Das Magazin aus Michaelshoven - Nr. 15

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Das Magazin aus Michaelshoven - Nr. 15
Nr. 15
Das Magazin der Diakonie Michaelshoven.
08 | 2013
Inklusion =
MITTENDRIN
Editorial
Inhaltsverzeichnis
Nachgefragt
Titelinterviews
Inklusion & Kultur
Inklusion & Freizeit
Diakonie Michaelshoven e.V. | Sürther Str. 169 | 50999 Köln
Telefon 0221 35094-50 | Fax 0221 35094-32
[email protected] | www.diakonie-michaelshoven.de
Besuchen Sie uns auf Facebook: www.facebook.com/Michaelshoven
Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Texte sind urheberrechtlich geschützt. Das
Copyright kann jedoch jederzeit bei der Redaktion eingeholt werden und wird in der
Regel erteilt, wenn die Quelle ausdrücklich genannt wird. Namentlich gekennzeichnete
Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und/oder des Herausgebers wider.
Editorial
Aus Gründen der Nachhaltigkeit wird das Magazin auf FSC-zertifiziertem Papier
gedruckt.
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
Leichte Sprache
Diakonisches Profil
Kurz berichtet
Helfen Sie uns!
Liebe Leserinnen und Leser,
„Eine Gesellschaft für alle – NRW inklusiv“ – so lautet der Titel des Aktionsplans der Landesregierung, mit dem die UN-Behindertenrechtskonvention in Nordrhein-Westfalen umgesetzt
werden soll. Ziel ist es, dass künftig alle Menschen – ob mit oder ohne Behinderungen
– selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Dafür müssen auf politischer Ebene in vielen Bereichen erst die Voraussetzungen geschaffen werden, wie zum
Beispiel barrierefreie Wohnungen, inklusive Schulen und entsprechende Arbeitsplätze. Doch
die Politik allein wird die Konvention nicht umsetzen können. Kirchen, Wohlfahrtsverbände,
Sozialversicherungsträger, Unternehmen: Wir alle müssen mitwirken, wenn es darum geht,
dass Menschen mit Behinderung ihren Platz mitten in der Gesellschaft einnehmen können.
Auch unser Magazin will einen Beitrag dazu leisten.
Rund 15 Prozent der Einwohner in NRW haben eine Behinderung. Uns interessiert, welche
konkreten Forderungen sie stellen und wie die Politik damit umgeht. Deshalb haben wir
mit Norbert Killewald, Beauftragter der Landesregierung für die Belange der Menschen
mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen, und einigen unserer Nutzern darüber gesprochen,
welche Grenzen und Barrieren es gibt und was getan werden muss, damit Partizipation und
gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung gelingen können.
Wir zeigen aber auch, wo und wie Barrieren in verschiedenen Kontexten der Diakonie
Michaelshoven bereits abgebaut werden konnten, zum Beispiel in der inklusiven Kreativwerkstatt Brühl (Seite14), in dem Projekt „Power und Spaß“ (Seite 16) und im Wohnprojekt
Kalk (Seite 20).
Um Barrierefreiheit geht es auch in unserem Spendenprojekt, das wir Ihnen auf Seite 34 vorstellen: Wir möchten in Köln-Porz für 24 junge Menschen mit Mehrfachbehinderung einen
barrierefreien Sinnesgarten schaffen. Helfen Sie mit und schenken Sie den jungen Menschen
einen Garten voller Erlebnisse!
Übrigens: Einige Textpassagen sind in Leichter Sprache und wurden von Volker Schmitz,
Bewohner in der Diakonie Michaelshoven, geprüft. Ihm gilt mein besonders herzlicher Dank.
Ihre
Birgit Heide
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Editorial
Inhaltsverzeichnis
Nachgefragt
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Nachgefragt
Was bedeutet Inklusion?
Inhalt
8
Eine Gesellschaft
für alle
Interview mit dem
NRW-Landesbehindertenbeauftragten
Norbert Killewald
Inklusion & Kultur
Titelinterviews
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Inklusion ist für alle ein
Thema
Was läuft gut und wo
muss mehr für Teilhabe
getan werden?
14
Gemeinsam wird
es noch bunter
Die inklusive Kreativwerkstatt Brühl
Inklusion & Freizeit
16
Aktiv dabei
Inklusive Sportangebote
für Menschen mit
Behinderung
Leichte Sprache
Inklusion & Wohnen
Inklusion & Arbeit
18
Ein ganz normaler Job
Christian Lammering
arbeitet beim Deutschlandfunk
20
Mittendrin im Veedel
Das Wohnprojekt Kalk
Diakonisches Profil
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Verstehen leicht gemacht
Menschen mit Behinderung prüfen Texte in
leichter Sprache
– Das Magazin aus Michaelshoven.
Nr. 15 08/2013
Herausgeber
Diakonie Michaelshoven e.V.
Birgit Heide (Vorstand)
Redaktion, Gestaltung und Lektorat
Unternehmenskommunikation der
Diakonie Michaelshoven: Simone Schön,
Stefanie Kornhoff, Melani Köroglu,
Patrizia Labus, Jana Stein,Mareike Carlitscheck
Die Texte in Leichter Sprache
wurden von Volker Schmitz geprüft.
Kurz berichtet
Helfen Sie uns!
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Diakonisches Profil
Demenz – Der langsame
Abschied
Fotos:
Kurz berichtet.
Neuigkeiten &
Veranstaltungen
Titel: © Carlos Stemmerich/Diakonie Michaelshoven e. V.;
S. 3: © Carlos Stemmerich/Diakonie Michaelshoven e. V.; S. 4+5:
© Diakonie Michaelshoven e. V., © David Herm, © Carlos Stemmerich/Diakonie Michaelshoven e. V., © mma23/Fotolia.com, © Marlin
G. Kundi; S. 6+7: © Diakonie Michaelshoven e. V.; S. 8+9: © David
Herm; S. 10+11: © Carlos Stemmerich/Diakonie Michaelshoven e. V.,
© Diakonie Michaelshoven e. V.; S.12+13: © Diakonie Michaelshoven
e. V.; S. 14+15: © Diakonie Michaelshoven e. V.; S. 14+15: © Diakonie
Michaelshoven e. V., © Aleksandr Stennikov/Fotolia.com; S. 16+17:
© Diakonie Michaelshoven e. V., © Lagartija de colores/Fotolia.com;
S. 18+19: © Diakonie Michaelshoven e. V.; S. 20+21: © Markus Mohr/
Fotolia.com, © Diakonie Michaelshoven e. V.; S. 22+23: © Diakonie
Michaelshoven e. V.; S. 24+25: © mma23/Fotolia.com, © Wissmann
Design/Fotolia.com; S. 26+27: © Diakonie Michaelshoven e. V.;
S. 28+29: © Carlos Stemmerich/Diakonie Michaelshoven e. V.,
© Diakonie Michaelshoven e.V.; S. 30+31: © Diakonie Michaelshoven e.V.,
© Gina Sanders/Fotolia.com, © Interbrand; S. 32+33: © Diakonie
Michaelshoven e.V., © Jürgen Modis, © Julieta Zubiri, © Lulo Reinhardt;
S. 34+35: © kyonnta/Fotolia.com, © Malin G. Kundi
Bitte helfen Sie!
Druck: Z.B.! Kunstdruck, Köln
Auflage: 4.100 Exemplare
Bezug kostenlos
Das Magazin erscheint dreimal im Jahr
(April, August und Dezember).
Zur vereinfachten Lesbarkeit wird im Allgemeinen
die männliche Schreibweise verwendet.
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Editorial
Inhaltsverzeichnis
Nachgefragt
NACHGEFRAGT:
Was bedeutet
Inklusion?
W
enn alle Menschen mit ihren Unterschieden selbstbestimmt
am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, dann wird
von Inklusion gesprochen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde 2009 unter anderem die Gleichstellung von Menschen mit und ohne
Behinderung in der UN-Behindertenrechtskonvention festgehalten. Die
Gleichstellung ist damit ein Grundrecht. Doch wie sieht es in der Praxis
aus? Wo fühlen sich Menschen mit einer Behinderung ausgeschlossen und
was fordern sie? Wir haben nachgefragt und zehn Forderungen erhalten.
Sie zeigen, dass noch viel zu tun ist.
LINKTIPPS:
Allgemeines:
www.aktion-mensch.de
www.Leidmedien.de
www.lbb.nrw.de
Aktionsplan der Landesregierung:
www.mais.nrw.de
Titelinterviews
Inklusion & Kultur
Inklusion & Freizeit
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
Leichte Sprache
Diakonisches Profil
Kurz berichtet
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Sally Reuter
Editorial
INTERVIEW
Inhaltsverzeichnis
Nachgefragt
Titelinterviews
Inklusion & Kultur
Inklusion & Freizeit
Eine Gesellschaft für alle .
Im März 2009 trat die UN-Behinder tenrechtskonvention in Deutschland in Kraft. Die Redaktion sprach mit Norber t Killewald, dem
Landesbehinder tenbeauftragten in Nordrhein-Westfalen darüber, was sich seitdem für Menschen mit Behinderung getan hat, wo noch
Nachholbedarf besteht und wie inklusiv unsere Gesellschaft in zehn Jahren sein wird.
Herr Killewald, was macht eigentlich ein
Landesbehindertenbeauftragter?
Meine Aufgabe besteht darin, mich für die
gleichberechtigte Teilhabe von Menschen
mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen
einzusetzen. Beispielsweise achte ich bei
politischen Entscheidungen der Landesregierung darauf, dass ihre Interessen berücksichtigt werden.
Ich bin aber auch Vermittler zwischen den
unterschiedlichen Beteiligten in der Behindertenpolitik. Dazu zählen die Verbände und
Vereine, die Selbsthilfe, die Verwaltungen, die
Behindertenbeauftragten, -koordinatoren
und -beiräte, die Menschen mit Behinderung
vor Ort ebenso wie die Landesregierung und
die Fraktionen im Landtag.
Ebenso wichtig ist es für mich, die Menschen
mit Behinderung und ihre Vertretungen in
aktuelle Entwicklungen miteinzubeziehen,
die durch mich angestoßen oder begleitet
werden. Mit meiner Präsenz vor Ort folge ich
meinem Ziel, die größtmögliche Transparenz
für alle Beteiligten herzustellen.
Was war Ihre persönliche Motivation,
sich in diesem Amt zu engagieren?
Wieso war? Meine persönliche Motivation
ist, dass ich durch mein Amt schon im Vorfeld
an Gesetzesreformen und -vorhaben beteiligt
werde. Ein Beispiel aus der Praxis: Zurzeit
werden die Regelungen zur Barrierefreiheit
in der Landesbauordnung überarbeitet. Hier
ist es durch eine frühe Beteiligung möglich,
mitzugestalten und mit Hilfe der Experten,
im Besonderen meine ich hier die Menschen
mit Behinderung und deren jahrelange Erfahrung, auf wichtige Probleme aufmerksam zu
machen. Sicher muss man an der einen oder
anderen Stelle auch schon mal die bekannten „dicken Bretter“ bohren. Aber das gehört
zur Aufgabe dazu, dass man überzeugt und
für die Ideen auch Mehrheiten findet.
15 Prozent der Landesbevölkerung. Was
hat sich für diese Menschen in den vergangenen vier Jahren getan?
Mit dem Aktionsplan „Eine Gesellschaft für
alle – NRW inklusiv“ der nordrhein-westfälischen Landesregierung wurde begonnen, die
UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen. Dies ist ein großer Schritt auf dem Weg
zur inklusiven Gesellschaft. Inklusion bezieht
sich auf alle Lebensbereiche – ob im Kindergarten, in der Schule, in der Berufsausbildung,
im Wohnen oder im Freizeitbereich. Man
merkt, dass mit jedem begonnenen Projekt
sich noch viele kleine Projekte dazugesellen,
und es wird sehr deutlich, dass dies nur gemeinsam mit den Spezialisten – den Menschen mit Behinderung – umgesetzt werden
kann.
Seit 2009 ist die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen auch in
Deutschland geltendes Recht. In Nordrhein-Westfalen leben rund 2,6 Millionen
Menschen mit Behinderung, das sind rund
Haben Sie den Eindruck, dass Menschen
mit Behinderung noch immer in der Gesellschaft diskriminiert werden? Wenn ja,
in welchen Lebensbereichen gibt es noch
Nachholbedarf oder Defizite?
