Die alkoholische Gärung unter verschiedenen
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Die alkoholische Gärung unter verschiedenen
Maturaarbeit 2006 Andreas Büchler DIE ALKOHOLISCHE GÄRUNG UNTER VERSCHIEDENEN UMWELTPARAMETERN AM BEISPIEL DER BIERHERSTELLUNG Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 1 Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................................................................... 3 1 Geschichte ...................................................................................................................... 4 2 Braurohstoffe.................................................................................................................. 5 2.1 2.1.1 Malz...................................................................................................................... 5 2.1.2 Mälzung................................................................................................................ 6 2.1.3 Weitere vergärbare Rohstoffe .............................................................................. 7 2.2 4 Rohstoff Hopfen ....................................................................................................... 7 2.2.1 Bitterstoffe: ........................................................................................................... 8 2.2.2 Aromastoffe:......................................................................................................... 9 2.2.3 Gerbstoffe: ........................................................................................................... 9 2.3 Brauwasser ............................................................................................................ 10 2.4 Hefe ....................................................................................................................... 10 2.4.1 3 Rohstoff Getreide..................................................................................................... 5 Wiederverwendung von Hefe............................................................................. 11 Brauvorgang ................................................................................................................. 12 3.1 Schroten................................................................................................................. 12 3.2 Maischen................................................................................................................ 13 3.2.1 Enzyme .............................................................................................................. 13 3.2.2 Einmaischen....................................................................................................... 14 3.2.3 Maischprogramme und Maischverfahren........................................................... 15 3.2.4 Abmaischen ....................................................................................................... 16 3.3 Läutern................................................................................................................... 17 3.4 Bestimmung des Extraktgehalts mit der Bierspindel.............................................. 18 3.5 Würzekochen ......................................................................................................... 19 3.5.1 Hopfenzugabe.................................................................................................... 20 3.5.2 Hopfenseihen und Würzekühlung ...................................................................... 21 Gärung........................................................................................................................... 22 4.1 Alkoholbildung........................................................................................................ 22 4.2 Einstellen der Stammwürze ................................................................................... 23 4.3 Gärtemperatur........................................................................................................ 24 4.4 Verlauf der Gärung ................................................................................................ 24 4.4.1 Hauptgärung ...................................................................................................... 25 4.4.2 Nachgärung........................................................................................................ 26 4.5 Bestimmung des Alkoholgehalts............................................................................ 27 Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 5 2 Versuche ....................................................................................................................... 28 5.1 CO2-Entwicklung bei verschiedenen Wassersorten............................................... 28 5.2 CO2-Entwicklung bei verschiedenen Temperaturen .............................................. 30 5.3 CO2-Entwicklung bei verschiedenen Hefen ........................................................... 33 Nachwort .............................................................................................................................. 34 Literaturverzeichnis............................................................................................................. 35 Abbildungsverzeichnis ....................................................................................................... 36 Tabellenverzeichnis............................................................................................................. 36 Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 3 Vorwort Bier, ein Getränk, das man überall kennt. Es gibt unzählige verschiedene Geschmacksrichtungen, die das Bier zu einem abwechslungsreichen Genussmittel machen. Schon die Ägypter haben bierähnliche Getränke zu sich genommen. Doch ist das ganze Gemisch aus ein paar wenigen Zutaten eine Hexerei zum selber Machen? Zuerst dachte ich nie daran, dass man bei sich zu Hause sein eigenes Bier brauen kann. Doch als mir das ein Heimbrauer zeigte, war ich derart begeistert, dass ich selber angefangen habe zu brauen. Was viele nicht wissen, es gibt weit aus mehr verschiedene Biere, als man hier bei uns kaufen kann. Heimbrauer tragen dem Rechnung und produzieren eine Vielfalt von ganz unterschiedlichen Bieren. Bei der Gärung setzt sich CO2 frei. Ich untersuchte während meiner Arbeit, ob sich die CO2 Menge bei verschiedenen Temperaturen, Wassersorten und verschiedenen Hefen verändert. Mit relativ einfachen Messmethoden begann ich das Ganze zu untersuchen. Wie kann überhaupt der Alkoholgehalt festgestellt werden? Rechtliche Grundlagen zur