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272 2010 ¥ 4 ∂ Ein Hotel aus einem Guss – Zur Entstehung des Louis in München A Hotel as an Integrated Whole – The Genesis of the Louis in Munich Architekten: Hild und K, München Fotos: Stefan Braun, Michael Heinrich, Hild und K Nicht oft bekommen Architekten die Gele genheit, ein Hotel aus einem Guss zu ent werfen. Für das Louis in München, direkt am Viktualienmarkt im Herzen der Stadt ge legen, erhielt das Büro Hild und K den Auf trag, ein ehemaliges Bürogebäude aus den Nachkriegsjahren umzugestalten, inklusive neuer Fassaden, gleichzeitig aber auch den gesamten Innenausbau zu konzipie ren. Sämtliche Möbel vom Restaurant bis zu den Gästezimmern, aber auch Leuchten und Türdrücker stammen aus ihrer Feder und sogar in die Auswahl des Geschirrs waren sie involviert. Dass dabei kein trendi ges Designambiente, sondern ein zeitlos elegantes Gesamtkonzept herauskam, überrascht nur auf den ersten Blick. Über die Herausforderung, ein komplettes Hotel zu gestalten, sowie den Entstehungs prozess des Louis sprach Detail mit den Architekten Andreas Hild und Dionys Ottl sowie den beiden Betreibern, dem Gastro nomen Rudi Kull und dem Architekten Al bert Weinzierl. 1 2 3 Detail: Ist das Louis ein Designhotel? Kull: Es gibt einen Unterschied zwischen einem Architekturhotel und einem Design hotel. Ein Designhotel kann man mit einigen schicken Designermöbeln relativ einfach zusammenstellen. Hier jedoch haben Archi tekten ihre Vision konsequent umgesetzt. Weinzierl: Dabei stand die Gestaltung ein zelner Objekte nie im Vordergrund. Die Mö bel sind eher begleitendes Mittel, um eine gewisse Raumatmosphäre zu schaffen, in der sich der Gast wohlfühlt. Hild: Wir wollten einen besonderen Ort schaf fen und auch die Situation interpretieren, hier am Viktualienmarkt in der Mitte Münchens – und nicht ein Designobjekt herstellen, das man zugleich als Hotel nutzen kann, mehr oder weniger gut. Detail: Wie sahen Ihre Vorgaben an die Archi tekten aus? Kull: Architekten zu beauftragen ist wie zum Zahnarzt zu gehen. Das sind Fachleute und denen muss man vertrauen. Unsere einzi gen Vorgaben waren das Restaurantkon zept – ein Frühstücksraum, der später am Tag zum asiatischen Restaurant wird – so wie die Verwendung zeitloser Materialien, die mit dem Altern schöner werden. Hild: Unser Anliegen war schon, zusammen etwas zu entwickeln, nicht nur ein Ergebnis zu präsentieren. Ottl: Wir suchten uns Antworten auf bestimm te Aufgaben. Für das Zimmer definierten wir die Aufgabe gemeinsam im Gespräch, für das Restaurant war die Antwort stark geprägt von den Wünschen der Bauherrenseite. Detail: Welche Vision liegt dem Hotel zu grunde? Hild: Wir nannten das Leitmotiv »Auf Reisen daheim« – es geht um reisen und ankom men. Eines der Vorbilder für das Louis ist die Zeit, in der man mit großen Koffern reis te. Dabei spielt die Sehnsucht nach einer anderen Form des Reisens eine Rolle ... Ottl: ... wodurch sich das Ergebnis vom typi schen anonymen Geschäftsreisehotel unter scheidet und sich sehr viel mehr wie eine Wohnung anfühlt. Detail: An wen wendet sich das Konzept? Kull: An Individualreisende, die sich gezielt ein Hotel aussuchen und bereit sind, für ein besonderes Ambiente 30 bis 40 Euro mehr zu bezahlen – auch an Geschäftsreisende, die diese Freiheit haben. Also Liebhaber, die das Detail verstehen, Sensibilität für Ma terialien haben, gerne einen Stoff anfassen, gute Bettwäsche schätzen. Hild: Wenn man ein Konzept entwirft, das so stark auf ein kollektives Gedächtnis ab zielt, ist die Gruppe beschränkt auf Leute, die ähnlich fühlen wie man selbst, also un gefähr die gleichen Erinnerungen haben. Nur dann können Formen und Materialien auch etwas auslösen beim Gast. Sonst ist das bloßes Handwerk und dann ist es tat sächlich Design. Ottl: Man kann auch eine ältere Generation damit ansprechen – die haben durchaus die gleichen Erinnerungen, nur der Kontext ist vielleicht ein anderer. Es ist dann nicht das Zimmer der Tante, sondern das eigene Zim mer. Gleiches gilt für junge Leute. Ich