Umsetzung GWÖ Basis-Version.pptx

Transcrição

Umsetzung GWÖ Basis-Version.pptx
Wie lässt es sich nach der
Gemeinwohlökonomie denken und handeln?
Prof. Dr. Kathrin Köster, 24. April 2015
Die Reise hin zu einer ethischen
Marktwirtschaft
1.  Wieso Gemeinwohlökonomie?
2.  Was hat das mit Ihnen zu tun?
3.  Wo stehen Sie?
4.  Was passiert in den Unternehmen?
5.  Was passiert im Hochschul-Bereich?
6.  Wo liegen noch weitere Potenziale?
7.  Was habe ich persönlich bisher getan?
8.  Was können Sie tun?
2
Weg von der Außenorientierung, hin zur
Innenorientierung
3
Die Welt aus anderen Perspektiven sehen
- das bisherige Wirtschaftssystem ist nicht das einzig
Mögliche – es gibt Alternativen!
4
Wohlbefinden (das allgemeine Wohl) und
Gleichgewicht
u  U.S. Organisation Gallup führt
Studie in mehr als 150 Ländern
zu “Wellbeing” durch, von
Afghanistan bis Zimbabwe
u  Hunderte von Fragen zu 5
Themenfeldern rechts
u  Ergebnis: Wohlbefinden nur
dann vorhanden, wenn alle 5
Elemente im Gleichgewicht
Gesundheit
Umwelt/
Umfeld
Beziehungen
Arbeit/
Sinn
Finanzen
u  Nur von 7% aller Befragten im
Gleichgewicht wahrgenommen
Vgl. Rath, T. & J. Harter (2010): Well-being: The Five Essential Elements,
Perseus Distribution
5
6
Motivation für die GWÖ (-Bilanzierung)
„Also wenn das viele Unternehmen machen, also sich
auditieren lassen, dann kann das ´nen gewissen
Druck auch auf die Politik machen. Dass man sagt,
wir müssen schau‘n, dass ma‘ wegkommen von diesem
Gewinnstreben, Gewinnmaximierung und so weiter hin
zu ´ner Gemeinwohlorientierung, also so ähnlich wie in
Bhutan dieser Glücks-Index.“
Jörg Kunze, Geschäftsführer Der Holzhof
„Irgend jemand muss mal anfangen. Wenn man, ich
sag mal, wenn man sich nicht an der eigenen Nase
packt, dann kann man meiner Meinung nach nicht
erwarten, dass andere es einem gleich tun.“
Martin Deutsch, Geschäftsführer TUT-All
7
Motivation für die GWÖ (-Bilanzierung)
„Also wir stimmen sozusagen mit vielen, vielen der
GWÖ grundsätzlich total überein. Auch unsere
Geschäftsführerin, Antje von Dewitz, ganz
persönlich. Wir, das passt hervorragend zu
VAUDE, einfach in der Grund- sozusagen
Grundüberlegung, dass man diesen
vermeintlichen Konflikt zwischen nachhaltigem
Wirtschaften und wirtschaftlicher Erfolg
anscheinend, dass man den auflöst. Das muss
uns irgendwie gelingen, sonst fahren wir an die
Wand, früher oder später.“
Hilke Anna Patzwall, CSR und Nachhaltigkeitsmanagerin
VAUDE
8
Die GWÖ-Bilanz
„A corporate balance sheet with a little
added love“
Chris Bryant
Quelle: Chris Bryant, Financial Times, 19/11/2014
9
Logik hinter der Gemeinwohl-Bilanz
Werte
Menschenwürde
Solidarität
Ökologische Nachhaltigkeit
Soziale Gerechtigkeit
Demokratische
Mitbestimmung &
Transparenz
Stakeholder
Lieferanten
Investoren
Mitarbeiter/Eigentümer
Kunden (inkl. Produkte/
Dienstleristungen)
Gesellschaftliches Umfeld
10
Seite 10
Punktesystem der Gemeinwohl-Bilanz
Quelle: BSL (2014): Measuring our contribution to society, S.13
11
Mit Gemeinwohl-Bilanz Werte
operationalisieren
S
pecific
M easurable
A ccepted
R ealistic
T
imely
12
Ein Beispiel für eine Gemeinwohl-Bilanz
Quelle: Sparda (2012): Gemeinwohlbericht, S. 5
13
TUT-All
u  Gründungsjahr: 2011
u  Eigentumsform: GmbH, der Gründer
ist auch Geschäftsführer
u  Mitarbeiterzahl: 2 + Freelancer
u  Unternehmenssitz: Ettlingen
u  Bilanzsumme 2013: 43.360 Euro
u  Vision: Erleichterung des
Wissenstransfers bei der Arbeit am
Computer
14
Tut ALL - Produkte
Quelle: http://www.tut-all.de/index.html
15
Lieferanten – Ethisches Beschaffungsmanagement (A1)
u  Kooperation mit Entwicklern in Ägypten
u  Größter Teil der Ausgaben für Produktentwicklung
u  Persönliches Verhältnis
u  Bezahlung pro Stunde: 15,00 Euro (living wage ca. 150
Euro / Monat)
16
Der Holzhof
u  Gründungsjahr: 1987
u  Eigentumsform: GmbH
in Familienbesitz
u  Mitarbeiterzahl: 10
u  Unternehmenssitz:
Gerabronn-Dünsbach
u  Einzelmöbel und ObjektBereich /
Interieurausstattung
17
18
Wie wird die GWÖ beim Holzhof gelebt?
