Senden
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2.3 Klassifizierung von Kommunikationsdiensten synonym: Nachrichtensystem/dienst (message service) Kommunikationssystem/dienst (communication service) Transportsystem/dienst (transport service) Grundsätzliche semantische Gemeinsamkeit: Senden/Empfangen einer Nachricht beinhaltet Kopieren – zwei (oder mehr) disjunkte Prozesse/Prozessoren A, B (C, ...) kooperieren zum Zweck des Kopierens eines Wertes von A nach B (C, ...) Kommunikationsdienste variieren im Hinblick auf [è2.3.1] Übertragungssemantik [è2.3.2] Adressierung der Kommunikationspartner [è2.3.3] Konfigurierung von Prozessen und Kanälen [è2.3.4] Disjunktives Warten vs2.3 1 Pseudocode für Senden und Empfangen: send MsgExpr [ to DestExpr ] Typ T Typ D<T> recv MsgVar [ from SourceExpr | SourceVar ] Typ T Typ S<T> MsgExpr: DestExpr: zu sendende Nachricht Ziel, das die Nachricht empfangen soll MsgVar: SourceExpr: - oder SourceVar: Variable, die die empfangene Nachricht aufnimmt Quelle, von der die Nachricht empfangen werden soll Variable, die die Quelle der Nachricht aufnimmt vs2.3 2 Beispiel 1: ungepufferte Interprozeßkommunikation (z.B. CSP) P: ... send "Hello "+"World" to Q ... ! Rendezvous " Q: ... recv var from P ... Effekt wie: var := "Hello World" Beispiel 2: Ethernet Controller (ohne Adressen-Filterung) P: ... send "Hello "+"World" ... wartet auf send " Q: ... recv var ... Effekt wie: var := "Hello World", aber nur wenn Q mit recv wartet - sonst wirkungslos! vs2.3 3 2.3.1 Übertragungssemantik Pufferung, Empfangsfolge, Zuverlässigkeit, Flußsteuerung/Synchronisation Pufferung: - keine - begrenzt - unbegrenzt Achtung, Teil des Kommunikationssystems! Empfangsfolge: - permutiertes Präfix der Sendefolge - Präfix der Sendefolge (reihenfolgetreu, FCFS; Puffertyp = Sequence<T> ) - Strom (stream): Puffertyp = T = Sequence<Byte> vs2.3 4 Zuverlässigkeit: Empfangsfolge der Nachrichten evtl. gefährdet durch - Duplizierung - Verlust - Verstümmelung: wird mittels Prüfcode erkannt und als Verlust betrachtet vs2.3 5 Flußsteuerung und Synchronisation: Empfangen mit recv: blockierend (blocking) bis neue Nachricht vorliegt, nichtblockierend (non-blocking), d.h. wenn keine neue Nachricht: - Leeroperation, evtl. mit späterer Unterbrechung, wenn Nachricht eingetroffen (signal), oder - nochmaliges Lesen einer zuvor empfangenen Nachricht Senden mit send: blockierend bis Nachricht absendbar, nichtblockierend, d.h. - Leeroperation, evtl. mit Ausnahmemeldung, oder - Überschreiben einer zuvor gesendeten und noch nicht empfangenen Nachricht vs2.3 6 Synchrone vs. asynchrone Übertragung: asynchrone Übertragung: send ist beendet, sobald der Wert von MsgExpr an das Nachrichtensystem übergeben ist synchrone Übertragung: send ist beendet, sobald die Nachricht durch recv übernommen wurde vs2.3 7 2.3.2 Adressierung Beachte: Kommunikation ist nicht beschränkt auf das Szenario „2 miteinander verbundene Kommunikationspartner“ 4 Varianten: ohne Adressierung prozessbezogen prozessgruppenbezogen kanalbezogen vs2.3 8 ohne Adressierung: send MsgExpr recv MsgVar [ from ProcVar ] produziert Nachricht übernimmt Nachricht (evtl. mit Absender) (und gegebenenfalls Absender) ! Generische Operationen, z.B. mit Nachrichtentyp Sequence<Byte> vs2.3 9 prozeßbezogen: (typischerweise auch generisch) send MsgExpr to ProcExpr recv MsgVar from ProcExpr send MsgExpr to ProcExpr recv MsgVar [ from ProcVar ] (Modell hier: jeder Prozeß verfügt über eigene mailbox) send MsgExpr [ to ProcVar ] recv MsgVar from ProcExpr (Umkehrung des obigen Modells – eher akademisch!) vs2.3 10 prozeßgruppenbezogen (group communication, auch „Rundsendung“, multicast): Es gibt einen Typ ProcessGroup, und Prozesse können einer Gruppe beitreten und sie verlassen: ... group.enter(); ... ; group.leave(); ... Damit dann send msg to group recv var [ from procvar ] vs2.3 11 kanalbezogen/portbezogen Kanal als eigenständiges, explizit benennbares Pufferobjekt, meist unidirektional („Simplex-Kanal“): send MsgExpr to ChanExpr recv MsgVar from ChanExpr channel.send(msg); msg = channel.recv(); Wichtiger Begriff in Zusammenhang mit Kanälen: Port - mit verschiedenen Bedeutungen: vs2.3 12 Port = formaler Kanalparameter eines Prozesses, häufig exklusiv entweder nur als Eingabe-Port für recv oder nur als Ausgabe-Port für send (Beispiel: Unix-stdin/stdout über 0 bzw. 1) alternativ: Port = einem Prozeß fest zugeordneter Kanal: send msg to proc.port4 recv var from port4 alternativ: Port = der „Eingang“ oder der „Ausgang“ eines Kanals, sozusagen „eine Hälfte“ eines Kanals vs2.3 13 2.3.3 Konfigurierung bedeutet Einrichten von Prozessen und evtl. Kanälen sowie Binden, d.h. Aktualisierung formaler Parameter vom Typ Prozeß, Kanal, Port Statisches Binden: • Hardware: durch „Strippenziehen“ zwischen Rechnern • Software: mittels Konfigurationssprache, z.B. Unix Shell für Pipelines: who | sort | lpr Adressierung kanalbezogen: Kanal = pipe Ports = stdin, stdout vs2.3 14 Dynamisches Binden: Prozesse besorgen die Konfigurierung selbst + jederzeit dynamische Umkonfigurierung möglich - Wiederverwendbarkeit in anderen Kontexten begrenzt Dynamische Erzeugung von Prozessen und Kanälen, dabei Binden durch geeignetes Initialisieren Namensdienste erlauben das Auffinden von bereits vorhandenen Prozess- bzw. Kanalobjekten vs2.3 15 2.3.4 Disjunktives Warten Beispiel: Auftraggeber Auftragnehmer client Unterauftragnehmer server for(;;) { ..... recv request from client; ..... send subrequest to server; ..... recv subresult from server;..... send result to client; ..... } vs2.3 recv behindern sich gegenseitig! 16 Besser: nichtdeterministisch disjunktives Warten for(;;) { ... select recv request from client; send subrequest to server; | recv subresult from server; send result to client; | timeout t do cleanup endselect; ... } t = 0 wirkt wie ein otherwise/else-Konstrukt t = ∞ wirkt wie fehlende Timeout-Klausel ! Alternative: Threads verwenden ! vs2.3 17