inka-kultur - The Big Myth

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inka-kultur - The Big Myth
INKA-KULTUR
translation for the original English by Patrick Rotter (with special thanks)
VERORTUNG
Das Inkareich entwickelte sich zwischen 1400 und 1500 in einem Gebiet, das heute Peru ist. Vor dem 15. Jahrhundert wurde die Andenregion durch viele verschiedene Volksstämme bevölkert. Unter der Militärführung von
Pachacuti und seinem Sohn Topa Inka, die zwischen 1438 und 1493 Inkakaiser waren, vergrößerte sich der
Inkastaat zu einem riesigen Reich.
Aus geographischer Sicht war das Inkareich kein sehr attraktiver Platz zum Leben. Die nordwestliche Grenze ist
das Küstengebiet des Pazifischen Ozeans, zugleich die trockenste Wüste der Erde. Nicht ein Regentropfen ist
dort in über 500 Jahren gefallen. Die sehr hohen Anden fangen östlich der Wüste mit steilen Berghängen an, die
die Landwirtschaft zu einer großen Herausforderung machen. Die Inkas lösten das Problem, indem sie Terrassen
erstellten und sie mit fruchtbarer Erde füllten, die von den hoch oben liegenden Gebirgstälern geholt wurde.
Östlich der Anden liegt der riesige und feuchte Dschungel des Amazonasbeckens, bewohnt von wilden Stämmen,
die die Inkas nie erobern konnten.
GESCHICHTE
Das Inkareich und dessen Kultur wurden größtenteils von den Spaniern in der grausamsten Eroberung, die je auf
dem amerikanischen Kontinent vor sich ging, zerstört. Unter der Führung von Fransisco Pizarro stahlen die
Spanier über 280.000 Kilogramm Gold von den Inkas, zerstörten und verboten allen Ausdruck einheimischer
Religion und Kultur. Dennoch schafften es viele Traditionen in den Mythen und Kulturen Perus, Ecuadors und
Kolumbiens zu überleben.
Die heute noch Quechua-sprechenden Völker der Anden sind die Nachkommen der Inkas. Sie machen fast 45
Prozent der Bevölkerung Perus aus. Sie leben in eng verbundenen Gemeinschaften und kombinieren die Landwirtschaft und die Haltung von Herdentieren mit einfachen traditionellen Techniken. Ein Großteil der Landwirtschaft wird gemeinschaftlich erledigt. Obwohl der Katholizismus heute die offizielle Religion in diesen Gebieten ist, herrscht in der Praxis eine Mischung der westlichen und der ursprünglichen Andenreligion und -kultur
vor.
RELIGION
Pachacuti reorganisierte die Inkareligion drastisch. Er behauptete, der direkte Nachkomme des Inkasonnengottes
Inti zu sein, der von seinen Untertanen extremen Gehorsam abverlangte. Ihre täglichen Arbeiten wurden fast zur
religiösen Verpflichtung. Pachacuti erschuf einen Kult um sich selbst und den Sonnegott Inti. Täglich trug der
Kaiser neue Kleidung, die alten vom Vorabend mussten verbrannt werden, und er aß nur von goldenen Platten.
Die Inkagesellschaft war eine theokratische Gesellschaft, was bedeutet, dass Politik und Religion vollständig
miteinander verflochten waren. Die Inkareligion kombinierte Eigenschaften von Animismus, Fetischismus und der
Anbetung von Naturgöttern, die die Kräfte der Natur darstellten. Inkarituale schlossen durchdachte Formen der
Weissagung und Opfer von Menschen und Tieren mit ein.
GESELLSCHAFT, WIRTSCHAFT UND POLITIK
Pachacuti und sein Sohn Topa Inka schafften es, die grundverschiedenen Gebiete, bewohnt von mehr als 100
unterschiedlichen Volksstämmen, in einer politische Einheit neu zu ordnen, die Millionen von Menschen versorgen und einkleiden, ungeheure Gebäudebauten durchführen und große Armeen unterstützen konnte. Er nannte
sein neues vereinigtes Königreich Cuzco, und er stellte ein raffiniertes System aus Regierung, Sozialsystem,
Wirtschaft und Religion vor. Er war einer der mächtigsten Alleinherrscher, die überhaupt jemals in der Weltgeschichte existierten. Er war unabhängig von Beratern und traf alle Entscheidungen für seine Untertanen allein.
