tagungsband - TOOLING DAYS Kapfenberg
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tagungsband - TOOLING DAYS Kapfenberg
TOOLING DAYS KAPFENBERG TAGUNGSBAND 13/06 + 14/06/2012 TOOLING DAYS KAPFENBERG VORWORT Werkstoffe und deren Anwendungen sind der industrielle Motor der Region zwischen Leoben und Mürzzuschlag. Die Industrieregion hat sich schon vor geraumer Zeit zu einem international anerkannten Raum der Werkstofftechnologie gewandelt. Deshalb wurde Kapfenberg als Bühne innovativer Ideen gewählt, um eine hochkarätige Fachtagung zu diesem Kernthema zu initialisieren. Die TOOLING DAYS begeisterten nicht nur das hochkarätige Fachpublikum, sondern auch die steirische Politik. Mit dieser Veranstaltung wurde die einzigartige Technologiekompetenz und außergewöhnliche Innovationskraft der Region in einem international hochkarätigen Teilnehmerkreis besonders hervorgehoben. Das Wissen um Werkstoffe und deren Anwendung konzentriert sich nirgends auf so einzigartige Weise wie in der steirischen Werkstoffregion. Genau deshalb ist hier ein erfolgreiches Netzwerk an Werkstoff- und Technologiekompetenz in Form der AREA m styria GmbH - als regionaler Impulsgeber für Regionsentwicklung und Betriebsansiedelung entstanden. Die AREA m styria GmbH wurde auf Basis einer interkommunalen Kooperation gegründet und kommuniziert gezielt die Stärken des Wirtschaftsstandortes Obersteiermark Ost. Denn: die Region bietet ein außergewöhnliches Umfeld mit hervorragenden Ausbildungsangeboten, erstklassiger Infrastruktur und geballtes Know-How der ansässigen Leitbetriebe inmitten einer Landschaft, die vielerorts Ihres Gleichen sucht. Wir hoffen, Sie fanden interessante Anregungen und bedanken uns bei Ihrer Teilnahme an den TOOLING DAYS 2012. Gleichzeitig würden wir uns freuen, wenn wir Sie bei den nächsten TOOLING DAYS wieder begrüßen dürfen! Herzlichst, Ing. Leopold Pilsner, MBA Ing. Wolfgang Wiesenhofer Geschäftsführung der AREA m styria GmbH TOOLING DAYS KAPFENBERG IMPRESSUM AREA m styria GmbH Koloman-Wallisch-Platz 1 A-8605 Kapfenberg 0043 3862 21234 – 0 [email protected] www.areamstyria.com Organisationskomitee: Freund Oliver (AREA m styria GmbH) Hofstadler Manuel (BOEHLERIT GmbH & Co.KG) Hubmann Eva (AREA m styria GmbH) Hubmann Matthias (OERLIKON BALZERS Coating Austria GmbH) Melcher Gerhard (BOEHLERIT GmbH & Co.KG) Pawelek Alexandra (AREA m styria GmbH) Wiesenhofer Wolfgang (AREA m styria GmbH) Wukitschewicz Helmut (BÖHLER EDELSTAHL GmbH & Co. KG) Zechner Johann (OERLIKON BALZERS Coating Austria GmbH) Für den Inhalt verantwortlich: Die Autoren der Beiträge Zusammengestellt von: AREA m styria GmbH Kapfenberg, Juni 2012 TOOLING DAYS KAPFENBERG INHALT TAG 1 Industriestandort Steiermark Dr. Stefan Pilz……………………………………………………………………………………………………………………………4 Globale Trends und Entwicklungen in der Zerspanungstechnik Lothar Horn……………………………………………………………………………………………………………………………….6 Standortfaktor Bildung Dr. Markus Tomaschitz…………………………………………………………………………………………………………….8 rox-rotary cutting tools; Precision at Work Manfred Kainz…………………………………………………………………………………………………………………………11 Wechselwirkung Werkstoff und Werkzeug bei der Zerspanung mit Fokus auf Randzonen- und Spanausbildung Dr. Sven Eck……………………………………………………………………………………………………………………………13 Herausforderungen bei der Planung von Werkzeugen im Produktentstehungsprozess Manfred Limmer……………………………………………………………………………………………………………………..15 Hybridbearbeitung von sprödharten Werkstoffen Dr. Friedrich Bleicher……………………………………………………………………………………………………….…….17 Einfluss der spanenden Bearbeitung auf die Betriebsfestigkeit Dr. Christoph Guster………………………………………………………………………………………………………………20 Einsatzmöglichkeiten der Laserbearbeitung in der Industrie Sven Peter………………………………………………………………………………………………………………………………22 Optimierung von Fräsprozessen für den Werkzeug- und Formenbau Martin Stolorz…………………………………………………………………………………………………………………………24 [1] TOOLING DAYS KAPFENBERG TAG 2 Produktivitätssteigerung durch PVD beschichtete Werkzeuge Dr. Wolfgang Kalss…………………………………………………………………………………………………………………28 Schneidstoffe im Zeichen der Verknappung Dr. Burghard Zeiler………………………………………………………………………………………………………………..29 High Speed Steels Development ans Material Trends Peter Deutscher………………………………………………………………………………………………………………………32 Zerspanen von ADI (Austempered Ductile Iron) Dr. Thomas Willidal…………………………………………………………………………………………………………………33 Zerspanungswerkzeuge im Spannungsfeld der modernen Leichtbaumaterialien Jacek Kruszynski…………………………………………………………………………………………………………………….35 Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung in der Technologieregion Obersteiermark Ost Oliver Freund………………………………………………………………………………………………………………………….37 [2] TOOLING DAYS KAPFENBERG [3] TOOLING DAYS KAPFENBERG INDUSTRIESTANDORT STEIERMARK Dr. Stefan Pilz Wirtschaftskammer Steiermark, Sparte Industrie, Körblergasse 111-113, 8010 Graz [email protected] 1 Die Steiermark als Industrieland Die ursprünglich von der Grundstoffindustrie geprägte Industrielandschaft der Steiermark hat sich in einem teilweise sehr schmerzlichen Prozess zu einem modernen wissensbasierten und stark exportorientierten Industriestandort entwickelt. Die Steiermark ist besonders innovationsfreudig, was aus der sehr hohen F&E Quote von über 4,3 %, bezogen auf das Bruttoregionalprodukt, ersichtlich ist. Die Steiermark nimmt damit auch in ganz Europa einen Spitzenplatz ein. 1 Mrd. € werden jährlich von der Industrie für Forschung und Entwicklung ausgegeben. Der industrielle Kernbereich erwirtschaftet 26 % der steirischen Wertschöpfung, der gesamte produzierende Bereich aber beinahe 37 %. Direkt und indirekt hängen 285.000 steirische Arbeitsplätze, also mehr als 50 % der Gesamtbeschäftigten, von der Industrie ab. Rund ¾ der Industrieproduktion wird exportiert. Das sind rd. 17 Mrd. € im Jahr. Die Schwerpunkte der steirischen Industrie liegen in der Metallerzeugung und -bearbeitung, der Fahrzeugindustrie, dem Maschinenbau, der Papiererzeugung sowie der Elektro- und Elektronikindustrie. 2 Stärken des Standortes Steiermark 2.1 Innovation als Erfolgsformel Technologie und Innovationskompetenz der Unternehmen sowie die Qualität der Forschungseinrichtungen führen zu rd. 1,5 Mrd. € Forschungsausgaben. 10.000 Personen sind im F&E Bereich beschäftigt. 2.2 Kooperations- und Netzwerkkultur Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit innerhalb der Unternehmungen bzw. mit universitären und außeruniversitären Forschungsstätten sind eine besondere Stärke der Steiermark, die sich in den 6 Clustern und den zahlreichen Kompetenzzentren zeigt. 2.3 Hochwertige Personalressourcen Gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter mit hoher Loyalität und Leistungsbereitschaft sind ein besonderer Standortvorteil. Die 5 Universitäten sowie die Fachhochschulen garantieren auch für die Zukunft ein hohes Bildungsniveau. 2.4 Geographische Lage Einerseits die Nähe zu den großen Absatzmärkten und andererseits das Tor zu den Reformstaaten in Südosteuropa sind für die Steiermark kennzeichnend. Die Lage an der “Wohlstandskante” kann auch für eine sinnvolle Arbeitsteilung genutzt werden. 2.5 Hochwertiges Lebensumfeld Hohe Lebensqualtität mit guter Freizeitund Kulturinfrastruktur Versorgungseinrichtungen. Auch die Rechtssicherheit spielt eine große Rolle. sowie guten [4] TOOLING DAYS KAPFENBERG 3 Wachstum durch Innovation Die vom Stmk. Landtag beschlossene Wirtschaftsstrategie konzentriert sich im Wesentlichen auf 3 Leitthemen: Mobility, EcoTech, sowie Health-Tech Mit den 5 Kernstrategien – Standortentwicklung und Management, Internationalisierung von Standort und Unternehmen, Qualifizierung und Humankapital, Unternehmertum und Wachstum junger Unternehmen sowie Innovation- und Forschung und Entwicklung - soll die Steiermark zu einer europäischen Benchmark wissenschaftlicher Produktionsgesellschaften entwickelt werden. 4 Erfolgreiche Kooperationen Die Steiermark ist ein Pionier in der Entwicklung von Clustern und Netzwerken und beheimatet zahlreiche Kompetenzzentren als zentrales Bindeglied zwischen wissenschaftlicher und wirtschaftsbezogener Forschung. 4.1. Cluster und Netzwerke Derzeit sind 6 Cluster, 4 Netzwerke und insgesamt 19 Beteiligungen an dem Kompetenzentrumsprogramm in die Standortentwicklung eingebunden. Die 6 steirischen Cluster umfassen rd. 800 Betriebe mit 147.700 Mitarbeitern. Die 6 Cluster sind: AC-Styria Autocluster, Ecoworld TechforTaste sowie Materialcluster 4.2. Styria, Holzcluster Steiermark, Humantechnologie Styria, Kernkompetenzen Weitere Kernkompetenzen sind in der Steiermark besonders ausgeprägt. Nanonet-Styria, Maschinen- und Anlagenbau, Verfahrens- und Prozesstechnik, Elektro-, Mess- und Regeltechnik, sowie Creativ Industries Styria. 4.3. Kompetenzzentren Bei den Kompetenzzentren ist die Steiermark äußerst erfolgreich, dabei handelt es sich um Forschungseinrichtungen, in denen Industrie und Wissenschaft gemeinsam definierte Programme auf höchstem Niveau abwickeln. Das Kompetenzzentrenprogramm COMET (Competence Centers for Excellent Technologies) ist der Förderrahmen auf Bundesebene. Von den insgesamt 46 österreichischen Kompetenzzentren und K-Projekten entfallen 16 mit Hauptsitz und 4 mit Nebensitz auf die Steiermark. Mit 3 ambitionierten K2-Zentren, 8 K1-Zentren und 9 K-Projekten positioniert sich die Steiermark als exzellenter Forschungsstandort der international hervorragend vernetzt ist. Dr. Stefan Pilz wurde 1952 in Stein an der Enns geboren. Nach seiner Matura 1971 am Bundesgymnasium Stainach absolvierte er das Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Graz mit Promotion zum Dr. jur. 1976 erfolgte das Gerichtsjahr und 1977 der Eintritt in die Wirtschaftskammer Steiermark. In der Zeit von 1980 bis 1999 war Dr. Pilz Fachgruppengeschäftsführer verschiedener Industriegruppen und ist nunmehr seit 1999 Geschäftsführer der Sparte Industrie. Darüber hinaus seit 2004 auch Leistungsbereichsverantwortlicher für alle Fachorganisationen in der Wirtschafts-kammer Steiermark. [5] TOOLING DAYS KAPFENBERG GLOBALE TRENDS UND ENTWICKLUNGEN IN DER ZERSPANUNGSTECHNIK Lothar Horn Hartmetall-Werkzeugfabrik Paul Horn GmbH, Geschäftsführer, Unter dem Holz 33-35, 72072 Tübingen, Deutschland [email protected] / www.phorn.de 1 Behelfsüberschrift „Die Dividenden der Unternehmen sitzen an den Schneiden der Werkzeuge“ oder anders ausgedrückt: „Das Geld wird an der Schneide verdient“. Diese „Zerspaner-Weisheit“ gilt heute genauso wie morgen und übermorgen, jedoch verändern sich die Voraussetzungen und die Ansprüche an die Bearbeitung ständig. Höchste Genauigkeiten, Steigerung der Ausbringungsmenge und Zeiteinsparungen sind beispielhaft für diese Anforderungen. In vielen Bereichen der Zerspanungstechnik gibt es Trends, die bedeutenden Einfluss auf die einzelnen Bereiche im Wertschöpfungsprozess haben. 2 Trends der Bearbeitungs- und Zerspanungstechnik Simultan- und Parallelbearbeitung / Rückseitenbearbeitung / Verfahrensintegration – Komplettbearbeitung / mehrspindelige Bearbeitung / High Speed Cutting HSC / High Performance Cutting HPC / Prozesskettenbetrachtung / Maschine - Spannmittel – Werkzeug / Zeitreduzierung durch Kombiwerkzeuge / universal und anwendungsoptimierte Systemwerkzeuge / steuerungsoptimierte Bearbeitungsstrategien 3 Trends Maschinenkonzepte Mehrere unabhängige Arbeitsspindeln / hohe Dynamik durch Beschleunigungen, schnelle Eilgänge, kurze Wege / Direktantriebe spielfreie Übertragung / Monoblock Bauweise / Box in Box Konstruktion / kompakte Bauweise, reduzierte Aufstellfläche / modularer Aufbau, Rekonfigurierbarkeit / integrierte Automationslösungen / Energieeffizienz 4 Trends Maschinensteuerungen Einfache Zyklen für komplexe Bearbeitungsoperationen / graphische 3D-Parallele-Simulation/ an der Maschinen / geschwenkte Werkzeuge und Ebenen / virtuelle Maschine CAD/CAM / Softkeys / Monitoring, Zustandsüberwachung / Safety Funktion - Vermeidung Maschinenkollisionen / Steuerungsoptimierte Bearbeitungsstrategien 5 Werkzeuganforderungen Werkstoffe: Weiterentwicklungen der Technik forcieren den Einsatz spezieller Stähle und Materialien. Beispiele: Leichtbau: Hochfeste Stähle und Carbon-Werkstoff, Optik: rostfreie Stähle in der Architektur, Wirkungsgrad: Superlegierungen bei thermischen Prozessen, Gesundheit: Titan und rostfreie Stähle in der Medizintechnik / Jeder Werkstoff hat andere Eigenschaften und erfordert speziell angepasste Werkzeuge. 