Konzert-Bericht: ProgPower Europe 2001 / Baarlo

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BERND BEGEMANN
Baarlo, Sjiwa
05.10.2001 / 06.10.2001
Ein
Festival
der
Überraschungen. Die damit
losgingen, daß man sich
angesichts
eines
Band
Line-Ups, das so etwas wie
die Creme der internationalen
Progressive
Rock-Szene
abbildet, als Austragungsort
zunächst mal so etwas in der
Größenordnung
der
Westfalenhalle vorstellt. Weit
gefehlt.
Weitere
düpierte
Erwartungshaltungen
betrafen
Anfahrtsdauer
(Niederlande klingt ja erstmal nicht nach um die Ecke),
Zuschauerzahlen, brutale Security und gelangweilte Superstars. Alles
(glücklicherweise) völlig daneben.
Das Einzige, was man diesem rundum
gelungenen Event überhaupt vorwerfen
könnte, wär' ja eventuell noch, daß es
am Freitag bereits um 19 Uhr losging,
wo der eine oder andere Musikfan ja
leider noch seinem Brötchengeber die
Taschen füllen muß. Kann aber nicht
drüber meckern, denn mir war die
Anreise bedauerlicherweise ohnehin erst
am
Samstag
möglich.
Was
der
Möglichkeit beraubte, Silent Edge, Zero
Hour, Superior und vor allem die
schwedischen
Prog-Götter
Pain
Of
Salvation zu erleben. Wenn die frisch
gekauften und gefüllt herumspringenden
Tourshirts da irgendeinen Maßstab
bilden, so müssen die Letztgenannten
und
Zero
Hour
wohl
die
freitagabendlichen Abräumer gewesen
sein (schnief).
Doch nun war es ja Samstag geworden und die Anreise führte in flotten
anderthalb Stunden bei prächtigstem Wetter vom Rheinland ins grenz- und
Venlo-nahe Örtchen Baarlo, das sich durch eine Symphonie in rotem
Backstein, idyllische Architektur und durch viel Grün auszeichnet. Und
natürlich
durch
das
Jugendzentrum
"Sjiwa"
mit
angegliederter
Multifunktionshalle, das zwei Tage lang Gastgeber dieses Events von
internationaler Bedeutung war. Während sonst bei Festivals, bei denen auch
nur ein härterer Act von der Güteklasse wie z.B. Poverty's No Crime
vertreten ist, spätestens im Umkreis von einer halben Stunde vom Einlaß die
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ersten bekennenden Mad Max-Nachfolger den Parkplatz verunsichern, sich
prügelnde GIs passiert werden können, und Kuttenträger ansichtig werden,
die betrunkener als ins Bierfaß gefallene Molche sind, von den aus Bierdosen
und Schnapsflaschen gebildeten Vorgebirgen in den Vorgärten ganz zu
schweigen, so war diesmal wirklich alles, alles anders: Nach dem
bequemstmöglichen Parken auf dem hübschen Dorfplatz, nur zwei
Fußminuten von der Halle, konnte zur Einstimmung in aller Ruhe ein Douwe
Egberts-Kaffe, wahlweise Heineken, in der Dorfpinte eingenommen werden,
gemeinsam mit niederländischen wie deutschen Fans die - an den verklebten
Augen erkennbar - bereits die freitäglichen Auftritte erlebt hatten und nun
zur Mittagstunde mit diversen Kreislaufbeschleunigern wieder Anschluß an
die ProgRock-Welt und das Tageslicht suchten.
Wir schlendern rüber zur Halle, vorbei an ausgesucht freundlichen
Sicherheitsverantwortlichen, wo jetzt nicht nur - erstes Wunder - die exakte
Playlist ausgehängt ist sondern - wir betreten so langsam das Märchenreich auch eingehalten wird - keine Absagen in letzter Minute oder ähnliche Späße.
Sogar pünktlich losgehen tut's.
