Die Behandlung des Kniegelenksverschleißes Nichtoperative
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Die Behandlung des Kniegelenksverschleißes Nichtoperative
Die Behandlung des Kniegelenksverschleißes Nichtoperative Therapiemaßnahmen, gelenkerhaltende Operationen und Knieprothesen Unfall- und orthopädische Chirurgie www.diakonieklinikum.com Die Bedeutung des Kniegelenksverschleißes nimmt zu. Entscheidend für die Behandlung ist, dass der Patient gut und objektiv beraten in die Therapie geht und weiß, was ihn erwartet. Deshalb wollen wir Sie hier über verschiedene Aspekte der Arthrose informieren. Inhalt 2 Die Behandlung des Kniegelenksverschleißes Nichtoperative Therapiemaßnahmen, gelenkerhaltende Operationen und Knieprothesen Inhalt Was ist Kniegelenksverschleiß (Arthrose)? 3 Nichtoperative Therapiemaßnahmen 5 Gelenkerhaltende Operationen 6 Gelenkersatz 8 Wann soll ein künstliches Gelenk eingebaut werden? 8 Prothesentypen 8 Prothesenlockerung und Prothesenwechsel 12 Gelenkersatz beim jungen Menschen 12 Metallallergie und Gelenkersatz 13 Nach dem Gelenkersatz 13 Ergebnisse und mögliche Probleme 15 Was kann man mit einer Knieprothese hinterher machen? 18 Zusammenfassung 19 Was ist Arthrose? 3 Was ist Kniegelenksverschleiß (Arthrose)? Die Bedeutung des Kniegelenksverschleißes nimmt zu. Wurden 1996 noch ca. 40.000 Kniegelenke in Deutschland pro Jahr ersetzt, sind es z.Zt. ca. 80.000. Die Ursachen für den Verschleiß sind vielfältig: Übergewicht, früher erlittene Verletzungen, Rheuma, angeborene Fehlstellungen und verändertes Freizeitverhalten (kniebelastende Sportarten) sind hier zu nennen. Das Kniegelenk (Abbildung 1) ist ein komplex aufgebautes Gelenk mit einem komplizierten Bewegungsablauf. Gelenkbildend sind der Oberschenkel mit seiner inneren und äußeren Rolle auf der einen Seite und der Schienbeingelenkfläche auf der anderen. Hinzu kommt die Kniescheibe, die als in die Sehne eingelagerter Knochen (Sesambein) vorn zwischen der inneren und äußeren Oberschenkelrolle gleitet. Das Gelenk hat also drei Anteile (Kompartments): einen inneren, einen äußeren und den vorderen (Kniescheibenanteil). Abb. 1 Überzogen sind die gelenkbildenden Knochenanteile von einer Knorpelschicht, die im wesentlichen vom Gelenk her durch die Gelenkschleimhaut ernährt wird. Geführt und stabilisiert wird das Gelenk – passiv – durch das innere und äußere Seitenband sowie das vordere und hintere Kreuzband und – aktiv – durch die umgebende Muskulatur. Im Gegensatz zum Hüftgelenk – einem Kugelgelenk – ist der Bewegungsablauf des Knies komplizierter: Beim Übergang von der Streckung in die Beugung rollen die Oberschenkelrollen auf der Schienbeingelenkfläche und gleiten gleichzeitig nach hinten, es handelt sich um eine sogenannte Roll-/Gleitbewegung. Die halbmondförmigen Menisken verbessern die Kongruenz und dienen gleichzeitig als Puffer. Aus diesem Grunde begünstigt auch eine ausgedehnte Meniskusentfernung – wie sie früher durchgeführt wurde – die Entstehung eines Verschleißes Jahrzehnte später. Was ist Arthrose? 4 Beim Verschleiß (Abbildung 2) kommt es zunächst zu einer Ausdünnung der Knorpelschicht, zu Einrissen und Lochbildung im Knorpel. Beim Fortschreiten reibt dann Knochen auf Knochen, später reibt sich auch dieser ab. Abb. 2 Dies führt – sofern nicht angeboren – zu einer o-förmigen (wenn der Knochen sich im inneren Gelenkanteil abreibt) bzw. x-förmigen (bei Abrieb außen) Verbiegung – Fehlstellung – des Beines. Im Weiteren entstehen knöcherne Anbauten vorwiegend am Gelenkrand (Osteophyten), und die Beweglichkeit des Gelenkes nimmt ab. Nichtoperative Maßnahmen 5 Nichtoperative Therapiemaßnahmen In den sehr frühen Stadien steht die nicht operative (konservative) Behandlung im Vordergrund. Diese beinhaltet eine Gewichtsreduktion (Wenige Kilo können schon hilfreich sein, eine Modelfigur ist nicht erforderlich!), weiches Schuhwerk (evtl. Fersenpolster), das Reduzieren kniegelenksbelastender Tätigkeiten, eine Erhöhung des Schuhrandes (je nach Befund innen oder außen), um die Last von dem betroffenen Kompartment (also innen oder außen) zu nehmen und in das gesunde zu verlagern, und die Krankengymnastik. Letztere ist sehr wichtig. Durch die Gymnastik wird die Muskulatur auftrainiert und das Zusammenspiel der Muskeln verbessert, um der durch den