Schnell, billig und umweltfreundlich – diesen Dreiklang

HEFT 5 · 15. MAI 2015
www.ace-lenkrad.de
LENKRAD
MOBILER
FÜNFKAMPF
Schnell, billig und umweltfreundlich – diesen Dreiklang schafft kein
Verkehrsmittel. Doch wie gut sind Bahn, Diesel-Pkw, Fernbus,
Flugzeug und Elektroauto wirklich in diesen Disziplinen? Der ACE
hat fünf Testreisende von Stuttgart nach Berlin geschickt.
DAUERTEST:
RUSSPARTIKEL:
45 000
DerKilometer
Kummer im
mitFord
demFocus
Filter
AKTION:
GRAND TOUR:
Mehr Sicherheit
Zu den Höhepunkten
an Bushaltestellen
der Schweiz
AUTOREISE:
CARAVAN: Sicherheit
Romantikstraße
lässt sich
fürtrainieren
Genießer
AUS VOLKSFÜRSORGE WIRD GENERALI
Sichern Sie sich als
ACE-Mitglied
auch weiterhin
alle Vorteile!
Ein Unternehmen der Generali Gruppe
E D I T O R I A L
T E S T
I N H A L T
T E C H N I K
18 Dieselpartikelfilter
Kurzstreckenverkehr und
unausgereifte Technik sorgen
für Probleme mit den Filtern
12 Elektroautos
Neue Batterie- und Ladetechnik
sowie sinkende Kosten sollen die
Elektromobilität in Schwung bringen
14 Fahrbericht
Der VW Golf VII Variant TDI darf im
Dauertest von ACE LENKRAD seine
Qualitäten unter Beweis stellen
16 Neue Autos
Skoda Superb, Jaguar XE
17 Magazin
Ein Test im Spannungsfeld
zwischen Theorie und Praxis
Energie-, Kosten- und Zeit-Effizienz
sind – abgesehen natürlich von der Sicherheit –
die großen Themen, wenn es um Mobilität geht.
Wir haben den Praxistest gemacht: Wie effektiv
reist man in fünf Verkehrsmitteln von Stuttgart
nach Berlin? Bereits bei der Planung gab es die
erste Überraschung: Auch ein Elektroauto ist
heute dazu in der Lage, auf einer solchen Langstrecke „mitzuhalten“ – zumindest wenn es sich
Klaus-Michael Schaal
um einen Tesla handelt. Möglich macht dies ein
Chefredakteur
Netz von Ladestationen entlang der [email protected]
nen, an denen die E-Mobile des Vorzeigeunternehmens aus dem Silicon Valley schnell und
sogar kostenlos mit Strom betankt werden können. Seit Dezember 2013
hat Tesla auf diese Weise seiner durchweg gut situierten Kundschaft allein in Deutschland 1,8 GWh Strom im Wert von 522 000 Euro spendiert. Insofern handelt es sich hier keinesfalls um ein Geschäftsmodell,
das auch für Großserienhersteller geeignet wäre – sondern eher um einen
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perfekt umgesetzten Marketing-Gag.
Dieser Unterwegs-Gratis-Strom war
jedoch nicht das größte Problem bei der
Auswertung unseres Tests. Viel spannender war, wie wir den CO2-Ausstoß der beiden elektrifizierten Verkehrsmittel – sprich des Tesla und des ICE – berechnen. Der US-Hersteller
betreibt seine Schnell-Ladesäulen mit Öko-Strom, deshalb haben wir
hier auch den aus erneuerbaren Energiequellen produzierten Strom zugrunde gelegt. Die Deutsche Bahn wirbt damit, dass „BahnCard-Besitzer in Fernzügen mit 100 Prozent Ökostrom“ fahren – und bringt
damit in verklausuliertem Marketing-Deutsch zum Ausdruck, dass der
Ökostrom-Anteil am DB-Strommix noch zu niedrig ist, um den Fernverkehr komplett abzudecken. Tatsache ist, dass der Tesla, auf Basis des
bundesdeutschen Strom-Mixes berechnet, mehr CO2 ausstoßen würde
als die Diesel-Limousine – und andererseits ein E-Auto, das ausschließlich von den Solarzellen auf dem heimischen Carport mit Strom versorgt
wird, völlig ohne CO2-Ausstoß fährt. Was lernen wir daraus? Dass die
Umweltfreundlichkeit von E-Mobilen keine feste Größe ist, sondern in
hohem Maße von den konkreten Betriebsbedingungen abhängt!
&
V E R K E H R & U M W E LT
18 Verkehrsmittel-Vergleich
Bahn, Bus, Flugzeug, Elektroauto
Diesel-Pkw – was ist billiger,
schneller, umweltfreundlicher?
24 Ratgeber
Die Neuheiten auf dem Pedelec-Markt
und Tipps für den Kauf
28 Recht
Fragen an die ACE-Anwältin,
Recht in Kürze
29 Magazin
FREIZEIT
&
REISE
32 Grand Tour of Switzerland
Eine neue Route für Autowanderer führt an den schönsten
Orten der Schweiz entlang
36 Litauen
Das Land an der Ostsee ist für viele
Urlauber noch unbekanntes Terrain
40 Camping
Kleine Regelkunde für Caravaner und
Reisemobilisten vor der Urlaubsfahrt
42 Magazin
Der CO -Ausstoß
von Elektroautos ist
keine feste Größe
U N S E R
C L U B
TITELFOTOS: FOTOLIA, HJS, TB, EMM
44 Sicherheitstraining Caravan
46 So erreichen Sie uns
47 Meldungen
Wichtige Telefon-Nummern!
ACE-Info-Service 0711/530 33 66 77
ACE-Euro-Notruf 0711/530 34 35 36
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48
50
50
Editorial
Magazin
Post
Preisrätsel
Impressum
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FAKTEN · HINTERGRÜNDE · PERSPEKTIVEN
Wandel in der Kommunikation
bestimmt. Die ersten Handys,
damals noch riesengroß und
schwer, kamen auf den Markt
und haben heute die Notrufsäulen auf dem Land überflüssig gemacht. Für die ACE-Pannenhelfer machen Handys die Arbeit
leichter – ist eine Ortsangabe
ungenau, kann einfach schnell
nachgefragt werden. Auch die
Auto-Technik hat sich stark verändert, seit 2004 haben neue
Autos grundsätzlich ABS an
Bord – für die Teilnehmer am
ACE-Sicherheitstraining wurde
eine Vollbremsung so zu einer
gänzlich neuen Erfahrung.
Verkehrssicherheit ist und bleibt
eines der wichtigsten Themen
des ACE. Als einer der wenigen
Verbände macht sich der ACE
Der Umzug in den heutigen Sitz der Hauptverwaltung fand 2002 statt.
Weichen für die erfolgreiche
Zukunft werden gestellt
Turbulente Zeiten erlebte
der ACE Ende des letzten Jahrtausends. Schmerzhafte Einschnitte gab es, als die 50 Geschäftsstellen geschlossen werden mussten. Zeitgleich wurde
der Info-Service als zentraler
Ansprechpartner für die ACEMitglieder neu aufgebaut, hier
werden alle Fragen rund um den
ACE kompetent und freundlich
beantwortet – ob sie nun per Telefon oder per Mail eingehen.
Die Jahre zwischen 1995 und
2004 sind vor allem durch den
FOTOS: ARCHIV
1995 BIS 2004 – DER ACE IN SEINER VIERTEN DEKADE
1997 wurde gegen die Schließung der ACE-Geschäftsstellen demonstriert.
Bei einer Werbeaktion auf der IAA 1998 wurden bunte Kondome verteilt.
von Anfang an für das begleitete
Fahren ab 17 stark. Während andere Autoclubs ein Horrorszenario von stark zunehmenden Unfallzahlen und undisziplinierten
Jugendlichen, die sich nicht an
die Auflage der Begleitung halten würden, entwarfen, unterstützte der ACE das Pilotprojekt
des Landes Niedersachsen im
Jahr 2004. Das begleitete Fahren
wurde allen Unkenrufen zum
Trotz eine Erfolgsgeschichte und
ist seit 2011 Bestandteil des
Straßenverkehrsgesetzes.
Auch wenn heutzutage nahezu jeder
eines hat und wohl keiner mehr darauf verzichten will, Handys sind noch
nicht so alt. 1999 bot der ACE seinen
Mitgliedern gemeinsam mit Debitel
das Clubhandy zu Sonderkonditionen an. Am ACE LENKRAD wird zwar
immer mal wieder fein nachjustiert,
die letzte große Drehung fand aber
2004 statt. Damals erhielt die Mitgliederzeitschrift des ACE ihren aktuellen, unverwechselbaren Look mit
der Einteilung in die Ressorts Test &
Technik, Verkehr & Umwelt, Freizeit
& Reise und Unser Club.
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ACE LENKRAD 5/2015
EU-WEITE VOLLSTRECKUNG VON BUSSGELDERN
Knöllchen flattern
nach Deutschland
Bußgeldbescheide europäischer Behörden werden EU-weit vollstreckt.
Autofahrer, die im Ausland ein
Knöllchen kassiert haben, sollten
nicht mehr darauf setzen, hierzulande verschont zu bleiben. Denn
jetzt können europäische Behörden Bußgeldbescheide in
Deutschland vollstrecken. Allerdings gilt die EU-weite Rechtshilfe erst ab einer Mindesthöhe
von 70 Euro. Einzige Ausnahme
ist das Nachbarland Österreich,
das schon ab 25 Euro vollstrecken
darf. Für die Amtshilfe ist das
Bundesamt für Justiz zuständig,
das die ausländischen Bußgeldbescheide nach vorheriger Prüfung
zustellt. Dann sollte man zahlen.
Dabei leistet das Bundesamt
Amtshilfe bei Verstößen im fließenden Verkehr, nicht so bei
Knöllchen wegen Falschparkens.
Und grundsätzlich gilt: Die Vollstreckung eines Bußgeldbescheides ist nur dann möglich, wenn er
in deutscher Sprache verfasst ist.
Kroatien, das diesem EU-Abkommen nicht beigetreten ist, versucht dennoch, über die EU-Vollstreckung auch bei Parkverstößen
Bußgeldforderungen einzutreiben. Dort können kroatische Notare den Vollstreckungsbeschluss
einleiten, für Widerspruch gilt
nur eine Frist von acht Tagen, der
Widerspruch muss zudem in kroatischer Sprache verfasst sein.
Bislang ist jedoch noch offen, ob
deutsche Gerichte das Verfahren
zulassen. Bei kleineren Beträgen
raten die ACE-Juristen, dennoch
zu bezahlen, um bei einer späteren Einreise Schwierigkeiten aus
dem Weg zu gehen. Wer eine ACEVerkehrsrechtsschutzversicherung abgeschlossen hat, kann sich
bei möglichen Einsprüchen in
Kroatien an die AdvoCard-Partnerkanzlei Anic & Partner wenden, Tel. 0038 14 92 21 48,
E-Mail [email protected].
KRAFTFAHRZEUGSTEUER
Berechnung oft fehlerhaft
Wenn der Bescheid über die Kraftfahrzeugsteuer ins Haus flattert,
sollte der gründlich geprüft werden, rät der ACE. Die Berechnung könnte
falsch sein und zu Überzahlungen führen. Auch mehr als ein Jahr, nachdem der Zoll die Verwaltung der Kraftfahrzeugsteuer übernommen hat,
sind nach Angaben des Bundes der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen rund
zehn Prozent der Steuerbescheide fehlerhaft. Der Zoll hat im ersten Halbjahr 2014 die Steuerveranlagung von den Finanzämtern übernommen.
Bei der Übertragung der Zuständigkeiten ist es laut ACE zu einer Reihe von
Pannen gekommen; unter anderem seien aufgrund von Softwareproblemen fehlerhafte Steuerbescheide ausgestellt worden. Dabei seien Steuern
zum Teil doppelt eingezogen worden. Autofahrern empfiehlt der ACE, im
Zweifel die Kfz-Steuerbescheide auf der Internetseite des Bundesfinanzministeriums zu prüfen. Suchbegriff Kfz-Steuerrechner eingeben unter
www.bundesfinanzministerium.de.
Das E-Mobil ist Bestandteil der Fahrschulausbildung.
FAHRSCHULAUSBILDUNG
Fahrten im E-Mobil
FOTOS: FOTOLIA, ARCHIV
Elektromobilität kann man lernen. Frei nach
diesem Motto startet Daimler gemeinsam mit ausgewählten Academy-Fahrschulen im Großraum
Stuttgart ein Pilotprojekt. Fahrten mit Elektrofahrzeugen sind ein Bestandteil der Führerscheinausbildung. Die Fahrschulen bieten ihren Schülern
einen zeitgemäßen Einstieg in die Welt der lokal
emissionsfreien Mobilität. Das Schulungskonzept
ist einzigartig: Im Fokus stehen das Kennenlernen,
Erleben und der richtige Umgang mit der alternativen Antriebsform. Ziel der Initiative ist es, Elektrofahrzeuge in den Fahrschulalltag zu integrieren,
um so Begeisterung für E-Mobility zu wecken.
Ehe Geld überwiesen wird, sollte der Kfz-Steuerbescheid geprüft werden.
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FAKTEN · HINTERGRÜNDE · PERSPEKTIVEN
FAHRERFLUCHT
Schwarzes Brett
im Internet
ACE-Wertverlustrechner
Mehr als 500 000 Mal machen sich
Autofahrer hierzulande nach Blechschäden
einfach aus dem Staub. Diese Zahl hat der
ACE hochgerechnet und die Tendenz ist
steigend. Ein neues Internetportal könnte
den Geschädigten helfen, nicht auf ihrem
Schaden sitzen zu bleiben. Denn unter
www.fahrerflucht-zeugen.de können
Weil zu wenig Geld in den
Erhalt von Straßen, Schienen und
Wasserstraßen investiert wird, verliert die Verkehrsinfrastruktur täglich
an Wert. Im vergangenen Monat
erhöhte sich der Verlust erneut um
rund 432,7 Millionen Euro. Der aktuelle Stand bei Redaktionsschluss:
47 900 833 059
Wertverlust in Euro
Wenn Sie mit Ihrem
Smartphone oder
Tablet den QR-Code
scannen, erhalten Sie
die aktuellen Zahlen
des ACE-Wertverlustrechners. Der abgebildete Wertverlust
war bei Redaktionsschluss erreicht.
GEFÄHRLICHE KURZNACHRICHTEN
Auch Sprechen ist nicht ohne Risiko
Oft fehlt es der Polizei an Zeugen, um erfolgreich
bei Fahrerflucht ermitteln zu können.
geschädigte Halter nach Zeugen suchen.
Die Website ist wie ein schwarzes Brett:
Ist das eigene Auto beschädigt worden,
kann man ein kostenloses Inserat aufgeben.
Hat ein Zeuge eine Situation beobachtet,
sucht er über die Eingabe der Stadt nach
dem Vorfall. Um die Motivation der Zeugen
zu erhöhen, kann man eine Belohnung
aussetzen.
Wer beim Autofahren
SMS schreibt, gefährdet sich
und andere. Aber was, wenn
die SMS per Sprachsteuerung
erfolgt und die Hände fest am
Steuer bleiben? Das Institut
für Arbeit und Gesundheit der
Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung hat diese
Frage jetzt beantwortet. Für die
Studie legten 54 Männer und
Auch Spracherkennung erhöht die Unfallgefahr.
Frauen im Fahrsimulator bei
60 km/h eine bestimmte Strecke mit regelmäßigem Spurwechsel zurück. Außerdem
mussten sie SMS auf dem Handy lesen und manuell darauf antworten. Im zweiten Fall
liefen Lesen und Antworten über Spracherkennung. Ergebnis: Das eigenhändige Tippen
der Nachrichten stellte die größte Ablenkung dar. Aber auch die Spracherkennung verschlechterte die Fahrleistung signifikant.
W O R T W Ö R T L I C H
Jedes Wort hat seine Geschichte:
ACE LENKRAD stellt in einer Serie
Begriffe aus der Verkehrswelt vor.
FOTOS: BARTMUS
Einen Zahn zulegen
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ACE LENKRAD 5/2015
Die Annahme, man hätte es hier mit Räderwerk, Getrieben und Industrietechnik zu tun,
trügt. Stattdessen stammt die Redewendung
aus dem Küchenbereich, wo im Mittelalter die
Töpfe über dem offenen Feuer hingen. Aufgehängt wurden sie an in der Decke befestigten
Metallstreben, die nach unten hin mehrere
Zacken beziehungsweise Zähne aufwiesen.
Um den Garungsprozess zu beschleunigen,
hängte man den Topf einen Zacken tiefer,
legte also einen Zahn zu. Heutzutage wird
diese Redewendung gerne benutzt, um einen
Zeitgenossen zu einem größeren Tempo anzuregen. Sei es der Disponent einer Spedition, der seine Fahrer so antreibt, oder der
Beifahrer, der pünktlich ans Ziel kommen
will und diesen Spruch dem Chauffeur um
die Ohren haut.
K
TREND-STUDIE
Mobiltelefon oder Auto – worauf könnten Sie am ehesten einen Monat lang verzichten? Diese Frage stellten die Fachzeitschrift
„kfz-betrieb“ und die Sachverständigenorganisation KÜS an ihre Leser und Kunden. Vor
diese Wahl gestellt, entschieden sich 80 Prozent dafür, das Handy abzugeben. Bei den persönlichen Einstellungen zum Auto rangiert die
Mobilität an erster Stelle. So meinen gut drei
Das eigene Auto hat noch einen hohen Stellenwert.
Viertel der Befragten, mit dem Auto immer flexibel auf die Herausforderungen im Alltag reagieren zu können. Wichtig sei deshalb vor allem, dass
ein Auto für den Alltag tauglich sein müsse. Auch Carsharing ist für die meisten Autofahrer keine
Alternative zum eigenen Fahrzeug. Nur vier Prozent der Befragten teilen sich derzeit ein Gemeinschaftsauto mit anderen Nutzern. Jeder zehnte hat sogar von Carsharing noch nie etwas gehört.
FOTOS: EMMERLING, ARCHIV
Kein Leben
ohne Auto
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Die Mehrheit der deutschen Führerscheininhaber spricht sich für Gesundheits-Checks bei älteren Autofahrern aus. Rund 64 Prozent würden
laut einer Dekra-Umfrage einen
Pflicht-Test begrüßen, 62 Prozent
(Mehrfachnennungen möglich)
könnten sich auch mit einer freiwilligen Untersuchung abfinden. Die Betroffenen selbst sind besonders für
einen Gesundheits-Check zu haben.
Der längste Mercedes-Benz der
Welt ist 21 Meter lang und hat Platz
für bis zu 191 Fahrgäste. Der XXLBus kann somit rund 50 Pkw auf der
Straße ersetzen und Städte entlasten.
Der neue Großraumbus ist nicht nur
riesengroß, er ist auch riesig wirt-
GURTPFLICHT AUF RÜCKSITZEN
Im Fond klickt es weniger
Passagiere, die auf der Rückbank
sitzen, nehmen die Gurtpflicht laut
einer Umfrage weniger ernst.
Die europaweite Gurtpflicht für die Rücksitze in Autos
nehmen viele Insassen nicht ernst. Laut einer Umfrage im
Auftrag von Ford ignoriert ein Drittel der 7000 befragten Europäer die Gurtpflicht, dabei kann der Gurt bei einem Unfall oft
zum Lebensretter werden. Vor allem Menschen über 40 Jahre
legen als Hinterbänkler am seltensten den Gurt an. Auch Fahrer wissen oft nicht um ihre Verantwortung, jeder vierte
Chauffeur besteht nicht darauf, dass sich Passagiere im Fond
anschnallen. So verlangen in Rumänien nur 39 Prozent der
Fahrer, dass der Gurt auf den Rücksitzen getragen wird, wohingegen es in Belgien immerhin 85 Prozent sind. Der Europäische Rat für Verkehrssicherheit spricht sich klar dafür aus,
dass durch das Tragen von Sicherheitsgurten Unfälle weniger
oft tödlich enden. Als erster Hersteller bietet Ford im neuen
Mondeo auf Wunsch einen Gurt-Airbag für die Passagiere auf
den äußeren Rücksitzen an.
schaftlich und umweltfreundlich: Voll
besetzt verbraucht er pro Fahrgast
weniger als 0,5 Liter Dieselkraftstoff
auf 100 Kilometern. Damit ist er womöglich der sparsamste Omnibus mit
Dieselantrieb der Welt.
Die deutschen Neuwagen werden immer leistungsstärker: In den
vergangenen 20 Jahren hat der
Durchschnitts-Pkw 47,5 PS hinzubekommen. 2015 ist das durchschnittliche Auto 105 kW/142,5 PS stark,
1995 waren es noch 95 PS im
Schnitt, geht aus einer Analyse des
CAR-Center Automotive Research
der Uni Duisburg-Essen hervor.
HECKLEUCHTEN MIT LED-TECHNIK
Blendende Aussichten
Jeder zweite Autofahrer fühlt sich von LEDRückleuchten geblendet. Das ergab eine Umfrage des
größten Motor-Internetforums motortalk.de, an der
rund 1300 Interessierte teilnahmen. Mehr als ein Viertel (26,7 Prozent) der Befragten waren sogar der Meinung, LED-Licht am Auto gehöre verboten. Eine große
Gruppe forderte, die Intensität der LED-Heckleuchten
müsse den Lichtverhältnissen und der Geschwindigkeit angepasst werden. Nur jeder dritte Teilnehmer
findet LED-Heckleuchten „in Ordnung“.
LED-Heckleuchten sind inzwischen ein wichtiges
Designelement der Hersteller.
Die Bundesregierung hat eingeräumt, dass viele Nothaltebuchten in
Bundesfernstraßen-Tunneln für Gigaliner mit einer Länge von bis zu
25,25 Meter deutlich zu kurz sind.
Nur „bei einer um ein Drittel verlängerten Nothaltebucht im Vergleich
zum aktuellen Regelwerk würden
alle Lang-Lkw-Typen vollständig einfahren können“, heißt es in der Antwort des Verkehrsministeriums auf
eine Anfrage der Grünen.
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TEST & TECHNIK
RATGEBER
RUSSPARTIKELFILTER
REINHEITSGEBOT
Rußpartikelfilter senken die Abgasbelastung
und sichern freie Fahrt auf Deutschlands
Straßen. Allerdings nur, sofern die „Saubermacher“ auch ordnungsgemäß funktionieren, was leider nicht immer der Fall ist.
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ACE LENKRAD 5/2015
Im Idealfall sieht das
Auspuffendrohr so makellos aus, dass der Kaminfeger nichts zu tun
hat. Ist es hingegen stark
verrußt, drohen hohe
Kosten.
Vor allem bei hohem
Kurzstreckenanteil wird
aus einem frischen bald
ein stark verrußter Partikelfilter (unten) – dann
verlangt die Warnanzeige (hier von Audi)
auch mal, dass zur Regeneration noch weiter
gefahren wird. Genügt
auch das nicht, muss die
Abgasanlage ausgebaut, überprüft und gegebenenfalls gereinigt
oder mit einem neuen
Partikelfilter ausgestattet werden.
FOTOS: OBERLAND MANGOLD, DAIMLER, HJS
Wenn alles nach Plan läuft, verrichtet so
ein Partikelfilter seinen umweltfreundlichen Dienst bis ans Lebensende des ganzen
Fahrzeugs. Das heißt, er hält bis zu 98 Prozent der groben und der feinen Rußpartikel
davon ab, ihre unangenehme bis gesundheitsgefährdende Wirkung in unserer Atemluft zu entfalten. Aus den Auspuff-Endrohren moderner Dieselmotoren kommen dann
weder schwarzer Rauch noch die unsichtbaren, aber nachweislich Krebs erzeugenden
Kleinstpartikel. Dokumentiert wird dieser
erfreuliche Zustand durch die grüne Plakette
an der Windschutzscheibe, die dem Fahrer
zugleich freie Fahrt sichert, wo noch manch
älteres Fahrzeug aus den immer zahlreicher
ausgewiesenen „Umweltzonen“ ausgesperrt
bleibt.
