Flyer der Stolpersteinverlegung 2014

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Flyer der Stolpersteinverlegung 2014
Stolpersteine
für
Konstanz
Steinverlegung
am 27. und 28. Juni 2014
Programm
Stolpersteine für Konstanz
Freitag, 27. Juni 2014
13.00 Uhr Sigismundstraße 19 1
Konstanzer Synagoge
Die Konstanzer Synagoge wurde nach den Plänen des Architekten und Stadtbaumeisters Holzmann aus Konstanz errichtet. Die Einweihung fand am 28.09.1883 statt, zahlreiche
Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden und der
christlichen Kirchen waren anwesend. Während des Nationalsozialismus wurde die Synagoge erstmals am 01.11.1936 angezündet und der Toraschrein, die Orgel und vier Fächer im
Synagogengestühl, in denen die Gebetsmäntel und -bücher
aufbewahrt wurden, verbrannten. Durch die Hitze wurde der
Verputz an den Innenwänden und das Gestühl beschädigt.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von SSMännern in Brand gesteckt und der Feuerwehr wurde nicht
gestattet, den Brand zu löschen. Da die Synagoge nicht wirklich brannte, wurde sie mithilfe der SS-Standarte 2 „Germania“
aus Radolfzell gesprengt. Die Synagoge wurde nach dem Krieg
nicht wiederaufgebaut. In dem Geschäftshaus Sigismundstraße 19 befinden sich allerdings seit 1964 jüdische Gebetsräume
mit einer Mikwe.
13.45 Uhr Kanzleistraße 1 2
Wilma Haisch (Euthanasie)
Wilma Haisch wurde am 30.07.1879 als Frühchen in Heidenheim/Brenz geboren. Schon bald zogen die Eltern, Christian
und Emilie Haisch, die in Heidenheim eine Zigarrenfabrik besaßen, mit ihr und den 22 Geschwistern nach Konstanz. Dort
erbauten die Eltern das Backsteinhaus Ecke Kanzleistraße 1 /
Marktstätte, in dem sie im Erdgeschoss eine Tabakwarenhandlung eröffneten.
Wilma blieb immer ein sensibles Kind, war aber eine sehr gute
Schülerin. Nach der Schule kam sie in ein Pensionat und anschließend in ein evangelisches Pfarrhaus. In dieser Zeit erkrankte sie psychisch und wurde aufgrund einer unglücklichen
Beziehung zu einem verheirateten Mann und einer Fehlgeburt
schwermütig.
Sie lebte ab dann bei den Eltern, unterbrochen von zahlreichen
Klinikaufenthalten. Doch als diese selbst alt und pflegebedürftig wurden, gaben sie Wilma in die Obhut der Heil- und Pflegeanstalt Reichenau. Sie suchte in ihrer Not einen Halt in der
Religion, was sich im Lauf der Jahre zu einem religiösen Wahn
auswuchs.
Am 17.06.1940 wurde Wilma Haisch angeblich – laut Krankenakte – nach Zwiefalten überführt. Tatsächlich aber wurde sie an
diesem Tag mit einem der ersten Patiententransporte der Klinik Reichenau ins Vernichtungslager Grafeneck gebracht und
am Ankunftstag ermordet.
14.15 Uhr Döbelestraße 4 3
Bruno Wilhelm Schlegel (Politisch)
Bruno Wilhelm Schlegel wurde am 11.02.1904 in Düsseldorf
geboren. Von Beruf war er Schreiner. 1929 übersiedelte er
nach Konstanz und arbeitete als Grenzgänger bei der Möbelfabrik Jonasch in Kreuzlingen. Bruno Wilhelm Schlegel war in
keiner Partei, stand aber der SPD nahe. Wegen Schmuggels
von sozialdemokratischen Broschüren von Kreuzlingen nach
Konstanz wurde er am 10.05.1938 verhaftet. Am 05.05.1939
wurde er vom OLG Stuttgart wegen „Vorbereitung zum
Hochverrat“ zu 3 Jahren und 4 Monaten Zuchthaus verurteilt.
Wegen guter Führung im Oktober 1941 aus dem Zuchthaus
Ludwigsburg vorzeitig entlassen. 1942 wurde er zur Organisation Todt zwangsverpflichtet und 1943 zur Wehrmacht eingezogen. Nach kurzer amerikanischer Kriegsgefangenschaft
kehrte Bruno Wilhelm Schlegel noch 1945 nach Konstanz
zurück.
Bruno Wilhelm Schlegel starb am 11.06.1972 in Konstanz.
14.45 Uhr Zasiusstraße 19 4
Max Moch (Jude)
Max Moch wurde am 19.08.1904 im badischen Nonnenweier geboren. Er zog im Januar 1934 nach Konstanz, wo er in
der Zasiusstraße 19 im 1. Stock zur Untermiete wohnte. Max
Moch arbeitete als Kaufmann bzw. Versicherungsvertreter,
später wohl auch als Hilfsarbeiter. Er war ledig und hatte keine
Kinder. Seine vier älteren Geschwister emigrierten Ende der
Dreißigerjahre in die USA. Nach der Reichspogromnacht wurde er in Dachau vom 11.11.1938 - 23.12.1938 inhaftiert. Am
22.10.1940 erfolgte die Deportation ins Internierungslager
Gurs und von dort am 06.08.1942 ins Sammellager Drancy.
