Berufe rund ums Schreiben

Transcrição

Berufe rund ums Schreiben
dein weg in studium und beruf
Wann ist welcher
Master sinnvoll?
Branchenreport
Pflege und Therapie
März 2013 | 37. Jahrgang | Heft 1
Was macht eigentlich
ein Bioniker?
go
abi.de
Auf Goethes Spuren:
Berufe rund
ums Schreiben
abi.de
im fokus
Studium
Die richtigen Worte finden
Master – ja oder nein?
Ob Journalist, Drehbuch-Autor oder PR-Berater:
Wer beruflich „etwas mit Schreiben“ machen
möchte, hat viele Möglichkeiten.���������������������������� 10
go
abi.de
Obwohl der Bachelorabschluss als berufs­quali­fizie­rend gilt, ist es in einigen Fällen ratsam,
den Master draufzusatteln. ������������������������������������ 6
editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
w
erd’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist
so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann
will ich gern zugrunde gehn!“, sagt Faust zu Mephisto­
pheles. Mit der berühmten Tragödie von Johann Wolfgang
von Goethe befasst sich wohl jeder Gymnasiast einmal im
Deutschunterricht. Ihr Verfasser gehört bis heute zu den bedeutendsten und
bekanntesten deutschen Dichtern. Und ­Zeilen wie „Da steh ich nun, ich
armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!“ oder „Das also war des Pudels
Kern!“ sind zu geflügelten Worten geworden, die wir nach wie vor in unserer
Alltagssprache verwenden. Goethe hat wie kaum ein anderer die SchriftstellerGenerationen nach ihm geprägt und sicherlich in vielen die Leidenschaft zum
Lesen und auch zum Schreiben geweckt.
Natürlich kann nicht jeder, der gerne schreibt, ein Goethe werden
geschweige­denn berühmt und bestenfalls noch reich! Jedoch gibt es für
leidenschaftliche Texter eine ganze Menge anderer Möglichkeiten, ihr Talent
beruflich auszuleben – beispielsweise als Journalist, Redenschreiber, Presse­
sprecher, PR-Mitarbeiter, Drehbuch- oder Multimedia-Autor. In dieser Ausgabe
präsentieren wir dir die große Vielfalt an Berufen rund ums Schreiben. Wir
erklären, warum eine professionelle Ausbildung von Vorteil ist, und zeigen dir
außerdem, welche Rolle „Schreibkompetenz“ generell im Arbeitsalltag spielt.
Außerdem erfährst du in dieser Ausgabe, wann ein Masterstudium Pflicht
und wann sinnvoll ist, wie die Arbeitsmarktchancen im Bereich Pflege und
Therapie aussehen und was eigentlich ein Bioniker macht.
Viel Spaß beim Lesen wünscht dir die abi>> Redaktion
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abi>> 1 | 2013
Inh a l t
ausbildung I studium I beruf I arbeitswelt I fun & facts
abi.de
S C H Ü L e r Z EITU N G S W ETT B E W ER B
W a s m a ch t e i N … ?
Video-Chat mit „mittelpunkt“
Von der Natur lernen
And the winner is ... : Die Preisverleihung für den
abi>> Schülerzeitungswettbewerb 2012 fand
virtuell via Video-Chat statt.��������������������������������� 19
Als Bioniker überträgt Markus Hollermann
Lösungen aus der Natur auf Probleme
des Alltags.�������������������������������������������������������� 23
studium
Master – ja oder nein?
Der Bachelor gilt als berufsqualifizieren­
der Abschluss. Dennoch ist in einigen
Fächern ein Master sinnvoll – oder
sogar ein Muss.������������������������������������6
Darf’s noch ein Master sein?
Master in Vollzeit oder berufsbeglei­
tend, konsekutiv, im Ausland oder dual:
abi>> gibt einen Überblick. ������������������8
im fokus
Die richtigen Worte finden
Ob Drehbuchautor oder PR-Berater:
Wer seine Leidenschaft für das Schrei­
ben zum Beruf machen möchte, hat
viele Möglichkeiten. ���������������������������10
Mit Schreiben Geld verdienen:
Wo liegen Chancen?
Journalismus, Verlagswesen, PR: abi>>
erläutert, in welchem Bereich es derzeit
Arbeitsplätze gibt. �����������������������������15
„Gute Journalisten
bieten Verlässlichkeit“
Interview mit Hendrik Zörner vom Deut­
schen Journalisten-Verband (DJV)������16
was macht ein … ?
Schreiben als generelle Kompetenz
Ob in Bewerbungen, E-Mails oder Ge­
schäftsbriefen – auch im Alltag wird viel
geschrieben.���������������������������������������17
Spannende Lektüre
für die abi>> Jury
Das Magazin „mittelpunkt“ aus
Mönchengladbach gewinnt den abi>>
Schülerzeitungswettbewerb 2012.�����18
Video-Chat mit „mittelpunkt“
abi>> chattet mit der Gewinner­
redaktion des diesjährigen Schüler­
zeitungswettbewerbs über den
Redaktionsalltag und berufliche
Zukunftspläne. �����������������������������������19
Das Zusammenspiel von Text, Grafik
und interaktiven Elementen
Kristin Gramowski arbeitet als
freiberufliche Multimedia-Autorin
und erstellt interaktive
Lernmaterialien.���������������������������������20
Vom Kaufmann zum Redakteur
Thorsten Breitkopf ist gelernter Bank­
kaufmann und hat BWL studiert.
Jetzt ist er Wirtschaftsredakteur bei
einer Zeitung. �������������������������������������22
abi>> 1 | 2013
Von der Natur lernen
Bioniker Markus Hollermann schaut
sich clevere Problemlösungen von
Pflanzen und Tieren ab. ��������������������23
Arbeitsmarkt
Wachstumsbranche im Wandel
Alternde Gesellschaft: Im Bereich
Pflege und Therapie werden gut
ausgebildete Fachkräfte händeringend
gesucht. ���������������������������������������������24
Nah am Menschen
Sophie Heimrod studiert Ergo­therapie
an der Alice Salomon Hochschule (ASH)
in Berlin.���������������������������������������������26
weitere rubriken
Editorial�����������������������������������������������2
News����������������������������������������������������4
Impressum����������������������������������������27
Vorschau, Fun ����������������������������������28
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Foto: Tom Pingel
Finanzierung
Neue Hochschule
Ausbildungsmarkt
Mit Spenden
und Sponsoring
ins Ausland
Weinbau in
Geisenheim
studieren
Mehr Ausbildungsstellen als Bewerber
Du willst unbedingt einen
Freiwilligendienst im Ausland
absolvieren, hast aber
keine Ahnung, wie du das
finanzieren sollst?
Ein kostenloser Ratgeber von Projects
Abroad schafft Abhilfe und gibt jede
Menge Tipps, damit dein Dienst nicht
am Geld scheitert.
So ein Freiwilligendienst kann nämlich
ganz schön teuer werden. Viele Organisationen übernehmen nicht die Kosten
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selbst muss sich darum kümmern. Damit
das auch gelingt, gibt Projects Abroad
in seinem Ratgeber nützliche Tipps, wie
man durch Sparen, Nebenjobs, BenefizVeranstaltungen oder mithilfe von Sponsoren an genug Geld kommt, um die
wertvolle Freiwilligenzeit zu finanzieren.
Neben diesen Anregungen und Ideen
erzählen ehemalige Freiwillige, wie sie
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Guide“ steht kostenlos auf der Seite von
Projects Abroad zum Download bereit.
>>mehr infos:
www.projects-abroad.de/preise/
finanzielle-unterstutzung
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news
Foto: Frank Pieth
Foto: Sonja Trabandt
news
Laut einer kürzlich von der BundesDie neu gegründete Hochschule agentur für Arbeit veröffentlichten
Studie sieht es auf dem
Geisenheim bietet Bachelor- und
Ausbildungsmarkt in Deutschland
Masterstudiengänge aus den
grundsätzlich positiv aus.
Bereichen Wein- und Gartenbau
sowie Getränketechnologie an. Für den Zeitraum Oktober 2011 bis SepSeit dem 1. Januar 2013 existiert die
Hochschule Geisenheim. Sie geht
aus einem Zusammenschluss der
Forschungsanstalt Geisenheim und
dem Fachbereich Geisenheim der
Hochschule­RheinMain hervor und
liegt zwischen Wiesbaden und Bad
Kreuznach. Das Studienangebot besteht
derzeit aus fünf Bachelor- und sechs
Masterstudiengängen, die überwiegend
in Kooperation mit der Justus-LiebigUniversität Gießen durchgeführt werden.
Angeboten werden Fächer wie „Weinbau
und Oenologie“, „Internationale Weinwirtschaft“ oder Getränketechnologie.
Studierende des Fachbereichs Weinbau und Getränketechnologie haben
zudem die Möglichkeit, in Zusammenarbeit mit den italienischen Universitäten
Udine und Trento mit einem Doppelabschluss abzuschließen.
Bewerbungen für die Studiengänge
an der Hochschule Geisenheim sind bis
zum 8. März 2013 möglich.
>>mehr infos:
www.hs-geisenheim.de
abi>> 1 | 2013
tember 2012 wurden den Agenturen für
Arbeit und Jobcentern insgesamt knapp
518.000 Ausbildungsstellen gemeldet.
Gründe für das große Ausbildungsangebot
sind vor allem die stabile konjunkturelle
Lage sowie das Interesse der Betriebe, ihre
Fachkräfte selbst auszubilden. Außerdem
werden Ausbildungsstellen früher gemeldet, sodass Betriebe mehr Zeit haben,
geeignetes Personal zu finden.
Im Bewerbungszeitraum haben sich
insgesamt 559.900 Bewerber bei den
Ausbildungsvermittlungen gemeldet.
Dies entspricht einem Plus von 16.800
Bewerbern im Vergleich zum Vorjahr. Ein
Grund für den Anstieg an Bewerbern sind
die doppelten Abiturjahrgänge.
Allerdings blieben auch einige Ausbildungsstellen unbesetzt. Dies liegt vor
allem an fehlenden Qualifikationen von
Bewerbern und regionalen Unterschieden. Generell übersteigt die Zahl der
noch unbesetzten Ausbildungsstellen
(33.300) die Zahl der unversorgten
Bewerber (15.700) um knapp 17.600.
>>mehr infos:
www.arbeitsagentur.de
News
Berufs- und Studienmessen
Einstieg für Schüler
und Studierende
Foto: WillmyCC
Bereits seit 2001 finden jährlich in ganz
Deutschland Berufs- und Studienmessen
des Veranstalters Einstieg statt. Im Jahr
2013 kommen nun auch die Messen
„Berufe live“ und „mastermap“ hinzu.
Bei den Einstieg-Messen können
Studien- und Ausbildungsinteressierte
Informationen über ihre jeweils angestrebten Ziele bekommen. Bei den
verschiedenen Veranstaltungen, die
über ganz Deutschland verteilt sind,
erwarten die Besucher beispielsweise
Lehrstellenbörsen, Workshops und
Einzelcoachings. Aussteller aus der
jeweiligen Region stellen etwa ihr Studien- oder Ausbildungsangebot vor, erklären Berufsbilder oder umreißen ihre
jeweiligen Branchen. Zudem gibt es bei
den Messen Tipps für die Bewerbung.
Messetermine 2013:
Nationales MINT-Forum gegründet
23 überregional tätige Organisationen haben sich zum Nationalen
MINT-Forum zusammengeschlossen. Eines der Ziele ist, Kinder und
Jugendliche früh mit Technik vertraut zu machen.
Das nationale MINT-Forum wurde von verschiedenen Stiftungen, Wissenschafts­
einrichtungen, Fachverbänden, Hochschulallianzen und weiteren Initiativen gegründet. Das Forum möchte erreichen, dass sich die MINT-Bereiche (Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaften und Technik) wie ein roter Faden durch die Bildungsbiografie ziehen. Das beginnt bei der frühkindlichen Bildung und reicht über
die schulische und außerschulische, die berufliche und akademische Bildung bis
hin zur Weiterbildung. Auch sollen die vielfältigen Aktivitäten der MINT-Initiativen,
die es deutschlandweit gibt, stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gelangen.
Andere Ziele sind beispielsweise die Förderung der Kompetenzen und Interessen
des MINT-Nachwuchses, die Internationalisierung der Bewegung und die Lehreraus- und -weiterbildung in den MINT-Fächern.
Das Nationale MINT-Forum wurde auf Initiative von acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, und der Initiative „MINT Zukunft schaffen“ gegründet. Weitere Mitglieder sind beispielsweise der Verein Deutscher Ingenieure,­
die Robert Bosch Stiftung und die Siemens Stiftung.
>>mehr infos:
www.mintzukunftschaffen.de
abi>> 1 | 2013
Foto: Martin Rehm
Nachwuchsförderung
8. und 9. März: Niederrhein (Berufe live)
6. April: Bielefeld (Einstieg)
23. April: Hamburg (mastermap)
26. und 27. April: Frankfurt (Einstieg)
30. April: München (mastermap)
3. und 4. Mai: Karlsruhe (Einstieg)
28. Mai: Berlin (mastermap)
20. und 21. September: Dortmund
(Einstieg)
11. und 12. Oktober: München (Einstieg)
29. Oktober: Dortmund (mastermap)
30. Oktober: Köln (mastermap)
8. und 9. November: Köln (Berufe live)
15. und 16. November: Berlin (Einstieg)
>>mehr infos:
www.einstieg.com
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studium
Wann ist welcher Master sinnvoll?
