Kleeblatt 1-2016 - Alfa Romeo Club 2000 + 2600

Transcrição

Kleeblatt 1-2016 - Alfa Romeo Club 2000 + 2600
1/2016
Club-Magazin Alfa Romeo 2000 + 2600
Alfa Romeo
1
Editorial: Wird alles gut?
Liebe Clubmitglieder
wurde, ist nicht mehr viel zu spüren.
Was für ein Jahr für die Alfisti! Die
neue Giulia wurde am 24. Juni 2015
mit viel Brimborium lanciert, das
renovierte und völlig neu gestaltete Museum endlich wiedereröffnet.
Endlich ausschliesslich positive
Nachrichten - seit Jahren wurde die
Alfa-Romeo-Gemeinde nicht mehr
mit soviel guten NEWS verwöhnt.
Denn auch mit dem Museum ist
es nicht allzuweit her, die Besucherzahlen entwickeln sich nicht
nach den Vorstellungen der FCAGroup. Synergien aus der in der
Nähe stattfindenden Weltausstellung sind ausgeblieben, Mehrbesucher wurden nicht generiert.
Leider ist es so, dass beide NEWS sich als Strohfeuer
- im schlechtesten Fall gar als veritable Rohrkrepierer
entpuppen. Die neue Giulia (siehe Seite 4 als ausführliche Betrachtung) hat nie und nimmer das Charisma
des 156ers oder 159ers. Und wie es scheint (und in
Ökonomie- + Wirtschaftspostillen der letzten Wochen
publiziert wurde), scheint FCA (pardon Fiat Chrysler
Automotive) das Geld auszugehen, bevor das neue
Modell richtig lanciert wurde. Aus Amsterdam (Turin
und Mailand sind ja längst gestorben) wurde signalisiert, dass mit der Einführung des SUV und des Oberklasse-Modells vorderhand nicht zu rechnen sei.
Obwohl: Es gilt ausnahmsweise den Verantwortlichen
für die Renovation des Museums ein grosses Kompliment auszusprechen. Das unter Schutz stehende
Gebäude wurde sanft renoviert, das Ausstellungskonzept ist ein wahres, mehrstufiges Feuerwerk. Waren
die Alfa-Romeo-Modelle früher lieblos aneinandergereiht,lebt das Museum heute nach dem Motto „weniger ist mehr“. Dafür werden die Autos liebevoll präsentiert und ausgeleuchtet und auch der Rennsportvergangenheit wurde man sich in Amsterdam (endlich)
wieder bewusst. Ein ausführlicher Bericht ist Seite 20
nachzulesen.
Vielmehr bleibt dem grossen Zampano Sergio Marchionne nichts anderes übrig, als die beiden Modelle, die
er Anfang 2015 dem Tode weihte, nämlich Mito und
Giulietta, wieder aufzuwärmen und noch etwas am
Leben zu lassen. Wenn die Verkaufszahlen betrachtet
werden, könnte man auch von „hinsiechen“ sprechen.
Und unser Club: Er steuert ungebremst auf die ersten
25 Jahre zu, viele Interventionen haben den Präsidenten insofern umgestimmt, dass er noch einige Jahre
anhängen wird. Aufgaben werden aber rigoros delegiert, beispielsweise die Organisation zum 25-Jahre-Jubiläum! In diesem Sinn viel Spass beim Lesen
des Kleeblattes und für das 2016 viel Alfa Romeo, alles unfallfrei angereichert (der Präsident weiss, wovon
er spricht ...). Mit einem „cuore sportivo Alfa Romeo“
Die Zukunftsaussichten von Alfa Romeo verschlechterte sich gegen das Jahresende 2015 erheblich, vom
versprühten Optimismus, der bei der Giulia-Präsentation und dem Preopening des Museums versprüht
Thomas Suter, Präsident
Inhaltsverzeichnis
Editorial
Termine / Veranstaltungen
Ehh Mister Marchionne, you are a dreamer du!!!
Die Geschichte von Lorenza und Lorenzo
Berton-Studie Alfa Romeo 2000 GT
Einladung zur Club-GV 2016
Elvira Ruocco - ein Leben für Alfa Romeo Württemberg-Historic 2015
Wenn aus Draht automobile Schönheiten werden
Vom Münstertal nach Slowenien und zurück
Einladung zur Ausfahrt Wien und Wachau Museo storico - ein Besuch ist ein ‚must‘!
Clubausfahrt 2015
Wie wird man Filmstar
Sommerausfahrt 27. + 28. August 2016
Unsere beiden Clubmitglieder Bruno Benz und Beat
Frei stecken in den Vorbereitungen zur Sommerausfahrt. Anlässlich der Generalversammlung werden die
beiden die Ausfahrt präsentieren. Soviel vorneweg:
Gestartet
wird
am Beginn des
Ziegerschlitzes nein, der Klausen
steht nicht auf
dem Programm!
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24
Die Reise führt
ins Rheintal, nach
Bludenz und quert
die
vorarlberigsche Landschaft.
Mehr wollen die
beiden noch nicht
verraten.
Redaktionsadresse / Internet:
Club Alfa Romeo 2000 + 2600, Postfach, CH-6403 Küssnacht
www.alfa-romeo-club.ch
2
Preisentwicklung 2015 / 2016
Alfa-Romeo-Statistik
Zu Zeiten der Clubgründung war ein gut erhaltener 2000er
Touring Spider so für 25‘000.-- bis 35‘000.-- Franken zu
ergattern. Die Sprintmodelle 2000 und 2600 dümpelten
lange Zeit bei Fr. 15‘000.-- dahin und mit Glück konnte
einer der raren Zagato für Fr. 50‘000.-- an Land gezogen werden. Ein normal verdienender Alfa-Romeo-Enthusiast konnte sich ein solches Modell auch in jüngeren
Jahren leisten. Mit den Giulietta- / Giulia-Baureihen gab
es durchaus attraktive Alternativen. Diese Situation hat
sich radikal verändert. Ein 2000er Spider kostet heute
das zwei- bis dreifache, ebenso der Sprint. Beim 2600er
Spider liest man gar von sechsstelligen Zahlen und ein
Zagato ist unter Fr. 250‘000.-- nicht mehr zu haben.
Auto Schweiz hat dem „Kleeblatt“ interessantes Zahlenmaterial zur Verfügung gestellt. Ende 2015 waren in der
Schweiz total 56‘139 Alfa-Romeo-Modelle immatrikuliert.
Offensichtlich ist die Zahl rückläufig. Interessant wird es,
wenn nach Typen unterschieden wird. Hier einige Kostproben (der Präsident geht davon aus, dass bei den Baureihen 1900, 2000 und 2600 zwischen Berlina und Sprint
nicht unterschieden wird):
BerlinaSpider Sprint
Alfa Romeo 2000
13
44
-
Alfa Romeo 2600
22
32
-
Alfa Romeo 1900
36
2
-
Alfa Romeo 1750 / 2000
68
-
-
Alfa Romeo GT / GTV (105)
Alfa Romeo Giulia 1300 / 1600
Alfa Romeo Giulia Spider
158
Alfa Romeo Spider
Alfa Romeo Giulietta
Alfa Romeo Montreal
Alfasud 1. Serie
Für die Besitzer ist das ja eine tolle Entwicklung, für junge
Enthusiasten bedeutet dies das out, bevor es überhaupt
begonnen hat. Die schwindelerregenden Preise und ein
etwas anderes Verhältnis zum Auto generell halten die
jüngere Generation davon ab, mit Oldtimern zu liebäugeln. Vielleicht sind wir Liebhaber eine aussterbende
Spezies, sicher aber bald einmal selbst Oldtimer...
Termine 2016
1. Mai 7. Mai
26. - 29. Mai
4. / 5. Juni
5. Juni 3. Juli
7. August 27. / 28. August
27. / 28. August
9. Italiauto in St. Urban
Club-GV im Schloss Böttstein
Frühjahresausfahrt nach Wien
Fahrsicherheitstraining in Balocco (Schloss-Garage Winterthur)
Besuch Oldtimer Sunday-Morning-Treffen in Zug
Besuch Oldtimer Sunday-Morning-Treffen in Zug
Besuch Oldtimer Sunday-Morning-Treffen in Zug
Spettacolo Sportivo Alfa Romeo, Zandvoort (NL)
Sommerausfahrt
3
total
57
54
38
68
897
328
158
2‘834
205
135
17
Ehh Mister Marchionne, you are a dreamer du!!! *
Am 24. Juni 2015 war die Welt für viele Alfisti
wieder in Ordnung: Im wiedereröffneten Museum in Arese präsentierte der FCA-Märchenonkel
Sergio Marchionne zusammen mit Harald Wester
und Lorenzo Ramaciotti die neue Giulia. Die Gemeinde atmete auf, Alfa Romeo schien sich vom
Sterbebett wieder zu erheben, ganz im Sinne von
„nochmals davongekommen“. Gleichzeitig läutete Marchionne vollmundig das Ende der Giulietta
und des Mito ein (da kommen wir später gerne
nochmals zurück). Er meinte, solche Kleinwagen
würden nicht mehr zum Renommé der Mailänder
Marke passen, angesagt sei jetzt die Mittelklasse
(3er BMW, Audi A4) und die obere Mittelklasse
(5er BMW, Audi A6). Die Alfa-Romeo-Enthusiasten sogen die Schalmeien-Klänge auf - genau so
hatten sie es sich ja immer schon vorgestellt.