Am 10.08.1942 wurde Max Moch von Drancy nach Auschwitz
deportiert (Transportliste Nr. 17), sein genaues Todesdatum ist
nicht bekannt.
15.15 Uhr Ehem. Schilfweg 19, heute Rheingutstraße 34 5
Josef Geiger (Homosexuell)
Josef Geiger wurde am 10.11.1877 in Frickingen geboren. Er
war katholisch und von Beruf Schneidermeister. Im Jahre 1912
wurde er zum ersten Mal wegen „widernatürlicher Unzucht“
zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt, erneut verurteilt wurde er im
Jahre 1916 zu 6 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust.
Zahlreiche weitere Haftstrafen folgten. Bei Machtergreifung
der Nationalsozialisten hatte Josef Geiger aufgrund seiner
Homosexualität (Paragraf 175) bereits über 12 Jahre hinter Gittern verbracht. Das letzte Jahr in Freiheit lebte er in
Konstanz im Schilfweg 19. Am 02.12.1936 wurde er wieder
zu 1 Jahr und 6 Monaten Zuchthaus verurteilt. Das Urteilsschreiben endet mit dem Satz: „ nach Verbüßung der Strafe
Unterbringung in einer Heil- und Pflegeanstalt.“ Das war de
facto sein Todesurteil. Als er 1938 die Haft hinter sich hatte,
wurde er sofort in die Heil- und Pflegeanstalt Illenau überführt und wenige Monate später in die Heil- und Pflegeanstalt
Reichenau. Ende 1939 geriet Josef Geiger in die nun beginnende Mordaktion T4. Er wurde als „krimineller Geisteskranker“ eingestuft. Am 07.05.1940 wurde Josef Geiger mit dem
ersten T4 Transport von der Reichenau aus über Zwiefalten in
die Tötungsanstalt Grafeneck gebracht. Am Ankunftstag, dem
12.06.1940, wurde er, im Alter von 62 Jahren, vergast und sein
Leichnam eingeäschert.
15.45 Uhr Konradigasse 3 6
Wilhelm Artz (Politisch)
Wilhelm Artz wurde geboren am 20.01.1880 in Kleve am
Niederrhein. Er war Soldat im Ersten Weltkrieg, verwundet
und interniert in der Schweiz. Nach Kriegsende ließ er sich
in Konstanz nieder und eröffnete einen Dachdeckerbetrieb.
Seit 1919 war er Mitglied der KPD und der Roten Hilfe. Am
26.06.1935 wurde er verhaftet, weil er, gemeinsam mit seiner
Frau Rosa, im Ausflugslokal St. Katharinen im Mainau-Wald
nazifeindliche Flugzettel verteilt hatte. Am 12.02.1936 wurde
Wilhelm Artz vom OLG Karlsruhe wegen eines „hochverräterischen Unternehmens“ zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt,
die er in Ludwigsburg verbüßte. Während der Haft zog sich
Wilhelm Artz schwere gesundheitliche Schäden zu. Er starb
am 05.04.1943 in Konstanz.
Rosa Artz (Politisch)
Rosa Artz wurde geboren am 04.07.1880 in Hechingen.
Besuch der Grundschule und der Höheren Töchterschule. In
erster Ehe war sie mit einem Schweizer verheiratet und hatte
3 Kinder. 1915 heiratete sie Wilhelm Artz, mit dem sie einen
Sohn (geb. 1919) hatte. Sie war seit 1923 Mitglied der KPD
und der Roten Hilfe. Nach dem Verbot der KPD 1933 hielt
sie illegale Versammlungen in ihrer Wohnung ab. Sie verhalf
einem jungen Kommunisten zur Flucht in die Schweiz. Wegen
Verteilens von regimefeindlichen Flugblättern beim Ausflugslokal St. Katharinen im Mainau-Wald wurde sie am 26.06.1935
verhaftet. Am 12.02.1936 wurde sie vom OLG Karlsruhe zu 6
Monaten Gefängnis verurteilt. Die Strafe verbüßte sie im Gefängnis Konstanz. Rosa Artz starb am 01.12.1956 in Konstanz.
16.15 Uhr Max-Stromeyer-Str. 106 7
Georg Reinhardt (Sinto)
Georg Reinhardt wurde 1910 geboren. Von Beruf war er
Musiker, er war verheiratet und hatte sechs Kinder. Im April
1940 wurde die Familie inhaftiert, da die SS alle „Zigeuner“
aus Deutschland in das besetzte Polen abschieben wollte.
Sammellager war das Gefängnis Hohenasperg. Da die Ehefrau „Arierin“ war, wurde die Familie am 22.05.1940 wieder
entlassen. Bei der Rückkehr war die Wohnung leer geräumt.
Die Familie wurde in eine andere städtische Wohnbaracke
in der Hindenburgstraße 99 eingewiesen. Georg Reinhardt
erhielt Berufsverbot und wurde zeitweise dienstverpflichtet.
