RIND - Tierarzt Owschlag

Transcrição

RIND - Tierarzt Owschlag
Ausgabe RIND
01 2012
Bei Kälberdurchfall
schnell handeln
0
Kälberhaltung:
Gesetzliche Regelung für
die Milchkühe von morgen
0
Serie Klauenerkrankungen:
Pijl‘s Rotation der medialen
Hinterklaue – Teil 2
otiert
Kurz n
0
Rindergrippe:
Ganzjährig ein Problem
0
Buchtipp:
Anatomie der Haussäugetiere
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Kleine Menge, große Wirkung:
Spurenelementmangel
in der Jungviehaufzucht
Erscheint quartalsweise
ISSN 1867-4003
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aktuell
TIERGESUNDHEIT
RIND
Die wirtschaftlichen Einbußen bei Durchfallerkrankungen sind nach wie vor hoch: Verantwortlich dafür
sind die Kosten für Behandlung und Untersuchung, verminderte Gewichtszunahmen, deutlich erhöhter
Arbeits- und Betreuungsaufwand und Todesfälle. Außerdem sind an Durchfall erkrankte Tiere
empfänglicher für Sekundärinfektionen. Häufig sind neugeborene Kälber und Kälber in den ersten vier
Lebenswochen betroffen, weil ihre Abwehrkräfte noch nicht so stark sind. Früher war vor allem die
Kalbezeit Hochsaison für Durchfall, heute tritt die Erkrankung das ganze Jahr über auf, wie Dr. Heike
Engels und Dr. Michael Götz berichten.
Hauptsymptom bei Durchfall ist der häufige dünnflüssige Kotabsatz. Bei schweren
Erkrankungen setzen Kälber bis zu 10 % des
Körpergewichtes als wässrigen Kot ab, bei
extrem starkem Durchfall können die
Flüssigkeitsverluste sogar bis zu 20 % der
Körpermasse betragen. Den Grad der
Austrocknung kann man durch eine aufgezogene Hautfalte am Rippenbogen beurteilen.
Bei stärkerer Austrocknung bleibt die Hautfalte stehen. Wenn die Kälber schon so dehydriert sind, dass die Augäpfel einsinken, liegen
sie meist schon fest. Die Schleimhäute sind
kühl und trocken, das Tier hat Untertemperatur und kühlt weiter aus. Die weiteren
Folgen des vermehrten Kotabsatzes sind
Elektrolytverlust, eine metabolische Azidose
(Übersäuerung) und Energiemangel. Für gerade geborene Kälber kann diese Belastung
schnell den Tod oder doch zumindest eine
starke Schwäche und Entwicklungsverzögerung bedeuten.
Foto: Dr. Michael Götz
Jeder Betrieb betroffen
Die Kälber können die Diakur-Lösung an einem Nippel schluckweise zwischen den Mahlzeiten aufnehmen.
Alois Kiermaier in Haideröd bei Vilshofen
kennt das Problem Kälberdurchfall nur zu
gut. Immer wieder kommt ein durchfallkrankes Kalb auf seinem Betrieb vor, ein
Patentrezept zur Vorbeugung hat er wie so
viele Berufskollegen noch nicht gefunden. Er
bewirtschaftet einen Familienbetrieb (63 ha)
mit 60 Kühen im neugebauten Laufstall, zieht
die Nachzucht selbst auf und mästet männliche Tiere selbst aus. Die Kälber sind bei ihm in
Iglus unter dem Stallvordach untergebracht
und gerade erst war wieder ein Kalb betroffen;
ein Zwillingskalb, welches drei Wochen zu
früh zur Welt kam. „Normalerweise behandele ich die Kälber selber mit einer Elektrolyttränke, wenn sie Durchfall haben. Ich
verabreiche sie zusammen mit der Milch und
gebe den Kälbern zusätzlich noch zwei bis drei
Mal Tee zwischen den Mahlzeiten“, verrät
Kiermaier sein Rezept.
Doch dieses Kalb war sehr schwach und
nahm keine Flüssigkeit mehr zu sich, so dass
Alois Kiermaier schließlich den Tierarzt rufen
musste. Der betreuende Tierarzt Dr. Josef
Endl aus Vilshofen vermutet, dass bei dem
Kalb wegen der Frühgeburt die Muttertierschutzimpfung nicht genügend gewirkt
hat. „Das kommt zum Glück selten vor“, weiß
der Tierarzt. „Kälberdurchfall ist eine akute
Krankheit. Wir müssen schnell – ideal am
ersten Tag – reagieren.“ Denn Durchfall bedeutet, dass das Tier keine Nährstoffe mehr
aufnehmen kann und Flüssigkeit verliert. Es
wird schnell schwächer, verliert seine Abwehrkräfte und ist den Krankheitskeimen ausgeliefert. Je länger der Durchfall dauert, desto
stärker bleibt das Kalb in seiner Entwicklung
zurück.
Viele Erreger beteiligt
Haupterreger in der ersten Lebenswoche
ist E. coli, in der zweiten und dritten
Foto: Dr. Michael Götz
Foto: Dr. Michael Götz
Tierarzt Dr. Josef Endl und die Bircheneders vor den Kälberiglus.
(von links nach rechts)
Eine Gruppenbucht auf dem Betrieb von Alois Kiermaier in Haideröd.
Kälber brauchen Licht, Luft und Platz.
Lebenswoche überwiegen dann die rota- und
coronavirusbedingten Durchfälle. Doch auch
Kryptosporidien und Kokzidien spielen als
Durchfallerreger eine immer stärkere Rolle.
„Früher waren vor allem Rota- und CoronaViren sowie E. coli-Bakterien beteiligt“,
berichtet Dr. Endl. „Da heute jedoch etwa 90
% der Betriebe eine Muttertierschutzimpfung
durchführen, kommen diese Erreger wesentlich weniger vor. Dafür haben sich die
Kryptosporidien stark ausgebreitet und sich
zu einem Problem entwickelt. Etwa der Hälfte
der Milchviehbetriebe macht das zu schaffen.“ Bei lange andauernden Durchfällen
durch Kryptosporidien bleiben die Kälber im
Wachstum zurück, da die Kryptosporidien
die Dünndarmzotten „vernichten“. „Man
kann es vergleichen mit einem Rasen, den der
Rasenmäher zu tief schneidet“, so Dr. Endl..
„Das Kalb ist für die nächste Zeit entscheidend geschädigt und braucht Zeit, um sich
wieder zu erholen.“ Ältere Tiere stehen mit
den gleichen Erregern wie Kälber in Kontakt,
bei ihnen bleiben jedoch in der Regel die
Krankheitserscheinungen aus.
Viren vermehren sich im Darm des infizierten Tieres, schädigen die Darmzellen und
werden dann mit dem Kot und den abgestorbenen Darmzellen ausgeschieden. So verbreiten sich die Viren im gesamten Tierbestand.