Nach genauem Hingucken dürfte sich die mit viel
Brimborium angekündigte Präsentation nun als
Strohfeuer, wenn nicht gar als veritabler Rohrkrepierer entpuppen. Kaufinteressenten wurden
im Juni 2015 für die Markteinführung auf das Jahr
2016 (!!!) vertröstet - Marketing war in den letzten
Jahren ja noch nie die Stärke der Konzernverantwortlichen. Wer hat schon Lust, ohne genaue
Fristangabe ein oder länger Jahr zu warten?
Fakt ist, dass es die „Georg“ genannte Plattform
tatsächlich gibt. Nur dürften darauf künftig Chrysler-Modelle wie „Dart“ und andere in viel grösseren Stückzahlen als jemals Alfa-Romeos entstehen.
Das beruhigende: In gute zwei Jahren ist Marchionne weg. Was er hinterlassen wird, ist verbrannte Erde. Fiat gehen die Modelle aus, das Lancia
„Badgebranding“ hat nicht funktioniert und ist
grandios gescheitert (was ja immer klar war), die
Eine erste Nagelprobe war der Frankfurter-Salon im September des letzten Jahres. Falsch
gedacht: Auf dem Alfa-Romeo-Stand fehlte die
umfassende Modellpalette, die „Über-Giulia“ mit
510 PS (wer braucht das schon?) wurde flankiert
von den eben totgesagten Giulietta und Mito, die
derselbe Marchionne im Dezember wieder zu einem längeren Leben erweckte. Zur Motorisierung
der geplanten Giulia-Modellreihe hüllte sich das
Standpersonal in vornehmes Schweigen.
Im Dezember kursierten erste Gerüchte, die bis
heute nicht aus der Welt zu schaffen sind: Weder
sind Montagestrassen für die Produktion bereit,
noch ist das Geld für die Modell-Einführung vorhanden. Der grosse Zampano Sergio Marchionne
liess die Welt wissen, dass sich der China-Markt
nicht nach den Vorstellungen des werten Herrn
entwickeln würde und deshalb weder der Alfa
Romeo SUV 2016 noch das Oberklasse-Modell 2017 auf den Markt kommen würde. Alles
warme Luft, im Juni liessen ihn die Journalisten
noch hochleben und glaubten dem Ankündigungs-Weltmeister zum wiederholten Mal.
4
Marke wird wohl definitiv nicht mehr existieren,
Alfa Romeo dürfte definitiv auf dem Totenbett liegen oder kurz gesagt: Marchionne, der Totengräber der italienischen Autoindustrie.
scheidene 26 Mio Franken nach Indien an den
Autokonzern Mahindra verkauft.
Vielleicht geht es auch gar keine zwei Jahre mehr,
bis Marchionne weg ist: In einigen Monaten muss
Chrysler dem amerikanischen Staat eine Anleihe
in dreistelliger Millionenhöhe zurückzahlen. Woher das Geld kommt, wird wohl - wenn überhaupt
- nur gerade Marchionne wissen.
Dies passt hervorragend zu den Ereignissen
des abgelaufenen Jahres in Italien, der früheren
Hochburg des phantastischen Automobilbaus:
Bertone musste definitiv zusperren und Pininfarina, einstige Speerspitze italienischen Designs
wurde kurz vor dem definitiven Kollaps für be-
Dafür baut er bereits am nächsten Luftschloss. Im
Dezember (nicht am 1. April) propagierte er lautstark und mit einem grossen Medien-Echo: „Alfa
Romeo muss zurück in die Formel 1“. Plötzlich
hat er die ruhmreiche Rennsportvergangenheit
der Mailänder Marke entdeckt! Seine Vorsager
legten ihm Namen wie Farina, Ascari und Fangio in den Mund, die er wohl kaum vorher kannte!
Kein Geld für die Produktion der neuen Giulia,
keine Modelle im Showroom, überall leere Kassen - aber von der Formel 1 träumen. Den Spruch
„Win on Sunday, sell on Monday“ haben die Adlaten Marchionne wohl nicht zugeflüstert. Aber er
hat ja am Montag gar nichts zu verkaufen ...
Um im Slang von Magdalena Martullo-Blocher
zu sprechen: Ehhh Mister Marchionne, you are a
dreamer, du!!! *
Der Vergleich von der Stilstudie (links) zum Serienmodell (oben) zeigt deutlich die Disharmonie im Bereich der Heckpartie und der C-Säule auf. Die Serien-Giulia sieht aus, wie wenn sie einen Auffahrunfall
gehabt hätte ... Und wieso die Räder nicht ein oder
zwei Zoll grösser?
5
Die Geschichte von Lorenza und Lorenzo
Lorenzo Ramaciotti: Das jüngste Produkt aus seiner Feder kennt jeder Alfista - es ist die neue Giulia, präsentiert am 24. Juni 2015 in Arese - dem
geschichtsträchtigen Ort der Mailänder Marke,
die röchelnd auf dem Totenbett liegt. Doch wer
ist dieser Lorenzo Ramaciotti?
Sein CV ist tadellos. Ausbildung zum Ingenieur,
seit 1973 war er Mitarbeiter bei Pininfarina, zuletzt in führender Rolle bis 2005. Boshafte Stimmen aus Italien begleiteten Ramaciottis Aufstieg
bei Pininfarina bis in die Geschäftsleitung mit
Kommentaren, dass seine Bindung zu Lorenza
Pininfarina sehr karrierefördenrd gewesen sei
und sprachen immer von „Lorenza und Lorenzo“.
Dann verabschiedete Ramaciotti sich in den Ruhestand, bevor ihn Sergio Marchionne 2007 aus
der Rente zurück holte und ihn als Chef des Konzerndesigns der ganzen Fiat-Group (heute FCA)
inthronisierte. Dies hiess nichts anderes, als dass
er in alphabetischer Reihenfolge für Alfa Romeo,
Ferrari, Fiat, Lancia und Maserati verantwortlich
zeichnete. Gleich bei seinem Antritt verkündete Ramaciotti vollmundig, dass 2009 ein neues
Alfa-Romeo-Modell auf den Markt kommen und
den 159er ablösen würde. Es dauerte dann nicht
zwei Jahre, sondern deren acht...!
In den bisherigen acht Jahren seines Wirkens,
das im Frühsommer 2015 von Marchionne relativ
abrupt beendet wurde (der FCA-Zampano berief
als neuen konzernverantwortlichen Chefdesigner
den Amerikaner Ralph Gilles und degradierte Ramaciotti auf den Status eines „Beraters“), zeigte
Ramaciotti für folgende Autos verantwortlich: Alfa
Romeo 4C, Alfa Romeo Giulia, Maserati Quattroporte, Maserati Ghibli sowie diverse Ferrari.
Zuvor legte er an der Giulietta noch Hand an.
Speziell die Heckgestaltung fiel seinen Änderungen zum Opfer - die Heckleuchten der heutigen
Giulietta lassen Assoziationen zu, die nicht jugendfrei wären... (primäres Geschlechtsmerkmal
eines männlichen Erdenbürgers). Das Original,
entworfen vom damaligen Centro Stile (das Ramaciotti übrigens auf Geheiss von Marchionne
schliessen musste und dies im Gegensatz zu
seinen Vorgängern auch schnöde tat), hatte einen prägnanteren Designauftritt als die von Ramaciotti „modifizierte“ und in Italien herablassend
als „Bravetta“ bezeichnete Version.
6
Die Resultate seines Schaffens: Ramaciotti hat
aus einem schönen Alfa Romeo 159 eine weniger schöne Giulia kreiert, aus einem sensationell
schönen Quattroporte (der in allen Designabteilungen der deutschen Premiumhersteller als
das Mass der Dinge dient und immer auf Klausursitzungen mitgenommen wird) eine zu lange,
unproportionale, unförmige Limousine auf die
Räder gestellt. Und der Alfa Romeo 4C hat mit
dem Alfa Romeo Diva einen prominenten (und
viel schöneren) Vorgänger - kurz: mit Ruhm bekleckerte sich Ramaciotti nicht gerade. Der Konzern und hier speziell Alfa Romeo und Maserati
hätten schönere und markantere Linien verdient.
Und gerade beim Maserati Quattroporte lohnt es
sich, etwas hinter die Kulissen zu blicken. Die Familienmitglieder Pininfarina (früher nur Farina) traten als Patrons der Designfirma auf, führten aber
selten bis nie den Zeichenstift - ähnlich wie auch
Bertone oder Touring. Sie liessen zeichnen, viele
berühmte Modelle tragen das Pininfarina-Emblem auf der Karosserie, in den seltensten Fällen
weiss man auf Anhieb, wer der effektive Designer war. Hier reihte sich auch Lorenzo Ramaciotti
ein. Gegen aussen gilt er als der Designer des
Maserati Quattroporte (Modellreihe V von 2003
- 2012). Gezeichnet hat diese schöne Berlina in
Tat und Wahrheit der Pininfarina-Mitarbeiter Ken
Okuyama. Was geschieht, wenn Ramaciotti ein
Design verantworten musst, zeigen die Quattroporte-Modellreihe VI und die neue Giulia von Alfa
Romeo. SU
Die Fotos zeigen:
Oben links Alfa Romeo Diva, entworfen im Centro
Stile Alfa Romeo im Jahr 2005, gezeigt am Genfer
Salon 2006. Oben rechts Alfa Romeo 4C, der auch
mit einem Lotus Elise verwechselt werden kann.