u  „dass man den Prozess […]qualitativ innerlich weiter geht.“
u  Betriebsfahrrad für eine Mitarbeiterin
u  Löhne für lange Unternehmenszugehörigkeit über Tarif erhöht
19
Verantwortung und Teilhabe am Unternehmen als
Belastung (?)...
„…jeder Mitarbeiter muss auch
die Möglichkeit haben auch
Mitunternehmer zu werden […]
Mitbestimmung ja,
aber Verantwortung nein. […]
Also dass Mitarbeiter eigentlich
auch nur Mitarbeiter sein wollen.“
Jörg Kunze, Geschäftsführer Der Holzhof
20
Sparda-Bank München
u  Gründungsjahr: 1930
u  Eigentumsform: eingetragene Genossenschaft mit ca.
243.000 Mitgliedern
u  Mitarbeiterzahl: 728
u  Unternehmenssitz: München
u  Produkte nur für Privatkunden: Girokonten,
Kreditkarten, Geldanlage, /Bau-) Sparen, Kredite, …
21
Zentrale Werte
u  Nachhaltigkeit
Gerechtes und lebensbejahendes Handeln ist ein Gewinn für alle
u  Freundlichkeit & Fairness
In allen Lebenslagen menschliche Wärme schaffen und
Bankgeschäfte mit Sympathie leben
u  Wertschätzung
Kunden, Partner und Kollegen wertschätzen und auf Augenhöhe
begegnen
u  Zuverlässigkeit
Schafft Vertrauen. Wir nehmen Vereinbarungen ernst.
u  Loyalität
Gemeinsam erreichen wir mehr
Quelle: Sparda (2012): Gemeinwohlbericht, S. 3
22
Menschenwürde – Arbeitsplatzqualität C1
u  Einführung von
Lebenslagen-Coaching für
Mitarbeitende in
Notsituationen
u  (Externe)
Konfliktmanagerin /
Mediatorin zur Lösung von
Zweier- und Teamkonflikten
Quelle: Sparda (2012): Gemeinwohlbericht, S. 13
23
Demokratische Mitbestimmung &
Transparenz – MitarbeiterInnen (C5)
World-Café zur Jahresauftaktveranstaltung 2012
Thema: Welche Hoffnungen und Befürchtungen verbinden
die MitarbeiterInnen mit dem Engagement für die
Gemeinwohlökonomie?
Quelle: Sparda (2012): Gemeinwohlbericht, S. 19
24
Demokratische Mitbestimmung &
Transparenz – MitarbeiterInnen (C5)
u  Teamziele statt Einzelzielen
u  Stärkeorientierter Ansatz basierend auf
„Energiebilanzen“
u  Selbstorganisation von Teams
u  Keine leistungsabhängigen Bestandteile des
Gehalts
Quelle: Sparda (2012): Gemeinwohlbericht, S. 20-21
25
Kunden / Produkte – Menschenwürde (D1)
u  Gebührenfreie Kontoführung seit 1930
u  Seit 21 Jahren höchste Kundenzufriedenheit unter Banken
und Sparkassen („Kundenmonitor Deutschland)
u  Empfehlungsbereitschaft der Kunden bei 96%
u  Keine Verkaufsprovisionen
Quelle: Sparda (2012): Gemeinwohlbericht, S. 22-23
26
VAUDE
u  Gründungsjahr: 1974
u  Eigentumsform: GmbH &
Co. KG, zu 100% in
Familienbesitz
u  Mitarbeiterzahl am
Firmenhauptsitz: 500
u  Unternehmenssitz: Tettnang
(im Allgäu)
u  Umsatz 2014: 100 Mio.
