Merkblatt Postexpositionsprophylaxe

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Merkblatt Postexpositionsprophylaxe
Abteilung Gesundheitswesen
erstellt von Dr. Wolfgang Hierl
Stand: 22.01.2009
Merkblatt „Postexpositionsprophylaxe übertragbarer Krankheiten“
Quelle: „Epidemiologisches Bulletin Nr. 28, 29/2002 und 30/2008“, Robert-Koch-Institut, im Internet unter http://www.rki.de
Krankheit
(Erreger)
AIDS/HIV
Inkubationszeit
6 Tage – 6 Wochen
mononukleoseähnliches Krankheitsbild
(Primärerkrankung),
asymptomatische
Infektion Monate bis
Jahre
Dauer der
Ansteckungsfähigkeit
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe und Postexpositionelle Impfung
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe: (Deutsch-Österreichische Empfehlungen DAIG/ÖAG, 1/2008)
http://www.rki.de/INFEKT/AIDS_STD/BR_LINIE/BR_LINIE.HTM
Zunächst Sofortmaßnahmen:
Nach beruflicher Exposition:
Stich- u. Schnittverletzungen: Blutfluss fördern durch Druck auf umliegendes Gewebe (> 1 Min.)
Stichkanal bzw. Schnittverletzung spreizen und intensive antiseptische Spülung mit geeignetem Antiseptikum (s.u.)
Kontamination von geschädigter Haut, Auge od. Mundhöhle: Gründliches Waschen mit Seife, intensive Spülung mit nächsterreichbarem geeignetem Antiseptikum (Haut) bzw. Wasser/Ringer-/Kochsalzlösung (Auge), bzw. bei Aufnahme in die Mundhöhle: vollständiges Ausseien des aufgenommenen Materials, mehrfaches intensives Spülen mit Wasser
Entscheidung über systemische, medikamentöse PEP
Unfalldokumentation (D-Arzt, Betriebsarzt),
erster HIV-Antikörpertest, Hepatitis-Serologie
Die zu verwendenden Antiseptika sollten mindestens eine „begrenzt viruzide“ Wirksamkeit aufweisen bzw. Wirksamkeit gegen HIV. Geeignete Wirkstoffe sind z.B. Ethanol basierte Kombinationen mit PVP-Jod wie Betaseptic ®
Nach sexueller HIV-Exposition:
Exposition bei eindringendem GV: Penis unter fließendem Wasser mit Seife waschen, Scheiden- od. Darmspülung nicht empfohlen,
Samenflüssigkeit im Mund: ausspeien, Mundhöhle mit Wasser od. möglichst hochprozentigem Alkohol ausspülen, Samenflüssigkeit
im Auge: sofort mit Wasser ausspülen
PEP ist zu empfehlen:
Perkutane Verletzung mit Injektionsnadel (Körperflüssigkeit mit hoher Viruskonzentration Blut, Liquor, Punktatmaterial, Organmaterial, Viruskulturmaterial),
dringend bei tiefer Verletzung, sichtbarem Blut oder Nadel nach i.v.-Injektion,
oberflächlicher Verletzung und Indexpatient hat AIDS oder hohe Viruskonzentration
dringend bei Transfusion von HIV-haltigen Blutkonserven oder Erhalt von mit hoher Wahrscheinlichkeit HIV-haltigen Blutprodukten
oder Organen
dringend bei Gebrauch von HIV-kontaminiertem Injektionsbesteck
Ungeschützter vaginaler oder analer GV mit HIV-infizierter Person
ungeschützter oraler GV mit Aufnahme von Sperma des HIV-infizierten Partners in den Mund: nur bei Vorliegen zusätzlicher Risikofaktoren (z.B. Ulcera, Verletzungen im Mund)
PEP ist anzubieten:
Oberflächliche Verletzung
Kontakt zu Schleimhaut oder verletzter/geschädigter Haut mit Flüssigkeiten hoher Viruskonzentration
Ungeschützter oraler GV mit Aufnahme von Sperma eines HIV-Infizierten in den Mund
Ärztliche Indikationsstellung muss streng an der individuellen Risikoabschätzung orientiert sein (insb. bei unbekanntem HIV-Status)
PEP möglichst rasch beginnen (bis max. 72 Std.), Dauer bis 4 Wochen, länger evtl. bei massiver Kontamination und Prophylaxebeginn >
36 – 48 Std.:
Standardprophylaxe: Kombination von 2 RTI und einem (geboosteten) PI oder zwei RTI und einem NNRTI
ausführlichste Datenlage bei: Zidovudin + Lamivudin (Combivir® 2x 1 Tbl.), besser: Tenofovir + Emtricitabin (Truvada ® 1x 1 Tbl.)
