Senior Secured Loans
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Senior Secured Loans
WMP Investment Letter – Dezember 2012 Spezialthema: Senior Secured Loans Nach unserer Einschätzung verlangt das aktuelle Kapitalmarktumfeld nach tiefgreifenden Änderungen in der Anlagepolitik, um die gewünschten realen Zielrenditen dauerhaft erreichen zu können. Viele vormals beliebte Anlagen in der Anlageklasse Anleihen, wie beispielsweise bonitätsstarke Staatsanleihen, weisen inzwischen niedrige bzw. sogar negative reale Renditen bei gleichzeitig signifikantem Durationsrisiko auf. In allen grossen Währungsräumen – US-Dollar, Euro, Britische Pfund, Schweizer Franken und Yen – liegen die Leitzinssätze inzwischen unter einem Prozent. Vor dem Hintergrund dieser Marktbedingungen bieten Senior Secured Loans (Schuldverbriefungen, SSL) – also erstrangig besicherte Kredite an Unternehmen – attraktive Ausstattungsmerkmale: - Eine attraktive risikoadjustierte Rendite - Umfassende Kreditsicherungsmechanismen - Minimales Durationsrisiko als Schutz gegen steigende Zinsen - Eine vergleichsweise geringe Volatilität der jährlichen Anlageergebnisse sowie - Positive Diversifikationseffekte auf Portfolio-Ebene Nachfolgend werden SSL und der Markt für SSL kurz erläutert und dargestellt, weshalb wir Schuldverschreibungen als attraktive Beimischung in der Anlageklasse Anleihen verwenden. Was sind Senior Secured Loans Senior Secured Loans sind nicht-börsennotierte, von einem Konsortium aus Banken und institutionellen Kreditgebern gewährte Darlehen, durch die Unternehmen Zugang zu Fremdkapital erhalten. Obwohl Unternehmen SSL bereits seit Jahrzehnten als Finanzierungsform verwenden, geht der Entwicklungsstart des institutionellen Loan-Marktes erst auf die frühen 1980er Jahre zurück. Durch die schrittweise Professionalisierung in Handel, Abwicklung und Administration von Loans, sowie der Erhöhung der Transparenz, sind SSL zu einer eigenen Anlageklasse gereift. Zu den grössten Loan-Nehmern zählen Burger King, Bausch & Lomb, Toys “R” Us, Ford sowie die europäischen Adressen Fresenius AG, Schaeffler, Alliance Boots bzw. Iberostar. Gläubigerschutzklauseln) gelten SSL jedoch als sicherer als traditionelle Unternehmensanleihen des gleichen Emittenten. An der Strukturierung eines idealtypischen SSL wirken in der Regel drei Parteien mit (vgl. Abbildung 1): Kreditnehmer, Mandated Lead Arranger (Geschäfts- oder Investmentbank) und ein Konsortium von Kreditgebern. Abb. 1: Struktur eines syndizierten Loans Die Kernaufgabe des Mandated Lead Arranger ist es, im Auftrag des Kreditnehmers den Loan zu strukturieren, arrangieren und zu verwalten. Zeitgleich stellt er ein Konsortium von weiteren Kreditgebern zusammen. Die konsortiale Vergabe von betragsmässig sehr hohen Krediten dient primär der Verteilung der Kreditrisiken auf die Konsortialbanken (Kreditsyndizierung). Aufgabe der Kreditgeber ist es, im Rahmen einer ausführlichen Due Dilligence die Bonität, die Kapitaldienstfähigkeit und die gestellten Sicherheiten des Kreditnehmers zu prüfen und zu bewerten. Ziel ist es, sowohl die Risiken als auch das Pricing des Loans richtig zu bewerten. Auch wenn das Loan-Geschäft auf den ersten Blick komplex erscheint, so entspricht es in seiner Grundform dem klassischen Kreditgeschäft von Banken. Lediglich die Syndizierung der Kredite und der Handel im Zweitmarkt stellen Neuerungen dar, die sich erst in den letzten beiden Jahrzehnten entwickelt haben. Entwicklung des Loan Marktes Der Markt für SSL ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Insgesamt hat sich allein in der letzten Dekade das Volumen an den Sekundärmärkten in den USA und Europa verfünffacht. Per Ende Juli 2012 lag das gesamte Marktvolumen bei rund 550 Mrd. Euro, was Loans zu einer ernstzunehmenden