Knorpel- bzw. Knochenverlust im Gelenk entstandenen minimalen Instabilität entgegenzuwirken. Im Rahmen des Verschleißes kann – zumeist bei stärkerer Belastung – die Gelenkschleimhaut mit einer Entzündung reagieren (Bakterien sind hierbei nicht beteiligt). Dies nennt man aktivierte Arthrose. Der Zustand ist gekennzeichnet durch Schmerzzunahme, Flüssigkeitsansammlung im Gelenk (Reizerguss) und Überwärmung. Hier helfen Schonung und Kühlung sowie Medikamente, welche die Entzündungsreaktion eindämmen und die Schmerzen reduzieren. In diesem Zustand kann auch das Einspritzen von Kortison in das Gelenk angezeigt sein, wobei dies mit einem – wenn auch sehr geringen – Infektionsrisiko verbunden ist und Kortison den Knorpel zusätzlich schädigt. Solche Kortisonspritzen sollten also nicht zu oft wiederholt werden. Eine Therapie mit Hyaluronsäure (unter diversen Handelsnamen erhältlich) kann in Einzelfällen auch sinnvoll sein. Hierbei wird mehrfach eine ölige Flüssigkeit, die die Knorpelgrundsubstanz Hyaluronsäure enthält, in das Gelenk eingespritzt. Diese Substanz wirkt wahrscheinlich mehr durch den Schmiereffekt als durch die Neuentstehung von Knorpel. Bei etwa 50 Prozent der geeigneten Patienten (die Arthrose darf noch nicht zu weit fortgeschritten sein) hilft eine solche Spritzenkur, und der Effekt hält etwa ein Jahr an. Die Kosten (ca. 250 Euro) werden nicht von der Kasse übernommen. Gelenkerhaltende Operationen 6 Gelenkerhaltende Operationen Abb. 3: Planung einer Umstellungsosteotomie Bei geeignetem Arthrosestadium kann die Lastverlagerung vom erkrankten in das nicht erkrankte Kompartment auch operativ erfolgen, indem man die Achse des Unter- oder Oberschenkels (je nach Befund) ändert. Dies bedeutet eine Durchtrennung des Unter- oder Oberschenkels, Entnahme oder Einbringen eines Knochenkeiles und anschließende Stabilisierung durch ein Platte (Umstellungsosteotomie). Dieses Verfahren ist recht langwierig in der Nachbehandlung – diese dauert ca. drei bis sechs Monate. Es hilft bei etwa drei Viertel der Patienten und der Effekt hält im Schnitt acht Jahre an. Sinnvoll ist dieses Vorgehen meist nur Abb. 4: Nach aufklappender Umbei Patienten unter 60 stellung mit Einbringen eines Keiles Jahren. (Abbildung 3 und 4) Kombiniert wird diese Umstellung gelegentlich mit Verfahren, die entweder einen Ersatzknorpel (sogenannten Faserknorpel, biologisch minderwertig) oder „natürlichen“ (sogenannten hyalinen) Knorpel am Ort des Defektes erzeugen sollen. Der Versuch, Ersatzknorpel zu erzeugen, geschieht durch das Einschlagen von kleinen Löchern in den freiliegenden Knochen mit speziellen Instrumenten im Rahmen einer Kniespiegelung (Arthroskopie) und nennt sich Mikrofrakturierung. Der Erfolg dieser Maßnahme kann nicht garantiert werden. (Abbildung 5) Abb. 5 Gelenkerhaltende Operationen 7 Hyaliner Knorpel kann in den Defekt gebracht werden, indem man an einer nicht belasteten Stelle des Gelenkes Knorpel/Knochenzylinder entnimmt und in den Defekt einbolzt (osteochondrale Transplantation, OCT, Mosaikplastik). (Abbildung 6) Abb. 6: Ostreochondrale Transplantation Eine andere Möglichkeit ist die Entnahme einer geringen Menge Knorpelgewebes per Spiegelung, Anzüchtung (Zellvermehrung) im Labor und Einspritzen der so gewonnenen Knorpelzellsuspension unter eine Membran, die über den Defekt genäht wurde (autologe Chondrocytentransplantation, ACT). Diese beiden Verfahren sind auf eine bestimmte Defektgröße begrenzt. Das bedeutet, dass sie bei der Arthrose nur in wenigen Fällen sinnvoll sind, da die Erkrankung oft mit erheblich mehr Veränderungen als einem isolierten Knorpeldefekt einher geht, z.B. mit knöchernen Anbauten und Bewegungseinschränkung. Obendrein ist der Knorpel nicht nur an einer isolierten Stelle geschädigt, sondern fehlt großflächig. Gut sind diese Verfahren beim lokalisierten Knorpelschaden des jungen Menschen, wie er z.B. im Rahmen eines Sportunfalls entsteht. Diese Verfahren (Mikrofrakturierung, ACT und OCT) werden – bei gerader Beinachse – auch ohne Umstellung angewendet. Man muss betonen, dass es sich bei allen oben genannten Verfahren um einen Gelenkerhaltungsversuch handelt! Gelenkersatz 8 Gelenkersatz Wann soll ein künstliches Gelenk eingebaut werden? Wenn alle nichtoperativen Maßnahmen ausgeschöpft sind, ein gelenkerhaltender Eingriff nicht in