2012-12 Holzkurier Hundegger

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2012-12 Holzkurier Hundegger
Holzbau > Reportage
Hundegger
Daten & Fakten
Hundegger
So kannst du dich täuschen …
Gründung:
Geschäftsführer: Abbundanlagen sehen aus wie neu, sind es aber nicht
Standort: Mitarbeiter:
Sortiment: Hundegger hat ein ausgeklügeltes Gebrauchtmaschinenkonzept. Anlagen werden
zurückgekauft und runderneuert. Frisch lackiert, wirken und arbeiten die Abbundund Zuschnittveteranen wie neu. Das hat auch was mit Trockeneis zu tun.
E
ine unweigerliche Konsequenz von erfolgreichem Maschinenbau ist – nach einigen Jahren
– das Auftreten von Gebrauchtmaschinen. Dafür
gibt es Angebot und Nachfrage. Ein Markt bildet
sich. Die Frage ist nun, wie der ursprüngliche Hersteller der Maschinen damit umgeht. Bei Hundegger, Hawangen/DE, hat man Anfang des Jahres die
Gebrauchtmaschinen als eigenen Geschäftszweig
definiert. Jene Anlagen, die brav ihren Dienst getan haben und meist von einer neuen Hundegger
abgelöst werden, bekommen nun eine Revitali-
sich und hinterlassen den perfekten Untergrund
für die Neulackierung. Trockeneis hat den Vorteil,
dass es Erwärmung auf über –78,5° C resublimiert,
also vom Festkörper direkt in einen gasförmigen
Zustand übergeht – daher auch der Name. Es kann
also keine Feuchtigkeit in Ritzen zurückbleiben.
Kohlendioxid ist zudem ungiftig.
Relativ einfach ist der Abbau der Aggregate.
Bohrer, Fräser, Markieranlagen und vieles mehr
werden seit jeher modular aufgebracht und sind
ebenso leicht wieder zu entfernen. Sie werden
genau überprüft und je nach Zustand teilweise oder auch ganz erneuert. Generelle Angaben
über das Ausmaß der Überholungsmaßnahmen
sind schwer zu machen. Die runderneuerten Anlagen sind zwischen vier und 20 Jahre alt. „Manche
Maschinen sind jung, perfekt servicegepflegt und
werden gegen eine neuere Version ausgetauscht.
Andere haben schon länger keinen HundeggerTechniker mehr gesehen oder sind auch schon
mal ein Jahr in der Ecke verstaubt“, berichtet Hermann Keller. Der Hundegger-Mitarbeiter seit der
ersten Stunde verantwortet den Servicebereich
und kennt damit eine Unzahl der bayerischen Anlagen „persönlich“.
Bis zu 20 Jahre alte Anlagen erneuert
Der erste Besuch gilt der Hundegger-Zentrale im
Allgäuer Städtchen Hawangen. Dort startete Hans
Hundegger 1981 mit der Entwicklung von CNCAbbundanlagen. 1985 wurde die erste Anlage
ausgeliefert. Seitdem verließen 4400 Maschinen
die Werkshallen. Die klassischen Anlagen für den
Abbund stabförmiger Bauteile gehören ebenso
dazu wie Plattenabbund, Hobelanlagen oder Zuschnittautomaten.
Bis zurück in die Modellreihe P10 (eingeführt 1992) bieten die Allgäuer Ingenieure eine
komplette Werksüberholung an. Das bedeutet,
dass fast alle Hundegger-Anlagen modernisiert
werden können. Bei der Anlieferung in die Überholungszentren (neben Hawangen geschieht
das auch in Frankreich, Italien und den USA) sind
einige gebrauchte Anlagen noch gut in Schuss,
andere sehen mitleiderregend aus. Gebrochene Walzen, ausgelaufene Lager oder amateurhaft angeschweißte Verbesserungsmaßnahmen
sind aber in der Regel keine Probleme. Alles, was
gleitet, rollt, dichtet oder greift, zählt ohnehin
als Verschleißteil und wird abgebaut. Dann bestrahlen die Monteure die komplette Oberfläche
mit Trockeneis. Dabei wird gefrorenes Kohlendioxid auf die Oberfläche geschossen. Die kleinen
Partikel reißen Öl, Rost, Dreck oder losen Lack mit
Günstiger Einstieg in CNC-Abbund
Beim Besuch der Werkstatt haben die Mechaniker
gerade eine K2i, die gerade mal fünf Jahre alt ist,
unter ihren Fittichen und beenden den Wiedereinbau des vertikalen Bohraggregats im bekannten
Hundegger-Blau. Weiter hinten warten überholte
Bildquelle: Plackner
Zufrieden: Zimmermeister Frank Kuhn (li.) und
Hundegger-Serviceleiter Hermann Keller
sierungskur. Wie das abläuft und warum sich Zimmerleute für überholte Anlagen entscheiden, wurde auf einer süddeutschen Rundreise deutlich.