Bei älteren Tieren werden schnell neue Darmzellen nachgebildet, so dass die Darmzellschädigung zu keinen klinischen Symptomen
führt. Kälber haben diese Fähigkeit nur
begrenzt, weshalb sie mit akutem Durchfall
reagieren. Durch die Schädigung der Darmzellen dringen allerdings auch weitere Erreger
wie Bakterien in den Darm ein und lösen
Sekundarinfektionen aus.
Doch nicht alle Arten von Durchfall werden von Krankheitskeimen ausgelöst. Fehler
in Tränketechnik und Haltung der Kälber können auch Durchfall verursachen. Wenn die
Milch oder der Milchaustauscher nicht warm
genug sind, dann gelangen sie nicht in den
Labmagen, sondern in den Pansen, wo die
Milch nicht gerinnen kann. Auch eine zu
große Milchmenge kann zu Verdauungsproblemen führen.
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Mehr Trinklust bei Kälberdurchfall.
haftlich
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Am Stadion 2-4, 26871 Papenburg, www.vuxxx.de
Telefon: 04961-98288-0, FAX: 04961-98288-24
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TIERGESUNDHEIT
RIND
Foto: Dr. Michael Götz
In der Natur nimmt das Kalb die Milch
über den ganzen Tag verteilt in kleinen
Portionen auf. Bei der Kälbertränke sollte man
die Milch deshalb auf mindestens zwei bis drei
Portionen pro Tag verteilen. Nicht zuletzt
spielt auch die Wasserversorgung eine Rolle.
Das Kalb soll so bald wie möglich sauberes
Tränkwasser aufnehmen können. Auch
schlechte Stallhygiene und Zugluft können
das Auftreten von Durchfallerkrankungen
begünstigen.
Blick in den Offenstall von Josef Bircheneder. Vorne die Gruppenbuchten für die Kälber,
hinten für die ein- bis zweijährigen Rinder.
Schnell handeln
Wie man bei Durchfall richtig vorgeht,
hängt vor allem vom Zustand des Kalbes ab,
denn für die optimale Behandlung ist die
Schwere des Durchfalles entscheidend. Der
Tierarzt prüft, wie straff die Haut des Kalbes
ist und wie tief die Augen in den Augenhöhlen
liegen. Wenn das Kalb ausgetrocknet ist und
nicht mehr trinkt, setzt er einen Ohrvenenverweil-Katheder. Auf diese Weise kann der
Landwirt dem Kalb täglich selber eine abgesprochene Menge Kochsalzlösung verabreichen, bis es wieder kräftig genug ist, um selber
zu trinken. Für Kälber, die noch trinken, empfiehlt Dr. Endl ein Diätfuttermittel (z.B.
Diakur® Plus), das nicht nur Elektrolyte liefert, sondern den Darm zusätzlich beruhigt
und schädliche Bakterien bindet. Zusätzlich
helfen kann der den Darm beruhigende
Wirkstoff Butylscopolaminiumbromid (Buscopan®). Da Durchfälle oft nicht nur einem
einzigen, sondern in der Regel einer
Mischung verschiedener Erreger zuzuordnen
sind, ist die Erregeridentifizierung für den
Therapieerfolg und für das weitere strategische Vorgehen von großer Bedeutung.
Antibiotika helfen nur gegen Bakterien, aber
nicht gegen Viren oder Kryptosporidien.
Allein aufgrund der klinischen Symptome wie
Kotkonsistenz oder des Allgemeinbefindens
des durchfallkranken Kalbes kann kaum ein
Rückschluss auf den Einzelerreger bzw. die
auslösenden Erreger gezogen werden. Wichtig
für den Erregernachweis ist die Auswahl der
repräsentativ erkrankten Tiere bei der
Kotprobe. Alle oben beschriebenen darmschädigenden Erreger können innerhalb der
ersten drei bis fünf Krankheitstage im Kot
nachgewiesen werden. Üblich ist die
Diagnostik im Labor, für den schnellen
Erregernachweis gibt es mittlerweile auch
Schnellteststreifen von verschiedenen Anbietern, mit denen es möglich ist, innerhalb
von wenigen Minuten vor Ort noch beim
durchfallkranken Kalb die vier wichtigsten
Erreger (Rota- und Coronaviren, E.coli,
Kryptosporidien) zu identifizieren. Nach der
Analyse der Kotprobe im Labor, deren
Resultat nach 36 bis 48 Stunden vorliegt, kann
der Tierarzt dann das erregerspezifische
Antibiotikum einsetzen.
Warum Elektrolyte als Tränke bei Durchfall?
Elektrolyte sind Stoffe in wässriger Lösung, deren Verteilung im
Körper ein empfindliches Gleichgewicht bildet, das wiederum
Grundlage für viele wichtige biochemische Prozesse im Körper ist.
Zu den wichtigsten Elektrolyten des Elektrolythaushaltes gehören
Natrium, Kalium und Magnesium sowie Chlorid und Bicarbonat.
Vollmilch enthält zwar ausreichend Elektrolyte und Puffersubstanzen, um den laufenden Bedarf eines gesunden Kalbes zu
decken, die Gehalte reichen aber nicht aus, um die bei Durchfall
entstehenden Verluste auszugleichen, weshalb es Elektrolytränken
gibt. Dr. Endl setzt speziell Diakur® Plus ein, weil es das Kalb mit
lebensnotwendigen Elektrolyten und Puffersubstanzen versorgt
und der vorhandene Zitrustrester mit einer Lecithinschicht versehen ist, die die im Darm befindlichen Durchfallerreger bindet und
mit dem Kot aus dem Darm transportiert. „Zudem wirkt das
Natriumbicarbonat der Azidose entgegen. Vorteilhaft ist zudem,
dass man bei der Verabreichung von Diakur nicht auf die Milch
verzichten muss, das heißt, dass das Kalb weiterhin mit Nährstoffen
versorgt wird. Noch vor etwa 15 Jahren dachten wir, man müsse die
Milch ganz weglassen. Inzwischen geben wir die komplette
Milchmenge und zusätzlich noch Diakur, entweder in zusätzlichen
Einzelgaben oder mit Milch gemischt.“ Damit sich das Diätfuttermittel löst, müssen die Milch bzw. das Wasser auf 40 °C
erwärmt werden. Wichtig sei, dass ein Durchfallkalb die doppelte
Menge an Flüssigkeit aufnehme, die es normalerweise erhält.
„Gehen wir von einem 60 kg Kalb aus, das normalerweise 6 Liter
Milch oder Milchaustauscher pro Tag erhält, bekommt es zusätzlich
6 Liter Diakur.“ Dr. Endl sieht Diakur für die Behandlung von
Durchfällen nicht als Alleinmittel, aber als ein wichtiges Hilfsmittel.