Frage kommt, nicht geholfen hat oder der Effekt nachgelassen hat, bleibt nur der Gelenkersatz. Ein solcher Gelenkersatz soll sorgfältig erwogen werden. Wie der Name schon sagt, ist es ein Ersatz, und trotz der Fortschritte in den letzten Jahren sind noch nicht alle Probleme gelöst! Einige Patienten klagen über Restbeschwerden, die zwar meist durch kleinere Maßnahmen zu beseitigen sind, aber es können durchaus – selten – nach der Operation auch größere Probleme verbleiben, die meist nur durch weitere aufwendige Operationen zu korrigieren sind. Daher soll ein Gelenkersatz erst dann eingebaut werden, wenn der Patient einen erheblichen Leidensdruck verspürt. Nach einem Gelenkersatz gibt es kein Zurück! Wichtig ist es, dass der Erwartungshorizont des Patienten stimmt. Wer statt 25 nur noch 20 km wandern kann und sich aufgrund dessen das Gelenk ersetzen lässt, wird gelegentlich enttäuscht werden. Die „Leistung“ eines Gelenkes mit einer Prothese von 50 Prozent auf 95 Prozent zu steigern, gelingt fast immer, aber eine Steigerung von 95 Prozent auf 100 Prozent ist selten! Prothesentypen 1. Die Schlittenprothese (Abbildung 7) Bei der Schlittenprothese wird nur ein Kompartment des Gelenkes ersetzt, meistens das innere (mediale). Die Bänder bleiben erhalten. Der Schlittenprotheseneinbau im äußeren Kompartment (lateral) ergibt nicht selten (aufgrund der Biomechanik) unbefriedigende Ergebnisse. Arthrosen, die wirklich nur ein Kompartment befallen, sind nicht allzu häufig. Deswegen hat der Schlitten in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Hinzu kommt, dass häufig in den Folgejahren eine Arthrose in den anderen zwei Kompartments entsteht, so dass man nach wenigen Jahren zu einem kompletten Oberflächenersatz (s.u.) wechseln muss. Dennoch hat bei einigen Fällen eine solche Schlittenprothese ihre Berechtigung. Wir nehmen ihren Einbau über einen verkürzten Schnitt („minimal-invasiv“) vor. Abb. 7 Gelenkersatz 9 2. Der Oberflächenersatz (ungekoppelte Prothese) (Abbildung 8) Dabei wird die gesamte Oberfläche ersetzt, quasi „überkront“. Das vordere Kreuzband wird entfernt, die anderen Bänder bleiben erhalten. Die Unversehrtheit der Bänder ist Voraussetzung für diese Prothesenform. Sind sie nicht intakt, wäre das Gelenk nach der Operation nicht stabil, und der Patient hätte Beschwerden. Bei defekten Bändern muss eine Prothese genommen werden, bei der Oberschenkel- und Schienbeinteil durch ein drehbares Scharnier miteinander verbunden sind (gekoppelt) – siehe unten. Abb. 8 Abb. 9: Navigation Dieses Verfahren soll den oben beschriebenen komplizierten Bewegungsablauf und das Zusammenspiel der Bänder des natürlichen Gelenkes möglichst wenig stören. Dies bedeutet aber andererseits, dass die Prothese möglichst genau eingepasst werden muss, weil sonst die Bänder nicht mehr „stimmen“. Hinzu kommt, dass die Bänder durch die Fehlstellung verändert sind. So ist bei einer länger bestehenden OFehlstellung das Innenband verkürzt. Man muss bei der Operation das Innenband also – durch dosiertes teilweises Ablösen – wieder auf seine natürliche Länge bringen. In speziellen Fällen ist die Navigation (Das hat nichts mit einem Operationsroboter zu tun!) hilfreich. Dabei werden am Bein zwei Infrarotsender befestigt. Die Signale dieser Sender werden von einer InfrarotKamera empfangen. Die Kamera wiederum ist an einen Computer angeschlossen, der die Bewegung dieser Sender im Raum registriert und in ein „virtuelles Bein“ umrechnet, welches dann auf dem Bildschirm angezeigt wird und die tatsächliche Situation abbildet. (Abbildung 9 und 10) Gelenkersatz 10 Zusätzlich muss der Operateur knöcherne Landmarken mit Hilfe eines InfrarotZeigestiftes eingeben, die in die Berechnung des Beines mit eingehen. Anschließend wird einer der Infrarotsender an den Ausrichtinstrumenten befestigt. Der Operateur kann dann auf dem Bildschirm sehen, wo sich die Instrumente (Schnittlehren) in Relation zum Bein befinden und ob sie korrekt angelegt sind, und kann darüber hinaus nach Durchführung der Sägeschnitte erkennen, ob diese korrekt (rechtwinklig zur Tragachse) durchgeführt sind (Abbildung 11) . Abb. 10: Navigation, Bildschirm, virtuelles Bein vor Protheseneinbau Abb. 11: Navigation, Kontrolle der Sägeschnitte Abb. 12: Navigation, Abschlusskontrolle Anschließend wird mit einer