Predigt zu Mt 7,24

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Predigt zu Mt 7,24
Predigt zu Mt 7,24-27 (04.03.2012)
[Familiengottesdienst mit Kinderchor und Kinder des Kiga – Thema „Bauen“]
Liebe Gemeinde,
diese Geschichte von Jesus über das richtige Fundament beim Hausbau ist eigentlich
klar. Wir haben sie ja auch im Grunde zweimal gehört, einmal in der „Original-BibelVersion“, einmal in der Geschichte von Willi Werkel und Opa Hannes. Die ist in jedem
Fall kindgerechter – und nicht nur wegen der Sprache. Denn dort kann sich nämlich
Willi Werkel selbst noch retten, auch wenn sein Haus wortwörtlich den Bach hinuntergeht. Das Gleichnis aus dem Matthäusevangelium klingt da ein bisschen drastischer: „Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und
stießen an das Haus, da fiel es ein und sein Fall war groß.“ (Mt 7,26) Mal abgesehen
davon, ob sich der törichte Hausbauer selbst noch retten kann oder nicht: klar ist,
worauf Jesus hinaus will. Er meint: Es kommt auf das richtige Fundament an, und
zwar nicht nur beim tatsächlichen Hausbauen, sondern beim Menschsein überhaupt.
Das Gleichnis von Jesus hat noch einen anderen, unübersehbaren Vorteil: Es ist kurz,
und trotzdem versteht im Grunde jeder, was gemeint ist. So gesehen ist es auch besonders „kindgerecht“. Denn ihr Kinder mahnt uns Erwachsene ja auch immer wieder, nicht so ewig lange, gar unnütze Worte zu machen. Nee, das wird dann irgendwann langweilig, und es versteht sowieso keiner, und dann darf man nicht mal zwischenrein fragen: ‚Wiesoooo?‘ Also bei einer Predigt ist das jedenfalls nicht üblich;
dürfen tut man’s schon, und es würde mich jedenfalls auch nicht aus dem Konzept
bringen – wahlweise: mir nicht das rhetorische Haus wegspülen. Also bei mir kribbelt
es schon ab und zu, wenn ich anderen zuhöre, und ab und zu möchte ich dann schon
mal dazwischenfragen: ‚Wieso eigentlich?‘. Oder ‚Was meinst Du jetzt genau damit?‘.
Oder ‚Ist das nicht eigentlich Quatsch, was Du da gerade sagst?‘. Naja, meine Eltern
haben sich um eine anständige Erziehung bemüht, und so stelle ich mir solche Fragen
dann meist doch eher still und im Geist. Aber wenigstens da stelle ich sie mir dann.
So, und spätestens jetzt sollte eigentlich einer von euch kleinen Hüpfern fragen:
‚Wiesooo?‘ Oder: ‚Du, Pfarrer, wann sind wir wieder dran?‘ – Eigentlich seid ihr schon
immer dran. Denn eigentlich wollte ich ja den Erwachsenen gerade erzählen, dass ihr
Kinder uns Erwachsene mal still und heimlich, mal laut und nachdrücklich und mit
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herunterfallenden Bauhelmen daran erinnert, dass ihr auch noch da seid und dass es
jetzt genug ist mit langen Reden. Ihr zwingt uns zum Wesentlichen. Bei der Grundsteinlegung des neuen Kindergartens war das schon fast genial, und unsere Bürgermeisterin für Soziales, Monika Müller, hat das auch gleich gemerkt – wahrscheinlich
nicht nur, weil sie ein soziales Herz hat, sondern selbst kleine Kinder. Die hat bei ihrem Grußwort an der Baustelle gesagt, dass sie selbst bei solchen Anlässen ganz froh
sei, wenn Kinder dabei wären, die würden sie nämlich immer zu kurzen Grußworten
zwingen. ‚Kurz‘ muss ja nicht ‚schlecht‘ heißen. Sie hat sich daran gehalten. Andere
nicht; vielleicht reden die über Kindertagesstätten, haben aber selbst keine kleinen
Kinder. Und da seid ihr Kinder eben genial gewesen, zumindest für den, der wachsam
für euch war: Nach so zwei-drei Grußworten spätestens ist ungefähr im ZweiSekunden-Takt eigentlich immer von irgendeinem kleinen Köpfchen der kleine Bauhelm heruntergepurzelt, mit dem ihr zur Baustelle an der Waldschule gekommen
seid. „Kinder an die Macht!“, hat einmal Herbert Grönemeyer gesungen. Ihr habt mit
der unaufdringlichen, aber unübersehbaren Macht der Kinder uns Erwachsene aufs
Wesentliche hingewiesen: ‚Mensch, komm zur Sache, am besten mit uns zusammen –
oder uns geht der Hut hoch, wahlweise der Bauhelm zu Boden!‘ Ich fand‘s prima.