5.1 Trends im Bereich Substrat Ultra-Feinstkorn: Korngrößen 0,3um – 0,5um / Alternative für Cobalt-Binder, z.B. Fe-Binder / Substitution aktueller Presshilfsmittel, z. B. Wasserbinder / komplexere Formen beim Hartmetallpressen: Mehrachsmatrizenpressen / komplexere Formen beim Spritzgießen: hohe Zahl an Freiheitsgraden und Geometrien mit Hinterschneidungen und Freistichen / sehr komplexe Formen ausschließlich im Spritzgießverfahren [6] TOOLING DAYS KAPFENBERG 5.2 Trends im Bereich Geometrie An den Bearbeitungsfall angepasste Geometrien 5.3 Trends im Bereich Beschichtung Steigerung der PVD-Schichtstärken > 15 µm / Deckschichten als Verschleißerkennung / bei „scharfen“ Scheiden, komplexen Konturen bzw. Geometrien Verschleißvolumen / Steigerung der PVD-Schichtstärken > dickere Schichten > 15 µm / Reduzierung der Schicht- Eigenspannungen / Erhöhung der „mechanischen“ Belastungsfähigkeit / Nanocomposit-Schichten, Dotierung mit den Elementen Si, Cr, Ta / elektrisch nichtleitende Beschichtungen, nitritische Nanocomposite / Schichtwerkstoffe mit besonders harten und zähen Eigenschaften / Dekorative bzw. farbige Schichten als Marketinginstrument 5.4 Allgemeine Trends Kürzere Produktlaufzeiten: Trend in der Produktion weg von der Massen- hin zur individualisierten Fertigung mit kürzeren Prozesszeiten und kleineren Stückzahlen / Anforderung an den Werkzeughersteller: Folgebestellungen, Kurze CAD-Daten Lieferzeit oder bei Metadaten Neubestellungen, zur kürzeste Werkzeug-Voreinstellung Lieferzeit bei (Simulation), Werkzeugverwaltung beim Kunden, Pflege von Werkzeugdaten in den Systemen der Kunden, globale Lieferung von Werkzeugsystemen an die einzelnen Produktionsstandorte / Zusammenfassen von Bearbeitungsoperationen z. B. Zirkularfräsen von Profil-Innennuten und Profil-Außennuten in einem Durchgang oder am Beispiel Drehen: Überdrehen Stirnseite mit ISOSchneidplatte, Axialstechen mit LIK-System ohne Werkzeugwechsel / Trend: Kombination von ISOSchneidplatten und Sonderschneidplatten zur Kombinationsbearbeitung / Einsatz von PKD und CVD-D mit Spanformnuten zur Erhöhung der Prozesssicherheit durch definierte Späne / Verfügbarkeit von hochpräzisen Werkzeugschnittstellen z.B. HSK-THPC Hochleistungsbearbeitung / Minimalmengenschmierung / 3D Daten zur Simulation. In Zukunft werden globale Trends und Entwicklungen in der Zerspanungstechnik weiterhin einen bedeutenden Einfluss haben und neue Wege beschreiten. Lothar Horn wurde 1956 in Waiblingen geboren und absolvierte das Studium der Betriebswirtschaft zahlreichen in Stuttgart. Tätigkeiten u.a. in Nach den Firmen SONY-Wega, Stuttgart oder FWU Unternehmensberatung Ludwigsburg sowie EFS Unternehmensberatung Wien, Firma R. Stahl GmbH Stuttgart und der Firma Richter & Partner, Esslingen, trat er 1991 in den elterlichen Betrieb ein. Zunächst lag sein Aufgabenbereich im Vertrieb Inland worauf er bald technisch leitende Funktionen im Unternehmen übernahm. Seit 1995 ist Lothar Horn Geschäftsführer der Paul Horn GmbH und seit September 2009 Vorsitzender des Fachverbands Präzisionswerkzeuge im VDMA. Hr. Lothar Horn ist zudem Beiratsmitglied der Messe Stuttgart sowie Beiratsmitglied der Messe Leipzig. [7] TOOLING DAYS KAPFENBERG STANDORTFAKTOR BILDUNG Mag. Dr. Markus Tomaschitz, MBA Magna Education & Research GmbH. & CO KG., Magna Str.1, 2522, Oberwaltersdorf, Österreich [email protected] Thesen: Bildung ist unbestritten das Zukunftsthema unserer Gesellschaft. Bildung ist die Grundlage für Wohlstand, Wertschöpfung und Wettbewerbsfähigkeit. Bildung im umfassenden Sinne – Wissen, Können, Fähigkeiten, Fertigkeiten, musische, soziale und personale Dimensionen – ist Voraussetzung für erfolgreiches Wirtschaften und friedliches Zusammenleben auf allen Ebenen. Das Umfeld: Das gute österreichische Bildungssystem war eine der wichtigsten Voraussetzungen für die heutige hervorragende Attraktivität des Industriestandortes Österreich. In den vergangenen Jahren haben sich wesentliche Rahmenbedingungen in gesellschaftlichen, sozialen und wirtschaftlichen Bereichen teilweise dramatisch verändert. Aufwendungen für das Bildungswesen, die aus diesen Herausforderungen erforderlich werden, sind nicht primär als Kosten, sondern als Investitionen in die Zukunft unseres Landes und unseres Innovationsstandortes zu verstehen. Anforderungen: Aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen haben sich auch die Qualifikationserfordernisse an unsere Arbeitskräfte gewandelt und erweitert. Neben grundlegenden fachlichen Fähigkeiten sind heutzutage auch vermehrt soziale, kommunikative und persönlichkeitsbildende Kompetenzen gefragt. Die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen und zur freiwilligen Inanspruchnahme von Weiterbildungsprogrammen sind ebenso Kennzeichen dieser Entwicklungen. Entscheidend ist eine ausgewogene Verteilung der angesprochenen Fähigkeiten und Kompetenzen. Die geänderten Rahmenbedingungen verlangen auch eine entsprechende Weiterentwicklung und Umgestaltung des Schul- und Bildungswesens, damit unsere Kinder und Jugendlichen die Vielzahl neuer Herausforderungen annehmen und die sich bietenden Chancen nutzen können. Die PISA Ergebnisse sind jedoch auch für den Standort Österreich von Bedeutung, da der Erfolg unserer Unternehmen in den Klassenzimmern und Universitäten entschieden wird. Ein paar Beispiele dazu: „Das österreichische Schulsystem ist ineffizient, da es das teuerste ist (gemessen an Bildungsausgaben je Bürger) und Mittelmaß hervorbringt (38 OECD Länder vor Ö) 21% der Schüler am untersten Niveau Nur 8% unserer Schüler liegen auf der obersten Skala eklatante Leseschwächen (10% unserer Schüler lesen schlecht oder überhaupt nicht) – 23% der Pflichtschulabsolventen können NICHT sinnverstehend lesen! (Platz 31 von 34) Ergebnisse in Mathematik und Naturwissenschaften sind im europäischen Schnitt bestenfalls Mittelmaß mit fallender Tendenz Unternehmen müssen in vielen Fällen die schulischen Defizite ausgleichen“ Der „Fächerkanon“ orientiert sich an mittelalterlichen Universitätsdisziplinen und der frühneuzeitlichen Gymnasialpädagogik. Die benötigte interdisziplinäre, anwendungsorientierte oder problemlösungsbezogene Darstellung ist die Ausnahme. [8] TOOLING DAYS KAPFENBERG Der Takt der fünfzig Minuten langen Schul-„Stunde“ – entbehrt pädagogischer Logik. Dem heutigen Verständnis von Konzentration, Aufnahmefähigkeit und Lernorganisation wird dadurch nicht Rechnung getragen. Die Schulzeit – sowohl der Tages- als auch Jahresablauf – entspricht weder physiologischen Lernkurven, noch gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (insbesondere familiären und beruflichen Gegebenheiten). Die Dauer der Schulpflicht im Hinblick auf Schulreife und unterschiedliche Entwicklungsgeschwindigkeiten entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Ziele: Die Ziele des Schul- und Bildungswesens sind mehrschichtig und umfassend: Wichtigstes Anliegen ist das Heranbilden und die Stärkung einer wertorientierten, ganzheitlichen Persönlichkeit. Im Bildungswesen müssen alle Talente und Potenziale erkannt, entwickelt und gefördert werden, um der zunehmenden Bedeutung von Innovation und Kreativität in der Wissensgesellschaft gerecht zu werden. Gleichzeitig müssen Kinder mit besonderen Erfordernissen intensiv unterstützt werden, um auch ihnen einen erfolgreichen Lebensweg zu ermöglichen. Für die Industrie ist die Sicherung qualifizierten Nachwuchses auf verschiedenen Bildungsstufen von größter Bedeutung, da eine globale Wirtschaftswelt geänderte und vor allem höhere Anforderungen an alle Menschen stellt. Was ist notwendig, um die Qualität des Standortes zu sichern: Beispiele aus einer langen Liste an Forderungen an das Bildungssystem: Der Wandel des Berufsbildes „Lehrer“; Der Rekrutierung von tüchtigen Lehrern und Schulleitern, der Optimierung des Arbeitsplatzes Schule, der Schaffung einer lernförderlichen Schulkultur und einer Entlohnung, die das Engagement und die Leistung von Lehrerinnen und Lehrern angemessen honoriert. Die Lehrerrolle ist dabei, sich fundamental zu ändern, sie sind immer weniger isolierte Einzelkämpfer, die als homogen angesehene Schülergruppen für eine bestimmte Anzahl von Unterrichtsstunden „Wissen vermitteln“. Sie werden vielmehr zum Experten für Lernen, sie inszenieren Lernerfahrung und nutzen die neuen Erkenntnisse der Neurowissenschaften. Durchaus noch Frontalunterricht, daneben aber Gruppenarbeiten, angeleitetes Selbststudium und entdecktes Lernen – also teach less, learn more. Einführung von Orientierungsverfahren um Talente und Potenziale zu erkennen und zu fördern und Schwachpunkte zu beheben. Fokus auf sichere Vermittlung von Grundkompetenzen und Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben, Rechnen und Informations- und Kommunikationstechniken. Entwicklung funktionierender Übergänge zwischen Schulstufen, Schulformen und Bildungseinrichtungen (Kindergarten – Startschuljahr – Grundstufe – Mittelstufe – Oberstufen – weiterführende Bildung). Erhaltung und Förderung von Neugier, Innovationsgeist und Kreativität für alle – individuell differenzierte Förderung und Maßnahmen für unterschiedlich interessierte, begabte und motivierte Schülerinnen und Schüler. Flexible und individuelle Unterrichtsgestaltung mit selbstgesteuertem Lernen unter Einbindung des Erfahrungslernens. Projekt- und Teamarbeit für alle Schulstufen im Hinblick auf Interesse und Begabungen. Förderung der musisch-kreativen Fächer. [9] TOOLING DAYS KAPFENBERG Kooperation mit weiterführenden Bildungseinrichtungen und Unternehmen aus Wirtschaft und Industrie fördert die Qualität und Effizienz von Schulen sowie von Lehrerinnen und Lehrern. Betriebliche Aus- und Weiterbildungsprogramme und der regelmäßige Kontakt zur Arbeitswelt helfen Lehrerinnen und Lehrern, ihre Schülerinnen und Schüler optimal auf das Berufsleben vorzubereiten. Ausbau und Stärkung der „echten“ Schulautonomie – Eigenverantwortung im Rahmen gesetzlicher Vorgaben und Bildungsanforderungen des Umfelds. Einführung von vertikalen Leitungsstrukturen nach Größe der Schule. Personal- und Ressourcenverantwortung für Schulmanagerinnen und Schulmanager. Schaffung eines modernen Lehrerinnen- und Lehrerdienstrechts mit attraktiven Angeboten, Auf- Weiterbildung und und Umstiegsmöglichkeiten regelmäßige einschließlich Qualitätsbewertungen leistungsorientierter nach internationalen Bezahlung. Standards für Lehrerinnen und Lehrer als Voraussetzung für die Berechtigung zum Lehren. Verbindliche Auswahlverfahren und Eignungstests für Lehramtskandidatinnen und Lehramtskandidaten zur Feststellung von sozialen und kommunikativen Kompetenzen. Professionalisierung der Lehrerinnenund Lehrerbildung, fachlich, pädagogisch und praktisch für alle Lehrerinnen und Lehrer. Periodische Qualitäts- und Leistungsbewertungen nach internationalen Standards, auch für Lehrerinnen und Lehrer. Verstärkte Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern mit Migrationshintergrund. Einführung einer professionellen Personalentwicklung. Und, und ,und. Wir müssen hier gemeinsam an unserem Bildungssystem gestaltend mitwirken, da der letzte wirkliche Wettbewerbsfaktor der qualifizierte Mitarbeiter ist. Mit großem Dank an die Industriellenvereinigung, die unermüdlich für ein besseres Bildungssystem kämpft! Mag. Dr. Markus Tomaschitz, MBA wurde 1970 in Graz geboren und absolvierte das Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Karl-Franzens-Universität in Graz. Seinen MBA bestand er an der California State University Hayward. Der berufliche Werdegang von Dr. Tomaschitz Hrn. begann 1990 – 1996 in der Steirischen Volkswirtschaftlichen Gesellschaft und erstreckte sich über das Projekt Oracle (1996-1997) zum Geschäftsführer Europe MPO. In der Zeit zwischen 2003-2006 war Hr. Dr. Tomaschitz Direktor und Geschäftsführer der FH Joanneum. Seit 2006 ist er als Executive Director bei der Firma Magna International Europe AG tätig. Zahlreiche Mitgliedschaften ergänzen sein Profil. Unter anderem ist Hr. Dr. Tomaschitz Vorstand des Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF) sowie Vorstand des Hayek Instituts Wien. Zudem ist er Mitglied des SOWI Absolventenvereins der Universität Graz und Mitgleid der Östereichisch-Koreanischen Gesellschaft. Mit einer Mitgliedschaft des FIBAA Akkreditierungsrates rundet er sein Profil ab. [10] TOOLING DAYS KAPFENBERG ROX – ROTARY CUTTING TOOLS, PRECISION AT WORK Manfred Kainz TCM International Tool Consulting & Management GmbH, Technologiepark 3, 8510 Stainz, Österreich [email protected] 1 Vom Werkzeugschleifen zu „Precision at Work“ Als führender Tool Manager reicht es TCM International nicht, nur Werkzeugschleifen anzubieten. Aus diesem Grund haben wir das Werkzeugschleifen revolutioniert. rox ist Werkzeugservice auf höchstem Niveau und bietet „Precision at Work“. 