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Abteilung Gesundheitswesen
Krankheit
(Erreger)
Diphtherie
Haemophilusinfluenzae
Typ b (Hib)
Inkubationszeit
2-5 (-8) Tage
Dauer der
Ansteckungsfähigkeit
So lange Erreger in
Sekreten und Wunden
nachweisbar; in der
Regel nach Antibiose: 2-4
Tage, bei Unbehandelten: 2 selten bis 4 Wochen
Nicht genau bekannt Bis zu 24 Stunden nach
Beginn der Antibiose
erstellt von Dr. Wolfgang Hierl
Stand: 22.01.2009
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe und Postexpositionelle Impfung
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe: (RKI Ratgeber Infektionskrankheiten-Merkblätter für Ärzte 1/07)
Bei engen Kontaktpersonen:
Im Haushalt lebende Personen
Mitschüler, Kinder d. gleichen Gruppe, Erzieher, Betreuer, Freunde, Arbeitskollegen
Medizinische Pflegekräfte
Durchführung von
Nasen- und Rachenabstrichen
Präventive antibiotische Therapie mit Erythromycin oral od. Penicillin i.m. von Kontaktpersonen und asymptomatischen Carriern in
der Umgebung des Patienten
Gesundheitskontrolle bis zu 7 Tagen
Postexpositionelle Impfung:
Bei engen Kontaktpersonen Empfehlung einer Auffrischungsimpfung, wenn letzte Impfung > 5 Jahre zurückliegt
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe: (STIKO Juli 2008; Epidemiologisches Bulletin 30/2008)
Falls eine Prophylaxe indiziert ist, sollte sie zum frühestmöglichen Zeitpunkt, spätestens 7 Tage nach Beginn der Erkrankung des Indexfalls, begonnen werden.
Rifampicin:
Rifampicin: ab 1 Monat: 20 mg/kg KG/Tag (maximal 600 mg) in 1 ED für 4 Tage
Erwachsene: 600 mg p.o. in 1 ED für 4 Tage (Kontraindikation: Schwangerschaft!)
Schwangerschaft:
ggf. Ceftriaxon (Einmaldosis, nur i.m.): 250 mg i.m.
PEP für:
alle Haushaltsmitglieder (außer Schwangere) ab einem Alter von 1 Monat, wenn sich dort ein ungeimpftes oder unzureichend geimpftes Kind im Alter bis zu 4 Jahren oder aber eine Person mit einem relevanten Immundefekt befindet,
ungeimpfte exponierte Kinder bis 4 Jahre in Gemeinschaftseinrichtungen
Postexpositionelle Impfung:
Postexpositionelle Impfung ist aktuell nicht wirksam
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erstellt von Dr. Wolfgang Hierl
Abteilung Gesundheitswesen
Krankheit
(Erreger)
Hepatitis A
Inkubationszeit
Hepatitis B
60-90 Tage (40-200) So lange HBV-DNA,
HbsAg oder HbeAg
nachweisbar, abhängig
von Virämie und Art des
Kontakts
25-30 Tage (15-50)
Dauer der
Ansteckungsfähigkeit
1-2 Wochen vor bis 1
Woche nach Auftreten
des Ikterus
Stand: 22.01.2009
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe und Postexpositionelle Impfung
Postexpositionelle Impfung: (RKI Ratgeber Infektionskrankheiten-Merkblätter für Ärzte 3/2008)
Postexpositionelle Impfung bei Kontaktpersonen so früh wie möglich (cave keine sichere Verhinderung der Infektion.
Riegelungsimpfung: bei infektionsgefährdeten Personen im Umfeld 2 Dosen. Bei aktueller Exposition v. Personen für die Hepatitis A ein
besonderes Risiko darstellt auch passive Immunisierung mit Immunglobulinen innerhalb 10 Tagen (80 – 90% Erfolg, spätestens 14. Tag).
