Bio-Förderkürzungen und Grüner Aktionsplan
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Bio-Förderkürzungen und Grüner Aktionsplan
Grüne decken auf: Kürzungspläne des Bauernbundes für den Biolandbau Bio im Agrar-Umweltprogramm ÖPUL 2015-2020 Bio und ÖPUL Das Agrar-Umweltprogramm ÖPUL ist das Kernstück des von der EU kofinanzierten Programmes für Ländliche Entwicklung. Im Rahmen der EU-Finanzverhandlungen konnte Bundeskanzler Faymann in den letzten Verhandlungsrunden 2012 zusätzlich 700 Mio € aus EU-Mitteln mit dem Argument der besonderen Bedeutung des Biolandbaus und der Berglandwirtschaft in Österreich durchsetzen, sodass das EU-Finanzpaket 3,9 Mrd € ausmacht. Das kofinanzierte Gesamtvolumen aus EU, Bundes- und Landesmitteln für den Zeitraum 2014-2020 beträgt damit etwa 7,8 Mrd € bzw. jährlich 1,096 Mrd €. Quelle: Landwirtschaftsministerium, vorgelegt am 20.02.2014 im LW-Ausschuss Durch dieses Programm werden Mehraufwände für die freiwillige Einhaltung ökologischer Auflagen auf der Fläche (d. h. pro Hektar) abgegolten. Darüber hinaus sind Ausgleichszulagen für Bergbauernhöfe sowie Maßnahmen etwa zur Bildung, Beratung und Modernisierung Teil des Programmes für Ländliche Entwicklung (siehe Tabelle). Massive Kürzungen der Agrarumweltmaßnahmen! Waren es im Jahr 2006 noch 643 Mio € die im Rahmen der Agrarumweltmaßnahmen ausgezahlt wurden, so beliefen sich die Mittel 2012 auf nur noch 526 Mio €. Laut vorliegender Finanzvorschau soll dieser Betrag nochmals auf etwa 400 Mio gekürzt werden (=siehe Tabelle: Summe von Agrarumwelt und Bio). Gegenüber 2012 eine Kürzung um 24 %, gegenüber 2006 eine Kürzung um 38 %! Im Gegenzug werden die Gesamtmittel für Investitionsförderungen deutlich angehoben und damit die Landwirte noch mehr als bisher in die Schuldenfalle getrieben! Bio-Betriebe und Bio-Flächen sind seit 2010 in Österreich zurückgegangen 2013 haben 21.143 österreichische Biobetriebe in Summe eine Fläche von 521.852 Hektar biologisch bewirtschaftet. Der Bio-Flächenanteil liegt damit bei 19,7%. Im Jahr 2010 betrug die Zahl der Biobetriebe noch 21.728 geförderte Biobetriebe und die Bio-Fläche betrug 538.210. Damit ist die Zahl der Bio-Betriebe in den letzten 3 Jahren um 585 und die BioFläche um 16358 Hektar zurückgegangen! Ursache war der Bio-Fördereinstiegsstopp den Ex-Landwirtschaftsminister Berlakovich zu verantworten hatte. Bauernbund kürzt massiv Bio-Flächenprämien je Hektar Statt nun den Biolandbau wieder verstärkt zu fördern und eine offensive Zukunftsstrategie bis 2020 vorzulegen schlägt der Bauernbund massive Kürzungen der Bio-Prämien je Hektar vor. Gleichzeitig verharmlosen die Bauernbündler diese weitere Bremse gegen ein BioWachstum in Österreich durch die Ankündigung, dass das Bio-Budget um 18 % bis 2020 steigen solle. Die Entscheidung für die Beibehaltung der Bio-Bewirtschaftung bzw. den NeuEinstieg treffen die Bäuerinnen und Bauern jedoch anhand der Höhe der ausbezahlten BioPrämien. Kürzungen von 30 % und mehr je Betrieb sind durch nichts zu rechtfertigen! Die Kürzungen, die durch die Bindung der Prämiensätze an die Intensität der Tierhaltung entstehen, werden mit dem Argument Kreislaufwirtschaft behübscht. Warum diese