Geschichte der Gronauer SPD - SPD
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Geschichte der Gronauer SPD - SPD
SPD Gronau und Epe - eine starke Geschichte Vorschlag: eine „Zeitleiste“ auf der die Jahreszahlen, zu denen es Bilder / Dokumente / Text gibt, jeweils zu diesen „hot-spots“ verlinken. 1890: Sorgenvoller Blick nach Gronau. Landrat Gärtner bekämpft die sozialdemokratische Gefahr: Zitat: Socialistische, auf den Umsturz der bestehenden Gesellschaftsordnung gerichtete, Bestrebungen existiren im diesseitigen Kreise nicht. Ueberhaupt hat die Socialdemokratie im hiesigen Kreise sehr wenig Eingang gefunden. Der gefährlichste Punkt ist Gronau. Ich bin mit den dortigen Fabrikanten in Verbindung getreten und wird sämmtlichen in etwa anrüchigen Arbeitern allmälich gekündigt. Zwei Kündigungen sind bereits eingetreten. Ein Gekündigter Namens Schubert ist nach Rheine verzogen. Bericht von Landrat Gärtner, Ahaus über den „Stand der Sozialistischen Bewegung“, 28.05.1890 (StAM, Reg. Mstr. 1028) 1 1890: Gründungsurkunde Der Landrat berichtet ... gehorsamst, daß es den Socialdemokraten gelungen ist, in Gronau eine Filiale des Verbandes der Fabrik- Land- und gewerblichen Hilfsarbeiter Deutschlands zu errichten. Bevollmächtigter ist der Arbeiter Josef Locke zu Gronau. Zu den Vorstand gehören der Schuster Mathias Raba, und Fabrikarbeiter Schremmers beide zu Gronau. 1891: Ein „Sozi“ soll abgeschoben werden Bis ins Münsterland hatte es sich wohl nicht herumgesprochen: das Sozialistengesetz, das seit 1878 sozialdemokratische Umtriebe untersagt, war 1890 nicht verlängert worden. Für die Abschiebung gibt es keine „Rechtsgrundlage“ mehr; das Ahauser Stadt- und Landgericht untersagt die vom Landrat verfügte Ausweisung von Mathias Raba. 2 1891: Polizeiliche Überwachung der p. Raba leitet noch nach wie vor die zusammenkünfte und den Vorsitz bei den socialdemokratischen Versammlungen die letzte ist am Sonntag den 12. Julij bei Baring in dessen Huse auf Niederländischen Gebit gewesen, welches ich nachträglich erfahren habe. Bartels Fuß Gendarm. 1894: Wahlkampf unter erschwerten Bedingungen Kein Wirt stellt sein Lokal zur Verfügung; Veranstaltungen unter freiem Himmel erhalten natürlich nicht die erforderliche Genehmigung. Also weichen die Gronauer Sozialdemokraten auf die niederländische Seite der Grenze aus... … und erhalten Unterstützung aus Amsterdam. PS.: Die Redner aus Ostwestfalen kommen nicht, dafür spricht Reichstagskandidat Feld aus Steinfurt. 3 1910: Eintritt in die SPD Emanuel Leupold, aus Niederösterreich nach Gronau gekommen, tritt 1910 der SPD bei. Er ist kommunalpolitisch aktiv und gehört nach der NS-Zeit 1945/46 zu den Neubegründern der Gronauer SPD. 1928: Sozialdemokratisch in allen Lebensbereichen Sozialdemokratisch war man nicht nur in der SPD, man war in der sozialdemokratisch geprägten Textilarbeiter-Gewerkschaft, in der Arbeiterwohlfahrt (AWO), im SPD-Spielmannszug, in ArbeiterSport-Organisationen, z.B. im Arbeiter-Radfahrer-Bund „Solidarität“ in Gronau. Ausflug 1928 1. Fritz Iser sen. 2. Hugo Bork 3. B. Kraan 4. Fritz Iser jun. 5. Paul Riewe 6. Schulz 7. Feulner 8. Lammers 4 1929: SPD