Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung

Transcrição

Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung
Dokumentation der Fachtage
Wohnungswirtschaftliche
Kompetenz und
soziale Verantwortung
unter einem Dach
am 20., 21. und 22. März 2012
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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Amt für Soziale Sicherung
Orleansplatz 11
81667 München
Amt für Wohnen und Migration
Franziskanerstr. 8
81669 München
Redaktion:Karin Braun, Elke Kremer und Axel Friedlein,
Sozialreferat
Kontakt:[email protected]
[email protected]
Copyright:Nachdruck und Zitate nur mit Quellenangabe erlaubt
Druck:Landeshauptstadt München
Direktorium, Stadtkanzlei
Gedruckt auf 100% Recyclingpapier
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Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
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Begrüßung Brigitte Meier
Begrüßung Gordona Sommer
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1 Eingangsreferate
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Wohnungspolitische Herausforderungen für das Amt
Ist für die GWG München wohnungswirtschaftliches und soziales Handeln ein
Widerspruch?
2 Sozialorientierte Hausverwaltung
Entwicklungen im Kommunalen Wohnungsbauprogramm – soziales Management
und Nachbarschaft in Wohnanlagen
Eckpunkte der sozialorientierten Hausverwaltung
Mediation – ein möglicher Baustein in der sozialorientierten Hausverwaltung
Sozialorientierte Hausverwaltung – ein vielschichtiges Erfolgskonzept für die
Wohnungswirtschaft und die Mieterinnen und Mieter!
Sozialorientierte Hausverwaltung – auch ein ökonomischer Gewinn für die
Wohnungswirtschaft?
Austausch und Diskussion im Forum zu Forderungen der Beteiligten
3 Wohnen im Quartier
Zusammenarbeit Wohnungswirtschaft und Quartierbezogene Bewohnerarbeit
Forum 1 – Hausverwaltung als Schlüsselstelle
Forum 2 – Quartiersmanagement
Forum 3 – Stadtmarketing / Stadtplanung
Wir bauen für Menschen und mit Menschen – aus dem Leitbild der GEWOFAG
4 Versorgung im Viertel
EU-Jahr 2012. „Aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen – Auftrag
und Herausforderung für Kommunen, Wohnungswirtschaft und die Sozialen Dienste“
Vorstellung verschiedener Versorgungsskonzepte
Vorstellung der „Wissenschaftlichen Begleitung von innovativen Wohnprojekten für
versorgungsberechtigte Menschen in München“
Erfahrungen aus der Praxis bisheriger Versorgungskonzepte
Forum 1 – Wohnungswirtschaft und Sozialreferat im Austausch
Forum 2 – Ambulante Pflegedienste und Sozialreferat im Austausch
Forum 3 – Wohnungswirtschaft und Ambulante Pflegedienste im Austausch
Besichtigung von „Wohnen im Viertel“ - Standort Berg am Laim
5 Ergebnisse - Perspektiven - Visionen
Tagesbeobachtung auf den Punkt gebracht
Wohnungswirtschaft, Anbieter und Verwaltung im Gespräch – Worldcafé
„Bezahlbarer Wohnraum, integratives Nachbarschaftsleben, gute Versorgung –
wohin geht die Reise?“ - Abschlusspodium
Weitere Ergebnisse
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Vorwort
Die Fachtage „Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach“ vom 20. bis 22.03.2012 sind die
Fortsetzung eines Dialogs, der 1999 auf der
Expertentagung des Sozialreferats, des Referats für Stadtplanung und Bauordnung und
der Münchner Wohnungswirtschaft begann.
Die Erkenntnis, dass nur, wenn alle Akteure
an einem Strang ziehen, in München dauerhaft eine lebenswerte und friedliche Stadtgemeinschaft erhalten werden kann, wird mittlerweile in vielen Handlungsstrategien umgesetzt.
Mit der Entwicklung der Münchner Wohnungspolitik, die weiterhin bewusst durch die
Münchner Mischung ein Zeichen gegen Segregation und Marginalisierung setzt, übernimmt München bundesweit eine Vorreiterrolle. Trotz gestiegener Immobilienpreise, Flächenknappheit und Sparzwang legt die Stadt
Wert darauf, allen Bevölkerungsschichten und
-gruppen die Teilhabe an der Stadtgesellschaft
zu ermöglichen und bezahlbaren und bedarfsgerechten Wohnraum zu sichern. Das Kommunale Wohnungsbauprogramm, die Einrichtung der sozialorientierten Hausverwaltung,
die dauerhafte Versorgung von alten und pflegebedürftigen Menschen in ihrem angestammten Wohnraum mit innovativen Ansätzen sowie der Ausbau der Quartierbezogenen
Bewohnerarbeit zeigen sinnvolle Maßnahmen
auf, wie diese Ziele erreicht werden können.
schichten einsetzt. Wohnen ist ein Grundrecht, auf dass jede bzw. jeder Einzelne Anspruch hat. Wohnen darf - vor allem auch mit
Blick auf die demografische Entwicklung nicht noch mehr zum Spekulationsobjekt werden. Teilnehmende der Fachtage fordern,
dass die Kommune ihre zur Verfügung stehenden Steuerungsinstrumente aktiv nutzen
und selbstbewusst Solidarität der Bessergestellten einfordern muss. Ausbaufähige Möglichkeiten seien die Stärkung von Wohnungsbaugenossenschaften, die Besteuerung von
Leerständen, die Bildung von Konsortien für
einzelne Baugebiete, die Sicherung von bezahlbarem Baugrund und vieles mehr.
Vielen Dank den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Fachtage, die einen wichtigen
Beitrag für die Fortschreibung eines erfolgreichen Maßnahmenbündels und für umfangreiche Kooperationen geleistet haben!
Rosemarie Haas
Abteilungleiterin
Amt für Soziale Sicherung
Bernd Schreyer
Abteilungsleiter
Amt für Wohnen und Migration
Unabdingbar ist dabei die Kooperation von
Politik, Wohnungswirtschaft, Stadtverwaltung,
den freien Trägern der sozialen Dienste, der
lokalen Akteure in den Stadtvierteln und der
Bürgerinnen und Bürger.
Die Fachtage konnten den Dialog zwischen
den Akteuren vertiefen und zeigten weitere
Perspektiven für Verbesserungen in der Zusammenarbeit auf.
Nicht zuletzt auf dem Abschlusspodium mit
den Vertretungen der städtischen Referate,
den städtischen Wohnbaugesellschaften, den
Wohnungsbaugenossenschaften, den Nachbarschaftstreffs und dem Behindertenbeauftragten wurde bekräftigt, dass man sich eine
Stadtgesellschaft wünscht, die sich aktiv für
eine Solidarität zwischen allen Bevölkerungs4
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Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Begrüßung Brigitte Meier
Sozialreferentin, Landeshauptstadt München
Sehr geehrte Damen und Herren,
München ist weiter auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen Metropole und stellt seine soziale, ökonomische und ökologische Funktionsund Integrationsfähigkeit unter Beweis.
In diesem Jahr wurde mit der Fortschreibung
des wohnungspolitischen Handlungsprogramms „Wohnen in München V“ eine der
wichtigsten Weichenstellungen der künftigen
Stadtentwicklung gelegt.
Programmatisch geht es in „Wohnen in München V“ um die Weiterentwicklung der Konzepte „kompakt, urban, grün“ und des
„Münchner Mixes“, d.h. die bestmögliche integrativen Mischung (Vielfalt) von Einkommensgruppen, kulturellen Milieus und Ethnien über
das gesamte Stadtgebiet. Damit sollen Ghettostrukturen und großflächige Segregation, die
in vielen europäischen Städten zu problematischen, ausgrenzenden, dissozialen und oft
auch rassistischen Entwicklungen geführt haben, in München vermieden werden.
Stichpunkte dazu sind: Geförderter Wohnungsbau u.a. Kommunales Wohnungsbauprogramm, alten – und behindertengerechtes
Wohnen, familiengerechtes Wohnen, Gemeinschaftsräume – Nachbarschaftstreffs, Gentrifizierung verhindern.
zurückzuführen. Aber auch die Geburtenrate
wird weiter ansteigen. München wird Älter –
die Zahl der 65-Jährigen und Älteren steigt um
11% an. Bei den über 80-Jährigen beträgt der
Anstieg sogar 53% und ist damit besonders
gravierend.
Diese Entwicklungen stellen für alle Bereiche
der Kommunalverwaltung eine große Herausforderung dar, nicht nur für das Sozialreferat.
Bauflächen sind ein knappes gut. Bezahlbarer
Wohnraum für untere bis mittlere Einkommensgruppen ist schon seit Jahren Mangelware und wird angesichts der nur noch begrenzt zur Verfügung stehenden Bauflächen
auch so bleiben. Die Kinderbetreuungsangebote müssen weiter ausgebaut werden sowie
die Versorgungsangebote für ältere Menschen. In den Wohnvierteln sollen Bewohnerinnen und Bewohner aller Generationen und
unterschiedlicher Herkunft ihren Platz finden.
Im Rahmen der Fachtage wollen sich die Bereiche „Sozialorientierte Hausverwaltung“,
„Quartierbezogene Bewohnerarbeit“ und „Versorgung im Viertel“ diesen Herausforderungen
und somit den Veränderungen unserer Stadtgesellschaft stellen.
Die Schwerpunktthemen sind gleichzeitig
wichtige Instrumente und Strategien um die
Ziele des strategischen Handlungsprogramms
„Wohnen in München V“ zu erreichen.
Ich wünsche den gemeinsamen Fachtagen
des Amtes für Soziale Sicherung und des Amtes für Wohnen und Migration mit der Wohnungswirtschaft und den beteiligten Trägern in
den Stadtvierteln viel Erfolg!
Die Landeshauptstadt München ist entgegen
dem bundesweiten Trend eine Kommune mit
wachsender Bevölkerungszahl. Im Jahr 2030
werden voraussichtlich 1,54 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner in München leben. Die
über 10%-ige Steigerung ist vor allem auf den
Zuzug von jährlich 7000 bis 8000 Menschen
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Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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Begrüßung Gordona Sommer
Geschäftsführerin GEWOFAG Holding
Liebe Frau Meier,
werte Vertreterinnen und Vertreter der Landeshauptstadt München, liebe Kolleginnen
und Kollegen von der GWG,
verehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer,
ich darf Sie sehr herzlich als Gäste hier im
GEWOFAG-Forum willkommen heißen.
Wie meine Vorrednerin Frau Brigitte Meier bereits ausgeführt hat, geht es in den folgenden
Tagen darum, auf welche Weise wohnungswirtschaftliche Kompetenz mit sozialer Verantwortung verknüpft werden kann. Und - wenn
ich ergänzen darf - mit ökologischer Effizienz.
Denn wenn wir energiesparende Häuser bauen und unseren Beitrag zur Klimaschutz leisten, dann ist das nichts anderes als die Übernahme von sozialer Verantwortung für künftige Generationen.
Der Dreiklang aus wirtschaftlichem Erfolg, sozialer Verantwortung und ökologischer Effizienz ist für die städtischen Wohnungsbaugesellschaften kein frommer Zukunftswunsch,
sondern tägliche Herausforderung und Leitmotiv unserer Arbeit. Eine Herausforderung,
die wir – und darauf bin ich durchaus stolz –
immer besser bewältigen.
Dabei schienen sich soziale Orientierung und
Wirtschaftlichkeit in der Wohnungswirtschaft
viele Jahrzehnte auszuschließen. Ich darf daran erinnern, dass die Abschaffung des Wohnungsgemeinnützigkeitsrechts nicht zuletzt
auf schlechte Betriebsergebnisse, veraltete
Immobilienbestände und einen gewaltigen
Modernisierungsstau zurückzuführen war, der
sich bei vielen gemeinnützigen, sprich sozial
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orientierten Wohnungsgesellschaften in
Deutschland angesammelt hatte. Wer jedoch
das Gegen- und Allheilmittel allein in der Privatisierung sah, wurde inzwischen ebenfalls
eines Besseren belehrt. Deutlich steigende
Mieten, Umwandlung und die Vertreibung der
alteingesessenen Mieterschaft waren dort
meist die Folge, wo die öffentliche Hand – der
Bund, die Länder oder die Kommunen – ihre
Wohnungsbestände und damit ihren Einfluss
auf eine sozialverträgliche Bewirtschaftung ein
für allemal aufgegeben haben.
Die Stadt München ist diesem Privatisierungstrend (wie Frau Meier schon erwähnt hat) nie
aufgesessen – trotz verlockender Angebote
von Seiten internationaler Investoren. Sie hat
von Anfang an einen anderen Weg eingeschlagen, hat voll auf ihre beiden großen
Wohnungsbaugesellschaften gesetzt, sie reformiert und zugleich gestärkt – mit dem Ergebnis, dass wir heute mit über 62.000 erschwinglichen Wohnungen einen nennenswerten Beitrag zur Stabilisierung des Mietmarkts und damit zum sozialen Frieden in
München leisten können.
Ende 2009 haben wir der GEWOFAG eine
neue, moderne Struktur - aus der 80 Jahre
bestehenden Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge AG wurde die GEWOFAG Holding
GmbH, eine als 100%-ige Tochtergesellschaft
der Stadt München. Unsere soziale Verantwortung endete damit wie gesagt nicht!
Zwar ist sie nicht mehr per Satzung festgeschrieben, doch auch unser neuer Gesellschaftsvertrag beschreibt „die sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung der
breiten Schichten der Münchner Bevölkerung“
als zentrale Aufgabe der GEWOFAG.
Wir können bei der GEWOFAG nicht von sozialer Verantwortung sprechen, ohne das
Wohnforum zu nennen. Das Wohnforum ist
mittlerweile eine 100prozentige Tochter der
GEWOFAG. Ich freue mich, dass es uns gelungen ist, das Wohnforum komplett in den
Konzern zu integrieren. Es ist kein Geheimnis,
dass das Wohnforum vergangenes Jahr in einer finanziellen Schieflage war. Aber wir haben das Ruder noch einmal herumgerissen
und gemeinsam mit den Mitarbeitenden dieses Unternehmen wieder auf Vordermann gebracht. Das Wohnforum als sozialer Dienstleister hat nun die Wirtschaftlichkeit im Blick.
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Herrn Sigismund Mühlbauer als Geschäftsführer des Wohnforums gebührt dafür mein aufrichtiger Dank. Das Wohnforum als sozialer
Dienstleister rund um alles, was mit Wohnen
zu tun hat, ist unverzichtbar für den GEWOFAG-Konzern. Wir könnten unserer sozialen
Verantwortung gegenüber unseren Mieterinnen und Mietern ohne das Wohnforum nicht
nachkommen. Ich bin daher zuversichtlich,
dass es Herrn Mühlbauer und seiner Mannschaft, allen voran dem neuen Prokuristen
Daniel Huck, gelingen wird, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen und das Wohnforum
langfristig als zuverlässigen und kompetenten
sozialen Dienstleister am Markt zu etablieren.
Wir sind froh, mit Herrn Huck einen neuen Mitstreiter gefunden zu haben, der aus dem sozialen Bereich kommt und gleichzeitig Erfahrung mit kaufmännischen und ManagementAufgaben hat. Jetzt heißt es „volle Fahrt voraus“ für das Wohnforum.
Lassen Sie mich wieder zurückkehren zum
Kerngeschäft des GEWOFAG-Konzerns. Wir
übernehmen nicht nur soziale Verantwortung,
indem wir bezahlbaren Wohnraum schaffen
für Menschen, die auf dem freien Wohnungsmarkt keine Chance haben. Wir tun das auch,
indem wir unsere Quartiere mit sozialer Infrastruktur aufwerten:
- Indem wir soziale Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Wohnprojekte für pflegebedürftige und behinderte Menschen bauen.
- Indem wir Nachbarschaftstreffs einrichten
und Quartiersgänger beschäftigen, die sich
bei Problemen um die Mieterinnen und Mieter
vor Ort kümmern.
Immer in enger und guter Zusammenarbeit
mit der Stadt und dem Sozialreferat!
Dass dies nicht nur aus sozialen, sondern
auch aus wirtschaftlichen Motiven geschieht,
dass soziale Investitionen auch betriebswirtschaftlich sinnvoll sein können, weil sie auf
Dauer Kosten sparen, möchte ich Ihnen anhand einiger – ganz praktischer – Beispiele
erläutern:
Beispiel 1 – alte Menschen: In vielen Siedlungen der GEWOFAG ist die Mehrzahl der Mieterinnen und Mieter bereits 60 Jahre und älter.
Viele von ihnen alleinstehend. Das heißt, sie
werden mit zunehmendem Alter und abnehmender Mobilität in Zukunft immer stärker auf
fremde Hilfe angewiesen sein. Wenn sie die
nicht vor Ort bekommen, werden diese Mieterinnen und Mieter eines Tages ausziehen
müssen, z.B. in ein Altenheim. Abgesehen davon, dass jeder Mieterwechsel Geld kostet –
Verwaltungsaufwand, vorübergehender Leerstand, Renovierungskosten usw. – kann es
nicht in unserem Interesse sein, dass treue
Mieterinnen uns Mieter, die oft mehrere Jahrzehnte bei uns gewohnt und regelmäßig ihre
Miete bezahlt haben, aus diesem Grund ausziehen müssen. Also investieren wir in barrierefreie Umbauten und die Bereitstellung ambulanter Pflegedienste vor Ort, wie wir dies im
Rahmen unseres Projekts „Wohnen im Viertel“
tun. Davon profitieren beide Seiten: Die betroffenen Mieterinnen und Mieter können in ihrer Wohnung und ihrer angestammten Umgebung bleiben, was sie sich in den allermeisten
Fällen wünschen. Und wir als Vermieter können die Fluktuation und dadurch entstehende
Kosten reduzieren.
Beispiel 2 – Familien: Junge Familien mit Kindern machen ein Stadtviertel lebendig und attraktiv. Familien sorgen für Stabilität, Kommunikation und gute Nachbarschaften. Ziehen
sie weg, weil die Wohnungen zu klein, die
Mieten zu teuer oder die Infrastruktur zu
schlecht ist, dann vergreist das Viertel mit der
Zeit, es wird langweilig und unattraktiv – übrigens auch für ältere Leute. Wenn wir also
ausreichend große und bezahlbare Wohnungen für Familien, Kindertagesstätten und
Spielplätze bauen – wie z.B. im Rahmen unseres Projekts „Familien zurück in die Stadt“ dann tun wir natürlich den Familien, die dort
einziehen, einen Gefallen. Wir tun es indirekt
aber auch für uns, denn die junge Bewohnerschaft macht das Quartier jung, modern und
beliebt. Was wiederum den Wert unserer Immobilien dort sichert.
Beispiel 3 – Ghettoisierung und Vandalismus:
Das Gegenteil passiert, wie Sie wissen, in so
genannten Problemvierteln. Wenn Wohnsiedlungen oder ganze Stadtviertel in einen sozialen Abwärtssog geraten, weil eine kulturell
oder sozioökonomisch einseitige Bewohnerschaft die Oberhand gewonnen hat. Die finanziellen Folgen von Nationalitäten- und Nachbarschaftskonflikten, von Kriminalität und Vandalismus, von Leerständen und häufigem Mieterwechsel – wie wir sie aus anderen Städten,
vor allem in England und Frankreich kennen –
gehen in die Millionen. Mit unserem stadtwei-
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ten Programm zur Quartiersentwicklung, mit
Nachbarschaftstreffs, Konfliktmediation und
sozialorientierter Hausverwaltung, mit präventiven generationenübergreifenden und multikulturellen Angeboten in unseren Siedlungen
sorgen wir dafür, dass soziale Brennpunkte
erst gar nicht entstehen oder auftauchende
Probleme früh bearbeitet werden. Das kostet
viel Geld. Aber glauben Sie mir, das ist für uns
als Vermieter und für die Stadt definitiv besser
und billiger als die Schäden hinterher zu bezahlen.
Sie sehen, wir sind keineswegs nur „Gutmenschen“. Soziale Verantwortung zu übernehmen, ist durchaus auch eigennützig und überaus sinnvoll, ganz abgesehen davon, dass wir
als großer Vermieter natürlich „an der Quelle“
sitzen. Das heißt wir merken es oft als erste,
wenn einzelne Bewohner Probleme bekommen, wenn Menschen ihre Wohnung nicht
mehr verlassen, weil sie krank oder pflegebedürftig geworden sind, wenn die Mietzahlungen ausbleiben, weil jemand den Job verloren
und/oder Alkoholprobleme hat, wenn Kinder
vernachlässigt oder Jugendliche auffällig werden und sich die Nachbarinnen und Nachbarn
bei uns über Lärm oder andere Belästigungen
beschweren. Insofern ist es naheliegend, dass
wir bei Bedarf und mit Zustimmung der Mieter
die geeigneten Beratungsstellen, Behörden
oder Hilfsdienste einschalten.
Ich glaube, mittlerweile haben wir bewiesen –
oder sagen wir beweisen dürfen – dass Wirtschaftlichkeit und sozialer Anspruch kein Widerspruch sind. 2010 hat der GEWOFAGKonzern einen Jahresüberschuss von 40,7
Millionen Euro erzielt und damit ein sehr gutes
Ergebnis erwirtschaftet. Geld, das wir aber
nicht als Gewinn an die Stadt München ausschütten, sondern in Absprache mit der Stadt
und in enger Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat wieder in soziale und ökologische Projekte investieren werden. Einen Teil dieser
Projekte werden Sie zusammen mit weiteren
Beispielen, z.B. der GWG, während dieser
Fachtagung näher kennenlernen.
Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg und danke für Ihre Aufmerksamkeit.
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1. Eingangsreferate
1.
Eingangsreferate
Wohnungspolitische
Wohnungspolitische
Herausforderungen für
Herausforderungen
für das
das
Amt
Amt
Rudolf Stummvoll, Leitung Amt für Wohnen
und Migration
Sehr geehrte Damen und Herren,
München wird bunter und älter. Die Herausforderungen für das Amt für Wohnen und Migration verändern sich. Die Anforderungen an lebendige Stadtviertel verändern sich:
•
die Themenbereiche der Fachtage „Sozialorientierte Hausverwaltung“, „Quartierbezogene Bewohnerarbeit“, „Wohnen im Viertel“ sind
eng mit den Aufgaben des Wohnungsamtes
verknüpft
• nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation ist Wohnen „die Verbindung von
Wohnunterkunft, Zuhause, unmittelbarem
Wohnumfeld und Nachbarschaft“
• Wohnen ist eine Form des sozialen Miteinanders
• der Standort der Wohnung ist prägend für
die Einbettung in soziale Netzwerke
• die Strukturen des Wohnmilieus bestimmen
die Lebenschancen und die Entwicklung von
Kindern und Jugendlichen entscheidend mit
• Wohnformen und das Zusammenleben in
gemeinsamen Wohnquartieren können mit
entscheiden, ob Integration funktioniert, ob wir
uns vor Altersarmut schützen können, ob Beziehungsnetzwerke entstehen
• das urbane Leben mit seiner sozialen und
kulturellen Mischung bietet die notwendige
Szenerie für die Entwicklungsfreiräume einer
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modernen Gesellschaft
• für den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft ist Wohnen ein entscheidender Faktor
• der Aufbau von Nachbarschaften oder anderen Netzwerken ist eine Schlüsselfunktion für
eine gelingende Integrations- und Sozialpolitik
• gerade für München, als einem der attraktivsten Arbeits- und Wohnstandorte Deutschlands, ist dies eine Herausforderung
• die Landeshauptstadt München ist entgegen
dem bundesweiten Trend eine Kommune mit
wachsender Bevölkerungszahl
• eine europäische Stadt wie München
braucht, um zukunftsfähig zu bleiben, Zuwanderung
• wer sich für Zuwanderung ausspricht, muss
sich mit dem Thema der Integration auseinandersetzen, so wie es für die Landeshauptstadt
München seit Jahren selbstverständlich ist
• nach der Prognose des Referats für Stadtplanung und Bauordnung wir die Einwohnerzahl Münchens vor allem durch Zuzug mittelfristig bis 2030 um ca. 10% auf dann ca. 1,54
Mio. Einwohner anwachsen
• zudem wird ein Anstieg der Geburtenrate um
ca. 10% erwartet
• die Zahl der 65-jährigen und älteren Menschen in München wird von 249.000 im Jahr
2009 auf 280.000 im Jahr 2030 ansteigen
• bei den über 80-Jährigen ist der prognostizierte Anstieg von 59.000 auf etwa 91.000 mit
einer Steigerung um etwa 53% besonders
gravierend
• München wird nicht nur vielfältiger und bunter, sondern auch älter
• vor dem Hintergrund einer wachsenden
Stadt ist dem steigenden Bedarf an bezahlbarem Wohnraum in lebendigen Wohnquartieren
Rechnung zu tragen
• dabei wird sich die Zahl der Personen, die
Grundsicherung nach SGB XII beziehen, im
Zeitraum bis 2020 von derzeit 11.000 auf etwa
24.000 mehr als verdoppeln
• als akut Wohnungslose sind derzeit etwa
2.700 Personen untergebracht, darunter etwa
700 Kinder
• der Landeshauptstadt München steht insgesamt eine Eingriffsreserve von etwa 75.000
Wohnungen zur Verfügung, auf die sie „Zugriff“ hat
• etwa 3.300 Wohnungen können hieraus pro
Jahr neu vergeben werden, 2008 waren es
noch 4.400
• 2008-2011 sind ca. 7.100 Wohnungen aus
der Bindung gefallen, weitere 7.000 werden
bis 2015 aus der Bindung fallen
• bezahlbarer Wohnraum für untere bis mittlere Einkommensgruppen ist schon seit Jahren
Mangelware
• angesichts der nur noch begrenzt zur Verfügung stehenden Bauflächen wird dies auch in
Zukunft so bleiben
• im Fokus der Aufgabenstellung wird daher
nach wie vor sein
die Verhinderung von Zweckentfremdung
die zielgerichtete Vergabe der zu wenigen
preiswerten Wohnungen an die,
die sie am dringendsten benötigen
die Sicherung des Bestands an bezahlbaren
Wohnungen durch Umsetzung aller Programme von Wohnen in München V, insbesondere
des kommunalen Wohnungsbauprogramms
inkl. des Ankaufs von Belegrechten
die Verhinderung und der Abbau von Wohnungslosigkeit
die Beratung in Mietverhältnissen
• die Kinderbetreuungsangebote müssen weiter ausgebaut und die Versorgung der älteren
Menschen muss gesichert werden
• ein wichtiges Ziel der Münchner Wohnungsbaupolitik ist der Erhalt der „Münchner Mischung“, also einer breiten Streuung von Einkommensgruppen, Familien- und Einzelhaushalten, alten und jungen Menschen in den
Wohnquartieren
• in den Wohnvierteln sollen Bewohnerinnen
und Bewohner aller Generationen und unterschiedlichster Herkunft ihren Platz finden
• eine ausgewogene Mischung stärkt den sozialen Zusammenhalt und es entstehen Ressourcen für bürgerschaftliches Engagement
• diese Entwicklungen sind eine Herausforderung für alle Referate der Landeshauptstadt
München
• damit ein Zusammenleben in städtischen
Quartieren erfolgreich gelingen kann, ist die
Zusammenarbeit der Akteurinnen und Akteure
auf verschiedenen Handlungsebenen gefordert.
