alte bauten im dorf - Architektenkammer Sachsen
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alte bauten im dorf - Architektenkammer Sachsen
2 0 0 9 ALT E B A U T E N I M D O R F ZEICHNUNGEN AUS DER PLANSAMMLUNG LANDESAMT FÜR DENKMALPFLEGE SACHSEN · ARCHITEKTENKAMMER SACHSEN C. Berndt Bauaufnahme, wohl Königliche Baugewerkenschule Chemnitz, 1907/08 Dresden-Wachwitz, Umgebindehaus, Altwachwitz 5, Ansicht vom Dorfplatz Bezeichnet „C. Berndt, B 4 Chemnitz, BWS 07 – 08“ Beschriftet „Altes Fachwerkhaus am Eingange des Wachwitzgrundes Dorfstraße No 5.“, „Besitzer: Herr Keppler“ Bleistift auf Zeichenkarton; 52,5 x 65,8 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. 11/2007 Bauerngarten in der Oberlausitz, Aufnahme 2008 D as Wohnstallhaus mit Umgebinde und Fachwerk, auch im Erdgeschoss, steht bis zum heutigen Tage am Wachwitzer Dorfplatz unterhalb der rechtsseitigen Elbhänge. Nach umfangreichen Reparaturen erscheint es aber in einem anderen Bilde, als auf der Zeichnung zu sehen ist. Anstelle der zum Zeitpunkt der Bauaufnahme vorhandenen steinernen Stube im Erdgeschoss hinter dem Umgebinde befindet sich heute wieder eine Holzstube. Die in der Darstellung gezeigte Gestaltung des zum Platz gewandten Giebeldreiecks scheint mehr der überlieferten Form zu entsprechen als die jetzige Situation. Mit der Erfassung der besonderen Position des Hauses am gemauerten Bachbett des Wachwitzgrundes ist die perspektivische Darstellung ein bedeutendes Zeugnis zur Geschichte dieses Hauses und des Wachwitzer Dorfplatzes aus den Jahren 1907/1908. Im Gegensatz zur Schwerfälligkeit heutiger Verkehrsbauten erstaunt und entzückt die Leichtigkeit der Brücke mit dem zierlichen Geländer aus dem 19. Jahrhundert im Zuge der heutigen Pillnitzer Landstraße. Mit der darstellerisch doch gekonnt wirkenden Hervorhebung des Umgebindehauses vor der zurückhaltend gezeichneten Umgebungsbebauung und Begrünung gelang dem Zeichner, wohl von der Königlichen Baugewerkenschule Chemnitz, ein nicht nur dokumentarisch interessantes, sondern auch stimmungsvolles Werk. Das Umgebinde mit Kreuzstreben ist am Dresdner Elbhang ebenso zu finden, u. a. an der Schäferei in Pillnitz, wie auch die reiche Andreaskreuzzier. Diese gefügekundlich-gestalterischen Auffälligkeiten lassen eine Datierung des Hauses in das 17. Jahrhundert zu, es gehört damit zu den älteren Zeugnissen der sächsischen Volksbauweise im Dresdner Elbtal. Thomas Noky Dresden-Wachwitz, Altwachwitz 5, Giebelansicht des Umgebindehauses, Aufnahme 2008 Impressum Herausgeber: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen Architektenkammer Sachsen Verlag: Elbhang-Photo-Galerie, Jürgen Frohse Pillnitzer Landstraße 152, 01326 Dresden © Elbhang-Photo-Galerie, 2008 [email protected] Besuchen Sie uns im Internet: www.elbhang-photo-galerie.de © für sämtliche Texte und die Abbildungen: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Schloßplatz 1, 01067 Dresden Fotonachweis für die Abbildungen auf den Vorderseiten: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Wolfgang Junius) Fotonachweis für die rückseitigen Abbildungen: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Wolfgang Junius: Titel, Kalenderblatt 2 – 5, 9 –11), (Thomas Brockow: Kalenderblatt 1), (Thomay Noky: Kalenderblatt 10), (Ulrich Rosner: Kalenderblatt 7), Landesamt für Denkmalpflege Sachsen Bildsammlung (Kalenderblatt 2, 3, 7– 9, 12) Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Kalenderblatt 8, 12). Städtische Museen Zittau, Repro nach einem Foto im Besitz von Frau Christa Kindscher, Zittau (Kalenderblatt 6), Herrn Dr. Igor Jenzen, Direktor des Museums für Sächsische Volkskunst, danken wir vielmals für das Veröffentlichungsrecht des Herrnhuter Bauernschrankes für Kalenderblatt Rückseite September Redaktion: Anita Niederlag und Hartmut Ritschel im Landesamt für Denkmalpflege Sachsen Alle Rechte, insbesondere der Reproduktion und Verbreitung durch Print- und elektronische Medien, vorbehalten. Gestaltung: Holger Friebel Satz und Reprographie: FRIEBEL Werbeagentur und Verlag GmbH Druck: Lößnitz-Druck GmbH Auflage: 800 Exemplare Abbildung auf der Vorderseite: C. Berndt, Dresden-Wachwitz, Umgebindehaus, Altwachwitz 5, Ansicht vom Dorfplatz, 1907/08 (Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. 11/2007) Alfred Nitzsche · Elbisbach bei Bad Lausick, Fachwerkhaus, Dorfstraße, Aufrisse, Grundrisse, Schnitte und Details, 1907 Januar Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Alfred Nitzsche Bauaufnahme, Königlich-Sächsische Baugewerkenschule zu Leipzig, 1907 Elbisbach bei Bad Lausick, Fachwerkhaus, Dorfstraße Aufrisse, Grundriss, Schnitt und Details Bezeichnet „Alfred Nitzsche. III K. Leipzig, Ostern 1907.“ Beschriftet „Wohngebäude des Herrn Meuschke, Elbisbach b. Lausigk, erbaut 1698.“, mit Erläuterungen Feder in Schwarz, Deckfarben auf Zeichenkarton; 51,1 x 71 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. 