Postexpositionelle Impfung: (Epidemiologisches Bulletin 30/2008)
Bei Verletzungen mit möglicherweise HBV-haltigen Gegenständen (z.B. Kanüle im Abfall)
Keine Maßnahmen: wenn Anti-HBs Titer des Exponierten > 100IE/l und letzte Impfung nicht länger als 5 Jahre zurück, oder wenn
innerhalb der letzten 12 Monate ein Anti_HBs von > 100/IE/l gemessen wurde
Sofortige Verabreichung einer Dosis Hepatitis-B-Impfstoff: wenn letzte Impfung 5-10 Jahre zurück liegt (selbst wenn Anti-HBs
direkt nach Grundimmunisierung > 100IE/l
Sofortige Verabreichung HB-Impfstoff + HB-Immunglobulin: Non-Responder (< 10IE/l) u. andere gesicherte Anti-HBs-Negative
Sofortige Testung des Exponierten: wenn nicht bzw. nicht vollständig geimpft, oder Low-Responder (Anti-HBs nach Grundimmunisierung <100IE/l), wenn Impferfolg nie kontrolliert wurde oder letzte Impfung >10 Jahre zurück. Weiteres Vorgehen entsprechend
Tabelle:
Anti-HBs-Wert
> 100 IE/l
> 10 bis < 100
< 10
Nicht innerhalb 48 Std. zu
bestimmen
HB-Impfstoff
Nein
Ja
Ja
Ja
HB-Immunglobulin
Nein
Nein
Ja
Ja
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Abteilung Gesundheitswesen
Krankheit
(Erreger)
Masern,
Mumps,
Röteln
Inkubationszeit
Masern: katarrhalisches Stadium: 8 –
10 Tage, Exanthemausbruch: 14
Tage, Fieberbeginn:
bis zu 18 Tage
Mumps:
12 - 25 Tage, im
Mittel 16 – 18 Tage
Röteln:
16-18 Tage (14-21)
Meningokokkenerkrankung
(invasiv)
3 - 4 (2 - 10)
Dauer der
Ansteckungsfähigkeit
Masern:
5 Tage vor bis 4 Tage
nach Auftreten des Exanthems (am größten
unmittelbar vor Erscheinen d. Exanthems
Mumps:
7 Tage vor bis 9 Tage
nach Beginn der Parotisschwellung (am größten 2 Tage vor bis 4 Tage
nach Erkrankungsbeginn)
Röteln:
6 Tage vor bis ca. 8 Tage
nach Auftreten des Exanthems
Bis zu 24 Stunden nach
Beginn einer erfolgreichen Antibiose mit βLactam-Antibiotikum od.
Cephalosporin der 3.
Generation (insb. Ceftriaxon)
erstellt von Dr. Wolfgang Hierl
Stand: 22.01.2009
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe und Postexpositionelle Impfung
Postexpositionelle Impfung: (Epidemiologisches Bulletin 30/2008, Ratgeber Infektionskrankheiten-Merkblätter für Ärzte Masern: 1/06,
Mumps: 5/2003, Röteln: 11/2003)
Postexpositionelle Impfung: Masern, Mumps, Röteln: ungeimpfte od. 1x geimpfte, immungesunde Kontaktpersonen möglichst innerhalb
3 Tagen nach Exposition; Masern: bei abwehrgeschwächten Patienten und chronisch kranken Kindern auch als passive Immunisierung
mit spezifischem, humanem Immunglobulin innerhalb von 2 – 3 Tagen nach Kontakt
Riegelungsimpfung: Bei Ausbrüchen ungeimpfte oder 1 x geimpfte Kinder und Jugendliche sowie andere gefährdete Personen in Gemeinschaftseinrichtungen mit Kontakt zu Erkrankten möglichst innerhalb von 3 Tagen nach Exposition (vorzugsweise MMR-Impfstoff), in