„Es kann auch zur Vorbeugung dienen, wenn der Infektionsdruck
hoch ist, zum Beispiel, wenn in kurzer Zeit viele Kälber zur Welt
kommen. Damit haben wir sehr gute Erfolge“, so Dr. Endl.
Vorbeugung ist alles
Angesprochen darauf, wie sich Durchfall vorbeugen lässt, rät Dr.
Josef Endl: „Das allerwichtigste ist die optimale und frühzeitige
Versorgung mit Biestmilch. Die Kälber sollten die Biestmilch in den
ersten vier Stunden nach der Geburt erhalten. Der Grund dafür ist,
dass die Kuh Abwehrkörper nicht über die Gebärmutter, sondern ausschließlich über die Milch an das Kalb weitergibt und das Kalb die
Antikörper immer schlechter aufnehmen kann, je länger die Geburt
zurückliegt.“ Er rät jedem Kuhhalter, immer eingefrorene Biestmilch
von älteren Kühen auf Vorrat zu haben und zwar in Portionen von
einem halben bis zu einem Liter. Sie wird in dem Fall schonend aufgetaut, wenn die Mutter bei der Geburt stirbt oder eine Euterentzündung hat. Hilfreich ist sie auch bei Erstkalbskühen, wenn bei
ihnen die Milchproduktion verzögert anläuft. Die Kühe, von denen
die Biestmilch stammt, müssen schon länger im Bestand stehen, so
dass bestandesspezifische Antikörper vorhanden sind. Es kommt
auch vor, dass neu geborene Kälber keine Milch trinken wollen, weil
sie zu schwach sind. Gute Erfahrungen hat der Tierarzt in solchen
Fällen mit Tränkekanistern gemacht. Damit kann der Landwirt dem
Kalb in den ersten vier Stunden nach der Geburt wenigstens ein bis
eineinhalb Liter Biestmilch eingeben. Über einen Schlauch gelangt
die Milch direkt in den Magen des Kalbes.
Muttertierimpfung macht Sinn
Wie Alois Kiermaier wendet auch Josef Bircheneder in Windorf
bei Vilshofen die Muttertier-Schutzimpfung an. Wie bereits erwähnt
ist auch dies eine gute Möglichkeit zur Vorbeuge gegen die gängigsten
Durchfallerreger beim Kalb (Rota- und Coronaviren sowie E. coli).
„Das Prinzip liegt dabei in der Impfung hochtragender Kühe und
Färsen mit dem Ziel, dass diese viele Antikörper bilden, die dann mit
der Biestmilch auf das Kalb übertragen werden und das Kalb so vor
den drei Durchfallerregern schützen“, erklärt Dr. Endl.
Aber man kann noch mehr tun: Bircheneder hat vor einem Jahr
einen Offenstall für das Jungvieh gebaut, in dem die Tiere viel Platz
haben. Auf einer Seite des Stalles stehen zehn Einzeliglus für Kälber,
die unter zwei Wochen alt sind.
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RIND
Ein Iglu als Krankenbucht mit Wärmelampe
und aufgehängtem Infusionsbeutel.
Fazit
Foto: Dr. Michael Götz
Foto: Dr. Michael Götz
Auf der anderen Seite befinden sich eingestreute Gruppenbuchten für die älteren Kälber. „Ich habe festgestellt, dass die Kälber gesünder sind, wenn sie viel Licht, Luft und Platz
haben. Der Krankheitsdruck ist dann deutlich
niedriger. Früher, als wir die Tiere enger „zusammengepfercht“ haben, waren die Probleme größer.“ Josef Bircheneder hält auf 49 ha
Fläche 65 Fleckvieh-Milchkühe (Milchleistung ca. 8.000 kg/Jahr), verkauft die männlichen Tiere. Auch auf Hygiene legt der Landwirt großen Wert. Nach jedem Ausstallen reinigt und desinfiziert er die Iglus, die auf einer
betonierten Fläche stehen. Nach Möglichkeit
stallt er im Rein-Raus-Verfahren ein und aus.
Bis die nächsten Kälber kommen, stellt er die
Iglus aufrecht, damit die UV-Strahlen der
Sonne noch vorhandene Keime abtöten. Gut
wäre es, wenn sich die Kälber zwischen den
Iglus nicht belecken könnten, doch so lange sie
gesund seien, spiele das eine untergeordnete
Rolle, stimmt ihm Dr. Endl zu.
Infusion über einen OhrvenenverweilKatheder.
Dr. Heike Engels, Dr. Michael Götz
Foto: Dr. Michael Götz
Kälberdurchfälle sind nicht auf die leichte
Schulter zu nehmen. Je schneller man reagiert,
desto weniger leiden die Tiere und desto kleiner sind die wirtschaftlichen Schäden.
Schnelle Behandlung heißt, innerhalb eines
Tages eine Elektrolyttränke verabreichen und
in schweren Fällen Flüssigkeit über Infusionen
geben. Die Durchfallerreger sind in jedem
Bestand zu finden, deshalb gilt es, die Abwehr
der Kälber zu stärken und Vorbeuge zu betreiben. Zur Vorbeugung sind das Management
hinsichtlich Biestmilchgabe, Haltung und Hygiene zu optimieren sowie Muttertierschutzimpfungen zu überlegen. n
Die Iglus im Offenstall von Josef Bircheneder befinden sich unter Dach und auf einer
Betonplatte.
Kälberhaltung:
Gesetzliche Regelung für die
Milchkühe von morgen
Die Neufassung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) vom 31. August 2006 legt
die Mindestanforderungen fest, die bei der Haltung von Kälbern bis zu einem Alter von sechs Monaten in
Ställen zu beachten sind, um den natürlichen Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden. Die korrekte
Einhaltung wird im Rahmen von Cross Compliance Kontrollen geprüft. Verstöße führen zu Kürzungen der
EU-Direktbeihilfen. Uwe Weddige erklärt, worauf es ankommt.
Foto: Weddige
Die Kälber fühlen sich wohl, wenn sie viel frische Luft und Licht erhalten.
Für die Kälberaufzucht gelten die gleichen
allgemeinen Anforderungen wie für alle landwirtschaftlichen Nutztiere. Oft handelt es sich
um Formulierungen, die jeder ordnungsgemäß wirtschaftende Landwirt bzw. Tierhalter
selbstverständlich einhält. Dazu gehört, dass
alle Tiere bedarfsgerecht mit Qualitätsfutter
und Frischwasser in ausreichender Menge
und Qualität versorgt werden. Dies erfordert
auch, dass Tröge und Tränken regelmäßig
gesäubert werden und der Wasserdurchfluss
richtig eingestellt ist. Die Forderung nach
Sachkenntnis und Eignung der betreuenden
Personen sowie die tägliche Kontrolle dürfte
in landwirtschaftlichen Betrieben kein Problem sein.
