Erfahrungsbericht UCR

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Erfahrungsbericht UCR
Erfahrungsbericht Auslandssemester
University of California, Riverside
Spring Quarter 2013
27.03.2013 – 19.06.2013
Vorbereitung: Wer sich überlegt, ein Theoriesemester im Ausland zu absolvieren, sollte sehr
früh mit dessen Planung beginnen, da die Formalitäten vor allem für ein Semester in den USA
sehr viel Zeit in Anspruch nehmen.
Zunächst einmal ist sowohl vom Ausbildungsunternehmen als auch von der
Studiengangsleitung eine Erlaubnis einzuholen. Die nächsten Schritte folgen dann in
Zusammenarbeit mit dem International Office, der Kontakt zur Partneruni wird durch Frau
Rzepka hergestellt. Für die Bewerbung an der University of California Riverside (UCR), ist u.
a. ein Transcript of Records, ein Nachweis der Englischkenntnisse und der zur Verfügung
stehenden finanziellen Mittel notwendig. Letzteren besorgt man sich bei seiner Bank, wo man
sich bei dieser Gelegenheit auch gleich eine Kreditkarte zulegt, ohne die man in den USA
nämlich aufgeschmissen ist. Neben dem wichtigsten aller Papiere, dem Reisepass, wird auch
eine Auslandskrankenversicherung der UCR verlangt. Es empfiehlt sich allerdings, eine
zusätzliche Versicherung auf eigene Faust abzuschließen, da die UCR-Versicherung keinen
Tag über den offiziellen Studienzeitraum hinaus gilt und auch nicht gerade mit Leistungen im
Überfluss aufwartet.
Des Weiteren sind zahlreiche Gebühren wie zum Beispiel die SEVIS-Gebühr oder eine
Enrollment-Application-Gebühr zu bezahlen, um sich überhaupt bewerben und einen Antrag
für ein Visum stellen zu können. Nach mehrstündiger Bearbeitung eines Online-Fragebogens
und der Beschaffung zahlreicher weiterer Unterlagen (I-20 Formular, Passfoto, DHL
Expressbrief usw.) vereinbart man dann einen Interviewtermin für ein NichtEinwanderungsvisum und tritt die Reise in ein amerikanisches Konsulat nach Berlin, Frankfurt
oder München an. Dort angekommen, warten eine flughafenähnliche Sicherheitskontrolle, ein
etwas zäher Bürokratiemarathon und schließlich ein 10-minütiges Interview darauf, gemeistert
zu werden. Zwei Tage später kann das Visum dann auch schon aus dem Briefkasten geholt
werden und dem Abflug in die wahrscheinlich schönste Zeit des Lebens steht nichts mehr im
Wege.
Studium: Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten angekommen, wird dann sofort klar,
warum man so viel Aufwand auf sich genommen hat. Das Land und die Leute sind einfach
beeindruckend und nicht zu vergleichen mit dem, was man aus Deutschland kennt. Der
Californian Way of Life bietet eine unbeschreibliche Erfahrung und jeden Tag warten neue
Dinge darauf, entdeckt zu werden.
Doch da gibt es ja noch den eigentlichen Grund, warum man hier ist: das Studium. Der erste
Tag im Extension Center der UCR darf nicht nur wegen einem kleinen Willkommensbarbecue
nicht verpasst werden, sondern auch weil eine Informationsveranstaltung die Wahl der Kurse
detailliert erklärt. Es gibt zum einen campus classes, die man zusammen mit den
amerikanischen Studenten belegt, und zum anderen abends stattfindende extension classes
mit anderen internationalen Studenten und amerikanischen Arbeitnehmern. Beide Kursarten
sind empfehlenswert, jedoch sollte man sich besonders um einen Campuskurs bemühen, da
internationalen Studenten in der Regel keine Kurse on campus garantiert werden können. Die
Campuskurse müssen nämlich in der Hoffnung gecrasht werden, dass sich nicht genügend
bevorzugt behandelte Amerikaner einschreiben, damit die übrigen Plätze mit Internationals
gefüllt werden können. Glücklicherweise konnte ich auf Anhieb alle meine gewünschten Kurse
belegen, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Deutschen, die sich ihre Kurse in täglichen
Diskussionen mit den jeweiligen Departments erkämpfen mussten.
Deshalb sollte man in seinem Learning Agreement, das mögliche zu belegende Kurse festlegt,
unbedingt ein paar Alternativkurse parat haben, falls die Wunschkurse nicht ergattert werden
können. Eine weitere Umstellung erwartete mich dann im Studienalltag. Das amerikanische
System sieht weniger Präsenzstunden vor als an der DH üblich und außerdem gibt es nicht
nur eine Klausur am Semesterende sondern auch ein oder zwei Zwischenprüfungen,
Präsentationen und benotete Hausaufgaben. Ein Campuskurs bestand für mich zum einen aus
Lectures, die in einem kinoähnlichen Hörsaal zusammen mit über 500 Kommilitonen
stattfanden, und zum anderen aus Vertiefungsstunden in kleineren Gruppen, den sogenannten
Discussions. Der Größenvergleich zwischen der DH und der UCR fällt ähnlich aus wie der
zwischen Deutschland und den USA, d.h. in Riverside ist alles mindestens eine Nummer
größer. Ein knapp 500 ha großer Campus mit zahlreichen Fast-Food-Ketten und Sportanlagen
verleihen dem College den Charakter einer separaten Stadt.