Im Adressbuch 1943 ist er als Pferdepfleger aufgeführt. 1943
beginnen die Deportationen der „Zigeuner“ und „Zigeunermischlinge“ nach Auschwitz-Birkenau. Wegen der „arischen“
Ehefrau kann die Familie in Konstanz bleiben, aber Georg
Reinhardt und seine älteste Tochter wurden im Sommer 1944
zwangssterilisiert. Nach dem Krieg war Georg Reinhardt als
Händler mit wechselnden Wohnsitzen tätig. Alle Anträge auf
Entschädigung wegen Sterilisation, Haft in Hohenasperg,
Wohnungsräumung, Dienstverpflichtung etc. wurden abgelehnt. 1982 erhält er die pauschale Entschädigung der „vergessenen Opfer“ über 5.000 DM. Georg Reinhardt verstarb
1987 im städtischen Altersheim Luisenstraße.
Anna Maria LeDantec (Sintezza)
Anna Maria LeDantec, geb. Reinhardt, wurde am 25.12.1927
in Mannheim geboren. Zusammen mit ihrer Familie wurde sie
im April 1940 inhaftiert, um später von der SS gemeinsam mit
den anderen „Zigeunern“ aus Deutschland in das besetzte Polen abgeschoben zu werden. Sammellager war das Gefängnis
Hohenasperg. Da ihre Mutter „Arierin“ war, wurde sie jedoch
mit ihrer Familie am 22.05.1940 wieder entlassen. Während
ihr Vater Georg Reinhardt in Konstanz zwangssterilisiert wurde, wurde sie im gleichen Zeitraum nach Singen geschickt.
Man kann nur vermuten, dass der Konstanzer Frauenarzt Dr.
Welsch von der Frauenklinik die Aktion an einem gesunden
Menschen ablehnte, weil er Anfang 1945 bei der nächsten
Tochter eine Scheinoperation durchführte. Nach dem Krieg
hat Dr. Welsch versucht, bei Anna Maria die Sterilisation rückgängig zu machen, offensichtlich ohne Erfolg. Sie heiratete
dann einen französischen Artisten, LeDantec, und zog mit
ihm nach Paris. Die Ehe wurde geschieden. Später heiratete
sie in Dänemark ein weiteres Mal, ohne jedoch den Namen
ihres Ehemanns (Christiansen) anzunehmen. Nach dessen
Tod im Jahr 1999 kehrte sie nach Konstanz zurück, wo sie
2005 starb.
16.45 Uhr Seestraße 29 8
Robert Stux (Jude)
Robert Stux wurde am 03.01.1875 in Leipnik/Mähren geboren.
Er studierte Maschinenbau und leistete seinen Wehrdienst
bei der österreichischen Kriegsmarine ab. 1905 übersiedelte
er nach Konstanz. Er kaufte eine kleine Villa in der Seestraße
29. 1939 musste Robert Stux sein Haus verkaufen, behielt
aber das Wohnrecht bis zum geplanten Umbau durch den
neuen Besitzer. Am 14.05.1939 mussten er und seine Frau auf
Anweisung der Behörden in ein „Judenhaus“ umziehen. Am
20.10.1940 wurde das Ehepaar Stux nach Gurs deportiert,
wo sie bis zum 07.05.1942 inhaftiert waren. Aufgrund ihres
fortgeschrittenen Alters wurden sie nicht nach Auschwitz
deportiert. Bis 1944 fanden sie Unterschlupf in verschiedenen
Altenheimen, bis ihnen die Flucht in die Schweiz gelang. 1950
wurden sie nach Konstanz ausgewiesen. Die letzten Jahre
ihres Lebens verbrachte das Ehepaar in einem Pflegeheim in
Konstanz. Robert Stux starb am 08.01.1957 in Konstanz. Er
wurde auf dem jüdischen Friedhof Konstanz beerdigt.
Elsa Stux (Jüdin)
Elsa Stux, am 14.05.1879 in Wien mit dem Mädchennamen
Elsa Ferber geboren, war eine Frau mit Familiensinn. Ihre drei
Schwestern Gisela, Rosa und Laura, aber auch der Vater ihres
Mannes Robert waren oft zu Besuch in der Seestraße. Am
20.10.1940 wurde sie und ihr Mann, zusammen mit über hundert anderen Konstanzer Juden, nach Gurs deportiert. Wegen
ihres fortgeschrittenen Alters erfolgte keine Deportation nach
Auschwitz. Nach einer Odyssee durch mehrere Altenheime
gelang dem Ehepaar 1944 die Flucht in die Schweiz. Die
letzten Jahre ihres Lebens verbrachten die Eheleute in einem
Pflegeheim in Konstanz. Elsa Stux starb am 20.01.1956 und
wurde auf dem jüdischen Friedhof Konstanz beerdigt.
Laura Ferber (Jüdin)
Laura Ferber, geboren am 04.04.1881 in Wien, stammte aus
einer wohlhabenden Wiener jüdischen Familie. Sie hatte drei
Schwestern, die den Holocaust überlebten. Laura Ferber war
unverheiratet und von Beruf Lehrerin, scheint diesen Beruf
aber nicht ausgeübt zu haben. Sie lebte abwechselnd in Konstanz, Wien, Freiburg und Meran. Anfang der 20er Jahre kam
Laura Ferber nach Konstanz und lebte bis zu ihrer zwangsweisen Übersiedlung am 14.05.1940 in ein Judenhaus bei ihrer
Schwester Elsa Stux in der Seestraße 29. Am 22.10.1940 wurde
Laura Ferber, zusammen mit ihrer Schwester und ihrem Schwager, nach Gurs in Südfrankreich deportiert. Nach fast zwei Jahren Haft im Lager wurde Laura Ferber im August 1942 in das
Sammellager Drancy bei Paris überstellt. Von dort ging am
14.08. der 9. Transport mit 991 jüdischen Häftlingen, nach Auschwitz. Am 16.08.1942, dem Tag der Ankunft des Transports in
Auschwitz, wurde Laura Ferber in der Gaskammer ermordet.