1978
Hans Hundegger, Otto Nothelfer, Walter Fahrenschon,
Hans Schillmeier
Hawangen/DE, weltweit 26
Niederlassungen
400, davon 300 in Hawangen
Abbundanlagen, Zuschnitt,
Portalbearbeitungsanlagen,
Plattenkonfektion, Hobelmaschinen, MHM- u. PHE-Linien
Alte Technik, neu in Form: Die Abbundanlage vom Typ K1 gehört zwar nicht mehr zu den jüngsten –
Zimmermeister Kuhn war aber von ihrer Arbeitsgeschwindigkeit „verblüfft“
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Baujahr 1999, aber das sieht man den Aggregaten, wie Bohrer und Fingerfräser, nicht an
Reportage > Holzbau
Der Aufdruck zeigt: Es handelt sich um eine Abbundanlage des Typs „K2“ …
… rein von der Anmutung her sieht die Abbundanlage bei Schweizer Holzbau eher wie eine Anlage der
jüngsten Generation K2i aus – diese hier hat aber das Baujahr 2003
P10-Abbundanlagen (noch in Grün) auf ihre Auslieferungen. Deutlich zu sehen sind modernisierte
Sicherheitsvorrichtungen. „Die bringen wir auf
den neuesten Stand“, erklärt Keller.
te“, schildert Kuhn. Das ist verständlich, immerhin
bedeutete diese Investition den Einstieg in den
CNC-Abbund für einen relativ jungen Betrieb.
Die Vierachsanlage hat nahezu Komplettausstattung, zum Beispiel einen Fingerfräser. Der Aufbau und die Inbetriebnahme liefen so problemlos,
wie erwartet. Dann folgte aber eine (angenehme)
Überraschung: „Von der Schnelligkeit des Abbunds
war ich verblüfft“, erinnert Kuhn. Zudem stehe die
Qualität der millimetergenau abgebundenen Teile
außer Frage. „Zum Einstieg in die CNC-Technik ist
diese Anlage einwandfrei“, meint er abschließend.
kommt, muss schon auf die Typenbezeichnung
schauen, um zu erkennen, dass es sich hier um
eine bald zehn Jahre alte Anlage handelt. Während der Besichtigung wird eine lange Pfette abgebunden und mit Anreißstiften markiert. All das
läuft in typischer Hundegger-Präzision. Zum alten
Eisen gehört diese Anlage noch lange nicht.
Wiedergeburt des Hobelautomaten
Auf seine zweite Auslieferung wartet auch ein
Vierseiten-Hobelautomat. „Der geht gemeinsam
mit der K2i nach Finnland“, verrät Keller. Das ist
außergewöhnlich. Normalerweise landen die
werksüberholten Hundegger-Maschinen gerne
in Italien, Polen, Tschechien oder Weißrussland.
Aber auch für heimische Zimmermeister ist die
Investition in eine Gebrauchtanlage interessant.
Das zeigt die Reise mit Keller zu Holzbau Kuhn in
Rangendingen. Der Baden-Württemberger Frank
Kuhn hat sich 1999 selbstständig gemacht. Jährlich 60 Häuser verlassen seine picobello aufgeräumten Werkshallen. Bislang waren dafür zwei
Mitarbeiter im Handabbund beschäftigt. Also
beschloss Kuhn, in eine CNC-Abbundanlage zu
investieren. Hundegger hatte gerade eine K1 mit
Baujahr 1999 überholt. Das war insofern perfekt,
als Kuhn kurz davor einen Mitarbeiter eingestellt
hatte, der große Erfahrung mit ebendiesem Modell aufwies. „Dass es eine Hundegger werden sollte, war für mich von Anfang an klar. Die Gebrauchte gefiel mir, weil ich nicht zu viel investieren woll-
Fremdabbund mit Gebrauchtanlagen
Weiter geht die Reise in Richtung Nordwesten.
Schweizer Holzbau in Bad Wildbad beweist, dass
auch Abbundzentren in einer der anspruchsvollsten Holzbaugegenden mit Gebrauchtanlagen
arbeiten können. Der im Nordschwarzwald gelegene Betrieb bindet seit 1992 computergesteuert
ab. Damals noch mit einer Hundegger P10, zu der
sich bald darauf eine zweite gesellte. Heute läuft
in der Abbundhalle eine K2, die vor Kurzem mit
einer zweiten K2 samt Hobelautomaten ergänzt
wurde. Letztere tat seit 2003 ihren Dienst in der
Nähe von Leipzig, ehe sie im Sommer für Schweizer Holzbau revitalisiert wurde. Die Montage
geschah im September. Wer jetzt in den Betrieb
Halbes Jahr Teilegarantie
Zurück in Hawangen, erklärt Keller: „Auf die Qualität wird bei der Überarbeitung großer Wert
gelegt. Daher geben wir ein halbes Jahr Teilegarantie. Sollte in den ersten sechs Monaten etwas
kaputtgehen, bekommt der Käufer dieses Teil
kostenfrei. Uns ist es wichtig, dass alle Hundegger-Kunden zufrieden sind – selbstverständlich
auch bei gebrauchten Anlagen.“ Längerfristig ist
die Versorgung mit Ersatzteilen von Bedeutung.
Daher ersetzt Hundegger MIPS-Platinen, die in
den ältesten Steuerungen vorkommen, mit einem
CAN-Bussystem. Diese Teile seien nachbaubar und
daher „ewig lieferbar“, beschreibt der Serviceleiter.
Wenn die Gebrauchte im Zuge einer Neuinvestition zurückgegeben wird, hat Hundegger
ein interessantes Angebot: Ein halbes Jahr vor
Demontage wird die Anlage geschätzt und ein
verbindliches Angebot gelegt. Das erleichtert die
finanzielle Planung.
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Hobeln, bis die Walze bricht: Kaum zu glauben,
aber in zwei Monaten ist die Maschine wie neu
Nachträgliche Modifikationen sind gar nicht
selten und werden spurlos entfernt
Zwei Hundegger-Mitarbeiter studieren die Baupläne einer überholten K2i-Abbundanlage
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