So weit, so gut. Seit 2006 sind tatsächlich
alle neu zugelassenen Diesel-Pkw in
Deutschland bereits ab Werk mit dermaßen
fortschrittlichen Abgasanlagen ausgestattet.
Und für die überwiegende Mehrzahl der älteren Fahrzeuge werden entsprechende
Nachrüstlösungen angeboten, die für mehr
Sauberkeit im Abgasstrom sorgen und aus
der gelben oder gar roten eine grüne „Freie
Fahrt“-Plakette machen.
Aktuell gibt es dafür sogar wieder einen
staatlichen Zuschuss (siehe Ratgeber-Kasten
auf Seite 11). Und nachdem schon im Jahre
2007 ein erster Skandal um unwirksame Billigfilter aufgeflogen ist, scheint der Markt
buchstäblich bereinigt zu sein. Wer heute
zur Erlangung der grünen Plakette einen
Rußpartikelfilter nachrüstet, kann unter den
drei renommierten Herstellern HJS, Oberland Mangold und Twintec auswählen und
bekommt für Kosten ab circa 500 Euro einen
dauerhaft wirksamen Nebenstromfilter
(siehe Kasten TECHNOLOGIEN auf Seite 10)
eingebaut.
Die viel sauberere und technisch bessere Lösung bieten Dieselfahrzeuge, die bereits ab
Werk mit dem Partikelfilter ausgestattet
sind. Das müssen sie auch, denn für sie gelten ja auch die strengeren Abgasnormen
Euro 5 und aktuell Euro 6.
Doch jetzt schlagen die Experten, die von Berufs wegen mit der Abgasuntersuchung (AU)
betraut sind, Alarm. Allerdings ohne gehört
zu werden, wie ACE LENKRAD bei seinen Recherchen herausfand. Seit Einführung der
Euro-5-Abgasnorm (2006) wird nämlich der
Abgasstrom von Dieselfahrzeugen im Rahmen der AU gar nicht mehr tatsächlich gemessen – sondern es wird aus dem Fehlerspeicher der On-Board-Diagnose (OBD) auf
die Wirksamkeit der Abgasreinigungsanlage
geschlossen.
Das ermöglicht einerseits Manipulationen,
andererseits liegen die Ansprechschwellen
der bei der OBD-Analyse verwendeten Gerätschaften um das Zigfache über den eigentlich erlaubten Grenzwerten. „Und selbst
wenn wir bei auffälligen Werten zusätzlich
eine Prüfung mit einer Sonde im Endrohr
durchführen, dürfen die aktuellen Abgaswerte um das Fünf- bis Sechsfache (Euro 6)
oder gar Zehnfache (Euro 5) überschritten
werden, ohne dass dies zum Scheitern bei
der AU führen würde“, berichtet Vincenzo
Luca vom TÜV SÜD in München.
Ein Skandal, zumal im schlimmsten Fall
selbst ein völlig wirkungsloser (oder gar absichtlich ausgebauter) Partikelfilter im Rahmen der AU überhaupt nicht erkannt wird.
Darum fordern Prüforganisationen, wie der
TÜV, und auch der ACE die Wiedereinführung der Endrohrmessung. Über die wird
zwar in den zuständigen EU-Gremien verhandelt – doch das kann dauern.
Aber was passiert eigentlich, wenn die störenden Rußpartikel dem Filter mehr und
mehr zusetzen? Dann wird dies von der Sensorik des Motormanagements – zum Beispiel am steigenden Abgasgegendruck – erkannt und eine aktive Regeneration des Filters eingeleitet. Nötig ist dies alle 600 bis
1000 Kilometer (siehe Kasten TECHNOLOGIEN auf Seite 10) und der Fahrer merkt
überhaupt nichts von dieser Maßnahme. Es
sei denn, er wäre soeben am Fahrtziel angelangt. Dann signalisiert ihm womöglich eine
Warnanzeige im Kombiinstrument, dass die
Fahrt unbedingt noch ein paar Minuten lang
fortgesetzt werden muss – andernfalls
könnte der verstopfte Filter dafür sorgen,
dass der Motor nicht mehr anspringt.
Diese Selbstreinigung gilt als zuverlässige
und wirksame Methode über zehntausende
von Kilometern. Aber sie kann an ihre Grenzen kommen. Das geschieht vor allem dann,
wenn ein Fahrzeug größtenteils im Kurzstreckenverkehr eingesetzt wird, wo der Motor
meist mit niedriger Drehzahl betrieben
wird. Und anders als der Ruß, der per Regeneration beseitigt wird, lagert sich mehr und
mehr Asche im Filter an – sie entsteht bei
der Verbrennung der Rußpartikel. So kann es
eben doch zu einem verstopften Partikelfilter kommen. Typischerweise tritt so ein Fall
frühestens nach 150 000 bis 200 000 Kilometern ein. Aber solch eine Laufleistung ist
bei Fahrzeugen, die sechs bis acht Jahre alt
sind, keineswegs eine Seltenheit.
„Der typische Fall ist ein VW Golf TDI, der
zum täglichen Weg in die Arbeit gefahren
wird. Seine Herstellergarantie ist längst abgelaufen und jetzt kommen auf seinen Halter Kosten von etwa 1500 Euro zu – das ist
kein Pappenstiel“, schildert Hubert Mangold
ACE LENKRAD 5/2015
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vom Abgasspezialisten Oberland Mangold
aus dem bayerischen Eschenlohe die Problematik. So viel kostet nämlich das OriginalErsatzteil samt Einbaukosten.
Wer vor solchen Kosten zurückschreckt, der
bemüht womöglich kurzerhand eine Internet-Suchmaschine oder Auktions-Plattform
à la „Ebay“ und stößt dort schnell auf vermeintlich attraktive Angebote: Bereits für
unter 250 Euro werden neue Rußpartikelfilter für gängige Kompaktautos offeriert –
selbst wenn noch die Montagekosten hinzukommen, klingt dies überaus verlockend.
Ist es das auch? „Im besten Fall richten solche Billigfilter keinen (Motor-)Schaden an“,
warnt Philipp Schulte, Geschäftsleiter bei
der HJS Emission Technology GmbH in Menden/Sauerland. Seine Firma bietet zwar
„nur“ Partikelfilter zur Nachrüstung an, aber
er kann mit Gewissheit behaupten: „Für diesen Preis können noch nicht einmal die Herstellungskosten eines funktionierenden Par-
tikelfilters gedeckt sein, schließlich besteht
dessen Innenleben zum Teil aus teuren
Edelmetallen.“
Im Internet und auf den Anzeigenseiten der
einschlägigen Fachmagazine findet man
eine weitere Möglichkeit, beim Wunsch
nach einem wieder wirkungsvollen Partikelfilter gegenüber dem Original-Ersatzteil viel
„Bei einem Preis von 250 Euro können noch nicht einmal die Herstellungskosten eines funktionierenden Partikelfilters gedeckt sein, schließlich besteht
dessen Innenleben aus teuren Edelmetallen.“
Geld zu sparen: die Reinigung des Filters,
der danach wieder „wie neu“ seinen Beitrag
in Sachen Umweltschutz leisten soll. Bereits
für knapp 20 Euro werden „DPF Reiniger“
angeboten, deren spezielle chemische Zusammensetzung den „reibungslosen Abtransport von Kohlenstoff- und Ascheabla-
TECHNOLOGIEN
Hauptstromfilter
Partikelfilter
Nachgerüstet oder ab Werk? Die Antwort auf diese
Frage bestimmt, welche Technologie in Sachen
Rußpartikelfilter an Bord eines Diesel-Pkw ist. Bei
nachgerüsteten Fahrzeugen ist es ein sogenannter
Nebenstromfilter – nicht ganz zu Unrecht auch „offenes System“ genannt. Denn die Abgase können zwar,
müssen aber nicht zwangsläufig durch die eingebauten Sintermetallfilter strömen, die die unerwünschten
Rußpartikel zurückhalten. Der Vorteil dieser Bauweise:
der Filter kann nicht verstopfen und dann für Leistungsminderung oder gar Motorschäden sorgen.
Aber der Wirkungsgrad übersteigt die gesetzlich geforderten 30 Prozent auch nicht um ein Mehrfaches:
selbst die Hersteller reklamieren höchstens 50 Prozent
Rußminderung für ihre Produkte. Dass diese ohne
zusätzliche Sensoren und Eingriffe ins Motormanagement auskommen, senkt dafür die Kosten deutlich.
Die Regeneration der Filter erfolgt passiv, indem der
Ruß schon bei einer Abgastemperatur von 200 °C mit
dem im Oxidationskatalysator gebildeten Stickstoffdioxid (NO2) oxidiert. Die weitaus teureren „geschlos-
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ACE LENKRAD 5/2015
gerungen“ bewirken soll. Weil hierzu noch
nicht einmal der Filterausbau erforderlich
ist, ein überaus verlockendes Angebot – und
eines, vor dem HJS-Mann Schulte eindringlich warnt: „Nach solch einer chemischen
Behandlung funktioniert die herkömmliche,
vom Motormanagement eingeleitete Regeneration häufig nicht mehr.“ Weil diese ja
senen Systeme“, die seit 2006 als Bestandteil einer
ausgeklügelten Abgasanlage zum Einsatz kommen,
folgen dem Prinzip des Wandstromfilters: der gesamte
Abgasstrom wird durch die Filterelemente geleitet
– und die enthaltenen Rußpartikel bleiben zu mehr
als 90 Prozent gleich dort zurück. Diese Rußmenge
würde den Filter schnell zusetzen, ein Anstieg des Abgasgegendrucks (und damit des Verbrauchs) wäre die
unweigerliche Folge, bis der Motor überhaupt nicht
mehr anspringt. Also muss eine Mehrfach-Strategie
zur aktiven Regeneration angewendet werden: Damit
der Ruß verbrennen kann, wird bei vollem Filtersystem zusätzlicher Kraftstoff eingespritzt, der sich im
vorgeschalteten Katalysator entzündet – das Abgas
wird über 600 °C heiß, der Ruß verbrennt innerhalb
weniger Minuten und der Partikelfilter ist wieder frei.
Mithilfe von Additiven kann die Entzündungstemperatur der Rußpartikel um ca. 100 °C gesenkt
werden. Dafür sind Sensoren und eine entsprechende
Programmierung des Motormanagements vonnöten,
damit die Regeneration auch unter ungünstigen Umständen (Stadtfahrten mit niedrigen Drehzahlen und
hohem Leerlaufanteil, extrem hohe/niedrige Außentemperaturen) zuverlässig funktioniert. Andernfalls
verstopft der Rußpartikelfilter eben doch – und muss
gereinigt oder gar ausgetauscht werden.
Rußpartikel
ungefilterte Abgase
gefilterte Abgase
Sintermetall
Nebenstromfilter
spätestens alle 1000 Kilometer nötig ist,
kann aus dem verlockenden Angebot ganz
schnell ein Ärgernis mit hohen Folgekosten
werden.
Seriöser erscheint da die Möglichkeit, den
Partikelfilter auszubauen und zu einem Spezialisten zu schicken, der ihn einer mehrstufigen Reinigungsprozedur unterzieht.
Für Nutzfahrzeuge, wo hohe Laufleistungen
an der Tagesordnung sind und die Wirtschaftlichkeit eine entscheidende Rolle
spielt, gibt es längst etablierte Anbieter und
Verfahren. Selbst Marktriese Daimler bietet
für seine Truck-Sparte ein patentiertes Reinigungsverfahren an – und das sogar im
„Ringtausch“, sprich: der Kunde bekommt
sofort einen aufbereiteten Filter, statt lange
Wartezeiten für Versand und Reinigung hinnehmen zu müssen. Die Frage von ACE
LENKRAD, ob es demnächst ein vergleichbares Angebot für Personenwagen geben soll,
konnte man in Stuttgart-Untertürkheim allerdings nicht beantworten.
Seit Anfang 2015 hat hingegen PartikelfilterSpezialist Oberland Mangold ein ganz ähnliches Verfahren etabliert – und bietet es vorerst für Dieselmotoren der VolkswagenGruppe (VW, Audi, Škoda, Seat) an. BMW,
Ford und Opel sollen bis Mitte des Jahres
folgen und ab 2016 möglichst auch die anderen Pkw-Hersteller am deutschen Markt.
Für circa 600 Euro (dazu kommen noch die
Kosten für Demontage, Versand und Wiedereinbau in der Werkstatt vor Ort) wird die
komplette Abgasanlage zunächst geprüft
und dann einer aufwendigen Reinigung unterzogen – bis zuletzt die gelösten Rückstände per Wasserdruck aus dem Filter gespült werden. Nach jahrelanger Erprobung
verspricht Oberland Mangold, dass der
Kunde seinen Original-Partikelfilter innerhalb von 48 Stunden wiederbekommt – und
dass dieser seine Filterfunktion ebenso gut
wie ein Neuteil erfüllt.
Ähnliche Angebote gibt es auch von anderen
Firmen und zu ähnlichen Preisen. Aber wie
lässt sich aus Verbrauchersicht erkennen, ob
Clubvorteile
solchen Versprechen auch vertraut werden
kann? HJS-Geschäftsleiter Schulte, der selber
zur Zeit nur für Nutzfahrzeug-Großkunden
die Reinigung von Partikelfiltern anbietet,
empfiehlt dazu einen genauen Blick in die
Allgemeinen Geschäftsbedingungen: „Viele
Firmen schließen die Gewährleistung für
spätere Defekte oder überhaupt die Wirkung
ihres eigenen Tuns schlichtweg aus – oder
sie schreiben vage Voraussetzungen hinein,
wie etwa ein ‚technisch einwandfreies Fahrzeug‘, um sich selbst aus jeglicher Haftung
zu nehmen. Wir kennen Fälle, wo die Filter
noch vor dem Ausbrennen so heftig geklopft
NACHRÜST-FÖRDERUNG
Aktuell gibt es in Deutschland 76 Städte mit ausgewiesener Umweltzone – und
nur wer eine grüne Plakette
an der Windschutzscheibe
hat, darf dort fahren. Damit
ältere Dieselfahrzeuge nicht
automatisch aus vielen
Innenstädten ausgesperrt
bleiben, gibt es erneut Fördergelder zur Nachrüstung
mit einem Rußpartikelfilter:
Eigner von Diesel-Pkw und leichten Nutzfahrzeugen (bis 3,5 t), die vor dem
1. Januar 2007 (Nutzfahrzeuge: 17. Dezember 2009) zugelassen wurden, können
bei einer Nachrüstung im Verlauf des Jahres 2015 einen staatlichen Zuschuss in
Höhe von 260 Euro erhalten. Den Antrag dazu gibt es online auf www.bafa.de –
aber Achtung: gefördert wird nur, solange die Gesamtsumme nicht ausgeschöpft
ist. Zum Redaktionsschluss (30. April 2015) dieser Ausgabe waren laut Bundesanstalt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle noch über 26 Mio. Euro im Topf.
worden sind, dass die feine Keramikstruktur
im Inneren gerissen und somit zerstört ist.
Dem Filter sieht man das nicht an, aber er ist
dann schrottreif.“
Dass die am Markt befindlichen Verfahren
zur Reinigung von Partikelfiltern unterschiedlich wirksam sind, berichten die Vertreter von HJS und Oberland Mangold nach
intern durchgeführten Vergleichstests unisono. Es kann funktionieren, muss aber
nicht. Weil zudem kein Autohersteller konkrete Auskünfte oder gar eine Freigabe für
diesen kostensparenden Weg zu einer aufgefrischten Abgasanlage erteilen möchte, ist
Skepsis also durchaus angebracht. Doch das
Feld ist bereitet, auch für seriöse Anbieter:
Schon heute fahren mindestens 12 Millionen Dieselfahrzeuge auf Deutschlands Straßen, die nach 2006 zugelassen und daher
mit einem serienmäßigen Partikelfilter ausgestattet sind. Und ab 2018 dürften dann
90 Prozent aller Diesel-Pkw zur potenziellen
Kundschaft in Sachen Partikelfilter-Reinigung gehören.
Christian Deger
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zum großen Ziel.
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ELEKTROMOBILITÄT
TEST & TECHNIK
Stillstand ist Rückschritt. Und
im Moment scheint der Markt
für rein elektrisch betriebene
Autos etwas in der Klemme zu
stecken. Abgesehen von Menschen mit Pioniergeist, deren
Kontingent ja auch irgendwann
erschöpft ist, schrecken viele potenzielle Käufer noch vor der
scheinbar geringen Praxisreichweite zwischen 80 und 150 Kilometern und den hohen Einstiegspreisen zurück.
Doch nun scheint wieder Bewegung in die Dinge zu kommen.
WEITERENTWICKLUNG DER ELEKTROAUTOS
Schritt für Schritt
Auf der Wunschliste der Interessenten stehen deutlich mehr Reichweite und bequemeres Laden ganz
weit oben. Die Hersteller reagieren bereits.
Primärspule
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Induktives Laden (oben links)
und die Steuerung des Ladevorgangs vom Frühstückstisch
aus sind längst Realität.
FOTOS: WERK
Beteiligte und am Markt interessierte Unternehmen wie Bosch
kündigen an, dass der Preis der
wertvollen Batterie schon in den
nächsten zwei Jahren um rund
ein Drittel fallen soll. Noch liegt
dieser bei rund 300 Dollar pro
Kilowattstunde Kapazität. Das
bedeutet, dass beispielsweise
beim rund 37 000 Euro teuren
BMW i3 allein 5300 Euro auf die
Batterie entfallen; deren Lebenszeit natürlich beschränkt ist. Bei
Tesla kostet die riesige Batterie
als Ersatzteil rund 36 000 Euro.
Die Batterie des BMW ist mechanisch äußerst robust aufgebaut
N
Traktionsbatterie: Fachbegriff für
die im Elektroauto installierte Hochvolt-Batterie mit bis zu 400 Volt
Spannung. Diese versorgt den Antrieb mit Strom, zusätzlich wird
immer auch eine kleinere 12-VoltBatterie für Licht und Komfortfunktionen verwendet.
12
12
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Second Life: Die Verwendung
einer ausgedienten Traktionsbatterie
als Speicher ist eine sinnvollere
Form des Recyclings als die Demontage der Zellen. Die Traktionsbatterien werden ausgemustert, wenn
weniger als 80 Prozent der ursprünglichen Kapazität übrig sind.
Schnellladen: Das Laden mit
hohen Strömen zwischen 22 und
120 kW verkürzt die Wartezeit deutlich, schadet aber der Batterie.
Darum wird ab 80 Prozent der Kapazität auch der Ladestrom stark
zurückgefahren. 100 Prozent sind
nur mit langsamer Ladung möglich.
Gigafactory: Der US-Hersteller
Tesla baut in Nevada zusammen mit
Panasonic eine Batteriefabrik, die
bis 2020 Pakete für etwa 500 000
E-Autos herstellen soll. Damit
könnte der Preis der auf dem Weltmarkt erhältlichen Batterien um
bis zu 50 Prozent sinken.
Das Batteriepaket und
die dazugehörige Leistungs- und Ladeelektronik sind bisher ein
sehr teurer Posten.
Das könnte sich bald
ändern: Die Kosten
sollen spätestens bis
2020 um mindestens
ein Drittel sinken.
und somit nach Aussagen von
Experten gut für eine Lebenszeit
von bis zu 20 Jahren. Andere Batterien wiederum sollen dagegen
deutlich kurzlebiger und selbst
bei guter Behandlung schon
nach acht Jahren am Ende ihres
Lebens angekommen sein. Das
ist ungefähr der Zeitraum, für
den Garantie gewährt wird. Ob
diese Prognosen auf Basis von
Simulationen stimmen, wird
sich bald herausstellen.
„End of Life“ wird das Schwächeln der Batterie in der Fachsprache genannt, gemeint ist
ein Kapazitätsverlust auf rund
80 Prozent. Nicht mehr gut genug für die Verwendung im EAuto, bei dem es auf jeden Kilometer ankommt – aber immer
noch gut genug, um im Verbund
mit anderen Batterien im Ruhestand als Pufferspeicher die
Schwankungen im Öko-Stromnetz auszugleichen. In Hamburg
entsteht auf Initiative von Vattenfall, Bosch und BMW derzeit
ein solcher Speicher.
In Zukunft sollen Solarzellen auf
dem Dach, eine ausgediente Batterie und das eigene Elektroauto
vor der Tür die Energieversorgung lokal entlasten.
Dazu muss aber die allgemeine
Akzeptanz noch weiter steigen.
Und das geht nur über die Reichweite. So hat Nissan für 2016/17
bereits ein Elektroauto mit bis zu
400 Kilometer Reichweite angekündigt, auch der Chevrolet Bolt,
ein kompakter Stromer im Format des BMW i3, soll 300 Kilometer schaffen, wenn er denn
auf den Markt kommt. Dann
würde es eng für BMW und auch
den Volkswagen-Konzern, der
mit e-UP und e-Golf verspätet
auf den rein elektrischen Zug
aufgesprungen ist. Doch auch
hier wird bereits von Updates gemunkelt, die die Reichweite bald
deutlich vergrößern sollen.
Für die Elektroautofahrer der
ersten Stunde sind das schlechte
Nachrichten, würden doch die
teuer bezahlten Autos der ersten
Generation drastisch an Wert
verlieren, sobald der Nachfolger
mit doppelter Reichweite auf
dem Markt ist.
Wobei hier noch nicht das letzte
Wort gesprochen ist. Denn alle
Meldungen über neue Wunder-
batterien haben sich bisher entweder als Flop oder reine Zukunftsmusik entpuppt.
Die zusätzliche Reichweite soll
wie bisher aus Lithium-IonenBatterien kommen, die einerseits chemisch noch nicht ganz
fertig entwickelt und andererseits auch in der Kapazität noch
nicht völlig ausgereizt sind.
Zwischen der Brutto- und Nettokapazität, also der tatsächlich
nutzbaren Energiemenge, ist
noch viel Potenzial. Das ist der
Vorsicht der Automobilhersteller
geschuldet, die traditionell und
besonders bei neuen Technologien mit großen Sicherheitsmargen operiert. Batteriebrände, wie
sie bei Laptops und Handys
schon Schlagzeilen machten,
kann sich kein Autohersteller
leisten. Nimmt jedoch der Erfahrungsschatz zu, kann die Batterie
auch stärker geladen und weiter
entleert werden. Ein Großteil des
Reichweitensprunges soll allein
daher stammen – und könnte
somit auf die älteren Modelle
übertragen werden.
Nicht zu unterschätzen ist ein
weiterer Punkt: die Ladetechnik.
Neben der Verfügbarkeit von Ladestationen, einheitlichen Abrechnungsmodellen und den
Strompreisen spielt auch das
Handling eine große Rolle.
Wenn jedoch Straßenlaternen zu
Ladesäulen werden oder das
Auto bequem per Induktion bei
jedem Stopp auf dem Parkplatz
nachgeladen werden kann, ist
die Reichweite vielleicht kein so
kaufentscheidendes Kriterium
mehr. Denn Reichweite verlangt
eine große Batterie. Die ist aber
schwer und Gewicht bedeutet
hohen Energieverbrauch.
Auch hier überschlagen sich die
Hersteller mit Ankündigungen
und Modellversuchen. Sicher ist
nur eines: Es geht voran und
unter optimalen Umständen
sogar schneller als gedacht. gb
.