Bierherstellung in der Schweiz: Heimbrauer brauchen keine Bewilligung, müssen keine Steuern entrichten und müssen sich nicht an die Lebensmittelverordnung halten, solange sie ihr Bier nicht verkaufen. Zum Thema Bierbrauen gibt es unzählige Bücher, für meine Arbeit habe ich mich hauptsächlich an den Büchern Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer von Richard Lehrl und Bier Brauen nach eigenem Geschmack von Hanghofer Hubert orientiert. An dieser Stelle möchte ich mich bei folgenden Personen bedanken: Herrn Lukas Mosimann, für die grossartige Unterstützung rund um das Brauen Herrn Stefan Engl, für den Einblick in die kleinste Brauerei der Schweiz Herrn Wolfgang Schatz, für die Betreuung bei der Maturaarbeit Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 4 1 Geschichte Man nimmt an, dass bereits um 7000 v. Chr. in Vorderasien aus verschiedenen Getreidearten, bierähnliche Getränke hergestellt wurden. In der Gegend des heutigen Iraks, fand man auf einer Tontafel aus der Zeit um 4000 v. Chr. ein „Rezept“ zur Bierherstellung. Der Grundstoff war Emmer, eine Urform des Weizens. Da Reste vom Brauen noch dabei waren, wurden die Biere mit Halmen getrunken. Bier galt auch als Zahlungsmittel und die Priester wurden für ihre Dienste mit bis zu fünf Kannen Bier belohnt. Die Ägypter erfanden um 2000 v. Chr. das Mälzen. Die Babylonier brauten und verkauften 20 verschiedene Biere. Bei den Germanen wurde Bier zu einem wichtigen Produkt, während man in Griechenland Bier nur für die armen Leute braute, weil die Reichen Wein bevorzugten. Der Kaiser Julius Caesar brachte die Braukunst und das Bier nach England. Während es um 700 n. Chr. noch Aufgabe der Frauen war, begann man um 1000 n. Chr. auch in den deutschen Klöstern zu brauen. Das Bier durfte auch während der Fastenzeit getrunken werden, da Flüssiges nicht das Fasten bricht. An Stelle von Eschenlaub oder Eichenrinde verwendete man nun Hopfen. Um 1500 wurde Bier in Deutschland zu einer wichtigen Handelsware. 23.04.1516 Das ist ein wichtiges Datum in der Biergeschichte. An diesem Tag hatte Herzog Willhelm IV. von Bayern das Reinheitsgebot erlassen. Darin wird festgehalten, dass zum Brauen nur Gerste, Wasser und Hopfen verwendet werden darf. Weizen durfte nur noch zur Brotherstellung verwendet werden. Die Industrialisierung setzte sich um 1800 auch in den Brauereien durch. Die Dampfmaschine vereinfachte vieles beim Brauprozess. Carl Balling hatte eine Messmethode zur Extraktbestimmung erfunden und Fritz Plato entwickelte später dieses System weiter. Bier wurde im Jahre 1873 während der Gärung erstmals aktiv gekühlt. Somit konnte man von jetzt an untergärige Biere während des ganzen Jahres brauen. Louis Pasteur machte es auch bei der Bierherstellung möglich, steriler zu arbeiten. Die Brauerei Schwechat bei Wien war um 1900 die grösste der Welt und produzierte 1 Million Hektoliter Bier pro Jahr. Seit 1987 darf in Deutschland auch ausländisches Bier, das nicht nach dem Reinheitsgebot gebraut wurde, verkauft werden. Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 5 2 Braurohstoffe Die wichtigsten Rohstoffe zum Bierbrauen sind Getreide, Wasser und Hopfen. Getreide besteht hauptsächlich aus Stärke, Enzyme wandeln diese in Zucker um. Der Hopfen gibt dem Bier den Geschmack und die Bittere. 2.1 Rohstoff Getreide Für die Bierherstellung verwendet man meistens Gerste, aber auch andere Getreide und stärkehaltige Produkte, wie z.B. Kartoffeln oder Reis sind möglich. Für die Herstellung von Bier wird eine spezielle Braugerste gezüchtet. Das Getreide ist für die Farbe, den Geschmack und den Alkoholgehalt verantwortlich und man benötigt 150-200g für einen Liter Bier. Wenn das Getreide noch geröstet wird, erhält man ein dunkleres und geschmacksintensiveres Bier. Ein zu hoher Eiweissgehalt im Getreide mindert die Haltbarkeit des Bieres und kann zu Trübungen führen, ein zu tiefer Gehalt kann die Gärung stören, da Eiweiss auch Nahrung für die Hefe ist.1 Die Braugerste muss trocken und kühl (bei ca. 18 °C) gelagert werden, da sie sonst zu keimen anfängt. Die Samenschale sowie die Spelzen bestehen hauptsächlich aus Zellulose. Sie schützen das Gerstenkorn gegen Bakterien und andere Angriffe. Zwischen der Schale und dem Mehlkörper ist die Aleuronschicht (Kleberschicht), die aus Eiweiss und Fetten besteht. Im Innersten ist der Mehlkörper, der Energiespeicher, der die Stärke enthält. Wenn der Keimling anfängt zu wachsen, setzt er Enzyme frei, welche die Stärke in Zucker umwandeln. Für die Bierherstellung ist der Keimling wichtig und darf deshalb nicht geschädigt sein. 2.1.1 Malz Bier kann man mit einer Malzart oder mit verschiedenen Malzarten hergestellt werden. Das wirkt sich auf Farbe und Geschmack aus. Die Gesamtheit aller vergärbaren Grundstoffe wird vom Bierbrauer als Schüttung bezeichnet. 1 Diese Aussage wurde nur in der folgenden Quelle gefunden: Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000, S. 15. Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 6 Abb. 2: Malz 2 Abb. 1: Gerstenfeld 1 2.1.2 Mälzung Für die Bierherstellung wird Zucker benötigt. Diesen gewinnt man aus der Stärke im Getreide. Da die Stärke nicht direkt in Zucker umgewandelt werden kann, muss das Getreide zuerst gemälzt werden. Die Mälzung hat zwei Ziele: - Enzyme bilden, die Stärke in Zucker umwandeln - Die Wände der Stärkezellen abbauen, da diese die Stärke schützen Das Gerstenkorn erledigt diese Arbeit im Frühjahr, wenn es auszutreiben beginnt. Die Mälzung ist lediglich eine künstlich eingeleitete Keimung. Die Bierbrauer kaufen normalerweise bereits gemälzte Gerste, da die Mälzung eine komplexe Angelegenheit ist und man spezielle Maschinen dafür benötigt. Die Art der Mälzung bestimmt die Farbe und den Geschmack des Malzes. In Europa verwendet man für die Farbe die EBC (European-Brewing-Convention) Einheit und in den USA die Einheit SRM (Standard Reference Method). Je höher der Wert ist, desto dunkler ist die Farbe des Bieres. Umrechnungsformeln: EBC = SRM × 1.97 1 SRM = EBC 1.97 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a4/Gerste.jpg Eigenes Bild 3 Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000. S. 18. 2 3 Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 7 EBC-Farbentabelle: Farbeindruck Hell Gold - Orange Bernstein - Amber Kupfer Braun Schwarz Tabelle 1 1 EBC Farbe 4-8 8-12 12-20 20-35 35-60 >60 Die Farbe des Bieres wird aber nicht allein durch das Malz bestimmt, auch das Brauen kann die Farbe noch beeinflussen. 