22/2007 Oben: Elbisbach, Ortsteil von Eulatal, Sitznischenportal mit Inschriftentafel vom Wohnstallhaus, Aufnahme 2008 Unten: Elbisbach, Ortsteil von Eulatal, Balkenbrettdecke mit Säule in der Stube vom Wohnstallhaus, Aufnahme 2008 Elbisbach, Ortsteil von Eulatal, Ansicht der Hoffassade vom Wohnstallhaus, Aufnahme 2008 E lbisbach, ein kleines Straßenangerdorf, befindet sich östlich von Borna am südöstlichen Rand der Leipziger Tieflandsbucht. Das dargestellte Gebäude ist das Wohnstallhaus eines großen Vierseithofes, gegenüber der Kirche an der Kleinen Eula gelegen. Laut Inschrift wurde es im Jahr 1698 von Georg Nöbel errichtet. Der langgestreckte Bau gehört zu den bedeutendsten Bauernhäusern der Region. Bemerkenswert sind außen das prächtige Sitznischenportal aus Rochlitzer Porphyrtuff mit einer Inschriftentafel im gemauerten Erdgeschoss sowie das mit seinen geschweiften Andreaskreuzen aufwändig gestaltete Fachwerk im vorkragenden Obergeschoss. Im Innern fällt neben dem ungewöhnlichen Grundriss die repräsentative Gestaltung auf: Vom Hausflur mit seinen Kreuzgratgewölben in der Mittelachse des Hauses betritt man nach Osten die ehemalige große Stube, die über die gesamte Tiefe des Hauses reichte, jedoch nicht, wie üblich, bis an die Giebelseite. Hier stehen zwischen den korbbogenförmig überspannten Fensteröffnungen Säulen mit farbig gestalteten Pflanzenreliefs. Die Balken der Balkenbrettdecke sind mit Schiffskehlen verziert. Von der großen Stube wurde bald nach der Bauaufnahme 1907 zum Hof eine große Küche abgeteilt. Die verkleinerte Stube zeigt unter der Decke einen gemalten Fries mit ländlichen Szenen und Inschriften. An der Ostseite des Hauses befinden sich ebenfalls gewölbte Wirtschaftsräume; außen ist ein Backofen angebaut. Die Ställe nehmen den westlichen Bereich des Erdgeschosses ein. Das Wohnstallhaus ist bis auf wenige Veränderungen noch weitgehend so bewahrt, wie es 1907 aufgenommen wurde. Es zeugt anschaulich von einer langen Kontinuität des Wirtschaftens und Lebens auf dem Hof, aber auch vom bäuerlichen Selbstbewusstsein in einer ertragreichen Region. Drei Jahrhunderte lang sicherte die Landwirtschaft die Nutzung und Erhaltung der Anlage – heute jedoch erscheint ihre Zukunft ungewiss. Thomas Brockow Ernst Seiferth und Hugo Dinger · Frohnau bei Annaberg-Buchholz, Frohnauer Hammer und Hammerherrenhaus, Sehmatalstraße 3 und 12, Ansichten des Wohnhauses und des Hammers, 1911 Februar So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 Ernst Seiferth und Hugo Dinger Bauaufnahme, Königliche Bauschule Plauen, 1911 Frohnau bei Annaberg–Buchholz, Frohnauer Hammer und Hammerherrenhaus Sehmatalstraße 3 und 12, Ansicht des Hammers Bezeichnet „Ernst Seiferth u. Hugo Dinger Kgl. Bauschule zu Plauen i/V“ Beschriftet „Hammerwerk zu Frohnau i/Erzgeb. Ansicht des Hammers“, „Blatt 7“ Feder in Schwarz auf Zeichenpapier; 39 x 53,8 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. 41/2007 Ernst Seiferth und Hugo Dinger Bauaufnahme, Königliche Bauschule Plauen, 1911 Frohnau bei Annaberg-Buchholz, Frohnauer Hammer und Hammerherrenhaus Sehmatalstraße 3 und 12, Ansicht des Wohnhauses Bezeichnet „Ernst Seiferth u. Hugo Dinger Kgl. Bauschule zu Plauen i/V“ Beschriftet „Hammerwerk zu Frohnau i/Erzgeb. Ansicht des Wohnbaues“, „Blatt 4“ Feder in Schwarz auf Zeichenpapier; 39,8 x 54,1 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. 38/2007 „I m Hüttengrund bei Annaberg liegt in malerischer Schönheit ein alter Eisenhammer, im Erzgebirge weit und breit als der Frohnauer Hammer bekannt. Er ist das letzte Denkmal einer Industrie, die im Erzgebirge einst in großer Blüte gestanden hat. Das Besitztum besteht aus einem stattlichen, weithin sichtbaren Wohnhaus … und aus dem Hammerwerk, das mit seiner bis in den Anfang des 15. Jahrhunderts zurückreichenden Gestalt und Betriebseinrichtung ebenso hohen geschichtlichen und künstlerischen Wert besitzt.“ (Dresdner Anzeiger, 11. Februar 1908) Im 15. Jahrhundert entstand am gleichen Standort eine Getreidemühle, 1498 wurde hier für kurze Zeit die als „Schreckenberger“ bekannte Münze geprägt. Auch die Stadtgründung von Annaberg soll ebenda beschlossen worden sein. Im Jahre 1692 brannte das Hammerwerk ab und wurde sofort in seiner heutigen Form wieder aufgebaut. Kurz darauf erweiterte der damalige Besitzer auch das ältere Wohnhaus zum repräsentativen Hammerherrenhaus, wie wir es heute noch kennen. 1786 gelangte der Frohnauer Hammer in den Besitz der Familie Martin, die ihn bis zu seiner endgültigen Stilllegung im Jahr 1904 betrieb. Ab 1906 setzten vielfältige Bemühungen zur Rettung des vom Abbruch bedrohten Hammerwerks und des Hammerherrenhauses ein. Besondere Verdienste erwarben sich dabei der damalige Amtshauptmann Annabergs, Herr von Welck, und der 1908 gegründete „Hammerbund e. V.“. Mit Hilfe von Spenden, Anleihen, Eintrittsgeldern, Mitgliedsbeiträgen sowie dem Verkauf von Ansichtskarten und Beihilfen des Sächsischen Ministeriums des Inneren Postkarte des Hammerbundes, Frohnauer Hammer und Hammerherrenhaus, 1908 gelang es schließlich, das Hammerherrenhaus als Museum mit Schankstube einzurichten und das Hammerwerk 1925 wieder in Betrieb zu nehmen. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges und den Wirren der Nachkriegszeit konnte 1951 das Hammerherrenhaus wieder hergerichtet und die Gaststätte wieder eröffnet werden, im August 1953 folgte dann auch die Wiederinbetriebnahme des Hammerwerkes. Das zeichnerische Aufmaß beider Gebäude schufen 1911 die Studierenden der Königlichen Bauschule Plauen, Hugo Dinger und Ernst Seiferth. Die bereits 1840 gegründete Baugewerkenschule Plauen erwarb sich bei der Ausbildung von Baumeistern und Architekten große Verdienste, zahlreiche der bedeutendsten Bauten der Stadt Plauen entstanden beispielsweise nach Entwürfen von Lehrern dieser Bildungseinrichtung. Ditte Koch Postkarte, Schmiedewerkstatt im Frohnauer Hammer, wohl 1908 A. Markert · Schlunzig bei Zwickau, Ansicht der Klatschmühle, Moseler Allee 17, 1907 März So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 A. Markert Bauaufnahme, 1907 Schlunzig bei Zwickau, Ansicht der Klatschmühle, Moseler Allee 17 Bezeichnet „A. Markert 07.“ Feder in Schwarz auf blaugrauen Zeichenpaper; 46,9 x 32,6 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. B 13, 2a M alerisch in der Bachaue des Mülsenbaches unweit des kleinen Dorfes Schlunzig, welches heute zu Zwickau gehört, steht die „Klatschmühle“. Die Wassermühle wurde 1555 erstmals als Eigentum von „Simon dem Klatschmüller“ erwähnt. Der Name „Klatsch Mühle“ (seit 1825 in heutiger Schreibweise) soll sich von „Klatschen“ im Sinne von „Klappern“ ableiten. Aber auch das „Klatschen“ der Kutscher mit ihren Peitschen an der unterhalb der Mühle befindlichen Furt, wodurch diese signalisierten, dass sie die Furt passieren wollten, mag zur Namensgebung der Mühle geführt haben. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel erwarb 1816 die Familie Tzschentschler die Mühle, in deren Besitz sie sich noch heute befindet. Bis 1930/31 wurde sie als Öl-, Mehl- und Sägemühle betrieben. Nach Abbruch der alten Mehlmühle errichtete der Müller ein modernes fünfgeschossiges Mahlmühlengebäude, in dem er zunächst Mehl und Futter herstellte (heute Futterschrot und Quetschfutter). Vermutlich gleichzeitig erfolgte die Stilllegung der alten Sägemühle. Zum Mühlenkomplex gehört das Mühlenwohnhaus, ursprünglich ein Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert, welches 1930/31 und 1975 umgebaut wurde. An dieses Haus fügt sich das fünfgeschossige Mahlmühlengebäude von 1930/31 an. Beim Neubau des Mühlengebäudes blieb das Ölmühlengebäude aus dem 19. Jahrhundert erhalten, welches nördlich mit dem Mühlengebäude verbunden ist. Südöstlich steht neben dem Mühlengebäude ein Seitengebäude aus dem frühen 17. Jahrhundert, ursprünglich Stall, Bergeraum und Altenteil der Mühle, heute Laden und Lagerraum. Die ehemalige Scheune im Westen der Hofanlage, vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammend, wurde 1984 unter Beibehaltung des alten Dachstuhls umgebaut. Den straßenseitigen Hofabschluss bildet der ehemalige Schweine- und Pferdestall, ein Fachwerkgebäude aus dem beginnenden 19. Jahrhundert, welches heute als Wohnhaus genutzt wird. Bemerkenswert ist das Gebäude der alten Sägemühle, im Kern vermutlich noch 17. Jahrhundert, welches auf der anderen Uferseite des Mühlgrabens gegenüber dem Mahlmühlengebäude steht. Nach Stilllegung der Säge und dem Ausbau des Sägegatters erfolgte der Umbau zum Lagerschuppen, wobei Teile der alten Konstruktion erhalten blieben. A. Markert fertigte 1907 die auf dem Kalenderblatt abgebildete Zeichnung an. Ob diese auch auf Veranlassung einer Baugewerkenschule entstand, ist nicht bekannt. Ditte Koch Schlunzig, Klatschmühle, mit Gebäude der Sägemühle, Ansicht von Nordosten, Aufnahme um 1991 Schlunzig, Klatschmühle, Blick in den Hof, 1907, Zeichnung von A. Markert (Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung Inv.-Nr. B 13, 2b) Unbekannter Zeichner · Sollschwitz, Bauerngut mit Betkreuz, Blick von der Dorfstraße, um 1900 April Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Unbekannter Zeichner wohl Bauaufnahme, um 1900 Sollschwitz, Bauerngut mit Betkreuz, Blick von der Dorfstraße Beschriftet „Bauerngut zu Solschwitz (O. L.) Ansicht nach der Dorfstrasse.“, mit einigen nachträglichen Bemerkungen Feder in Schwarz auf Zeichenkarton; 28,2 x 41,1 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. B 31, 1a D as malerisch erfasste Bauerngut im sorbischen Altsiedelland der Oberlausitz wird durch das giebelständige Umgebindewohnhaus und die hölzerne Hofeinfahrt geprägt. Nur angedeutet ist auf der Zeichnung das zurückgesetzt liegende Quergebäude mit Strohdachdeckung, vermutlich eine Scheune. Hofanlagen dieser Art finden sich auch heute noch in Sollschwitz bei Wittichenau, so dass das dargestellte Anwesen vermutlich diesem Ort und nicht dem gleichnamigen, kleineren Dorf bei Göda zuzuordnen ist. Bestimmende Merkmale des Hauptgebäudes sind die zweijochige Umgebindekonstruktion mit Knaggen und Spannriegeln, der eckstrebige Fachwerkoberstock, die Abseite mit Blockbau im Erdgeschoss und der schön ausgeführte Holzzierrat im Giebeldreieck, der sich auch am großen