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Information
Und zwar mit Andromeda, einem Quintett (jedenfalls heute) um Gitarrist und
Bandchef Johan Reinholdz. Den undankbaren Aufwärmerjob vor noch lediglich
ca. 70 Zuschauern (zu denen, wie sich bald herausstellt, auch zahlreiche
Mitglieder der später auftretenden Bands gehören) absolvieren die Schweden
bravourös und mit auffallend gutem Sound. Die zur Verfügung stehenden 45
Minuten werden mit Titeln vom Debütalbum "Extension Of The Wish" gefüllt,
wie "Crescendo Of Thoughts" oder "In The Deepest Of Waters". Der erste
richtige Ruck geht bei "Arch Angel" durchs Publikum. Der wie einer
Mädchenträume bereichernden Boygroup entsprungen aussehende Sänger
David Fremberg bedankte sich mit einem Semi-Strip im Verlauf von
"Starshooter Supreme". Hier kam zu keiner Zeit das so oft zu beobachtende
"Vorgruppenfeeling"
mit
geteilter
Bühne,
miesem
Sound,
betont
uninteressiertem Publikum auf.
Zeit für die Umbaupause. Da die ersten drei Bands sich sämtlich einen
Marshall-Gitarren-Turm, einen Laney Baß-Stack sowie ein gut klingendes
Yamaha-Drumkit teilten, reichten tatsächlich mal etwas über zwanzig Minuten
- High Score!
Die Lokalmatadore Anomaly sind keine leichte Kost. Was die Niederländer seit
'97 auf hohem spieltechnischen Niveau anzubieten haben, klingt wie Dream
Theater der "Ytse Jam"-Phase treffen auf King Crimson der "Discipline"-Ära.
Die gegenläufigen Baßlinien und die wirklich enorm virtuosen Gitarrensoli
waren manchem erkennbar etwas zu verfrickelt. Die extrem langen,
gesangslosen Stücke waren häufig von dieser "Guckt doch mal, was ich JETZT
für ein Lick gefunden habe"-Sorte, die den Musikern auf der Bühne selbst
besser gefällt, als beim bisweilen etwas abgehängten Publikum.
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Zeit für den ersten deutschen Beitrag
dieser
Progressive Rock-Convention,
würdigst dargeboten von den durch und
durch sympathischen Poverty's No
Crime. Die bereits '91 gegründeten
supermelodischen Proggies sind durch
heftiges Touren u.a. mit Waltari, Virgin
Steele, Scyclad einfach immer besser
geworden und begeisterten das sich nun
am Nachmittag endlich langsam füllende
Auditorium von den ersten Noten des
Intros an. Absolute Höhepunkte des
knapp einstündigen Gigs waren den
Publikumstobereien zufolge wohl die
"Oldies" "Just A Dream" und "Access
Denied",
auch
wenn
naturgemäß
Material des aktuellen Albums "One In A
Million" dominierte. Die Labelkollegen
von Enchant, Symphony X, Spock's
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Beard und Platypus schenkten sich nichts, räumten tüchtig ab, liessen es sich
aber dennoch nicht nehmen, den Rest des Festivals als Zuschauer
mitzumachen.
Und auch das wurde belohnt, zunächst durch den Auftritt der Schweden
Wolverine. Die Wikinger um Stefan Zell und Marcus Losbjer formierten sich
bereits 1995 und ließen mehrere Demos mit melodischem Death Metal etwa
in der Art von In Flames auf die Menschheit los, entwickelten sich aber
zusehends in Richtung Progressive Rock, allerdings unter Beibehaltung von
gelegentlichen - vom Schlagzeuger beigesteuerten - Death Growls. Das vierte
Demo "Fervent Dreams" wurde aufgrund der Initiative von ProgPower
Initiator René Janssen teilweise neu eingespielt und bei Zizania veröffentlicht
(heute bei uns remastered und mit Bonus Tracks von Emerald Factory
erhältlich). So war es auch kein Wunder, daß Wolverine bereits bei der ersten
Fassung von ProgPower 1999 dabei waren. Von diesem Album wurde nach
einem netten Spieluhr-Intro in Baarlo u.a. der Opener "Whispers In The
Wind" zum Besten gegeben, aber auch Material des im Juli eingespielten und
im Herbst die Läden erreichenden ersten Longplayers "The Window Purpose"
wie "The Storm Inside". Der Sänger schafft es bei hohen Passagen
tatsächlich, bisweilen seinem unbegreiflich guten Kollegen Daniel Gildenlöw
von Pain Of Salvation zumindest zu ähneln und der Schlagzeuger vermittelt
bisweilen den Eindruck, als ob sämtliche War Drums of Burundi gleichzeitig
auf den Kriegspfad gehen würden - starke Band, super Auftritt.