1.1 Ausgangslage - bisheriger Stand der Technik • Es gibt keine systemische Standardisierung der unterschiedlichen Werkzeugschleifereien eines Unternehmens weltweit • Lange und unterschiedliche Lieferzeiten • Es gibt keine vergleichbare Qualität in unterschiedlichen Werkzeugschleifereien weltweit • Es gibt keinen weltweit agierenden Anbieter von Nachschleifdienstleistungen 1.2 Das rox Konzept Mit über 20 jähriger Erfahrung auf dem Sektor Werkzeugschleifen wurde von TCM International ein völlig neues Produkt auf dem Weltmarkt entwickelt – die rox box. Damit hat TCM International die Dienstleistung „Nachschleifen“ in ein Produkt weiterentwickelt, das alle notwendigen Maschinen, Instrumentarien bzw. Regularien in der Ablauforganisation, sowie das Investment, Plant Layout, Branding, Marketing & Sales, und die Logistik beinhaltet, die zur optimalen Ausübung der Dienstleistung Werkzeugschleifen nötig sind. Alle relevanten Informationen zum Betreiben einer rox box sind in den rox manuals definiert. Das durchgängige Erscheinungsbild aller rox boxen versinnbildlicht das kompromisslose rox Konzept. Damit wurde von TCM International eine grundlegend neue Konzeption für den Aufbau und Betrieb von Werkzeugschleifereien für Bohr-, Gewinde-, Reib- und Fräswerkzeuge definiert. In Form der sogenannten rox box wurde gemeinsam mit der Fraunhofer Austria Research GmbH eine perfekte Systematik für das industrielle und materialschonende Schleifen von Werkzeugen sowie ein materialflussoptimierter Produktions- und Logistikprozess entwickelt. Durch die zugrundeliegende innovative Systematik und Standardisierung, die zu 100% deckungsgleich in allen Standorten zum Einsatz gebracht werden, wird den rox Kunden weltweit höchste, gleichbleibende Qualität, Effizienz, Wertschöpfung und Nachhaltigkeit ermöglicht. 1.3 Die Systematik im Detail Die rox box ist eine vollkommen optimierte und durchkonzipierte Schleiferei, die an allen Standorten die gleiche Aufbau- und Ablauforganisationen hat. Das rox box Konzept basiert auf nur 4 MitarbeiterInnen und 2 CNC-Werkzeugschleifmaschinen auf ca. 150m². Mit dieser Ausstattung werden pro Box mindestens 600.000 Schleifminuten im Jahr geleistet. [11] TOOLING DAYS KAPFENBERG Damit können bis zu 75% aller rotierender Zerspanungswerkzeuge auf höchstem Niveau nachgeschliffen werden. Die einzelnen boxen sind in Erscheinungsbild und System identisch (Maschinenpark, Inventar, Abläufe, Erscheinungsbild, Organisation in den Werkzeugschränken und Laden). rox verkörpert den Anspruch, dass rox geschliffene Werkzeuge besser, zumindest aber gleich gut sind wie neue Werkzeuge. Durch die neu entwickelte Rüstgruppenmatrix, sowie box-übergreifende Kapazitätsplanung werden Werkzeuge innerhalb von maximal 2,5 Werktagen in die Bearbeitung gebracht und nach mit dem Kunden vereinbarten und von rox garantierten Lieferzeiten aufbereitet. Darüber hinaus garantiert TCM durch sein einzigartiges Know-how im materialschonenden Nachschleifen dass alle rox Werkzeuge doppelt so oft nachgeschliffen werden können als in herkömmlichen Schleifereien. Damit können reduzierter Werkzeugeinsatz und drastische Kostenreduktion bei gleichbleibender, garantierter und zertifizierter Qualität und höchster Effizienz realisiert werden. 1.4 Potentielle Kunden Potentielle Kunden sind Zerspanungswerkzeughersteller, spanabhebende Gewerbe, Fertigungsindustrien, Werkzeugmaschinenhersteller, Beschichter, OEMs in der Automobil- und Maschinenindustrie, Drittkunden und Franchisenehmer. 1.5 Grinding Academy Über eine umfassende Wissens- und Servicedatenbank, der rox database werden alle Werkzeuggeometrien, Schleifprogramme, Werkstoffe und Schulungsprogramme zentral verwaltet und allen MitarbeiterInnen weltweit zur Verfügung gestellt. Das geschieht in der einzigartigen rox grinding academy, die als Ausbildungszentrum für PräzisionswerkzeugschleiftechnikerInnen nach dem rox system etabliert ist. In dieser Form und Umfang ist die Ausbildung zum/r Präzisionswerkzeugschleifer/in weltweit einzigartig. Entwickelt wurden ein Ausbildungsplan sowie die Schulungsunterlagen für 16 Module in Zusammenarbeit mit der Akademie des AC Styria. Manfred Kainz wurde 1960 in Oisnitz geboren und absolvierte seiner eine Kaufmannslehre. bei Master Tätigkeit Foods Nach Austria wechselte Hr. Kainz vom Lebensmittelhandel in den Werkzeughandel zur WIKA GmbH. Danach erfolgte der Einstig in die Hausensteiner GmbH. In der Zeit von 1982 bis 1992 bekam er ein Engagement als Schauspieler in der Kabarettgruppe Tolldreist & Unikum unter der Leitung von Prof. Ewald Dworak. 1996 erfolgte die Gründung der HTCM (Hungarian Tool Consulting & Management Ltd.) und in weiterer Folge 1998 die Gründung der TCM International GmbH. Neben seiner Geschäftsführertätigkeiten im ACstyria der Autocluster GmbH folgten zahlreiche TCM Firmengründungen weltweit. Hr. Kainz ist heute erfolgreicher Unternehmer, Kaufmann sowie Politiker. [12] TOOLING DAYS KAPFENBERG WECHSELWIRKUNG WERKSTOFF UND WERKZEUG BEI DER ZERSPANUNG MIT FOKUS AUF RANDZONEN- UND SPANAUSBILDUNG Dr. Sven Eck, Dr. Stefan Marsoner, Prof. Dr. Reinhold Ebner Materials Center Leoben Forschung GmbH, Roseggerstrasse 12, A-8700 Leoben, Austria www.mcl.at Durch detaillierte Untersuchung der Wechselwirkung zwischen Werkstoff und Werkzeug bei der Zerspanung lässt sich ein verbessertes Verständnis der auftretenden Vorgänge im Span, im bearbeiteten Werkstoff und im Werkzeug gewinnen. Dieses Verständnis kann in weiterer Folge als Grundlage für die Ableitung wissensbasierter Verbesserungsmaßnahmen dienen, etwa zur Erhöhung der Zerspanungsleistung, der Werkzeugstandzeiten oder zur Verbesserung der Oberflächenqualität. Neue Einblicke in Simulationstechnik die in auftretenden Verbindung Phänomene mit gezielten ermöglicht heute Experimenten. insbesondere Damit lassen die sich beispielsweise die Bildung und das Abfließen des Spans, die Temperaturverteilung im Span und im Werkzeug oder die auftretenden Spannungen und Dehnungen näherungsweise abschätzen. Die Spanbildung, d.h. die sich ausbildenden Spanformen und der Spanbruch werden vom Materialverhalten des zu zerspanenden Werkstoffs (Mikrostruktur, thermo-mechanische Eigenschaften), von den Eigenschaften des Werkzeugs (Material, Geometrie und Verschleißzustand) und von den Prozessparametern (Schnittgeschwindigkeit und Vorschub) beeinflusst. Mittels FE-Simulation der Spanbildung ist man in der Lage, die einzelnen Einflussfaktoren zur Spanbildung zu entkoppeln und zu quantifizieren. Gezielte Experimente zur Spanbildung und zum Spanbruch, wie z.B. Bohrparameterstudien und Quick-Stop Versuche, dienen einerseits zur Validierung der bei den Berechnungen verwendeten Modelle, andererseits zur Beurteilung der lokalen Schädigung im Span, im bearbeiteten Werkstück und im Werkzeug. In den Spänen treten oft gefügebedingt Zonen mit extrem lokalisierter Verformung auf, die den Spanbruch begünstigen. Grenzen der Anwendbarkeit der FE-Berechnungswerkzeuge sind derzeit vor allem in folgenden Punkten gegeben: a) in der Messbarkeit und Modellierung der Werkstoffeigenschaften unter den extremen Bedingungen wie sie in der Zerspanung auftreten (Dehnungs-, Dehnraten- und Temperaturbereich) [13] TOOLING DAYS KAPFENBERG b) bei der Berechnung Berücksichtigung komplexer inhomogener Zerspanungsgeometrien Werkstoffgefüge sowie (3D) und lokaler c) bei der Änderungen der Materialeigenschaften während des Schneidprozesses (Mikrostruktur, Einschlussverteilungen). Trotz der Einschränkungen der Simulationstechnik lassen sich wertvolle Hinweise gewinnen, etwa um die Zerspanbarkeit zu verbessern, die Qualität der zerspanten Oberflächen zu steigern oder um Werkzeuge zu optimieren. Dr. Sven Eck promovierte 2003 in Experimentalphysik an der Karl- Franzens-Universität in Graz und war danach 5 Jahre lang Leiter der experimentellen Gruppe am Lehrstuhl Simulation ujnd Modellierung Metallurgischer Prozesse an der Montanuniversität Leoben. Darüber hinaus war Hr. Dr. Eck für ein Jahr an der University of California Berkeley. Seit 2009 ist er als Projektleiter am Materials Center Leoben in den Fachbereichen Modellierung und Simulation der Wärmebehandlung von Stahl sowie Modellierung und Simulation der Zerspanung von Stahl beschäftigt. Dr. Stefan Marsoner absolvierte das Studium der Werkstoffwissenschaften an der Montanuniversität Leoben.und promovierte 2002 an der selbigen. Seit 2003 ist er mit dem Aufbau und der Leitung des Geschäftsfeldes „Werkzeugtechnik und Fertigung“ sowie des Dienstleistungsbereiches am Materials Center Leoben (MCL) beschäftigt. Prof. Dr. Reinhold (Hüttenwesen) an Ebner der absolvierte das Montanuniversität Studium Leoben der und Metallurgie war erstes Gründungsmitglied des Materials Center Leoben. Seit dessen Gründung im Jahr 1999 ist Hr. Prof. Dr. Ebner Geschäftsführer des MCL und seit 2009 wissenschaftlicher Leiter des COMET K2 Kompetenzzentrums MPPE (Materials Processes and Product Engineering). [14] TOOLING DAYS KAPFENBERG HERAUSFORDERUNGEN BEI DER PLANUNG VON WERKZEUGEN IM PRODUKTENTSTEHUNGSPROZESS. Manfred Limmer BMW Group, Hufelandstraße 4, 80788, München, D [email protected] 1 Vorstellung Bereich Antriebs- und Fahrdynamiksysteme Der Bereich Antriebs- und Fahrdynamiksysteme der BMW Group ist weltweit an sieben Standorten vertreten: München, Dingolfing, Landshut, Berlin, Steyr (A), Hams Hall (UK) und Shenyang (CN). Die Aufgaben beinhaltet zum einen die Planung der Produktionstechnik für Antriebs- und Fahrdynamiksystemen und zum anderen die Produktion von Motoren und Fahrwerks- bzw. Antriebskomponenten. Am Standort München befindet sich die Zentralplanung mit ca. 280 Mitarbeitern. Weitere Planungsbereiche finden sich auch in den deutschen Werken (München, Dingolfing, Landshut) mit zusammengefasst ca.70 Mitarbeitern und in den Auslandswerken (Hams Hall, Steyr) mit ca. 60 Mitarbeitern. Der Standort Steyr in Österreich ist mit aktuell ca. 3600 Mitarbeitern und einem Produktionsvolumen in 2011 von 1.200.000 Motoren der größte Motorenproduzent der BMW Group. Produziert werden BMW Benzin- und Dieselmotoren sowie Dieselmotoren für MINI. Weitere Produktionsstandorte für Motoren befinden sich im Werk München und im Werk Hams Hall in England. In China in Shenyang wird gerade ein weiterer Standort zur Motorenproduktion aufgebaut. Die Produktion für die Fahrwerkskomponenten befindet sich an den Standorten Dingolfing, Landshut und Berlin. 