Das Magazin aus Michaelshoven - Nr. 15
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Das Magazin aus Michaelshoven - Nr. 15
Nr. 15 Das Magazin der Diakonie Michaelshoven. 08 | 2013 Inklusion = MITTENDRIN Editorial Inhaltsverzeichnis Nachgefragt Titelinterviews Inklusion & Kultur Inklusion & Freizeit Diakonie Michaelshoven e.V. | Sürther Str. 169 | 50999 Köln Telefon 0221 35094-50 | Fax 0221 35094-32 [email protected] | www.diakonie-michaelshoven.de Besuchen Sie uns auf Facebook: www.facebook.com/Michaelshoven Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Texte sind urheberrechtlich geschützt. Das Copyright kann jedoch jederzeit bei der Redaktion eingeholt werden und wird in der Regel erteilt, wenn die Quelle ausdrücklich genannt wird. Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und/oder des Herausgebers wider. Editorial Aus Gründen der Nachhaltigkeit wird das Magazin auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt. Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen Leichte Sprache Diakonisches Profil Kurz berichtet Helfen Sie uns! Liebe Leserinnen und Leser, „Eine Gesellschaft für alle – NRW inklusiv“ – so lautet der Titel des Aktionsplans der Landesregierung, mit dem die UN-Behindertenrechtskonvention in Nordrhein-Westfalen umgesetzt werden soll. Ziel ist es, dass künftig alle Menschen – ob mit oder ohne Behinderungen – selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Dafür müssen auf politischer Ebene in vielen Bereichen erst die Voraussetzungen geschaffen werden, wie zum Beispiel barrierefreie Wohnungen, inklusive Schulen und entsprechende Arbeitsplätze. Doch die Politik allein wird die Konvention nicht umsetzen können. Kirchen, Wohlfahrtsverbände, Sozialversicherungsträger, Unternehmen: Wir alle müssen mitwirken, wenn es darum geht, dass Menschen mit Behinderung ihren Platz mitten in der Gesellschaft einnehmen können. Auch unser Magazin will einen Beitrag dazu leisten. Rund 15 Prozent der Einwohner in NRW haben eine Behinderung. Uns interessiert, welche konkreten Forderungen sie stellen und wie die Politik damit umgeht. Deshalb haben wir mit Norbert Killewald, Beauftragter der Landesregierung für die Belange der Menschen mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen, und einigen unserer Nutzern darüber gesprochen, welche Grenzen und Barrieren es gibt und was getan werden muss, damit Partizipation und gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung gelingen können. Wir zeigen aber auch, wo und wie Barrieren in verschiedenen Kontexten der Diakonie Michaelshoven bereits abgebaut werden konnten, zum Beispiel in der inklusiven Kreativwerkstatt Brühl (Seite14), in dem Projekt „Power und Spaß“ (Seite 16) und im Wohnprojekt Kalk (Seite 20). Um Barrierefreiheit geht es auch in unserem Spendenprojekt, das wir Ihnen auf Seite 34 vorstellen: Wir möchten in Köln-Porz für 24 junge Menschen mit Mehrfachbehinderung einen barrierefreien Sinnesgarten schaffen. Helfen Sie mit und schenken Sie den jungen Menschen einen Garten voller Erlebnisse! Übrigens: Einige Textpassagen sind in Leichter Sprache und wurden von Volker Schmitz, Bewohner in der Diakonie Michaelshoven, geprüft. Ihm gilt mein besonders herzlicher Dank. Ihre Birgit Heide 2 3 Editorial Inhaltsverzeichnis Nachgefragt 6 Nachgefragt Was bedeutet Inklusion? Inhalt 8 Eine Gesellschaft für alle Interview mit dem NRW-Landesbehindertenbeauftragten Norbert Killewald Inklusion & Kultur Titelinterviews 10 Inklusion ist für alle ein Thema Was läuft gut und wo muss mehr für Teilhabe getan werden? 14 Gemeinsam wird es noch bunter Die inklusive Kreativwerkstatt Brühl Inklusion & Freizeit 16 Aktiv dabei Inklusive Sportangebote für Menschen mit Behinderung Leichte Sprache Inklusion & Wohnen Inklusion & Arbeit 18 Ein ganz normaler Job Christian Lammering arbeitet beim Deutschlandfunk 20 Mittendrin im Veedel Das Wohnprojekt Kalk Diakonisches Profil 22 Verstehen leicht gemacht Menschen mit Behinderung prüfen Texte in leichter Sprache – Das Magazin aus Michaelshoven. Nr. 15 08/2013 Herausgeber Diakonie Michaelshoven e.V. Birgit Heide (Vorstand) Redaktion, Gestaltung und Lektorat Unternehmenskommunikation der Diakonie Michaelshoven: Simone Schön, Stefanie Kornhoff, Melani Köroglu, Patrizia Labus, Jana Stein,Mareike Carlitscheck Die Texte in Leichter Sprache wurden von Volker Schmitz geprüft. Kurz berichtet Helfen Sie uns! 26 34 24 Diakonisches Profil Demenz – Der langsame Abschied Fotos: Kurz berichtet. Neuigkeiten & Veranstaltungen Titel: © Carlos Stemmerich/Diakonie Michaelshoven e. V.; S. 3: © Carlos Stemmerich/Diakonie Michaelshoven e. V.; S. 4+5: © Diakonie Michaelshoven e. V., © David Herm, © Carlos Stemmerich/Diakonie Michaelshoven e. V., © mma23/Fotolia.com, © Marlin G. Kundi; S. 6+7: © Diakonie Michaelshoven e. V.; S. 8+9: © David Herm; S. 10+11: © Carlos Stemmerich/Diakonie Michaelshoven e. V., © Diakonie Michaelshoven e. V.; S.12+13: © Diakonie Michaelshoven e. V.; S. 14+15: © Diakonie Michaelshoven e. V.; S. 14+15: © Diakonie Michaelshoven e. V., © Aleksandr Stennikov/Fotolia.com; S. 16+17: © Diakonie Michaelshoven e. V., © Lagartija de colores/Fotolia.com; S. 18+19: © Diakonie Michaelshoven e. V.; S. 20+21: © Markus Mohr/ Fotolia.com, © Diakonie Michaelshoven e. V.; S. 22+23: © Diakonie Michaelshoven e. V.; S. 24+25: © mma23/Fotolia.com, © Wissmann Design/Fotolia.com; S. 26+27: © Diakonie Michaelshoven e. V.; S. 28+29: © Carlos Stemmerich/Diakonie Michaelshoven e. V., © Diakonie Michaelshoven e.V.; S. 30+31: © Diakonie Michaelshoven e.V., © Gina Sanders/Fotolia.com, © Interbrand; S. 32+33: © Diakonie Michaelshoven e.V., © Jürgen Modis, © Julieta Zubiri, © Lulo Reinhardt; S. 34+35: © kyonnta/Fotolia.com, © Malin G. Kundi Bitte helfen Sie! Druck: Z.B.! Kunstdruck, Köln Auflage: 4.100 Exemplare Bezug kostenlos Das Magazin erscheint dreimal im Jahr (April, August und Dezember). Zur vereinfachten Lesbarkeit wird im Allgemeinen die männliche Schreibweise verwendet. 4 5 Editorial Inhaltsverzeichnis Nachgefragt NACHGEFRAGT: Was bedeutet Inklusion? W enn alle Menschen mit ihren Unterschieden selbstbestimmt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können, dann wird von Inklusion gesprochen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde 2009 unter anderem die Gleichstellung von Menschen mit und ohne Behinderung in der UN-Behindertenrechtskonvention festgehalten. Die Gleichstellung ist damit ein Grundrecht. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Wo fühlen sich Menschen mit einer Behinderung ausgeschlossen und was fordern sie? Wir haben nachgefragt und zehn Forderungen erhalten. Sie zeigen, dass noch viel zu tun ist. LINKTIPPS: Allgemeines: www.aktion-mensch.de www.Leidmedien.de www.lbb.nrw.de Aktionsplan der Landesregierung: www.mais.nrw.de Titelinterviews Inklusion & Kultur Inklusion & Freizeit Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen Leichte Sprache Diakonisches Profil Kurz berichtet Helfen Sie uns! 6 7 Sally Reuter Editorial INTERVIEW Inhaltsverzeichnis Nachgefragt Titelinterviews Inklusion & Kultur Inklusion & Freizeit Eine Gesellschaft für alle . Im März 2009 trat die UN-Behinder tenrechtskonvention in Deutschland in Kraft. Die Redaktion sprach mit Norber t Killewald, dem Landesbehinder tenbeauftragten in Nordrhein-Westfalen darüber, was sich seitdem für Menschen mit Behinderung getan hat, wo noch Nachholbedarf besteht und wie inklusiv unsere Gesellschaft in zehn Jahren sein wird. Herr Killewald, was macht eigentlich ein Landesbehindertenbeauftragter? Meine Aufgabe besteht darin, mich für die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung in Nordrhein-Westfalen einzusetzen. Beispielsweise achte ich bei politischen Entscheidungen der Landesregierung darauf, dass ihre Interessen berücksichtigt werden. Ich bin aber auch Vermittler zwischen den unterschiedlichen Beteiligten in der Behindertenpolitik. Dazu zählen die Verbände und Vereine, die Selbsthilfe, die Verwaltungen, die Behindertenbeauftragten, -koordinatoren und -beiräte, die Menschen mit Behinderung vor Ort ebenso wie die Landesregierung und die Fraktionen im Landtag. Ebenso wichtig ist es für mich, die Menschen mit Behinderung und ihre Vertretungen in aktuelle Entwicklungen miteinzubeziehen, die durch mich angestoßen oder begleitet werden. Mit meiner Präsenz vor Ort folge ich meinem Ziel, die größtmögliche Transparenz für alle Beteiligten herzustellen. Was war Ihre persönliche Motivation, sich in diesem Amt zu engagieren? Wieso war? Meine persönliche Motivation ist, dass ich durch mein Amt schon im Vorfeld an Gesetzesreformen und -vorhaben beteiligt werde. Ein Beispiel aus der Praxis: Zurzeit werden die Regelungen zur Barrierefreiheit in der Landesbauordnung überarbeitet. Hier ist es durch eine frühe Beteiligung möglich, mitzugestalten und mit Hilfe der Experten, im Besonderen meine ich hier die Menschen mit Behinderung und deren jahrelange Erfahrung, auf wichtige Probleme aufmerksam zu machen. Sicher muss man an der einen oder anderen Stelle auch schon mal die bekannten „dicken Bretter“ bohren. Aber das gehört zur Aufgabe dazu, dass man überzeugt und für die Ideen auch Mehrheiten findet. 