Abstufungen nur für die Bio-Landwirte gelten sollen, bleibt ebenfalls ein Rätsel. Darüberhinaus sind sie fachlich falsch! Bio-Kultur Prämie 20072014 in €/ha (aktuell) 110 240 Bauernbund Vorschlag für Prämie in €/ha 70 180 Änderung absolut in €/ha Änderung relativ in % Grünland <0,5 GVE/ha -40 -36 Grünland 0,5-1,0 -60 -25 GVE/ha Grünland > 1,0 GVE/ha 240 220 -20 -8 Ackerland <0,5 GVE/ha 285 180 -105 -37 Ackerland 0,5-1,0 285 220 -65 -23 GVE/ha Ackerland >1,0 GVE/ha 285 260 -25 -9 Ackerfeldfutter soll dem Bauernbund-Vorschlag zufolge wie Grünland behandelt abgegolten werden. Da Feldfutter dzt. bis zu einem Anteil von 25% mit dem Ackersatz abgegolten wird ergeben sich für Feldfutter Kürzungen bis 215€/ha bzw. 75%. (GVE = Großvieheinheiten). Kreislaufwirtschaft am GVE-Besatz festzumachen, ist fachlich nicht begründbar. Sie ist nicht mit Tierhaltung gleichzusetzen, sondern erfordert eine ganzheitliche Wirtschaftsweise, wie sie alle Biobetriebe – vom viehlosen Ackerbetrieb bis zum bergbäuerlichen Rinderbetrieb – anwenden. Ein zentrales Element der biologischen Landwirtschaft ist die Förderung des Bodenlebens. Viehlose Bio-Ackerbauern „füttern“ durch den Anbau geeigneter Kulturen (z. B. Zwischenfruchtanbau mit hohen Biomasseerträgen oder langstrohige Kulturarten) die Lebewesen im Boden. Bis zu 25 Tonnen (entspricht 50 Großvieheinheiten) an Lebewesen sorgen unter der Oberfläche so für eine Kreislaufwirtschaft auch auf viehlosen Ackerbaubetrieben. Der Vorschlag für diese Betriebe die Abgeltung drastisch zu kürzen ist in Wahrheit ein Angriff auf die Kreislaufwirtschaft. Bio-Landbau in Bayern auf Expansionskurs! Während der österreichische Bauernbund den Bio-Landbau am weiteren Wachstum hindern will, kündigte der bayrische Landwirtschaftsminister Helmut Brunner am 26. Februar 2014 an, dass der Biolandbau bis 2020 in Bayern verdoppelt werden soll. Die Hektarprämiensätze für die Biobauern sollen darüber hinaus im bayrischen Kulturlandschaftsprogramm deutlich angehoben werden! Quelle: https://www.stmelf.bayern.de/service/presse/pm/2014/063803/index.php Die Prämienanhebung wurde durch eine Studie, die das bayrische Ministerium in Auftrag gegeben hat folgendermaßen untermauert: Da die Marktpreise nicht die Erzeugerleistung und deren Beitrag zur Erbringung gesellschaftlich gewünschter Leistungen widerspiegeln, seien (zielgerichtete) Förderanreize unabdingbar. Entsprechend stimmen immerhin 80% der Experten der Hypothese ganz oder teilweise zu, dass „eine ausreichend große Spreizung der Prämien zwischen Ökobetrieben und konventionellen Betrieben unbedingt notwendig ist“ (…), um den unterschiedlichen gesellschaftlichen Leistungen gerecht zu werden. Quelle: Evaluation des Ökologischen Landbaus in Bayern, Triesdorf, Juli 2013 https://www.stmelf.bayern.de/landwirtschaft/oekolandbau/063687/index.php Grüne Vorschläge für einen offensiven Bio-Aktionsplan 2014-2020 1. Erhöhung des Anteils der Fläche der teilnehmenden Betriebe am Agrar-Umweltprogramm ÖPUL insbesondere am Biolandbau. 