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STECKBRIEFE ONLINE: Wer mehr über die am Markt befindlichen Elektroautos
wissen will, kann sich zusätzlich auf den Internetseiten des ACE informieren. Dort
haben wir für alle derzeit erhältlichen Fahrzeuge die technischen Daten und eine
Kurzcharakteristik in Form eines Steckbriefs zusammengestellt. Die Steckbriefe
können im PDF-Format heruntergeladen und ausgedruckt werden. Diese und
weitere Informationen unter www.ace-lenkrad.de/eautos-steckbriefe
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Lithium-Ionen (Li-IO): Oberbegriff
für schnellladefähige Batterien mit
hoher Energiedichte. Je nach Material für Kathode, Anode und Elektrolyt werden hier weitere Unterscheidungen gemacht. Bei mehr als
100 Grad entzünden sich die Akkus
oder erleiden bleibende Schäden.
Lithium-Schwefel (Li-S): Zusammen mit der kanadischen Universität Waterloo forscht BASF an einem
Batterietyp, der fünf- bis achtmal
mehr Energie speichern können soll
als bisherige Lithium-Ionen-Akkus.
Probleme macht derzeit noch die
Zyklenstabilität.
1
1
20 bis 80 Prozent Ladung | 2 gegen Aufpreis
20 bis 80
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Aufpreis
ACE LENKRAD 5/2015
13
TEST & TECHNIK
FAHRBERICHT
VW GOLF VARIANT 2.0 TDI BLUEMOTION
Raumgleiter
Mehr Ladefläche, mehr Platz für Insassen, mehr Sicherheit und weniger Verbrauch: Der Golf kann als Lastesel
punkten. Und richtig schick ist er geworden.
Liebhaber, die einen VW Golf
als Gepäcktransporter wählten,
mussten bislang mit einem Kompromiss leben. Das beliebteste
Modell der Kompaktklasse wurde
in seiner Kombiversion von den
Wolfsburger Designern etwas
stiefmütterlich behandelt. Denn
das vergrößerte Gepäckabteil
wirkte wie ein lästiges Anhängsel
der Limousine. Mal geriet das
Hinterteil zu klobig, mal verlor
die Linie zwischen Front und
Heck ihre Harmonie. Beim Käufer dominierte in aller Regel die
Vernunft über die Emotion – und
die Zulassungszahlen unterstri14
ACE LENKRAD 5/2015
chen zuletzt diesen Zwiespalt.
Nur jeder fünfte Golf kam als Variant auf die Straße. Wohl auch,
weil mit Touran und Sportsvan
weitere Modelle aus dem Hause
Volkswagen um die Gunst der
Kunden buhlten.
Mit der siebten Auflage des
Wolfsburger Bestsellers ist dieser
Widerspruch aufgelöst. Denn der
Lademeister ist parallel zur Limousine am Zeichenbrett entstanden. Und siehe da – der Variant bekommt einen stimmigen
Auftritt. Seine Linie ist fließend,
sein Rücken zeigt scharfe Kante.
Die Frontpartie signalisiert klar:
hier kommt ein Golf. Und nun ist
es VW-Zeichnern gelungen, das
Heck in den typischen GolfMerkmalen zu gestalten – mit
den breiten, geteilten Leuchten
und dem markanten Knick im
Blech. Richtig deutlich ist der
Unterschied zur Limousine in
der Profilansicht erkennbar. Bei
nahezu identischem Radstand
(der Variant bietet zwei Millimeter mehr) ist die Heckpartie mehr
als dreißig Zentimeter länger.
Da kommt Freude auf, wenn die
große Klappe weit aufschwingt:
Es ist reichlich Laderaum dahinter, durch die breite Öffnung sind
auch sperrige Möbelstücke leicht
zu verstauen. Rund 605 Liter an
Volumen nimmt das Gepäckabteil auf, das sind gut 100 Liter
mehr als beim Vorgängermodell.
Bei umgeklappter Rücksitzbank
wächst der Stauraum auf stolze
1620 Liter (Vorgänger rund 1500
Liter). Damit lassen sich lange
Regalbretter transportieren – Gegenstände bis zu einer Länge von
180 Zentimeter verschwinden
auf der nicht ganz ebenen Ladefläche. Und wenn der Platz doch
nicht reicht, lässt sich in der
Comfortline-Ausstattung die Rückenlehne einfach umklappen.
Die niedrige Ladekante von
knapp 63 Zentimetern erleichtert
das Verstauen des Gepäcks obendrein. Praktisch für den Nutzer
ist auch die Fernentriegelung der
Rücksitzbank vom Kofferraum
aus. Stören Trennnetz und Heckrollo beim Gepäcktransport, so
erhalten diese in Stauräumen
unterhalb des Ladebodens ihren
Platz. Für Ski oder Ähnliches findet sich eine Durchreiche in der
Mitte. Vier Ösen helfen, das Ladegut sicher zu verzurren. Eine
230-Volt-Steckdose im Kofferraum ist für 122 Euro als Extra zu
ordern, ein 12-Volt-Anschluss
dagegen schon ab Serie an Bord.
Das Plus an Länge, das der Variant gegenüber der Limousine
aufweist, kommt nicht nur dem
Gepäckabteil zugute. Auch die
Fondpassagiere genießen mehr
Beinfreiheit.
Ohnehin lässt es sich im Wolfsburger Bestseller sehr komfortabel reisen. Das gilt vor allem auf
Langstrecken. Hier verdient sich
die automatische Distanzregelung ACC (Aufpreis 565 Euro),
mit der der Testwagen ausgestattet ist, Bestnoten. Das System arbeitet präzise und unauffällig,
auch bei höheren Fahrgeschwin-
dynamischen Sportmodus ist der
Sprint von null auf hundert km/h
in weniger als neun Sekunden
erreicht und eine Spitzengeschwindigkeit von 218 km/h
möglich. Im Öko-Fahrbetrieb
hingegen kann der Spritverbrauch ohne Zauberei unter die
magische Fünf-Liter-Grenze gedrückt werden.
Und noch eines zeigt der Golf Variant auf beeindruckende Weise:
Fahrerassistenzsysteme halten
auch in den Lademeistern Einzug. Groß ist die Auswahl: Für
einen Paketpreis in Höhe von
2350 Euro erhält der Kunde viele
unsichtbare Helfer – vom Abstandsregeltempomaten mit
einer Notbremsfunktion über
Xenonscheinwerfer mit dynamischem Fernlicht bis zu Spurhalte- sowie Ausparkassistenten.
Wer es schlichter mag, wählt einzelne Komponenten aus.
Fazit: Jetzt ist es Volkswagen gelungen, einen Kombi auf die
Beine zu stellen, der das Zeug
hat, der Limousine ernsthaft den
Rang streitig zu machen. Er ist
geräumiger und variabler als sein
Bruder, die rund 2000 Euro Aufpreis zur Limousine sind vor
allem für Familien eine gut angelegte Investition.
Thomas Breitling
TECHNISCHE DATEN
Golf Variant 2.0 TDI BlueMotion
Hubraum cm3
1968
Zylinder/Schadstoffklasse
4/Euro 6
Leistung kW(PS)/min-1 110 (150)/3500
max. Drehm. Nm/min-1 320/1750-3000
max. Geschwindigkeit km/h
218
0 bis 100 km/h s
8,9
Karosserie
Kombi
L/B/H mm
4562/1799/1481
Radstand mm
2635
Spurweite v/h mm
1549/1520
Leergew./Zuladung kg
1436/609
Anhängelast ung./gebr. kg 710/1600
Dachlast/Stützlast kg
75/80
Kofferraum (VDA) l
605-1620
Reifendimension
195/65 R 15
Tankinhalt/Reichweite l/km 50/1190
ACE-Test/Minimal l/100 km
5,8/4,8
Verbrauch EG-Mix l/100 km
4,2 D
Kohlendioxid-Ausstoß g/km
108
Preis ab Werk Euro
28 400
21,92
Variable Kosten1 Cent/km
Gesamtkosten2 Cent/km
86,33
ACE LENKRAD 5/2015
15
Kosten bei 15 000 km/Jahr, 60 Monate Nutzungsdauer, berechnet von DEKRA. 1 für Kraftstoff, Reifen, Reparatur, Wartung
und Pflege. 2 Variable Kosten plus Verzinsung, Wertverlust, Kfz-Steuer, Versicherung und Unterstellungskosten.
FOTOS: EMMERLING
Front- und Heckansicht des
Variant zeigen jetzt deutlich die
Zugehörigkeit zur Golf-Familie.
Hinter der weit aufschwingenden Heckklappe ist viel mehr
Stauraum als beim Vorgänger.
Der 2,0-l-Turbodiesel mit BlueMotion-Technologie ist spritzig,
er kann aber auch äußerst
sparsam unterwegs sein.
digkeiten. Dem Fahrer fällt es
leicht, ein vertrauensvolles Verhältnis zu diesem Abstandstempomaten zu entwickeln, den Fuß
vom Gaspedal zu nehmen und
sich etwas gemütlicher auf dem
Polster zu räkeln. Komfortsitze
für Fahrer und Beifahrer tun ihr
Übriges, sie bieten idealen Seitenhalt, der Rücken erhält durch
das Polster genug Gegendruck.
Zudem sind beide Sitze in der
Höhe verstellbar. Die Instrumententafel ist – golftypisch – übersichtlich und wirkt aufgeräumt.
Die Materialien sind hochwertig
und auch die Verarbeitung ist
über alle Kritik erhaben.
Richtig Spaß macht das Reisen
mit dem 2,0-l-Turbodiesel. Der
150 PS starke Antrieb garantiert
eine gelassene Kraftentfaltung,
schon bei geringen Drehzahlen
steht das maximale Drehmoment von 320 Newtonmetern
dem Fahrer sofort zur Seite. Der
Motor bietet im vierten Gang
ausreichend Elastizität für Überholmanöver. Der lang übersetzte
sechste Gang der Handschaltung
ist hingegen auf verbrauchsreduziertes, sanftes Dahingleiten ausgelegt.
Falls es doch mal etwas dynamischer in die Kurve geht, halten
das Fahrwerk und die elektronischen Helfer genügend Sicherheitsreserven parat. Serienmäßig
ist das elektronische Stabilisierungsprogramm mit einer elektronischen Differenzialsperre
ergänzt. Dieses System gewährleistet bei flotten Kurvenfahrten
eine gleichmäßige Verteilung der
Traktion auf den Vorderrädern
und neutralisiert somit das Untersteuern beim Einlenken.
Darüber hinaus ist nun auch der
Variant mit adaptiver Fahrwerksregelung DCC (+1015 Euro) zu
haben. Per Knopfdruck regelt der
Fahrer, ob die Abstimmung vom
Standard abweichen soll – eher
sportlich oder mehr auf Komfort
ausgelegt. Dieses Extra beinhaltet eine Fahrprofilauswahl, die
auch ohne DCC für 123 Euro zu
ordern ist. So lassen sich Motor,
Getriebe und Lenkung auf unterschiedliche Wahlmodi einstellen. Damit nimmt der Fahrer Einfluss auf Kraft und Konsum. Im
TEST & TECHNIK
NEUE AUTOS
Messerscharfe Kanten,
modellierte Flächen: der
neue Škoda Superb.
verzichten zu müssen: Wenn die
Fließheckklappe nach oben
schwingt (für 420 Euro extra
auch elektrisch), öffnet sich
ein schwarzes Loch, das 625 bis
1760 Liter schluckt.
Fünf Benziner mit Leistungen
zwischen 125 und 280 PS sowie
drei TDI-Diesel von 120 PS bis
190 PS stehen bereit. Auf den ersten Testrunden zeigten sich die
beiden 150 PS starken Volumenmodelle 1.4 TSI und 2.0 TDI im
besten Sinne unspektakulär. Der
ŠKODA SUPERB
Der neue Superb rollt an den
Start. Und schon der erste Blick
verrät, dass es beim Flaggschiff
der tschechischen VW-Tochter
nicht mehr allein um praktische
Funktionalität geht. Die dritte
Generation der Mittelklasse-Limousine, am 13. Juni zu Preisen
ab 24 950 Euro beim Händler, ist
mit scharf geschnittener Karosserie ein echter Hingucker.
Durchzogen von kantigen Linien,
spitzen Winkeln und konturier-
FOTOS: WERK
Scharfe
Schnitte
ten Flächen wirkt die Limousine
fast wie aus dem Skizzenblock
entsprungen. Aber nicht nur das
neue Design ist erstaunlich.
Technisch gesehen basiert die
4,86 Meter lange Limousine auf
dem Golf. Doch mit einem auf
2,84 Meter gestreckten Radstand,
knapp fünf Zentimetern mehr in
der Breite und kürzerem vorderem Überhang entstand neben
eleganten Proportionen auch
reichlich Platz für Mensch und
Material. Vor allem hinter den
Vordersitzen fühlt es sich, während man die Beine ausstreckt,
locker eine Klasse höher an.
Ohne deshalb auf Gepäckraum
Benziner gefällt durch seine nahezu geräuschlose Laufkultur,
der Diesel mit seinem wuchtigen
Punch aus unteren Drehzahlen.
Beiden gemein sind das präzise
und sichere Lenkgefühl am Lenkrad und die trotz der dynamischen Linien komfortable Fahrwerksabstimmung.
wal
JAGUAR XE
Auf dem Sprung
Mit sportlicher Optik,
knackigem Fahrwerk
und zeitgemäßen
Assistenz- und Infotainmentsystemen
wildert der Jaguar XE
im Revier von 3er
BMW und Audi A4.
16
ACE LENKRAD 5/2015
Jaguar setzt mit dem XE zum erneuten Sprung in die deutsche Premium-Liga
an. Mit Coupé-ähnlich sportlicher Optik, ebenso kräftigen wie sparsamen Motoren und sportlich-komfortabel getrimmtem Fahrwerk nimmt die 4,67 Meter
lange Mitteklasselimousine vor allem die bayerische Konkurrenz ins Visier.
Nach der ersten Probefahrt könnte so mancher BMW- oder Audi-Fahrer bei Preisen ab 36 450 Euro tatsächlich ins Grübeln kommen. Im Gegensatz zum Mondeo-Abklatsch X-Type wurden beim XE Alu-Karosse, Fahrwerk, Lenkung, Interieur und Infotainmentsysteme komplett neu entwickelt. Ebenso der ZweiliterTurbodiesel, der mit 163 PS gerade mal 3,8 Liter verbrauchen soll. Die bessere
Wahl aus Fahrers Sicht ist jedoch die auf 180 PS getrimmte Version. Nicht nur,
weil sie mit 36 500 Euro kurioserweise keinen Cent mehr kostet, sondern mit
430 Newtonmeter Drehmoment deutlich mehr Schub entfacht. Auch bei den
Benzinern spendet ein Zweiliter-Vierzylinder-Turbo mit 200 oder 240 PS Kraft
und Freude. Schon allein, weil hier die samtweich schaltende ZF-Achtgangautomatik in Serie verbaut ist. Richtig fauchen kann der Jaguar aber erst im Topmodell XE-S, in dem der 340 PS starke 3,0-l-V6-Kompressor aus dem F-Type für
mehr oder weniger kontrollierte Tempo- und Adrenalinstöße sorgt.
wal
TEST & TECHNIK
MAGAZIN
Nur als Sondermodell erhältlich: „Generation SIX“
mit zweifarbiger Lackierung
im Retro-Look.
K
Die sechste Generation der Transporter-Baureihe ist eher Evolution statt Revolution. Den
unterschiedlichen Anforderungen entsprechend, wurden die Innenräume der einzelnen Modelle
angepasst. Der Caravelle, als Bindeglied zwischen Bulli und Multivan, ist dabei erstmals auch als
Highline erhältlich. Eine neue TDI-Generation bietet vier Leistungsstufen von 84 PS bis 204 PS. Bei
dem Benzinern kann zwischen 150 PS und 204 PS gewählt werden. Ein Start-Stopp-System sowie eine
Freisprecheinrichtung sind serienmäßig vorhanden. Die Fahrwerksregelung (Dynamic Cruise Control) ermöglicht drei Fahrmodi: Komfort, Normal und Sport. Elektrisch einstellbare Sitze und eine
elektrische Heckklappe sollen den Alltag noch komfortabler machen. Optionen wie automatische
Distanzregelung, Lichtassistent, Müdigkeitserkennung und Frontscheibenheizung ergänzen den
Sicherheitsaspekt. Neu sind außerdem die Annäherungssensorik und die Wischgesten, mit denen
das 6,33-Zoll-Display bedient werden kann. Die Preise bewegen sich auf und teilweise unter Vorgängerniveau. Ein Transporter ist ab 23 035 Euro erhältlich. Der Multivan beginnt bei 29 952 Euro.
K
T
Opel zieht mit
Binnen eines Jahres will Opel die gesamte Modellpalette mit dem TelematikDienst „OnStar“ausrüsten. Ein LTE-Router
soll Unfälle erkennen und melden. Damit
setzt Opel schon vor 2018 den geforderten
E-Call-Notruf um. Zusätzlich bietet OnStar
einen WLAN-Hotspot, eine App, einen Diebstahlservice, eine Fahrzeugdiagnose sowie
eine Navigationshilfe. Im ersten Jahr soll
dieser Service kostenlos angeboten werden.
Continental gab in der Hauptversammlung seine Absicht bekannt, in
Zukunft zum Software-Pionier zu
avancieren. Der Autozulieferer, dessen Reifensparte rund 48 Prozent des
Umsatzes ausmacht, will sich nun
auch um die Vernetzung der Mobilität kümmern. Dafür arbeitet der Konzern bereits mit Nokia, IBM und
Cisco zusammen.
FOTOS: WERK
Von vorne SUV, in der Seitenansicht ein Coupé
und mit einer Außenlänge von 4,73 Metern noch
relativ kompakt – so geht der GLC als sportliches
SUV ab 2016 auf Kundenfang. Große Lufteinlässe
und Räder sowie der dominante Unterschutz sind
die üblichen Zutaten. Die Schwellerverbreiterungen erinnern ebenfalls an Trittbretter klassischer
SUV. Ausgestattet ist das Showcar mit einem V6Motor (367 PS, 520 Nm), einer Neunstufenautomatik und Allradantrieb.
A
General Motors präsentierte mit
dem Chevrolet FNR ein Konzept für
autonomes Fahren mit Elektroantrieb. Das futuristische Design bietet
Flügeltüren, bei denen sich das
ganze Heck anhebt. Vier Einzelsitze,
von denen sich die vorderen umdrehen lassen, Radar auf dem Dach und
das Starten per Augen-Scan sind
weitere Besonderheiten.
ONSTAR SERVICE VON GM
Flach-SUV
P
Lexus stellt eine neue Modellvariante mit dem Namen RX 200t vor.
Das SUV ist mit einem 2,0-l-Vierzylinder-Benzinmotor samt Turbolader
ausgestattet. Die steifere Karosserie
und ein neues Fahrwerk ermöglichen
ein Pkw-ähnliches Handling. Ein
neues Sicherheitspaket ergänzt das
Angebot der Nobelmarke.
Eine Generation weiter
MERCEDES GLC COUPÉ
M
Forscher des Fraunhofer-Instituts haben einen Motor aus faserverstärktem Kunststoff hergestellt.
Das Zylindergehäuse des Prototyps
wiegt dadurch rund 20 Prozent weniger. Zudem ist die großserientaugliche Fertigung im Spritzgussverfahren
deutlich günstiger als die von Aluminium-Motoren.
VW TRANSPORTER T6
Gestreckte Linien zeigen den Coupé-Charakter des GLC.
O
Die C-Klasse von Mercedes ist
jetzt auch als C 160 zu haben. Zu
Preisen ab 31 680 Euro (Limousine)
und 33 350 Euro für den Kombi
T-Modell gibt es einen Vierzylinder
mit 129 PS, der beide Versionen in
knapp 10 Sekunden auf Tempo
100 beschleunigt und laut Norm
5,2 bis 5,4 Liter Super verbraucht.
Knöpfe am Innenspiegel steuern das Modul.
ACE LENKRAD 5/2015
17
VERKEHR & UMWELT
MOBILITÄT
VERKEHRSMITTEL-VERGLEICH
MOBILER
FÜNFKAMPF
FOTOS: TSCHOVIKOV, ARCHIV
Bahn, Fernbus, Flugzeug, Elektroauto und Diesel-Pkw – welches
Verkehrsmittel ist das schnellste, billigste, umweltfreundlichste?
Der ACE schickte fünf Testreisende von Stuttgart nach Berlin.
18
ACE LENKRAD 5/2015
Reisen starten nie am Bahnhof oder Flughafen, sondern
in der Regel zu Hause. Wir
wählten für unseren mobilen Fünfkampf die Strecke
vom Stuttgarter zum Berliner Fernsehturm. Ein kleiner
Zeit- und Komfortvorteil für
die Autofahrer. Die anderen
müssen erst mal mit dem
ÖPNV zum Flughafen
beziehungsweise Bahnhof.
Ein Städtetrip steht an, von Stuttgart
soll es nach Berlin gehen. So weit alles klar,
nur eine Frage stellt sich: Welches Verkehrsmittel ist das beste für die Tour? Schnell soll
es gehen, billig sein und dazu bitte schön
noch umweltverträglich. Eines vorneweg,
diesen Dreiklang schafft kein Verkehrsmittel. Der ACE wollte es jetzt etwas genauer
wissen und hat Deutsche Bahn, Flugzeug,
Fernbus, Diesel-Pkw und ein Elektroauto antreten lassen zum mobilen Fünfkampf.
Der Startschuss fällt am Stuttgarter Fernsehturm eines Dienstagmorgens Schlag neun
Uhr. Mit den Tickets in der Tasche macht
sich Rebekka mit der Stadtbahn auf den Weg
zum Bahnhof, Gerd und Kristina fahren mit
dem Bus zum Flughafen. Dort startet nicht
nur der Flieger gen Berlin, auch eine Fernbushaltestelle befindet sich in unmittelbarer Nähe. Leise nagelnd erwacht der DieselMotor des Mercedes CLA zum Leben, als
Philipp den Zündschlüssel dreht. Unser
fünfter Testkandidat, ein Elektroauto der
Marke Tesla, zeigt mir weder durch Vibrationen noch Geräusche an, dass es startklar ist.
Doch es genügt, den Gang einzulegen und
*DV]XJHEHQòORVJHKWÑV
Die Zeiten haben sich gewaltig geändert, seit
die erste Eisenbahn 1835 von Nürnberg
nach Fürth fuhr. Heute ist Deutschland von
einem dichten Schienennetz überzogen und
zumindest die großen Städte sind problemlos mit der Bahn zu erreichen. Ein großer
Vorteil der Bahnfahrt ist, dass die Reisezeit
anderweitig genutzt werden kann – beispielsweise zum Arbeiten. Unwägbar allerdings die äußeren Umstände. Wenn ein Kegelverein im selben Abteil reist, ist an Ruhe
nicht zu denken. Probleme werden der Bahn
gerne in Sachen Pünktlichkeit nachgesagt.
Mehr als ärgerlich ist eine Verspätung vor
allem dann, wenn ein Anschlusszug deswegen verpasst wird und die ganze Reiseplanung durcheinandergerät. Rebekka muss
auf ihrer Reise nach Berlin in Mannheim
umsteigen, drei Minuten hat sie dafür. Die
Zeit reicht, da der ICE auf weitere Züge mit
Verspätung wartet. Sechs Minuten nach der
planmäßigen Abfahrt rollt er los. Nicht an
jeder Verspätung ist die Bahn schuld. Die
sechs Minuten holt der Zug auf der langen
Fahrt zwar wieder rein, trotzdem kommt er
20 Minuten nach Plan am Berliner Hauptbahnhof an. Vandalismusschäden nennt die
Bahn als Grund für die Verspätung.
