Ein junger Mann für NEC

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Ein junger Mann für NEC
ITRESELLER
Ein junger Mann für NEC
17. April 2000 - PCs, Server und Notebooks von NEC wurden bisher in der Schweiz von Bull mit wenig Erfolg
vertrieben. Nun hat sich ein junger Bündner die NEC-Vertretung geschnappt. Jannis Widmer weiss einige Anektoten zu erzählen. Zum Beispiel, wie er auf der Cebit während 20 Minuten auf die
Verantwortlichen von NEC wartete, während am Nebentisch die NEC-Leute auf ihn warteten. Man konnte sich
einfach nicht vorstellen, dass das der Mann ist, der in der Schweiz eine NEC-Vertretung aufbauen will. Man kann es den Managern des japanischen Riesenkonzerns nicht verargen, denn Jannis Widmer ist gerade mal
20 Jahre alt und seine Firma, die Dreamcom Corporation gibt es seit dem 24.12.99. Doch Widmer ist bestimmt kein
jugendlicher Schwätzer, sondern hat klare Vorstellungen. Übrigens ist er auch nicht wirklich ein Newcomer, denn er
begann bereits vor drei Jahren mit dem PC-Handel im heimischen Graubünden. Der Grund: die KV-Lehre war ihm
zu langweilig. Widmer: «So fragte ich dann halt meinen Arbeitgeber, ob ich nebenbei eine Firma gründen dürfe. Ich
durfte und kaufte dann Computer und Peripherie bei C2 und verkaufte sie weiter.»
Hartnäckigkeit zahlt sich aus
Widmer entpuppt sich als guter Beobachter des Marktes. Von den grossen Brands fehlt NEC auf dem Schweizer
Markt. Und da sollte doch etwas zu machen sein. Er nahm per Mail Kontakt mit dem NEC-Management in Paris
auf. Man mailte so ein bisschen hin und her, doch konkret wurde nichts. Also hat Widmer sämtliche Presseberichte
über die Aktivitäten seiner jungen Firma ausgeschnitten, kopiert und an alle (!) wichtigen Manager von NEC in Paris
gesandt. Einen Tag später kam die Antwort, mein sei interessiert. Doch Widmer war noch nicht ganz bereit. Ein Firma, am besten eine AG, musste gegründet werden. Im Winter war
es dann soweit. Widmer kratzte das nötige Kapital zusammen, verkaufte seine Aktien, die er sich während der
Lehre zugetan hat und sicherte sich die Hilfe von zwei Juristen für den Verwaltungsrat. Die Juristen in der Firma
sind ihm wichtig, denn er ist nunmehr mit komplexen Vertragswerken konfrontiert, die es abzusegnen gilt. Widmer:
«Als ich noch die Einzelfirma hatte, dachten einzelne Kunden, sie könnten mich reinlegen. Die Situation auf dem
Betreibungsamt war dann – bei meinem Alter – schon seltsam.» Unterdessen beschäftigt Widmers Firma, die
Dreamcom Corporation in Bad Ragaz, insgesamt drei Personen und hat den Vertrag mit NEC im Sack. Widmer:
«Wir haben jetzt gute Produkte und wollen den Markt in Zusammenarbeit mit Bull aufbauen.»
Vorsichtiger Aufbau
Wie soll eine kleine Firma wie die Dreamcom mit den «Grossen» von Toshiba, Dell, Compaq, IBM konkurrieren
können? Widmer ist Realist und träumt (noch) nicht von fünfstelligen Stückzahlen. Vorerst wird er die
NEC-Notebooks und PCs direkt über die Website und den eigenen, bescheidenen Verkauf an die Kunden bringen.
«E-Commerce kostet mich fast nichts. Wenns klappt, bringt es Umsatz, wenn es noch nicht soviel bringt, ist es nicht
so tragisch», meint er. Um die Kosten realistisch zu halten, hat er sich auch kein professionelles
E-Commerce-System aufgebaut, sondern macht die Site selbst. Gegen Rechnung wird nicht geliefert, das Risiko ist
zu hoch. Widmer ist sich klar, dass er mit seiner kleinen Salesforce und einer E-Commerce-Site den Schweizer Markt nicht
gerade durchrütteln wird. Irgendwann, wenn die Umsätze stimmen, wird der Vertrieb über Reseller dazu kommen.
Widmer: «Solange ich nur die PCs und Notebooks von NEC vertreibe, steht der Direktverkauf im Vordergrund.
Ausserdem ist NEC schon lange eine Direct-Company. Dies hat den Vorteil, dass sich, wenn ich den Händlerkanal
aufbaue, niemand Illusionen macht.» Ausserdem befindet er sich in Verhandlungen mit einem spezialisierten
Retailer. Doch die Vorbedingungen sind hart. Ein Vertrieb über einen oder mehrere Retailer kommt nur in Frage,
wenn NEC mitzieht und einen Teil der nötigen Vorinvestitionen mitträgt.
Ausschliesslich BTO
Widmer weiss um die Risiken eines Lagers. Die Notebooks und PCs werden bei NEC in Frankreich ausschliesslich
im Built-to-Order-Verfahren hergestellt und in der Schweiz mit einer hiesigen Tastatur versehen. Doch falls dann
mal die Aufträge zuhauf hereinrauschen ist auch schon vorgesorgt. Widmer: «Wir haben in Bad Ragaz 500
Quadratmeter Bürofläche.»
Zum Geschäftsmodell seiner Firma, meint er dann doch nicht so unbescheiden: «Das Businessmodell von Firmen
wie Excom, Ozalid oder Dicom funktioniert in der Schweiz gut. So etwas möchte ich aufbauen.» (hc)
Notebooks, PCs und ein PC-im-Bildschirm
Von NEC gibt es drei Notebook-Linien (All-In-One, Ultraportable und eine Business-Linie) sowie diverse PCs.
Ähnlich wie von Toshiba, Acer und Gateway gibt es auch einen Business-PC, der im Fuss des Flachbildschirms
untergebracht ist. Der Powermate 2000 hat einen PIII-Prozessor, Ethernet- und USB-Schnittstellen und einen
15-Zoll LCD-Bildschirm. Er ist extrem stromsparend, da vollständig mit Notebook-Technologien gebaut. Preis: 4590
Franken.
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