Meine ersten „Erfahrungen” mit Hanomag Fahrgestell und unser

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Meine ersten „Erfahrungen” mit Hanomag Fahrgestell und unser
Meine ersten „Erfahrungen” mit Hanomag Fahrgestell und
unser erster Urlaub mit Orion (ein Katastrophen–Bericht)
Im September/Oktober 1983 hatte ich endlich, in der näheren Umgebung, ein
Fahrgestell gefunden. Es war ein F 35, mit einer 4,5 m langen Pritsche, mit Plane und
Spriegel und einem Dieselmotor. Es war in einem sehr guten Zustand und sollte auch
nur 1000 DM kosten. Der Besitzer des „Ladens” war Gebrauchtwagen– und Schrott–
Händler. Nach zähem Verhandeln konnte ich den Preis dann sogar noch auf 500 DM
drücken (dafür durfte er die komplette Pritsche behalten und ich sicherte Ihm zu, wenn
ich mit dem Ausschlachten fertig bin, bekommt er auch noch Türen und Fenster zurück).
Er gab mir dann die Garantie „der Motor hat erst 60 000 Km gelaufen, - kann ich so
genau sagen, weil ich Ihn vor ca. 3 Jahren selbst eingebaut habe – war vorher ein
Austin–Benziner drin”. Vertrag und Abholtermin gemacht ... und einige Tage später
mit meinem Vater wieder bei ihm aufgelaufen.
Ja, da steht es nun, das Fahrgestell, ohne Pritsche, dafür aber mit Anhänger–Kotflügeln
und einer Eisenstange über der Hinterachse, mit Beleuchtung und rotem Kennzeichen
dran. Gut! Bezahlen und auf nach Detmold. Kurz vor der Ausfahrt auf die Straße:
„KNALL” und nichts geht mehr ... Motor läuft – ich kann Schalten – aber das Auto
bewegt sich nicht (wahrscheinlich Getriebe gestorben). „Für heute Feierabend”.
Einige Tage später – neuer Versuch. Es war das Getriebe. „Habe das alte Benziner–
Getriebe gegen ein „neues”, verstärktes ausgetauscht” – so die Auskunft des Händlers.
Heute problemlos das Gelände verlassen, aber leider regnet es, und ich muss mit
Scheibenwischer und Licht fahren. Nach einigen Kilometern wird der Scheibenwischer
immer langsamer. Mmm... Musste wohl mal nachsehen, was da los ist. – Motor aus --was ist das --- jetzt läuft der Wischer wieder normal. Hat ne ganze Weile gedauert, bis
ich den Fehler gefunden habe. Es war der Glüh- Anlass–Schalter (war in der Glüh–
Stellung hängen geblieben), ich bin also die ganze Strecke mit eingeschalteten
Glühkerzen gefahren. Das hält die Lichtmaschine natürlich nicht aus.
Das soll mal ein Orion werden.
Erst einmal wurden aber noch die vorderen
Drehstäbe und die hinteren Blattfedern erneuert
(is mit Karosserie drauf ne „Schweinearbeit”).
Erste Probleme bei der Ersatzteil–Beschaffung.
DB sagt: Fahrgestellnummer – gibt’s nich ...
Motornummer – kann nich sein ... Es stellte sich heraus, ich habe einen Triebkopf (nur
Antriebs–Aggregat und Vorderachse) und den Motor von einem PKW. Ab sofort
Bestellungen nur noch nach Baumuster – DB 306 DG mit Motor vom „Strich 8ter”.
Im August 1984 habe ich den Orion angemeldet. Ab jetzt fuhr ich jeden Tag mit Ihm
zur Arbeit und zusammen mit meiner Frau in die nähere Umgebung bzw. zu Freunden.
Auf so einer Wochenendfahrt, bei „Tacho 100”, plötzlich hinter uns alles blau
verqualmt und die ganze linke Seite vom Orion schwarz. Was war das??? – und jetzt
auch noch die Öldruckkontroll-Lampe!!! – Gang raus, Motor aus – und mit viel Glück
rollend eine kleine Tankstelle mit Werkstatt erreicht.
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Noch einmal Glück gehabt. Hier ist noch jemand und wir können den Orion hier stehen
lassen. Diagnose – morgen, den Freunden abgesagt, mein Vater holt uns ab – prima!