Master – ja oder nein?
Nach dem Bachelor aufhören oder weitermachen? Der Abschluss gilt als
berufsqualifizierend. Dennoch ist ein Master in einigen Fächern besonders sinnvoll –
bei bestimmten beruflichen Zielen sogar ein Muss.
s
usan Säumel hat sich nach ihrem Zwei-FachBachelor in Soziologie und Politik an der Universität Halle entschlossen, ein Masterstudium
in Soziologie anzuhängen, das sie ebenfalls in
Halle absolviert. Als Schwerpunkte hat sie
„Generation, Lebenslauf, Sozialstruktur“ gewählt. Die Studierende beschäftigt sich mit dem demografischen Wandel, aber auch
mit der Frage, wie die zunehmende Wechselhaftigkeit in der Erwerbsbiografie von Menschen bewältigt werden kann. „Gereizt
hat mich, dass die Inhalte stark auf aktuelle gesellschaftliche
Themen ausgerichtet sind“, sagt die 25-Jährige. Nach Abschluss
ihrer Masterarbeit absolviert sie ein halbjähriges Praktikum in
der Abteilung für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für
Arbeit. „Mein Berufsziel ist es, in der Öffentlichkeitsarbeit einer
Institution zu arbeiten, die sich mit sozialpolitischen Fragen befasst“, beschreibt sie ihre Zukunftspläne.
Voraussetzung für die Promotion
Neben fachlichem Interesse kann es für ein Masterstudium
auch noch andere Gründe geben. „Ein Masterstudium ist generell für alle sinnvoll, die später im Bereich Forschung und
Entwicklung arbeiten möchten oder eine Promotion anstreben.
Daher ist der Master für Studierende der naturwissenschaftlichen Fächer auch praktisch ein Muss“, erklärt Wolf-Helmut
­Simmerling, Berater für akademische Berufe an der Arbeitsagentur Mannheim. Zudem gäbe es Berufe, die ein Masterstudium
zwingend notwendig machten. „Dies gilt etwa für alle, die sich
im gestuften Studienmodell auf die Tätigkeit als Lehrer vorbereiten. Für Psychologen ist derzeit zwar noch nicht abschließend
geregelt, ob sie stets einen Master für den Zugang zur Weiterbildung in einem anerkannten Therapieverfahren benötigen,
damit sie mit Kassenzulassung als Psychotherapeuten tätig
sein können, dies ist aber wohl eher eine Frage der Zeit. Und
Architekten können sich nur dann selbstständig machen, wenn
sie ein mindestens vierjähriges Studium absolviert haben –
im Regelfall Bachelor plus Master, allerdings gibt es auch
6
­achtsemestrige Bachelorstudiengänge. Ansonsten haben sie
nur die Möglichkeit, als Angestellte in einem Architekturbüro zu
arbeiten.“
Unterschiedliche Zulassungsbedingungen
Für die Bewerbung für ein Masterprogramm setzen viele
Hochschulen einen sogenannten qualifizierten Bachelorabschluss voraus, also beispielsweise eine Bachelornote, die
besser ist als 2,5. „Grundsätzlich kann jedes Bundesland
eigene Zulassungsbedingungen festlegen und den Hochschulen
die Möglichkeit einräumen, unterschiedliche Kriterien zu berücksichtigen“, erklärt Stefanie Busch, Referatsleiterin bei der
Hochschulrektorenkonferenz (HRK). „Einige Hochschulen berücksichtigen aufgrund dieser Vorgaben nur die Bachelornote,
andere wiederum noch weitere Kriterien wie etwa Praktika oder
eine vorangegangene Berufsausbildung.“ Wie viele Bachelorabsolventen die Chance auf einen Platz in einem Masterprogramm
haben, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. „Einige Länder gehen wohl davon aus, dass nur etwa die Hälfte
der Bachelor-Studierenden in den Master wechseln. Andere
scheinen mit höheren Übergangsquoten zu planen. Wie sich
die Nachfrage in der Zukunft entwickeln wird, ist jedoch schwer
absehbar“, sagt Stefanie Busch. Einen Überblick über das Angebot an Masterstudiengängen bieten studienwahl.de und der
Hochschulkompass der HRK. In letztgenannter Datenbank
sind derzeit bundesweit rund 4.700 konsekutive Masterstudiengänge verzeichnet, lediglich rund 1.700 davon sind zulassungsbeschränkt (Stand: Januar 2013). „Der große Umfang an
zulassungsfreien Programmen zeigt, dass es auf das gesamte
Bundesgebiet bezogen bisher keinen relevanten Bewerberüberhang gibt“, erklärt Stefanie Busch. Allerdings sei nicht garantiert,
dass man den Master in jedem Fall an der gleichen Hochschule
wie den Bachelor absolvieren könne. „Die Masterstudienplätze
sind an einigen Studienorten in bestimmten Fächern in der Tat
so gefragt, dass nicht alle Bewerber zum Zuge kommen. Es ist
aber durchaus möglich, andernorts einen zulassungsfreien Studienplatz für ein Fach zu bekommen, das an einer ­besonders
abi>> 1 | 2013
Foto: Alex Becker
Foto: Alex Becker
studium
Genug studiert: Unter den Bachelorstudierenden an Fachhochschulen strebt – anders als an Unis – nur gut die Hälfte
anschließend einen Master an.
Eine Frage des Fachs: In den Ingenieur- und Naturwissenschaften wird den Studierenden meist der Masterabschluss
empfohlen.
begehrten Hochschule zulassungsbeschränkt ist.“ Bei der Bewerbung für einen Masterstudiengang sollte in jedem Fall darauf geachtet werden, dass der Anbieter eine staatliche oder
staatlich anerkannte Hochschule ist, damit es später nicht zu
Problemen bei der Anerkennung des Abschlusses kommt. Interessiert man sich für eine Hochschule im Ausland, ist es wichtig
zu prüfen, ob diese auch in Deutschland als solche anerkannt
ist. Aufschluss darüber gibt die Datenbank anabin der Kultusministerkonferenz.
Mehr Masterabschlüsse an Universitäten
In den Naturwissenschaften ein Muss
Dass immer wieder die Auffassung verbreitet wurde, der Bachelor reiche für einen erfolgreichen Berufseintritt allein nicht
aus, ist auch der HRK bekannt. „Wir haben immer dafür plädiert, den Bachelor als berufsbefähigenden Abschluss anzuerkennen. Diverse Studien belegen, dass er – zum Beispiel nach
einem Studium in BWL – zu erfolgreichen Karrieren führen
kann. Auch die Gehälter der Bachelors gleichen sich häufig
denen der Masterabsolventen an, wenn jemand leistungsstark
ist. Um jedoch zum Beispiel ein vollwertiger Chemiker zu werden, der in einer Forschungsabteilung arbeiten kann, braucht
es auch zukünftig einen Master, möglicherweise sogar die Promotion“, so Stefanie Busch.
Die TU9-Allianz, ein Verband von neun führenden Technischen
Universitäten in Deutschland, hält erklärtermaßen den Master
für den Regelabschluss in den Ingenieur- und Naturwissenschaften. „Bachelor- und Masterstudium zusammen entsprechen
dem früheren Qualifikationsprofil der Diplomstudiengänge. Dass
jemand an einer TU9 sein Ingenieurstudium mit dem Bachelorabschluss beendet, ist eher die Ausnahme, die überwiegende
Mehrheit verfolgt das Ziel Master. Wir raten immer dazu, vor der
Wahl des Studienfachs und der Universität genau abzuwägen,
ob beides zu einem passt, und dann konsequent das Ingenieurstudium bis zum Masterabschluss zu verfolgen. Wer merkt, dass
das wissenschaftliche Interesse weitergeht, kann danach auch
noch promovieren“, sagt Venio Piero Quinque, Geschäftsführer
der TU9 German Institutes of Technology.
Laut der vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft
gemeinsam mit dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln
und dem HIS-Institut für Hochschulforschung 2011 veröffentlichten Studie „Mit dem Bachelor in den Beruf“ gibt es deutliche Unterschiede je nach Hochschulart, was den Übergang
in ein Masterprogramm betrifft. Immerhin 82 Prozent der Bachelorstudierenden an Universitäten planen einen zweiten Studienabschluss, den 70 Prozent davon gleich an den Bachelor
anschließen wollen. Etwas anders sieht es bei den Fachhochschulen aus: Dort streben nur 55 Prozent der Bachelorstudierenden einen Master an, 21 Prozent darunter planen ihn zu
einem späteren Zeitpunkt. Auch bezogen auf die Studienfächer
gibt es Unterschiede: Besonders stark ausgeprägt sind die Ambitionen für ein weiteres Studium bei Studierenden der Fächergruppen Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften mit
91 Prozent. Dieser Anteil liegt in den Ingenieurwissenschaften
bei Studierenden an Universitäten sogar noch etwas höher,
nämlich bei 92 Prozent. Nicht selten zufrieden mit einem Bachelorabschluss sind der Studie zufolge vor allem Studierende
der Wirtschafts- und Agrar-/Ernährungswissenschaften an
Fachhochschulen: Jeweils über 20 Prozent planen kein weiteres Studium (Durchschnitt an FHs: 16 Prozent).
Nach Ansicht von Stefanie Busch lassen sich diese Unterschiede teilweise auf die unterschiedlichen Hochschulstrukturen zurückführen: „Fachhochschulen sind im Unterschied
zur Universität meist praxisorientierter ausgerichtet. Häufig
besteht eine Verknüpfung mit der regionalen Wirtschaft, was
den Übergang in den Beruf leichter macht“, so die HRK-Referentin. Ihrer Einschätzung nach könnten auch konjunkturelle
Entwicklungen Bewegung in diesen Trend bringen: „Verändert
sich die gesamtwirtschaftliche Lage in einer Weise, dass sich
die Arbeitsmarktchancen etwa für Betriebswirte verbessern
beziehungsweise verschlechtern, könnten sich viele Absolventen künftig entschließen, je nach Situation direkt nach dem
Bachelorstudium in den Beruf zu gehen oder sogleich ein Masterstudium anzuschließen.“<<
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Foto: Martin Rehm
studium
Häufig ist der Master auch eine gute Gelegenheit, um ein Semester oder ein ganzes Studienjahr im Ausland zu verbringen.
Wege zum Masterabschluss
Darf’s noch ein Master sein?
Ob in Vollzeit oder berufsbegleitend, konsekutiv oder als Weiterbildungsstudium, im Ausland
oder dual – viele Wege führen zum Masterabschluss. abi>> gibt einen Überblick.
e
in konsekutives Masterstudium
schließt direkt an den Bachelor
an. „In der Regel braucht man
für beide Studienabschlüsse
insgesamt fünf Jahre“, erklärt
„Jemand, der im Wolf-Helmut Simmerling, Berater für akademiSoziologiestudium sche Berufe bei der Arbeitsagentur Mannheim.
merkt, dass er sich Während konsekutive Angebote das vorangeganbesonders für das gene Bachelorstudium vertiefen, kann mit einem
Thema Staatskunde Weiterbildungsmaster das Qualifikationsprofil
interessiert, hat erweitert oder ein neues Studiengebiet vertieft
die Chance, ein erschlossen werden. „Jemand, der im Soziologieentsprechendes studium merkt, dass er sich besonders für das
Masterstudium Thema Staatskunde interessiert, hat die Chance,
anzuschließen.“ ein entsprechendes Masterstudium anzuschließen“, weiß der Berater.
Berufsbegleitend zum Master
Möglich ist der Erwerb des Masters auch in
einem dualen Studium. „Häufig regen die Betriebe
die Absolventen an, sich auf ein bestimmtes Gebiet
zu spezialisieren, je nachdem, wo im Unternehmen
Personalbedarf besteht. Das kann zum Beispiel
‚Finanzen und Steuern‘ nach einem BWL-Studium
sein.“ Weiterbildende Masterstudien­gänge setzen
in der Regel berufspraktische ­Erfahrungen von
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mindestens einem Jahr voraus. Neben Vollzeitstudiengängen kann der Master auch berufsbegleitend absolviert werden – als Fernstudium,
in Form von Abendunterricht, in Blockveranstaltungen, als Studium am Wochenende oder mit
integrierten Fernstudienphasen. „Diese Formen
erfordern viel Disziplin und Durchhaltewillen,
besonders wenn schon eine Familie da ist“, gibt
Wolf-Helmut Simmerling zu bedenken. Zudem
sind sie oft mit hohen Kosten verbunden.
Master im Ausland?
Auch ein Master im Ausland ist möglich. „Als Vorbereitung für Berufsbereiche, die hohe kulturelle Kompetenz, fundierte Sprachkenntnisse oder
internationale Zusammenarbeit notwendig machen, bietet sich ein integriertes Auslandssemester oder -jahr während des Masterstudiums an“,
sagt der Berater. Zur Finanzierung von Studienzeiten im Ausland gibt es verschiedene Möglichkeiten. Der Deutsche Akademische Austauschdienst
(DAAD) bietet beispielsweise Jahresstipendien an.
