Ponza. Die Insel, die schmeckt

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Ponza. Die Insel, die schmeckt
LEBEN
& GENIESSEN
Fleißiges Helferlein
Echte Handarbeit: das
Schälen der Krustentiere.
Zu zweit macht
es noch mehr Spaß
Die Genusskönigin
Bootsausflug in glasklare Tiefen: das Tauchparadies Palmarola
Palmarola befindet sich westlich der Hauptinsel Ponza. Im beliebten Tauchgebiet
nahe der Grotta di Mezzogiorno geht es bis zu 20 Meter tief runter
F otos: Eric Martin/Le Figaro Magazine/laif; Pietro Canali/SIME/Schapowalow; Nicola Iacono/mauritius images (2); Udo Bernhart/dpa Picture-Alliance
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Flanieren bei Sonnenuntergang: die „Passeggiata“ am Hafen
In der „Bar Tripoli“ an der Piazza Carlo Pisacane und entlang der Hafenmauer
genießen Gäste und Einheimische die letzten Sonnenstrahlen
FOCUS 34/2016
IE
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OTS 2016
Tradition, die schmeckt:
frische Gambas, Zitronen
und viel Knoblauch
ER
TSP
Pontinische
Gaumenfreuden
Das Paradies im Tyrrhenischen Meer lockt mit traditionellen
Köstlichkeiten. Wer heute auf die einstige Verbannungsinsel reist, will
nie mehr weg. Urlaub geht ja bekanntlich auch durch den Magen
SOMM
HO
Ponza. Die Insel, die schmeckt
ER
Echtes Postkartenidyll: der Ausblick aufs Tyrrhenische Meer
Als das pontinische Gebiet radikal trockengelegt wurde, entstand der
Nationalpark Circeo, der die Inseln Zannone und Ponza umfasst
NEUE S
Teresa Scotti, Köchin
des Restaurants
„Casa di Assunta“, in
ihrem Element
Teil 6:
Ponza
Einfach und lecker: pontinische Spezialitäten
Auf der Insel wird in Olivenöl eingelegtes Gemüse, Miso sott‘ olio, angeboten,
ganz schlicht mit Brot, ist es dennoch eine Delikatesse
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LEBEN & GENIESSEN
Die Diva des Tyrrhenischen Meeres ist vielleicht Italiens vollkommenste Insel
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Mondbucht gelangt, sowie die
„Pilatusgrotten“, von Sklaven vor
2000 Jahren erbaute Höhlen. In
den Fels gehauene „piscine naturali“ dienten Kaiser Tiberius als
Naturschwimmbäder oder auch
als Zuchtbecken für Muränen,
denen mancher Sklave zum Fraß
vorgeworfen wurde. Auch mit ihrer
Verwandtschaft waren die Römer
nicht zimperlich und verbannten
gern aufmüpfige Familienmitglieder nach Ponza, zum Beispiel
Julia, Tochter von Kaiser Augustus, oder Nero Caesar, Bruder des
verrückten Despoten Caligula.
Papst Silverius fristete im sechsten Jahrhundert ebenfalls seine
letzten Tage auf Ponza. Der letzte
berühmte Exilant war Benito Mussolini, der 1943 elf Tage lang auf
dem Eiland gefangen war.
Wer heute auf die einstige Verbannungsinsel reist, will meist gar
nicht mehr weg. Es sind wohlhabende Neapolitaner und Römer
– schließlich ist das „Capri Roms“
mit dem Tragflügelboot binnen
einer Stunde von Rom aus erreichbar. Es sind Intellektuelle, Künstler und Modeleute oder einfach
nur Italien-Liebhaber wie Tourismusexpertin und Reiseagentur-Inhaberin Anja Fischer. Die
Malerischer
Anlegeplatz
Das Auto lässt man
am besten auf dem
Festland stehen, je
nach Saison gehen
Fähren nach Ponza
von unterschiedlichen Häfen ab
DIGITAL
Videos und Bilder:
So schön
ist die Insel Ponza
Nutzungs-Info: siehe Inhalt
Baden-Württembergerin schätzt
das Inselgefühl „der Exklusivität
mit Understatement“ und, dass
„alles ein bisschen leichter und
herzlicher ist“.
