Paar wegen „Thor Steinar“
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Paar wegen „Thor Steinar“
Donnerstag, 3. März 2016 GöttinGen 9 LesuNg KiNostarts NeuerscheiNuNg Jan Wagner und Heinrich Detering lesen gedichte über träge und scheue tiere Seite 12 Mutige Hasen-Polizistin Judy mischt im trickfilm „ zoomania” Seite 13 ihre stadt auf 600 Jahre Jugendburg Ludwigstein auf 500 seiten Seite 14 zusammengefasst Paar wegen „Thor Steinar“-Jacke verprügelt Vermummte Angreifer schlagen mit Knüppeln zu und flüchten / Polizei vermutet politisch motivierte Tat Von Jürgen gückeL Streit um Standort. Foto: CH Debatte um Standort für Museum Göttingen. Während die SPD-Ratsfraktion sich noch nicht auf den künftigen Standort für das Städtische Museum festgelegt hat, bekennt sich die CDU/FDPGruppe im Rat „ohne Wenn und Aber“ zum Standort Ritterplan. Sie unterstützt damit die Position des Geschichtsvereins. Die CDU/FDP-Gruppe ärgert sich, dass die SPD in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses eine Diskussion über das Museumskonzept verweigert habe. „Obwohl sich keinerlei ernsthafte Nutzungsalternative für den großen, derzeit weiter für Millionen sanierten Komplex aus drei Gebäuden am Ritterplan abzeichnet, scheint die SPD alles zu versuchen, einem klaren Bekenntnis zum Städtischen Museum an diesem Ort auszuweichen“, urteilt die CDU/FDP-Gruppe. Die Vertreter der SPD hatten in der Sitzung erklärt, dass innerhalb ihrer Fraktion noch Beratungsbedarf zu dem Konzept bestehe und sie sich zu dem Zeitpunkt an keiner Diskussion beteiligen wollten. „Die Fakten liegen jetzt lange genug auf dem Tisch, das Herumlavieren muss ein Ende haben“, sagte CDU-Ratsherr Ludwig Theuvsen. Die CDU verweist hier auch auf das „eindeutige Ergebnis des großen Workshops“, den die Stadtverwaltung zu diesem Thema veranstaltet hatte. Beim NeujahrsempfangdesGeschichtsvereins hatte Frank-Peter Arndt, SPD-Fraktionsvorsitzender, in der Museumsfrage dafür plädiert, neue Wege zu gehen und nicht nur „ins Beharrende zu denken“. Hans-Georg Scherer, Vorsitzender der CDU/FDPRatsgruppe, fürchtet nun, dass „Millionen in die Sanierung des großen denkmalgeschützten Komplexes gesteckt“ würden, ohne dass das Gebäude schließlich als Museum genutzt werde. „Und dann erleben wir vielleicht nur noch ein paar Wechselausstellungen zur Stadtgeschichte im ,Forum Wissen‘ der Universität am Bahnhof.“ Das Städtische Museum sei aber ein „derartig wichtiges Erbe echten Göttinger Bürgersinns, das es nicht verdient, sich nur als kleines Anhängsel im Universitätsmuseum wiederzufinden“. Trotzdem befürworte die Gruppe, das künftige Ausstellungskonzept des Städtischen Museums eng mit dem „Forum Wissen“ der Universität abzustimmen und sich so künftig auch sinnvoll zu ergänzen. mib Göttingen. Mutmaßlich, weil er eine Jacke der Marke „Thor Steinar“ trug, ist am Dienstagnachmittag ein 32 Jahre alter Mann aus Northeim verprügelt und als „Scheiß Fascho“ beschimpft worden. Auch seine Begleiterin, eine 24-Jährige aus Göttingen, wurde von den drei dunkel bekleideten und vermummten Angreifern mit Knüppeln geschlagen. Beide mussten verletzt mit Rettungswagen ins Göttinger Uniklinikum gebracht werden. Wie die Polizei weiter berichtet, ereignete sich