15 Prozent der Landesbevölkerung. Was hat sich für diese Menschen in den vergangenen vier Jahren getan? Mit dem Aktionsplan „Eine Gesellschaft für alle – NRW inklusiv“ der nordrhein-westfälischen Landesregierung wurde begonnen, die UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen. Dies ist ein großer Schritt auf dem Weg zur inklusiven Gesellschaft. Inklusion bezieht sich auf alle Lebensbereiche – ob im Kindergarten, in der Schule, in der Berufsausbildung, im Wohnen oder im Freizeitbereich. Man merkt, dass mit jedem begonnenen Projekt sich noch viele kleine Projekte dazugesellen, und es wird sehr deutlich, dass dies nur gemeinsam mit den Spezialisten – den Menschen mit Behinderung – umgesetzt werden kann. Seit 2009 ist die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen auch in Deutschland geltendes Recht. In Nordrhein-Westfalen leben rund 2,6 Millionen Menschen mit Behinderung, das sind rund Haben Sie den Eindruck, dass Menschen mit Behinderung noch immer in der Gesellschaft diskriminiert werden? Wenn ja, in welchen Lebensbereichen gibt es noch Nachholbedarf oder Defizite? Leider zieht sich das immer noch quer durch alle Bereiche. Ein großer Bereich ist die Inklusion in der Schule. Ich schätze, dass weit über 300 der rund 720 Förderschulen in den nächsten Jahren aufgelöst werden. In zehn Jahren werden mehr als zwei Drittel der betroffenen Jungen und Mädchen gemeinsam mit ihren nichtbehinderten Altersgenossen beschult werden. Meiner Meinung nach können wir durch Inklusion im Kindergarten und in der Schule schon früh die Weichen für einen Bewusstseinswandel stellen. Denn durch das gemeinsame Miteinander entsteht so eine „Normalität“ für ein gleichberechtigtes Miteinander. Bei der Etablierung von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt gibt es immer noch hohe Hürden. Eine bessere Vorbereitung soll durch ein neues Übergangssystem von der Schule zum Beruf geschaffen werden: mit einem zielgruppenübergreifenden, landesweiten und verbindlichen Übergangssystem für alle jungen Menschen, das auch benachteiligte und behinderte Jugendli- Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen che, insbesondere auch Frauen und Mädchen mit Behinderung, einschließt. In den letzten Wochen konnte man in den Presseberichten ein Umdenken in Bezug auf Beschäftigung von Menschen mit Behinderung mitverfolgen. Einige Firmen wollen jetzt zum Beispiel Autisten einstellen. Die Unternehmen haben festgestellt, dass Menschen mit Behinderung über Fähigkeiten verfügen, die in ihrer Branche besonders gefragt sind und wollen diese jetzt für sich nutzen. Gibt es aus Ihrer Sicht ein Land, von dem wir den Umgang mit behinderten Menschen lernen können? Es gibt sicherlich Länder, von denen wir noch etwas lernen könnten. Letztendlich glaube ich aber, dass wir nun „auf dem Weg“ sind und bei der Umsetzung der Maßnahmen im Aktionsplan durch die individuellen Anforderungen automatisch immer mehr dazulernen. Die Aktionsfelder sind auch kein statisches Gebilde, sondern können sich im Laufe der Zeit an die gesellschaftlichen Veränderungen und fachlichen Bedingungen anpassen. Die Landesregierung hat im vergangenen Jahr den von Ihnen bereits angesprochenen Aktionsplan „Eine Gesellschaft für alle – NRW inklusiv“ vorgelegt, um das Leichte Sprache Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung im Land zu stärken. Welche Schritte wird die Landesregierung in den nächsten Jahren unternehmen, um dem Ziel einer inklusiven Gesellschaft näherzukommen? Der Aktionsplan stellt dar, was die Landesregierung in den nächsten Jahren zur Umsetzung der Inklusion unternehmen will. Er ist in vier Bausteine gegliedert. Der erste Baustein will die Barrieren – auch die in den Köpfen der Menschen – abbauen und möchte das Bewusstsein für die Ziele der UN-Behindertenrechtskonvention fortwährend stärken. Der zweite will die gleichberechtigte Beteiligung der Menschen mit Behinderung an allen Vorhaben, nach dem Grundsatz „Nichts über uns ohne uns“. Mit dem dritten Baustein wurde durch die Überprüfungen aller rechtlichen Regelungen in NRW sichergestellt, dass diese im Einklang mit der UN-Behindertenrechtskonvention stehen oder entsprechend geändert werden. Der vierte Baustein fördert ganz konkret mit 21 Aktionsfeldern in mehr als 100 Maßnahmen, Projekten und Initiativen die Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Hier wird in den nächsten Jahren die Zugänglichkeit und Barrierefreiheit verbessert und die Inklusion in Kindergarten und Schule vorangebracht. Für behinderte Menschen sollen auch Diakonisches Profil deutlich mehr Beschäftigungsmöglichkeiten außerhalb der Werkstätten für Menschen mit Behinderung geschaffen sowie selbstbestimmte Wohnformen gefördert werden. Häufig heißt es: „Inklusion beginnt im Kopf“. Wie kann es gelingen, bestehende Vorurteile und Barrieren in den Köpfen der Bürger abzubauen? Inklusion bedeutet die umfassende und gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen – unabhängig davon, ob sie alt, jung, behindert, pflegebedürftig sind oder ein anderes Etikett tragen. Die UN-Behindertenrechtskonvention lässt dabei keinen Zweifel: Inklusion ist keine unverbindliche Empfehlung, Inklusion ist ein Menschenrecht. Durch breit angelegte Kampagnen der Landesregierung werden wir gemeinsam an einem Bewusstseinswandel arbeiten. Denn es sind oft die gesellschaftlichen Gegebenheiten, die den Menschen in seinen Möglichkeiten einschränken und dadurch behindern. Und was können soziale Institutionen, wie die Diakonie Michaelshoven, Ihrer Ansicht nach tun, damit die Forderungen nach Selbstbestimmung, Partizipation und einer gleichberechtigten gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Behinderung Kurz berichtet Helfen Sie uns! 8 9 schnellstmöglich erfüllt werden können? Wünschenswert wäre es natürlich, wenn wir einmal mit dem Finger schnipsen würden und alle Projekte sofort umgesetzt wären. Da die Teilhabe von Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen von so vielen Zahnrädchen abhängt, muss man leider noch etwas Geduld aufbringen, bis alles so ineinandergreift und das Uhrwerk inklusiv läuft. Sie können selbst zur Inklusion beitragen, indem Sie in Ihren Arbeitsfeldern auf eine inklusive Gestaltung achten und diese weiter fördern. Damit erfüllen Sie als eines von vielen Zahnrädchen Ihren Teil an der Inklusion. Wie ist Ihre Vision für eine inklusive Gesellschaft? EINE Gesellschaft. Und wo stehen wir in zehn Jahren? Wir werden Inklusion LEBEN, ohne darüber nachzudenken. Inklusion ist selbstverständlich. Es gibt kein „Sortieren“ von Menschen mit und ohne Behinderung mehr. Norbert Killewald, Landesbehindertenbeauftragter in Nordrhein-Westfalen Editorial Inhaltsverzeichnis Nachgefragt Titelinterviews Inklusion & Kultur Inklusion & Freizeit Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen Leichte Sprache Diakonisches Profil Kurz berichtet Helfen Sie uns! I N K L U S I O N i s t f ü r a l l e ei n Th e ma Was ist Inklusion und wo stößt sie an ihre Grenzen? Die Bewohner der Diakonie Michaelshoven Margret Stark, Monika Lehnen und Irene Stamp finden im Interview Antwor ten auf diese Fragen. Ute Herbst, Leiterin des Geschäftsbereichs Wohnen und Leben mit Behinderung in der Diakonie Michaelshoven, erklär t, was gut läuft und wo mehr für Teilhabe getan werden muss. Was halten Sie von dem Begriff Inklusion? Margret Stark: Meine Betreuerin hat es mir erklärt, aber ich verstehe das immer noch nicht so ganz. Es geht ja irgendwie um behinderte Menschen. Ich würde mir wünschen, dass dafür ein anderes Wort gefunden wird. Monika Lehnen: Ich finde das auch ziemlich kompliziert. Ute Herbst: Inklusion bedeutet nicht nur teilhaben und dabei sein, sondern auch mittendrin zu sein. Ich denke, man sollte für Inklusion einen Begriff finden, der genau das beschreibt und zwar so, dass es auch jeder versteht. Was bedeutet denn für Sie persönlich, teilzuhaben und dabei zu sein? Stark: Ich mache ja zum Beispiel Sport im Fitnessstudio, da sind nicht nur Menschen mit Behinderung, sondern auch welche ohne. Jüngere und ältere Menschen. Das finde ich gut und es macht mir Spaß. Lehnen: Für mich heißt dabei zu sein, dass ich alles verstehe. Dass Texte in Leichter Sprache sind, damit sie jeder versteht. Irene Stamp: Mitmachen heißt für mich, dass ich arbeiten kann. Im Kunsthaus KAT 18 in der Kölner Südstadt kann ich das. Da mache ich verschiedene Sachen, zum Beispiel Bilder malen. Herbst: Für mich bedeutet Inklusion, dass man die Vielfältigkeit der Menschen kennt und akzeptiert und allen einräumt, nach eigenen Vorstellungen zu leben. Das heißt: Jeder sollte die Chance haben teilzuhaben, wenn er möchte. Das heißt aber auch: wenn er es nicht möchte, sollte das auch gelten. Ich erlebe es auch immer wieder, dass Menschen mit Behinderung auch gerne mal unter sich sind. Wo stößt Inklusion an ihre Grenzen? Wo wird Teilhabe verwehrt? Herbst: Häufig wird über Menschen mit Behinderung hinweg entschieden, aber nicht mit ihnen. Da wendet man sich lieber an die Betreuer oder Angehörigen, anstatt an die Menschen selbst. Das hat auch noch immer viel mit Ängsten und Vorbehalten zu tun. 10 11 Editorial Inhaltsverzeichnis Nachgefragt Wie ist es mit einem geeigneten Arbeitsplatz? Lehnen: Das ist auch schwierig, vor allem mit Rollstuhl. Ich arbeite zum Beispiel in einer Werkstatt für behinderte Menschen. Irene Stamp & Monika Lehnen Ist es für Menschen mit Behinderung schwer, geeigneten Wohnraum zu finden? Stamp: Die Wohnungssuche ist wirklich schwer mit Behinderung. Lehnen: Also für Rollstuhlfahrer ist es, denke ich, sehr schwer. Aber da ist es auch schwer, sich in öffentlichen Gebäuden wie Schulen zu bewegen. Herbst: Es ist schwer, aber nicht unmöglich. Es gibt eindeutig zu wenig Wohnraum und es ist zunehmend ein Problem, Wohnungen zu finden, die barrierefrei sind und bezahlbar. Außerdem haben wir auch noch mit Vorbehalten von Vermietern zu kämpfen. Wir haben aber auch durchaus positive Beispiele: Allein bei uns leben über 200 Menschen im Ambulant Betreuten Wohnen, das heißt, sie alle haben Wohnungen angemietet. Können Sie sich vorstellen, dass Sie in einer Firma arbeiten, in der Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten? Stark: Bei mir ist das so. Ich arbeite in einer Firma in Longerich. Da arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung. Das ist ganz gut, da kann ich auch mal mit anderen Leuten reden. Herbst: Wir haben noch lange nicht erreicht, dass alle Menschen mit Behinderung, die es wollen, auf dem freien Arbeitsmarkt einen Job bekommen. Aber das hat auch mit der allgemein schwierigen Situation auf dem Arbeitsmarkt zu tun. Ich glaube, ein guter Weg sind die betriebsintegrierten Arbeitsplätze, bei denen Menschen mit Behinderungen zunächst über ein Praktikum, das durch die Werkstätten begleitet wird, auf dem freien Arbeitsmarkt in Firmen integriert werden. Es gibt aber auch sehr viele Menschen mit Behinderung, die sich in Werkstätten wohlfühlen. Titelinterviews Inklusion & Kultur Haben Menschen mit Behinderung ungehindert Zugang zu Bildung? Lehnen: Das Problem ist, dass nicht jeder die Bildung bekommt, die er braucht: lesen, rechnen, schreiben, am Computer arbeiten. Es fehlen Zeit und Räume, Menschen mit Behinderung Dinge in Ruhe zu erklären. Stark: Ich kann zwar lesen, aber einfach ein Buch kaufen, das ist zu schwer. Dafür habe ich keine Geduld, das zu lesen. Vielleicht, wenn es einfacher