Rutschfeste Böden und viel
Platz
Von Ställen und Einrichtungen darf keine
Verletzungsgefahr ausgehen.
Deshalb müssen z. B. die Böden rutschfest
und trittsicher sein. Die Bewegungsfreiheit
darf nicht so eingeschränkt sein, dass den
Tieren hierdurch vermeidbare Schmerzen
und Leiden entstehen. Der aus der Bewegungsfreiheit resultierende Mindest-Platzbedarf ist bei Kälbern bis sechs Monaten geregelt.
regelmäßige Prüfung der Einhaltung der
Werte stattfinden. Die Funktion elektrisch
betriebener Fütterungs- bzw. Lüftungsanlagen muss durch ein Notstromaggregat gesichert sein. Ein Alarmgerät ist gefordert. Tiere
dürfen weder in ständiger Dunkelheit noch in
künstlicher Beleuchtung ohne angemessenen
Tagesrhythmus gehalten werden.
Bei konkreten Platzangaben besteht leider
häufig ein Unterschied zwischen Empfehlungen und Ausführung. Diese müssen nicht
zwangsläufig tierschutzwidrig sein. Sollten
hier Verletzungen auftreten, sind entsprechende Veränderungen sofort vorzunehmen.
Außerdem dürfen Kälber nicht in Anbindung
gehalten werden. Die Verordnung schreibt
eine Möglichkeit zur Absonderung kranker
Tiere vor.
Nicht neu, aber erforderlich, ist die ordnungsgemäße Führung eines Bestandsbuches
bzw. die Dokumentation über medizinische
Behandlungen. Außerdem sind Aufzeichnungen über die Zahl der verendeten Tiere
vorgeschrieben.
Das Stallklima muss tiergerecht sein, es
sind max. 20 cm³ Ammoniak, 3000 cm³
Kohlendioxid, 5 cm³ Schwefelwasserstoff je
m³ Luft zulässig. Auch im Interesse der
Gesundheit von Mensch und Tier sollte eine
In Deutschland beträgt die max. erlaubte
Schlitzweite für Spalten für Kälber bis sechs
Monate 2,5 cm bei einer Fertigungstoleranz
von +/- 3 mm, die Auftrittsbreite muss mindestens 8 cm betragen. Bei Verwendung von
Gummibelägen auf dem Betonspalten dürfen
die Schlitzweiten 3,0 cm betragen. Die Bereitstellung einer trockenen und sauberen
Liegefläche sollte selbstverständlich sein.
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Bei Kälbern bis zwei Wochen muss die
Liegefläche eingestreut sein. Bei Einzelhaltung
der kleinen Kälber ist unbedingt auf die
Boxenmaße und auf die Platzvorgaben bei
Gruppenhaltung zu achten. Die Werte gelten
für die Haltung in Ställen, wobei diese auch bei
den üblichen Iglus und Kälberhütten umzusetzen sind. Verstöße gegen die messbaren
Flächenvorgaben führen auf jeden Fall zu
Sanktionen.
Ausreichend Biestmilch, frische Luft und Licht
Kälber müssen innerhalb der ersten sechs
Stunden nach der Geburt Biestmilch bekom-
men. Ab dem achten Tag ist den Tieren Raufutter oder sonstiges rohfaserreiches Futter
zur Verfügung zu stellen. Bei Einzelhaltung
müssen die Seitenwände für einen Sicht- und
Berührungskontakt durchbrochen sein, außer bei kranken Tieren.
Kälber im Alter zwischen zwei und acht
Wochen sollten möglichst auch in Gruppen
gehalten werden. Es ist ein Tier-Fressplatzverhältnis von 1 : 1, ausgenommen
Abruffütterung, vorgeschrieben. Werden die
Kälber in Einzelboxen gehalten, so müssen
diese die in der Tabelle genannten Abmessungen aufweisen. Es ist darauf zu achten,
dass alle über zwei Wochen alten Kälber jederzeit Zugang zu Wasser haben. Die Vorgabe des
Eisengehaltes von mind. 30 Milligramm je kg
Milchaustauschertränke für Kälber bis 70 kg
Lebendgewicht ist durch die Deklaration
nachzuweisen. Kälber über acht Wochen sind
grundsätzlich in Gruppen zu halten, es sei
denn, es sind weniger als drei Kälber im
Betrieb vorhanden, die sich nach Alter oder
Gewicht für eine Gruppe eignen. Die
Kälberställe müssen mit Lichtöffnungen und
elektrischer Beleuchtung ausgestattet sein.
Bei einer möglichst gleichmäßigen Verteilung
im Lebensbereich der Kälber soll eine
Lichtstärke von mindestens 80 Lux erreicht
werden.
Kälberstall in Futterkamp
In dem Kälberstall, der 2007 in Futter-
Anforderungen an die Haltung von Kälbern bis 6 Monate
Alter
Anforderungen
Bis 2 Wochen alte Kälber
Boxenmaße innen: Länge mind. 120 cm
Breite mind. 80 cm
> 2 – 8 Wochen alte Kälber
Bei Einzelhaltung in Boxen, Maße innen:
Länge mind. 180 cm (Trog innen)
160 cm (Trog außen)
Breite mind. 100 cm
> 8 Wochen alte Kälber in Ställen
Gruppenhaltung, Boxenmaße, falls
Ausnahmeregelung zutrifft:
Länge mind.: 200 cm (Trog innen)
180 cm (Trog außen)
Breite mind.: 120 cm
Mindestbodenfläche bei Gruppenhaltung
Buchtenfläche in einer Bucht
bis 150 kg Lebendgewicht
150 bis 220 kg Lebendgewicht
> 220 kg Lebendgewicht
kamp errichtet wurde, ist ausreichend Platz
für ca. 100 Kälber bis zu einem Alter von sechs
Monaten. Neben Einzeliglus stehen Gruppeniglus für die größeren Kälber zur Verfügung. Da bei Kälbern besonderer Wert auf
die stallklimatischen Verhältnisse gelegt wird
und aus hygienischen Gründen eine getrennte
Unterbringung von anderen Tiergruppen
sinnvoll erscheint, bieten sich besonders offene Baulösungen an.
Iglu- und Hüttensysteme kommen den
Bedürfnissen der Kälber sehr nahe. Der neue
Stall erfüllt nicht nur die Vorschriften nach
der TierSchNutztV, sondern er bietet auch
eine Vielzahl von Möglichkeiten Haltungsund Fütterungsfragen zu klären und neue
Lösungen zu demonstrieren.
mind. 1,5 m² / Tier
mind. 1,7 m² / Tier
mind. 1,8 m² / Tier
Fazit
Im Rahmen der Cross Compliance
Kontrollen wird die Einhaltung der BundesTierschutz-Nutztierhaltungsverordnung geprüft. Bei der Vielfalt der rechtlichen Anforderungen macht es Sinn, kritisch zu prüfen, ob einzelne Haltungsauflagen, vielleicht
aus Unkenntnis, nicht eingehalten werden.