Ein moderner Diesel-Pkw wie der Mercedes
CLA ist ein Langstreckenfahrzeug par excellence. Während bei anderen Verkehrsmitteln eine gewisse Vorplanung unerlässlich
ist, heißt es für Autofahrer einsteigen, Navi
›
ACE LENKRAD 5/2015
19
programmieren, anschnallen und losfahren.
Und zwar direkt vom Start- zum Zielpunkt,
ein Wechsel der Verkehrsmittel, der öffentliche Personennahverkehr ist hier unnötig.
Ein Auto bedeutet Freiheit und Flexibilität.
Auch entlegene Ziele können problemlos
angesteuert werden, beim Gepäck ist die
einzige Beschränkung die Kofferraumgröße.
Seine Pausen macht Philipp nach Bedarf, bei
der Verpflegung ist er nicht auf eine kleine,
aber teure Auswahl wie beispielsweise im
Bordbistro der Bahn angewiesen. Er kann
viel Geld an einer Raststätte ausgeben, aber
auch die Autobahn kurz verlassen, um zum
Beispiel bei einem Bäcker im Umfeld eines
Autohofes ein mit Käse und Schinken belegtes Brötchen und einen Cappuccino für
4,50 Euro kaufen. Der Nachteil beim Autofahren: Es fordert die volle Konzentration,
die Zeit kann nicht etwa zum Lesen oder Internetsurfen genutzt werden.
Fliegen war bis vor wenigen Jahren Luxus,
dank zahlreicher Billigflieger ist das Flug-
Kristina: Schlafen,
lesen, essen, trinken,
im Internet surfen
und die Beine hochlegen. Bis auf die
doch recht lange
Fahrtzeit war der
Fernbus angenehm.
zeug heute ein selbstverständlicher Teil im
Mobilitäts-Mix – sei es für die schnelle Geschäftsreise oder den Städtetrip übers Wochenende. Wobei die Zeiten der Schnäppchen eigentlich schon wieder vorbei sind,
eine Konsolidierung des Marktes ist aber
noch nicht ganz abgeschlossen. Gerd flog
mit Air Berlin – das war die nächste Verbindung von der Landes- in die Bundeshauptstadt. Fürs Flugzeug gilt Ähnliches wie für
die Bahn und auch den Fernbus: Die Verbindung zwischen den Metropolen ist das eine,
der Weg zum eigentlichen Endziel aber das
andere. Und so ist die reine Flugzeit nur eine
Minute länger als der Fußweg vom Stuttgarter Fernsehturm zur Bushaltestelle, die Busfahrt zum Flughafen und die Fahrt mit Bus
und U-Bahn vom Berliner Flughafen zum
dortigen Fernsehturm zusammen.
Ein relativ neues Verkehrsmittel für die
Langstrecke ist der Fernbus – zumindest in
Deutschland. Noch bis Ende 2012 durfte er
nur Strecken bedienen, auf denen er keine
Konkurrenz zur Bahn darstellte. Mit der Änderung des Personenbeförderungsgesetzes
setzte eine Goldgräberstimmung in der
Branche ein. Zahlreiche Anbieter sind inzwischen pleite, haben sich vom Markt zurückgezogen oder fusioniert – wie erst kürzlich
die beiden Marktführer Mein Fernbus und
Flixbus. Doch das Geschäft scheint zu laufen, zahlreiche neue Linien sind geplant.
Lediglich der menschliche Faktor könnte die
Expansionspläne stoppen – schon jetzt klagen Anbieter über einen eklatanten Mangel
an Fahrer-Nachwuchs, Busfahren ist ein harter Job. Testerin Kristina fand die Reise relativ komfortabel und angenehm. Größtes Problem waren die fehlenden Pausen. Nur einmal besteht die Möglichkeit, den Bus an
einer Raststätte für eine halbe Stunde zu
verlassen – der Fahrer muss die gesetzlichen
Lenk- und Ruhezeiten einhalten. Die anderen Stopps an den Haltestellen oder zum
Fahrerwechsel dauern nur wenige Minuten.
Verpflegung sollte mitgenommen werden,
Gerd: Erster am
Fernsehturm! Der
Flug war angenehm,
allerdings dauerte
es ewig, bis ich mit
dem Flughafenbus
dann endlich in der
Stadt war.
Martina: Die drei
„Tankstopps“ zwischen Stuttgart und
Berlin entschleunigen
das Reisen. Die Zeit
reicht perfekt aus, um
gemütlich eine Tasse
Kaffee zu trinken.
Rebekka: Da mit
dem Umsteigen
alles geklappt hat,
war es insgesamt
ziemlich entspannt.
Durch die vielen
Mitreisenden war es
teilweise sehr laut.
20
ACE LENKRAD 5/2015
Philipp: Am Fernsehturm angekommen,
zeigt die Tankuhr
immer noch einen zu
einem Viertel gefüllten Tank an – Diesel
sind einfach ideale
Langstreckenautos.
Z E I T S C H I E N E
am Stuttgarter Fernsehturm: Der Mercedes vibriert, der Tesla gibt keinen Mucks
von sich, beide rollen los. Rebekka
macht sich auf den Weg zur Stadtbahnhaltestelle, noch begleitet von Kristina
und Gerd. Die beiden fahren mit dem
Bus zum Stuttgarter Flughafen, müssen
dabei einmal umsteigen. Um 9.51 Uhr
startet der ICE nach Mannheim, kommt
auch pünktlich an. Der Anschluss-ICE
nach Berlin hat sechs Minuten Verspätung. Um 10.20 Uhr steht für den Tesla
der erste Tankstopp am Supercharger in
Satteldorf an. Während Rebekka sich im
Zug einen Cappuccino gekauft hat und
in ihrer Zeitschrift schmökert, steht
Gerd in der Schlange bei der Gepäckaufgabe. Kristina sitzt derweil in der
Sonne auf ihrer Tasche – eine Bank gibt
es an der Fernbushaltestelle Flughafen
weit und breit nicht.
09:00
11:00
Um 11.13 Uhr hebt
der Air-Berlin-Flieger
ab, um 12.11 Uhr (mit elf Minuten Verspätung) setzt er auf der Landebahn in
Berlin-Tegel auf. Unterwegs gab es
Chips und Cola für Gerd. Auch Kristina
ist mit Verspätung gestartet, statt um
10.55 Uhr fährt der Fernbus, von
Konstanz kommend, erst um 11.04 Uhr
am Flughafen los. Um 11.25 Uhr schon
der nächste Stopp in Obertürkheim,
Mittagspause für den Fahrer von 12.15
bis 12.45 Uhr – der Fernbus kommt nur
langsam vorwärts. Kurz nach zwölf
macht Philipp eine kurze Mittagspause.
Der Tesla mahnt um 12.35 Uhr, 20 Kilometer vor dem Supercharger in Münchberg, zum Langsamfahren, da die
Reichweite nur noch sieben Prozent
beträgt. Rebekka nähert sich mit
240 km/h Berlin.
13:00
Der Tesla hat 256 Kilometer Reichweite aufgeladen, Martina hat sich mit einem
großen Milchkaffee und einem belegten Brötchen für die nächste Etappe gestärkt. Philipp ist mit dem CLA jetzt
etwa 60 Kilometer voraus. Gerd befindet sich auf der Zielgerade, mit Bus und
S-Bahn fährt er durch Berlin. Um 13.30
Uhr ist es geschafft – das Flugzeug war
am schnellsten, Gerd ist am Berliner
Fernsehturm angekommen. Rebekka
versucht zu lesen, aber zwei schreiende
Kleinkinder lenken sie immer wieder
Clubvorteile
ab. Kristina macht derweil ein Nickerchen, um 14.10 Uhr stoppt der Bus an
der Haltestelle in Würzburg.
15:00
Seit 14.45 Uhr steht
Martina am letzten
Supercharger in Nempitz bei Leipzig.
Dieser Supercharger wurde erst vor
einer Woche eröffnet. Für die letzte
(und längste) Etappe wird lieber etwas
mehr Strom getankt, der Aufenthalt
dauert eine gute halbe Stunde. Gerd
schlendert über den Alex und wartet
auf den Rest der Truppe. Die Bahn hat
Verspätung, 20 Minuten steht der Zug
vor Spandau im Grünen. Der Grund ist
laut Durchsage „Vandalismus“. Aber
um 16.06 Uhr erreicht auch Rebekka
den Alexanderplatz. Fünf Minuten vor
ihr ist Philipp angekommen. Der Tank
des CLA ist noch zu einem Viertel voll.
Die Straßen sind frei,
sowohl der Tesla als
auch der Fernbus kommen gut voran.
Richtig zäh wird es erst in der Innenstadt von Berlin. Martina kommt voll in
den Feierabendverkehr. Philipp, der eine
Stunde früher dran war, ist noch deutlich besser durchgekommen. Aber um
17.25 Uhr ist das Ziel erreicht und Martina kann sich zu Gerd, Rebekka und
Philipp in die Sonne setzen. Da die
Fernbus-Haltestellen nicht direkt an der
Autobahn sind, verliert Kristina viel Zeit,
während sich der Bus durch die Leipziger Innenstadt quält. Aber um 18.15
Uhr heißt es: Nächster Stopp Berlin!
17:00
Kristina bekommt
Hunger. Das Fischbrötchen, welches sie sich beim MittagsStopp gekauft hat, ist längst verdaut.
Im Fernbus gibt es zwar Snacks zu kaufen, aber Bifi, Gummibärchen oder
Schokoriegel machen nicht wirklich
satt. Die anderen vier sitzen zu diesem
Zeitpunkt schon im Restaurant und lassen sich die Berliner Küche schmecken.
Um 20.15 Uhr, und damit eine Viertelstunde eher als geplant, erreicht der
Fernbus den Zentralen Omnibusbahnhof in Berlin. Doch noch steht ihr eine
halbe Stunde U-Bahn-Fahrt bevor.
19:00
21:00
Jetzt kommt Kristinas
U-Bahn am Alex an,
kurz nach neun steht auch sie am Berliner Fernsehturm.
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Der CLA schafft die Strecke nach Berlin ohne Tankstopp.
im Bus gibt es nur Snacks. Vorteil für Reisende mit viel Gepäck: Zwei Koffer sind im
günstigen Reisepreis inbegriffen. Doch das
billige Ticket hat seinen Preis – Kristina
kommt mit großem Abstand als Letzte an.
Noch vor wenigen Jahren wäre es undenkbar
gewesen, innerhalb weniger Stunden mit
einem Elektroauto quer durch die Republik
zu reisen. Das kalifornische Unternehmen
Tesla hat es geschafft, dass das Elektroauto
zumindest zum Teil nicht mehr den Stempel des reinen Stadtautos trägt. Seit 2013
hat Tesla ein Netz von Schnellladestationen, sogenannten Superchargern, aufge-
Der Fernbus ist günstig, aber sehr lange unterwegs.
baut. In Europa stehen sie bisher an knapp
150 Standorten, in Deutschland gibt es 35.
Bei der Routenplanung hilft das intelligente
Navigationssystem. Ich gebe das Endziel –
Berlin Alexanderplatz – ein und das System
errechnet genau, wie lange ich an den drei
Superchargern auf meinem Weg Strom tanken muss, um die nächste Etappe zu bewältigen. Ist die Batterie leer, dauert es etwa
20 Minuten, bis sie wieder zur Hälfte aufgeladen ist – bei einer Gesamtreichweite von
500 Kilometern reicht das aus, um den
nächsten Supercharger zu erreichen. Pluspunkt: Die Stationen sind direkt an der Auto-
Die Bahn hat nur eine kleine Verspätung.
bahn neben Autohöfen. So wird der Tankstopp gleich zur Toiletten-Kaffee-Pause und
ich entdecke eine neue Art der Entschleunigung beim Reisen. Etwa alle 200 Kilometer
eine 20- bis 30-minütige Pause lässt mich
deutlich fitter ankommen als eine Nonstop-Fahrt über 650 Kilometer. Etwa 85 Kilometer vor Berlin poppt eine Warnmeldung
auf dem übergroßen Navi-Display auf: „Sie
befinden sich fast außerhalb der Reichweite
aller bekannten Ladestationen.“ In Berlin
steht kein Supercharger, hier ist auch der
Teslafahrer auf eine öffentliche Lade-Infrastruktur angewiesen.
TESTKRITERIEN & ERGEBNISINTERPRETATION
Kosten: Die Tickets für Bahn (91 Euro), Flugzeug
(116,67) und Fernbus (25) haben wir genau eine
Woche vorher direkt beim Anbieter gekauft. Durch früheres Buchen (oder bei der Bahn mit Bahncard) kann
die Reise günstiger sein, sehr viel höhere Kosten fallen
an, wenn das Ticket erst am Abreisetag gelöst wird.
Beim Flugzeug und der Bahn haben wir uns für die
günstigste Ticketvariante entschieden. Für die Schiene
bedeutet dies Zugbindung, bei Air Berlin sind im günstigsten Preis ein aufzugebendes Gepäckstück und Service (Getränk und Snack) inklusive, Stornierung und
Umbuchung nicht. Zusätzlich fielen noch Kosten für
den ÖPNV an. Bei den Autos haben wir die reinen Betriebskosten berechnet. Der Mercedes wurde an der
nächstgelegenen Tankstelle vollgetankt, der Liter Diesel kostete an diesem Morgen 1,23 Euro. Für den Tesla
fielen keine Kosten an, da der Strom an den Superchargern von Tesla kostenlos abgegeben wird. Bei einem
angenommenen Preis von 27 Cent pro Kilowattstunde
Ökostrom (sämtliche Supercharger werden zu hundert
Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen
betrieben) hätte die Fahrt 43,58 Euro gekostet.
Zeit: Um neun Uhr rollten der Tesla und der CLA am
Stuttgarter Fernsehturm los, die Fahrt ging streng nach
Navi. Schon nach wenigen Kilometern, in der Stuttgarter Innenstadt, trennten sich die Wege vorübergehend.
Beim Tesla waren drei Stopps à 20 bis 30 Minuten
durch die Supercharger vorgegeben, das System be-
22
ACE LENKRAD 5/2015
rechnete automatisch, wie lange jeweils Strom gezapft
werden musste, um die einzelnen Teilstrecken nach Berlin zu bewältigen. Für den Fahrer des CLA galten bezüglich der Pausen keine Vorgaben, sie waren nach Bedarf
zu gestalten. Letztendlich gab es zwei kurze Toilettenund eine etwa zwanzigminütige Mittagspause. Knapp
eineinhalb Stunden vor dem Tesla kam der CLA am Fernsehturm an. Die deutlich längere Fahrtzeit war auch dem
Umstand geschuldet, dass gegen fünf Uhr der Feierabendverkehr in Berlin in vollem Gange war. Auch unsere Fernbus-, Flugzeug- und Bahnnutzer machten sich
um neun Uhr auf den Weg, zuerst zu Fuß zur Bus- beziehungsweise Stadtbahnhaltestelle. Gebucht hatten wir
immer die nächstmögliche Verbindung. Bei der Bahn gab
es einen Knackpunkt mit nur drei Minuten für den ICEWechsel in Mannheim. Der Zug verließ Stuttgart um
9.51 Uhr, Flugzeug und Fernbus starteten jeweils um
10.55 Uhr. Auch in Berlin mussten die drei weitere öffentliche Verkehrsmittel nutzen, um am Zielpunkt Fernsehturm anzukommen.
CO2-Ausstoß: Sieger ist das Stromauto mit 6,5 kg CO2
(161,4 kwh) auf der Strecke Stuttgart-Berlin. Der Tesla
schneidet so gut ab, weil alle Supercharger mit Ökostrom betrieben werden. Mit dem bundesdeutschen
Strommix läge der CO2-Ausstoß bei 90,45 kg und der
Tesla auf Rang vier. Laut Umweltbundesamt (UBA) fallen
beim Strommix 559 g/kWh CO2 an, für reinen Ökostrom
liegt der Wert bei 40 g/kWh. Der CLA hat 33,28 Liter ver-
braucht, das entspricht einem CO2-Ausstoß von 88,2
kg. Wären vier anstatt nur eine Person mitgefahren,
läge der Pro-Kopf-CO2-Ausstoß bei 22,05 kg und damit
fast auf Fernbus-Niveau. Beim Fernbus fielen an diesem
Tag für die Strecke Stuttgart-Berlin 21,9 kg CO2 an. Da
der Bus nach dem Stopp am Stuttgarter Flughafen noch
drei weitere Haltestellen ansteuerte (Stuttgart-Obertürkheim, Würzburg und Leipzig) haben wir den Spritund damit auch den CO2-Verbrauch für jede Teilstrecke
einzeln aus- und auf die Anzahl der Fahrgäste umgerechnet. Als Grundlage für den Verbrauch diente die
Aussage des Busfahrers, 25 Liter Sprit auf hundert Kilometern zu benötigen. Damit liegt der Fernbus auf Platz
2. Mit 35,2 kg folgt die Bahn, diesen Wert gibt das
Unternehmen beim Klick auf den Button „UmweltMobil-Check“an. Dazu der Hinweis „bezogen auf den
Bahn-Strommix“, darin enthalten über 45 Prozent Kohlestrom, rund 25 Prozent Kernkraft und knapp 20 Prozent erneuerbare Energieträger. Abgeschlagen auf dem
letzten Platz landet das Flugzeug: 190 kg CO2 pro Kopf
fielen auf dem kurzen Flug an. Berechnet haben wir das
über die Internetseite atmosfair.de mit dem Flugzeugtyp (Boeing 737-700), den Air Berlin auf dieser Strecke
einsetzt. Bei dem Flug fallen 90 kg an, weitere 100 kg
enstehen durch Kondensstreifen, Ozonbildung und andere Effekte. Atmosfair rechnet mit einer durchschnittlichen Belegung. Bei Fernbus, Flugzeug und Bahn kommt
jeweils noch der CO2-Werte aus dem ÖPNV dazu.
Auch diese Werte stammen vom UBA.
Insgesamt dreimal zapft der Tesla Strom an einem Supercharger.
Fazit: Viele Verkehrsmittel bringen einen
von Stuttgart nach Berlin. Welches gewählt
wird, hängt von der individuellen Situation
DE:HQQÑVVFKQHOOJHKHQPXVVQLPPWPDQ
den Flieger. Reisen vier Personen mit, führt
fast kein Weg am Auto vorbei – kostentechnisch und aus Umweltgesichtspunkten.
Auch wenn Flexibilität ganz oben auf der
Prioritätenliste steht, ist das Auto das Verkehrsmittel der Wahl. Der Bus punktet mit
dem Preis und der großzügigen Gepäckregelung, Bahnfahren ist entspanntes Reisen.
Und das Elektroauto? Tesla zeigt, wie die
elektromobile Zukunft aussehen kann.
Wer es eilig hat, der nimmt am besten das Flugzeug.
Noch ist dies eine Option für einige wenige,
die sich das über 75 000 Euro teure E-Mobil
leisten können. Aber das Elektroauto hat
den Schritt aus der Stadtnische herausgemacht – und das in einem atemberaubenden
Tempo. Tesla ist das erste rein elektrisch betriebene Langstreckenauto, andere werden
mit Sicherheit folgen. Dann sind die Hersteller aufgefordert, eine Infrastruktur, wie Tesla
sie jetzt aufgebaut hat, möglichst gemeinsam zu betreiben. Denn nicht jeder kann
Europa mit einem eigenen Netz aus Superchargern überziehen. Und das System funktioniert nur, wenn es genügend Lademög-
lichkeiten gibt. Niemand will auf einer
Langstrecke erst mal hintenan stehen und
unnötig Zeit mit Warten verlieren. Aber
20 Minuten bis zur Weiterfahrt – das macht
Elektromobilität alltagstauglich. In diesem
Sinne: Willkommen im Club, Elektroauto!
Martina Glücks
Um den Film zum
mobilen Fünfkampf zu
sehen, scannen Sie einfach den QR-Code mit
Ihrem Smartphone.
DIE SIEGER UND VERLIERER IN ZAHLEN
KOSTEN: Fliegen ist am teuersten,
für das Elektroauto fallen keine
Kosten an, da die Supercharger für
Tesla-Kunden kostenlos sind.
CO2-AUSSTOSS Dank Ökostrom ist der
Tesla am umweltfreundlichsten. Aber
auch Bahn und Fernbus schneiden gut
ab, das Flugzeug allerdings weniger.
ZEIT: Der Flieger ist am schnellsten,
sind die Wege zum Flughafen aber
lang, relativiert sich der Vorsprung.
Dann punktet das Auto mit Flexibilität.
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ACE LENKRAD 5/2015
23
VERKEHR & UMWELT
ZWEIRAD
PEDELECS & E-BIKES
Rückenwind-Radeln
FOTOS: HERSTELLER, FOTOLIA
Pedelecs werden immer beliebter, stellen sie doch auf Kurzstrecken
eine gute Alternative zum Auto dar. Um lange Freude am Rad zu haben,
sollte aber unbedingt schon beim Kauf auf Qualität geachtet werden.
24
ACE LENKRAD 5/2015
Locker in die Pedale treten, mit
Leichtigkeit Bergstrecken überwinden und trotzdem entspannt
am Ziel ankommen. Seit elektrisch unterstützte Fahrräder,
kurz E-Bikes oder Pedelecs, ihren
Siegeszug angetreten haben, genießen immer mehr Menschen
die Leichtigkeit des Unterwegsseins auf zwei Rädern. Längst
verklungen ist die anfängliche
Skepsis, Pedelecs seien primär
für die Generation Silberlöckchen konzipiert. Allein im vergangenen Jahr wurden in
Deutschland 480 000 neue EBikes verkauft. Fast jedes achte
verkaufte Rad ist mit einem unterstützenden Elektromotor versehen. Der Zweirad-IndustrieVerband schätzt den aktuellen
Bestand auf 2,1 Millionen – die
Tendenz ist steigend.
Pedelecs sind erwachsen geworden, mit den lediglich durch
einen zusätzlichen Antrieb aufgepeppten Drahteseln der Anfangszeit haben sie kaum noch
etwas gemein. Für Interessenten
stellen sich Fragen nach Konstruktion, Leistung und Reichweite. Positiv zu bewerten ist,
dass praktisch alle angebotenen
Fahrzeuge wichtige Grundvoraussetzungen erfüllen: In der
Regel sind Rahmen und Gabel
stabil genug dimensioniert, um
den durch die höhere Geschwindigkeit erforderlichen Bedingungen gerecht zu werden. Zwar
stellt der Elektroantrieb, der
durch die Tretbewegung aktiviert
wird, den Vorschub bei einer Geschwindigkeit von 25 km/h ein,
doch liegt das Durchschnittstempo spürbar höher als bei den
herkömmlichen Rädern, die mit
reiner Muskelkraft bewegt werden. Der Kunde hat heute die
Wahl zwischen verschiedensten
Bauarten – vom Touren-Pedelec
für längere Ausfahrten über elektrisch unterstützte Mountainbikes für Bergstrecken bis hin
zum Lastenbike oder ElektroFaltrad reicht die Palette.
Die in den letzten Jahren üblichen Front- und Heckmotoren
werden aktuell von Mittelmotoren abgelöst. Neben der günstigen Schwerpunktlage bieten
diese Antriebe die Sicherheit,
dass das Basisrad um den Motor
herum konstruiert wurde und so
den Belastungen gerecht wird.
Unterschiedlich wird von den
Akku ebenfalls gewichtsgünstig
positioniert, je nach Ausführung
kann das Herausnehmen zum
Aufladen aber etwas fummelig
sein. Die Lage unter dem Gepäckträger erweist sich beim Akkuwechsel als bequem, wirkt aber
hinderlich beim Anbringen von
Satteltaschen oder Gepäck.
Während bei herkömmlichen
Fahrrädern Kettenschaltungen
favorisiert werden, gibt es bei Pedelecs vermehrt die Option von
Mehrgang-Nabenschaltungen.
