Goethe-Institut in Washington DC

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Goethe-Institut in Washington DC
Abschlussbericht zum
Auslandspraktikum beim Goethe-Institut in Washington, D.C.
21. September - 18. Dezember 2009
Die Vorbereitungen
Da ich vor Studienabschluss noch mal auf alle Fälle ins Ausland wollte, bevorzugt in die USA,
habe ich mich zunächst im Referat für internationale Angelegenheiten über meine
Möglichkeiten informiert. Ein Studium in den Staaten konnte ich schnell ausschließen, da dies
meinen zeitlichen Rahmen (für die USA immer 1 Jahr) überschritten. Außerdem wollte ich eh
lieber etwas Abwechslung vom Studium haben und deswegen ein Praktikum machen. Ich war
noch nie in den USA, war mir aber sicher an die Ostküste zu wollen. New York war mir zu
groß, so dass mir Washington als Hauptstadt sehr attraktiv erschien. In den Infobroschüren im
Referat für internationale Angelegenheiten habe ich gezielt Erfahrungsberichte von Studenten
gelesen, die ein Jahr in DC verbracht haben. Es wurde dort als „Praktikantenstadt“ und
„überschaulich“ beschrieben, genau das, was ich gesucht habe. Am ehesten habe ich mir
Chancen bei einer deutschen Einrichtung erhofft, da mir die muttersprachliche Konkurrenz zu
groß war, und auch die Tatsache, dass ich ein Visum brauche, sicherlich für die einheimischen
Unternehmen eher abschreckend ist.
Wenn man ein Praktikum bei einem deutschen Unternehmen im Ausland machen will, sollte
man vorher schon im jeweiligen Unternehmen Erfahrung gemacht haben und im besten Fall
BWL, IT oder Logistik studieren, aber nicht wie ich Kunstgeschichte. (Ich habe mich mit
einem Praktikanten bei Lufthansa in DC unterhalten, der mir das bestätigt hat. Allerdings kann
man es immer probieren, da die meisten Bewerber denken, dass sie eh nicht genommen werden
und damit sich vergleichsweise weniger Leute für Auslandspraktika bewerben).
Die Auslandsbüros der politischen Stiftungen kamen für mich nicht in Frage. Zwar muss man
keiner Stiftung angehören, um dort Praktikant zu sein, aber zumindest wäre es von Vorteil
einer Partei nahe zu stehen. Immerhin arbeitet man ja für sie.
Eine Bewerbung bei der deutschen Botschaft in Washington wäre meine zweite Option
gewesen, wenn ich nicht die Zusage vom GI bekommen hätte. (Nachteil bei dem
Bewerbungsprozess des Auswärtigen Amtes ist es, dass man bis zu 8 Orte angeben kann, wo
man das Praktikum absolvieren möchte, aber keines der Standorte bevorzugen kann, so dass
man lange nicht weiß ob und wo man die Zusage erhält.)
Zum ersten Mal von der Möglichkeit eines Praktikums bei einem Goethe-Institut im Ausland
zu machen, habe ich in Paris erfahren, als ich dort in einem Wohnheim gelebt habe und eine
Mitbewohnerin ein Praktikum beim Goethe-Institut Paris absolviert hat.
Die Bewerbung beim Goethe-Institut Washington war relativ einfach. Soweit ich mich
erinnere, musste man den Bewerbungsbogen jeweils 1-1,5 Jahre im Voraus mit den drei
bevorzugten GI-Standorten, ein Anschreiben und ein Empfehlungsschreiben eines Dozenten
per Post an das erst gewählte Institut schicken. (Heute, glaub ich, läuft das
Bewerbungsverfahren online.)
Die Zusage hatte ich dann ein halbes Jahr später. Und damit ging der richtige Aufwand erst los.
Zum einem war es sehr anstrengend das Visum zu bekommen. Das GI will, dass man es über
die Austauschorganisation „TravelWorks“ macht, was zum einem sehr hilfreich (die
erläuternde Infomaterialen gibt es allerdings auch kostenlos auf deren Homepage und die
kostenlosen Zusatzleistungen wie z.B. Vorbereitungskurse in Münster oder Stuttgart waren für
mich uninteressant), auf der anderen Seite aber noch mal Gebührern und zugespamt werden
mit Zusatzversicherungsangeboten und Internationalen Telefonkarten.