geschrieben ist. Herbst: Was wir häufig bei kulturellen Angeboten beobachten: Teilnahme ja, Teilhabe na ja! Vieles ist dann doch zu schwierig und nicht verständlich. Und wenn es dann verständlich ist, sind die bildungsinteressierten Bürger schnell vergrätzt. Bei einem Museumsbesuch hat sich zum Beispiel ein Besucher einmal wütend weggedreht, als er Beschreibungen in Leichter Sprache entdeckte. Margret Stark & Ute Herbst Inklusion & Freizeit Wir bieten für unsere Bewohner beispielsweise Bildungsreisen an in den Landtag oder nach Berlin, damit wir sie auch an politische Themen heranführen. Wo erleben Menschen mit Behinderung im Alltag Hindernisse? Stamp: Wenn ich allein zum Arzt gehe, verstehe ich vieles nicht richtig. Ich traue mich aber nicht, das zu sagen. Der Arzt schreibt dann einen Zettel, den ich meinem Betreuer zeige. Lehnen: Im Café passiert es mir auch mal, dass ich die Karte lese und nicht alles verstehe. Weil vieles auch nicht erklärt wird. Werden Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft diskriminiert? Stark: Manchmal gibt es Jugendliche in der Bahn, die was sagen. Meine Betreuer sagen dann immer, ich soll besser nicht hinhören. Ich denke auch: bevor ich Streit bekomme, ignoriere ich das lieber. Lehnen: Ich habe auch schon öfter Situationen erlebt, in denen Leute sehen, dass ich behindert bin und sich dann wegdrehen. Anstatt mich einfach mal anzusprechen. Stamp: Also, ich treffe beim Bus- und Bahnfahren viele nette Leute. Ich stottere ja, und die stören sich nicht daran. Die se- Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen hen, dass ich eine Behinderung habe, und sind sogar sehr nett. Herbst: Ich empfinde es mitunter als diskriminierend, dass Menschen mit Behinderung wie selbstverständlich geduzt werden, anstatt sie zu siezen. Was können Gesellschaft und Politik besser machen? Herbst: Menschen mit Behinderung sollten mehr beteiligt werden. Sie können einfach am besten sagen, was sie möchten oder nicht. Was sie brauchen oder nicht. Ich selbst vertrete die Diakonie Michaelshoven in zwei Beiräten für die Belange von Menschen mit Behinderung in Hürth und Rösrath. Dort sind auch Menschen mit Behinderung mit drin. Wir überlegen dann gemeinsam, wo was fehlt und besser gemacht werden kann. Wo wünschen Sie sich, einmal teilhaben zu können? Stamp: Ich spiele in Michaelshoven in der Theatergruppe mit. Ich würde aber gerne mal in einer anderen Theatergruppe mitmachen. Die nicht nur für Menschen mit Behinderung ist. Lehnen: Mich interessieren Computer, das würde ich gerne mal lernen. Ein Kurs oder Leichte Sprache so, wo mir jemand in Ruhe zeigt, wie man damit umgeht. Herbst: Ich wünsche mir, dass ein Bewusstsein dafür entsteht, dass Inklusion ein Thema für alle ist, an dem sich auch alle beteiligen sollten. Diakonisches Profil Kurz berichtet Helfen Sie uns! In klu sjon heißt dabei se in Dieser Text ist ein Interv Das spricht man so: in te iew. Ein Inter view ist ein Ges r wju. präch. Bewohner und Mitarbeit Diakonie Michaelshoven er von der unterhalten sich. Sie sprechen über Inklusio n. Das spricht man so: in klu sjon Margret Stark,Ute Herbst & Irene Stamp Inklusion heißt: Menschen mit Behinderu Sie können überall mitm ngen können teilhaben. achen. Sie können dabei Leider können Menschen aber noch nicht überall m mit Behinderung itmachen. Manches ist zu schwer fü r sie. Oder sie werden nicht ge fragt. Vieles muss noch besser Damit Menschen mit Be werden. hinderung teilhaben. sein. 12 13 Editorial + Inhaltsverzeichnis INKLUSIVE Nachgefragt KREATIVWERKSTATT Inklusion & Kultur Titelinterviews BRÜHL Inklusion & Freizeit + GEMEINSAM WIRD ES NOCH BUNTER Den Pinsel schwingen, seiner Kreativität freien Lauf lassen und dabei auch noch sehenswer te Kunstwerke entstehen lassen. Das alles ist in der Inklusiven Kreativwerkstatt Brühl möglich. Seit 2008 findet einmal wöchentlich der Kreativkurs in den Räumen der Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl statt und wird von einem Kunstpädagogen begleitet. Das inklusive Projekt wurde als Leuchtturmprojekt vom Landschaftsverband Rheinland finanziell geförder t. Derzeit nehmen elf kunstinteressier te Menschen mit und ohne Behinderung teil. Dirk Stauber ist einer von ihnen. Er verarbeitet seine Stimmungen und Gefühle in seinen Bildern. Barrieren gibt es in der Werkstatt keine. Die würden der Kreativität auch nur im Weg stehen. E s gibt keine schickere Adresse in Brühl als das Schloss Augustusburg. Im prunkvollen Ambiente des UNESCO-Weltkulturerbes stellen die Teilnehmer der Kreativwerkstatt ihre Bilder und Skulpturen für eine Woche aus. Dirk Stauber ist einer der Kursteilnehmer und Aussteller. Der 39-Jährige geht gemeinsam mit Wolfram Buttschardt von der KoKoBe Brühl (Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsangebote für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung) kurz vor der offiziellen Eröffnung noch einmal durch den Ausstellungsraum und schaut sich die Kunstwerke an. „Wir wollten zum fünfjährigen Bestehen der inklusiven Kreativwerkstatt einen ganz besonderen Ort für die Ausstellung auswählen“, sagt Wolfram Buttschardt. Gemeinsam mit der Kunst- und Musikschule Brühl hatte er vor sechs Jahren das Konzept für das inklusive Kunstprojekt beim Landschaftsverband Rheinland eingereicht und erhielt daraufhin den Zuschlag. Keine Berührungsängste Im Ausstellungsraum entdeckt Dirk Stauber seine farbenfrohen und abstrakten Bilder. An der gegenüberliegenden Wand hängen die Malereien von seiner Freundin. Auch darauf ist er stolz und er sieht sehr zufrieden aus. Von Beginn an nimmt er an dem Kreativkurs teil. „Wir sind eine lustige Runde“, sagt der gebürtige Brühler. Die gelassene Atmosphäre sei wichtig, damit man sich kreativ austoben kann. Seine Lernbehinderung ist weder für ihn noch für die anderen Teilnehmer ein Thema. Denn im Vordergrund steht das künstlerische Gestalten, das Persönlichkeit, Gefühle und Ansichten zum Ausdruck bringen soll. Und das zeigt sich in den vielfältigen Kunstwerken, die ausgestellt werden. „Es gab überhaupt keine Berührungsängste“, betont Dirk Stauber. Wolfram Buttschardt stimmt dem zu. „Am Anfang haben wir festgestellt, dass sich viele Teilnehmer ohne Behinderung angemeldet haben, weil die Teilnahmegebühr geringer war als bei üblichen Kursen“, sagt der Mitarbeiter der KoKoBe Brühl schmunzelnd. Die Teilnehmer sind dem Kurs dann allerdings auch treu geblieben. „Mittlerweile inspirieren wir uns gegenseitig“, sagt Dirk Stauber. Der Ausstellungsraum füllt sich so langsam. Die Kursteilnehmer haben ihre Familien und Freunde mitgebracht. Außerdem kommen etliche neugierige Besucher, die das Schloss Augustusburg besichtigen wollten und zufällig bei der Vernissage landen. Auch die lokale Presse ist vor Ort. Nach einer musikalischen Begrüßung eröffnet der stellvertretende Brühler Bürgermeister Wolfgang Poschmann die Ausstellung. „Die Stadt Brühl ist stolz auf Sie“, sagt er zu den Teilnehmern und stellt sie daraufhin alle einzeln vor. Die Kreativwerkstatt wurde in den letzten Jahren von der Stadt finanziell gefördert, um die Teilnahme für jeden möglich zu machen. Wie es in den nächsten Jahren mit der Finanzierung aussieht, das ist allerdings noch nicht geregelt. Wolfram Buttschardt hofft auf eine gute Lösung, damit solch ein seltener Ort der Begegnung bestehen bleibt. Auch Bernhard Löffler, Leiter der Kunst- und Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen Musikschule, ist an der weiteren Kooperation interessiert. „Es sind fünf Jahre lebendige und inklusive Arbeit gemeinsam mit der KoKoBe“, sagt der Musikdirektor. Er schätzt die oft sehr direkte und „unkonventionelle“ Art, mit der Menschen, die eine Behinderung haben, an die Kunst herangehen. Kreativ sein und andere beraten Das Kunstprojekt ist ein Ort, an dem Menschen mit und ohne Behinderung aufeinandertreffen. Es gibt nicht viele solcher Angebote, die für alle Menschen zugänglich sind und wo ein Austausch stattfinden kann. Das weiß Dirk Stauber nur zu gut. Um Menschen mit Behinderung mehr Teilhabe zu ermöglichen, unterstützt er seit einem Jahr aktiv als Tandemberater die Arbeit von KoKoBe-Mitarbeiter Wolfram Buttschardt. Dafür haben die beiden gemeinsam eine Fortbildung gemacht. Dirk Stauber kennt seine Heimatstadt Brühl sehr gut und hat deshalb auch einen Überblick über die Angebote vor Ort. „Ich selber lebe gemeinsam mit meiner Freundin im Betreuten Wohnen“, sagt er. Das bedeutet, dass er selbstständig in einer eigenen Wohnung lebt, dabei aber Unterstützung erhält. „Ich kann Menschen mit einer Behinderung Tipps geben, für sie eine passende Leichte Sprache Wohnung finden oder ihnen sagen, wie es im Wohnumfeld aussieht“, fasst er seine Beratungstätigkeit zusammen. Wolfram Buttschardt ist stolz auf die Zusammenarbeit, die in dieser Form noch nicht sehr verbreitet ist. „Wir haben Kunden in unserer Beratungsstelle, die sich nicht vorstellen können, wie so ein Betreutes Wohnen aussehen kann“, sagt er. „Herr Stauber ist dann Experte in eigener Sache“, fügt er hinzu. Die Vernissage neigt sich langsam dem Ende zu. Zumindest für heute. Denn alle Teilnehmer hoffen, dass das Kunstprojekt weitergeht und die nächste Ausstellung nicht lange auf sich warten lässt. „Und dann wieder in der wunderschönen Schlossstadt Brühl“, sagt Dirk Stauber mit stolzem Lächeln. Mitmachen Es gibt noch freie Plätze in der inklusiven Kreativwerkstatt. Der Kurs findet donnerstags von 17:15 bis 19:30 Uhr statt und kostet 30 Euro im Monat. Kontakt: Kunst- und Musikschule der Stadt Brühl (Telefon 02232 508010) KoKoBe Informationen zum Betreuten Wohnen und zur Finanzierung erhalten Menschen Diakonisches Profil Kurz berichtet Helfen Sie uns! mit einer Behinderung in den Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstellen des Landschaftsverbands Rheinland (LVR). Die Diakonie Michaelshoven ist Teil des Trägerverbundes der KoKoBe in Köln, im Rhein-Erft-Kreis und im Rheinisch-Bergischen Kreis. Malen macht Spaß Dirk Stauber & Wolfram Buttschardt Kunst hilft Menschen: Sie können dann besser Gefühle ausdrücken. Menschen mit Behinderung malen in einem Kunst-Projekt in Brühl. Menschen mit und ohne Behinderung treffen sich 1 Mal in der Woche. Sie malen zusammen in einer Kunst-Schule. Ein Lehrer hilft ihnen dabei. Die Teilnehmer haben ihre Kunst-Werke ausgestellt. Die Ausstellung war im Schloss Augustus-Burg in Brühl. Die Teilnehmer sind stolz auf ihre Kunst. 