Voraussetzung für alle Arten von Stipendien sind
gute Studienleistungen. „Es gibt verschiedene
klassische DAAD-Stipendien. Welches Programm
für welches Land infrage kommt, kann in unserer
Foto: Martin Rehm
studium
Durchhaltevermögen gefragt: Wer berufsbegleitend seinen Master machen möchte, muss sich häufig auf Sonderschichten am
Abend oder am Wochenende einstellen.
Datenbank abgerufen werden“, erklärt Nina Salden, Leiterin des DAAD-Büros in Brüssel. „Die Bewerbung sollte in der Regel mindestens ein Jahr
vor dem geplanten Auslandsaufenthalt erfolgen.“
(Hier auf das TW „Studienfinanzierung“ verlinken).
Angebot und Nachfrage
Eine Alternative kann ein Erasmus-Stipendium
sein. Dabei handelt es sich um einen Mobilitätszuschuss. Die Stipendien werden maximal für
ein Jahr für Studienaufenthalte ausschließlich im
europäischen Ausland vergeben. Bewerben kann
man sich an der eigenen Hochschule. „Wie gut
die Chancen sind, hängt von Angebot und Nachfrage ab: Gibt es viele Bewerber, sinken die Chancen, interessieren sich wenige Kommilitonen für
das gewählte Land, sind die Chancen größer“, so
die DAAD-Expertin.
Eine weitere Variante, während des Masters ins
Ausland zu gehen, stellen Erasmus-MundusStudiengänge dar. Besonderheit: Sie werden von
mindestens drei europäischen Hochschulen aus
drei europäischen Ländern gemeinsam angeboten. Alle Studiengänge umfassen mindestens
zwei verpflichtende Studienaufenthalte im Ausland, und zwar in zwei unterschiedlichen europäischen Ländern. Der Masterabschluss wird als
Doppelabschluss oder gemeinsamer Abschluss
auch von einer ausländischen Hochschule vergeben. Diese anspruchsvollen internationalen Studiengänge werden über ein Erasmus-Mundus-Stipendium gefördert. „Für die Bewerbung können
neben guten Studienleistungen weitere Kriterien,
wie etwa soziales Engagement von Bedeutung
sein. Häufig finden Vorstellungsgespräche vor
einer Kommission aus deutschen und ausländischen Lehrenden statt“, sagt Nina Salden. <<
abi>> 1 | 2013
>>mehr info
www.abi.de
Gib Folgendes
in die Suche
ein: CodeMJO
9
im Fokus
Ich will etwas machen mit
Schreiben
Die richtigen
Worte finden
Blogs, Internetforen, soziale Netzwerke
und Self-Publishing-Plattformen: Eigene
Texte veröffentlichen kann heute im
Grunde jeder mit wenigen Mausklicks.
Doch professionelles Schreiben erfordert
mehr als reines Mitteilungsbedürfnis.
Schreiben will gelernt sein. Wer es zu
seinem Beruf machen möchte, findet
m
vielfältige Möglichkeiten vor.
an kann zum Beispiel Texte für Film
und Fernsehen entwickeln, wie Georg
Tiefenbach (36) aus
Hamburg. Ein Satz bedeutete für den freiberuflichen Drehbuchautor den bislang
aufregendsten Moment seiner Karriere.
„Hiermit sprechen wir die offizielle Einladung Ihres Films ‚Endzeit‘ in die Reihe
‚Perspektive Deutsches Kino‘ der Berlinale 2013 aus“, stand in der E-Mail, die er im
Dezember 2012 in seinem Postfach fand.
Damit feiert der 90-Minüter seine Premiere auf dem weltbekannten Filmfest und
könnte sogar mit einem Silbernen oder
Goldenen Bären ausgezeichnet werden.
„Es ist mein erster Kino-Langfilm und
daher ein ganz besonderer persönlicher
Erfolg“, freut sich Georg Tiefenbach.
„Szenisch schreiben“
Eine Vorlage für bewegte Bilder zu
schreiben, ist etwas ganz anderes, als
beispielsweise eine Reportage oder ei10
nen Roman zu verfassen. „Beim Drehbuch geht es darum, szenisch zu schreiben“, erklärt Georg Tiefenbach. „Anders
als in der Belletristik oder Lyrik können
wir den Kopf der Figur nicht aufklappen,
um Gedanken und Gefühle wiederzugeben, sondern stellen Charaktere über
ihre Sprache und Handlungen dar.“ Um
von vornherein beurteilen zu können,
was auf welche Weise spielbar ist, seien
Grundkenntnisse in Schauspiel sehr hilfreich. „Auch praktische Erfahrung in der
Filmproduktion ist von Vorteil. Darum ist
es ratsam, in der Anfangsphase so viel
wie möglich vom Dreh und vom anschließenden Schnitt mitzubekommen.“
Wenn der Drehbuchautor ein Thema
gefunden hat, bespricht er die Idee mit
Regisseuren, Produzenten und Förderern. Meist erstellt er dafür zunächst
ein Exposé, also eine Kurzfassung der
Inhalte. „Wenn wir den Film gemeinsam realisieren möchten, beginne ich,
die Geschichte mithilfe von Recherche,
eigener Intuition und dramaturgischem
Handwerk als Drehbuch auszuarbeiten.“
abi>> 1 | 2013
Leidenschaft für Film, Theater
und Schreiben
Sein erstes Geld verdiente Georg Tiefenbach als Drehbuchautor für Serien und
Vorabendkrimis wie „Großstadtrevier“,
„Heiter bis tödlich“ und „Kommissare im
Einsatz“. Bis dahin war es ein steiniger
Weg. „Nach dem Abitur habe ich zunächst von anderen Jobs gelebt und Erfahrungen durch zahlreiche Assistenzen
bei Filmproduktionen und an Theatern
gesammelt.“ Er studierte Dramaturgie
an der Theaterakademie August Everding
in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität München, ging dann an
die Hamburg Media School, um dort mit
dem Masterstudiengang „Film“ in der
Disziplin Drehbuch anzuknüpfen. Seiner
Erfahrung nach kommen viele Drehbuchautoren von den Filmhochschulen. „Die
Qualifikation ist auf jeden Fall von Vorteil“, findet er.
Für ihn stand sein Berufsziel früh fest:
Schon als Kind spielte er im Schultheater und auf freien Bühnen. Im Alter von
Foto: Jessica Braun
im fokus
Vom klassischen Roman bis zur
politischen Rede: Wer gerne
schreibt, dem eröffnet sich ein
breites Betätigungsfeld.
20 Jahren verfasste Georg Tiefenbach erste Drehbücher für
eigene Kurzfilme. „Ich wollte schon immer darstellende Kunst
machen. Gleichzeitig habe ich gerne erzählt, geschrieben und
viel gelesen. Die Leidenschaft für Film und Theater sowie die
Begeisterung für Sprache und fürs Schreiben sind da aufeinander gestoßen.“
Über ein Volontariat in den Journalismus
Drehbuchautor zu werden, ist eine von zahlreichen Möglichkeiten, die Leidenschaft fürs Schreiben zum Beruf zu machen.
Vielleicht nicht die, an die man als Erstes denkt. Klassischerweise kommt einem hier der Journalismus in den Sinn. „In diesem Berufsfeld sind die Wege und Einsatzmöglichkeiten sehr
vielfältig“, weiß Detlef Berg vom Hochschulteam der Arbeitsagentur Hamburg. Der Berufsberater erlebt, dass Abiturienten
ihre Ziele von vornherein hoch stecken: „Viele, die Journalisten werden möchten, sehen sich gleich die Titelreportagen
schreiben. Doch in den großen Redaktionen sind die Plätze
sehr begrenzt und es werden hohe Qualifikationen erwartet“,
macht er klar.
Den Weg in den Journalisten-Beruf bereitet üblicherweise ein
Volontariat: Diese meist zweijährige Ausbildung erfolgt in der
jeweiligen Redaktion und setzt in der Regel ein abgeschlossenes Studium voraus. Neben grundständigen JournalismusStudiengängen gibt es spezialisierende Studiengänge wie
Musikjournalismus, Wissenschaftsjournalismus, Ressortjournalismus oder Fachjournalistik. ­Allerdings spielt der Fachbereich im Berufsleben weniger eine Rolle, wie Detlef Berg betont: „Vielmehr kann es von Vorteil sein, beispielsweise einen
Abschluss als Ingenieur oder Historiker mitzubringen. Solche
Experten können ihren Platz im passenden Ressort finden oder
in den Fachjournalismus gehen.“ Aber auch bei Tageszeitungen
und Rundfunkredaktionen werden Absolventen für das Volontariat eingestellt, die kein einschlägiges Journalistenstudium
haben.
Aus den Rückmeldungen von Verlagen weiß der Berufsberater, was von den Bewerbern erwartet wird: „Wichtiger als
beispielsweise Kommunikationswissenschaften oder Publizistik studiert zu haben, sind eine gute Allgemeinbildung und
Schreibtalent. Es geht darum, Inhalte zu recherchieren und zu
Papier zu bringen, aus Themen auch unter Zeitdruck gute Texte
machen zu können.“ Gefragt sind daher auch Absolventen der
renommierten Journalisten-Schulen – wie etwa der Deutschen
Journalistenschule in München, der Henri-Nannen-Schule in
Hamburg oder der Kölner Journalistenschule –, deren Besuch
an ein anspruchsvolles Aufnahmeverfahren geknüpft ist. Über
die genauen Zulassungsvoraussetzungen, den Ablauf und
eventuelle Kosten der Ausbildung sowie den Abschluss sollte
man sich bei der jeweiligen Schule erkundigen.
Technische Kompetenzen gefragt
Viele Journalisten arbeiten freiberuflich für verschiedene Auftraggeber. Mitarbeiter, die journalistische Aufgaben innerhalb
einer Redaktion übernehmen – neben dem Schreiben bedeutet
das auch das Redigieren von Texten – nennt man Redakteure.
Journalisten und Redakteure arbeiten vor allem bei Verlagen,
Nachrichtenagenturen, Anbietern von Online-Medien, Fernseh- und Radiosendern sowie in PR- oder Multimedia-Agenturen. In ihrer Schreibe müssen sie flexibel sein, denn je nach
Medium verfassen sie Texte für ­unterschiedliche Zielgruppen
und unterschiedliche Informationskanäle. Dabei gilt: Für Leser
schreibt man anders als für Hörer oder Zuschauer.
Auch technische Kompetenzen und der professionelle
Umgang mit dem Internet sind im Journalismus unverzichtbar geworden. „Internetrecherche ist längst Standard in der <<
abi>> 1 | 2013
11
Foto: Sonja Trabandt
im Fokus
journalistischen Arbeit“, sagt Hendrik Zörner vom
Deutschen Journalistenverband (DJV). „Auch die
Journalistenausbildung ist inzwischen crossmedial.
Man lernt also, in den einzelnen Mediengattungen
zu arbeiten. Dazu gehört auch der Online-Journalismus.“ Und unter Online-Journalismus sind längst
nicht mehr nur die Online-Auftritte von Zeitungen
und Zeitschriften zu verstehen. Auch die sozialen
Netzwerke werden mittlerweile von Journalisten beackert: So verfassen etwa Social-Media-Redakteure
für ihre Redaktionen oder für Kunden professionelle­
Beiträge auf Facebook, Twitter und Co.
Mit der Öffentlichkeit kommunizieren
Um das professionelle Recherchieren und Verfassen von Texten geht es auch im Berufsfeld Öffentlichkeitsarbeit/Public Relations. So beschäftigen
sich Mitarbeiter von Pressestellen mit der Erstellung treffsicherer Texte, meist in Form von Pressemitteilungen, um etwa Medienvertreter zielgerichtet über die Entwicklungen in ihrer Organisation
oder ihrem Unternehmen zu unterrichten. Und
natürlich geht es auch darum, dass der eigene Arbeitgeber in der Presse nicht schlecht wegkommt.
Auch PR-Mitarbeiter managen öffentliche Beziehungen, feilen also an der positiven Außenwirkung
eines Unternehmens oder einer Organisation. Zu
diesem Zweck arbeiten zum Beispiel Public-Relations-Manager geeignete Kommunikationsstrategien aus. Dazu gehört es auch, Artikel für Kundenund Mitarbeitermedien zu verfassen.
12
Mittlerweile gibt es an vielen Hochschulen Studiengänge, die in PR- und Kommunikationsberufe münden können, etwa Kommunikationswissenschaften
und -management, Public Relations oder Publizistik. „Es bestehen auch durchaus Möglichkeiten, mit
anderen Fachstudien in die PR und Kommunikation
einzusteigen“, sagt Michael Kalthoff-Mahnke, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Public Relations
Gesellschaft e.V. (DPRG). Auch Journalisten hätten
als Quereinsteiger gute Chancen im PR-Bereich,
bringen sie doch hohe textliche Kompetenzen
mit und wissen, wie Medien funktionieren. Ganz
im Dienste des Auftraggebers arbeiten auch Redenschreiber, die etwa für Politiker oder Vorstände
Vorträge und Essays verfassen.