Das bietet gleichzeitig die Chance, Schwachpunkte im Management abzustellen und den
Aufzuchterfolg nachhaltig zu verbessern. In
vielen Betrieben besteht Handlungsbedarf,
denn die Nichteinhaltung der genannten
Bestimmungen kann zu empfindlichen
Kürzungen der Direktzahlungen führen.n
Uwe Weddige
aktuell
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RIND
Serie Klauenerkrankungen:
„Pijl's Rotation der medialen
Hinterklaue“ – Teil 2
Foto: René Pijl
Im 7. Teil der Serie Klauenerkrankungen berichtet René Pijl aus Jever über das Klauenleiden „Pijl's
Rotation der medialen (inneren) Hinterklaue“. Im 2. Teil zu diesem Thema berichtet René Pijl über die
anatomischen Abweichungen und den wahrscheinlichen Einfluss der Zucht.
Die Dorsalansicht von einem linken Hinterbein, nicht beschnitten, wo die mediale Klaue sich vor die Laterale schiebt.
Foto: René Pijl
Das Röhrbein 3 verschiedener Tiere. Die Gelenkwalzen sind nicht erwartungsgemäß positioniert.
Wie schon in Teil 1 (nachzulesen in „Tiergesundheit aktuell Rind 3 2011“) beschrieben, ist die Verbreitung von Pijl´s Rotation in
Milchviehbetrieben enorm, eine Steigerung
von 7,5 % auf 49,1 % innerhalb von 10 Jahren.
Tiere mit oder ohne Rotation sind prozentual
gleich an anderen Klauenleiden erkrankt. Der
Weidegang hat leider keinen positiven
Einfluss, so kann die Stallhaltung als mögliche
Ursache wahrscheinlich ausgeschlossen werden. Vielen ist diese Abweichung noch nicht
aufgefallen, weil das Wissen über die korrekte
Positionierung der Hornschuhe fehlt.
Die beiden Fesselbeine sind identisch.
Aber dafür sind die Kronbeine unterschiedlich von der Länge. Völlig unerwartet ist das
mediale (mittlere) Kronbein kürzer als das
Laterale (seitlich außen).
Theoretisch muss dadurch die Winkelung
der medialen Klaue unterschiedlich sein zur
Lateralen. Die Strecksehne sollte kürzer sein
und die Beugesehne dafür länger.
Werden die Dorsalwände beim angehobenen Bein auf eine Ebene gebracht, stellt man
fest, dass die Klauen in Länge und
Auftrittsfläche identisch sind. Ein Grund
mehr, die Abweichung höher am Unterfuß zu
suchen.
Beim Laufen der Tiere mit einer Rotation
ist zu sehen, dass sie etwas unsicher sind beim
Auftreten.
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Was machen die Knochen?
Der Vermutung des Autors wurde bestätigt, nachdem er einige Unterfüße von betroffenen Kühen ausgekocht und die verschiedenen Knochen miteinander verglichen hat. Die
drei verschiedenen unteren Teile der Röhrbeine zeigen an den Gelenkwalzen ein unerwartetes Bild. Wird der gesunde Knochen
betrachtet, sind die Gelenkwalzen fast gleich
positioniert. Wird oberhalb der Gelenkwalzen geschaut, ist die Beule oberhalb vom längeren Knochenende, also an der Außenseite
des Beines deutlich zu sehen.
Foto: René Pijl
Beim Knochen des linken Hinterbeins ist
alles gespiegelt. Werden die Spalten zwischen
den Gelenkwalzen betrachtet ist zu sehen,
dass bei den betroffenen Beinen diese nach
vorne enger werden im Gegensatz zum
Gesunden, wo sie parallel verlaufen. Beim
Messen der Klauenbeine, sie stecken im
Hornschuh, sind keine Unterschiede in der
Dorsalwandlänge aufgefallen.
Linkes Bein, wo das mediale (innere) Kronbein kürzer ist wie das Laterale.
aktuell
12 | 13 TIERGESUNDHEIT
RIND
Logisch, weil bei einer gesunder Klaue die
Kuh auf ihrer Innenklaue (medial) steht und
die Außenklaue bringt die Stabilität im Stehen
und Gehen. Ein etwas unflexiblerer Gang ist
also zu erklären über die nicht identische
Sehnengestaltung der medialen und lateralen
Klaue. Zusammengefasst liegt eine komplett
andere Situation vor als theoretisch erwartet.
Anstatt einer längeren Knochenverbindung
an der vorstehenden Klaue ist das genaue
Gegenteil zu sehen.
Weitere mögliche Einflüsse
In Teil 1 ist der Einfluss des Stalls als Ursache schon mehr oder weniger ausgeschlossen. Werden verschiedene Liegebeschaffenheiten betrachtet, sind zwar Unterschiede zu
registrieren, aber meistens nicht zu erklären.
Eine Gummimatte ohne Einstreu mit der niedrigsten Prävalenz ist nicht die optimale Form
der Liegebuchtgestaltung. Gerade bei einer
guten Matratze mit guter Einstreu aus Sägemehl erwartet man weniger Rotation, doch
auch hier fehlgelegen. Fazit: die Liegeflächengestaltung kann nicht der ausschlaggebenden Faktor sein.
Jahr
Pijl's Rotation (%)
Anzahl der beobachteten Tiere
2000
2001
8,8
4,4
159
1037
3,9
1764
2016
1878
2002
2003
2004
2005
2006
22,2
34,6
34,7
50,1
1694
1760
2007
2008
64,9
70,8
1591
2158
2009
71,9
2582
2010
62,2
1791
Foto: René Pijl
Die Datenbank des Autors besagt, dass
Erstkalbinnen verhältnismäßig häufig betroffen sind. Das spricht für einen Einfluss der
Klauenpflege. Da ein Rind erst mit drei Jahren
und zwei Monaten den Körperbau abgeschlossen hat, können die Klauen erst mit frühestens zwei Jahren geschnitten werden. Noch
gravierender wird es, wenn nach den neusten
Kenntnissen das Wachstum in dem Hornschuh erst ab einem Alter von vier Jahren
endet. Leider erreichen viele Tiere dieses Alter
gar nicht. Der neuste Stand sagt, fast 50 % der
Erstkalbinnen erreichen die zweite Laktation
nicht. Kühe mit oder ohne Pijl's Rotation
haben alle zu kämpfen mit anderen, meistens
zusätzlichen Klauenerkrankungen. Möglicherweise vererben manche Bullen Pijls
Rotation. Doch diese Bullen vererben nicht
automatisch alle Klauenerkrankungen. Es
kann gut sein, dass der eine Bulle viel
Klauenrehe vererbt, aber dafür z.B. weniger
Rotation.