17.15 Uhr Conrad- Gröber-Straße 8 9
Josef Picard (Jude)
Josef Picard wurde am 08.09.1879 in Konstanz geboren. Er
besuchte die Oberrealschule (heute Humboldt-Gymnasium)
in Konstanz. Mit Abschluss der Obersekunda verließ er am
04.02.1898 die Schule. Danach studierte er Architektur an der
TH Stuttgart. 1909 machte er sich mit einem Architekturbüro
selbständig. Zusammen mit seinem Kollegen Hermann Ganter plante sein Büro zahlreiche Gebäude in Konstanz. Sein bekanntestes Werk ist das Geschäftshaus der jüdischen Kaufleute
Casewitz, Leib und Lippmann an der Marktstätte 17-21. Erwähnenswert sind auch der Umbau des Kaufhauses Klopstock (früher Knopf ) von 1931 sowie der Bau des „Schreiberhäusles“ der
Schriftstellerin Alice Berend. 1933 erhielt Picard Berufsverbot,
als Jude musste er aus seinem Architekturbüro ausscheiden.
Mit kleineren Reparaturarbeiten hielt er sich über Wasser. Im
Oktober 1939 musste er seine Wohnung in der Wilhelmstraße (heute Theodor-Heuss-Straße) räumen und in ein „Judenhaus“ in der Saarlandstraße (heute Bodanstraße) ziehen. Am
18.03.1940 emigrierte die Familie Picard über China in die USA.
In Los Angeles arbeitete er als Hausmeister. Kurz vor seinem Tod
nahm Josef Picard die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Er
starb am 31.08.1946 in Los Angeles.
Henriette Picard (Jüdin)
Henriette Picard wurde am 11.03.1892 als Henriette Hedwig
Guggenheim in Konstanz geboren. Ihr Vater war der bekannte Arzt Dr. Daniel Guggenheim. Aus der Ehe mit Josef Picard
ging der Sohn Peter Picard hervor. Aus ihrem Leben ist wenig
bekannt. Sie emigrierte am 18.03.1940 mit ihrem Mann in die
USA. Ihr Sohn Peter erstritt nach dem Krieg vor der Freiburger
Restitutionskammer eine Rente für sie. Am 20.05.1946 wurde
sie US-amerikanische Staatsbürgerin. Henriette Picard hat ihre
Heimat Konstanz nie wieder gesehen, aber auch nie vergessen; überschwänglich bedankte sie sich im April 1965 für die
Zusendung des „Konstanzer Almanachs“. Henriette Hedwig
Picard überlebte ihren Mann um mehr als dreißig Jahre und
starb hochbetagt am 16.10.1979 in Los Angeles.
Peter Picard (Jude)
Peter Picard wurde am 07.01.1919 in Konstanz geboren. Nach
dem Besuch der Volksschule wechselte er im April 1929 an die
Oberrealschule in Konstanz. Im Januar 1936 erfolgte der Übertritt an die Jüdische Sprachschule in Stuttgart, er kam aber am
06.01.1937 wieder zurück nach Konstanz und wohnte bei seinen Eltern. Am 30.03.1938 übersiedelte er nach Florenz, wahrscheinlich, weil der Antisemitismus in Italien weniger stark
ausgeprägt war als in Deutschland. Anfang März 1940 ist er
gemeinsam mit seinen Eltern über China in die USA emigriert.
In Los Angeles war er zunächst als Lehrer tätig; später studierte
er Zahnmedizin und wohnte in Walnut Creek (Nordkalifornien).
Er war verheiratet und hatte einen Sohn namens Robin Peter
Picard (geb. 1949). Peter Picard verstarb im August 2013.
Samstag, 28. Juni 2014
9.00 Uhr Markgrafenstraße 63 10
Eugen Badent (Politisch)
Eugen Badent, geboren am 18.11.1871 in Steinach/Bad Waldsee, war von Beruf Schreiner. Er trat früh der KPD bei. Bei den
Gemeinderatswahlen 1922 bewarb er sich vergeblich um ein
Mandat. 1927 wurde er für die KPD in den Bürgerschaftsausschuss gewählt. Am 17.11.1939 erfolgte die Verhaftung durch
die Gestapo. Ohne Gerichtsverfahren wurde er am 31.01.1940
in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Seine Häftlingsnummer
war 14968/6656. Ende August 1940 wurde er in das KZ Dachau überstellt. Am 25.11.1940 fand Eugen Badent im KZ
Dachau den Tod. Seine Urne wurde in München auf dem Friedhof Perlacher Forst beim KZ-Ehrenmal beigesetzt.