Dazu gehört, dass man unter
den 3000 Einheimischen rasch auf
bekannte Gesichter stößt, wenn
man mit der Vespa durchs Örtchen röhrt. Man grüßt sich oder
hält ein launiges Schwätzchen mit
Gino, der vor seinem Restaurant
kehrt, oder auch mit Joe. Der in
New York geborene Italiener ist
der einzige Droschkenkutscher
Ponzas, der Englisch kann. Joe,
der eigentlich Giuseppe heißt,
hat schon Rennfahrer Giancarlo Fisichella, Film-Beauty Monica Bellucci und Grimaldi-Spross
Andrea Casiraghi chauffiert und
gilt daher selbst als Berühmtheit.
„Der Andrea“, plaudert er aus,
„ruft auch einfach mal an, um zu
fragen, wie es so geht.“
Selbst im Hochsommer wird um
Promis kein großes Aufhebens
gemacht, auch wenn wie gerade im August die Megajacht von
Beyoncé und Jay-Z vor dem Hafen
liegt. Wie jeder andere essen sie
die legendäre Linsensuppe am
Frontone-Strand bei „Gerardo“
oder Gamberoni mit Weißwein in
der „Casa di Assunta“. Ponza mit
seiner berühmten Mittelmeerküche ist etwas für Feinschmecker.
Shopping-Fans sind dagegen
fehl am Platz – der Corso Pisacane
mit seinen Lädchen ist eine eher
mickrige Einkaufsmeile; auch als
Laufsteg für das Vorzeigen neuester modischer Errungenschaften von Gucci und Pucci eignen
sich Ponzas Gässchen wenig. Man
trägt Sandalen statt High Heels
und statt protziger Labels einen
dezenten Lässiglook – freilich mit
Style. Schließlich sind wir hier in
Italien und auf einem Fleckchen
Erde, „dessen Schönheit“, wie
Anna Fendi fordert, „jeder genießen und bewahren sollte“.
n
MARIKA SCHAERTL
FOCUS 34/2016
BEZAUBERNDES NIGHTLIFE
Meerblick
Zum Aperitif treffen sich die
Jungen und Schönen in der
„Kibar“, der Terrassenbar
des Luxushotels „Chiaia di
Luna“ im Lounge-Style mit
gemütlichen weißen Kissen
Michael Douglas
und Catherine Monica
Zeta-Jones Bellucci
www.hotelchiaiadiluna.
com
Stargäste
Hollywood-Star Michael Douglas und seine Frau
Catherine Zeta-Jones schätzen das diskrete
Eiland, Monica Bellucci ist Stammtouristin
DRINKS AM PIER
Abendliches
Zusammensein
Auf rund 3000
Einwohner
kommen 30 000
Touristen in der
Saison. In der
„Bar Tripoli“ auf
der Piazza Carlo
Pisacane treffen
sie aufeinander.
Dort gibt es den
besten Kaffee
und den besten
Aperitif
FOCUS 34/2016
www.covonordest.it
Das Hotel „Villa
Laetitia“ wird von
Modedesignerin
Anna Fendi
betrieben
Bed & Breakfast
Anna Fendis Pension „Villa Laetitia“
ist mit viel Geschmack eingerichtet.