2.1.3 Weitere vergärbare Rohstoffe Nicht überall wird nach dem Reinheitsgebot gebraut, denn Malz aus Gerste herzustellen ist ein aufwändiges und teures Verfahren. Daher kommen auch andere Rohstoffe zum Einsatz. In China enthält das Bier einen Grossteil an Reis, der eine hellere Farbe und einen dünneren Geschmack bewirkt. In den USA bestehen die Rohstoffe bis zu 50% aus Mais, weil er billiger als Gerstenmalz ist. Weizenbiere enthalten mindestens 50%, jedoch maximal 70% Weizen, da es sonst beim Abläutern Probleme gibt (Teigbildung). 2.2 Rohstoff Hopfen Der Hopfen, der zur Familie der Hanfgewächse gehört, ist ein weiterer Rohstoff für die Bierherstellung. Er gibt dem Bier den ausschlaggebenden Geschmack. Seine Wirkung ist beruhigend sowie schlaffördernd. Man verwendet die Hopfendolden der weiblichen Pflanzen. 1 Hanghofer, Hubert: Bier brauen nach eigenem Geschmack. München, 1999, S. 75. Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 8 Abb. 3: Bild eines Hopfendolden 1 Im Hopfen gibt es drei Inhaltsstoffe, die Bitter-, Aroma und Gerbstoffe. Im Weichharz der Doldenblätter bildet sich Hopfenmehl (Lupulin). In ihm befinden sich die Aromastoffe (ätherischen Öle), sowie die Bitterstoffe. Die Gerbstoffe kommen in den Hopfenstielen vor. Er erhöht auch die Haltbarkeit des Bieres, stabilisiert den Schaum und klärt das Bier. Wichtige Hopfenanbaugebiete findet man in Deutschland. Bekannt sind der Tettnanger und der Hallertauer Hopfen. Die verschiedenen Hopfensorten unterscheiden sich durch ihre α-Säuren, die für die Bitterkeit verantwortlich sind, sowie durch ihre flüchtigen Öle, die dem Bier den typischen Geschmack geben. Für die Auswahl des Hopfens, wird der Anteil an α-Säuren prozentual zum Gewicht angegeben (1,5-15%). 2.2.1 Bitterstoffe: Die Bittersäuren und die Harze hemmen das Bakterienwachstum. α-Säuren = Humulone Abb. 4: Strukturformel der α-Säure 2 1 2 http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/b/b8/Hopfenbl%C3%BCte.jpg http://www.genome.jp/Fig/compound_small/C10695.gif Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 9 β-Säuren = Lupulone Abb. 5: Strukturformel der β-Säure 1 Insgesamt gibt es vier Säuregruppen mit je fünf Säuren, die die gleiche Molekülgrundstruktur haben und sich lediglich in den Seitenketten unterscheiden. In Europa verwendet man für die Bitterkeit des Bieres das Mass EBU (European Bittering Unit). Vereinzelt wird dieses Mass auch als IBU (International Bittering Unit) bezeichnet. Typische EBU Werte: Biersorte Weizenbier Amerikanisches Budweiser Märzen Pils Tschechisches Budweiser Irische Stouts Tabelle 2 2 Bitterkeit (EBU) 8-15 11-15 18-25 30-45 ca. 30 bis 65 2.2.2 Aromastoffe: Die flüchtigen Öle geben den Hopfendolden mit ihrem Anteil von 0.3-1.5% das charakteristische Aroma. Der Hopfen soll kühl und in luftdichter Verpackung gelagert werden, denn sonst können die Bittersäuren sowie die Aromastoffe oxidieren und verlieren dadurch ihre Wirkung. 2.2.3 Gerbstoffe: Die Gerbstoffe beeinflussen den Geschmack des Bieres, bewirken eine hellere Farbe und verbessern die Lagerfähigkeit. 1 2 http://www.genome.ad.jp/Fig/compound/C10706.gif Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000, S. 30. Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 2.3 10 Brauwasser Bier besteht zu 90 – 95% aus Wasser. Es gibt verschiedenen Faktoren, auf die man beim Wasser achten muss: Qualität, Wasserhärte und pH-Wert. Vor dem Brauen muss das Wasser zuerst untersucht werden. Einige Wasserwerke setzen dem Wasser Chlor hinzu, um es zu entkeimen. Bei intensivem Chlorgeruch muss das Wasser vorher abgekocht werden, damit sich das Chlorgas verflüchtigt, ansonsten kommt es zu einer Reaktion mit dem Hopfen. Nitrate gelangen durch das Düngen der Wiesen ins Wasser und würden die Hefe schädigen. Durch bakterielle Umwandlung im Wasser können sie zu Nitrit werden, das krebserregend ist. Die Konzentration der im Wasser gelösten Calcium- und Magnesiumionen wird als Wasserhärte bezeichnet und mit dem Deutschen Härtegrad (°dH) angegeben. 1 °dH = 1 Liter Wasser mit 10 mg Calciumoxid (CaO, gebrannter Kalk) 1 Bei einem Härtegrad von weniger als 8 °dH spricht man von weichem Wasser, bei mehr als 12 °dH von hartem Wasser. 2.4 Hefe „Das Malz verleiht dem Bier Körper, der Hopfen gibt ihm die Seele, die Hefe aber bestimmt den Charakter!“ 2 Die Hefe ist ein einzelliger Pilz und gehört zur Familie der Saccharomyceten. Der Brauer stellt lediglich die Flüssigkeit her, die mit Hilfe der Hefe zu Bier wird. Man unterscheidet zwischen ober- und untergäriger Hefe. Untergärige Hefen sind einzellige Sporen, obergärige reihensporig, was sie eher schwimmen lässt. Die ideale Gärtemperatur für die obergärige Hefe ist ca. 15-20 °C und man verwendet sie für Weizen-, Altbier und Ale. Die aufsteigende Hefe bildet zudem einen Schutz gegen Bakterien aus der Luft. Heute verwenden die Brauereien zu 80-90% untergärige Hefe mit einer idealen Gärtemperatur von ca. 10 °C. Früher wurden die untergärigen Biere von Oktober bis April hergestellt. Das Bier für das Oktoberfest wurde jeweils im März gebraut und daher entstand der Name Märzenbier. Mit untergäriger Hefe erhält man ein frischeres, spritzigeres und länger haltbares Bier. Die Hefe zerlegt den gewonnenen Zucker aus dem Getreide in Alkohol und CO2. Im Innern aber laufen weit umfassendere Vorgänge ab, die bis heute nicht alle erforscht und begründet sind. Dabei entste1 2 Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000, S. 45. Hanghofer, Hubert: Bier brauen nach eigenem Geschmack. München, 1999, S. 21. Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 11 hen noch weitere Stoffe, die den Geschmack und die Qualität beeinflussen. Da die Hefe ein Organismus ist, kann sie nicht beliebig oft verwendet werden und hat besondere Ansprüche. Bei Temperaturen unter 4 °C kommt ihre Aktivität zum Erliegen, bei Temperaturen über 30 °C stirbt sie. Louis Pasteur hatte bemerkt, dass die Hefe sowohl unter anaeroben wie auch unter aeroben Bedingungen leben kann. Je mehr Sauerstoff in der Würze vorhanden ist, desto mehr kann sie sich vermehren. Daher wird zur Würze am Schluss viel Sauerstoff gegeben. Unter günstigen Bedingungen (genügend Nährstoffe), vermehrt sie sich durch Zellteilung. Sonst bildet sie Sporen, die sogar Frost überstehen und die später unter besseren Bedingungen wieder Zellen bilden. Abb. 6: Hefezellen unter dem Mikroskop 1 Die Brauereien filtrieren das Bier, nachdem die Gärung vollendet ist und entfernen so die Hefe. Heimbrauer lassen diesen Schritt aus, da es ein zu aufwändiges und zu teures Verfahren ist. Unfiltriertes Bier wird als naturtrüb bezeichnet. 2.4.1 Wiederverwendung von Hefe Es wird zwar empfohlen, immer frische Hefe zu verwenden, denn durch jede Wiederverwendung verschlechtern sich die Hefeeigenschaften sowie die Reinheit. Dennoch verwenden viele Brauer die gleiche Hefe mehrmals zur Gärung. In England wird sie bis zu 24 Mal wiederverwendet. Die Hefe wird in einer Flasche im Kühlschrank aufbewahrt, denn bei Zimmertemperatur würde sie arbeiten. 