Eine interessante Option bietet auch die Kombination ­Schrei­ben und Technik. So kümmert sich
der Content-Manager zwar auch um Programmierung, schreibt aber ebenso eigene Texte (= Content)
für die Websites. Und der Technische Redakteur
verfasst neben Gebrauchsanweisungen auch anspruchsvolle Wartungsleitungen für Maschinen oder
erstellt etwa im Bereich der Mitarbeiterschulung interaktive Trainingsunterlagen. Die Ergebnisse von
statistischen Erhebungen in Worte zu fassen, gehört auch für die Researcher in der Marktforschung
dazu. Die Ergebnisse müssen in Form von Reports
an die Auftraggeber berichtet werden.
Formulieren können und Texte logisch strukturieren, sollten aber auch Berufstätige in anderen
Branchen: „Juristen müssen gut formulieren können“, nennt Berufsberater Berg ein Beispiel. „Auch
abi>> 1 | 2013
„Wichtiger als
beispielsweise
Kommunikationswissenschaften oder
Publizistik studiert
zu haben, sind eine
gute Allgemeinbildung und Schreibtalent.“
im fokus
Der Journalismus –
ob Online oder
Print – stellt für viele
leidenschaftliche
Schreiber ein attraktives, allerdings auch
anspruchsvolles
Berufsfeld dar.
Literaturtipps
Foto: Bettina Osswald
ABC des Journalismus: Ein Handbuch
von Claudia Mast
UVK Verlagsgesellschaft,
12., völlig überarbeitete Ausgabe 2012
626 Seiten, 34,99 Euro
Einführung in den praktischen Journalismus
von Walther von La Roche
Econ, 18., erweiterte und aktualisierte Auflage 2008
320 Seiten, 17,95 Euro
Deutsch für junge Profis:
Wie man gut und lebendig schreibt
von Wolf Schneider
rororo, 3. Auflage 2011
192 Seiten, 8,99 Euro
Special Interest: Ressortjournalismus –
Konzepte, Ausbildung, Praxis
von Markus Kaiser (Hrsg.)
Econ, 1. Auflage 2012
224 Seiten, 23 Euro
Online-Journalismus: Texten und
Konzipieren für das Internet
von Gabriele Hooffacker
Econ, 3., vollständig aktualisierte Auflage 2010
272 Seiten, 23 Euro
Wer mit dem Schreiben nicht hinterherkommt, kann auf
technische Hilfsmittel, etwa das Diktiergerät, zurückgreifen.
viele kaufmännische und Marketingberufe erfordern ein gutes schriftliches Ausdrucksvermögen.“ Marketingmitarbeiter
beispielsweise sind damit betraut, Produkte oder Dienstleistungen in Text und Bild zu bewerben.
„Ohne Schreiben läuft auch in der Wissenschaft nichts“, sagt
Dr. Matthias Jaroch vom Deutschen Hochschulverband. Wer <<
Onlinejournalismus
von Nea Matzen
UVK Verlagsgesellschaft,
2., überarbeitete Auflage 2011
156 Seiten, 14,99 Euro
Crossmedia
von Christian Jakubetz
UVK Verlagsgesellschaft, 2. Auflage 2011
186 Seiten, 19,99 Euro
abi>> 1 | 2013
13
Foto: Bettina Osswald
im Fokus
Nachschlagen,
recherchieren,
Infos sammeln:
Zum Schreiben
gehört in der Regel
auch das Lesen.
„In einer PR-Agentur
etwa stehen die
Ansprüche des
Auftraggebers im
Vordergrund, bei
einem Nachrichtenmagazin, das
besonders großen
Wert auf investigativen, also
auf­deckenden
Journalismus legt,
können sich die
Schreiber sicherlich
freier bewegen.“
14
im Wissenschaftsbetrieb tätig ist – beispielsweise als Professor, Dozent, wissenschaftlicher Mitarbeiter oder Forschungsreferent –,
veröffentlicht neue Forschungsergebnisse
in Fachzeitschriften und -büchern. Selbst
Ingenieure sind unter Umständen dazu angehalten, etwa Präsentationen für Kunden
zu erstellen. Und wenn es um noch grundsätzlichere Sachen wie den E-Mail-Verkehr
mit Kollegen und Kunden geht, merkt man
schnell: Im Grunde gehört das Schreiben zu
jedem Beruf dazu – beim einen mehr, beim
anderen weniger.
Wie frei ist das Schreiben?
Je nach Einsatzbereich ist der Raum, der
für Kreativität und freies Schreiben bleibt,
mehr oder weniger groß. „Das hängt von
der jeweiligen Zielgruppe und dem Zweck
ab“, erklärt Detlef Berg. „In einer PR-Agentur etwa stehen die Ansprüche des Auftraggebers im Vordergrund, bei einem Nachrichtenmagazin, das besonders großen
Wert auf investigativen, also aufdeckenden
Journalismus legt, können sich die Schreiber sicherlich freier bewegen.“ Absolut frei
sind Autoren, die ihrer Fantasie in einem
Roman oder einer Kurzgeschichte freien
Lauf lassen können. Nur: Der Traum, erfolgreicher Schriftsteller zu werden, erfüllt sich
für die wenigsten. „Es gibt zwar Kurse und
Studiengänge wie ‚Kreatives Schreiben‘,
doch man kann sich nicht um einen Job als
‚Schriftsteller‘ bewerben. Um finanzielle Sicherheit zu haben, sollte man sich zunächst
für einen anderen Hauptberuf entscheiden
und in der Freizeit Manuskripte verfassen,
um sie verschiedenen Verlagen anzubieten.“ Wer damit Erfolg hat, kann vielleicht
langfristig vom freien Schreiben leben. <<
abi>> 1 | 2013
Berufe rund ums Schreiben
• Assistent/in der Pressestelle
• Auslandskorrespondent/in
• Autor/in
• Betriebswirt/in – Marketing
• Betriebswirt/in – Werbung,
Marketingkommunikation
• Bürokaufmann/-frau
• Content-Manger/in
• Dramaturg/in
• Drehbuchautor/in
• E-Learning-Autor/in
• Forschungsreferent/in
• Hörfunk- und Fernsehsprecher/in
• Journalist/in
• Kaufmann/-frau für Bürokommunikation
• Kaufmann/-frau für Marketingkommunikation
• Kommunikationswissenschaftler/in
• Korrektor/in
• Lektor/in
• Marktforscher/in
• Mediengestalter/in Digital und Print –
Konzeption und Visualisierung
• Medienpädagoge/-pädagogin
• Moderator/in
• Musikredakteur/in
• Online-Redakteur/in
• Politische/r Berater/in
• Pressesprecher/in
• PR-Fachkraft
• Public-Relations-Manager/in
• Redakteur/in
• Redenschreiber/in
• Social-Media-Redakteur/in
(Community-Manager/in)
• Technische/r Redakteur/in
• Übersetzer/in
• Video-Journalist/in
• Werbetexter/in
• Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in
im Fokus
Arbeitsmarkt
Mit Schreiben Geld verdienen:
Wo liegen Chancen?
Ob Journalismus, Verlagswesen, Filmwirtschaft oder Public Relations: Es gibt viele Einsatzbereiche für schreibende Überzeugungstäter. Doch in welchen Bereichen bestehen gute
Chancen auf Arbeitsplätze und feste Beschäftigung? abi>> hat einige Experten befragt.
Fast die Hälfte arbeitet
selbstständig
In den publizistischen Berufen – zu denen
hauptsächlich Redakteure, Journalisten,
Lektoren und Schriftsteller zählen – ist der
Anteil der Selbstständigen nach wie vor
relativ hoch. Er lag im Jahr 2011 bei 45 Prozent. Laut Hendrik Zörner vom Deutschen
Journalisten-Verband (DJV) geht der Trend
Foto: Martin Rehm
e
ine positive Entwicklung
zeigt sich im Journalismus. „Nach krisenbedingt deutlichen Rückgängen hat die Nachfrage nach Publizisten 2010 und 2011 wieder
angezogen“, berichtet Ralf Beckmann vom
Team Arbeitsmarktberichterstattung der
Bundesagentur für Arbeit. Die Zahl der gemeldeten Stellen für Redakteure und Journalisten sei im Jahr 2011 um 39 Prozent
auf insgesamt 1.700 gestiegen. Damit
habe sie sogar das Vorkrisenniveau von
2008 um 14 Prozent überschritten.
Im längeren Zeitvergleich sind noch
viel deutlichere Beschäftigungsgewinne
auszumachen, die nach Einschätzung
des Experten auch auf den Boom der
Online-Medien zurückgehen dürften.
„Im Jahr 2011 waren 13,9 Prozent mehr
Redakteure und Journalisten mit Fachund Hochschulabschluss in sozialver
sicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen beschäftigt als im Jahr 2001.“
Die digitalen Medien hätten auch sehr
stark die Entwicklung im Verlagswesen
beeinflusst. „Während im Verlegen von
Büchern die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2007 bis 2012
um etwa 14.000 Personen abgenommen
hat, stieg die Zahl der Arbeitsplätze im
Verlegen von Software um fast 15.000“,
sagt Ralf Beckmann.
und -Agenturen bietet sich die Möglichkeit, als freier PR-Berater zu arbeiten.“ Dabei folge die Branche stark der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung. „Bei
einem Aufschwung sind die Perspektiven
größer“, sagt Michael Kalthoff-Mahnke.
Deutschland ist nicht Hollywood
Boom der Online-Medien: Für Redakteure
und Journalisten haben sich die Jobaussichten wieder ein wenig gebessert.
auch zu mehr befristeten Verträgen. „Dies
gilt für den gesamten Journalismus. Daher sollte man flexibel sein und sich nicht
auf eine bestimmte Redaktion oder ein
­Medium versteifen.“ Mit anderen Worten:
Wer nicht den Traumjob bei der großen
Tageszeitung bekommt, findet vielleicht
bei einer Fachpublikation oder einem
Online-Portal einen Platz.
Sind die Chancen im Bereich Public
Relations/Öffentlichkeitsarbeit vielleicht
größer? „PR ist inzwischen ein eigener Bereich und nicht mehr das journalistische
Stiefkind“, bestätigt Hendrik Zörner. „Man
muss allerdings klar sehen, dass Öffentlichkeitsarbeit Auftragskommunikation
bedeutet. Wer eher im investigativen Journalismus tätig sein möchte, ist da fehl am
Platz.“ Michael Kalthoff-Mahnke, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Public Relations Gesellschaft e.V. (DPRG), bewertet
die Chancen seiner Branche insgesamt
positiv: „Auch von jungen Kollegen höre
ich dies immer wieder: Kommunikation
ist ein Thema, das viele Unternehmen
und Organisationen angeht – bis hinein
in die Politik. Neben festen Anstellungen
in Kommunikations- oder PR-Abteilungen
abi>> 1 | 2013
Eher schwierig mit einer Festanstellung
sieht es in der Filmbranche aus. „Drehbuchautoren arbeiten in der Regel freiberuflich. In einigen Bereichen, zum Beispiel
der Telenovela, werden auch befristete
Verträge vergeben“, sagt Katharina Uppenbrink, Geschäftsführerin vom Verband
Deutscher Drehbuchautoren. Es gebe
zwar sehr viele Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten – auch jenseits der Hochschulen. Durch das große Angebot werde aber „im Grunde zu viel versprochen,
weil der Markt klein ist.“ Was man sehen
muss: Deutschland ist nicht Hollywood.
Hierzulande werden nur gut 100 Filme
pro Jahr produziert. „Vom Kino kann also
niemand leben, daher wird viel für das
Fernsehen geschrieben. Ein Großteil der
Drehbuchautoren verdient sein Geld mit
Serien“, sagt Katharina Uppenbrink.
Schriftsteller wiederum können sich
frei und auf kreative Weise verwirklichen,
nur verdienen die meisten von ihnen wenig oder gar kein Geld. „Es ist nach wie
vor sehr schwierig, einen eigenen Roman
zu veröffentlichen“, bestätigt Renate
Stahl vom Bund Deutscher Schriftsteller.
„Etwas größer sind die Chancen bei
Dienstleisterverlagen.“ Hier beteiligen sich
die Autoren in der Regel an den Produktionskosten. Ein Garant für Einkommen ist
also auch dieser Weg nicht – schließlich
bedeutet ein veröffentlichtes Buch noch
nicht, dass es sich auch gut verkauft und
so das eigene Einkommen sichert. <<
15
Foto: Privat
im Fokus
abi>> Herr Zörner, im Internet kann heute jeder für die
Öffentlichkeit schreiben. Wie ist das zu bewerten?
Hendrik Zörner: Blogs sind ein zusätzliches Mittel im
Medien­spektrum geworden. In den allermeisten Fällen
handelt es sich eher um eine persönliche Pinnwand. Es
gibt aber auch Blogs mit journalistischem Anspruch.
abi>> Es kann sich auch jeder Journalist nennen,
wenn er es für richtig hält. Handelt es sich hier nicht
um ein Handwerk, das gelernt sein sollte?
Hendrik Zörner: Auf jeden Fall. Auch wenn die Berufsbezeichnung nicht geschützt ist, bedarf es einer guten
Ausbildung, um journalistisch arbeiten zu können. Daran
ändern auch die ganze Bloggersphäre und die zahlreichen Foren im Internet nichts. Die Grundanforderungen
in dem Beruf gelten auch im digitalen Zeitalter.
abi>> Die Recherche ist durch das Internet sogar kniffeliger geworden, weil es viel mehr Quellen und auch
viel mehr unseriöse Quellen gibt.