größeren Einrichtungen meist noch später sinnvoll. Eine Schwangerschaft ist vor und bis zu 3 Monate nach MMR-Impfung nach Möglichkeit auszuschließen; aber keine Indikation für Schwangerschaftsabbruch
Immunglobulingabe: Ungeschützte Personen mit hohem Komplikationsrisiko (z.B. Immungeschwächte, Schwangere)
Masern: 0,2-0,5 ml/kg KG i.m.; 1-2 ml/kg KG i.v., optimal innerhalb von 2-3 Tagen nach Exposition
Röteln: für gefährdete Schwangere (1.-11. SSW, mit RIG 0,3 ml/kg KG; > 15 ml) innerhalb von 5 Tagen nach Exposition
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe: : (Epidemiologisches Bulletin 30/2008, Ratgeber Infektionskrankheiten-Merkblätter für
Ärzte Masern: 11/07
Bei engen Kontakten mit dem Indexfall in den letzten 7 Tagen wird zum Schutz vor Ausbruch der Erkrankung eine Postexpositionsprophylaxe bis zu 10 Tagen nach letzter Exposition empfohlen:
Neugeborene: Rifampicin 2 x 5 mg/kg KG/Tag für 2 Tage
Säuglinge, Kinder und Jugendliche bis 60 kg: Rifampicin 2 x 10 mg/kg KG/Tag für 2 Tage; maximale ED beträgt 600 mg
Jugendliche und Erwachsene ab 60 kg/: 2 x 600 mg/Tag für 2 Tage
Bei Schwangeren u. ggf. Personen ab 12 J. wird Ceftriaxon 250 mg i.m. in einer ED empfohlen, bis 12 J. 125 mg i.m.
Ggf. bei Personen ab 18 Jahren: Ciprofloxacin einmal 500 mg p.o. (nicht bei Schwangerschaft)
Index: nach Abschluss der Therapie ebenfalls Rifampicin außer bei i.v.-Therapie mit Cephalosporin 3. Generation
Enge Kontaktpersonen:
alle Haushaltskontaktmitglieder (Risiko 500 – 1200fach erhöht)
Personen mit Kontakt zu oropharyngealen Sekreten eines Patienten: z.B. Intimpartner, enge Freunde, Banknachbarn in der Schule,
medizinisches Personal
Kontaktpersonen in Kindereinrichtungen mit Kindern unter 6 Jahren, bei guter Gruppentrennung nur die betroffene Gruppe (Risiko
für Kindergartenkontakte 23 – 76fach, für Schulkontakte 12fach erhöht)
enge Kontaktpersonen in sonstigen Gemeinschaftseinrichtungen mit haushaltsähnlichem Charakter: z. B. Internate, Wohnheime,
Kasernen
darüber hinaus muss im Einzelfall individuell die Art des Kontaktes bestimmt werden
Postexpositionelle Impfung: (Epidemiologisches Bulletin 30/2008)
Bei Ausbrüchen od. regional gehäuftem Auftreten: Polysaccharid- oder konjugierte Impfstoffe (gem. Serogruppe) 1 Impfung. Für Kinder
unter 2 Jahren: nur Konjugat-Impfstoff gegen Kapseltyp C MenC, benötigt aber 2 Wochen zum Aufbau einer nachweisbaren Immunität,
ab 2 Jahren Polysaccharid-Impfstoff
Ausbruch: > Erkrankungen der gleichen Serogruppe binnen 4 Wochen in Kindereinrichtung, Schulklasse, Spiekgruppe od. Gemeinschaftseinrichtung mit haushaltsähnlichem Charakter
regional gehäuftes Auftreten: > 3 Erkrankungen der gleichen Serogruppe binnen 3 Monaten
o
in begrenztem Alterssegment d. Bevölkerung eines Ortes od.