Leider zieht sich das immer noch quer durch
alle Bereiche. Ein großer Bereich ist die Inklusion in der Schule. Ich schätze, dass weit
über 300 der rund 720 Förderschulen in den
nächsten Jahren aufgelöst werden. In zehn
Jahren werden mehr als zwei Drittel der betroffenen Jungen und Mädchen gemeinsam
mit ihren nichtbehinderten Altersgenossen
beschult werden. Meiner Meinung nach können wir durch Inklusion im Kindergarten und
in der Schule schon früh die Weichen für einen Bewusstseinswandel stellen. Denn durch
das gemeinsame Miteinander entsteht so
eine „Normalität“ für ein gleichberechtigtes
Miteinander.
Bei der Etablierung von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt gibt
es immer noch hohe Hürden. Eine bessere
Vorbereitung soll durch ein neues Übergangssystem von der Schule zum Beruf geschaffen
werden: mit einem zielgruppenübergreifenden, landesweiten und verbindlichen Übergangssystem für alle jungen Menschen, das
auch benachteiligte und behinderte Jugendli-
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
che, insbesondere auch Frauen und Mädchen
mit Behinderung, einschließt.
In den letzten Wochen konnte man in den
Presseberichten ein Umdenken in Bezug auf
Beschäftigung von Menschen mit Behinderung mitverfolgen. Einige Firmen wollen jetzt
zum Beispiel Autisten einstellen. Die Unternehmen haben festgestellt, dass Menschen
mit Behinderung über Fähigkeiten verfügen,
die in ihrer Branche besonders gefragt sind
und wollen diese jetzt für sich nutzen.
Gibt es aus Ihrer Sicht ein Land, von dem
wir den Umgang mit behinderten Menschen lernen können?
Es gibt sicherlich Länder, von denen wir noch
etwas lernen könnten. Letztendlich glaube
ich aber, dass wir nun „auf dem Weg“ sind
und bei der Umsetzung der Maßnahmen im
Aktionsplan durch die individuellen Anforderungen automatisch immer mehr dazulernen.
Die Aktionsfelder sind auch kein statisches
Gebilde, sondern können sich im Laufe der
Zeit an die gesellschaftlichen Veränderungen
und fachlichen Bedingungen anpassen.
Die Landesregierung hat im vergangenen
Jahr den von Ihnen bereits angesprochenen Aktionsplan „Eine Gesellschaft für
alle – NRW inklusiv“ vorgelegt, um das
Leichte Sprache
Miteinander von Menschen mit und ohne
Behinderung im Land zu stärken. Welche
Schritte wird die Landesregierung in den
nächsten Jahren unternehmen, um dem
Ziel einer inklusiven Gesellschaft näherzukommen?
Der Aktionsplan stellt dar, was die Landesregierung in den nächsten Jahren zur Umsetzung der Inklusion unternehmen will. Er ist in
vier Bausteine gegliedert. Der erste Baustein
will die Barrieren – auch die in den Köpfen
der Menschen – abbauen und möchte das
Bewusstsein für die Ziele der UN-Behindertenrechtskonvention fortwährend stärken.
Der zweite will die gleichberechtigte Beteiligung der Menschen mit Behinderung an allen
Vorhaben, nach dem Grundsatz „Nichts über
uns ohne uns“. Mit dem dritten Baustein wurde durch die Überprüfungen aller rechtlichen
Regelungen in NRW sichergestellt, dass diese
im Einklang mit der UN-Behindertenrechtskonvention stehen oder entsprechend geändert werden. Der vierte Baustein fördert ganz
konkret mit 21 Aktionsfeldern in mehr als
100 Maßnahmen, Projekten und Initiativen
die Teilhabe von Menschen mit Behinderung.
Hier wird in den nächsten Jahren die Zugänglichkeit und Barrierefreiheit verbessert und die
Inklusion in Kindergarten und Schule vorangebracht. Für behinderte Menschen sollen auch
Diakonisches Profil
deutlich mehr Beschäftigungsmöglichkeiten
außerhalb der Werkstätten für Menschen
mit Behinderung geschaffen sowie selbstbestimmte Wohnformen gefördert werden.
Häufig heißt es: „Inklusion beginnt im
Kopf“. Wie kann es gelingen, bestehende
Vorurteile und Barrieren in den Köpfen
der Bürger abzubauen?
Inklusion bedeutet die umfassende und
gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen –
unabhängig davon, ob sie alt, jung, behindert,
pflegebedürftig sind oder ein anderes Etikett
tragen. Die UN-Behindertenrechtskonvention
lässt dabei keinen Zweifel: Inklusion ist keine
unverbindliche Empfehlung, Inklusion ist ein
Menschenrecht. Durch breit angelegte Kampagnen der Landesregierung werden wir gemeinsam an einem Bewusstseinswandel arbeiten. Denn es sind oft die gesellschaftlichen
Gegebenheiten, die den Menschen in seinen
Möglichkeiten einschränken und dadurch behindern.
Und was können soziale Institutionen,
wie die Diakonie Michaelshoven, Ihrer
Ansicht nach tun, damit die Forderungen
nach Selbstbestimmung, Partizipation und
einer gleichberechtigten gesellschaftlichen
Teilhabe von Menschen mit Behinderung
Kurz berichtet
Helfen Sie uns!
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schnellstmöglich erfüllt werden können?
Wünschenswert wäre es natürlich, wenn wir
einmal mit dem Finger schnipsen würden und
alle Projekte sofort umgesetzt wären. Da die
Teilhabe von Menschen mit Behinderung in
allen Lebensbereichen von so vielen Zahnrädchen abhängt, muss man leider noch etwas Geduld aufbringen, bis alles so ineinandergreift und das Uhrwerk inklusiv läuft.
Sie können selbst zur Inklusion beitragen, indem Sie in Ihren Arbeitsfeldern auf eine inklusive Gestaltung achten und diese weiter
fördern. Damit erfüllen Sie als eines von vielen
Zahnrädchen Ihren Teil an der Inklusion.
Wie ist Ihre Vision für
eine inklusive Gesellschaft?
EINE Gesellschaft.
Und wo stehen wir
in zehn Jahren?
Wir werden Inklusion
LEBEN, ohne darüber
nachzudenken.
Inklusion ist selbstverständlich. Es gibt kein
„Sortieren“ von Menschen mit und ohne
Behinderung mehr.
Norbert Killewald, Landesbehindertenbeauftragter in
Nordrhein-Westfalen
Editorial
Inhaltsverzeichnis
Nachgefragt
Titelinterviews
Inklusion & Kultur
Inklusion & Freizeit
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
Leichte Sprache
Diakonisches Profil
Kurz berichtet
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I N K L U S I O N
i s t f ü r a l l e ei n Th e ma
Was ist Inklusion und wo stößt sie an ihre Grenzen? Die Bewohner der Diakonie Michaelshoven Margret Stark, Monika Lehnen und Irene
Stamp finden im Interview Antwor ten auf diese Fragen. Ute Herbst, Leiterin des Geschäftsbereichs Wohnen und Leben mit Behinderung
in der Diakonie Michaelshoven, erklär t, was gut läuft und wo mehr für Teilhabe getan werden muss.
Was halten Sie von dem Begriff
Inklusion?
Margret Stark: Meine Betreuerin hat es mir
erklärt, aber ich verstehe das immer noch
nicht so ganz. Es geht ja irgendwie um behinderte Menschen. Ich würde mir wünschen,
dass dafür ein anderes Wort gefunden wird.
Monika Lehnen: Ich finde das auch ziemlich
kompliziert.
Ute Herbst: Inklusion bedeutet nicht nur
teilhaben und dabei sein, sondern auch
mittendrin zu sein. Ich denke, man sollte für
Inklusion einen Begriff finden, der genau das
beschreibt und zwar so, dass es auch jeder
versteht.
Was bedeutet denn für Sie persönlich,
teilzuhaben und dabei zu sein?
Stark: Ich mache ja zum Beispiel Sport im
Fitnessstudio, da sind nicht nur Menschen
mit Behinderung, sondern auch welche
ohne. Jüngere und ältere Menschen. Das
finde ich gut und es macht mir Spaß.
Lehnen: Für mich heißt dabei zu sein, dass
ich alles verstehe. Dass Texte in Leichter
Sprache sind, damit sie jeder versteht.
Irene Stamp: Mitmachen heißt für mich,
dass ich arbeiten kann. Im Kunsthaus KAT
18 in der Kölner Südstadt kann ich das. Da
mache ich verschiedene Sachen, zum Beispiel Bilder malen.
Herbst: Für mich bedeutet Inklusion, dass
man die Vielfältigkeit der Menschen kennt
und akzeptiert und allen einräumt, nach
eigenen Vorstellungen zu leben. Das heißt:
Jeder sollte die Chance haben teilzuhaben,
wenn er möchte. Das heißt aber auch: wenn
er es nicht möchte, sollte das auch gelten.
Ich erlebe es auch immer wieder, dass Menschen mit Behinderung auch gerne mal unter sich sind.
Wo stößt Inklusion an ihre Grenzen?
Wo wird Teilhabe verwehrt?
Herbst: Häufig wird über Menschen mit
Behinderung hinweg entschieden, aber
nicht mit ihnen. Da wendet man sich lieber
an die Betreuer oder Angehörigen, anstatt
an die Menschen selbst. Das hat auch
noch immer viel mit Ängsten und Vorbehalten zu tun.
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Editorial
Inhaltsverzeichnis
Nachgefragt
Wie ist es mit einem geeigneten
Arbeitsplatz?
Lehnen: Das ist auch schwierig, vor allem mit
Rollstuhl. Ich arbeite zum Beispiel in einer
Werkstatt für behinderte Menschen.
Irene Stamp & Monika Lehnen
Ist es für Menschen mit Behinderung
schwer, geeigneten Wohnraum zu
finden?
Stamp: Die Wohnungssuche ist wirklich
schwer mit Behinderung.
Lehnen: Also für Rollstuhlfahrer ist es, denke
ich, sehr schwer. Aber da ist es auch schwer,
sich in öffentlichen Gebäuden wie Schulen
zu bewegen.
Herbst: Es ist schwer, aber nicht unmöglich.
Es gibt eindeutig zu wenig Wohnraum und
es ist zunehmend ein Problem, Wohnungen
zu finden, die barrierefrei sind und bezahlbar. Außerdem haben wir auch noch mit Vorbehalten von Vermietern zu kämpfen. Wir
haben aber auch durchaus positive Beispiele: Allein bei uns leben über 200 Menschen
im Ambulant Betreuten Wohnen, das heißt,
sie alle haben Wohnungen angemietet.
Können Sie sich vorstellen, dass Sie in
einer Firma arbeiten, in der Menschen
mit und ohne Behinderung arbeiten?
Stark: Bei mir ist das so. Ich arbeite in einer
Firma in Longerich. Da arbeiten Menschen
mit und ohne Behinderung. Das ist ganz
gut, da kann ich auch mal mit anderen
Leuten reden.
Herbst: Wir haben noch lange nicht erreicht, dass alle Menschen mit Behinderung, die es wollen, auf dem freien Arbeitsmarkt einen Job bekommen. Aber das
hat auch mit der allgemein schwierigen
Situation auf dem Arbeitsmarkt zu tun. Ich
glaube, ein guter Weg sind die betriebsintegrierten Arbeitsplätze, bei denen Menschen mit Behinderungen zunächst über
ein Praktikum, das durch die Werkstätten
begleitet wird, auf dem freien Arbeitsmarkt
in Firmen integriert werden. Es gibt aber
auch sehr viele Menschen mit Behinderung, die sich in Werkstätten wohlfühlen.
Titelinterviews
Inklusion & Kultur
Haben Menschen mit Behinderung
ungehindert Zugang zu Bildung?
Lehnen: Das Problem ist, dass nicht jeder
die Bildung bekommt, die er braucht: lesen,
rechnen, schreiben, am Computer arbeiten.
Es fehlen Zeit und Räume, Menschen mit
Behinderung Dinge in Ruhe zu erklären.
Stark: Ich kann zwar lesen, aber einfach ein
Buch kaufen, das ist zu schwer. Dafür habe
ich keine Geduld, das zu lesen. Vielleicht,
wenn es einfacher geschrieben ist.
Herbst: Was wir häufig bei kulturellen Angeboten beobachten: Teilnahme ja, Teilhabe
na ja! Vieles ist dann doch zu schwierig und
nicht verständlich. Und wenn es dann verständlich ist, sind die bildungsinteressierten
Bürger schnell vergrätzt. Bei einem Museumsbesuch hat sich zum Beispiel ein Besucher einmal wütend weggedreht, als er Beschreibungen in Leichter Sprache entdeckte.