den ke, man kann das kollektive Gedächtnis nicht nur auf eine Generation begrenzen. Detail: Würde man für eine architekturaffine Zielgruppe nicht etwas Trendigeres erwarten? Gerade bei Hotels wird heute meist auf den »Wow-Effekt« spekuliert. Kull: Der Wow-Effekt hält nie lange an. Zeit losigkeit macht gute Architektur aus. Wir wollen kein modisches Hotel sein, sondern eine Institution werden, die Moden und Trends überdauert. Das Hotel Louis am Vik tualienmarkt, Punkt. Hild: Architektur ist komplexer als die Frage des Wow-Effekts. Da spielen auch der Kon text und ähnliche Dinge eine Rolle. Wir und ebenso der Bauherr wollten keinen 4-Ster ne-Arthotel-Kram. Davon gibt es schon zu viel – und man langweilt sich überall. Detail: Wie haben Sie zueinander gefunden? Ottl: Der Hausbesitzer hatte uns engagiert, die türkis gekachelte Fassade des Bestands sowie die Passage durch den Block zu überarbeiten. Diesen Vorschlag präsentier ten wir als erstes den Betreibern. ∂ 2010 ¥ 4 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 Diskussion 273 ie Lochfassade zum Viktualienmarkt nimmt Bezug D zur Altstadt; ein Blindfenster, auf dem ein Putzrelief die Nutzung »Hotel« verrät, vermittelt zwischen den 5 Achsen der Hotelzimmer und dem 8-achsigen Fassadenraster des umgestalteten Bürogebäudes. Frühstücksraum / Restaurant Lageplan Maßstab 1:3000 1. OG (Eingang/Passage) • 2. OG Maßstab 1:1000 Gästezimmer he facade with window openings overlooking the T Viktualienmarkt makes reference to the historic city centre. The blank windows – with relief rendering that reveals the present function – mediate between the five bays of hotel rooms and the eight-bay facade grid of the former office building. Breakfast room / Restaurant Site plan scale 1:3000 First floor plan (entrance/passageway) Second floor plan scale 1:1000 Hotel room Weinzierl: Wir waren von Beginn an auf ei ner Wellenlänge, so hat es sich ergeben, auch beim Interieur zusammenzuarbeiten. Kull: Es war unser erstes gemeinsames Pro jekt mit den Architekten, daher war es auch ein gewisses Risiko, ihnen alles anzuver trauen. Doch nur so konnten sie ihre Vision konsequent verwirklichen. Schon bei unse ren letzten Projekten haben wir als Team aus einem Architekten und einem Gastrono men so gearbeitet. Die Architektur wird stringenter, wenn außen und innen in einer Hand liegen. Hild: Diese Vorgehensweise ist schon un üblich: Normalerweise ist ein Hotel fest in der Hand von spezialisierten Hotelarchitek ten. Selbst wenn man für eine Hotelkette ein Haus entwirft, gestalten die das Interieur. Detail: Wie geht man ein solches Projekt als Architekturbüro an? – Das war Ihr erstes Hotel. Hild: Für ein normales Architekturbüro ha ben wir schon immer sehr viele Innenaus bauten entworfen – im Prinzip haben wir das alles schon einmal gemacht, nur nicht in dieser Menge und bei einem Projekt. Das Thema Möbel kommt bei uns daher, dass uns oft Innenräume mit einer bestimmten Stimmung vorschweben, wir dafür aber kei ne passenden Möbel finden. Also müssen wir sie selbst entwerfen. Weinzierl: Es macht auch Sinn, das bei ei ner gewissen Menge selbst in die Hand zu nehmen. Detail: Macht das auch finanziell Sinn für die Architekten? Ottl: Nein. Hier hatten wir eine individuelle Regelung mit dem Bauherrn, da können wir uns nicht beklagen. Aber prinzipiell machen wir das aus Leidenschaft: Man kann den Entwurf intensiv begleiten, am Modell fort entwickeln, zum Schreiner fahren und Kor rekturen vornehmen. In diesem Fall kam von der Bauherrenseite die Anregung, die Mö bel nicht zuzukaufen, sondern in Auftrag zu geben. Bei einer Schreinerei aus dem Raum Augsburg, die schon in der zweiten Genera tion mit der Bauherrenfamilie zusammenar beitet, liefen die Fäden eines Netzwerks ver 5 4 schiedener Hersteller von Leuchten, Stüh len, Betten etc. zusammen. Manche Teile wurden dort im Betrieb gefertigt, andere hier vor Ort fertiggestellt oder weiter vergeben. Detail: Welches spezielle Knowhow braucht man als Architekt, um so eine Ausstattung zu entwerfen? Hild: Erfahrung, da Muster