Hoftor wieder findet. Die Hofeinfahrt mit Tor und Pforte ist noch unberührt vom allgemeinen Versteinerungsvorgang und zeigt sich als Holzkonstruktion mit interessantem Gefüge. Leider besteht das Haus – zumindest in der abgebildeten Form – nicht mehr, denn im Wittichenauer Ortsteil Sollschwitz hat sich kein Gebäude mit sichtbarer Umgebindekonstrukion erhalten, im Gödaer Ortsteil Sollschwitz nur ein vom dokumentierten Haus abweichendes Beispiel. Dagegen trifft man das Betkreuz mit Christusfigur, wie es links auf der Zeichnung dargestellt ist, noch häufig im katholisch geprägten sorbischen Siedlungsgebiet an. Allein in Sollschwitz bei Wittichenau stehen siebzehn dieser besonderen, teils steinernen, teils in Holz ausgeführten Zeugnisse volkstümlicher Frömmigkeit. Ulrich Rosner Betkreuze in Sollschwitz/Sulšecy bei Wittichenau, Aufnahmen 2008 Richard Bauer und Fritz Drechsler · Kleinbothen, Greifenhain, Hirschfeld und Althen, Hofanlagen, Ansichten, Grundrisse und Schnitte, 1899 Mai Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Richard Bauer und Fritz Drechsler Bauaufnahmen, 1899 Kleinbothen, Greifenhain, Hirschfeld und Althen, Hofanlagen Ansichten, Grundrisse, Schnitte Bezeichnet „AUFGEN. VON ARCHITEKT RICHARD BAUER“; 24 April 99 gez. Fritz Drechsler Architekt“ Beschriftet „ BAUERNHAUS IN KLEINBOTHEN. WOHHAUSGIBEL IN GREIFENHAIN …“, mit Erläuterungen Feder in Schwarz auf Zeichenkarton; 66,4 x 88 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. B 15, 7a D ie Bauaufnahme, die 1899 von den Architekten Richard Bauer und Fritz Drechsler angefertigt wurde, dokumentiert Bauten aus Dörfern in Nordwestsachsen. Geprägt ist die Region durch eine flache bis leicht hüglige Landschaft, die seit alters her landwirtschaftlich genutzt wird. Die beiden schönsten Bauten auf dem Blatt sind Bauernhäuser aus Greifenhain nahe Frohburg. Ihr schmuckreiches Fachwerk ist in der Gegend keine Ausnahme. Deutliche Verwandtschaft gibt es zum Fachwerkbau im benachbarten Altenburger Land. An dem erhaltenen Bauernhaus Rodaer Weg 11 (erbaut 1752), dessen Giebel mit kunstvollen floralen Motiven und den Initialen HH verziert ist, wird erkennbar, dass das Umgebinde in dieser Landschaft früher eine verbreitete Konstruktion war. Außer dem Hausgiebel ist von dem Gebäude auch der Grundriss im Zusammenhang mit Schönau, Ortsteil von Frohburg, Schönauer Hauptstraße 15, der Gesamtanlage des Vierseithofes festgehalten (Mitte Umgebindehaus, Aufnahme 2008 unten). Bei dem anderen Greifenhainer Bauerngut, das die Zeit nicht überdauerte, ist neben dem aufwändigen Fachwerk die überdachte Toreinfahrt bemerkenswert. Hoftore dieser Art trifft man heute in Westsachsen nur noch selten an. Ein schönes Beispiel existiert in Löbnitz-Bennewitz bei Groitzsch. In Ansicht, Grundriss und mehreren Details gibt das Blatt ein kleinbäuerliches Haus in Kleinbothen bei Grimma wieder. Wo das heute verlorene Gebäude im Dorf seinen Standort hatte, ist nicht bekannt. Es handelte sich um ein typisches Wohnstallhaus mit dreizonigem Erdgeschoss, bestehend aus Wohn-, Flur- und Stallteil. Von der Küche aus, die sich in der Mitte an den Flur anschloss, wurde auch der Backofen bedient, der an der vom Hof abgewandten Gebäudeseite angebaut war. Beachtenswert ist, dass offenbar alle Dächer des kleinen Bauerngutes um 1900 immer noch eine Strohdeckung hatten. Mit den beiden übrigen Zeichnungen, die das Blatt vervollständigen, wird zwei Elementen der ländlichen Bauweise Beachtung geschenkt, die heute immer seltener werden. Das Taubenhaus aus Hirschfeld bei Leipzig stand frei im Hof auf einem massiven Pfeiler. An dem Stall in Althen (ebenfalls bei Leipzig) war ein Obergeschosslaube vorhanden, die den Zugang zu dahinter liegenden Räumen gewährte und auch als Trockenplatz genutzt werden konnte. Ein besonderes Interesse verdient die Frage nach den Verfassern des Blattes. Fritz Drechsler (1861 - 1922) war, als die Zeichnung entstand, bereits ein gestandener Architekt. Er arbeitete nach seinem Studium zehn Jahre im Atelier von Arwed Rossbach, wo auch Richard Bauer, der andere Autor des Blattes, tätig war. Offensichtlich haben beide Architekten hier eine gemeinsame Auftragsarbeit erfüllt, die wohl für eine Veröffentlichung verwendet werden sollte. Thomas Trajkovits Löbnitz-Bennewitz, Ortsteil von Groitzsch, Haus Nr. 17, Toranlage, Aufnahme 2008 Wilhelm Fröhlich · Dittelsdorf bei Zittau, Umgebindehaus Nr. 164, Ansicht des Eingangsportals mit hölzernem Türstock von 1682, 1915 Juni Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Wilhelm Fröhlich Dittelsdorf bei Zittau, Umgebindehaus Nr. 164, Ansicht des Eingangsportals mit hölzernem Türstock von 1682, 1915 Beschriftet „Wilh. Fröhlich Zittau 1915“ Feder in Schwarz und Braun, Deckfarben; 35,5 x 48 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. B 29, 22a Dittelsdorf, Haus Nr. 164 (Dorfstraße 24), Aufnahme vor 1947 Die historische Fotoaufnahme zeigt einen Teil des alten Umgebindehauses mit dem Türstock im ursprünglichen Einbauzustand. Nach dem Abriss des Hauses entstand auf dem Grundstück