2 Bearbeitungsspektrum in der mechanischen Fertigung Folgende Motorkomponenten werden in der mechanischen Fertigung der BMW Group an den bereits erwähnten Standorten hergestellt: Zylinderkopf, Kurbelgehäuse, Kurbelwelle und Pleuel. Auf der Fahrwerkskomponentenseite werden Vorder- und Hinterachsgetriebe, Radsatz, Achsen/Träger, Bremsscheibe und Gelenkwelle gefertigt. 3 Der Tätigkeitsprofil Planung Werkzeuge Bereich Planung Werkzeuge stellt die Bearbeitung und die Werkzeugtechnologie in Werkzeugmaschinen und Fertigungsstraßen sicher Er verantwortet ebenfalls, beim Aufbau neuer oder beim Umbau bestehender hoch automatisierter Fertigungslinien, die prozesssichere und wirtschaftliche Herstellung der Werkstücke. Die Gewährleistung einer fertigungsgerechten Bauteilkonstruktion und aktive Beeinflussung der Rohteilgestaltung, sowie die Sicherstellung eines kollisionsfreien Betriebs von Fertigungslinien bis hin zur Kollisionsprüfung von Werkzeugen gehören zu dem Aufgabenbereich. Hinzu kommen noch die Erarbeitung und Sicherstellung prozesstechnischer Standards, die Dokumentation und Archivierung von Werkzeugzeichnungen und die Koordinierung der Werkzeugfirmen. [15] TOOLING DAYS KAPFENBERG 4 Der Produktentstehungsprozess Der Produktentstehungsprozess (PEP) beschreibt die Arbeitsabläufe von der Idee für ein neues Produkt bis zur Produktion bzw. bis zum Produktionsende. Eine hohe Effizienz im Produktentstehungsprozess bedeutet, dass bereits im Vorfeld der Serienfertigung Produktion und Produkt aufeinander abgestimmt werden, d.h. Produkt und Produktentwicklung müssen Hand in Hand gehen. 5 Herausforderungen im Bereich Planung Werkzeuge Zu den Herausforderungen in der Werkzeugplanung gehört die Werkzeugauslegung im Hinblick auf die Wiederverwendung von bereits eingesetzten Werkzeugen und das Gestalten von neuen Werkzeugen. Die Prozesssicherheit und Wirtschaftlichkeit steht hier im Vordergrund. Aber auch das Wissensmanagement bezüglich Standardisierung bzw. Standards und Referenzsysteme spielen dabei eine große Rolle. Als weitere Herausforderung gilt es eine effiziente Zusammenarbeit über mehrere Produktionsstandorte zu schaffen sowie den gruppenübergreifenden Austausch zu stärken. Vor allem die Sicherstellung und die Förderung von Technologie- und Expertenwissen zählen zu den signifikanten Herausforderungen. Der ökologisch nachhaltige Aspekt bei der Werkzeugauswahl wird zukünftig auch nicht zu vernachlässigen sein. 6 Zusammenfassung und Ausblick Die Produktion von Motoren und Fahrwerks- bzw. Antriebskomponenten bei der BMW Group wird in Zukunft weiter ausgebaut werden, um den Produktionsstückzahlen für zukünftige Automobile gerecht zu werden. Die Produktflexibilität wird in den nächsten Jahren eine wesentliche Rolle spielen. Nur durch intelligente Bauteil- und Werkzeugauslegung sind wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Durch konsequentes und nachhaltiges Wissensmanagement im Produktentstehungsprozess kann Zeit gespart werden und die Qualität der Prozesse verbessert werden. Bei der Werkzeugauswahl wird der ökologisch nachhaltige Aspekt zukünftig auch eine wesentliche Rolle spielen. Dipl. Ing. (FH) Manfred Limmer ist im Bereich Antriebs- und Fahrdynamiksysteme der BMW Group tätig. Als Leiter der Planung Werkzeuge und Werkzeugtechnologie fungiert er seit 2010. Im Laufe seiner bisherigen Karriere war er in verschiedenen leitenden Funktionen bei der BMW Group tätig. So war er Leiter Aufbau- u. Inbetriebnahme Werkzeuge im Bereich Technologie Umformen und Werkzeugbau am Standort Dingolfing und Leiter Mechanische Fertigung, Aufbau und Inbetriebnahme Werkzeuge bei der BMW Fahrzeugtechnik GmbH in Eisenach. Sein Verantwortungsbereich umfasste hier die wirtschaftliche Fertigung von Großpresswerkzeugen für Karosserieteile. Zudem war Hr. Limmer in den Bereichen Projektsteuerung, Qualität und Multiprojekt-Controlling bei der BMW Group in München im Forschungs- und Innovationszentrum tätig. Im Produktentstehungsprozess für verschiedene Fahrzeugprojekte verantwortete er die Gremien- u. Projektsteuerung, die Qualität und die betriebswirtschaftlichen Steuergrößen. [16] TOOLING DAYS KAPFENBERG HYBRIDBEARBEITUNG VON SPRÖDHARTEN WERKSTOFFEN Univ. Prof. Dr. Friedrich Bleicher Technische Universität Wien, Institut für Fertigungstechnik und Hochleistungslasertechnik, Karlsplatz 13, 1040 Wien, Österreich [email protected] 1 Einleitung Die Herausforderung globalisierter Märkte, in Hochlohnländern mittel- bis langfristig wettbewerbsfähig produzieren zu können, zwingt Unternehmen zur Ausschöpfung von Potenzialen, die durch Technologieinnovationen eröffnet werden. Die Optimierung des Zusammenwirkens von Maschine und Prozess durch den Einsatz mechatronischer Systeme bietet dazu vielversprechende Lösungsansätze. Die Zielsetzung in der Ausrichtung moderner Fertigungssysteme ist es, den Fertigungsprozess möglichst optimal an die Bearbeitungsaufgabe anzupassen. Für eine wirtschaftliche Fertigung in Hochlohnländern ist dies eine unabdingbare Notwendigkeit, um die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig sicherzustellen. In diesem Bestreben ist es jedoch oftmals nicht mehr ausreichend, konventionelle Technologien durch eine anwendungsorientierte Optimierung zu einer gesteigerten Wirtschaftlichkeit zu führen. Vielmehr ist es erforderlich, die Anwendung von neuartigen Fertigungstechnologien auf Basis prozesstechnischer Innovationen zu verfolgen. 1.1 Hybridverfahren Hybride Bearbeitungsverfahren umfassen Fertigungstechnologien mit einer geplanten und gesteuerten Interaktion von zwei oder mehr Prozessmechanismen, die jeweils energieunterstützt sind und zeitlichen sowie örtlichen zusammenwirken. Die Prozesseffekte kombinieren sich dabei aus vorzugsweise mechanischen, physikalischen und chemischen Verfahren. Es wird zwischen der assistierten Bearbeitung, wo ein unterstützender Prozess das Haupt-Bearbeitungsverfahren zu gesteigerten Leistungsdaten führt, und prozess-kontrollierten Anwendungen unterschieden. Bei Letzteren erfolgt eine aktive Korrektur von Prozessabweichungen. 1.2 Schwingungsunterstützte Zerspanung Beim assistierten Verfahren des schwingungsunterstützten Schleifens erfolgt neben der rotatorischen Hauptschnittbewegung der Werkzeuge die Einleitung einer ein- oder mehrachsigen sekundären Relativbewegung zwischen Werkzeug und Werkstück, zumeist bei geringer Amplitude von 1 µm bis 15 µm und hoher Frequenz auch bis in den Ultraschallbereich. Durch die zusätzliche Relativbewegung resultieren in der Zerspanung von spröd-harten Materialien höhere Prozessraten und verbesserte Werkzeugstandzeiten. 2 Prozessanwendung Aus der Überlagerung der einzelnen Korneingriffe ergibt sich ein zeitlich veränderlicher Spanungsquerschnitt. Die Vorgänge bei einer duktilen Zerspanung von spröd-harten Werkstoffen werden durch berücksichtigt die für kritische den Spanungsdicke kontinuierlichen hcu,krit Schnitt den eingegrenzt. Das Berechnungsmodel Oberflächenschädigungsfaktor , die Bruchzähigkeit Kc, die Vickershärte H und den E-Modul E. Die Einbringung der Schwingungen kann sowohl auf der Werkzeug- wie auch auf der Werkstückseite erfolgen. Zur schwingungsunterstützten Fräs-Schleifbearbeitung sind derzeit zwei ähnliche Systeme bekannt. [17] TOOLING DAYS KAPFENBERG 2.1 Maschinensysteme Von den Firmen DMG und DAMA werden Maschinen angeboten, bei welchen die Werkzeuge mit Frequenzen im Ultraschallbereich in longitudinale Resonanzschwingungen versetzt werden. Einerseits wird bei DMG eine Frequenz (zwischen 16 und 30 kHz) auf das Werkzeug abgestimmt und andererseits werden bei DAMA die Werkzeuge für eine fixe Frequenz von 25 kHz ausgelegt. In beiden Fällen wird die Schwingungsanregung durch Piezoelemente eingeleitet, wobei deren Hub deutlich kleiner als ein Mikrometer ausfällt. Die tatsächliche Amplitude am Schneideneingriff resultiert aus einer Resonanzüberhöhung und hängt sehr stark von der Geometrie des Werkzeugs ab. An der Hochschule Furtwangen wurde eine Blocksonotrode entwickelt, die zwischen Maschinentisch und Werkstück gespannt wird. Ein Ultraschallgenerator erzeugt hochfrequente Impulse mit 20 kHz oder höher, die durch den piezoelektrischen Effekt in mechanische Schwingungen (Booster) umgewandelt werden. Die Ultraschalleinheit versetzt die obere Seite der Blocksonotrode mit dem darauf gespannten Werkstück in Schwingungen. Die Blocksonotrode wurde durch Bohrungen mit definierten Durchmessern und Abständen derart geometrisch gestaltet, dass deren Schwingungsresonanz in abgestimmte Frequenzbereiche fällt. 2.2 Prozess Aufgrund der durch den Ultraschall erzeugten Änderung der mechanischen Materialeigenschaften duktiler Werkstoffe (Verringerung der Streckgrenze, Festigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen plastische Deformation) wird die spanende Bearbeitung zu höherer Effizienz geführt. Bei spröden Werkstoffen konnte nachgewiesen werden, dass die duktile Schleiftiefe – aufgrund der Änderungen des Elastizitätsmoduls und der Materialhärte im Mikrobereich – erhöht werden kann und die Martensit-Übergangsrate des Werkstücks (Al2O3/ZrO2) durch das Einbringen von Ultraschallschwingungen verringert wird. Am Institut für Fertigungstechnik und Hochleistungslasertechnik der Technischen Universität Wien wurde ein zweiachsiges Schwingsystem für Frequenzen bis 1000 Hz entwickelt. Eine Plattform zum Aufspannen von beliebigen Werkstücken wird in Schwingungen versetzt, wobei sowohl die Frequenz und Amplitude sowie die Phasenverschiebung geregelt werden können. Dadurch sind verschiedenste Schwingformen mit Amplituden bis zu 15 µm realisierbar. Werkstücke können damit beispielsweise in einer Kreis- oder einer U-förmigen Bewegung geführt werden. Dies ermöglicht eine hochfrequente helikale oder trochoide Bearbeitung. Zur Impulsentkopplung wird in der Vorrichtung eine der Werkstückschwingung entgegengesetzte Bewegung einer Ausgleichsmasse realisiert und deren Beschleunigung in Abhängigkeit der Werkstückmasse geregelt. Die Stellelemente sind aerostatisch gelagert und werden von 32 Piezo-Elementen betätigt. In der Zerspanung von spröd-harten Werkstoffen konnte gezeigt werden, dass der Einsatz der Schwingungsunterstützung zu einer deutlichen Reduktion des Werkzeugverschleißes führt. Das Schleifverhältnis als Kennzahl dafür konnte um Faktor 2 bis 2,7 verbessert werden. [18] TOOLING DAYS KAPFENBERG Die Schwingungsunterstützung kann auch auf die Zerspanung mit geometrisch bestimmten Schneiden übertragen werden. Langspanende Werkstoffe stellen in der Zerspanungsoptimierung eine wesentliche Herausforderung dar. Speziell bei Prozessen mit kontinuierlichem Schneideneingriff und geringer Schnitttiefe bzw. Vorschub treten vorwiegend Fließspäne auf. In der Drehbearbeitung konnte durch den Einsatz der oben dargestellten Schwingeinrichtung als Schneidenträger ein aktiver Spanbruch erreicht werden. Univ.Prof. geboren. Dr. Friedrich Nach Bleicher seinem Maschinenbaustudiums an wurde 1967 Abschluss des der Technischen Universität Wien (TU Wien) 1991 begann seine berufliche Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Fertigungstechnik der TU Wien. 1996 promovierte Hr. Dr. Bleicher zum Thema „Kühlschmierstoffeinsatz in der Serienfertigung“. 2001 erfolgte die Habilitation zum Thema „Entwicklung einer parallelkinematischen Bohr- und Fräseinheit für den flexiblen Einsatz in automatisierten Anlagen“. Von 2002 bis 2004 war Hr. Dr. Bleicher bei der Firma Krause & Mauser in einer leitenden Position im Bereich der Konstruktion und Entwicklung tätig. Seit 2009 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Spanende Fertigungstechnik und Vorstand des Instituts für Fertigungstechnik und Hochleistungslasertechnik an der TU Wien. [19] TOOLING DAYS KAPFENBERG EINFLUSS DER SPANENDEN BEARBEITUNG AUF DIE BETRIEBSFESTIGKEIT Dr. Christoph Guster, Dr. Ataollah Javidi, Univ.