teuer sind. Man muss also mit einer möglichst geringen An zahl an Mustern auskommen, bis das Möbel funktioniert. Auch wenn die Zeit drängt, ist es von Vorteil, wenn man z. B. schon einmal einen Stuhl entworfen hat – ein Stuhl, auf dem man auch sitzen kann, ist ein wahnsin nig kompliziertes Objekt. Ottl: Unsere Sorte Möbel unterscheidet sich stark von vielen, die man in Möbelhäusern findet. Wir kommen eher aus dieser »Kisten bauer-Schreinerei« – ganz im Gegenteil et wa zu einem Konstantin Grcic, der seine Ideen aus dem industriellen Fertigungspro zess heraus generiert. Für die Ausführung haben wir in der Regel gute Firmen, die das Projekt leidenschaftlich mit begleiten, weil sie sich freuen, an außergewöhnlichen Ob jekten mitzuarbeiten. Das Knowhow ergänzt sich also – kernkompetent ist man sicher im Formalen, das Technische löst man mitein ander. Detail: Wie sieht der Ablauf beim Entwurf der Möbel aus? Hild: Zuerst einigt man sich auf ein Konzept, etwa »Schrank wie ein Koffer«, dann über legt man, an welcher Art von Koffer man sich orientiert, etwa an einem alten Leder koffer. Anschließend sucht man Referenz bilder und versucht diese wiederum in ein Möbel zu übertragen. Ottl: Dabei arbeiten wir mit Skizzen und Mo dellen. Zu den Möbeln in den Zimmern bau ten wir zuerst Modelle aus Finnpappe, spä ter ist daraus ein Musterzimmer im rückwär tigen Gebäudeteil entstanden, anfangs mit einfachen Modellen aus MDF, dann mit 1:1-Möbeln in unterschiedlichen Materialien. So wird z. B. der Stoff festgelegt oder die 274 Ein Hotel aus einem Guss – Zur Entstehung des Louis in München 6 Schrankmöbel Eiche mit Ledergriffen und Stoffbespannung 7, 8 Pläne Schrankmöbel Maßstab 1:20 9 Pläne Schreibtisch Maßstab 1:20 10 Schreibtisch Nussbaum mit Ledereinlage 11 Türdrücker Bronze (gegossen und handgeschliffen) 2010 ¥ 4 ∂ 6 ak cupboard with leather handles and O fabric lining 7, 8 Drawings of cupboard scale 1:20 9 Drawings of writing table scale 1:20 10 Walnut writing table with leather inlay 11 Bronze door handle (cast and hand polished) 8 Holzart, ebenso Details wie die Scheuerleis te. Beim Schrankkoffer etwa gab es ein MDF-Muster und zwei in der gewünschten Materialität. An dem Musterzimmer arbeite ten wir deutlich über ein halbes Jahr. Detail: Haben Sie dort auch probegewohnt? Weinzierl: Nein, aber wir verbrachten viel Zeit darin. Ottl: Das Musterzimmer war nie ganz fertig, der endgültige Zustand im Maßstab 1:1 ist erst zum Schluss in den eigentlichen Hotelzimmern entstanden. Als der Ausbau so weit fortgeschritten war, dass man Möbel anliefern lassen konnte, haben wir sechs Wochen lang noch einmal sehr viel nach justiert. Detail: Wie viele der Möbelentwürfe sind in Serie gegangen? Hild: Im Moment noch keiner. Das liegt wohl 6 daran, dass die Möbel immer genau für ei nen Raum, für eine Stimmung entworfen sind. Ottl: Der Türdrücker wird bei FSB in den Ka talog genommen – wie viel Serie daraus wird, lässt sich noch nicht sagen. Das Pro duktionswerkzeug ist jedenfalls lagerhaltig und man kann ihn bestellen. ser Stückzahlen einer Manufaktur ist er auch offen für Architektenentwürfe. Hild: Das ganze Hotel kommt tendenziell aus der Manufaktur, Gestaltung wie Speisen sind handwerklich sehr präzise. Gastrono men und Architekten haben sich hier auf ei nem gemeinsamen Nenner gefunden. Detail: Sind solch kleine Serien aufgrund mo derner, computergestützter Produktionspro zesse möglich? Ottl: Ganz im Gegenteil, die Formen fertigt ein Modelleur von Hand und nach dem Gie ßen wird der Griff von Hand geschliffen. Ent sprechend gibt es den Griff nur in gießfähi gen Materialien, etwa in Aluminium, Bronze oder Messing. Edelstahl hingegen wird dort von Hand gebogen. Diese sehr archaische Arbeitsweise, dieser händische Prozess un terscheidet den Hersteller letztlich auch von der Serienproduktion anderer. Aufgrund die Detail: Wie haben Sie das Motto in Material, Formen und Farben umgesetzt? Ottl: Wenn wir mit authentischen Materialien arbeiten wollen und nicht nur mit Oberflä chen, gibt es eine begrenzte Bandbreite an