14 15 Editorial Inhaltsverzeichnis Nachgefragt Titelinterviews Inklusion & Kultur Inklusion & Freizeit AKTIV DA B E I Wie lebe ich gesund? Wie kann ich mich ausgewogen ernähren, Bewegung in den Alltag bringen und womöglich auch noch abnehmen? Fragen, die auch für viele Menschen mit Behinderung wichtig sind. Die Diakonie Michaelshoven bietet ihren Bewohnern und Nutzern daher seit einigen Jahren vermehr t Bewegungs- und Ernährungsangebote, die auf erwachsene Menschen mit Behinderung zugeschnitten sind. Die Mitarbeiter setzen sich zudem dafür ein, dass mehr gemeinsame, inklusive Spor tangebote für Menschen mit und ohne Behinderung geschaffen werden. Auch Margret Stark, die auf dem Campus in Michaelshoven wohnt, nutzt die verschiedenen Angebote mit Begeisterung. „Themen wie Bewegungsmangel und Übergewicht sind auch bei Menschen mit Behinderung sehr präsent“, berichtet Dirk Vössing, Mitarbeiter der Wohnen und Leben mit Behinderung gGmbH und Teamleiter für das Ambulant Betreute Wohnen im Kölner Süden. „Wir wollten daher ein passendes Programm für unsere Bewohner und Nutzer anbieten.“ Bei einer Umfrage zeigte sich, dass viele sehr motiviert waren mitzumachen. Gemeinsam mit seiner Kollegin Gertrud Noack rief er vor zwei Jahren das Projekt „Power und Spaß“ ins Leben. Das Bewegungs- und Ernährungsprogramm wurde speziell für erwachsene Menschen mit einer geistigen Behinderung konzipiert. „Das Projekt startete 2011 mit einem Sportangebot über zehn Wochen und war sehr erfolgreich“, berichtet der 34-Jährige stolz. „Jedoch haben wir dann festgestellt, dass die Zeitspanne doch zu kurz war, um ein effektives Ergebnis zu erzielen.“ Der zweite Durchlauf von „Power und Spaß“ in 2012 wurde daher auf 40 Wochen ausgedehnt. Die Teilnehmer trainierten bei einem wöchentlichen Sporttermin ihre körperliche Fitness. Alle zwei Wochen fand zudem ein Ernährungstraining in einfacher Sprache statt. Den Menschen mit Behinderung standen während der Kurse pädagogische Hilfskräfte zur Seite, die Inhalte in einfache Sprache übersetzen und auf die unterschiedlichen Voraussetzungen der Teilnehmer eingehen konnten. „Power und Spaß“ „Wie schon beim ersten ,Power und Spaß‘Projekt haben wir auch beim zweiten Mal mit der AOK, der Evangelischen Familienbildungsstätte Köln und dem Forschungsinstitut für Inklusion durch Bewegung und Sport (FiBS e.V.) der Sporthochschule Köln koope- riert“, erläutert Dirk Vössing. Das Institut begleitete das Projekt wissenschaftlich. In regelmäßigen Abständen wurden Schrittzähler ausgeteilt und kurze Läufe durchgeführt. Auf diese Weise konnten die Teilnehmer erfahren, ob sich ihre Leistung gesteigert hatte. Wer die beiden Präventionskurse erfolgreich abgeschlossen hatte, erhielt am Ende zudem seinen Eigenanteil an den Kurskosten zurückerstattet. Ermöglicht wurde das Projekt insbesondere durch Spenden, die bei verschiedenen Veranstaltungen der Reihe „Kultur in Michaelshoven“ und beim Stadionlauf gesammelt wurden. Zudem unterstützte Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen Leichte Sprache Diakonisches Profil Kurz berichtet Helfen Sie uns! 16 17 Sport ist gesund die Familie-Ernst-Wendt-Stiftung die Kurse mit einer Zuwendung. „Auch 2012 war ‚Power und Spaß‘ ein voller Erfolg“, meint der Teamleiter zufrieden. „Fast alle Teilnehmer haben durchgehalten und auch Gewicht verloren. Ich finde es bewundernswert, dass die Bewohner und Nutzer das durchgezogen haben.“ Gemeinsam trainieren Wie gut regelmäßige Bewegung für die Gesundheit ist und wie viel Spaß Sport machen kann – diese Erfahrung machte auch Margret Stark. Die 49-Jährige wohnt in der Verselbstständigungsgruppe in Michaelshoven, wo sie lernt, ihr Leben eigenständig und eigenverantwortlich zu gestalten. Mit Begeisterung nahm sie an beiden Durchläufen von „Power und Spaß“ teil. „Bei mir ist auch einiges hängengeblieben“, berichtet sie. Nach Ende des Projektes war sie weiterhin so motiviert, dass sie sich bei Miss Sporty, einem Fitnessclub für Frauen in Köln-Rodenkirchen, anmeldete. Dreimal die Woche geht sie dort trainieren. Die Kosten für die Mitgliedschaft übernahm die Stiftung einfach helfen der Diakonie Michaelshoven. Der Sport tut ihr gut: „Abends, wenn ich vom Training nach Hause komme, fühle ich mich richtig wohl“, berichtet sie zufrieden. Auch ihre Ärztin, die ihr vor „Power und Spaß“ zu mehr Bewegung geraten hatte, habe sie bereits gelobt. Margret Stark geht gerne in das Fitnessstudio. Besonders die bunte Mischung der Menschen dort gefalle ihr sehr gut. Sie hat schnell Anschluss gefunden und auch schon nette Bekanntschaften gemacht. „Guckt denn im Studio auch mal jemand komisch?“, fragt Dirk Vössing die 49-Jährige. „Nein, gar nicht!“, antwortet Margret Stark mit Nachdruck. „Die akzeptieren mich. Ich hab auch keine Probleme mit denen. Richtig freundlich sind die“, erzählt sie von ihren Erfahrungen. Inklusive Sportangebote „Das ist ja auch genau der Gedanke der Inklusion. So soll es ja auch sein“, sagt Dirk Vössing, „dass Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam Sport machen.“ Diese gleichberechtigte Teilnahme für Menschen mit Behinderung an Sportaktivitäten ist auch ausdrücklich in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben, die Deutschland 2009 ratifiziert hat. Artikel 30 (5) fordert, dass Menschen mit Behinderung selbstbestimmt entscheiden sollen, wann, wo, wie und mit wem sie ihren Sport betreiben. Dabei sollen sie die Möglichkeit haben, zwischen Angeboten in „Schutzräumen“ (zum Beispiel Behindertensportgruppen) und inklusiven Sportaktivitäten gemeinsam mit Menschen ohne Behinderung zu wählen. Solche inklusiven Angebote sollen auch in den Kölner Stadtteilen vorangetrieben beziehungsweise geschaffen werden. „Wir versuchen zurzeit, Kontakte zu Sportvereinen aufzubauen“, berichtet Dirk Vössing. Die Sporthochschule Köln sei auf ihn und seine Kollegen zugegangen, ob es in Michaelshoven Bedarf gäbe. „Das Ziel ist, interessierte Bewohner und Nutzer in die örtlichen Sportvereine zu integrieren, falls dies in den bestehenden Gruppen möglich ist. Falls nicht, so sollen neue Gruppen entstehen“, erläutert der Teamleiter. Bei einer Umfrage haben sich bereits mehrere Menschen mit Behinderung für das Vorhaben gemeldet. „Herr Minchau, Sportlehrer in Michaelshoven, hat die Ergebnisse an die Sporthochschule weitergegeben“, so Dirk Vössing. „Wir warten noch auf Rückmeldung. Unsere Bewohner und Nutzer können es kaum erwarten, dass es mit den Sportvereinen losgeht. Damit alle Menschen – ob mit oder ohne Behinderungen – gleichermaßen mit Freude am Sport teilhaben.“ Sport ist auch für Menschen mit Behinderung wichtig. Die Diakonie Michaelshoven hat deshalb ein Sport-Programm. Das ist für Menschen mit Behinderung. So wie Margret Stark. Sie wohnt in Michaelshoven. Sie hat beim Sport-Programm mitgemacht. Ein Trainer hat ihr geholfen. Das spricht man so: tre ner. Der Trainer hat ihr Übungen gezeigt. Und Margret Stark hat auch was über Essen gelernt. Was für Essen gesund ist. Und was für Essen nicht. Margret Stark macht jetzt immer Sport. Sie hat sich in einem Sport-Club angemeldet. Da machen Menschen mit und ohne Behinderung Sport. Und Margret Stark ist mitten-drin. Editorial Inhaltsverzeichnis Nachgefragt Titelinterviews Inklusion & Kultur Inklusion & Freizeit EIN GANZ NORMALER JOB In Köln-Zollstock steht das imposante Gebäude von Deutschlandfunk. Hier werden Nachrichten und Repor tagen produzier t, die bundesweit über das Radio gesendet werden. Wer an der Pfor te vorbei will, braucht einen Mitarbeiterausweis oder eine Einladung. Christian Lammering ist hier seit zwei Jahren Mitarbeiter und sorgt für Ordnung und gute Atmosphäre. Er unterstützt den Hausmeister täglich für jeweils drei Stunden bei allen anfallenden Tätigkeiten. „Die Arbeit hier macht mir Spaß. Es ist ein ganz normaler Job“, sagt Christian Lammering. U m 5:30 Uhr klingelt der Wecker von Christian Lammering. Er lebt in einer betreuten Wohngruppe auf dem Campus der Diakonie Michaelshoven und erhält Unterstützung von seinen Betreuern, um mit seiner Lernbehinderung soweit wie möglich selbstständig leben zu können. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fährt er Richtung Zollstock. Um kurz vor 7 Uhr kommt der 27-Jährige dann beim Deutschlandfunk an, wo er schon von Hans Bönich erwartet wird. Ein eingespieltes Team Der 65-Jährige ist langjähriger Hausmeister des Unternehmens und eine rheinische Frohnatur, der seine Arbeit mit viel Freude macht. Bei den Mitarbeitern ist er „bekannt wie ein bunter Hund“, wie er selbst lachend sagt. Christian Lammering arbeitet jetzt schon seit zwei Jahren mit ihm gemeinsam. „Wir füllen zum Beispiel die Seifenbehälter in den Toiletten auf, überprüfen die Teeküchen und bringen die Post zur Geschäftsführung hoch“, zählt Lamme- ring einige der Aufgaben auf. Die beiden sind mehr als nur Kollegen und wissen viel voneinander. „Ich erzähle Christian auch viel über meine Familie. Er ist für mich ja wie ein weiterer Sohn“, sagt Bönich. Einer von mehreren Bevor der 27-Jährige beim Deutschlandfunk begann, arbeitete er Vollzeit in den Gemeinnützigen Werkstätten Köln (GWK), die Beschäftigungsmaßnahmen für Menschen mit Behinderung anbieten. Heute ist Lammering dort weiterhin in Teilzeitbeschäftigung angestellt. So fährt er nach seiner Arbeit beim Deutschlandfunk zur GWK und arbeitet bis 15 Uhr in der Verpackungsabteilung. „In der GWK bin ich einer von mehreren und beim Deutschlandfunk bin ich alleine“, erklärt er den Unterschied der beiden Arbeitgeber. Anderssein ist für ihn dabei kein Thema. „Herr Lammering ist ein Paradebeispiel“, sagt Gertrud Noack, die seine Betreu- Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen erin in der Diakonie Michaelshoven ist. „Er hat sich das Betreute Wohnen bei uns angeschaut, ist aus dem Elternhaus ausgezogen und lebt seit zwei Jahren schon hier“, erinnert sie sich zurück. Seine Familie hat ihn auf dem Weg zur Selbstständigkeit unterstützt. „Er kommt aus einem tollen Elternhaus, wurde sehr gefördert und besuchte eine integrative Gesamtschule“, fügt Gertrud Noack hinzu. „In Christian Lammering steckt mehr, als er sich zutraut. Er ist so freundlich und so motiviert: Das konnte nicht sein, dass er keine Arbeit in einem Unternehmen außerhalb der Behindertenwerkstätten findet“, sagt sie und ist fest davon überzeugt, dass der bescheidene 27-Jährige noch viel in seinem Leben erreichen wird. Viele solcher Arbeitsstellen, die für Menschen mit einer geistigen Behinderung in Frage kommen könnten, gibt es allerdings auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht. Bedauerlicherweise, denn Christian Lammering hat durch seine Arbeit viel Selbstbewusstsein bekommen. Beim Deutschlandfunk ist er ein vollwertiger Mitarbeiter und wird zu allen Mitarbeiterfesten und Konzerten eingeladen. Er fühlt sich wohl und will dort, so lange es geht, auch weiterarbeiten. Leichte Sprache Wohnen auf Probe Sein nächstes Ziel ist der Umzug in eine eigene Wohnung. „Ich bin zurzeit noch im Betreuten Wohnen mit anderen, aber ich ziehe bald hier auf dem Campus Michaelshoven in eine eigene Wohnung“, sagt Christian Lammering mit ein wenig Stolz. Wenn es mit dem selbstständigen Wohnen und den Nachbarn gut klappt, dann steht als nächstes der Umzug in eine Wohnung mitten in einem Stadtviertel an. „Ich weiß nicht genau, was Inklusion bedeutet. Vielleicht ist es das, wenn ich alleine wohne und meine Arbeit beim Deutschlandfunk mache“, sagt Christian Lammering. „Aber erstmal ein Schritt nach dem anderen.