Wenn man ein viermonatiges Praktikum (d.h. den vierten Monat mit Praktikum oder
Aufenthalt in den USA nach Ende des Praktikums anschneidet) macht, zahlt man ca. 700€ für
das Visum. Die Antragsgebühren beim Konsulat sind 100€. Ein Nachweis über
Englischkenntnisse bekommt man vom DAAD für 25€ (eine Liste der Prüfer bekommt man im
Referat Internationale Angelegenheiten; für Studenten der TUM ist der Test kostenlos im
Sprachzentrum der TU möglich; ein teurer TOEFL ist nicht nötig). Außerdem braucht man ein
Passbild nach amerikanischen Massen (4 für 12€; Für Notfall: Automat steht auch im
Konsulat), einen Nachweis, dass man genügend Gelt hat (d.h. 700€ im Monat; bei mir:
Bürgschaft des Vaters) und einen Nachweis, dass man die USA nach dem Praktikum wieder
verlassen wird (Studienbescheinigung, Rücklugticket). Für die beiden letzteren Dokumente hat
sich aber kaum jemand interessiert. Wichtiger sind die Formulare die man auf der Seite der
amerikanischen Botschaft herunterladen kann, ich bin mit einem J-1 Visum gereist.
Eines dieser Dokumente verlangt die Unterschrift der Universität, auf dem bestätigt wird, dass
ich Studentin bin und die Uni es mir „erlaubt“, frei zu nehmen. Deswegen bin ich in die
Studentenkanzlei, wo ich mich habe beurlauben lassen. Dort hat man mir gesagt, dass man mir
dieses Dokument nicht unterschreiben kann, weil man grundsätzlich keine fremden Dokumente
unterschreibt. Man könne mir erst im nächsten Semester, in dem ich dann beurlaubt bin, eine
Bestätigung geben, wo genau die von der USA geforderten Informationen aufgelistet werden.
Da mein Praktikum bereits zwei Wochen nach Semesterbeginn beginnen würde, habe ich
„verhandeln“ können. In fünf Wochen könne ich wieder kommen, dann sei das
Computersystem umgestellt auf das nächste Semester und man wäre ausnahmsweise bereit, mir
das benötigte Dokument vor eigentlichen Semesterbeginn auszuhändigen. Somit habe ich
wertvolle Zeit verloren, eine Bewerbung ums Visum soll man mindestens 6 Wochen einplanen,
vor allem weil die Dokumente erst vollständig an TravelWorks und dann ans Konsulat gehen.
Nach den fünf Wochen hat man mir dann eine Bestätigung gegeben, dass ich Studentin an der
LMU und beurlaubt bin. Damit waren aber bei Weitem nicht die Punkte auf dem Dokument für
das Visum abgedeckt, wie zuvor besprochen. Jetzt hieß es von der Seite der Studentenkanzlei,
man gebe nur diese Standardbestätigung aus und ich solle mich nicht so anstellen, da ich nicht
die erste bin, die in die USA geht und die anderen haben es auch geschafft. Vielleicht wäre ich
das Risiko eingegangen und hätte mich mit diesem Zettel beim Konsulat um ein Visum
beworben, aber da ich bereits 5 Wochen im Bewerbungsprozess wegen der Studentenkanzlei
verloren habe, wollte ich unbedingt das Originaldokument verwenden. Ich bin zu meinem
Institut gefahren, wo mir die Studienreferentin sofort den Zettel unterschrieben und einen
offiziellen Stempel drauf gemacht hat, obwohl nicht einmal Sprechstunde war. Nun waren alle
Dokumente vollständig und ich konnte mir im Internet einen Termin im Konsulat reservieren.
Der Ablauf im Konsulat verlief reibungslos, innerhalb von 1,5 Stunden war ich fertig, das
Visum samt Reisepass lag drei Tage später im Briefkasten (leider akzeptiert das Konsulat keine
versicherten Rückumschläge, so dass man wenn man es eilig hat noch das Risiko hinzukommt,
dass der Umschlag mit dem Visum in der Post verloren geht.)