SAND, KIES ODER FELSEN
VIP-Touristin
Die viel reisende Heidi
Klum streifte schon
barfuß über die Insel
und schaute in der
„Bar Tripoli“ vorbei
Abtanzen
Sehen und Gesehenwerden: Nach dem
Sonnenuntergang und
dem Dinner geht es für
die Nachtschwärmer
in den Dance-Club
„Covo Nord Est“
STYLISCHE HERBERGEN
Kleine
Insel
ganz
groß
F otos: Getty Images; action press (3); Pietro Canali/SIME/Schapowalow; Eric Martin/Le Figaro Magazine/laif (2); Emanuela de Santis/Anzenberger (2)
E
s gibt eine Reihe Gründe,
nicht auf diese Insel zu
reisen. Die Verbindungen
zum Festland sind rar, die
Strände schwer erreichbar, zu vielen Häusern führen nur beschwerliche Maultierpfade oder steile
Treppenstufen. Dazu kommt der
Umstand, dass sich fast alle Einheimischen hartnäckig fremden
Idiomen verweigern und nur in
ihrer Muttersprache kommunizieren. Und doch machen gerade
diese Allüren und Malaisen den
Charme Ponzas aus: Die Diva des
Tyrrhenischen Meeres ist vielleicht
Italiens vollkommenste Insel.
Das Eiland hat sich beharrlich
dem Massentourismus entzogen
und ist mit seinen weißen Buchten, dem seidig-blauen Wasser
und den betörenden Düften von
Macchia oder Oleander eines
der letzten europäischen Inselparadiese für einen Sommerurlaub fernab des lärmenden IbizaSaint-Tropez-Hedonismus. Ponza
„ist ein versteckter Schatz“, befindet Modedesignerin Anna Fendi,
die zwei zauberhafte Bed-&Breakfast-Pensionen auf der
Insel betreibt. „Ponza ist ein
Stück konserviertes Italien wie
vor 50 Jahren“, sagt Tourismusdirektor Maurizio Musella. Mit
dem gebürtigen Ponzesi lässt es
sich vortrefflich in einem Gozzo,
einem Motorbötchen, um die Insel
fahren. Vorbei am Hafen mit seinen eng aneinander geschmiegten Häusern in Zitronengelb,
Eisblau oder Pastellrosa, vorbei
an Tuffsteinfelsen, hin zu sandigen oder kiesigen Stränden,
die romantische Namen wie
Cala del Core (Herzbucht) oder
Chiaia di Luna (Mondbucht) tragen. Vor allem aber ist die Wasserspazierfahrt ein pittoresker
Ausflug in die Historie.
Schon in Homers Epos „Odyssee“ lockte Circe den Helden
nach Ponza. Später kamen die
Römer, aus deren Zeiten ein Tunnel stammt, durch den man zur
PROMINENTE INSELLIEBHABER
Beliebteste Strände
Klein, aber fein: Die Insel im
Tyrrhenischen Meer ist etwa so groß wie
der Müggelsee bei Berlin. Die schönsten
Strände Ponzas heißen Cala del Core,
Chiaia di Luna oder Frontone.
Wer morgens mit dem Bötchen zum
Frontone-Strand fährt, hat die Chillout-Kissen und schattigen Bars fast
für sich allein. Abends wird dort zu
House und HipHop getanzt
www.villalaetitia.com
Ebenso exklusiv: luxuriöse Bugalows
über www. hotelchiaiadiluna.com
Sandstrand
Frontone
Ferienwohnungen
Weniger mondän, dafür nicht minder
gemütlich und etwas preiswerter sind
die Ferienwohnungen auf der Insel.
www.siglinde-fischer.de
HEREINSPAZIERT IN PONZAS KÜCHEN
Traditionsküche
Ursprüngliche Restaurants und Trattorien laden zu typischer
Meeresküche mit frisch gefangenem Fisch. So auch die
„Oresteria“ (Foto) auf der Piazza Carlo Pisacane oder die
„Casa di Assunta“ auf der Via Aversano
Gourmetküche
Das sternendekorierte „Acqua Pazza“ von
Gino Pesce und seiner Familie bietet wohl die
besten Speisen auf der Insel. Ausblick inklusive.
www.acquapazza.com
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