Am nächsten Tag: „Schau’ n Sie sich das an, da ist ne Schlauchverbindung vom Ölfilter
zum Ölfilter (ne Ringleitung), mit nem Stück Rohr dazwischen und mit Schlauchschellen
verschraubt”. „Ja und diese Verbindung ist auseinandergegangen und schon war das Öl
weg”. Wozu das gut ist? – „Keine Ahnung”. – Ich auch nicht. Also später bei DB fragen –
meine DB-Erfahrungen reichten da zu dem Zeitpunkt einfach nicht aus. Jetzt aber erst
einmal alles wieder zusammenflicken, Öl erneuern, Orion und Hof reinigen und hoffen,
dass es der Motor überlebt hat. Ok. Motor läuft wieder, macht auch keine
ungewöhnlichen Geräusche – scheint es überlebt zu haben. Also auf zu Mercedes,
schlaumachen.
„Das kommt davon, wenn man in ein Nutzfahrzeug einen PKW-Motor reinfummelt”.
„Also im PKW ist neben dem Wasserkühler ein Ölkühler eingebaut, welcher mit 2
Schläuchen mit dem Ölfiltergehäuse verbunden ist (Vor- und Rücklauf)”. „Sie haben
zwei Möglichkeiten: Entweder bauen sie einen Ölkühler ein, (wohin? – kein Platz oder
unheimlich lange Schläuche = neue Fehlerquelle) oder ein neues Ölfiltergehäuse vom
Nutzfahrzeug”. Ich habe mich für das neue Gehäuse entschieden.
Inzwischen haben wir September und zwei Wochen Urlaub warten auf uns. Seit dem
Ölverlust sind wir ca. 1000 Km problemlos gefahren. Jetzt soll es nach Jugoslawien
gehen. Am Donnerstag den Orion beladen – Freitag (nach Feierabend) gestartet. Nach
ca. 200 Kilometern stark ansteigende Öltemperatur (110-120°C – sonst 80-90°C). Also
erst einmal eine kurze Pause einlegen (abkühlen lassen, Ölstand kontrollieren usw.).
Alles im „grünen Bereich” - also Weiterfahrt. Hat nicht wirklich geholfen, denn schon
kurze Zeit später wieder 120°C erreicht – Tendenz steigend. Ab auf den nächsten
Rastplatz zum Übernachten. Mal sehen, wie es morgen geht. Am nächsten Tag, nach
inzwischen ca. 400 gefahrenen Kilometern sag ich zu meiner Frau: „Hörst du das? Wir
haben ein Hämmerchen im Motor!” --- „Und was bedeutet das?” --- „Motorschaden,
wahrscheinlich Pleuellager, hat den Ölverlust wohl doch nicht überlebt”. --- „Die nächste
Abfahrt ist Schweinfurt, das ist UNSERE!”
Ok! Runter von der Bahn – DB Werkstatt suchen. Fündig geworden – ist sogar eine
Niederlassung – aber leider haben die schon Feierabend. Wir parken vor der Werkstatt
am Straßenrand und erkunden die Umgebung (Städteurlaub – zwangsverordnet).
Am Montagmorgen ab in die Werkstatt ... Öl runter, Ölfilter raus – ist „Goldstaub” drin –
Soon Sch..., meine Diagnose war richtig..., Pleuellager ausgelaufen. Einzige Lösung: Es
muss ein anderer Motor her (und zwar schnell, wir haben nur 2 Wochen Urlaub). Eine
heiße Diskussion folgte. Gebrauchter Motor? Austauschmotor? 2,2 oder 2,4 ltr.? Nun ja:
„Einen gebrauchten hätten wir da, (von einem Mitarbeiter, ohne jegliche Garantie – für
800 DM - würden wir aber nicht so gern einbauen)”. „Einen AT-Motor bekommen Sie nur
als 2,2 ltr. und auch nur als PKW-Diesel (nur gleiche Baumuster) – für 7 240 DM
abzüglich 3 000 DM für den Alten (wenn Motorblock ohne äußere Schäden)”. „Den 2,4
ltr. Motor können Sie nur neu kaufen, da Sie ja kein Altteil haben”. „Für den müssten
Sie 9 820 DM bezahlen”. Nach einer gewissen Bedenkzeit haben wir uns dann für den
AT-Motor entschieden (Orion ist noch neu und wir wollen ja auch noch ein paar Jahre
damit fahren). Nun ging es los: Bank anrufen – Wir brauchen dringend Geld... sitzen
fest... „Ok, geben Sie uns die Telefonnummer der Werkstatt und halten Sie sich bereit.
Wir rufen zurück”. Nach erfolgreichem Rückruf und der Angabe einiger persönlicher
Daten gab es dann eine „telegrafische Überweisung”. Nun konnte endlich mit der Arbeit
begonnen werden. Den neuen Motor gibt es zwar erst morgen, aber der alte muss ja
erst einmal raus.