provisorisch eingebrachten Probeprothese die regelrechte Achsausrichtung überprüft, dann die endgültige Prothese eingebaut und das Ergebnis nochmals kontrolliert (Abbildung 12). Einen großen Vorteil der Navigation sehen wir bei Formveränderungen (Verbiegung) der Ober- oder Unterschenkel, da hier die konventionelle mechanische Ausrichtung anhand des Markraumes eine Fehlstellung produzieren würde. Ähnliches gilt, wenn Gelenkersatz 11 der Patient auf der gleichen Seite schon eine Hüftprothese hat. Auch dadurch wird die Form des Oberschenkels beeinflusst. Wir benutzen die Navigation also als Hilfsmittel in ausgewählten Fällen, bei denen wir einen effektiven Vorteil durch Anwendung dieses Verfahrens für den Patienten erhoffen, nicht routinemäßig. 3. Die teilgekoppelte Prothese (Abbildung 13) Hierbei handelt es sich um eine Variante der Oberflächenprothese. Diese Prothese wird benutzt bei Patienten, die einen Defekt des hinteren Kreuzbandes haben. Das Polyethylen hat einen zusätzlichen Zapfen, der verhindert, dass sich das Schienbeinteil gegenüber dem Oberschenkelteil nach hinten verschiebt. Der Zapfen übernimmt die Funktion des hinteren Kreuzbandes. Abb. 13 4. Das Rotationsknie (gekoppelte Prothese) (Abbildung 14) Bei instabilen Bändern muss die Funktion der Bänder ersetzt werden. Diese geschieht mithilfe einer Verbindung von Oberschenkel- und Unterschenkelanteil der Prothese durch ein Scharniergelenk, welches eine Drehung zulässt. Die Bänder können nach einem Unfall instabil sein (Ein alleiniger vorderer Kreuzbandriss zählt nicht dazu!). Darüber hinaus wird eine solche Prothese bei einer sehr starken Fehlstellung und/oder einer sehr ausgeprägten Einschränkung der Beweglichkeit verwendet. Im ersten Fall muss, um das Bein gerade zu bekommen, der Bandapparat in einem solchen Maße abgelöst werden, dass er hinterher instabil ist. Im zweiten Fall müssen die Bänder ebenfalls ausgedehnt abgelöst werden, um eine gute Beweglichkeit wiederzuerlangen. Würde man dann eine ungekoppelte Prothese einbauen, hätte der Patient Beschwerden, weil sich bei Belastung dann Oberschenkel- und Unterschenkelanteil ständig gegeneinander verschöben. Daraus ergibt sich eine weitere Situation, bei der eine solche gekoppelte Prothese angezeigt ist, nämlich das extreme Übergewicht. Hier – so hat die Erfahrung gezeigt – ist der natürliche Bandapparat beim Gehen überlastet, wenn man eine ungekoppelte Prothese einbaut. Abb. 14 Aufgrund des höheren Kopplungsgrades entstehen logischerweise höhere Ausrisskräfte. Deswegen haben diese Prothesen einen Stiel, um die Verankerung zu verbessern. Dies bedeutet, dass im Falle eines Wechsels bei einer Lockerung mehr Knochenverlust vorliegt. Deswegen werden solche Prothesen, die übrigens schon viele Jahre vor den Oberflächenprothesen zur Anwendung kamen, nur in den oben genannten Fällen benutzt. Gelenkersatz 12 Die Prothesenlockerung und der Prothesenwechsel Hauptgrund für den Einbau einer gekoppelten Prothese ist jedoch die Lockerung einer Oberflächenprothese, da in der Regel bei einer solchen Lockerung der Knochen, an dem die Prothese befestigt ist, geschwunden und somit nicht genug „Material“ für die erneute Befestigung einer Oberflächenprothese vorhanden ist. Es ist also eine typische Wechselprothese. Diese Prothesenform gibt es auch modular, d.h. „zusammenbaubar“, um z.B. die ideale Länge der Stiele für den jeweiligen Patienten zur Verfügung zu haben oder Knochendefekte durch anschraubbare Metallkeile ersetzen zu können. Jede Prothese lockert sich irgendwann. Dies ist in im Schnitt nach ca. 13 Jahren der Fall. Es gibt natürlich auch Fälle, in denen die Prothese z.T. wesentlich länger hält, andererseits gibt es aber auch Fälle, bei denen schon nach wenigen Jahren eine Lockerung eintritt. Ursachen für solche Frühlockerungen lassen sich nicht immer finden. Ein Teil dieser Frühlockerungen ist möglicherweise durch schleichende („low grade“) Infekte bedingt. Es spielen sicher auch andere Ursachen eine Rolle wie z.B. hohes Körpergewicht, oder verfrühter Abrieb des Polyäthylens: Die PE-Abreibpartikel werden vom Körper angegriffen, und diese Komplexe aus PE und Fresszellen verursachen an der KnochenImplantat-Grenze Knochenauflösungen. Oder die Lockerung geht auf hohe körperliche Aktivität zurück, was bedeutet, dass bei einem jüngeren