Mitte links: Alfa Romeo 159 von Giugiaro und dem
Centro Stile Alfa Romeo, rechts die neue Giulia.
Unten: Die beiden Maserati-Modelle „Quattroporte
VI“ und „Quattroporte V“.
Spieglein, Spieglein an der Wand - wer ist der
Schönste im ganzen Land? (frei nach Gebrüder
Grimm)
7
Bertone mit Studie Alfa Romeo 2000 GT 1959 in Genf
Eigentlich ist die Geschichte der Alfa-Romeo-Typenreihe 102 bekannt: Das Design der Berlina entstand im Konzern, für die Spider-Version
zeichnete Touring verantwortlich. Die Mailänder-Manufaktur reichte in Portello auch einen
Coupé-Entwurf mit dem Namen „Praho“ ein,
der aber von Giorgio Giugiaros Bertone-Entwurf
„Sprint“ ausgestochen wurde. Dass aber Giugiaros Vorgänger bei Bertone, Franco Scaglione,
sich im Jahr zuvor auch mit einem Coupé versuchte und dieses am Genfer Autosalon 1959
erst noch an prominentester Stelle präsentierte,
ist nahezu unbekannt:
Coupés in den Jahren 1953 bis 1955, berühmt, er
zeichnete auch für die Giulietta-Sprint, die Giulietta SS und den 2000er Sportiva verantwortlich
- alles Meilensteine des Designs.
Auf dem Bertone-Stand stand eine Coupé-Version zum Alfa Romeo 2000 Berlina mit dem verführerischen Namen „Alfa Romeo 2000 GT“.
1959 verliess Scaglione Bertone und gründete
ein eigenes Designstudio. Seinen Platz übernahm der junge Giorgio Giugaro.
Im Gegensatz zu andern Entwürfen von Franco
Scaglione blieb beim 2000 GT der Aha-Effekt aus.
Das Volumen hat zwar eine klare und sauber gezeichnete Linie, schnörkellos mit tiefer Gürtellinie
und grossen Fenstern und trotzdem: Das Auto
wirkt gewöhnlich und beliebig, es könnte auch ein
anderes Markenlogo tragen. Die markentypische
DNA eines Alfa Romeo fehlte gänzlich.
Mit Entwüfden für den ATS 2500 und den Lamborghini 350 GTV (Ferrucio Lamborghini liess
den Entwurf von Touring überarbeiten) konnte er
nicht an sein Schaffen aus den vorangegangenen
Jahre anknüpfen. Beim Design-Auftrag für den
Indra von Intermeccanica verlor er mit dem Konkurs des Eigners sein ganzes Vermögen, raffte
sich nochmals auf und setzte sich als Abschluss
und Gipfel mit dem Entwurf des Alfa Romeo 33
Stradale sein Denkmal. SU
Derselbe Scaglione, der den unscheinbaren 2000
GT entwarf, wurde mit dem Design der B.A.T-Trilogie - den beflügelten aerdynamisch-technischen
8
Einladung zur Club-Generalversammlung 2016
Liebe Clubmitglieder
Wir sind wieder auf einem Schloss!
Als Präsident freue ich mich, Euch an
die Generalversammlung 2016 einzuladen. Als Tagungsort hat Stefan Mettauer das Schloss Böttstein ausgewählt. Die Geschichte des Schlosses
geht bis ins 11. Jahrhundert zurück,
ab 1965 dienten die Gebäulichkeiten
dem Stab der NOK für den Bau des
KKW Beznau.
Im Anschluss daran wurde alles renoviert und zu einem Hotel mit Restaurant umgebaut und 1974 eröffnet.
Das Schloss und die dazugehörige
Kapelle stehen unter Denkmalschutz.
Im Anschluss an die Generalversammlung hat Stefan Mettauer eine
Führung durch das KKW organisiert.
Damit alles reibungslose funktioniert,
bittet Stefan Mettauer um pünktliche
und vollständige Anmeldung.
Wichtig: Das Axporama benötigt vorgängig die Namen und Adressen
sämtlicher Teilnehmer. Für den Zutritt
ins Kraftwerk muss die ID oder der
Pass vorgezeigt werden. Ohne diese
Dokumente gibt‘s keinen Eintritt!
Zeitablauf
Traktanden GV vom 7. Mai 2016
ab 12.00
14.00
15.00
17.00 ab 17.30
Mittagessen (fakultativ)
ordentliche GV 2016
Besichtigung KKW Beznau
Zvieriteller im Schloss Böttstein
individuelle Rückreise
Für den Club wird der Schloss-Park-
platz reserviert
An- / Abmeldung Generalversammlung 2016
Name / Vorname
Adresse
Ich nehme an der GV teil
Ich bin in Begleitung von
1. Begrüssung, Wahl der Stimmenzähler
2. Protokoll der GV in Pfäfers
3. Jahresberichte (Präsident, Vorstandsmitglieder)
4. Kassabericht / Revisorenbericht / Budget
5. Déchargeerteilung
6. Wahlen
7. Tätigkeitsprogramm (inkl. Sommerausfahrt)
8. Anträge / Diverses
o
Ich kann leider nicht teilnehmen
o
... Personen
Ort, Datum, Unterschrift
Einsenden an S. Mettauer oder Fax 031 / 353 14 65 oder e-mail: [email protected] bis zum 1. Mai 2016
9
Elvira Ruocco - ein Leben für Alfa Romeo!
Elvira Ruocco – für die meisten
Alfisti der Inbegriff der Repräsentantin der Marke Alfa-Romeo.
Sie war die Anlaufstelle für alle,
die einen etwas älteren Alfa Romeo im Besitz haben oder hatten.
Nach über 30jähriger Tätigkeit
trat sie 2005 in den Ruhestand –
was macht sie heute?
meter von Arese entfernt und
damit schon sehr nahe an den
Punkt ihrer Träume. Obwohl sie
einen Job in der Buchhaltung
einer Vertriebsfirma in Saronno
hatte, schickte sie mehrere Blindbewerbungen an Alfa Romeo, bis
sie eines Tages tatsächlich zu
einem Vorstellungsgespräch ins
Personalbüro aufgeboten wurde. Dort wurde sie auf Herz und
Nieren geprüft, es brauchte drei
Gespräche und einen kompletten
Test in Stenographie und Übersetzungen von Briefen in Englisch und Französisch. Dann, am
3. Januar 1972 erreichte Ruocco
ein Telegramm, das sie bis heute
aufbewahrte: „Wir geben Ihnen
bekannt, dass das Ergebnis Ihrer Einstellungstests positiv ist und bitten Sie, Ihre Arbeit
unverzüglich aufzunehmen“. Für Elvira Ruocco ging ihr
Lebenstraum in Erfüllung. Vom alten Chef wurde sie mit
den Worten „Sie haben Glück Signora. Alfa Romeo ist
der Diamant der Autoindustrie der gesamten Lombardei,
es ist eine glorreiche Firma und dort werden berühmte
Fahrzeuge gebaut“, verabschiedet.
Zum Treffen kommt sie mit einem Fiat Punto Diesel. „Kein Alfa
Romeo“, meint sie entschuldigend. Gut, es gibt ja nicht mehr
viele neue Modelle, und zu Marchionne und Fiat, die heute die
Geschicke von Alfa Romeo verantworten, will sie sich schon gar
nicht äussern. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge
blickt Elvira Ruocco zurück. „Seit meiner Pensionierung
war ich nie mehr im Archiv“, äusserst sich ihr weinendes
Auge, während dem das lachende klar festhält: „Alfa Romeo ist mein Leben“. Und es ist so: Sie war wirklich für
Alfa Romeo vorbestimmt. In der Nähe von Neapel aufgewachsen, arbeitete sie nach ihrem Sprachdiplom in einer
Firma, die Pasta und Saucen herstellte. Und dort kam sie
auch erstmals mit Alfa Romeo in Berührung – einer Marke, für die sie seit ihren Mädchen-Tagen immer schon
schwärmte. „Wenn ich länger arbeiten musste und kein
Bus mehr zu erreichen war, liess mich mein Chef Ettore
Di Nola mit seinem Chauffeur mit seiner Giulia nach Hause bringen. Und sie verkniff sich die Frage immer wieder,
weshalb sich der Chef den Fahrspass, die Giulia selbst
zu fahren, nicht gönnte und dieses Vergnügen lieber dem
Chauffeur überliess…
Ruocco‘s erster Arbeitsplatz war aber nicht im damals
noch neuen Werk in Arese, sondern am alten Standort in
Portello. Am ersten Arbeitstag standen dort neben dem
Eingang, gut sichtbar, eine weisse Giulia 1600 Super,
ein roter 2000 GTV und ein oranger Montreal. „Es war
das erste Mal, dass ich einen Montreal in natura sah“,
erinnert sich Ruocco. Die ersten beiden Jahre bei Alfa
Romeo verliefen für sie äusserst spannend. Sie erlebte
die Geburt des Alfasud’s ebenso wie die der Alfetta, sie
lernte Rennfahrer wie Andrea de Adamich und TeodoreZeccoli kennen. In diese Zeit fiel auch das Ausscheiden
Ein Umzug mit ihrer Familie brachte sie vom Süden in
den Norden von Italien nach Saronno, nur wenige Kilo-
Bild oben Mitte: Elvira Ruocco heute
Bild oben: Die wichtigsten Dinge im Leben von Elvira Ruocco, Lilla
und Rino, ihre Kinder, hier vor einem Alfa Romeo Alfasud
Bild rechts: Woman at work
10
von Alfa-Romeo-Präsident Dr. Giuseppe Luraghi und der
Tod von Orazio Satta Puliga. Aus familiären Gründen,
Ruocco hatte als Mutter auch noch zwei kleine Kinder zu
betreuen, ersuchte sie um Versetzung nach Arese, das
günstiger zu ihrem Wohnort Saronno lag. Im Winter 1974
startete sie dort in der Abteilung für Industrie-Fahrzeuge
und kam zwei Jahre später in die PR-Abteilung. Ruocco
kannte sich nur mit den aktuellen Modellen aus, vom geschichtlichen Hintergrund hatte sie keine grosse Ahnung.