“ Betreutes Wohnen in der Diakonie Michaelshoven Seit über zehn Jahren unterstützt die Diakonie Michaelshoven Menschen mit einer Behinderung, damit sie den Weg zu einem eigenständigen und selbstbestimmten Leben finden. Sie erhalten Unterstützung bei den alltäglichen Aufgaben und der Wohnungssuche. Darüber hinaus werden viele Freizeitaktivitäten angeboten. Diakonisches Profil Kurz berichtet Helfen Sie uns! Ganz normale Arbeit Deutschland-Funk ist ein Der Deutschland-Funk ist großer Radio-Sender. in Köln-Zollstock. Die Sendungen werden vo n dort in ganz Deutschlan Christian Lammering arbe d gesendet. Er hilft dort dem Haus-M itet beim Deutschland-Fun k. eister. Zusammen machen sie O rdnung. Und bringen Briefe in die Büros. Die Arbeit macht Christia n Lammering Spaß. Er ist der einzige Mit-Arbe iter mit Behinderung be im Radio. Er arbeitet auch bei den Gemein-nützigen Werk- Das kurze Wor t dafür ist : GWK. Das spricht man so: ge we Er arbeitet bei der GWK ka. mit Behinderung zusamm mit anderen Menschen en. stätten Köln. 18 19 Editorial Inhaltsverzeichnis Nachgefragt Inklusion bedeutet Teilhabe in der Gesellschaft. Das heißt: Menschen mit Behinderung sollen mittendrin sein und nicht nur dabei. So entstehen ganz selbstverständlich immer wieder Berührungspunkte zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Im Wohnprojekt Kalk der Diakonie Michaelshoven ist das der Fall. Dor t leben Menschen mit geistiger Behinderung in einem Mehrfamilienhaus in der Engelsstraße. Eben mitten im Vier tel. MITTENDRIN IM VEEDEL D as Fahrrad im Hausflur von Markus Wittgen verrät, dass er viel unterwegs ist. „In letzter Zeit fahre ich aber weniger mit dem Rad, sondern gehe eher zu Fuß“, räumt er sogleich ein, als er die Tür öffnet. Vielleicht liegt es daran, dass seine Freundin im Rollstuhl sitzt. „Ich schiebe sie oft, wir gehen dann in den Park oder auch in die Köln-Arcaden. Wozu wir gerade Lust haben“, sagt der 39-Jährige. Für ihn ist diese Eigenständigkeit eine große Bereicherung. Trotz geistiger Behinderung entscheidet er selbst und unabhängig, was er tut. Nicht zuletzt auch in seinen eigenen vier Wänden. Seit 2004 lebt Markus Wittgen im Wohnprojekt Kalk. Die Diakonie Michaelshoven betreut in einem Mehrfamilienhaus an der Engelsstraße elf Mieter. Der Eigentümer des Hauses bot der Diakonie Michaelshoven Wohnraum für Menschen mit geistiger Behinderung an. „Die meisten kamen aus dem Kinderheim Sürth. Es war sozusagen der erste Schritt in die Selbstständigkeit“, erzählt Sozialarbeiter Andreas Giermann von den Anfängen. Markus Wittgen ist immer selbstständiger geworden Das Besondere an dem Wohnprojekt: In dem Haus leben Menschen mit und ohne Behinderung neben- und miteinander. Markus Wittgen ist also ein ganz gewöhnlicher Mieter und hat seine eigene Titelinterviews Inklusion & Kultur Wohnung. Finanziert wird sie durch die Grundsicherung. Unterstützung im Alltag bekommt er von den Betreuern der Diakonie Michaelshoven. „Auf diese Weise haben wir unseren Nutzern die Möglichkeit eingeräumt, ins Wohnviertel integriert zu werden, eine eigene Wohnung zu beziehen und dennoch nicht auf sich allein gestellt zu sein“, erklärt Andreas Giermann das Konzept des Betreuten Wohnens (BeWo). Und da es sich nicht um Wohngruppen handelt, sondern um eigene Wohnungen, spricht der Betreuer auch nicht von Bewohnern, sondern von Nutzern. In den ersten Jahren hatte das Büro des Betreuten Wohnens, das gleich neben dem Wohnprojekt gelegen ist, noch zwei Mal pro Woche Sprechstundenzeiten. „Und die wurden auch genutzt“, sagt der Teamleiter. Doch mit den Jahren wuchs die Sicherheit und Selbstständigkeit der Nutzer. Heute unterstützen die Betreuer sie zwar noch regelmäßig, allerdings ist der Bedarf gesunken. „Bei dem einen kümmern wir uns darum, dass die Wohnung sauber gehalten wird, beim anderen helfen wir, Konflikte mit Partner, Freunden oder Nachbarn zu klären“, berichtet der Sozialarbeiter. Markus Wittgen braucht im Haushalt oder Inklusion & Freizeit beim Einkaufen keine Hilfe. „Aber Briefe beantworten oder Rechnungen bezahlen, das ist schwierig, weil ich nicht lesen und schreiben kann“, sagt er. Da ist er froh, wenn sein Betreuer regelmäßig kommt. Auch jetzt geht Andreas Giermann mit dem 39-Jährigen Rechnungen durch. „Es ist ärgerlich, dass viele Institutionen keine Leichte Sprache nutzen, sodass die Briefe auch von Menschen mit Behinderung verstanden werden“, sagt der Betreuer. Das würde viele Nutzer noch selbstständiger machen. Das Betreute Wohnen macht zahlreiche Freizeitangebote Wenn Markus Wittgen nicht in seinem Viertel unterwegs ist, ist er bei seiner Freundin in Sürth. Kennengelernt haben sie sich in den Gemeinnützigen Werkstätten Köln (GWK). Markus Wittgen ist dort in der Hauswirtschaft und am Kiosk tätig. „Die Arbeit macht mir viel Spaß, ich gehe gerne hin“, sagt er freudestrahlend. Zehn Minuten zu Fuß braucht er dorthin, „das ist wirklich praktisch“. Die Arbeit ist ihm wichtig, das merkt man an seiner Begeisterung, wenn er davon erzählt. Aber mittlerweile macht er auch gerne Urlaub, am liebsten mit seiner Freundin: „Bald geht es Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen Leichte Sprache Diakonisches Profil Kurz berichtet Helfen Sie uns! Wohnen im Viertel nach Mallorca.“ Gemeinsam mit dem Vater seiner Freundin gehen sie auf Reisen. Zahlreiche Angebote für die Freizeit macht auch das BeWo-Büro. „Einmal im Monat laden wir zum gemeinsamen Frühstück ein. Und vor Kurzem gab es wieder unseren Bingo-Abend, da war das BeWo-Büro voll“, sagt Betreuer Andreas Giermann lachend. Die Nachfrage nach Wohnungen mitten im Viertel ist groß Das Ziel des Wohnprojekts Kalk ist es, Menschen mit Behinderung ins Stadtviertel zu integrieren. „Das ist uns gelungen. Und es war mitunter ein weiter Weg“, sagt der BeWo-Leiter. Sowohl die Mieter des Hauses mussten sich an die neuen Nachbarn gewöhnen, als auch die Nutzer an Rücksichtnahme und Regeln in einem Mehrfamilienhaus. „Da haben sich die Nachbarn anfänglich auch mal beschwert, wenn die Musik zu laut aufgedreht wurde“, erinnert sich Giermann. Mittlerweile herrscht ein respektvoller Umgang miteinander – was gewöhnliche Nachbarschaftsquerelen nicht ausschließt. Aber auch das gehört dazu. Der Sozialarbeiter ist begeistert von dem Konzept. „Es ist toll zu sehen, dass Menschen mit Behinderung so selbstständig mittendrin und dabei sind.“ Die große Nachfrage nach Wohnplätzen bestätigt das Projekt. „Da die meisten Nutzer ihre Wohnung nicht aufgeben, können wir der Nachfrage aber nicht gerecht werden“, bedauert Andreas Giermann. Mehr solcher Wohnräume mitten im Viertel sind notwendig. „Leider kämpfen wir aber häufig mit Vorbehalten von Vermietern, die ihre Wohnungen ungern an Menschen mit Behinderung vermieten.“ Dabei ist das Wohnprojekt Kalk der beste Beweis dafür, dass es funktioniert. Markus Wittgen will sein selbstständiges Leben in jedem Fall nicht mehr missen: „Am Anfang war es schwer und ungewohnt. Aber mittlerweile genieße ich es sehr.“ Und er kann sich sogar vorstellen, bald mit seiner Freundin zusammenzuziehen – „dann aber mal in einen anderen Stadtteil, vielleicht nach Sürth“. Die Diakonie Michaelshoven hat Betreutes Wohnen. Das heißt: Menschen mit Behinderung wohnen in einer eigenen Wohnung. Die Menschen mit Behinderung bekommen Hilfe vom Betreuer. Zum Beispiel: Beim Sauber-machen. Oder Briefe schreiben. Es gibt auch Wohn-Projekte. Menschen mit und ohne Behinderung wohnen dann in einem großen Haus. So ein Wohn-Projekt ist in Köln-Kalk. Die Menschen mit Behinderung wohnen dort mitten im Stadt-Teil. Sie sind sehr selbst-ständig. Das heißt: Sie können viel allein machen. Zum Beispiel: einkaufen. Und sie entscheiden selbst. Zum Beispiel: Was sie machen. Wo sie hin-gehen. Welchen Arzt sie haben. Das Wohn-Projekt in Köln-Kalk hilft den Menschen mit Behinderung. Sie sind mitten-drin. Und dabei. Markus Wittgen mit Sozialarbeiter Andreas Giermann 20 21 Editorial Inhaltsverzeichnis Nachgefragt Titelinterviews Inklusion & Kultur Inklusion & Freizeit V E R S T E H E N L E I C H T G E M AC H T Ein Behördenbrief oder ein ärztliches Attest, eine politische Forderung oder ein Gesetzesentwurf – solche Texte sind häufig kaum verständlich und nur mühsam zu lesen. Für Menschen mit einer Lern- oder geistigen Behinderung ist es sogar fast unmöglich. Deshalb werden zunehmend Texte in Leichter Sprache geforder t. Sie sollen Menschen mit Behinderung ermöglichen, auch schwere Sachverhalte nachvollziehen und sich eigenständig informieren zu können. Sonja Bruder und Volker Schmitz werden von der Diakonie Michaelshoven betreut. Sie prüfen Texte in Leichter Sprache auf ihre Verständlichkeit. „Puh, das verstehe ich nicht“, sagt Sonja Bruder stöhnend und stützt den Kopf in die Hände. Sie sitzt gebeugt über einen Text zur gesundheitlichen Vorsorge, der ihr sichtlich Probleme macht. „Da sind noch viele schwierige Wörter drin“, stellt auch Volker Schmitz fest, der gemeinsam mit ihr den Text in Leichter Sprache Korrektur liest. Für Menschen mit geistiger Behinderung oder Lernschwierigkeiten kann ein Brief vom Amt, ein Fachtext oder gar eine Speisekarte zur Herausforderung werden. Was für viele noch einigermaßen verständlich ist, ist für Menschen mit Behinderung schwere Sprache. Die Folge: Sie werden aus dem alltäglichen Leben ausgeschlossen, weil sie vieles nicht verstehen können. Um dem entgegenzuwirken, arbeitet die Diakonie Michaelshoven mit dem Büro für Leichte Sprache Köln zusammen. Gemeinsam übersetzen und prüfen sie Texte für Menschen mit Behinderung. Der erste Auftrag kam vom Bundesarbeitsministerium und schnell war klar: Wenn Texte in Leichter Sprache geschrieben werden, dann müssen sie von Menschen mit Behinderung geprüft werden. Sonja Bruder und Volker Schmitz sind gerne Prüfer Eine solche Prüferin ist Sonja Bruder. Sie lebt im Betreuten Wohnen der Diakonie Michaelshoven und ist von Anfang an als Prüferin dabei. „Ich wurde gefragt und habe direkt ja gesagt“, erzählt sie begeistert. „Ich selbst merke immer wieder, dass ich viele Sachen nicht verstehe. Zum Beispiel beim Arzt oder auch bei politischen Themen.