o
in einer Region mit einer resultierenden Inzidenz > 10/100.000 der jeweiligen Bevölkerung
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Abteilung Gesundheitswesen
Krankheit
(Erreger)
Pertussis
Inkubationszeit
7 – 20 Tage
Poliomyelitis
5-14 Tage (3 – 35)
Tetanus
3 Tage – 3 Wochen
(1 Tag – mehrere
Monate)
Krankheit
(Erreger)
Inkubationszeit
Dauer der
Ansteckungsfähigkeit
Bei Antibiose 5 Tage,
ansonsten 3 Wochen
erstellt von Dr. Wolfgang Hierl
Stand: 22.01.2009
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe und Postexpositionelle Impfung
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe: Ratgeber Infektionskrankheiten-Merkblätter für Ärzte Masern: 2/08
In Familien bzw. Wohngemeinschaften oder Gemeinschaftseinrichtung für das Vorschulalter für enge Kontaktpersonen ohne Impfschutz
Chemoprophylaxe mit Makroliden (langjährige Erfahrungen mit Erythromycin, aber Azithromycin, Clarithromycin und Roxithromycin ebenfalls wirksam)
Postexpositionelle Impfung:
In Zusammenhang mit erkannten Pertussis-Häufungen sollte bei Kindern und Jugendlichen mit engem Kontakt zu Pertussis-Erkrankten
im Haushalt oder in Gemeinschaftseinrichtungen die Komplettierung einer unvollständigen Immunisierung erfolgen bzw. eine Boosterimpfung erwogen werden, wenn die letzte Impfung länger als 5 Jahre zurückliegt.
Postexpositionelle Impfung: (Epidemiologisches Bulletin 30/2008, Ratgeber Infektionskrankheiten-Merkblätter für Ärzte Masern: 11/04)
So lange Virus ausgeschieden wird (Ausschei- Alle Kontaktpersonen unabhängig vom Impfstatus sollen ohne Zeitverzug eine IPV-Impfung erhalten.
dung im Rachensekret ab Beim Auftreten eines Sekundärfalles (d.h. Polio-Erkrankung bei Kontaktperson oder einer bislang noch nicht als Kontakt erfassten Person) sollen umfangreiche Riegelungsimpfungen mit IPV durch den öffentlichen Gesundheitsdienst und weitere Überwachungs- und
36 Stunden bis ca. 1
Woche, im Stuhl ab 72
Schutzmaßnahmen durchgeführt werden
Stunden für mehrere
Wochen
Postexpositionelle Impfung: (Epidemiologisches Bulletin 30/2008)
entfällt
Tetanus- ImSaubere, geringfügige
Alle anderen Wunden6)
munisierung
Wunden
Anzahl
Td/T 1)
TIG5)
Td/T
TIG
Impfungen
Unbekannt
Ja
Nein
Ja
Ja
0-1
Ja
Nein
Ja
Ja
2
Ja
Nein
Ja
Nein 2)
3)
4)
3 od. mehr
Nein
Nein
Nein
nein
1)
Kinder < 6 J. T ältere Personen Td
2)
ja, wenn Verletzung länger als 24 Std. zurück
3)
ja (1 Dosis), wenn seit letzter Impfung mehr als 10 Jahre vergangen
4)
ja, (1 Dosis) wenn seit letzter Impfung mehr als 5 Jahre vergangen
5)
TIG = Tetanus-Immunglobulin: im Allgemeinen 250 IE, kann auf 500 IE erhöht werden; simultan dazu Td/T
6)
Tiefe und/oder verschmutzte (mit Staub, Erde, Speichel, Stuhl kontaminierte) Wunden, Verletzungen mit Gewebezertrümmerung und
reduzierter Sauerstoffversorgung oder Eindringen von Fremdkörpern (z.B. Quetsch-, Riss-, Biss-, Stich-, Schusswunden) schwere
Verbrennungen und Erfrierungen, Gewebsnekrosen, septische Aborte
Dauer der
Ansteckungsfähigkeit
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe und Postexpositionelle Impfung
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erstellt von Dr. Wolfgang Hierl
Abteilung Gesundheitswesen
Krankheit
(Erreger)
Tollwut
Inkubationszeit
3-8 Wochen, selten
kürzer als 9 Tage
Dauer der
Ansteckungsfähigkeit
3-7 Tage vor Auftreten
der klinischen Symptome
und während der ganzen
Dauer der Erkrankung
Stand: 22.01.2009
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe und Postexpositionelle Impfung
Postexpositionelle Impfung: (Epidemiologisches Bulletin 30/2008)
Grad der
Exposition
I
II
III
Tollwutverdächtiges Tier
Tollwut-Impfstoffköder
Immunprophylaxe
Berühren/Füttern von Tieren, Belecken intakter Haut
Knabbern an unbedeckter Haut,
oberflächliche nicht blutende Kratzer durch Tier, Belecken nicht
intakter Haut
Jegliche Bissverletzung, Kratzwunden, Kontamination von Schleimhäuten mit Speichel
Berühren mit intakter Haut
keine Impfung
Kontakt mit Impfflüssigkeit auf nicht
intakter Haut
Impfung
Kontamination von Schleimhäuten und Impfung und einmalig simultan mit 1.