Katharina Badent (Zeugin Jehovas)
Katharina Badent, geboren am 18.10.1877 in Schwarzenbach/
Bayern, gehörte seit 1923 den Ernsten Bibelforschern (Zeugen Jehovas) an. Am 16.12.1936 wurde sie verhaftet und am
21.05.1937 vom Sondergericht Mannheim wegen „Volksaufwiegelung“ zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt. Nach Verbüßung ihrer Haftstrafe wurde Katharina Badent erneut festgenommen und ohne Gerichtsverfahren in das KZ Moringen
(Landkreis Nordheim, Niedersachsen) eingeliefert. Anfang
Februar 1938 wurde sie in das KZ Lichtenburg (Landkreis Wittenberg, Sachsen-Anhalt) verlegt. Am 21.12.1938 erfolgte die
Entlassung. Sie war 2 Jahre und 6 Tage in Haft. Katharina Badent starb am 03.03.1959 in Konstanz.
9.30 Uhr Wollmatinger Straße 84 11
Maria Schwenk (Zeugin Jehovas)
Maria Schwenk, geboren am 22.07.1885 in Bickelsberg bei
Sulz/Neckar, ledig, besuchte von 1891 bis 1899 die Volksschule. Vom 14. bis 25. Lebensjahr war sie als Dienstmädchen in
verschiedenen Stellungen, dann Näherin in einem Herrenbekleidungsgeschäft in Stuttgart. 1912 bis 1914 lebte sie in Frankreich, dann wieder bei den Eltern. Von 1917 bis 1920 arbeitete sie in verschiedenen Haushalten und Firmen in Konstanz.
1920 bis 1934 war sie Näherin bei der Firma Strähl in Konstanz
und ab 1934 Haushälterin bei dem Witwer Eugen Schwab
(Zeuge Jehovas) und dessen zwei kleinen Kindern. Seit 1923
war sie Zeugin Jehovas und war sehr aktiv bis zum Verbot der
Religionsgemeinschaft, bzw. dem Verbot des Bibelverkaufs.
Am 16.12.1939 wurde sie in Konstanz zusammen mit Anna
Schaumann sowie Luise und Irma Wilderer verhaftet und blieb
ohne Gerichtsverfahren in Haft bis 26.04.1940. Am 04.05.1940
wurde Maria Schwenk in das KZ Ravensbrück deportiert. Ab
26.03.1944 bis Kriegsende Zwangsarbeit am SS-Institut für
Pflanzengenetik Schloss Lannach bei Graz, in dieser Zeit war
sie dem KZ Mauthausen zugeordnet. Im Entschädigungsver-
fahren nach dem Krieg wird auch der Aufenthalt in Lannach
als Freiheitsentzug gewertet. Am 05.05.1945 wurde das Lager
von den Russen befreit, Maria Schwenk blieb bis 27.07.1945 in
Mauthausen und kehrte am 11.08.1945 nach Konstanz zurück.
10.00 Uhr Radolfzeller Straße 56 12
Bertha Hilda Schroff (Euthanasie)
geboren am 05.04.1911 in Konstanz / Wollmatingen und
katholisch getauft. Ihre Eltern waren der Landwirt Max Schroff
und Emma Schroff (geborene Stadelhofer). Bertha wuchs, zusammen mit 6 weiteren Geschwistern, in der Radolfzeller Straße 56 auf. Sie besuchte die Volksschule in Wollmatingen und
machte danach eine Lehre in der Seidenweberei Schwarzenbach. Als Hausangestellte lebte sie im Jahr 1931 bei einem
holländischen Ehepaar in Genf, mit dem sie dann in die
Niederlande umzog. Sie erkrankte und kehrte Ende 1934 nach
Konstanz zurück. Ab dem 18.12.1934 wohnte sie wieder im
Elternhaus in der Radolfzeller Straße 56. Drei Jahre später,
Bertha war mittlerweile 26 Jahre alt, wurde sie am 06.07.1937
in die Heil- und Pflegeanstalt Reichenau eingewiesen. Die
Diagnose lautete Schizophrenie. Das folgende Jahr 1938
wurde für Frau Schroff zum Schicksalsjahr. Ab 17.05. war sie in
der Emmishofer Straße 22 gemeldet, wo sie als Hausgehilfin in
der Corso –Bar arbeitete. Doch nur wenige Monate später zog
sie zurück in die Radolfzeller Straße 56. Dort erreichte sie im
September ein Schreiben des Konstanzer Gesundheitsamts,
in dem festgestellt wurde, dass sie wegen Schizophrenie
unfruchtbar zu machen sei. Obwohl sie sich dagegen gerichtlich wehrte, wurde die Sterilisation durchgeführt. Darauf
verschlimmerte sich ihre Erkrankung. Anfang 1941 wurde sie
in die Heil- und Pflegeanstalt Emmendingen eingeliefert, wo
sie am 30.05.1944 mit 33 Jahren an Lungentuberkulose und
Lungenkrebs starb.