Den Flug habe ich etwa 2 Monate vorher gebucht, man muss für das Visum auch gleich den
Rückflug mitbuchen, so dass ich für zwei Direktflüge insgesamt 650€ bezahlt habe. Auf dem
Rückflug musste ich für mein drittes Gepäckstück noch mal 200$ extra zahlen. Ich bin froh,
keinen Zwischenstopp gemacht zu haben, da ich sehr oft mitbekommen habe, dass Gepäck
verloren ging. (Das kann allerdings auch an dem Schneechaos an der Ostküste der USA um
Weihnachten und an der Sperrung des Flughafens in Frankfurt liegen).
Aus Erfahrungsberichten anderer Studenten wusste ich, dass es sehr schwer ist, eine bezahlbare
Unterkunft in Washington zu finden. Private Vermieter können quasi alles verlangen, weil die
Nachfrage der zahlreichen Studenten riesig ist und in die Wohnheime der Unis kommt man
höchstens im Sommer rein, wenn die regulären Studenten die Wohnheime für die
Semesterferien räumen müssen. Das GI hat mir eine Liste von Wohnmöglichkeiten gegeben,
darunter 5 Adressen von Familien, die ein Zimmer untervermieten. Da ich aber schlechte
Erfahrungen mit Gastfamilien habe und ich unabhängig sein wollte, habe ich mich für das
International Student House entschlossen. Es liegt sehr zentral am Dupont Circle in einer sehr
guten Gegend und beherbergt 100 Stundenten aus aller Welt. Man musste ein
Motivationsschreiben verfassen um angenommen zu werden und auch die Miete ist extrem
teuer. Für ein Doppelzimmer mit Bad habe ich 1300$ im Monat bezahlt (ca. 900€). Das klingt
zunächst sehr teuer, wenn man dann aber die Zusatzleistungen hinzurechnet, ist es das wert
gewesen. Frühstück und Abendessen (mit Salatbar, Obst, drei warmen Gerichten, Suppe und
Dessert), Internet, Waschmaschinen und Nutzung der Gemeinschaftsräume war im Preis mit
inbegriffen. Vor allem mit dem Essen kann man den Mietpreis rechtfertigen, da Obst und
Gemüse in Washington sehr teuer sind. Außerdem war mir wichtig, in den drei Monaten
möglichst viele Leute kennen zu lernen. Dafür war das ISH perfekt. Die Gemeinschaft der
Studenten war für mich das schönste an meinem Aufenthalt in DC. Wir haben viel
unternommen, z.B. Washington erkundigt, eine große Halloween-Party gefeiert, an ThanksGiving einen Truthahn gegessen oder sind nach New York gefahren. Somit war ich nie alleine
und hatte gleich Anschluss. Mir war klar, dass es sehr schwer ist, in drei Monaten „richtige“
Amerikaner kennen zu lernen und sich mit ihnen anzufreunden. Deswegen war mir von Anfang
an wichtig, mich mit internationalen Leuten anzufreunden. Selbstverständlich hatte ich im
Alltag Kontakt zu Amerikanern, aber richtige Gespräche hatte ich nur mit den drei
amerikanischen Studenten im ISH.
Meine Englischkenntnisse haben sich während meines Aufenthalts sicher verbessert, vor allem
mein Hörverständnis und mein gesprochenes Englisch. Alle meine Mitbewohner waren fließend
in Englisch und ich konnte von den meisten etwas lernen. Zudem habe ich mein Zimmer mit
einer Kanadierin geteilt.
Insgesamt wirkten die Menschen in Washington sehr gebildet. Es ist eine sehr „junge“ Stadt
mit vielen Studenten, die entweder ein Praktikum bei Botschaften, politischen Einrichtungen
oder Think-Tanks machen. Oder eben vor allem Politik an einer der Universitäten studieren. Es
gibt abends sehr viele Treffen, die von und für internationale Studenten und Praktikanten
organisiert werden z.B. „Deutsche Praktikanten in DC“ etc. Ich selbst war auf keiner dieser
Veranstaltungen, da ich genügend Anschluss im ISH hatte, man bekommt aber ständig
irgendwo solche Einladungen z.B. Donnerstags gibt es in der Bar „Frontpage“ am Dupont
Circle Bier für 2$, sehr beliebter Treffpunkt für Praktikanten.