-Prof. Wilfried Eichlseder Montanuniversität Leoben, Department Product Engineering, Lehrstuhl für Allgemeinen Maschinenbau, Franz-Josef Straße 18, 8700 Leoben, Österreich [email protected] 1 Einleitung Das vorliegende Manuskript stellt eine Zusammenfassung bereits veröffentlichter Arbeiten [1, 2, 3, 4] eines Forschungsprojektes im Rahmen des Austrian Aerospace Research (AAR) dar und behandelt die Fragestellung, wie die Schwingfestigkeit aufgrund spanender Bearbeitung beeinflusst wird. Dies ist von wesentlichem Interesse, da die spanende Fertigung oftmals den letzten Schritt einer Reihe von Fertigungsschritten, vom Halbzeug bzw. Rohteil bis hin zur fertigen Bauteil- oder Werkzeuggeometrie, darstellt. Hier wird vom Bauteil nicht nur erwartet dass seine Geometrie makroskopisch mit jener der Konstruktionszeichnung übereinstimmt, sondern auch die mikroskopischen Eigenschaften bestimmte Kriterien erfüllen. Unter dem Gesichtspunkt, dass der gesamte Herstellprozess und damit auch sämtliche Bearbeitungsschritte sowie -verfahren die Eigenschaften des Werkstoffes beeinflussen, muss davon ausgegangen werden, dass zufolge der spanenden Bearbeitung die Randzoneneigenschaften hinsichtlich Rauheit, Gefüge, Härte und Eigenspannungen beeinflusst werden und damit eine Änderung der Werkstoffeigenschaften im Vergleich zum Grundwerkstoff resultiert. 2 Schwingfestigkeit unter Berücksichtigung der spanenden Bearbeitung Im Allgemeinen wird unter Schwingfestigkeit die Festigkeit eines Werkstoffes gegenüber zyklischer Beanspruchung Einflussfaktoren, verstanden. wie Abhängig beispielsweise ist die Werkstoff, Schwingfestigkeit von Herstellungsprozess, einer Reihe von Beanspruchungsart, Mittelspannung, Temperatur, Korrosion, Geometrie und Bauteilgröße, Spannungsgradient sowie Oberflächenzustand. Die Oberflächeneigenschaften werden durch die Oberflächenrauheit, den Eigenspannungszustand sowie die Härte gekennzeichnet, welche wiederum von den Prozessparametern der spanenden Fertigung maßgeblich beeinflusst werden, vgl. Abb. 1. Abb. 1: Einfluss der Bearbeitung auf die Lebensdauer [3] [20] TOOLING DAYS KAPFENBERG In [2, 4] wurde anhand einer Prozessparameterstudie für die Bearbeitung „Drehen“ untersucht, wie sich die Variation von Vorschub f und Eckenradius r des Drehmeißels auf die Oberflächentopographie auswirkt bzw. die Rauheit vom Verhältnis dieser beiden Größen zueinander bestimmt wird, vgl. Abb. 2. Aus einer Vielzahl an Versuchsdaten, generiert auf Prüfkörperebene unter Berücksichtigung variabler Fertigungsparameter, wurde die Wirkung der Oberflächeneigenschaften auf die Schwingfestigkeit untersucht und in weiterer Folge ein Modell abgeleitet, mit dessen Hilfe die Oberflächentopographie sowie der Eigenspannungszustand abgeschätzt werden können. fn Rmax fn r Abb. 2: Einfluss der Drehbearbeitung auf die Oberflächenrauheit, in Anlehnung an [1, 4] Im Rahmen des gegenständlichen Vortrages werden Ergebnisse der Untersuchungen der Randschichteigenschaften unter Verwendung verschiedener mikroskopischer Methoden wie Laserkonfokalmikroskopie und Rastelektronenmikroskopie, Härte- und Eigenspannungs-messungen sowie generierter zyklischer Materialdaten, beschrieben durch Wöhlerlinien, präsentiert. Die in [1, 2] anhand dieser Ergebnisse abgeleiteten Oberflächen- und Eigenspannungsfaktor werden diskutiert, wobei bei der Berechnung der Schwingfestigkeit der sog. Oberflächenfaktor die Topographie charakterisiert und der sog. Eigenspannungsfaktor das multiaxiale Verhalten von Eigenspannungen berücksichtigt. Damit kann ein Konzept vorgeschlagen werden, mit dem die Schwingfestigkeit unterschiedlicher Randschichteigenschaften in Abhängigkeit von Prozessparameter Vorschub und Eckenradius zutreffend berechnet werden kann [1, 2]. Literaturverweis [1] A. Javidi, U. Rieger und W. Eichlseder: DI Dr. mont. Christoph Guster absolvierte das „The surface Studium Montanmaschinenwesen (Schwerpunkt: integrity and fatigue life“, International journal Computational Design) an der Montanuniversität of Fatigue, 30 (2008), 2050-2055 Leoben. 2009 erfolgte die Promotion zum Doktor [2] der effect of machining on the A. Javidi: „Influence of Machining on montanistischen Wissenschaften an der the Surface Integrity and Fatigue Strength of selbigen („ Ansätze zur Lebensdauerberechnung 34CrNiMo6 Steel“, Dissertation, Lehrstuhl für von Allgemeinen Maschinenbau, MU Leoben, 2008. Neben seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher [3] Mitarbeiter H. Maderbacher: „Untersuchung der kurzglasfaserverstärkten am Polymer Polymeren“). Competence Center Eigenspannungsentstehung bei der spanenden Leoben GmbH war er auch als wissenschaftlicher Formgebung Drehen mittels Finite Elemente Mitarbeiter Simulation“, Maschinenbau an der Montanuniversität Leoben Diplomarbeit, Lehrstuhl für am Lehrstuhl für Allgemeinen Allgemeinen Maschinenbau, MU Leoben, 2008. beschäftigt. Neben einem Lehrauftrag an der HTL Leoben übernahm Hr. Dr. [4] Guster U. Rieger: „Einfluss des 2010 die Leitung des Fachbereichs „Betriebsfestigkeit und Drehprozesses auf die Schwingfestigkeit von Methodenentwicklung“ am Lehrstuhl für Allgemeinen Maschinenbau an der 34CrNiMo6“, Montanuniversität Leoben. Diplomarbeit, Lehrstuhl für Allgemeinen Maschinenbau, MU Leoben, 2008 [21] TOOLING DAYS KAPFENBERG EINSATZMÖGLICHKEITEN DER LASERBEARBEITUNG IN DER INDUSTRIE Sven Peter Sauer Gmbh, Lasertec, Deckel-Maho Str 1, 87459 Pfronten, Deutschland [email protected] 1 Einsatzgebiet Abtragen Das Laserabtragen ist ein Prozess, bei dem das Material schichtweise verdampft wird. Je nach Material und Laserquelle ergeben sich die unterschiedlichsten Anwendungsfelder. Einsatzgebiete sind bislang der Formenbau, die Herstellung von Prägestempeln, das Texturieren von Oberflächen im Formenbau, die einfache Gravur u.a. Die Stärken des Prozesses liegen eindeutig in der Einfachheit der Programmierung und der Maschinenbedienung. Bei den konventionellen Verfahren wie Senkerodieren und Fräsen, muss der Anwender sehr aufwendig programmieren, eine hohe fachliche Kompetenz (in den beiden Prozessen) haben um sehr filigrane Teile herzustellen. Das Laserabtragsverfahren besteht hauptsächlich aus ‚Computerarbeit„, wie das Erstellen des 3D Datensatzes und dann das Programmieren direkt auf dem PC. Natürlich ist auch hierbei technisches Verständnis erforderlich, aber die Vorrichtungen sind sehr simpel, die Strategieauswahl Werkzeug unabhängig. Der Anwender kommt also sehr schnell zu einem Ergebnis. Der Schulungsaufwand hält sich ebenfalls in Grenzen. Beim Abtragen unterscheiden wir zwischen den Anwendungen für den Sobald es um sehr filigrane, komplexe und kleine flache Formen und Bearbeitungen geht, ist der Einsatz des Lasers aus der heutigen Fertigung nicht mehr wegzudenken. Anstelle des aufwendigen Fertigens von Elektroden und Fräsprogrammen wird der 3D Datensatz des Bauteils hergenommen, um es quasi automatisch zu programmieren. Das ‚Werkzeug„, nämlich der Laserstrahl, ist sehr klein, mit einem Durchmesser von ca 50µm. Trotzdem bricht es natürlich nicht ab. Mit modernen Lasern werden Oberflächengüten von Ra 0,3µm erreicht bei sehr kurzen (rel. Gegenüber Faser und Diodenlasern) Bearbeitungszeiten erzielt. 2 Einsatzgebiet Precision Tool Ein Spezialgebiet des Abtragens ist die Herstellung von Schneidkanten, Spanleitstufen und Freiwinkeln von Diamantwerkzeugen (PKD; CBN, CVD, MKD, Naturdiamant). Das Lasern ersetzt hierbei vollständig das Drahterodieren oder Schleifen. Die Vorteile dieses Verfahrens liegen auf der Hand: - sehr gute, scharfe Schneidkanten - Verschleiß freies bearbeiten des Diamanten - Kleine Eckenradien - Hohe Produktivität - Herstellung von Werkzeugen die herkömmlich nicht hergestellt werden können - Bearbeitung der unterschiedlichsten Diamantsorten mit einer Maschine - Herstellung von Schneidkanten und Spanleitstufen auf einer Maschine in einer Aufspannung - [22] TOOLING DAYS KAPFENBERG 3 Einsatzgebiet Feinschneiden Das Feinschneiden, auch Präzisionsschneiden wird bis zu Materialstärken von max 3 mm eingesetzt. Der Vorteil sind die sehr hohen Genauigkeiten und sehr schnellen Geschwindigkeit des Prozess, sowie die sehr kurze Zeit die es braucht um vom Datensatz zum fertigen Teil zu kommen. In dünnen Blechen < 1 mm sind Genauigkeiten von 10µm durchaus wiederholgenau erreichbar. Auch die Materialauswahl ist nicht begrenzt auf elektrisch leitendes Material. So können auch Keramiken geschnitten werden. 4 Einsatzgebiet PowerDrill Unter PowerDrill verstehen wir das Bohren von Turbinenschaufeln, Brennkammern o.ä die in der Luftfahrtindustrie und bei Gasturbinen vorkommen. Die Lochdurchmesser und Tiefen sind je nach Teil sehr unterschiedlich und können zwischen 0,3 bis 1 mm liegen. Grundsätzlich gibt es zwei Verfahren, das Perkussionsbohren und das Trepannierbohren/schneiden. Je nach Anwendungsfall wird entweder das eine oder andere Verfahren gewählt. Vorteile des Verfahrens: - Sehr schnell - Große Anzahl von Löchern sind auf einfache Art zu bohren (Drilling on the Fly) - Kein Werkzeugverschleiß Dipl. Ing. Sven Peter wurde 1966 in Hamburg geboren und wuchs sowohl in Hamburg als auch in Paris auf. Sein Studium absolvierte er in Berlin. Als Projektingenieur war er vorerst bei einem Beschriftungsmaschinenhersteller beschäftigt. Später fungierte er als Verkaufsleiter für Laserhersteller für Markieraufgaben in New York. Dipl. Ing. Sven Peter ist seit 2001 als Produktmanager für Ultrasonic und Laser bei der Firma DMG beschäftigt [23] TOOLING DAYS KAPFENBERG OPTIMIERUNG VON FRÄSPROZESSEN FÜR DEN WERKZEUG- UND FORMENBAU HERAUSFORDERUNG HOHE OBERFLÄCHENGÜTE UND PROZESS-EFFIZIENZ BEI DER BEARBEITUNG HOCHLEGIERTER STÄHLE Dipl.-Ing. Martin Stolorz Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT, Hochleistungszerspanung, Steinbachstraße 17, 52074 Aachen, Deutschland [email protected] 1 Zusammenfassung Für die wirtschaftliche Großserienherstellung Produktionsverfahren notwendig. maßgeblich den durch Randschichtintegrität der Die und Produkten Leistungsfähigkeit Werkzeugwerkstoff, Ur- von die dieser sind ur- und umformende Produktionsverfahren Oberflächenbeschaffenheit Umformwerkzeuge bestimmt. Um und den wird die geforderten Anforderungen gerecht zu werden, kommen im Werkzugbau für die Kalt- und Umformtechnik zunehmend pulvermetallurgisch hergestellte Kalt- und Schnellarbeitsstähle zum Einsatz. Jene Werkzeugbaustähle stellen jedoch hohe Anforderungen an die mechanische Bearbeitung durch das Fräsen dar. Durch den Einsatz des Hochgeschwindigkeits(HSC)-Harthartfräsens kann die Prozesseffizienz und Qualität bei der Herstellung von Bauteilen selbst bei sehr schwer zerspanbaren Werkstoffen deutlich gesteigert werden. Zusätzlich kann mittels einer geeignet angepassten Prozesstechnologie der Standweg von Fräswerkzeugen erhöht und auf den Einsatz von umweltschädliche Kühlschmierstoffe bei Schlicht- und Vorschlichtoperationen nahezu komplett verzichtet werden ohne jedoch die Bauteilqualität negativ zu beeinflussen. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen zukünftig Aufschluss über den Einsatz geeigneter HSC-Strategien für den Bau von Formen, Gesenken und Werkzeugen herangezogen werden. Motivation 2.1 Ausgangssituation Progressiver Fräswerkzeugverschleiß führt beim Schlichtfräsen zu unerwünschten Fehlern auf der generierten Bauteiloberfläche. Insbesondere die Zunahme der Rauheit und der Oberflächenmarken auf der generierten Bauteiloberfläche sowie ein undefiniertes Restmaterialaufmaß sind die Hauptursachen für Bauteildefekte und Ausschuss in der mechanischen Fertigung. Ein vorzeitiger Fräswerkzeugwechsel ist hierbei die Folge. Die adressierten Herausforderungen beeinflussen negativ die Prozesseffizienz und Reproduzierbarkeit der Oberflächengenerierung hinsichtlich Präzision und Qualität sowie die Funktionalität und Randzoneneigenschaften des Bauteils. Denkbare Problemlösungen sind hierzu die Optimierung bestehender Prozesstechnologien und die Ermittlung von Schnittparametern für den Grenzbereich des HSC-Hartfräsens. 