Bisher verlegte Steine:
1 Jonas und Emma Adler (Juden): Neugasse 30
2 Albert Alexander (Jude und Politisch): Rosgartenstraße 16
3 Nelly, Simon und Ruth Alexander (Juden):
Schützenstraße 16
4 Salomon und Anna Alexander (Juden): Schulthaißstraße 9
5 Ernst Bärtschi (Politisch): Schäflerstraße 11 (CH-Kreuzlingen)
6 Alfons Beck (Politisch): Bodanstraße 8
7 Laura Behringer (Politisch): Hüetlinstraße 19
8 Moritz und Ida Bloch (Juden), Adelheid Bloch (Jüdin und Euthanasie): Döbelestraße 4
9 Benno Bosch (Euthanasie): Zollernstraße 23
10 Max Braitsch (Politisch): Wessenbergstraße 2
11 Jakob, Flora, Siegbert und Beate Bravmann (Juden):
Sigismundstraße 21
12 Karl Durst (Politisch), Margarete Durst (Politisch):
Turnierstraße 26
13 Margarete Ehinger (Politisch): Salmannsweilergasse 14
14 Lina Eichler (Jüdin): Blarerstraße 48
15 Andreas Fleig (Politisch): Schäflerstraße 7 (CH-Kreuzlingen)
16 Arthur und Elsa Godlewsky (Juden): Sigismundstraße 21
17 Bernhard, Manya, Leo und Paula Goldlust (Juden):
Rheingutstraße 1
18 Karl Großhans (Politisch): Hussenstraße 43
19 Gisela Guggenheim (Jüdin): Obere Laube 52
20 Dr. Richard, Lene, Peter und Rainer Guggenheim (Juden): Sigismundstraße 16
21 Salomon, Toni, Isi, Dagobert und Bona Guggenheim
(Juden): Hüetlinstraße 21
22 Pauline Gutjahr (Politisch): Brauneggerstraße 42
23 Luzia Hahn (Euthanasie): Schottenstraße 20
24 Sally, Elise, Werner und Melanie Betha Halpern (Juden):
Rosgartenstraße 12
25 Karl Hartmann (Politisch): Dacherstraße 4
26 Heinrich Haug (Politisch): Blarerstraße 26
27 Max, Sofie, Gerda, Friedel und Annelies Haymann (Juden):
Brauneggerstraße 51
28 Jacob, Ida, Heinrich, Else und Margarete
Haymann (Juden): Schottenstraße 75
29 Markus, Selma und Margot Heim (Juden):
Emmishoferstraße 10
30 Paulina Hofmaier (Zeugin Jehovas): Emmishoferstraße 8
31 Karl Huber (Euthanasie): Kanzleistraße 4
32 Joseph Wilhelm Ill (Deserteur): Fischenzstraße 55
33 Anna Karrer (Politisch): Tägermoosstraße 10
34 Herrmann Keller (Euthanasie): Sigismundstraße 9
35 Wilhelm Kleissle (Zeuge Jehovas): Ackertorweg 10
36 Friedrich Leib (Euthanasie): Zumsteinstraße 2
37 Max, Rosa und Hans Levi (Juden): Sigismundstraße 21
38 Heinrich, Hedwig, Paul, Richard, Gertrud und Hans Liebermann (Juden): Obere Laube 64
39 Max und Julie Mann (Juden): Bahnhofstraße 5
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
Bertha Maurer (Zeugin Jehovas): Löhrystraße 4
Anna Luise Meissner (Zeugin Jehovas): Badgasse 5
Dr. Julius, Hilde, Rolf und Werner Merzbacher (Juden): Schottenstraße 75
Friedrich Wilhelm Motz (Politisch): Paradiesstraße 8
Moritz Neumann, Clothilde Neumann, geb. Billigheimer (Juden): Hussenstraße 31
Ludwig, Klara, Fritz und Ilse Karola Ottenheimer (Juden): Blarerstraße 32
Paul Raddatz (Politisch): Hussenstraße 29
Rupert Renner (Politisch): Konradigasse 4
Eduard und Melanie Risch (Politisch): Scheffelstraße 8
Erna Recha Rosenthal (Jüdin): Ida Jette Birn,
geb. Rosenthal (Jüdin), Blarerstraße 48
Klara und Trudy Rothschild (Jüdinnen): Turnierstraße 15
Louis, Ida und Else Schatz (Juden): Kanzleistr.9
Anna Schaumann, geb. Allweier (Zeugin Jehovas):
Döbelestraße 6
Max, Rosa und Hugo Schrießheimer (Juden):
Bodanplatz 10
Willy Schürmann-Horster (Politisch): Stadttheater
Albert, Hella, Rose, Hanni, Max und Ruth Schwarzhaupt (Juden): Tägermoosstraße 33
Leopold, Betty, Helmut, Margot Spiegel (Juden):
Bahnhofstraße 12
Hans Thanhauser (Jude): Döbelestraße 4
Hugo Weill (Jude): Bodanstraße 33
Emma Wippler (Euthanasie): Kanzleistraße 7
Hans Venedey (Politisch): Rathaus
Rechtsrheinisch und auf der Karte nicht mehr sichtbar:
Eugen Bofinger (Euthanasie): St.-Gebhards-Platz 30
Eduard Frank (Jude): Altmannstraße 4
Dr. Moritz Goldmann, Klara Goldmann, geb. Weissenburger
(Juden): Eichhornstraße 20
Anna Hermann (Politisch): Buhlenweg 25
Anton Hölzle (Euthanasie): Wollmatingerstraße 64
Ernst König (Euthanasie): ehemals Luisenplatz 1 (Herzklinik)
Ferdinand Obergfell (Politisch): Bärlappweg 7
Johann Okle (Politisch): Freibürgleweg 5
Josefine Renker (Euthanasie): Bachgasse 8
Eugen Schwab (Zeuge Jehovas): Sierenmoostraße 12
Friedrich W. Sernatinger (Politisch): Mainaustraße 174
Hans Stöhr (Politisch): Rauhgasse 3
Jakob Stoll (Politisch): Fürstenbergstraße 14
Hermann Venedey (Politisch): Suso-Gymnasium
Alois Zollner (Politisch): Max-Stromeyer-Str. 106
Stolpersteine ist ein Kunstprojekt von Gunter Demnig aus
Köln. Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der
NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort
Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. „Ein Mensch ist
erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, sagt Gunter
Demnig. Mit den Steinen vor den Häusern hält er die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten. Ein
Stein. Ein Name. Ein Mensch.