Ein herkömmliches Getriebe
braucht jedoch immer ein paar
Meter, bis ein anderer Gang einrastet – stoppt man an einer
Bergstrecke im zu hohen Gang,
kann es Mühe bereiten, wieder
anzufahren. Wohl dem, der in
einer solchen Situation über
eine – nicht ganz billige – stufenlos arbeitende Schaltung verfügt, die sich auch im Stand auf
Der Kunde hat die Wahl zwischen unterschiedlichsten
E-Bikes. Die Palette reicht vom Tourenrad über
das Mountain-Bike bis hin zum Lasten- oder Faltrad.
verschiedenen Herstellern die
Frage beantwortet, wo der Akku
seinen Platz findet. Jede Lösung
hat Vor- und Nachteile: So punktet die Befestigung am vorderen
Rahmenrohr durch einen günstigen Schwerpunkt, verhindert
aber die zusätzliche Anbringung
einer Wasserflasche. Hinter dem
Sattelrohr angeschlagen ist der
eine kleine Übersetzungsstufe
schalten lässt. Ein Tipp am
Rande: Bei einer Nabenschaltung kann ein zusätzlicher Rücktritt verbaut werden – für viele
Radler bedeutet dies ein Plus an
Sicherheit. Apropos Bremsen:
Hier zeigt sich eine wahre Spielwiese an Konstruktionen bis hin
zur Scheibenbremse. Grundvor-
Das Display des Bordcomputers
sollte übersichtlich und vom Griff
aus einfach zu bedienen sein.
aussetzung, auch bei Felgenbremsen, sollte eine hydraulische Betätigung sein.
Gab bei normalen Fahrrädern der
wellengetriebene Tacho Aufschluss über das gefahrene
Tempo, prangt bei den modernen Pedelecs ein kleiner Bordcomputer am Lenker. Der zeigt
auch an, wie weit man mit der
vorhandenen Batterieladung
noch kommt und in welchem
Fahrmodus man sich befindet. Je
höher die gewählte Unterstützung, umso geringer fällt die
Reichweite aus. Die Prospektangaben können sich je nach Strecke, Körpergewicht und Modus
auf ein Drittel der Angabe reduzieren. In der Praxis spielt sich
allerdings schnell ein Zusammenspiel von Schaltstufe und
Fahrmodus ein, das je nach Kondition, Topografie und Verkehrs-
Batavus
Fahrradmanufaktur
Flyer
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Leistung: 288 Wh; max. Reichweite: 100 km; Ladezeit: 3 h;
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Leistung: 252 Wh; max. Reichweite: 80 km; Ladezeit: 2-5 h;
Gewicht: 25 kg; Preis: 1849 €
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ACE LENKRAD 5/2015
25
›
situation beliebig kombiniert
werden kann.
Die Lebensdauer eines LithiumIonen-Akkus kann durchaus
20 000 Kilometer betragen. Wünschenswert sind zudem kurze
Ladezeiten. Hier ist Vorsicht geboten, geben manche Anbieter
doch nur die Ladezeit bis zu
80 Prozent der Batteriekapazität
an, nicht aber die bis zur vollständigen Aufladung (bei unseren Beispielrädern ist die LadeACE-TIPP
E-Bikes sind ein umweltfreundlicher
Nahverkehrs-Ersatz fürs Auto. Nahezu
gänzlich CO²-neutral werden sie mit
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zeit bis 100 Prozent angegeben).
An diesem Punkt muss auch kritisch angemerkt werden, dass
Akkus und Ladegeräte nicht frei
kombiniert werden können. Mit
mehreren auf Tour bedeutet
dies, dass jeder sein eigenes Ladegerät dabeihaben muss.
Bei der Entscheidung sollten
nicht nur Optik und vorgesehener Einsatzzweck ins Kalkül gezogen werden. Durch Antrieb
und Akku bedingt beträgt das
Gewicht eines Pedelecs etwa
25 kg, eine reichhaltige Ausstattung bringt schnell zusätzliche
Pfunde auf die Waage. Aufs Gewicht zu achten empfiehlt sich
auch, wenn das Rad beispielsweise im Keller untergestellt
wird. Steile Rampen lassen sich
leichter mit einer Schiebehilfe
bewältigen. Bevor in alter Gewohnheit ein bis zwei Pedelecs
auf dem Fahrradträger am Auto
montiert werden, ist zu überprüfen, ob sowohl der Träger als
auch die zulässige Stützlast der
Anhängerkupplung für das
Mehrgewicht ausgelegt sind. Übrigens sind trotz einer stabilen
Bauweise selbst Pedelecs nicht
unbegrenzt belastbar. Oft limitiert die Sattelstütze die Zuladung auf etwa 100 Kilo – ein
Wert, der mit Tourengepäck
schnell erreicht werden kann.
Der Blick auf den Preis ist oftmals kaufentscheidend, sollte
aber die Sicht auf die gebotene
Qualität nicht beeinträchtigen.
Oft werden günstige Basisausführungen angeboten, die sich
dann als schlechte Wahl entpuppen. Wer einen leistungsstarken
Antrieb und einen Akku
wünscht, der genügend Reichweite garantiert, wird mitunter
mit Aufpreisen rechnen müssen.
Bei Schnäppchen aus dem Supermarkt oder Internet sollte
man im Hinterkopf beachten,
dass die komplexe Technik eines
Pedelecs regelmäßiger Wartung
bedarf. Empfohlen wird die jährliche Inspektion in einer Fachwerkstatt. Dafür, aber auch im
Fall eines möglichen Garantieschadens, ist man besser dran,
wenn die Werkstatt nah ist und
nicht erst über eine Servicenummer ermittelt werden muss.
Von unüberlegten Momententscheidungen muss abgeraten
werden, gerade wegen der Komplexität der Technik ist fachkundige Beratung das A und O beim
Pedelec-Kauf. Nicht vergessen
werden sollten Fragen zu Umfang und Dauer der Garantie
sowie zur Ersatzteilversorgung.
Auch wenn man bereits mit
einem bestimmten Modell liebäugelt, sollten verschiedene Varianten probegefahren werden,
um sich ein schlüssiges Bild machen zu können. Einige Händler
bieten sogar Tagestouren auf Pedelecs an, die Kosten für die Teilnahme werden bei einem späteren Kauf angerechnet.
Berechnungen des Umweltbundesamtes ergaben, dass mit
einem Pedelec Wegstrecken bis
zu zehn Kilometern schneller zu
bewältigen sind als mit dem
Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Kosten für das regelmäßige Nachladen des Akkus
halten sich dagegen im Rahmen:
Für zehn Kilometer wird etwa die
Strommenge benötigt wie zum
Kochen von 0,7 Litern Wasser bei
Raumtemperatur. Nur mit einer
Vorstellung muss aufgeräumt
werden: Mit einem Pedelec geht
zwar vieles leichter – doch um
voranzukommen, muss immer
noch kräftig in die Pedale getreten werden ...
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26
ACE LENKRAD 5/2015
Akku-Befestigung: Die Befestigung des Akkus kann am vorderen Rahmenrohr, hinter dem
Sattelrohr oder unter dem Gepäckträger erfolgen. Alle Bauarten haben Vor- und Nachteile,
wichtig ist die problemlose Entnahme zum Aufladen.
Akku-Reichweite: Die Reichweite des Akkus pro Ladung wird
unter Optimalbedingungen, also
auf ebener Strecke und mit geringster Elektrounterstützung,
angegeben. Im Bergland und bei
stärkerer Unterstützung kann
die Reichweite auf ein Drittel des
Prospektwertes zurückgehen.
Dennoch weisen die Werksangaben auf die Akku-Leistungsfähigkeit hin: Je höher die Reichweiten-Angabe, umso besser.
Beleuchtung: Pedelecs müssen
mit einer funktionierenden Beleuchtungsanlage ausgestattet
sein. Vorteilhaft ist, wenn die
Batterie auch die Energiezufuhr
von Scheinwerfer und Rücklicht
übernimmt.
Beratung: Vor dem Kauf sollte
man sich gründlich über die Vorund Nachteile unterschiedlicher
Modelle informieren. Testportale im Internet und Fachzeitschriften weisen auf Stärken
und Schwächen einzelner Modelle hin. Die beste Beratung bieten auf E-Bikes spezialisierte
Zweiradgeschäfte.
Bordcomputer: Der Bordcomputer zeigt unter anderem den Batteriestatus und den Modus an.
Die Bedienung sollte per Knopfdruck möglich sein, ohne die
CHECKLISTE ZUM PEDELEC-KAUF
Von A bis Z
Beim Kauf eines Pedelecs spielen nicht nur Form und Farbe
eine Rolle. ACE LENKRAD hat eine Checkliste zusammengestellt,
auf welche Punkte besonders geachtet werden sollte.
Hände vom Lenker nehmen zu
müssen. Achten Sie auf ein gut
ablesbares Display.
Bremsen: Pedelecs sind schwerer als Fahrräder, weshalb sie
wirkungsvollere Bremsen benötigen. Empfohlen werden hydraulisch betätigte Bremsen.
Einige Modelle sind zusätzlich
mit einem Rücktritt ausgestattet.
Diebstahlschutz: Gehäuse oder
Halterung des eingebauten
Akkus sollten mit einem guten
Schloss versehen sein. Der Bordcomputer ist meist nur mit einer
Klick-Halterung am Lenker befestigt und sollte beim Abstellen
des Rades mitgenommen werden. Ein stabiles Schloss schützt
vor Langfingern.
Ersatzakku: Sie kosten je nach
Hersteller und Modell mehrere
Hundert Euro. Akkus sind wegen
der unterschiedlichen Anschlüsse nicht frei austauschbar.
Die Preise sind relativ stabil,
man kann davon ausgehen, dass
bei künftigen Akkus die technische Weiterentwicklung mehr
Leistung und Reichweite bietet.
Ersatzteilversorgung: Eine langfristige Ersatzteilversorgung
muss gesichert sein. Dies betrifft
in erster Linie den Elektromotor
und den Akku.
Federung: Zumindest am Vorderrad sollte eine Federung für
größeren Komfort und Spurtreue
sorgen, „Fullys“ bieten auch eine
Federung am Heck an. Aufwendige Federungskonstruktionen
schlagen sich auf den Preis nieder.
Gangschaltung: Neben der üblichen Kettenschaltung werden
Nabenschaltungen angeboten,
die mit einem Rücktritt versehen
sind. Stufenlose Schaltungen
sind teuer, bieten aber für jede
Strecke die passende Übersetzung.
Garantie: Hochwertige Pedelecs
werden oft mit einer Garantiefrist von zwei Jahren oder länger
angeboten. Ausgenommen
davon ist in der Regel der Akku
als Verschleißteil.
Geschwindigkeit: Bei führerscheinfrei zu bewegenden Pedelecs unterstützt der Elektromotor die Pedalbewegung bis zu
einem Tempo von 25 km/h. Danach hört die Unterstützung auf.
Auf Gefällstrecken lassen sich
durch kräftiges Treten höhere
Geschwindigkeiten erreichen.
Helm: Wegen der höheren Geschwindigkeiten sollte nicht auf
einen passenden Helm verzichtet werden. Eine direkte Helmpflicht besteht nur für bis zu
45 km/h schnelle S-Pedelecs.
Ladezeit: Hochwertige Akkus
zeichnen sich durch kurze Ladezeiten aus. Vorsicht: Manche
Hersteller geben nicht die Dauer
der vollständigen Ladung an,
sondern nur den Wert für ein
Aufladen bis zu 80 Prozent der
Batteriekapazität.
Laufleistung: Die Laufleistung
wird in kompletten Ladezyklen
angegeben, die Angabe sollte
möglichst hoch ausfallen. Wichtig für den Gebrauchtkauf: Viele
Bordcomputer speichern die Gesamtkilometerleistung des Pedelecs und zeigen sie auf Knopfdruck an.
Motor: Während die früher üblichen Front- und Heckmotoren
seltener angeboten werden, ist
der Mittelmotor zurzeit das Maß
der Dinge. Am unteren Rahmendreieck angeschlagen, sorgt
er für einen guten Schwerpunkt.
Preis: Vorsicht bei Billigangeboten, Qualität hat ihren Preis. Es
besteht die Gefahr, dass die verbauten Komponenten nicht so
stabil ausgelegt sind wie bei
hochpreisiger Markenware.
Probefahrt: Auf einer Probefahrt
lassen sich verschiedene Modelle auf ihre Tauglichkeit testen. Achten Sie darauf, dass Ausführung und Rahmenhöhe mit
dem von Ihnen ins Auge gefassten Modell übereinstimmen.
Rahmenform: Die größte Stabilität bieten Rahmen in Diamantoder Trapezform. Bei Pedelecs
mit Tiefeinstieg besteht die Gefahr, dass sich der Rahmen bei
höherem Tempo verwindet.
Rahmenhöhe: Die Rahmenhöhe
ist wichtig für den richtigen Abstand des Sattels zu Pedalen und
Lenker. Die Formel für die korrekte Rahmenhöhe bei TourenPedelecs ist: Bein-Innenlänge in
cm x 0,574. Kleinere Rahmen
unterstützen, wie beim MTB, die
Wendigkeit. Größere Rahmen
punkten mit einem besseren Geradeauslauf.
Schiebehilfe: Mit einer Schiebehilfe beschleunigt das Pedelec
auch ohne Tritt in die Pedale auf
maximal 6 km/h. Das erleichtert
das Schieben an steilen Rampen.
Service: Pedelecs sollten einmal
pro Jahr zur Inspektion. Fachhändler bieten ihrer Kundschaft
diesen Service an, Internetangebote verweisen oft auf zentrale
Dienstleister.
Zuladung: Stellen Sie sicher,
dass das Rad sowohl für Ihr Körpergewicht ausgelegt ist als auch
weitere Zuladung bei einer Tour
verträgt.
VERKEHR & UMWELT
VERKEHRSRECHT
RECHT IN KÜRZE
FRAGEN AN DIE ACE-ANWÄLTIN
Yasmin Domé,
Anwältin beim ACE
in Stuttgart.
Gegen meine Tochter wurde ein Bußgeldverfahren wegen
einer Geschwindigkeitsüberschreitung mit einem auf mich zugelassenen Kfz durchgeführt. Ich machte von meinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch und gab meine Tochter nicht als Fahrerin an.
Das Verfahren wurde dann eingestellt. Nach vier Wochen flattert mir
jetzt eine Anhörung zur Fahrtenbuchauflage ins Haus und nicht nur
für das Auto meiner Tochter, sondern gleich für alle vier Pkw der
Familie und sogar für mein Motorrad. Von uns hat sich noch nie einer
was zuschulden kommen lassen, was soll das und kann ich mich
dagegen wehren? Maria R., Mainz
FOTOS: ARCHIV, FOTOLIA
Kann ich mich gegen eine
Fahrtenbuchauflage wehren?
An Bushaltestellen
müssen alle „Schritt“ fahren
An einer Bushaltestelle, die mit
einem drei Meter breiten Streifen
für Fußgänger versehen ist und
neben der ein Radweg verläuft,
müssen Radfahrer besonders vorsichtig vorbeifahren, wenn ein Bus
hält und Fahrgäste aus- oder einsteigen wollen. Gerät nämlich ein
Fußgänger trotz des breiten Sicherheitsstreifens versehentlich auf
den Radweg und prallt dort mit
einem Radler zusammen, so hat
eine – nicht „Schritt fahrende“ –
Radfahrerin 80 Prozent des aus
dem Zusammenprall entstandenen
Schadens zu tragen. § 20 Absatz 2
der Straßenverkehrsordnung ist die
Quelle dafür.
Kammergericht Berlin, 29 U 18/14
Haben Sie eine Frage an
unsere ACE-Anwälte?
Schreiben Sie an
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Stichwort: ACE-Anwalt.
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bei den 475 ACE-Vertrauensanwälten eine kostenlose Erstauskunft.
www.ace-online.de/recht
28
Gegen die Fahrtenbuchauflage für alle Fahrzeuge können
Sie sich wehren, denn das geht so ohne Weiteres nicht, wie das Verwaltungsgericht Neustadt – Entscheidung vom 26.1.2015, 3 L 22/15 –
klarstellte. Will die Behörde, dass ein Fahrtenbuch für alle auf den Halter
zugelassenen Fahrzeuge auferlegt wird, so muss sie dies im Rahmen ihrer
Ermessenausübung überprüfen und zu der Schlussfolgerung kommen,
dass aufgrund der Nutzungsgepflogenheiten des Halters auch mit anderen
Fahrzeugen einschlägige Zuwiderhandlungen naheliegend und zu erwarten sind. Die Behörde ist hier also gehalten eine hinreichende Sachverhaltsaufklärung zu betreiben. In Ihrem Fall war dem vermutlich nicht so,
da weder vorgebracht wurde, dass jeder das Fahrzeug nutzt und auch
sonst keine Verkehrsverstöße mit den anderen Fahrzeugen begangen
wurden. Gegen die Pflicht, ein Fahrtenbuch für alle Fahrzeuge zu führen,
könnte ein Widerspruch lohnend sein. Die für das von Ihrer Tochter geführte Fahrzeug beabsichtigte Fahrtenbuchauflage kann vermutlich nicht
verhindert werden. Wurde die Zuwiderhandlung mit zumindest einem
Punkt bedroht und lässt sich nicht aufklären, wer das Fahrzeug führte, ist
die Fahrtenbuchauflage grundsätzlich möglich. In der Regel wird sie für
ein Jahr angeordnet. Mittlerweile gibt es Apps, die einem nahezu jegliche
Umstände abnehmen. Fahrtenbuchauflagen sind grundsätzlich selten.
In der Regel werden sie nur bei berüchtigten Rasern angeordnet und auch
nur dann, wenn man die Taten im eigenen Landkreis oder der eigenen
Stadt begeht. Bei Verkehrsverstößen gibt es keinen Heimvorteil!
ACE LENKRAD 5/2015
Keine Nachbesserung bei
offensichtlicher Verrostung
Kauft eine Frau bei einem Gebrauchtwagenhändler ein 13 Jahre
altes Auto und versagt bereits auf
der Fahrt vom Händler nach Hause
mehrfach der Motor, so muss der
Verkäufer das Fahrzeug zurücknehmen und den Kaufpreis erstatten, wenn sich herausstellt, dass
es am Unterboden sowie an
Brems- und Kraftstoffleitungen
„übermäßige Verrostungen“ gab,
die ohne Weiteres zu erkennen gewesen wären und die nicht zur
TÜV-Plakette hätten führen dürfen
(die die Käuferin „in Sicherheit gewogen“ hatte). Der Bundesgerichtshof hat entschieden, dass
der Händler keine Chance zur
sonst üblichen Nachbesserung bekommen müsse. Dass die Kundin
jedes Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Fachkompetenz des
Verkäufers verloren habe, sei
nachvollziehbar.
Bundesgerichtshof, VIII ZR 80/14
VERKEHR & UMWELT
MAGAZIN
K
Digitale
Zukunft
Es sind alarmierende Zahlen für das traditionelle deutsche Autohaus: von heute 7800
Autohändlern werden laut einer
Studie der Unternehmensberatung PwC im Jahr 2020 nur noch
etwa 4500 existieren. Die beiden
Hauptgründe sind allgemein geringere Absatzzahlen und ein
Das Internet wird künftig auch beim Autokauf eine größere Rolle spielen.
verändertes Kaufverhalten – hin
zum Internet. Dr. Rainer Hofmann, Leiter der Kompetenzgruppe e-Commerce, sieht online auch eine
Chance für die Autohändler: „Informationen über die zu verkaufenden Autos, Ausstattung und Preise
müssen online zu finden sein.“ Darüber hinaus empfiehlt er einen eigenen Onlineshop sowie bundesweiten Lieferservice. „Die Autohändler müssen sich ihrer klassischen Stärken wie Erfahrung und
Qualität wieder bewusst werden, auf die auch Kunden vertrauen. Kombiniert man dies mit einer pfiffigen Digitalstrategie, sind die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt“, so Hofmann. Nicht zuletzt nimmt er die Hersteller in die Pflicht, sie müssten über entsprechende Verträge ihre Vertragshändler vor der Billigkonkurenz aus dem Netz schützen.
Schon für die
erste Fahrt vom
Krankenhaus nach
Hause benötigt man
eine Babyschale. Das
Angebot ist groß, die
Auswahl für Eltern
schwierig. Sie soll einfach zu installieren
sein, das Kind soll sicher, entspannt und
gesund liegen. Hebammen und Kinderärzte warnen davor,
Kinder zu lange in der
Die Kiddy-Babyschale wurde
Babyschale liegen zu
rückenfreundlich zertifiziert.
lassen, da die gekrümmte Haltung eine hohe Belastung für die noch
weichen Knochen und den Rücken ist. Der Kindersitzhersteller Kiddy hat jetzt eine neue Babyschale
auf den Markt gebracht, die über eine besondere Liegefunktion verfügt. Durch das Umlegen des Tragebügels beim evo-lunafix bewegt sich ein Lattenrost in
der Babyschale nach oben und bringt das Kleinkind
in eine flache Liegeposition. Die Aktion Gesunder
Rücken (AGR) hat die Babyschale als besonders
rückenfreundlich zertifiziert.
Bewähren sich Elektroautos als
Taxis? Diese Frage beantwortet das Projekt „Guest“, das in Stuttgart bis Ende
2015 läuft. Erste Bilanz: 4560 Stunden
waren die Taxen in Betrieb, davon nur
1100 Stunden mit Fahrgästen. Von den
50 000 Kilometern, die die E-Taxis zurücklegten, waren sie 24 500 Kilometer
mit Passagieren unterwegs. Die Rückmeldungen der Kunden waren überwiegend positiv. Auch die beteiligten
Taxiunternehmer zeigten sich aufgeschlossen. Aber: Lange Ladezeiten ließen einen Mehrschichtbetrieb, wie bei
Dieselfahrzeugen üblich, nicht zu.
Für den Mehrschichtenbetrieb sind die Elektro-Taxis mit derzeitiger Technik ungeeignet.
A
K
T
sellose Zugangsberechtigung. Außerdem soll für Kunden von „Audi connect easy delivery“ auch das Versenden von Briefen und Paketen aus
dem eigenen Auto heraus möglich
sein.
Die Kfz-Schiedsstellen hatten im
vergangenen Jahr mehr zu tun, die
Zahl der Anträge hat sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 Prozent
erhöht. 10 660 (90,2 Prozent) der
Streitfälle rund ums Auto konnten im
Vorverfahren geregelt werden. Bei
den meisten Anträgen ging es um
die Rechnungshöhe oder unsachgemäße Arbeit.
FOTOS: ARCHIV
Zu lange
Ladezeiten
P
Audi-Fahrer können sich AmazonPakete künftig in den Kofferraum zustellen lassen. Dabei bekommt der
DHL-Zusteller eine temporäre schlüs-
ELEKTRO-TAXI
Rückengesund
von Geburt an
M
Das eigene Auto ist für die große
Mehrheit der Autofahrer (89,8 Prozent) unverzichtbar – trotz ÖPNV
und Carsharing. Laut einer repräsentativen Umfrage der Apotheken-Umschau betonten die Befragten, dass
ohne eigenes Auto ein Stück Lebensqualität verloren gehe und der eigene Wagen unverzichtbar sei, um jederzeit überallhin zu kommen. Allerdings räumte knapp die Hälfte der
Befragten ein, wer in der Großstadt
lebe, brauche eigentlich gar kein
eigenes Auto.
AUTOKAUF
BABYSCHALEN
O
Kleinlaster bis 3,5 Tonnen Gewicht
weisen deutlich mehr Mängel auf als
Pkw. Zu diesem Ergebnis kommt die
KÜS nach Auswertung von 2,8 Millionen Hauptuntersuchungen im vergangenen Jahr. Demnach waren
48,9 Prozent der untersuchten Kleinlaster ohne Mängel, bei den Pkw
waren es 56,3 Prozent. Gerade bei
den sicherheitsrelevanten Mängeln
schnitten die Kleinlaster schlecht ab.