Washington galt früher als sehr unsichere Stadt, die Sicherheitslage soll sich aber laut meinem
Reiseführer gebessert haben. Ich kann das nicht wirklich beurteilen, da ich sehr vorsichtig war.
Ich habe mich fast ausschließlich im sicheren Stadtteil „Nord West“ aufgehalten oder war in
größeren Gruppen unterwegs. Mir wurde erzählt, dass wenn man abends in einer als „unsicher“
deklarierten Gegend unterwegs ist, von der Polizei aufgefordert wird, schnellstmöglich sich in
Sicherheit zu bringen. Was mich nach wie vor entsetzt, ist, dass eine Gruppe von
Mitbewohnern hinter meinem Studentenwohnheim mit einer Pistole ausgeraubt wurde.
Daraufhin wurden im ISH die Sicherheitsmaßnahmen verschärft und Kameras montiert.
Tipps:
− Ansonsten kann ich noch den Tipp geben, eventuell nach Wohnungen in Maryland oder
anderen Bundesstaaten um DC zu suchen. Die sind meist wesentlich günstiger und die
viele Amerikaner pendeln jeden Tag nach DC. Die Strecke ist mit der Metro machbar.
− Handys kann man seht günstig bekommen, wenn man keine Ansprüche hat. Meines hat
10$ gekostet. Einzig das Telefonieren ist teurer als in Deutschland, da man in den USA
auch bezahlen muss, wenn man auf dem Handy angerufen wird.
− Viele Museen in DC sind kostenlos und absolut sehenswert.
− Vor meiner Abreise habe ich ein Konto bei der Deutschen Bank eröffnet. Mit der Karte
konnte ich dann gebührenfrei Bargeld bei der „Bank of America“ abheben. Eine
Kreditkarte ist absolut empfehlenswert, man kann damit alles bezahlen, selbst den
Kaffee bei Starbucks. Beim Einkauf muss man immer noch an die Steuern denken, die
noch nicht in die ausgeschriebenen Preise mit in begriffen sind.
− Ein internationaler Studentenausweis (12€, bekommt man in dem Reisebüro im
Mensagebäude) lohnt sich vor allem, wenn man mit der Bahn fährt, da man da Rabatt
bekommt.
− Wenn man weg geht, immer Ausweis oder Führerschein dabei haben, in DC müssen
vom Gesetzt her grundsätzlich alle kontrolliert werden, bevor man in ne Bar, Pub,
Disco etc. geht. Oft schließen die Bars etc. schon um 1:30 Uhr.
− Eine Social Security Number habe ich nicht beantragt, da man sie nur braucht, wenn
man in den Staaten Geld verdient (mein Praktikum war unbezahlt) oder man aber ein
Bankkonto eröffnen will. Außerdem kann es bis zu zwei Monaten dauern bis man die
Karte ausgestellt bekommt. Meine Vorgängerin hat allerdings eine beantragt und es als
Vorteil empfunden, als sie wegen eines angebrochenen Fingers in der Notaufnahme
war. Die vom CIEE ausgestellte Krankennummer sollte aber ausreichen, eine
befreundete Holländerin hatte mit ihrem gebrochenen Fuß keine Probleme deswegen.
An der Stelle möchte ich noch sagen, dass man froh sein kann, wenn man in den USA
nicht zum Arzt muss. Die Verhältnisse, vor allem in der Notaufnahme, sind sehr
chaotisch. Man sollte, bevor man ein verschriebenes Medikament zu sich nimmt, sich
davor mit seinem Hausarzt in Deutschland absprechen. Besagte Holländerin hatte
enorme Nebenwirkungen von den Schmerzmitteln, die um ein vielfaches höher dosiert
sind als in der EU. Gleiches kann für z.B. sämtliche Aspirins, cortisonhaltigen
Hautcremes und sogar Zahncremes mit extremen Weißmachern gelten (alles ohne
Rezept im Supermarkt erhältlich).