Margret Stark & Ute Herbst
Inklusion & Freizeit
Wir bieten für unsere Bewohner beispielsweise Bildungsreisen an in den Landtag oder
nach Berlin, damit wir sie auch an politische
Themen heranführen.
Wo erleben Menschen mit Behinderung
im Alltag Hindernisse?
Stamp: Wenn ich allein zum Arzt gehe, verstehe ich vieles nicht richtig. Ich traue mich
aber nicht, das zu sagen. Der Arzt schreibt
dann einen Zettel, den ich meinem Betreuer
zeige.
Lehnen: Im Café passiert es mir auch mal,
dass ich die Karte lese und nicht alles verstehe. Weil vieles auch nicht erklärt wird.
Werden Menschen mit Behinderung in
unserer Gesellschaft diskriminiert?
Stark: Manchmal gibt es Jugendliche in
der Bahn, die was sagen. Meine Betreuer sagen dann immer, ich soll besser nicht
hinhören. Ich denke auch: bevor ich Streit
bekomme, ignoriere ich das lieber.
Lehnen: Ich habe auch schon öfter Situationen erlebt, in denen Leute sehen, dass ich
behindert bin und sich dann wegdrehen.
Anstatt mich einfach mal anzusprechen.
Stamp: Also, ich treffe beim Bus- und
Bahnfahren viele nette Leute. Ich stottere
ja, und die stören sich nicht daran. Die se-
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
hen, dass ich eine Behinderung habe, und
sind sogar sehr nett.
Herbst: Ich empfinde es mitunter als diskriminierend, dass Menschen mit Behinderung wie selbstverständlich geduzt werden,
anstatt sie zu siezen.
Was können Gesellschaft und Politik
besser machen?
Herbst: Menschen mit Behinderung sollten
mehr beteiligt werden. Sie können einfach
am besten sagen, was sie möchten oder
nicht. Was sie brauchen oder nicht. Ich
selbst vertrete die Diakonie Michaelshoven in zwei Beiräten für die Belange von
Menschen mit Behinderung in Hürth und
Rösrath. Dort sind auch Menschen mit
Behinderung mit drin. Wir überlegen dann
gemeinsam, wo was fehlt und besser gemacht werden kann.
Wo wünschen Sie sich, einmal teilhaben
zu können?
Stamp: Ich spiele in Michaelshoven in der
Theatergruppe mit. Ich würde aber gerne
mal in einer anderen Theatergruppe mitmachen. Die nicht nur für Menschen mit
Behinderung ist.
Lehnen: Mich interessieren Computer, das
würde ich gerne mal lernen. Ein Kurs oder
Leichte Sprache
so, wo mir jemand in Ruhe zeigt, wie man
damit umgeht.
Herbst: Ich wünsche mir, dass ein Bewusstsein dafür entsteht, dass Inklusion ein
Thema für alle ist, an dem sich auch alle
beteiligen sollten.
Diakonisches Profil
Kurz berichtet
Helfen Sie uns!
In klu sjon heißt dabei se
in
Dieser Text ist ein Interv
Das spricht man so: in te
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Bewohner und Mitarbeit
Diakonie Michaelshoven
er von der
unterhalten sich.
Sie sprechen über Inklusio
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Das spricht man so: in klu
sjon
Margret Stark,Ute Herbst & Irene Stamp
Inklusion heißt:
Menschen mit Behinderu
Sie können überall mitm
ngen können teilhaben.
achen. Sie können dabei
Leider können Menschen
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Manches ist zu schwer fü
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Oder sie werden nicht ge
fragt.
Vieles muss noch besser
Damit Menschen mit Be
werden.
hinderung teilhaben.
sein.
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Editorial
+
Inhaltsverzeichnis
INKLUSIVE
Nachgefragt
KREATIVWERKSTATT
Inklusion & Kultur
Titelinterviews
BRÜHL
Inklusion & Freizeit
+
GEMEINSAM WIRD ES NOCH BUNTER
Den Pinsel schwingen, seiner Kreativität freien Lauf lassen und dabei auch noch sehenswer te Kunstwerke entstehen lassen. Das alles
ist in der Inklusiven Kreativwerkstatt Brühl möglich. Seit 2008 findet einmal wöchentlich der Kreativkurs in den Räumen der Kunst- und
Musikschule der Stadt Brühl statt und wird von einem Kunstpädagogen begleitet. Das inklusive Projekt wurde als Leuchtturmprojekt vom
Landschaftsverband Rheinland finanziell geförder t. Derzeit nehmen elf kunstinteressier te Menschen mit und ohne Behinderung teil. Dirk
Stauber ist einer von ihnen. Er verarbeitet seine Stimmungen und Gefühle in seinen Bildern. Barrieren gibt es in der Werkstatt keine. Die
würden der Kreativität auch nur im Weg stehen.
E
s gibt keine schickere Adresse in
Brühl als das Schloss Augustusburg. Im prunkvollen Ambiente des
UNESCO-Weltkulturerbes stellen die Teilnehmer der Kreativwerkstatt ihre Bilder
und Skulpturen für eine Woche aus. Dirk
Stauber ist einer der Kursteilnehmer und
Aussteller. Der 39-Jährige geht gemeinsam
mit Wolfram Buttschardt von der KoKoBe
Brühl (Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsangebote für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung) kurz
vor der offiziellen Eröffnung noch einmal
durch den Ausstellungsraum und schaut
sich die Kunstwerke an. „Wir wollten zum
fünfjährigen Bestehen der inklusiven Kreativwerkstatt einen ganz besonderen Ort für
die Ausstellung auswählen“, sagt Wolfram
Buttschardt. Gemeinsam mit der Kunst-
und Musikschule Brühl hatte er vor sechs
Jahren das Konzept für das inklusive Kunstprojekt beim Landschaftsverband Rheinland eingereicht und erhielt daraufhin den
Zuschlag.
Keine Berührungsängste
Im Ausstellungsraum entdeckt Dirk Stauber seine farbenfrohen und abstrakten
Bilder. An der gegenüberliegenden Wand
hängen die Malereien von seiner Freundin. Auch darauf ist er stolz und er sieht
sehr zufrieden aus. Von Beginn an nimmt
er an dem Kreativkurs teil. „Wir sind eine
lustige Runde“, sagt der gebürtige Brühler.
Die gelassene Atmosphäre sei wichtig, damit man sich kreativ austoben kann. Seine
Lernbehinderung ist weder für ihn noch
für die anderen Teilnehmer ein Thema.
Denn im Vordergrund steht das künstlerische Gestalten, das Persönlichkeit, Gefühle
und Ansichten zum Ausdruck bringen soll.
Und das zeigt sich in den vielfältigen Kunstwerken, die ausgestellt werden. „Es gab
überhaupt keine Berührungsängste“, betont
Dirk Stauber. Wolfram Buttschardt stimmt
dem zu. „Am Anfang haben wir festgestellt,
dass sich viele Teilnehmer ohne Behinderung
angemeldet haben, weil die Teilnahmegebühr geringer war als bei üblichen Kursen“,
sagt der Mitarbeiter der KoKoBe Brühl
schmunzelnd. Die Teilnehmer sind dem
Kurs dann allerdings auch treu geblieben.
„Mittlerweile inspirieren wir uns gegenseitig“,
sagt Dirk Stauber.
Der Ausstellungsraum füllt sich so langsam. Die Kursteilnehmer haben ihre Familien und Freunde mitgebracht. Außerdem
kommen etliche neugierige Besucher, die
das Schloss Augustusburg besichtigen
wollten und zufällig bei der Vernissage
landen. Auch die lokale Presse ist vor Ort.
Nach einer musikalischen Begrüßung eröffnet der stellvertretende Brühler Bürgermeister Wolfgang Poschmann die Ausstellung. „Die Stadt Brühl ist stolz auf Sie“,
sagt er zu den Teilnehmern und stellt sie
daraufhin alle einzeln vor. Die Kreativwerkstatt wurde in den letzten Jahren von der
Stadt finanziell gefördert, um die Teilnahme für jeden möglich zu machen. Wie es
in den nächsten Jahren mit der Finanzierung aussieht, das ist allerdings noch nicht
geregelt. Wolfram Buttschardt hofft auf
eine gute Lösung, damit solch ein seltener
Ort der Begegnung bestehen bleibt. Auch
Bernhard Löffler, Leiter der Kunst- und
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
Musikschule, ist an der weiteren Kooperation interessiert. „Es sind fünf Jahre lebendige und inklusive Arbeit gemeinsam mit der
KoKoBe“, sagt der Musikdirektor. Er schätzt
die oft sehr direkte und „unkonventionelle“ Art, mit der Menschen, die eine Behinderung haben, an die Kunst herangehen.
Kreativ sein und andere beraten
Das Kunstprojekt ist ein Ort, an dem
Menschen mit und ohne Behinderung aufeinandertreffen. Es gibt nicht viele solcher
Angebote, die für alle Menschen zugänglich sind und wo ein Austausch stattfinden
kann. Das weiß Dirk Stauber nur zu gut.
Um Menschen mit Behinderung mehr
Teilhabe zu ermöglichen, unterstützt er
seit einem Jahr aktiv als Tandemberater die
Arbeit von KoKoBe-Mitarbeiter Wolfram
Buttschardt. Dafür haben die beiden gemeinsam eine Fortbildung gemacht.
Dirk Stauber kennt seine Heimatstadt
Brühl sehr gut und hat deshalb auch einen
Überblick über die Angebote vor Ort. „Ich
selber lebe gemeinsam mit meiner Freundin
im Betreuten Wohnen“, sagt er. Das bedeutet, dass er selbstständig in einer eigenen
Wohnung lebt, dabei aber Unterstützung
erhält. „Ich kann Menschen mit einer Behinderung Tipps geben, für sie eine passende
Leichte Sprache
Wohnung finden oder ihnen sagen, wie es
im Wohnumfeld aussieht“, fasst er seine
Beratungstätigkeit zusammen. Wolfram
Buttschardt ist stolz auf die Zusammenarbeit, die in dieser Form noch nicht sehr
verbreitet ist. „Wir haben Kunden in unserer
Beratungsstelle, die sich nicht vorstellen können, wie so ein Betreutes Wohnen aussehen
kann“, sagt er. „Herr Stauber ist dann Experte in eigener Sache“, fügt er hinzu.
Die Vernissage neigt sich langsam dem
Ende zu. Zumindest für heute. Denn alle
Teilnehmer hoffen, dass das Kunstprojekt
weitergeht und die nächste Ausstellung
nicht lange auf sich warten lässt. „Und
dann wieder in der wunderschönen Schlossstadt Brühl“, sagt Dirk Stauber mit stolzem
Lächeln.
Mitmachen
Es gibt noch freie Plätze in der inklusiven
Kreativwerkstatt. Der Kurs findet donnerstags von 17:15 bis 19:30 Uhr statt und
kostet 30 Euro im Monat.
Kontakt: Kunst- und Musikschule der Stadt
Brühl (Telefon 02232 508010)
KoKoBe
Informationen zum Betreuten Wohnen
und zur Finanzierung erhalten Menschen
Diakonisches Profil
Kurz berichtet
Helfen Sie uns!
mit einer Behinderung in den Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstellen des
Landschaftsverbands Rheinland (LVR).
Die Diakonie Michaelshoven ist Teil des
Trägerverbundes der KoKoBe in Köln, im
Rhein-Erft-Kreis und im Rheinisch-Bergischen Kreis.
Malen macht Spaß
Dirk Stauber & Wolfram Buttschardt
Kunst hilft Menschen: Sie können dann besser Gefühle ausdrücken.
Menschen mit Behinderung malen in einem Kunst-Projekt in Brühl.
Menschen mit und ohne Behinderung treffen sich 1 Mal in der Woche.
Sie malen zusammen in einer Kunst-Schule.
Ein Lehrer hilft ihnen dabei.
Die Teilnehmer haben ihre Kunst-Werke ausgestellt.
Die Ausstellung war im Schloss Augustus-Burg in Brühl.
Die Teilnehmer sind stolz auf ihre Kunst.