Euro (Schätzung der
Wirtschaftswoche)
27
MitarbeiterInnnen – Ökologische Nachhaltigkeit
u  E-Bike Pool
u  Duschen
u  Fahrradreparatur
u  CEO kommt jeden
Tag selbst mit
dem Rad
28
Kunden / Produkte – Transparenz (D5)
Eigenes Bewertungssystem zur Bestimmung von Umweltfreundlichkeit von
Textilien
Quelle: VAUDE (2014): Gemeinwohl-Bericht 2013, S. 10
29
Gesellschaftliches Umfeld – Solidarität (E2)
30
Gesellschaftliches Umfeld – Solidarität (E2)
31
Was passiert im Hochschulbereich?
u  Business School Lausanne
u  2014: 200 Studierende aus 60 Ländern
u  20 hauptamtlich Lehrende, 12 Personen in der Verwaltung
u  Im Familienbesitz als Teil der Lemania Gruppe, geführt als notfor-profit Organisation
u  Externes Audit 2014
32
Transformation hin zu mehr Gemeinwohl an der BSL
33
Herangehensweise von BSL
u  Matrix dient der Identifizierung von „Blind spots“:
u  Arbeitsplatzqualität und Gleichstellung (C1)
u  Förderung ökologischen Verhaltens der MitarbeiterInnen (C3)
u  Innerbetriebliche Demokratie und Transparenz (C5)
u  Ethische Kundenbeziehung (D1)
u  Reduktion ökologischer Auswirkungen (E3)
u  Erarbeitung von Maßnahmen durch gemischte Teams
u  Priorisierung nach schneller Umsetzbarkeit
34
BSL: Verantwortung, Nachhaltigkeit, “Gründertum”
•  The preferred place for stakeholders to meet
•  Collaboration action learning and research
platform
•  Research in service of society
•  Supporting companies towards stewardship
•  Accompanying leaders in their transformation
•  Transformative learning
•  Issue-centered learning
•  Reflective practice and
fieldwork
Quelle: Muff, Kathrin (2014): The Collaboratory, S. 19
•  Open access between
academia and business
practice
•  Faculty as public intellectuals
•  Institutions as role models
35
Entwicklungspotenziale – Streiflichter aus Interviews (1)
Der Holzhof:
Ø  Es gibt kaum Unternehmen, die auditieren
Ø  Es gibt Punkte für das, was man nicht hat und nicht dafür, was man
hat
Ø  Spannungsfeld zwischen innerbetrieblicher Demokratie versus
Kundenwunsch
Ø  Die Bewegung ist in Deutschland etwas „beamtisch“
Ø  Es gibt eine Matrix für alle Unternehmensgrößen und Branchen à
Differenzierung könnte unternehmensfreundlicher sein
VAUDE:
Ø  Bilanz muss sich an Unternehmensrealität anpassen
36
Entwicklungspotenziale – Streiflichter aus
Interviews (2)
TUT-All:
Ø  Anfallende Kosten (800€)
Ø  Eine Punktzahl im grünen Bereich ist schwer zu
erreichen
Ø  Standards/Zertifizierungen haben große Unternehmen
oft à erleichtern Bilanzierung
37
Was habe ich persönlich
gedacht und getan im Sinne
des Denkens und Handelns
nach der
Gemeinwohlökonomie?
u  Als Individuum / Professorin
u  Als Konsumentin
u  Als Mitmensch
u  Als Bürgerin
38
Als Individuum / Professorin
u  Inneres Gleichgewicht durch Yoga und Meditation
u  Kommunikation auf Augenhöhe
u  Bewusstsein-basiertes Lernen: Anstoß zum Selbst-Respekt
und zur Wertschätzung sich selbst gegenüber
u  Zusatz-Angebot an Studierende: Coaching-Sitzungen zur
persönlichen Entwicklung
u  Herausstellung des Wertes von Diversität und Heterogenität
(„Bi-Culturals“)
u  Neuer Kurs „Sustainable Management“ mit Fokus auf
„Neuem Wirtschaften“
u  Betreuung von BA- und MA-Arbeiten zur GWÖ-Thematik
und GWÖ-relevante Forschung
39
Zielsetzung des GWÖ-Selbsttest-Projektes
u Größere Reichweite durch Transferierung ins Englische
u Bessere Operationalisierung von persönlichem Beitrag zu Gemeinwohl
u Untermauerung der GWÖ- Dimensionen durch gelebte Verhaltensweisen auf
individueller Ebene
u Anpassung des Tools als vorwissensfreier Einstieg
40
Blitzlichter: Menschenwürde
„Before doing something I
always ask myself: Is this
good for me?(with regard
to subjective wellbeing and
health)“
Keywords associated with Human Dignity and Myself
41
Blitzlichter: Solidarität
„I often share with and
help other people, e.g.
