel soll das «b_smart hotel» vor allem auf die Ansprüche und Bedürfnisse von Geschäftskunden einheimischer und regionaler Firmen ausgerichtet werden.
4-Sterne-Standard, 3-Sterne-Preise
«Das Potenzial und die Nachfrage
sind da», sagt Uwe Bargetze, Geschäftsführer der Bho AG. Zu diesem
Schluss sind die Initianten nicht zuletzt durch Gespräche mit einigen Unternehmen in der Nähe gekommen.
Im Businessplan für das «b_smart hotel» werde mit einer Auslastung von
50 bis 60 Prozent pro Zimmer gerechnet, so Bargetze. Über die Kosten des
Projekts – Finanzierungspartner ist
die VP Bank – wollte sich der Bauherr
nicht konkret äussern, «aber wir sind
sehr sportlich unterwegs.»
Die Industrie- und Gewerbefirmen
seien nicht bereit, allzu hohe Preise
für die Unterbringung ihrer Gäste zu
bezahlen. Darauf müsse man sich als
Betreiber einstellen. Dennoch: Auf
Komfort sollen die künftigen Gäste im
«b_smart hotel» nicht verzichten
müssen: «Die Zimmer werden hinsichtlich ihrer Innenausstattung einem 4-Sterne-Standard entsprechen,
jedoch zu einem 3-Sterne-Preis angeboten», sagt Bargetze. Um die Betriebskosten niedrig zu halten, wird
auf Schnickschnack – dazu wird beispielsweise auch ein Wellnessangebot
gezählt – verzichtet. Zudem setzen
die Projektverantwortlichen auf innovative Konzepte, wie ein automatisiertes Online-Buchungssystem und
ein Check-in-Terminal vor Ort.
Ergänzung statt Konkurrenz
Laut Thomas Plank, Verwaltungsrat
der Bho AG und langjähriger Direktor
Neues Hotel auf der grünen Wiese: In Bendern wird das Businesshotel «b_smart hotel» gebaut.
des Sheraton Hotels im südtirolischen
Bozen, werde das Businesshotel die
bestehenden Häuser in der Region
nicht konkurrenzieren, sondern das
Angebot ergänzen. In der derzeitigen
Lage müssten Geschäftsreisende zu
gewissen Zeiten zwangsweise ins nahe Ausland ausweichen, weil in Liechtenstein schlicht die nötigen Betten
fehlten. «Man braucht eine gewisse
Kleiner Bruder in Sevelen
Neben dem «b_smart hotel»
in Bendern zeichnet die Bho
AG auch für ein ähnliches Projekt in Sevelen verantwortlich,
das «b_smart motel».
Sevelen. – Die 8 Zimmer sind bereits
ab diesem Mai buchbar. Das kleine
Businessmotel ist in einem bestehenden Gebäude an der Bahnhofstrasse entstanden und verfügt über
moderne Zimmer, die insbesondere
auf die Bedürfnisse von Geschäfts-
reisenden ausgerichtet sind. Das
«b_smart motel» wird nach einem
ähnlichen Betriebskonzept geführt
wie später sein grosser Bruder in
Bendern und setzt ebenso auf einen
hohen Grad an Automatisierung. Die
Zimmer etwa können online gebucht werden. Der Gast erhält dann
eine Reservierungsnummer, mit der
es möglich ist, rund um die Uhr im
Motel einzuchecken. Ebenfalls ist es
möglich, sich Tag und Nacht – über
eine Servicestation – mit Snacks und
Getränken zu verpflegen.
Visualisierung pd
Kapazität, vor allem auch, wenn man
grössere Veranstaltungen und Tagungen ins Land holen will», sagt Plank.
Potenzial im klassischen Tourismus
Die Betreiber des Businesshotels sehen auch im klassischen Tourismusgeschäft durchaus noch Entwicklungsmöglichkeiten. «Liechtenstein ist eine
exotische Destination im Herzen
Europas und liegt dazu auch verkehrstechnisch günstig. Da gibt es sicherlich
noch Potenzial im Tourismus», sagt
Hotelier Plank. Auch das «b_smart
hotel» in Bendern will sich einen Teil
vom Kuchen abschneiden. Es sei das
Ziel, das Hotel an Werktagen mit Geschäftsleuten zu füllen und an Wochenenden auf Urlauber zu setzen.
Die Projektinitianten suchen hierfür
den Schulterschluss mit der Tourismus-Abteilung der Organisation
Liechtenstein Marketing, um künftig
attraktive Pakete für die Besucher
schnüren zu können.
«Unsere Hotelbetriebe müssen sich klar positionieren»
Die Liechtensteiner Hotels
kämpfen seit Längerem gegen
den Rückgang der Logiernächte
an. Hotelier Hubertus Real
spricht im Interview über
einzigartige Produkte und
staatliche Fördermassnahmen.
Interview: Patrick Stahl
Herr Real, die Liechtensteiner Hotellerie
findet seit Jahren nicht aus der Talsohle
heraus. Was läuft falsch?