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Mit unserem Orion beschäftigten sich zwei Mechaniker (ich durfte auch ab und zu mal
Hand anlegen). Der Eine war besonders gründlich, der Andere schluderig (legt alles was
er abbaut so hin, das seine Kollegen drüber stolpern oder es sogar plattfahren können –
hat uns fast den Kühlergrill gekostet. Er ist auch mit der Ausführung seiner Arbeit nicht
so ganz gründlich – aber dazu später mehr. Der Kundendienst in dieser Werkstatt
dagegen war wirklich Spitze – wir bekamen Kaffee, Brötchen, ein sehr preiswertes und
gutes Kantinenessen und durften sogar auf dem Firmengelände übernachten (gut
bewacht durch Wachmann mit Hund).
Am nächsten Morgen (Dienstag) geht es weiter. Irgendwann kommt dann auch der ATMotor an. Zunächst wird der komplett gelieferte Motor erst einmal abgespeckt. Auspuffkrümmer, Ansaugkrümmer, Lichtmaschine usw. müssen weg, weil der Motor sonst nicht
durch den schmalen Rahmen passt, bzw. weil diese Teile vom alten Motor wiederverwendet werden müssen (Unterschiede zwischen PKW- und Nutzfahrzeugmotor). Zu
diesen Unterschieden gehört auch ein kleiner, unscheinbarer Dämpfer, der an der
Ölwanne mit „ich glaube” vier Schrauben befestigt ist und beim PKW später mit dem
Fahrzeug verschraubt wird (er soll Schwingungen und vor allen Dingen das „Rütteln”
beim Abstellen des Motors vermindern). – Aber dazu später mehr. Der WerkstattMeister kommt mit einer schlechten Nachricht – die alten Gummilager der
Motoraufhängung müssen wieder eingebaut werden – sind nicht zu kriegen.
Es ist schon längst Feierabend, aber es wird weitergemacht. Der Motor ist drin – alle
Anbauteile und Kabel wieder dran – jetzt noch Öl und Wasser drauf – und Starten!!!
Der Motor springt auf Anhieb an. Doch dann aus der Grube ein Aufschrei... „AUUUSSS”
– Was war passiert? Ein von oben bis unten mit Öl vollgespritzter Mechaniker??? Jetzt
kommt unser „nicht ganz so gründlicher” Mechaniker wieder ins Spiel --- er hatte zwar
den kleinen Dämpfer an der Ölwanne abgebaut, aber die Befestigungsschrauben auch
gleich weggelassen. Glücklicherweise ist es hier aufgefallen und nicht erst ein paar
Kilometer weiter auf der Autobahn – das wäre der nächste Motor gewesen. Um 21.15
Uhr die Werkstatt verlassen. „Rechnung schicken wir Ihnen nach Hause. Aber nicht
vergessen! Nach 500-1000 Km den ersten Ölwechsel machen und vielleicht die
Gummilager am Motor erneuern. Gute Fahrt, schönen Urlaub usw.”. „Danke” --- Wir
fahren los – noch ein Stück – schlafen geht jetzt sowieso nicht. Der Motor läuft gut,
vielleicht noch ein bisschen hart – aber diese Vibrationen – kaum auszuhalten – ob das
die Motorlager sind?
Heute Villach erreicht und DB-Wekstatt aufgesucht. Machen hier die erste Inspektion
und neue Gummilager für die Motoraufhängung bekommen wir hier auch. Das ist zwar
wieder ein Tag in der Werkstatt, aber besser hier, als in Jugoslawien. Wurzenpass
gemeistert und das erste Camp in Piuka (nahe Postojna) erreicht.
Nach den Plitvicer-Seen und den Krka-Wasserfällen haben wir jetzt unser Endziel, die
Halbinsel Peljesac und den Ort Kuciste in der Nähe von Orebic, erreicht. Hier ist jetzt
Baden und Faulenzen angesagt. Ich will gerade unsere Stranddecke vor dem Orion
ausbreiten --- warum hängt die Stoßstange so schief? Zwei der Befestigungsschrauben
sind weg, der Rest hängt am letzten Gewinderest. War wohl auch ein Werk des
schluderigen Mechanikers. Ich schätze, noch 50 Km auf diesen Straßen und wir hätten
unsere Stoßstange selbst platt gefahren. Also vor dem Vergnügen doch erst schrauben.
Die Zeit vergeht viel zu schnell. Wir müssen langsam an die Heimfahrt denken. Haben
für den Rückweg 3 Tage einkalkuliert (ca. 2000 Km). Wer weiß, was uns noch erwartet.
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Bis in die Nähe von Ljubljana sind wir wirklich problemlos gekommen. Aber dann: Was
ist denn nun schon wieder? Die Kupplung ist steinhart und lässt sich nicht mehr
betätigen. Also den Orion an jeder roten Ampel (und die sind alle rot) abwürgen und bei
grün, mit eingelegtem 1. Gang, wieder starten. Anschließend, mit viel Gefühl, in den
nächsten Gang schalten usw.. So hoppeln wir nun von Ampel zu Ampel. Ich suche
verzweifelt einen Parkplatz, so geht es nicht weiter, muss nachsehen woran das liegt.