In diesem Sinne Wünsche ich den Fachtagen
gutes Gelingen!
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Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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Ist für die GWG München
wohnungswirtschaftliches
und soziales Handeln ein
Widerspruch?
Verfolgung ihrer gemeinnützigen Zielsetzung
Vermögensgegenstände an sozial Bedürftige
zu einem niedrigeren als dem Marktzins zu
überlassen.
•
Die GWG München ist bei ihrem
Handeln gleichzeitig verpflichtet,
betriebswirtschaftliche Grundsätze zu
beachten sowie die Grundsätze der
Sparsamkeit und der Wirtschaftlichkeit. Sie
muss weiterhin eine angemessene
Verzinsung des Eigenkapitals sowie die
Bildung ausreichender Rücklagen
sicherstellen.
Diese aus dem Gesellschaftsvertrag der GWG
München abgeleiteten sozialen und
ökonomischen Grundsätze bestimmen im
Wesentlichen die Unternehmensstrategie des
Unternehmens. Wichtige ökologische Aspekte
fließen selbstverständlich in die sozialen und
ökonomischen Grundsätze ein.
Liebe Gäste dieser Fachtage,
auch ich begrüße Sie hiermit ganz herzlich.
Alle drei Ausrichtungen – also die
ökologischen, die sozialen und die
ökonomischen Grundsätze – wiederum bilden
die Grundlage für unsere nachhaltige
Unternehmenspolitik.
Dietmar Bock, Kaufmännischer Geschäftsführer, GWG München
Ich wurde gebeten mit einem Eingangsreferat
bzw. sogar mit einem Impulsreferat das
Spannungsfeld Sozialpolitik und Ökonomie in
der Wohnungswirtschaft anzusprechen und
dies aus Sicht des kommunalen
Wohnungsunternehmens GWG München.
Wohnungswirtschaft meine Damen und
Herren, ist meines Erachtens gleichzusetzen
mit entgeltlichem Dienst am Menschen, um
eines seiner Grundbedürfnisse zu befriedigen.
Das Grundbedürfnis lautet in diesem Fall:
„Leben zu können an einem sicheren und
geborgenen Ort.“ Sicherheit und
Geborgenheit sollten daher das Wohnen
bestimmen.
Meine Damen und Herren,
wer Sicherheit und Geborgenheit spürt, der
fühlt sich „zu Hause“. Ich bin der festen
Überzeugung, der Mensch braucht sein „zu
Hause“. Dies ist auch das Thema der GWG
München. Wer sie noch nicht kennt; die GWG
gehört zu 100 % der Landeshauptstadt
München. Ein paar Kernaussagen aus dem
Gesellschaftsvertrag der GWG München:
•
Zweck der GWG München ist
vorrangig eine sichere und
sozialverantwortbare Wohnungsversorgung
breiter Schichten der Münchner Bevölkerung.
•
Der GWG München ist gestattet, in
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Zehn Leitsätze, die wir beachten, möchte ich
hier und aus Anlass dieser Fachtage Ihnen
gegenüber beispielhaft vorbringen:
-1Jedem Mieter soll ein Leben lang und in jeder
Lebenslage ein selbstbestimmtes Wohnen in
seiner bezahlbaren Wohnung ermöglicht
werden. Sollte er dennoch umziehen müssen,
dann sollte dies mit unserer Unterstützung
innerhalb unseres Wohnungsbestandes
geschehen und dies nach Möglichkeit sogar
innerhalb seines gewohnten Wohnumfeldes
bzw. im gewohnten Quartier und somit
innerhalb der GWG Mietergemeinschaft.
Diese Vorgehensweise dient der Pflege des
nachbarschaftlichen Gemeinschaftssinnes;
und Teil einer Gemeinschaft zu sein, stärkt
das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.
-2Bei jeder Neuvermietung muss gewährleistet
bleiben, dass die Hausgemeinschaft eines
Hausaufganges weiterhin harmonisch
miteinander auskommt. Im weitesten Sinne
gilt diese Maxime natürlich auch für ein
ganzes Quartier. Bei Neubauvorhaben wird
daher aus den gleichen Gründen neben
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geförderten Neubaumietwohnungen auch bis
zu 30 % freifinanzierte
Neubaumietwohnungen errichtet und
angeboten (Stichwort: Münchner Mischung).
-3Jeder – aber auch jeder - in wirtschaftlicher
Notlage befindliche Mietinteressent erhält bei
der GWG München in Abstimmung mit dem
Sozialreferat eine Wohnung. Ziel soll es sein,
dass alle Münchner Haushalte und damit auch
die wirtschaftlich benachteiligten Haushalte
angemessenen Wohnraum beanspruchen
dürfen.
-4Wohnungsleerstand und Mietausfälle dürfen
nur in einem geringen Umfang eintreten. Im
Umkehrschluss auf Eigenkapital, das man
erwirtschaften kann, sollte man nicht
verzichten und Wohnraum, der leer steht, ist
Wohnraum, der Wohnungssuchenden nicht
zur Verfügung steht.
-5Im freifinanzierten Mietwohnungsbau sind
entsprechend des Wirtschaftlichkeitsgebotes
alle vertretbaren bzw. noch zumutbaren
Mietpotentiale auszuschöpfen; es sei denn im
Einzelfall liegt eine soziale Härte vor. Hier gilt
neben dem Recht der GWG München
Wohnungen an sozial Bedürftige unter ihrem
Wert abgeben zu dürfen auch das soziale
Mietenkonzept der LHM. Hier gilt somit die
Ausgewogenheit des Handels; also das
Abwägen zwischen Eigenkapitalgewinnung
und Vermeidens sozialer Härte.
-6Das Wohnungsangebot muss marktgerecht,
zeitgemäß, vielfältig und auf die jeweiligen
Lebensumstände eines Haushaltes
zugeschnitten aufrecht erhalten bleiben.
Hierzu gehören neben
Modernisierungsmaßnahmen auch eine
konsequente Erneuerung des
Wohnungsbestandes durch eine
qualitätsbewusste Neubautätigkeit verbunden
mit einer ansprechenden
Freiflächengestaltung. Alle diese Maßnahmen
unterliegen dem Gebot der Sparsamkeit und
Wirtschaftlichkeit; zumindestens sollten sie es.
-7Das Unternehmen muss stets eine
angemessene Verzinsung des Eigenkapitals
sicherstellen. Eine Angemessenheit wird
derzeit bei rund 3 bis 4 % Verzinsung
unterstellt.
-8Das Eigenkapital darf nur unter dem
Gesichtspunkt des Erzielens eines möglichst
großen wirtschaftlichen Nutzens eingesetzt
werden und damit sehr sparsam. Eigenkapital
ist in der Regel ein rares Gut insbesondere
bei der GWG München; es sollte daher
pfleglich behandelt werden.
-9Der Geschäftsbetrieb der GWG München ist
unter Beachtung der Sparsamkeit und
Wirtschaftlichkeit ziel- und ergebnisorientiert
ausgerichtet.Hierfür sorgen entsprechende
Geschäftsprozesse und eine auf die
Geschäftsprozesse ausgerichtete
Organisation.
Und letztens
- 10 Alle Mieterinnen und Mieter und alle
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen sich
als eine GWG - Gemeinschaft verstehen, die
dem gegenseitigen Nutzen dient.
Was heißt dies alles praktisch? Ich möchte,
um diese Frage zu beantworten, Ihnen einige
Beispiele aufzeigen:
Die GWG München beschäftigt z. B. in sechs
Hausverwaltungen vor Ort Hausmeister und
technische Service-Mitarbeiter.
Über kaufmännische und technische
Mitarbeiter erfolgt die Vermietung,
die Mieterbetreuung sowie die
Reparaturabwicklung und Mängelbeseitigung.
Über Sprechstunden in der Hausverwaltung
bis hin zu Hausbesuchen wird der direkte
Kontakt zu den Mieterinnen und Mietern
gesucht.
Die GWG München ist mit ihren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort tätig
und zeigt damit nachhaltige Präsenz.
Kurze Wege helfen Geld sparen und erhöhen
zusätzlich durch kurze Reaktionszeiten auch
die Zufriedenheit der Mieter.
Ergänzt wird dieses schon personalintensive
Betreuungsangebot noch zusätzlich
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durch fünf eigene Sozialpädagoginnen und
Sozialpädagogen, welche die vor Ort tätigen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten,
Mieterinnen und Mieter im Einzelfall betreuen,
den Mieterinnen und Mietern zur Selbsthilfe
anregen oder ihnen externe Hilfe vermitteln.
Die Sozialpädagoginnen und
Sozialpädagogen nutzen hierfür ein großes
stadtweites soziales Netzwerk, um die jeweilig
erforderliche Betreuung über externe
Einrichtungen so auch Einrichtungen der LHM
– zu ermöglichen.
Ein Beispiel für externe Betreuung wäre die
Schuldnerberatung. Wer mit seinen Schulden
gut umgeht kann sich auch besser um seine
Mietzahlungen erfolgreich kümmern. Wer
keine Mietschulden hat, behält seine
Wohnung und damit sein zu Hause. Die
Betreuung durch die fünf Sozialpädagoginnen
und Sozialpädagogen umfasst daher
insbesondere die Verhinderung von
Mietausfällen aber auch die Organisation von
Hilfe bei körperlichen und geistigen
Einschränkungen sowie die Organisation von
Unterstützungen bei sozialen und
wirtschaftlichen Problemen. Die GWGMieterinnen und Mieter sollen sich - wie schon
mehrfach ausgeführt – als Teil einer GWGGemeinschaft fühlen in der insbesondere in
schwierigen Situationen Hilfe gewährt wird.
Diese intensive direkte Mieterbetreuung führt
wirtschaftlich auch dazu, dass die GWG
München nur eine Räumungsquote von nur
ca. 0,1 % hat und einen
Mietforderungsabschreibungsbedarf von unter
0,3 %. Zu unserer Räumungsquote wird Ihnen
im Übrigen unser Leiter der
Hausbewirtschaftung, Herr Hagen, in seinem
Vortrag heute Mittag Näheres ausführen.
Noch ein wirtschaftlicher Aspekt: Die
anfallenden jährlichen kaufmännischen
Verwaltungskosten betragen bei der GWG
München trotz der intensiven Mieterbetreuung
in 2011 durchschnittlich 413 € pro Wohnung.
Diesbezüglich liegt die GWG München mit
diesem Satz im unteren Drittel aller großen
Wohnungsunternehmen Deutschlands.
Meine Damen und Herren,
der Einsatz unserer eigenen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter wird noch ergänzt durch den
Einsatz externer Unternehmen. In den
Wohngebieten der GWG München
12
12
unterstützen uns soziale
Dienstleistungsunternehmen bzw. soziale
Träger, die unseren Mieterinnen und Mietern
vor Ort Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen
können. Hierzu gehören Einrichtungen wie z.
B. Stadtteilcafes, Beratungsbüros,
Sozialstationen, Mehrgenerationshäuser und
allgemeine Treffpunkte. Die GWG München
stellt hierbei lediglich die Räumlichkeiten
gegen ein geringes Entgelt zur Verfügung.
Dieser noch vertretbare Mietverzicht wird u.a.
dadurch kompensiert, dass unsere
Mieterinnen und Mieter diese Einrichtungen
gerne in Anspruch nehmen und in Folge ein
gestärktes allgemeines Zufriedenheitsgefühl
entwickeln und wieder in Folge sich ihre
Mietzahlungswilligkeit erhöht und wiederum
damit dazu beitragen, dass der Mietausfall bei
der GWG München gering ausfällt. Was will
man mehr.
Für den Fall, dass die Hilfe zur Selbsthilfe
nicht ausreicht bzw. nicht funktioniert werden
die sechs Hausverwaltungen in ihrer
Betreuungstätigkeit alternativ durch sechs
soziale Dienstleistungsunternehmen
unterstützt, die über Kooperationsverträge
sich bereit erklärt haben für unsere
Mieterinnen und Mieter unterschiedlichste
wohnungsnahe Dienstleistungen vorzuhalten,
die gegen Entgelt abgerufen werden können.
Warum sechs soziale Dienstleister? Die GWG
München verfügt über sechs
Hausverwaltungen und jeder Hausverwaltung
ist ein Dienstleister zugeordnet. Es ist immer
das Dienstleistungsunternehmen, das in der
Nähe des Wohnungsbestandes einer
einzelnen Hausverwaltung einen Stützpunkt
hat. Bei den Dienstleistungen geht es u.a. um
Essen auf Rädern oder das Angebot der
Inanspruchnahme eines Notrufsystems bis hin
zu Leistungen der Pflegestufe 3; ich betone
auch Leistungen der Pflegestufe 3 in der
eigenen Wohnung. Die Mieterin oder der
Mieter soll nicht unnötigerweise umziehen
müssen. Sie bzw. er soll in ihrer /seiner
gewohnten Umgebung bleiben. Für das
Vorhalten aller Dienstleistungen entstehen für
die GWG München sowie für die Mieter keine
Kosten. Kosten für den Mieter fallen nur dann
an, wenn er Leistungen in Anspruch nimmt. Im
Einzelfall können Krankenkassen, private
Versicherungen, die Rentenversicherung etc.
Kostenanteile übernehmen. Die GWG
München ergänzt diese externen
Hilfestellungen durch notwendige Umbauten
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
innerhalb der Wohnung (Stichwort:
Wohnungsanpassung).
Allen Mietern der GWG München werden
innerhalb ihrer Wohnanlagen auch
Möglichkeiten des alternativen Wohnens in
bestimmten Lebenslagen angeboten;
Lebenslagen in denen das Wohnen allein in
der Wohnung nicht mehr sinnvoll erscheint.
Hierzu gehören z. B. Wohnungen für
Seniorengemeinschaften,
Gemeinschaftswohnungen für
Demenzerkrankte sowie sozial betreutes
Wohnen in Gemeinschaftseinrichtungen. Die
GWG München praktiziert insgesamt für alle
ihre Mieter eine sozialorientierte
Hausverwaltung, die – wenn die Selbsthilfe
unserer Mieter oder auch die
Nachbarschaftshilfe nicht greift - um externe
Serviceangebote ergänzt wird.
Insbesondere unter dem Aspekt der
Selbsthilfe, der Nachbarschaftshilfe und der
umfassenden Serviceangebote favorisiert die
GWG München das Konzept - Wohnen in
Gemeinschaft plus Service. Wir nennen
dieses Konzept kurz WGplus. Hierüber wird
Ihnen unsere Sozialpädagogin Frau Gomez
am Mittwoch über einen Erfahrungsbericht
Näheres erläutern.
Die GWG München erwirtschaftet in ihrem
sozialen Handeln immer zusätzlich eine
angemessene ökonomische Rendite auf ihr
Eigenkapital und sorgt für einen stetigen
Vermögenszuwachs. Ich werde darauf noch
näher eingehen. Erst einmal weiter in Bezug
auf das soziale Handeln der GWG München.
Über eine vor zwei Jahren durchgeführte
Mieterbefragung konnte belegt werden, dass
über 90 % aller Mieterinnen und Mieter mit
ihrer GWG zufrieden sind. Anregungen aus
der Mieterbefragung wurden aufgegriffen und
zum Teil in die Tat umgesetzt. Zum BeispieI
wurde die telefonische Erreichbarkeit in den
Hausverwaltungen dadurch erhöht, dass in
jeder Hausverwaltung zusätzlich jeweils eine
Assistenzstelle eingerichtet wurde, die
Telefonate insbesondere an den Sprechtagen,
an denen die Mieterinnen und Mieter
persönlich vorstellig werden, entgegennimmt.
In 2012 also noch in diesem Jahr wird diese
Mieterbefragung wiederholt. Unser jährlicher
CSR-Bericht ermöglicht uns kritisch zu
hinterfragen, ob wir als ein
verantwortungsbewusstes Unternehmen
handeln bzw. wir konnten stets nach erfolgter
Hinterfragung sogar darüber berichten, dass
wir es auch tatsächlich sind. Wer Interesse hat
kann den CSR-Bericht über unser
Internetportal abrufen. Sowohl
Mieterbefragung als CSR Bericht dienen der
Überprüfung unseres sozialen Handelns.
Sowohl die Mieterbefragung als auch der CSR
Bericht zeigen auf, dass wir auf den richtigen
Weg sind, eine angemessene sozialpolitische
Rendite zu erwirtschaften. Im Rahmen des
jährlichen Jahresabschlusses können wir
feststellen, ob ökonomische Grundsätze
beachtet und eine angemessene
Eigenkapitalrendite erwirtschaftet wurde. In
den letzten Jahren betrug die
durchschnittliche Eigenkapitalrendite rund 4,5
%. Als Auskömmlich hatte ich am Anfang
meines Vortrages 3 bis 4 % genannt. Wir
haben – wie Sie sehen - auch in diesem Fall
unser Ziel erreicht. Wer Interesse hat an
unseren Geschäftsbericht, der im Rahmen
des Jahresabschlusses erstellt wird, der kann
diesen Geschäftsbericht über unser
Internetportal abrufen. Es gibt aus meiner
Sicht im Prinzip in der Wohnungswirtschaft
kein Spannungsfeld zwischen Sozialpolitik
einerseits und Ökonomie andererseits, wenn
man - und dies ist ganz wichtig – eine
nachhaltige Wohnungspolitik betreibt.
Im Gegenteil Sozialpolitik und Ökonomie
ergänzen sich wunderbar im Rahmen der
Umsetzung einer nachhaltigen
Wohnungspolitik. Wohnraum ist sowohl ein
Sozialgut als auch ein Wirtschaftsgut.
Wohnraum dient einem Grundbedürfnis des
Menschen, dem Grundbedürfnis: Leben zu
können, an einem sicheren und geborgenen
Ort. Mit dieser schon am Anfang meines
Vortrages getroffenen Aussage möchte ich
meinen Vortrag schließen.
Ich hoffe ich habe mit meinen Ausführungen
Ihnen einige Impulse für diese Fachtage
geben können und bedanke mich für Ihre
Aufmerksamkeit.
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
13
13
2. Sozialorientierte
Hausverwaltung
Entwicklungen im
Kommunalen
Wohnungsbauprogramm –
soziales Management und
Nachbarschaft in
Wohnanlagen
Bernd Schreyer, Abteilungsleiter,
Amt für Wohnen und Migration
Wohnungspolitische Entwicklung in
München - neue Herausforderungen:
• die Versorgung mit preiswerten Wohnraum,
insbesondere die Soziale Wohnraumversorgung im geförderten Wohnungsbau wird
eine immer größere Herausforderung für die
Stadt München.
• Die Aufgabe muss konzeptionell und planerisch mit großer konzeptioneller und planerischer Kreativität und regionaler Zusammenarbeit schnell angegangen werden.
Gründe für den zunehmenden
Wohnungsmangel:
• Ungebremste Prosperität Münchens
• Zuzug
• Flächenbegrenzung und -verbrauch
• Bindungsablauf
• Mietpreisentwicklung
• Währungskrise: Flucht in's Betongold
• Verdrängung (Gentrifizierung/ Umwandlung)
Lösungen:
• Wohnungsneubauoffensive
• Stadtraumverträgliche Verdichtung (LaSie)
• 40% jedes geschaffenen Baurechts werden
14
14
für geförderten Wohnungsbau gebunden
• Gesamtplan Soziale Wohnraumversorgung
– Wohnungslosenhilfe in München
→ Bessere Lastenverteilung von Stadt und
Umland
Attraktive, lebenswerte Stadt
im Münchner Mix:
• Münchner Mix – gemischte Stadtstruktur erhalten und weiter entwickeln
• Gleichberechtigte Teilhabe an der Stadtgesellschaft ermöglichen (Bildung, Arbeit, Gesundheit, Wohnen �)
• Inklusion: Keine Stigmatisierung und Segregation bestimmter Einkommens- und Bildungsschichten, Milieus, Ethnien, Lebenslagen mit Behinderung
• Intergenerativ: Wohnraum für Alle bereitstellen
• Integration: Akzeptanz schaffen für sozioökonomische, kulturelle, sprachliche und
konfessionelle Unterschiede innerhalb der
Bevölkerung
Wohnungspolitische Entwicklung
in München:
• Besondere Unterstützung der unteren Einkommensgruppen durch das Kommunale
Wohnungsbauprogramm und seine Teilprogramme
• ca. 700 Wohneinheiten im Teilprogramm A
ergänzt durch EOF (Stufe 1) 200 Wohneinheiten im Teilprogramm B/C, ca. 900 Wohneinheiten insgesamt für die Einkommenstufe1
Wohnraumschaffung der vergangenen 10
Jahre im Teilprogramm B
• 473 Wohneinheiten in 24 Objekten verteilt
auf 19 Stadtbezirke
• Planung bis 2014: knapp 600 Wohneinheiten
(davon 198 WE in 2012)
Ziele:
Besondere Unterstützung der unteren Einkommensgruppen durch das Kommunale
Wohnungsbauprogramm und seine Teilprogramme
• Erleichterung der ganzheitlichen Integration
der betroffenen Haushalte ins Wohnen, ins
Wohnumfeld und in die Arbeits-, Ausbildungs- und Lebenswelt durch kleinteilige
Bebauung mit gemischter Zusammensetzung der Haushaltsstruktur, stadtweite Verteilung in möglichst gewachsenen, urbanen
•
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Quartieren und den Einsatz einer
sozialorentierten Hausverwaltung
Zusammenleben in der Hausgemeinschaft
• Wohnen als wichtiges Element um sozial
und wirtschaftlich unsichere Lebenssituation
zu stabilisieren.
• Was braucht es, um die Mieterinnen und
Mieter im Wohnen bestmöglich zu unterstützen?
• Idee einer sozialorientierten Hausverwaltung, um Identifikation mit der Wohnung und
Zufriedenheit zu erreichen, in die Hausgemeinschaft und das Quartier zu integrieren
und um Wohnungslosigkeit zu vermeiden
Zusammenleben im Wohnquartier
Das Zusammenleben verschiedener Einkommens- und Bildungsschichten, Milieus und
Ethnien in Wohnquartieren, von gesunden und
gesundheitlich eingeschränkten Menschen,
erfordert hohe Ansprüche an Konzepte und
Strategien um eine funktionierende Nachbarschaft zu ermöglichen, zu erhalten und nachhaltig zu fördern.
Sozialorientierte Hausverwaltung
• Hat nicht nur die technischen und die kaufmännischen Aspekte im Blick sondern auch
die sozialen
• Sie verbindet diese Aspekte, so dass sie
kompetent die Mieterin uns den Mieter beraten und auf spezielle Dienstleister für alle
drei Aspekte im Wohnungsunternehmen und
darüberhinaus (z.B. im Sozialbürgerhaus,
bei freien Trägern...) verweisen kann
• Im Wesentlichen erfolgt damit das Sozialmanagement im Verbund mit dem Hausverwaltungsmanagement aus einer Hand
• Der Satz: „Wir sind nicht zuständig“ gilt nur
eingeschränkt!
Hausverwaltung der Zukunft
Welchen Beitrag kann die sozialorientierte
Hausverwaltung zur Stabilisierung und für
den sozialen Frieden eines Hauses, einer
Wohnanlage, eines Quartiers leisten?
• Ist die Investition des Einsatzes der sozialorientierten Hausverwaltung langfristig wirtschaftlich? (Mehrwert einer funktionierenden
Hausgemeinschaft)
• Erweiterung des Konzepts hinsichtlich soziokultureller Anforderungen, Mediation, einem
guten Beschwerdemanagement und einer
ökologisch, energetischen Hausverwaltung.
•
Eckpunkte der
sozialorientierten
Hausverwaltung
Angela Zeillinger, Grundsatzplanung/Soziale
Wohnraumförderung, Amt für Wohnen und Migration
Für wen?
• Wohnungslose Haushalte in Clearinghäusern, Notquartieren
• Haushalte in Wohnungen des Kommunalen
Wohnungsbauprogramms Teilprogramm B
Warum?
Haushalte haben noch nie ein Mietverhältnis
begründet oder Verlust des Mietverhältnisses
aus unterschiedlichen Gründen
• Integration ins Wohnumfeld
• Stabile Hausgemeinschaften
• Erhalt der Mietverhältnisse
• Belange der Mieterinnen und Mieter sind
wichtig
• Förderung der Mieterinnen und Mieter bei
Eigenverantwortung
Wie?
Haltungsfrage durch Kompetenzen
• soziale und kommunikative
• vernetztes Denken und Handeln
• interkulturelle
• konfliktlösungsorientiert
Best-Practice Beispiele
• Kommunales Wohnungsbauprogramm (Teilprogramm B und BR)
• Vereinbarung zu Belegungsbindungen mit
den städtischen Wohnbaugesellschaften
(Direkt und 3er Auswahlvorschlag)
• Konzept der sozialorientierten Hausverwaltung
• Bewohnertreffs in Kooperation mit Wohnungswirtschaft
• Sozial Betreute Wohnhäuser (Planung)
Mit wem?
• Klar definierte Schnittstellen mit den Kooperationspartnerinnen und -partnern
• Alle Fachlichkeiten des jeweils zuständigen
SBHs
• Die sozialpädagogische Integrationsunterstützung Wohnen (SIW)
• Sonstige soziale Dienste im Sozialraum
(Netzwerk, bei Bedarf)
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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15
Zielvereinbarungen und Zuschuss
• Jährliches Festschreiben von Zielvereinbarungen nach Bedarf und Haus in Zusammenarbeit mit Träger
• Gemeinsames Zielecontrolling am Ende des
Jahres und Fortschreibung für das Folgejahr
• Generelle Laufzeit der sozialorientierten
Hausverwaltung: 3 – 5 Jahre
• Zuschuss im Rahmen der doppelten Verwaltungspauschale in Höhe von jährlich 250
Euro je Wohneinheit
Mediation – ein möglicher
Baustein in der
sozialorientierten
Hausverwaltung
Dr. Eva Jüsten, Stelle für Gemeinwesenmediation, Amt für Wohnen und Migration
Vermittlung insbesondere in folgenden
Konfliktfeldern:
• Nachbarschaft
• Wohnumfeld
• Stadtteil
• Kindertageseinrichtungen
• Schulen
• Ausbildung
•
Fortbildungen für sozialorientierte Hausverwaltungen z.B. zum Thema: „Wie führe ich
Konfliktgespräche mit Mietern und Mieterinnen?“
Weitere Informationen finden Sie auf:
www.muenchen.de/steg
Sozialorientierte
Hausverwaltung – ein
vielschichtiges
Erfolgskonzept für die
Wohnungswirtschaft und die
Mieterinnen und Mieter!