Bislang sind insgesamt über 43.500 Steine verlegt an rund
1.000 Orten in Deutschland, Österreich, Ungarn, in den Niederlanden, Belgien, Tschechien, Russland, Kroatien, Frankreich
sowie auch in Polen, Slowenien, Italien, Norwegen, in der Ukraine, der Schweiz, der Slowakei und Luxemburg.
Die Initiative „Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen
und Intoleranz“ arbeitet seit 2005 in Konstanz an der Aufarbeitung von Biografien von Verfolgten des Nationalsozialismus.
Juden, politische und religiös Verfolgte, Euthanasieopfer, Deserteure und Homosexuelle erhalten so auch in Konstanz ihre
Identität zurück. Getragen wird die Initiative von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis. Bei Interesse an der Mitarbeit
in der Initiative oder an einer Patenschaft für einen Stolperstein
können Sie sich gerne mit uns in Verbindung setzen. Auch über
Spenden für unsere Arbeit freuen wir uns sehr.
Bis Ende 2013 wurden in Konstanz und Kreuzlingen bereits
140 Steine verlegt. Am 27. und 28. Juni 2014 werden nun 19
weitere Steine in Konstanz folgen. Die genaue Verlegeplanung
entnehmen Sie bitte diesem Faltblatt. Wir freuen uns besonders, dass wir auch zu dieser Verlegung zahlreiche Angehörige
begrüßen dürfen.
Wir bedanken uns für die Patenschaft und die Unterstützung bei:
Aktionsbündnis Abschiebestopp, Erika Balke, Roland Baumgärtner, Beate Bravmann-Muhlfelder, Katrin Brüggemann,
Nikolaus Dewald, Dorothee Jacobs-Krahnen, Jehovas Zeugen,
Versammlungen Konstanz-Ost und Konstanz-West, Regina
Kraus-Hitzel, Kulturbüro Stadt Konstanz, Birgit Lockheimer,
Gianluca Quintini, Petra Quintini, Berthold Schlegel, Andrea
Siedow, Roxane Sörgel, Stadt Konstanz, Alexander Stiegeler,
Inge und Helmut Straub, vhs Konstanz-Singen e.V.
Verantwortlich i.S.d.P. Katrin Brüggemann, Hussenstraße 27,
78462 Konstanz, Tel.: 07531-9914490,
[email protected],
www.stolpersteine-konstanz.de
Spendenkonto Stolpersteine,
IBAN: DE19690500010024216129
BIC: SOLADES1KNZ
Rahmenprogramm
zur Verlegung am 27. und 28. Juni 2014
26.06.2014
20.00 Uhr: „Gemeinsames Kennenlernen“
der Initiative „Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz“ mit Ange-
hörigen und Paten, Hofhalde 1, 78462 Kon-
stanz (intern)
27.06.2014 Ratssaal der Stadt Konstanz
11.00 Uhr:
Empfang der Angehörigen
durch Bürgermeister Dr. Andreas Osner
27.06.2014
19.30 Uhr:
Wolkensteinsaal, Kulturzentrum Konstanz
Offizielle Übergabe der Stolpersteine an die Stadt Konstanz.
Im Anschluss Vortrag des Historikers William Schaefer:
Verfolgung homosexueller Männer in Südba-
den in der NS-Zeit
Schicksale männlicher Opfer des § 175 im Be-
reich des Landgerichts Konstanz 1933-1945.
Während des Dritten Reiches wurden auch homosexuelle Menschen von den Nazis ver-
folgt. Juristische Grundlage dieser Verfolgung war der § 175 des Reichsstrafgesetz-
buches. Sie kamen ins Gefängnis, Zuchthaus,
in Heil- und Pflegeanstalten; manche kamen ins Konzentrationslager, wo viele starben. Auch vom Landgericht Konstanz wurden viele Män-
ner ihrer sexuellen Orientierung wegen verur-
teilt. Einige Prozessakten existieren noch und geben Auskunft über die Schicksale dieser Men-
schen. Manche überlebten die Jahre der Haft und Verfolgung, viele wurden ermordet. Josef Geiger, für den am 27. Juni ein Stolper-
stein verlegt wird, kam nach Verbüßung sei-
ner Zuchthausstrafe in eine Heil- und Pflege-
anstalt und wurde später in Grafeneck vergast. Der Historiker William Schaefer erforscht seit etwa 15 Jahren die Schicksale homosexueller Opfer aus Südbaden und setzt sich seit Jahren dafür ein, dass diese Menschen und deren Schicksale nicht vergessen werden.
In Zusammenarbeit mit Kulturbüro Konstanz und vhs Konstanz-Singen e. V.
