Svenja Trunk RB1

Transcrição

Svenja Trunk RB1
Dezember 2015
Rundbrief Nr. 1
für meinen Unterstützerkreis, Freunde, Familie und Interessierte
Mein Freiwilligendienst mit EIRENE
in einer Förderschule für Kinder mit Behinderungen
in Maglaj in Bosnien und Herzegowina
von Svenja Trunk
Die Arbeit mit den Kindern mag sehr anstrengend sein,
aber ich habe jedes von ihnen schon jetzt lieb gewonnen und in den Momenten, in welchen sie vor
Freude klatschen, schreien oder singen, auf mich zulaufen und mich umarmen oder auf meinen
Schoss klettern, vergesse ich, wie nervraubend es manchmal sein kann und dann weiß ich, dass
hierhin zu kommen, die richtige Entscheidung war.
Ich sitze auf dem Beifahrersitz des Kombis, neben mir Edo, der Fahrer der Kinder.
Es ist Herbst. Ich sehe verträumt aus dem Fenster
und kann mich nicht erinnern, jemals eine so schöne
Herbstlandschaft gesehen zu haben.
Die vielen Wälder leuchten in den verschiedensten
Rottönen, zwischen den Bergen zieht sich der Fluss
Bosna. Aus dem Radio tönt bosnische Volksmusik,
an die ich mich immer mehr gewöhne.
Ich werde von Edos Worten aus meinen Gedanken
gerissen: „Hajdemo, ruke gore. (Los, Hände hoch)“
Er dreht die Musik laut auf und sofort fangen die Kinder an zu singen und vor Freude zu klatschen,
„To je Bosna.“, sagt er und lacht.
Ich muss grinsen. Ich schaue nach hinten und sehe in die glücklichen Gesichter der Kinder.
Die Stimmung ist laut und lustig. Ich fühle mich wohl, geborgen und bin in diesem Moment einfach
nur glücklich.
Maglaj
Seit knapp vier Monaten bin ich nun in Bosnien und Herzegowina und seit ca. drei Monaten in
meinem Einsatzort Maglaj. Die Stadt liegt im nördlichen Teil des Landes, an der Grenze zu der
Republik Srpska, welche neben der Förderation Bosnien und Herzegowina der zweite Teil des
Landes ist. Maglaj ist eine Kleinstadt mit ca. 25 000 Einwohnern. Durch die Stadt fließt der Fluss
Bosna, welcher vor kurzer Zeit über die Ufer trat und die komplette Stadt überschwemmte und viel
Chaos anrichtete. Aus meinen Augen gibt es davon zum Glück nicht mehr so viel zu sehen.
Maglaj: die alte Moschee und Burg
Blick von der Burg über Maglaj
Mir gefällt diese kleine Stadt, es ist sehr ruhig und übersichtlich, und trotzdem gibt es genug Cafés
zum Ausgehen, eine alte Burg, von welcher man die ganze Stadt überblicken kann und kleine
Boutiquen. Ich lebe alleine in einer kleinen Wohnung, woran ich mich mittlerweile aber auch
gewöhnt habe. Genau so wie an den seltsamen Geruch, der manchmal (besonders morgens oder
abends) in der Stadt wahrzunehmen ist. Er kommt von einer Papierfabrik am Rande der Stadt und
ist mit dem häufig auftretenden Nebel eins der Merkmale von Maglaj (Magla – bosnisch für Nebel).
Ich laufe durch kleine Straßen in die Innenstadt um einzukaufen, der Muezzingesang tönt von
mehreren Moscheen und einige Straßenhunde kreuzen meinen Weg. Es ist einiges anders als
Zuhause in Deutschland, und trotzdem habe ich nie das Gefühl, dass ich komplett fremd bin. Die
Leute begegnen mir hier mit einer so fröhlichen Offenheit, so dass man ohne Probleme ins
Gespräch kommen kann und auch wenn jeder, an dem ich vorbeigehe genau weiß, dass ich nicht
von hier bin (da Jeder Jeden kennt), fühle ich mich willkommen und sicher.
Die neue Moschee im Zentrum mit
Regenbogen
Spaziergang mit Freunden am Borik
Sarajevo
Bevor ich jedoch Anfang September nach Maglaj kam, hatte ich mit anderen Freiwilligen in
Sarajevo einen Intensivkurs für die bosnische (kroatische, serbische) Sprache, der uns den Anfang
des Dienstes sprachlich erleichtern sollte. In den drei Wochen hatten wir ebenso die Gelegenheit in
unserer Freizeit die Hauptstadt Bosniens zu erkunden und uns mit Religion und Geschichte des
Landes auseinanderzusetzen. Es war eine sehr anstrengende aber auch wertvolle und spannende
Zeit, da man sich viel mit den Anderen über Ängste und Vorfreuden austauschen konnte.