2.2 Zielsetzung Ziel der hier vorgestellten Untersuchungen ist es die Prozesseffizienz und die Bauteilqualität beim Hartfräsen zu steigern. Mittels des HSC-Hartfräsens sollen der Standweg, die Bearbeitungszeit und die prozesstechnologisch verursachten Oberflächendefekte an einem realen Formeinsatz reduziert werden. Dies soll durch eine systematische Variation geeigneter Schnittparameter (Schnitt- und Vorschubgeschwindigkeit) erzielt werden. Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen zukünftig Aufschluss über den Einsatz geeigneter HSC-Strategien für den Werkzeug- und Formenbau herangezogen werden. Abschließend sollen vorgreifend auf eine mögliche industrielle Implementierung der Ergebnisse, Regeln für die Umsetzung im CAM abgeleitet werden. [24] TOOLING DAYS KAPFENBERG Hierdurch kann die Effizienz in der Fertigung durch die Reduktion von manueller Nacharbeit und Ausschuss erhöht und einhergehend durch eine erhöhte Qualität der Werkzeuge und Formen die Leistungsfähigkeit von Großserienprozessen gesteigert werden. 3 Versuchsplanung und –durchführung 3.1 Systemkonfiguration und Materialien Als Versuchsfräswerkzeuge wurden konventionelle Vollhartmetal-Radiusfräser (Durch-messer: 6 mm, Zähnezahl: 4, Beschichtung: TiAlN) eingesetzt. Die Fräsversuche wurden mit verschiedenen effektiven Schnittgeschwindigkeiten von vc,eff = 225, 300 und 400 m/min durchgeführt. Die Werkzeuge wurde konstant mit einem festen Winkel von ßn = 75° angestellt um eine hohe effektive Schnittgeschwindigkeit zu erreichen und das Trennen mit der Werkzeugzentrum zu vermeiden. Der Vorschub pro Zahn wurde konstant auf fz = 0,05 mm gesetzt, die Schnitttiefe ap betrug 0,05 mm und der Fräsbahnabstand ae 0.04 mm. Zur stichprobenartigen Untersuchung des Einflusses des Zahnvorschubs bezüglich der Lebensdauer und des fortschreitenden Werkzeugverschleiß wurde f z zusätzlich zwischen 0.025 mm und 0.075 mm bei einer Schnittgeschwindigkeit von v c,eff = 300 m/min variiert. Sämtliche Versuche wurden auf einem HSC-Bearbeitungszentrum Mikromat 8V HSC unter trockenen Bedingungen (Druckluftzufuhr) im Horizontalschnitt (Gleichlauf) durchgeführt. Werktsückwerkstoffe Pulvermetallurgisch hergestellte Stähle Bezeichnung Härte (HRC) Hauptlegierungsmestandteile E-Modul E (GPa) Dichte ρ (kg/dm3) Thermische leitfähigkeit k (W/mk) Spezifische Wärmekapazität c (W/mK) Thermischer Ausdehnungskoeffizient α (10-6/K) (bei 100/200/300/600°C) X140CrMoV6-2-4 PM (K490 Microclean) 66 C Cr Mo V W 223 7.79 19.6 450 10.6 / 11.1/ 11.6 / 12.6 HS 6-5-3 PM (S790 Microclean) 64 C Si Mn Cr Mo V W 230 8.0 24.0 420 11.5 / 11.7 / 12.2 / 13.0 Tabelle 1: Bei den Fräsversuchen eingesetzte Werkzeug- und Formenbauwerkstoffe 4 Versuchsplanung und –durchführung 4.1 Fräswerkzeugstandweg Der Fräswerkzeugverschleiß wurde über das Vermessen der Verschleißmarkenbreite VB ermittelt. Die Fräsversuche wurden beendet nachdem eine kritische VB von 0,075 mm erreicht wurde. Es konnte beobachtet werden, dass der abrasive Verschleiß unabhängig von der effektiven Schnittgeschwindigkeit sich gleichmäßig ausbildet, ohne dass es zu Abplatzungen der Beschichtung kommt. Mit zunehmender Schnittgeschwindigkeit konnte ein verlangsamter Verschleißfortschritt des Fräswerkzeugs beobachtet wurden. Zu Beginn der Bearbeitung zeigte sich bei beiden Werkzeugstählen ein charakteristischer Anfangsverschleiß. Mit zunehmender effektiver Schnittgeschwindigkeit konnte beim Schnellarbeitsstahl HS 6-5-3 PM und insbesondere beim Kaltarbeitsstahl X140CrMoV6-2-4 PM ein signifikanter Anstieg des Standwegs Lc des Fräswerkzeugs beobachtet werden. Hinsichtlich der resultierenden Schnittkraft konnte nachgewiesen wurden, dass mit fortschreitendem Fräswerkzeugverschleiß die Schnittkräfte kontinuierlich zunehmen. Zusätzlich wurde beobachtet, dass die Schnittkräfte deutlich abnehmen mit zunehmender Schnittgeschwindigkeit. [25] 80 50 60 40 vc,eff = 225 m/min (HS 6-5-3 PM) vc,eff = 300 m/min (HS 6-5-3 PM) vc,eff = 400 m/min (HS 6-5-3 PM) vc,eff = 225 m/min (X140CrMoV6-2-4 PM) vc,eff = 300 m/min (X140CrMoV6-2-4 PM) vc,eff = 400 m/min (X140CrMoV6-2-4 PM) 40 20 0 0 30 Schnittkraft Ff N Verschleißmarkenbreite VB µm TOOLING DAYS KAPFENBERG 20 10 50 100 150 200 250 300 Standweg Lc m Abbildung Gegenüberstellung des Fräswerkzeugstandwegs und der Schnittkraft 2: 0 20 40 60 80 Verschleißmarkenbreite VB µm Es wird angenommen, dass die strukturelle Integrität wie Karbidverteilung und Karbidgröße sowie thermomechanische Eigenschaften zu bearbeitenden Werkstoffs, und weniger die absolute Werkstoffhärte entscheidend sein können für die Zerspanbarkeit des Werkstoffs und somit den Standweg von Fräswerkzeugen. Die betrachteten Werkstoffe wiesen eine deutliche Abweichung in der Temperaturleitfähigkeit auf bei einer nahezu vergleichbaren Härte. Es konnte nachgewiesen werden, dass beim untersuchten Kaltarbeitsstahl X140CrMoV6-2-4 PM die Zerspanbarkeit gegenüber dem HS 6-5-3 PM nahezu dreifach so hoch ist. 4.2 Bauteilqualität Um den plasto-mechanischen Einfluss des HSC-Hartfräsens auf die Randzone der hergestellten Oberfläche qualifizieren zu können, wurden Fräsflächen mit neuwertigen Fräswerkzeugen hergestellt. Hierbei wurde vc,eff zwischen 100, 200, 300 und 400 m/min variiert. Die bearbeiteten Oberflächen wurde anschließend präpariert und mittels REM (Rasterelektronenmikroskopie) untersucht. Es konnte festgestellt werden, dass mit zunehmender Schnittgeschwindigkeit die generierte Oberfläche zusehends glatter wurde. Das Auftreten von Karbidausbrüchen bzw. Karbidabrissen und Karbidverformung an der Oberfläche nahm mit zunehmender Schnittgeschwindigkeit ab. Das Auftreten von martensitischer Neuhärtung (Weiße Schichten) konnte nicht beobachtet wurden. [26] TOOLING DAYS KAPFENBERG 5 Zusammenfassung Das Ziel des Vorhabens war es die Prozesseffizienz und die Bauteilqualität beim Hartfräsen zu steigern. Durch den Einsatz hoher effektiver Schnittgeschwindigkeiten war es gelungen neben dem Standweg der Fräswerkzeuge ebenfalls die Produktivität deutlich zu erhöhen ohne jedoch Kompromisse in der Qualität der generierten Oberfläche des Bauteils eingehen zu müssen. Vielmehr konnte bewiesen, dass durch den Einsatz einer optimierten Prozesstechnologie für das HSC-Hartfräsen, die sonst durch das Fräsen verursachten Oberflächen-defekte, reduziert werden konnten. Mikrorisse und lokale Material-aufschmierung, die u.a. durch zu niedrige Schnittgeschwindigkeiten und verschlissene Fräswerkzeuge ver-ursacht werden, waren bei hohen Schnittgeschwindigkeiten in REM-Aufnahmen nicht auffindbar. Die kontinuierliche Steigerung der Schnittgeschwindigkeit führte außerdem zu reduzierten Schnittkräften im Fräsprozess. Dipl. Ing. Martin Stolorz absolvierte sein Studium des allgemeinen Maschinenbaus Schwerpunkt Automatisierung an der Leibnitz Hannover Im Jahr 2009 LUH. wissenschaftlicher Umformtechnik mit dem Produktionstechnik Mitarbeiter und am und Universität war er als Institut für Umformmaschinen an der Leibnitz Universität Hannover LUH beschäftigt. Seit 2010 ist Hr. wissenschaftlicher Dipl. Ing. Martin Mitarbeiter am Stolorz als Fraunhofer Institut für Produktionstechnologie IPT Aachen tätig. [27] TOOLING DAYS KAPFENBERG PRODUKTIVITÄTSSTEIGERUNG DURCH PVD-BESCHICHTETE WERKZEUGE Dr. Wolfgang Kalss1, Johann Zechner2 OC Oerlikon Balzers AG, Iramali 18, LI-9496 Balzers, Liechtenstein 2 Oerlikon Balzers Coating Austria GmbH, Burgstallweg 27, A-8605 Kapfenberg, Austria [email protected] [email protected] 1 Die Einführung erster PVD-Beschichtungen in der Werkzeugindustrie zu Beginn 80er Jahren war der Anstoß zu einer dynamischen Entwicklung, die bis heute anhält. Das Ziel der Entwickler von PVD Beschichtungen lautet stets, zu Fortschritten sowohl in der Wirtschaftlichkeit als auch in der Fertigungssicherheit beizutragen. Dabei besagt eine generelle Regel, dass eine signifikante Reduktion der Kosten in der mechanischen Bearbeitung nur durch eine erhöhte Produktivität der eingesetzten Werkzeuge erreicht werden kann. Diese Entwicklungen in der Beschichtungstechnik Werkzeuggeometrien in Kombination ermöglichten mit sogar neuen die Substratwerkstoffen Einführung neuer und und optimierten produktiverer Fertigungstechnologien. Unter Anführung von Beispielen werden die Entwicklungen in der Produktivität in der Zerspanung aufgezeigt. Ein Schwerpunkt wird auf die Familie Beschichtungen gelegt (unter anderem BALINIT ® der Aluminium-Chrom-Nitrid ALCRONA PRO, BALINIT ® basierten ALNOVA), welche in den letzten 8 Jahren im speziellen für Verzahnungswerkzeuge und Schaftfräser große Fortschritte brachten. Ein Ausblick auf neue Schichtwerkstoffe (oxidische Schichten, Nanolagenschichten) und neue Beschichtungstechnologien (P3e™, S3p™) lässt erahnen, dass die dynamische Entwicklung der Beschichtungstechnik weiter andauern wird. Dr. Wolfgang Kalss studierte und promovierte an der TU Wien. 1999 trat er „Vorbehandlungstechnologien“ als in Projektleiter den R & D Bereich ins Unternehmen Oerlikon Balzers ein. Als späterer Leiter der Produktionstechnik war er für den Produktionssupport und den internationalen Wissensaustausch im Unternehmen tätig. 2001 übernahm Dr. Kalss die Leitung der F & E Abteilung im Unternehmen und war maßgeblich an der Entwicklung neuer Beschichtungen, Beschichtungstechnologien und Beschichtungsanlagen beteiligt. Seit 2007 ist Dr. Wolfgang Kalss Manager des Marktsegments Zerspanung sowie für das Produktmanagement und das strategische Marketing verantwortlich. [28] TOOLING DAYS KAPFENBERG WERKZEUGE BRAUCHEN ROHSTOFFE Dr. Burghard Zeiler International Tungsten Industry Association, Secretary General, 4 Heathfield Terrace, London W4 4JE, UK [email protected] 1 Die Bedeutung der Werkzeuge und ihrer Rohstoffe Werkzeuge und deren Rohstoffe waren in der Menschheitsgeschichte namensgebend für ganze Epochen: Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit …….. Dann kam der Übergang von der „hard-“ zur „software“: die heutige Wissensgesellschaft. Haben wir uns von der namensgebenden Wichtigkeit der Schneid- und deren Rohstoffe emanzipiert? Auch in heutigen hochkomplexen Bearbeitungszentren und deren Vernetzung in umfassende Produktions- und Logistikketten gilt: ohne die Wendeplatte, ohne den Fräser, ohne das eigentliche Werkzeug steht alles! Aus diesem Grund wird die Werkzeugindustrie auch als „enabling industry“ bezeichnet. Es ist also durchaus sinnvoll sich über Werkzeuge und deren Rohstoffe, zumindest aus Risikoüberlegungen, Gedanken zu machen. 2 Hartmetall – Basis moderner Hochleistungswerkzeuge DER Hochleistungsschneidstoff in heutigen Werkzeugen ist HARTMETALL (oft beschichtet, immer öfter Träger superharter Schneidstoffe wie Diamant oder kubisches Bornitrid, …. aber immer, entweder selbst die Schneide, oder unverzichtbarer Träger derselben). Hartmetall besteht im einfachsten Fall aus den Komponenten Wolframcarbid (WC) und Kobalt (Co) mit einer typischen „mittleren“ Zusammensetzung 90% WC und 10% Co. Bei zurzeit ca. gleichen kg-Preisen (von WC und Co), trägt also das Wolframcarbid 90% der Rohstoffkosten. Mit einem Anteil von mehr als 2/3 des Weltverbrauchs ist die Hartmetallindustrie der bei weitem größte Wolframverbraucher (bei Kobalt beträgt dieser Anteil nur ca. 10%). Es gibt also eine sehr starke Wechselwirkung zwischen dem Werkzeugmarkt und dem Wolframmarkt, als dessen wichtigstem strategischem Rohstoff. Die in der Folge am Wolfram dargestellten Zusammenhänge gelten prinzipiell auch für andere wichtige Rohstoffe und sind eine notwendige Grundlage für nachhaltige Versorgungsplanung. 