Heiner Schlune, Schlune Bauen+Wohnen
Mediation:
• lateinisch: Vermittlung
• freiwilliges Verfahren mit einer neutralen Vermittlerin/ einem neutralen Vermittler
• Bereitschaft zu fairer Kommunikation
• eigene Lösung der Konfliktbeteiligten
• Vereinbarung
Konfliktfeld Nachbarschaft:
• Beispiel
• ungeklärte Konflikte belasten
• Vermittlung durch SteG ermöglicht Entspannung für die Zukunft
• in der Regel binnen einer Woche Beginn
erster Gespräche
• kostenfrei
Unser Angebot
• Mediation/ Konfliktmoderation sowohl mit
zwei Personen als auch mit Gruppen
• Konfliktberatung für sozialorientierte Hausverwaltungen, die mit Konflikten konfrontiert
sind, auch zu den Themen: „psychisch kranke Mieter und Mieterinnen“, „hoch eskalierte
Konflikte“.
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Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Sozialorientierte
Hausverwaltung – auch ein
ökonomischer Gewinn für die
Wohnungswirtschaft?
Armin Hagen, Prokurist, GWG München
Die GWG München hat sich im Jahr 1997 im
Rahmen der schon immer praktizierten (aber
nicht so genannten) sozialorientierten Hausverwaltung dazu entschieden eine Sozialpädagogin einzustellen um die Mieterinnen und
Mieter noch umfänglicher betreuen zu können.
Hierbei stellte sich die Frage, wie kann die
GWG als wohnungswirtschaftliches Unternehmen die Wirkung der Sozialpädagogen bewerten? Also die Antwort auf die gestellte Frage:
"Was bringt uns diese neue Stelle" mit einer
möglichen Antwort darstellbar in Geldeinheiten.
Hierzu kamen die damalig Verantwortlichen zu
folgendem Rechenmodell:
1997 gab es bei der GWG über 100 Zwangsräumungen. Wenn durch den Einsatz der Sozialpädagogin diese Zahl sinkt, dann kann
eine Gegenrechnung aufgebaut werden.
Eine Zwangsräumung (ZW) kostet den Vermieter bei unserem Klientel im Schnitt zwischen 5.000 bis 15.000 EUR, wenn 10 ZW
verhindert werden können hat sich die Einstellung rentiert.
Gesagt, getan und alle waren überzeugt.
2011 hat die GWG München nur noch ca. 30
ZW und 5 Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen beschäftigt.
In diesem Zusammenhang ist auch der „ande-
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
17
17
re Geist“ und die andere Herangehensweise
der Kolleginnen und Kollegen an Problemstellungen zu nennen. Es werden Türen geöffnet,
die kaufmännischen oder technischen Kolleginnen und Kollegen verwehrt bleiben.
Austausch und Diskussion
im Forum zu Forderungen
der Beteiligten
Sabine Tschainer, Moderation,
Institut aufschwungalt
Bündelung der zentralen Aussagen zum
Thema
Sozialorientierte Hausverwaltung
• Kundenorientierung ist gleich soz. Hausverwaltung – nein, soz. Hausverwaltung ist
mehr als Kundenorientierung
• Auch andere Städte haben eine soz. Hausverwaltung, nennt sich nur anders, z.B. soziales Management im Quartier/ Hamburg
• Personal der soz. Hausverwaltung muss geschult werden, der Grund für den Bedarf ist
im gesellschaftlichen Umbruch bzw. in den
Veränderungen zu suchen z.B. Thema Migration
• Es gehört zur gesellschaftlichen Entwicklung, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrer Arbeit soziale Werte umsetzen, nicht nur die Sozialpädagoginnen und
Sozialpädagogen
• Weniger Zwangsräumungen seit Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen in der
Wohnungsbaugesellschaften mitarbeiten
• STeG ist eine Ergänzung für die Arbeit der
Hausverwaltungen und die Arbeit der Sozial-
18
18
pädagoginnen und Sozialpädagogen
Die Anforderung an die Hausverwaltungen
steigt.Die Hausverwaltungen sind zugleich
ein wichtiger Baustein für die Integration der
neuen Mieterinnen und Mieter in den Sozialraum
• Hausverwaltung mit 1000 WE in München
und einem Teil Belegrechtsankauf mit sehr
sinnvoller sozialorientierter Hausverwaltung:
die neu hinzukommenden Mieter sind
schwierige Mieter. Die Hausverwaltung hat
das Ziel, dass sich die Bestandsmieter wie
die Neuen wohl fühlen. Im Bestand im Kieferngarten ist die Hausverwaltung sehr präsent und sozial aktiv, auch ohne die Förderung durch das Sozialreferat. Im Vergleich
mit anderen Anlagen, die die starke Präsenz
der Hausverwaltung vor Ort nicht haben, ist
der Erfolg schnell sichtbar
Wohnungswirtschaft
• Alle Wohnungsbaugesellschaften sollen soziale Verantwortung für Quartiere entwickeln
• Thema Wohnungstausch v.a. bei den städt.
Wohnungsbaugesellschaften
• STeG Beratung / Mediation: für alle kostenlos. (Mieterversammlungen, Mieter, Hausverwaltungen)
Fortbildungen sind nicht kostenfrei. Sie orientieren sich an den städtischen Sätzen.
Ausbildung in der Regel 200 Stunden. Fortbildung für sozialorientierte Hausverwaltung
ca. 3-4 Monate
Warum bieten nicht alle Sozialorientierte
Hausverwaltung an?
• Frage: Ist es sinnvoll Berechnungen zwischen den einzelnen Wohnanlagen zu erstellen?
Beispiel: Bei einem Investor wurden in Riem
wirtschaftliche Vergleiche zwischen den
Wohnanlagen angesetzt mit der Erkenntnis,
es werden dort hohe Summen eingespart,
wo sich in der Nähe ein Nachbarschaftstreff
befindet.
• Der Einsatz von „Sozialen“ wirkt sich auf den
Zustand von Anlagen aus. Die Anforderungen an das Personal ist hoch, es ist kein
„verschanzen“ möglich, die Arbeit ist eine
Herausforderung an die Flexibilität
• Die Immobilienbranche ist oftmals nur wirtschaftlich orientiert. Es besteht kein weiteres
Interesse. Es verlangt hohe Kompetenz und
persönliches Engagement, wenn ein Unternehmen auch sinnvolles für die Gemeinschaft schaffen will.
•
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
•
München hat einen Wohnungsmarkt, auf
dem Wohnungen ohne Philosophie vermarktbar sind. Viele Unternehmen betreiben
die Vermarktung bereits über Wohnungsverbände; jede 5. Wohnung in München wird
bereits über einen Wohnungsverband vermietet
Zusammenarbeit mit dem Sozialreferat
• Kann das Sozialreferat eine Studie in Auftrag geben zum Thema: ökonomische Gewinne aus der soz. Hausverwaltung, „Stadtrendite“, gemeinsame Studie mit der Wohnungswirtschaft
• Was macht das Wohnungsamt um Investoren für den gef. Wohnungsbau zu finden, um
Interesse zu wecken für soz. Hausverwaltung, Nachbarschaftstreffs etc., Interesse für
soziales Engagement, eine soziale Philosophie
• Wohnungsbaugesellschaften brauchen Unterstützung der Verwaltung, brauchen die
Vernetzung im Quartier, mehr Öffentlichkeitsarbeit kleine HV wollen mehr Unterstützung vom Wohnungsamt, betrifft den gesamten gef. Wohnungsbau, gute Unterstützung bedeutet Werbung für das Sozialreferat und die Programme
• Was tut das Amt für Wohnen und Migration,
um Wohnungsunternehmen für die sozialorientierte Hausverwaltung zu motivieren?
• Das Sozialreferat hat das Ziel mit Partnern
zu arbeiten, die auch eine soziale Philosophie und Ziele haben, die Vergabe von
Grundstücken soll sich daran orientieren,
z.B. werden Grundstücksflächen nur mit der
Auflage sozialorientierte Hausverwaltung
ausgeschrieben
• Die Situation in München wird immer
schwieriger, München wird zur Integrationsstadt und es stellt sich die Frage:
Wie können wir Wohnungslose in der hohen
Zahl in Wohnungen integrieren, damit Konflikte nicht vorprogrammiert sind.
• Es gibt verschiedene Aspekte sozialen Miteinanders im Bereich Wohnen:
die Versorgung von Benachteiligten; auch
mit materiellen Ressourcen und die Vermeidung von Anonymität in den Anlagen
Fazit:, soziales Miteinander schon in der
Planung von Quartieren und im Neubau mitdenken, schafft Wohnzufriedenheit und
Identifikation.
3. Wohnen im Quartier
Zusammenarbeit
Wohnungswirtschaft und
Quartierbezogene
Bewohnerarbeit
Bernd Schreyer, Abteilungsleiter, Amt für Wohnen und Migration
Quartierbezogene Bewohnerarbeit und
Wohnungswirtschaft im Dialog
Wirkungen der Nachbarschaftstreffs
2011: Sozialreferat beauftragt Hochschule
München, Wohnungswirtschaft zu befragen
Ergebnisse:
• Angebot gut, zu wenig bekannt: Wie zu nutzen?
• Finanzierung von Treffs: Beteiligung aller
Akteure!!
• Goldesel nein, eigene Finanzierung ja!
• Unklare Rahmenbedingungen: Laufzeit, Personal, Selbstverwaltung
Neue Dialog- und Austauschstrukturen
• Mit Wohnungswirtschaft:
◦ Planung von Neubaugebieten
◦ Mehr Beteiligung
◦ Gemeinsame Verantwortung aller
Unternehmen
◦ Sinnvolle Gestaltung
◦ Bedarfsorientierte Nutzung
• Auf Stadtteilebene
◦ Gestaltung der Quartiere
◦ Aufenthaltsqualität öffentlicher Räume
◦ Bürgerbeteiligung
◦ Identifikation
• Hausverwaltungen als Schlüsselstelle
◦ Kennen die Einzelpersonen
◦ Sind Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner im Quartier
• Nachbarschaftstreffs
◦ vermitteln
◦ bieten Räume
◦ sind mit Einrichtungen, Politik, Verwaltung
vernetzt
► Zusammenarbeit macht Sinn!
Weiterentwicklung Konzept
Quartierbezogene Bewohnerarbeit:
• Verbesserung Zusammenarbeit Träger
• Verbesserung Unterstützung Bürgerschaftliches Engagement und Selbsthilfe
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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•
Quartierbezogene Bewohnerarbeit und Versorgung im Viertel
• Bessere Planungsbedingungen
• Bessere Öffentlichkeitsarbeit
Forum 1 – Hausverwaltung
als Schlüsselstelle
Moderation: Armin Hagen, GWG
Anja Huber, Amt für Wohnen und Migration
Zusammenarbeit Träger
Ein Quartier
Ein Träger
Verschiedene Räume
= Quartierszentren
• Flexiblerer Personaleinsatz
• Inhaltliche Schwerpunkte
• Stadtteilthemen mehr im Fokus
Unterstützung Engagement und Selbsthilfe
• Ausbau Begleitung selbstverwaltete Treffs
von 3 auf 10 Stunden/ Woche
• Weiterbildung in Nachbarschaftstreffs WiN:
Schulung, Fortbildung, Austausch
• Abklärung: Was kann Engagement leisten?
Versorgung im Viertel
• Ausbau der Nachbarschaftsarbeit
• Schaffung eines Teilproduktes
• Stärkung des Bürgerschaftlichen Engagements und der Selbsthilfe
Planungsbedingungen
Quartierseinrichtungen
• Generationenübergreifende Einrichtungen
• Weg von zielgruppenorientierter hin zur bedarfsorientierten Planung
• Flexible Raumgestaltung
• Weg von der Versäulung hin zu mehr Zusammenarbeit in den Referaten und Steuerungsbereichen: Stadtjugendamt, Amt für
Soziale Sicherung
Öffentlichkeitsarbeit
Bürgerinnen und Bürger bleiben nicht allein!
Befristeter Personaleinsatz dient Klärung von
Bedarfen und Aktivierungspotential
Wie geht es weiter?
• Dialog Wohnungswirtschaft
• Was braucht Ehrenamt? Fachveranstaltung
mit Aktiven, Hauptamtlichen und Trägern
• Beschluss Stadtrat 3/2012
Zusammenarbeit Wohnungswirtschaft
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und
konstruktive Gespräche!!
Im Forum ging es darum, die Kooperation zwischen den Hausverwaltungen/ den Hausmeistern und den Nachbarschaftstreffs zu verbessern. Es wurden Kontakte hergestellt und
Treffen vereinbart. Des Weiteren wurden
grundsätzliche Fragen zu einzelnen Themen
beantwortet, z.B. wie man sich allgemein über
die sozialen Einrichtungen vor Ort informieren
kann. Wenn ein Treff neu eröffnet wird soll in
Zukunft jede Wohnbaugesellschaft in diesem
Quartier stärker einbezogen werden. Auch
REGSAM bekundet das Interesse, intensiver
mit der Wohnungswirtschaft zusammen arbeiten zu wollen.
Ergebnisse und Vereinbarungen:
Ziel: Einführung neuer Treff
Beteiligte: Wohnungswirtschaft, Treffleitung
Intervall: einmalig
Moderation/Federführung: Treffleitung/ Träger
Dialogform: Infos Internet „Was ist los im
Quartier“
20
20
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Beteiligte: Wohnungswirtschaft, lokale Partner, soziale Einrichtungen
Intervall: laufend
Moderation/Federführung: Träger der Treffs,
www.muenchen-info-sozial.de, REGSAM
Ziel: Gestaltung Quartier Arnulfpark
Beteiligte: Treff, Bürgerinnen+Bürger →
Hausverwaltung GBWAG, PLAN → noch klären
Intervall: ?
Moderation/Federführung: Verein für Sozialarbeit/ NT Arnulfpark/ Fr. Ullrich
Dialogform: Inforunde
Beteiligte: REGSAM
Intervall: halbjährlich
Moderation/Federführung: S-III-SW, REGSAM
Forum 2 –
Quartiersmanagement
Moderation: Alexandra Ruzicka, Verein für Sozialbarbeit und Beate Wieja, Amt für Wohnen
und Migration
In diesem Forum ging es um die Kooperation
auf Quartiersebene. Es wurden Themen angesprochen, die zur Entwicklung eines Viertels
beitragen und bei denen noch nicht geklärt ist,
wer diese Aufgaben übernimmt. Einige dieser
Aufgaben können von den Nachbarschaftstreffs übernommen werden, für andere müssen grundsätzliche Lösungen gefunden werden. Eine Vertreterin des Quartiersmanagements Soziale Stadt und eine Vertreterin des
Konsortiums der Funkkaserne beschrieben
Best-Practise-Beispiele.
Ergebnisse und Vereinbarungen:
Dialogform: regelmäßiger Austausch /Treffen
Beteiligte: klare Ansprechpersonen Träger
NBT, Vermieter
Intervall: regelmäßig, themenspezifisch
Ziel: Werbung für den NBT
Beteiligte: Wohnbaugesellschaft (→ Schaukästen, Mieterzeitung)
Intervall: vierteljährlich
Eva Bruns – Soziale Stadt berichtet aus
dem Bestandsgebiet Ramersdorf/Berg am
Laim
Wo sind die Wohnungswirtschaftunternehmen
ansprechbar wenn die Planung ins Ungewisse
läuft?
Wenn die GWG bildungsnahe Familien in ihren Häusern haben will, müssen die Kindergärten und Schulen aufgewertet werden.
Der Bildungssektor ist in Ramersdorf/Berg am
Laim durch einen hohen Migrationsanteil geprägt.
Weiterhin muss es gute Einkaufsmöglichkeiten geben, d.h. eine integrierte Stadtentwicklung wird angestrebt.
Die GEWOFAG hat dazu eine große Gewerbeanalyse in Auftrag gegeben.
Problem:
Was passiert, wenn die Soziale Stadt ausläuft,
wer übernimmt die Koordination und die Zusammenführung?
Frau Hollerbach – Wagnis e.V. berichtet
aus einem Neubaugebiet
Bauträger, GWG, Baugemeinschaften Wogeno, Frauenwohnen und Wagnis haben ein
Konsortium für die Nachbarschaften gebildet.
Die Bedarfe werden örtlich geprüft und geplant wie alles einbezogen werden kann,
z.B. Kunsthof (an der Domagkstr), Dorfladen,
Nachbarschaftstreff und Kultur.
Der Nachbarschaftstreff wird in einem Gebäude der GEWOFAG eingerichtet.
Für die Finanzierung sind alle Beteiligten gefragt. Alle zahlen in einen Topf pro Geschossfläche und Quadratmeter, so gibt es ca 1 Million und 500.000 Euro für die Infrastruktur an 3
Stellen im Quartier.
Somit sind alle dortigen Bauträger an der Einrichtung der infrastrukturellen Angebote beteiligt.
Forum 3 – Stadtmarketing /
Stadtplanung
Moderation: Doris Schüle-Wolfsfellner, Sozialplanung / Sozialreferat und Yvonne Rips, Amt
für Wohnen und Migration
Durch die Regelungen im neu gefassten
Beschluss „Wohnen in München V“ ergeben
sich für die Förderung/ Planung von
Nachbarschaftstreffs (NBT) im Rahmen der
EOF-Bebauung (EOF =
einkommensorientierte Förderung) folgende
Punkte:
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
21
21
•
•
•
•
•
•
•
Wenn der NBT im Rahmen der EOFBebauung erstellt wird bzw. dort integriert
ist, gibt es keine zeitlichen Verzögerungen in
der Erstellung
Wenn mehr als ein EOF-Träger, wird größter
Bauträger für NBT angefragt.
0,5 qm pro EOF-Wohnung für NBT ist ein
Richtwert. +/ - m² förderfähig
bei Bauplanung muss Ort der EOF
festgelegt werden → Ort für NBT
Bei SOBON-Grundstücken entscheidet
Eigentümer wo EOF situiert wird.
WIM V gibt es nicht her, dass die Möglichkeit
einen NBT zu finanzieren auf eine
Quartierseinrichtung übertragen wird.
Musterausschreibung notwendig für Vergabe
Baugrundstücke (von SOZ noch zu
bearbeiten)
Trotz der Förderfähigkeit der Baukosten der
Räume für einen Nachbarschaftstreff ist die
weitere Finanzierung (Eigenanteil an den
Baukosten, Folgekosten) ein wichtiges
Thema:
•
•
•
•
•
•
Lasten eines NBT werden durch WIM V auf
20% EOF-Träger umgelegt.
Verwaltungspauschale ist so berechnet,
dass sich eine Eigenkapitalverzinsung von
weniger als 5 % ergibt, jetzt noch NBT
dazu?
Beteiligung aller Bauträger, die geförderte
Mietwohnungen erstellen
Warum keine Beteiligung der
Eigentumswohnungen?
Jeder qm ist mit 500,- € SOBON belastet.
Noch mehr geht nicht.
Gemeinbedarfsräume können (rechtlich) von
allen errichtet werden.
Wie kann erreicht werden, dass
Nachbarschaftstreff frühzeitig gebaut wird,
d.h. gleichzeitig mit den ersten
Bauabschnitten?
Wenn der NBT im Rahmen der EOFBebauung erstellt wird bzw. dort integriert ist,
gibt es keine zeitlichen Verzögerungen.
Räume für einen NBT können auch über
einen städtebaulichen Vertrag gesichert
werden, allerdings ist damit die Lage und
zeitliche Fertigstellung vom Bauherren
abhängig und kann weit nach der Errichtung
der Wohnungen liegen.
22
22
Es wäre gut, die Festlegung in der Planung
auf NBT auf Multifunktionsräume zu erweitern,
um auf die künftige Entwicklung eingehen zu
können.
In Neubaugebieten kann bei der Planung von
sozialen Einrichtungen nur von
Erfahrungswerten ausgegangen werden. Mit
Bezug der Wohnungen können sich die
Bedarfe an sozialen Einrichtungen ändern
(kein Bedarf an NBT aber Bedarf an Kinderund Jugendeinrichtungen usw.).
Die Wohnnbaugesellschaften bekundeten
Interesse an einem Forum zur sozialen
Entwicklung.
Es ist ein Instrumentarium zur Nachsteuerung
notwendig, wenn Quartier bezogen ist.
Zusätzliche oder anders situierte Räume sind
über Instrument Zweckentfremdung am
besten zu bekommen. Es ist möglich über
privatrechtliche Verträge die Finanzierung von
einer auf andere Wohnung zu übertragen.
Ergebnisse und Vereinbarungen:
Ziel: Info über EOF-Standorte innerhalb Baugebiet
Beteiligte: In KOOR (PLAN, SOZ, KOMM)
Intervall: besteht
Moderation: PLAN
Dialogform: Planungsrunden ab Grundsatzbeschluß bis Baubeginn
Beteiligte: SOZ, PLAN, REGSAM, BA, später: Bauträger
Intervall: 1-2 mal/ Jahr
Moderation: PLAN (noch klären), Soz.planung
Ziel: Detailplanung NBT
Beteiligte: Bauträger, SOZ, PLAN
Intervall: einmalig
Moderation: SOZ 4.1.7
Dialogform: Gesprächsrunden zur Nachsteuerung von Quartieren
Beteiligte: SOZ, Einrichtungen vor Ort (REGSAM), Wohnbauträger
Intervall: nach Bedarf
Moderation: Sozialplanung (Verbindlichkeit in
„Quartiere sozialverträglich gestalten“)
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wir bauen für Menschen und
mit Menschen – aus dem
Leitbild der GEWOFAG
Gordona Sommer, Geschäftsführerin der
GEWOFAG Holding
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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4. Versorgung im Viertel
EU-Jahr 2012. „Aktives Altern
und Solidarität zwischen den
Generationen – Auftrag und
Herausforderung für
Kommunen,
Wohnungswirtschaft und die
Sozialen Dienste“
Rosemarie Haas,Abteilungsleiterin,
Amt für soziale Sicherung
Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem Sie sich gestern intensiv mit den
Themen sozialorientierte Hausverwaltung
sowie Quartierbezogene Bewohnerarbeit
auseinandergesetzt haben, also mit Themen,
die Bürgerinnen und Bürger aller
Altersgruppen betreffen, wollen wir heute den
Fokus auf die Zielgruppe der älteren
Menschen richten. Der viel zitierte
„Demographische Wandel“ ist in München –
als einer der immer noch wachsenden
Großstädte in Deutschland - zwar noch nicht
in der Weise unmittelbar täglich erlebbar wie
in anderen Regionen. Und doch müssen wir
bei der Frage, welchen Rahmen Menschen
vorfinden müssen, um in einem Quartier gut
miteinander leben zu können – die
besonderen Bedürfnisse älterer Menschen
nicht nur mitdenken, sondern uns die
gemeinsame Verantwortung für diese
Zielgruppe immer wieder besonders bewusst
machen.
26
26
Ziel und Aufgabe von „Europäischen Jahren“
ist es, alltägliche bestehende, aber bisweilen
an den Rand gedrängte Themen quasi ins
Scheinwerferlicht zu rücken und so
Bewusstsein zu schärfen, Dialoge anzustoßen
und konkrete Maßnahmen und Projekte auf
den Weg zu bringen.
1. Europäisches Jahr 2012
Das Europäische Parlament hat das Jahr
2012 zum „Europäischen Jahr für aktives
Altern und Solidarität zwischen den
Generationen 2012“ erklärt. Hintergrund ist
die demographische Entwicklung in Europa
und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft
sowie die öffentlichen Dienstleistungen und
Finanzen.
Der demografische Wandel wird in unseren
Städten und Gemeinden zu einem
veränderten Verhältnis zwischen den
Altersgruppen führen. Unsere Gesellschaft ist
verstärkt auf das Miteinander der
Generationen angewiesen. Solidarität unter
den Generationen, gegenseitiges Verständnis
und Toleranz bekommen für das
Zusammenleben einen immer bedeutenderen
Stellenwert.
Im Zuge dieses demografischen Wandels
sollte sich „Seniorenpolitik“ als eine
Querschnittsaufgabe verstehen. Eine auf
Prävention und den sozialen Zusammenhalt
der Generationen ausgerichtete moderne
Seniorenpolitik kann nicht auf reine Sozialund Gesundheitspolitik beschränkt werden.
Das Miteinander im Alter und zwischen den
Generationen muss eine neue Qualität
entwickeln.
Das EU-Jahr 2012 soll
• zur Schaffung besserer Arbeitsbedingungen
für die zunehmende Zahl älterer Menschen
in Europa beitragen,
• ihnen helfen, eine aktive Rolle in der
Gesellschaft zu übernehmen,
• gesundes Altern fördern
UND
• das Potential des rasch zunehmenden
Anteils der Bevölkerung im Alter von Ende
50 und älter mobilisieren und dadurch die
Solidarität zwischen den Generationen
stärken.
Mit einem Satz: „Der Blick auf den Umgang
mit unserer alternden Gesellschaft soll durch
dieses Europäische Jahr geändert werden.“
Die Mitgliedsstaaten und ihre regionalen und
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
lokalen Behörden, die Sozialpartner, die
Wirtschaft und die Zivilgesellschaft wurden
aufgefordert, sich an diesem Prozess aktiv zu
beteiligen. Vor diesem Hintergrund ist es
Aufgabe der Landeshauptstadt München, sich
noch intensiver als bisher als Moderatorin und
Koordinatorin für die Vernetzung von
Dienstleistungsangeboten zu verstehen und
innovative Anstöße zu geben.
2. Demographische Entwicklung
Nach Aussagen der Europäischen
Kommission wird in Europa die Bevölkerung
im erwerbsfähigen Alter ab 2012 abnehmen
und die Zahl der über 60-Jährigen jährlich um
etwa zwei Millionen zunehmen. Der stärkste
Umschwung ergibt sich dadurch, dass
zwischen 2015 und 2035 die geburtenstarken
Jahrgänge in den Ruhestand gehen.
Nicht zuletzt durch steigende Geburtsraten ist
in München der Anteil älterer Menschen an
der Gesamtbevölkerung etwas geringer als im
Bundesdurchschnitt. Die Lebenserwartung in
Europa und auch bei uns steigt kontinuierlich
an. Im Jahr 2025 werden ein Viertel der
Bundesbürger 70 Jahre und älter sein.
Nach den Daten des Statistischen Amtes
sowie des Referates für Stadtplanung und
Bauordnung leben in München rund 22.000
der Über-80-Jährigen in einem Ein-PersonenHaushalt.
Stand Dezember
2011
bis 2030
rund 250.000 Menschen ab 65 Jahre
(17,7 % der Gesamtbevölkerung)
rund 280.000 Personen 65 Jahre
und älter
rund 61.000 Person
ab 80 Jahre (4,3 %
der Gesamtbevölkerung)
rund 91.000 Menschen älter als 80
Jahre.
Aber nicht nur die Anzahl der „Älteren
Menschen“ verändert sich, auch das, was
Gesellschaft mit dem Begriff „Alter“ assoziiert,
ist einer ständigen Veränderung unterworfen.