Hendrik Zörner: Genau. Journalisten lernen im Zuge
ihrer Ausbildung, zu recherchieren. Sie wissen, wie man
Quellen zu handhaben hat und wie man seriöse Inhalte
von unseriösen unterscheidet.
abi>> Ist es darum auch wichtig, dass das professionelle Schreiben für die Öffentlichkeit erhalten bleibt?
Hendrik Zörner: Ja. Gerade weil die Anzahl an Informations- und Unterhaltungsangeboten online permanent
­zunimmt, wird die Verlässlichkeit einzelner Quellen und
Portale für die Surfer immer wichtiger. Diese Verlässlichkeit können Journalisten bieten, die den Beruf gelernt
haben.
abi>> Sind Studium und Volontariat unbedingt erforderlich, um als Journalist arbeiten zu können?
Hendrik Zörner: Ein Muss ist dieser Weg nicht, im
Journalismus gibt es auch Quereinsteiger. Es sind jedoch
deutlich weniger als früher, auch wenn uns hierzu keine
genauen Zahlen vorliegen. Diese Entwicklung hängt auch
damit zusammen, dass die Ausbildungsmöglichkeiten
in Richtung Journalismus zugenommen haben. Weil die
Arbeitgeber sich die Bewerber mit den höchsten
Qualifikationen aussuchen, ist es schon von Vorteil,
Studium und Volontariat vorweisen zu können.
16
>>interview
„Gute
­Journalisten
bieten Verlässlichkeit“
Schreiben kann doch jeder. Das beweist die
enorme Anzahl an Blogs, Foreneinträgen und
anderen Text-beiträgen im Internet. Brauchen wir
dann überhaupt noch professionell ausgebildete
Journalisten? Ein Interview mit Hendrik Zörner vom
Deutschen Journalisten-Verband (DJV).
abi>> Wie sieht es alternativ mit dem Besuch einer
Journalistenschule aus?
Hendrik Zörner: Die bekannten Journalistenschulen
haben einen Namen, mit dem sich die Absolventen
schmücken können, und dieser Name trägt auch. Ich kann
nicht beurteilen, ob beispielsweise jeder Verleger oder
Rundfunkunternehmer jemandem den Vorzug gibt, der die
Henri-Nannen-Schule oder die Axel-Springer-Akademie
besucht hat. Aber von Vorteil ist es, eine dieser Schulen
besucht zu haben.
abi>> Nach dem Aus für „Frankfurter Rundschau“ und
„Financial Times Deutschland“ gab es viele Diskussionen über die Zukunft der Tageszeitungen und des
Journalismus im Allgemeinen. Wie schätzen Sie die
Lage ein?
Hendrik Zörner: Es gibt schon seit Jahren mehr Absolventen von Journalistenschulen und Universitäten als freie
Stellen. Das war auch vor den jüngsten Ereignissen nicht
anders. Die Situation ist vielleicht noch etwas schwieriger geworden, den Journalismus wird es dennoch auch
weiterhin geben.
abi>> Mit anderen Worten: Wenn man meint, Talent zu
haben, wird man seinen Weg finden?
Hendrik Zörner: Dann sollte man sich nicht davon
abhalten lassen. <<
abi>> 1 | 2013
im Fokus
Hintergrund
Schreiben als generelle Kompetenz
Auf schriftliches Ausdrucksvermögen kommt es nicht nur in den schreibenden Berufen an,
sondern im Grunde genommen überall im Berufsleben. Das fängt schon bei einer
ansprechenden Bewerbung an.
Der Ton in E-Mails ist oft zu salopp
Wie wichtig diese Kompetenzen für eine Bewerbung sind, bestätigen viele Personalverantwortliche. Zum Beispiel Ulrich Heise von der Deutschen
Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
(GIZ). Als Gruppenleiter der Abteilung Personal­
ressourcenmanagement und Leiter aller Nachwuchsprogramme hat er mit den unterschiedlichsten Bewerbern und Mitarbeitern zu tun,
wozu Wirtschaftswissenschaftler, Politikwissenschaftler, Umweltgeografen oder Kaufleute für
Bürokommunikation gehören. Seiner Ansicht
nach wird die Bedeutung der Schreibkompetenz
häufig unterschätzt. „Viele junge Menschen glauben, es ginge auch ohne gute Rechtschreibung“,
sagt er. Bei den Zeugnissen der Bewerber achtet
der Personalchef besonders auf die Deutschund Mathematiknote. „Außerdem führen wir in
den Auswahlverfahren Rechtschreibtests durch.“
Auch Volkswagen legt bei Bewerbern auf hohe
schriftliche Ausdrucksfähigkeit Wert, wie Martin
Rosik, Personalleiter Marke Volkswagen weltweit,
bestätigt: „Eine Bewerbung ist die erste Arbeitsprobe. Das Anschreiben soll individuell und prägnant formuliert auf den Punkt bringen, warum ein
Foto: Martin Rehm
b
ei einer Bewerbung – ob schriftlich oder online – geht es darum, sich möglichst vorteilhaft
zu präsentieren. Das gelingt
am besten mit logischen Argumenten und gut ausformulierten Sätzen. Rechtschreibfehler und holpriger Satzbau hingegen
vermitteln Unsicherheit und mangelnde Kompetenzen. „Wer nicht gut formuliert, fällt schnell
raus, auch wenn eine intelligente, fleißige Person
dahinter steht“, sagt Detlef Berg, Berufsberater
bei der Arbeitsagentur Hamburg. Dies gilt nach
seiner Einschätzung für alle Berufe, die für Abi­
turienten interessant sind. Bei Schwächen im
Ausdrucksvermögen sollte man sich für die Bewerbung professionellen Rat holen. „Dazu eignen
sich zum Beispiel Bewerbertrainings in den Schulen oder die Seminare, die wir in den Arbeitsagenturen durchführen“, sagt der Berufsberater.
Bewerber bei Volkswagen einsteigen will. Rechtschreibfehler, mangelnde Form oder unvollständige Unterlagen sind da von Nachteil.“
Aber nicht nur bei Bewerbungen ist (Recht-)
Schreibtalent gefragt, auch im Arbeitsalltag hat
es nach wie vor eine hohe Bedeutung, findet Martin Rosik: „Präsentationen beispielsweise müssen
auch in der Rechtschreibung perfekt sein. Oder
E-Mails, mit denen man komplexe Zusammenhänge knapp und präzise in verständliche Worte
fasst.“ Ulrich Heise beobachtet, dass es häufig
an der Fähigkeit mangelt, professionelle E-Mails
schreiben zu können: „Es wird dann ein ähnlich
salopper Ton angeschlagen wie in den sozialen
Netzwerken. Satzbau, sprachlicher Ausdruck und
Zeichensetzung lassen zu wünschen übrig.“ Dies
betreffe in der Regel allerdings eher die Ausbildungs- und weniger die Studienberufe. „Akademiker benötigen schon während des Studiums
sprachliche Kompetenzen, um beispielsweise die
erforderlichen Arbeiten schreiben zu können.“
Das käme ihnen auch im Berufsleben zugute.
„Die von uns ausgewählten Hochschulabsolventen können in der Regel treffsicher formulieren,
haben ein Gespür für den sprachlichen Ausdruck
und die korrekte Wortwahl. Solche Kompetenzen
sind besonders wichtig, wenn man Führungskraft
werden möchte.“ <<
abi>> 1 | 2013
Egal ob in der E-Mail
oder im formellen
Anschreiben: Auf gutes
Deutsch, korrekten
Satzbau und einen
angemessenen Ton
sollte grundsätzlich
geachtet werden.
17
im Fokus
a b i > > S c h ü l e r z e i t u n g s w e t t b e w e r b 2 012
Foto: Martin Rehm
Spannende Lektüre für die abi>> Jury
Der große abi>> Schülerzeitungswettbewerb 2012 ist entschieden:
Das Magazin „mittelpunkt“ der
Gesamtschule Hardt in Mönchengladbach überzeugte die abi>> Jury
mit modernem Layout, hochwertigen Texten und tollen Fotos.
Platz zwei geht nach Weißenfels,
Platz drei nach Heilbronn.
v
iele Stunden lang war die abi-Redaktion
beschäftigt, die rund 150 Einsendungen
zu bewerten, um die besten Schülerzeitungen
Deutschlands zu küren. Nachdem eine
Vorauswahl mit den 50 überzeugendsten
Maga­zinen getroffen war, wurde zunächst jedes Heft einzeln
hinsichtlich Gestaltung und Layout von einer Fachjury bewertet.
Denn: Nur wer optisch überzeugt, bringt auch seine Themen
an den Leser. In einer zweiten Runde ging es dann um die
Inhalte. Dabei lag der Fokus der Jury darauf, ob die Redaktion
ihre Themen zielgruppenorientiert auswählt, einen interessanten Mix bietet und fesselnde Artikel liefert.
Professionelle Magazine
Am Ende stand die Entscheidung fest: Der erste Platz ging an
die Schülerzeitung „mittelpunkt“ der Gesamtschule Hardt in
Mönchengladbach. Die Redaktion gewinnt eine digitale Spiegelreflexkamera für den weiteren Ausbau ihrer Professionalität.
Schon ein Blick ins Inhaltsverzeichnis der vorgelegten Ausgabe zeigte der abi>> Jury, wie abwechslungsreich die Schülerinnen und Schüler ihr Magazin gestaltet haben. Die Rubriken
heißen „Technik & Medien“, „Gesellschaft & Soziales“, „Sport &
Freizeit“, „Politik & Wirtschaft“ und „Kultur & Mode“.
Besonders beeindruckt war die abi>> Jury von der Rubrik
„Beruf & Zukunft“: Dort stellen die Jung-Journalisten beispielsweise Ausbildungen zum Fachinformatiker oder zur Kauffrau
für Marketingkommunikation vor sowie Studiengänge wie
Maschinenbau. Außerdem finden sich auch Interviews
mit Jugendlichen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr leisten.
Spannende Themen für die Leser!
Beeindruckt war die Jury aber auch von der Crossmedia­
lität im „mittelpunkt“: So wird in der Schülerzeitung vielfach
themenspezifisch auf die Homepage oder die Facebook-Seite
verwiesen. Am Schluss vieler Texte folgt sogar ein QR-Code,
18
den man via Smartphone einscannen kann, um etwa auf der
Website www.mittelpunktonline.com einen Audiobeitrag anzuhören. All das sind zukunftsweisende Vernetzungsmethoden
im Printbereich, die auch abi>> einsetzt.
Der „mittelpunkt“ hob sich außerdem durch seine Gestaltung als Wendeheft von den anderen Schülerzeitungen ab.
Dreht man das Magazin um, so entdeckt man auf der Rückseite Texte über das „Anders Sein“: über andere Länder, andere
Mode oder über Menschen, die eine Behinderung haben.
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen
Auch das Verfolgerfeld präsentierte sich in Bestform:
Unter den Plätzen zwei bis zehn gab es viele überzeugende
Beiträge, die Entscheidung fiel nicht leicht.
Auf dem zweiten Platz landete das „Pupil Magazine“ des
Goethegymnasiums Weißenfels in Sachsen-Anhalt. Die
engagierte Redaktion kann sich über das Softwarepaket Adobe
CS 6 Design Standard (Student Edition) freuen. „Pupil“ überzeugte die abi>> Jury vor allem durch gut geschriebene Artikel,
unterhaltsame Fotostorys und mutige Themen, allen voran ein
Interview mit Marcel Gleffe, dem mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichneten „Retter von Utoya“.
Die Schülerzeitung „Durchschuss“ des Technischen Gym­
nasiums der Akademie für Kommunikation Heilbronn in
Baden-Württemberg erreichte den dritten Platz und bekommt
ein digitales Diktiergerät – perfekt für kommende Interviews.
Am erfolgreichen Wettbewerbsbeitrag lobte die abi>> Jury vor
allem das ansprechend gestaltete und klare Layout sowie die
hochwertigen Fotos und Collagen, die Lust darauf machen, in
die Themen des Heftes einzusteigen.
Allen drei Gewinnern herzlichen Glückwunsch! Den übrigen Teilnehmern sei versprochen: Auch 2013 wird es wieder ­einen abi>> Schülerzeitungswettbewerb geben! <<
abi>> 1 | 2013
im Fokus
Foto: Martin Rehm
>>interview
Video-Chat mit
„mittelpunkt“
Die feierliche Verleihung der Siegerurkunde und die
Übergabe des Hauptpreises fand am 7. Januar 2013 statt –
standesgemäß virtuell per Videochat! Im Gespräch mit abi>> verrät die Gewinnerredaktion
der Gesamtschule Hardt aus Mönchengladbach einige der Geheimnisse ihres Erfolges.
abi>> Herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz!