Dies liess ihr keine Ruhe, denn sie wollte auch hinter die
Geheimnisse der Vergangenheit kommen. Also begann
sie mit dem Studium der „Bibel“ von Dottore Luigi Fusi
„Tutte le vetture Alfa Romeo dal 1910“. Glücklicherweise
gab es bei Alfa Romeo auch einige Mitarbeiter, die gerne in Nostalgie schwelgten, sich an frühere Höhepunkte
erinnerten und bereit waren, dieses Wissen an Ruocco
weiter zu geben.
Schon Jahre bevor das „Centro documentazion Alfa Romeo“ diesen Namen erhielt, arbeitete Ruocco hinter den
Kulissen daran, den riesigen Fundus zu ordnen und einzureihen. Über das ganze Untergeschoss verteilt fand
sie unzählige noch unbelichtete Filmrollen, alte Alben,
Presseartikel, Kataloge, Handbücher, Ersatzteilkataloge,
technische Publikationen, Pläne von Alfa-Romeo-Modellen – kurz: tonnenweise Material, das darauf wartete, gesichtet und diszipliniert eingereiht und archiviert zu werden. Dies war bis zur Pensionierung der Job von Elvira
Ruocco. Sie machte es so ordentlich und akkurat, dass
das Alfa-Romeo-Archiv 1996 zum „besten Archiv der
Lombardei“ ausgezeichnet wurde. Das damit verbundene Preisgeld, dies versteht sich von selbst, wurde gleich
wieder in den Weiteraufbau des Alfa-Romeo-Archivs investiert.
Ruocco legte Listen mit den verschiedenen Alfa-Romeo-Modellen an, recherchierte Farben und Innenausstattungen und baute so ein einzigartiges Register auf.
Noch heute kann nach Angabe der Chassisnummer sofort Baujahr, Aussenfarbe, Innenfarbe, Produktionsdatum und Erstbesitzer oder Auslieferungs-Händler eruiert
werden. Im Fundus liegen Farbkarten, Fotos und auch
Konstruktionspläne der diversesten Alfa-Romeo-ModelBild oben: Elvira Ruocco neben Giuseppe Busso, dem Motorenmagier von Alfa Romeo.
Bild links: Elvira Ruocco neben dem Testfahrere Guido Moroni, der
nicht nur ein exzellenter Pilot sondern auch ein guter Ingenieur war.
11
le. „Beim Herausgeben von Plänen war ich aber immer
sehr vorsichtig, dies liess ich mir immer von meinen
Chef’s absegnen“, erklärte sie. Sie dürfte vielen Sammlern geholfen haben, Details oder Wiederaufbau eines
Modells originalgetreu herstellen zu können. Und sie
konnte sich immer tiefer mit der Materie Alfa Romeo vertraut machen. In ihren Händen landeten Biografien von
Alfa-Romeo-Rennfahrern, sie hatte Kontakte zu Journalisten, zu Oldtimer-Besitzern, zu Clubs aber auch zu Alfa-Romeo-Mitarbeitern. Viele Studierende, die sich Alfa
Romeo zum Thema machten, unterstützte sie mit Unterlagen und Fotos. „Ausserdem war ich wahrscheinlich die
erste Frau, die auf der Alfa-Romeo-Teststrecke in Balocco ihre Runden drehen durfte“, vermutet sie.
Im Zusammenhang mit der Sichtung des unglaublichen
Fundus in den Alfa-Romeo-Gewölben bleibt Ruocco eine
spezielle Geschichte in Erinnerung: „Mir fielen Unterlagen und Fotos von Flugzeugmotoren in die Hände, die
ich umgehend Giuseppe Busso zeigte“. Das war der Beginn einer Freundschaft zu ihm und seiner Familie. „Ich
durfte ihm bei seinem Buch ‚Nel cuore dell’Alfa‘ mithelfen“, schildert sie einen der Höhepunkte. Und nach seinem Tod half sie der Familie, den Nachlass zu ordnen.
Dabei tauchten auch die minutiös geführten Tagebücher
von Giuseppe Busso wieder auf, die heute im Museo Storico in Arese zu besichtigen sind.
A propos Museum: Ruocco findet es toll, dass das Museum wieder geöffnet ist. Und auch die Renovation und den
Umbau mit den neu angeordneten Ausstellungsobjekten
findet sie gelungen.
Bild oben:
Elvira Ruocco neben Bruno Bonini, Alfa Romeo Testfahrer und in
den frühen 50er Jahren zuständig für die Alfetta von Juan Manuel
Fangio in der Formel 1. Als aktiver Rennfahrer bestritt er auf Alfa
Romeo 6C 2500 und 1900 die Carrera Panamericana in Mexiko, die
Mille Miglia und auch einige Bergrennen. Er war Kurator des Museums, Kurator des italienischen Alfa Romeo Register und Sportdirektor der Scuderia del Portello. 1994 verunglückte er bei den 6h von
Francorchamps 1994 mit einer Giulia GTA tödlich.
Einer letzten Herausforderungs stellte sie sich 2005, kurz
vor der Pensionierung. Die Digitalisierung hatte auch in
Arese längst Einzug gehalten. Im Mai wurde das Portal
des Centro Documentazione im world wide web aufgeschaltet. Dass Elvira Ruocco digital auch heute noch
ganz fit ist, beweist sie mit ihrem Facebook-Auftritt. „So
bleibe ich weltweit mit der riesigen Alfa-Romeo-Fangemeinde in Kontakt. Ich freue mich ungemein, auch heute
noch unzählige Anfragen beantworten zu können“, strahlt
sie und blickt stolz in den August 2016: „Dann bin ich als
Gast des holländischen Alfa-Romeo-Clubs nach Zandvoort zum Spettacolo Sportivo eingeladen“. SU
Bild rechts:
Elvira Ruocco mit einem Alfa Romeo Disco Volante und der Alfetta
Ein Dank gilt unserem Clubmitglied Katharina Müller für die Übersetzung des Rohtextes
12
Württemberg-Historic 2015
Was macht man mit einem eben „ausgewinterten“ Oldtimer, wenn man die zur gleichen Zeit stattfindende Rallye
aller Rallies, nämlich die Mille Miglia nicht fahren will oder
kann? Man fährt ins benachbarte Baden-Württemberg
und startet bei der „Württemberg-Historic“ – einer kleinen, aber feinen Veranstaltung für Oldtimer, organisiert
vom ADAC und bereits zum 16. Mal durchgeführt.
Wetter hinderte die Teilnehmer auch, von der Qualität
der landschaftlichen Vorzüge etwas mitzukriegen. Fahrer und Beifahrer konzentrierten sich bei Sichtweiten von
manchmal nur gerade 20 Metern darauf, den Pfad der
Tugend (sprich die Strasse) nicht zu verlassen.
Höhepunkt der Freitagsetappe war ein Parcours auf der
Verkehrsübungsanlage in Birkhau. Nicht weniger als
vier Sonderprüfungen reihten sich aneinander –zügiges
Fahren sorgte dafür, keine Strafpunkte zu fassen, dafür
mussten sich die Beifahrer zum Ablesen der Stoppuhren
aber wahre körperliche Verrenkungen gefallen lassen.
Für einen Schweizer eigentlich nur sehr schwer vorstellbar: In einem Land, das von einem grünen Ministerpräsidenten (Winfried Kretschmann) regiert wird, ist es
trotzdem möglich, eine Oldtimer-Rallye durchzuführen.
Und was für eine: Der organisierende ADAC hat im Umkreis von vielleicht 40 km um den Kurort Bad Boll zwei
Etappen von 240 und 260 km zusammengestellt, die
vorwiegend über Nebenstrassen, Meliorationsstrassen
und Waldstrassen führten. Gespickt wurde die Route mit
insgesamt 39 Sonderprüfungen, die, wie in Deutschland
üblich und im Gegensatz zu Italien, mit Lichtschranken
gemessen wurden. Unsere südlichen Nachbarn bevorzugen die „Schlauchmessung“.
Etappenziel am Freitag Abend war das „Deutsche Haus“
auf eine Anhöhe von Weilheim gelegen und zu früheren
Zeit treffenderweise mal Anlaufort von Kutschen und
Pferdefuhrwerken.
Der Wettergott hatte für die zweite Etappe am Samstag
ein Einsehen und sorgte für schönes Wetter. Nicht nur
die Teams profitierten von den besseren Wetterbedingungen, auch die Zuschauer entlang der Strecke und
vor allem am Etappenort in Göppingen liessen sich das
schöne Wetter gefallen. Die sorgfältig ausgewählte Strecke führte wieder über Neben- und Meliorationsstrassen,
es konnte schon vorkommen, dass nach einer Kurve ein
überdimensionaler Drescher im Weg stand …
Den ganzen Samstag fand an der Spitze ein wahrer Schlussspurt um Hunderstelssekunden statt. Die
Erstplatzierten trennten im Ziel schliesslich von den
Fünft-Platzierten nicht einmal 2 Sekunden – dies nach
einer 480 km langen Fahrt und 39 Sonderprüfungen! Das
bessere Ende hielten schliesslich Henglein / Zuckermeier
(Porsche 911 RSR) in den Händen.