ein Neubau. Dittelsdorf, Haus Nr. 164 (Dorfstraße 24), Aufnahme vor 1947 Im Vergleich mit den Hausbewohnern, die sich vor dem Eingang versammelt haben, werden die zierlichen Proportionen des Türstocks besonders deutlich. D ie kolorierte, leicht idealisierende Zeichnung des bekannten Oberlausitzer Malers Wilhelm Fröhlich (1849 – 1923) zeigt den Eingangsbereich des Bauernhauses Nr. 164 (Dorfstraße 24) in Dittelsdorf bei Zittau. Dieses nicht mehr bestehende Gebäude war eines jener zahlreichen Umgebindehäuser, wie sie das Ortsbild von Dittelsdorf bis in die Gegenwart prägen. Dargestellt hat der Maler einen reizvollen Kontrast: hier die praktischen Gegenstände des Alltags, die durch die offene Tür zu sehen sind, dort das anspruchsvolle hölzerne Eingangsportal, dessen Verdachung von zwei kleinteilig profilierten Säulen gestützt wird. Dieses Portal, in der Gebälkzone bezeichnet „16 CHRISTIANUS ROTHMAL 82“, wurde beim Abbruch des Gebäudes 1947 gerettet und gelangte in die Sammlungen der Städtischen Museen Zittau, wo es sich noch heute befindet. Sein kunst- und baugeschichtlicher Stellenwert ist ein besonderer, denn es ist der einzige Türstock in einfachen Renaissanceformen und zugleich wohl das älteste Eingangsportal überhaupt, das sich von einem ländlichen Wohnhaus in der Oberlausitz erhalten hat. Die eigentliche Blütezeit der Oberlausitzer Türstöcke beginnt auf dem Land erst nach 1700 mit dem aufkommenden Barockstil und mit der wirtschaftlichen Erstarkung der Dörfer durch die Hausweberei und den Leinwandhandel. Obwohl weiterhin Portale auch aus Holz gefertigt wurden, dominiert nun die massive Ausführung in Sandstein oder Granit. Ulrich Rosner H. Donath · Ebersbach/Sa., Hofanlage mit Umgebindehaus, Nr. 55, heute Steinstraße 1, Ansichten, Grundriss und Schnitt, 1899 Juli Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 H. Donath Bauaufnahme, Königliche Baugewerkenschule Zittau, 1899 Ebersbach/Sa., Hofanlage mit Umgebindehaus, Nr. 55, heute Steinstraße 1 Ansichten, Grundriss, Schnitt Bezeichnet „H. Donath. Curs IV. Sommer Semester 1899. Königl. Baugewerkenschule in Zittau.“ Beschriftet „Wohnhaus in Ebersbach. No. 55.“, mit nachträglichen Beschriftungen Feder in Schwarz auf Zeichenkarton; 68 x 48,9 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. 3/ 2007 Ebersbach, Steinstraße 1, Aufnahme um 1900 Auf der historischen Fotoaufnahme präsentiert sich das Gebäudeensemble noch vollständig, einschließlich der dem Haupthaus vorgelagerten Scheune. Ebersbach, Steinstraße 1, Ansicht des Umgebindehauses, Aufnahme 2008 Im Vergleich mit der historischen Aufnahme werden die inzwischen eingetretenen Verluste und Veränderungen deutlich. E ine der zahlreichen, an der Zittauer Baugewerkenschule um 1900 entstandenen Bauaufnahmen zeigt die Hofanlage Nr. 55 (Steinstraße 1) in Ebersbach, die in Teilen bis in die Gegenwart überdauert hat. Der Zeichner hat sich um Genauigkeit bemüht, wobei heutige Maßstäbe an bestandsgetreue Aufmaße hier nicht anzulegen sind. In Ebersbach, das einst zu den größten und führenden Weberdörfern der Oberlausitz zählte und sich heute durch einen der reichsten Bestände historischer Umgebindehäuser auszeichnet, hatte das Gehöft Nr. 55 schon immer einen besonderen Stellenwert; sein Haupthaus galt lange Zeit als ältestes Gebäude des Ortes. Die ungewöhnliche Baugruppe, die teilweise noch auf das 17. Jahrhundert zurückgeht, besteht aus zwei parallel, aber etwas versetzt angeordneten Wohn- und Wirtschaftsgebäuden und einem im rechten Winkel angefügten kleinen Nebenhaus. Für diese spezielle Gebäudeanordnung ist in der Region bislang kein zweites Beispiel bekannt geworden. Das Hauptgebäude zeigt als Umgebindehaus in Stockwerkbauweise ein typisches Südlausitzer Gefüge, ebenso das Nebenhaus. Eindrucksvoll präsentiert sich die Dachlandschaft aus steilen, strohgedeckten Satteldächern, die ihren charakteristischen „Knick“ den langen Aufschieblingen der Dachkonstruktion verdanken. Auf dem Grundriss und im Schnitt der Bauaufnahme sind die Gebäudeteile, die in Blockbauweise ausgeführt sind, hellgrau angelegt, die übrigen Bereiche schwarz. Deutlich zeichnet sich auch der gezogene Schornstein ab. Mit dem Abbruch des Seitengebäudes in den 1920er Jahren ging nicht nur ein regionaltypisches Umgebindehaus, sondern auch ein Teil der markanten, Haupt- und Nebenhaus verbindenden Oberlaube verloren. Dieser Eingriff, der die überaus malerische Gebäudegruppierung erheblich beeinträchtigte, wurde bereits damals, lange vor der Unterschutzstellung des Anwesens, als Verlust für die Oberlausitzer Hauslandschaft empfunden. Ulrich Rosner Oberlausitzer Ofen, Aufnahme vor 1945 W. Tittel · Breunsdorf bei Borna, Taubenhaus im Pfarrhof, 1910 August Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 W. Tittel Breunsdorf bei Borna, Taubenhaus im Pfarrhof, 1910 Bezeichnet „W. Tittel. 1910. Dresden. Teilnehm. a. Zeichenlehrerkurs.“ Beschriftet „Taubenhaus. Pfarre Breunsdorf. Bez. Leipzig“ Deckfarben auf Zeichenpapier; 51,9 x 33,7 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. 