Patienten, der sich mehr bewegt und belastet, die Standzeit im Schnitt etwas kürzer ist als die oben genannten 13 Jahre. Der Wechsel vom Schlitten auf die nächsthöhere Stufe, die Oberflächenprothese, z.B. bei Lockerung des Schlittens oder Fortschreiten der Arthrose in den nicht ersetzten Gelenkabschnitten ist in der Regel kein Problem. Ebenso ist der Wechsel von einer – z.B. gelockerten – Oberflächenprothese auf ein gekoppeltes Gelenk ebenfalls meist unproblematisch. Aber auch eine zweite oder dritte Wechseloperation ist mittlerweile aufgrund der modularen Prothesen und der Defektauffüllung durch Metallkeile, körpereigenen Knochen oder Fremdknochen möglich geworden. Gelenkersatz beim jungen Menschen Selbstverständlich gilt auch heute noch, dass der Gelenkersatz so lange wie möglich hinausgezögert werden soll. Ein junger Mensch mit einem Gelenkersatz wird unter Umständen nicht nur einen, sondern mehrere Wechsel erleben. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass er am Ende seines Lebens in eine Situation kommt, in der ein erneuter Wechsel technisch schwierig wird. Auf der anderen Seite lebt der Mensch jetzt, und noch 20 Jahre zu warten und hochdosierte Gelenkersatz 13 Schmerzmittel zu nehmen, ist keine wirkliche Alternative, zumal kein Mensch weiß, wie lange er lebt. Wenn also ein junger Mensch sich der oben genannten Problematik bewusst ist, unter einem extrem hohen Leidensdruck steht und ein gelenkerhaltendes Verfahren nicht mehr in Frage kommt, ist auch beim jüngeren Menschen durchaus ein Gelenkersatz angezeigt. Metallallergie und Gelenkersatz Ein Teil der Patienten bringt aus ihrer Vorgeschichte eine Allergie gegen Nickel, Chrom oder Kobalt mit. Der bewährte und gängige Werkstoff, aus dem die meisten Prothesen hergestellt sind, enthält – in unterschiedlicher Konzentration – eben diese Metalle. Ob der Einbau einer „normalen“ Prothese bei diesen Patienten tatsächlich allergische Reaktionen auslösen würde, ist nach wie vor nicht hundertprozentig geklärt. Letztendlich herrscht aber eine allgemeine Übereinstimmung, bei Allergiepatienten –schon bei dem geringsten Hinweis – titanbeschichtete Prothesen einzubauen, die wir hier im Hause für die gängigen Modelle vorrätig haben. Ein routinemäßiger Allergietest vor der Operation ist nicht notwendig, wenn bisher keine Reaktionen auf Metall (Rötung der Haut bei Kontakt mit Modeschmuck, Hosenknopf, Uhr) beobachtet wurden. Hinzu kommt, dass durchaus trotz negativen Tests ein Patient erstmalig eine Allergie auf eine eingebaute Prothese entwickeln kann. In der Summe stellt aber die Metallallergie kein ernsthaftes Problem dar. Nach dem Gelenkersatz Die Nachbehandlung verläuft nach einem festgelegten Schema. Nach der Operation kommen Sie als Patient bis zum nächsten Tag auf die Wachstation. Hauptgrund dafür ist, dass dort unter Aufsicht die Schmerzmittel, die jeder Patient benötigt, in ausreichend hoher Dosierung in die Vene gegeben werden können. Auch wenn der Eingriff Routine ist, wird er dadurch nicht kleiner oder gar zur Bagatelle. Eine adäquate Schmerzbehandlung ist also erforderlich! Am Folgetag kommt der Patient wieder auf die Normalstation. Die Schmerzmittelgabe erfolgt ab dann in Tablettenform ebenfalls nach festem, bewährtem Schema. Wenn dennoch Schmerzen auftreten sollten, kann jederzeit – z.B. mit einem Schmerzmittelpflaster – aufgestockt werden. Sie können dann auch schon aufstehen und Ihr Knie voll belasten, aber natürlich nur mit Hilfe des Pflegepersonals. Je nach Fördermenge werden die eingelegten Drainagen am ersten oder zweiten. Tag nach der Operation entfernt. Es wird dann noch einmal Blut abgenommen, um zu überprüfen, ob der bei der Operation Gelenkersatz 14 zwangsläufig eintretende Blutverlust durch Blutkonserven ausgeglichen werden muss. Jede Kniegelenksersatzoperation geht – aufgrund der Wundfläche am Knochen – mit einem gewissen Blutverlust einher. Eine Gabe von Blutkonserven ist aber nur selten erforderlich. Das früher häufig praktizierte Verfahren der routinemäßigen Eigenblutspende haben wir wieder verlassen, da diese nicht völlig gefahrlos ist (z.B. hinsichtlich bakterieller Verunreinigung) und die Sicherheit der Fremdblutgabe in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist (bessere Nachweismethoden eventueller Viren). Zudem steht der