Volker Göbel, Copilot im Aston Martin des Schweizers
Roger Suter unterwegs und keine 5 km von Bad Boll
wohnhaft, wunderte sich: „Eigentlich sind wir in meinem
Wohnzimmer gefahren, viele Strecken kenne ich vom biken, dass aber eine solch abwechslungsreiche Strecke
auf so engem Raum zusammen gestellt wurde, erstaunt
mich schon“, gab er am Samstag zu Protokoll.
Über 1000 Zuschauer erwarteten in der Göppinger Innenstadt die Teilnehmer, eine gut gemachte Rallye fand
ihr Ende und was wichtig war: unfallfrei!!! SU
Resultate:
1. Henglein / Zuckermeier (D), Porsche 911 RSR, 3.51 Punkte; 2. Inhester / Inhester (D), Porsche 911 RS, 3.60; 3. König / König (D), BMW
323, 4.18; 4. Michalsky / Becher (D), Alfa Romeo Giulia, 4.88; 5. Höpfel
/ Zimmermann (D), Toyota Corlolla, 5.40; 6. Bronny / Kowaslki (D), Porsche 944, 6.03; - Ferner: 16. Suter / Göbel (CH / D), Aston Martin Le
Mans, 8.90;
Der ADAC stellte schon zu Jahresbeginn befriedigt fest,
dass die Anmeldungen so reichlich eingegangen sind
und die Württember Historic bereits im Januar ausgebucht war. Offen war diese historische Veranstaltung für
Fahrzeuge bis und mit Jahrgang 1985, aufgeteilt in eine
Klasse mit Zeitmessung und als Alternative dazu „Touristik“ – alles in allem eine überschaubare Zahl von Teilnehmern, wenn man sich Monsterfelder von über 400 Autos
(Mille Miglia) oder 350 (GP Nuvolari) in Erinnerung ruft…
Am Freitag Morgen, bei suboptimalem Wetter mit leichtem Nieselregen und Nebel wurden die Autos auf die
Strecke geschickt. Im Gegensatz zum Vorjahr hielten sich
die Zuschauer mit vornehmer Zurückhaltung etwas zurück, es hatte niemand gross Lust, mit Regenschirm und
kühlen Temperaturen einen abzufrieren. Das schlechte
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Wenn aus Draht automobile Schönheiten werden
Draht formte er die Silhouette im Masstab 1 : 5. Ein Land
Rover lag insofern auf der Hand, als Caruso im richtigen
Berufsleben beim Autocenter-Schweiz in Safenwil
arbeitet.
Es ist natürlich nicht damit getan, einfach Draht an
Draht zu schweissen. Bevor Caruso mit einem Modell
beginnt, versucht er – speziell bei Oldtimern – möglichst
viele Informationen zu sammeln. Dies mit Fotos,
Konstruktionsplänen, aber auch mit einem Auto als
Originalvorlage. „Dann kommt es auch drauf an, ‚das’
Detail zu finden und es auch richtig zu machen, sei es ein
Aussenspiegel, die Felge oder die Türgriffe“, führt er aus.
Die richtigen Proportionen sind das A + O seiner Modelle.
„Ich bediene mich meist dem 1 : 10 als Masstab,“ erklärt
er, ist aber auch in den Lage, auf Kundenwünsche einzugehen: „Mein bisher grösstes Modell war ein Alfa
Romeo 4C in 1 : 5 und der Kunde hatte grosse Freude,
als er es abholte».
Enrico Caruso wurde unter anderem 1903 mit dem Debut
von Giuseppe Verdi’s Rigoletto in der Metropolitan Opera
in New York und der Arie „La donna è mobile“ berühmt:
Das Publikum war ob dieser Ladung geballter Italianità
aus Sänger, Komponist und Musik so hingerissen, dass
es von Caruso verlangte, die Arie zu wiederholen, etwas,
das selten bis nie passiert.
Caruso ist also ein Name, der verpflichtet – damals
wie auch heute noch. Nur die Szene wechselt. Caruso
heisst diesmal Giuseppe mit Vornamen, das Medium
ist nicht singen sondern schweissen und die Musik
über die launischen Frauen ist den Formen schöner
Carosserien gewichen. Und natürlich auch der Ort: Hier
die weltberühmte Metropolitan Opera in New York und
da ein bescheidenes, spartanisch eingerichtetes Atelier
in seinem Haus in Brugg.
Dafür geht dort die Post ab: Mit feinem Draht wird die
Form des Automodells nachgebildet. Ganz einfach, denken Sie? Dann versuchen Sie es mal. Es ist nämlich
entscheidend, die essentiellen Linien aufzunehmen,
möglichst viel wegzulassen, aber die richtige Mischung
von beidem zu erreichen, damit die Modelle dann eben
so aussehen, wie sie aussehen.
Caruso traut sich zu, alle Modelle formen zu können. Klar
ist, dass es einfachere und kompliziertere Autos gibt.
„Meine bisher grösste Herausforderung war eine Shelby
„Ich hatte die Idee schon lange im Kopf, mal etwas mit
Draht zu machen, das eigentlich vollflächig aus Blech
sein sollte“, beginnt der 43jährige Giuseppe Caruso zu
erklären. Vor fünf Jahren stellte er sich dem Problem bei
der Präsentation des Land Rover Evoque in London. Mit
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Cobra mit Kot­flügel­verbreiterungen und Tiefbettfelgen“,
blickt er zurück.
Aufträge erhält Caruso über Mund-zu-Mund-Propaganda.
So kann er auch den Zeitaufwand gut steuern, damit die
Familie nicht zu kurz kommt: „Für mich ist es ein höchst
interessantes Hobby. Und das schöne daran ist, dass
meine Kinder Freude am Zuschauen haben und auch
mal versuchen wollen, einen Draht abzubiegen“. Seinem
Sohn Matteo ist es gelungen, eine Brille zu formen und –
der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – ein 2D-Modell von
einem Fiat-500-Abarth zu schweissen.
Wobei: Schweissen ist eigentlich nicht die richtige
Bezeichnung. „Eigentlich ist es hartlöten. Bei den Verbindungen gibt es jeweils einen Material-Mehrauftrag,
den ich mit schleifen wieder abtrage, damit die Verbindungen schön werden“, präzisiert Caruso. Anschliessend
bekommen die Modelle die Farbe (in der Regel) per
Pulverbeschichtung. Beim rohen Modell findet eine
chemische Vorbehandlung statt, anschliessend wird es
elektrostatisch geladen, so dass sich die Pulverfarbe
magnetisch anzieht und gleichmässig verteilt. Der
anschliessende Einbrennvorgang dauert danach rund 20
Minuten bei 180° C.
Privat fährt Giuseppe Caruso einen Ford. Und Träume
hat er natürlich auch. Irgendwann, so hofft er, kann er
sich seinen Jugendtraum anschaffen. Typisch italienisch
ist dies ein Lancia Delta HF Integrale… Text Thomas Suter / Fotos Daniel Reinhard (zwischengas.com)
Mehr zu Giuseppe Caruso unter www.carufer.ch
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Vom Münstertal nach Slowenien und zurück
Renato und Margerita de Lorenzi sind unermüdlich am
Organisieren. Nach dem Burgund, der Bretagne + Normandie und dem Perigord musste diesmal die Region
Südtirol und Dolomiten bis Slowenien dranglauben. Einige Clubmitglieder waren auch unter den Teilnehmern,
auf die im letzten Juni eine sorgfältig zusammengestellte
Route durch schöne Regionen mit unzähligen Pässen
wartete. Und wer auf den acht Reisetagen noch nicht
genug hatte, der konnte auf der individuellen Heimfahrt
nochmals durch die Dolomiten kurven.
1. Tag
Treffpunkt in Müstair mit Besichtigung des Klosters, das
im Weltkulturerbe-Register der Unesco aufgeführt ist.
Fahrt nach Bozen ins tolle Grandhotel „Laurin“. Einweisung in den Parkplatz durch den Hoteldirektor, der einen
silbrigen Montreal besitzt. Apéritivo auf dem Walterplatz
und Rundgang unter den Arkaden. Tolles Nachtessen
unter Bäumen und Zeltdach im Hotelpark. Hildegard hatte Geburtstag.
2.Tag
Zuerst werden die Autos vom Hotelparkplatz auf der Piazza del Municipio im Kreis aufgestellt. Der Präsident
des Oldtimerclubs Bozen begrüsst uns und führt uns mit
einer kleinen sehr persönlichen Stadtführung zum Ötzimuseum. Das Museum war super, es ist faszinierend,
was die Wissenschaft heute alles herausfindet z.B. wie
ein Mensch vor 5000 Jahren genetisch zusammengesetzt war und an welchen Beschwerden er litt.
Die Fahrt aus der Altstadt von Bozen: vorne räumt das
Polizei-Auto und am Schluss kommt noch ein lokaler Besenwagen. So konnte ganz Bozen unsere Autos bestaunen und wir fanden problemlos aus der Stadt. Auf kurvigen Strassen führte unsere Fahrt Richtung Dolomiten,
Pass rauf und Pass runter. Ein Velorennen bescherte
uns viele Velofahrer und einen gesperrten Pass, Umweg,
aber die phänomenalen Dolomiten entschädigen uns. In
Toblach erwartet uns am Abend wieder ein Super Menü,
diesmal Wild. Müde gehen wir früh ins Bett, denn Morgen
steht die längste Etappe an.