3 Bergbauaktivität in Abhängigkeit vom Rohstoffpreis In den 1970er Jahren dominierten westliche Wolframbergbauproduzenten den Markt. Aufgrund des ständig steigenden Preises, kam es zu Substitutionsversuchen des Wolframcarbides im Hartmetall durch andere Carbide (z.B. Molybdäncarbid und Cermets). Die hohen Rohstoffpreise ließen die existierenden Wolframbergbaue florieren und brachten neue Bergbaue auf den Markt (z.B. Mittersill in Österreich). Wolframbergbau war auch für große Bergbaukonzerne wie Billiton und Anglo American interessant, es wurde weltweit exploriert. [29] TOOLING DAYS KAPFENBERG Während der 1980er Jahre kamen Chinesische Produzenten mit ihren Rohstoffen immer stärker in den Markt und waren als günstige Alternative zu den westlichen Produzenten sehr erfolgreich. Der Preis sank daraufhin und zusammen mit einer Rezession Anfang der 1990er Jahre führte dies zur Schließung eines Großteils der westlichen Wolframbergbauproduktion. Unmittelbar danach gab es, wegen der nunmehrigen Dominanz Chinas bei der Bergbauproduktion, Preisdruck nach oben, der nur aufgrund des Abverkaufes staatlicher Stockpiles (alleine im Russischen Stockpile lagerte ca. eine Jahresweltproduktion) gedämpft wurde. Wegen der sehr guten weltweiten Konjunktur und der Erschöpfung der Stockpiles um die Mitte des ersten Jahrzehnts der 2000er, schnellte der Preis dramatisch nach oben, bei andauernder Versorgungsdominanz der Chinesischen Produzenten. Daraufhin steigende Aktivität zur Wiederbelebung des westlichen Wolframbergbaues bekam mit der globalen Finanzkrise einen erneuten Dämpfer. 4 Resultierende Marktmechanismen Da ca. 2/3 der Weltwolframproduktion in die Hartmetallfertigung gehen, können aus der Dynamik dieses Marktes Rückschlüsse auf den gesamten Wolframmarkt gezogen werden. Es ist zwischen versorgungsseitigen und verbrauchsseitigen Aktivitäten und generellen Zusammenhängen zu unterscheiden. Versorgungsseitige Aktivitäten: Höhere Rücklaufraten an Wolfram über das Recycling (aktuell ca. 30-40% der Versorgung) mindern den Bedarf an Primärwolfram aus der Bergbauproduktion. Ein gewisses Mindestpreisniveau (über den Kosten für Exploration, Bau und Betrieb neuer Bergbaube) bringt zusätzliche Primärrohstoffversorgung, wobei aber mit langen Vorlaufzeiten (einige Jahre) zu rechnen ist. Verbrauchsseitige Aktivitäten: Die Substitution des Wolframs im Hartmetall, wegen des höheren Preises, ist nach wie vor ein Thema, jedoch aufgrund der idealen Eigenschaftskombination von Wolframcarbid (Härte) und Kobalt (Zähigkeit und Benetzung des Wolframcarbides, damit beste [30] TOOLING DAYS KAPFENBERG Haftung) nur mit Leistungsverlusten möglich. Außerdem sind einige Alternativen, wie zum Beispiel das Molybdän, ebenfalls im Preis gestiegen. Effizienterer Einsatzes des Werkstoffes Hartmetall ist eine andere Möglichkeit verbrauchseitig zu reagieren. „Mehr Schneidkante pro Werkzeugvolumen“ ist die Devise und weitere Leistungssteigerungen durch Verbundschneidstoffe (z.B. polykristalliner Diamant auf Hartmetall) sind möglich. Generelle Zusammenhänge: Hohe Rohstoffpreise fördern Aktivitäten zur Sicherung der Versorgung, da sich diesbezügliche Projekte besser rechnen und Investoren finden. Bei Bergbauprojekten sind jedoch Vorlaufzeiten von einigen Jahren zu kalkulieren (was Geldgeber abschrecken kann, da das Investment risikoreicher wird). Recycling ist gerade im Werkzeugbereich eine gut gangbare Alternative, da die Sammellogistik und die Aufarbeitungstechniken erarbeitet sind. Es wird sich weiter entwickeln, beschleunigt durch hohe Rohstoffpreise. Wolframhaltiger Schrott geht aber auch in die Stahlindustrie und ist dann für die Hartmetallherstellung als Rohstoff für immer „verloren“. Effizienterer Hartmetalleinsatz bei der Werkzeugkonzeption kann den spezifischen Rohstoffverbrauch (pro Leistung) reduzieren und unmittelbare Einsparung bringen, es gibt aber auch hier entwicklungstechnische konjunkturabhängig und unterliegt Vorlaufzeiten. damit Der Schwankungen, Einsatz die von direkt mit Werkzeugen der ist generellen Wirtschaftsentwicklung zusammen-hängen. Ein nachhaltiger drastischer Rückgang ist aber nicht möglich, da Werkzeuge (und damit Rohstoffe wie Wolfram) für fast alle Belange menschlicher essentiell notwendig Aktivität sind (vom Bohrer des Zahnarztes, über die Wendescheidplatte Motorenproduktion, zur bis Tunnelschnittmaschine Schreddern produktion). zur hin und zur den Holzhackschnitzel- Dr. Burghard Zeiler wurde 1964 in Wien geboren und studierte nach seiner Schulzeit in Niederösterreich an der Technischen Universität Wien Chemie. Bereits bei der Diplomarbeit hatte er im Rahmen eines europäischen Gemeinschaftsprojektes seine ersten Kontakte zur wolframverarbeitenden Hartmetall- und Werkzeugindustrie, die sich während der Dissertation verstärkten und ihn in Kontakt zur im Süden Österreichs angesiedelten Wolfram Bergbau- und Hütten AG brachten. Dort war er 21 Jahre lang tätig und leitete das Unternehmen 12 Jahre als Vorstand. Die Wolfram Bergbauund Hütten AG ist ein weltweit führender Hersteller von Wolframcarbidpulver und betreibt in Mittersill in Salzburg den größten Wolframbergbau Europas. Seit 2012 ist er mit seinem Unternehmen, der ZEILER management GmbH, als Generalsekretär der International Tungsten Industry Association (ITIA), dem weltweiten Dachverband der Wolframindustrie in London, tätig. Von 2005 bis 2008 war er Präsident der ITIA und 12 Jahre lang Mitglied des Executive Committee’s. Durch diese Tätigkeiten ist er eng mit den Rohstoffmärkten und deren Entwicklung vertraut. [31] TOOLING DAYS KAPFENBERG ENTWICKLUNG UND TRENDS BEI SCHNELLARBEITSSTAHL Peter Deutscher Böhler Edelstahl Kapfenberg, Geschäftsfeldleiter für Schnellarbeitsstahl, Mariazeller Straße 25, 8605, Kapfenberg, Österreich [email protected] Der Schnellarbeitsstahl (HSS) stellt im Weltweiten Stahlverbrauch mengenmäßig nur eine verschwindend kleine Menge dar. So schätzt man einen HSS Weltbedarf von ca. 150.000 Jahrestonnen, was in etwa nur ca.0,00013% des gesamten Weltverbrauches in Stahl (1200 Mio Tonnen) entspricht. Schnellarbeitsstahl wird zu einem Großteil für Werkzeuge in der Metallzerspanung eingesetzt, obzwar innerhalb der letzten Jahre ein klarer Trend erkennbar ist, HSS auch in der klassischen Kaltumformung oder aber auch als Bauteil (z.B.in Motoren) zu verwenden. Böhler war und ist in der Entwicklung von HSS über viele Jahre erfolgreich tätig. So wurde über Jahre nicht nur der traditionelle Blockguß weiter entwickelt. Über das ESU Verfahren und vor allem über die Pulvermetallurgie ist es gelungen, „Mile Stones“ zu setzen. Mit unseren MICROCLEAN Produkten (dritte Generation der Pulverstähle) erreichen wir heute Leistungsbereiche, die bis dato nur Hartmetall vorbehalten waren. Pulvermetallurgische Stähle (MICROCLEAN) sind nicht nur für Höchstleistungen vorgesehen. Sie dienen in vielen Fällen auch als Problemlöser, wenn immer andere Produkte aus Zähigkeitsgründen, bei Warmhärte oder auch Verschleiß (resp. aus einer Kombination der zuvor genannten Anforderungen) scheitern. Böhler Edelstahl bietet seinen Kunden ein Produktportfolio, vom klassischen konventionellen Schnellarbeitsstahl, bis hin zu intermetallischen Werkstoffen, in MICROCLEAN Ausführung, hergestellt über die Pulvermetallurgie. Schnellarbeitsstahl stellt mengenmäßig in der gesamten Stahlwelt eine verschwindend kleine Menge dar. Betrachtet man die Entwicklung der letzten Jahre, so ist eine Verlagerung von HSS Herstellung als auch HSS Verbrauch von der Westlichen Welt nach China erkennbar. Der Schnellarbeitsstahlmarkt ist sehr volatil. Das Vormaterial resp. die daraus hergestellten Werkzeuge, gehen über eine Logistikkette vom Stahlhersteller, Lagerhalter, Werkzeughersteller bis zum Werkzeuganwender. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten wird auf Bestände besonderes Augenmerk gelegt – insbesondere bei Produkten mit hohen Buchwerten. Kommt es zum Bestandsabbau in der Gesamtkette, hat dies massive Auswirkungen auf die Auftragsbücher der Stahlhersteller. So geschehen im gesamten Kalenderjahr 2009. Zwischenzeitlich hat sich der Markt wieder erholt, wobei der gesamte Automobilbereich, Nutzfahrzeuge aber auch Aerospace und Energietechnik besondere Treiber für den Bedarf an HSS – Zerspanungswerkzeugen sind. Schnellarbeitsstähle, vor allem hergestellt über Sondertechnologien, werden auch absolvierte eine Betriebsschlosserlehre bei der Firma Felten & Guilleaume in Bruck an der Mur. Diesen Zukunft ein Standbein im aus, bevor er die Berg und Hüttenschule in Leoben Produktportfolio der Böhler Edelstahl besuchte. 1976 erfolgte der Eintritt in die Vereinigten wesentliches darstellen. in Ing. Peter Deutscher wurde 1952 geboren und Beruf übte er noch weitere 2 Jahre im Unternehmen Edelstahlwerke (VEW) in Kapfenberg. Hr. Ing. Peter Deutscher kann auf insgesamt 36 Böhler unzählige Jahren Tätigkeiten von zurückblicken. Seit 1988 ist er Geschäftsfeldleiter für Schnellarbeitsstahl bei der Böhler Edelstahl GmbH. [32] TOOLING DAYS KAPFENBERG ZERSPANEN VON ADI DI Dr. Thomas Willidal FH-Joanneum, Studiengang Industriewirtschaft, Werk-VI-Straße 46, 8605-Kapfenberg [email protected] 1 Einleitung: Der anhaltende Druck zur Gewichtseinsparung und Kosteneinsparung ist ein starker Treiber für die Entwicklung neuer Konstruktionswerkstoffe. Eine werkstoffbasierte Strategie zur Gewichtseinsparung ist die Verwendung von Werkstoffen mit einem entsprechend hohen Verhältnis von Festigkeit zur spezifischen Dichte. Bei der Wahl eines geeigneten Werkstoffes steht der Konstrukteur oft vor dem Problem entweder einen hochfesten, jedoch spröden, oder einen zähen, weniger festen, Werkstoff zu verwenden. ADI (Austempered Ductile Iron) eröffnet in diesem Spannungsfeld neue Horizonte, welches bei gleicher Bruchdehnung eine nahezu doppelt so hohe Festigkeit wie herkömmliches Gusseisen mit Kugelgraphit aufweist. (Abbildung 1) Abbildung 1: ADI im Eigenschaftsvergleich zu anderen Konstruktionswerkstoffen Eine Hürde im wirtschaftlichen Einsatz von ADI ist die relativ schlechte Zerspanbarkeit des Werkstoffes, im Vergleich zu herkömmlichen grauen Gusseisenwerkstoffen. Aus wirtschaftlichen und logistischen Gründen erscheinen ein Vorbearbeiten vor der Wärmebehandlung und eine anschließende Fertigbearbeitung nicht als sinnvoll. Es muss das Ziel sein, die Werkzeuge und die Schnittbedingungen an den jeweilig verwendeten ADI-Werkstoff so anzupassen, dass eine wirtschaftliche Zerspanung auch nach der Wärmebehandlung möglich ist. 2 Wärmebehandlung zur Herstellung des austenitisch-ferritischen Grundgefüges Durch eine spezielle Wärmebehandlung in der Bainitstufe, welche mit einem Zwischenstufenvergüten vergleichbar ist, erfolgt die Herstellung von ADI-Gusseisen. (Abbildung 2). Abbildung 2: Schematische Darstellung der ADI-Wärmebehandlung [33] TOOLING DAYS KAPFENBERG Das Gussstück wird bis zur Kohlenstoffsättigung des Austenits auf 840 bis 950°C erhitzt und anschließend auf die Umwandlungstemperatur (zwischen 230 und 400°C, je nach ADI-Sorte) abgeschreckt. Auf diesem Temperaturniveau wird das Bauteil thermisch gehalten, wobei es zu einer Ausscheidung des nadeligen Ferrits und gleichzeitig zu einer Stabilisierung des Rest-Austenits durch Kohlenstoff kommt. Anschließend wird das Gussstück auf Raumtemperatur abgekühlt. Durch diese spezielle Wärmebehandlung stellt sich ein typisches ADI-Gefüge ein. (Abbildung 3). Abbildung 3: austenitisch (helle Phase) / ferritisches (dunkle Phase) Mikrogefüge, Nital-geätzt 3 Zerspanbarkeit von ADI Konventionelle graue Gusseisen sind in der Regel aufgrund des vorhandenen Graphits gut zerspanbar. Hingegen bei der Zerspanung von ADI werden im Vergleich zu anderen Gusseisenwerkstoffen und zu Stahl mit ähnlicher Festigkeit, bei gleichen Schnittparametern, signifikant geringere Werkzeugstandzeiten erreicht. Beim Zerspanen von den duktilen ADI-Sorten mit beschichteten Hartmetallen tritt ein überproportionaler Kolkverschleiß auf, welcher nahe an der Schneidkante liegt und zu einem Schneidkantenbruch führen kann. Aufgrund der heterogenen Ausbildung des Grundgefüges und des sich ausbildenden Scherspanes kommt es beim Zerspanen von ADI zu einer hohen dynamischen Belastung des Schneidkeiles. Weiters haben auch werkstoffseitige Einflussfaktoren Wärmebehandlung, Zerspanbarkeit insbesondere wie die Legierungszusammensetzung die Auslagerungszeit, von ADI. Zur wirtschaftlichen signifikante Zerspanung als Einflüsse von ADI ist auch die auf die es essentiell die Schnittbedingungen und Werkzeugparameter an den zu zerspanenden Werkstoff anzupassen um ein vorzeitiges Versagen des Werkzeuges durch überproportionalen Verschleiß zu verhindern. Literatur [1] Werkstoff- und werkzeugseitige Untersuchungen der Zerspanbarkeit von austenitisch-ferritischem Gusseisen mit Kugelgraphit (2010), IGF-Vorhaben Nr. 15308N der Forschungsvereinigung Gießereitechnik [2] Klöpper, C.: Untersuchung zur Zerspanbarkeit von austenitisch-ferritischem Gusseisen mit Kugelgraphit (ADI), Dissertation RWTH Aachen, 2006 [3] Rimmer, A.: ADI ermöglicht neue Lösungen für den Automobilbau, konstruieren + giessen 29 (2004) Nr. 3, S. 21 - 24 DI Dr.mont. Thomas Willidal, geboren am 13. August 1973 in Judenburg, ist als Werkstoffexperte bei der Siemens AG Österreich tätig. Er ist zusätzlich Lektor für „Produktionstechnik“ und „Mechanischer Technologie“ an der FH-Joanneum und gerichtlich beeideter und zertifizierter Sachverständiger für „Metallische Werkstoffe, ihre Untersuchung, Prüfung“. Dr. Thomas Willidal studierte Montanuniversität Werkstoffwissenschaften Leoben und an der promovierte im Fachgebiet Metallurgie. [34] TOOLING DAYS KAPFENBERG ZERSPANUNGSWREKZEUGE IM SPANNUNGSFELD DER MODERNEN LEICHTBAUMATERIALIEN Dipl.