Eine allgemein gültige Definition des Begriffs
„Alter“ gibt es nicht. Das Altern ist geprägt von
verschiedenen Dimensionen und abhängig
von vielen individuellen Faktoren. Altern ist ein
dynamischer Prozess und nicht ein bleibender
Zustand. Der Alterungsprozess ist ein Produkt
von persönlichen Faktoren und sozialräumlicher Umwelt. Alter hat viele
unterschiedliche Gesichter. Ein festes
kalendarisches Alter, ab dem ein Mensch
gemeinhin „alt“ ist, gibt es nicht.
Alter kann heute nicht mehr automatisch mit
Hilfsbedürftigkeit und zunehmender
Unselbständigkeit gleichgesetzt werden. Noch
nie in der Geschichte haben die älteren
Menschen so viel Wert darauf gelegt, ein
selbständiges und selbstbestimmtes Leben zu
führen. Dies betrifft auch ganz stark den
Wunsch nach selbständigem Wohnen, am
liebsten im vertrauten Umfeld. Darauf gilt es,
sich einzustellen.
3. Europäisches Jahr 2012 in München
Die LHM hat im Sozialausschuss vom
22.09.2011 einstimmig beschlossen, sich an
diesem EU-Jahr – wie bereits an den EUJahren 2010 (Jahr gegen Armut) und 2011
(Jahr der Freiwilligentätigkeit) - zu beteiligen.
Die Schirmherrschaft hat Frau
Bürgermeisterin Strobl übernommen. Die
Federführung wurde dem Sozialreferat
übertragen.
Mit einem vielfältigen Programm werden die
Münchnerinnen und Münchner auf das EUJahr aufmerksam gemacht. Für das 1.
Halbjahr konnten 35 verschiedene
Einrichtungen als Partnerinnen und Partner
gewonnen werden. Dadurch ist ein vielfältiges
Angebot mit 71 Veranstaltungen und Aktionen
entstanden.
Je nach Themenstellung soll die
Veranstaltung
• die Vielfalt, die Chancen und die positiven
Seiten des „Älterwerdens“ ins Bewusstsein
rufen
• einen Diskurs zur Problematik
Beschäftigung und Arbeitsbedingungen für
ältere Menschen anregen,
• Ehrenamtliche Tätigkeiten und eine aktive
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
fördern,
• ein Altern bei guter Gesundheit und in
Würde unterstützen,
• Armut und soziale Ausgrenzung bekämpfen
• UND
• die Lebensbedingungen älterer Menschen
sowie das Zusammenleben der
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
27
27
Generationen nachhaltig verbessern –
wobei das Thema Wohnen einen
besonderen Stellenwert einnimmt.
4. Alter und Wohnen
Der Alterungsprozess setzt immer später ein.
Immer mehr Menschen können mehr
Lebensjahre in zufriedenstellender
körperlicher und geistiger Gesundheit
verbringen. Auch ältere Menschen wollen
möglichst selbst bestimmt leben. Sie
wünschen sich, in ihrer vertrauten Wohnung,
zumindest in ihrem gewohnten Umfeld bleiben
zu können. Dies auch oder gerade, wenn sie
krank oder pflegebedürftig sind. Niemand will
gezwungen durch äußere Umstände
umziehen – da geht es sicher allen hier
Anwesenden so – und wie zutreffend das
Sprichwort „ einen alten Baum verpflanzt man
nicht“ ist, werden folgende Zahlen zeigen:
Fast 90 % der über 50-Jährigen leben seit
mindestens zehn Jahren in derselben
Wohnung oder demselben Haus. Die
Bereitschaft, die Wohnung zu wechseln,
nimmt deutlich ab. Lt. einer Emnid-Umfrage
kann sich nur ein Drittel der Deutschen über
50 Jahre vorstellen, in eine altersgerechte
Wohnung umzuziehen; der Hälfte wäre ein
altersgerechter Umbau der aktuellen
Wohnung viel lieber. Nur 22 % der Befragten
können sich Betreutes Wohnen vorstellen und
nur 16 % wollen bei den Kindern leben – für
noch weniger, gerade 15 %, ist der Umzug in
ein Seniorenheim vorstellbar.
Barrierefreies Wohnen
Bereits gestern haben Frau Sommer und Herr
Bock in ihren Referaten ein wichtiges Ziel der
Städtischen Wohnungsbaugesellschaften
GWG und GEWOFAG die Unterstützung ihrer
Mieterinnen und Mieter in allen Lebenslagen
benannt. Die Menschen sollen in bezahlbarem
eigenen Wohnraum leben können, und egal in
welcher besonderen Lebenslage sie sich
befinden, dort auch bleiben können.
Unterstützung bei Problemen leisten
einerseits Hausverwaltungen und - wenn es in
speziellere Problemstellungen hineingeht soziale Dienstleister, mit denen
Kooperationsverträge bestehen.
Den individuellen Bedürfnissen angepasster
Wohnraum ist ein wesentlicher Bestandteil für
das Verbleiben im vertrauten Heim. Eine
Gehbehinderung führt nicht zwangsläufig zu
einem Hilfebedarf, wenn der Zugang zur
28
28
Wohnung barrierefrei und die Wohnung
entsprechen ausgestattet ist. Ein frühzeitiger
Umzug in eine geeignete Wohnung kann eine
enorme Erleichterung im Alltag bedeuten. Oft
hilft eine Anpassung des Wohnraums, um
einen Umzug zu vermeiden. Technische
Hilfsmittel können die Selbständigkeit
unterstützen sowie Hilfen durch Familie,
Freunde, Nachbarn oder Soziale Dienste.
Die Bereitstellung von barrierefreien und
altersgerechten Wohnungen ist hier die größte
Herausforderung. Der Großteil der
Bestandswohnungen ist jedoch in keinster
Weise barrierefrei – weder innerhalb der
Wohnung noch im Zugang.
Erfreulicherweise ist seit Januar 2009 für
öffentlich geförderte Wohnungen gemäß DIN
18025 Teil 2 die barrierefreie Gestaltung
zwingend vorgeschrieben. Demnach werden
alle neuen Sozialwohnungen künftig
barrierefrei gestaltet sein. Die städtischen
Wohnungsbaugesellschaften errichten
dankenswerter Weise nicht nur ihre neuen
Wohnungen barrierefrei, sondern beachten
dies auch bei der Modernisierung älterer
Bestandsbauten.
Die Bereitschaft, barrierefrei zu Bauen auf
dem freien Wohnungsmarkt zu fördern, ist
schwieriger. Laut bayerischer Bauordnung
Artikel 48 müssen bei Bauten mit mehr als
zwei Wohnungen die Wohnungen eines
Geschosses barrierefrei erreichbar sein. Zu
darüber hinausgehenden Aktivitäten kann die
Stadt nur an die Bauträger appellieren und sie
beraten, was auch intensiv getan wird. Hier
müssten sich die gesetzlichen Grundlagen
ändern und die Barrierefreiheit ebenfalls
verbindlich eingeführt werden.
Die Notwendigkeit barrierefreier Wohnungen
wird auch auf Bundesebene bestätigt. Lt.
Pestel-Institut gibt es in der ganzen Republik
viel zu wenige Wohnungen und Häuser, die
altersgerecht gebaut bzw. ausgebaut sind.
Das Pestel-Institut hat ausgerechnet, dass bis
2025 etwa zwei Millionen altersgerechte
Wohnungen fehlen! Bundesweit gibt es nach
deren Angaben derzeit nur 450.000 derartige
Wohnungen. Allein in Bayern rechnen die
Freien Immobilien- und Wohnungsunternehmen bis 2025 mit dem Bedarf an rund
290.000 altersgerechten Wohnungen.
Wohnungstausch
Aber nicht immer ist ein Umbau der eigenen
Wohnung möglich oder sinnvoll. Viele ältere
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Menschen (wir denken an die eingangs
erwähnte Zahl der Ein-Personenhaushalte
über 80) wohnen in viel zu großen
Wohnungen – auch hinsichtlich der Pflege
dieser Wohnung. Ein Teil würde durchaus
wohnungsnah in kleinere Wohnungen
umziehen, wenn es überhaupt eine
entsprechende Wohnung gäbe, deren Miete
nicht teurer ist als bisher – was leider im
Neubau eine Seltenheit ist. Ein Anreiz wäre es
zusätzlich, wenn diese neue Wohnung
barrierefrei wäre und die Mieterinnen und
Mieter beim Umzug und der Eingewöhnung in
die neue Umgebung Unterstützung bekämen.
Unterstützung
Hier tritt unmittelbar ein weiteres Problem zu
Tage - die geringer werdenden
Familienbande. Die persönliche Unterstützung
und Hilfe durch Familienangehörige wird in
Zukunft noch geringer werden (wir denken
wieder an die große Zahl der Ein-PersonenHaushalte). Es gibt immer weniger Kinder in
den Familien, Ein-Kind-Familien sind die
Regel. Doch selbst dann können aufgrund
höherer Mobilität, die oft beruflich bedingt ist,
Angehörige, die weit entfernt leben, nur wenig
Unterstützung leisten. Deshalb werden
Nachbarschafts- und Freundschaftsnetze
immer wichtiger werden.
5. Was also bedeuten diese Fakten für das
Thema dieses Fachtags
„Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und
soziale Verantwortung unter einem Dach“?
Wohnen --- Versorgungsangebote
Wohnen ist seit Jahrzehnten Thema Nr. 1 in
München. Aufgrund der hohen Attraktivität
unserer Stadt und der boomenden
wirtschaftlichen Situation sind die Mieten auf
dem öffentlichen Markt die höchsten in der
Republik. Dabei gibt es in München auch
viele, die solch hohe Mieten zahlen können.
Andererseits besteht das Problem, dass viele,
und auch gerade ältere Menschen, sich das
Wohnen bei uns nicht mehr leisten können.
Die LHM versteht es seit vielen Jahren – wie
bereits unsere Sozialreferentin Frau Meier
gestern geschildert hat – wie kaum eine
andere Kommune, das sich hieraus
ergebende Spannungsfeld in der Waage zu
halten, einerseits einen wirtschaftlich
attraktiven Standort für eine Vielzahl von
Wirtschaftszweigen zu gestalten und
andererseits – nicht zuletzt mit den hierdurch
erzielten Steuereinnahmen - durch
sozialpolitisches Handeln Bedingungen zu
schaffen, dass auch wirtschaftlich schwächere
Bürgerinnen und Bürger und eben auch ältere
Menschen in dieser Stadt leben können und
wollen.
Hierzu tragen bei
• ein einmaliges Wohnungsprogramm,
inzwischen „Wohnen in München V“
• kein Verkauf städtischer Wohnungen
• der Bau von bezahlbaren Wohnungen durch
die beiden städtischen
Wohnungsbaugesellschaften
• die Ausreichung von freiwilligen Zuschüssen
an die Alten- und Servicezentren sowie an
den Verein Stadtteilarbeit für Beratung und
Durchführung von konkreten
Wohnungsanpassungsmaßnahmen
Trotz all dieser Anstrengungen ist der Einfluss
der Kommunen auf den Wohnungsmarkt
leider begrenzt. Anders ist es bei der
Daseinsvorsorge. Ältere Menschen brauchen
oft nicht nur altersgerechten Wohnraum,
sondern auch ambulante Versorgungs- und
Unterstützungsangebote. Hier leisten die
Landeshauptstadt München und ihre
Partnerinnen und Partner bereits seit vielen
Jahren sehr viel.
Für Angebote der Beratung, Information,
Unterstützung, Begegnung und
Kommunikation älterer Menschen,
beispielsweise für den Betrieb von 32 Altenund Service-Zentren, für Seniorentreffs,
Beratungsangebote der freien Träger, für
Einrichtungen und Projekte der
Seniorenbildung und des Bürgerschaftlichen
Engagements reicht die Landeshauptstadt
München jährlich ca. 13 Mio € aus.
Diese Angebote ermöglichen den älteren
Bürgerinnen und Bürgern die Teilhabe am
gesellschaftlichen Leben – sei es, dass sie
sich im Rahmen Bürgerschaftlichen
Engagements selbst für jüngere oder ältere
Mitbürgerinnen und Mitbürger einsetzen, sei
es im Rahmen generationenübergreifender
Nachbarschaftstreffs oder durch
Besuchsdienste – wenn sie die eigene
Wohnung nur noch schwer verlassen können,
weil sie dementielle Einschränkungen haben
oder pflegebedürftig sind.
Gerade für die letztgenannte Gruppe der hilfsund pflegebedürftigen Menschen ist die enge
Zusammenarbeit der Wohnungswirtschaft mit
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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sozialen Dienstleistern und Pflegediensten –
wie dies die beiden städtischen
Wohnungsbaugesellschaften in
unterschiedlicher Weise praktizieren – ein
wichtiger Baustein, um auch in dieser
schwierigen Lebenslage in der vertrauten
Umgebung bleiben zu können.
Häusliche Pflege ist von den Menschen
gewünscht und die übliche Versorgung. Zwar
wird Pflege noch überwiegend von
Familienangehörigen geleistet; die Anzahl der
Personen, die zu Hause ohne ambulanten
Pflegedienst versorgt werden, ist von 1999 bis
2009 aber bereits um ca. 15 % gesunken. In
München leben zur Zeit etwa 25.000
Menschen, die einen Pflegebedarf haben und
Leistungen aus der Pflegeversicherung
und/oder Sozialhilfe erhalten. Die Zahl wird
bis 2020 auf etwa 29.000 steigen. Dem
Wunsch nach Verbleib im gewohnten Umfeld
kommt die Landeshauptstadt mit dem
gelebten Grundsatz „ambulant vor stationär“
intensiv nach. Nirgendwo in Deutschland
werden pflegebedürftige Menschen häufiger
ambulant versorgt als in München.
Neben finanziellen Anreizen zum Ausbau
besonderer Wohnformen, wie ambulanten
Wohngemeinschaften, für den Ausbau von
Tages- und Kurzzeitpflegeeinrichtungen und
neben dem Investitionsprogramm für
ambulante Pflegedienste setzt die
Landeshauptstadt München gemeinsam mit
ihren Kooperationspartnern auf den Aus- und
Aufbau kleinräumiger Versorgungskonzepte –
wie „WG plus“ (Wohnen in Gemeinschaft plus
Service) der GWG, von dem wir gestern
gehört haben oder „Wohnen im Viertel“, dem
Modell der GEWOFAG, von dem Frau
Sommer uns vorhin berichtet hat. Hier geht es
stets um Kooperation von Vermietern,
sozialen Dienstleistern sowie Pflegediensten
im Rahmen unterschiedlicher Konzepte.
Gerade für die hilfs- und pflegebedürftigen
Personen in Ein-Personen-Haushalten
braucht es innovative und bezahlbare
Konzepte, mit denen diesen alleinlebenden
Personen die Sicherheit gegeben wird, auch
bei unvorhersehbaren schwierigen Situationen
jederzeit schnell und unkompliziert Hilfe und
Unterstützung bekommen zu können. Hier
gibt es bereits einige Ideen und praktische
Ansätze sozialer Dienstleister und
Pflegedienste, wobei es wichtig ist darauf zu
achten, ob sich die Idee bei den räumlichen
30
30
Gegebenheiten und der Siedlungsstruktur des
jeweiligen Viertels auch umsetzen lassen.
Diese Konzepte sollen den Bürgerinnen und
Bürgern eine Versorgung in dem Stadtviertel,
in dem sie bisher gelebt haben und bleiben
möchten, ermöglichen. Möglichkeiten des
Zusammenwirkens von Wohnungswirtschaft,
sozialen Dienstleistern sowie Pflegediensten
für die Erreichung dieses Zieles wollen wir mit
Ihnen, meine Damen und Herren, im Laufe
dieses Tages diskutieren und so auch einen
wichtigen Beitrag im Rahmen dieses EUJahres leisten.
Denn durch den demographischen Wandel
steigt nicht nur der Anteil der älteren
Menschen an der Gesamtbevölkerung,
gleichzeitig ändern sich auch die Menschen
selbst, ihre Erwartungen und Einstellungen
zum Leben im Alter.
Höhere Eigenständigkeit, Unabhängigkeit,
soziale Integration und höhere Ansprüche auf
Selbstbestimmung und Mitentscheidung bei
der eigenen Versorgung sowie höhere
Ansprüche an die Qualität der Wohnung und
des Wohnumfeldes werden zunehmend die
Einstellung älterer Menschen prägen.
Damit diese Vorstellungen in unserer
Stadtgesellschaft einen Platz haben, braucht
es die Solidarität vieler Akteure – auch über
das EU-Jahr hinaus.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine
angeregte, von vielen neuen Ideen geprägte
Diskussion.
Vielen Dank!
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Vorstellung verschiedener
Versorgungskonzepte
David Stoll, Amt für Soziale Sicherung
Auftrag zur Entwicklung eines quartierbezogenen Gesamtkonzeptes zur Versorgung
pflegebedürftiger Menschen in München
Ausgangslage / Grundlagen
Entwicklungen in den vergangenen Jahren:
• Wohnungswirtschaft und Pflegedienste gehen regionale Kooperationen ein (insbesondere Projekte der GEWOFAG, GWG und
der WSB)
• Grundsätzlich positive Bewertung dieser
Entwicklungen durch das Sozialreferat (vgl.
u.a. Beschluss des Stadtrates zum sog.
„Bielefelder Modell“ in München)
Wesentliche Aspekte für Quartierskonzepte
• Kooperation zwischen Wohnungswirtschaft
und ambulanter Pflege
• Rund-um-die-Uhr Anwesenheit des Dienstes
• Vernetzung mit einem sozialen Treffpunkt
Beispiele für quartiersorientierte Angebote,
u.a.:
• GEWOFAG: „Wohnen im Viertel“
• GWG: „WGplus – Wohnen in Gemeinschaft
plus Service“
• WSB: „Wohnen mit Service“
Rolle des Amtes für Soziale Sicherung dabei:
• Kostenträger für (Sozialhilfe-) Leistungen
(Hilfe zur Pflege – ambulant) → Sicherung
von Qualität und angemessener Kosten
(durch Vereinbarungen!)
• Kommunaler Gestaltungsauftrag (Daseinsvorsorge): geeignete Versorgungsstrukturen
für die Gesamtstadt nach regionalen Bedarfskriterien sicherstellen („agieren statt
reagieren“)
Entscheidung:
• Schaffung der Grundlagen für die Erarbeitung eines städtischen Quartierskonzeptes
„Versorgung im Viertel“ → Einrichtung der
Stabstelle „Versorgung im Viertel“ zum
01.01.2010 (Beschluss des Stadtrates)
Ziele:
• Versorgung von älteren, pflegebedürftigen
Menschen und von Menschen mit Behinde-
rungen in München sicherstellen (Ausbau eines ausgew. „Hilfemixes“)
• Vorrangig Versorgung in der eigenen Wohnung/im eigenen Wohnumfeld ermöglichen
(Stichwort: „ambulant vor stationär“)
• Gute Qualität der Versorgung (zu angemessenen Kosten)
• Bedarfsgerechte Entwicklung der Konzepte
unter Berücksichtigung der regionalen Gegebenheiten (=„nur dort wo es sinnvoll und
möglich ist“)
Quartierskonzepte Gewinn für das Viertel?
• Versorgungssicherheit bei Hilfs- und Pflegebedürftigkeit
• Verstärktes Sicherheitsgefühl durch
„Rund-um-die-Uhr-Präsenz“ des Pflegedienstes
• Aktivierung der Nachbarschaft (insbesondere Förderung der Potentiale für gegenseitige
Hilfe und Unterstützung)
• Positive Identifikation mit dem eigenen Viertel
Auftrag
Aufgaben der Stabstelle „Versorgung im Viertel“:
• Fachliche Begleitung bestehender/neu entstehender Projekte („Wohnen im Viertel“)
• Auswahl geeigneter Regionen mit dem Ziel
dort (neue) Kooperationen (zwischen Wohnungswirtschaft und Pflege) zu etablieren
(Grundlage: regionaler Bedarf)
• Förderung der Entstehung von Quartierskonzepten bei entsprechenden regionalen Voraussetzungen
• Erarbeitung einer Beschlussvorlage für den
Stadtrat zur Entscheidung über die weitere
Strategie
• Das Quartierskonzept „Versorgung im Viertel“ wurde am 06.10.2011 vom Sozialausschuss verabschiedet → Bestätigung des
Auftrages und des entsprechenden Vorgehens
Umsetzung
• Auswahl von 7 Regionen (Phase 1)
• Einbezug von Gremien (Phase 2)
◦ Ziel: Einholen von Informationen zur Angebots- und Bedarfsstruktur von vor Ort
planenden, tätigen und engagierten Personen
◦ interne Diskussion in der Abteilung Hilfen
im Alter und bei Behinderung, mit der
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
31
31
Zentralen Sozialplanung, dem Amt für
Wohnen und Migration, in der SBHLeitungsrunde
◦ externe Diskussion mit den Bezirksausschüssen, REGSAM etc.
• Wichtig: Erst nach der Diskussion in den
verschiedenen Gremien wird entschieden, in
welchen dieser Regionen die Entwicklung
von zusätzlichen Quartierkonzepten sinnvoll
ist und in welchen Regionen damit begonnen wird (Phase 3).
Auswahl der Regionen:
QUARTIERBEZOGENE
BEWOHNERARBEIT
Robert Matthies, Amt für Wohnen und
Migration
Nachbarschaftstreffs als Teil von Wohnen
in München V:
In „Wohnen in München V“ geht es
programmatisch um die Weiterentwicklung der
Konzepte „kompakt, urban, grün“ und des
„Münchner Mixes“, d.h., die bestmögliche
integrativen Mischung (Vielfalt) von
Einkommensgruppen, kulturellen Milieus und
Ethnien über das gesamte Stadtgebiet.
Damit sollen Ghettostrukturen und
großflächige Segregation, die in vielen
europäischen Städten zu problematischen,
ausgrenzenden, dissozialen und oft auch
rassistischen Entwicklungen geführt haben, in
München vermieden werden.
Nachbarschaftstreffs sind ein wichtiger
Bestandteil dieses wohnungspolitischen
32
32
Handlungsprogramms.
In Vorbereitung der Einrichtung und des
Betriebs von Nachbarschaftstreffs lokalisieren,
erfassen und werten die beteiligten
Fachabteilungen des Sozialreferates und des
Referates für Stadtplanung und Bauordnung
stadtweit die vorhandenen Fakten zur
sozialen Struktur und Situation aus.
Aufbauend aus diesen Fakten wird unter
Betrachtung beispielsweise der
Handlungsfelder „Bildungs- und
Ausbildungspolitik“; „Arbeitslosigkeit“;
„Migration“ und „abnehmende Mobilität“
zielgruppenbezogen eine Politik des sozialen
Ausgleichs in den betroffenen Quartieren
angestrebt und umgesetzt.
Was ist ein Nachbarschaftstreff?
Der Nachbarschaftstreff ist Zelle, Mittelpunkt,
Impulsgeber und Spiegel des Quartiers. In
ihm bilden sich gegenständlich und greifbar
die Umsetzung
• der durch die ansässigen Bewohnerinnen
und Bewohnern verkörperten und gelebten
baulich-räumlichen Quartiersstruktur
• der artikulierten Bedürfnisse an der
Versorgung mit Waren und Dienstleistungen
• der artikulierten Bedürfnisse an Sozial- und
Gemeinwesenarbeit
• der festgestellten Potentiale und Ressourcen
für Engagement, Selbsthilfe und
Selbstorganisation in Nachbarschaften ab.
Was wird in NBT's geboten?
• Raum, um eigene Ideen umzusetzen
• Beratung in Fragen der Umsetzung
• Hilfe zur Selbsthilfe
• Information, Austausch Kontakt und
Aktivierung
• Angebote für Kinder, Jugendliche, Erwachsene sowie Seniorinnen und Senioren
• Vermietung von Räumen
Neue Wohngebiete:
• Zuzug von vielen Mieterinnen und Mietern
binnen kurzer Zeit aus München und der Welt
• Probleme auf Grund unterschiedlicher Lebensvorstellungen, Weltanschauungen oder
Nationalitäten
• noch keine tragfähigen Nachbarschaften
entwickelt
Bestehende Wohngebiete:
• Bevölkerungsstrukturen entwickeln sich pro-
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
blematisch
• hohe Mieterfluktuation
• übrig bleiben sozial schwache/benachteiligte
Haushalte (alleinstehende und/oder ältere
Personen, Alleinerziehende, kinderreiche Familien)
Quartierbezogene Bewohnerarbeit:
• Bewohneraktivierung
• Bewohnerbeteiligung
• Förderung von Selbstorganisation
• Verbesserung der Lebensbedingungen
• Information
• Sozialpädagogische Fachkräfte vor Ort
• Konfliktmanagement
• Vernetzung
• Öffentlichkeitsarbeit
Kooperationen:
Zusammenarbeit im Quartier → Vernetzungsauftrag:
• Bildungsträger
• Mütter-/Familienzentren
• Kindertageseinrichtungen und Schulen
• Jugend- und Altenhilfeeinrichtungen
• Vereine vor Ort
• REGSAM und Bezirksausschüsse
• Soziale-Stadt-Quartiersmanagement
• ......
Vorteile auf einen Blick
Die Bewohnerinnen und Bewohner:
• organisieren selbst, machen Angebote und
feiern Feste
• identifizieren und integrieren sich in das
Wohnumfeld und Quartier
• kümmern sich um intaktes Aussehen der
Wohnanlage
Laufzeit
ca. 3 Jahre Anschubphase mit sozialpädagogischen Fachkräften
• im Anschluss, wenn möglich, Übernahme
durch aktive Bürgerinnen und Bürger mit
Unterstützung durch Raummanagement
•
Stadtteil, Verwaltungs- und Finanzaufgaben,
Organisation und Durchführung eines
gemeinsamen Projektes
• weitere Schulungsangebote für ehrenamtlich
Engagierte in selbstverwalteten Treffs
Raummanagement beinhaltet:
• Hausverwaltungsaufgaben
• Übernahme des bestehenden Mietvertrages
• Reparaturen
• Unterstützung, Mediation bei Konflikten
• Beratung zu Gruppenangeboten und Raumkoordination
• Beratung und Unterstützung bei Organisationsaufgaben
Finanzierung in Public-Private-Partnership:
LHM übernimmt
• Personalkosten
• Sach- und Maßnahmekosten
Wohnbauträger übernimmt
• Mietfreie Überlassung der Räume
• einmalige Ausstattung: Küchen-, Büro- und
sonstige Einrichtungen
Genossenschaften und Baugruppen
Anteil von 20 – 40% der Wohnbauflächen für
Genossenschaften und Baugruppen.
Förderung der untersten Einkommensgruppen
(Stufe 1 BayWoFG) in Genossenschaften
durch eine Zusatzförderung im Rahmen eines
Eigenkapitalersatzdarlehens in Höhe von 25%
(München-Modell -Genossenschaften),
dadurch ENTFALL DES
GENOSSENSCHAFTS-ANTEILS für diese
Einkommensgruppe. 40-jährige Bindung.