Möglichkeiten – vor allem vor dem Hinter grund, dass sie würdig altern sollen. Nur sehr solide Materialien kamen infrage, etwa Eiche, gebürstet und geölt als Dielen boden. Das Musterzimmer erwies sich kom plett in Eiche jedoch als arg rustikal. Daher haben wir den Fokus bei den Möbeln etwas aufgeweitet auf Nussbaum, im Restaurant 7 ∂ 2010 ¥ 4 Diskussion 9 11 auch auf Ahorn, bedingt durch das asiati sche Konzept. Entsprechend bewegen wir uns im Bereich der Naturfarben. Das Grün ist auch inspiriert vom Ort, dem Viktualien markt mit all den grünen Häuschen. Bei den Zimmern stellten wir uns immer wieder die Frage des Wohnens; das Bild einer weißen Altbauwohnung mit Stuck lieferte uns hierfür die Inspiration. Hild: Auch bei den Stoffen ging es darum, etwas nicht so Gelecktes zu wählen. Dieses Sitzkissen im Restaurant aus weichem Le der ist z.B. streng genommen nicht einmal für diese Nutzung geeignet. Weinzierl: Das ist ein vegetabil gegerbtes Leder, fast unbehandelt. Das Schlimmste ist der erste Rotweinfleck, doch insgesamt altert es würdevoll, wie ein alter Schulranzen, wirkt nie schäbig. Auch die Stoffe strahlen von An fang an eine gewisse Würde und Gelebtheit aus, das ist gewollt. Das haptische Verlan 10 275 gen, gerne hinzufassen, ist uns sehr wichtig. Die Materialien müssen dem zweiten Blick und auch dem zweiten Griff standhalten. Der Gast spürt, wenn er eine gewisse Qualität um sich herum hat, er fühlt sich wohler. Ottl: Daher auch die Leinen- und Seiden stoffe und nicht die üblichen Hotelmateriali en von B1-beschichteten Kunststoffen. Hild: Wie bei jedem Projekt standen wir auch hier unter Kostendruck, doch im Gegensatz zu vielen Designhotels gibt es nie diesen Mo ment, bei dem man spätestens beim zweiten Blick denkt, hier mussten sie sparen. Da ha ben wir lieber etwas Einfacheres gewählt, um die Stimmigkeit der Atmosphäre zu wahren. Weinzierl: Schon vor dem Innenausbau ist sehr viel Geld in die Baustelle, die Gebäu detechnik etc. geflossen. Dies alles sieht der Gast nicht. Am Schluss am Interieur zu sparen, an den Dingen, die der Gast sieht, wäre der falsche Weg. Detail: Wie kann man messen, ob das Archi tekturkonzept aufgeht? Weinzierl: Wenn der Gast zurückkommt. Schon zu Beginn hatten wir Stammgäste, die innerhalb weniger Wochen mehrmals bei uns waren – das ist ein sehr gutes Zeichen. Kull: Grundsätzlich muss ein Zimmer erst einmal auch funktionieren. Die Gäste müs sen sich zurechtfinden, z. B. im Bad sich gut schminken oder rasieren können. Es reicht nicht, wenn es schön ist und man sich wohl fühlt. Hier haben wir keine Beschwerden in dieser Hinsicht, wir müssen die Zimmer also nicht noch einmal nachjustieren. Daneben gibt es das subjektive Thema, ob es den Gästen gefällt oder nicht. Das Hotel wurde sehr gut aufgenommen, nicht nur in der Presse. Ottl: Das hat aber nicht nur mit der Architek tur zu tun, sondern auch mit dem Service, dem gesamten Ambiente. Kull: Das Paket muss stimmen, das gastro nomische Konzept, das Preis-Leistungs-Ver hälnis, das Frühstücksangebot, die Ausstat tung, etwa welche Bettwäsche, welche Handtücher man auswählt. Diese Kompo nenten können das Zimmer ruinieren oder es noch wertvoller machen. Hild: Mir sind dabei die Verschiebungen im Kontext wichtig, dass es nicht retro ist. Ob wohl man meint, man kennt es – aber es kann mir hier niemand irgendetwas zeigen, das retro ist – außer vielleicht den Badezim merarmaturen. Aber die kann man nicht selbst gestalten und diese Welt von etwas älteren Sachen schien uns gut ins Ambiente zu passen. Wenn man den »Stuck« an den Wänden betrachtet: Das ist kein »Stuck«, es sind Bänder, auf denen Brandmelder oder Sprinklerköpfe integriert sind. Dabei entste hen Momente, wo Dinge plötzlich auf meh reren Ebenen lesbar sind, ohne dass es in irgendeiner Art und Weise ein spießiger Traum von einer besseren Welt ist, sondern vielmehr der Versuch, Vertrautes nach heute und morgen zu transportieren, aber gleich zeitig diese Erinnerungen und dieses Gefühl zu bewahren. Das Gespräch führten Christian Schittich und Thomas Madlener. 