Mit den Kanadiern Into Eternity erschien nun ein Quartett, das von allen
Bands des Festivals wohl am meisten Rock und ganz entschieden am
wenigsten 'Progressive' spielte. Tatsächlich waren bei etlichen der vom
gleichnamigen Debütalbum und aus dem Jahr '99 stammenden Stücke neben
dem schönen dreikehligen Satzgesang teilweise sogar Nu Metal-Anklänge
vernehmlich, die in diese Arena nicht recht passen wollten. Nun ja,
tiefgestimmte
Gitarre,
ein
sechssaitiger
Baß,
die
fürchterlichen
Publikumsanmachmätzchen sowie das umgedrehtes Baseballkäppi des
reichlich mopsigen Sänger und seine Hosen, die auch einem Flusspferd
passen würden, machen noch keine Slipknot-Konkurrenz, überraschten das
schließlich doch ganz gut mitgehende Publikum auch nur zu Beginn. Dennoch
der einzige Ausreisser aus der Spannungskurve dieses Abends.
Die sich mit den nun anstehenden Vanden Plas alsbald wieder normalisierte.
Allerdings war zuvor noch die bislang erste längere Umbaupause zu
überstehen, sowie dann ein peinlicherweise mitten in pompösesten Klängen
vom Band inmitten von Trockeneisnebelbänken abrupt abkackendes Intro. Die
Deutschen machten das Beste draus, grinsten in die Runde und langten mit "I
Can See" einfach ohne Intro in die Vollen. Weitere Höhepunkte: "Into The
Sun" vom Album "I Don't Miss You" oder "Inside Of My Head". Die Band ist
einfach gut und wäre ein kompletter Ohren- und Augenschmaus, wenn das
Hohepriestergehabe von Poserkönig und Sänger Andy Kuntz nicht so nerven
würde. Wenn dem doch bloß mal einer sagen würde, daß er in solchen
Momenten Klaus Meine ähnlich sieht, vielleicht würde er sich dann auf seinen
prächtigen, songdienlichen Gesang konzentrieren?
Hat hier irgendwer was von kurzen Umbaupausen gesagt? Damit war es nun
vorbei. Für die Headliner Anathema wurde jedes Mikro einzeln auf die Bühne
getragen, was annähernd eine Stunde in Anspruch nahm. Und es war auch
ohne derartig nervende Warterei schon nicht recht deutlich, wie die nicht zu
Unrecht häufig mit Pink Floyd verglichenen Briten auf einer Bühne nach
Dynamikern wie Poverty's No Crime oder Vanden Plas würden bestehen
können. Die Antwort lautete dann auch leider "schlecht", wobei das weniger
an dem zugegeben zurückgenommenen Tempo der überwiegend vom
Erfolgsalbum "Judgement" ("Alternative 4", das atemberaubend traurige
"Fragile Dreams") sowie der aktuellen von Nick Griffith (Pink Floyd, Roger
Waters) "A Fine Day To Exit" stammenden melancholischen, traumschönen
Balladen lag, als vielmehr an einem Sound, der so breiig war, daß man schon
langjähriger Fan der Band sein mußte, um die Stücke überhaupt zu
erkennen. Hinzu kam eine erkennbar miese Stimmung auf der Bühne, wo der
kaugummikauende Sänger Vincent Cavanagh kaum mit irgendjemand
kommunizieren mochte, am wenigsten nicht mit seinem Bruder und
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Leadgitarrist Daniel, wo bei laufendem Konzert Playlists der noch zu
spielenden Stücke rumgereicht wurden und wo es eben auch bis zum Schluß
nicht gelang, einen Sound zu mixen, der der kompositorischen Klasse des
Gebotenen auch nur annähernd gerecht wurde. Schade, aber nur ein Makel
auf der ansonsten strahlenden Weste eines Festivals der Extraklasse. Zu
beneiden sind alle Besucher der vom 09. bis 10. November in Atlanta,
Georgia anstehenden nordamerikanischen Ausgabe des ProgPower, u.a. mit
den Bands Balance Of Power, Nightingale, Evergrey, Kamelot sowie die
vorstellungsprengend guten Symphony X! Fehlte zum vollständigen
Prog-Heaven eigentlich nur noch Fates Warning. Vielleicht ja nächstes Jahr?
Watch out for ProgPower 2002!
www.progpower.com
Text: -Klaus ReckertFotos: -Klaus ReckertTweet
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