Das Praktikum
Ich habe mich um die Stelle beim Goethe-Institut Washington als Praktikantin im
„Kulturprogramm“ beworben, die von der GI-Zentrale in Deutschland wie folgt beschrieben
wird:
Kulturabteilung
•
Förderung der internationalen kulturellen Zusammenarbeit
•
Vermittlung, Organisation und Durchführung kultureller Veranstaltungen im Ausland
•
Information im Ausland über das kulturelle Leben in der Bundesrepublik Deutschland
•
Betreuung ausländischer Besucher vor und nach ihrem Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland
•
Kulturelle Zusammenarbeit und Austausch mit kulturellen Einrichtungen im Ausland nach vorheriger
Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt
Das Goethe-Institut in Washington DC beschreibt die Stelle so:
Mitwirkung bei:
•
Mitarbeit in der Programmkoordination, z.B. Redaktion von Pressenotizen, Programmbroschüren
Vorbereitung und Durchführung von Veranstaltungen
•
Bereit- und Zusammenstellung der Materialen und Information für Programme ( z.B.
Monatsprogramme)
•
Betreuung von KünstlerInnen und Referenten
•
Öffentlichkeitsarbeit
Ich habe mich für dieses Praktikum beworben, da ich mich während des Studiums auf den
Bereich „Kulturmanagement“ spezialisiert habe. Die Theorie habe ich mir in Übungen des
Departements Kunstwissenschaften, in Zusatzkursen von Student und Arbeitsmarkt, in einem
Eventmanagementfernkurs in Düsseldorf und im Ausland an einem Sommerkurs in
Kulturmanagement in Helsinki und in Wien. Außerdem war ich in einem internationalen
Studentenverein im Bereich Eventmanagement und später als Vizepräsidentin tätig, wo ich in
dem Bereich praktische Erfahrung in der Organisation von Podiumsdiskussionen und auch
einer Ausstellung gesammelt habe. Bei einem Praktikum bei der Sammlung Goetz in München
habe ich Einblicke in die professionelle Kunstgewerbe bekommen. Von meinem Praktikum
beim GI erhoffte ich mir, nun die internationale Kulturarbeit, vor allem im Bereich „Events“
kennen zu lernen.
Ich habe mich schon sehr gewundert, als mir dann am ersten Tag von meiner Vorgängerin die
„Postmaschine“ vorgestellt hat, mit der Briefe frankiert werden. Zu meinen täglichen
Aufgaben, zwischen 16-17 Uhr, gehörte es, die ganze Post (Briefe und Päckchen) des GI zu
frankieren und anschließend zur Post um die Ecke zu bringen.
Zwei Mal die Woche saß ich mittags für 1-2 h am Empfang, ohne aber wirklich ein Einführung
in das Telefonsystem oder die häufigsten Fragen der Besucher zu bekommen. Schon an
meinem ersten Tag saß ich alleine an der Rezeption.
Wenn der Leiter des Instituts Besuch in seinem Büro empfangen hat, hat er mich ca. zwei Mal
die Woche gebeten, entweder Kaffee zu kochen oder Kaffee bei Starbucks zu holen. Das habe
ich dann nett mit Keksen auf einem Tablett trapiert in sein Büro gebracht. Das ganze hat mein
Chef damit begründet, dass ich dadurch meine „Gastgeberqualitäten“ verbessern kann.
Meine Arbeitszeiten waren offiziell von 9:30 bis 17:30. Da ich aber immer mindestens eine
halbe Stunde länger gearbeitet habe, bin ich in der früh später gekommen. Wenn keine
besondere Veranstaltung war, konnte ich Jeans und Turnschuhe tragen. Ich hatte einen eigenen
Schreibtisch in der Kulturabteilung in dem Durchgangszimmer zwischen dem Büro des
Direktors und der Leiterin der Kulturabteilung. Diesen Raum habe ich mir mit meiner
Ansprechpartnerin Norma geteilt. Sie ist Amerikanerin und hauptsächlich für
Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Sie hat mir naturgemäß hauptsächlich PR-Arbeit gegeben, ein
Bereich für den ich mich nicht so sehr interessiere. An meinen ersten beiden Tagen saß ich nur
an meinem Schreibtisch und habe mir den Ordner von ehemaligen Praktikantinnen
durchgelesene. Vor allem die Erklärungen für das Content Management System der Homepage
hat viel Zeit verschlungen. Am Mittwoch und Donnerstag hat mir Norma dann erste CMSAufgaben gegeben: Texte übersetzen, auf die Homepage stellen, passende Links finden, Bilder
verkleinern (wobei der Praktikanten-Computer nicht die besten Bildbearbeitungsprogramme
hat). Am Freitag hat Norma freigenommen (wie die zwei darauffolgenden auch), so dass ich
mich alleine mit der Homepage rumschlagen musste. Einerseits war dieses „Homepage
Aktualisieren“ etwas Neues für mich und sinnvoll ist es zudem auch, auf der anderen Seite wird
es sehr schnell langweilig und ich habe mich im Schnitt 3h täglich damit beschäftigt. Meist habe
ich desselben Events dann noch auf den zwei Seiten des GI auf Facebook gestellt.