frischen Hautverletzungen mit ImpfImpfung passive Immunisierung mit
flüssigkeit
Tollwut-Ig (20 IE/kg KG)
Kontaminierte Körperstellen unverzüglich und großzügig mit Seife zu reinigen, mit Wasser gründlich zu spülen und mit 70%-igem
Alkohol oder Jodpräparat zu behandeln.
Bei Expositionsgrad III Tollwut-Ig ist soviel wie möglich in und um die Wunde zu instillieren und restliche Menge i.m. zu verabreichen, möglichst keine primäre Wundnaht.
Bei erneuter Exposition einer Person, die bereits vorher mit Tollwut-Zellkulturimpfstoff geimpft wurde, sind die Herstellerangaben zu
beachten.
Bei Impfanamnese mit unvollständiger Impfung oder Impfung mit in der EU nicht zugelassenen Impfstoffen wird eine vollständige
Immunprophylaxe durchgeführt
Bei gegebener Indikation ist die Immunprophylaxe unverzüglich durchzuführen; kein Abwarten bis zur Klärung des Infektionsverdachts beim Tier. Wird der Tollwutverdacht beim Tier durch tierärztliche Untersuchung entkräftet, kann die Immunprophylaxe abgebrochen oder als präexpositionelle Impfung weitergeführt werden.
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erstellt von Dr. Wolfgang Hierl
Abteilung Gesundheitswesen
Krankheit
(Erreger)
Tuberkulose
Inkubationszeit
Dauer der
Ansteckungsfähigkeit
Wochen bis Monate, solange Tb-Bakterien im
in der Regel mind. 6 Sputum, Bronchialsekret
Monate
oder Magensaft nachweisbar sind
Stand: 22.01.2009
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe und Postexpositionelle Impfung
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe:
1. Chemoprävention
(DZK „Latente tuberkulöse Infektion: Empfehlungen zur präventiven Therapie bei Erwachsenen in Deutschland“ Pneumologie 2004, LGL
„Empfehlungen zu Tuberkulose-Umgebungsuntersuchung“, Juli 2005):
-
Die Chemoprävention wird Personen empfohlen, die jünger als 50 Jahre sind, einen MMT mit einem Standardtuberkulin von > 5 mm
Indurationsdurchmesser aufweisen, eine behandlungsbedürftige Tuberkuloseerkrankung ausgeschlossen wurde und in eine der folgenden Risikogruppen fallen.
Bei Reaktionen > 10 mm ist eine vorbeugende Behandlung zu erwägen, wenn die folgenden Risiken vorliegen.
Eine Chemoprävention kommt nur in Einzelfällen in Betracht, wenn bei Personen < 50 Jahren eine Tuberkulinkonversion (Zunahme
des Indurationsdurchmessers um 10 mm oder mehr durch wiederholte Tuberkulintests binnen 2 Jahren) festgestellt wurde und keine
der genannten Risiken vorliegen
Bei Patienten ohne Risikofaktoren, die einen positiven Tuberkulin-Hauttest > 15 mm aufweisen, ist die Indikation zur präventiven
Therapie nur in seltenen Einzelfällen gegeben.
Empfohlen wird die 9-monatige Gabe von Isoniazid (INH) 300 mg täglich. Thoraxröntgenkontrollen sind nach 3, 6 und 12 Monaten zu
empfehlen.