Förderung von Familien, die sich auf Grund
der stark gestiegene Grundstückskosten die
freifinanzierten Genossenschaftswohnungen
bzw. München-Modelle nicht mehr leisten
können: Deshalb Erweiterung der
Einkommensgruppen nach Art. 11 BayWoFG
auf (Stufen 1 – 5) auf eine 7.
Einkommensstufe.
•
•
Weiterbildung in Nachbarschaftstreffs:
Schulungsangebot des Sozialreferates für
Ehrenamtliche, um Nachbarschaftstreffs
eigenständig verwalten und organisieren zu
können
• Inhalte: Teambildung, Interkulturelle
Kommunikation, Konfliktmanagement,
Projekt- und Teamarbeit, Informationen zum
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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33
Vorstellung der
„Wissenschaftlichen
Begleitung von innovativen
Wohnprojekten für
versorgungsberechtigte
Menschen in München“
Petra Stockdreher zweiplus – Beratung Entwicklung Evaluation
Unterstützungsbedarf und
Wohnvorstellungen bei älteren
Bewohnerinnen und Bewohnern in
Gebieten des Sozialen Wohnungsbaus
Ergebnisse aus einer Begleituntersuchung
von innovativen Wohnmodellen der
GEWOFAG und der GWG für
versorgungsbedürftige Menschen
2008 haben das Sozialreferat, die GEWOFAG
sowie die GWG zweiplus beauftragt, innovative Handlungsansätze der beiden großen städtischen Wohnbaugesellschaften für alte und
versorgungsbedürftige Menschen wissenschaftlich zu begleiten und den Bedarf nach
alternativen Wohnformen im Alter zu erkunden. Die Laufzeit der Untersuchung betrug
drei Jahre.
Hintergrund für die Projekte waren die demografische Entwicklung sowie das Ziel der LHM
eine hochwertige, stärker wohnortnahe Versorgung alter und bedürftiger Menschen in
München in Kooperation mit den städtischen
Wohnbaugesellschaften GWG und GEWOFAG zu realisieren. Hierzu bauen beide
Wohnbaugesellschaften den Bestand an barrierefreien Wohnungen aus und erproben
neue Angebote für diesen Kreis von Bewohnerinnen und Bewohnern. Die Handlungsansätze im Rahmen der von zweiplus zu untersuchenden Modellphase waren unterschiedlich.
Die GWG konzentrierte sich mit „Wohnen in
Gemeinschaft – plus Service“ auf die Erprobung des gemeinschaftlichen Wohnens in
Wohngemeinschaften im Siedlungsgebiet
Sendling Westpark. Gleichzeitig forcierte sie
die Zusammenarbeit mit den im Wohngebiet
verankerten Sozial- und Pflegediensten.
34
34
Die GEWOFAG erprobte mit „Wohnen im Viertel“ die Übertragung der im Rahmen des Bielefelder Modells gewonnenen Erfahrungen in
ihrem Wohnbestand in den Siedlungsgebieten
Rotbuchenstraße und Innsbrucker Ring.
„Wohnen im Viertel“ basiert auf der engen Kooperation eines innovationsbereiten sozialen
Dienstleisters und der Wohnbaugesellschaft.
In 6 – 10 Projektwohnungen werden Menschen mit hohem Pflegebedarf durch einen
Rund-um-die-Uhr präsenten Pflegedienst vor
Ort betreut. Der Pflegedienst bietet darüber
hinaus Dienstleistungen im Einzugsgebiet und
ist verbunden mit einem Bewohnercafe, das
den Projektwohnungen zugeordnet ist und die
Öffnung in das Viertel ermöglichen soll.
Unser Evaluationskonzept basierte auf drei
Bausteinen: Einer Nutzerinnen und Nutzerbefragung der Wohnprojekte, einer
Expertinnen- und Expertenbefragung jeweils
zu drei Zeitpunkten und einer persönlichen
Befragung von Bewohnerinnen und
Bewohnern über 60 Jahren in vier
Siedlungsgebieten der GEWOFAG.1
Ich möchte Ihnen Ergebnisse der Bewohnerinnen- und Bewohnerbefragung vorstellen.
Befragt wurden 155 Personen einer repräsentativen Stichprobe, die als quotierte Stichprobe (Alter, Geschlecht, Migrationshintergrund
viele neuen Ideen! Einzugsgebiet mit und
ohne „Wohnen im Viertel“) in Kooperation mit
der GEWOFAG gezogen wurde. Die Interviews wurden vor Ort in den Wohnungen der
zuvor von der GEWOFAG angeschrieben
Haushalte durchgeführt.
1
Da die GWG im Sommer 2010 eine großangelegte
Mieterbefragung durchgeführt hatte, sagte sie die
Beteiligung an der Befragung ab. Damit beschränkte
sich die Befragung auf die Gebiete der GEWOFAG.
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München
Bewohner_innenbefragung – Wer wurde befragt?
53 Bewohner_innen in Gebieten ohne „Wohnen im Viertel“
102 in Gebieten mit „Wohnen im Viertel“
Davon wohnten
•barrierefrei
•in einer teilweise mit Lift erreichbaren Wohnung
•länger als 10 Jahre in der Wohnung
•länger als 10 Jahre im Viertel
12,9 %
%
8,4 %
75 %
78,1 %
%
Davon waren
•im Ausland geboren
•weiblich
•60 bis 69 Jahre
•70 bis 79 Jahre
•älter als 80 Jahre
25 %
55,5 %
%
35,5 %
41,9 %
22,6 %
14.05.2012
Folie 5
Wie blicken die Mieterinnen und Mietern in
die Zukunft?
Die Befragten hatten die Möglichkeit unter
sieben Aussagen drei auszuwählen.
Die Auswertung ergab das folgende Bild: Die
große Mehrheit mit 87,7 % möchte in der
eigenen Wohnung bis zum Lebensende
wohnen bleiben und mit 60 % möchte die
Mehrheit im Bedarfsfall dort auch versorgt
werden.
unpopulär. „Möchte mit älteren Menschen in
einer Wohngemeinschaft zusammenleben“,
dieser Aussage stimmten nur zwei
Bewohnerinnen und Bewohner zu und
bestätigten damit die Erfahrungen, die auch
bei der Belegung der Wohngruppen bei der
GWG gemacht wurden.
Unterstützungspotentiale aus dem privaten
Umfeld sahen 40,6 %. 6,5 % der Befragten
gaben an, gar nicht über die Zukunft
nachdenken zu wollen, weil ihnen das zu viel
Angst mache.
Einen Umzug fassten nur wenige der
Mieterinnen und Mieter ins Auge. 3,3 % gaben
an, noch einigermaßen fit in ein Altersheim
und 1,9 % im gegebenen Fall zu ihren Kindern
oder Verwandten ziehen zu wollen.
Gemeinschaftliche Wohnformen erwiesen sich
zum gegenwärtigen Zeitpunkt eher als
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München
Wie blicken die Befragten in die Zukunft?
Wenn Sie an die Zukunft denken..
Möchte in der Wohnung bis zum Lebensende wohnen bleiben
87,7 %
Möchte lieber im Viertel versorgt werden, als umziehen
60,6 %
Habe genügend Nachbarn und Verwandte, die mich in der Wohnung unterstützen
können
40,6 %
Mächte nicht darüber nachdenken, das macht mir zuviel Angst
6,5 %
Möchte noch einigermaßen fit ins Altersheim umziehen
3,3 %
Werde zu Kindern und Verwandten ziehen
1,9 %
Möchte mit älteren Menschen in einer Wohngemeinschaft leben
1,3 %
14.05.2012
Folie 6
In einem zweiten Schritt haben wir gefragt, ob
die Befragten einen Unterstützungsbedarf für
sich sehen.
90 % der befragten Mieterinnen und Mieter
nannten keinen über den aktuellen
Versorgungsstand hinausgehenden
Unterstützungsbedarf. 59,3 % gaben an,
überhaupt keinen Unterstützungsbedarf zu
haben und 30,7 %, dass sie einen solchen
zwar hätten, ihr Bedarf aber gedeckt sei.
Fast 10 % aller befragten Mieterinnen und
Mieter sahen ihren Unterstützungsbedarf
nicht abgedeckt.
Demgegenüber gaben 8,7 % der Befragten
an, dass ihr Unterstützungsbedarf n i c h t
abgedeckt sei und dies vor allem aus
finanziellen Gründen. „Ich bräuchte eigentlich
Unterstützung, aber ich kann sie mir nicht
leisten“, sagten 6 %. „Ich bekomme
Unterstützung, aber diese ist nicht
ausreichend“ nannten 2 % und eine Person
gab an, eigentlich Unterstützung zu
benötigen, aber nicht zu wissen, an wen sie
sich wenden soll ( 0,7 % ).
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Männer sagten deutlich häufiger als Frauen,
keine Hilfe zu benötigen. Frauen gaben
dagegen nicht nur häufiger an, Hilfe zu
benötigen, sondern auch, diese bei Bedarf zu
erhalten. Einen ungedeckten Hilfebedarf
sahen Männer mit 10,5 % häufiger als Frauen
mit 7,2 % .
Mit zunehmendem Alter steigt
erwartungsgemäß der Anteil der Personen,
die auf Unterstützung angewiesen sind.
Nach Aussagen der befragten Mieterinnen
und Mieter war dieser bei den Hochaltrigen ab
80 Jahren zu hohen Anteilen auch gedeckt.
Der ungedeckte Unterstützungsbedarf war in
der jüngsten Altersgruppe zwischen 60 – 69
Jahren mit 11,2 % deutlich höher.
Bei Personen mit Migrationshintergrund
erwies sich der ungedeckte
Unterstützungsbedarf überproportional hoch.
22,2 % der 37 Befragten mit
Migrationshintergrund gaben an, dass sie
eigentlich (mehr) Unterstützung benötigten als
sie derzeit haben. Auch hier standen
finanzielle Gründe deutlich an erster Stelle.
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München
Haben Sie einen Unterstützungsbedarf? Ich brauche keine
Unterstützung
59,3%
Keine Angabe
1,3%
Unterstützungsbedarf
nicht gedeckt
8,7%
Darunter:
6 % Ich bräuchte Unterstützung, aber
kann sie mir nicht leisten
2 % Ich bekomme Unterstützung, aber
diese ist nicht ausreichend
0,7 % Ich bräuchte eigentlich
Unterstützung, aber ich weiß nicht, an
wen ich mich wenden soll
Ich komme gut zurecht ich habe alle Unterstützung
die ich brauche
30,7%
16.05.2012
Folie 8
Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München
Unterstützungsbedarf nach Geschlecht
120,0%
100,0%
10,5%
7,2%
Keine Angabe
80,0%
Unterstützungsbedarf nicht gedeckt
22,4%
37,3%
60,0%
Ich komme gut zurecht - ich habe alle
Unterstützung die ich brauche
Ich brauche keine Unterstützung
40,0%
67,2%
53,0%
20,0%
0,0%
männlich n = 67
weiblich n = 83
14.05.2012
Folie 9
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
37
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
37
Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München
Unterstützungsbedarf in verschiedenen Altersgruppen
120,0%
100,0%
3,7%
5,8%
8,1%
11,2%
80,0%
29,5%
20,4%
Keine Angabe
48,6%
Unterstützungsbedarf nicht gedeckt
Ich komme gut zurecht - ich habe alle
Unterstützung die ich brauche
60,0%
Ich brauche keine Unterstützung
40,0%
64,8%
62,3%
45,7%
20,0%
0,0%
14.05.2012
Folie 10
60 bis 69 Jahre n = 54
70 bis 79 Jahre n = 61
80 Jahre und älter n = 35
Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München
Unterstützungsbedarf in verschiedenen Altersgruppen
80 Jahre und älter n =
35
2,9%
2,9%
Ich bräuchte eigentlich Unterstützung,
aber ich weiß nicht, an wen ich mich
wenden soll
70 bis 79 Jahre n = 61
1,6%
4,9%
1,6%
Ich bräuchte eigentlich Unterstützung,
aber ich kann sie mir nicht leisten
Ich bekomme Unterstützung, aber diese
ist nicht ausreichend
60 bis 69 Jahre n = 54
9,3%
0,0%
2,0%
4,0%
1,9%
6,0%
8,0%
10,0%
12,0%
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Folie 11
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Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München
Unterstützungsbedarf nach Geburtsland
120,0%
0,9%
2,8%
100,0%
4,5%
22,2%
80,0%
33,3%
Keine Angabe
22,2%
Unterstützungsbedarf nicht gedeckt
60,0%
Ich komme gut zurecht - ich habe alle
Unterstützung die ich brauche
Ich brauche keine Unterstützung
40,0%
61,4%
52,8%
20,0%
0,0%
14.05.2012
Folie 12
Deutschland n = 118
FAZIT 1: Bei Personen mit
Migrationshintergrund und Männern, v.a.
aus der Altersgruppe von 60 – 69 Jahren
ist ein besonderer Handlungsbedarf
gegeben. Es ist allerdings zu prüfen,
wieweit die Aussagen der befragten Frauen
auf bessere Versorgtheit oder auf eine
größere Bescheidenheit zurückzuführen
sind.
Bekanntheitsgrad von und Interesse an
„Wohnen im Viertel“
Anderes Land n = 37
In den Gebieten mit „Wohnen im Viertel“ lag
der Bekanntheitsgrad mit insgesamt 75 %
noch deutlich darüber. Am geringsten war der
Bekanntheitsgrad von „Wohnen im Viertel“ bei
den Migrantinnen und Migranten mit 48,6 %.
Auch das Interesse bei den Befragten an
„Wohnen im Viertel“ erwies sich als hoch. 69
% der Befragten, denen die Angebote von
„Wohnen im Viertel“ bekannt waren, gaben
an, diese auch für sich selbst interessant zu
finden. Hier ergaben sich bezüglich
Geschlecht, Alter und Geburtsland kaum
Unterschiede.
Von Interesse war in unserer Befragung
darüber hinaus, wie hoch nach zweijähriger
Projektlaufzeit der Bekanntheitsgrad von
„Wohnen im Viertel“ bei den befragten
Bewohnerinnen und Bewohnern war.
Fast zwei Drittel haben zum Zeitpunkt unserer
Befragung von den Angeboten von ,Wohnen
im Viertel' gehört oder darüber gesprochen:
25 % vom Angebot des Pflegedienstes, 6 %
vom Mittagstisch und 32 % von beiden
Angeboten.
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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Wissenschaftliche Begleitung von innovativen Wohnprojekten für versorgungsbedürftige Menschen in München
Von „Wohnen im Viertel“ gehört oder darüber gesprochen
weiß nicht
3%
ja vom Pflegedienst
25%
ja vom
Besuchertreff/Mittag
stisch
6%
nein
34%
69 % der Befragten,
denen die Angebote von
Wohnen im Viertel
bekannt waren, gaben
an, diese auch
interessant zu finden.
von beidem
32%
14.05.2012
Folie 15
FAZIT 2: Bekanntheitsgrad von „Wohnen
im Viertel“ und das Interesse an den
wohnortnahen Angeboten ist hoch
Zieht man die Erfahrungen der Fachdienste
von „Wohnen im Viertel“ ergänzend hinzu,
zeigte sich, dass die wohnortnahe Präsenz
eines sozialen Dienstleisters, der Pflege und
Sozialleistungen aus einer Hand und Rundum-die-Uhr anbieten kann, eine Ergänzung
zur stationären Versorgung darstellt.
Besonders profitieren könnten Personen, die
mit einer klassischen ambulanten Versorgung
unterversorgt – mit einer stationären
Versorgung aber fehl- oder überversorgt
wären.
Um allerdings die Handlungsspielräume für
nichtstationäre Versorgungs- und
Unterstützungsansätze im fragmentierten
Finanzierungssystem in Deutschland zu
erweitern oder neu zu erschließen, erwiesen
sich vertrauensvolle Kooperationen zwischen
den Sozialen Dienstleistern, den
Wohnbaugesellschaften und der
Sozialverwaltung der LHM als unerlässlich.
Fazit 3: Wohnortnähe
Versorgungsleistungen ergänzen das
stationäre Versorgungsangebot, erhöhen
die Optionen der Mieterinnen und Mieter
und können stationäre Unterbringung
ersetzen
40
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Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Erfahrungen aus der Praxis
bisheriger
Versorgungskonzepte
wohnern sowohl ein individuelles und selbstbestimmtes Wohnen als auch ein Gemeinschaftsleben mit gegenseitiger Unterstützung
zu ermöglichen.
Die Seniorenwohngemeinschaften der GWG
München bieten Menschen ab 60 Jahren eine
Alternative zu den herkömmlichen Wohnformen. Seniorenwohngemeinschaften hat es
schon in der Vergangenheit gegeben – neu ist
nun, dass die GWG als Wohnbaugesellschaften passende Wohnungen baut und diese
dann selber vermietet.
Erfahrungen der GWG
München
Daniela Gomez, GWG München
Mein Name ist Daniela Gomez. Ich arbeite
seit Januar 2009 bei der GWG München im
Sozialdienst. Seit Oktober 2011 bin ich zudem
auch Ansprechpartnerin bzw. Koordinatorin für
WGplus.
Herr Bock hat gestern das Konzept der GWG
München „WGplus“ ausführlich erläutert,
deshalb möchte ich nur noch einmal kurz darauf eingehen.
Die GWG München versteht sich und ihre
Mieterinnen und Mieter als eine Gemeinschaft. Der gemeinschaftliche Gedanke ist
uns wichtig. Daher wollen wir unseren Mieterinnen und Mietern mit Rat und Tat zur Seite
stehen. Jeder soll, wenn er es wünscht, auch
bei Alter oder Hilfebedarf, solange wie möglich
in seiner Wohnung leben können. Dabei
möchte die GWG München ihre Mieterinnen
und Mieter begleiten und Unterstützung anbieten.
Im Folgenden möchte ich über ein spannendes Projekt berichten, bei dem wir für unsere
Gesellschaft Neuland betreten haben.
Unsere Seniorenwohngemeinschaften
Im Oktober 2008 hat die GWG München
einen mutigen Schritt gewagt und eine neue
Wohnform für Senioren geschaffen. Die Seniorenwohngemeinschaften wurden mit dem
Ziel gegründet den Bewohnerinnen und Be-
Da es sich bei den bisherigen WGs um öffentlich geförderten Wohnraum handelt, benötigen
die Bewerber eine Berechtigung vom Amt für
Wohnen und Migration.
Darüber hinaus, und meiner Meinung nach
am wichtigsten, sollten die Interessenten Bereitschaft und Freude für gemeinsames Wohnen und Leben mitbringen.
Jeder von uns weiß doch, dass man in einer
Wohngemeinschaft viel mehr Kompromisse
eingehen muss als in einer eigenen, abgeschlossenen Wohnung. Da ist einfach mehr
Toleranz und Rücksichtnahme gefordert. Für
die Bewohner ist es wichtig Wünsche mitzuteilen, Bedürfnisse zu äußern aber auch Probleme anzusprechen. Da entstehen oft Konflikte,
die gemeinsam bewältigt werden müssen.
Jeder der Bewohnerinnen und Bewohner
bringt selbstverständlich seine eigene Biographie mit, die leider auch oft von gesundheitlichen Einschränkungen oder auch von persönlichen Problemen belastet ist.
Unruhe, Unzufriedenheit, Aggression, Traurigkeit, können die emotionalen Folgen für die
Bewohner und Gemeinschaft sein. Viele ziehen sich dann aus der Gemeinschaft zurück.
In den letzten zwei Jahren wurden die Wohngemeinschaften von unserem Kooperationspartner der Caritas München ehrenamtlich sozialpädagogisch betreut. Die Rückmeldung
bzw. die Erfahrung der sozialpädagogischen
Begleitung hat uns gezeigt, dass eine weiterführende professionelle Begleitung unbedingt
notwendig ist.
Als Vermieterin trägt die GWG München auch
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
41
41
Verantwortung für das Wohlbefinden der Mieterinnen und Mieter.
Dieser Verantwortung stellt sich die GWG
München indem sie sich weiterhin kümmert
und eine professionelle Betreuung der Wohngemeinschaft durch die Caritas gewährleistet.
Das Ziel einer solchen Begleitung ist die Menschen zu unterstützen, als Gemeinschaft zusammen zuwachsen, Konflikte zu bewältigen
und positive gemeinsame Erlebnisse zu fördern.
Was wiederum zu einer verstärkten Selbstständigkeit und größeren Stabilität der Gemeinschaft führt.
Ganz wichtig ist die Konfliktberatung bei Auseinandersetzungen der Bewohnerinnen und
Bewohner untereinander. Der Begleiter nimmt
eine Vermittlerfunktion ein bzw. fungiert als
Streitschlichter.
Des Weiteren soll die professionelle Unterstützung psychosoziale Beratung, Begleitung und
praktische Hilfen im Alltag leisten. Sie hilft den
Bewohnerinnen und Bewohnern mit eigener
Aktivität und angemessener Unterstützung
selbstständig ihren „WG-Alltag“ zu meistern.
Die Begleitung leitet regelmäßige Gruppenversammlungen, in denen die Gemeinschaft
ihre Angelegenheiten bespricht. Gemeinsame
Aktivitäten wie z.B. Kochen, Ausflüge, Spaziergänge werden besprochen und geplant.
Zudem wirkt die Begleitung als Sprachrohr der
Wohngemeinschaft von innen nach außen
und umgekehrt. Die Begleitung unterstützt unsere Gesellschaft bei der Auswahl neuer Bewerberinnen und Bewerber.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass
eine Wohngemeinschaft, zumindest im öffentlich geförderten Bereich, unbedingt eine professionelle Begleitung bzw. Betreuung benötigt damit sie gut läuft.
Die Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenzerkrankung
Auch Menschen mit Demenzerkrankungen
stehen im Mittelpunkt der GWG München
bzw. WGplus. 2010 eröffnete die GWG München ihre 1. Wohngemeinschaft für Menschen
42
42
mit Demenzerkrankung am Harthof. Die WG
wird professionell von unserem Kooperationspartner der Caritas München Nord betrieben.
Aufgrund der Erkrankung ist eine professionelle und therapeutische Betreuung Grundvoraussetzung.
Im Moment sind alle Plätze belegt, die Nachfrage ist jedoch groß. Frau Kuhn, die Projektleiterin, hat in ihrem letzten Sachbericht eine
positive Bilanz für das Jahr 2011 gezogen. Es
hat sich eine gute und stabile Gemeinschaft
gebildet, die mit Ihren Angehörigen, Betreuern
und dem Team der Caritas zusammengewachsen ist.
Unsere Kooperationspartner
Es ist unser Anliegen, den Mietern mit
WGplus auf ihre jeweiligen Lebensumstände
zugeschnittene Dienstleistungen anzubieten.
Diese Dienstleistungen reichen von hauswirtschaftlichen Hilfen bis hin zu Pflegeleistungen.
Da wir eine Wohnungsbaugesellschaft sind
und diese Leistungen natürlich nicht selbst anbieten können, haben wir erfahrene professionelle Dienstleister dafür gewonnen.
Unsere WGplus – Kooperationspartner sind:
Caritas Zentrum Nord
Caritas Zentrum Laim / Sendling
Münchenstift gGmbH
Die Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
Arbeiterwohlfahrt (AWO) München
Diakonie Hasenbergl e.V.
•
•
•
•
•
•
Hierzu gehören – je nach Leistungsfähigkeit
des Kooperationspartners – Dienstleistungen
wie:
• hauswirtschaftliche Dienste (Reinigung der
Wohnung, Wäsche waschen etc.)
• Essen auf Rädern
• Vermittlung von Hausnotruf
• Ambulanter Pflegedienst und hauswirtschaftliche Versorgung
• Beratung ( auch in häuslicher Umgebung)
durch Sozialpädagogeninnen und Sozialpädagogen
• Wohnraumberatung usw. nach Bedarf
• Tagespflege
Dafür zahlen die Mieterinnen und Mieter natürlich nur bei Inanspruchnahme der Leistungen einen vertretbaren und angemessenen
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Preis. Sie zahlen nur das, was Sie beanspruchen. Selbstverständlich ist die Annahme dieses Angebotes freiwillig.
Zudem bietet unser Partner Die Johanniter in
Berg am Laim für unsere Mieterinnen und
Mieter ein kostenfreies Beratungsangebot. Die
zuständige Mitarbeiterin steht den Bewohnerinnen und Bewohnern, auch bei einem Hausbesuch, für alle wichtigen Fragen zur Verfügung. Sie vermittelt u.a. auch einen ehrenamtlichen Besuchsdienst und informiert über weitere Unterstützungsmöglichkeiten.
Mit unserem Partner Münchenstift veranstalten wir im April eine Informationsveranstaltung
zu WGplus und den Dienstleistungen von
Münchenstift. Aufgrund der zahlreichen Anmeldungen sehen wir, dass hier ein großes Informationsbedürfnis auf Seiten der Mieterinnen und Mietern besteht.
Wohnungsanpassung
Im Rahmen unseres Programms WG Plus
bieten wir auch an, bauliche Veränderungen
für alten- und behindertengerechtes Wohnen
in den jeweiligen Wohnungen vorzunehmen.
Gerne beraten wir, wenn es um die Finanzierung bzw. finanzielle Förderung der Maßnahmen geht.
Im Folgenden möchte ich über ein aktuelles
Beispiel berichten.
Frau L., 60 Jahre, wohnt in der Zeppelinstraße. Sie sitzt seit zwei Jahren im Rollstuhl und
kann seitdem auch nicht mehr aus der Wohnung raus. Die Wohnung ist nicht behindertengerecht, das Bad nicht nutzbar, da es mit dem
Rollstuhl zu eng wird und es gibt keinen Aufzug.
Nun haben wir eine schöne 2-Zimmerwohnung im Erdgeschoss ganz in der Nähe frei.
Die ist barrierefrei und unsere Technik kann
die Badewanne in eine bodentiefe Dusche
umbauen. Unsere zuständige Mitarbeiterin
klärt die Situation im Vorfeld mit dem Amt für
Wohnen und Migration und lässt der Mieterin
alle entsprechenden Anträge zukommen. Bei
einem persönlichen Hausbesuch wird der Mieterin beim Ausfüllen der Formulare geholfen,
Kopien werden für sie gemacht und die Unterlagen werden von der Mitarbeiterin direkt an
das Amt verschickt. So kann wertvolle Zeit gespart und der Antrag zügig bearbeitet werden.
Das Problem ist, dass Frau L. wegen ihrer Behinderung beim Umzug nichts selber machen
kann und auch finanzielle Unterstützung benötigt. Deshalb setzt sich unsere zuständige
Sozialarbeiterin der GWG München mit dem
Sozialbürgerhaus in Verbindung.
Hier arbeiten wir eng mit den zuständigen
Stellen der Stadt München zusammen um den
Mietern schnell und lösungsorientiert zu helfen.