-Ing. Jacek Kruszynski Boehlerit GmbH & Co. KG, Geschäftsführung, Werk VI Straße, 8605, Kapfenberg, Österreich [email protected] In Zeiten stetig steigender Energiepreise ist die Forderung nach Energieeinsparung in beinahe jedem technologischen Gebiet präsent. Die einzelnen Bereiche der Verkehrstechnik leiden ganz besonders unter den hohen Brennstoffpreisen und sind daher mehr als bereit in neue Technologien zu investieren. Weil die zu bewegende Masse den Haupteinflussfaktor für den Brennstoffverbrauch darstellt, wurde schon sehr früh die Richtung zur Leichtbauweise eingeschlagen, wobei der Luftfahrt (Bild 1) und Automotive Industrie eine Vorreiterrolle zukam. Zu Beginn waren die meisten der bekannte Leichtbaumaterialien (wie z.B. Polymere, Aluminium-, Magnesium- und Titanlegierungen) unter mechanischer Belastung sehr starken Verformungen unterworfen. Im Lauf der Zeit konnte dieser Nachteil mit Hilfe verschiedener werkstofftechnischer „Tricks“, wie z.B. Ausscheidungshärtung von Titan- und Aluminiumlegierungen oder Faserverstärkung von Polymeren (Bild 2), ausgeglichen werden. Bild 1: Flugzeugbauteil (Quelle Precorp) Bild 2: Kohlenstofffaser in Polymermatrix Diese Verstärkung der Leichtbaumaterialien brachte unglücklicherweise einen weiteren Nachteil mit sich, insofern als die zur mechanischen Stabilisierung verwendeten Materialien selbst eine sehr hohe Härte besitzen und damit während der Bauteilproduktion zu hohen Verschleißraten an den Werkzeugen führten. Um nun die schwache Werkzeugleistung, die im Rahmen der Bearbeitung dieser neu strukturierten Werkstoffe auftritt, wieder anzuheben, waren und sind intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeiten im Gange. Bisher konnten im Rahmen dieser Forschungsprogramme neue Hartmetallsorten entwickelt werden, die aufgrund ihrer ultrafeinen Kornstruktur ein verbessertes Verhältnis von Härte zu Zähigkeit aufweisen. Zusätzlich wurden auch in der Beschichtungstechnik (sowohl im PVD als auch CVD Bereich) gewaltige Fortschritte gemacht, die zu verschiedenen Arten von nanostrukturierten Beschichtungen führten. Besonders zu erwähnen sind hier die mit Si angereicherten AlCrN und AlTiN Beschichtungen, die eine hervorragende Warmhärte aufweisen, was sich besonders für die Fräsbearbeitung von Titanlegierungen als vorteilhaft herausstellte. [35] TOOLING DAYS KAPFENBERG Bild 3: CVD Diamant Beschichtung Bild 4: PKD Struktur Eine weitere Gruppe von Werkzeugen, die sich besonders bei der Bearbeitung von faserverstärkten Polymeren durchgesetzt hat, basieren auf Diamant als Schneidstoff, wobei dieser entweder als Beschichtung (Bild 3) oder als polykristallines gesintertes Material (PKD) zum Einsatz kommt (Bild 4). Es ist nicht nur die hohe Härte und Verschleißfestigkeit des Diamanten, die dieses Material so geeignet für die Bearbeitung von Polymeren und Leichtmetallen erschienen lässt, sondern es wirkt sich vielmehr auch die besonders hohe thermische Leitfähigkeit sehr positiv aus, weil die Werkstücke dadurch keinen thermischen Schädigungen unterworfen sind. Obwohl bereits einige Lösungen für die Bearbeitung von Leichtbaumaterialien existieren, bietet dieses Thema immer noch große Herausforderungen. So werden z.B. Titanlegierungen immer noch mit sehr geringen Schnittgeschwindigkeiten bearbeitet, was natürlich die Produktivität herabsetzt. Einen ersten Lichtblick in dieser Hinsicht stellen die vor kurzem veröffentlichten CVD Titandiborid Beschichtungen dar, die mit ihrer sehr guten Warmhärte in der Lage sind den kombinierten mechanischen und thermischen Belastungen während des Fräsens von Titanlegierungen für einen um 30-40% längeren Zeitraum zu widerstehen, als es bisher Standard war. In Zusammenhang mit einer sorgfältig ausgewählten Schneidengeometrie (inkl. Verrundung) gibt diese neue Beschichtung Anlass zur Hoffnung, dass künftig auch weitere Lösungen für die Herausforderungen in der Zerspanungstechnik gefunden werden. Dipl.-Ing. Jacek Kruszynski wurde am 21. April 1962 in Dzialdowo / Polen geboren. Von 1985 bis 1993 studierte er Maschinenbau an der Universität Stuttgart Fachrichtung Feinwerktechnik. Im Anschluss arbeitete er als Diplomingenieur am Institut für Werkzeugmaschinen an der Universität Stuttgart in der Gruppe Maschinendynamik bei Professor Dr.-Ing. U. Heisel. Von 1995 bis 2007 arbeitete er als Entwicklungsingenieur und als Bereichsleiter Technologie und Entwicklung bei Komet Group GmbH in Besigheim. Im Jahr 2003 wurde ihm Prokura erteilt. Seit 2007 ist er Geschäftsführer bei Boehlerit GmbH Co. KG in Kapfenberg / Österreich zuständig für Technik und Vertrieb. [36] TOOLING DAYS KAPFENBERG NACHHALTIGE WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG IN DER TECHNOLOGIEREGION OBERSTEIERMARK OST Oliver Freund, MBA AREA m styria GmbH Koloman Wallisch Platz 1, 8605, Kapfenberg, Österreich [email protected] www.areamstyria.com Die AREA m styria GmbH wurde auf Basis einer interkommunalen Kooperation gegründet, um die wirtschaftliche Entwicklung der Technologieregion Obersteiermark Ost nachhaltig zu fördern. Sie steht als virtuelles Impulszentrum für die internationale Vermarktung der Region auf Basis der einzigartigen Kernkompetenzen Technologie und Werkstoffe. Ziel ist es, durch gemeinsame Strategien und Anstrengungen, Investoren und Unternehmen für die Region zu gewinnen. Die strategischen Konzepte und marketingpolitischen Aktivitäten der AREA m styria GmbH richten sich vorrangig an nationale wie internationale Innovatoren, Investoren und Unternehmensgründer im High-Tech-orientierten Kontext. Im Sinne einer Steigerung der regionalen Wettbewerbsstärke vernetzt und serviciert die AREA m styria GmbH auch die ansässigen Unternehmen. Networking und effizientes Informations- und Wissensmanagement in Richtung aller relevanten Partner und Institutionen und die gemeinsame Erarbeitung von nachhaltigen Konzepten stärken die Region. Darüber hinaus versteht sich die AREA m als „One Stop Shop“ und bietet interessierten Investoren und Unternehmern vor Ort professionell organisierte Informations-, Beratungs- und Coachingdienste an. In einer kompetenten Anlaufstelle werden alle Fragen zu Standortwahl, Infrastruktur, Kosten, Finanzierung und Förderung, Projektgenehmigung und Verfahrensabwicklung, Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen, Personalsuche und Mitarbeiterqualifizierung, industriellen Partnern und thematischen Netzwerken betreut. Kontakte können rasch hergestellt, notwendige Behördenwege effizient abgewickelt werden. Wirtschaftsförderungsgesellschaft, fachspezifischen Förderung von Experten In können Forschungs- enger Einrichtungen des Kooperation Bundes, maßgeschneiderte und mit der Steirischen Technologietransferstellen Pakete Entwicklungsprojekten zur und Investitionsfinanzierung, sowie Beratungs- und Kooperationsvorhaben geschnürt werden. Mit ihrem Engagement in Europäischen Kooperationsprojekten generiert die AREA m styria GmbH wertvolle Effekte für eine positive Entwicklung der Werkstoffregion Obersteiermark Ost. Im Zentrum dieser Europäischen Territorialen Zusammenarbeit (ETZ) mit attraktiven Partnern und Regionen in der EU stehen die Stärkung der Innovationskraft sowie die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit unserer werkstofforientierten KMUs. Die Intensive Projektarbeit der AREA m findet sich in folgenden Kooperationsprojekten: ETZ Central Europe Projekt FLAME ETZ Central Europe Projekt IDEA ETZ Österreich-Slowenien Projekt INNOVATION 2020 ETZ Österreich-Ungarn Projekt IRIS ETZ South East Europe Projekt FINNO [37] TOOLING DAYS KAPFENBERG Insgesamt stehen der Region ca. €2,2Mio. Gesamtbudget durch diese EU Förderprojekte zur Verfügung. Dabei wird mit über 40 europäischen Regionen kooperiert und in einem Zusammenspiel und Netzwerk von mehr als 500.000 Betrieben gearbeitet. Die Idee zur Initiierung der TOOLING DAYS entstand aus dem Projekt INNOVATION 2020, in welchem die AREA m styria GmbH in Zusammenarbeit mit 12 Projektpartnern aus dem slowenisch-steirischem Grenzgebiet nach einer vermehrten Zusammenarbeit von Forschung und Entwicklung innovativer Produkte und Technologien streben. Ziel ist es, regionale Innovationssyteme zu stärken und transnationale Kooperationsprojekte Umsetzungsschwerpunkte zwischen der AREA Wirtschaft m und innerhalb Wissenschaft dieses zu Förderprojektes begleiten. war es, eine Zielgruppenanalyse zur Identifikation von potentiellen Betriebsansiedlungskontakten durchzuführen und zu konkreten Firmenkontakten im Technologie- und Industriesegment zu bearbeiten. Ein weiterer wesentlicher Themenschwerpunkt war die Umsetzung eines Technologietages in der Region, welcher auf dem Gebiet „neue Technologien“ durchgeführt werden sollte. Mit der Initiierung der TOOLING DAYS ist eine fruchtbare Symbiose aus Forschung, Entwicklung und Industrie entstanden. Oliver Freund wurde 1973 in Graz geboren und lebt mit seiner Familie in Aflenz Kurort, Österreich. An der K.F.-Universität Graz absolvierte er ein Executive MBA-Studium mit dem Schwerpunkt „Export, International Marketing“. führten Management Verschiedene Oliver Freund Salespositionen in berufliche in der and Stationen Marketing- und Pharma- und Verlagsbranche, ehe er 2006 als Mitarbeiter der ersten Stunde zur AREA m styria GmbH und somit zur Regions- und Wirtschaftsentwicklung wechselte. Dort zeichnet er für das Projekt- und Marketingmanagement verantwortlich. Im Jahre 2011 übernahm Oliver Freund auch die Geschäftsführung des Sommer- und Wintertourismusbetriebes „Aflenz Bürgeralm“ in seiner Heimatgemeinde. Seinem Leitsatz „Mit dem Kopf des Kunden denken und alle Aktivitäten des Unternehmens darauf auszurichten!“ folgend, bringt er seine Kompetenzen und Erfahrungen in sein tägliches berufliches Wirken ein, damit sich die High Tech-Region Obersteiermark Ost auch in Zukunft positiv weiterentwickelt. [38] TOOLING DAYS KAPFENBERG Kontakt: AREA m styria GmbH Koloman-Wallisch-Platz 1 A-8605 Kapfenberg 0043 3862 21234 – 0 [email protected] www.areamstyria.com Bildergalerie unter: http://www.areamstyria.at/toolingdays/index.htm [39]