276 Ein Hotel aus einem Guss – Zur Entstehung des Louis in München 2010 ¥ 4 ∂ 12–15 MDF-Modelle im Maßstab 1:1 16–21 frühe Möbelmodelle in Finnpappe 12 Opposite the Viktualienmarkt, the food market in the heart of Munich, an office building dat ing from the post-war years has been con verted into an unusual hotel by the architects Hild and K, who also designed the internal fin ishings and fittings. DETAIL spoke about this development to the architects, Andreas Hild and Dionys Ottl, as well as to Rudi Kull, the restaurateur, and Albert Weinzierl, an archi tect, who operate the Hotel Louis. Detail: Is the Louis a designer hotel? Kull: I think there’s a difference between an architectural hotel and a designer hotel. The latter can be put together relatively simply with a few design furnishings. In the present case, the architects have implemented their con cept in a homogeneous manner. Weinzierl: The design of individual objects was never the prime consideration. The furnishings play a supporting role. What was important was the creation of a certain spatial atmos phere, so that guests would feel at ease. Hild: It wasn’t our aim to create some design object that can also be used as a hotel. Ottl: We all wanted to design a special place and to interpret the location on the Viktualien markt in the heart of Munich. Detail: What was the architectural brief? Kull: Architects are specialists in their field, and one has to trust them. Our only condi tions related to the concept for the restaurant 16 12–15 Full-size models in medium-density fibreboard 16 –21 Early furniture models in wood-pulp board 13 17 – a breakfast room that becomes an Asian dining space later in the day – and to the use of timeless materials that mature well. Hild: We wanted to develop something collab oratively, not just to present a solution. Ottl: We defined the goals for the rooms in joint discussions, whereas the restaurant re flects the conditions of the brief. Detail: What was the underlying vision for the design of the hotel? Hild: Travelling and arriving in a place. One of the models for the interior design was the time when people travelled with large trunks. Ottl: That’s what distinguishes the Louis from those anonymous hotels for business people. It feels much more like a place of residence. Detail: At whom is the concept aimed? Kull: At individual people who are prepared to pay €30 to €40 more for a special ambience; also at business travellers who are in a posi tion to do this and at people who have an eye for details and a sensibility for materials. Hild: Materials can spark off a certain feeling among guests. If a concept is so strongly re lated to the collective memory, the target group is limited to people who have similar feelings and memories to those one has one self. Otherwise it’s mere craftsmanship, and that really is just design. Ottl: One can appeal to an older generation of people who have similar memories, but the 18 context might be different. The same appIies to young people. The collective memory can’t be confined to a single generation, I think. Detail: Wouldn’t one expect something trendier for a target group with an affinity to architecture – a stronger “Wow!” effect? Kull: “Wow!” effects never last long. Timeless ness is one of the characteristics of good ar chitecture. We don’t want to be a fashionable hotel. We want to be an institution that out lives fashions and trends. Ottl: That’s reflected in the fabrics, for exam ple: linens and silks, not the coated synthetics you usually find in hotels. Hild: Architecture is more complex than a question of “Wow!” effects. Context and things like that play a role. Detail: How did you all get together to devel op the project? Ottl: The owner commissioned us to rework the existing turquoise tiled facade and the passageway through the block. Weinzierl: From the very outset, we were on the same wavelength, and so it came about that we collaborated on the interior. Kull: It was our first joint project with the archi tects, so there was a certain