Ansonsten habe ich viel Recherchiert z.B. welche Professoren an den Unis in Washington
könnten sich für die Ausstellung des GI interessieren. Die Kontakte musste ich in eine Liste
eintragen und anschließend eine Email schreiben oder eine Postkarte schicken. Dasselbe habe
ich mit lokalen TV-/Radiosendern gemacht, damit diese Werbung für die Ausstellung machen.
Ansonsten habe ich noch kopiert, gefaxt oder deutsche Texte Korrektur gelesen.
Zudem hab ich alles Mögliche erledigen müssen, was bei dem Direktor, der Leitung der
Kulturabteilung oder sonst wo im Haus angefallen ist: DVD auf Amazon bestellen,
Zeitungsartikel heraussuchen, Päckchen verpacken etc.
Der Leiter hat mir noch eine besondere Aufgabe gestellt. Er hat es so formuliert, dass ich die
Reichweite des GI ermitteln soll in Bezug auf die Homepage, facebook, twitter und youtube.
Dabei gibt es ein Logfileanalyseprogramm, mit dem man sehen kann, wie viele Leute auf die
Seite des GI klicken, woher die kommen und wie sie sich durch die Seite geklickt haben. Dabei
sollte mir ein Mitarbeiter des GI helfen, der sich aber, wie im Nachhinein herausgestellt hat,
auch nicht wirklich damit ausgekannt hat. So musste ich mir alles selber aneignen. Leider war
das Programm sehr langsam, und wie ich in meinen Recherchen herausgefunden habe, auch
nicht sehr zuverlässig. Mir hat das keinen Spass gemacht und zudem war ich mit meiner
eigentlichen Arbeit voll ausgelastet. Ich habe deswegen mit meinem Chef geredet, aber dieser
meinte, dass es ihm sehr wichtig wäre, in dem Bereich Ergebnisse zu haben. Außerdem werde
er mit Norma reden, damit sie mir weniger Aufgaben gibt, und ich eine Stunde täglich mit dem
zusätzlichen Projekt verbringen könne. Leider hat das nicht wirklich geklappt, die
Arbeitsmenge ist die selbe geblieben und selbst wenn ich mal eine Stunde hatte, war es immer
sehr laut in dem Durchgangszimmer, da man ganz natürlich dort aufeinander trifft und sich
unterhält. (Manchmal haben sich Leute auf meinem Schreibtisch gesetzt oder Dinge wie
Bücher, Handtaschen oder Kaffeetassen dort abgestellt, insgesamt habe ich mich nicht sehr
wohl gefühlt).
Ich habe meinen Chef auch mal darauf angesprochen, ob ich nicht eher etwas in dem Bereich
„Eventmanagement“ machen könne, aber er meinte, „im richtigen Berufsleben kann man sich
seine Aufgaben auch nicht immer aussuchen“. Da ich befürchtete, wenn ich dieses ReichweiteProjekt nicht machen würde, ein schlechtes Zeugnis zu bekommen, habe ich mich mindestens
an vier Wochenenden hingesetzt und Texte zu dem Thema gelesen. An einem Samstag war ich
sechs Stunden im Institut und habe versucht, brauchbare Ergebnisse aus diesem
Logfileprogramm zu bekommen (es funktioniert nur im Intranet des GI). Leider bin ich bis
Praktikumsende nicht fertig geworden, da ich die letzen beiden Wochenenden lieber mit
meinen Freunden verbracht habe.