Ich möchte meinen Erfahrungsbericht mit einem Zitat von Goethe schließen
„Die beste Freude ist wohnen in sich selbst.“
Um das zu erreichen ist u.a. auch ein gutes
Wohnumfeld notwendig: und hier kann und
möchte die GWG München ihre Mieterinnen
und Mieter in allen Lebenslagen unterstützen.
Erfahrungen der GEWOFAG
Gisela Heinzeller, Wohnforum GmbH
Mein Name ist Gisela Heinzeller. Ich bin seit
01.06.2011 federführend für Wohnen im Viertel in der Fachstelle Wohnen im Alter bei der
GEWOFAG zuständig.
Ich kenne die Projekte bereits aus der Anfangszeit, da ich als Vertreterin des ersten Kooperationspartners, dem ASB gemeinsam mit
der GEWOFAG das erste Projekt am Innsbrucker Ring umgesetzt habe. Das war eine
wichtige Erfahrung, da ich jetzt beide Perspektiven kenne, die des Ambulanten Dienstes und jetzt die der Wohnungswirtschaft.
Für mich war und ist die Konzeptidee von
Wohnen im Viertel so bestechend, dass ich
mich weiter mit alle Kraft dafür einsetzen werde, dass die Projekte verstetigt werden und
auch andere Wohnungsunternehmen und Ambulante Dienste dafür gewonnen werden könen.
Seit Dezember 2007, dem Start von Wohnen
im Viertel (WiV) am Innsbrucker Ring sind
über vier Jahre vergangen. In dieser Zeit gelang es der GEWOFAG fünf Projekte in Betrieb zu nehmen, drei im Neubau und zwei im
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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Bestand.
Insgesamt verfügen wir in den fünf Projekten
über 48 Projektwohnungen, fünf Pflegewohnungen auf Zeit, einen von der LHM geförderten Nachbarschaftstreff und vier Wohncafes/
Nachbarschaftstreffs zur Förderung von bürgerschaftlichem Engagement und Nachbarschaftshilfe.
Wir arbeiten mit vier Kooperationspartnern
sehr intensiv und gut zusammen. Neben dem
ASB ist das der Evangelische Pflegedienst,
die Gemeinschaft für Ambulante Pflege und
die Sozialstation Berg-am-Laim/Trudering.
Diese Kooperation mit Ambulanten Diensten
(drei Dienste der freien Wohlfahrtspflege und
ein privater Pflegedienst) war für die GEWOFAG als Wohnungsunternehmen eine neue
und sehr nutzbringende Erfahrung.
Die ersten vier Jahre haben gezeigt, dass die
Projektidee in München angekommen ist, sich
als alternative Wohn- und Versorgungsform
etabliert hat und viele ältere und behinderte
Menschen inzwischen davon profitieren.
Wohnen im Viertel bietet hilfe- und pflegebedürftigen Menschen im Viertel schnelle Hilfe,
die Möglichkeit der sozialen Teilhabe und Mitgestaltung des gemeinschaftlichen Lebens –
aber auch die Möglichkeit des Rückzugs in die
eigenen vier Wände. Da der Hilfebedarf von
erheblich hilfe- und pflegebedürftigen Menschen durch die Leistungen der Pflegeversicherung nur unzureichend abgedeckt werden
kann, werden bei Wohnen im Viertel auch bei
Bedarf und vorliegender Leistungsberechtigung die sog. anderen Verrichtungen nach
SGB XII angeboten. Im Vordergrund stehen
dabei Gespräche, Handreichungen und Teilhabeleistungen sowie die Nachtbereitschaft.
Neben diesen erfreulichen Erfolgen gibt es
Entwicklungs- und Handlungsbedarfe, auf die
wir derzeit unser Augenmerk richten, da nichts
so gut ist, dass es nicht noch verbessert werden kann.
Wir haben fünf Themen ausgemacht, die intensiv bearbeitet werden müssen. Dazu brauchen wir interne aber auch externe Partner, da
inzwischen viele Stellen und Personen in
München involviert sind.
Thema Projektplanung:
Insgesamt sind ca. 20 Standorte geplant. Für
die Standortwahl ist immer eine fundierte Be44
44
darfs- und Angebotsanalyse notwendig. Die
Anzahl und Größe der Wohnungen muss neu
gedacht werden – z.B. sind nach Aussagen
unserer Kooperationspartner mind. 10 Projektwohnungen notwendig, um den Dienst
wirtschaftlich führen zu können.
Wir müssen im näheren Umfeld von Wohnen
im Viertel kontinuierlich Bestandswohnungen
barrierearm umrüsten, um den großen Bedarf
an diesen Wohnungen in unserer Mieterschaft
zu befriedigen.
Thema Bauliche Standards:
Den Kern von Wohnen im Viertel bildet ein
schwellenfreies Wohnprojekt mit barrierefreien
bzw. rollstuhlgerechten Projektwohnungen.
Das bestehende Raum- und Funktionsprogramm (RFP) wurde auf Grundlage der aktuellen Erkenntnisse überarbeitet. Wir haben ein
Abstimmungsverfahren mit einer Freigaberegelung durch die Fachstelle Wohnen im Alter
entwickelt, so dass gewährleistet ist, dass die
Standards eingehalten werden.
Wir informieren unsere Projektleitungen über
das Rahmenkonzept, das RFP und die baulichen Standards von Wohnen im Viertel.
Thema Kooperationspartner:
Wir arbeiten mit vier Kooperationspartnern in
fünf Wohnprojekten zusammen. Inzwischen
gibt es Anfragen von Pflegediensten, die Interesse an einer Zusammenarbeit signalisieren.
Wir haben dafür ein Anforderungsprofil entwickelt und unsere Kooperationsvereinbarung
überarbeitet. Um der Kritik in den Stadtteilgremien zu begegnen haben wir die Zusammenarbeit aktiviert und wir werden bestehende
Netzwerke noch stärker einbeziehen.
Thema Wohnungsbelegung:
Das war immer die Achillesferse der Projekte,
die allen Beteiligten, dem Wohnungsamt, unseren Kooperationspartnern und uns viele
graue Haare beschert haben. Das Verfahren
war immer viel zu zeitaufwändig und personalintensiv, so dass wir jetzt eine Freistellung aller Projektwohnungen im Bestand erreicht haben und dem Wohnungsamt im Gegenzug dafür Ersatzwohnungen anbieten. So können wir
das Abstimmungsverfahren auf zwei Partner
begrenzen, dem Kooperationspartner und uns
als Vermieter. Für die neuen Projekte werden
wir ebenfalls ein einfaches, schnelles und unbürokratisches Abstimmungsverfahren finden.
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Thema Pflegewohnung auf Zeit:
Dieses Angebot wird leider immer noch nicht
so stark angenommen, wie wir uns alle das
wünschen. Wir werden weiterhin kontinuierlich
bei allen möglichen Multiplikatoren werben
und hoffen, dass sich das Angebot weiter herumspricht. Wir werden künftig in jeder Mieterzeitung über Wohnen im Viertel und das Angebot der Pflege auf Zeit berichten und das
Thema weiter in unsere Mieterschaft tragen.
Thema Nachbarschaftstreffs/Wohncafes:
Wir haben in den bestehenden Projekten
einen von der Landeshauptstadt München
über Quartiersbezogene Bewohnerarbeit geförderten Nachbarschaftstreff und vier nicht
geförderte Wohncafes/Nachbarschaftstreffs.
Sie stellen den Mittelpunkt der Projekte dar
und schaffen die Verbindung und Öffnung in
das jeweilige Wohngebiet. Kernaufgabe des
ambulanten Dienstes hierbei ist die Förderung
von ehrenamtlichen Engagement und Nachbarschaftshilfe.
Unser Ziel ist es, dass wir für alle Einrichtungen dieser Art eine gesicherte Finanzierung
erreichen.
Thema Vernetzung:
Wir möchten uns noch stärker mit den jeweiligen Akteuren in den Stadtteilen, in denen WiV
realisiert wird, vernetzen. Wohnen im Viertel
soll nicht additiv dazukommen, sondern soll
sich einfügen in das bereits bestehende Gesamtangebot. Gemeinsam mit den anderen
Akteuren wollen wir das Konzept WiV weiterentwickeln und dem jeweiligen Bedarf anpassen. Dazu werden wir regelmäßig in den
Facharbeitskreisen und Örtlichen Arbeitsgemeinschaften über unsere Planungen berichten und so mehr Transparenz herstellen.
Frei nach dem Motto „Wer nichts wagt, der
nichts gewinnt“ haben wir viel gewagt und
noch mehr gewonnen. Wir wünschen uns,
dass die Idee weitergetragen wird und sich
auch andere Wohnungsunternehmen und Ambulante Dienste überzeugen lassen, dieses
zukunftsweisende Konzept umzusetzen.
Erfahrungen des ArbeiterSamariter-Bundes
Birgit Ludwig, Arbeiter-Samariter-Bund
nahm im Dezember 2007 den Betrieb auf und
war in München das erste Projekt mit der
entsprechenden Konzeption. Im Anschluss
werden wichtige Eckpunkte der konkreten
Realisierung beschrieben:
Versorgungsverträge, rechtliche
Voraussetzungen, Konzeptionelle Fragen
und Förderanträge
Die Prüfung dieses Bereichs erfolgte relativ
frühzeitig seitens des Trägers. Die Kriterien
sind wichtig für die Entscheidung eines
Trägers und Voraussetzung für die Einleitung
der weiteren Schritte:
• Um die umfassende Versorgung der
Bewohner zu gewährleisten musste der
Träger des Dienstes dafür sorgen, dass mit
allen in Frage kommenden Kostenträgern
entsprechende Versorgungsverträge
vorliegen:
• Es musste geprüft werden, ob alle
rechtlichen Voraussetzungen erfüllt sind, um
einen entsprechenden Dienst zu betreiben.
Da der ASB bereits seit Jahren einen
ambulanten Dienst betrieben hat, waren
grundlegende Voraussetzungen erfüllt:
◦ Verantwortliche Pflegefachkraft
◦ Qualitätsmanagement
◦ Anmeldung beim Referat für Gesundheit
und Umwelt etc.
• Fördergelder mussten unter
Berücksichtigung entsprechender Fristen
beantragt werden. Wichtig war in diesem
Zusammenhang die Frage der Förderung
und Konzeption des Nachbarschaftstreffs.
Personalplanung und Personalgewinnung
• Nach den Vorgaben der Projektberatung
Bielefeld wurde ein Team
zusammengestellt. Dabei war für die breite
Angebotspalette ein interdisziplinäres Team
erforderlich:
◦ Sozialpädagogin und Betreuungskräfte
◦ Pflegefachkräfte und Pflegehelfer
◦ Nachtwachen (in der Regel Pflegekräfte)
◦ Hauswirtschafts- und Küchenkräfte
• Beim Pilotprojekt am Innsbrucker Ring
wurde von Anfang an eine 24-stündige
Präsenz sichergestellt.
Räumliche Ausstattung und Schaffung von
geeigneten Arbeitsstrukturen
• Im Vorfeld musste die konkrete
Ausgestaltung der Räumlichkeiten des
„Wohnen im Viertel“ am Innsbrucker Ring
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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Dienstes durchdacht und verwirklicht
werden:
◦ Platz für die Nachtbereitschaft
◦ Funktionelle Büroräume und EDVAusstattung
◦ Möglichkeiten für Beratungsgespräche
◦ Angemessene Ausstattung der
Pflegekräfte (Dienstkleidung, Taschen,
angemessene Ausrüstung für Notfälle)
◦ Ausstattung der Küche
◦ Ausstattung zur Erreichbarkeit
(Diensthandy, Netzanbieter etc.,
Beschilderung)
Einzug von Bewohnern/Belegung
Vor Projekteröffnung wurde Kontakt mit
Interessierten aufgenommen. Interessenten
meldeten sich über folgende Wege:
• Direkter Kontakt von Betroffenen und
Angehörigen aufgrund der
Öffentlichkeitsarbeit
• Kontakt über den trägereigenen
Pflegedienst
• Kontakt über städtische Fachstellen
• Kontakt über die GEWOFAG
• Kontakt über Beratungsstellen, AltenServicezentren, etc.
zugänglich zu machen (Tag der offenen
Türe, Mittagessen, Öffnung für Gruppen und
Personen)
• Überlegungen zum Einsatz von
Ehrenamtlichen wurden frühzeitig angestellt
Bekanntmachung des Angebots
Zu Beginn war „Wohnen im Viertel“ ein neues
Angebot, dessen besonderer Zuschnitt
zunächst der Öffentlichkeit bekannt gemacht
werden musste. Es war wichtig, dass im
Vorfeld wichtige Akteure informiert wurden:
• Bürgerinnen und Bürger bzw. Mieterinnen
und Mieter
Fachöffentlichkeit
• Vertreterinnen/Vertreter von Kostenträgern
• Einrichtungen und Dienste in der Region
Die Öffentlichkeitsarbeit wurde von der
GEWOFAG gesteuert und sehr umfassend
und erfolgreich durchgeführt. Die Bewertung
des Angebotes durch die Quartiersbewohner
wird letztendlich durch die Qualität der
Dienstleistung von Pflegedienst und Vermieter
geprägt. Diese Leistung muss dann von
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des
ambulanten Dienstes und des Mieterzentrums
erbracht werden.
Bis zur Realisierung eines Einzuges gab es
verschiedene Probleme:
• Eine Vielzahl der Bewohnerinnen und
Bewohner hatten zum Zeitpunkt der Anfrage
noch keinen regelmäßigen Hilfebedarf
• Wohnungsamt, GEWOFAG und
Pflegedienst mussten gemeinsam eine
Wohnung belegen. Dabei folgte jede
Einrichtung einer anderen Logik. Das
komplexe Verfahren führte zu zeitlichen
Verzögerungen.
• Im Vorfeld des Einzuges gibt es eine ganze
Reihe bürokratischer und praktischer
Angelegenheiten zu klären.
Nachbarschaftstreff
Wichtiger Bestandteil, besonders auch in der
Anfangsphase, war die Planung des
Nachbarschaftstreffs. Dabei spielten alle zuvor
genannten Bereiche eine Rolle:
• Die Frage der Möglichkeit der Förderung
durch die Landeshauptstadt München
• Die Planung der personellen, räumlichen
und sachlichen Ausstattung
• Wichtig war die konkrete Planung von
Angeboten, um den Treff fürs Viertel
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Forum 1 –
Wohnungswirtschaft und
Sozialreferat im Austausch
Moderation: Elke Kremer, Amt für Wohnen
und Migration
Definition Versorgung im Viertel
Versorgung für alte, pflegebedürftige und/oder
behinderte Menschen im Rahmen eines Quartierkonzeptes mit den Bausteinen Wohnen,
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
häusliche Versorgung und Soziales ( „Wohnen
im Viertel“ ist ein Angebot der GEWOFAG)
Synchronisierung der Planung
Unterscheidung:
• Neubauplanung: Sozialplanung/ regionale
Zuständigkeit nach Ansprechpartnerinnen
und Ansprechpartnern
• Bestandsplanung: Amt für Soziale Sicherung
S-I und Amt für Wohnen und Migration S-III,
Versorgung im Viertel/ Quartierbezogene
Bewohnerarbeit sind die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner ( Beispiel: Nachbarschaftreffs erweitern ihr Angebot in den 7
ausgewiesenen Regionen)
Zeitdimension/ Verlauf
Es ist ein frühzeitiges Einschalten des Sozialreferates notwendig, da die Vorlaufzeit für Entgeltvereinbarungen mit dem Pflegedienst eingeplant und ggf. die Finanzierung des Nachbarschaftstreffs realisiert werden muss. Das
Trägerauswahlverfahren stellt durch die Leistungserweiterung von Nachbarschaftstreff mit
„Versorgung im Viertel“ erweiterte Kompetenzanforderungen an die Bewerberinnen und
Bewerber.
Themenspeicher für den 22.03.2012
Frage der Sozialplanung: Was wünscht sich
die Wohnungswirtschaft vom Sozialreferat hinsichtlich der Verwirklichung von „Versorgung
im Viertel“ an Unterstützung?
Forum 2 – Ambulante
Pflegedienste und
Sozialreferat im Austausch
Moderation: Anja Huber, Amt für Wohnen und
Migration
Für die Übernahme der Trägerschaft bei
„Wohnen im Viertel“ muss der Pflegedienst in
der Aufbauphase in Vorleistung gehen. Der
Dienst benötigt daher finanzielle Rücklagen.
Ggf. kann beim Amt für Soziale Sicherung,
Hilfen im Alter und bei Behinderung/Pflege
und Hilfsbedürftigkeit eine
Anschubfinanzierung für die Startphase
beantragt werden.
Die Bewohnerinnen und Bewohner einer
Projektwohnung müssen die Kriterien für den
Bezug einer Sozialwohnung erfüllen und
darüber hinaus einen Pflegebedarf haben. Der
Pflegedienst hat ein Vorschlagsrecht für die
Wohnungen, die GEWOFAG vermittelt die
Kontakte. Das Wohnungsamt entscheidet
nach der Empfehlung. Nöte, Härtefälle können
berücksichtigt werden - unternehmerisches
Risiko bei längeren Leerständen.
Es werden 5,5 Planstellen benötigt, neben
den personellen Zulassungsvoraussetzungen
der Pflegekassen für den ambulanten
Pflegedienst ist eine sozialpädagogische
Fachkraft vorgesehen, es sollte eine
Mischung aus Fach- und Hilfskräften
vorgehalten werden.
Für Pflegekräfte ist die Stelle attraktiv, da es
sich um ein ganzheitliches Pflegekonzept
handelt.
Um eine Entgeltvereinbarung mit der
Entgeltkommission München abzuschließen,
muss der Pflegedienst eine Kostenkalkulation
bei der Geschäftsstelle der Entgeltkommission
München einreichen. Vorverhandlungen sind
sinnvollerweise mit dem Amt für Soziale
Sicherung, Hilfen im Alter und bei
Behinderung/Versorgung im Viertel zu führen.
Die Pflegedienste arbeiten mit der GEWOFAG
zusammen, zunächst gibt es einen
monatlichen Jour Fixe, dann nach Bedarf.
Viermal pro Jahr finden Werkstattgespräche
mit allen Trägern statt.
Bei den vom Amt für Wohnen und Migration
geförderten Nachbarschaftstreffs ist die
Finanzierungsdauer begrenzt. Ob und wie
eine Weiterführung der Förderung möglich ist,
wird im Sozialreferat erarbeitet.
Forum 3 –
Wohnungswirtschaft und
Ambulante Pflegedienste im
Austausch
Moderation: Doris Wohlrab, Amt für Soziale
Sicherung
Im Forum wurden unter anderem folgende
Themenbereiche und Aspekte diskutiert, angesprochen bzw. geklärt:
strukturelle Rahmenbedingungen Wohnen
im Viertel:
• Der Pflegedienst steht im Einzugsbereich
800 – 1000 m als Ansprechpartner und für
einmalige kleine Leistungen kostenlos zur
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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•
•
•
•
•
Verfügung.
Es besteht Wahlfreiheit für die Bürgerinnen
und Bürger bei der Auswahl des Pflegedienstes.
Der Pflegedienst benötigt 5,5 Planstellen,
eine 24-Stunden-Präsenz wird erwartet, größere finanzielle Reserven sind erforderlich.
In der Kooperationsvereinbarung des ambulanten Pflegedienstes mit der GEWOFAG
sind Aufgaben, Pflichten und Qualitätsziele
geregelt.
Für die 24-Stunden-Präsenz haben die Bewohnerinnen und Bewohner in den Projektwohnungen ein Notrufsystem, Quartiersbewohnerinnen und -bewohner melden sich telefonisch beim Pflegedienst.
Die Aufnahme in die Pflegewohnung auf Zeit
kann bis zu drei Monate erfolgen und ist bei
einem freien Platz innerhalb von 24 Stunden
möglich.
•
•
•
•
•
sprucht, erfahrungsgemäß an Feiertagen
verstärkt.
Examiniertes Pflegepersonal und Helferinnen und Helfer sind schwer zu finden.
Der Anteil an Migrantinnen und Migranten ist
in den Projektwohnungen bisher gering.
Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer kommen aus dem Stamm der Organisation und
werden durch Öffentlichkeitsarbeit gewonnen, was in verschiedenen Stadtteilen nicht
immer leicht ist. Sie müssen fachlich begleitet werden, Aufwandsentschädigungen sind
evtl. zu leisten.
Beatmungspatienten und weglaufgefährdete
Personen mit erheblicher Selbstgefährdung
sind für die Projektwohnungen nicht geeignet.
Palliativpatientinnen und -patienten können
i.d.R. verbleiben, wenn sie vorab bereits in
den Projektwohnungen versorgt wurden.
Finanzielle Fördermöglichkeiten bzw. Finanzierungsfragen:
• Wohnen im Viertel-Projekte werden von
der Landeshauptstadt München gefördert.
Die ambulanten Pflegedienste können einen
Antrag auf Anschubfinanzierung beim Amt
für Soziale Sicherung stellen. Nach den
Richtlinien zur Förderung von ambulante betreuten Wohngemeinschaften und weiteren
innovativen ambulanten Wohn- und Versorgunsformen für pflegebedürftige Menschen
und für Menschen mit Behinderung in München können bis zu 50.000,00 € Förderung
gewährt werden. Für die Förderung eines
Nachbarschaftstreffs durch das Amt für
Wohnen und Migration erfolgt eine Überprüfung des Sozialraums.
• Darüber hinaus gibt es weitere Fördertöpfe, z.B konnte bisher beim Kuratorium Deutsche Altenhilfe (KDA) ein Antrag für eine
Förderung von Quartierskonzepten gestellt
werden. Diese Förderung geht auf das Deutsche Hilfswerk (DHW) über. Die Förderrichtlinien können auf der Internetseite
http://www.fernsehlotterie.de/
%DCBER_UNS/Deutsches_Hilfswerk eingesehen werden.
• Leistungen der Eingliederungshilfe werden
gegebenenfalls mit dem Bezirk Oberbayern
abgeschlossen.
Perspektiven:
• Technische Assistenzsysteme (AAL) sind in
den Wohnungen noch nicht vorhanden. Die
ambulanten Pflegedienste nutzen das bisher nicht, denkbar wären AAL-Elemente im
Bereich der Sicherheit und des Gesundheits-Monitoring.
Praktische Erfahrungen:
• Der Nachtdienst wird unterschiedlich bean-
http://www.gewofag.de/us/start.asp?
hm=1&page=340
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Besichtigung von „Wohnen
im Viertel“ - Standort Berg
am Laim
Weiterführendene Informationen und
Ansprechpartner zu Wohnen im Viertel finden
Sie auf der Internetseite der GEWOFAG
Holding GmbH:
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
5. Ergebnisse – Perspektiven
– Visionen
Tagesbeobachtung auf den
Punkt gebracht
Juliane Helmstreit, Wirtschaftsmediatorin und
Mediatorin bei SteG
Was war die Zielsetzung der Fachtage?
Es sollten neue Impulse entstehen und neue
Wege entdeckt werden.
Was war die Zielsetzung der
Tagungsbeobachtung?
Unsere Aufgabe war, vorhandene Themen,
Potential für Kooperationen aber auch für
Konflikte sichtbar zu machen und zu Beginn
des Abschlusstages Impulse zu geben aus
unserer gewollt und bewusst subjektiven Sicht
der Dinge.
Meine Beobachtungen sind in erster Linie
Fragen, mit denen ich die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer der Fachtage inspirieren und
ermutigen möchte zum Nachdenken und
Weitergehen auf dem Weg in einen offenen
und die unterschiedlichen Interessen
anerkennenden Dialog zwischen allen
Akteurinnen und Akteuren der Münchner
Wohnungswirtschaft.
Ziele und Zielgruppe
Was genau sind die Ziele, Motivationen und
Interessen der unterschiedlichen Akteurinnen
und Akteure? Schließen Wirtschaftlichkeit und
Gewinnerzielung eine Sozialorientierung aus?
Oder macht das eine das andere gerade erst
möglich? Welche Interessen liegen hinter den
offen formulierten Zielen? Wo haben die
Beteiligten Gemeinsamkeiten und wie können
sie den Unterschieden Rechnung tragen?
Wer genau ist die Zielgruppe der
Sozialorientierung? Geht es nur um
benachteiligte, besonders bedürftige
Menschen? Oder ist nicht längst auch für
„Normalos“ der Zugang zu bezahlbarem
Wohnraum im Stadtgebiet äußerst schwierig?
Gibt es auf der anderen Seite nicht auch
„Normalos“, die in den Wohnungsmarkt
investiert haben, und gerne Wirtschaftlichkeit
mit Werteorientierung verknüpfen? Welche
Impulse brauchen die Beteiligten dafür?
Haltung
Wie gelingt der Weg aus dem Denkmuster
des „Entweder – oder“ – „Entweder sozial
oder gierig“ hin zum „Sowohl als auch“ „Sowohl Rendite als auch Werte orientiert“?
Wie kann die Stadt München die privaten und
institutionellen Eigentümerinnen und
Eigentümer der frei finanzierten Wohnungen
auf dem Markt für die Idee eines sozialen, für
alle Münchnerinnen und Münchner
zugänglichen Wohnungsmarktes begeistern?
Sind die Bereitschaft zur Kommunikation und
Kooperation auf Seiten von Stadtpolitik,
-verwaltung und den städtischen
Wohnungsbaugesellschaften in Wort und in
Tat deutlich und stimmig erkennbar?
Kultur
Welche Rolle spielen Integration und kulturelle
Vielfalt im Kontakt der Akteurinnen und
Akteure der Wohnungswirtschaft? Wo wird
bereits die unterschiedliche Sprache, das
Wording, zum Stolperstein beim ersten
aufeinander Zugehen? Wo sind die
Unterschiede in Gesprächs- und Konfliktkultur,
in Struktur und Organisation,
Verantwortungsübernahme und
Entscheidungskompetenzen? Wodurch
entstehen Motivation und Kompetenz bei den
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in
unterschiedlichen wohnungswirtschaftlichen
Unternehmen?
Wie viele Stereotype gibt es aufgrund welcher
Erfahrungen?
Wege
Welche Wege eröffnet der Rahmen dieser
Veranstaltung? Wen spricht er an und wen
(noch) nicht? Was ist notwendig für mehr
Klarheit über Ziele, Strukturen, Abläufe und
Rollen der unterschiedlichen Akteurinnen und
Akteure der Münchner Wohnungswirtschaft?
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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Wie kann soziale Orientierung „übersetzt“
werden in wirtschaftliche Fakten? Nach
welchen Kriterien bemessen die Beteiligten
Erfolg – gestern, heute und morgen? Wie
gelingt der Weg von der „Versäulung zur
Vernetzung“ – von den einzelnen Elementen
zum System?