risk involved in entrusting them with everything. But that was the only way they could realize their vision. Hild: The approach is certainly unusual. Nor mally, hotel design is in the hands of archi- 19 ∂ 2010 ¥ 4 14 277 15 tects who specialize in that field. Even if you design something for a hotel chain, they will take the interior into their own hands. Detail: How does one tackle a project like this as architects? It was your first hotel. Hild: For a normal architectural practice, we’ve always done a lot of interior design. In principle, we’ve been through it all before, on ly not to this scale. We create furniture be cause we often conceive interiors with a cer tain mood, but we can’t find suitable furnish ings. So we have to design them ourselves. Weinzierl: It makes sense to do it yourself when a certain quantity is involved. Detail: Does it make sense financially for architects? Ottl: No, but in this case, we reached a spe cial agreement with the clients, so we can’t complain. Basically, though, we have a pas sion for these things. You can follow the de sign closely, develop it in a model, go to the joiner and make corrections. In the present scheme, the clients suggested that we should commission the furniture from a joinery con cern. We worked with a company near Augs burg. All the threads came together there, creating a network of firms that manufacture lamps, chairs, beds and so on. Detail: What special know-how do architects need to design furnishings and fittings? 20 Diskussion Hild: Experience. Models are expensive, so you have to manage with as few as possible to achieve functional furnishings. It’s of advan tage if you’ve designed, let’s say, a chair pre viously. A chair on which people can sit prop erly is an incredibly complex object. Ottl: The furnishings we design differ a lot from those you usually find in furniture stores. We have a greater affinity to the box-like form of joinery construction – in contrast to a Kon stantin Grcic, for example, whose ideas are more closely related to industrial manufactur ing processes. We usually find reliable firms for the execution, firms that have a keen inter est in working on unusual projects. We com plement each other in our know-how: we have a core competence in formal matters, while technical matters are resolved jointly. Detail: How does the furniture design come about and develop? Hild: First we agree on a concept: a cupboard like a travelling trunk, say. Then we consider what sort of trunk it should be – maybe an old leather suitcase. Finally, we look for reference images that could be applied to the furniture. Ottl: That’s followed by sketches and models. For the room furniture, we first built models in wood-pulp board. Later, we developed a mock-up room at the back of the building. This was initially fitted out with models in medium-density fibreboard, then with fullscale furnishings in various materials. In this 21 way, we can determine the kind of wood or other materials to be used, as well as the de tails. For the trunk-like cupboard, we built a medium-density fibreboard model as well as two in the actual material. We worked for more than six months on the mock-up room. Detail: Did you try living there? Weinzierl: No, but we spent a lot of time in that room. Ottl: The mock-up room was never quite completed. The full-size finished state came about right at the end in the actual hotel rooms. When the internal finishings were far enough advanced to allow the delivery of the furnishings, we spent six weeks making many further adjustments. Detail: How many of the furniture designs have gone into serial production? Hild: None as yet, but that could be attributed to the fact that the furnishings were designed to conjure a certain mood in specific rooms. Ottl: The FSB company has included our door handle in its catalogue. Detail: Are small series possible in view of computer-aided production processes? Ottl: On the contrary, the forms are modelled by hand, and after casting, the handles are also polished by hand. That’s why only mate rials that can be cast are applicable: alumini um, bronze and brass, for example. Stainless 278 Ein Hotel aus einem Guss – Zur Entstehung des Louis in München 2010 ¥ 4 ∂ 22, 23 B lick vom Bad ins Zimmer und zurück. Die Fliesen im Bad sollen an diejenigen in der Pariser Metro erinnern, internationales Flair mit hohem Wiedererkennungswert verbinden. 