Die wie im Stellenausschreiben beschriebene „Organisation und Durchführung von
Veranstaltungen“, was in den Aufgabenbereich von der Leiterin der Kulturabteilung gefallen
ist, hat sich bei mir leider darauf beschränkt, Abends länger zu bleiben (da die Events meist
abends stattgefunden haben) und Gläser zu waschen, den Podiumsmitgliedern Wasser zu
reichen, Mikrofone bei der anschließenden Diskussion rumzureichen, Häppchen vorzubereiten,
Smalltalk mit den meist älteren Gästen zu führen und anschließend sauber zu machen.
Eigentlich nur Handlangertätigkeiten, bei denen ich nichts Neues gelernt habe. Oft hatte ich
auch den Eindruck, dass es entweder routinierte Veranstaltungen waren (sehr viele
Filmabende, auf die sich das GI in Washington spezialisiert hat), oder aber es wurde viel
improvisiert. Zum Beispiel hat bei dem nächsten Ausstellungsaufbau niemand daran gedacht,
Putzmittel für die Vitrinen zu besorgen. Deswegen musste dann die Praktikantin (ich) auf dem
Boden mit dünnen, in der Küche gefundenen Servietten, und Fensterputzmittel versuchen in
die viel zu langen, dreckigen Schaukästen zu kriechen und zu putzen. Ich hab dann mit
Handtüchern, die ich um einen Stab gewickelt habe, schon hinbekommen. Aber unter
professionell hab ich mir vorgestellt, dass man vorher überlegt was man braucht und dann
einkaufen geht.
Andere, spannendere Events wurden dann von Mitarbeitern aus den anderen Abteilungen
gemacht, die sich freiwillig mit eingebracht haben und ihren Interessen nach gehen konnten.
Ich fand mein Praktikum schrecklich und habe die ersten Wochen darüber nachgedacht,
abzubrechen. Ich war ständig gelangweilt und unterfordert von den Aufgaben, andererseits
gestresst von den Deadlines (z.B. um 17 Uhr macht die Post zu, um 18 Uhr lädt der Server neu
und bis dahin muss die Homepage fertig sein). Letztendlich habe ich es aber durchgezogen, da
mein Visum an diese Stelle gekoppelt war und ich ansonsten sofort nach Hause hätte fahren
müssen. Ich hatte außerdem befürchtet, dass ich dann mein Stipendium zurückzahlen musste
und noch mehr Kosten z.B. Flugumbuchung auf mich zugekommen wären. Einen Plan, was ich
zu Hause machen soll, hatte ich auch nicht. Und schließlich hat es sehr viel Zeit, Geld und
Energie gekostet überhaupt so weit zu kommen.
Natürlich habe ich mich auch selbst gefragt, was ich falsch gemacht haben könnte. Ich habe
mich aber bei einer Kollegin aus einer anderen Abteilung erkundigt, die mir bestätigt hat, dass
ich nicht die einzige Praktikantin bin, die sich über das Praktikum beschwert hat. Ein
Praktikant vor mir hat sogar wirklich abgebrochen. Ich denke, das Problem ist, dass das GI
Washington billige Arbeitskräfte braucht. Die Gelder werden im Kulturbereich für Events und
auch Personal gestrichen, auf der anderen Seite will man möglichst viele Veranstaltungen
machen, um der Zentrale in Deutschland zu zeigen, wie toll man ist, um in Zukunft seinen
Arbeitsplatz zu sichern. Dabei nimmt die Arbeit auch das Privatleben ein, wenn man abends
und am Wochenende auf Veranstaltungen von Partnerorganisationen geht. Dasselbe wird dann
halt auch wie selbstverständlich von den Praktikanten erwartet. Ich musste mehrere Abende
und auch samstags arbeiten.
Was ich besser hätte machen können: Mehr Kontakt zu den anderen Mitarbeitern suchen.
Leider ist das GI sehr zentral in Chinatown gelegen, so dass ich es mir nicht immer leisten
konnte mit Ihnen mittags essen zu gehen. Die anderen beiden Praktikantinnen waren drei Jahre
jünger als ich und kannten sich schon vier Wochen, da ihr Praktikum in der Sprach- und
Verwaltungsabteilung früher begann. Irgendwie bestand kein Interesse auf beiden Seiten, sich
näher kennenzulernen.