Aber es kommt noch schlimmer – stehen jetzt an einer grünen Ampel aber der Anlasser
tut’ s nicht mehr. Motorabdeckung runter, den Hammer schon in der Hand (den
Magnetschalter vom Anlasser mal ein bisschen streicheln) – nein, das ist es nicht. Das
Anlasserkabel ist abgerissen. Kabel an den Anlasser gehalten (jetzt kann ich den
Verkehr auf der Straße nicht mehr sehen), Startknopf ziehen (Motor läuft – Orion
hoppelt wieder über die Kreuzung) und wir sind wieder unterwegs (haben aber fast
einen Bus gerammt). „So geht das nicht weiter”, sage ich zu meiner Frau. „Du musst
das Kabel an den Anlasser halten”. „Funkt das?” – „Ja, so’ n bisschen!” – „Keine Chance.
Faß ich nicht an!” – „Dann musst du Fahren!” - „Na gut, dann mach ich das!” (mutig,
fährt zu Hause nur einen 600 ter Fiat).
An der nächsten Ampel fliegender Fahrerwechsel. Dann brenzlige Situation beim
Spurwechsel kurz vor einer weiteren Ampel, die wohl gleich wieder rot werden würde –
aber der „Kleine” neben uns hat laut hupend nachgegeben – ich hatte in Gedanken
schon ein Loch im Orion gesehen. Endlich einen Parkplatz gesichtet. Wir müssen auf
dem Seitenstreifen, unmittelbar vor der Einfahrt, stehenbleiben, weil der Parkplatz
höhenbegrenzt ist. Jetzt mal schnell nachsehen, warum die Kupplung nichts mehr
macht. Ging schneller als ich wollte, (hatte Angst um meine Füße – ist ja wie auf’ m
Bahnhof hier) habe bei dem Stress nichts gefunden. Also doch durchfragen zur nächsten
DB-Werkstatt. War gar nicht so schwierig – meine Frau kommt inzwischen auch gut mit
dem Orion zurecht – aber leider haben die vor einer halben Stunde Feierabend gemacht.
Endlich genug Platz und so kann ich selbst noch einmal nachsehen. Diesmal auch mit
Erfolg. Der Ausrückhebel am Getriebe ist mit einer Klemmschraube auf der Feinverzahnung der Ausrückwelle befestigt. Diese Schraube war wohl nicht fest genug
angezogen. Der Kupplungsnehmerzylinder hat nun versucht, die Kupplung nachzustellen
(wie bei normaler Abnutzung auch). Glücklicherweise ist in dem Nehmerzylinder ein
Sicherungsring zur Wegbegrenzung (sonst wäre der Kolben heraus gefallen und die
Bremsflüssigkeit wäre ausgelaufen). Den Fehler habe ich also beseitigen können (habe
jetzt nur etwas Luft im System und muss zum Schalten die Kupplung 2 x betätigen).
Jetzt noch ein paar Kabelbinder und Isolierband für das Anlasserkabel und es kann
weitergehen. Wir haben Freitagabend.
Wir sind fast schon wieder am Wurzenpass, müssen vorher aber noch durch einen
unbeleuchteten Tunnel mit einer Kurve drin. Da wir diese Strecke nicht zum ersten Mal
fahren – wir kennen uns aus, Licht an und durch. Aber so finster war dieser Tunnel noch
nie --- am Orion brannte nur Standlicht. Hab ich mich doch mächtig erschrocken. So
lang war der Tunnel auch noch nie. Mit Taschenlampe (als Zusatzscheinwerfer) haben
wir dann auch die Kurve geschafft. Ein paar Kilometer weiter die letzte Tankstelle vor
der Grenze angefahren. Die letzten Dieselgutscheine (brauchte man damals als Tourist
noch, um überhaupt tanken zu können) müssen weg und das Anlasserkabel muss noch
einmal verarztet werden (deshalb brannte nur das Standlicht). Im Schein der Taschenlampe diese letzte Reparatur vorgenommen. Am Sonnabend gegen Nachmittag sind wir
zu Hause angekommen. Mit dem zusammen gestrickten Anlasserkabel bin ich dann noch
14 Tage lang weitergefahren. Manche Improvisation hält besser als man denkt.
Seit diesem Katastrophen-Urlaub sind wir gute 16 Jahre und ca. 240 000 Km ohne
große Probleme unterwegs gewesen. Ab 2002 fährt unser Orion auf einem MercedesSprinter-Fahrgestell (knapp 60 000 Km bisher).
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