„Wege entstehen beim Gehen“ soll Kafka
gesagt haben. Die Fachtage sind bereits
selbst Weg und gleichzeitig Impuls für weitere
Wege. Wo soziale Verantwortung und
wohnungswirtschaftliche Kompetenz sich
verbinden, gibt es sicher (frei nach Schiller)
einen guten Klang. Meines Erachtens ist es
notwendig, alle Akteurinnen und Akteure, zu
ermutigen, an einem Wert-vollen
Miteinander Wohnen in München
mitzuwirken. Aus den vielen Elementen kann
am Ende ein für uns alle gewinnbringendes
Gesamtsystem werden.
Johannes Seiser, Geschäftsführer Verein für
Sozialarbeit e.V.
•
Der Trend weg von Versäulung hin zu einem
„multimodalen“ Ansatz nach dem Motto „Alles aus einer Hand mit einem Konzept unter
einem Dach“ ist erkennbar. Es soll mehr aus
der Sicht der Betroffenen (Mieter/innen) geplant und gehandelt werden.
• Das Spannungsfeld zwischen Ökonomie und
Sozialem beginnt sich zu entschärfen: die
Gleichwertigkeit von Wohnungswirtschaftlicher Kompetenz und sozialer Verantwortung
gewinnt zunehmend an Bedeutung. Hier
könnte eine eingehende Untersuchung des
SROI (Social Return On Investment) Belege
liefern, inwiefern der ökonomische Nutzen
durch soziale Investitionen steigt.
• Der Aspekt der ökologischen bzw. energetischen Ausrichtung in der Wohnungswirtschaft gewinnt langfristig Bedeutung für die
Mieter/innen, da sich dadurch Betriebs- bzw.
Nebenkosten senken lassen.
• Die Beteiligung von möglichst allen Akteuren
der Wohnungs- und Sozialwirtschaft (Referate bzw. Steuerungsbereiche, Wohnungsanbieter, soziale Dienstleister) von Beginn
an zur Entwicklung gemeinsamer Strategien
und Ziele soll verstärkt werden und im Sinne
von „PIZZA“ (Projekt integrierter Zusammenarbeit zukünftiger Akteure) initiiert werden.
50
50
Wohnungswirtschaft,
Anbieter und Verwaltung im
Gespräch – Worldcafé
Thema: Integrierte Quartiersentwicklung
Tischdecken-Aussagen: QE warum? →
Ressourceneinsatz effektivieren, abgestimmte
Planung mit Beteiligungschancen durch die
Bürgerinnen und Bürger; Man muss etwas davon haben wenn man Gutes tut! Wer will QE?
Nicht Neubaugebiete allein entwickeln sondern mit angrenzenden Bestandsgebieten:
Freiham/ Neuaubing, Hasenbergl Nord, Harthof; Wer bestimmt den Umgriff? Wer vergibt
Mandat? Wer bezahlt?; Quartiersentwicklung
umfasst nicht nur Soziales sondern vor allem
auch Wohnungswirtschaft, lokale Ökonomie,
Politik, Aufenthaltsqualität, Infrastruktur; QE
muss neutral sein, evtl. paritätisch besetzte
Runde aus Politik, Verwaltung, Sozialen Einrichtungen, Wirtschaft, Verkehr. Rolle der Sozialplanung? → Rolle stärken! Evtl. Modellprojekt?
Ergebnisse:
1. Quartiersentwicklung ist notwendig
2. Kriterien für Quartiersauswahl
3. Wer wird beauftragt?
Das Thema Quartiersentwicklung soll auch
nach Ablauf des Programms Soziale Stadt in
München eine Rolle spielen. Geklärt werden
müssen Konzept, Finanzierung, Strategie,
Ziele, Verantwortliche/ Federführende. Verantwortlich sind Sozialreferat/ Sozialplanung, Amt
für Wohnen und Migration, Referat für Stadtplanung und Bauordnung, Wohnungswirtschaft. Quartiersmanagerin Eva Bruns und
Stellvertreterin der Sozialreferentin Frau Simmeth bringen Thema am 26.03.2012 in die
Lenkungsgruppe Soziale Stadt und in den
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Jour Fixe mit den Bezirksausschüssen ein.
Thema: SROI-Projekt
Tischdecken-Aussagen: Social Return on Investment: SROI; wie setze ich Geld so effektiv
und effizient ein für positive soziale Prozesse?
Mehr als nur Zahlen zu Zwangsräumungen;
Langfristigkeit 5-10 Jahre; qualitative Forschung und quantitativ angelegte Untersuchung--> für BWLer!; Gemischte Werte; Forschung-qualitativ, im nachhinein; Messbarkeit
von sozialen Prozessen?; Verantwortung der
Immobilienwirtschaft; Kennzahlen: unternehmerisches Risiko (Gerichtskosten; Zwangsräumung; Abmahnung, außergerichtlicher Ansatz, Mahnung; Folgekosten) Sozialarbeit
(Zwangsräumung; Schulden, Inkasso; Strafe)
Ergebnisse:
1. Forschungsprojekt KGST → Kennzahlen
entwickeln
2. „Andere“ zu gewinnen für SROI-Untersuchung
3. Messbare Fakten (Kennzahlen) entwickeln
für Wohnungswirtschaft/ Soziale Dienstleister/
Politik → für nächste Fachtage; Herr Seiser,
Geschäftsführer vom Verein für Sozialarbeit
e.V. initiiert SROI-Projekt in Verbindung mit
KGST; SROI für Wohnungswirtschaft
schmackhaft machen: Aufgabe von Trägern
und sozialen Netzwerken
Thema: Die große bunte Pizza
Tischdecken-Aussagen: Lang- und kurzfristige Siedlungsentwicklung und soziale Wohnraumversorgung spirituell denken! Zinsen
(2%) so niedrig wie nie! GBW-Wohnungen
jetzt kaufen (PlanRef; Politik). Konsortium
23.000 → Franken 10.000 WE Oberbayern/
Schwaben/ Niederbayern GmbH; 10.000
WE=GBW AG Aktiengesellschaft pur; München und Umland → 200 Mio. Aktien kaufen
→ 2% = 4 Mio. Stammeinlage;
1. Schritt: AG verkauft GmbH;
2. Schritt Restaktien übernimmt München.
Ergebnisse: Soziale Wohnungsversorgung/
langfristige Siedlungsentwicklung: Politik,
städtische Wohnbaugesellschaften, PlanRef,
Sozialreferat/ Amt für Wohnen und Migration;
Herr Schreyer übernimmt Verantwortung,
Thema mit allen Beteiligten voran zu bringen;
Thema: Was braucht die Wohnungswirtschaft
von der Sozialplanung?
Tischdecken-Aussagen: Mehr Präsenz der
Planung bei der Wohnungswirtschaft! Informa-
tionen über erprobte Konzepte Sozialreferat
an Wohnungsbau--> Wie kommt das in die
Verwaltung der Wohnbaugesellschaft? Wie
gut ist Wohnungswirtschaft informiert? Belegungsdruck → Quartiersgestaltung. Verlässlichkeit und Vertrauen!! Stadtadressbuch?
Nennung der Wohnungseigentümer. Verbindung Bürgerinnen u. Bürger und Wohnungsbaugesellschaften über Sozialreferat sichern!
Direktbelegung von Wohnungen durch die Gesellschaften sind ein wichtiges Thema!
Ergebnisse:
1. Quartiersplanung ist wichtig – aber wie?
Belegung – Aktivierung Bürgerschaftlich Engagierte
2. Instrumente kommen zu wenig in Verwaltung der Wohnbaugesellschaften an!
3. Mehr Vernetzung und Kommunikation zwischen Sozialreferat und gerade den mittelgroßen und kleinen Wohnungsbauunternehmen ist notwendig! → regelmäßiger Newsletter mit aktuellen Infos und Ansprechpersonen;
Zielgruppe: Wohnungswirtschaft ; Inputs zu
Wohnen im Viertel; Kinder/ Jugend/ Familien/
Nachbarschaften Turnus: halbjährlich; verantwortlich: Alexander Wunschmann, Sozialreferat, Sozialplanung
Thema: Wie bindet man die restlichen 90%
der Wohnungswirtschaft ein?
Tischdecken-Aussagen: Welche Steuerungsinstrumente hat die Kommune um auf
die „Raumverwendung“ Einfluss zu nehmen?
Wohnungswirtschaft ist nicht nur ein Geschäft.
Wohnungswirtschaft hat gesellschaftliche Verantwortung. Landeshauptstadt München muss
alles aufkaufen! → als Anreiz zum Einstieg:
weniger Bauauflagen; → viel Schwierigkeiten
& wenig Ertrag; → Grundstücksvergaben
nach Qualitätskriterien (Investition in soz. In-
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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51
frastruktur); → auch als Auflage bei Sanierungen; Kontaktaufnahme auf unterschiedlichen
Ebenen; Einladen, Inspirieren, ...; → Dranbleiben; ins Image investieren; Wo liegt der Profit
für die Wohnungswirtschaft; Haltung der Wohnungswirtschaft geht verstärkt Richtung Kundenorientierung; Kundenorientierung nicht nur
Hausverwaltung; Wie belohnt man Engagierte? Welche „Köder“ gibt es?Mit Speck fängt
man Mäuse! Wo ist das Planungsreferat? →
mit guten Ideen anziehen; Bewusstseinsschaffung; Push&Pull: mehr Infos für Mieter;
Klinken putzen; → Vereinigung Münchner
Wohnungsunternehmen (Hr. Kraus, GWG): →
Themen anbieten / einbringen; → Messe für
Angebote auf dem Mietwohnungsmarkt; soziale Professionen brauchen Wissen über den
Wohnungsmarkt (Mentoring, Wissensvermittlung)--> gegenseitige Transparenz; Markttransparenz (Gesellschaft) Form;
Ergebnisse: S-III-SW soll Themen in Foren
der Wohnungswirtschaft einbringen z.B. über
Herrn Kraus von der GWG in die Vereinigung
Münchner Wohnungsunternehmen
Herr Kraus, GWG, übernimmt Mentoring für
die Sozialen: Wie funktioniert die Wohnungswirtschaft?
Thema: Kulturübergreifende Türöffner für den
Dialog der Münchner Wohnungswirtschaft
Tischdecken-Aussagen: Akzeptanz für das
Andere: Transparenz; Offenheit und Ergebnisoffenheit; Informationen; ErMUTigung; VerTRAUen; Vorerfahrungen, Ängste, Unsicherheit; Wahrnehmung; Selbstbewußtsein für eigene Rolle; frühZEITig; Pacing, Signale für
Augenhöhe; Balance Distanz-Nähe; Bindeglied/ Abgrenzung → Sprache → Ziele erforschen → formulieren; Wissen über die Gesamt-Struktur; Transparenz über die Strukturen, Abläufe; zuhören, Schwellen abbauen, interessiert und offen darauf zugehen; Sensibilität für andere Kultur, fremd-wirkende Kultur;
Wirkung eigenes Verhalten; Attraktivität des
Angebotes, Lust wecken → emotional, → Gestaltungsfreiraum → Eigeninitiative= Verantwortung? → über den Tellerrand; Fachkompetenzen Entscheidungszuverlässigkeit; Befähigung schriftlich fixieren; Fachsprache →
menschliche Sprache.Brücke
Ergebnisse: Zeitnah soll man Wohnungswirtschaft einladen zu Treffen der Nachbarschaftstreffs/ REGSAM (Vernetzungstreffen
vor Ort) Vernissagen, Feste → Ziele, Visionen.
Verantwortlich sind Nachbarschaftstreffs, Trä52
52
ger, z.B. Verein für Sozialarbeit; s. [email protected];
Thema: Unternehmerisches Risiko Pflegedienste
Tischdecken-Aussagen:
1. Bedarfsentsprechende Anpassung der Personal- und Dienstleistungsstrukturen → Konzept anpassen
2. Fördermittel beschaffen und langfristige
Planungssicherheit
3. Strukturelle Synergien nutzen
Welche Personalausstattung ist zwingend erforderlich? Was ist der Bedarf? Wie können
Fördermittel beschafft werden? Anpassung
des Konzeptes an verschiedenen Stellen erforderlich --> das was es gibt muss nicht
nochmal angeboten werden! ; Ist ein schrittweiser Einstieg in das Projekt möglich – Personalausstattung? → Anforderungsprofil GEWOFAG?; Planungssicherheit nach Ende der
Förderung? Viertel sind organische Einheiten!
Nachbarschaftstreff als Plattform für alle im
Viertel, Akteure intern und extern
Ergebnisse: Erfahrungstransfer und langfristige Planung von Wohnen im Viertel-Projekten;
Ziel: Verringerung des unternehmerischen Risikos Wer soll sich treffen: Amt für Soziale Sicherung, Projektleitungen Pflegedienste, NeuInteressenten (→ z.B. Ackermannbogen)
Thema: Konzept und Finanzierung Nachbarschaftstreffs innerhalb „Wohnen im Viertel“
Tischdecken-Aussagen:
1. Finanzierung ausbauen, aber alle Profiteure
beteiligen
2. Konzept klären, Abgrenzung zu anderen
Konzepten, Begriffe
3. Bessere Koordination innerhalb soziale
Stadt, Wohnungswirtschaft innerhalb Pla-
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
nungsphase
Wichtig: enge Kooperation Wohnungswirtschaft und Stadt, nicht einseitig, unabgestimmt planen; Ein Treff in Form eines gemeinnützigen Vereins (!?) → Mitgliedsbeiträge, inhaltliche Zustimmung; Kooperation auch
mit „kleineren“ (z.B. Genossenschaften) suchen; Erfahrungen der Wohnungswirtschaft
vor Konzepterstellung erfragen; Abgrenzung
zu ASZ? → Transparenz schaffen; Es gibt,
viele neuen Ideen! auch Nachbarschaftstreffs,
die keine Aktivierung, keine 3-Jahres-Frist haben → aber gleicher Name; Muss auch der
Nachbarschaftstreff vorfinanziert werden? →
Darlehen? Festbetrag? Muss es sich irgendwann selbst tragen? Besser „große“ Träger
beauftragen → Finanzierung → Abdeckung
Pflege und Treff; Viel kann in Hände von Bürgerschaftlich Engagierten gelegt werden, aber
Betreuung im Hintergrund (auch mal mehr)
notwendig; ein Träger für beide Aspekte?
Kann/ will ein Pflegedienst auch soziale Nachbarschaftsarbeit leisten (und umgekehrt). Ehrenamt braucht hauptamtliche Leitung bei
Wohnen im Viertel; 20-Std.-Stelle reicht nicht
für erweiterten Ansatz in der Nachbarschaftsarbeit; Engagement für Treff bei allen drei Beteiligten: Wohnungsunternehmen/ Stadt/ soziale Dienstleister; Nachbarschaftstreff/ Quartiersmanagement wird in vielen Konzepten
verwendet aber unterschiedlich definiert →
Begriffe passen nicht zu tatsächlichen Angeboten ist Basisarbeit → Vorschlag: Koordination im Stadtteil (durch freie Träger
ausgeführt).--> Stadtteilstützpunkt, der verschiedene Aspekte abdeckt: Pflege: gemeinsamer Austausch, → Info für alle Altersgruppen, Fragen (KiTas, Freizeit)
Ergebnisse: Produkterweiterung der Quartierbezogenen Bewohnerarbeit: → Teilleistung
Versorgung im Viertel; Zusammenarbeit Amt
für Wohnen und Migration S-III-SW und Amt
für soziale Sicherung S-I-AB/VV
in der Zusammenarbeit GWG/ GEWOFAG mit
BSA? → Die Chefinnen/ die Chefs könnten
auch mal/ müssen ihre Mitarbeiterinnen undMitarbeiter von der Basis einbeziehen, um zu
wirklich ausgereiften, qualitativ besseren Entscheidungen zu gelangen!--> Hierarchie abbauen! Steuerung mit Rückkopplung ; Mehr
Selbstbewusstsein für die gemeinwirtschaftliche Perspektive! Mehr Mut zur offenen Kritik
an „Heuschrecken-Aktionen“!; Wohnen ist ein
Grundbedürfnis und darf nicht zum Spekulationsobjekt werden!; Kommune muss sich
Steuerungsinstrumente erhalten! Genossenschaften bevorzugt behandeln, Leerstände
besteuern; Gesellschaftliche Dimension mehr
in den Blick nehmen/ ansprechen! Demografische Entwicklung: Altersarmut; ist dann für die
ehemaligen Steuerzahler Wohnraum vorhanden?
Ergebnisse: Die Veranstalter der Fachtage/
Führungsebenen der wohnungswirtschaftlichen / öffentlich-rechtlichen Einrichtungen sollen die Blickwinkel weiten!
Thema: Cafe der Kritik
Tischdecken-Aussagen: Auf der Veranstaltung wurden nur begrenzte Ausschnitte zum
Thema gemalt. → Blick über die Ränder notwendig: Was ist mit denen, die nicht für KomPro B vorgeschlagen werden können? → Gesamtsituation Wohnungslosigkeit; was ist mit
zeitweise/ auf Dauer „nicht Mietfähigen“? Wie
geht es weiter, wenn es keinen bezahlbaren
Baugrund mehr gibt? Wie geht es nach der
Abgabe der städtischen Wohnanlagen weiter
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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„Bezahlbarer Wohnraum,
integratives Nachbarschaftsleben, gute Versorgung
– wohin geht die Reise?“
Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer:
Angelika Simeth, Stellvertretende Referentin
des Sozialreferates der Landeshauptstadt
München
Hans-Otto Kraus, Geschäftsführer der GWG
München
Prof. Dr. Elisabeth Merk, Referentin des
Referates für Stadtplanung und Bauordnung
der Landeshauptstadt München
Heidrun Eberle, Nachbarschaftsverein
Ackermannbogen e.V.
Gordona Sommer, Geschäftsführerin der
GEWOFAG Holding
Christian Stupka, Vorstand der Wogeno
München e.G.
Oswald Utz, Behindertenbeauftragter der
Landeshauptstadt München
Aussagen der einzelnen
Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer:
Angelika Simeth:
Das Thema von bezahlbarem Wohnraum wird
in München immer wichtiger. Es ist allerdings
zu beachten, dass das Sozialreferat hierbei
eine eher kompensatorische Rolle einnimmt.
Es versorgt bedürftige Münchnerinnen und
Münchner mit einer Vielzahl von gesetzlichen
und freiwilligen Hilfen. Um die berühmte
54
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„Münchner Mischung“ zu erhalten kann das
Sozialreferat auf eine gute Vernetzung und
Verbindung mit dem Referat für Stadtplanung
und Bauordnung und anderen Institutionen,
welche mit Planung zu tun haben,
zurückblicken. In der nächsten Zeit spielt die
Evaluierung und Wirkungsanalyse von
Nachbarschaftstreffs und Quartierbezogener
Bewohnerarbeit, für die die Landeshauptstadt
München jährlich 1,7 Millionen Euro
verwendet, eine wichtige Rolle. Daneben ist
es wichtig nicht nur Grenzen zwischen
Ämtern, Referaten und Institutionen zu
überwinden sondern auch
zwischenmenschliche. Zum Beispiel in
Nachbarschaften. Frühkindliche Erziehung ist
ein Stichwort. Gleiches gilt für Toleranz
gegenüber Andersartigkeit.
Für ihre persönliche Reise wünscht sich Frau
Simeth sehr viel Toleranz und dass sie in
ihrem Zuhause in Würde altern kann.
Elisabeth Merk:
Die Themen der Fachtage sind sehr wichtig
bei der Planung und Entwicklung von
Neubauquartieren. Dabei kann das Referat für
Stadtplanung und Bauordnung nur einen
Rahmen vorgeben, der durch andere
Konzepte ausgefüllt werden muss. Für
Grundstücksausschreibungen der städtischen
Flächen wie z.B. in Freiham wird es in Zukunft
Konzeptausschreibungen geben. Dadurch
werden auch private Unternehmen
verpflichtet, Nachbarschaftskomponenten und
andere Angebote zu schaffen. Es sollen
zudem nicht nur große Einkaufsstrukturen
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
sondern auch Nahversorger entstehen.
Aufgrund der Tatsache, dass bereits heute
über 50% der Münchner Bevölkerung Singles
sind, wird dieser Zielgruppe in Zukunft mehr
Bedeutung beigemessen. Es reicht nicht nur
die Gebäude und deren Nutzungsstruktur zu
betrachten, sondern auch den öffentliche
Raum und das Umfeld. Es ist als Experiment
anzusehen, bei dem bestimmt nicht alles
funktionieren wird. Dennoch muss man es
versuchen. Wichtig ist bei allen Vorhaben eine
gesellschaftliche und kulturelle Akzeptanz.
Denn oft scheitern Nachverdichtungen schon
an nur einem Stockwerk.
Persönlich wünscht sich Frau Merk, dass sie
im Alter neben einem Schwimmbad wohnt.
Oswald Utz:
Herrn Utz beschäftigen zwei Probleme. Zum
einen haben ältere und mobilitätsbehinderte
Menschen neben ihrer Wohnung ein großes
Bedürfnis an Infrastruktur. Darunter zählen
Ärzte, Einkaufsmöglichkeiten, kleine Cafes,
aber auch kulturelle oder soziale Angebote.
Diese Zielgruppe konzentriert sich immer
mehr auf das eigene Viertel, da sie mit den
Geschwindigkeiten der Gesellschaft nicht
mehr mitkommen. Zum anderen haben es
mobilitätsbehinderte Menschen, die keinen
Anspruch auf eine Sozialwohnung haben,
extrem schwer auf dem Münchner
Wohnungsmarkt geeignete Wohnungen zu
finden. Vermieter müssen sich in München
nicht darum kümmern Mieterinnen und Mieter
zu bekommen. Daher finden sich fast keine
geeigneten Wohnungen für diese Zielgruppe.
Neben diesen beiden Anliegen ist es wichtig,
dass mehr Menschen von den vielen guten
Angeboten wissen und partizipieren können.
Heidrun Eberle:
Bezahlbarer Wohnraum und Intergeneratives
Nachbarschaftsleben gehört am
Ackermanbogen im Umfeld der WAGNIS
Genossenschaft zum Selbstverständnis. Dies
ist Grundgedanke aller Genossenschaften.
Die Landeshauptstadt München muss dieses
Potential erkennen und nutzen. Bei den ca. 90
Genossenschaften in München besteht durch
ältere Bewohnerinnen und Bewohner häufig
Handlungsdruck an Konzepten von Wohnen
im Viertel. Es ist wichtig, dass Personen
Konzepte wie Wohnen im Viertel oder
Versorgung im Alter umsetzen und sich dabei
über Eigennützigkeit hinaus einsetzen.
Christian Stupka:
Dass ältere Menschen aus angestammten
Quartieren aufgrund von Gentrifizierung
verdrängt werden, ist sehr beunruhigend. Sie
können dem ökonomischen Druck nicht mehr
standhalten und werden so völlig raus
gerissen. Im positiven Sinne geht die Reise zu
einer noch besseren Vernetzung und noch
frühzeitigeren Einbindung aller Akteure bei
Neubaugebieten. Es ist vorstellbar, die
gesamte Wohnungswirtschaft im Vorhinein zu
verpflichten, sich an Einrichtungen zur
Belebung des Quartieres, wie zum Beispiel
einem Verein oder einem Beirat, zu beteiligen.
Als positives Beispiel ist der Ackermannbogen
zu nennen. Heutzutage ist es nicht mehr so
schwierig Quartiersvernetzung,
nachbarschaftliche Hilfen oder Fahrdienste
umzusetzen. Voraussetzung ist allerdings,
dass die Nutzer sowie die Anbieter schon in
der Konzeptphase eingebunden werden.
Hierfür sind Genossenschaften besonders
geeignet. Neben der sozialen Mischung
können sie auch verschiedene Förderwege
wie Kommunales Wohnungsbauprogramm
Teilprogramm A, Einkommensorientierte
Förderung oder Freifinanziert mischen. Die
Voraussetzungen sind in „Wohnen in
München V“ gelegt worden. Daher müssen
mehr Genossenschaften gegründet werden.
Dies ist jedoch nicht die Aufgabe einer
Kommune sondern die engagierter
Bürgerinnen und Bürgern.
Hans-Otto Kraus:
In Zukunft müssen Politik, Stadtverwaltung
und die Akteure der Wohnungswirtschaft
enger zusammenarbeiten und hilfreiche
Konzepte entwickeln. Dabei müssen alle
Akteure stärker eingebunden werden. Die
Konzepte können die Problematik von zu
wenig bezahlbarem Wohnraum zwar nicht
lösen aber entspannen. Ein guter Weg ist,
dass künftig bei der Grundstücksvergabe
mehr auf die Qualität der Anbieter geachtet
wird und nicht nur ein Höchstpreis erzielt
werden soll. „Wohnen in München V“ ist
bundesweit ein gutes Beispiel, dass sich eine
Großstadt regelmäßig mit der Wohnsituation
auseinandersetzt, referatsübergreifende
Konzepte einwickelt, diese umsetzt und
anschließend evaluiert. Politische Aufgabe ist
es die Chancen die München bietet zu nutzen.
Darunter zählt die Gründung von
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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Genossenschaften zu fördern sowie
Nachverdichtung zu intensivieren und
Widerstände abzubauen. Denn eine sich
verdichtende Stadt muss nicht schlechter
sein.
Persönlich hofft Herr Kraus, dass seine
Wohnungsreise zu Ende ist. Er ist vor einiger
Zeit umgezogen und möchte dort zusammen
mit seiner Frau bis zum Schluss
selbstbestimmt leben und gegebenenfalls
Hilfsdienste in Anspruch nehmen.
Gordona Sommer:
Da nicht nur ältere Menschen auf barrierefreie
Wohnungen angewiesen sind, sondern auch
Personen, die z.B. durch einen Beinbruch nur
einige Zeit eingeschränkt sind, sollten
barrierefreie Wohnungen standard sein. Die
allgemeine Diskussionen um Wohnen im Alter
konzentrieren sich, im Gegensatz zu diesen
Fachtagen, zu sehr auf die Wohnung und die
Barrierefreiheit. Die Wohnung kann Probleme
nicht lösen. Sie muss vielmehr funktionieren,
entscheidet aber nicht über die
Lebensqualität. Diese wird vielmehr vom
Quartier, dem sozialen Gefüge, der
Infrastruktur und dem Einzelhandel bestimmt.
Ältere Menschen haben eine andere
Geschwindigkeit als Menschen die aktiv im
Leben stehen. Außerdem verkleinern sich die
Bewegungsradien und konzentrieren sich
immer mehr auf das Quartier. Dadurch wird
die Verantwortung für Wohnungsbaugesellschaften immer größer. Die Siedlungen
müssen dörflichen Charakter haben und
Freizeitqualität haben, Lebensmittelpunkte
sein und alle Angebote des täglichen Lebens
bereithalten. Selbst große Wohnungsbaugesellschaften können diese Verantwortung
nicht alleine bewältigen. Dies funktioniert nur
gemeinsam mit dem Referat für Stadtplanung
und Bauordnung, dem Sozialreferat und der
Politik. Zudem müssen die nicht vertretenen
90% der Wohnungswirtschaft akquiriert
werden und gemeinsame mit anderen
Partnern arbeiten, da eine isolierte
Arbeitsbewältigung weder der
Sozialgemeinschaft noch älteren Menschen
hilft. Auch die einseitige Vorstellung von Alter
und älter werden muss sich verändern. Denn
nicht alle alten Menschen sind hilfebedürftig.