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Editorial
Inhaltsverzeichnis
Nachgefragt
Titelinterviews
Inklusion & Kultur
Inklusion & Freizeit
AKTIV DA B E I
Wie lebe ich gesund? Wie kann ich mich ausgewogen ernähren, Bewegung in den Alltag bringen und
womöglich auch noch abnehmen? Fragen, die auch für viele Menschen mit Behinderung wichtig sind.
Die Diakonie Michaelshoven bietet ihren Bewohnern und Nutzern daher seit einigen Jahren vermehr t
Bewegungs- und Ernährungsangebote, die auf erwachsene Menschen mit Behinderung zugeschnitten
sind. Die Mitarbeiter setzen sich zudem dafür ein, dass mehr gemeinsame, inklusive Spor tangebote für
Menschen mit und ohne Behinderung geschaffen werden. Auch Margret Stark, die auf dem Campus in
Michaelshoven wohnt, nutzt die verschiedenen Angebote mit Begeisterung.
„Themen wie Bewegungsmangel und Übergewicht sind auch bei Menschen mit Behinderung sehr präsent“, berichtet Dirk Vössing, Mitarbeiter der Wohnen und Leben
mit Behinderung gGmbH und Teamleiter
für das Ambulant Betreute Wohnen im
Kölner Süden. „Wir wollten daher ein passendes Programm für unsere
Bewohner und Nutzer anbieten.“ Bei einer Umfrage
zeigte sich, dass viele sehr
motiviert waren mitzumachen. Gemeinsam
mit seiner Kollegin
Gertrud Noack rief
er vor zwei Jahren das Projekt „Power
und Spaß“ ins Leben. Das Bewegungs- und
Ernährungsprogramm wurde speziell für
erwachsene Menschen mit einer geistigen
Behinderung konzipiert. „Das Projekt startete 2011 mit einem Sportangebot über zehn
Wochen und war sehr erfolgreich“, berichtet
der 34-Jährige stolz. „Jedoch haben wir dann
festgestellt, dass die Zeitspanne doch zu kurz
war, um ein effektives Ergebnis zu erzielen.“
Der zweite Durchlauf von „Power und
Spaß“ in 2012 wurde daher auf 40 Wochen ausgedehnt. Die Teilnehmer trainierten bei einem wöchentlichen Sporttermin
ihre körperliche Fitness. Alle zwei Wochen
fand zudem ein Ernährungstraining in einfacher Sprache statt. Den Menschen mit
Behinderung standen während der Kurse
pädagogische Hilfskräfte zur Seite, die Inhalte in einfache Sprache übersetzen und
auf die unterschiedlichen Voraussetzungen
der Teilnehmer eingehen konnten.
„Power und Spaß“
„Wie schon beim ersten ,Power und Spaß‘Projekt haben wir auch beim zweiten Mal
mit der AOK, der Evangelischen Familienbildungsstätte Köln und dem Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport
(FiBS e.V.) der Sporthochschule Köln koope-
riert“, erläutert Dirk Vössing. Das Institut
begleitete das Projekt wissenschaftlich. In
regelmäßigen Abständen wurden Schrittzähler ausgeteilt und kurze Läufe durchgeführt. Auf diese Weise konnten die
Teilnehmer erfahren, ob sich ihre Leistung
gesteigert hatte. Wer die beiden Präventionskurse erfolgreich abgeschlossen hatte,
erhielt am Ende zudem seinen Eigenanteil an den Kurskosten zurückerstattet.
Ermöglicht wurde das Projekt insbesondere durch Spenden, die bei verschiedenen Veranstaltungen der Reihe „Kultur
in Michaelshoven“ und beim Stadionlauf
gesammelt wurden. Zudem unterstützte
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
Leichte Sprache
Diakonisches Profil
Kurz berichtet
Helfen Sie uns!
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Sport ist gesund
die Familie-Ernst-Wendt-Stiftung die Kurse mit einer Zuwendung. „Auch 2012 war
‚Power und Spaß‘ ein voller Erfolg“, meint
der Teamleiter zufrieden. „Fast alle Teilnehmer haben durchgehalten und auch Gewicht
verloren. Ich finde es bewundernswert, dass
die Bewohner und Nutzer das durchgezogen
haben.“
Gemeinsam trainieren
Wie gut regelmäßige Bewegung für die
Gesundheit ist und wie viel Spaß Sport
machen kann – diese Erfahrung machte
auch Margret Stark. Die 49-Jährige wohnt
in der Verselbstständigungsgruppe in Michaelshoven, wo sie lernt, ihr Leben eigenständig und eigenverantwortlich zu gestalten. Mit Begeisterung nahm sie an beiden
Durchläufen von „Power und Spaß“ teil.
„Bei mir ist auch einiges hängengeblieben“,
berichtet sie. Nach Ende des Projektes
war sie weiterhin so motiviert, dass sie
sich bei Miss Sporty, einem Fitnessclub für
Frauen in Köln-Rodenkirchen, anmeldete.
Dreimal die Woche geht sie dort trainieren. Die Kosten für die Mitgliedschaft
übernahm die Stiftung einfach helfen der
Diakonie Michaelshoven. Der Sport tut
ihr gut: „Abends, wenn ich vom Training nach
Hause komme, fühle ich mich richtig wohl“,
berichtet sie zufrieden. Auch ihre Ärztin,
die ihr vor „Power und Spaß“ zu mehr
Bewegung geraten hatte, habe sie bereits
gelobt. Margret Stark geht gerne in das Fitnessstudio. Besonders die bunte Mischung
der Menschen dort gefalle ihr sehr gut. Sie
hat schnell Anschluss gefunden und auch
schon nette Bekanntschaften gemacht.
„Guckt denn im Studio auch mal jemand
komisch?“, fragt Dirk Vössing die 49-Jährige.
„Nein, gar nicht!“, antwortet Margret Stark
mit Nachdruck. „Die akzeptieren mich. Ich
hab auch keine Probleme mit denen. Richtig
freundlich sind die“, erzählt sie von ihren
Erfahrungen.
Inklusive Sportangebote
„Das ist ja auch genau der Gedanke der
Inklusion. So soll es ja auch sein“, sagt Dirk
Vössing, „dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport machen.“ Diese
gleichberechtigte Teilnahme für Menschen
mit Behinderung an Sportaktivitäten ist
auch ausdrücklich in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben, die
Deutschland 2009 ratifiziert hat. Artikel
30 (5) fordert, dass Menschen mit Behinderung selbstbestimmt entscheiden sollen,
wann, wo, wie und mit wem sie ihren Sport
betreiben. Dabei sollen sie die Möglichkeit
haben, zwischen Angeboten in „Schutzräumen“ (zum Beispiel Behindertensportgruppen) und inklusiven Sportaktivitäten
gemeinsam mit Menschen ohne Behinderung zu wählen. Solche inklusiven Angebote sollen auch in den Kölner Stadtteilen vorangetrieben beziehungsweise geschaffen
werden. „Wir versuchen zurzeit, Kontakte zu
Sportvereinen aufzubauen“, berichtet Dirk
Vössing. Die Sporthochschule Köln sei auf
ihn und seine Kollegen zugegangen, ob es
in Michaelshoven Bedarf gäbe. „Das Ziel ist,
interessierte Bewohner und Nutzer in die örtlichen Sportvereine zu integrieren, falls dies in
den bestehenden Gruppen möglich ist. Falls
nicht, so sollen neue Gruppen entstehen“,
erläutert der Teamleiter. Bei einer Umfrage
haben sich bereits mehrere Menschen mit
Behinderung für das Vorhaben gemeldet.
„Herr Minchau, Sportlehrer in Michaelshoven,
hat die Ergebnisse an die Sporthochschule
weitergegeben“, so Dirk Vössing. „Wir warten noch auf Rückmeldung. Unsere Bewohner
und Nutzer können es kaum erwarten, dass
es mit den Sportvereinen losgeht. Damit alle
Menschen – ob mit oder ohne Behinderungen – gleichermaßen mit Freude am Sport
teilhaben.“
Sport ist auch für Menschen mit Behinderung
wichtig.
Die Diakonie Michaelshoven hat deshalb
ein Sport-Programm.
Das ist für Menschen mit Behinderung.
So wie Margret Stark.
Sie wohnt in Michaelshoven.
Sie hat beim Sport-Programm mitgemacht.
Ein Trainer hat ihr geholfen.
Das spricht man so: tre ner.
Der Trainer hat ihr Übungen gezeigt.
Und Margret Stark hat auch was über
Essen gelernt.
Was für Essen gesund ist.
Und was für Essen nicht.
Margret Stark macht jetzt immer Sport.
Sie hat sich in einem Sport-Club angemeldet.
Da machen Menschen mit und ohne
Behinderung Sport.
Und Margret Stark ist mitten-drin.
Editorial
Inhaltsverzeichnis
Nachgefragt
Titelinterviews
Inklusion & Kultur
Inklusion & Freizeit
EIN GANZ NORMALER JOB
In Köln-Zollstock steht das imposante Gebäude von Deutschlandfunk. Hier werden Nachrichten und Repor tagen produzier t, die bundesweit über das Radio gesendet werden. Wer an der Pfor te vorbei will, braucht einen Mitarbeiterausweis oder eine Einladung. Christian Lammering ist hier seit zwei Jahren Mitarbeiter und sorgt für Ordnung und gute Atmosphäre. Er unterstützt den Hausmeister täglich für jeweils
drei Stunden bei allen anfallenden Tätigkeiten. „Die Arbeit hier macht mir Spaß. Es ist ein ganz normaler Job“, sagt Christian Lammering.
U
m 5:30 Uhr klingelt der Wecker
von Christian Lammering. Er lebt
in einer betreuten Wohngruppe
auf dem Campus der Diakonie Michaelshoven und erhält Unterstützung von seinen Betreuern, um mit seiner Lernbehinderung soweit wie möglich selbstständig
leben zu können. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt er Richtung Zollstock.
Um kurz vor 7 Uhr kommt der 27-Jährige dann beim Deutschlandfunk an, wo er
schon von Hans Bönich erwartet wird.
Ein eingespieltes Team
Der 65-Jährige ist langjähriger Hausmeister des Unternehmens und eine rheinische Frohnatur, der seine Arbeit mit viel
Freude macht. Bei den Mitarbeitern ist
er „bekannt wie ein bunter Hund“, wie er
selbst lachend sagt. Christian Lammering
arbeitet jetzt schon seit zwei Jahren mit
ihm gemeinsam. „Wir füllen zum Beispiel
die Seifenbehälter in den Toiletten auf, überprüfen die Teeküchen und bringen die Post
zur Geschäftsführung hoch“, zählt Lamme-
ring einige der Aufgaben auf. Die beiden
sind mehr als nur Kollegen und wissen viel
voneinander. „Ich erzähle Christian auch
viel über meine Familie. Er ist für mich ja wie
ein weiterer Sohn“, sagt Bönich.
Einer von mehreren
Bevor der 27-Jährige beim Deutschlandfunk begann, arbeitete er Vollzeit in
den Gemeinnützigen Werkstätten Köln
(GWK), die Beschäftigungsmaßnahmen
für Menschen mit Behinderung anbieten.
Heute ist Lammering dort weiterhin in
Teilzeitbeschäftigung angestellt. So fährt
er nach seiner Arbeit beim Deutschlandfunk zur GWK und arbeitet bis 15
Uhr in der Verpackungsabteilung. „In der
GWK bin ich einer von mehreren und beim
Deutschlandfunk bin ich alleine“, erklärt
er den Unterschied der beiden Arbeitgeber.
Anderssein ist für ihn dabei kein Thema.
„Herr Lammering ist ein Paradebeispiel“,
sagt Gertrud Noack, die seine Betreu-
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
erin in der Diakonie Michaelshoven ist.
„Er hat sich das Betreute Wohnen bei uns
angeschaut, ist aus dem Elternhaus ausgezogen und lebt seit zwei Jahren schon
hier“, erinnert sie sich zurück. Seine Familie hat ihn auf dem Weg zur Selbstständigkeit unterstützt. „Er kommt aus
einem tollen Elternhaus, wurde sehr gefördert und besuchte eine integrative Gesamtschule“, fügt Gertrud Noack hinzu.
„In Christian Lammering steckt mehr, als er
sich zutraut. Er ist so freundlich und so motiviert: Das konnte nicht sein, dass er keine
Arbeit in einem Unternehmen außerhalb
der Behindertenwerkstätten findet“, sagt
sie und ist fest davon überzeugt, dass
der bescheidene 27-Jährige noch viel in
seinem Leben erreichen wird.