Hubertus Real: Dieses Tief entstand
aus mehreren Gründen und hat sich
über die letzten Jahre verschärft. Den
Boden sollten wir jetzt aber erreicht
haben. Der Hauptgrund ist wohl das
Hotelsterben während der vergangenen 30 Jahren. Dazu kommen der Datenklau von Heinrich Kieber und der
damit verbundene Imageverlust – dies
war mit Sicherheit der grösste Einschnitt für einige unserer Hotelbetriebe. Auch die Wirtschaftskrise ab 2009
und die Eurokrise haben zum Rückgang beigetragen. Dies wird uns mit Sicherheit noch ein paar Jahre begleiten.
Wie lässt sich der Negativtrend drehen?
Indem jeder Hotelier seinen Betrieb
spezialisiert und Produkte kreiert, die
einzigartig sind. Im besten Fall sind die
Angebote so gut, dass auch der starke
Franken kein Problem mehr darstellt.
Zukunft haben nur Hotelbetriebe, die
sich klar positionieren. Wie schwierig
dies ist, haben wir in den letzten Jahren am eigenen Leib erfahren. Auch
bei uns im Parkhotel Sonnenhof gab es
viele Höhen und Tiefen. Doch nun
scheint es, dass wir für die Zukunft gerüstet sind. Dies wird sich aber erst in
zwei bis drei Jahren herausstellen.
Was halten Sie von staatlichen Eingriffen wie einer Hotellerieförderung oder
der Schaffung eines Kongress- und
Tagungszentrums in Liechtenstein?
Das ist auf jeden Fall ein interessantes Thema – gerade auch, wenn es um
das Image einer Destination geht. Mit
einer Hotellerieförderung, wie sie
zum Beispiel Österreich kennt, würde sich das Niveau der gesamten
Branche mit Sicherheit stark verbessern und zum Imagewandel beitragen. Ich denke dabei an vergünstigte
Hotelkredite oder die Reduktion des
Mehrwertsteuersatzes für die Gastronomie auf das Niveau des Detailhandels und der Take-away-Lokale. Auch
die Schaffung eines Kongress- und Tagungszentrums in Liechtenstein wäre
von grosser Bedeutung. Es wäre allerdings falsch, mit staatlichen Geldern
ein Hotel dazu zu bauen.
In Liechtenstein sind in den letzten Jahren mehrere Hotelprojekte entwickelt
worden. Allerdings hat sich in den meisten Fällen gezeigt, dass es schwierig ist,
Investoren zu finden. Warum meiden die
Anleger solche Hotelprojekte?
Weil ein Investor weiss, dass sich mit
der Hotellerie kein Geld verdienen
lässt, ausser an einer Topdestination
und einem Angebot von über 100
Betten. Derzeit wird ja ein Luxushotel nach dem anderen eröffnet. In den
höchsten Finanzkreisen ist es ja fast
ein Muss, entweder einen Fussballverein oder ein Tophotel zu besitzen.
Dies funktioniert aber nur, wenn jedes Jahr viel Geld in den Betrieb
nachgeschossen wird. Die Absahner
sind dann in den meisten Fällen die
Betreibergesellschaften und nicht die
Investoren.
In der Schwebe ist auch das geplante
Casino mit Grosshotel in Vaduz. Ein Teil
ihrer Berufskollegen kritisiert, dass es
sich dabei um eine unzulässige Quersubventionierung handelt.
Es wurde in der Vergangenheit viel
über diese sogenannte Quersubventionierung diskutiert. Ich persönlich
bin, wie vermutlich alle meine Berufskollegen auch, für ein Casino in Liechtenstein und habe auch nichts gegen
ein Grosshotel einzuwenden – solange dieses auf eigenen Beinen steht und
die Hotelbetten nicht unter Marktwert verkauft. Im gegenständlichen
Fall ist die Kombination eines steuerlich bevorzugten Casinos mit einem
angeschlossenen Hotel Stein des Anstosses. Liechtenstein besteuert Casino-Gewinne viel tiefer als zum Beispiel die Schweiz Das mag standortfördernd sein für den Zuzug von Casino-Investoren und ist soweit o. k.
Wird das Casino aber vom gleichen
Betreiber in Kombination mit einem
Hotel geführt, kann dieser naturge-
mäss viel billigere Bettenpreise offerieren. Das ist die Quersubventionierung, die der Branche schwer aufgestossen ist.Wir wollen aber auch nicht,
dass die Mindestbettenpreise staatlich
festgelegt werden. Schliesslich sind
wir alle gerne weiterhin freie Unternehmer. Zudem sollte ein solches Hotel vorzugsweise von einer internationalen Kette wie etwa Accor, Hilton
oder Ibis betrieben werden. Solche
Hotelorganisationen haben eine enorme Grösse und damit ein einmaliges,
internationales Marketingpotenzial.
Somit würden auch neue Gäste nach
Liechtenstein kommen und dies würde uns allen etwas bringen – nicht zuletzt unserem angeschlagenen Image.
*Hubertus Real,
Inhaber des Parkhotels Sonnenhof
in Vaduz und
Vizepräsident des
Liechtensteiner
Hotel- und Gastronomieverbands