22, 23 V iew from bathroom to bedroom and vice versa. The tiles in the bathroom are a reminiscence of those in the Paris Metro, combining international flair with a high recognition value steel, in contrast, is shaped by hand. This archaic hand-working method distinguishes the present manufacturer from others who are involved in serial production. In view of the numbers involved, these objects lend them selves to architectural design. Hild: The whole hotel is the outcome of such processes, in a sense. Even the meals are care fully designed by hand. Here, gastronomy and architecture have found a common ground. Detail: How did you translate your principles into materials, forms and colours? Ottl: If we want to work with authentic materi als and not just with surfaces, the scope is limited, especially in view of the fact that the 22 materials should mature with a certain dignity. Only durable materials were acceptable, like the oak flooring in the mock-up room. As it turned out, this proved to be too rustic if used everywhere, so we extended the range for the furniture to include walnut – with maple in the restaurant to reflect the Asian concept. We confined ourselves to natural colours. The green was inspired by the location – by the stalls of the Viktualienmarkt opposite. In the rooms, we were concerned with questions of habitation and an agreeable environment. Hild: We didn’t want anything too spick and span in the way of fabrics. This soft leather cushion in the restaurant is an example. Weinzierl: It’s vegetably tanned, almost un treated – red-wine stains are the worst thing – and it ages in a dignified manner, like an old school satchel. It never looks shabby. The tactile sense is very important to us. Guests know when they have a certain quality about them, and they feel better for it. Hild: As always, we were subject to cost pres sures, but in contrast to a lot of designer ho tels, you never have the feeling: “Aha! They had to make savings here.” Instead, we pre ferred to choose simpler things to maintain a homogeneous atmosphere. Weinzierl: Before one starts on the internal fin ishings, a lot of money goes into the site, the structure, the services and so on. The guest doesn’t see any of this. To save on the interi or, therefore, on things that the guest actually sees, would be the wrong line to take. Detail: How does one know if the architec tural concept is a success? Weinzierl: When guests come back. From an early date, we had regulars who had stayed with us a number of times within a few weeks. Kull: It’s not enough for guests to find things attractive and to feel at ease. Above all, a room has to function well. Guests must be able to do their make-up or shave properly in the bathroom, for example. We’ve had no complaints in that respect. The hotel has been well received, and not just by the press. Ottl: That’s not a matter of the architecture alone. It’s the service, the entire ambience. Kull: The whole package has to be right: breakfast, the gastronomy generally, costefficiency, the facilities and appointments like the bed linen and so on. Hild: Important for me are the shifts in con text. It shouldn’t be retro – and it isn’t, apart perhaps from the bathroom fittings, which you can’t design yourself anyway. When you look at the stucco work, you realize it’s not really stucco. They’re strips in which fire-warning devices and sprinkler heads are integrated. Suddenly, things can be read on a number of levels. It’s an attempt to transpose tried and trusted objects to the present and the future, while maintaining memories and feelings. 23 The interview was conducted by Christian Schittich and Thomas Madlener.