gave my course
material from the
previous semester
course to a fellow
student and offered to
help studying.“
Keywords associated with solidarity and altruism
42
Blitzlichter: Ökologische Nachhaltigkeit
u  „My goal is at least 6 months till
one year not to buy any new
clothes or shoes, as I realized
that I have too many clothes.“
Keywords associated with ecological sustainability
and consumer behavior
43
Blitzlichter: Soziale Gerechtigkeit
u  „I rather exchange goods/time/
money with a disadvantage for
myself e.g. I paid for a group
ticket for a train and split up the
costs roughly, so that I paid the
biggest share.“
u  „I often offer and share food
that I e.g. bring to uni for selfsupply or drinks for gettogethers with my friends.“
Keywords associated with social justice and exchange
44
Blitzlichter: Demokratische
Mitbestimmung und Transparenz
u  „I do not use mainstream
media to inform myself about
current topics. I also consider
different sources from
different countries in different
languages to get different
perspectives.“
Keywords associated with democratic participation and
45
Als Konsumentin
u Fast nur Bio-Produkte
u Vegetarierin
u Bevorzugung lokaler Läden und Gärtnerei
mit regionalem Anbau und regionalen
Lieferanten
u Öko-Strom
46
Als Bürgerin
u  Verbreitung des Konzeptes der
„Individual Social
Responsibility“
u  Vorträge / Vorlesungsteile zum
Thema Freiheit und
Eigenverantwortung (z.B. zu
TTIP)
u  Vorträge und Workshops zur
Menschenwürde und Diversität
u  Publikationen zur Stärkung der
Selbstermächtigung
47
Was mache ich nicht – wo sind weitere Potenziale?
u  Öffentlicher Nahverkehr: Bisher eigener Pkw
u  Flugverkehr: Reduktion, aber kein Verzicht
u  Heizung des Hauses konventionell mit Öl
u  Bekleidung: Keine konsequente Wahl von
Nachhaltigkeits-Labeln
u  ......
48
Übung 1: Legen Sie eine Hand auf Ihr Herz.
Atmen Sie ein paar Mal tief ein, direkt in den Bauch
49
Übung 2: Versenken Sie sich in die Augen Ihres
Gegenüber
50
Übung 3: Fragen Sie Ihr Gegenüber, was er/sie sich
wünscht im täglichen Miteinander?
51
Der erste Schritt zu mehr
Gemeinwohl(ökonomie) - JETZT
u Was können Sie heute tun,
um dem Wunsch Ihres
Gegenüber näher zu
kommen?
u Notieren Sie sich das auf
Ihr Kärtchen und legen Sie
los!
52
Was können Sie tun? Im Innen
u  Persönliche Entwicklung:
u  Wille zur persönlichen Entwicklung Weg von
„Glaubenssätzen“ und „Mustern“: Geht nicht, gibt‘s nicht!
u  Wille und Mut zum Vorleben
u  Bewusst wertschätzend kommunizieren
u  Zeit schenken
u  Finanzielle Ressourcen beisteuern
u  „Das gute Leben für alle“ verkörpern: Lächeln!
53
Was können Sie tun? Mit anderen
u  Tägliches Einbringen anderer Perspektiven im Alltag
u  Verbreitung der GWÖ-Gedanken über soziale
Netzwerke, in allen Sprachen über Ländergrenzen
hinweg
u  Öffentlicher friedlicher Protest z.B. in Form von
Unterschriftenlisten
54
Was können Sie tun? In und mit Organisationen
u  Einfordern von eigenen Werten bei (Bewerbungs)Gesprächen in
Unternehmen
u  Engagement im Bereich der Transformation existierender
Organisationen, z.B. Hochschulen, hin zu GemeinwohlökonomieGrundsätzen
u  Gestalten: Gründung eines Start-up nach GWÖ-Prinzipien, evtl.
als Mischform (festangestellt in Teilzeit)
Generation Y says “Why NOT“?
Übernehmen Sie die Verantwortung für
IHR LEBEN
und
UNSERE WIRTSCHAFT
55
Vielen Dank für Ihr „anderes“ Handeln!