Anlageklasse macht (vgl. Abbildung 2). SSL sind traditionell variabel verzinslich, wobei sich der Zins aus dem Referenzzinssatz, üblicherweise dem Libor oder dem Euribor und einer Risikoprämie zusammensetzt. Für Kreditkunden ist die Syndizierung von Loans insbesondere auf Grund ihrer geringeren Kreditkosten und der höheren administrativen Effizienz im Vergleich zu bilateralen, individuell vereinbarten Kreditlinien attraktiv, was das dynamische Marktwachstum für SSL in den USA und Europa erklärt. Typischerweise haben die Kreditnehmer ein Kreditrating unterhalb der Investment-Grade-Einstufung. Durch ihre besonderen Kreditsicherungsmechanismen (u.a. Besicherung des Darlehens, Erstrangigkeit der Gläubigeransprüche, umfassende Abb. 2: Institutionelles Loan-Marktvolumen (USA und Europa, Quelle S&P, per 30. August 2012) 1 WMP Investment Letter – Dezember 2012 Rund 13% des 9,3 Billionen US-Dollar grossen Unternehmensfinanzierungsmarktes in den USA (Primärmarkt) werden durch Loans finanziert, womit diese inzwischen sogar das Volumen von Hochzinsanleihen (High Yield Bonds) als Refinanzierungsmittel übertreffen (12%). Über das letzte Jahrzehnt wurden in Amerika und Europa elektronische Handelsplattformen für Loans etabliert. Zu den bekanntesten Anbietern zählen Markit und Thomson Reuters. Diese Echtzeit-Plattformen vereinfachen und beschleunigen das Settlement der gehandelten Loans und bieten Käufern und Verkäufern u.a. die Möglichkeit der Erfassung und Abrechnung von Umsätzen im Zweitmarkt für Loans. Darüber hinaus werden den Marktteilnehmern weitreichende Informationen zur Verfügung gestellt, wie beispielsweise die tägliche Preisfeststellung für mehrere Tausende von Loans sowie Status- und Ausführungsanzeigen. Asset Manager, welche Loans in Form von Investmentfonds verwalten, sind verpflichtet, die an den Handelsplattformen festgestellten Geld-/Briefkurse für die tägliche Bewertung ihrer Portfolios heranzuziehen. Eigenschaften der Senior Secured Loans Wie bereits eingangs erwähnt, zeichnen sich SSL durch folgende Eigenschaften aus: (1) Eine attraktive risikoadjustierte Rendite Die SSL in den USA weisen per Ende September 2012 einen Renditevorsprung (Spread) von 468 Basispunkten auf1, was wir als attraktiv einstufen (vgl. Abbildung 3). Dieser Renditevorsprung bietet eine komfortable Entschädigung für die Kreditrisiken; die Ausfallrate müsste einen Wert von 25% übersteigen, damit der gesamte Spread durch die Ausfälle getilgt würde.2 (2) Umfassende Kreditsicherungsmechanismen Eine besondere Stärke von SSL besteht darin, dass sie trotz ihrer Klassifizierung als Non-Investment-Grade-Investments über zahlreiche Mechanismen verfügen, um die Gläubiger vor einem Zahlungsausfall zu schützen, bzw. im Insolvenzfall ihre Position gegenüber allen anderen Kapitalgebern zu stärken: 1. Nachhaltige Kreditsicherheiten: SSL sind durch nachhaltige Kreditsicherheiten dinglich abgesichert. Als Kreditsicherheiten dienen sämtliche Unternehmensaktiva wie beispielsweise Immobilien, Maschinen und Patente. Die Prüfung und Bewertung der Werthaltigkeit der Sicherheiten ist wesentlicher Teil der Due Dilligence. 2. Erstrangige Bedienung im Insolvenzfall: SSL-Gläubiger stehen im Rang vor allen anderen Kapitalgebern. Im Falle von Zahlungsausfällen werden Loan-Gläubiger somit als Erste bedient, was im Vergleich zu Hochzinsanleihen zu einer deutlich höheren Verwertungsquote führt. 3. Gläubigerschutzklausel (Covenants): Im Rahmen der Strukturierung von SSL werden Gläubigerschutzklauseln vertraglich vereinbart, die den Handlungsspielraum des Kreditnehmers zu Gunsten einer erfolgreichen Bedienung des Kredits abstecken (Beispiel: SSL-Kreditgeber können den Verkauf eines profitablen Geschäftsbereichs ablehnen). 