“ Deshalb sieht sie es als wichtige Aufga- be an, sich selbst und anderen Menschen mit Behinderung dabei zu helfen, mehr zu verstehen. Auch Volker Schmitz ist als Prüfer sozusagen ein alter Hase. „Ich habe schon früher in der Schule Texte in Leichter Sprache geprüft“, erzählt er beim Prüftermin. Mit gezücktem Stift geht er Zeile für Zeile durch und markiert Wörter, die noch zu schwer sind. „Das Wort hier schreiben wir besser mit Bindestrich“, stellt er mit geschultem Auge fest. Er weiß genau, worauf es bei Leichter Sprache ankommt. Es gibt bestimmte Richtlinien für Leichte Sprache: Sätze sollten immer aus Subjekt – Prädikat – Objekt und nur aus Hauptsätzen bestehen. Außerdem ist auf eine Schriftgröße von 14 Punkt und einen breiten Zeilenabstand zu achten. Wichtig ist auch, schwere Wörter oder Fremdwörter zu erklären und die Aussprache zu beschreiben. Zum Beispiel: jonglieren – das spricht man so: dschong li ren. Das ist schwere Sprache. Das heißt: Mehrere Bälle in die Luft werfen und wieder auffangen. Texte in Leichter Sprache werden zunehmend gefordert Texte in Leichter Sprache sind nichts Neues. Verschiedene Vereine und Netzwerke beschäftigen sich seit Jahren mit dem Thema. So gibt es auch Wörterbücher für Leichte Sprache. Seit der Verabschiedung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen Behinderungen im Jahre 2008 liegt der Fokus noch mehr auf Gleichstellung, Selbstbestimmung und Teilhabe. Hinzukommt die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung der Bundesregierung von 2011, die Leichte Sprache insbesondere von öffentlichen Einrichtungen zunehmend fordert. Je mehr Menschen mit Behinderung Texte eigenständig nachvollziehen und verstehen, desto weniger sind sie abhängig von der Hilfe anderer, wie beispielsweise gesetzlicher Betreuer. Der Einsatz von Leichter Sprache lässt sich aber noch weiterdenken: Texte in Leichter Sprache können auch für Menschen, die gerade erst die deutsche Sprache lernen, hilfreich sein. Oder auch im Umgang mit Demenzkranken. Mit Workshop zu Prüfern Neben Sonja Bruder und Volker Schmitz gehören noch sechs weitere Betreute der Diakonie Michelshoven zu den Prüfern. In einem Workshop Anfang des Jahres haben sie das Prüfen „gelernt“. In der Diakonie Michaelshoven wurde gemeinsam mit dem Büro für Leichte Sprache an drei Tagen besprochen, was Leichte Sprache ist, worauf zu achten ist und wie Bilder helfen, Texte besser zu verstehen. Gemeinsam Leichte Sprache haben die Prüfer bereits an mehreren Veröffentlichungen in Leichter Sprache mitgearbeitet. Darunter eine 200-SeitenBroschüre für das Bundesarbeitsministerium. „Ich finde es richtig toll, dass Texte, die vorher nicht zu verstehen waren, jetzt gut zu lesen sind“, freut sich Sonja Bruder über das Ergebnis. Und Volker Schmitz sieht noch einen weiteren Vorteil, wenn er Texte prüft: „Ich lerne viel über neue Themen, die mir vorher nicht so bekannt waren.“ Aber auch mit bekannten Themen haben sich die Prüfer auseinandergesetzt. So haben sie für die neue Internetseite der Diakonie Michaelshoven Texte in Leichter Sprache geprüft, die sich gezielt an Menschen mit Behinderung richten und Wohn- und Hilfsangebote beschreiben. „Damit kenne ich mich natürlich schon aus, ich wohne ja selbst auf dem Gelände in Michaelshoven“, erklärt Volker Schmitz. Für ihn hat sich aus der ehrenamtlichen Prüftätigkeit sogar eine weitere Chance ergeben: Er hat im Büro für Leichte Sprache einen Außenarbeitsplatz bekommen. An zwei Vormittagen pro Woche geht er nicht in die Werkstatt für Menschen mit Behinderung, sondern ins Büro und prüft Texte. „Das finde ich richtig toll“, sagt er stolz. Diakonisches Profil Noch viele Bereiche, in denen Leichte Sprache fehlt „Ich bin begeistert, mit wie viel Engagement unsere Bewohner an das Prüfen gehen“, sagt Monika Ruffert vom Psychosozialen Dienst der Diakonie Michaelshoven. Sie hat die Menschen mit Behinderung auf ihrem Weg zu Prüfern begleitet. „Leichte Sprache ist eine wichtige Voraussetzung für Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben“, stellt die Heilpädagogin fest, die sich insbesondere dem Thema Unterstützte Kommunikation widmet. So setzt sie sich dafür ein, dass zunehmend Plakate mit Gebärdensprache in den Wohngruppen hängen. Auch auf Leichte Sprache wird dort zurückgegriffen, beispielsweise bei Raumbeschilderungen. Auf die Frage, wo überall Leichte Sprache noch benötigt wird, sprudeln die Prüfer nur so vor Ideen: „Bei Speisekarten und Gebrauchsanweisungen“, zählt Sonja Bruder auf. „Bei Arztbeschilderungen, im Museum oder in der Bücherei“, ergänzt Volker Schmitz. Es ist also noch ein weiter Weg, bis sich Leichte Sprache weitreichend durchgesetzt hat. „Wir würden uns freuen, wenn es im Sinne von Inklusion überall Leichte Sprache gäbe“, sagt Monika Ruffert und die beiden Prüfer stimmen ihr kopfnickend zu. Kurz berichtet Helfen Sie uns! 22 23 Texte in Leichter Sprache Leichte Sprache hilft Menschen mit Behinderung. Sie können dann Texte besser verstehen. Bewohner der Diakonie Michaelshoven prüfen die Texte in Leichter Sprache. Das heißt: Sie lesen die Texte. Sie gucken: Ist das Leichte Sprache? Kann ich das verstehen? Wie kann ich das besser sagen? Die Texte schreibt zum Beispiel das Büro für Leichte Sprache Köln. Oder die Diakonie Michaelshoven. Das heißt: Sie übersetzen Texte. Aus schwerer Sprache wird Leichte Sprache. Dann kann sie jeder verstehen. Editorial Inhaltsverzeichnis Nachgefragt Titelinterviews Inklusion & Kultur Inklusion & Freizeit DEMENZ - Der langsame Abschied „Ich habe mich oft geschämt.“ Ein Satz, der aufhorchen lässt. Vor allem, wenn er aus prominentem Mund kommt. So äußerte sich Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen in einem Interview, in dem sie offen über die Demenz ihres Vaters, des ehemaligen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht sprach. Sie schilderte ihre Hilflosigkeit, mit der Diagnose „Demenz“ umzugehen, obwohl sie Ärztin sei, und die widersprüchlichen Gefühle, die Angehörige von Menschen mit Demenz durchleben, kenne. Der Begriff der Demenz ist heute in aller Munde. Besonders dadurch, dass Prominente wie Ursula von der Leyen oder die Schauspielerin Maria Furtwängler öffentlich von ihren demenz-erkrankten Vätern erzählen, wird das Thema verstärkt wahrgenommen. Die Bevölkerungsstatistik für Deutschland weist aus, dass der Anteil alter Menschen an der Gesamtbevölkerung stetig zunimmt. Dies führt aber auch zu einer Zunahme typischer Alterserkrankun- gen, zu denen die Demenz gehört. Prognosen gehen davon aus, dass sich die Zahl von Menschen mit Demenz bis 2050 mehr als verdoppelt. Die Frage nach dem Umgang mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, ist also für Gesellschaft, Kirche und Diakonie brennend aktuell. Ein schwieriger Prozess Was bedeutet Demenz? Häufig sind die ersten Anzeichen für Außenstehende nur schwer wahrnehmbar. Die Betroffenen hingegen nehmen an sich wahr, dass sie vergesslich werden, und bemühen sich, dies zu verbergen. Zunächst ist von diesem fortschreitenden Gedächtnisverlust das Kurzzeitgedächtnis betroffen, später können auch Erinnerungen des Langzeitgedächtnisses verloren gehen. Schließlich werden möglicherweise vertraute Personen wie die eigenen Kinder oder Ehepartner nicht mehr erkannt. Das ist ein schwieriger Prozess für Betroffene und deren Angehörige. Oft dauert es lange, bis eine Diagnose vorliegt, und noch viel länger, bis die Angehörigen lernen, mit den Folgen der Erkrankung umzugehen. Wenn Kinder über ihre demenzerkrankten Eltern erzählen, dann beschreiben sie oft, welche Fähigkeiten verlorengegangen sind und wie sehr sich die Mutter oder der Vater verändert hat. Gerade bei einem Menschen mit einer zuvor starken, beeindruckenden Persönlichkeit empfinden Angehörige oft einen Schock angesichts der Veränderung, die sich vollzieht. Nicht selten verbinden sich damit quälende Fragen wie: „Wozu noch? Es ist ja alles weg. Sie versteht nichts mehr. Das ist doch kein Leben mehr.“ Die Demenzforschung versucht hingegen, den Blick von den Defiziten auf das zu lenken, was trotz der Erkrankung bleibt und woran positiv angeknüpft werden kann. Denn Menschen mit und ohne Demenz leben in derselben Welt und haben die gleichen Bedürfnisse. Wenn auch die kognitiven Fähigkeiten abnehmen, so bleibt doch das Empfinden von Liebe, Vertrauen, Dankbarkeit, Freundlichkeit und Freude lange erhalten. Auch ein Mensch mit demenziellen Veränderungen spürt Gefühle und drückt sie aus, sucht dafür aber manchmal andere Weisen als die Sprache. Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen Er ist empfindsam für Stimmungen und nimmt berührende Erlebnisse und Situationen wahr. In meiner seelsorgerlichen Praxis begegne ich Menschen mit Demenz in den unterschiedlichen Stadien des Krankheitsverlaufs. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, mein Gegenüber ernst zu nehmen, wie er oder sie jetzt ist, und ihr oder ihm Wertschätzung und Respekt entgegenzubringen. Dazu ist jedes Mal neu Einfühlungsvermögen, Kreativität und Fantasie gefordert, um zu entdecken, woran er oder sie noch teilhaben kann, was ihm oder ihr Freude bereitet und wo vielleicht ein Problem aus der Vergangenheit schwer auf der Seele lastet, gerade weil es nicht mehr klar erkannt und benannt werden kann. Im Kern geht es darum, zu den Menschen mit Demenz eine Beziehung aufzubauen und sie in ihrer Situation anzunehmen. Das ist nicht nur Ergebnis der Forschung zu diesem Thema, sondern theologisch eine Folge der biblischen Sicht des Menschen. In der Bibel wird der Mensch nämlich vor allem als Beziehungswesen verstanden. Wenn Gott den Menschen „sich zum Bilde“ schuf, so bedeutet das: Gott selbst tritt zu jedem Menschen in eine besonde- Leichte Sprache re Beziehung, durch die uns eine besondere Würde verliehen wird, die nicht davon abhängt, was ein Mensch leistet oder tut. Die Bibel erzählt aber auch, dass es „den“ Menschen nicht allein gibt, sondern dass jeder von vornherein auf Beziehung zu anderen angelegt ist. Aus diesem Grund kommt der persönlichen Begegnung und Beziehung von Menschen eine grundlegende Bedeutung zu. Christliche Rituale helfen Neben diesem Grundaspekt, mit Menschen mit Demenz in Beziehung zu sein, gibt es noch eine Reihe anderer Aspekte. Auch Menschen mit Demenz haben existenzielle, religiöse und spirituelle Fragen. Sie suchen nach Sinn, sind bemüht, ihre Würde zu wahren, müssen mit eigenen Zweifeln und Ängsten umgehen. Sie möchten Gemeinschaft erleben und dazugehören. Mir ist im Laufe der Jahre immer deutlicher geworden, wie wichtig deshalb christliche Rituale für Menschen mit Demenz sind. Sie erleben eine gottesdienstliche Atmosphäre oft sehr aufmerksam. Aus der Kindheit und Jugend vertraute Lieder oder Texte geben Halt und rufen Erinnerungen wach. Es ist erstaunlich, wie Diakonisches Profil viel Lieder oder Psalmen von einzelnen noch auswendig mitgesprochen werden können. Oft lösen sie positive Gefühle aus und vermitteln Geborgenheit. So gelingt es, die Annahme durch Gott, Gottes Treue zu den Menschen, auch zu erleben und zu erfahren. Bei Menschen, die sich noch verbal ausdrücken können, habe ich gute Erfahrungen mit einem Gesprächskreis gemacht. Er behandelt Themen aus dem Kirchenjahr wie etwa Weihnachten und Ostern, aber auch Themen aus dem Lebenslauf wie Kindheit, Liebe, Schule oder Glück. Viele Teilnehmende bringen sich lebhaft ein und erzählen von ihren eigenen Erfahrungen. So ergeben sich im Gespräch manche heiteren und gelösten Momente. Besonders erinnere ich mich an ein Gespräch über den Himmel, in dem ein Bewohner sagte: „Im Himmel sehen wir uns alle. Im Himmel gibt es keine Zäune.“ Und eine Bewohnerin ergänzte: „Schließlich ist Gott ja kein Kleingärtner, der überall Zäune aufstellt.“ Das ist für mich ein Beispiel, wie der Austausch manchmal unerwartet Tiefgang bekommt. Für Angehörige ist es oft ein schwerer Weg, ihre demenzkranken Verwandten zu begleiten. Der Kontakt wird in der Regel Kurz berichtet Helfen Sie uns! immer mühevoller. Neben den kognitiven Fähigkeiten kann die Sprache verloren gehen. Möglicherweise werden die Demenzerkrankten unruhig und aggressiv, manche entwickeln ausgeprägte Angstzustände. Angehörige erzählen nach dem Tod ihres Verwandten häufig, dass sie einen „Abschied auf Raten“ erlebt haben, dass der Abschied möglicherweise schon lange vor dem Tod stattgefunden hat. Seelsorglich ist es wichtig, die Angehörigen darin zu stärken, den Weg möglichst lange gemeinsam mit den Demenzerkrankten zu gehen, selbst wenn sich die Kommunikation auf Blicke und Berührungen reduziert. Demenz – ein Schreckgespenst? Es kommt auf die Sichtweise an. In einer Welt, deren Abläufe zweckrational sind und wo es auf kognitive Fähigkeiten ankommt, ist Demenz sicher eine große Störung. In dem Moment hingegen, in dem man sich auf die andere Weltsicht von Menschen mit Demenz einlässt, ihnen mit Wertschätzung begegnet und sie am Alltag teilhaben lässt, kann die Demenz einen Teil ihres Schreckens verlieren. Pastorin Verena Miehe 24 25 Editorial Inhaltsverzeichnis Nachgefragt Titelinterviews Inklusion & Kultur Inklusion & Freizeit ++ KURZ BERICHTET ++ TAG DER BEGEGNUNG 2013 Erstmalig fand Ende Juni derTag der Begegnung,Europas größtes Familienfest für Menschen mit und ohne Behinderung, in Köln statt. D ie Veranstaltung wurde vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) organisiert, und es kamen rund 42.000 Besucher aus ganz Deutschland. Es war ein buntes Fest im Kölner Rheinpark, trotz schlechter Wetterprognosen zeigte sich nachmittags die Sonne. Mit einer Postkartenaktion machten Mitarbeiter und Bewohner auf die Rechte von Menschen mit Behinderung aufmerksam. Am Stand der Diakonie Michaelshoven war sehr viel los. Neben dem Bemalen von Stoffbeuteln und dem Kinderschminken gab es auch Popcorn und Zuckerwatte. Auch der Arbeitsbereich hat seine tollen, selbstgemachten Produkte vorgestellt, die von Postkarten bis hin zu Filztaschen reichten. Unter anderem besuchte auch Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes den Stand der Diakonie Michaelshoven. Sehr viel Applaus erhielten die Auftritte der Zirkusfabrik mit ihren eingeübten akrobatischen Kunststücken, die Modenschau „Bunte Vielfalt“, bei der Menschen mit Behinderung auf sehr kreative Weise Mode aus unterschiedlichen Ländern präsentierten, und der Tanzworkshop „Jeder kann tanzen“. Auch Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes beteiligte sich an der Postkartenaktion. Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen Leichte Sprache Diakonisches Profil Kurz berichtet Helfen Sie uns! Postkar tenaktion der Diakonie Michaelshoven Mitte Juli besuchten drei Nutzer der Behindertenhilfe der Diakonie Michaelshoven in Düsseldorf den Beauftragten der Landesregierung für die Belange der Menschen mit Behinderung in NRW. Sie überreichten Norbert Killewald über 1.000 Postkarten, auf denen Forderungen und Vorschläge für die Inklusion von Menschen mit Behinderung formuliert waren. Die meisten dieser Stimmen waren beim Tag der Begegnung in Köln gesammelt worden. Neben den drei prominenten Forderungen nach mehr barrierefreien Wohnungen, mehr behindertengerechten Arbeitsplätzen und einer besseren gesundheitlichen Versorgung, wurden auf den Postkarten insbesondere auch die Schaffung von mehr Barrierefreiheit auf öffentlichen Plätzen und in Verkehrsmitteln, eine bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und an kulturellen Angeboten sowie mehr Freizeitangebote für Menschen mit Behinderung genannt. „Wir wollten mit der Postkartenaktion auf die Rechte der Menschen mit Behinderung aufmerksam machen und ihnen ein Sprachrohr für ihre Belange geben“, sagt Jörg J. Schmitz, Geschäftsführer der Wohnen und Leben mit Behinderung Michaelshoven gGmbH der Diakonie Michaelshoven. Viel Beifall erhielten die Auftritte der Zirkusfabrik. Norbert Killewald dankte den angereisten Menschen mit Behinderung und sagte zu, sich die Forderungen genau anzusehen. Bei einer Modenschau präsentierten Bewohner der Diakonie Michaelshoven Kleidungsstile aus unterschiedlichen Ländern. 26 27 Editorial Inhaltsverzeichnis Nachgefragt Titelinterviews Inklusion & Kultur Inklusion & Freizeit PIA-Lernbereich Werkstatt nun auch in Köln-Kalk Kaufmännischer Vorstand der Diakonie Michaelshoven scheidet nach zehnjähriger erfolgreicher Tätigkeit aus Fahrräder richtig reparieren oder mit Holz kreativ arbeiten: Im Lernbereich Werkstatt der Diakonie Michaelshoven bekommen junge Menschen mit seelischer Behinderung im Prozess Individuelle Arbeitsförderung (PIA) vielfältige Möglichkeiten, Arbeitsfertigkeiten zu erlernen und zu trainieren. Mit einer Feier verabschiedeten Ende April zahlreiche geladene Gäste und Mitarbeiter der Diakonie Michaelshoven den kaufmännischen Vorstand Dr. Stefan Ziegler, der nach über zehn Jahren an der Spitze der Diakonie Michaelshoven ausschied, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Der PIA-Lernbereich „Werkstatt“ befindet sich in Rösrath-Stephansheide und seit einigen Monaten auch in Köln-Kalk. Er richtet sich an junge Menschen mit seelischer Behinderung ab 16 Jahren, die ihr Leben nicht selbstständig führen können und die den Anforderungen in einer Werkstatt für behinderte Menschen nicht gewachsen sind. „Zehn Jahre hat er als kaufmännischer Vorstand die Entwicklung der Diakonie Michaelshoven maßgeblich bestimmt und sich immer stark gemacht für die Balance zwischen Ökonomie und Diakonie“, sagt Dr. Herbert Ferger, der Vorsitzende des Kuratoriums. „Unseren Dank verbinden wir mit allen guten Wünschen für die weitere berufliche und persönliche Zukunft“, fügt Ferger hinzu. Auch Vorstandskollegin Birgit Heide bedauert den Weggang von Dr. Ziegler nach über vier Jahren der gemeinsamen Arbeit: „In der leider viel zu kurzen Zeit der Zusammenarbeit ist eine außerordentlich hohe gegenseitige Wertschätzung gewachsen.“ Seinem Nachfolger, Uwe Ufer, der das Amt zum 1. November übernimmt, wünscht Dr. Stefan Ziegler viel Erfolg. „Ihn erwartet eine spannende Aufgabe mit vielen Herausforderungen, aber auch großem Gestaltungsspielraum,“ so Ziegler. Die jungen Menschen üben mit ausgebildetem Fachpersonal in beruflichen Übungsfeldern wie der Holzwerkstatt, der Fahrradwerkstatt, im Garten, in der Kunst- und Textilwerkstatt, in der Hauswirtschaft sowie in EDV und Büro. Die Teilnehmer trainieren Ausdauer und Belastbarkeit im Arbeitsverhalten und festigen Alltagskompetenzen. Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen Leichte Sprache Diakonisches Profil Kurz berichtet Helfen Sie uns! Selbstbestimmtes Leben – Neuer Beratungsservice in Paffrath Das Beratungsbüro „Betreutes Wohnen“ für Menschen mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung wurde Ende April in Bergisch Gladbach-Paffrath eröffnet. Das Beratungsteam hilft mit verschiedenen Angeboten diesen Menschen, ein selbstbestimmtes Leben in einer eigenen Wohnung zu führen. Dazu zählt die Hilfe bei der Wohnungssuche, beim Einkauf und bei der Haushaltsführung, Beratung und Begleitung bei behördlichen Angelegenheiten, bei der Freizeitgestaltung oder auch bei der Suche nach geeigneten Dienstleistern, wie zum Beispiel Anbietern von Essen auf Rädern oder einem Pflegedienst. Beratungsbüro „Betreutes Wohnen“ Neue Nußbaumer Straße 3 51469 Bergisch Gladbach Telefon: 0173 9062843 Ford-Mitarbeiter mit grünem Daumen Da staunten die Senioren in der Senioreneinrichtung Bodelschwingh-Haus in Köln-Mülheim nicht schlecht, als sechs Mitarbeiter der Fordwerke Köln mit Spaten und Harken ausgerüstet in ihrem Hinterhof standen und in der Erde buddelten, Unkraut jäteten und bunte Blumen einpflanzten. Das genau war nämlich das Ziel der Unternehmensaktion, aus dem Hinterhof ein buntes Gartenparadies für die Senioren zu schaffen. Normalerweise sind die Mitarbeiter für die Bremsenentwicklung tätig. An diesem Tag wurde allerdings mit Vollgas daran gearbeitet, dass der Hinterhof ein Wohlfühlort wird. Gelungen ist es ihnen allemal, und gemeinsam mit den Senioren wurde zum Abschluss der bunte Hinterhof bei Kaltgetränken eingeweiht. 