der Vorfall gegen 15.30 Uhr an der Roten Straße, nachdem das Paar dort ein Geschäft verlassen hatte. Die drei unbekannten Männer sollen mit etwa einem Meter langen Gegenständen auf die Opfer eingeschla- gen haben. Beide konnten sich schließlich zurück in das Geschäft retten. Die Angreifer seien in Richtung Burgstraße geflohen und schließlich in einem vorwiegend von Angehörigen der linken Szene bewohnten Gebäude an der Roten Straße verschwunden. Das hätten Zeugenaussagen ergeben, schreibt die Polizeipressestelle. Der 32-Jährige hat Verletzungen an Kopf und Oberkörper er- litten, die Göttingerin wurde unter anderem an der Hand verletzt. Die Polizei geht von einem politisch motivierten Angriff aus. Als Motiv wird angenommen, dass die Angreifer das Paar wegen der Jacke der Marke „Thor Steinar“ des Mannes der rechten Szene zurechneten. Das Staatsschutzkommissariat ermittelt. Zu den Tätern gibt es bisher nur vage Personenbeschreibungen. Einer der Angreifer soll etwa 20 bis 25 Jahre alt und auffallend groß (etwa 1,90 Meter) und schlank sein. Dieser habe eine schwarze Sportjacke getragen. Seine beiden Mittäter seien deutlich kleiner gewesen. Die Polizei erbittet nun Hinweise von Zeugen unter Telefon 05 51 / 4 91 21 15. Beide Opfer seien bisher nicht staatsschutzpolizeilich in Erscheinung getreten. Baubeginn für drei Flüchtlingsunterkünfte Platz für 800 Menschen auf Göttinger Siekhöhe, an Europaallee und am Hagenweg Von MicHaeL BrakeMeier Göttingen. Die Stadt Göttingen schafft an sechs Standorten Platz für weitere geflüchtete Menschen. Arbeiten für drei Unterkünfte haben inzwischen begonnen. Die größte neue Unterkunft entsteht derzeit am Groner Anna-Vandenhoeck-Ring im Gewerbegebiet auf der Siekhöhe. Am Dienstag hat dort der Innenausbau der ehemaligen Halle von C+C Schaper begonnen. Dabei sollen die Halle in kleinere Wohneinheiten aufgeteilt und Toiletten, Duschen, eine Essenausgabe und Gemeinschaftsräume eingebaut werden. „Wir hoffen, Ende Mai fertig zu sein“, sagte Verwaltungssprecher Detlef Johannson. 400 Menschen sollen dann dort Platz finden. Für die Unterkunft an der Europaallee haben die Hochbauarbeiten begonnen. Hier geht die Stadtverwaltung nach derzeitigem Stand davon aus, dass der erste Gebäudeteil Ende Juni bezugsfertig ist und die anderen Abschnitte im Abstand von 14 Tagen bezogen werden können. Für das Gebäude für 300 Geflüchtete plant die Verwaltung den Bau und den Einsatz eines Blockheizkraftwerks zur Wärmeund Stromversorgung. Eine Unterkunft für 100 Menschen entsteht am Hagenweg. Dort seien die vorbereitenden Arbeiten bereits angelaufen, sagte Johannson. Die Städtische Wohnungsbaugesellschaft wird das Haus bauen, die Stadt will es für die Flüchtlingsunterbringung Bauarbeiten am Göttinger Hagenweg: Hier entsteht eine Unterkunft für 100 Flüchtlinge. anmieten. Das Gebäude soll später für den Sozialen Wohnungsbau genutzt werden. Nach Johannsons Angaben geht der Auftrag für den Bau einer Siedlung für Geflüchtete am Schützenanger „in diesen Tagen raus“. Dann könne „unmittelbar“ mit den Bauarbeiten begonnen werden. Die Verwaltung rechnet mit einer Bauzeit von etwa zwei Monaten. Dann sollen etwa 200 Flüchtlinge die zweigeschossigen Wohnblöcke aus Wohnmodulen beziehen. Für