Sarajevo ist eine wunderschöne Stadt, in welcher ich mich durch
die drei Wochen Aufenthalt ebenfalls Zuhause fühle, wenn ich an
manchen Wochenenden die anderen Freiwilligen besuchen fahre.
Von Maglaj aus fahre ich mit dem Bus ca. 2 ½ Stunden, aber
genieße jede einzelne Minute dieser Fahrt, da ich mich an der
Umgebung und Natur einfach nicht satt sehen kann.
Altstadt Sarajevo
In den Bergen um Sarajevo
Blick auf Sarajevo
„To je Bosna!“ (Das ist Bosnien!)
Diesen Satz sagt Edo auch, wenn er meinen bewundernden Blick auf die Schönheit dieser Natur
sieht. Aber das ist nicht das Einzige, was mir auffällt, wenn ich aus dem Fenster blicke. Ich sehe
viele Ruinen. Ich sehe kaputte Straßen mit Schlaglöchern, welche Edo durch viel Übung zu
umfahren weiß. Ich sehe viel Müll im Fluss, am Ufer, in den Bäumen und am Wegesrand. Ich sehe
Häuser, die leerstehen, und bewohnte Häuser, die nie komplett fertig gebaut wurden. Ich sehe eine
Romasiedlung am Rande einer Stadt, vor welcher sich Sammelstellen befinden, die eher an
Müllhalden erinnern. Und ich sehe rote Schilder mit Totenköpfen, die vor Minen warnen. Diese
andere Seite von diesem so wunderschönen Land lässt mich immer wieder innerlich
zusammenschrecken. Viele Leuten sagen, wie schön dieses Land zwar sei, aber auch wie groß die
Probleme sind, wie hoch die Arbeitslosigkeit ist und dass es sehr viele Menschen gibt, die in Armut
leben und sich ein Leben in Deutschland erträumen.
Diese Bilder, die ich sehe, wenn wir durch die Städte und Dörfer fahren, oder wenn ich durch
Maglaj spaziere, rufen mir immer wieder ins Bewusstsein, dass der Bosnienkrieg ja erst ca. 20 Jahre
her ist und somit viele Leute, die ich kenne oder treffe, noch direkt Betroffene des Krieges und der
Nachkriegsprobleme sind und es mich somit immer wieder erschreckt, wenn ein junger Mensch
Geschichten, die er selbst erlebt hat, darüber erzählen kann. Das Land leidet demnach noch sehr
unter dem Krieg und Kriegsverbrechen (z.B. Srbrenica) und kommt politisch und wirtschaftlich
kaum voran, was auch an einem unübersichtlichen politischen System liegt. Als uns während des
Sprachkurses jemand über dieses System aufzuklären versuchte und in unsere fragenden Gesichter
blickte, lachte er und sagte, dass wir auf dem besten Weg sind, es zu verstehen, wenn wir verwirrt
sind und keinen Sinn sehen, da es den meisten Bosniern auch so ergeht.
Als ich vor meinem Dienst mit Leuten über Bosnien sprach, habe ich gemerkt, dass die meisten
(wie ich selber auch) relativ wenig bis gar nichts über Bosnien und Herzegowina und den
furchtbaren Krieg, sowie die sozialen Probleme wissen. Leider lernen wir in Deutschland so gut wie
nichts über den Balkan, was ich nun im Nachhinein unverständlich und traurig finde, da es so viel
zu erfahren gibt (sowohl positive als auch negative Aspekte).
Der Wunsch in den Köpfen der Menschen nach einem Leben in Deutschland ist eine Sache, welche
mir vorher in dem Ausmaß nicht bekannt war und für welche ich erst langsam ein Bewusstsein
entwickle. Hier dreht sich in alltäglichen Gesprächen sehr viel um Deutschland. Viele fragen mich,
wie ich denn auf die Idee komme, aus Deutschland in ein Land wie dieses zu kommen und fügen
spaßeshalber hinzu, ob sie nicht mit mir tauschen können. Auch wenn es ein Scherz sein soll,
erkenne ich so langsam den ernsten Kern dahinter. Für viele Leute ist es der größte Traum nach
Deutschland zu gehen und dort zu arbeiten und ein Leben mit mehr Perspektive, Hoffnung und
einem höherem Lebensstandard führen zu können, was aber natürlich nicht so einfach ist.