Tab 1: Vorkommen von Pijl's Rotation nach Jahr, Prozent und Anzahl bei Erstkalbinnen
in der erste Laktation
Auch in extremen Fällen wie hier sind die Hornschuhe, nach korrektem Beschnitt, identisch.
Fazit
René Pijl
Foto: René Pijl
Pijl's Rotation ist eine Deformation der
medialen Hinterklaue. Die Klaue rotiert in
drei möglichen verschiedenen Variationen.
Das Geläuf wird beeinträchtigt über ein etwas
unsicheres Platzieren der Klaue auf der Erde.
Die Haltungsform scheint nicht der ausschlaggebende Entstehungsfaktor zu sein. Das
Problem kommt aus dem Röhrbein mit einer
abweichenden Bildung einiger Gelenke und
Knochen. Die Hauptursache liegt aller Wahrscheinlichkeit nach in der Zucht, weil bestimmte Väter-Linien eine sehr schwache
Resistenz zeigen. Tiere mit oder ohne Pijl's
Rotation zeigen genauso viele andere Klauenleiden.n
Eine so extreme Form in der Stellung zeigt sich bis jetzt nur noch selten, spielt aber eine klare
negative Rolle beim Geläuf der betroffenen Tiere.
ert
noti
z
r
u
K
Die respiratorischen Erkrankungen gehören neben dem Durchfall zu den wichtigsten
und verlustreichsten Kälberkrankheiten. Vor
allem in der kalten Jahreszeit, aber auch bei
Witterungsumschwüngen in Herbst oder
Frühjahr besteht erhöhte Gefahr, dass Rinder,
vor allem Kälber, Jungvieh und Mastbullen,
an der Rindergrippe erkranken. Schnupfen
beim Menschen ist eher harmlos und äußert
sich vorrangig in einer Entzündung der
Nasenschleimhaut. Beim Rind dagegen treten
Entzündungen der Nasenschleimhaut nur
selten als selbständige Erkrankungen auf, sondern meistens im Verlauf von infektiösen
Atemwegs- oder Allgemeinerkrankungen wie
der BHV-1-Infektion, BVD und vor allem
dem Komplex der Rindergrippe.
Die Rindergrippe, auch enzootische
Bronchopneumonie des Rindes genannt, ist
eine hochansteckende Infektion, die besonders junge Tiere befällt und zu den infektiösen
Faktorenkrankheiten zählt. Man unterscheidet zwei Formen: Die saisonale Grippe der
Jungrinder und die nicht-saisonal auftretende
Grippe der Kälber („Crowding“), der Verlauf
der Erkrankungsformen ist jedoch gleich.
Die saisonale Grippe tritt vorzugsweise
bei Jungrindern alljährlich wiederkehrend
auf. Es können aber auch ältere Tiere erkranken. Die wirtschaftlichen Verluste umfassen
sowohl Todesfälle als auch Behandlungs- und
Medikamentenkosten sowie die Spätschäden
durch Kümmerer.
Die Ursachen für die Erkrankung sind
vielschichtig, ein Zusammenspiel mehrerer
Faktoren ist verantwortlich. Die Haltung großer Tierzahlen auf engem Raum, eine kontinuierliche Stallbelegung und unzureichende
Hygiene im Betrieb bereitet den Erregern den
Weg. Als Erreger selber kommen zahlreiche
Viren und Bakterien in Betracht, häufig folgt
auf eine Virusinfektion eine bakterielle
Infektion insbesondere durch Pasteurellen (P.
multocida), Staphylokokken, Clamydien,
Mykoplasmen sowie Bordetellen. Diese
Keime siedeln sich auf den Schleimhäuten des
Atmungstraktes und insbesondere in der
Lunge an und vermehren sich. Durch diese
Sekundärerreger kann es dann zu schweren
Lungenentzündungen kommen.
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RIND
Vor allem Kälber gefährdet
Besonders problematisch ist die Zusammenführung der Tiere bei Neuzukauf
(„Crowding“), wie es in Bullenmastbetrieben
häufig der Fall ist, da jede Herde ihr eigenes
Erregerspektrum hat, gegen das sie immun ist.
Die neu hinzukommenden Tiere bringen
jedoch andere Erreger in die Herde und treffen
selber auf neue Erreger: für das Immunsystem
eine echte Herausforderung. Deshalb beobachtet man in diesen Situationen und bei
Witterungswechsel (Herbst, Abkühlung, hohe
Luftfeuchtigkeit) häufig ein „Aufflackern“ der
Infektionen.
Foto: Werkbild
Generell erkranken vorrangig Tiere, die
eine geschwächte Immunabwehr haben. Die
Gründe dafür sind vielschichtig. Kälber sind
deshalb besonders gefährdet, da sie nach dem
Abflauen der maternalen Immunität durch
die Biestmilch etwa ab der sechsten Lebenswoche bis zum Aufbau eines eigenen stabilen
Immunsystems sehr anfällig für Erkrankungen aller Art sind. Außerdem sind manche
Kälber immunschwach, wenn sie nicht genügend Antikörper über die Biestmilch erhalten
haben. Bei älteren Rindern mit einem schon
ausgeprägteren Immunsystem bewirken äußere Einflüsse wie anstrengende Transporte,
Futterumstellungen, Zugluft, hoher Schadgasgehalt oder hohe Luftfeuchtigkeit eine
Abnahme der Abwehrkraft. Weiterhin kann
eine Mangelernährung oder ein Fehlen wichtiger Vitamine und Spurenelemente in der
Ration zu einer allgemeinen Schwäche führen.
Auch ein Parasitenbefall reduziert die Abwehr
und macht anfällig für Infektionen.
Vor allem Kälber sind gefährdet, an Rindergrippe zu erkanken.
Speziell die neu zugestallten und dadurch
deutlich gestressteren Tiere erkranken dann,
anschließend kann die Infektion auch auf die
anderen Rinder übergreifen.
Bakterien bekämpfen
Bei der Behandlung der Rindergrippe
steht die Bekämpfung der bakteriellen
Sekundärerreger im Vordergrund. Wenn mehrere Tiere einer Gruppe erkrankt sind, ist die
Gruppenbehandlung sinnvoll. Dafür eignen
sich bestimmte lang wirksame Antibiotika.