Uns interessiert natürlich brennend, wie ihr als
Schüler-AG so ein tolles Heft erstellt habt. Wie viele
Leute mischen bei „mittelpunkt“ mit?
mittelpunkt: Das aktuelle Redaktionsteam ist seit fünf
Jahren am Werk. Angefangen haben wir mal zu fünft,
inzwischen sind wir 68 Redaktionsmitglieder aus allen
Jahrgangsstufen der Schule (Klasse 5 bis 13). Wir achten
auch darauf, dass wir stets Zuwachs haben und wichtiges
Know-how nicht nur an einigen wenigen Leuten hängt.
abi>> Und wie sieht es mit euren beruflichen Zielen
aus? Gibt es schon einige mit Berufsziel Journalist?
mittelpunkt: Auf jeden Fall haben alle Redakteure,
die besonders intensiv mitarbeiten – das sind etwa
25 –, bereits eine klare Vorstellung von ihrem Berufswunsch: die Arbeit mit Medien. In welchem Bereich
genau, das ist unterschiedlich.
abi>> Wie kommt ihr auf eure spannenden Themen?
mittelpunkt: Bei uns ist jeder und jede aufgefordert,
sich einzubringen. Wir freuen uns über eingereichte Texte
und Ideen. Es gibt eine regelmäßige Redaktionssitzung,
und da ist auch jeder Vorschlag erlaubt – Zensur gibt es
nicht. Verlassen können wir uns aber auch auf unsere Betreuungslehrerin, die uns mit Rat und Tat zur Seite steht.
Website von „mittelpunkt“:
www.mittelpunktonline.com
Foto: mittelpunkt
abi>> Wir wünschen euch viel Spaß mit eurem Preis
und viele weitere Erfolge, macht weiter so! <<
abi>> Neben eurer Online-Seite seid ihr auch aktiv auf
Facebook und vernetzt eure Medien bestens. Gibt es
hier verschiedene Zuständigkeiten in der Redaktion?
mittelpunkt: Nein, bei uns machen eigentlich alle alles.
Nur das Thema Layout ist ein Sonderfall, das macht die
Redaktionsleitung. Und der Sonderteil über das „Anders
Sein“ im Wendeheft wurde von 20 Redakteuren im Rahmen eines Workshops mit den erfahrenen Redaktionsmitgliedern selbst gestaltet.
abi>> Wie finanziert man so ein tolles Heft?
mittelpunkt: Wir haben das Glück, dass ein Redaktionsmitglied ein Praktikum in einer Druckerei vor Ort
macht. Die guten Kontakte zu dem Druckunternehmen
ermöglichen den hochwertigen Druck – ohne Spon­soren
ginge das kaum.
Die Redaktion des Gewinner-Magazins „mittelpunkt“ im
Video-Chat mit der abi>> Redaktion
abi>> 1 | 2013
19
im fokus
Multimedia-Autorin
Das Zusammenspiel von Text, Grafik
und interaktiven Elementen
Als freiberufliche Multimedia-Autorin erstellt Kirstin Gramowski interaktive Lernmaterialien
für verschiedene Verlage und Softwareanbieter. Dazu gehören Lernprogramme, interaktive Tafelbilder, Online-Übungen und Lernhilfen, die sich an Grundschüler und Schüler
der Unterstufe richten. Die 35-Jährige arbeitet von Berlin aus und liefert bei Bedarf das
Foto: Privat
komplette Paket: von der ersten Idee bis zum fertig programmierten Produkt.
„Schon in Karlsruhe
habe ich Medien­
pädagogik als Erwei­
terungsfach belegt
und gemerkt, dass
mich dieser Bereich
unglaublich
interessiert.“
20
m
omentan entwickle ich
hauptsächlich interaktive­
Tafelbilder für digitale
Whiteboards“, erzählt Kirstin Gramowski. Darunter
sind elektronische Tafeln zu verstehen, die an
einen Rechner angeschlossen werden. „Auf diesen Whiteboards können Lehrer und auch Schüler mit Stift oder Fingern schreiben, sie können
Elemente verschieben oder auch ins Internet
gehen“, erklärt die Multimedia-Autorin. Einer
ihrer letzten Aufträge: interaktive Tafelbilder für
den Bildungsmedienverlag Co.Tec zum Thema
„Leben mit der Natur“. „Durch dieses Lernpaket
sollen Schüler der Klassen eins bis vier aus allen
Bundesländern die Lebensräume Wald, Wiese,
Hecke und Wasser kennenlernen. Vor allem, welche Pflanzen und Tiere dort leben und wie ihre
Beziehungen zueinander sind.“
Auf einem der Bilder ist beispielsweise eine
Nahrungskette dargestellt. Die Fragestellung
lautet: Wer frisst wen? Die Schüler müssen
dann die Bilder von Ameise, Spinne, Eidechse, Igel und Eule per „drag and drop“ in die
richtige Reihenfolge bringen. Auf einem anderen Bild sind die Schüler dazu aufgefordert,
einen Lückentext zu den Eigenschaften der
Stockente­ richtig auszufüllen. Bei den interaktiven Tafelbildern gibt es eine Lernansicht, in
welcher Lehrer die Inhalte mit ihren Schülern
besprechen können, und eine Übungsansicht,
in der die Schüler die Aufgaben lösen. In der
abi>> 1 | 2013
Übungsansicht können die Lehrer überprüfen,
wie lange­ der einzelne Schüler braucht, eine
Aufgabe zu lösen, wie viele Fehlversuche er
hatte und wie seine Gesamtleistung ist.
Von der Idee zum Feinkonzept
Wenn Kirstin Gramowski ein neues Projekt in Angriff nimmt, steht die Recherche an erster Stelle­.
Am wichtigsten: Was besagen die Lehrpläne der
einzelnen Bundesländer? Immerhin müssen die
Inhalte mit den vorgegebenen Lerninhalten und
-zielen übereinstimmen. „Ansonsten lese ich mich
in Sachbüchern und auch im Internet in die Themen ein. Und natürlich informiere ich mich über
die Konkurrenzprodukte“, erklärt die 35-Jährige.
Hat die Idee in ihrem Kopf Gestalt angenommen,
erstellt die Multimedia-Autorin ein Feinkonzept.
Darin hält sie etwa für interaktive Tafelbilder fest,
welche Themen sie in welcher Reihenfolge behandeln will und welche interaktiven Aufgaben
sich am besten eignen, damit die Schüler das Gewünschte lernen.
Ebenso bestimmt sie, wie die einzelnen Bilder
aufgebaut werden sollen – also wo die Texte, die
Grafiken und Fotos stehen, wo Menüleisten und
Buttons hinkommen. Kleinere Grafiken erstellt
sie selbst in Photoshop. Soll sie das Produkt einsatzbereit beim Kunden abliefern, programmiert
sie das interaktive Tafelbild komplett. „In anderen Fällen liefere ich Drehbücher für die Grafiker und Programmierer im jeweiligen Verlag, die
im Fokus
Wen schnappt sich die Eule?
Dank interaktiver Tafelbilder
wird Schulwissen im Idealfall
zum digitalen Lernspaß.
ganz genau beschreiben, wie die E-Learning-Materialien aussehen sollen, was bei
welchem Klick passieren muss. Dafür ist es auch wichtig zu wissen, was technisch
überhaupt machbar ist“, erklärt sie.
Je nach Projekt hat Kirstin Gramowski mehr oder weniger gestalterische Freiheit
bei der Umsetzung. „Es gibt Kunden, die nur ein Thema vorgeben, und andere, die
schon sehr genaue Vorstellungen davon haben, wie die Lernmaterialien am Ende
aussehen sollen“, sagt sie. In der Regel arbeitet sie mit verschiedenen Autorensoftwares, um die E-Learning-Angebote­zu erstellen. Zum Beispiel mit der Unterrichtssoftware von SMART Notebook. Mit den Auftraggebern steht sie während der Erstellungsphase stets in Kontakt. „Ich gehe zu Besprechungen oder präsentiere mein
Feinkonzept“, berichtet sie. Bei manchen Projekten kommt es auch vor, dass sie sich
mit anderen Autoren oder eben auch mit Grafikern und Programmierern abspricht.
LINKS
Zielgruppengerecht schreiben
Hochschulkompass
www.hochschulkompass.de
Dass Kirstin Gramowski auf interaktive Lernmaterialien für die Zielgruppe Grundschüler und Schüler der Unterstufe spezialisiert ist, kommt nicht von ungefähr: An
ihr Studium „Lehramt für Grund- und Hauptschulen“ an der Pä­dagogischen Hochschule Karlsruhe schloss sie den Masterstudiengang „Multi­mediadidaktik“ an der
Uni Erlangen-Nürnberg an. „Schon in Karlsruhe habe ich Medienpädagogik als Erweiterungsfach belegt und gemerkt, dass mich dieser Bereich unglaublich interessiert.
Damals – 2003 – war E-Learning auch noch ganz neu und aufregend“, erinnert sich
die 35-Jährige, die bereits im Rahmen ihrer Masterarbeit eine komplette Lernsoftware für die KHSweb.de Bildungssoftware GmbH entwickelt hat. „Daraus ergab sich
auch mein erster Auftrag nach dem Studium“, sagt Kirstin Gramowski, die seit ihrem
Abschluss freiberuflich tätig ist.
Neben Kenntnissen in Grafik und Programmierung sind didaktisches und methodisches Know-how, Kreativität sowie Schreibkompetenz für ihren Beruf wichtig. „Man
muss sich schnell in neue Themen einarbeiten, Informationen recherchieren und
auswerten können. Außerdem erstelle ich verschiedene Arten von Texten: Sachtexte,
aber auch In­struktions- und Hilfstexte. Und natürlich muss ich zielgruppengerecht
schreiben“, erklärt sie. Dafür habe sie erst mal herausfinden müssen, wie man am
besten für Kinder von sechs bis dreizehn Jahren schreibt. Hilfreich war es, vorhandene Literatur für diese Altersklassen zu studieren. „Inzwischen schreibe ich seit
sieben Jahren für diese Zielgruppe. Dennoch überlege ich manchmal, ob sie eine
bestimmte Formulierung verstehen.“ Das Schreiben ist ein wichtiger Bestandteil ihres Berufs, dennoch hatte Kirstin Gramowski nicht unbedingt etwas mit Schreiben
machen wollen. „Das hat sich so ergeben, aber es macht mir sehr viel Spaß.“ <<
abi>> 1 | 2013
BERUFENET
www.berufenet.arbeitsagentur.de
studienwahl.de
www.studienwahl.de
Deutscher Journalisten-Verband
(DJV)
www.djv.de
Deutsche Public Relations Gesellschaft e.V. (DPRG)
www.dprg.de
Verband Deutscher Drehbuchautoren e.V.
www.drehbuchautoren.de
Bund Deutscher Schriftsteller e.V.
(BDS)
www.autorenverband.de
Deutscher Hochschulverband
www.hochschulverband.de
21
im fokus
R e d a k t e u r b e i e i n e r Ta g e s z e i t u n g
Vom Kaufmann zum Redakteur
Thorsten Breitkopf (35) schreibt als fest angestellter Wirtschaftsredakteur für
die Rheinische Post in Düsseldorf. Dafür qualifizierte ihn die Kombination aus einer
Ausbildung zum Bankkaufmann, BWL-Studium und Volontariat, begleitet von langjährigen
Erfahrungen als freier Lokalreporter.
Arbeiten für die Print- und
Online-Ausgabe
Foto: Privat
w
as hat Thorsten Breitkopf
im Jahr 2012 am meisten berührt? „Düsseldorf
bei der Landung aus dem
Cockpit zu sehen, es ist
ein Kindheitstraum“, schreibt der Wirtschaftsredakteur im Jahresrückblick der Redaktion
auf www.rp-online.de, der Internetausgabe der
Rheinischen Post. Dieses Erlebnis gehört zu den
schönsten, die der 35-Jährige im vergangenen
Jahr im Rahmen seiner journalistischen Arbeit
erfahren durfte. Er und sein Kollege Andreas Bretz
saßen auf dem Weg von Venedig nach Düsseldorf
neben den Piloten in einer Boeing 737. „Wir realisierten damals einen Beitrag für die Reportagereihe
‚Faszination Fliegen‘“, erzählt der Flug-Enthusiast.
Die journalistischen Darstellungsformen beherrschen
„Es wird erwartet,
dass wir auch abends
Termine wahrnehmen,
wenn es die Nachrich­
tenlage erfordert.“
So spektakulär ist es in seinem Berufsleben zwar nicht immer, jedoch ist
Thorsten Breitkopf regelmäßig unterwegs, um vor Ort zu recherchieren. Ein
typischer Arbeitstag beginnt für den Wirtschaftsredakteur gegen 10 Uhr mit
einem Lokaltermin, „meist ein Interview oder eine Pressekonferenz in einem
Unternehmen.“ Anschließend fährt er in die Redaktion, wo sich alle Mitarbeiter zur Tageskonferenz versammeln. Jeder stellt seine Themenvorschläge
für die Ausgabe des kommenden Tages vor. Dann wird diskutiert: Wo gibt es
Doppelungen, welche Themen sind schon wieder überholt? Zur Mittagszeit
steht der Plan und die Recherche geht weiter. Aktualität hat oberste Priorität.
„Bei einer Tageszeitung muss man sehr schnell und flexibel sein“,
erklärt Thorsten Breitkopf. „Nicht selten muss die Zeitung umgeplant
werden, weil neue Nachrichten hinzukommen und wichtiger sind. Dann
fliegt schon mal eine Meldung raus, die ursprünglich vorgesehen war.“
Entsprechend unterschiedlich sind die Arbeitszeiten. „Es wird erwartet,
dass wir auch abends Termine wahrnehmen, wenn es die Nachrichtenlage erfordert“, berichtet der 35-Jährige. Bei einem Großbrand in einer
Fabrik etwa oder wenn Fortuna Düsseldorf spiele, könne es auch mal
Mitternacht werden.