28 29 Editorial Inhaltsverzeichnis Nachgefragt Kirche.läuft Anfang Juni fand zum fünften Mal der Stadionlauf „Kirche.läuft“ im Kölner RheinEnergieStadion mit über 1.000 Teilnehmern statt. Kirche.läuft ist eine Sportveranstaltung für Menschen mit und ohne Behinderung, die von der Diakonie Michaelshoven als Partner unterstützt wird. Rund 50 Mitarbeiter der Diakonie Michaelshoven nahmen an dem Lauf teil. Außerdem halfen mehrere ehrenamtlich engagierte Nutzer der Diakonie Michaelshoven bei der Streckenversorgung aus. Titelinterviews Inklusion & Kultur Inklusion & Freizeit Viel los in Stephansheide – traditionelles Familienfest ein voller Erfolg An Christi Himmelfahrt fand das traditionelle Familienfest in Stephansheide statt. Nach dem Open-Air-Gottesdienst traten zahlreiche Musik- und Tanzgruppen aus Rösrath und Umgebung auf. Für die Kinder gab es viele Spielmöglichkeiten, und mit einem abwechslungsreichen Essensangebot war für jeden Geschmack etwas dabei. Darüber hinaus stellten die Künstler von K.I.R. (Künstler in Rösrath) ihre Werke in der Stephanuskapelle aus. Auch die Kinder und Jugendlichen, die in Stephansheide betreut werden, beteiligten sich mit Verkaufsständen wie auch Tanz- und Musikauftritten an dem Fest. Zum Abschluss wurde die neue Vogelnestschaukel eingeweiht, die vom Verein „Pänz vun Kölle“ gespendet wurde. Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen Leichte Sprache Diakonisches Profil Kurz berichtet Helfen Sie uns! Spanische Pflegefachkräfte in Köln und Wesseling Um dem Fachkräftemangel in der deutschen Altenpflege entgegenzuwirken, hat die Diakonie Michaelshoven mit zwölf weiteren Trägern von Altenpflegeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen die Genossenschaft „Care Trans Fair e.G.“ gegründet. Sie bereitet seit Juni 25 qualifizierte spanische Pflegefachkräfte auf eine Arbeitsstelle in Deutschland vor. Es handelt sich dabei um den deutschlandweit ersten verbandsübergreifenden Zusammenschluss dieser Art. Einige der Pflegekräfte werden später in den Senioreneinrichtungen der Diakonie Michaelshoven in Köln und Wesseling arbeiten. SPD-Chef Sigmar Gabriel in Haus Segenborn Kreativ in der Wachsfabrik Sechs Bewohner mit Behinderung, die von der Diakonie Michaelshoven betreut werden, haben an einer ganz besonderen Aktion teilgenommen. Denn die Agentur Interbrand hatte sich für ihre 60 Mitarbeiter zum jährlichen Sommerfest etwas einfallen lassen: In der Wachsfabrik in Köln-Sürth griffen die Mitarbeiter und die Bewohner der Diakonie Michaelshoven gemeinsam zum Pinsel. Unter Anleitung eines Künstlers ließen die Hobby-Maler ihrem kreativem Potenzial freien Lauf und hatten jede Menge Spaß. SPD-Parteivorsitzender Sigmar Gabriel besuchte Ende Juli das Haus Segenborn in Waldbröl im Oberbergischen Kreis, um die Einrichtung für Menschen in Wohnungsnot und deren Angebote kennenzulernen. Der SPD-Chef zeigte sich beeindruckt über den landwirtschaftlichen Bio-Betrieb, der in Segenborn angegliedert ist und über die gute Vernetzung der einzelnen Hilfen in der Region. 30 31 Editorial Inhaltsverzeichnis Neuer fairstore in der Kölner Südstadt Mitten in der Einkaufszone der Kölner Südstadt, auf der Severinsstraße, eröffnet die vierte Filiale des „fairstore“ am 1. Oktober. In dem zweistöckigen Laden werden gebrauchte und neue Damen-, Herren- und Kinderbekleidung, Haushaltswaren, Elektroartikel, Möbel, Bücher und auch Spielzeug für den kleinen Geldbeutel angeboten. So wie in den Filialen in Köln-Kalk, Nippes und Mülheim werden auch in der Südstadt ehemals langzeitarbeitslose Menschen mit geistigen, psychischen oder körperlichen Beeinträchtigungen im Integrationsbetrieb „fairstore“ sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10:00 bis 18:00 Uhr Samstag 10:00 bis 15:00 Uhr Adresse: fairstore Südstadt Severinstraße 87 50678 Köln Nachgefragt Titelinterviews Inklusion & Kultur Inklusion & Freizeit Neue Sachspendenannahmestelle in Michaelshoven Viele Bewohner und Betreute in der Diakonie Michaelshoven sind auf gut erhaltene Kleidung, Spielsachen und Hausrat angewiesen. Aus diesem Grund wurde Anfang August die Spendenannahmestelle „Jacke wie Hose“ in Michaelshoven eröffnet. Hier können sich die betreuten Bewohner kostenlos Kleidung und andere hübsche Sachen aussuchen, welche ausnahmslos aus Spenden stammen. Das ehrenamtliche Projekt läuft unter der Leitung der Stiftung einfach helfen. Spendenannahme In der Spendenannahmestelle „Jacke wie Hose“ können gut erhaltene Kleider- und Möbelspenden in Michaelshoven abgegeben werden. Die Spenden werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern sortiert und stehen dann den Bewohnern und betreute Menschen zur Verfügung. Darüber hinaus wird ein Teil der Spenden an die Sozialkaufhäuser der Diakonie Michaelshoven, die „fairstores“, weitergegeben, die sich hauptsächlich an Menschen mit geringem Einkommen richten. Weitere Informationen: Michaela Krawinkel, Telefon: 0221 35094-74 E-Mail: [email protected] Adresse Spendenannahmestelle: Michaelshovener Straße 4 | 50999 Köln Anlieferung Haus Simeon/Anlieferungshof Spendenannah me: – 17:00 Uhr Montag: 14:00 0 – 16:00 Uhr Mittwoch: 10:0 13:00 Uhr Freitag: 10:00 – Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen Leichte Sprache Diakonisches Profil Kurz berichtet Helfen Sie uns! Bitte en vormerk „Die Stimme von Buenos Aires“ – Konzer t 19.09.2013 | 19:00 Uhr | Erzengel-Michael-Kirche (Köln-Rodenkirchen) Kunstpfad Die Diakonie Michaelshoven öffnete Anfang Juni für einen Monat ihre Räumlichkeiten, um die vielfältigen Kunstwerke von 15 Mitarbeitenden vorzustellen. Unter den Ausstellern befanden sich Autodidakten wie auch ausgebildete Kunsthandwerker. Der Kunstpfad fand erstmalig statt und führte an sechs verschiedene Ausstellungsorte auf dem Gelände der Diakonie Michaelshoven. Open-Air-Konzer t mit dIRE sTRATS Im Juli war es wieder soweit: Im schönen Park der Diakonie Michaelshoven fand das beliebte OpenAir-Konzert statt. In diesem Jahr rockten die „dIRE sTRATS“ die Bühne, die zu den meistgebuchten Dire Straits-Tribute-Bands in Europa gehören. Vor rund 1.500 Besuchern präsentierte die Gruppe die Musik der Dire Straits voller Leidenschaft und musikalischer Klasse. Vor dem Auftritt der dIRE sTRATS sorgte die Band „bellacoustic“ für gute Laune. Die argentinische Sängerin Marilí Machado, die in ihrer Heimat ehrfürchtig „Die Stimme von Buenos Aires“ genannt wird, tourt ab September in Deutschland. Zwischen Düsseldorf und Berlin wird sie im Oktober in der Erzengel-MichaelKirche der Diakonie Michaelshoven live zu sehen sein. Mit ihrer einzigartigen Stimme und ihrem beeindruckenden Gitarrenspiel wird sie das Publikum für die leidenschaftliche und melancholische Tangomusik begeistern. Es erwartet Sie außerdem ein argentinisches Catering. Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten. Reinhardt & Krämer Duo – Konzer t 17.10.2013 | 19:00 Uhr | Stephanuskapelle (Rösrath-Stephansheide) Der Großneffe des bekannten Jazzgitarristen Django Reinhardt hat seinen eigenen, unverwechselbaren Stil kreiert. Er spielt einen Mix aus Flamenco, Latin und brasilianischem Jazz. Gemeinsam mit dem erfolgreichen Percussionisten Uli Krämer spielt er in Rösrath sein neuestes „Latin Swing Project“, und nimmt das Publikum mit auf eine rhythmische Reise. Der Eintritt ist frei. Um Spenden wird gebeten. 32 33 Editorial Inhaltsverzeichnis Nachgefragt Titelinterviews Inklusion & Kultur Inklusion & Freizeit Gar ten ist nicht gleich Gar ten. Das wissen die Bewohner der Wohngruppe Ampèrestraße nur zu gut. Gleich hinterm Haus steht den 24 jungen Menschen mit Mehrfachbehinderung eine riesige Grünfläche zur Verfügung – nutzen können sie sie jedoch nicht. E T T I B N E F HEL SIE! Inklusion & Arbeit Inklusion & Wohnen Leichte Sprache Denn während der Neubau der Diakonie Michaelshoven in Köln-Porz komplett barrierefrei ist und somit problemlos zugänglich, sieht es auf der knapp 850 Quadratmeter großen Außenfläche anders aus: Der Rasen ist mit dem Rollstuhl nicht befahrbar und auch sonst ist der Garten für die Bewohner mit Behinderung wenig attraktiv. Schritt für Schritt neu. Es soll ein Erlebnisraum für Menschen mit Behinderung entstehen. Die Bewohner sollen Natur barrierefrei erleben. Unterstützt wird das Projekt von einer Gartenbaugestalterin und einer Schreinerin, die dabei helfen, Wege anzulegen und Elemente wie Hochbeete, eine Rosenleiter und ein Wasserspiel zu installieren. Das soll sich ändern. In einer gemeinsamen Aktion unter dem Titel „Michaels Hov‘ Garten“ gestalten – ganz im Sinne der Inklusion – Bewohner, Nachbarn und Angehörige, sowie Mitarbeiter und Nutzer der PIA-Lernwerkstatt die Fläche Durch die Verschönerungsaktion übernehmen die Bewohner Verantwortung für ihren eigenen Garten, entwickeln handwerkliche Fähigkeiten und erleben etwas als Team. Außerdem kommen ganz unterschiedliche Menschen bei der Um- Diakonisches Profil gestaltung in Kontakt, tauschen sich aus und erfahren mehr voneinander. Am Ende können die jungen Bewohner in ihrem neuen Garten nicht nur spazieren, sitzen und plaudern, sondern ihn sinnlich erleben – sie können den Garten hören, fühlen und sehen. Dazu werden extra breite Wege angelegt, auf denen immer zwei Rollstühle nebeneinander passen, und über die die Bewohner durch den Garten geführt werden. Das Projekt kann nur durch Spenden realisiert werden. Schon mit 50 Euro kann ein Hochbeet bepflanzt werden, mit 200 Kurz berichtet Helfen Sie uns! Euro ein Gemüsebeet. Helfen Sie mit und schenken Sie den jungen Menschen an der Ampèrestraße einen Garten voller Erlebnisse! Vielen Dank! Bitte unterstützen Sie die Bewohner der Wohngruppe Ampèrestraße mit Ihrer Spende unter dem Stichwort „Garten“ auf das Spendenkonto 111 333, Bank für Kirche und Diakonie, BLZ 350 601 90. 34 35