-
Kinder: Empfehlungen entsprechen denen für Erwachsene; Dosierung nach Körperoberfläche (200 mg/m2) oder nach Alter (0 – 5
Chemoprävention
Wird empfohlen
Alter / Tuberkulinreaktion
< 50 Jahre, MM > 5
mm
Ist zu erwägen
MM > 10 mm
Ist nur in Einzelfällen angezeigt
-
Risikofaktoren bzw. Risikogruppen
-
Kontakt in Wohngemeinschaft o.ä. eng mit TB-Krankem (Sputum- o. Bronchialsekretausstrich pos. Sowie Nachweis in Kultur)
Radiolog. Nachweis narbiger Lungenveränderungen ohne Vorbehandlung (außer
verkalkte Hilus-LK, solitäre Rundherde, Pleurakuppenschwielen)
Patienten nach Organtransplantationen
Patienten unter Therapie mit > 15 mg Prednisolonäquivalent seit > 1 Mo
HIV-pos. Personen
Personen mit geplanter o. laufender anti-TNF-α Antikörper-Therapie
enger Kontakt zu TB-Krankem mit ausschl. kulturellem Erregernachweis
Silikose, Diabetes mellitus, maligne Lymphome, Leukämie o. Kopf-Hals-Ca
Z.n. Gastrektomie o. jejunoilealem Bypass
i.v.-Drogenabhängigkeit
berufliches Risiko
Kein Risiko
< 50 Jahre, Tuberkulinkonversion
MM-Reaktion > 15
Kein Risiko
mm
Jahre: 10 – 8 mg/kg; 6 – 9 Jahre: 8 – 7 mg/kg; 10 – 14 Jahre: 7 – 6 mg/kg)
Schwangerschaft und Laktation: gründliches Abwägen; Chemoprävention mit INH ist im Prinzip möglich
2. Chemoprophylaxe:
Eine Chemoprophylaxe soll Personen (in erster Linie Kinder < 15 Jahren und Immunsupprimierte), die Tuberkulosebakterien exponiert
waren (Wohngemeinschaft oder ähnlich enger Kontakt), aber noch keine Hinweise für eine Infektion bieten (Tuberkulintest negativ), vor
dem Angehen und Ausbreiten der Erreger im Körper schützen. In der Regel erfolgt die Chemoprophylaxe mit INH über 3 Monate. Bei
Immunsupprimierten ist vorher eine beginnende Erkrankung durch eine Thoraxaufnahme auszuschließen..
Wennder Tuberkulintest, der nach Ablauf von 3 Monaten wiederholt wird, negativ bleibt, kann das INH abgesetzt werden, weist der Test
eine positive Reaktion auf, wird die Chemoprophylaxe zur Chemoprävention ausgeweitet, sofern eine beginnende Erkrankung durch eine
Röntgenaufnahme ausgeschlossen wurde.
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Abteilung Gesundheitswesen
Krankheit
(Erreger)
Varizellen
Inkubationszeit
14-16 Tage (8-28)
Dauer der
Ansteckungsfähigkeit
1-2 Tage vor Auftreten
des Exanthems bis 7
Tage nach Auftreten der
letzten Effloreszenzen
erstellt von Dr. Wolfgang Hierl
Stand: 22.01.2009
Medikamentöse Postexpositionsprophylaxe und Postexpositionelle Impfung
Postexpositionelle Impfung:
Ratgeber Infektionskrankheiten-Merkblätter für Ärzte Varizellen 8/06:
Aktivimpfung: Bei ungeimpften Personen mit negativer Varizellen-Anamnese und Kontakt zu Erkranktem ist eine postexpositionelle Impfung innerhalb von 5 Tagen nach Exposition* oder innerhalb von 3 Tagen nach Beginn des Exanthems beim Indexfall zu erwägen. Auf
Vermeidung von Kontakten zu Risikopersonen sollte strikt geachtet werden.
Passivimpfung: Eine postexpositionelle Varizellenprophylaxe mittels Varicella-Zoster-Immunglobulin (VZIG) wird innerhalb von 96
Stunden nach Exposition* für Personen mit erhöhtem Risiko für Varizellenkomplikationen empfohlen. Sie kann den Ausbruch einer Erkrankung verhindern oder deutlich.
Zu diesem Personenkreis zählen:
Ungeimpfte Schwangere ohne Varizellenanamnese
Immundefiziente Patienten mit unbekannter bzw. fehlender Immunität
Neugeborene, deren Mutter 5 Tage vor bis 2 Tage nach Entbindung an Varizellen erkrankte
Für Applikation und Dosierung von VZIG sind die Herstellerangaben zu beachten
*Exposition heißt:
1 Stunde oder länger mit infektiöser Person in einem Raum
face-to-face-Kontakt
Haushaltskontakt
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