Ein Haus in Maglajs Altstadt
Einschusslöcher, über die man
täglich spaziert
In Maglaj lerne ich viele Leute kennen, die mir mehr von ihrer Lebenssituation erzählen. So gibt es
zum Beispiel viele junge Leute, die trotz guter Ausbildung und großer Motivation ohne Job sind
oder nur wenig Geld mit dem verdienen, was sie arbeiten. Ein Freund sagte einmal zu mir, als er
mal wieder einen Witz auf meine Kosten machte (auf Englisch): „Weißt du, wir haben viele
Probleme hier in Bosnien und wir machen viele Späße, um das zu überspielen. Es liegt in unserer
Natur zu scherzen. So don't worry!“ Irgendwie blieb mir diese Aussage im Gedächtnis und aus
meiner Sicht und aus meiner Erfahrung passt es gut zu meinem Eindruck von Bosnien und den
Bosniern. Trotzdem ist es eher die herzliche und lockere Seite der Menschen, sowie die
Vielfältigkeit der Umgebung, die mir einen schönen Eindruck dieses Landes geben und das wird es
wahrscheinlich am meisten sein, woran ich denken werde, wenn ich irgendwann auf dieses Jahr
zurück blicken werde.
Meine Freizeit gestaltet sich hier sehr einfach. Ich habe zweimal die Woche Sprachunterricht, der
mir sehr hilft und ansonsten habe ich sehr viel Zeit für mich, was ich genieße und ich habe relativ
schnell Leute kennengelernt, worüber ich auch sehr glücklich bin, und mit welchen ich am
Wochenende ausgehe oder etwas unternehme. Wir gucken gemeinsam Handballspiele der ersten
Mannschaft in Maglaj (erste bosnische Liga), gehen in eine Bar oder tagsüber Kaffee trinken und
spazieren (Beides ist die gefühlte Hauptbeschäftigung der Bosnier). Ansonsten gehe ich manchmal
abends in ein kleines Fitnessstudio oder fahre am Wochenende andere Freiwillige besuchen.
Die Gespräche mit Freunden aus Maglaj verlaufen meistens auf Deutsch, da viele Leute sehr gutes
Deutsch sprechen, weil sie während des Krieges in Deutschland waren, oder es durch die Schule
oder das Fernsehen gelernt haben. Insgesamt ist es aber immer eine bunte Mischung aus Deutsch,
Englisch und Bosnisch und es ist nicht immer leicht in einer großen Runde alle Themen
mitzubekommen, aber ich merke, dass ich immer öfter Gesprächen folgen kann.
In Mostar und auf einer Wandertour in Sarajevos Bergen
Meine Einsatzstelle
Ich gehe sehr gerne zu meiner Arbeit. Auch wenn mich diese, besonders am Anfang, alle Kraft
gekostet hat, sodass ich nachmittags völlig fertig ins Bett gefallen bin und da dann auch die
nächsten Stunden nicht mehr heraus gekommen bin. Mittlerweile bin ich an den dauerhaften
Lärmpegel im Center und die pausenlose Aufmerksamkeit, die erforderlich ist, gewohnt. Denn
einige Kinder nutzen jede Gelegenheit, die sich ergibt, um plötzlich ein Glas umzukippen, dem
Sitznachbarn das Essen zu klauen oder in einen Kleber zu beißen. Für mich hat es eine Zeit
gedauert, bis ich gelernt habe jedes Kind einzuschätzen und zu wissen, welches ich besonderes im
Auge haben muss.
Doch mittlerweile schaffe ich es immer öfter, die Pläne der Kinder zu erkennen und zu sabotieren,
bevor es zu spät ist. Auch falle ich nicht mehr auf jeden hilflosen Blick rein, durch welchen
versucht wird, die neue Freiwillige so zu verunsichern, bis sie zur Hilfe eilt. Ja, die Kinder sind
ziemlich gewitzt und nicht selten haben sie es geschafft mich auf den Arm zu nehmen.
Das Team der Kollegen besteht aus sieben Frauen (darunter Sozialpädagogen, Logopädin,
Physiotherapeutin usw.), mir und Edo, unserem Fahrer.
Ich fühle mich sehr wohl unter ihnen und werde als vollständiges Mitglied des Teams behandelt.