4. Permanente Kreditüberwachung durch Kreditgeber: Eine strikte Überwachung der wirtschaftlichen Verhältnisse, der Kapitaldienstfähigkeit sowie der Einhaltung der Covenants auf Basis nichtöffentlicher Informationen erhöht die Transparenz und ermöglicht ein frühes Eingreifen des Gläubigers bei Nichteinhaltung. Den Beweis für die nachweislich funktionierenden Kreditsicherungsmechanismen liefern die historischen Rückgewinnungsquoten im Insolvenzfall. Über die letzten 25 Jahre lag die finale Rückgewinnungsquote für SSL bei durchschnittlich 80,3%, während Hochzinsanleihen nur einen Wert von durchschnittlich 48,5% erreicht haben (vgl. Abbildung 4). Abb. 3: Renditeaufschlag per Endfälligkeit (Quelle S&P, per 30. August 2012) Angesichts eines Höchstwertes der Ausfallrate von 10.8%, der im November 2009 in Folge der Subprime-Krise erreicht wurde, werden Investoren nach unserer Einschätzung mit dem aktuellen Spread sehr gut für das eingegangene Risiko entschädigt. Abb. 4: Rückgewinnungsquoten von Senior Secured Loans vs. High Yield Anleihen (Quelle Invesco) 1 Der Durchschnittswert des Spread der US-SSL über die letzten 15 Jahre - korrigiert um die Extremwerte von Oktober 2008 bis März 2009– beträgt 450 Basispunkte. 2 Auf Basis der für den US-Markt verwendeten Parameter (aktueller Spread / Verlustquote im Insolvenzfall von angenommenen 30%). 2 WMP Investment Letter – Dezember 2012 (3) Ein minimales Durationsrisiko als Schutz gegen steigende Zinsen In Folge der quartalsweisen Anpassung der variablen Zinsen an den Referenzzinssatz ist eine vollständige Partizipation am steigenden Marktzins gegeben. Gleichzeitig geht von Zinssteigerungen keine echte Gefahr auf die Kurse von SSL aus, was auf die mit durchschnittlich 45-60 Tagen sehr kurze Duration zurückzuführen ist. In Folge des variablen Zinscharakters wirken Investitionen in SSL wie eine natürliche Absicherung gegen steigende Zinsen. (4) Eine vergleichsweise geringe Volatilität der jährlichen Anlageergebnisse Mit Ausnahme der Subprime-Krise der Jahre 2007 bis 2009 lag die Einjahres-Volatilität seit Auflage des Credit Suisse Leveraged Loan Index im Januar 1992 regelmässig unter 5%. Die Volatilität der SSL ist damit nicht nur geringer als diejenige ähnlicher Anlageklassen (Investment Grade Anleihen und NonInvestment Grade Anleihen), sie ist auch deutlich konstanter. siven Kursrückgangs nicht begründbar, weshalb die Fehlbewertungen bereits im Folgejahr wieder korrigiert wurden (vgl. Abbildung 5). (5) Positive Diversifikationseffekte auf Portfolio-Ebene Auf Grund ihres attraktiven Charakters (kurze Duration, hohe laufende Verzinsung, besondere Kreditsicherungsmassnahmen) und der über verschiedene Zyklen robust verlaufenden Performance, korrelieren SSL nur sehr gering mit anderen Anlageklassen. Dies macht sie aus unserer Sicht zu einem sehr attraktiven Baustein innerhalb der Vermögensallokation. Dies gilt nicht nur in Bezug zu anderen Anlageklassen, sondern auch innerhalb der Anlageklasse Anleihen. So haben beispielsweise SSL im Durchschnitt der letzten 10 Jahre nur sehr gering mit europäischen Unternehmensanleihen und sogar negativ mit europäischen Staatsanleihen korreliert (vgl. Abbildung 6). Ursächlich für diese Konstanz ist die regelmässige Anpassung des Basiszinssatzes der SSL an das aktuelle Zinsniveau. Bleiben sowohl Marktliquidität als auch Bonität des Gläubigers unverändert, so ist der Einfluss von Zinsveränderungen auf die Kurse von SSL nur marginal. Seit Auflegung des Index im Januar 1992 konnte jedes Kalenderjahr mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen werden. Lediglich im Krisenjahr 2008 musste eine negative Performance ausgewiesen werden, die allerdings bereits im Folgejahr überkompensiert wurde. Der Grund für den starken Kursrückgang in 2008 waren zwei Sondereffekte: 1. Die Notwendigkeit des «Deleveraging» zu dem einige Marktteilnehmer im Zuge der Lehman-Insolvenz gezwungen waren. 