85/2008 Breunsdorf, Taubenhaus im Pfarrhof, Aufnahme vor 1945 Kürbitz, Ortsteil von Weischlitz, Blick in den Hof vom Herrenhaus, mit Taubenhaus, Aufnahme 1938 T auben zählen seit langer Zeit nicht nur wegen ihrer vielfachen symbolischen Bedeutung, sondern ebenso als Haustiere zu den Begleitern des Menschen. Ihre Haltung scheint allerdings auch in der Vergangenheit weniger aus wirtschaftlichen Gründen, vielmehr aus Liebhaberei betrieben worden zu sein. Sie war streng reglementiert und leitete sich aus der Größe des Flurbesitzes ab (max. 10 Paare je Hufe). Der Fleischertrag war zwar fein, aber doch verhältnismäßig gering, so dass folgender Spruch nicht überrascht: „Wer sein Geld nicht kann sehen liegen, der kaufe Tauben, dann sieht er’s fliegen“. Dennoch haben sich in Sachsen rund 140 denkmalgeschützte Taubenhäuser erhalten, deren Zahl vermutlich zurückgehen wird. Der wohl zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtete Taubenpfeiler im Pfarrhof Breunsdorf ist von Südosten dargestellt, im Hintergrund erkennt man das 1796 erbaute Pfarrhaus. Auf einem runden, verputzten Pfeiler ruht die offene Holzkonstruktion des Taubenhauses, dessen Westseite verschalt ist. Es ruft in Erinnerung, dass evangelische Pfarrer erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ein festes Gehalt beziehen. Zuvor waren sie, erst recht auf dem Lande, auf die Erträge des zur Pfarrstelle gehörenden Pfarrlehns angewiesen, das entweder verpachtet oder durch sie selbst bewirtschaftet wurde. Mit einer Größe von ca. 22 ha gehörte das Breunsdorfer Pfarrlehn zu den mittleren bis größeren Gütern des Ortes. Für die Fortführung des Braunkohletagebaus „Vereinigtes Schleenhain“ wurde das ca. 7 km westlich von Borna gelegene Breunsdorf 1995 komplett abgebrochen. Nachdem Teile des Taubenpfeilers lange Zeit eingelagert waren, hat ihn 2000 ein Bauunternehmer in Benndorf bei Frohburg wieder aufgebaut. Von Tauben bewohnt ist er noch nicht. Hartmut Ritschel Paul Hertwich · Sebnitz-Amtshainersdorf, Umgebindehaus, Nr. 31 · Ansichten, Schnitt und Grundriss, 1899 September Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Paul Hertwich Bauaufnahme, Königliche Baugewerkenschule Zittau, 1899 Sebnitz-Amtshainersdorf, Umgebindehaus, Nr. 31 Ansichten, Schnitt und Grundriss Bezeichnet „Paul Hertwich. Curs IV. S. Semester 99. Kgl. Baugewerkenschule Zittau.“ Beschriftet „Feldhäusler-Wirtschaft in Amtshainersdorf b/Sebnitz in Sachsen. No. 31“, mit Legende Feder in Schwarz auf Zeichenkarton; 67 x 48,9 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. B 1, 7a D as Wohnstallhaus mit Holzstube, Stubenkammer, Umgebinde und Oberstockfachwerk zeigt mit einem im rechten Winkel zum First angesetzten Erweiterungsbau als Stall und Scheune die Steigerung der wirtschaftlichen Kraft des Anwesens. Beide Teile des Hauses zeigen eine Strohdeckung auf, wie sie um 1900 weit verbreitet war. Der im Grundriss in seiner Birnenform gut zu erkennende Backofen ragt hinter der Küche aus der Hauswand heraus, ist hier aber vom Scheunenanbau wieder überbaut worden. Derartige Einzelheiten sind heute kaum noch zu finden, besonders das Strohdach ist nicht mehr gebräuchlich. Das Blatt vereinigt die stimmungsvolle Perspektive mit den sachlich angelegten Ansichten, einem Grundriss und einem Schnitt. In den Blickpunkt stellt der Zeichner von der Königlichen Baugewerkenschule Zittau den Schrägblick auf das Anwesen, der mit anmutig gezeichnetem Bewuchse, Großmutter mit Kind und Hund sowie einer bewegten Anhöhe hinter dem Haus wohl weniger die Wirklichkeit der Feldwirtschaft und Tierhaltung als das idealisierte Landleben träumerisch zum Ausdruck bringen wollte. Umgebinde, Holzstube, Fachwerk und verbretterter Giebel zeigen Formen, wie sie aus der Oberlausitz bekannt sind und auch in der Sächsischen Schweiz um 1800 verwendet werden. Der Scheunenbau mit Durchfahrt und Laube wird in der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet worden sein. Die in beiden Bauphasen in die Giebeldreiecke eingesägten kleinen Öffnungen, hier schwarz gezeichnet, dienten Tauben, wie am Scheunengiebel, und Eulen oder anderen Vögeln, wie am Hausgiebel, als Quartier. Auch Fledermäuse fanden durch diese Löcher Zugang zu idealen Ruheplätzen. Die Nähe des Menschen zur Natur zeigte sich vor 100 Jahren noch weitaus mehr als in unserer technisierten Welt. Herrnhuter Kleiderschrank, 1793, Museum für Sächsische Volkskunst, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Aufnahme 2008 Thomas Noky Umgebindehaus in Taubenhain mit Verschieferung, Aufnahme um 1920 Max Menschel, Konstruktionszeichnung eines Umgebindehauses, nach 1950 (Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. 