Das Zentrum und die kleine Werkstadt für die Erwachsenen
Meine Einsatzstelle („Dnevni Centar za djecu sa posebnim potrebama“) ist eine Förderschule für
Kinder und Jugendliche mit Behinderungen und gibt es seit ca. 8 Jahren und rund 30 Kinder
kommen regelmäßig hierher. Es gibt vier verschiedene Altersgruppen. Einmal die Kleinen bis 11
Jahre, mit welchen ich dreimal die Woche arbeite. Dann die mittlere Gruppe, bei welcher ich
zweimal die Woche helfe. Bei den Heranwachsenden und Erwachsenen arbeite ich nur selten im
Unterricht bzw. in der Werkstatt mit, da hier für meine Sprachkenntnisse nicht ausreichen. Leider
können nicht alle Gruppen jeden Tag zur Schule kommen, da das Center nicht genügend Platz und
Lehrer für alle hat, und wir mit nur einem Kombi nicht alle Kinder jeden Tag abholen und nach
Hause fahren können.
Womit wir auch schon bei meinem ersten Aufgabenbereich wären: Das Begleiten der Kinder auf der
Fahrt. Täglich werden die Kinder von unserem Fahrer Edo eingesammelt und zur Schule gefahren
und nachmittags wieder nach Hause gebracht. Damit er in Ruhe fahren kann, sitze ich neben ihm
und kümmere mich darum, dass die Kinder ruhig auf ihren Plätzen bleiben und helfe ihnen beim
ein-/ aussteigen. Ich genieße diese Fahrten sehr, da es meistens ruhig und ohne Probleme verläuft
und ich meine bosnischen Sprachkenntnisse in den Gesprächen mit Edo verbessern kann. Es macht
sehr viel Spaß mit ihm über das Land, die Kinder oder einfach über irgendetwas zu reden.
Der Unterricht in der kleinsten Gruppe
Ein kleines Bewegungsspiel
Mein Aufgabenbereich ist insgesamt sehr vielfältig und es gibt so gut wie keinen Augenblick, in
welchem ich mich langweile oder nichts zu tun habe.
Neben dem Begleiten der Fahrten ist meine Hauptaufgabe das Assistieren im Unterricht,
hauptsächlich bei der kleinsten Gruppe. Hier unterstütze ich die Lehrerin, indem ich ihr vorher beim
Vorbereiten der Materialien helfe und dann im Unterricht
selbst mit ihr versuche alle Kinder mit einzubinden. Es gibt
einen Morgenkreis mit allen Kindern, in welchem erklärt
wird, welcher Wochentag ist und wie viele Kinder und
welche Kinder an diesem Tag da sind.
Manchmal arbeite ich mit ein oder zwei Kindern alleine
oder spiele mit ihnen in einem anderem Raum, da sie mehr
Pause benötigen als die Anderen.
So übe ich zum Beispiel mit dem autistischen Edin Farben
und spiele mit ihm in der Hängematte, die er über alles liebt
Dominik, der sich lieber mit
Wäscheklammern im Haar, als mit
alleine aufzuhängen, oder ich versuche dem kleinem
dem Alphabet beschäftigt
Džejlan abzugewöhnen, alle Sachen um sich zu schmeißen und einen Zugang zu seiner kleinen Welt
und in unbeobachteten Momenten verzweifelt versucht sie
zu bekommen, was mittlerweile am Besten mit Ballspielen funktioniert.
In der mittleren Gruppe steht besonders das Lesen und Schreiben sowie das Sprechen im
Vordergrund. Hier übe ich zum Beispiel mit Almedin und Josip alle Buchstaben des bosnischen
Alphabets und die ordentliche Aussprache von Wörtern und mit Dominik das Schreiben und
erkennen von Situationen, die in Bildern dargestellt werden.
Leon, der gerne auf meinen
Schoß klettert
„Koji je danas dan? Danas je utorak:“
(Welcher Tag ist heute? Heute ist Dienstag)
Des Weiteren gehört zu meinen Aufgaben mit den Kindern auf die Toilette zu gehen und ihnen beim
Hände waschen und Zähne putzen, sowie beim Essen zu helfen.
Nach dem Essen gehen wir bei gutem Wetter raus, ein bisschen bewegen und frische (meistens
frische) Luft schnappen, es wird spaziert, Fußball gespielt und auf dem kleinem Spielplatz gespielt.
Bei schlechtem Wetter gehen wir in das Spielzimmer und jedes Kind kann sich beschäftigen oder
wir spielen gemeinsam mit dem großen Wasserball.
Malen mir der jüngsten
Gruppe (Selma und Leon)
Spielepause mir Irhard und Krešo
Viele der Kinder faszinieren mich täglich, da ich mich immer wieder dabei erwische, wie ich
überrascht darüber bin, wie viel sie doch von ihrem Umfeld wahrnehmen und wie wichtig
ein geregelter Ablauf für sie ist, besonders für die autistischen Kinder.