3. Tag
Frühe Abfahrt von Toblach via Lienz nach Homargard
für Kaffehalt. Verloren geglaubte Sonnenbrillen tauchen
plötzlich wie aus dem Nichts wieder auf. Dann weiter
Richtung Bled über den Wurzenpass mit 18% Steigung!
Mit etwas Verspätung treffen alle beim Blejendli Grad
(Schloss von Bled) ein, wo uns der Bürgemeister von
Bled empfängt und uns die bewegte Geschichte von Bled,
Slovenien und seiner Bevölkerung erklärt. Dann gibt es
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ein feines Mittagessen im Hof des Schlosses. Nach dem
Schloss-Museumsbesuch geht‘s mit Abstecher zur Tito
Villa weiter Richtung Autobahn. Vorher muss aber noch
eine Vignette gekauft werden. Bei der Einfahrt in Ljublijana platzte plötzlich beim 2600 Spider von Oscar Demuth
vorne rechts der neue Schlauch; wahrscheinlich unsachgemäss montiert.
richtige Strasse um aus der Stadt zu kommen? Die anschliessende Fahrt ist kurvenreich mit einem kleinen
Pass. Zeitweise sind wir 3 Alfas alleine, dann tauchen
andere wieder auf und verschwinden wieder. Es führen
halt verschiedene Wege zum Ziel!
Finalmente sind alle zum Mittagessen in Mogronog eingetroffen. Nach einem rustikalen Mittagessen gibt es
noch eine kurze Fahrt zum Ziel des heutigen Tages, wo
warmes Thermalwasser und Massagen auf uns warten.
„Vorher auf der Autobahn fuhren wir bis 120 Km/h! René
und Ursula fuhren vor uns, hörten das scharfe Zischen
der entweichenden Luft und wir konnten beide in eine
Tankstelle einbiegen“ schildert Oski den Zwischenfall.
Das Reserverad konnte nicht montiert werden, da der
Originalwagenheber so “toll” konstruiert ist, dass er bei
dem stark geneigten Wagen nicht eingesteckt werden
konnte: „Eine Pannenhilfe hat’s dann gerichtet und uns
zu einer Pneuwerkstatt geführt. Ein neuer Schlauch, Deund Wiedermontage kostete 18 Euro! Somit war der Wagen für die Weiterreise wieder tip top“.
In Ljubljana, im schönen Hotel Union gibts dann ein feines Nachtessen mit einer guten Flasche Rotwein.
4.Tag :
Ganzer Tag Ljubiliana ohne Auto. Am Morgen zur freien
Verfügung: die Damen gehen zum Shopping, die Herren
ins Eisenbahnmuseum. Man trifft sich bald wieder im Hotel, da es Gießkannen regnet. Am Nachmittag trotz starkem Regen geht‘s in 2 Gruppen zum Stadtrundgang. Es
ist kalt und nass, daher ist die Aufmerksamkeit auf das
Aufsuchen eines geschützten Ortes focusiert. Mit einem
modernen Funiculare (von Garaventa CH) geht‘s den
Berg hoch zur Burg.
Die Burg wurde in den letzten 50 Jahren laufend saniert.
Auffallend sind die Eingriffe und Erweiterungen im Stile
des Architekten Carlo Scarpa : Beton, Corten-Stahl, Glas
und Felsen. Immer noch massiver Regen, auch als wir zu
Fuss zum Nachtessen in die Altstadt gehen.
5. Tag:
Abfahrt um 10 Uhr von Ljubiliana, finden wir wohl die
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6. Tag:
die wunderschöne und interessante Slovenienreise ab.
Abfahrt und Zwischenhalt für einen Kaffee in Zuzenberk,
mit der schöner mittelalterlichen Burg. Über schöne Nebenstrassen gelangen wir nach Velike Lasce zum Mittagessen mit Überraschung. Velike Lasce ist Partnergemeinde von Lützelflüh CH. Uns wurden 3 slowenische
Lieder von einem lokalen 15 köpfigen Verein dargeboten
und zudem wurden uns Kochlöffel aus lokalem Kirschholz geschenkt. Üppiges Mittagessen, aber sehr fein.
Anschliessend Weiterfahrt zu den Grotten Postojna mit
sehr eindrucksvollen Grubenbahnfahrt in die 3 stöckige,
mittlere Grotte mit sehr beeindruckendem Rundgang.
Neben Spaghettis hängen auch Speckstücke von den
Decken. Die Wahrzeichen sind die „gotische Säule“ und
der „weise Diamant“, eindrucksvoll aber sind auch die
weißen augenlosen „weißen Menschen“ (Grottenmolche)
die im unterirdischen Fluss leben. Begleitet wurden wir
vom Schweizer Botschafter in Slowenien.
8. Tag:
Individuelle Rückreise ab Triest in verschiedenen Kleingruppen mit unterschiedlicher Routenwahl. Die Rentner
konnten sich etwas mehr Zeit lassen als diejenigen, die
noch im harten Kampf um den Broterwerb stehen.
(Reisebericht von Katharina Müller, Hanni + Oski Demuth)
Anschliessend kurze Autobahnfahrt nach Triest und Aufstellen der Autos vor dem Hotel auf der eindrucksvollen
„Piazza del Unione d‘Italia“. Die Autos mussten dann für
zwei Nächte in einer weit entfernten Garage eingestellt
werden und konnten nur mit einem Shuttlebus wieder abgeholt werden.
7. Tag:
Triest ohne Auto ausser Herbert Meerstein, der bei der
Anfahrt nach Triest ein beunruhigendes Geräusch an
seinem Alfa festgestellt hatte und daher eine Alfa-Romeo-Werkstatt aufsuchen musste. Der Rest der Gruppe
bewunderte auf einem geführten Stadtrundgang die kulturellen Höhepunkte der Stadt.
Eine kleine Gruppe traf sich am Mittag zu „Spaghetti alle
vongole“, begleitet von ausgiebigem Weisswein. Am
Nachmittag fand der Ausflug zum wundervollen „Castello Miramar“ statt, von wo aus sich die Alfisti dann zu
Fuss (sic!) zum Gala-Essen aufmachten, das auf einer
schönen Restaurant Terrasse stattfand. Gemütliches
Beisammensein und ein herzliches Dankeschön an die
Veranstalter Margaret und Renato de Lorenzi rundeten
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Michael Weidenauer, Mitglied im deutschen Club Alfa
Romeo 2000 + 2600, organisiert die Clubausfahrt 2016,
die von Wien in die Wachau führt. Herzlich eingeladen
sind auch die Mitglieder des schweizerischen Clubs. Pro
Person beträgt die Teilnahmegebühr Euro 30.--, Anmeldungen sind an Michael Weidenauer ([email protected]) so
bald als möglich zu richten. Die Buchung im Hotel Steigenberger muss individuell unter dem Stichwort „Alfa
Romeo CLASSIC WACHAU“ vorgenommen werden.
([email protected]).
Am einfachsten benützt man nach und von Wien den Autozug der ÖBB.
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Museo storico in Arese - ein Besuch ist ein „must“!
Es gibt nur wenige Hersteller mit einer derart langjährigen und vielbeachteten Firmen-Tradition. 105 Jahre Geschichte hat die Marke Alfa Romeo vorzuweisen und in
fast allen Epochen fertigte die Marke Erzeugnisse der
absoluten Superlative, Autos mit einer einzigartigen Aura
italienischer Design-Kunst. Fahrzeuge von Alfa Romeo
regen zum Träumen an, ziehen den Betrachter sofort in
ihren Bann.
Erwägung, um etwas Geld
für den Fortbestand der Marke aufzutreiben.
Zum Glück kam es aber nicht
dazu: Die Ministerien del
ben Culturale in Mailand und
Rom stellten sowohl des Museumsgebäude samt Inhalt
unter Schutz und schoben
den Turiner-Absichten so einen Riegel.
Selbst die Alltagsautos verfügen über dieses gewisse
Etwas, die Luxuscoupés, die Herrschaftslimousinen, die
extremen Sport- und Rennwagen sowieso. Kaum eine
andere Marke repräsentiert die italienische Formensprache so breit und konsequent wie Alfa Romeo.
Über die letzten Jahre wurde ein neues Museum in das
alte Firmengebäude in Arese
gebaut. Im Juni 2015 konnte die neue Traditionsstätte
dann mit dem passenden Beinamen „La macchina del
tempo“ eröffnet werden. Der Besucher ist beeindruckt
und fasziniert. Das Museum wirkt! Vielleicht liegt es alleine an den wunderschön geformten Fahrzeugen, denn
die Architektur ist sicher nicht so galerienhaft wie dies
zum Beispiel bei Porsche der Fall ist. Die Zuffenhausener präsentieren ihre Preziosen fast wie Kunstobjekte in
einer meisterhaften Raumgestaltung. Auch das Mercedes-Museum glänzt mit einem tollen Raum- und Gebäudekonzept.