So hatten 31,0 Prozent Mängel an
den Bremsen und elf Prozent an der
Lenkanlage.
ACE LENKRAD 5/2015
29
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Hinweise und Erklärungen: Die ACE-Club-Mitgliedschaft kann innerhalb von 14 Tagen nach Antragstellung ohne Angabe
von Gründen schriftlich widerrufen werden. Die ACE-Mitgliedschaft kann frühestens, mit drei Monaten Vorlauf, zum 31. Dezember
des übernächsten Kalenderjahres, das auf das Eintrittsjahr folgt, schriftlich gekündigt werden. Die Werbeprämie wird nach Beitragseingang
zugeschickt. Die erforderlichen personenbezogenen Daten werden bei der ACE-Wirtschaftsdienst GmbH, Schmidener Str. 227, 70374 Stuttgart,
gespeichert. Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an den ACE-Info-Service: 0711 530 33 66 77.
WIDERRUFSBELEHRUNG: Sie haben das Recht, binnen vierzehn Tagen ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen.
Die Widerrufsfrist beträgt vierzehn Tage und beginnt ab dem Tag, an dem Ihnen diese Belehrung zugeht. Um Ihr Widerrufsrecht auszuüben,
müssen Sie uns (ACE Auto Club Europa e.V., Schmidener Straße 227, 70374 Stuttgart, Fax: 0711 5303-3129, E-Mail: [email protected])
mittels einer eindeutigen Erklärung (mit der Post versandter Brief, Telefax oder E-Mail) über Ihren Entschluss, diesen Vertrag zu widerrufen,
informieren. Zur Wahrung der Widerrufsfrist reicht es aus, dass Sie die Mitteilung über die Ausübung des Widerrufsrechts vor Ablauf der
Widerrufsfrist absenden. Folgen des Widerrufs: Wenn Sie diesen Vertrag widerrufen, haben wir Ihnen alle Zahlungen, die wir von Ihnen
erhalten haben, unverzüglich und spätestens binnen vierzehn Tagen ab dem Tag zurückzuzahlen, an dem die Mitteilung über Ihren Widerruf
dieses Vertrags bei uns eingegangen ist. Für diese Rückzahlung verwenden wir dasselbe Zahlungsmittel, das Sie bei der ursprünglichen
Transaktion eingesetzt haben, es sei denn, mit Ihnen wurde ausdrücklich etwas anderes vereinbart; in keinem Fall werden Ihnen wegen
dieser Rückzahlung Entgelte berechnet. ENDE DER WIDERRUFSBELEHRUNG.
FREIZEIT & REISE
AUTORUNDREISE
SCHWEIZ
TRAUMROUTE DER
EIDGENOSSEN
Ein Höhepunkt nach dem anderen: Die Grand Tour of
Switzerland ist eine brandneue Touristikroute, die durch
alle Regionen des Alpenstaates führt.
Genau 24 Kehren und einen
Belag aus Kopfsteinpflaster
bietet die alte Pass-Straße
über den Gotthard. Früher
ratterten hier die Postkutschen, heute ist es eine Genusstour für Touristen.
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ACE LENKRAD 5/2015
Den Sonnenaufgang am Gletscher erleben, mittags einen Bummel durch eine historische Altstadt einlegen und abends unter
Palmen an der Seepromenade einen Espresso schlürfen – wer bietet so ein Wechselbad der Eindrücke? Die Schweizer natürlich! Denn der Alpenstaat im Herzen Europas präsentiert alles auf kleinstem Raum:
hohe Berge und steile Bahnen, pittoreske
Städte und klare Seen, historische Kulturdenkmäler und kulinarische Erlebnisse.
Mit vielen Höhepunkten und Naturschönheiten locken die Eidgenossen in ihr Land.
Doch wo anfangen, was mit ins Reiseprogramm aufnehmen? Auch dabei sind die
Schweizer Touristikexperten behilflich:
Grand Tour of Switzerland heißt eine brandneue Route, die durch alle Schweizer Regionen führt, vier Sprachgrenzen überquert
und mit dem Auto, Motorrad oder Reisemobil bequem zu befahren ist. Exakt 1643 Kilometer lang ist die Gesamtstrecke. Mindestens sieben Tage sollten die Auto- oder Motorradwanderer einplanen, um die Tour in
Ruhe genießen zu können.
Die Perlen waren vorhanden, es galt sie nur
mit einer Kette zu verbinden: Entlang der
Grand Tour sind sieben Städte zu entdecken,
acht herausragende Naturerlebnisse befinden sich rechts und links der Straßen. Es locken fünf Alpenpässe für den Kurven- und
Kehrenspaß, die Strecke führt an 19 Seen
vorbei und alleine zehn der insgesamt elf
Schweizer Welterbe-Stätten der UNESCO liegen auf dem Weg. Es ist eine Berg-und-TalFahrt: Dem Himmel sehr nahe ist der Motortourist auf dem Furkapass mit 2429 Meter
Höhe, dem höchsten Punkt der Rundreise,
am Lago Maggiore hingegen lassen sich auf
nur 193 Metern über dem Meer zumeist die
Sonne und südländisches Flair genießen.
Die Schweiz ist nach der Aufwertung des
Franken viel zu teuer, mag mancher als Argument gegen einen Urlaub zwischen Basel
und Bellinzona einwenden. Doch auch
gegen ihre harte Währung haben die Schweizer was erfunden – Packages mit erschwinglichen Festpreisen fürs Übernachten, Restaurantbesuchen und sonstigen Tickets
(siehe Infokasten). Wer sich spontan sein
Nachtquartier suchen möchte, dem seien
die Schweizer Jugendherbergen als preiswerte Herbergen empfohlen. Keine Angst
vor Etagenbetten und Gemeinschaftsduschen! Denn die „Juhes“ bieten längst Hotelstandard, mit praktisch eingerichteten Doppelzimmern inklusive Bad und Toilette und
einem ausgezeichneten Frühstück (www.
youthhostel.ch).
Mit Urgewalt stürzt sich der Rhein bei Schaffhausen 23 Meter tief über die Felsen, links im
Bild eine Aussichtsplattform auf dem Fels in
der Brandung. Wildtierbeobachtung gehört im
Schweizer Nationalpark in Graubünden zum
Programm von Guide Martin Schmutz. Guarda
ist ein Kleinod im rätoromanischen Engadin.
Es ist die Heimat von „Schellenursli“, dem
Helden eines populären Kinderbuchs.
Übrigens: Wem nur ein paar Tage oder ein
verlängertes Wochenende zur Verfügung
stehen, kann sich auch Einzeletappen auf
dieser Runde herauspicken. In nur 48 Stunden reiste der Autor dieser Zeilen vom Bodensee bis zum Lago Maggiore und zurück.
Von jedem touristischen Leckerbissen ein
kleines Stück kosten – so lautete die Vorgabe. Und am Ende der Rundfahrt lockt ein
beeindruckender Rheinfall – davon später.
Der erste Stopp gilt der unberührten Natur.
Über den Flüelapass geht es nach Zernez ins
Engadin. Das Örtchen Zernez liegt auf knapp
1500 Meter Höhe und ist das Eingangstor
zum einzigen Nationalpark der Schweiz, der
im vergangenen Jahr seinen 100sten Geburtstag feierte. Damals freilich war es
längst nicht so bequem, ihn zu erreichen.
Denn Automobile waren im Kanton Graubünden erst im Jahre 1925 erlaubt. Wer dennoch mit einem Verbrennungsmotor anreiste, musste den Motor abstellen und zwei
Pferde vor die Karosse spannen. „Auf diese
Weise sollte das einheimische Gewerbe geschützt werden“, erklärt Guide Martin
Schmutz, der im Sommer Touristen die
Kraft der Natur nahebringt. Denn durch den
unbedingten Schutz des Parks erobern Wälder und Wasser alles zurück, was Menschen
zuvor im Laufe der Generationen durch Eingriffe veränderten. Doch ehe der Gast zu
einer geführten Tour loszieht, sollte er sich
im Nationalparkzentrum in Zernez ein Bild
von diesem Wandel machen. Die Ausstellung ist auch für Kinder ein Erlebnis.
Von Zernez aus ist ein Abstecher nach Guarda empfehlenswert, einem Kleinod unter
›
Wilhelm Tell gehört zur Schweiz wie die Löcher im Emmentaler Käse. Auf der Tellsplatte,
die in den Vierwaldstätter See ragt, steht die
Tellskapelle. Wandmalereien in der Kapelle
zeigen Szenen aus dem Leben des Freiheitskämpfers. Karl der Große gründete das Benediktiner-Kloster St. Johann in Val Müstair. Um
das Jahr 800 sind die Fresken in der Klosterkirche entstanden, die sich bis heute erhalten
haben. St. Johann ist eine der ältesten Klosteranlagen in der Schweiz.
ACE LENKRAD 5/2015
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Steil geht es nach oben mit der Seilbahn
auf den Berg Muottas Muragl. Vom Gipfel
bietet sich ein gigantischer Ausblick auf
die Bergwelt und die Engadiner Seenplatte. Ascona am Lago Maggiore überrascht den Gast mit mediterraner Lebensart (Bildmitte). Blick von der Burganlage
Castelgrande auf Bellinzona.
den Dörfern im Engadin. Das rund 200 Einwohner zählende, nahezu autofreie Örtchen
liegt auf einer sonnenverwöhnten Terrasse
auf 1600 Metern und bietet einen unvergleichlichen Blick auf die majestätische
Bergwelt. Ein Rundgang durch den Ort lohnt
sich vor allem wegen der aufwändig renovierten Sgrafitto-Fassaden, die durch das
Auftragen mehrerer farbiger Putzschichten
entstehen. Im rätoromanischen Guarda
scheint die Zeit stehen geblieben zu sein,
hier spielt auch die Bilderbuchgeschichte
„Schellenursli“, das wohl populärste Kinderbuch in der Schweiz. Wer länger verweilen
möchte, ist im Hotel Meisser gut aufgehoben, wer weiterziehen muss, sollte dort wenigstens bei einem Kaffee die grandiose
Aussicht vom Hotelgarten aus genießen.
Tief ins Mittelalter führt die nächste Station,
zum Benediktinerinnenkloster St. Johann
im Val Müstair. Das Kloster ist eine Stiftung
Karls des Großen, eine Stuckskulptur des
34
ACE LENKRAD 5/2015
deutschen Kaisers steht in der Klosterkirche.
Bedeutend sind die teilweise gut erhaltenen Fresken, mit denen die Kirche um das
Jahr 800 ausgestattet wurde. Ihretwegen gelangte das Kloster in die Liste der UNESCO.
Ungeahnte Horizonte eröffnet der nächste
Stopp, die Bergwelt auf Muottas Muragl
(2456 m). Nicht nur weil auf der Bergstation
Strandkörbe zum Verweilen einladen, von
hier oben genießen die Gäste einen weitreichenden Blick auf die Engadiner Seenplatte.
Spannend ist schon die Fahrt in der ältesten
Bergbahn im Engadin, von Punt Muragl im
Tal – zwischen Samedan und Pontresina –
überwindet die Seilbahn auf einer Länge von
2,2 Kilometern mehr als 700 Höhenmeter.
Vom hohen Gipfel führt der nächste Streckenabschnitt über den Julierpass, die Via
Mala und den Splügenpass an den tiefsten
Punkt der Tour, der sich keinesfalls als Tiefpunkt herausstellt. Ein Espresso an der Promenade in Ascona, mit Blick auf Palmen und
Platanen und natürlich auf den Lago Maggiore, krönt den erlebnisreichen Tag: Dolce
far niente, wenigstens für ein halbes Stündchen, im italienischsprachigen Teil der
Schweiz. Wer es sich leisten mag, nimmt
seinen Sundowner im wahrlich paradiesischen Garten der Eden Bar, die zum FünfSterne-Tempel Eden Roc gehört.
In Bellinzona ist Bummeln angesagt, lohnenswert vor allem an Samstagen, weil dann
Markttag ist. Im Angebot sind alle Spezialitäten des Tessins, aromatische Würste aus
dem Verzascatal oder eine frisch gebackene
Torta di Pane. Mit etwas Glück ergattert man
beim Shoppen auch eine Tüte Farina bona,
ein sehr feines Mehl von geröstetem Mais,
das als Zutat für feinste Polenta oder Schweizer Guetsli nicht fehlen darf.
Bellinzona ist eine der ältesten Ansiedlungen des Landes und die Stadt der Burgen.
Castelgrande, Castello di Montebello und
Castello di Sasso Corbaros zählen zum
UNESCO-Weltkulturerbe. Warum so viele
Burgen? Hier enden die Alpenpässe St. Gott-
hard, Lukmanier und San Bernardino – die
Stadt hatte also schon im frühen Mittelalter
eine große strategische Bedeutung.
Weiter geht es in Richtung Norden mit der
Sankt-Gotthard-Passhöhe als Pausenziel.
Wer Lust verspürt auf 24 Kehren und eine
Straße aus Kopfsteinpflaster, muss aufpassen und der Beschriftung „Tremola“ folgen.
Das ist die alte Pass-Straße, die allerdings
nur für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen befahrbar
ist. Die „Tremola“ ist inzwischen das längste
Baudenkmal der Schweiz und einer der
schönsten Alpenpässe überhaupt.
Schweiz ganz ohne Wilhelm Tell ist nicht
vorstellbar. Also gilt es, einen Abstecher
nach Altdorf im Kanton Uri zu unternehmen: Dort steht das überlebensgroße Denkmal des Freiheitskämpfers. Und ein paar
Minuten Autofahrt entfernt ragt die Tellsplatte in den Vierwaldstättersee. Hier steht
die Tellskapelle, mit Fresken des Basler Malers Ernst Stückelberg versehen. Seine Werke
zeigen den Pfeilschuss, den Sprung auf die
Tellsplatte, den Rütlischwur und Gesslers
Tod in der hohlen Gasse – gut, wer seinen
Schiller kennt. Noch besser ist der Beobachter der Fresken, der in den jeweiligen Szenen
die vorsätzlich gepinselten Fehler des Malers findet. Auf jedem Bild hat sich der Meister selbst verewigt (einmal mit Brille, die es
zu dieser Zeit noch gar nicht gab).
Weit ernsthafter ist das Klosterleben in
Maria Einsiedeln. Ein Besuch der Klosterkirche lohnt vor allem am späten Nachmittag,
wenn sich die Benediktiner-Mönche zur
Vesper versammeln und gregorianische Gesänge das prunkvolle Gotteshaus erfüllen.
Anschließend zieht der Konvent in einer
Prozession zur Gnadenkapelle und stimmt
dort ein mehrstimmiges Salve Regina an,
zur Ehre der Schwarzen Madonna, die das
Ziel vieler Pilger ist. Ein erhebender Moment, bei dem auch der wenig spirituelle
Erdenbürger doch Gänsehaut verspürt. Ist
vor der Vesper noch etwas Zeit im Puffer,
lohnt sich die Besichtigung der Stiftsbiblio-
Luzern (Bild rechts) liegt am
Vierwaldstätter See und gehört
zu den schönsten Städten der
Schweiz. Die Kapellbrücke ist
das Wahrzeichen der Stadt
und die älteste Holzbrücke in
Europa. Der Wasserturm stammt
aus dem 13. Jahrhundert und ist
älter als die Brücke. Kloster Einsiedeln ist ein bedeutendes
Pilgerziel. Am Gnadenaltar in
der Klosterkirche wird die
Schwarze Madonna angebetet.
I N F O
ANREISE: Der ideale Einstieg in die Grand Tour of
Switzerland für deutsche Urlauber sind die Städte
Basel (über die Autobahn A 5), Zürich (A 81) oder
St. Gallen (A 96). Auf den Autobahnen in der Schweiz
gilt Vignettenpflicht.
SPARTIPPS: Über 300 Hotels beteiligen sich an der
Hotelcard. Sie gewährt ihren Inhabern 50 Prozent Rabatt auf die Zimmerpreise. Die Hotelcard für ein Jahr
kostet rund 91 Euro und ist innerhalb des Gültigkeitszeitraums beliebig einsetzbar. www.hotelcard.ch
Der Swiss Coupon Pass bietet bei allen teilnehmenden Restaurants günstige „2 für 1“-Angebote.
Informationen: STC Switzerland Travel Centre,
Tel. 00 41/43 210 55 00 oder www.stc.ch
SEHENSWERTES: Eine App von Schweiz Tourismus
führt Städteurlauber zu heimeligen Cafés und hippen
Bars. In „Heidis Top Spots“ verraten Botschafter aus
Basel, Bern, Genf, Lausanne, Lugano, Luzern und Zürich ihre Geheimtipps abseits der üblichen Touristenpfade. Die kostenlose App kann im App Store, bei
Google Play sowie unter www.schweiz.de heruntergeladen werden.
PAUSCHALE: Das Switzerland Travel Centre bietet
eine neuntägige Tour im eigenen Fahrzeug schon ab
995 Euro an. In diesem Preis sind acht Übernachtungen mit Frühstück in Dreisternehotels enthalten, und
zwar Zürich, St. Gallen, Davos, Lugano, Zermatt,
Gstaad und Luzern. Die Hotels sind so ausgewählt,
dass die komplette Grand Tour gefahren werden
kann. Informationen unter der kostenlosen Hotline:
Telefon 00800 100 200 29.
KARTEN UND REISEFÜHRER: Der Verlag Hallwag
Kümmerly+Frei offeriert eine Straßenkarte
(ISBN-13: 978-3-8283-0832-9) mit der markierten
Route der Grand Tour of Switzerland. Sie ist im Buchhandel zum Preis von 17,95 Euro erhältlich. Einen
Reiseführer (ISBN-13: 978-3-8283-0833-6) gibt es für
26,95 Euro.
WEITERE INFORMATIONEN: Das kostenlose
Schweizer Ferienmagazin bietet Informationen und
Inspirationen zur Grand Tour of Switzerland. SchweizExperten helfen per E-Mail [email protected]
oder unter der kostenlosen Hotline 00 800 100 200 30
weiter. Mehr auf www.MySwitzerland.com/grandtour
ACE LENKRAD 5/2015
FOTOS: BREITLING (9), SWISS IMAGE (3); KARTE: HUBER KARTOGRAPHIE
thek: Rund 230 000 Bücher und über 1200
Handschriften beherbergt das Kloster, darunter Schriften aus dem 10. Jahrhundert.
Einem bedeutenden Schweizer Schriftsteller
kommt der Besucher im Herzen der Züricher
Altstadt sehr nahe. In der Oepfelchammer
(Rindermarkt 12) – oder in der „Oeli“, wie
Stammgäste das Restaurant liebevoll nennen – zechte Gottfried Keller mit befreundeten Literaten und Künstlern. Noch heute
wird dort die Balkenprobe gepflegt: Mutige
klettern mit dem Kopf voran über zwei Deckenbalken und hängen dann kopfüber im
Schankraum. Wenn es der Kraftmeier in dieser Position noch schafft, ein Glas Wein leer
zu trinken, darf er seinen Namen in die uralte Holzvertäfelung eingravieren.
Besucher, die weitere Anekdoten und Kuriositäten über die größte Stadt der Schweiz erfahren möchten, sind beim Zürich Tourismus im Hauptbahnhof an der richtigen Adresse. Für 25 CHF (Kinder 12,50 CHF) helfen
Guides in einer mehrstündigen Altstadtführung, das Besondere an dieser Stadt zu entdecken. Selbst für gestandene Züricher ist es
eine besondere Zeitreise.
Unbändige Kräfte toben rund 120 Kilometer
nördlich der Schweizer Metropole. Bei
Schaffhausen ist es allerdings Wasser, das
ein Spektakel inszeniert. Der größte Wasserfall Europas ist ein imponierendes Schauund Hörspiel. Auf einer Breite von 150 Metern zischen bis zu 750 Kubikmeter Wasser
pro Sekunde aus 23 Meter Höhe über die
Felsen. Kühn reckt sich ein massiver Stein
den Wassermassen entgegen, er ist mit Booten erreichbar und von der Plattform dieses
Felsens ist die Naturkraft des Wassers intensiv zu spüren.
Nach vier Tagen und nur wenigen Etappen
auf der Grand Tour of Switzerland kommt
der Entschluss auf: Diese großartige Route
verlangt nach Wiederholung. Und selbst
wenn die Reise in Schaffhausen endet, endet
sie am Rheinfall, aber keinesfalls als Reinfall.
Thomas Breitling
35
FREIZEIT & REISE
EUROPA
LITAUEN
Sand und Seen
FOTOS: BAHRA
Das größte der drei baltischen Länder, seit 2005 Mitglied der EU, ist für viele
immer noch ein unbekanntes Terrain. Dabei bietet das Land im Westen wilde
Wälder, eine der größten Dünen Europas und menschenleere Sandstrände.
„Gero apetito“, wünscht Reiseleiter Rolandas und stellt die
Schüssel mit pinkfarbener RoteBete-Suppe auf den Tisch. Feuer
knistert im Kamin und die Hausherrin Janina singt ein altes niederlitauisches Lied. Die schönen
Töchter Kristina und Victoria tragen Zeppelnai auf, Klöße aus geriebenen Kartoffeln mit Hackfleisch-, Gemüse-, Speck- und
36
ACE LENKRAD 5/2015
Pilzfüllung. Der Tisch biegt sich
unter Schüsseln, Schalen und
Tellern voll geräucherter Schweineohren und Kastinys, einem
Gericht aus Sahne, Zwiebeln und
Knoblauch. Sauerkrautsuppe
dampft, eingelegter Hering duftet zu Kartoffelauflauf.
Aus dickbäuchigen Kannen wird
Kwas eingeschenkt, das traditionelle Getränk aus Roggenbrot.
Auch Bier fließt in Strömen. Litauische Küche ist einfach, aber
nahrhaft. Die meisten Märchen
des Landes enden mit den Worten: „Drei Tage lang habe ich getrunken und gegessen, es tropfte
vom Bart …“
Doch dieses altherkömmliche,
opulente Gastmahl in der kleiQHQ3HQVLRQDPÌLGHOLRVHHPLWWHQLPÌHPDLWLMRV1DWLRQDOSDUN
ist Folklore für besondere Gäste.
Im Alltag fallen die Tafelrunden
zumeist etwas magerer aus. „Das
Einkommen liegt im Schnitt bei
600 Euro“, erzählt Rolandas.
Doch die Preise haben fast westlichen Standard. Vor allem nach
der Einführung des Euro im Januar seien viele Lebensmittel
teurer geworden. „Aber für uns
zählt auch, dass die Einführung
Schon ab 448 € p.P.!
©Gadis
Fischer werfen im Kurischen
Haff ihre Netze aus. Inzwischen ist der Tourismus,
angelockt von langen Sandstränden, hohen Dünen,
dunklen Kiefernwäldern und
bunten Holzhäusern, zu einer
wesentlichen Einnahmequelle geworden.
ACE–Clubreise zum Comer See
Entdecken Sie die Schönheiten des Comer Sees und besuchen
Sie die Weltausstellung EXPO 2015 in Mailand
vom 20.10. bis 24.10.2015
Das ist für Sie bereits alles inklusive:
NBusfahrt im modernen Fernreisebus ab/bis Basel ins Hotel
N4 Übernachtungen mit Frühstück im Hotel der ***-Kategorie;
4 × Abendessen inkl. Getränke
NBesuch der Weltausstellung EXPO 2015 in Mailand
NAusflüge Comer See und Schifffahrten
Nständige ACE-Reisebegleitung u.v.m.
Auf Wunsch kann die Bahnfahrt (140 € p.P.) nach Basel oder eine Vorverlängerung in
einem Hotel in Freiburg dazu gebucht werden.