Und muss mich jetzt selbst daran halten. Im vorgeschlagenen Ablaufplan für den Gottesdienst, den das mindestens ebenso geniale Team vom Kindergarten erarbeitet hat,
stand an dieser Stelle: „Kurze Predigt“. Ist ja gut, ich halte mich dran. Muss aber auf
eines hinweisen, damit ich nicht ganz dämlich dastehe, so nach dem Motto: ‚Jesu
schafft es, in einem ganz kurzen Gleichnis die Sache auf den Punkt zu bringen, der
Pfarrer braucht wieder 20 Minuten.‘ Wir sollten mal eben den Einleitungssatz des
Gleichnisses von Jesus hervorkramen. Der lautet: „Darum, wer diese meine Rede hört
und tut sie, der gleicht einem klugen Mann“ usw. So, und was für eine Rede meint
Jesus? Drei gestopft volle Kapitel aus dem Matthäus-Evangelium, vielen wohlbekannt
unter der Überschrift „Die Bergpredigt“. Mensch, Leute, Kinder, da geht’s zur Sache,
und nicht zu knapp. Auch nicht zu kurz.
Das Gleichnis vom Hausbau ist der Abschluss dieser wirklich ziemlich langen BergPredigt. Ich halte jetzt keine lange Berg-Predigt mehr, sondern nur noch ein paar Sätze einer Bergkirchen-Predigt. Was meint Jesus, wenn er auf das richtige, auf das tragfähige Fundament hinweist?
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Er stellt die Frage nach dem, was Halt gibt.
Er stellt die Frage nach dem Fundament jedes und jeder Einzelnen wie auch der ganzen Gemeinde.
Und er stellt nicht nur eine Frage, sondern gibt mindestens eine Antwort. Ich glaube,
bei genauem Hinsehen sind es noch viel mehr, schließlich besteht die Bergpredigt
nicht nur aus einem Satz. sondern aus vielen Sätzen; lest es mal gelegentlich nach, in
Mt 5 – 7 steht sie. Aber für jetzt mal, angesichts virtuell herunterfallender Bauhelme
nur mal eine Antwort auf die Frage nach dem richtigen Fundament.
Jesus meint: Wer nur auf sich selbst baut, der baut tatsächlich auf Sand. Und das ist
selbst dann der Fall, wenn er oder sie sozusagen „christlich“ baut. Selbst wenn er oder sie weiß, dass letztlich nur die Ausrichtung auf Gott allen Lebenstürmen standhält
– und dann doch meint, wieder alles selbst machen zu müssen, nur so rein aus christlichem Engagement.
Christliches Engagement ist wichtig und richtig, und ich will selbst immer mehr davon.
Aber es trägt in keinem Lebenssturm. Da trägt nur Gott: Baut auf Gott, der ist der Fels
in der Brandung. Und daraus ergibt sich dann allerhand Engagement. So herum läuft
der Hase.
So nebenbei höre ich jetzt schon diverse Bauhelme von Kinderköpfen fallen, die mir
die Frage stellen: ‚Du, Pfarrer, wann bist Du eigentlich fertig?‘ Jetzt. Mit einem
Schluss-Satz aus der Bergpredigt Jesu: „7 Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so
werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 8 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“ (Mt
7,7-8) – Warum ist das so? Weil wir uns bei diesem Bitten und Suchen und Anklopfen
letztlich auf das einzig richtige Fundament besinnen, das schon längst gelegt ist und
das Halt gibt. An einer anderen Stelle im Neuen Testament spricht der Apostel Paulus
genau von diesem Fundament: „Einen anderen Grund kann niemand legen als den,
der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (1. Kor 3,6). Und der trägt euch, verlasst
euch darauf.
‚Du, Pfarrer, wann bist Du eigentlich fertig?‘ Jetzt.
Amen.
[Jens Adam]
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