die geplante Unterkunft im ehemaligen Telekom-Gebäude an der Hannoverschen Straße (200 Personen) muss zunächst der Ankauf durch die Gesell- schaft für Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung Göttingen (GWG) vom GWG-Aufsichtsrat beschlossen werden. Und nachdem Grundstücksfragen im Groner Rodeweg geklärt worden seien, so Johannson, würden dort jetzt die Planungen für die Unterkunft für 180 Geflüchtete beginnen. Foto: Hinzmann Derzeit werden mehr als 1300 geflüchtete Menschen in Unterkünften der Stadt Göttingen betreut. Allein in diesem Jahr hat Göttingen bisher 237 Flüchtlinge aufgenommen. Die Verwaltung geht nach aktuellen Zahlen davon aus, dass sie bis April weitere 1114 Flüchtlingen aufnehmen muss. Schweinefleisch weiter auf dem Speiseplan Debatte um CDU-Antrag in Schleswig-Holstein: Göttinger Küchenbetreiber setzen auf Ausgewogenheit Göttinger Küchenbetreiber wollen Schweinefleisch nicht verbannen. Foto: dpa Göttingen. Schweinefleisch soll fester Bestandteil der Speisepläne in öffentlichen Kantinen sowie in Kitas und Schulen bleiben. Diese Forderung der CDU in Schleswig-Holstein schlägt hohe Wellen. Göttinger Küchenbetreiber sind verwundert: Sie bieten Schweinefleisch an – und wollen daran auch gar nichts ändern. Die CDU hatte argumentiert, dass „immer mehr Kantinen, Kitas und Schulen Schweinefleisch aus ihrem Angebot nehmen, um auf religiöse Gebräuche Rücksicht zu nehmen“. Auf die Küchenbetriebe der Stadt Göttingen treffe das nicht zu, erklärt Verwaltungssprecher Detlef Jo- hannson. „Wir fahren unser Modell seit 2009. Und die Mischung des Angebots durch Alternativen wie Rindfleisch, Geflügel, Fisch oder vegetarische Gerichte ist offenbar groß genug, dass alle damit zurechtkommen.“ Die Stadt unterhält demnach vier Produktionsküchen zur Belieferung von Kitas, Schulen und Rathauskantine. Wichtig dabei, so Johannson: „die Wünsche der Kunden und unser nach den Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung entwickeltes Qualitätskonzept“. Das habe dazu geführt, dass seit 2009 eine der vier Küchen kein Schweinefleisch verwende. „In den anderen drei Küchen taucht Schweinefleisch drei- bis viermal im Monat auf dem Speiseplan auf.“ Das sei offenbar auch völlig ausreichend. Es habe sich zumindest noch niemand beklagt, dass zu wenig Schweinefleisch angeboten werde. Auch in den Gastronomieeinrichtungen der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) ist Schweinefleisch Bestandteil der Speisepläne, wie Sprecher Stefan Weller mitteilt. Parallel dazu würden aber immer „alternative Mahlzeiten“ angeboten. Bestrebungen, Schweinefleisch vom Speiseplan zu streichen, gebe es nicht, sagt Weller. „Unsere Kun- den wünschen und erwarten ein breites Speisenangebot. Das stellen wir sicher. Wer aus religiösen Gründen oder anderen Gründen kein Schweinefleisch essen will oder darf, findet in der Gastronomie der UMG immer ein alternatives Speiseangebot.“ Mehr Schweinefleisch auf dem Speiseplan werde aber auch nicht verlangt. „An der UMG ist eher die Nachfrage nach vegetarischen und veganen Gerichten gestiegen“, erklärt Weller. „Dieser Nachfrage kommen wir schon länger nach.“ Dafür verzichte man aber nicht grundsätzlich auf ein Gericht mit Schweinefleisch. afu