2. Ein deutlicher Überhang von bereits unterschriebenen, aber noch nicht platzierten Loans in den Bilanzen der Banken. Beide Effekte sorgten für einen massiven Verkaufsdruck auf Loans. Abb. 5: Historische Wertentwicklung von SSL (gemessen am Credit Suisse Leveraged Loan Index, Quelle Invesco) Trotz der markanten Kurskorrektur in 2008 blieben die Cash Flows sehr stabil und fundamental waren grosse Teile des mas- Abb. 6: Korrelationsmatrix (10 Jahre) Risiken bei der Investition in Senior Secured Loans Da es sich bei den SSL im wesentlichen um ein klassisches Kreditgeschäft handelt, sind Investitionen im SSL Markt mit den üblichen Risiken des Kreditgeschäftes konfrontiert. Der Handel der SSL im Zweitmarkt hat sich über das letzte Jahrzehnt stark etabliert, ist jedoch weniger reguliert als die klassischen Börsen für Wertpapiere. Eine tägliche Liquidität ist gewährleistet, aber da es sich bei SSL nicht um verbriefte Wertpapiere handelt, gilt insbesondere das Settlement als anspruchsvoll. Insgesamt kann beobachtet werden, dass sich die Investorenbasis im Vergleich zur Pre-Lehman-Ära wesentlich verändert hat. Angesichts aktuell attraktiver Spreads und der hohen laufenden Zinszahlungen dominieren nun traditionelle Investoren den Loan-Markt. Wie in vielen anderen Bereichen hat auch im Loan-Markt im Zuge der Post-Lehman-Ära eine gesunde Marktbereinigung stattgefunden. Preisvolatilität ist demnach möglich, sollte aber deutlich weniger ausgeprägt sein als im Herbst 2008. 3 WMP Investment Letter – Dezember 2012 Da es sich bei den SSL nicht um verbriefte Wertpapiere im juristischen Sinn handelt, können die Fondsgefässe für SSL per Definition nicht als UCITS-Strukturen aufgesetzt werden. Üblicherweise werden SSL-Funds deshalb für sachkundige Anleger (Qualified Investors) aufgesetzt, beispielsweise über eine sogenannte «Specialised Investment Fund» (SIF)-Struktur nach Luxemburger Recht. Diese SIF’s sind per Definition in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht zum öffentlichen Vertrieb zugelassen, bzw. dürfen nur an qualifizierte Investoren vertrieben werden. Die rechtliche Struktur der Fonds ist jedoch den UCITS / SIVAV Strukturen sehr ähnlich und es handelt sich ebenfalls um kollektive Kapitalanlagen, es müssen insbesondere keine Nachteile befürchtet werden, was beispielsweise die Liquidität oder die Steuertransparenz betrifft. Fazit: Senior Secured Loans als attraktive Beimischung im Bereich der Anlageklasse Anleihen Das aktuelle Kapitalmarktumfeld verlangt nach tiefgreifenden Änderungen in der taktischen Anlagepolitik, um die gewünschten realen Zielrenditen in der Anlageklasse Anleihen dauerhaft erreichen zu können. Die oben dargelegten Eigenschaften der Senior Secured Loans: Eine attraktive risikoadjustierte Rendite, umfassende Kreditsicherungsmechanismen, Schutz gegen steigende Zinsen, eine vergleichsweise geringe Volatilität der jährlichen Anlageergebnisse sowie positive Diversifikationseffekte auf Portfolio-Ebene sprechen für Senior Secured Loans als attraktive Beimischung im Bereich der Anlageklasse Anleihen. Kontakt WMPartners Vermögensverwaltungs AG Strehlgasse 33 Postfach 2591 CH-8022 Zürich Tel. +41 44 219 66 00 Fax +41 44 219 66 11 [email protected] www.wmpartners.ch Haftungsausschluss: Alle Kursangaben sind indikativ, ohne Gewähr und unterliegen Marktschwankungen. Historische Performancedaten sind keine Garantie für zukünftige Erträge. Diese Publikation dient ausschließlich zur Information und stellt kein Angebot, keine Offerte oder Aufforderung zur Offertenstellung, zum Kauf oder Verkauf von Anlage- oder anderen spezifischen Produkten dar. 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