am 1. Mai Sozialdemokraten feiern den 1. Mai 1929 in Bardel. Von den Abgebildeten sind namentlich bekannt: Erich Geske, Gewerkschaftssekretär (mit der Ziehharmonika) 1. Feulner 2. Rahn 3. Hugo Bork 4. Brütting 5. Feulner sen. 6. Otto Golimbeck 7. Fritz Rösgen 8. Fr. Feulner 9. Willi Schödel 5 1931 Lenchen Schmidt wird Genossin Wenige Wochen nach ihrem 21. Geburtstag, mit dem sie volljährig wird, tritt Lenchen Schmidt in die SPD ein. Jahrzehnte lang leitet sie die SPDJugendorganisation „Die Falken“. Zeitweise gehört sie gleichzeitig mit Mann und Sohn dem Gronauer Rat an. 1979 erhält sie das Bundesverdienstkreuz. Bürgermeister Bruno Jäkel (links) gratuliert; Ehemann Wilhelm Schmidt (im Hintergrund). 6 1932: Wahlkampf gegen NS-Terror Mit dem Spielmannszug gegen den Terror von SA und Rotfront: SPD-Aufmarsch zur Landtagswahl 1932 1. Willi Wolter 2. Hugo Bork 3. Bruno Buth 4. Richard Zibel 7 1933: Mutige Demokraten SPD-Kandidaten bei der Kommunalwahl am 13.März 1933. Die SPD sendet mit Geske, Henke, Iser und Leupold vier Vertreter in den Stadtrat; die Mandate werden ihnen wenig später aberkannt. Die NS-Diktatur hat begonnen. 8 1934: Widerstand: Albert Gudzent 1934 beteiligt sich der Gronauer Albert Gudzent an einer SPD-Widerstands-Gruppe, die illegale Schriften aus den Niederlanden ins Ruhrgebiet schmuggelt. Gudzent wird verhaftet und im KZ Flossenbürg ermordet. Häftlingskarte für den „Vorbeugungshäftling“ Gudzent. Der Stempel: „FLOSS“ steht für KZ Flossenbürg. 9 3. Mai 1945: KZ-Häftlinge sterben beim Untergang der Cap Arkona Ein Stolperstein in Neumünster erinnert an Konrad Matzke Verlegeort: Großflecken 39 in Neumünster; Stolperstein-Patin: SPD Ortsverein Neumünster Süd Schon während der Weimarer Republik war Konrad Matzke in Neumünster ein bekanntes SPD-Mitglied. Seit 1927 als Geschäftsführer des Textilarbeiter-Verbandes tätig, gehörte er bis 1933 der Stadtverordnetenversammlung an. Nachdem die Gewerkschaften von den Nationalsozialisten zerschlagen worden waren, verdiente er seinen Lebensunterhalt als Händler mit einem eigenen Geschäft am Großflecken 39. Seine politischen Überzeugungen gab er nicht auf. Im August 1944 wurde Konrad Matzke im Rahmen der „Aktion Gewitter“, einer Verhaftungsaktion nach dem Anschlag vom 20. Juli, festgenommen und im KZ Neuengamme inhaftiert. Das Lager wurde im April 1945 vor den anrückenden britischen Truppen von der SS geräumt. Er gehörte zu den Häftlingen, die in Lübeck auf die Cap Arkona verbracht wurden, und kam im Alter von 61 Jahren ums Leben, als das Passagierschiff am 3. Mai 1945 bei einem Luftangriff in der Neustädter Bucht versenkt wurde. Bild und Text: http://kulturraum-neumuenster.de/stolpersteine/uebersicht-stolpersteine/konrad-matzke.html Bevor Konrad Matzke von der Textilarbeiter-Gewerkschaft als Geschäftsführer nach Neumünster geschickt wurde, war er bis 1927 als Gewerkschaftssekretär in Gronau aktiv. Er war in der Weimarer Zeit die zentrale Gestalt der Gronauer Sozialdemokratie, Fraktionsvorsitzender im Kreistag und in der Stadtverordnetenversammlung, ein klassischer Oppositionspolitiker. 