Und trotzdem, die schönen Autos von Alfa Romeo ziehen einem in Arese sofort in ihren Bann, jedem Fahrzeug
scheint genug Raum und Liebe gegeben worden sein,
Zum Glück hatte Alfa Romeo schon früh (seit den Sechzgigerjahren) die Voraussicht, ihre Autos zusammenzutragen, also zu einer Zeit, da man sie noch bezahlen
konnte. Seit 1976 waren die Schätze des Alfa-Museums
der Öffentlichkeit zugänglich. Sergio Marchionne, CEO
der Fiat-Group, ordnete 2011 die Schliessung des Museums an. Die ganzen Museumsfahrzeuge wurden in einen künstlichen Tiefschlaf gelegt. Wegen der finanziellen
Probleme zog man sogar den Verkauf der Fahrzeuge in
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als dass es für sich alleine
wirken kann.
Das Museum ist auf drei Ebenen verteilt und jede dieser
Ebene widmet sich einem Thema. Im Erdgeschoss, als
erstes sichtbar, zeigt die Themengruppe „Timeline“ den
Werdegang der Marke Alfa Romeo. Eine Stufe tiefer trifft
man in die Etage der „Beauties“ mit Alfa-Romeo-Konzeptfahrzeugen und Spezialkarosserien. Die Showautos
Carabo oder Iguana stehen da genauso wie vier Herrschaftskarossen, die für Talbot Lago, Mercedes oder Bugatti in jener Zeit die Messlatte schlechthin war.
In Arese stehen nicht annähernd so viele Fahrzeuge ausgestellt sind rund 70 der
150 im Besitze von Alfa Romeo stehenden Autos - wie
in anderen Werksmuseen.
Dafür werden sie grosszügig präsentiert und sind alle
ohne grosse Absperrungen
zu besichtigen.
Schlussendlich offenbart sich im Keller mit der Gruppe
„Speed“ alles, was auf der Rennstrecke zu Hause war.
Und das sind nicht wenige Fahrzeuge, denn die Erfolge
von Alfa Romeo aus vergangenen Tagen können sich
Es fehlen nur wenige Autos,
die man vielleicht gerne auch
noch gesehen hätte. So zeigen die Mailänder zumindest
aktuell weder den Scirocco-Konkurrenten Alfasud Sprint
noch den legendären GTV6 (mit dem herrlichen Motor
von Giuseppe Busso). Auch der wunderschöne Rennwagen 33/2 und der 33 „Daytona“ fehlen. Dafür sind der 6C
1750 Gran Sport, der MM-Siegerwagen von Nuvolari, genauso wie die wunderschöne Alfetta 159, das Weltmeisterauto von Fangio, zu sehen.
Der vielleicht schönste Strassensportwagen aller Zeiten,
der Alfa Romeo 33 “Stradale” (entworfen von Franco
Scaglione und nur gerade 18mal gebaut, weil sich keine Käufer fanden!!!) wird stilgerecht wie auf einem Silbertablett präsentiert und kann fast vom ganzen Museum
aus immer wieder gesehen werden.
wahrlich sehen lassen. Dazu kommt noch, dass die Fahrzeuge nicht nur schnell und erfolgreich waren, sondern
noch heute ästhetisch und formal überzeugen, sie stammen halt auch aus einer Zeit, als Schönheit und Effizienz
kein Widerspruch zu sein schien.
Für den engagierten Alfista schlicht ein „muss“, die perfekt restaurierten oder erhaltenen Modelle im Museum
anzuschauen!!!
Text + Fotos Daniel Reinhard
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Sommerausfahrt 2016
Resultat. Was uns dann geboten wurde, konnte auch keiner erahnen!
Für die Organisation der Sommerausfahrt 2015 stellte
sich Stefan Mettauer zur Verfügung. Was die Teilnmer
erwartete: Eine Sommerausfahrt, die den Namen wirklich
verdient hat mit wunderbarem Hochsommerwetter und
schönen Ausfahrten und das ganze gespickt mit sensationellen Überraschungen. Selbst schuld, wer nicht teilnahm..
Mit einem Oldtimerbus FBW Jg 1971 erreichen wir die
stillgelegte Kiesgrube Petinesca von Sämi Heuer. Er
ist ein Motorenfreak und besitzt, neben der Kiesgrube,
das grösste private Militärfahrzeugmuseum der Schweiz.
Ein Hangar voller Flugzeuge, Helikopter, einer mit Pan-
Beim Hotel Florida in Studen ist der Treffpunkt. Wir werden von Stefan und seiner Familie begrüsst und erhalten
ein Roadbook. Im Konvoi fahren wir nun bei bestem Cabriowetter über Landstrassen durch schöne Berner-Seelanddörfer auf den Frienisbergparkplatz, von wo aus wir
zum Aussichtturm wandern. Nach ca. 30 Min. und 243
Stufen erreichen wir die Aussichtsplattform, wo uns eine
überwältigende Rundsicht belohnt und Michael uns mit
einem Getränk verwöhnt. Die Rückfahrt erfolgt auf einem
anderen Weg durchs unbekannte Seeland, wiederum im
Konvoi. Herbert als Anführer hat seine Aufgabe bestens
erfüllt, hatte er ja auch eine tolle Hilfe – ein Kenner des
Seelandes.
Zurück in Studen, wissen wir alle noch nicht, wie das
Abendprogramm aussieht, ausser: wir werden abgeholt
und sollen Freizeitkleidung und gute Schuhe anziehen.
Es wird überlegt und diskutiert und doch ergibt es kein
zer, einer mit allen Fahrzeugen der Armee. Wir können
in die Flugzeuge und Helikopter einsteigen. Welches
Glück, einmal in einem Mirage Kampflugzeug zu sitzen
und sich als Pilot zu fühlen! Alle Flugzeuge sind übrigens
in flugtauglichem Zustand. Herr Jung, der Betriebsleiter
des Museums, gibt uns Erklärungen ab und beantwortet
unsere Fragen. Dann stellt er uns zwei Panzerpiloten und
zwei Panzer vor.
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lung von Strassen-PW‘s vorzustellen. Auch hier glänzen
wieder viele Augen!
Nun folgt der absolute Hammer des Abends. Wir fahren
wieder mit dem Bus ein kleines Stück in die Kiesgrube hoch. Dort oben dürfen wir nun jeweils zu viert eine
Rundfahrt mit dem Panzer 61 oder 69 absolvieren. Ein
unglaubliches Feeling!
Mit dem Oldtimerbus geht es nun zu einer weiteren Halle
in Studen. Dieser ist voller Militärfahrzeuge, und so manche Diensterinnerung wird geweckt und ausgetauscht.
Zwischen den vielen Fahrzeugen, notabene alle in fahrbereitem Zustand, ist ein langer Tisch. Hier wird uns aus
der Gamelle Hörnli mit Hackfleisch und Apfelmus zum
Abendessen serviert. Auch Michael Mettauers 30. Geburtstag wird in diesem speziellen Ambiente gefeiert.
Sogar die Damen sind begeistert und alle strahlen!Während die einen auf dem Panzer die Rundfahrt geniessen,
Am Samstag steht eine ausgedehnte Rundfahrt ins Emmental auf dem Programm. Wiederum bei strahlendem
Wetter fahren wir im Konvoi auf die Lüderenalp zu einer Kaffeepause mit toller Sicht auf die Berneralpen. Die
Weiterfahrt führt uns auf die Moosegg zum Mittagessen,
draussen unter schattenspendenden Bäumen. Danach
folgt die Rückfahrt via Thun nach Studen. Beim Nachtessen im Hotel Florida wird uns durch Silvia, unserer
Kassiererin auf Lebenszeit, mitgeteilt, dass der Museumsbesuch, die Panzerfahrt, etc. durch die Klubkasse
bezahlt wird. Ein grosser Dankesapplaus folgt. Ebenfalls
ein ganz grosses Danke geht an Stefan Mettauer und Familie für diese tolle Sommerausfahrt, welche kaum mehr
überboten werden kann! René Kupferschmid
oder sogar selber fahren dürfen, und Staub aufwirbeln,
genossen die anderen ein köstliches Apéro!
Wieder zurück beim Hangar folgt eine Filmvorführung
über die Militärgeschichte, dem Transport der Mirage ins
Museum und der Montage, sowie einen Personenüberblick von Sämi Heuer. der es sich nicht nehmen lässt,
uns persönlich zu begrüssen und seine Oldtimersamm-
23
Wie wird man Filmstar ?
Es geschah am Dienstag, den 20. Mai 2014: Das Handy klingelte, was wahrlich nichts außergewöhnliches war.
Auch die Stimme am anderen Ende der Leitung war mir
sehr wohl bekannt. „Reinhard“ rief an. Aber dieses Mal
nicht, um einen unserer Oldtimerbusse zu vermitteln. Er
war ziemlich aufgeregt und sagte nur: „Ist der Castagna
ab 13. bis Ende Juli noch frei?“ Nach einem kurzen Blick
in den Kalender konnte ich seine Frage mit „ja“ beantworten. Und dann sprudelte es richtig aus ihm heraus: „In
den Dolomiten, in der Ecke von Bozen – Meran – Kastelruth – Seiseralm wird ein Film über Luis Trenker gedreht
mit dem Titel: Der schmale Grat der Wahrheit!!Hauptrolle
Tobias Moretti!!“
Die „Aufnahmeprüfung“ war danach nur noch Formsache. Er teilte mir die Drehtermine und den Standort des
Quartiers für die „Außenrequisite“ mit (so heißt die Abteilung die für alles zuständig ist, was für die Dreharbeiten außerhalb des Studios gebraucht wird). Bei der Verabschiedung sagte er nur noch:“ Ich schicke Ihnen das
Drehbuch zu. Lesen Sie es aufmerksam durch, damit Sie
den Zusammenhang kennenlernen“. Und schon war er
weg. Die Zeit bis zum Drehtermin verging rasend schnell.