Aufwand nicht in Relation zur nur selten vorhandenen Notwendigkeit einer Blutgabe. Auf Wunsch kann dieses Verfahren jedoch nach wie vor durchgeführt werden. Die Krankengymnastik beginnt nach der Entfernung der Drainagen. Ziel ist es, dass Sie ca. eine Woche nach der Operation eine Beugung von 90 Grad erreichen. Gelingt dies nicht, muss das Bein örtlich betäubt werden und kann dann ohne Schmerzen von der Krankengymnastin bewegt werden. An den etwa zweiwöchigen Krankenhausaufenthalt schließt sich eine Rehabilitation an. Entweder stationär (ca. drei Wochen) oder ambulant. Die Reha wird durch unseren Sozialdienst veranlasst. Nach sechs Wochen gehen fast alle Patienten daheim ohne Gehstützen und benutzen diese nur noch, wenn sie außerhalb des Hauses längere Strecken gehen. Eine Überwärmung und Schwellneigung kann ein halbes bis ein Jahr bestehen bleiben. Deswegen soll man auch nach einem solchen Gelenkersatz in diesem Zeitraum nicht in die Sauna o.ä. gehen. Im Zweifel sollte aber nachgesehen werden, ob die Schwellneigung und Überwärmung noch im Bereich des Normalen ist! Gleiches gilt für uncharakteristische Restbeschwerden, welche ebenfalls ein halbes bis einem Jahr verbleiben können, aber nicht müssen! Gelegentlich hört man von Patienten: „Ein Jahr hat es gedauert, dann war es aber gut.“ Ein leichtes Klicken beim Belasten kann vorkommen und erklärt sich dadurch, dass die Oberschenkelkomponente mit der PolyäthylenLauffläche in Kontakt kommt. Es hat keinen Krankheitswert. In der Regel wird eine Beugefähigkeit von ca. 120 Grad erreicht. Das ist ein gutes Ergebnis. Bezüglich der Beugefähigkeit und der Drehfähigkeit erwarten wir von dem Gelenk, welches wir derzeit implantieren, – einer Neuentwicklung – gute Ergebnisse. Gelenkersatz 15 Ergebnisse und mögliche Probleme Generell ist die Knieprothetik ein sehr erfolgreiches Verfahren. Etwa 90 bis 95 Prozent aller Patienten sind mit dem erzielten Ergebnis zufrieden! Die Erfolgsrate ist aber nicht so hoch wie bei der Hüftprothese, was sich durch den komplizierteren Aufbau des Kniegelenkes erklärt (s.o.). Das häufigste Problem ist der vordere Knieschmerz, gefolgt von der Arthrofibrose (s.u.), aber auch eine spätere Bandinstabilität kann eine Ursache sein. 1. Der vordere Knieschmerz Die Patienten, die einen vorderen Knieschmerz haben (ca. fünf bis zehn Prozent), klagen vorwiegend beim Treppensteigen und längerem Sitzen über Schmerzen im vorderen Gelenkbereich. Dieser Schmerz ist Ausdruck eines Problems im Gelenk zwischen Kniescheibenrückfläche und Oberschenkelkomponente (vorderer Anteil, sog. Patellaschild). Fünf bis zehn Prozent hört sich viel an. Man muss aber wissen, dass diese Beschwerden sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Die Rate der Patienten, für die dieser vordere Knieschmerz ein ernsthaftes Problem darstellt, ist wesentlich niedriger! Die Ursachen sind nach wie vor nicht ganz geklärt. Man geht davon aus, dass ein zu hoher Anpressdruck in diesem Gelenk vorliegt. Der Anpressdruck hängt u.a. von der Dicke der Kniescheibe ab. Die Tatsache, ob man die Kniescheibenrückfläche ersetzt oder nicht, spielt hierbei übrigens eine untergeordnete Rolle! Bei der Entstehung des vorderen Knieschmerzes spielt sicher auch das Design der Oberschenkelkomponente, namentlich Form und Verlauf der Rinne, in der die Kniescheibe gleitet, eine Rolle. Wir implantieren derzeit Prothesen, von denen wir überzeugt sind, dass die Gleitrinne optimal gestaltet ist. Als weiterer wichtiger Faktor ist die Drehung der Oberschenkelkomponente zu nennen. Baut man den Oberschenkelteil mit zu viel Innendrehung ein, dreht man die Gleitrinne von der Kniescheibe weg. Die Kniescheibe läuft dann zu weit außen, ist quasi „zwangsgeführt“ und macht Beschwerden. Fehlt die Kraft in den Muskeln, die die Kniescheibe sauber in der Rinne führen, kommt es ebenfalls zu Beschwerden. Ein Erhalt des Muskelmantels auch nach der Reha ist also wichtig! Gelenkersatz 16 2. Arthrofibrose Selten kann – nach anfänglich guter Beweglichkeit – Wochen später das Bewegungsausmaß infolge von Verklebungen im Gelenk zurückgehen. Die Ursache dieser sogenannten Arthrofibrose ist unklar, sie ist ein Symptom vieler möglicher Faktoren. Im Falle einer Arthrofibrose wenden wir einen „Stufenplan“ an. Als erster Schritt wird das Bein durch Einspritzen