1 Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000, S. 35. Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 12 3 Brauvorgang Den gesamten Brauvorgang habe ich einige Male durchgeführt und nachfolgend dokumentiert. Ungefähr das gleiche Brauverfahren wenden auch die Brauereien an. Übersicht über alle Schritte beim Brauen: Abb. 7: Flussdiagramm der Bierherstellung 1 3.1 Schroten Das Wasser hat fast keinen Zugang zum Mehlkörper des Malzes. Demzufolge müssen die Malzkörner zerkleinert werden, was als Schroten bezeichnet wird. Dabei sollten die Spelzen nicht zu stark beschädigt werden, weil sie später beim Läutern als Filter wirken sollten und die Schwebstoffe der Würze zurückhalten müssen. Das Malz sollte erst kurz vor dem Brauen geschrotet werden, weil geschrotetes Malz schlechter haltbar ist. 1 Eigenes Bild Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 13 Abb. 8: Schrotmühle 1 3.2 Maischen Maischen ist ein ausschlaggebender Schritt bei der Bierherstellung. Das geschrotete Malz besteht immer noch zum grossen Teil aus unvergärbarer und wasserunlöslicher Stärke. Durch die Mälzung entstanden Enzyme, die Stärke in Zucker umwandeln können. Das Maischen aktiviert diese Enzyme. Das geschrotete Malz wird zunächst in eine Pfanne (Maischbottich) gegeben und mit Wasser vermischt. Es gibt verschiedene Maischverfahren, die weiter unten beschrieben werden. Abb. 9: Maischbottich 1 Abb. 10: Maische 1 3.2.1 Enzyme Enzyme sind von lebenden Organismen gebildete Eiweissstoffe. Sie können nur eine chemische Reaktion beeinflussen. Jedes Enzym hat einen optimalen Arbeitsbereich, ein so genanntes Temperaturfenster. Ist die Temperatur zu tief, ist das Enzym nicht voll aktiv, ist sie 1 Eigene Bilder Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 14 zu hoch, wird es geschädigt. Der Brauer kann durch die Steuerung der Maischtemperatur und -dauer bestimmen, welches Enzym wie lange aktiv bleiben soll. Dadurch wird bestimmt, wie viel unvergärbare Zucker die Würze enthält, ob das Bier mehr oder weniger süss wird. Von den vielen Enzymen sind zwei Gruppen von grosser Bedeutung: - Proteasen spalten die langkettigen Eiweissstoffe in Bruchstücke, die für die Schaumstabilität und die Gärung von Vorteil sind. - Amylasen zerteilen die langen Stärkeketten in Zucker. α-Amylase und β-Amylase sind zwei wichtige Varianten. Die α-Amylase spaltet die Ketten der Amylose willkürlich auf, dadurch entsteht ein nicht vergärbarer Zucker (Dextrine). Ihre beste Wirkung erreicht sie bei einer Temperatur von 72-75 °C. Ab 78 °C werden die Enzyme geschädigt. Die β-Amylase spaltet die Ketten von ihren Enden her auf. Dadurch entsteht vergärbarer Malzzucker (Maltose). Ihre optimale Temperatur liegt bei 60-65 °C. Ab 70 °C tritt eine Schädigung auf. 3.2.2 Einmaischen Malz wird mit Wasser vermischt. Diesen Vorgang nennt man Einmaischen. Es wird nicht die ganze Wassermenge am Anfang dazugegeben, sondern in Hauptguss für das Einmaischen und in Nachguss für das Abläutern aufgeteilt. Zudem muss berücksichtigt werden, dass durch das ständige Kochen einige Liter Wasser verdampfen und Wasser im Malz zurück bleibt. Deshalb wird ungefähr 10-15% mehr Wasser benötigt. Typische Mengen für den Hauptguss lassen sich aus der Tabelle 3 entnehmen. Zieltemperatur (°C) 35 50 62 70 Tabelle 3 1 Benötigte Wassertemperatur (°C) bei einem Wasser-Malz-Verhältnis von 1.5 l/kg 2 l/kg 2.5 l/kg 3 l/kg 3.5 l/kg 40 39 38 37 37 60 57 56 55 54 76 72 70 69 68 87 82 80 78 77 Da Maischgefäss und Schüttung kälter als die Einmaischtemperatur sind, muss die Wassertemperatur höher angesetzt werden als die gewünschte Zieltemperatur. 1 Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000, S. 63. Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 15 3.2.3 Maischprogramme und Maischverfahren Man unterscheidet zwischen Maischprogrammen und Maischverfahren. Das Maischprogramm beschreibt den Verlauf der Temperatur vom Einmaischen bis zum Abmaischen. Das Maischverfahren beschreibt die Art, wie die Temperaturänderungen herbeigeführt werden. In der Tabelle 4 sind die Temperaturen für die einzelnen Rasten und ihre Enzymwirkung zusammengefasst. Temperatur 35 °C 45 °C 50 °C 55 °C 60-65°C 70 °C 72-75 °C 78-79 °C 80 °C Tabelle 4 1 Wirkung Hier erfolgt manchmal das Einmaischen. Zytolytische Enzyme beginnen die Zellwände zu zerlegen, was eine höhere Ausbeute beim Läutern ergibt. Für den Heimbrauer ist diese Temperaturstufe von geringer Bedeutung. Untere Temperaturgrenze für die Eiweißrast. Es werden hauptsächlich gärungsfördernde Eiweiße gebildet. Übliches, ausgewogenes Temperaturoptimum für die Eiweißrast. Obere Temperaturgrenze für die Eiweißrast. Es werden hauptsächlich schaumstabilisierende Eiweiße gebildet. Optimaler Bereich für die Aktivität von β-Amylase. Stärke wird hauptsächlich in vergärbare Zucker zerlegt. Protease, das bei der Eiweißrast aktive Enzym, wird bereits geschädigt. β-Amylase wird geschädigt. Optimaler Bereich für die Aktivität von α-Amylase. Stärke wird hauptsächlich in nicht vergärbare Zucker zerlegt. Ein Bier, das ausschließlich bei dieser Temperatur gemaischt würde, wäre sehr süß, jedoch relativ alkoholarm. Typische Temperatur für das Abschließen des Maischens und den Beginn des Läuterns. α-Amylase wird geschädigt. Es werden nicht immer sämtliche in der Tabelle beschriebenen Rasten durchgeführt. Einzelne Rasten können ausgelassen oder mehrere zusammengefasst werden. Es gibt mehrere Verfahren, wie man zu den verschiedenen Rasttemperaturen gelangt. Es gibt keine eindeutige Festlegung, welches Verfahren wann angewendet werden soll, dies bleibt dem Brauer freigestellt. Infusionsverfahren Infusion kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „einfüllen, eingiessen“. Dieses Verfahren wird heute nicht mehr industriell angewendet. Beim Infusionsverfahren wird solange heisses Wasser eingefüllt, bis die nächste Temperaturstufe erreicht ist. Der Vorteil liegt darin, dass es einfach zu handhaben ist, da nur Wasser erhitzt werden muss und nicht die Maische, was ein Anbrennen verhindert. Ein Nachteil ist, dass mit jeder Temperaturerhöhung neues Wasser eingegossen werden muss. Dadurch kann die Maische zu dünnflüssig werden, deshalb 1 Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000, S. 58. Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 16 sollte dieses Verfahren nur bei Maischprogrammen mit wenigen Rasten angewendet werden. Anwärmverfahren Beim Anwärmverfahren wird die ganze Maische bis zur nächsten Temperaturstufe erhitzt. Die Brauereien wenden zunehmend dieses Verfahren an. Das Anwärmverfahren hat den Vorteil gegenüber dem Infusionsverfahren, dass die Wassermenge für den Hauptguss ausgerechnet werden kann und fix bleibt. Die Gefahr beim Anwärmverfahren liegt darin, dass die Maische anbrennen kann oder dass die Heizquelle eine zu geringe Leistung hat. Voraussetzung ist mindestens 1 °C je Minute. Dekoktionsverfahren Dekoktion stammt ebenfalls aus dem Lateinischen und bedeutet „gar kochen“. Bei diesem Verfahren wird ein Teil der Maische entnommen, auf eine höhere Temperatur erhitzt und wieder zurückgeleert. Die Zieltemperatur der gesamten Maische wird so erreicht, aber es wird dafür kein zusätzliches Wasser benötigt. Auswirkungen: - Durch das Kochen kommen die Enzyme besser an die Stärke der Mehlkörper, da die Zellwände zerstört werden. - Es werden mehr Geschmackstoffe aus dem Malz gelöst. - Das Kochen der Teilmaische bewirkt, dass das Bier dunkler wird. - Durch das Kochen werden die Enzyme der Teilmaische zerstört, was ein Nachteil des Dekoktionsverfahren ist. Für untergärige Biere wurde früher, im deutschsprachigen Raum, meistens das Dekoktionsverfahren angewendet. 3.2.4 Abmaischen Nach der α-Amylaserast beginnt man nicht sofort mit dem Abläutern, sondern erhöht die Temperatur auf max. 78 °C. Dadurch wird die Maische dünnflüssiger und kann leichter geläutert werden. Die β-Amylase wird zudem vollständig gestoppt, während die α-Amylase aber noch weiterläuft. Das heisst, allfällige Stärkereste werden noch in unvergärbaren Zucker umgewandelt, vergärbarer Zucker wird aber nicht mehr gebildet. Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 3.3 17 Läutern Nachdem nun die Stärke in Zucker umgewandelt ist, beginnt man mit dem Läutern. Dabei möchte man die festen, unlöslichen Bestandteile von der Würze absondern. Dabei bleiben die Treber und ein Teil des Zuckers zurück. Mit Hilfe von Anschwänzwasser, dem Nachguss, möchte man diesen Restzucker ebenfalls aus den Trebern lösen. Die traditionelle Art des Läuterns erfolgt im Läuterbottich. In ihm befindet sich ein Senk- oder Siebboden, sowie ein Ablassloch. Der Siebboden hat viele tausend kleine Löcher, durch welche die Würze hindurch- und durch einen Schlauch abfliessen kann. Die eigentliche Filtrierung erfolgt aber durch die Treber. Am Anfang ist die Würze noch sehr trüb, daher nennt man sie auch Vorderwürze. Diese gibt man nochmals in den Läuterbottich zurück. Sobald klare Würze abläuft, wird das Anschwänzwasser über die Treber gegossen. 1 Abb. 11: Abläutern 1 Abb. 12: Läuterbottich 1 Abb. 13: Läutersieb (Senkboden) 1 Abb. 14: Läuterbottich mit Treber 1 Eigene Bilder Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 3.4 18 Bestimmung des Extraktgehalts mit der Bierspindel Alle Stoffe zusammen, die sich in der Würze befinden, bezeichnet man als Extrakt. Man misst während verschiedenen Phasen den Extraktgehalt, der sich zum grössten Teil aus vergär- und unvergärbaren Zuckern zusammensetzt. Die anderen Stoffe fallen kaum ins Gewicht. Der Extraktgehalt wird zunehmend kleiner, da Zucker laufend in Alkohol und CO2 umgewandelt wird. Angegeben wird er in Gewichtsprozenten oder als Grad Plato (°P). Ein Beispiel für den Extraktgehalt: 100g Würze mit 10% Extraktgehalt bedeutet, dass die Würze aus 90g Wasser und aus 10g Extrakt besteht. Für den Extraktgehalt gilt näherungsweise: Extraktgehalt [%] = Dichte [g/l] − 1000 1 4 Eine andere Masseinheit für den Extraktgehalt ist das Grad Oechsle (°Oe). Es gilt: °Oe = Dichte [g/l] - 1000 2 Für die Bierspindel gibt es verschiedene Namen, wie Aerometer, Bierwürzespindel, Senkwaage, Saccharometer oder Hydrometer. Die meisten Bierspindeln sind auf 20 °C geeicht, was bedeutet, dass die Würze zuerst auf diese Temperatur gebracht werden sollte, bevor man den Extraktgehalt misst. Das ganze funktioniert folgendermassen: Je mehr unvergorener Zucker in der Würze enthalten ist, desto grösser ist das spezifische Gewicht. Demzufolge taucht das Hydrometer weniger tief ein und es wird ein höherer Extraktgehalt gemessen. Mit zunehmender Vergärung nimmt das spezifische Gewicht ab und die Bierspindel sinkt weiter ein. Es wird ein tieferer Extraktgehalt gemessen. Am Ende des Gärvorgangs wird ein Extraktgehalt von ca. 2.5% oder 10 °Oe bzw. eine Dichte von 1010 g/l gemessen. 1 2 Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000, S. 71. Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000, S. 72. Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung Abb. 15: Bierspindel 1 3.5 19 Abb. 16: Bierspindel in Bier 1 Würzekochen Beim Würzekochen oder auch Suden genannt, wird zunächst die Würze zum Sieden gebracht. Wichtig ist dabei, dass die Würze während ca. 90 Minuten richtig brodelt. Die Qualität des Bieres hängt entscheidend von der Intensität und der Dauer der Kochzeit ab. Das Würzekochen bewirkt: - Deaktivierung der Enzyme: Es werden durch das Sieden jegliche Enzyme zerstört - Würzesterilisation: Bakterien werden abgetötet. Ab jetzt gilt es, steril zu arbeiten. - Abscheiden von Eiweissstoffen: Diese würden eine Trübung des Bieres bewirken. - Lösen der Hopfenbitterstoffe: Der Hopfen löst sich im siedenden Wasser auf. Er gibt dadurch seine Bitterstoffe an die Würze ab. - Eindampfung der Würze: Für das Erreichen der gewünschten Konzentration der Würze. - Austreiben unerwünschter Substanzen: Es befinden sich in der Würze immer noch einige Stoffe, die sich negativ auf den Geschmack ausrichten können. Dimethylsulfid (DMS), bewirkt z.B. eine gemüseartige Geschmacksnote. Dieser Stoff verflüchtigt sich durch die Hitze. Daher sollte beim Würzekochen kein Deckel verwendet werden, obwohl es energiesparender wäre. 1 Eigene Bilder Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 20 Abb. 18: Würze 1 Abb. 17: Würzekochen 1 3.5.1 Hopfenzugabe Ein Teil des Hopfens wird nach Kochbeginn zugegeben, damit er die Bitterkeit abgeben kann. Der andere Teil wird erst etwa 5-10 Minuten vor dem Ende des Kochens beigegeben, damit seine Aromastoffe nicht verloren gehen. Bei den Bierrezepten ist immer eine geteilte Auflistung der Hopfengaben angegeben, um festzulegen, welche für die Bitterkeit und welche für das Aroma zuständig ist. Die Hopfendolden weichen sich in der Würze auf und zirkulieren danach durch die ganze Pfanne. Über den Zeitpunkt der Zugabe des Hopfens sind sich die Heimbrauer uneinig. Manche geben den Bitterhopfen erst nach der sichtbaren Verklumpung des Eiweisses dazu. Anstelle von ganzen Hopfendolden können auch gepresste Hopfenpellets verwendet werden. 