Das Auto sollte perfekt fahren und auch durchhalten. Da
hatte ich noch alle Hände voll zu tun. Es folgten ausgiebige Probefahrten und Tests und der Castagna lief wie
ein Uhrwerk – so als ob er sich schon freuen würde. Am
Sonntag, den 13. Juli 2014 war der Wagen verladen und
die Fahrt ging nach Sterzing in Südtirol.
Als Reinhard kurz Luft holte fragte ich ihn nur „Und was
hab ich oder der Castagna damit zu tun“? Er sagte: „Die
Filmleute möchten Deinen Castagna als Fahrzeughauptdarsteller für diesen Film buchen. Kannst Du das machen
– hast Du Lust??“?? Natürlich hatte ich Lust!! Ich hatte
schon ein paarmal mit Filmleuten zu tun. Unsere Busse
sind da nicht unbekannt. Aber Kinofilm - und gleich 14
Tage zu Dreharbeiten nach Südtirol war schon ein ganz
besonderer Reiz. Und so nahmen die Dinge ihren Lauf.
Dort, in einem wunderbaren Landhotel waren die Mitarbeiter, die für die „Außenrequisite“ arbeiten, untergebracht. Man hatte auch eigens für die Drehtage eine
Halle angemietet, in der alle Requisiten angefertigt und
gelagert wurden. Diese Halle war auch die Garage für
den Castagna.
Es gibt im Film eine Szene, in der Luis Trenker (Tobias
Moretti) während einer Passfahrt am Autoradio drehen
sollte, ein solches aber gar nicht im Auto vorhanden war.
Also wurde per Eilboten so ein „Vorkriegsautoradio“ bestellt und während das Auto „geschminkt“ wurde, habe
ich das Radio eingebaut.
Einige Tage später kam Herr Egger aus Wien vorbei, um
sich unser Auto, den Alfa Romeo 6C Lungo mit Castagna Karrosserie von 1938 anzuschauen und zu prüfen, ob
der Wagen „filmtauglich“ ist und ob er sich in fahrbereitem Zustand befindet. Er verliebte sich sofort in das Auto.
„Schminken“ hieß in diesem Fall, das Auto mußte „vergammelt“ aussehen. Ringsum wurde eine Rostfolie angeklebt und das Auto in den „stark benutzten“ Zustand
durch den Gebrauch während des Krieges versetzt. Damit es auch ganz echt aussieht, bin ich noch durch eine
schmutzige Kiesgrube gefahren.
Dabei habe ich auch gelernt, daß das Drehbuch nicht der
Reihe nach abgearbeitet wird, sondern die Drehtage werden je nach Wetter und Verfügbarkeit der Schauspieler
ausgesucht. Anschließend wird der Film ja geschnitten
und in der richtigen Reihenfolge zusammengesetzt.
In der Außenrequisite gibt es alles – sogar an ein Bo-
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zener Autokennzeichen hatte man gedacht. Die ersten
Szenen wurden auch mitten in Bozen gedreht. Hinter der
abgesperrten Drehzone gab es viele Zuschauer, die, wie
auch ich, die Dreharbeiten verfolgten. Tobias (Moretti)
tat mir manchmal fast ein bisschen leid, wenn es immer
wieder hieß: „Zurück zum Anfang - bitte!!!!!“
fahren, damit die Dreharbeiten um 8.00 Uhr am Pass
Giau begonnen werden konnten. Es war ein herrlicher
Tag. Die Filmleute waren damit beschäftigt, die Leitpfosten an der Straße auf das Niveau von 1936 zu bringen.
Ich fuhr unterdessen die Passstraße mit dem Castagna
ab. Pünktlich ¼ vor Acht landete ein Helikopter auf der
Bergwiese und Tobias in der „Tracht““ von Luis Trenker
entstieg dem „Fluggerät“ um sich mit dem Castagna vertraut zu machen. Ich weiß nicht mehr genau, wie oft es
hieß:“Zurück zum Anfang“ und „Bitte“.
Dabei habe ich auch gelernt, daß ein ganzer Drehtag
etwa 8 Minuten Film ergibt.
Dann kam der Drehtag am Pass Giau bei Cortina D’Ampezzo. Eigentlich sollte ich für diese Fahrt Tobias Moretti doubeln. Warum das nicht zustande kam, erzähle ich
später. Am Drehtag für die Passfahrt hieß es morgens
um 4.00 Uhr aufstehen um von Meran nach Cortina zu
Ich hatte den Eindruck, Tobias konnte die Szene gar nicht
oft genug wiederholen: Pass runter und Pass wieder rauf.
Diese Szenen wurden vom „Heli“ heraus gedreht. Beim
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Mittagessen im Gasthaus am Pass hatte ich einen „strahlenden“ Luis Trenker als Tischnachbarn. Als Vorspeise
wählte er „Passfahrt im Alfa Romeo Castagna“ und als
Dessert „Rückflug mit Helikopter nach Innsbruck“.
Es folgten die Drehtage in Meran. Man hatte eine alte
Villa gefunden, mitten in den Spalierobstanlagen von
Meran. (In so einer Villa hatte Trenker vor dem Krieg
gelebt. ) Die Villa war innen mit alten Filmplakaten und
vielen Utensilien aus Trenkers Filmschaffen ausgestattet. Alles was außerhalb der Villa nicht „passte“, wurde
von den Filmleuten passend gemacht. Der Castagna war
Mittlerweile hatten wir schon einige Drehtage hinter uns.
Auch traf man sich in den Pausen immer mal wieder bei
den netten jungen Damen am Catering – Wagen und so
lernte ich Tobias Moretti etwas näher kennen. Er ist ein
total verrückter Alfisti, der in seiner kleinen Alfa-Sammlung auch einen Giulia Spider hat. Damit fährt er zu nahegelegenen Drehorten. Er hatte eine Kleinigkeit daran
zu reparieren und ich sagte ihm:“bring ihn mit, ich schau
mal danach“!
Am nächsten Morgen kam er tatsächlich mit seinem Giulia Spider angefahren und ich konnte während des Drehtages den Fehler beseitigen. Von da an hatte ich einen
neuen Freund. Der „Alfisti“ Moretti wollte natürlich auch
die Passfahrt mit dem Castagna selbst fahren. Ich konnte
ihm diese Bitte nicht abschlagen und zeigte ihm, wie das
zwischenzeitlich von der Rostfolie und dem „Kiesgrubenschmutz“ befreit. Und die Szene, in der Luis Trenker
von seiner Ehefrau Hilde den wieder auf „Neuzustand“
getrimmten Castagna geschenkt bekommt, wurde dann
gedreht.
In so einer, für die damalige Zeit luxuriösen Villa, wohnte
Trenker mit seiner Familie. Verschiedene Szenen, unter
anderem die Szene, bei denen seine Filmehefrau – gespielt von Barbara Romaner – mit dem Auto vorfahren
mußte, wurden dort gedreht. Die angenehme Aufgabe,
„Frau Trenker“ das Fahren mit dem Castagna beizubringen, wurde mir übertragen.
Es folgten Drehtage auf der Seiseralm bei Kastelruth .
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Auto zu fahren ist. Somit war es mit meiner Filmrolle natürlich auch vorbei. Also nichts mit doubeln.
Der nächste Drehort stand an: Meran war angesagt! Die
Filmleute und auch ich wohnten in dem wunderschönen
Hotel „Bellevue“. Wie oft in den Städten – gab es auch
in Meran keine Parkplätze beim Hotel. Da man sich der
Sache bewußt war, hatte man unweit des Hotels, in der
Nähe des Bahnhofs, eine Halle gefunden, in der mein
Zugfahrzeug mit Hänger und auch der Castagna untergebracht waren. Mit dieser Unterstell-Lösung konnte ich
mich gar nicht anfreunden.
Am ersten Morgen beim Frühstück klagte ich dem Hotelbesitzer mein Leid und bedauerte, dass ich morgens zu
Fuß zum Bahnhof gehen mußte um dort den Castagna
aus der Halle zu holen. Es stellte sich heraus, daß die
Hotelbesitzerfamilie alle Alfisti waren . So war es folgerichtig, daß der Chef seine private Garage räumte und für
den Castagna zur Verfügung stellte. Die einzige Bedingung: Ein Familienfoto vor dem Hoteleingang mit dem
Castagna. So entstand das Foto vor dem Hoteleingang
des „Bellevue“.
zunächst in den größeren Städten in Österreich als Kinofilm gezeigt. Tobias Moretti hatte mich zu der Premiere in
Innsbruck eingeladen. Leider habe ich es zu dem Termin
nicht geschafft und somit mußte auch ich warten, bis die
ARD am 18. November 2015 den Film ausgestrahlt hat.
Gerne würde ich es wieder erleben, wenn ein Regisseur
zum x-ten Mal sagt: „ ZURÜCK ZUM ANFANG !!!!! ....
BITTE“!!!!!
Nach den Drehtagen in Meran war meine Mission beendet und die Heimfahrt war angesagt. Da wir nicht einen Regentag zu beklagen hatten, wurde der angegebene Zeitplan eingehalten. Alles in allem war es eine
wunderbare Zeit und ein tolles Erlebnis. Der Film wurde
Text und Fotos von Reiner Mörch, Sinsheim
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