Der Inkakaiser Pachacuti ernannte sich vor allen anderen zum heiligen Kaiser. Er behauptete, er wäre der direkte
Nachkomme des Schöpfergottes Pachacamac (auch Viracocha genannt). Unter seiner Herrschaft wurde Cuzco
ein `huaca' (ein heiliger Ort), der dem Sonnengott Inti gewidmet war. Pachacuti riss die alten Gebäude aus Ziegel
nieder und ließ die komplette Stadt wieder aus Stein aufbauen. Am Südende der Stadt errichtete er einen Tempel,
der der Sonne und gleichzeitig ihm gewidmet war. Dessen Wände wurden mit einer großen Menge Gold bedeckt.
Eines der größten Probleme der Regierung war die Verteilung von Nahrung und Kleidung. Der Mais, die Kartoffeln und die Baumwolle, die von den Millionen Menschen benötigt wurden, wurden an vielen verschiedenen Orten
im Reich produziert. Die Inkas lösten dieses Problem, indem sie eine Form des praktischen Sozialismus entwickelten. Jedes Dorf produzierte, was sein Ökosystem ermöglichte, und gab seine Überschüsse an andere Dörfer in
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den verschiedenen Gebieten ab. Als Ausgleich empfingen die ärmeren Dörfer, die die ertragsarmen Gebirgsterrassen bewirtschaften, die Produkte, die sie nicht selbst anbauen konnten. Etwas von dem Überschuss wurde
gespeichert, um Soldaten oder Arbeitsmannschaften zu versorgen, die Tempel oder Straßen bauten. Dieses
System wird Reziprozität (gegenseitigkeite Abhängigkeit) genannt, und das ist der Grund, warum die Inkas keine
Märkte hatten. Jeder lieferte und empfing die Notwendigkeiten des Lebens durch dieses System der Reziprozität.
KULTUR
Jedem Inkabürger wurde eine sehr strenge Aufgabe im Leben zugewiesen, angepasst an Alter, Geschlecht und
soziale Position. Kinder mit fünf Lebensjahren hatten z.B. die Verantwortung, das Wasser bis zu den Feldern zu
tragen, wo Erwachsene Getreide anbauten. Und Frauen, die älter als fünfzig waren, mussten Tücher für die
Herstellung von Kleidung spinnen. Sogar physisch und geistig Behinderten wurden täglich Aufgaben gegeben,
die gemäß ihren Fähigkeiten abgestimmt wurden. Eine dieser Aufgaben war es, Mais oder Getreide zu kauen
und den Brei zurück in eine große Schüssel zu spucken. Indem die Inkas diese Substanz zur Gärung bringen
ließen, machten sie ihr eigenes spezielles Getreidebier („Chicha“), das sie bei festlichen Gelegenheiten tranken.
Alle individuellen Verpflichtungen wurden von Bürokraten durch ein System registriert, das Quipu genannt wurde.
Es war eine komplizierte Form der Kommunikation, bei der farbige, mit Knoten versehene Schnüre benutzt
wurden. Dies war die Inkaalternative zum Schreiben, da sie selbst keine Schriftsprache entwickelten. Kaiser
Pachacuti bestimmte auch religiöse Feiertage für seine Untertanen. Sechsmal im Monat wurde im gesamten
Reich mit Festlichkeiten, Vorträge und Paraden gefeiert.
Die Inkas waren unglaubliche Baumeister und Architekten. Ihre Bewässerungssysteme, Paläste, Tempel und
Befestigungsanlagen können in den Anden heute noch bewundert werden. Sie hatten ein leistungsfähiges
Straßensystem, das hauptsächlich für Regierungs- und Militärzwecke benutzt wurde. Eilboten konnten Mitteilungen in Form von geknoteten Schnüren im ganzen Reich verbreiten. Leider wurde dieses Straßennetz auch von
den Spaniern benutzt, was die Eroberung des Inkareiches enorm erleichterte.
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