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Therapie, sondern auch zur vorbeugenden
Behandlung zum Schutz größerer Tierbestände metaphylaktisch eingesetzt werden. n
Thomas Wengenroth
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RIND
Kleine Menge, große Wirkung:
Spurenelementmangel in der
Jungviehaufzucht
Foto: Kalchreuter
Ziel der Jungviehaufzucht ist es, eine gesunde, leistungsfähige und langlebige Kuh heranzuzüchten. Aus
ökonomischen Gründen wird ein immer früheres Erstkalbealter angestrebt. Dies setzt eine reibungslose
Aufzuchtphase vom 1. Lebenstag an ohne schwerwiegende Durchfall- und/ bzw. Atemwegserkrankungen
voraus. Die Fütterung spielt hier eine große Rolle, denn vor allem die Spurenelemente bzw. deren Mangel
kann schwerwiegende Folgen haben. Dr. Siegfried Kalchreuter beschreibt, worauf zu achten ist.
Mangelndes Stehvermögen aufgrund von Selen- oder Manganmangel.
Eine ausgewogene Fütterung des Muttertieres einige Wochen vor dem Abkalben
(Transitfütterung) wirkt sich positiv auf den
Abkalbevorgang sowie auf die Kolostralmilchqualität aus, was wesentlich zur Vitalität
des Neugeborenen beiträgt. Die ersten Lebensmonate spielen für eine optimale Entwicklung und für das spätere Leistungsvermögen eine entscheidende Rolle. Hierzu
gehört auch eine frühzeitige Pansenentwicklung mit bestem Heu und Kraftfutter. In
dieser Zeit besteht ein enormes Zellwachstum der Organe. Bekanntlich erreichen Lunge
und Nieren 40 % der Masse des ausgewachsenen Tieres. Bei Herz, Leber und Milz liegt dieser Wert um 30 %. Nicht zu vergessen ist das
intensive Knochen- und Muskelwachstum im
ersten Lebensjahr.
Während in den meisten Betrieben, abgesehen von extensiver Weidehaltung, die
Nährstoffversorgung mit Energie und Eiweiß
gesichert ist, muss bei Stallbegehungen leider
immer wieder festgestellt werden, dass die
Mineralstoffergänzung in Menge und Zusammensetzung vielfach aus Sparsamkeitsgründen nicht den Leistungsanforderungen
angepasst ist. Schadbilder und Verhaltensstörungen sind dann die Folgen. Neben
Kalzium und Phosphor beeinflussen Spurenelemente (SE) nicht unwesentlich die Entwicklung des Tieres. Ihr Bedarf liegt weit
unter dem der Mengenelemente (Ca, P, Mg,
Na); deshalb werden auch Erkrankungen infolge Fehlversorgung erst viel später klinisch
sichtbar.
Ausbleichung der Haarfarbe (sogenannte Kupferbrille) aufgrund von Kupfermangel.
(Foto: Kalchreuter)
Spurenelemente haben vielfältige Wirkung
Als kleine Mengen mit großer Wirkung
greifen die SE in Stoffwechselvorgänge verschiedener Organe wie Knochen, Klauen,
Muskulatur, Haut, Geschlechtsorgane (z.B.
Eierstöcke) sowie in das Zentralnervensystem
ein, haben wesentlichen Anteil am Aufbau der
Immunität gegen virale und bakterielle
Erkrankungen und wirken als Katalysatoren
an vielen enzymatischen und hormonellen
Prozessen mit. So setzt der Gehalt an SE im
Futter eine Grenze, über die hinaus ein weiterer Futteraufwand nichts bringt! In der
Vergangenheit war Thomasmehl, alljährlich
auf Wiesen und Äcker ausgebracht, wegen
seines Reichtums an SE der Inbegriff von
Gesundheit, Leistung und Fruchtbarkeit.
Inzwischen stellt sich heraus, dass vielerorts
erhebliche Versorgungslücken bestehen.
Der Bedarf bzw. die notwendige Ergänzung an SE, sei es über entsprechende
Dünger bzw. Mineralfutter, kann durch
Futteranalysen und Blutuntersuchungen belegt werden. Allerdings gibt es einige
Faktoren, die eine ausreichende Versorgung
und Verwertung von SE im Tier beeinträchtigen: Futter von Sand-, Heide -, Moor- oder
Granitverwitterungsböden, Düngungspraktiken mit einseitigen N-Gaben und hohen
Verdickte Karpalgelenke aufgrund von Manganmangel.(Foto: Kalchreuter)
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RIND
Foto: Kalchreuter
Nitratgehalten im Futter, extreme Nutzungsintensität bei fünf bis sieben Schnitten vom
Grünland; Wechselwirkungen zwischen Mineralien (Antagonismen bei Kalzium, Eisen,
Molybdän) und nicht zuletzt das Pansenmilieu mit gestörter Wieder-kau-tätigkeit und
Speichelbildung bei zu geringem Strukturfutteranteil in der Ration (latente Pansenazidosen) führen zu schwerlöslichen Verbindungen im Pansen, so dass die Verwertung/
Absorption der SE beeinträchtigt ist. Stresssituationen jeglicher Art, beispielsweise wie
Überbelegung, Gruppen mit zu großen Gewichts- bzw. Altersunterschieden, erhöhen
ebenfalls den SE-Bedarf.
Nagesucht an Gitterstäben von Iglus deuten auf Spurenelementmangel hin.
Vitalitätsverlust und
Trinkschwäche des
Neugeborenen
Kälber, die durch wenig „Leben“ mit
schwachem Saug- und Schluckreflex auffallen,
werden meist mit einem Eisen (Fe)-Mangel
geboren.
Aufgrund von Blutarmut und zu geringer
Versorgung des Zellstoffwechsels mit Sauerstoff schwächeln die Tiere und sind anfällig
für Durchfälle und Atemwegserkrankungen.
Man schätzt, dass 20 % der Kälber mit FeMangel geboren werden. Zwar enthält das
Kolostrum des Erstgemelkes bis zu 12 mg Fe/l,
der Gehalt fällt aber sehr schnell auf nur 0,5
mg Fe/l ab, so dass der tägliche Bedarf von 150
bis 250 mg Fe nicht mit reiner Vollmilch
gedeckt werden kann. Versierte Milchviehhalter verabreichen ihren neugeborenen
Tieren prophylaktisch z.B. 1000 bis 1500 mg
Eisen-Dextran per Injektion, um den gefürchteten Abfall des Fe-Blutspiegels in den ersten
vier Tagen aufzufangen.
Kuh und Kalb besser versorgt.
Die erste Selen + Vitamin E-Pille.
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Lebensschwäche von Neugeborenen mit
Anfälligkeit für Atemwegserkrankungen
sowie Minderwuchs werden auch bei JodMangel immer wieder in meeresfernen Gegenden beobachtet.
Um die Versorgung mit SE bei den meist
zu wenig beachteten hochträchtigen Färsen
wie auch bei Trockenstehern sicherzustellen,
haben sich Langzeitboli mit Selen, Kupfer und
Kobalt bewährt. Sie werden auch bei Mutterkühen eingesetzt, damit die Neugeborenen, über das mütterliche Blut versorgt,
einen guten Start haben.