1 Eigene Bilder Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 21 Abb. 19: Hopfenpellets (ungefähr wirkliche Grösse) 1 3.5.2 Hopfenseihen und Würzekühlung Nachdem die Würze fertig „gesudet“ ist, befindet sich darin der Heisstrub mit dem aufgeweichten Hopfen und dem verklumpten Eiweiss. Der Heisstrub muss vor dem Abfüllen oder Herunterkühlen noch abgeschieden werden. Dazu wird zuerst die ganze Würze sehr stark im Kreis gedreht, damit sich die festen Stoffe in der Mitte ansammeln. Dieser Vorgang wird als Whirlpool bezeichnet. Mit einem Würzesiphon saugt man die Flüssigkeit ab. Da sich die festen Stoffe in der Mitte angesammelt haben, werden sie nicht mit abgesaugt. Entweder wird die klare Würze zuerst in einer Kühlvorrichtung gekühlt oder aber man füllt sein Jungbier heiss direkt in das Gärfass ab. Letzteres ist eher zu empfehlen, da das Desinfizieren des Gärfasses mit Chemie wegfallen kann, weil dies von der Würze mit ihrer Temperatur von ungefähr 90 °C erfolgt. Zudem verbraucht das Herunterkühlen sehr viel Wasser. Abb. 20: Hopfenseihen mit Würzesiphon 1 1 Eigene Bilder Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 22 4 Gärung Bevor die Hefe zum Gären dazugegeben wird, sollte die Würze mit viel Sauerstoff versetzt werden, da dieser von der Hefe benötigt wird. Die Hefe kann sich dadurch schneller vermehren und die Gärung setzt sich besser in Gang. Man kann die Würze auf verschiedene Arten belüften. Entweder durch Umschütten von einem Gefäss in ein anderes, durch Einschlagen mit Hilfe eines Löffels während ungefähr 10-15 Minuten oder mit einer Luftpumpe. Die Hefe wandelt den Zucker in Alkohol und CO2 um, dabei entsteht Wärme. Chemische Formel: C6H12O6 Zucker 4.1 2 C2H5OH Ethylalkohol + 2 CO2 + Kohlendioxid 105 kJ 1 Wärme Alkoholbildung Abb. 21: Vereinfachtes Bild der Alkoholbildung 2 Das Glucose Molekül wird gespalten, dabei entsteht Energie. Nach Entzug von Wasserstoff durch den Hilfsstoff X spaltet sich Kohlendioxid ab. Der nun entstandene Stoff Acetaldehyd entzieht dem X-H2 Molekül wieder den Wasserstoff und somit ist X wieder fähig, beim energieliefernden Schritt mitzuwirken. In Wirklichkeit entsteht bei der Gärung wesentlich mehr als nur Alkohol und CO2. Es gibt rund 1000 weitere Stoffe, die alle einen Einfluss auf den Geschmack des Bieres haben. 1 2 Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000, S. 99. Bild nach Gottschalk, Gerhard: Biotechnologie: das ZDF-Studienprogramm als Buch. Köln, 1986, S. 40. Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 4.2 23 Einstellen der Stammwürze Die Stammwürze, oft auch als Original Gravity (OG) bezeichnet, ist der Extraktgehalt der Würze, bevor sie vergärt wird. Die Stammwürze gibt Aufschluss über die Maisch- und Läuterarbeit und beträgt je nach gewünschtem Biertyp etwa 6-20%. Mit zunehmender Erfahrung wird man diesen Wert auf ± 1% genau treffen. Korrekturen nach unten können durch Zugabe von abgekochtem Wasser vorgenommen werden. Berechnung der Wassermenge: Wasser (l) = Ausgangsst ammwürze (%) - Zielstammw ürze (%) Zielstammw ürze (%) 1 × Würze (l) Wenn die Stammwürze erhöht werden muss, kann man die Würze entweder nochmals kochen oder Zucker bzw. Malzextrakt dazugeben. Eines sollte aber beim Kochen beachtet werden, denn falls Aromahopfen verwendet wurde, verflüchtigt sich das Aroma mit dem Dampf. Wenn Zucker verwendet wird, um eine scheinbare Verbesserung zu erzielen, bezeichnet man das als Strecken oder Aufzuckern und ist ziemlich verpönt, da es nicht dem Reinheitsgebot entspricht und es keine Verbesserung hervorruft. Durch die Zuckerzugabe wird lediglich mehr Alkohol hergestellt, aber der Geschmack ändert sich nicht. Die Zugabe von Malzextrakt ist ebenfalls heikel, denn das Gleichgewicht zwischen vergärbaren und unvergärbaren Zuckern kann gestört werden. Mit der Malzextraktzugabe gelangen 15-20% unvergärbare Zucker in die Würze, daher sollte dieser Schritt gut überlegt werden. Malzextrakt wird hergestellt, indem Würze solange eingedickt wird, bis sie nur noch etwa 20% Wasser enthält. Aus Braugerste hergestellter Extrakt kann durchaus befriedigende Resultate liefern, während normaler Malzextrakt aus dem Lebensmittelhandel für die Bierherstellung nicht geeignet ist. Ausser zum Einstellen der Stammwürze kann Malzextrakt auch zur Herstellung der Maische verwendet werden. Oft wird mit einer erhöhten Stammwürze gebraut und anschliessend die Würze verdünnt. Dieses Verfahren nennt man auch das High gravity-Verfahren. Das bietet die folgenden Vorteile: 1 - kleinere Wassermenge beim Maischen - und daher kleinerer Energieaufwand Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000, S. 102. Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 24 Nachteile: - Wirkungsgrad beim Läutern ist kleiner und daher muss dort behutsam vorgegangen werden - Es muss mehr Bitterhopfen verwendet werden, da die Ausnutzung bei kleinerer Wassermenge nicht so effektiv ist. Auf keinen Fall sollte die Würze zuerst vergärt und dann mit Wasser verdünnt werden. Denn die Gärung könnte wegen der konzentrierten Würze ins Stocken geraten oder sogar vorzeitig abbrechen. 4.3 Gärtemperatur Die Gärtemperatur hat verschiedene Einflüsse auf das Bier. Zum einen spielt sie für die Dauer der Vergärung eine wichtige Rolle, zum anderen beeinflusst sie den Geschmack. Eine höhere Gärtemperatur produziert mehr Ester und Alkohole, dadurch wird das Bier fruchtiger. Bei einer Gärtemperatur von mehr als 22 °C, kann es zu einer Infektion des Bieres kommen. Obergärige Biere sollten bei einer Temperatur von 15-20 °C vergoren werden, untergärige bei einer solchen von 5-12 °C. Durch die Erfindung der Kühlmaschine ist es nun möglich auch im Hochsommer untergärige Biere herzustellen. Es gibt unzählige weitere Möglichkeiten wie man eine ideale Gärtemperatur für das Bier erreichen kann, z.B. durch temperaturgesteuerte Kühlschränke, Picknickboxen mit integriertem Kühlsystem, umwickeln des Gärfasses mit nassen Tüchern und optionalem Kühlen mit einem Ventilator. 4.4 Verlauf der Gärung Nachdem die Hefe der Würze beigegeben wurde, beginnt die latente Phase. In dieser Phase vermehrt sich die Hefe nicht, denn sie muss sich zuerst an ihre neue Umgebung anpassen. Nach einigen Stunden, je schwächer die Hefe umso länger, ist die latente Phase vorbei und es beginnt die Vermehrungsphase. In dieser Phase benötigt die Hefe viel Sauerstoff. Es kommt zum Aufbau von elementaren Fettsäuren, welche nicht vollständig in der Würze vorliegen. Dies geschieht mit Hilfe des Sauerstoffes. Falls zuwenig Sauerstoff vorhanden ist, kann sich die Hefe nicht genügend vermehren und die Gärung kommt schleppend voran. Deshalb muss die Würze anfangs gut belüftet werden. Brauereien können weit mehr Hefe zu ihrer Würze dazugeben, als Heim- Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 25 brauer. Eine Zugabe von 1 Liter Hefe pro 100 Liter Würze ist üblich, von Heimbrauern wird 30g Trockenhefe auf 100 Liter Würze verwendet. Nachdem der Sauerstoff verbraucht ist, vermehrt sich die Hefe nicht mehr weiter und die Vermehrungsphase, die ein paar Stunden bis ein paar Tage dauern kann, ist dadurch abgeschlossen. 