Marin, aus der jüngsten Gruppe, fährt früher mit dem Kombi nach Hause, als die meisten anderen
Kinder, normalerweise bin ich die Begleitung auf dieser Fahrt, aber an diesem Tag nicht. Marin
zieht sich sonst so schnell es geht seine Schuhe an und setzt sich alleine in den Kombi. Er merkt,
dass ich nicht wie sonst auch mich anziehe, sucht mich in einem anderem Klassenzimmer, zieht an
meiner Hand, holt meine Schuhe und gibt mir ohne Worte zu verstehen, dass er will, dass ich sie
anziehe und mich in den Kombi setze. Ich grinse und spiele mit, bis er bemerkt, dass jemand
Anderes die Fahrt begleitet und er trotzdem wie sonst auch nach Hause fahren wird.
Mir war vorher nicht klar, dass Marin sich merkt, wer an welchem Tag um wie viel Uhr mit ihm
fährt. Aber er hat mich eines Besseren belehrt und so etwas geschieht mir fast täglich, dass die
Kinder mir zeigen, dass man sie auf gar keinen Fall unterschätzen darf.
Sportunterricht
Meine besondere Aufgabe ist es, den zweimal in der Woche stattfindenden Sportunterricht zu
planen und mit meinen Kollegen durchzuführen.
Heute habe ich mir für die Kinder und Erwachsenen einen kleinen Parcour überlegt. Ich stelle zwei
Bänke auf und lege hinter diese Ringe in eine Reihe. Mit
Hilfestellung sollen sie über die Bank balancieren und danach
von Ring zu Ring springen. Die erste Überwindung für viele
Kinder ist es, sich auf die Bank zu trauen, da sie Angst vor der
Höhe oder vor dem wenigen Platz haben.
Als ich den sonst so selbstbewussten und frechen Krešo
auffordere, auf die Bank zu steigen, gibt er unzufriedene und
ängstliche Laute von sich, die ich von ihm so gar nicht
gewöhnt bin. Ich versuche ihm gut zuzureden und halte seine
Hand um ihm Sicherheit zu geben. Schließlich schafft er es
die ganze Bank entlang zu balancieren. Ich lobe ihn
überschwänglich und ihm ist der Stolz ins Gesicht
Beim Versuch Krešo vom Hüpfen
zu Überzeugen
geschrieben, mit erhobenem Kopf und den etwas zu dicken
Bauch nach vorne geschoben, stolziert einer der Jüngsten in dieser Stunde zu den Ringen, um den
Rest des Parcours zu absolvieren.
Ich lächle stolz vor mich hin. Die nächsten Runden schafft Krešo nun immer besser, sogar seitwärts
und rückwärts spaziert er an meiner Hand über die Bank. Ich bin sehr glücklich nach dieser Stunde.
Die Planung und Durchführung des Sportunterrichts macht mir großen Spaß und ich freue mich,
hier neue und ganz andere Erfahrungen zu sammeln. Und ich kann mir mittlerweile gut vorstellen
so etwas dauerhaft zu machen, da Sport mit jedem Kind eine eigene Herausforderung darstellt.
Beim Erklären einer neuen Übung
Der Spaziergang zur Sporthalle
Viele Kinder und auch die Erwachsenen haben große Probleme bei Grundlagen wie rückwärts und
seitwärts laufen, sowie bei der allgemeinen Koordination mit dem eigenem Körper. Die größte
Schwierigkeit aus meiner Sicht ist es, Übungen und Spiele zu finden, welche nicht zu kompliziert
(für jeden machbar) sind und trotzdem Spaß machen. Manchmal dauert es mehrere Anläufe oder
Sportstunden, bis annähernd alle ein neues Spiel verstanden haben, aber das ist es wert, denn der
Spaß am Sport soll schließlich immer noch im Vordergrund stehen.
Die richtige Aufstellung bevor es los gehen kann
Na, wer ist am Schnellsten?
Seit mehreren Monaten gebe ich nun regelmäßig den Sportunterricht und ich freue mich jedes Mal,
wenn ein Kind, Jugendlicher oder Erwachsener sich überwindet eine neue Übung zu machen und
ich sehe bei sehr vielen einen Fortschritt. So hat der kleine, übergewichtige Krešo sich am Anfang
nach zwei Minuten auf den Boden gesetzt und sich geweigert an den Übungen teilzunehmen,
mittlerweile lässt er sich immer mehr darauf ein und erfährt kleine Erfolge.
Ich freue mich sehr auf die Zeit, die noch vor mir liegt und glaube fest daran, dass mich dieses Jahr
mit vielen weiteren Erfahrungen bereichern wird und ich
werde mich bestimmt bald wieder melden.
Viele liebe Grüße aus dem nebligen und momentan
verschneiten Maglaj.
Eure Svenja