Foto: Kalchreuter
Ausgeprägte Trinkschwäche bis zur
Schlucklähmung sowie geschwächte Immunität mit erhöhter Anfälligkeit für Infektionskrankheiten (Durchfall, Grippe) treten bei
Selen (Se)-Mangel auf. Diese Tiere werden
bereits mit einem sehr niedrigen Se-Blutspiegel geboren (meist unter 40 µg/ Blutserum; optimal wäre ca.70 µg/l). Denn
Grundfutteranalysen weisen in der Regel
einen unter der Nachweisgrenze liegenden SeGehalt auf (<0,05 mg/kg TM). Aufgrund synergistischer Wirkung von Se und Vitamin E
sollte bei Se-Mangel unbedingt auf ein höheres Vitamin E -Angebot geachtet werden. Die
Vitamin E/Se-Injektion 10 Tage vor dem
Abkalbetermin hat sich als Prophylaxe bewährt. Bei Bestandsproblemen müsste der SeGehalt in der Gesamtration generell auf 0,2
bis 0,3 mg Se/kg TM angehoben werden. Ähnliche Symptome zeigen Kälber bei Kupfer
(Cu)-Mangel, wenn bei hochträchtigen Muttertieren eine Cu-Unterversorgung bestand
und die Entwicklung des Zentralnervensystems beim Fötus beeinträchtigt wurde. Die
Milchviehration sollte mindestens 10 bis 12
mg Cu/kg TM betragen.
Gegenseitiges Belecken und Besaugen mit Haarballenbildung im Labmagen kann vorkommen.
Wachstums- und
Entwicklungsstörungen
Skelettanomalien wie verdickte Karpalgelenke, Überköten im Fesselgelenk, Stuhlbeinigkeit wegen verkürzter Sehnen haben
bereits neugeborene Kälber bei Mangan
(Mn)-Mangel. Dieser Zustand kann bis zu 14
Tage andauern und ist nicht mit Vitamin DMangel zu verwechseln. Am Vorderfußwurzelgelenk sind Auftreibungen und die
Kälber gehen unsicher; die Stellung der
Vorderextremitäten ist steif und hängend.
Jungrinder haben eine geringe Rumpfentwicklung, wenig Bauchumfang und in
nicht wenigen Fällen Verdickungen der
Sprunggelenke. Außer dem Knochenstoffwechsel ist Mn speziell an den Geschlechtsfunktionen beteiligt. Ein Mangel
beim Jungvieh führt zu Verzögerung der
Geschlechtsreife und ungenügenden Befruchtungsergebnissen (kleine und funktionslose Eierstöcke).
Direkter Mn-Mangel entsteht über das
Futter von Böden mit hohen Kalk- und
Magnesiumgehalten bei sehr hohen pH-
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Ansaugen der jugendlichen Euteranlage mit Risiko einer Färsenmastitis.
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ISSN 1867-4003
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TIERGESUNDHEIT
RIND
Werten (alkalisch), da die pflanzliche
Resorption des Mn aus dem Boden mit steigendem pH-Wert abnimmt. Auffallend sind
Mangelsymptome nach einem extremen
Trockenjahr aufgrund ungelöster Mineralien
im Boden. Ein sekundärer Mn-Mangel als
Bestandsproblem kann auch infolge eines
Eisen-Mangan-Antagonismus aufgrund von
eisenhaltigem Trinkwasser entstehen.
Veränderungen an Knochen und Gelenken werden auch bei Kupfer (Cu)-Mangel
beobachtet; im Extremfall sogar Lähmungserscheinungen. Auch der Entwicklungs- und
Nährzustand ist beeinträchtigt. Auffallend ist
die Ausbleichung der Haarfarbe (sogenannte
Kupferbrillen), wobei schwarze Haare mausgrau bzw. rote Haare fahlgelb werden. Wachstumsstörungen, Abmagern mit Schwund der
Muskulatur und degenerative Muskelerscheinungen (Myodystrophie, mangelndes
Stehvermögen, Muskelzittern, erschwerte
Atmung, Herzrhythmusstörungen stehen im
Zusammenhang mit Selen (Se)-Mangel.
Verhaltensstörungen wie
Lecksucht und Zungenspiel
Abgesehen von Strukturmangel in der
Ration rufen Kupfer-, Kobalt-, Mangan- oder
Zink -Mangel ausgeprägtes Lecksuchtverhalten hervor: Nagesucht an Gegenständen wie Holzbalken, Trennwände,
Holzkrippen und Gitterstäbe von Iglus mit
Benagen und Fressen von Holz, Erde, Metalle,
gegenseitiges Belecken und Besaugen mit
Haarballenbildung im Labmagen, Kleidung
usw., Massieren und Ansaugen der Schamlippen, Ansaugen der jugendlichen Euteranlage mit Risiko einer Färsenmastitis), aber
auch stereotypes Zungenspiel, -schlagen oder
-rollen mit verkrampften Kopf- und Halsbewegungen.
Fazit
Obwohl von der Nachzucht eine immer
kürzere „Jugendzeit“ bei früherem Erstkalbealter und steigenden Einsatzleistungen abver-
Foto: Kalchreuter
Besonders empfindlich gegenüber Kobalt
(Co)-Mangel (beeinträchtigte Vitamin B 12Synthese) sind Kälber und Jungrinder, deren
Entwicklung infolge von Durchfällen und
Abmagern gehemmt ist. Die Geschlechtsreife
ist erheblich verzögert.
Stereotypes Zungenspiel, -schlagen oder -rollen sind Hinweise.
langt wird, wird die Mineralstoffversorgung
in Menge und Qualität beim Jungvieh oft vernachlässigt. Empfindliche Leistungseinbußen
und Verhaltensstörungen sind die Folgen.
Gerade im ersten Lebensjahr, wenn Wuchs
und Ausbildung der inneren Organe erfolgen,
kommt der SE-Versorgung eine besondere
Bedeutung zu. Damit das Neugeborene vom
1. Lebenstag an frohwüchsig ist, bedarf es während der Trockenstehzeit der Muttertiere, insbesondere in der Transitphase, neben ausreichender Phosphorversorgung auch der SEErgänzung. Grundsätzlich sollte die Harmonie von Boden-Pflanze-Tier nachhaltig
beachtet werden durch entsprechende Düngungsmaßnahmen einschließlich der SEVersorgung unter Berücksichtigung der
Boden- und Futteranalysenergebnisse: „Boden und Düngung machen das Tier“.
Artgerechte Aufstallung mit Gruppenhaltung unter Vermeidung von Überbelegung
bedeutet stressfreie Aufzucht mit bedarfsgerechter Futteraufnahme und folglich normalem Pansenmilieu mit optimaler SE-Verwertung. n
Dr. Siegfried Kalchreuter