von örtlicher Betäubung in der Leiste durch den Narkosearzt „lahmgelegt“ und kann dann ohne Schmerzen täglich krankengymnastisch beübt werden und zusätzlich mehrere Stunden passiv auf einer Motorschiene durchbewegt werden. Diese Maßnahme wird in einem etwa viertägigen Krankenhausaufenthalt durchgeführt. Diese Behandlung führt sehr oft zum Erfolg. Wir sehen es häufig, dass schon direkt nach der Leistenbetäubung durch das Eigengewicht des Beines beim Anheben die Beweglichkeit schlagartig wieder zunimmt! Wenn diese Maßnahme nicht den gewünschten Erfolg zeigt, folgt Schritt zwei: Das Gelenk wird wieder eröffnet, die Verklebungen gelöst und die verdickte Kapsel ausgedünnt. Findet man bei der Operation ein mechanisches Problem, wird es beseitigt (z.B. Ausdünnung einer zu dicken Kniescheibe). Es schließt sich wieder eine Motorschienen- und KG-Behandlung, wie bei Schritt eins an. Wenn auch dies nichts nützt, bleibt als letzter Rettungsanker nur das Durchtrennen aller Bänder und der Wechsel auf eine gekoppelte Prothese. Diese Maßnahme ist aber nur sehr selten erforderlich! 3. Irritationen der Gelenkschleimhaut Jede Operation stellt einen Reiz für das Gelenk dar. Darauf reagiert die Gelenkschleimhaut gelegentlich mit der Produktion von Flüssigkeit. Es kann sich ein sogenannter Reizerguss bilden, der manchmal auch punktiert werden muss. Solch eine Punktion ist nicht belastend. Das Entstehen eines Reizergusses ist nicht ungewöhnlich und stellt keine Komplikation dar! 4. Infektionen Sehr selten (in ca. 0,5 Prozent der Fälle) kommt es zu einer bakteriellen Infektion. Diese hat nichts zu tun mit eventuellen Reizzuständen des Gelenkes nach der Operation! Die bakterielle Infektion äußert sich durch einen eitrigen Gelenkerguss, Fieber, heftige Schmerzen und hohe Entzündungswerte im Blut. Man unterscheidet Frühinfekte (innerhalb der ersten sechs Wochen nach der Operation) und Spätinfekte. Die Spätinfektion entsteht wahrscheinlich durch Keimverschleppung von anderen Entzündungsherden über das Blut in das Gelenk und kann Gelenkersatz 17 noch Jahre nach der OP auftreten! Deswegen müssen z.B. bei Prostataoperationen, bei denen Bakterien in das Blut eingeschwemmt werden, Antibiotika gegeben werden, um die Prothese zu schützen. Tritt eine Frühinfektion auf, so wird in der Regel das Gelenk wieder eröffnet, die oberflächliche Schleimhaut entfernt, die auswechselbaren Teile – d.h. das Polyäthylen – gegen neue ausgetauscht, das Gelenk mit antiseptischer Lösung mit einer Druckspülung gereinigt („JetLavage“) und ein Antibiotikum eingelegt. Zusätzlich werden Antibiotika über die Vene gegeben. Mit diesem Vorgehen hat man eine Chance von 50 Prozent, die Infektion zur Ausheilung zu bringen. Tritt keine Heilung ein oder liegt eine Spätinfektion vor, wird ein sogenannter zweizeitiger Wechsel durchgeführt: Die Prothese wird ausgebaut, sämtliches verändertes Gewebe entfernt, das Gelenk mit der Jet-Lavage gespült und ein Antibiotikum eingelegt. Anschließend wird ein sogenannter Platzhalter („Spacer“) bestehend aus einem Prothesenoberteil, Polyäthylenlauffläche und einem aus antibiotikahaltigem Knochenzement geformten Unterschenkelteil eingelegt, ohne befestigt zu werden. Dieser Spacer erlaubt es, den Patienten zu bewegen, wodurch die Beweglichkeit des Gelenkes erhalten bleibt. Auftreten darf er damit aber nicht. Nach etwa zwölf Wochen, wenn die Infektion sicher ausgeheilt ist, wird dann eine neue Prothese eingebaut. Mit diesem Vorgehen lassen sich 90 Prozent der Infektionen zur Ausheilung bringen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Infektionen erfreulicherweise selten sind. Wenn sie auftreten, sind sie fast immer beherrschbar, dies u.U. jedoch mit einem relativ aufwendigen Verfahren. Eingriffe bei nicht beherrschbarer Infektion, wie z.B. eine Versteifung, sind absolute Raritäten. 