Das Wachstum der Online-Medien sieht Thorsten Breitkopf als zentrale Herausforderung. „Es verändert den Journalismus. Ideal ist es daher,
auf beiden Seiten Erfahrungen zu sammeln – Print und Online.“ Er selbst
22
arbeitet vorwiegend für die gedruckte Ausgabe
der Tageszeitung. Im Team mit einem weiteren
Redakteur ist er für das lokale Wirtschaftsressort zuständig. „Beide Bereiche sind jedoch
eng miteinander verzahnt. Bei Nachrichten, die
besonders schnell veröffentlicht werden sollen,
geht die Meldung vorab online. Anschließend
verfasse­ ich einen zweiten Text mit mehr Hintergrund für die Zeitung.“
abi>> 1 | 2013
Auch hinsichtlich der Inhalte ist Thorsten Breitkopf es gewohnt, schnell mitzudenken. „Hauptsächlich bearbeite ich Wirtschaftsthemen. Es
kommt jedoch auch vor, dass spontan Verstärkung in den anderen Ressorts gefragt ist.“ Die
verschiedenen journalistischen Darstellungsformen beherrscht er aus dem Stegreif.
Erste journalistische Erfahrungen sammelte
der gebürtige Rheinländer auf dem Gymnasium –
als Chefredakteur der Schülerzeitung. Bald darauf begann er, nebenbei als freier Lokalreporter für die Rheinische Post zu arbeiten. Hauptberuflich entschied er sich jedoch zunächst für
eine Ausbildung zum Bankkaufmann und ein anschließendes BWL-Studium in Marburg. „Damit
hatte ich schon einmal ein solides Standbein.
Langfristig war es mein Ziel, Wirtschaftsjournalist zu werden.“ Während der Ausbildung arbeitete er darauf hin, schrieb weiterhin für die
regionalen Medien über lokale Ereignisse. „So
hatte ich einen relativ leichten Einstieg, als ich
im Jahr 2008 mit dem Studium fertig war.“ Aufgrund seiner Erfahrung konnte er unmittelbar
ein zweijähriges Volontariat bei der Rheinischen
Post beginnen. Nach der Ausbildung und einer
Erprobungsphase als freier Autor wurde er als
fester Redakteur für das Wirtschaftsressort
Düsseldorf eingestellt. <<
Foto: Bjoern Behrens
Foto: Andre Deco
W a s m a c ht e i n … ?
Ideengeber Natur: Abgucken erlaubt!
„die Bioniker“: Markus Hollermann (links) mit Geschäftspartner Felix Förster
Bioniker
Von der Natur lernen
Lösungen aus der Natur auf Probleme unseres Alltags zu übertragen: Das ist Ziel der Bionik.
Markus Hollermann (29) und seine Kollegen beobachten Funktionsweisen der Natur und
m
machen sie für die Technik nutzbar – mittlerweile mit ihrem eigenen Startup „die Bioniker“.
arkus Hollermann
ist gerne in der Natur und bestaunt
ihre Wunder, wie
er es nennt. „Wenn
ich die Klebepads von Efeu-Pflanzen
sehe, bleibe ich schon manchmal fasziniert stehen. Diese Problemlösungsstrategien sind einfach genial“, sagt der
Bioniker begeistert. Bionik ist eine verhältnismäßig junge naturwissenschaftliche Richtung, die sich als Brückenschlag
zwischen Technik und Natur versteht. Erkenntnisse aus der Biologie werden für
die Weiterentwicklung von Technologien
genutzt und anschließend gegebenenfalls als Patente angemeldet.
Lösungen für alltägliche
Probleme
Die Arbeitsweise der Bionik zeigt sich sehr
anschaulich in der Gründungsgeschichte
von Markus Hollermanns eigener Firma
„die Bioniker“. „Für mein Abschlussprojekt an der Hochschule Bremen habe
ich mich mit Leichtbaumaterialien wie
Gipskartonplatten und dazu passenden
Befestigungen beschäftigt“, erzählt der
29-Jährige. Gemeinsam mit seinem heutigen Geschäftspartner Felix Förster stieß
er unter anderem bei Zecken und Zikaden
auf den richtigen Ansatz für die Entwicklung eines speziellen Dübels. Über Monate analysierten die Bioniker zum Beispiel
die Mundwerkzeuge­beider Insekten. „Wir
haben genau angeschaut, wie Zikaden
sich an Pflanzen heften. Diese Beobachtungen haben uns geholfen, die Dübel zu
konstruieren“, erklärt er. Ähnlich wie das
biologische Vorbild fährt auch der Dübel
in Leichtbauelementen Widerhaken aus
und hält so schwere Dinge wie zum Beispiel einen Kronleuchter. Für diese Idee
erhielten die beiden 2010 den „International Bionic Award“. Mit dieser Referenz,
viel Medieninteresse und 10.000 Euro
Preisgeld gründeten sie – damals noch als
Studierende – ihre eigene Firma. „Unser
Dübel-Projekt verdeutlicht den Grundsatz
der Bionik. Wir kopieren die Natur nicht,
sondern wir lernen vielmehr von ihr und
nutzen ihre Lösungen für unsere alltäglichen Probleme“, erklärt er.
abi>> 1 | 2013
Mit ihrem Startup
>>mehr info
unterstützen „die
www.abi.de
Bioniker“ UnternehGib Folgendes
men bei der Ent­
in die Suche
wicklung neuer Proein: CodeEGU
dukte und bei der
Suche nach geeigneten Problemlösungen und vertreiben
eigene Produkte. Die
beiden Naturwissenschaftler haben
an der Hochschule
Bremen das Fach Bionik studiert. Auf
dem Studienplan steht hier neben naturwissenschaftlichen Grundlagen wie
Physik, Chemie oder Mathematik und
ingenieurwissenschaftlichen Inhalten
wie Werkstoffkunde, Simulationstechnik und Strömungsmechanik auch ein
großer Teil Biologie. „Für unsere­Arbeit
braucht man Ausdauer, Kreativität und
die Bereitschaft, nicht nur in eine Richtung zu denken. Wer sich auch noch für
Biologie und Technik begeistern kann,
wird an der Bionik viel Freude haben“,
erzählt Markus Hollermann. <<
23
arbeitsmarkt
Pflege und Therapie
Wachstumsbranche im Wandel
„Schwester, Tupfer!“: Die Zeiten, in denen etwa Gesundheits- und Krankenpfleger als
unselbstständige Handlanger von „Halbgöttern in Weiß“ missverstanden wurden, sind
vorbei. Gefragt sind Fachkräfte, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. So zeichnet
sich in der Pflege- und Therapiebranche ein Trend zur Höherqualifizierung ab.
Neue Möglichkeiten für
Akademiker
So wie Jonas Lichtenberger suchen auch
andere Abiturienten ihr berufliches Glück
in der Pflege und Therapie – und stoßen
dabei auf eine Branche im Wandel. Aufgrund der immer komplexer werdenden
Anforderungen und Tätigkeitsprofile ist
eine zunehmende Akademisierung der
Berufe zwischen Rollator, Spritze und
Gymnastikball zu beobachten. So legen
Angebote wie Pflegewissenschaft und
Pflegemanagement ein stabiles wissenschaftliches Fundament, auf dem sich
eine Karriere im Krankenhaus oder an
24
Foto: Willmy CC Studio
m
ir gefällt besonders
die Abwechslung zwischen ­Theorie und
Praxis“, schwärmt
Jonas Lichtenberger.
Der 21-Jährige ist seit dem Wintersemester 2011 an der Fachhochschule Bielefeld
für das duale Studium Gesundheits- und
Krankenpflege eingeschrieben. Für sein
Engagement wird er dort innerhalb von
vier Jahren gleich doppelt belohnt: nach
dreieinhalb Jahren mit dem anerkannten
Berufsabschluss als „Gesundheits- und
Krankenpfleger“ und nach einem weiteren
Semester mit dem „Bachelor of Science“.
Pro Semester muss Jonas Lichtenberger einen vier- bis sechswöchigen Praxis­
einsatz ableisten. Das notwendige theoretische Rüstzeug lernt er in Vorlesungen
an der FH sowie im Unterricht an einer
Krankenpflegeschule. Die Kombination
hat’s in sich. So wartet auf den jungen
Mann nach einem anstrengenden Tag in
der Klinik oft noch eine Hausarbeit, die
fertig geschrieben werden muss.
Anspruchsvolle Tätigkeit: Wer sich der Pflege anderer Menschen verschreibt, muss
nicht nur belastbar, sondern auch kommunikations- und beziehungsfähig sein.
der Hochschule errichten lässt. Auch duale Studiengänge gewinnen in der Branche zunehmend an Bedeutung.
Die Einführung von akademischen
Ausbildungen kann auch als Reak­tion
auf den Arbeitsmarkt verstanden werden. Susanne Kriegbaum von der Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit nennt Zahlen:
„Der steigende Bedarf an akademischen
Fachkräften zeigt sich in der Entwicklung
der gemeldeten Arbeitsstellen: Gingen
zum Beispiel im Jahr 2006 5.200 Stellenangebote für akademische Fachkräfte im
Bereich der nicht ärztlichen Therapie bei
abi>> 1 | 2013
den Agenturen für Arbeit ein, kletterte
die Nachfrage 2011 auf 19.200 Stellenangebote.“
„Pflegefachpersonal händeringend gesucht“
Doch auch wer eine Ausbildung außerhalb der Hochschulen bevorzugt, darf
sich anschließend über gute Beschäftigungschancen freuen: „Der Pflegebereich ist sehr stark im Wachstum“,
betont Dr. ­Helmut Braun, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands Pflege. Zustimmung kommt von Johanna Knüppel
vom Berufsverband für Pflegeberufe e. V. (DBfK):
„Pflegefachpersonal wird in allen Versorgungsbereichen händeringend gesucht – egal ob Krankenhaus, Pflegeheim oder häusliche Pflege.“
Zitate, die Susanne Kriegbaum mit Daten untermauert: „Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Therapeuten ist in den letzten
zehn Jahren um gut 45 Prozent gestiegen, die der
Gesundheits- und Krankenpfleger um elf Prozent.
Auch die gemeldeten Stellen für diese Berufsgruppen nehmen seit Mitte des letzten Jahrzehnts
kontinuierlich zu. Die Arbeitslosigkeit hingegen ist
weiterhin rückläufig.“ Wobei die Konkurrenzsituation im therapeutischen Bereich, etwa für Physiound Ergotherapeuten sowie Logopäden, etwas
schwieriger ist als in der Pflege. Hier buhlen mehr
Bewerber um weniger freie Stellen. Auch der Gang
in die Selbstständigkeit spielt bei diesen Berufsgruppen eine größere Rolle.
Aber worin liegen die Gründe für den hohen
Arbeitskräftebedarf in der Pflege? Eine entscheidende Rolle spielt der demografische Wandel –
Deutschland wird immer älter. Allerdings sind nicht
alle Menschen mit fortwährender Gesundheit gesegnet. So lag die Zahl der Pflegebedürftigen 2009
laut Statistischem Bundesamt bei 2,34 Millionen –
und damit bereits 16 Prozent höher als noch zehn
Jahre zuvor. In ihrem aktuellen „Pflegereport 2030“
prognostiziert die Bertelsmann Stiftung bis 2030
gar eine Zunahme der Pflegebedürftigen um rund
50 Prozent im Vergleich zu 2009. Damit steigt auch
der Bedarf an Arbeitskräften, die ihr Schaffen in
den Dienst hilfsbedürftiger Menschen stellen. Das
Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) rechnet damit, dass die Nachfrage nach bestmöglich
ausgebildeten Pflegekräften bis 2025 um insgesamt 27 Prozent steigen wird. Im Jahr 2009 waren laut einer Analyse des Deutschen Pflegerats,
einer Dachorganisation unterschiedlicher Verbände im Pflege- und Hebammenwesen, bereits etwa
1,21 Millionen Beschäftigte in Pflegeberufen tätig.
Hohe Belastung – aber viel Abwechslung
Dem Fachkräfte-Engpass entgegenzuwirken,
gestaltet sich in der Pflege nicht ganz einfach.
Zumal die Branche ihren Arbeitnehmern einiges
abverlangt. So stufte die Mehrzahl von 3.550 Beschäftigten aus verschiedenen Pflegeberufen
bei einer Online-Befragung des Wirtschafts- und
Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der
gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung die
Arbeitsbelastung in ihren Jobs als „relativ hoch“
ein. Demgegenüber steht laut WSI ein Bruttomonatseinkommen von durchschnittlich 2.360 Euro
auf Basis einer 38-Stunden-Woche in unterschiedlichen Einsatzfeldern in der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege.
Insgesamt haben Pflege und Therapie jedoch einiges zu bieten; die Palette an Berufen ist vielfältig.
So finden in der Pflege nicht nur ausgebildete Gesundheits- und Krankenpfleger sowie Altenpfleger
Foto: Xavier Ballester
arbeitsmarkt
Demografischer Wandel: Weil die Gesellschaft zunehmend altert, erhöht
sich der Bedarf an qualifiziertem Pflegepersonal.
interessante Einsatzfelder. Hier betätigen sich beispielsweise auch studierte Arztassistenten – ein
relativ neuer Beruf. Wer sich dazu entschließt, kann
unter Aufsicht eines Arztes selbstständig ärztliche Tätigkeiten ausüben – etwa Blut abnehmen.