Ein Praktikantenprogramm gab es nicht, es gab zwei Gespräche mit dem Leiter des Instituts
am Anfang und am Ende des Praktikums. Ein weiteres Gespräch fand mit der Leiterin der
Kulturabteilung statt, aber auf meine Wünsche (Erfahrung in der Eventorganisation) wurde
nicht wirklich eingegangen. Grund hierfür könnte auch sein, dass die Events eine gewisse
Vorlaufzeit haben und ein dreimonatiges Praktikum nicht ausreicht, um jemandem mehr
Verantwortung für ein langfristiges Projekt zu übertragen. Auf der anderen Seite sollte man
dann so eine Stelle gar nicht erst ausschreiben und jemanden für die Drecksarbeit fest anstellen.
Ich habe einen Vertag bekommen. Und auch ein Praktikumszeugnis, auf das ich aber nicht viel
Einfluss hatte. Zwar konnte ich sagen, was ich drinnen stehen haben möchte, aber am
Endergebnis wurde dann nicht mehr gerüttelt („Wir diskutieren eigentlich nicht mit unseren
Praktikanten“).
Interessant fand ich auch einen ähnlichen Bericht einer Praktikantin über das GI Chicago auf
www.prakti-test.de
Praktikanten werden im GI Chicago dazu genutzt, um an der Rezeption zu arbeiten, Kaffee zu kochen, zu
kopieren und den Tisch zu decken. Weder wird ihnen ein Einblick in die Arbeitsabläufe gewährt, noch werden
sie in studienrelevante Tätigkeiten integriert. Lediglich an Fortbildungsseminaren am Wochenende darf man
teilnehmen. Das Versprechen in der Praktikumsbeschreibung, an der Organisation und Durchführung
kultureller Veranstaltungen teilnehmen zu dürfen, sieht in der Realität so aus, dass man dafür die Einladungen
kopieren und die Tische richten darf.
Washington selbst wollte ich gar nicht verlassen. Ich fand die Stadt unter politischen Aspekten
sehr spannende und ansonsten ruhig genug, um nicht von den ganzen neuen Erfahrungen
erschlagen zu werden. Meine Freunde aus dem Haus haben mir viel über internationale Politik
erklärt. Und auch meine Reisen nach Boston und New York möchte ich nicht missen. Vor
allem die vielen Kunstwerke, allen voran das MoMA, hat meinen Aufenthalt in den Staaten
unbedingt lohnenswert gemacht. Ob ich das Praktikum noch mal machen würde, kann ich
wahrscheinlich erst in ein paar Monaten entscheiden, wenn sich meine Eindrücke verfestigt
haben.
Fazit:
Ich kann ein Praktikum beim Goethe-Institut nicht empfehlen, da die hohen Kosten (insgesamt
ca. 4500€), die langen Vorlaufzeit und der Organisationsaufwand in keinem Verhältnis zu dem
Nutzen für den Praktikanten stehen. Auf alle Fälle sollte man seine tatsächlichen Arbeitszeiten
notieren und vorher nachfragen, wie viel Urlaub man bekommt (ich hatte zwei Tage). Über den
genauen Inhalt des Praktikums wird man wohl nichts erfahren, da man sich bei den „beliebten“
Goethe-Instituten mindestens ein Jahr vorher bewerben muss. Empfehlenswert wäre es, sich
ein GI auszusuchen, für das man kein Visum braucht. Denn dann spart man sich eine Menge
Geld und man kann trotz vorzeitigem Verlassen des Praktikums im Land z.B. für einen
Sprachkurs bleiben. Einziger für mich ersichtlicher Vorteil neben den verbesserten
Sprachkenntnissen und den neu gewonnenen Freunden ist, dass ich „Washington“ in meinem
Lebenslauf stehen habe und damit ein gut bezahltes Praktikum bei einem großen
Automobilhersteller in München bekommen habe. Auf „Kultur“ habe ich so schnell keine Lust
mehr, ich versuche nun in der Wirtschaft den Quereinstieg zu schaffen.