4.4.1 Hauptgärung Die Hauptgärung beginnt nach der Vermehrungsphase der Hefe. In dieser Phase wird der Zucker vergärt und in Alkohol und CO2 umgewandelt. Dabei kann es zu grossen Schaumbildungen kommen, was normal ist. Daher sollte ein Gärfass nur zu 75-80% gefüllt werden. Falls es zu einem Überschäumen kommt, kann der Schaum abgeschöpft werden. Es besteht die Gefahr, dass Fliegen, die Essigsäure auf sich tragen, das Bier infizieren. Zusammen mit dem entstehenden CO2 bildet der Schaum einen natürlichen Schutz gegen Infektionen, der aber gegen Ende der Gärung abnimmt. Der beste Schutz gegen Fliegen, Pilze, Luft usw. bietet eine Gärglocke. Abb. 22: Gärglocke 1 Fliegen, Pilze und Luft können nicht durch das Wasser hindurch. Das Schaumstöffchen bietet einen Schutz gegen das Austreten des Schaumes. Bei der Hauptgärung ist ein leises Blubbern vom austretenden CO2 zu hören, welches gegen das Ende zu abnimmt. 1 Eigenes Bild Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 26 4.4.2 Nachgärung Sobald die Hauptgärung vorbei ist und sich der Extraktgehalt nicht mehr ändert, kann das Bier für die Nachgärung in Flaschen abgefüllt werden. Von der Hauptgärung her enthält das Bier bereits Kohlensäure entsprechend der Sättigungskonzentration bei atmosphärischem Druck. Diese ist abhängig von der Gärtemperatur (siehe Tabelle 5). Der gewünschte Kohlensäuregehalt für verschiedene Biersorten kann aus Tabelle 6 entnommen werden. Durch Zugabe von Zucker kann bei der Nachgärung die fehlende Kohlensäure gebildet werden. Da nur die Hälfte des Zuckers in Kohlensäure umgewandelt wird, die andere in Alkohol, muss die doppelte Menge an Zucker beigefügt werden. Tabellen für Zuckerzugabe: CO2- Sättigungskonzentration bei atmosphärischem Druck Temperatur g CO2 / l 0 °C 3.20 2 °C 3.00 4 °C 2.80 6 °C 2.60 8 °C 2.45 10 °C 2.30 12 °C 2.15 14 °C 2.00 16 °C 1.90 18 °C 1.75 20 °C 1.65 22 °C 1.60 typische Kohlensäuregehalte in verschiedenen Biersorten g CO2 / l Sorte von bis Lager 4.0 5.0 Weizenbiere 6.5 9.0 British Ales 3.0 4.0 Porter, Stout 3.4 4.5 Belgische Ales 3.8 4.8 Lambic 4.8 5.5 Frucht-Lambic 6.0 9.0 Tabelle 6 1 Tabelle 5 1 Formel zur Berechnung der Zuckermenge: Zuckerzugabe [g/l] = 2 × (Wert aus Tabelle 6 - Wert aus Tabelle 5) 1 Hanghofer, Hubert: Bier brauen nach eigenem Geschmack. München, 1999, S. 124. Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 4.5 27 Bestimmung des Alkoholgehalts Carl Balling hat herausgefunden, dass pro 2.06665g Extrakt 1.00000g Alkohol, 0.95665g CO2 und 0.11000g Hefe entstehen. Aus dieser Erkenntnis hat er seine berühmte Formel abgeleitet, mit der man vom fertig vergorenen Bier die Stammwürze (zurück-)ermitteln kann. 100(E + (2.0665 × A)) ST = 100 + (1.0665 × A) ST = Stammwürze E = Extrakt im vergorenen Bier A = Alkohol in Gewichtsprozent 1 Löst man diese Formel nach A auf, so kann man den Alkoholgehalt in Gewichtsprozent aus der Stammwürze und dem Extraktgehalt im vergorenen Bier ausrechnen. A= ST - E 2.0665 - (0.010665 × ST) Um den Alkoholgehalt in Volumenprozent zu erhalten muss der Alkoholgehalt in Gewichtsprozent mit der Dichte des Wasser-Restextrakt-Gemisches multipliziert und durch die Dichte von Alkohol dividiert werden. Av = 1 A ×D Da http://www.api.or.at/akis/texte/001/stwuebi.htm D = Dichte des Extraktes im vergorenen Bier Av = Alkohol in Volumenprozent Da = Dichte des Alkohols (0.794 g/ml) Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 28 5 Versuche Während dem Schreiben meiner Maturaarbeit, habe ich einige Versuche zur alkoholischen Gärung durchgeführt. Dabei wurde die CO2-Entwicklung bei verschiedenen Wassersorten, verschiedenen Temperaturen und bei verschiedenen Hefen untersucht. Die Versuche boten einige Schwierigkeiten. Man musste z.B. die Gärflüssigkeit einige Zeit stehen lassen, bis die CO2-Produktion einsetzte. Die Spritzen mussten zudem gut gefettet werden und es musste sichergestellt werden, dass beim Aufsetzen der Spritze kein Anfangsdruck im Erlenmeyerkolben entstand. Ausserdem setzte die Gärung nicht jedes Mal ein. So brauchte es mehrere Anläufe, bis zufrieden stellende Ergebnisse vorlagen. Die einfache Messmethode mit einer Spritze ist zudem weder genau noch effektiv. 5.1 CO2-Entwicklung bei verschiedenen Wassersorten Es soll untersucht werden, ob die CO2-Entwicklung von der verwendeten Wassersorte beeinflusst wird. Verwendete Wassersorten: - Leitungswasser destilliertes Wasser Mineralwasser (Valserwasser Classic) mit folgenden Inhaltsstoffen: Calcium Magnesium Sulfat Total 1870 mg/l Vor dem Versuch wurde die Kohlensäure durch Schütteln aus dem Mineralwasser entfernt. Versuchsbeschreibung Es wird ein Erlenmeyerkolben mit einer Spritze verwendet. Die Spritze wird zuvor mit Silikonöl bestrichen, damit sie gut gleitet. In den Kolben wird folgende Gärflüssigkeit gegeben: 65g Zucker 65ml heisses Wasser von ca. 80 °C aufrühren, bis der Zucker vollständig gelöst ist. 135ml kaltes Wasser von ca. 20 °C dazugeben gut durchmischen und warten, bis die Wassertemperatur unter 30 °C ist, da sonst die Hefe stirbt. ca. 0.9g Turbohefe beifügen Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 29 Die Versuche wurden nacheinander und mit der gleichen Spritze durchgeführt, um ein präziseres Ergebnis zu erhalten. Die Versuchsanordnung wurde zuerst 2 Tage stehen gelassen, damit sich die Gärung richtig in Gang setzen konnte. Beobachtungen und Versuchsergebnis Es war zu beobachten, dass sich die verschiedenen Lösungen unterschiedlich dunkel färbten, Mineralwasser am Stärksten, Leitungswasser am Schwächsten. Jedoch wirkten sich die verschiedenen Wassersorten nicht auf die CO2-Menge aus. Zeit CO2-Menge in ml bei CO2-Menge in ml bei CO2-Menge in ml bei (min) Leitungswasser destilliertes Wasser Mineralwasser 1:00 2.2 2.2 2.3 1:15 2.8 2.7 3.2 1:30 4.8 4.5 4.0 1:45 5.5 5.3 4.7 2:00 6.5 6.2 5.7 2:15 7.3 7.0 6.5 2:30 8.0 8.0 7.3 2:45 9.0 9.0 8.7 3:00 9.8 9.7 9.3 3:15 10.7 10.3 10.2 3:30 11.7 11.0 11.0 3:45 12.7 12.0 11.7 4:00 13.7 12.8 12.7 4:15 14.5 13.7 13.7 4:30 15.2 14.3 14.7 4:45 15.8 15.2 15.3 5:00 16.7 16.2 16.5 5:15 17.5 16.8 17.2 5:30 18.7 17.7 18.2 5:45 19.7 18.5 19.0 6:00 20.0 19.3 20.0 6:15 20.0 Tabelle 7: Bei den Werten handelt es sich um Mittelwerte 1 1 Eigene Tabelle Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung Ausgangslage: alle 3 Sorten Leitungswasser Schlussergebnis: destilliertes Wasser 30 Mineralwasser Spritze 25 CO2-Menge (ml) 20 15 Leitungswasser destilliertes Wasser Mineralwasser 10 5 01 :1 5 01 :4 5 02 :1 5 02 :4 5 03 :1 5 03 :4 5 04 :1 5 04 :4 5 05 :1 5 05 :4 5 06 :1 5 0 Zeit (min) Abb. 23: CO2-Menge bei verschiedenen Wassersorten 1 Fazit Das Ergebnis zeigt, dass die verschiedenen Wassersorten keinen Einfluss auf die CO2Menge haben. Die Unterschiede sind bei dieser Zeitspanne so gering, dass sie vernachlässigt werden können. 