Viele solcher Arbeitsstellen, die für
Menschen mit einer geistigen Behinderung in Frage kommen könnten, gibt es
allerdings auf dem ersten Arbeitsmarkt
nicht. Bedauerlicherweise, denn Christian Lammering hat durch seine Arbeit
viel Selbstbewusstsein bekommen. Beim
Deutschlandfunk ist er ein vollwertiger
Mitarbeiter und wird zu allen Mitarbeiterfesten und Konzerten eingeladen. Er
fühlt sich wohl und will dort, so lange es
geht, auch weiterarbeiten.
Leichte Sprache
Wohnen auf Probe
Sein nächstes Ziel ist der Umzug in eine
eigene Wohnung. „Ich bin zurzeit noch im
Betreuten Wohnen mit anderen, aber ich
ziehe bald hier auf dem Campus Michaelshoven in eine eigene Wohnung“, sagt Christian Lammering mit ein wenig Stolz. Wenn
es mit dem selbstständigen Wohnen und
den Nachbarn gut klappt, dann steht als
nächstes der Umzug in eine Wohnung
mitten in einem Stadtviertel an. „Ich weiß
nicht genau, was Inklusion bedeutet. Vielleicht ist es das, wenn ich alleine wohne
und meine Arbeit beim Deutschlandfunk
mache“, sagt Christian Lammering. „Aber
erstmal ein Schritt nach dem anderen.“
Betreutes Wohnen in der
Diakonie Michaelshoven
Seit über zehn Jahren unterstützt die Diakonie Michaelshoven Menschen mit einer
Behinderung, damit sie den Weg zu einem
eigenständigen und selbstbestimmten Leben finden. Sie erhalten Unterstützung
bei den alltäglichen Aufgaben und der
Wohnungssuche. Darüber hinaus werden
viele Freizeitaktivitäten angeboten.
Diakonisches Profil
Kurz berichtet
Helfen Sie uns!
Ganz normale Arbeit
Deutschland-Funk ist ein
Der Deutschland-Funk ist
großer Radio-Sender.
in Köln-Zollstock.
Die Sendungen werden vo
n dort in ganz Deutschlan
Christian Lammering arbe
d gesendet.
Er hilft dort dem Haus-M
itet beim Deutschland-Fun
k.
eister.
Zusammen machen sie O
rdnung.
Und bringen Briefe in die
Büros.
Die Arbeit macht Christia
n Lammering Spaß.
Er ist der einzige Mit-Arbe
iter mit Behinderung be
im Radio.
Er arbeitet auch bei den
Gemein-nützigen Werk-
Das kurze Wor t dafür ist
: GWK.
Das spricht man so: ge we
Er arbeitet bei der GWK
ka.
mit Behinderung zusamm
mit anderen Menschen
en.
stätten Köln.
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Editorial
Inhaltsverzeichnis
Nachgefragt
Inklusion bedeutet Teilhabe in der Gesellschaft. Das heißt: Menschen
mit Behinderung sollen mittendrin sein und nicht nur dabei. So entstehen ganz selbstverständlich immer wieder Berührungspunkte
zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Im Wohnprojekt
Kalk der Diakonie Michaelshoven ist das der Fall. Dor t leben Menschen mit geistiger Behinderung in einem Mehrfamilienhaus in der
Engelsstraße. Eben mitten im Vier tel.
MITTENDRIN IM VEEDEL
D
as Fahrrad im Hausflur von Markus Wittgen verrät, dass er viel
unterwegs ist. „In letzter Zeit fahre ich aber weniger mit dem Rad, sondern
gehe eher zu Fuß“, räumt er sogleich ein,
als er die Tür öffnet. Vielleicht liegt es daran, dass seine Freundin im Rollstuhl sitzt.
„Ich schiebe sie oft, wir gehen dann in den
Park oder auch in die Köln-Arcaden. Wozu
wir gerade Lust haben“, sagt der 39-Jährige. Für ihn ist diese Eigenständigkeit eine
große Bereicherung. Trotz geistiger Behinderung entscheidet er selbst und unabhängig, was er tut. Nicht zuletzt auch in
seinen eigenen vier Wänden.
Seit 2004 lebt Markus Wittgen im Wohnprojekt Kalk. Die Diakonie Michaelshoven
betreut in einem Mehrfamilienhaus an der
Engelsstraße elf Mieter. Der Eigentümer
des Hauses bot der Diakonie Michaelshoven Wohnraum für Menschen mit geistiger Behinderung an. „Die meisten kamen
aus dem Kinderheim Sürth. Es war sozusagen der erste Schritt in die Selbstständigkeit“,
erzählt Sozialarbeiter Andreas Giermann
von den Anfängen.
Markus Wittgen ist immer
selbstständiger geworden
Das Besondere an dem Wohnprojekt:
In dem Haus leben Menschen mit und
ohne Behinderung neben- und miteinander. Markus Wittgen ist also ein ganz gewöhnlicher Mieter und hat seine eigene
Titelinterviews
Inklusion & Kultur
Wohnung. Finanziert wird sie durch die
Grundsicherung. Unterstützung im Alltag
bekommt er von den Betreuern der Diakonie Michaelshoven.
„Auf diese Weise haben wir unseren Nutzern die Möglichkeit eingeräumt, ins Wohnviertel integriert zu werden, eine eigene Wohnung zu beziehen und dennoch nicht auf
sich allein gestellt zu sein“, erklärt Andreas Giermann das Konzept des Betreuten
Wohnens (BeWo). Und da es sich nicht
um Wohngruppen handelt, sondern um
eigene Wohnungen, spricht der Betreuer
auch nicht von Bewohnern, sondern von
Nutzern.
In den ersten Jahren hatte das Büro des
Betreuten Wohnens, das gleich neben
dem Wohnprojekt gelegen ist, noch zwei
Mal pro Woche Sprechstundenzeiten.
„Und die wurden auch genutzt“, sagt der
Teamleiter. Doch mit den Jahren wuchs
die Sicherheit und Selbstständigkeit der
Nutzer. Heute unterstützen die Betreuer
sie zwar noch regelmäßig, allerdings ist der
Bedarf gesunken. „Bei dem einen kümmern
wir uns darum, dass die Wohnung sauber gehalten wird, beim anderen helfen wir, Konflikte mit Partner, Freunden oder Nachbarn zu
klären“, berichtet der Sozialarbeiter.
Markus Wittgen braucht im Haushalt oder
Inklusion & Freizeit
beim Einkaufen keine Hilfe. „Aber Briefe beantworten oder Rechnungen bezahlen, das
ist schwierig, weil ich nicht lesen und schreiben kann“, sagt er. Da ist er froh, wenn sein
Betreuer regelmäßig kommt.
Auch jetzt geht Andreas Giermann mit
dem 39-Jährigen Rechnungen durch. „Es
ist ärgerlich, dass viele Institutionen keine
Leichte Sprache nutzen, sodass die Briefe
auch von Menschen mit Behinderung verstanden werden“, sagt der Betreuer. Das
würde viele Nutzer noch selbstständiger
machen.
Das Betreute Wohnen macht
zahlreiche Freizeitangebote
Wenn Markus Wittgen nicht in seinem
Viertel unterwegs ist, ist er bei seiner
Freundin in Sürth. Kennengelernt haben
sie sich in den Gemeinnützigen Werkstätten Köln (GWK). Markus Wittgen ist dort
in der Hauswirtschaft und am Kiosk tätig.
„Die Arbeit macht mir viel Spaß, ich gehe
gerne hin“, sagt er freudestrahlend. Zehn
Minuten zu Fuß braucht er dorthin, „das
ist wirklich praktisch“. Die Arbeit ist ihm
wichtig, das merkt man an seiner Begeisterung, wenn er davon erzählt. Aber mittlerweile macht er auch gerne Urlaub, am
liebsten mit seiner Freundin: „Bald geht es
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
Leichte Sprache
Diakonisches Profil
Kurz berichtet
Helfen Sie uns!
Wohnen im Viertel
nach Mallorca.“ Gemeinsam mit dem Vater
seiner Freundin gehen sie auf Reisen.
Zahlreiche Angebote für die Freizeit macht
auch das BeWo-Büro. „Einmal im Monat
laden wir zum gemeinsamen Frühstück ein.
Und vor Kurzem gab es wieder unseren Bingo-Abend, da war das BeWo-Büro voll“, sagt
Betreuer Andreas Giermann lachend.
Die Nachfrage nach Wohnungen
mitten im Viertel ist groß
Das Ziel des Wohnprojekts Kalk ist es,
Menschen mit Behinderung ins Stadtviertel zu integrieren. „Das ist uns gelungen. Und es war mitunter ein weiter Weg“,
sagt der BeWo-Leiter. Sowohl die Mieter
des Hauses mussten sich an die neuen
Nachbarn gewöhnen, als auch die Nutzer an Rücksichtnahme und Regeln in einem Mehrfamilienhaus. „Da haben sich die
Nachbarn anfänglich auch mal beschwert,
wenn die Musik zu laut aufgedreht wurde“, erinnert sich Giermann. Mittlerweile
herrscht ein respektvoller Umgang miteinander – was gewöhnliche Nachbarschaftsquerelen nicht ausschließt. Aber auch das
gehört dazu.
Der Sozialarbeiter ist begeistert von dem
Konzept. „Es ist toll zu sehen, dass Menschen
mit Behinderung so selbstständig mittendrin
und dabei sind.“ Die große Nachfrage
nach Wohnplätzen bestätigt das Projekt.
„Da die meisten Nutzer ihre Wohnung nicht
aufgeben, können wir der Nachfrage aber
nicht gerecht werden“, bedauert Andreas Giermann. Mehr solcher Wohnräume
mitten im Viertel sind notwendig. „Leider
kämpfen wir aber häufig mit Vorbehalten
von Vermietern, die ihre Wohnungen ungern
an Menschen mit Behinderung vermieten.“
Dabei ist das Wohnprojekt Kalk der beste
Beweis dafür, dass es funktioniert.
Markus Wittgen will sein selbstständiges
Leben in jedem Fall nicht mehr missen:
„Am Anfang war es schwer und ungewohnt.
Aber mittlerweile genieße ich es sehr.“ Und
er kann sich sogar vorstellen, bald mit seiner Freundin zusammenzuziehen – „dann
aber mal in einen anderen Stadtteil, vielleicht
nach Sürth“.
Die Diakonie Michaelshoven hat Betreutes Wohnen.
Das heißt:
Menschen mit Behinderung wohnen in einer eigenen Wohnung.
Die Menschen mit Behinderung bekommen Hilfe vom Betreuer.
Zum Beispiel: Beim Sauber-machen. Oder Briefe schreiben.
Es gibt auch Wohn-Projekte.
Menschen mit und ohne Behinderung
wohnen dann in einem großen Haus.
So ein Wohn-Projekt ist in Köln-Kalk.
Die Menschen mit Behinderung wohnen dort mitten im Stadt-Teil.
Sie sind sehr selbst-ständig.
Das heißt: Sie können viel allein machen.
Zum Beispiel: einkaufen.
Und sie entscheiden selbst.
Zum Beispiel: Was sie machen. Wo sie hin-gehen.
Welchen Arzt sie haben.
Das Wohn-Projekt in Köln-Kalk hilft den Menschen mit Behinderung.
Sie sind mitten-drin. Und dabei.
Markus Wittgen mit Sozialarbeiter Andreas Giermann
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Editorial
Inhaltsverzeichnis
Nachgefragt
Titelinterviews
Inklusion & Kultur
Inklusion & Freizeit
V E R S T E H E N L E I C H T G E M AC H T
Ein Behördenbrief oder ein ärztliches Attest, eine politische Forderung oder ein Gesetzesentwurf – solche Texte sind häufig
kaum verständlich und nur mühsam zu lesen. Für Menschen mit einer Lern- oder geistigen Behinderung ist es sogar fast
unmöglich. Deshalb werden zunehmend Texte in Leichter Sprache geforder t. Sie sollen Menschen mit Behinderung ermöglichen, auch schwere Sachverhalte nachvollziehen und sich eigenständig informieren zu können. Sonja Bruder und Volker
Schmitz werden von der Diakonie Michaelshoven betreut. Sie prüfen Texte in Leichter Sprache auf ihre Verständlichkeit.
„Puh, das verstehe ich nicht“, sagt
Sonja Bruder stöhnend und
stützt den Kopf in die Hände.
Sie sitzt gebeugt über einen Text
zur gesundheitlichen Vorsorge,
der ihr sichtlich Probleme macht.