Des Weiteren stellt sich die Frage, für welche Wohnmöglichkeit man sich entscheiden soll.
Diese Entscheidung will wohl überlegt sein, da es erhebliche Unterschiede zwischen den
einzelnen Unterkünften gibt. Ich habe mich zunächst für eine Gastfamilie entschieden, für die
man sich gesondert bewerben muss. Die Familie, die mir anhand meiner Interessen
zugeordnet wurde, war nicht nur sehr gastfreundlich sondern auch wohlhabend, weshalb das
Leben dort einiges an Luxus zu bieten hatte. Außerdem war es die optimale Möglichkeit, einen
Einblick in die Kultur und den Tagesablauf einer amerikanischen Familie zu erhalten und
nebenbei die Englischkenntnisse zu verbessern. Das einzige Problem an diesem Dasein war
die Tatsache, dass es einem Leben im goldenen Käfig glich. Der Grund dafür ist, dass meine
Gastfamilie nicht direkt in Riverside wohnte sondern in Moreno Valley, etwa 20 Autominuten
von der UCR entfernt. Für mich bedeutete das, jeden Tag auf die Fahrdienste meiner HostMom angewiesen zu sein und das richtige Studentenleben mit den schnell gefundenen neuen
Freunden zu verpassen. Daher entschied ich mich, in die Nähe des Campus zu ziehen, was
zum Glück problemlos möglich war. Hier wohnte ich in einer WG mit drei Amerikanern im
Apartmentkomplex Sterling Highlander, der sich zwar als teure aber dafür auch als beste und
modernste Wohnmöglichkeit erwies. Generell sollte man sich von Deutschland aus noch keine
Wohnung besorgen und stattdessen vor Ort eine Entscheidung treffen, nachdem man sich ein
paar kostenlose Führungen durch verschiedene Wohnheime geben lassen hat.
Freizeit: Dass der Freizeitfaktor bei der Wahl der Uni für das Auslandssemester eine große
Rolle spielt, kann wahrscheinlich niemand bestreiten und nach den vergangenen Monaten
kann ich bestätigen, dass wahrscheinlich kaum ein andrer Ort auf der Welt so einen hohen
Freizeitwert bietet wie Kalifornien.
Riverside selbst kann da nicht ganz mithalten und hat bis auf eine ansehnliche Downtown und
ein paar gute Bars nicht viel zu bieten. Das große Plus ist aber die zentrale Lage der Stadt,
sodass viele Strände in weniger als einer Stunde zu erreichen sind. Weitere Must-Sees sind
Los Angeles (1 Stunde), San Diego (1,5 Stunden), Las Vegas (3,5 Stunden) oder San
Francisco (6 Stunden). Sehr beeindruckend sind auch die vielen Nationalparks wie etwa der
Joshua Tree National Park (1,5 Stunden) oder der Yosemite National Park (6 Stunden), in
denen man die Vielfalt und Schönheit des Sunshine State auf eindrucksvolle Art selbst
erkunden kann. Die Entfernungen hören sich dabei zunächst etwas abschreckend an, jedoch
ist das Benzin in Kalifornien gerade mal halb so teuer wie in Deutschland.
Es ist auf jeden Fall sinnvoll, sich einen Mietwagen zusammen mit Freunden zuzulegen, da die
Distanzen hier allgemein sehr viel größer sind und die Infrastruktur sowieso auf Autofahrer
ausgerichtet ist. Weitere Freizeit-Highlights sind Sportveranstaltungen (z.B. NBA-, MLB- oder
MLS-Spiele), das jedes Quarter stattfindende Musikfestival auf dem UCR-Campus, Surfen im
Pazifik oder die unzähligen Shoppingmöglichkeiten. Zweifelsohne gibt es für jedermann mehr
als
genügend
Möglichkeiten,
sein
Geld
loszuwerden.
Insgesamt
sind
die
Lebenshaltungskosten, besonders die Mieten und auch die Studiengebühren sehr hoch. An
dieser Stelle möchte ich mich daher herzlich bei der Baden-Württemberg Stiftung für das mir
zur Verfügung gestellte Stipendium bedanken, das mir geholfen hat, einen Teil dieser Kosten
zu decken. Insgesamt kann ich festhalten, dass mein Auslandssemester an der UCR ein voller
Erfolg war und empfehle daher allen Unentschlossenen, diese Chance für sich zu nutzen.