Gemütliches Wien mit Bratislava und
Wachau 31.07. – 05.08.2015 ab 640 € p.P.
des Euro zur politischen Sicherheit beitragen könnte“, ergänzt
Kristina, denn die russische Militärintervention in der Ost-Ukraine mache ihr Angst. Sogleich
aber betont sie das entspannte
Verhältnis mit den Russen im
eigenen Land.
Von den etwa drei Millionen Einwohnern Litauens sind heute
6,6 Prozent Polen und 5,4 Pro-
zent Russen. Litauisch ist erst
seit 2004 wieder Amtssprache.
(LQH6SUDFKHGLHPLWGHUMHQLJHQ
der einstigen russischen Besatzer so wenig verwandt ist „wie
das Deutsche mit dem Türkischen“, beschreibt Rolandas.
Litauisch ist unter allen lebenden europäischen Sprachen am
meisten mit dem indischen
Zweig der indoeuropäischen
NBahnfahrt 2. Kl. ab/an Heimatbahnhof
nach Wien und zurück
N5 Übernachtungen mit Frühstück im
4-Sterne-Hotel
N2 × Schifffahrt auf der Donau mit Mittag- und Abendessen
NAbendessen beim Heurigen, Stadtrundfahrt Wien u.v.m.
Zwischenverkauf und Änderungen durch den Veranstalter vorbehalten.
ACE-Reisebüro | Schmidener Str. 227 | 70374 Stuttgart
Telefon: 0711 5303-678 | E-Mail: [email protected]
Fax: 0711 5303-119 | www.ace-online.de/reisen
AL 4/2015
Sprachen verwandt. An viele uns
bekannte Begriffe wird oftmals
ein „as“ angehängt. So heißt Roland eben Rolandas, das Moped
wird zum „mopedas“ und die
Ananas zur „ananasas“.
Unser Reiseleiter spricht auch
(QJOLVFKZLHKLHUEHLQDKHMHGHU
GHUM¾QJHUHQ*HQHUDWLRQ'DVLVW
praktisch, denn Arbeitslosigkeit
vertreibt viele von ihnen nach
England, Irland oder Australien.
Andererseits gibt es noch einen
starken familiären Zusammenhalt. So kümmern sich Kristina
und Victoria um die elterliche
)LVFKH'HUÌHPDLWLMRV1DWLRQDO
park zählt zu den beliebtesten
Angelrevieren Litauens.
Doch mitten in der Idylle, im
Wald von Plokštine, stoßen wir
auf ein Relikt des Kalten Krieges
und eines der größten Militärgeheimnisse. Die Bewohner dieser
Gegend erfuhren erst nach der
SROLWLVFKHQ:HQGHGDVVKLHU1Xklearraketen mit Abschussrichtung auf westeuropäische Ziele
stationiert waren. Heute ist die
ehemalige Bastion mit ihrem
schaurigen Gewirr unterirdischer Gänge eine der wenigen
Das Wahrzeichen der einstigen
Stadt Memel ist die Statue des
brav bezopften Ännchens von
Tharau auf dem Theaterplatz.
1912 für den barocken Dichter
Simon Dach aufgestellt, musste
es im Jahr 1939, einen Tag nachdem das Hitler-Regime die litauische Regierung gezwungen
hatte, das Memelland „heim ins
Reich“ zu entlassen, einem „Führer-Denkmal“ weichen.
Geld für die originalgetreue
Kopie der Ännchen-Statue, die
seit 1989 wieder am alten Platz
vor dem Stadttheater steht, kam
das Venedig unter den Memeldelta-Dörfern, an die Flussufer.
Vorbei am Plateliai-See geht es
von Minge aus über das Memelflussdelta. Die Atmath schlängelt
sich träge durch dichte Schilfgürtel und bringt das Schiff zum
.XULVFKHQ+DII1LFKWVDOV:DVser und Sand zeigen sich bei Annäherung an die 98 Kilometer
lange, teils zu Russland, teils zu
Litauen gehörende Kurische
1HKUXQJ :LH HLQH VFKPDOH 6Lchel liegt diese Landzunge zwischen Ostsee und Haff. Weißgrauer Himmel hängt über dem
Deutsche und russische Vergangenheit haben Spuren
hinterlassen. In Vilnius steht
Ännchen von Tharau vor
dem alten Rathaus (oben
links). Touristen gehen
lieber auf Bernsteinsuche
am Strand der Kurischen
Nehrung, seit 2000 Weltkulturerbe der UNESCO.
Pension. Agrartourismus ist ein
QRFKMXQJHUDEHUDXIVWUHEHQGHU
Wirtschaftszweig im dünn besiedelten Litauen.
'HU ÌHPDLWLMRV1DWLRQDOSDUN
HLQHUGHUI¾QI1DWLRQDOSDUNV/Ltauens, ist die „Taiga des Westens“. Wild streicht durch dichWHQ 1DGHOZDOG VR DXFK /XFKV
XQG (OFK 'LH 1DWWHU MDKUKXQdertelang als Gottheit des heimischen Herdes, des Glücks und
der Fruchtbarkeit verehrt, fühlt
sich hier offensichtlich ebenso
ZRKOZLHGHU1DWLRQDOYRJHOGHU
Storch. In 26 Seen tummeln sich
38
ACE LENKRAD 5/2015
öffentlich zugänglichen Raketenbasen. Es piepst, pfeift,
dröhnt, dazwischen gellen militärische Kommandos.
Wir sind froh, aus dem Dunkel
der Geschichte wieder in die
lichte Gegenwart aufsteigen zu
können. Vorbei am Plateliai-See
führt ein Abstecher nach Klaipeda. Wie Gottesanbeterinnen
recken sich Kräne im Hafen gen
Himmel. Unser Guide zeigt stolz
auf eine Baustelle: Hier entsteht
ein Flüssiggasterminal. Es soll
die Abhängigkeit von russischen
Erdgaslieferungen verringern.
auch aus Deutschland. „Ännchen steht heute für die Versöhnung mit den Deutschen“, sagt
der litauische Reiseführer.
.ULHJXQG6RZMHW]HLWKDEHQEUXtale Breschen in die Stadt geschlagen. Der Verkehr rast wild
auf den breiten Straßen. Die
heute von Trabantensiedlungen
umgebene Altstadt ist überschaubar und rechtwinkelig. Hie
und da gibt noch ein altes Fachwerkhaus aus der Zeit vor dem
großen Stadtbrand von 1854 der
Stadt spröden Charme. Lieblich
hingegen schmiegt sich Minge,
Wasser. Alles atmet Feuchtigkeit.
Aus dem verschwommen weißen Streifen in der Ferne erhebt
sich allmählich die 60 Meter
KRKH '¾QH YRQ 1LGD HLQH GHU
größten Europas. Schon Thomas
Mann war davon beeindruckt.
„Kennen Sie die Dünen von List
auf Sylt?“, fragte einst der berühmteste Sommergast der KuriVFKHQ 1HKUXQJ ù0DQ PXVV VLH
sich verfünffacht denken, man
glaubt, in der Sahara zu sein ...
Alles ist weglos, nur Sand, Sand
und Himmel.“ Die Dünen sind
der Mythos dieser Landschaft.
Wilhelm von Humboldt fand die
.XULVFKH1HKUXQJùVRPHUNZ¾Udig, dass man sie eigentlich
ebenso gut wie Spanien und Italien gesehen haben muss, wenn
einem nicht ein wunderbares
Bild in der Seele fehlen soll.“
ù'LH 1HKUXQJ LVW GDV %HVWH LP
Westen“, schwärmt auch Rolandas und schwingt sich im Hafen
YRQ1LGDDXIV5DG(LQJXWDXVgebauter Küstenradweg erschließt über 50 Kilometer die
Region, deren vier kleine Dörfer
geschützt vor dem vom Meer
kommenden Wind am Haff lie-
von einst noch heute Rot und
Blau, die traditionellen Farben,
und die bunten Holzwimpel der
Kuren tragen, genießen wir den
Blick von der Terrasse eines Gartenlokals auf die weite Wasserfläche des Haffs.
$P1DFKEDUWLVFKHLQHGHXWVFKH
Reisegruppe. Im Gegensatz zum
)HVWODQG LVW GLH .XULVFKH 1HKrung nicht wirklich mehr ein
Geheimtipp. Man hat sich auf
Touristen eingestellt und die
Speisekarte bietet auch auf Englisch Rote-Bete-Suppe an.
Hanne Bahra
Neu im ACEReisebüro!
I N F O
gen. Abstecher führen an die
Ostseestrände und zu Aussichtspunkten über die verwehten
Sanddünen. Zwischen Juodkrante und Pervalka lassen wir
die Räder am Rand der Toten
Düne stehen und wandern zunächst über Holzbohlen, dann
durch losen Sand. Ein atemraubender Marsch durch die „litauische Wüste“ belohnt schließlich
mit einem großartigen Ausblick
vom Kliffrand auf einen der
längsten Sandstrände Europas.
=XU¾FNLQ1LGDGHPJU¸¡WHQGHU
vier Orte, dessen Fischerhäuser
ANREISE: Von Kiel fährt ganzjährig
sechsmal pro Woche eine Autofähre
der Reederei DFDS Seaways nach
Klaipeda. Die Fahrzeit beträgt rund
18 bis 20 Stunden.
www.dfdsseaways.de
Der internationale Flughafen von
Palanga wird von Air Baltic über Riga
sowie von der SAS über Kopenhagen
angeflogen.
Mit dem Auto geht es auf der E30
und E67 (Via Baltica) über den polnisch-litauischen Grenzübergang
Budzsiko-Kalvarija oder etwas südlicher in Laždijai nach Litauen.
Zwischen Klaipeda und Smiltynes auf
der Kurischen Nehrung verkehren regelmäßig Autofähren.
www.keltas.lt/eng/Timetable
UNTERKUNFT: B&B „Prie Žiedelio“,
familienfreundliche Holzferienhäuser
und Pension etwa 50 Kilometer von
Klaipeda entfernt, mitten im
Žemaitijos-Nationalpark, direkt am
fischreichen Badesee.
www.prieziedelio.lt
Die „Vila Flora“ ist ein charmantes
und sehr komfortables Hotel im Ort
Judkrante auf der Kurischen Nehrung.
Das Doppelzimmer mit Frühstück kostet rund 80 Euro, Kalno 7a, LT-93102,
Neringa (Juodkrante),
www.vilaflora.lt
TIPP: Im Sommer sollte unbedingt
Mückenschutz in den Koffer eingepackt sein.
WEITERE INFORMATIONEN:
Litauisches Fremdenverkehrsamt,
c/o Aviareps Tourims GmbH,
Josephspitalstraße 15,
80331 München,
Tel. 0 89/5 52 53 38 10,
www.Lithuania.travel
ACE-Reisebüro, 70369 Stuttgart | www.ace-reisen.de
Rufen Sie an unter 0711 5303-678
Schicken Sie eine Mail [email protected] Fax 0711 5303-119
Gleich gratis anfordern!
Urlaub mit dem Hund
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Vorname
Straße
PLZ/Ort
Telefon
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AL 5/2015
FREIZEIT & REISE
CAMPING
hin oder her, Verkehrsregeln
etwa unterscheiden sich in den
Hauptzielgebieten für Urlaubsreisende deutlich. Zum Beispiel
muss in Italien bereits der leere
Fahrradträger eines Reisemobils
als überstehende Ladung mit
einem Warnschild gekennzeichnet sein, dem sogenannten Panello. Und für jeden Fahrzeuginsassen ist eine Warnweste an
Bord vorgeschrieben.
In Frankreich dürfen Gespanne
mit 130 Sachen über die Autobahn rauschen. Wiegt die Kombination jedoch über 3,5 Tonnen,
liegt das Maximaltempo bei
110 km/h. Setzen sich Sohn oder
Tochter zur Ablösung hinter das
Steuer , ist ohnehin bei 110 km/h
Schluss, falls der Führerschein
des Nachwuchses nicht älter als
zwei Jahre ist.
Beschweren wir uns nicht, auch
in Deutschland gibt es Eigenheiten: Reisemobile über 3,5 und
bis 7,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht dürfen auf der
Autobahn 100 km/h fahren, fallen aber unter das allgemeine
Überholverbot für Lkw – ein ärgerlicher Widerspruch. Wider-
Eine überdachte Kletterwand wertet das Sportangebot des Campingplatzes Schwarzwälder Hof in Seelbach auf.
Kinder steigen über einen Kletterturm
auf passender Höhe ein, Erwachsene bewältigen den Parcours bis in sieben
Meter Höhe vom Boden aus. Statt der
üblichen Griffschalen wurde eine natürliche Felswand nachempfunden.
www.spacamping.de
Fahrwerks-Spezialist Goldschmitt
ist 35 Jahre alt geworden. Zum Geburtstag gibt es Jubiläumsangebote. Bis Ende
Mai zum Beispiel Zusatz-Schraubenfedern für die Dämpferbeine an der Vorderachse des Mercedes Sprinter. Sie richten
die Nase des Sprinter auf und eine Auflastung ist möglich. Sonderpreis zurzeit
389 statt 449 Euro.
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Jubiläum am Gitzenweiler Hof:
Die Betreiber des Campingplatzes nahe
Lindau feiern 20-jähriges Jubiläum.
Am zweiten Juli-Wochenende steigt ein
großes Geburtstagsfest, der Stellplatz
kostet dann nur 20 Euro pro Nacht.
Weitere Höhepunkte: Kinderfest am
24. Mai, Ballonfahren am 17. bis 19. Juli,
Gitz anno 1380 am 21. bis 23. August.
www.gitzenweiler-hof.de
MIT CARAVAN UND REISEMOBIL IN DEN URLAUB
Unterschiedliche Verkehrsregeln, zulässige Geschwindigkeiten,
Maut, Spritpreise – Europa ist für Reisende immer noch ein bunter
Flickenteppich. Gute Vorbereitung für die Urlaubsfahrt tut not.
Ob mit Reisemobil oder Gespann, einfach losfahren und
unvorbereitet durch Europa ziehen, das kann unangenehme
und teure Konsequenzen nach
sich ziehen. Europäische Union
KURZ
40
&
FÜNDIG
ACE LENKRAD 5/2015
FOTOS: TSCHOVIKOV, CIVD, ARCHIV
Reisen mit Regeln
sprüchlich sind auch die Regeln
für das Tagfahrlicht: Dänemark
und Schweden fordern es,
Deutschland, die Niederlande,
Belgien und Österreich nicht,
Italien und die Schweiz schon.
Ein ähnliches Durcheinander
gibt es bei der Maut in Europa,
auch Deutschland will sich daran bald beteiligen. Frankreich
hat ein mehrstufiges Abrechnungssystem für seine Autobahnen, der Tarif richtet sich nach
Ärgerthema Maut:
Jedes Land hat
eigene Regeln für
Reisemobile und
Gespanne. Mit
Hund geht es inzwischen unkomplizierter in den
Urlaub, bewusstes
Tanken spart auf
Reisen Geld.
Gewicht, Zahl der Achsen, Höhe
und Gewicht. Schwere Gespanne
über 3,5 Tonnen zahlen rund das
Doppelte im Vergleich zu Leichtgewichten. Einige Autobahnen
sind jedoch mautfrei. Eine Alternative, speziell für Reisemobilurlauber auf Entdeckungsreisen, sind die häufig gut ausgebauten Routes Nationales.
Ein spezieller Maut-Fall sind die
Alpenländer Österreich und
Schweiz. Die Schweiz verlangt
grundsätzlich eine Jahresvignette für das Befahren von
Autobahnen und Schnellstraßen,
der Caravan benötigt eine separate Plakette. Fahrzeuge über
3,5 Tonnen bezahlen die Schwerverkehrsabgabe. Da deren Zeit-
Familien-Waschkabine mit Dusche,
Waschbecken und Toilette, Waschmaschine und Trockner, W-Lan – der Service
des Reisemobil-Stellplatzes in Friedrichstadt/Schleswig-Holstein ist ungewöhnlich umfangreich. Der Platz liegt direkt
am Eiderdeich in Nähe zur malerischen
Altstadt und bietet Übernachtungsmöglichkeiten für 45 Reisemobile. www.
wohnmobilstellplatz-friedrichstadt.de
raum zeitlich begrenzt und wählbar ist, kann dies sogar billiger
ausfallen.
Österreich pflegt eine zeitlich begrenzte Maut, hier ist das „Pickerl“ fällig. Über 3,5 Tonnen
zulässiges Gesamtgewicht gibt es
ein kilometerbezogenes System.
Für das elektronische Mauterfassungssystem müssen entsprechende Reisemobile die „GoBox“ mitnehmen, sie wird vor
Fahrtbeginn aufgeladen. Die
Maut wird während der Fahrt
automatisch abgebucht. Es wird
von Problemen und drakonischen Strafen berichtet.
Nicht nur eine Maut, auch eine
Tankstrategie lohnt sich für die
Urlaubsreise. In Deutschland,
Frankreich und Österreich zum
Beispiel ist Diesel im Moment
vergleichsweise günstig, in Italien teuer. Wer kurz vor dem
Grenzübertritt Sprit bunkert,
spart etwa 25 bis 30 Cent pro
Liter. Auf dem Weg nach Frankreich oder Belgien bietet sich ein
Halt in Luxemburg an, einem
Treibstoff-Billigland.
Und wie sieht es mit dem besten
Freund des Campers aus, dem
Hund? Im Unterschied zu anderen Kriterien ist das Reisen mit
Hund recht einfach geworden. In
aller Regel genügt der EU-Heimtierausweis. In ihm sind die notwendigen Impfungen gegen Tollwut dokumentiert. Einige Länder
verbieten aber die Einreise bestimmter Hunderassen.
Egal wo das Ziel liegt, rechtzeitige Information über die Regeln
in allen dabei berührten Ländern
empfiehlt sich. Erste Anlaufstelle
mit einer Vielzahl von Tipps
und Informationen ist Ihr Club,
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Randolf Unruh
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Reisemobil urlaubsfit. Certiman Acrylglasfinish aus der Sprühflasche reinigt
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ACE-Radreisen / Wandern
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AL 5/2015
MAGAZIN
IRLANDS WESTEN UND DUBLIN
Städtetrip und
Küstenpanorama
FOTOS: ARCHIV
FREIZEIT & REISE
Mit atemberaubenden Küstenlandschaften überrascht der Wild Atlantic Way.
NEUE TRENDSPORTART
Der Wild Atlantic Way im Westen Irlands gilt
als eine der schönsten Küstenstraßen. Die Route
führt über 2600 Kilometer von der Halbinsel
Inishowen im Norden des County Donegal bis
ins Küstenstädtchen Kinsale im Süden des
County Cork. Die Strecke schlängelt sich über
eine von der Naturgewalt des Ozeans geformte
Küstenlandschaft, deren landschaftliche Schönheit und Vielfalt einzigartig ist. Eine perfekte
Kulisse für Autowanderer, die zudem einen
Zwischenstopp in der irischen Hauptstadt Dublin
einlegen können. Denn Irish Ferries steuert mit
dem MS „Epsilon“ einmal wöchentlich vom
französischen Cherbourg aus die pulsierende
Metropole an. Zum Wild Atlantic Way sind es von
Dublin aus, etwa nach Galway, weniger als drei
Stunden Fahrtzeit. Überfahrten von Cherbourg
nach Dublin bietet die Reederei für einen Pkw
mit zwei Personen ab 129 Euro an.
www.irishferries.com, www.ireland.com
KÄRNTEN IN ÖSTERREICH
Wasser-Marsch
Abenteuer im Bergwerkstollen
Wie Froschmänner in der Nordsee sehen sie aus und
werden entsprechend von unwissenden Spaziergängern beäugt. Die Gruppe von Leuten in Neopren-Anzügen praktiziert
das sogenannte „Longe-Côte“, das immer mehr Anhänger in
der Bretagne und Korsika findet. Es ist eine Wandertour im
brusthohen Meerwasser. Fürs Gleichgewicht darf auch ein
Paddel verwendet werden. Der Erfinder Thomas Wallyn aus
Dünkirchen wollte ursprünglich für seine Rudergruppe
einen ganzjährigen Sport finden, der ein ganzheitliches
Muskeltraining fördert. Ein unerwarteter Erfolg, denn andere wollten auch mitmachen, und so verbreitet sich die
Sportart mittlerweile weltweit. In Dünkirchen an der Base
Nautique de la Licorne können Interessierte Kurse besuchen.
www.dunkerque-tourisme.fr, www.longecote.fr
Rund 700 Meter unter der Erde mit einem Kanu durch geflutete
Bergwerkstollen und über kleine Seen zu rudern, das ist einmalig in
Europa. In den Südkärntner Hausberg Petzen fahren Abenteuerlustige
mit dem Knappen-Zug ein, um dann auf Stufen 80 Meter tiefer zum
Landeplatz der Kanus zu gelangen. Mit Schwimmwesten und einem
Profi-Guide paddeln bis zu drei Boote mit je drei Personen eine Stunde
durch die Stollen aus dem 18. Jahrhundert, in denen früher Zink und
Bleierze abgebaut wurden. Der Preis pro Person für Bootsmiete,
Schwimmweste, Fischerkleidung, Helm mit Grubenlampe, Zugfahrt
mit Knappen-Jause beträgt 40 Euro. Eine Tour dauert insgesamt vier
Stunden und ist bei einer Wassertiefe von etwa einem Meter auch
für Kinder ab 1,50 Meter gut geeignet. Weitere Informationen bei der
Tourismusregion Klopeiner See, Telefon 00 43/42 39 22 22.
www.klopeinersee.at
Wandern in der Meeresbrandung stärkt die Muskulatur.
Eine ganz besondere Stimmung erwartet die Kanuten im Bergwerkstollen.
42
ACE LENKRAD 5/2015
URLAUB MIT DEM HUND
K
Wandertouren mit Bello
Hundebesitzer kennen
das Problem: Im Urlaub
sind sie nicht überall mit
ihrem Tier willkommen.
Und nicht immer ergeben
sich nette Kontakte zu
Gleichgesinnten. Natours
Reisen hat deshalb das Angebot unter der Marke hundewandern.de für Mensch
mit Hund ausgebaut. Wer
erst mal schnuppern
möchte, kann dies bei einer
Tagestour im Osnabrücker
Land tun. Wer Lust auf
mehr hat, gönnt sich ein
Wochenende am hessiWandern ist eine Reiseform, an der auch Hunde ihren Spaß haben.
schen Edersee oder auf der
Insel Neuwerk. Und wer beim Wandern in der Gruppe mit Hunderudel so richtig auf den Geschmack
gekommen ist, entspannt im Sommer fünf Tage auf Rügen. Wo immer es möglich ist, bleibt die Leine im
Rucksack. Bei den Hunde-Wanderungen sind die Strecken nicht nur abwechslungsreich und naturnah,
sondern extra so gewählt, dass viel Zeit ohne Leine möglich ist, denn das ist für Mensch und Vierbeiner
entspannter. Konfliktfrei geht es auch bei Begegnungen mit hundelosen Mitmenschen zu, denn auch hier
wird viel Wert auf sozialverträgliches Verhalten gelegt. Detaillierte Informationen: Natours Reisen,
Telefon: 05 41/34 75 18 94, www.natours.de, www.hundewandern.de
O
M
P
A
K
Kunden von Reiseveranstaltern verteilen gute Noten. Von
zwölf Anbietern erreichte TUI den
ersten Platz, gefolgt von ITS-Reisen
auf Rang zwei – beide jeweils mit
der Note „sehr gut“. Thomas Cook
erhielt die Bewertung „gut“ und
kam auf die dritte Position.
Die Flugsicherung will im Notfall
Jets ferngesteuert landen können.
Dies ist ein Vorschlag, den die
Taskforce für Flugsicherheit nach
dem Germanwings-Absturz diskutiert wird. Die Technik dafür sei
durch die Drohnen grundsätzlich
vorhanden.