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56
Ergebnisse
Feedback von der
Wandzeitung
Anregungen, Kritik, Kommentare
•
Noch mehr Teilnehmer aus der Wohnungswirtschaft akquirieren, damit das Thema der
Fachtagung noch mehr „Player“ im Markt erreicht → und/oder Betroffene vor Ort mit einladen z.B. Mieter, Familien, Nachbarn ( weiteres Einzugsgebiet)
•
Sehr gute Kontaktbörse. Danke!
•
TeilnehmerInnenliste auslegen → oder
herumreichen, damit Interessierte an
weiterführendem Kontakt E-Mail-Adresse
eintragen können
•
Tolle Moderation – danke Frau Tschainer
•
Schade, dass die Foren auf NT beschränkt
waren; Quartiersmanagement ist (fast)
überall notwendig
•
Beim sozialen Engagement der
Wohnungswirtschaft werden Projekte, die
von außen herangetragen wurden, dann als
eigene vorgestellt
•
Auf welche Bedarfe wird reagiert und welche
werden erst geschaffen weil z.B.
Wirtschaftlichkeit es erfordert?
•
Zu jedem Thementisch 15 Minuten Zeit
wünschenswert
•
Fotografien auch der zusammengetragenen
Ideen auf den Flip-Chart-Bögen – als
Merkzettel für die Zukunft bzw. als
Controlling-Instrument
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Zusammenfassung der
Veranstalterin
Wohnungswirtschaft und Sozialreferat können
noch viel voneinander lernen. Bereits jetzt
wurden an vielen Stellen Vorurteile abgebaut
und durch Kenntnisse ersetzt. Das Angebot
der gegenseitigen Öffnung ist vorhanden und
muss nur noch in Anspruch genommen werden. Die Information der Wohnungswirtschaft
über Aktuelles aus der Verwaltung soll zukünftig über einen regelmäßig erscheinenden
Newsletter der Sozialplanung gewährleistet
werden. Es gibt das Angebot der GEWOFAG
und GWG, dort zu hospitieren und die „Arbeitskultur“ eines wohnungswirtschaftlichen
Unternehmens kennen zu lernen.
Mehrmals wurde angesprochen , dass es in
München einen Bedarf für eine integrierte
Stadtentwicklung nach dem Vorbild des BundLand-Kommunen-Programms Soziale Stadt
gibt. Bisher liegen dazu keine konkreten Planungen der Landeshauptstadt vor, auch nicht
über die Fortführung bereits initiierter und erfolgreich arbeitender Strukturen. Diese werden voraussichtlich nach dem Ende der Finanzierung des Programms wieder aufgegeben. Seitens der Sozialplanung und dem
Fachbereich Quartierbezogene Bewohnerarbeit wird deshalb ein Überblick über bereits
vorhandene, ggf. ausbaufähige Ansätze erarbeitet und die Begrifflichkeiten geklärt. Daraus
könnte eine Strategieentwicklung folgen, wie
mit den unterschiedlichen Bedarfen strukturell
umgegangen wird.
Schwerpunktthema an den Fachtagen war
auch die sogenannte Sozialrendite, social return on investment, SROI, die den finanziellen
Mehrwert von sozialen Angeboten abbilden
könnte. Dazu gibt es bisher nur die Möglichkeit seitens der Wohnbauunternehmen, diesen über die Einsparung von Wohnungsräumungen und Mietausfällen zu belegen. Es besteht der Wunsch, weitere und eindeutig
messbare Nachweise zu haben. Dies hätte
eine qualitative Untersuchung über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren zur Folge. Es
ist zu klären, ob dies in einem größeren Umfang möglich ist. Bisher ist die Fortführung der
Wirkungsanalyse der Quartierbezogenen Bewohnerarbeit in Planung. Untersucht werden
sollen diesmal die Wirkungen, die die Ziel-
gruppe der Nachbarschaftstreffs, die Bürgerinnen und Bürger eines Quartiers, benennen.
Diese Untersuchung könnte ihren Fokus verstärkt darauf richten, wiederholt messbare
Kennzahlen zu ermitteln, die Rückschlüsse
auf eine Entwicklung und einen Sozialrenditenachweis zulassen. Im weiteren steht im
Fachbereich sozialorientierte Hausverwaltung
die Evaluation der Objekte im Kommunalen
Wohnungsbauprogramm Teilprogramm für Benachteiligte an. Auch hier könnte ein Schwerpunkt auf messbare Nachweise des finanziellen Mehrwerts durch die Arbeit der sozialorientierten Hausverwaltung gesetzt werden.
Das Ziel, neue Interessenten für die Angebote
Versorgung im Viertel zu finden konnte auf
den Fachtagen nur eingeschränkt erreicht
werden. Am Fachtag sind nur einige Pflegedienste konkret mit der Wohnungswirtschaft in
Kontakt gekommen. Um eine größere Anzahl
ambulanter Pflegedienste und Wohnungsanbieter für innovative Versorgungskonzepte zu
gewinnen, bedarf es seitens der Stabsstelle
Versorgung im Viertel weiterer intensiver Öffentlichkeitsarbeit und auch ein direktes Zugehen auf die einzelnen Akteure. Auch für die
Evaluation der sozialorientierten Hausverwaltung durch die bisherigen Akteure und ein
konkretere Feedback über Verbesserungsmaßnahmen waren die Fachtage nicht der geeignete Rahmen. Einigkeit bestand darin,
dass weitere Zugangswege genutzt werden
müssen, um die Wohnungswirtschaft für die
gemeinsamen wohnungspolitischen Aufgaben
zu gewinnen. Erfreulicherweise wurden bisherige Kooperationen mit den städtischen und
den bisher engagierten Wohnungsunternehmen verbessert und vertieft.
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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Weitere Ergebnisse sind:
Verbesserung Zusammenarbeit Amt für Soziale Sicherung, Amt für Wohnen und Migration
Schon bei der Vorbereitung der Fachtage
konnten sich die einzelnen Fachbereiche besser kennenlernen und gemeinsame Schnittstellen erarbeiten. Besonders für den Arbeitsbereich Wohnen im Alter und Versorgung im
Viertel wurde der Austausch gefördert und Abstimmungsbedarfe erkannt.
Zusammenarbeit der städtische Wohnbaugesellschaften, Amt für Wohnen und Migration
Auch die Zusammenarbeit der städtische
Wohnbaugesellschaften und dem Amt für
Wohnen und Migration hat sich stark verbessert. Angestoßen durch den Prozess der Wirkungsanalyse, die 2011 von der Hochschule
über die Wirkungen der Quartierbezogenen
Bewohnerarbeit im Auftrag der Landehauptstadt München erstellt wurde dienten die
Fachtage erfolgreich dazu, den Dialog und
den Kontakt untereinander zu fördern.
Die Angebote der Quartierbezogene Bewohnerarbeit, der Versorgung im Viertel und der
Sozialorientierten Hausverwaltung wurden
besser bekannt gemacht.
Zukünftig soll die Information zwischen Referat und Wohnungswirtschaft und Wohnungswirtschaft und den Projekten vor Ort verbessert werden. Beispiele sind gemeinsame Jahresplanungen, Kenntnis der Zielvereinbarungen, gemeinsame Startveranstaltungen bei
der Einrichtung neuer Treffs, die Bedarfsplanung für Quartiersgänger, Klärung und Planung bzgl. der Einbeziehung der Bewohnerschaft bei Fragen der Quartiersplanung; das
Einrichten von Mietersprechstunden und Beratungsangeboten (z.B. Schimmelpilzberatung) in den Räumen der Nachbarschaftstreffs.
Verbesserung Zusammenarbeit Wohnungswirtschaft und Sozialreferat
Die Planung für wohnungswirtschaftliche Vorhaben und die Einrichtung von Nachbarschaftstreffs, insbesondere im Programm
„Wohnen im Viertel“ der GEWOFAG müssen
besser abgestimmt sein. Dies betrifft Fragen
der Trägerauswahl, des Standorts, der räumlichen und personellen Ausstattung, der Aufgabenbeschreibung, der Stadtteilkoordination
58
58
und des Stadtteilmanagements.
Das Amt für Wohnen und Migration schlägt
dem Stadtrat im Oktober 2012 vor, eine Teilleistung der Quartierbezogenen Bewohnerarbeit für das Angebot von Treffs in Gebieten mit
Schwerpunkt alte und pflegebedürftige Menschen zu entwickeln.
Ausgehend vom Amt für Wohnen und Migration wird ein Angebot für die bereits im geförderten Wohnungsbau engagierten Wohnungsunternehmen eingerichtet. Geplant sind halbjährliche Runde Tische mit dem Ziel der Vernetzung und des Informations- und Wissensaustauschs mit weiteren für die Hausverwaltung relevanten Bereichen des Sozialreferats.
Finanzierung von Räumen für Nachbarschaftstreffs in Neubaugebieten
Nach wie vor Thema ist die Einrichtung und
Finanzierung von Treffs in Neubaugebieten.
Hierzu soll vom Sozialreferat eine Musterausschreibung für Baugrundstücke erarbeitet werden, die die Errichtung von Multifunktionsräumen durch die Bauträger festschreibt. Diese
können – besonders am Anfang - als Nachbarschaftstreffs genutzt werden.
Zur Nachsteuerung von Quartieren sollen von
der Sozialplanung nach Bedarf Gesprächsrunden einberufen werden, die z.B. die Beteiligung der Bevölkerung an der Gestaltung von
Flächen oder Verbesserungen der Infrastruktur zum Thema haben können. Problematisch
bleibt die Sicherung von Multifunktionsräumen
über den städtebaulichen Vertrag, da die Umsetzung abhängig ist vom Bauträger und dabei nicht sichergestellt werden kann, dass sich
die Räume an geeigneter Stelle befinden und
zeitnah gebaut werden. In diesem Fall muss
weiterhin über Zweckentfremdung von Wohnraum Ersatz geschaffen werden.
Die Verbesserung in der Zusammenarbeit zwischen Referat für Stadtplanung und Bauordnung und Sozialreferat soll sich z.B. in Planungsrunden niederschlagen. Diese sollen
vom Grundsatzbeschluss bis zum Baubeginn
eingerichtet werden, unter späterer Beteiligung der Wohnungswirtschaft.
Fachtage als Kontaktbörse
Hausverwaltungen der GWG und GEWOFAG
sowie der GBWAG trafen mit den Projektleitungen der Nachbarschaftstreffs aus dem Arnulfpark, aus Berg am Laim, Ramersdorf und
der Messestadt, dem Ackermannbogen und
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
anderen Münchner Stadtgebieten zusammen,
lernten sich kennen, vereinbarten Kooperationen, Termine und Austauschtreffen.
Die sozialorientierten Hausverwaltungen meldeten ihren Bedarf nach mehr Kontakt und
Vernetzung untereinander.
Zusammenfassung der
Moderatorin
Sabine Tschainer, Moderatorin, Institut aufschwungalt München
„Tu Gutes und rede darüber und lade auch die
ein, denen Du es erzählen willst.“
Dieses Motto dürfte als ein grundlegendes Fazit der Fachtage zu benennen sein. Drei interessante und reichhaltige Tage führten Fachleute aus dem sozialen Bereich und der
Wohnungswirtschaft zusammen. Zu optimieren wäre der fruchtbare in- und output, wenn
unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern
weit zahlreicher auch Vertreterinnen und Vertreter der Stadtgesellschaft, der privaten Wohnungswirtschaft - und Münchener Bürgerinnen
und Bürger vertreten sein könnten.
Unabhängig davon ist den Initiatoren und Veranstaltern zu danken. Grundlage dieser innovativen Fachveranstaltung bildet der „Münchner Gesamtplan“, ein Strategiepapier des Sozialreferates der Landeshauptstadt München,
das sich als Präambel und Tenor „Wohnen
statt Unterbringen“ auf die Fahnen geschrieben hat. Für die Umsetzung dieses ambitionierten Zieles ist das Sozialreferat/Amt für
Wohnen und Migration/Soziale Wohnraumförderung und Wohnungslosenhilfe zuständig.
Als ein Baustein der Realisierung sind nun die
Fachtage, die Wohnungswirtschaft und soziale Dienstleister „an einen Tisch holen“ wollten,
zu verstehen. Als bemerkenswert ist zu erwähnen, dass in der Vorbereitung und Umsetzung drei unterschiedliche Fachbereiche
kooperierten. Angesichts der vor uns stehenden gesellschaftlichen Herausforderungen ein
sehr zu begrüßendes Vorgehen. Dabei lag die
Hauptverantwortung für die Fachtage im Bereich „Grundsatzplanung und Umsetzung des
Kommunalen Wohnungsbauprogramms“, Frau
Elke Kremer (Amt für Wohnen und Migration),
eng begleitet vom Fachbereich „Quartierbezogene Bewohnerarbeit“ desselben Amtes, Frau
Anja Huber. Daneben fand aber eben auch
eine Kooperation mit dem Amt für Soziale Sicherung, Stabsstelle „Versorgung im Viertel“,
Frau Karin Braun und Herr Andreas Listle
statt. Das Sozialreferat der Landeshauptstadt
beauftragte desweiteren die Wohnforum
GmbH (in Person des Sachgebietsleiters
Quartiersmanagement, Herrn Wolfgang Krönner) mit der Unterstützung bei der Durchführung und Umsetzung. - Dem hohen Engagement und Einsatz der Hauptverantwortlichen,
wie auch der Fachbereiche und aller Beteiligten ist wirklich Respekt zu zollen und zu danken.
Die Fachtage waren geprägt durch ein Wechselspiel zwischen „großen Themen und Detailfragen“. Zu nennen sind hier folgende Aspekte:
•
(mangelnder) Wohnraum in der Landeshauptstadt
• „Problemviertel“/ sozialer Wohnungsbau
• Alter/ demografische Entwicklungen
und Details wie:
•
•
Sozialorientierte Hausverwaltung
Nachbarschaftstreffs
•
„Wohnen im Viertel“ (GEWOFAG) und „WGplus“ (Wohnen in Gemeinschaft der GWG)
• Leben im Viertel.
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass alle Diskussionen letztendlich noch auf einem „hohen
Niveau“ stattfinden. München hat - nach Meinung der Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern - einen ausgewogenen sozialen
Frieden. Gravierende Quartierprobleme wie in
Paris oder London seien in der Landeshauptstadt nicht anzutreffen und wohl auch derzeit
nicht zu erwarten. - Handlungsbedarf besteht
dennoch: Einerseits stehen im Stadtgebiet le-
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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59
diglich noch freie Flächen für 50.000 Wohnungen zur Verfügung. Andererseits zeigen sich
als zunehmende Problemlage der „ungebremste Zuzug“ in die boomende Stadt - und
dass „Wer es sich leisten kann, wohnt auf immer größerer Fläche.“
In diesem Spannungsfeld - wie auch unabhängig davon - versteht sich die Wohnungswirtschaft zuerst einmal als „Entgeltliche
Dienstleistung am Menschen zur Sicherung
eines Grundbedürfnisses“. Die Wohnungswirtschaftsunternehmen der LHM mit sozialer
Ausrichtung definieren ihr Selbstverständnis
so, dass ihr soziales Handeln einen „wirtschaftlichen Aspekt zum Hintergrund“ habe:
„Wir können nur so sozial sein, wie wir
wirtschaftlich sind.“ In München stehen
125.000 Wohnungen unter Sozialmanagement, dabei seien mehr als 70% der Haushalte im kommunalen Wohnungsbau-Programm
Haushalte mit Migrationshintergrund. Letztendlich bedürfe es immer einer „Abwägung
zwischen Eigenkapitalgewinnung und Vermeidung sozialer Härte“. Gefordert wurde im Rahmen der Fachtage, dass es „Unternehmen
brauche, die eine entsprechende Philosophie“
und ein Gleichgewicht zwischen „Nachhaltigkeit und sozialem Frieden“ im Auge haben. Die wenigen in der Landeshauptstadt
noch vorhandenen Grundstücke sollten
und müssten an solche Partner vergeben
werden.
Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit und diesbezüglicher bewährter oder/und notwendiger
Strategien für Quartiere und Wohnungen unter
Sozialmanagement scheint Einigkeit darüber
zu bestehen, dass es besser sei, in Problemviertel präventiv zu investieren. Zitat: „Wenn
erst einmal der Vandalismus um sich gegriffen
hat, dann ist irgendwann nix mehr zu machen.“ Bemerkenswert war in diesem Zusammenhang auch der Hinweis, dass es zur Förderung des Zuzugs bildungsnaher Familien
ins Quartier unabdingbar sei, in Kindergärten
und Schulen zu investieren. Bei einem Anteil von 94% Schulkinder mit Migrationshintergrund ziehen sonst die bildungsnahen Familien nicht her: „Da haben die keine Lust zu.“
Breiten Raum im Rahmen der Fachtage nahm
das Thema der „Sozial Orientierten Hausverwaltung“ ein. Grundlegend wurde gefordert,
dass die Öffentlichkeitsarbeit forciert werden müsse, um die verschiedenen Woh60
60
nungsbau-Förderprogramme (bisher ein
Programm „sozialer Wohnungsbau“) bekannter zu machen. Und dies sowohl bei der privaten Wohnungswirtschaft als auch in der Stadtgesellschaft. Hier sollten
• private Investoren stärker begleitet und unterstützt werden, besonders auch im Bereich der Sozialorientierten Hausverwaltung
• Hilfestellungen für „kleinere“ Hausverwaltung entwickelt werden (zur Unterstützung
bei Konfliktlösungen, wenn diese Probleme
mit Mietern haben; diesbezüglich scheinen
die sog. kleineren Hausverwaltungen immer
wieder überfordert zu sein).
Von besonderer Relevanz dürfte hier auch
eine allgemeine Unterstützung für Hausverwaltungen sein, um in Konfliktfällen adäquate
Entscheidungen treffen zu können. Empfehlenswert wäre hierzu vielleicht die Durchführung eines Workshops (kleiner Fachveranstaltung), dessen Ergebnis eine Art „moralischsittlicher“ Leitfaden als Antwort auf die
Frage: „Was ist noch sozial verantwortbar
und wo sollten juristische Schritte beginnen?“ sein sollte.
Einmütig und mehrfach gewünscht wurde von
den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine
Studie, die aufzeigt, dass sozial orientierte
Hausverwaltung „sich lohnt“. Insbesondere
sollte mit konkreten Daten aufgezeigt werden,
dass und welchen betriebswirtschaftlichen
Gewinn Hausverwaltungen aus ihrem sozialen
Engagement haben.
Im Fokus der Aufmerksamkeit im Themenkreis
„Sozialorientierte Hausverwaltung“ stand auch
das Thema „Personal“. Die Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der Dienstleister müssen
„sehr belastbar“ sein. Als hilfreich werden hier
spezifische Fortbildungen oder/und kontinuierliche Coaching-Angebote einge-
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
schätzt. (Trainerinnen und Trainer und Referentinnen und Referenten sollten jedoch für
diese Zielgruppe nicht vom „grünen Tisch“
kommen...)
Ein weiteres „Detail-Thema“ nahm ebenfalls
großen Raum bei den Fachtagen ein: Die Einrichtung der Nachbarschaftstreffs. Zentrale
Diskussionspunkte waren:
• Frage: Wie kann die Wohnungswirtschaft
vorhandene Nachbarschaftstreffs besser
nutzen?
• Forderung: Statt der Nachbarschaftstreffs
sollten „Multifunktionelle Räume“ eingerichtet werden, die als Gemeinschaftsräume
nutzbar sind, aber auch wieder zu Wohnraum rückbaubar (oder umgekehrt). Und
daraus folgend: Wie können Wohnungsbauträger motiviert werden, sich an solchen
Plänen zu beteiligen?
• Frage: Wie bringt man die Quartiersbewohnerinnen und -bewohner zu einer Beteiligung an der integrierten Quartiersentwicklung? („Und eben nicht nur die Berufsbürgerinnen und -bürger“.)
• Frage und Forderung: Gibt es ein Forum zur
Nachsteuerung? (Wenn es im Quartier
„nicht so läuft, wie ursprünglich gedacht“.)
• Frage: Wer hat die Federführung bei Quartiersentwicklung? (Eine Antwort: „Gibt einige zahnlose Tiger.“)
Im Rahmen der Fachtage konnte in dieser Debatte keine endgültige Antwort gefunden werden. Hingewiesen wurde u.a. auf den Stadtratsbeschluss von 2010, der in sieben Regionen die Entwicklung von Quartierskonzepten
vorsieht. Ein Vertreter der GEWOFAG betonte, dass es von „Vorteil“ sei, „ein ganzes Quartier aus einer Hand entwickeln“ zu können. Einigkeit herrschte jedoch darüber, dass angesichts dieser vielfältigen Aspekte die Einrichtung eines Forums hilfreich wäre. Unter Einbeziehung von Verwaltung, Politik, Gewerbe,
Bildung und weiteren relevanten Akteuren
muss eine Art „Münchner Vademekum“ zum
Thema „Quartiersentwicklung und (soziale)
Wohnungswirtschaft“ entstehen, das individuelle und betriebswirtschaftliche Interessen
klug bündeln kann.
Das hochaktuelle Thema „Demographische
Entwicklung“ nahm insbesondere am zweiten
der drei Fachtage breiten Raum ein. Der
knappe Wohnraum in München sieht sich bereits seit einiger Zeit und zunehmend nun
auch noch der Forderung nach altersgerechtem Wohnraum gegenüber. Auch wenn dies
ein bundesweites Thema ist - so fehlen in der
gesamten Republik bis 2025 zwei Millionen altersgerechte Wohnungen - besteht in der Landeshauptstadt eben auch vielfältiger Handlungsbedarf. Ohne in weitere Einzelheiten zu
gehen (die u.a. im Beitrag von Rosemarie
Haas, Amt für Soziale Sicherung bereits dargestellt sind) sei an dieser Stelle angemerkt,
dass eine Verbesserung der Bayerischen
Wohnungsbau-Verordnung wünschenswert
ist. Bisher sieht die landesweite gesetzliche
Regelung lediglich vor, dass bei Bauten mit
mehr als zwei Wohnungen nur die Wohnungen einer Etage barrierefrei sein müssen. Hier sind uns u.a. die skandinavischen Länder
weit voraus, die grundsätzlich Neubauten barrierefrei konzipieren.
Spezifische Münchener Lösungen (mit bundesweiten Vorbildern, z.B. dem „Bielefelder
Modell“) stellen das bereits erwähnte „Wohnen im Viertel“ bzw. das Programm „WGplus“
dar. Der diesbezügliche breite Erfahrungsaustausch zu diesen spezifischen Quartiersprogrammen für hilfs- und/oder pflegebedürftige
Bewohnerinnen und Bewohner zeigte folgende Brennpunkte:
• Problemlage: das hohe unternehmerische
Risiko der ambulanten Pflege-Dienstleister
beim Konzept „Wohnen im Viertel“ bedarf
der vermehrten Transparenz und Aufmerksamkeit (Pflegedienste sollten sich „nicht
über den Tisch ziehen lassen“)
• Erfahrungswert: in der Umsetzung existieren
evtl. zu viele Vorgaben für das Programm
„Wohnen im Viertel“
• Anliegen: bei der Quartiersentwicklung in
der Landeshauptstadt sollten tunlichst das
Entstehen von Doppelstrukturen vermieden
werden (Nährboden: verschiedene Programme für Quartiersentwicklung; z.B.: GEWOFAG: Wohnen im Viertel / Sozialreferat:
Versorgung im Viertel)
• Forderung: das Konzept „Wohnen im Viertel“
sollte reagieren und sich anpassen auf alle
bereits im Quartier vorhandenen relevanten
Angebote (siehe Vermeiden von Doppelstrukturen)
• Mahnruf: Es bedarf einer grundsätzlichen
Entscheidung, ob in den Quartieren ein
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
Wohnungswirtschaftliche Kompetenz und soziale Verantwortung unter einem Dach
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„Monopol“ oder „Träger- Vielfalt“ (Konsortium) gewünscht sei (von den Verantwortlichen der Stadtplanung)
• Wunsch: modifizierte Übernahme des Ansatzes der „Nachbarschaftstreffs“ für andere
Quartiersentwicklungsansätze.
Oben genannte Aspekte mündeten in dem
ausdrücklichen Anliegen, dass „alle Konzepte
besser aufeinander abgestimmt“ werden
müssten. Diesbezüglich erging eine Handlungsaufforderung zur Koordinationstätigkeit
des Sozialreferates. Offen blieb die Frage:
„Was wird aus den Quartieren mit
vorrangiger/mehrheitlicher Ein- bis Zwei-Familienhäuser-Bebauung?“ - Auch diesbezüglich
steht der Wunsch nach Quartiersentwicklungs-Angeboten durch die
Landeshauptstadt/Sozialreferat im Raum.
teiligten (zumindest der Fachtage) ist. In der
Natur der Sache (sprich: des angespannten
Münchner Wohnungsmarktes) liegt natürlich
auch, dass die Privatwirtschaft einen Gewinn
für sich sehen muss (sei dieser monetär oder
moralisch), um sich ins Boot der Quartiersund Stadtentwicklung holen zu lassen. Voraussetzung dafür dürfte zuerst einmal eine
gemeinsame Sprache sein. Dass als ein letztes Ergebnis der Fachtage die Akteure aus
dem sozialen Bereich und der Wohnungswirtschaft vereinbarten, gegenseitige Praktika zu
realisieren, lässt diesbezüglich konkrete Hoffnung aufscheinen.
Man darf gespannt sein, bei einer möglichen
erneuten Veranstaltung im Setting der MärzFachtage dann vielleicht Erfahrungsberichte
vom gemeinsamen Arbeiten der „Vereinigung
der Münchner Wohnungswirtschaft“ und der
„sozial Schaffenden“ zu hören.
Der Kreis der Diskussionen und Themen der
drei Fachtage schließt sich mit der Frage, wie
„man die 90% der Wohnungswirtschaft ins
Boot bekommt“, die am Fachaustausch im
März 2012 nicht teilgenommen haben. Das
Anliegen einer breiteren Beteiligung auch
der privaten Akteure in diesem Segment
zog sich als roter Faden durch die Veranstaltung. Ob diesbezüglich ein „Ködern“ oder ein
„Verpflichten“ das wirksamere Mittel sei, blieb
als Gedanke im Raum stehen. Gleichberechtigt dazu ist aber auch festzuhalten, dass die
„gegenseitige Transparenz und Vermittlung
von Wissen“ ein wichtiges Anliegen aller Be-
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