hundsfott, hundsfutt, m. schimpfwort für einen verächtlichen

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hundsfott, hundsfutt, m. schimpfwort für einen verächtlichen
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Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 20.01.2017.
hundsfott, hundsfutt, m. schimpfwort für einen
verächtlichen, vorzüglich feigen menschen. dasz
dieses wort, dessen zu zweit gesetzte form die
ältere, aber heute nicht mehr vorkommende ist,
eigentlich vulva canina bedeute und nur übertragen in seiner heutigen bedeutung stehe, ist unter
fut theil 41 sp. 1060 ff. zu ausführlich abgehandelt worden, als dasz hier darauf zurückzukommen sein dürfte. auch Logau kennt den eigentlichen sinn wol:
den, der sich nicht wehren wil, heist man, wie
man heist das theil,
das desz hundes weib so frei pflegt zu brauchen
2, 93, 79.
als schimpfwort läszt es sich seit dem 16. jahrh.
nachweisen: (Gargantuas herkunft lasse sich darthun) vil besser als der schönsten wüsten unflätigen parisischen pastetenbecken, weibische
hundsfutt Paris von Troia. Garg. 31a; sind freche
Parides, die in den toden Achillem stechen, sind
hasen, die umb den toden lewen danzen und
ihm den bart auszreiszen, daher sie heiszen vom
bartreiszen, sind öpfelspiler zu ernst, wie ihr
hundsfutt Parisz. 149b; auch als derbes scherzhaftes kosewort: dann ihr meine lieben hundsfütt wüszt, im krieg ist das gebratens das allerbest. 228b; hier steht wahrscheinlich das wort
noch als femininum, wie noch manchmal im 17.
jahrh. (theil 41, 1062 unten), aber der umstand,
dasz mit ihm männer gescholten werden, läszt es
seit dem 17. jahrh. allgemein als masc. verwendet werden. es bilden sich die zwei zu anfang
und so geil.
genannten formen aus,
1) hundsfutt mit dem plur. hundsfütter: so bald
er unter die thüre kam, sagte sie zu ihm: ach
schatz, was seit ihr worden? er aber lief die
stiege hinauf (ärgerlich), und im vorbei gehen
sagte er zu ihr: ein hundsfutt bin ich worden!
Simpl. 2, 200 Kurz; (die studenten) fahen einen
tumult an, schärfen in die steine, und schreien
hundsfutt kom raus von der hure. Schoch stud.
leben K vb; es ist nicht zu sagen, wie greulich
sie mich armen hundsfutt verfolget und angefeindet (der teufel sprichts). Schuppius 405; ich
bin ein armer hundesfut, ich hab mein tage zu
fusze gedient. Chr. Weise comöd. 19; du hunnsfut! Jucundiss. 121; so hieszen sie ihn einen
hunnsfut über den andern. 123; wie ein lustiges
wasser uns die hunnsfüter zu saufen gegeben.
183; ihr hundsfütter! schurken! Fr. Müller 3,
185; das ist ein schurkischer streich darüber du
ohrfeigen verdient hättest von einem hundsfutt.
Göthe 57, 198; niemand macht mir mehr freude
als die hundsfutter, die ich nun so ganz vor
mir gewähren und ihre rolle ausspielen lasse.
an frau v. Stein 1, 135;
der Tüffenbach sagt zu der zeit,
dasz ihr schlimme hundsfüder seid.
Opel u.
Cohn 28, 66 (von 1619),
hundsfütter, kerls, seid ihr!
Zachariä 1, 77.
[Bd. 10, Sp. 1935]
2) hundsfott mit dem plur. hundsfötter: gnädigs-
ter könig und herr, wir sind für unserm herren
gott alle arme hundesfötter. Leyermatzs lust.
correspondenzgeist (1668) s. 170; nun so hat er
an mir wie ein anderer hundsvott gethan. causenmacher 99; die kerle hieszen einander hundsvötter. 107; du extract von allen hundsvöttern.
125; du hundsfott, sagte er. avantür. 1, 73; kann
man euch hundsvötter so ins bockshorn jagen?
Lessing 1, 416; ich wollte lieber mein ander bein
dazu verlieren als so ein hundsfott sein (wie
Weislingen). Göthe 8, 71; aha! ein rothröckiger
schurke, der uns die frage vorlegen wird, ob
wir hundsfötter sein wollen. 106; angefaulte
hundsfötter. 42, 151; so gewinnt man auch bei
einer solchen behandlung des Franz Moor (wie
sie Iffland in spätern jahren machte) nur das,
dasz endlich ein würdiger hundsfott fertig wird,
den ein ehrlicher mann ohne schande spielen
kann. 49, 177.
3) die eigentliche, noch lange nachgefühlte bedeutung des wortes läszt manche verhüllungsversuche aufkommen, entweder indem man es in der
schreibung unvollständig läszt: ich könte nicht
ersinnen, welcher unter diesen beiden s. h. der
gröste hundsf. sei. Simpl. 4, 247 Kurz; ich will
meins nams imer und ewig ein hunds et cetera
sein, wan ichs nit auf der stell zruckschick.
Schwabe tintenf. A 5b; oder indem man es
umdeutend verändert: einem eingebildeten
ungeschrumpelten hundespfuten. Leyermatzs
lust. correspondenzgeist (1668) s. 142;
hundsvoigt, wehr dich! Chemnitzer rockenphil.,
2. hundert, cap. 52;
wer eine hure nähm wissentlich,
der wär ein hundsvoigt öffentlich.
das. cap. 11
(als altes sprichwort).
wie denn auch, unter manchen andern etymologischen versuchen, die abstammung des hundsfutt
aus hundsvoigt verfochten wird: hundsvoigt,
canum praefectus, dieses ist der teutsche hundsfutt, und bedeutet mithin einen, der über die
hunde gesetzet ist. Hederich 1342. vgl. auch
hundertfutter sp. 1927, und unten hundskutt,
sowie hundsnase.
4) hundsfott, bei den seeleuten, ein kleiner stropp
(kurzes tau), der am stropp eines blockes befestigt
ist, um daran vermittelst eines maulstiches den
läufer oder mantel eines takels festzumachen.
5) das dim. hundsföttchen heiszt bei den buchbindern eine kleine umbeugung an beiden enden
des rückens von pergamentbänden. Jacobsson 6,
124b.