Zugbegleiter haben Angst vor gewaltbereiten Fahrgästen – das ist
das Ergebnis einer Umfrage unter
Beschäftigten. Fast zwei Drittel der
Schaffner gaben an, schon einmal
körperlich angegriffen worden zu
sein. 93 Prozent sagten, sie würden
täglich beschimpft.
Tourismusverband Istrien, Pionirska 1, 52440 Poreč, Kroatien, HR10163106072
Eines der schönsten Reiseziele Europas.
Istrien. Lifestyle an der Adria.
Istrien ist nicht nur Inbegriff für Badeurlaub. Mit romantischem Hinterland, reichem Kulturerbe und kulinarischen
Attraktionen zählt die kroatische Adria-Halbinsel das ganze Jahr über zu den schönsten Reisezielen Europas.
Istrien ist auch ein Begriff in der Gourmetszene. Renommierte Winzer und Produzenten finden sich entlang der Wein- und
Olivenölstraßen und die weiße Trüffel begeistert Feinschmecker aus aller Welt. Malerische Küstenstädte und Dörfer bilden
die perfekte Kulisse für genussvolle Ferien, denn Istrien ist ein Synonym für fantasievolle Küche, großartige Weine und
einzigartigen, mediterranen Lifestyle.
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T
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C L U B
SICHERHEITSTRAINING
ACE-CARAVAN-TRAINING IN CALAU
SICHER IN
DEN URLAUB
Der ACE veranstaltet regelmäßig Sicherheitstrainings für Auto-, Motorradund Caravanfahrer. Nicht nur das richtige Bremsen wird hier geübt.
Die Teilnehmer nehmen ein großes Stück Sicherheit mit nach Hause.
Fünf alte Hasen und ein echter Frischling haben sich an diesem Samstagmorgen im brandenburgischen Calau getroffen, um gemeinsam Slalom zu fahren, kräftig auf die Bremse zu treten
und rückwärts einzuparken. Ein Sicherheistraining für Caravan-Fahrer steht
44
ACE LENKRAD 5/2015
an. Doch vor die Praxis hat ACE-Trainer
Günter Bremer die Theorie gesetzt. Wie
sieht es zum Beispiel mit den ganzen
Assistenzsystemen aus, die das Autofahren heute deutlich sicherer machen –
funktionieren sie mit Anhänger hintendran auch noch? Nicht unbedingt: Der
Tote-Winkel-Warner beispielsweise ist
im Anhängebetrieb abgeschaltet – er
würde wegen der Ecken des Wohnwagens sonst ständig blinken. Und was ist
zu tun, wenn das Fahrzeug anfängt zu
schlingern? Wenn es an einer Steigung
passieren sollte, ist es okay, leicht Gas zu
geben. Ansonsten leicht bremsen. „Und
bloß keine Vollbremsung“, warnt Bremer. „Ihr müsst euer Gefährt stabilisieren. Sobald der Wagen schlingert, gegenlenken. Wenn der Druck nachlässt,
geradeaus halten, und wenn er dann
wieder in die andere Richtung zieht,
sofort wieder gegenlenken. Und das
macht ihr so lange, bis ihr ihn wieder
sicher habt.“ Auch eine nützliche Info
für alle Camper: Wenn die Reifen am
Wohnwagen älter als sechs Jahre sind,
erlischt die Betriebserlaubnis für die
Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h.
„Also am besten beim Kauf auf frisch
gebackenen Reifen bestehen“, rät der
ACE-Trainer.
Während die erfahrenen Caravaner,
allesamt Mitglieder im ACC, dem ACE
FOTOS: EMM
Camping-Club Calau, regelmäßig alle
paar Jahre zur Auffrischung an einem
solchen Training teilnehmen, ist es für
den Dresdner René Zwiersch und seine
Frau das erste Mal. Vor vier Wochen
haben sie sich den Wohnwagen gekauft, das Training soll jetzt die nötige
Sicherheit für die erste große Tour an
die Ostsee verleihen.
Bevor es mit einem Wohnwagen auf
große Fahrt geht, steht das Wiegen an.
Der vollgepackte Wohnwagen darf
nicht schwerer als die zugelassene Anhängelast für das Auto sein. Die kleine
gelbe Waage wird unter den Reifen
gelegt, einmal zwanzig Zentimeter vorgerollt und das Ergebnis steht fest:
1350 Kilogramm sind insgesamt zugelassen, links wurden 535, rechts 630 gemessen. Die Summe passt, trotzdem
runzelt Günter Bremer besorgt die Stirn:
„So könntet ihr nicht fahren, da müsst
ihr beim Beladen drauf achten, dass
alles Schwere nach links kommt.“ Beim
Nächsten sind es 800 und 820 Kilo, was
die Waage anzeigt. Bei einer zugelasse-
Slalomfahren, Vollbremsung und auf den
Millimeter genau rangieren: Beim CaravanSicherheitstraining des ACE machen sich
Anfänger mit ihrem neuen Wohnwagen
vertraut, erfahrene Caravaner frischen
ihre Kenntnisse auf. Auch die Theorie
kommt nicht zu kurz, beim Wiegen wird die
genaue Anhängelast ermittelt. Moderator
Günter Bremer gibt den Teilnehmern gute
Tipps und beantwortet alle Fragen.
nen Anhängelast von 1700 Kilo ist da
nicht mehr viel Gepäck-Reserve.
Zeit, sich hinters Steuer zu klemmen.
Beim Slalomparcours sind zu Beginn alle
noch etwas zögerlich, aber mit jeder
Runde umkurven die Caravaner die aufgestellten Hütchen zackiger – bis die
ersten überfahren werden. Vor allem
Neuling Zwiersch stellt diese Übung vor
Herausforderungen: „An die Spiegel
muss ich mich erst gewöhnen, das ist
noch etwas seltsam. Aber das Gute ist
ja, dass hier nichts kaputtgehen kann.“
Nach der Geschicklichkeitsrunde werden
die gefahrenen Geschwindigkeiten
höher. In der eisglatten Kurve schiebt
der Wohnwagen bereits bei 40 km/h
kräftig, aber dank ESP macht diese
Übung keine größeren Probleme – solange dem Bremsreiz nicht nachgegeben wird. Apropos Bremsen: Natürlich
gehört eine Vollbremsung zu jedem Sicherheitstraining dazu. Wie lang ist der
Bremsweg aus 30 km/h auf trockener
Fahrbahn? Sind es wirklich 15 bis
20 Meter, wie ein Teilnehmer glaubt?
Die Überraschung ist groß, auch mit
einem tonnenschweren Wohnwagen
wird der Bremsweg keinen Zentimeter
länger als ohne. Der Anhänger bremst
voll mit, nach vier Metern steht der
Wagen. Auf glatter Fahrbahn mit Sommerreifen sieht das schon anders aus.
„Die Investition lohnt sich auf jeden
Fall, ich fühle mich sicherer als heute
Morgen. Und in ein paar Jahren machen
wir bestimmt wieder ein Auffrischungstraining“, sagt René Zwiersch am Ende
des Tages. Und die alten Hasen pflichten ihm bei: So ein Training ist nie verkehrt.
glü
ACE LENKRAD 5
8/2015
3
45
xx
Der ACE-Schlaglochmelder ist aktiv. Melden
Sie hier online aktuelle Straßenschäden.
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www.ace-online.de/schlaglochmelder
Ihr direkter Draht
Treffpunkt ACE
Damit Fachanwälte für Verkehrsrecht immer auf dem aktuellsten
Wissensstand sind und ihre Mandanten
kompetent beraten und vertreten können, müssen sie jährlich 15 Stunden
Weiterbildung absolvieren und dies gegenüber der Anwaltskammer dokumentieren. Viele unserer ACE-Vertrauensanwälte sind Fachanwälte für Verkehrsrecht und holen sich ihr Wissen – damit sie unsere Mitglieder immer optimal
betreuen können – unter anderem beim ACE-Verkehrsrechtstag. Bereits seit
2009 organisiert der ACE gemeinsam mit Vertrauensanwälten aus den Regionen, Advocard, Nomos-Verlag und anderen Partnern eine solche Veranstaltung
immer am letzten Juni-Wochenende. In diesem Jahr findet der ACE-Verkehrsrechtstag am 26./27. Juni in Karlsruhe – dem Sitz der obersten deutschen
Gerichte, dem Bundesgerichtshof und dem Bundesverfassungsgericht – statt.
ACE INFO-SERVICE
Bei Fragen rund um Ihre Mitgliedschaft,
Reiserouten, Sicherheitstrainings und Zusatzleistungen, rund um die Uhr.
Telefon
07 11/530 33 66 77
Fax
07 11/530 33 66 78
E-Mail
[email protected]
www.ace-online.de/kreisclubs
ACE-Mitglieder sind ehrenamtlich
in den ACE-Kreisen engagiert.
Sie kümmern sich um kommunale
Verkehrspolitik und sorgen für ein
erlebnisorientiertes Clubleben.
Was in den einzelnen Kreisen los ist,
erfahren Mitglieder im Internet oder
vom ACE-Infoservice.
Club-Termine: Informationsabende
stehen genauso auf dem Programm
wie kulturelle Veranstaltungen, Pannenkurse oder gemeinsame Clubfahrten. In den ACE-Sprechstunden
werden alle Fragen beantwortet.
Sicherheitstrainings: Der ACE
veranstaltet regelmäßig Trainings für
Auto-, Motorrad- und Caravanfahrer.
Neben Basis- werden Aufbautrainings für geübte Fahrer angeboten.
Für Mitglieder gibt es die Sicherheitstrainings zum Vorteilspreis.
ACE REISEBÜRO
Mitgliederreisen und Katalogreisen,
Buchung und Beratung rund um die Uhr.
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07 11/5303 678
Fax
07 11/5303 119
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Ansprechpartner: Die Mitglieder
der ACE-Kreisvorstände haben stets
ein offenes Ohr für die Mitglieder,
sie beantworten Fragen und nehmen
Anregungen auf.
Partnerwerkstätten: Hier können
Mitglieder an ihren Fahrzeugen kostenlose Winter- oder Urlaubschecks durchführen lassen. Mit der ACE-Vorteilskarte gibt es einen Sofortrabatt von zehn
Prozent auf alle Ersatzteile bei in der
Werkstatt durchgeführten Wartungs-,
Reparatur- und Montagearbeiten.
Vertrauensanwälte: Die vom ACE
ausgesuchten Anwälte sind versiert
in allen Fragen rund um das Verkehrsrecht. Mitglieder haben Anspruch
auf eine kostenlose Erstauskunft.
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erfahren Sie Neuigkeiten sofort:
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A C E
Insgesamt ein super Service
46
ACE LENKRAD 5/2015
FOTOS: ARCHIV, FOTOLIA
ACE EURO-NOTRUF
Bei Panne oder Unfall rund um die Uhr.
An Notrufsäulen: Verlangen Sie den ACE.
Vorwahl aus dem Ausland: 0049
Telefon
07 11/530 34 35 36
Fax
07 11/530 34 35 37
E-Mail
[email protected]
ACE Notfall-Rechtshilfe
07 11/530 33 88 33
Auf dem Rückweg von unserem Campingurlaub auf Rügen, wir waren
auf der A14 vor Schwerin, hörten wir plötzlich ein lautes, schlagendes
Geräusch aus dem Motorraum. Notstopp und Anruf beim ACE. Eine gute
halbe Stunde später war schon der Abschleppwagen der Firma Linke da.
Erste Diagnose von Herrn Linke war der defekte Flachriemen. Professionell wurde unser Vivaro aufgeladen, Wohnwagen angehängt und zurück
ging‘s nach Wismar. Samstags gab‘s kein Ersatzteil mehr. Wir bekamen
einen schönen Platz zwischen seinen Wohnmobilen, Strom und Wasser
und unser selbst gefangener Fisch fand auch noch Platz in seiner Tiefkühlbox. Montags mittags war unser Auto dann repariert. Insgesamt ein super
Service. Ein dickes Dankeschön, Herr Linke! Marianne Wandhöfer, Extertal
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P
O
S
und wurden heiß geliebt. Und
keiner hatte uns jemals im Stich
gelassen. Seit 2000 fahren wir
einen Škoda Fabia, mit 101 PS,
das war schon eine Umstellung.
Er heißt jetzt auch „Mopfel“. Und
fährt und fährt …
T
Schreiben oder mailen Sie uns.
Ob Lob oder Tadel, wir freuen
uns auf Ihre Meinung.
ACE LENKRAD
70369 Stuttgart
Fax 0711/5303210
E-Mail [email protected]
Zu guter Letzt
Praktisches System
nicht erwähnt
Hin und weg
Für die Möglichkeit eines sicheren und Benzin sparenden
Transports im Auto und einer
bequemen Montage haben Sie
leider ein praktisches System
vergessen zu erwähnen. Der
„Veloboy“ entspricht eigentlich
allen Kriterien, die Sie für positiv erachten, und eignet sich für
fast alle Autos mit Heckklappe:
Die Bikes werden auf dem Träger
in Ladekantenhöhe außerhalb
des Fahrzeugs mit der Gabel auf
übliche Schnellspanner montiert, dann auf den Rollen in den
Laderaum geschoben und mit
einem Spanngurt gesichert. Mit
66 Jahren ist man für jede Erleichterung dankbar. Der Veloboy ist leicht und stabil (Aluminium), lässt sich platzsparend in
der Garage oder im Kofferraum
lagern. Preis circa 290 Euro.
der DKW) konnte mich nicht
über den Verlust unseres vierrädrigen Familienmitgliedes
hinwegtrösten.
Armin Herfort, Woltersdorf
Bei uns sind Tränen geflossen,
als wir unseren letzten Trabant
zum Schrotthändler bringen
mussten. Das war 1999 und er
hatte uns 14 Jahre treu gedient.
Es war der dritte. Der erste kam
1970, nach sechs Jahren sehnsüchtiger Wartezeit. Ich war zu
der Zeit immerhin schon 36
Jahre alt. Das Geld musste aber
auch angespart werden, auf
Pump gab es im Osten nichts.
Nun konnten wir auch in die
Pilze fahren, bequemer und
schneller zur Arbeit kommen,
besser einkaufen und den Sohn
zum Kindergarten bringen. Wir
waren überglücklich. Nach neun
Jahren kam ein zweiter und
nach weiteren sechs Jahren ein
dritter. Alle hießen sie „Mopfel“
Anton Spöttl, München
FOTO: WERK
Ich erinnere mich gerne an das
erste Auto meines Vaters in den
sechziger Jahren, einen DKW Junior, für die Zeit typisch in Zweifarbenlackierung hellgrün/dunkelgrün, 34 PS, drei Zylinder. Ich
war damals ein kleiner Junge
und liebte diesen Wagen, er war
für mich ein Familienmitglied.
Liebevoll nannten wir ihn den
„Julius“ (von Junior). Ich kann
mich nicht erinnern, dass er uns
jemals mit einer Panne im Stich
ließ. Unvergesslich sind mir die
Urlaubsfahrten mit unserem
DKW in den dreiwöchigen Sommerurlaub an die holländische
Küste, der Wagen war vollgepackt für die vierköpfige Familie
bis unters Dach. Als mein Vater
den DKW verkaufte, da war ich
untröstlich traurig, und auch
der neue tolle Wagen (ein BMW
2000, mit dreimal so viel PS wie
Praktisches Radträger-System von Opel: wie eine Schublade im Heck.
48
ACE LENKRAD 5/2015
Peter Häusler, München
Klaus Hardt, Berlin
Bitte immer mit Namen und Anschrift.
Einsender erklären sich
mit Kürzungen einverstanden.
Das vierrädrige
Familienmitglied
muss, sonst kann die Schublade
nur schwer eingeschoben werden (öfters ölen) oder sie kann
blockieren. In diesem Fall hilft
nur die Werkstatt mit einer Hebebühne.
Da ich durch eine Schulterverletzung meine zwei Räder nicht
mehr auf den Dachträger heben
konnte, besitze ich seit über
zwei Jahren einen Opel Corsa
Flexfix mit dieser Radschublade
und bin sehr zufrieden. Wenn
ich meine Räder montiere, dann
staunen die Leute und sind hellauf begeistert, dass es so etwas
gibt. Leider hat Opel jahrelang
versäumt, dieses einmalige System besser zu vermarkten. Zu
beachten ist noch, dass, wenn
ein Rad an der Heckklappe montiert wird, es durch Bewegung
beim Transport zu Lackschäden
kommen kann. Auch sollte man,
wenn die Räder montiert sind,
das Warndreieck und den Verbandkasten in den Innenraum
nehmen, da die Heckklappe
nicht mehr geöffnet werden
kann. Beim Abbau ist zu beachten, dass alles eingeklappt sein
Kulanz ist nicht
selbstverständlich
Russisch Roulette
Das „Paket“ meines MallorcaUrlaubs enthielt auch einen
Mietwagen. Vor Ort wechselte
die deutsch sprechende Angestellte ihren Platz und ich
musste mit einer englisch sprechenden Angestellten den Vertrag durchsprechen. Auf dem
Gelände des Vermieters standen
circa 500 Autos und es dauerte
etwa 15 Minuten, bis mein Pkw
gefunden war. Kleine Lackschäden habe ich fotografiert, eine
Einweisung erfolgte nicht! Mein
Voucher enthielt die Tankregelung: Übernahme mit vollem
Tank, Rückgabe mit leerem
Tank. Doch bei der Rückgabe bestand die Firma auf vollem Tank.
Zähneknirschend habe ich den
Tank gefüllt. Nach der Rückkehr
habe ich dem Veranstalter Travelland den Vorfall gemeldet
und die Tank-Quittung zugesandt. Man hat mir die Auslagen
erstattet und noch einen kleinen
Betrag draufgelegt wegen des Ärgers! Ein solch kulantes Verhalten ist nicht selbstverständlich.
Hans Schlatter per E-Mail
Ein toller Tipp
für Motorradfahrer
Kurvenparadies
Ihre Empfehlung zum Thema
Motorradfahren im Trentino
kam zu Ostern gerade recht. Also
Camper klargemacht, Motorrad
auf den Hänger und los ging es.
Die Campingplatzempfehlung in
Levico Terme, direkt am Lago,
haben Sie ja gleich mitgeliefert.
Vielen Dank dafür, sehr gute
Empfehlungen. Prima Platz in
der ersten Reihe, in der VorVorsaison sehr preiswert. Super
Motorradtouren in der Umgebung gemacht, über Pässe und
an den Gardasee, zum Teil auf
kleinen Straßen, fast ohne Verkehr. Aber Achtung, die Preise
auf dem Campingplatz steigen
in der Hochsaison gewaltig.
GELEGENHEITSBÖRSE
Ulrich Praefke, Lübeck
Hinten wird es
finster
Immer heller, immer besser
An einem grauen, regnerischen
Tag auf der A2: Im Rückspiegel
nähert sich eine grell-weiße
Lichtinstallation, mehr eine
Drohgebärde als ein Sicherheitszeichen. Ein Wagen gehobener
Klasse überholt zügig und verschwindet in der Gischt. Von
einem Rücklicht keine Spur, genauso wie bei vielen anderen,
die ihm folgen. Die inzwischen
weit verbreitete Lichtautomatik
erkennt keinerlei Handlungsbedarf. Einige Tage vorher auf der
Sauerlandlinie – im dichten
Nebel dasselbe Bild. Wer kann
für Erleuchtung sorgen und mir
den gesetzgeberischen Unsinn
erklären, dass ein „Tagfahrlicht“
nicht mit dem Rücklicht gekoppelt sein darf bzw. nur dann,
wenn zusätzlich das normale
Fahrlicht eingeschaltet wird?
Wird dem technischen Fortschritt bald der juristische folgen? Nicht wer auffährt, hat
Schuld, sondern wer sich nicht
schnell genug vom Acker macht?
Was von hinten kommt, ist ja
wohl nicht zu übersehen. Immer
heller – immer besser? Zumindest hinten wird es finster.
Joachim Glüder, Osnabrück
Park dein Handy,
wenn du fährst
ACE-Clubaktion: So hilfreich Handys mit ihren vielseitigen Funktionen auch sind, im Straßenverkehr stellen sie wirklich ein
Risiko dar. Vor kurzem hatte ich
erst die Situation, dass ein vor
mir fahrendes Auto plötzlich
bremste. Zum Glück war die
linke Fahrspur noch frei, sodass
ich ausweichen konnte. Im Vorbeifahren sah ich dann, dass der
Mann sein Handy ans Ohr geklemmt hatte und gleichzeitig
sein Navi bediente. Gut, dass der
ACE die Aufmerksamkeit auf
dieses Thema lenkt. Ich hoffe,
dass die Aktion auch etwas bewirkt.
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ACE LENKRAD-Redakteurin Martina Glücks.
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ACE LENKRAD 5/2015
paar km/h unter der erlaubten Geschwindigkeit bleiben. Besonders wahnsinnig machen mich jene Zeitgenossen,
die vor einer grünen Ampel vorsorglich
vom Gas gehen. Sie könnte ja jederzeit
rot werden! Verständnis hatte ich früher
nur für jene Autofahrer, die sich via
Nummernschild als ortsunkundig auswiesen. Doch da ja heutzutage jeder
sein Ortskennzeichen auch beim Umzug
von Kiel nach Konstanz behalten darf,
ist dies auch kein Indikator mehr, dass
der Autofahrer aus schlichter Verunsicherung so fährt. Kürzlich fuhr ein Transporter
vor mir. In der Heckscheibe prangte großflächig ein handgeschriebenes Schild:
„Fahranfänger beim Umzug mit fremdem
Wagen in fremder Stadt“. Ich habe mich
noch nicht einmal aufgeregt, als er die
gesamte Grünphase benötigte, um seinen
abgewürgten Wagen wieder zu starten,
und schließlich als Einziger die Ampel
passierte. Was meinen Sie? Schreiben Sie
eine E-Mail an [email protected]
IMPRESSUM
ACE LENKRAD ist das offizielle
Mitteilungsblatt des ACE Auto
Club Europa e.V. und erscheint
am 15. des Monats. Für Mitglieder
sind Preis und Zustellung der
gedruckten Zeitschrift (oder wahlweise der E-Paper-Version) ohne
besondere Gebühr im Beitrag
enthalten. ISSN-Nr. 0943-3945
Postvertrieb E 2304
ACE Auto Club Europa
Schmidener Str. 227,
70374 Stuttgart
E-Mail: [email protected],
Internet: www.ace-online.de
ACE-Info-Service
07 11/530 33 66 77
Herausgeber:
ACE-Vorstand
Stefan Heimlich,
Erwin Braun
Redaktion:
Klaus-Michael Schaal
(Chefredakteur),
Thomas Breitling
(Stv. Chefredakteur),
Gunnar Beer, Martina Glücks
Leserservice: 0711/5303-0,
Redaktionsfax: 0711/5303-210,
E-Mail: [email protected]
Grafik:
Jochen Haller, Rigo Ratschke,
Rolf Seufferle
Fotografie:
Friedemann Bayer,
Angelika Emmerling,
Konstantin Tschovikov
Autoren dieser Ausgabe:
Hanne Bahra, Wolfgang Büser,
Christian Deger, Christina Maria
Letzeisen, Rebekka Melles,
Marc R. Reichel, Randolf Unruh,
Frank Wald, Thomas Zügner
© bei ACE Verlag GmbH.
Nachdruck und Weiterverbreitung in allen Medien und OnlineDiensten nur mit Genehmigung
der Redaktion. Gezeichnete
Artikel stimmen nicht immer mit
der Meinung der Redaktion überein. Für unverlangt eingesandte
Manuskripte und Illustrationen
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Mediadaten Nr. 52,
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Alkoholische Getränke werden nur an Personen ab dem vollendeten 18. Lebensjahr geliefert.
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