29.06.2014
14.30 – 16.30 Uhr:
Trauerhalle beim Hauptfriedhof
Uwe Brügmann: Spuren der NS-Gewaltherr-
schaft auf dem jüdischen Friedhof und dem Hauptfriedhof von Konstanz
Bei der Führung über die beiden Konstanzer Friedhöfe werden Gräber von Opfern der Nazi-
Gewaltherrschaft besucht. Viele Menschen in Konstanz wurden wegen ihres Glaubens, ihrer Rasse oder ihrer politischen Anschauung ver-
folgt; zahllos sind auch die Opfer, die wegen psychischen Krankheiten ermordet wurden (Eu-
thanasieopfer). Auf dem jüdischen Friedhof
besichtigen wir die Gedenkstätte für die am
10. November 1938 gesprengte Synagoge.
Die Namen auf den Grabsteinen erzählen von Leben, Leiden, Mut zum Widerstand, Flucht und Emigration - und von den grausamen Unterdrü-
ckungsmethoden der Nazis, denen diese Men-
schen zum Opfer fielen.
Männer bitte Kopfbedeckung mitbringen.
03.07.2014
19.30 Uhr:
Wolkensteinsaal, Kulturzentrum Konstanz
Die Bildungsplanreform der allgemeinbildenden Schulen
Keine Angst vor Vielfalt!
Referent: Renzo Costantino, Leiter des Re-
ferats Grundsatzfragen und Qualitätsma-
nagement allgemeinbildender Schulen
Die Diskussion um die Online-Petition „Zukunft – Verantwortung – Lernen: Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens“ hat auf erschreckende Weise offenbart, wie tief Ho-
mophobie und Intoleranz auch in der heutigen Gesellschaft präsent sind. Hier wurden viele Un-
wahrheiten präsentiert, Ängste und Verunsi-
cherung geschürt und eine sachliche Diskussion schien kaum möglich.
Anlässlich der erstmaligen Verlegung eines Stol-
persteines im Gedenken an ein homosexuel-
les Opfer in Konstanz laden die Initiative „Stol-
persteine für Konstanz – Gegen Vergessen
und Intoleranz“ und die VHS Konstanz-Singen e.V. den Ministerialrat Renzo Costantino vom Kultusministerium Baden Württemberg ein, um Hintergründe und Inhalte der geplanten Bil-
dungsplanreform vor allem unter dem Aspekt „Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Viel-
falt“ in Konstanz vorzustellen.
In Zusammenarbeit mit Kulturbüro Konstanz und vhs Konstanz-Singen e. V.
10.07.2014
19.30 Uhr: Universität Konstanz, Raum G 309
„Wie aus einem Stolperstein eine Gedenktafel in Buchenwald wurde“
Über die Ermordung des Plakatmalers Friedrich Wessel im KZ Buchenwald.
Referent: Jürgen Wenke, Dipl.-Psych., der seit mehreren Jahren die Lebensgeschichten und die Verfolgung schwuler Männer recherchiert und damit die Erinnerung durch Verlegung
vieler Stolpersteinen durch den Künstler Gunter Demnig möglich gemacht hat.
In das rassistische Weltbild, in das Denken
und Handeln der Nationalsozialisten „passten“ Homosexuelle nicht. Eine der Folgen: Die mehr oder weniger systematische Verfol-
gung zwischen 1933 und 1945. Schätzungen gehen von 5.000 bis 15.000 homosexuellen In-
haftierten in den damaligen Konzentrationsla-
gern aus. Sehr viele wurden dort ermordet. Au-
ßerdem wurden mehr als 50.000 Männer mittels des von den Nationalsozialisten verschärften §175 verurteilt. Nach 1945 setzte sich die juri-
stische Verfolgung bis 1969 unvermindert fort. Und erst 1994 wurde der §175 komplett gestrichen. 2012 wurde auf Initiative des Vereins Rosa Strip-
pe e.V. in der Gedenkstätte des KZ Buchenwald eine Metalltafel angebracht, die an den in Bu-
chenwald ermordeten Plakatmaler Friedrich Wessel erinnert. Er wurde als Homosexueller verfolgt. Im Mittelpunkt des Bildvortrags mit vielen Fotos und berührenden Originaldoku-
menten steht die Geschichte seiner Ermordung. Ergänzt wird der Vortrag durch zahlreiche Schautafeln zur Verfolgung von Schwulen und Lesben
in der NS-Zeit und in der Bundesrepublik Deutschland.
Veranstaltung in Kooperation mit dem AStA der Universität Konstanz, Referat für Gleichstellung & Integration.
20.06.–30.06.2014
Auf Ebene A6 (vor dem Audimax)
Ausstellung im Foyer der Universität
Konstanz: Homosexuellenverfolgung 1919 bis 1969.
Die Schautafeln zeigen Teile der Ausstellung „Homosexuellenverfolgung in Hamburg 1919
bis 1969“. Anhand von Dokumenten, Foto-
aufnahmen und Einzelschicksalen wird die Ge-
schichte der Homosexuellenverfolgung von 1919 bis 1969 in Hamburg aufgezeichnet, die sich aber in anderen Städten ganz ähnlich zu-
getragen hat. Sichtbar gemacht wird auch die „Kontinuität der Verfolgung“, die sich keinesfalls auf die NS-Zeit beschränkte, sondern von der
Weimarer Republik bis weit über die unmit-
telbare Nachkriegszeit hinausging.
Veranstalter: AStA der Universität Konstanz, Re-
ferat für Gleichstellung & Integration in Zusam-
menarbeit mit der Initiative Stolpersteine für Konstanz.
Der Eintritt für alle Veranstaltungen ist frei.

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