5.2 CO2-Entwicklung bei verschiedenen Temperaturen Es soll untersucht werden, ob sich unterschiedliche Temperaturen auf die alkoholische Gärung auswirken. 1 Eigene Grafik Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 31 Es wird die CO2-Menge bei folgenden Temperaturen untersucht: - 5 °C im Kühlschrank 15 °C im Keller 25 °C im Warmwasserbad Versuchsbeschreibung Es werden die gleichen Geräte und die gleiche Gärflüssigkeit verwendet. Die Versuche wurden ebenfalls nacheinander und mit der gleichen Spritze durchgeführt und die Versuchsanordnung wurde auch 2 Tage stehen gelassen. Anschliessend wurde die Gärflüssigkeit auf die entsprechende Temperatur für die Messungen gebracht. Beobachtungen und Versuchsergebnis Bei tieferen Temperaturen bilden sich weniger Bläschen im Gefäss als bei höheren Temperaturen. Zeit CO2-Menge in ml bei CO2-Menge in ml bei CO2-Menge in ml bei (min) 5 °C 15 °C 25 °C 1:00 0.5 1 4 1:30 1 1.5 6 2:00 1.25 2 9 2:30 2 3 12 3:00 2 4 15 3:30 2.25 5 17.5 4:00 2.5 6.5 19 4:30 3 7.5 20 5:00 3 8.25 5:30 3.5 9 6:00 3.5 10 6:30 3.75 11 7:00 4 12 7:30 4 13 8:00 4.25 14 8:30 4.25 15 9:00 4.5 16 9:30 4.75 16.75 10:00 4.75 17 10:30 5 18 11:00 5.25 18.5 11:30 5.5 19.5 12:00 5.75 20 12:30 6 13:00 6.25 13:30 6.5 14:00 6.75 14:30 6.75 15:00 7 Tabelle 8: Bei den Werten handelt es sich um Mittelwerte 1 1 Eigene Tabelle Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung Ausgangslage: alle 3 Sorten nach 5 Minuten: 15 °C 5 °C 32 25 °C Spritze 25 CO2-Menge (ml) 20 15 5 °C 15 °C 25 °C 10 5 0 01:00 01:30 02:00 02:30 03:00 03:30 04:00 04:30 Zeit (min) Abb. 24: CO2-Menge bei verschiedenen Temperaturen 1 Fazit Die Temperatur hat einen wesentlichen Einfluss auf den Gärverlauf. Das war zu erwarten, denn generell laufen chemische Reaktionen bei höheren Temperaturen schneller ab. Ausserdem nimmt die CO2-Menge nicht linear zur Temperatur zu, sondern exponentiell. 1 Eigene Grafik Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 5.3 33 CO2-Entwicklung bei verschiedenen Hefen Es soll untersucht werden, ob verschiedene Hefesorten die CO2-Entwicklung beeinflussen. Es wird die CO2-Menge mit folgenden Hefen untersucht: - untergärige Hefe: Trockenhefe Saflager S-23 - obergärige Hefe: Trockenhefe Safale US-56 In einem Kolben wurde eine frische Würze mit einer untergärigen Hefe vermischt und anschliessend im Keller bei ca. 16 °C gelagert. In einem zweiten Kolben wurde ebenfalls eine frische Würze mit einer obergärigen Hefe vermischt und bei ca. 20 °C Raumtemperatur gelagert. Nach 4 Tagen wurde der CO2-Gehalt während einigen Minuten gemessen. Beobachtungen und Versuchsergebnis Bei der untergärigen Hefe konnte keine CO2-Entwicklung gemessen werden. Entweder war die Hefe qualitativ nicht gut, oder die Gärung kam nicht in Gange, weil vielleicht zu wenig Sauerstoff in der Gärflüssigkeit war. Ein weiterer Testdurchlauf konnte leider nicht mehr durchgeführt werden, da für einen weiteren Versuch ein neuer Sud hätte gemacht werden müssen. Zudem beginnt das ideale Temperaturfenster für untergärige Hefen erst um den Abgabetermin herum. Allgemein waren in diesem Jahr der Oktober und November zu warm, weshalb die Kellertemperatur noch relativ hoch war. Die obergärige Würze hatte normal vergärt. Da aber die untergärige kein Ergebnis lieferte, gibt es keinen Vergleich. Herr Mosimann hat mir gesagt, dass schlussendlich gleich viel CO2 entsteht, egal ob die Würze mit ober- oder untergärigen Hefe vergärt wird. Lediglich während einem Zeitabschnitt entwickelt die untergärige Hefe weniger CO2 als obergärige Hefe, da sie bei einer tieferen Temperatur vergärt. Dieser Zusammenhang wurde im Versuch 2 festgestellt. Daher dauert die Untergärung auch länger als die Obergärung. Die CO2-Menge ist nur abhängig von der Menge an vergärbarem Zucker. Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 34 Nachwort Auf meine eigenen Biere bin ich mächtig stolz. Ich habe nicht nur für die Maturaarbeit Bier gebraut, sondern ich werde dieses Hobby sicher weiterführen. Es ist ein sehr gutes Gefühl, wenn man etwas selber herstellt und anschliessend geniessen kann. Das Verhalten gegenüber Bier ändert sich somit auch. Man lernt es mehr zu schätzen. Ausserdem haben Herr Mosimann, ich und weitere Personen zusammen den Verein IGBrau gegründet. Wir werden gegenseitig Erfahrungen austauschen, Schaubrauen veranstalten usw. Internetseite: http://www.igbrau.ch Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung Literaturverzeichnis Gottschalk, Gerhard: Biotechnologie: das ZDF-Studienprogramm als Buch. Köln, 1986 Hanghofer, Hubert: Bier brauen nach eigenem Geschmack. München, 1999 Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000 Beiträge aus dem Internet http://de.wikipedia.org/wiki/Echter_Hopfen 18.11.2006 http://de.wikipedia.org/wiki/Gerste 18.11.2006 http://de.wikipedia.org/wiki/Hopfen 18.11.2006 http://www.api.or.at/akis/texte/001/stwuebi.htm 18.11.2006 http://www.hvg-germany.de/best-of/de/pflanze/set_pflanze.html?/bestof/de/pflanze/inhaltsstoffe.html 18.11.2006 35 Die alkoholische Gärung unter verschiedenen Umweltparametern am Beispiel der Bierherstellung 36 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a4/Gerste.jpg 18.11.2006 Abb. 2: Eigenes Bild Abb. 3: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/b/b8/Hopfenbl%C3%BCte.jpg 18.11.2006 Abb. 4: http://www.genome.jp/Fig/compound_small/C10695.gif 18.11.2006 Abb. 5: http://www.genome.ad.jp/Fig/compound/C10706.gif 18.11.2006 Abb. 6: Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000, S. 35. Titelblattbild und Abb. 7-20; 22-24: Eigene Bilder Abb. 21: nach Gottschalk, Gerhard: Biotechnologie: das ZDF-Studienprogramm als Buch. Köln, 1986, S. 40. Versuchskizzen: Entnommen aus dem Dokument Labormaker 3.0 für Word (Demoversion) von Thomas Seilnacht Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Hanghofer, Hubert: Bier brauen nach eigenem Geschmack. München, 1999, S. 75. Tabelle 2: Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000, S. 30. Tabelle 3: Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000, S. 63. Tabelle 4: Lehrl, Richard: Bier brauen : Handbuch für den Heimbrauer. Stuttgart, 2000, S. 58. Tabelle 5 und 6: Hanghofer, Hubert: Bier brauen nach eigenem Geschmack. München, 1999, S. 124. Tabelle 7 und 8: Eigene Tabellen