94/2007) Die Zeichnung dokumentiert anschaulich gestalterische und konstruktive Details eines Oberlausitzer Umgebindehauses. Gut zu erkennen sind beispielsweise die Elemente der Umgebindekonstruktion (Stütze, Knagge, Spannriegel) und der Aufbau einer Blockstube einschließlich der inneren, verschiebbaren Fensterläden. Otto Schneller · Hilbersdorf bei Freiberg, Ansicht von Wohnhaus und Scheune vom Feld aus gesehen, Hauptstraße 3, 1904/05 Oktober Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Otto Schneller Bauaufnahme, Königliche Baugewerkenschule Leipzig, 1904/05 Hilbersdorf bei Freiberg, Ansicht von Wohnhaus und Scheune vom Feld aus gesehen, Hauptstraße 3 Bezeichnet „Otto Schneller. Königliche Baugewerkenschule Leipzig. K- IIIB. 04-05. Feder in Schwarz und Braun, Deckfarben auf Zeichenkarton; 49,6 x 69,6 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. 124, 2007 Hilbersdorf, Hauptstraße 3, Hofansicht des Wohnhauses, Ausschnitt aus einer Bauaufnahme mit Schnitten und Ansicht, 1905, Zeichnung von Otto Schneller (Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. 123/2007) Hilbersdorf, Hauptstraße 3, Grundriss vom Erdgeschoss des Wohnhauses, Ausschnitt aus einer Bauaufnahme mit Grundrissen und Schnitten, 1905, Zeichnung von Otto Schneller (Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. 122/2007) D urch seine dominante Lage am Ortsausgang von Hilbersdorf in Richtung Freiberg und sein altertümliches Erscheinungsbild erregte das Fachwerkhaus nicht nur die Aufmerksamkeit des Zeichners im Jahr 1904/1905. Auch 100 Jahre später, nun leider schon im Verfall begriffen, fasziniert das Gebäude durch sein offenkundig hohes Alter und seine inzwischen nur noch selten anzutreffende Fachwerkkonstruktion. Eine dendrochronologische Untersuchung ergab, dass das Wohnhaus 1642 erbaut wurde und damit wohl eines der ältesten noch erhaltenen ländlichen Wohnhäuser in Hilbersdorf ist. Zum Gebäude gehört eine kleine Scheune, die bereits 1786 vorhanden war und vermutlich 1909 aufgestockt wurde. Das mit dem Wohnhaus verbundene kleine Seitengebäude mit Stall für wenige Haustiere wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut. Während Wohnhaus und Scheune 1904 noch mit Stroh gedeckt waren, erhielt das kleine Seitengebäude bereits eine Ziegeldeckung. Die auf dem Kalenderblatt abgebildete Zeichnung von 1904 scheint zumindest nach gegenwärtigem Wissensstand der einzige bildliche Nachweis für Stroh gedeckte Gebäude in Hilbersdorf zu sein. Hilbersdorf, Hauptstraße 3, Blick von Im Grundbuch wird das Anwesen als Gartennahrung und Viertelhufengut bezeichnet. der Straße auf das Wohnhaus von 1642, Aufnahme Thomas Noky, 2007 Bereits vor 1546 erwähnt, lag das Anwesen 1633, wohl als Folge des Dreißigjährigen Krieges, wüst und wurde 1642 durch Christoph Karpfe (auch Karppe) erworben. Vermutlich war Christoph Karpfe der Bauherr des heute noch erhaltenen Wohnhauses. Leider ist dessen Beruf nicht überliefert. Nachfolgende Besitzer waren vielfach im Bergbau als Hauer oder Steiger beschäftigt und betrieben die kleine, zum Haus gehörende Landwirtschaft zur Eigenversorgung. Die auf dem Kalenderblatt abgebildete Zeichnung fertigte Otto Schneller an, der 1904/05 an der Königlichen Baugewerkenschule Leipzig studierte. Die Leipziger Baugewerkenschule wurde 1838 unter Einbeziehung der bereits existierenden Bauabteilung der Leipziger Kunstakademie gegründet. Ebenso wie die anderen Baugewerkenschulen wurden hier Bautechniker und Architekten ausgebildet. Ditte Koch W. Neidel · Eschenbach bei Schöneck, Schönecker Straße 7, Umgebindehaus, Ansichten und Schnitte, um 1905 Paul Heinrich · Bad Elster, Landwüst und Arnsgrün, vogtländische Fachwerkhäuser, Ansichten und Details, um 1905 November So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 W. Neidel Bauaufnahme, Königliche Baugewerkenschule Plauen i. V., um 1905 Eschenbach bei Schöneck, Schönecker Straße 7, Umgebindehaus, Ansichten und Schnitte Bezeichnet „Nach Natur aufgenommen von W. Neidel unter Anleitung des Herrn Prof. Symmank, Kgl. Baugewerkenschule zu Plauen.“ Beschriftet „Vogtländisches Bauernhaus. Erbaut 1746 in Eschenbach bei Schöneck.“, mit Erläuterungen Feder in Schwarz auf Zeichenkarton; 68,5 x 66,8 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. B 10, 2a Paul Heinrich Bauaufnahme, Königliche Baugewerkenschule Plauen i. V., um 1905 D as Wohnstallhaus mit Holzstube und Giebelgebinde ist in den Seitenansichten gezeichnet, dadurch wird die für das vogtländische Bauernhaus schon als typisch zu bezeichnende Hanglage deutlich erkennbar. Die bei größeren Wohnstallhäusern um die Mitte des 18. Jahrhunderts im Vogtland anzutreffende Zweigeschossigkeit zeigt dieses Haus in der immer wieder verwendeten Gefügekombination von Blockbau im Erdgeschoss und Fachwerk im Obergeschoss, in welches eine kurze Oberlaube eingeordnet ist. Die durch einen Zeichner der Königlichen Baugewerkenschule Plauen i. V. im Jahre 1905 angefertigte Aufnahme verzichtet auf stimmungsvolles Beiwerk, reizt dafür aber mit einer aufwendigen, lebendigen Struktur der Oberflächen der Baustoffe das Auge des Betrachters. Die kurze Schraffur der Dachflächen deutet eine Holzschindeldeckung an, wie sie heute noch oft unter den Blechdeckungen der jüngeren Zeit liegt. Der erfasste Zustand des Hauses zeigt bereits bauliche Veränderungen. Wie beim vogtländischen Bauernhaus üblich, besteht die Holzstube aus einem eigenständig abgezimmerten