„Da sind noch viele schwierige Wörter
drin“, stellt auch Volker Schmitz fest, der
gemeinsam mit ihr den Text in Leichter
Sprache Korrektur liest.
Für Menschen mit geistiger Behinderung
oder Lernschwierigkeiten kann ein Brief
vom Amt, ein Fachtext oder gar eine
Speisekarte zur Herausforderung werden. Was für viele noch einigermaßen
verständlich ist, ist für Menschen mit Behinderung schwere Sprache. Die Folge:
Sie werden aus dem alltäglichen Leben
ausgeschlossen, weil sie vieles nicht verstehen können.
Um dem entgegenzuwirken, arbeitet die
Diakonie Michaelshoven mit dem Büro
für Leichte Sprache Köln zusammen. Gemeinsam übersetzen und prüfen sie Texte
für Menschen mit Behinderung. Der erste
Auftrag kam vom Bundesarbeitsministerium und schnell war klar: Wenn Texte in
Leichter Sprache geschrieben werden,
dann müssen sie von Menschen mit Behinderung geprüft werden.
Sonja Bruder und Volker Schmitz
sind gerne Prüfer
Eine solche Prüferin ist Sonja Bruder. Sie
lebt im Betreuten Wohnen der Diakonie
Michaelshoven und ist von Anfang an als
Prüferin dabei. „Ich wurde gefragt und habe
direkt ja gesagt“, erzählt sie begeistert. „Ich
selbst merke immer wieder, dass ich viele
Sachen nicht verstehe. Zum Beispiel beim
Arzt oder auch bei politischen Themen.“
Deshalb sieht sie es als wichtige Aufga-
be an, sich selbst und anderen Menschen
mit Behinderung dabei zu helfen, mehr zu
verstehen.
Auch Volker Schmitz ist als Prüfer sozusagen ein alter Hase. „Ich habe schon früher
in der Schule Texte in Leichter Sprache geprüft“, erzählt er beim Prüftermin. Mit gezücktem Stift geht er Zeile für Zeile durch
und markiert Wörter, die noch zu schwer
sind. „Das Wort hier schreiben wir besser
mit Bindestrich“, stellt er mit geschultem
Auge fest. Er weiß genau, worauf es bei
Leichter Sprache ankommt.
Es gibt bestimmte Richtlinien für Leichte
Sprache: Sätze sollten immer aus Subjekt –
Prädikat – Objekt und nur aus Hauptsätzen
bestehen. Außerdem ist auf eine Schriftgröße von 14 Punkt und einen breiten
Zeilenabstand zu achten. Wichtig ist auch,
schwere Wörter oder Fremdwörter zu erklären und die Aussprache zu beschreiben.
Zum Beispiel:
jonglieren – das spricht man so:
dschong li ren.
Das ist schwere Sprache.
Das heißt: Mehrere Bälle in die
Luft werfen und wieder
auffangen.
Texte in Leichter Sprache
werden zunehmend gefordert
Texte in Leichter Sprache sind nichts Neues. Verschiedene Vereine und Netzwerke beschäftigen sich seit Jahren mit dem
Thema. So gibt es auch Wörterbücher für
Leichte Sprache.
Seit der Verabschiedung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
Behinderungen im Jahre 2008 liegt der Fokus noch mehr auf Gleichstellung, Selbstbestimmung und Teilhabe. Hinzukommt
die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung der Bundesregierung von 2011,
die Leichte Sprache insbesondere von
öffentlichen Einrichtungen zunehmend fordert. Je mehr Menschen mit Behinderung
Texte eigenständig nachvollziehen und
verstehen, desto weniger sind sie abhängig
von der Hilfe anderer, wie beispielsweise
gesetzlicher Betreuer.
Der Einsatz von Leichter Sprache lässt sich
aber noch weiterdenken: Texte in Leichter
Sprache können auch für Menschen, die
gerade erst die deutsche Sprache lernen,
hilfreich sein. Oder auch im Umgang mit
Demenzkranken.
Mit Workshop zu Prüfern
Neben Sonja Bruder und Volker Schmitz
gehören noch sechs weitere Betreute der
Diakonie Michelshoven zu den Prüfern. In
einem Workshop Anfang des Jahres haben sie das Prüfen „gelernt“. In der Diakonie Michaelshoven wurde gemeinsam mit
dem Büro für Leichte Sprache an drei Tagen besprochen, was Leichte Sprache ist,
worauf zu achten ist und wie Bilder helfen,
Texte besser zu verstehen. Gemeinsam
Leichte Sprache
haben die Prüfer bereits an mehreren
Veröffentlichungen in Leichter Sprache
mitgearbeitet. Darunter eine 200-SeitenBroschüre für das Bundesarbeitsministerium. „Ich finde es richtig toll, dass Texte, die
vorher nicht zu verstehen waren, jetzt gut zu
lesen sind“, freut sich Sonja Bruder über
das Ergebnis. Und Volker Schmitz sieht
noch einen weiteren Vorteil, wenn er Texte prüft: „Ich lerne viel über neue Themen,
die mir vorher nicht so bekannt waren.“
Aber auch mit bekannten Themen haben
sich die Prüfer auseinandergesetzt. So
haben sie für die neue Internetseite der
Diakonie Michaelshoven Texte in Leichter Sprache geprüft, die sich gezielt an
Menschen mit Behinderung richten und
Wohn- und Hilfsangebote beschreiben.
„Damit kenne ich mich natürlich schon aus,
ich wohne ja selbst auf dem Gelände in Michaelshoven“, erklärt Volker Schmitz.
Für ihn hat sich aus der ehrenamtlichen
Prüftätigkeit sogar eine weitere Chance
ergeben: Er hat im Büro für Leichte Sprache einen Außenarbeitsplatz bekommen.
An zwei Vormittagen pro Woche geht er
nicht in die Werkstatt für Menschen mit
Behinderung, sondern ins Büro und prüft
Texte. „Das finde ich richtig toll“, sagt er
stolz.
Diakonisches Profil
Noch viele Bereiche, in denen Leichte
Sprache fehlt
„Ich bin begeistert, mit wie viel Engagement
unsere Bewohner an das Prüfen gehen“, sagt
Monika Ruffert vom Psychosozialen Dienst
der Diakonie Michaelshoven. Sie hat die
Menschen mit Behinderung auf ihrem
Weg zu Prüfern begleitet. „Leichte Sprache
ist eine wichtige Voraussetzung für Teilhabe
und ein selbstbestimmtes Leben“, stellt die
Heilpädagogin fest, die sich insbesondere
dem Thema Unterstützte Kommunikation
widmet. So setzt sie sich dafür ein, dass
zunehmend Plakate mit Gebärdensprache
in den Wohngruppen hängen. Auch auf
Leichte Sprache wird dort zurückgegriffen,
beispielsweise bei Raumbeschilderungen.
Auf die Frage, wo überall Leichte Sprache
noch benötigt wird, sprudeln die Prüfer
nur so vor Ideen: „Bei Speisekarten und
Gebrauchsanweisungen“, zählt Sonja Bruder auf. „Bei Arztbeschilderungen, im Museum oder in der Bücherei“, ergänzt Volker
Schmitz. Es ist also noch ein weiter Weg,
bis sich Leichte Sprache weitreichend
durchgesetzt hat. „Wir würden uns freuen,
wenn es im Sinne von Inklusion überall Leichte Sprache gäbe“, sagt Monika Ruffert und
die beiden Prüfer stimmen ihr kopfnickend
zu.
Kurz berichtet
Helfen Sie uns!
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Texte in Leichter Sprache
Leichte Sprache hilft
Menschen mit Behinderung.
Sie können dann Texte besser verstehen.
Bewohner der Diakonie Michaelshoven
prüfen die Texte in Leichter Sprache.
Das heißt: Sie lesen die Texte.
Sie gucken: Ist das Leichte Sprache?
Kann ich das verstehen?
Wie kann ich das besser sagen?
Die Texte schreibt zum Beispiel
das Büro für Leichte Sprache Köln.
Oder die Diakonie Michaelshoven.
Das heißt: Sie übersetzen Texte.
Aus schwerer Sprache wird Leichte Sprache.
Dann kann sie jeder verstehen.
Editorial
Inhaltsverzeichnis
Nachgefragt
Titelinterviews
Inklusion & Kultur
Inklusion & Freizeit
DEMENZ - Der langsame Abschied
„Ich habe mich oft geschämt.“ Ein Satz, der
aufhorchen lässt. Vor allem, wenn er aus
prominentem Mund kommt. So äußerte
sich Bundesarbeitsministerin Ursula von
der Leyen in einem Interview, in dem sie
offen über die Demenz ihres Vaters, des
ehemaligen Ministerpräsidenten Ernst
Albrecht sprach. Sie schilderte ihre Hilflosigkeit, mit der Diagnose „Demenz“
umzugehen, obwohl sie Ärztin sei, und die
widersprüchlichen Gefühle, die Angehörige von Menschen mit Demenz durchleben, kenne.
Der Begriff der Demenz ist heute
in aller Munde. Besonders dadurch,
dass Prominente wie Ursula von
der Leyen oder die Schauspielerin
Maria Furtwängler öffentlich von
ihren demenz-erkrankten Vätern
erzählen, wird das Thema verstärkt wahrgenommen.
Die Bevölkerungsstatistik für
Deutschland weist aus, dass der
Anteil alter Menschen an der Gesamtbevölkerung stetig zunimmt.
Dies führt aber auch zu einer Zunahme typischer Alterserkrankun-
gen, zu denen die Demenz gehört. Prognosen gehen davon aus, dass sich die
Zahl von Menschen mit Demenz bis 2050
mehr als verdoppelt. Die Frage nach dem
Umgang mit Menschen, die an Demenz
erkrankt sind, ist also für Gesellschaft, Kirche und Diakonie brennend aktuell.
Ein schwieriger Prozess
Was bedeutet Demenz? Häufig sind die
ersten Anzeichen für Außenstehende nur
schwer wahrnehmbar. Die Betroffenen
hingegen nehmen an sich wahr, dass sie
vergesslich werden, und bemühen sich,
dies zu verbergen. Zunächst ist von diesem fortschreitenden Gedächtnisverlust
das Kurzzeitgedächtnis betroffen, später
können auch Erinnerungen des Langzeitgedächtnisses verloren gehen. Schließlich
werden möglicherweise vertraute Personen wie die eigenen Kinder oder Ehepartner nicht mehr erkannt. Das ist ein
schwieriger Prozess für Betroffene und
deren Angehörige. Oft dauert es lange,
bis eine Diagnose vorliegt, und noch viel
länger, bis die Angehörigen lernen, mit den
Folgen der Erkrankung umzugehen.
Wenn Kinder über ihre demenzerkrankten Eltern erzählen, dann beschreiben sie
oft, welche Fähigkeiten verlorengegangen
sind und wie sehr sich die Mutter oder der
Vater verändert hat. Gerade bei einem
Menschen mit einer zuvor starken, beeindruckenden Persönlichkeit empfinden
Angehörige oft einen Schock angesichts
der Veränderung, die sich vollzieht. Nicht
selten verbinden sich damit quälende Fragen wie: „Wozu noch? Es ist ja alles weg.
Sie versteht nichts mehr. Das ist doch kein
Leben mehr.“
Die Demenzforschung versucht hingegen,
den Blick von den Defiziten auf das zu lenken, was trotz der Erkrankung bleibt und
woran positiv angeknüpft werden kann.
Denn Menschen mit und ohne Demenz
leben in derselben Welt und haben die
gleichen Bedürfnisse. Wenn auch die kognitiven Fähigkeiten abnehmen, so bleibt
doch das Empfinden von Liebe, Vertrauen,
Dankbarkeit, Freundlichkeit und Freude
lange erhalten. Auch ein Mensch mit demenziellen Veränderungen spürt Gefühle und drückt sie aus, sucht dafür aber
manchmal andere Weisen als die Sprache.
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
Er ist empfindsam für Stimmungen und
nimmt berührende Erlebnisse und Situationen wahr.