Pflege­pädagogen mit Studienabschluss hingegen
geben ihr Fachwissen beispielsweise in Berufsfachschulen an Auszubildende in Gesundheitsund Pflegeberufen weiter, während sich Gerontologen die Erforschung des Alterungsprozesses des
Menschen sowie der Bedingungen für gesundes
und zufriedenes Altern auf die Fahnen schreiben.
Hinzu kommen Pflegemanager oder Kaufleute im
Gesundheitswesen. Sie übernehmen etwa Aufgaben im Qualitätsmanagement oder Marketing. Im
therapeutischen Umfeld finden sich Berufe wie
Physiotherapeut, Ergotherapeut und Logopäde.
Gefühl für Menschen und Budgets
Wer täglich Menschen in außergewöhnlichen Situationen unterstützt, benötigt jedoch mehr als eine
solide Ausbildung mit Abschluss. Johanna Knüppel
vom DBfK: „Pflege ist ein anspruchsvoller Beruf,
der neben den nötigen intellektuellen Fähigkeiten, guten Sprachkenntnissen und einer guten
körperlichen wie seelischen Gesundheit und Belastbarkeit noch eine Menge mehr voraussetzt.
Man muss kommunikations- und beziehungsfähig
sein, die Nähe zu Menschen zulassen.“ Von zentraler Bedeutung seien auch Einfühlungsvermögen
und Mitgefühl, so Dr. Helmut Braun vom Arbeitgeberverband Pflege: „Pflege ist nichts, das man
nur ableistet.“ Zusätzliche Anforderungen werden
an Beschäftigte im organisatorischen Bereich gestellt. „Führungskräfte wie Pflegedienstleister sollten gut strukturieren können, fit in Mitarbeiterführung sein und Basiswissen in Betriebswirtschaft
mitbringen“, ergänzt Dr. Helmut Braun.
Pflege und Therapie – keine Branche wie jede
andere. Aber ein interessantes und sinnvolles
Tätig­keitsfeld mit vielen Facetten. <<
abi>> 1 | 2013
„Die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Therapeuten
ist in den letzten
zehn Jahren um gut
45
Prozent gestiegen,
die der Gesundheits- und Krankenpfleger um elf
Prozent. Auch die
gemeldeten Stellen
für diese Berufsgruppen nehmen
seit Mitte des
letzten Jahrzehnts
kontinuierlich zu.“
25
arbeitsmarkt
Ergotherapeutin
Nah am
Menschen
Nach ihrem Abitur wusste Sophie
Heimrod (21), dass sie mit Menschen arbeiten
will. Die Wahl fiel auf Ergo­­therapie. Mittlerweile
studiert sie im dritten Semester an der Alice
Salomon Hochschule (ASH) in Berlin.
d
„Der Trend geht
immer mehr zur
Professionalisierung,
und mit einem
akademischen
Abschluss habe ich
auch bessere
Berufschancen.“
>>mehr info
www.abi.de
Gib Folgendes
in die Suche
ein: CodeFHG
26
er Ergotherapeut hilft den
Menschen, so selbstständig
wie möglich zu leben, zu handeln und sich zu betätigen“,
beschreibt die 21-jährige Berlinerin ihren künftigen Beruf. Zur Klientel von Ergotherapeuten zählen etwa Patienten, die einen
Schlaganfall erlitten haben oder psychische Probleme haben. Aber auch körperlich und ­geistig Behinderte profitieren von Ergotherapeuten, die mit
ihnen beispielsweise grundlegende Fertigkeiten
wie Essen und Waschen üben. Außerdem steht
das Training der Grob- und Feinmotorik sowie der
Orientierungs- und Konzentrationsfähigkeit auf
der Agenda.
Sophie Heimrod gehört zum ersten Jahrgang,
der an der ­Alice Salomon Hochschule (ASH) Ergotherapie studieren konnte. Dafür musste sie
sich zunächst bei der Schule für Gesundheitsberufe in Berlin-Wannsee bewerben. Diese ist Kooperationspartnerin der ASH und übernimmt im
Rahmen von Vorstellungsgesprächen die Auswahl
der Bewerber. Wer hier angenommen wird, kann
sich zwischen einer Ausbildung und dem Bachelorstudium entscheiden. „Ich wollte gerne studieren“, erinnert sich Sophie Heimrod. „Der Trend
geht immer mehr zur Professionalisierung und mit
einem akademischen Abschluss habe ich auch
bessere Berufschancen.“ Als immatrikulierte Studentin besucht sie nun einen Teil des Unterrichts,
abi>> 1 | 2013
etwa praktische Übungen, im Studienzentrum der
Wannsee-Schule, den restlichen an der ASH. Dafür zahlt sie jedes Semester 265 Euro Studienbeiträge an die Hochschule und monatlich 80 Euro
Materialkosten an die Gesundheitsschule.
Flechten fürs Selbstvertrauen
„Das erste Semester war ziemlich anstrengend,
danach habe ich mich daran gewöhnt“, erinnert
sich Sophie Heimrod an ihren Studienstart im
Oktober 2011. Grundfächer wie wissenschaftliches Arbeiten, Anatomie, aber auch Lerntheorien
sowie Kommunikation und Interaktion mit dem
Klienten waren sehr arbeitsintensiv. In anderen
Fächern lernen die Studierenden den Umgang
mit verschiedenen Materialien oder Handlungsansätze in der Ergotherapie kennen. Zum Ende
des Studiums werden Reha-Wissenschaften,
Existenzgründung und Pädagogik unterrichtet.
Ihr theoretisches Wissen kann die Studentin in
den vier jeweils zehn Wochen dauernden studienbegleitenden Praktika anwenden. Das erste hat
Sophie Heimrod bei der Union Sozialer Einrichtungen in Berlin absolviert, einer gemeinnützigen
GmbH, die behinderte Menschen beschäftigt.
Dort musste sie beispielsweise für eine Klientin
eine kleine Therapie planen und durchführen.
„Ich habe mit ihr aus Korb einen Zeitungsständer
geflochten. Damit sollte sie mehr Selbstständig-
Foto: Tilman Weishart
arbeitsmarkt
Herausgeber
Bundesagentur für Arbeit
Herausgeberbeirat
Petra Beckmann, Wolfgang Biersack,
Dr. Oliver Fischer, Heike Hessenauer,
Yvonne Hollmann, Nils Kämpfer, Nicole
Künzel, Stefanie Langen, Georg Leibold,
Sabine Peters, Natascha Rediske,
Katarina Stein, Judith Wüllerich
Redaktion/Verlag
abi>> dein weg in studium und beruf
Willmy Consult & Content GmbH
Gutenstetter Straße 8d, 90449 Nürnberg
Telefon: 0911 937739-0
Fax: 0911 937739-99
E-Mail: [email protected]
Redaktion
Gesamtleitung: Rainer Möller
Chefredakteur: Andreas Bund
Chefin vom Dienst: Meike Schädlich
Textchefin: Heike Reinhold
Redaktion: Edith Backer, Katharina Bill,
Susanne Böhm, Alexa Gams,
Julia Grimminger, Veronika Mahler,
Alexander Reindl, Larissa Stempel
Redaktionsassistenz: Manuela Meier
Trend zur Akademisierung: Für die immer komplexeren Berufsbilder in
Pflege und Therapie entstehen neue Studiengänge.
Autoren
Birk Grüling, Christine Lendt, Sabine
Schrader, Kristina Taube
keit und Selbstvertrauen lernen und durch das rhythmische
Flechten ihre Merkfähigkeit verbessern.“
Gestaltung und Layout
Art Direktor: Nero A. Kaiser
Layout: Christine Biedermann, Monika
Orend, Viviane Schadde, René Weinberg
Titelbild: Martin Rehm
„Die Kinder sind offener“
Nach sechs Semestern folgt das Staatsexamen. Wer dieses erfolgreich besteht, erhält die Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung Ergotherapeut/in vom Landesamt für Gesundheit und
Soziales. Das ist die Zulassung, die auch die Auszubildenden an
der Wannsee-Schule erlangen können. Nach einem weiteren Semester schließt das Studium mit dem „Bachelor of Science“ ab.
Nach ihrem Bachelorabschluss will Sophie Heimrod praktisch arbeiten, am liebsten in der Kinder- und Jugendtherapie.
„Die Kinder sind offener und man kann sie schnell für Neues
begeistern.“ <<
Unterrichtsidee „Branchenreport
Pflege und Therapie“
Nur keine Berührungsängste!
Du willst mehr über die Pflege- und Therapiebranche erfahren?
Einen Überblick über die verschiedenen Berufs- und Studienmöglichkeiten erhalten? Herausfinden, worauf es in diesem Bereich ankommt?
Dann bitte doch deine Lehrerin oder deinen Lehrer um eine besondere
Schulstunde: Mit der abi>> Unterrichtsidee kann sie/er einen kosten­
losen PDF-Foliensatz her­unterladen und damit den Berufskunde­
unterricht gestalten. Mehr Infos unter: www.abi.de > Lehrer/innen
abi>> 1 | 2013
Druck
Westermann, Braunschweig
Copyright 2013 für alle Inhalte
© Bundesagentur für Arbeit
Alle Rechte vorbehalten. Der Nachdruck,
auch auszugsweise, sowie jede Nutzung
der Inhalte mit Ausnahme der Herstellung
einzelner Vervielfältigungsstücke zum
Unterrichtsgebrauch in Schulen bedarf der
vorherigen Zustimmung des Verlags. In
jedem Fall ist eine genaue Quellenangabe
erforderlich. Mit Namen gekennzeichnete
Artikel geben nicht unbedingt die Meinung
der Redaktion und des Herausgebers
wieder. Keine Gewähr für unverlangte
Ein­sendungen und Besprechungsstücke.
Gesamtauflage: 280.000
Erscheinungsweise
6 Ausgaben im Jahr
Bestellungen
www.ba-bestellservice.de
Einzelexemplare sind im
Berufsinformations­zentrum (BiZ) der
Agenturen für Arbeit erhältlich.
27
Das nächste abi>> Heft
Die Ausgabe 2/2013 erscheint am 2. Mai 2013.
Im Schwerpunkt dreht sich dann alles um das Thema Hochschulzulassung. Wir
klären im Interview mit einem Experten der Stiftung für Hochschulzulassung das
Verfahren bei der Vergabe von bundesweit zulassungs­beschränkten Studien­gängen.
Außerdem beantworten wir häufige Fragen, etwa wie man Wartezeit sammelt, wie
man seine Chancen auf einen Studienplatz verbessern kann oder welche Chancen
das Nachrückverfahren bietet. In Porträts von Studierenden stellen wir zudem
exemplarisch verschiedene Arten der Hochschulzulassung vor.
Leseraktion
abi>> Scrabble
fun
Es gilt, aus den rechts stehenden Buchstaben möglichst viele verschiedene Wörter zu bilden. Jeder Buchstabe darf dabei aber jeweils nur so oft
verwendet werden, wie er vorhanden ist. Gewertet werden nur deutsche
Wörter, die im Duden stehen. Wer die meisten Wörter hat, gewinnt –
und zwar eins von drei Scrabble-Spielen.
Bitte sende deine Lösungsworte bis zum 31. April 2013 per E-Mail an
[email protected] oder schicke eine Postkarte an Willmy Consult
& Content GmbH, abi>> Redaktion, Guten­stetter Straße 8d, 90449 Nürnberg. Bitte vergiss nicht, deine Adresse anzugeben!
Teilnahme und Gewinnchance ist pro Person nur einmalig möglich.
Mitarbeiter des Verlags und der Bundesagentur für Arbeit dürfen
nicht teilnehmen. Der Rechtsweg oder eine B
­ arauszahlung des Gewinns sind ausgeschlossen.
A
B
E
E
E
E
G
I
K
L
M
M
N
N
N
N
O
O
O
O
O
P
R
S
T
T
T
X
Foto: Martin Rehm
10 Jahre abi>> Portal
go
abi.de
28
Mit Tusch und Torte:
Das abi>> Portal wird 10!“
„Happy Birthday“ heißt es dieser Tage – und das bewährte
abi>> Portal hat sich fürs Feiern ordentlich rausgeputzt!
Ab sofort präsentiert sich unsere Website in ganz neuem Look –
mit großen Bildern, intuitiver Bedienung und auch technisch
auf dem neuesten Stand: Nun lässt sich abi.de auf jedem
beliebigen Endgerät – PC/Mac, Tablet oder Smartphone –
in optimierter Darstellung aufrufen. Und dank der neuen
Zielgruppen-Navigation findet nun jeder noch leichter, was er
sucht: Egal ob Schüler oder Studierende, Lehrkräfte, Eltern
oder Berater – alle haben jetzt Direktzugriff auf die für sie
besonders wichtigen Themen.
Dazu gehören zweifellos Tipps und Infos rund um die
Studien­finanzierung. Denn wenn auch die meisten Bundes­
länder mittlerweile keine allgemeinen Studiengebühren
mehr verlangen, ist Studieren nicht grade billig. Im abi>>
Portal widmen wir uns deshalb in einem Thema der Woche
Krediten, Nebenjobs, BAföG-Anträgen und Co. – zu lesen ab
dem 1. April wie gewohnt unter:
>> www.abi.de
abi>> 1 | 2013

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