Block, an den sich der ebenfalls in Blockbauweise errichtete Flur- und Stallbereich mit genuteten Endständern ohne konstruktive Bindung anschließt. Auf der zugewandten Eingangsseite des Hauses ist die Flurwand noch als Holzwand dargestellt, die Stallwände und die der Küche unter der abgewandten Traufe sind als verputztes Bruchsteinmauerwerk gezeichnet. Der Ersatz der Erdgeschossblockwände durch Bruchsteinmauern ist ein nicht nur im Vogtland im 19. Jahrhundert verbreiteter Vorgang. Heute ist nur noch der vordere Teil des Hauses mit der Stube und dem Giebelgebinde erhalten, dadurch erreicht die Zeichnung einen besonderen dokumentarischen Wert. Das Blatt darüber gibt einen Einblick in den Reichtum der Giebel- und Umgebinde im Vogtland. Im Gegensatz zum Altenburgischen mit seinen weniger zierreichen Doppelständerumgebinden und den kräftiger ausgeformten Oberlausitzer Formen erscheinen die vogtländischen Gefüge um 1800 schlanker, lebendiger und verspielter in ihrer Formensprache. Thomas Noky Bad Elster, Landwüst und Arnsgrün, vogtländische Fachwerkhäuser, Ansichten und Details Bezeichnet „Aufgenommen und aufgetragen des Herrn Oberlehrer Symmank: Paul Heinrich, Curs III. Beschriftet „Vogtländische Fachwerksbauten.“, mit Erläuterungen Feder in Schwarz auf Zeichenkarton; 50,8 x 67,3 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. B 10, 8a Eschenbach bei Schöneck, Umgebindehaus Nr. 7, Ansicht von der Schönecker Straße, Aufnahme 2008 Kachelofen in der Wohnstube eines vogtländischen Bauernhauses, Ausschnitt aus einer Zeichnung zu vogtländischen Bauweisen, um 1905, Zeichnung von W. Neidel (Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. B 10, 12a) Festtrachten aus dem Vogtlande, aus: „Sächsische Volkstrachten und Bauernhäuser“, Dresden 1897, Hrsg. Landbauinspektor Schmidt, Maler Oskar Seyffert und Jean Louis Sponsel Hans Degelmann und Otto Märtens · Cröbern bei Leipzig, Dorfkirche, Ansicht der Südfassade mit Turm, 1911 Dezember Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do Fr Sa So Mo Di Mi Do 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Hans Degelmann und Otto Märtens Bauaufnahme, Königlich-Sächsische Bauschule Leipzig, 1911 Cröbern bei Leipzig, Dorfkirche, Ansicht der Südfassade mit Turm Beschriftet „Aufnahme zum Wettbewerb des Vereins für Volkskunde für das Königreich Sachsen. Die Dorfkirche in Cröbern. Süd-Ansicht gezeichnet im Maßstab 1:40. Erbaut in den Jahren 1750 bis 1755. Aufgenommen von Hans Degelmann & Otto Märtens im Sommer 1911.“, „Blatt 4“, mit Maßangaben Feder in Schwarz, Deckfarben auf Zeichenkarton; 93,3 x 71,1 cm Dresden, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen; Plansammlung, Inv.-Nr. 64/2007 Z u Beginn des 20. Jahrhunderts veranstaltete der Verein für sächsische Volkskunde jährlich einen Wettbewerb, um Darstellungen volkskundlich wichtiger Gegenstände und Baulichkeiten zu erlangen. Zwei Studenten der Königlich-Sächsischen Bauschule in Leipzig maßen hierzu 1911 die evangelische Dorfkirche von Cröbern auf, etwa auf halbem Wege zwischen Gaschwitz und Güldengossa gelegen. Außer der Ansicht von Süden reichten sie noch vier weitere Blätter ein (Grundriss, Schnitte). An diesen Zeichnungen fällt besonders auf, wie detailliert das Bauwerk wiedergeben wird – als hätte man sein späteres Schicksal geahnt: Erbaut 1750 – 1755 nach einem Entwurf von Johann Gottfried Schmiedlein, Stadtvogt und Obermeister der Leipziger Maurerinnung, wurde die Kirche 1970/72 mit dem gesamten Ort ein Opfer des Braunkohlentagebaus. Mit einem Chor im 3/8-Schluss und der an Nordund Südseite angebauten Patronatsloge und Sakristei gehörte sie zum verbreiteten Typus des Emporensaals, wie ihn etwa auch die älteren Bauten in Hof (bei Oschatz) und Gautzsch (heute Markkleeberg-West) verkörpern. Die verputzten Fassaden wurden durch Lisenen gegliedert, für die Werksteine der Gewände und Gesimse kam Rochlitzer Porphyrtuff zum Einsatz. Die Fotos vom Inneren geben die Wirkung des Raumes und seines bemerkenswerten Interieurs nur unvollkommen wider. Immerhin gelang es, einzelne Ausstattungsstücke in andere Kirchen umCröbern bei Leipzig, Dorfstraße mit Blick zur Kirche, Aufnahme 1939 zusetzen und so vor der Vernichtung zu bewahren: Der vom Grimmaer Bildhauer Johann Christoph Regel geschaffene Kanzelaltar mit den Statuen von Moses und Johannes dem Täufer gelangte nach Frankenau und der Prospekt der Patronatsloge nach Beerwalde (beides nahe Mittweida). In der Katharinenkirche Großdeuben fand die vom Silbermannschüler Christian Ernst Friederici aus Gera erbaute Orgel einen neuen Standort; Teile der Empore wurden in Schmannewitz und in der Oberkirche Cottbus wiederverwendet. Mehrere Grabplatten kamen in die Georgenkirche Rötha und ein spätgotisches Kruzifix nach Baalsdorf. Ironie der Geschichte ist es, dass „Cröbern“ heute im Namen einer großen Mülldeponie südlich von Leipzig fortlebt, abseits der früheren Lage des Dorfes. Hartmut Ritschel Cröbern bei Leipzig, Dorfkirche, Blick zum Altar, Aufnahme 1970 Cröbern bei Leipzig, Dorfkirche, Patronatsloge, Aufnahme 1970