In meiner seelsorgerlichen Praxis begegne ich Menschen mit Demenz in den
unterschiedlichen Stadien des Krankheitsverlaufs. Ich habe gelernt, wie wichtig es
ist, mein Gegenüber ernst zu nehmen,
wie er oder sie jetzt ist, und ihr oder ihm
Wertschätzung und Respekt entgegenzubringen. Dazu ist jedes Mal neu Einfühlungsvermögen, Kreativität und Fantasie
gefordert, um zu entdecken, woran er
oder sie noch teilhaben kann, was ihm
oder ihr Freude bereitet und wo vielleicht ein Problem aus der Vergangenheit
schwer auf der Seele lastet, gerade weil
es nicht mehr klar erkannt und benannt
werden kann. Im Kern geht es darum, zu
den Menschen mit Demenz eine Beziehung aufzubauen und sie in ihrer Situation
anzunehmen. Das ist nicht nur Ergebnis
der Forschung zu diesem Thema, sondern
theologisch eine Folge der biblischen Sicht
des Menschen.
In der Bibel wird der Mensch nämlich vor
allem als Beziehungswesen verstanden.
Wenn Gott den Menschen „sich zum
Bilde“ schuf, so bedeutet das: Gott selbst
tritt zu jedem Menschen in eine besonde-
Leichte Sprache
re Beziehung, durch die uns eine besondere Würde verliehen wird, die nicht davon
abhängt, was ein Mensch leistet oder tut.
Die Bibel erzählt aber auch, dass es „den“
Menschen nicht allein gibt, sondern dass
jeder von vornherein auf Beziehung zu
anderen angelegt ist. Aus diesem Grund
kommt der persönlichen Begegnung und
Beziehung von Menschen eine grundlegende Bedeutung zu.
Christliche Rituale helfen
Neben diesem Grundaspekt, mit Menschen mit Demenz in Beziehung zu sein,
gibt es noch eine Reihe anderer Aspekte. Auch Menschen mit Demenz haben
existenzielle, religiöse und spirituelle Fragen. Sie suchen nach Sinn, sind bemüht,
ihre Würde zu wahren, müssen mit eigenen Zweifeln und Ängsten umgehen. Sie
möchten Gemeinschaft erleben und dazugehören.
Mir ist im Laufe der Jahre immer deutlicher geworden, wie wichtig deshalb
christliche Rituale für Menschen mit Demenz sind. Sie erleben eine gottesdienstliche Atmosphäre oft sehr aufmerksam.
Aus der Kindheit und Jugend vertraute
Lieder oder Texte geben Halt und rufen
Erinnerungen wach. Es ist erstaunlich, wie
Diakonisches Profil
viel Lieder oder Psalmen von einzelnen
noch auswendig mitgesprochen werden
können. Oft lösen sie positive Gefühle aus
und vermitteln Geborgenheit. So gelingt
es, die Annahme durch Gott, Gottes Treue
zu den Menschen, auch zu erleben und zu
erfahren.
Bei Menschen, die sich noch verbal ausdrücken können, habe ich gute Erfahrungen mit einem Gesprächskreis gemacht. Er
behandelt Themen aus dem Kirchenjahr
wie etwa Weihnachten und Ostern, aber
auch Themen aus dem Lebenslauf wie
Kindheit, Liebe, Schule oder Glück. Viele
Teilnehmende bringen sich lebhaft ein und
erzählen von ihren eigenen Erfahrungen.
So ergeben sich im Gespräch manche
heiteren und gelösten Momente. Besonders erinnere ich mich an ein Gespräch
über den Himmel, in dem ein Bewohner
sagte: „Im Himmel sehen wir uns alle. Im
Himmel gibt es keine Zäune.“ Und eine
Bewohnerin ergänzte: „Schließlich ist Gott
ja kein Kleingärtner, der überall Zäune aufstellt.“ Das ist für mich ein Beispiel, wie der
Austausch manchmal unerwartet Tiefgang
bekommt.
Für Angehörige ist es oft ein schwerer
Weg, ihre demenzkranken Verwandten zu
begleiten. Der Kontakt wird in der Regel
Kurz berichtet
Helfen Sie uns!
immer mühevoller. Neben den
kognitiven Fähigkeiten kann
die Sprache verloren gehen.
Möglicherweise werden die
Demenzerkrankten unruhig
und aggressiv, manche entwickeln ausgeprägte Angstzustände. Angehörige erzählen
nach dem Tod ihres Verwandten
häufig, dass sie einen „Abschied auf
Raten“ erlebt haben, dass der Abschied
möglicherweise schon lange vor dem Tod
stattgefunden hat. Seelsorglich ist es wichtig, die Angehörigen darin zu stärken, den
Weg möglichst lange gemeinsam mit den
Demenzerkrankten zu gehen, selbst wenn
sich die Kommunikation auf Blicke und Berührungen reduziert.
Demenz – ein Schreckgespenst? Es kommt
auf die Sichtweise an. In einer Welt, deren
Abläufe zweckrational sind und wo es auf
kognitive Fähigkeiten ankommt, ist Demenz sicher eine große Störung. In dem
Moment hingegen, in dem man sich auf
die andere Weltsicht von Menschen mit
Demenz einlässt, ihnen mit Wertschätzung
begegnet und sie am Alltag teilhaben lässt,
kann die Demenz einen Teil ihres Schreckens verlieren.
Pastorin Verena Miehe
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Editorial
Inhaltsverzeichnis
Nachgefragt
Titelinterviews
Inklusion & Kultur
Inklusion & Freizeit
++ KURZ BERICHTET ++
TAG DER
BEGEGNUNG 2013
Erstmalig fand Ende Juni derTag der Begegnung,Europas größtes
Familienfest für Menschen mit und ohne Behinderung, in
Köln statt.
D
ie Veranstaltung wurde vom Landschaftsverband Rheinland (LVR)
organisiert, und es kamen rund 42.000 Besucher aus ganz Deutschland. Es war ein buntes Fest im Kölner Rheinpark, trotz schlechter
Wetterprognosen zeigte sich nachmittags die Sonne.
Mit einer Postkartenaktion machten
Mitarbeiter und Bewohner auf die Rechte
von Menschen mit Behinderung
aufmerksam.
Am Stand der Diakonie Michaelshoven war sehr viel los. Neben dem Bemalen von Stoffbeuteln und dem Kinderschminken gab es auch Popcorn
und Zuckerwatte. Auch der Arbeitsbereich hat seine tollen, selbstgemachten Produkte vorgestellt, die von Postkarten bis hin zu Filztaschen reichten.
Unter anderem besuchte auch Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes den
Stand der Diakonie Michaelshoven.
Sehr viel Applaus erhielten die Auftritte der Zirkusfabrik mit ihren eingeübten akrobatischen Kunststücken, die Modenschau „Bunte Vielfalt“, bei der
Menschen mit Behinderung auf sehr kreative Weise Mode aus unterschiedlichen Ländern präsentierten, und der Tanzworkshop „Jeder kann tanzen“.
Auch Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes
beteiligte sich an der Postkartenaktion.
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
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Postkar tenaktion der Diakonie Michaelshoven
Mitte Juli besuchten drei Nutzer der Behindertenhilfe der Diakonie Michaelshoven in Düsseldorf den Beauftragten der Landesregierung für die
Belange der Menschen mit Behinderung in NRW. Sie überreichten Norbert
Killewald über 1.000 Postkarten, auf denen Forderungen und Vorschläge für
die Inklusion von Menschen mit Behinderung formuliert waren. Die meisten
dieser Stimmen waren beim Tag der Begegnung in Köln gesammelt worden. Neben den drei prominenten Forderungen nach mehr barrierefreien
Wohnungen, mehr behindertengerechten Arbeitsplätzen und einer besseren gesundheitlichen Versorgung, wurden auf den Postkarten insbesondere
auch die Schaffung von mehr Barrierefreiheit auf öffentlichen Plätzen und
in Verkehrsmitteln, eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und
an kulturellen Angeboten sowie mehr Freizeitangebote für Menschen mit
Behinderung genannt.
„Wir wollten mit der Postkartenaktion auf die Rechte der Menschen mit Behinderung aufmerksam machen und ihnen ein Sprachrohr für ihre Belange geben“,
sagt Jörg J. Schmitz, Geschäftsführer der Wohnen und Leben mit Behinderung Michaelshoven gGmbH der Diakonie Michaelshoven.
Viel Beifall erhielten die Auftritte der Zirkusfabrik.
Norbert Killewald dankte den angereisten Menschen mit Behinderung
und sagte zu, sich die Forderungen genau anzusehen.
Bei einer Modenschau präsentierten Bewohner der Diakonie Michaelshoven
Kleidungsstile aus unterschiedlichen Ländern.
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Editorial
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Nachgefragt
Titelinterviews
Inklusion & Kultur
Inklusion & Freizeit
PIA-Lernbereich Werkstatt
nun auch in Köln-Kalk
Kaufmännischer Vorstand der Diakonie
Michaelshoven scheidet nach zehnjähriger erfolgreicher Tätigkeit aus
Fahrräder richtig reparieren oder mit Holz kreativ arbeiten: Im Lernbereich Werkstatt der Diakonie Michaelshoven bekommen junge Menschen mit seelischer Behinderung im Prozess Individuelle Arbeitsförderung (PIA) vielfältige Möglichkeiten, Arbeitsfertigkeiten zu erlernen und
zu trainieren.
Mit einer Feier verabschiedeten Ende April zahlreiche geladene Gäste und Mitarbeiter der Diakonie
Michaelshoven den kaufmännischen Vorstand Dr. Stefan Ziegler, der nach über zehn Jahren an der Spitze
der Diakonie Michaelshoven ausschied, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen.
Der PIA-Lernbereich „Werkstatt“ befindet sich in Rösrath-Stephansheide und seit einigen Monaten auch in Köln-Kalk. Er richtet sich an junge
Menschen mit seelischer Behinderung ab 16 Jahren, die ihr Leben nicht
selbstständig führen können und die den Anforderungen in einer Werkstatt für behinderte Menschen nicht gewachsen sind.
„Zehn Jahre hat er als kaufmännischer Vorstand die Entwicklung der Diakonie Michaelshoven maßgeblich
bestimmt und sich immer stark gemacht für die Balance zwischen Ökonomie und Diakonie“, sagt Dr. Herbert Ferger, der Vorsitzende des Kuratoriums. „Unseren Dank verbinden wir mit allen guten Wünschen für
die weitere berufliche und persönliche Zukunft“, fügt Ferger hinzu. Auch Vorstandskollegin Birgit Heide
bedauert den Weggang von Dr. Ziegler nach über vier Jahren der gemeinsamen Arbeit: „In der leider viel
zu kurzen Zeit der Zusammenarbeit ist eine außerordentlich hohe gegenseitige Wertschätzung gewachsen.“
Seinem Nachfolger, Uwe Ufer, der das Amt zum 1. November übernimmt, wünscht Dr. Stefan Ziegler
viel Erfolg. „Ihn erwartet eine spannende Aufgabe mit vielen
Herausforderungen, aber auch großem Gestaltungsspielraum,“
so Ziegler.
Die jungen Menschen üben mit ausgebildetem Fachpersonal in beruflichen Übungsfeldern wie der Holzwerkstatt, der Fahrradwerkstatt, im
Garten, in der Kunst- und Textilwerkstatt, in der Hauswirtschaft sowie in
EDV und Büro. Die Teilnehmer trainieren Ausdauer und Belastbarkeit im
Arbeitsverhalten und festigen Alltagskompetenzen.
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
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Selbstbestimmtes Leben –
Neuer Beratungsservice in Paffrath
Das Beratungsbüro „Betreutes Wohnen“ für Menschen mit einer geistigen oder körperlichen
Behinderung wurde Ende April in Bergisch Gladbach-Paffrath eröffnet. Das Beratungsteam
hilft mit verschiedenen Angeboten diesen Menschen, ein selbstbestimmtes Leben in einer
eigenen Wohnung zu führen.
Dazu zählt die Hilfe bei der Wohnungssuche, beim Einkauf und bei der Haushaltsführung,
Beratung und Begleitung bei behördlichen Angelegenheiten, bei der Freizeitgestaltung oder
auch bei der Suche nach geeigneten Dienstleistern, wie zum Beispiel Anbietern von Essen auf
Rädern oder einem Pflegedienst.
Beratungsbüro „Betreutes Wohnen“
Neue Nußbaumer Straße 3
51469 Bergisch Gladbach
Telefon: 0173 9062843
Ford-Mitarbeiter
mit grünem Daumen
Da staunten die Senioren in der Senioreneinrichtung Bodelschwingh-Haus in
Köln-Mülheim nicht schlecht, als sechs Mitarbeiter der Fordwerke Köln mit Spaten und Harken ausgerüstet in ihrem Hinterhof standen und in der Erde buddelten, Unkraut jäteten und bunte Blumen einpflanzten.