500 Mio € jährlich für Agrar-Umwelt-Maßnahmen, davon mindestens 150 Mio € für die Maßnahme Biolandbau – eine Verdopplung des Biolandbaus in Österreich für hochwertige Lebensmittelproduktion, Klima- und Ressourcenschutz 2. Ausarbeitung eines umfassenden Maßnahmenplans für den Zeitraum 2014-2020 in Zusammenarbeit mit den Bio-Verbänden, um das Potential des Biolandbaus in Österreich voll auszuschöpfen und auch die dafür nötigen Begleitmaßnahmen im Sektor Bildung, Forschung und Marktentwicklung (zB Kindergärten, Schulen bis Großküchen) vorzusehen 3. Volle Leistungsabgeltung: die Prämien für die eigenständige Maßnahme Biologische Landwirtschaft sollen so kalkuliert werden, dass sowohl der Mehraufwand als auch das nachhaltige und ökologisch-optimale Leistungs- und Ertragsniveau der Biobetriebe finanziell abgedeckt wird, 4. ein eigenes Maßnahmenpaket für die österreichischen Berggebiete zur Erhaltung einer flächendeckenden und nachhaltigen Landwirtschaft in den alpinen und benachteiligten Gebieten. Dabei ist auch die Aufrechterhaltung der Almbewirtschaftung durch die Fortführung von Alpungs- und Behirtungsprämien für Milchkühe, Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen abzusichern, 5. im Rahmen der Investitionsförderungen (Artikel 17 der ELER-Verordnung) darauf Bedacht genommen wird, dass sowohl die Entwicklung kleiner landwirtschaftlicher Betriebe gestärkt als auch ökologische und tierschutzrelevante Investitionen besonders gefördert werden. Tierschutzmaßnahmen, die über Tierschutz-Mindeststandards gemäß österr. Bundestierschutzgesetz hinausgehen sollen mit bis zu 10 % höheren Fördersätzen unterstützt werden. Ein Bonus für Junglandwirte und Bio-Bäuerinnen ist vorzusehen. 6. Stärkung der Forschung insbesondere in folgenden Bereichen: biologischer Pflanzenschutz, Bio-Diversität und Bienen, gentechnikfreie Produktionssysteme und den Ausbau der angewandten und grundlagenorientierten Forschung für die bäuerliche Kreislaufwirtschaft sowie den biologischen Landbau. 7. Für den Humusaufbau und die C02-Bilanz wertvolle Maßnahmen, wie Begrünungsvarianten mit Leguminosen-Feldfutter und Wechselwiesen in einer ausgewogenen mehrjährigen Fruchtfolge zu stärken. 8. Für Innovationen, Direktvermarktung und betriebliche Kooperationen einen Schwerpunkt einzurichten, der eine Qualitätsoffensive ermöglicht und den Ausbau der Erzeugung regionaler, biologischer bzw. gentechnikfreier Lebens- und Futtermittel, Saatgut, artgerechte Tierhaltung und Biodiversität forciert Grüne Anträge im Parlament: http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/UEA/UEA_00072/imfname_341233.pdf http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXV/A/A_00148/imfname_337699.pdf ANHANG: Bundeskanzler Faymann für Biolandbau und Bergbauern 179. NR-Sitzung, 13. 11. 2012, Aktuelle Europastunde: Bundeskanzler Faymann: (…) Wir wollen uns aber als zweite Priorität gerade in jenem Punkt, wo es so wenige Fürsprecher gibt, nämlich für den ländlichen Raum, als Österreicherinnen und Österreicher besonders für diese sogenannte zweite Säule starkmachen. (...) Aber im zweiten Bereich, dort, wo es um unsere Bergbauern und um unsere Biobauern geht, sind wir ziemlich alleine. Da haben wir wenige Verbündete, da gibt es kaum jemanden, der das so verteidigt wie wir. Ich bin überzeugt davon, dass wir in den Verhandlungen sagen sollten, die Bergbauern in Österreich leisten Gewaltiges, der ländliche Raum ist entscheidend für Österreich, für die politische und wirtschaftliche Entwicklung, für die Seele Österreichs. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.) Und der biologische Landbau ist die Zukunft nicht nur Österreichs, sondern der biologische Landbau ist auch die Zukunft Europas. Daher ist es ein europäisches Anliegen, diese Entwicklung massiv voranzutreiben. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie der Abgeordneten Dr. Moser und Dr. Pirklhuber.) "Kronen Zeitung" vom 14.11.2012 Österreich kämpft für Förderungen für Bio- und Bergbauern Kanzler Faymann: Veto gegen das EU-Budget bleibt die letzte Option Wien. - Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) kündigt harte Verhandlungen über das EU-Budget an. Im "Krone"-Interview betont er nun: "Ein Veto wünscht man sich nicht, aber es ist die letzte Option." Er will vor allem für die Förderungen für Österreichs Bio- und Bergbauern kämpfen. Faymann: für Bio- und Bergbauern kämpfen Am Freitag wird Faymann EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy in Wien empfangen - und dabei seinen Standpunkt beim bevorstehenden EU-Finanzrahmen klarmachen. "Mein Schwerpunkt ist klar: Die Förderungen für die heimischen Bio- und Bergbauern verteidigen", so Faymann. In diesem Punkt gebe es in Europa jedoch wenig Verbündete, gerade im ländlichen Bereich werde immer als Erstes gespart. "Wenn sich Großbritannien durchsetzt und diese wichtige Säule wegfällt, wäre das eine Katastrophe für Österreichs Bauern", sagt Faymann. "Kronen Zeitung" vom 17.11.2012: Kanzler Faymann: 1 Billion Euro: Poker um das EU-Budget "Österreich ist Vorreiter in der ökologischen Landwirtschaft und Vorbild für ein zukunftsfähiges Modell der Agrarwirtschaft. Eine Schwächung dieses Bereichs ist für Österreich und Europa kontraproduktiv", betonte Faymann gegenüber Van Rompuy. ORF - ZiB 2 vom 23.11.2012 22.00 Uhr Faymann Werner (SPÖ) Unterschiedliche Positionen, die einmal auf den Tisch gelegt werden, die man kennt, geben auch die Möglichkeit der Annäherung. Wir Österreicher haben ja auch viele, viele Ideen und Forderungen, aber wir haben uns doch sehr stark zu zwei Punkten verpflichtet, auch in der Diskussion. Das eine ist der ländliche Raum: Hier haben wir schon ein Entgegenkommen gespürt und gemerkt, auch in Zahlen. 700 Millionen Euro zusätzlich brauchen wir für unsere Bergbauern, Biobauern, für den ländlichen Raum. Der zweite Punkt - noch kein Entgegenkommen, aber klarer Standpunkt: Wenn alle den Rabatt haben, wollen wir auch einen Rabatt. Wir haben einen gehabt. Wenn man das ganz abschafft, das System, dann muss aber es aber auch für UK und für die anderen gelten. OTS0134 5 II 0433 NBU0001 Do, 20.Dez 2012 Diskussion im Bundesrat über aktuelle und künftige Perspektiven für Europa: (…) „Neuerlich unterstrich Faymann auch im Zusammenhang mit den im kommenden Februar fortgesetzten Verhandlungen zum EU-Finanzrahmen 2014 bis 2020 die Bedeutung des ländlichen Raumes. "Europa besteht nicht nur aus urbanen Zentren, die Unterstützung des ländlichen Raums, die Förderung der Bergbauern und der Biolandwirtschaft, bleibt ein wichtiges Anliegen, gerade auch für Österreich."