10 1945: Neubeginn Emanuel Leupold wird nach dem Ende der NS-Diktatur erneut Mitglied der SPD, der er bereits von 1910 bis zum Verbot 1933 angehört hat. 11 1946: Neugründung mit Genehmigung der britischen Besatzer Die Neugründung der Gronauer SPD mit Genehmigung der Militärregierung. 12 1946 Kommunalwahl Fritz Rösgen ist nach Kriegsende Mitglied des ersten – noch ernannten – Stadtrats. Er gehört dem sog. Entnazifizierungsausschuss an. Bei der ersten Kommunalwahl am 15. September 1946 ist er einer von drei SPD-Ratsmitgliedern. Er wird stellv. Bürgermeister. 13 1948 – 1952 Frauen-Power Nach der zweiten Kommunalwahl 1948 gehören sieben Sozialdemokraten dem Gronauer Rat an. Es sind (von links nach rechts): Bruno Jäkel Lenchen Schmidt Wilhelm Schmidt Fritz Rösgen Erna Vogelsang Elfriede Leupold Julius Schulz Tatsache: In der SPD-Fraktion der frühen 50-er Jahre sind drei Frauen und vier Männer. 1956 Mehrheit – Bruno Jäkel wird Bürgermeister Bei der Kommunalwahl 1956 wird die SPD erstmals in Gronau stärkste Partei. Den 13 Sozialdemokraten stehen 12 CDU- und 5-FDP-Ratsmitglieder gegenüber. Die FDP-Vertreter unterstützen die Wahl von Bruno Jäkel zum Bürgermeister. 1956-1960, 1960-1964, 1964-1969, 1969-1975, 1975-1979, 1984-1989: 28 Jahre leitet Jäkel den Gronauer Rat. Hier der Stadtrat nach der Wahl von 1960; in der Mitte Bürgermeister Jäkel, daneben links Stadtdirektor Stork (links), und Beigeordneter Brandt; die SPD-Fraktion an der rechten Bildseite: (sitzend, v. hinten:) Dorothee Bader, Walter Taubach, Wilhelm Schmidt, Otto Riesner, Hubert Hartmann, Hans Böhm. (Stehend:) Berni Mertens, Rudolf Poehlmann, Hermann Niehoff, Helmut 14 Iser. 15 1984 Kommunalpolitik in schwierigen Zeiten „Unser Bruno“ war über Jahrzehnte das Gesicht der Gronauer SPD. Aufgaben gab es reichlich: fehlende Infrastruktur in den 50-er Jahren Stadtkernsanierung in den 60-er Jahren, Industrieansiedlungen zur Überwindung der Monostruktur Reform der Schullandschaft: Volksschulen werden Grund- und Hauptschulen, Gebietsreform, d.h. der Zusammenschluss von Gronau und Epe 1975, Konjunkturprogramme in den 70-er Jahren, Strukturreform nach dem Zusammenbruch der Textilindustrie in den 80-er Jahren, Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, u.v.m. 16 1989 Wachablösung Bruno Jäkel war von 1948 bis 1989 ununterbrochen Ratsmitglied, nach 1956 fast immer, nämlich 28 Jahre lang, Bürgermeister. 1989 steht er für eine erneute Spitzenkandidatur nicht mehr zu Verfügung. Norbert Diekmann wird sein Nachfolger und – denkbar knapp – Bürgermeister in der Wahlperiode 1989-1994. Argumentativer Wahlkampf: Diekmann und sein Team erläutern auf 16 Seiten ihre Ziele. 17 1990 Für eine gerechte Gesellschaft Bürgermeister Diekmann blickt auf die ersten Wochen im Amt zurück. aus: „Wir in Gronau“ (Zeitung des SPD-Stadtverbands Gronau-Epe v. Dez. 1989) 18 2013 Sonja Jürgens: SPD-Kandidatin gewinnt auch in Epe 19 Sonja Jürgens gewinnt am 17. März 2013 die Stichwahl um das Bürgermeister(innen)amt. Bei ihrem Erdrutsch-Sieg gewinnt sie auch im Stadtteil Epe mit deutlicher Mehrheit. http://www.gronau.de/PDF/Amtliches_Endergebnis_Stichwahl_17_03_2013.PDF?ObjSvrID=1486 &ObjID=4920&ObjLa=1&Ext=PDF&WTR=1&_ts=1363764845 20