Das genau war nämlich das Ziel der Unternehmensaktion, aus dem Hinterhof
ein buntes Gartenparadies für die Senioren zu schaffen. Normalerweise sind die
Mitarbeiter für die Bremsenentwicklung tätig. An diesem Tag wurde allerdings mit
Vollgas daran gearbeitet, dass der Hinterhof ein Wohlfühlort wird.
Gelungen ist es ihnen allemal, und gemeinsam mit den Senioren wurde zum
Abschluss der bunte Hinterhof bei Kaltgetränken eingeweiht.
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Editorial
Inhaltsverzeichnis
Nachgefragt
Kirche.läuft
Anfang Juni fand zum fünften Mal der Stadionlauf „Kirche.läuft“
im Kölner RheinEnergieStadion mit über 1.000 Teilnehmern
statt. Kirche.läuft ist eine Sportveranstaltung für Menschen mit
und ohne Behinderung, die von der Diakonie Michaelshoven
als Partner unterstützt wird. Rund 50 Mitarbeiter der Diakonie Michaelshoven nahmen an dem Lauf teil. Außerdem halfen
mehrere ehrenamtlich engagierte Nutzer der Diakonie Michaelshoven bei der Streckenversorgung aus.
Titelinterviews
Inklusion & Kultur
Inklusion & Freizeit
Viel los in Stephansheide –
traditionelles Familienfest
ein voller Erfolg
An Christi Himmelfahrt fand das traditionelle Familienfest in Stephansheide statt.
Nach dem Open-Air-Gottesdienst traten zahlreiche Musik- und Tanzgruppen
aus Rösrath und Umgebung auf. Für die Kinder gab es viele Spielmöglichkeiten,
und mit einem abwechslungsreichen Essensangebot war für jeden Geschmack
etwas dabei. Darüber hinaus stellten die Künstler von K.I.R. (Künstler in Rösrath)
ihre Werke in der Stephanuskapelle aus. Auch die Kinder und Jugendlichen, die
in Stephansheide betreut werden, beteiligten sich mit Verkaufsständen wie auch
Tanz- und Musikauftritten an dem Fest.
Zum Abschluss wurde die neue Vogelnestschaukel eingeweiht, die vom Verein
„Pänz vun Kölle“ gespendet wurde.
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
Leichte Sprache
Diakonisches Profil
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Spanische Pflegefachkräfte
in Köln und Wesseling
Um dem Fachkräftemangel in der deutschen Altenpflege entgegenzuwirken, hat die Diakonie Michaelshoven mit zwölf
weiteren Trägern von Altenpflegeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen die Genossenschaft „Care Trans Fair e.G.“ gegründet. Sie bereitet seit Juni 25 qualifizierte spanische Pflegefachkräfte auf eine Arbeitsstelle in Deutschland vor. Es
handelt sich dabei um den deutschlandweit ersten verbandsübergreifenden Zusammenschluss dieser Art. Einige der
Pflegekräfte werden später in den Senioreneinrichtungen der Diakonie Michaelshoven in Köln und Wesseling arbeiten.
SPD-Chef Sigmar Gabriel
in Haus Segenborn
Kreativ in der Wachsfabrik
Sechs Bewohner mit Behinderung, die von der Diakonie Michaelshoven betreut werden, haben an einer ganz besonderen Aktion teilgenommen. Denn die Agentur Interbrand hatte sich für ihre 60 Mitarbeiter zum jährlichen Sommerfest etwas einfallen
lassen: In der Wachsfabrik in Köln-Sürth griffen die Mitarbeiter und die Bewohner
der Diakonie Michaelshoven gemeinsam zum Pinsel. Unter Anleitung eines Künstlers
ließen die Hobby-Maler ihrem kreativem Potenzial freien Lauf und hatten jede Menge Spaß.
SPD-Parteivorsitzender Sigmar Gabriel besuchte Ende Juli das Haus Segenborn
in Waldbröl im Oberbergischen Kreis, um die Einrichtung für Menschen in Wohnungsnot und deren Angebote kennenzulernen. Der SPD-Chef zeigte sich beeindruckt über den landwirtschaftlichen Bio-Betrieb, der in Segenborn angegliedert
ist und über die gute Vernetzung der einzelnen Hilfen in der Region.
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Editorial
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Neuer fairstore
in der Kölner Südstadt
Mitten in der Einkaufszone der Kölner Südstadt, auf der
Severinsstraße, eröffnet die vierte Filiale des „fairstore“ am
1. Oktober. In dem zweistöckigen Laden werden gebrauchte
und neue Damen-, Herren- und Kinderbekleidung, Haushaltswaren, Elektroartikel, Möbel, Bücher und auch Spielzeug
für den kleinen Geldbeutel angeboten.
So wie in den Filialen in Köln-Kalk, Nippes und Mülheim
werden auch in der Südstadt ehemals langzeitarbeitslose
Menschen mit geistigen, psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen im Integrationsbetrieb „fairstore“ sozialversicherungspflichtig beschäftigt.
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 10:00 bis 18:00 Uhr
Samstag 10:00 bis 15:00 Uhr
Adresse:
fairstore Südstadt
Severinstraße 87
50678 Köln
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Inklusion & Kultur
Inklusion & Freizeit
Neue Sachspendenannahmestelle
in Michaelshoven
Viele Bewohner und Betreute in der Diakonie Michaelshoven sind auf gut erhaltene Kleidung, Spielsachen und Hausrat angewiesen. Aus diesem Grund wurde Anfang August die
Spendenannahmestelle „Jacke wie Hose“ in Michaelshoven eröffnet. Hier können sich die
betreuten Bewohner kostenlos Kleidung und andere hübsche Sachen aussuchen, welche
ausnahmslos aus Spenden stammen. Das ehrenamtliche Projekt läuft unter der Leitung der
Stiftung einfach helfen.
Spendenannahme
In der Spendenannahmestelle „Jacke wie Hose“ können gut erhaltene Kleider- und Möbelspenden in Michaelshoven abgegeben werden. Die Spenden werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern sortiert und stehen dann den Bewohnern und betreute Menschen zur
Verfügung. Darüber hinaus wird ein Teil der Spenden an die Sozialkaufhäuser der Diakonie
Michaelshoven, die „fairstores“, weitergegeben, die sich hauptsächlich an Menschen mit
geringem Einkommen richten.
Weitere Informationen:
Michaela Krawinkel, Telefon: 0221 35094-74
E-Mail: [email protected]
Adresse Spendenannahmestelle:
Michaelshovener Straße 4 | 50999 Köln
Anlieferung Haus Simeon/Anlieferungshof
Spendenannah
me:
– 17:00 Uhr
Montag: 14:00
0 – 16:00 Uhr
Mittwoch: 10:0
13:00 Uhr
Freitag: 10:00 –
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Inklusion & Wohnen
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Bitte
en
vormerk
„Die Stimme von Buenos Aires“ – Konzer t
19.09.2013 | 19:00 Uhr | Erzengel-Michael-Kirche (Köln-Rodenkirchen)
Kunstpfad
Die Diakonie Michaelshoven öffnete
Anfang Juni für einen Monat ihre Räumlichkeiten, um die vielfältigen Kunstwerke von 15 Mitarbeitenden vorzustellen.
Unter den Ausstellern befanden sich
Autodidakten wie auch ausgebildete
Kunsthandwerker. Der Kunstpfad fand
erstmalig statt und führte an sechs verschiedene Ausstellungsorte auf dem
Gelände der Diakonie Michaelshoven.
Open-Air-Konzer t
mit dIRE sTRATS
Im Juli war es wieder soweit: Im schönen Park der
Diakonie Michaelshoven fand das beliebte OpenAir-Konzert statt. In diesem Jahr rockten die „dIRE
sTRATS“ die Bühne, die zu den meistgebuchten
Dire Straits-Tribute-Bands in Europa gehören. Vor
rund 1.500 Besuchern präsentierte die Gruppe
die Musik der Dire Straits voller Leidenschaft und
musikalischer Klasse. Vor dem Auftritt der dIRE
sTRATS sorgte die Band „bellacoustic“ für gute
Laune.
Die argentinische Sängerin Marilí Machado, die in ihrer Heimat ehrfürchtig „Die
Stimme von Buenos Aires“ genannt wird, tourt ab September in Deutschland.
Zwischen Düsseldorf und Berlin wird sie im Oktober in der Erzengel-MichaelKirche der Diakonie Michaelshoven live zu sehen sein. Mit ihrer einzigartigen
Stimme und ihrem beeindruckenden Gitarrenspiel wird sie das Publikum für
die leidenschaftliche und melancholische Tangomusik begeistern. Es erwartet Sie
außerdem ein argentinisches Catering. Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird
gebeten.
Reinhardt & Krämer Duo – Konzer t
17.10.2013 | 19:00 Uhr | Stephanuskapelle (Rösrath-Stephansheide)
Der Großneffe des bekannten Jazzgitarristen Django
Reinhardt hat seinen eigenen, unverwechselbaren Stil
kreiert. Er spielt einen Mix aus Flamenco, Latin und
brasilianischem Jazz. Gemeinsam mit dem erfolgreichen Percussionisten Uli Krämer spielt er in Rösrath
sein neuestes „Latin Swing Project“, und nimmt das Publikum mit auf eine rhythmische Reise. Der Eintritt ist
frei. Um Spenden wird gebeten.
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Editorial
Inhaltsverzeichnis
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Titelinterviews
Inklusion & Kultur
Inklusion & Freizeit
Gar ten ist nicht gleich Gar ten. Das wissen die Bewohner
der Wohngruppe Ampèrestraße nur zu gut. Gleich hinterm
Haus steht den 24 jungen Menschen mit Mehrfachbehinderung eine riesige Grünfläche zur Verfügung –
nutzen können sie sie jedoch nicht.
E
T
T
I
B
N
E
F
HEL
SIE!
Inklusion & Arbeit
Inklusion & Wohnen
Leichte Sprache
Denn während der Neubau der Diakonie Michaelshoven in Köln-Porz komplett
barrierefrei ist und somit problemlos
zugänglich, sieht es auf der knapp 850
Quadratmeter großen Außenfläche anders aus: Der Rasen ist mit dem Rollstuhl
nicht befahrbar und auch sonst ist der
Garten für die Bewohner mit Behinderung wenig attraktiv.
Schritt für Schritt neu. Es soll ein Erlebnisraum für Menschen mit Behinderung
entstehen. Die Bewohner sollen Natur
barrierefrei erleben. Unterstützt wird
das Projekt von einer Gartenbaugestalterin und einer Schreinerin, die dabei
helfen, Wege anzulegen und Elemente
wie Hochbeete, eine Rosenleiter und ein
Wasserspiel zu installieren.
Das soll sich ändern. In einer gemeinsamen Aktion unter dem Titel „Michaels
Hov‘ Garten“ gestalten – ganz im Sinne der Inklusion – Bewohner, Nachbarn
und Angehörige, sowie Mitarbeiter und
Nutzer der PIA-Lernwerkstatt die Fläche
Durch die Verschönerungsaktion übernehmen die Bewohner Verantwortung
für ihren eigenen Garten, entwickeln
handwerkliche Fähigkeiten und erleben
etwas als Team. Außerdem kommen ganz
unterschiedliche Menschen bei der Um-
Diakonisches Profil
gestaltung in Kontakt, tauschen sich aus
und erfahren mehr voneinander.
Am Ende können die jungen Bewohner in
ihrem neuen Garten nicht nur spazieren,
sitzen und plaudern, sondern ihn sinnlich
erleben – sie können den Garten hören,
fühlen und sehen. Dazu werden extra
breite Wege angelegt, auf denen immer
zwei Rollstühle nebeneinander passen,
und über die die Bewohner durch den
Garten geführt werden.
Das Projekt kann nur durch Spenden realisiert werden. Schon mit 50 Euro kann
ein Hochbeet bepflanzt werden, mit 200
Kurz berichtet
Helfen Sie uns!
Euro ein Gemüsebeet. Helfen Sie mit und
schenken Sie den jungen Menschen an
der Ampèrestraße einen Garten voller
Erlebnisse!
Vielen Dank!
Bitte unterstützen Sie die Bewohner der
Wohngruppe Ampèrestraße mit Ihrer
Spende unter dem Stichwort „Garten“
auf das Spendenkonto 111 333, Bank für
Kirche und Diakonie, BLZ 350 601 90.
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