5. Hämatome, Thrombosen, Embolien In seltenen Fällen kann es notwendig werden, Blutreste aus dem Gelenk operativ zu entfernen (Hämatomausräumung, ca. 0,3 Prozent der Fälle). Wie bei jeder Operation am Bein können beim Kniegelenksersatz Venenthrombosen und schlimmstenfalls daraus resultierend Lungenembolien entstehen. Der Kniegelenksersatz stellt sogar eine Hochrisikooperation diesbezüglich dar. Deswegen wird standardmäßig eine medikamentöse Vorbeugung mit Heparinspritzen durchgeführt. Frühzeitige Mobilisation und Physiotherapie, weichteilschonendes Operieren und kurze Operationszeiten tragen dazu bei, die Thromboserate weiter zu senken. Erfreulicherweise ist der Anteil bei uns sehr niedrig (ca. 0,5 Prozent). Dennoch kann ein solches Geschehen nie völlig ausgeschlossen werden. Das Risiko hängt auch von Faktoren ab, die der Patient mitbringt, z.B. dem Übergewicht. Patienten, die früher schon mal ein Blutgerinnsel hatten, haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko im Gelenkersatz 18 Rahmen der Knieoperation eine Thrombose zu bekommen. Darüber hinaus gibt es auch erbliche Störungen der Gerinnung, die mit einem erhöhten Thromboserisiko einhergehen. Patienten, die früher schon Gerinnsel ohne jeglichen erkennbaren Anlass bekommen haben, sollten in jedem Fall vorher ihr Blut untersuchen lassen. Was kann man mit einer Knieprothese hinterher machen? Prinzipiell gilt: Je höher die körperliche Aktivität ist, desto mehr wird das Polyethylen abgerieben (was letztendlich eine Lockerung mit verursacht). Andererseits lässt man sich ja unter anderem das Gelenk gerade ersetzen, um körperliche Aktivitäten wieder zu ermöglichen. Zudem sorgt ein guter Muskelmantel – neben dem Vermeiden von Beschwerden (s.o.) – für eine intensive Knochendurchblutung (Trophik) und hilft auf diese Weise, die Standzeit zu verlängern. In der Konsequenz bedeutet dies, dass der Patient mit einem Kniegelenksersatz einen gesunden Mittelweg zwischen zu viel und zu wenig Belastung finden sollte. Günstig sind Wandern (in welcher Form und unter welchem Namen auch immer) – vorzugsweise auf ebener Erde oder bergauf, sofern realisierbar –, Schwimmen, Radfahren und Skilanglauf. Sportarten mit abrupten Stopbewegungen (z.B. Tennis) sind zu vermeiden, weil dadurch die Prothese quasi „losgerüttelt“ werden kann. Ähnliches gilt für das Skifahren. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang, dass Bandverletzungen, wie sie ja beim Skifahren durchaus gehäuft vorkommen, bei einliegender Knieprothese problematisch sein können und man in diesen Fällen manchmal auf eine gekoppelte Prothese wechseln muss. Hinzu kommt noch die Gefahr eines Knochenbruches in der Nähe der Prothese. Letztendlich muss dies aber jeder für sich selbst entscheiden. Wenn sich ein Patient der möglichen Probleme bewusst ist, sich aber aufgrund des hohen Stellenwertes, den z.B. das Tennisspielen für ihn hat, dennoch entscheidet, den Sport weiterhin auszuüben, ist dies zu akzeptieren. Golf mit linksseitiger Knieprothese ist nicht unproblematisch wegen der Drehung im Gelenk beim Durchschwung und dem damit u.U. vermehrtem Polyethylenabrieb. Eine Umstellung des Standes (offener Stand) ist zu empfehlen. Gelenkersatz 19 Zusammenfassung Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Knieprothese ein sehr bewährtes Verfahren mit einer hohen Erfolgsrate ist. Die Quote ist nicht ganz so hoch wie beim Hüftgelenksersatz, was sich dadurch erklärt, dass der Bewegungsablauf im Kniegelenk wesentlich komplexer ist als bei der Hüfte (Roll-Gleit-Bewegung versus Kugelgelenk) und die Zahl der Faktoren, die das Ergebnis beeinflussen, erheblich größer ist. Dennoch stellt das Verfahren eine sehr gute Alternative dar zum Nichtstun und Weiterleben mit der Arthrose. Oberflächenprothesen werden seit ca. 1985 in großer Stückzahl eingebaut. Nichtsdestotrotz ist eben wegen der genannten Probleme die Entwicklung noch nicht abgeschlossen. In der Zukunft ist eine weitere Optimierung zu erwarten. Entscheidend ist – auch das ist eindeutig erwiesen –, dass der Erwartungshorizont des Patienten stimmt. Er muss gut und objektiv informiert in die Operation gehen und wissen, was ihn erwartet. Eine Bagatellisierung und Beschönigung kann u.U. hinterher zur Unzufriedenheit des Patienten führen. Wir hoffen, Sie mit diesem Artikel hinreichend informiert und den richtigen Erwartungshorizont erzeugt zu haben! Unfall- und orthopädische Chirurgie Krankenhaus Bethesda Euelsbruchstraße 39 57258 Freudenberg Telefon: 0 27 34 2 79-43 00 Telefax: 0 27 34 2 79-43 02 Impressum Diakonie in Südwestfalen gGmbH | Abteilung Presse und Kommunikation Wichernstraße 44 | 57074 Siegen | Telefon: 02 71 3 33-65 72 | Telefax: 02 71 3 33-65 11 Layout & Satz: Sibylle Dietermann | V.i.S.d.P.: Daniel Imhäuser (Leitung), Dirk Hermann