R LIVE - Horizont

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R LIVE - Horizont
REPUBLIK
HERAUSGEGEBEN VON FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG ⋅ HORIZONT
ZEITUNG
FÜR
NEULAND
ADC
FESTIVAL
2014
REI
ENDE DER WERBUNG?
DER TOP-KREATIVE REI
INAMOTO PROKLAMIERT
DIE EPOCHE VERNETZTEN
DENKENS. IM MAI 2014
AUF DEM ADC-KONGRESS
IN HAMBURG.
INAMOTO
LIVE
HERAUSGEBER
PARTNER
2 REPUBLIK – ZEITUNG FÜR NEULAND
FOTO: ART DIRECTORS CLUB
REPUBLIK
DER IDEEN
Die Wirtschaft boomt.
In Bonn regiert Ludwig Erhard. Und in
Düsseldorf treffen
sich 27 Grafiker,
Agenturmanager und
Fotografen und heben den Art Directors Club für Deutschland (ADC)
aus der Taufe.
Das war 1964. Fünfzig Jahre später hat
der ADC – die selbsternannte KreativElite der Nation – 600 Mitglieder. Der
großen Öffentlichkeit sind nur die wenigsten bekannt. Bekannter sind die
Werbekampagnen, die ADC-Mitglieder
entwickelt haben, und die jährlich gekürt und gefeiert werden – seit 2008 auf
einem großen Festival, das in diesem
Jahr vom 13. bis 17. Mai zum zweiten
Mal in Hamburg über die Bühne geht.
Doch nicht nur der Kreativclub feiert
Geburtstag. Auch diese Zeitung. Bereits
zum fünften Mal geben HORIZONT und
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ die
offizielle Publikation zum ADC-Festival
heraus. „Republik – Zeitung für Neuland“ führt im Titel auf, was Deutschlands Kreative umtreibt: Nach der
„Gründung“ vor zwölf Monaten wird
die „Republik Neuland – der Staat der
Ideen“ in diesem Jahr fortgeführt, getreu der Überzeugung, dass Ideen das
Wertvollste sind, was Menschen hervorbringen können.
Das Motto passt in die Zeit, die wir erleben. Digitalisierung, Mobile und das Internet revolutionieren nicht nur ganze
Wirtschaftszweige, sondern auch unseren Alltag. Während des ADC-Festivals
werden zahlreiche nationale und internationale Redner versuchen, Antworten
auf Fragen zu geben, die Texter, Filmemacher, Designer und Art-Direktoren
stellen, aber auch Menschen, die nicht
in der Kreativindustrie arbeiten.
Vor fast 20 Jahren, die digitalen Medien
entstanden gerade, sagte der Chef einer
großen deutschen Werbeagentur in einem HORIZONT-Interview: „Wenn
Kreative das Wort ,Neue Medien‘ hören,
bekommen sie Pickel.“ Auch im Jahr
2014 unterstellen viele Zeitgenossen
Kreativen wenn nicht Weltfremdheit,
dann in jedem Fall einen Hang zur
Technikphobie. Es wird interessant sein
zu beobachten, ob und wie Kreative und
Informatiker und Ingenieure zusammenfinden – und welche Kampagnen
des vergangenen Jahres mit den begehrten ADC-Nägeln ausgezeichnet werden.
Viel Spaß in Hamburg, wünscht
Volker Schütz,
Chefredaktion HORIZONT
DIE FLAGGE
IST GEHISST
DER ART DIRECTORS CLUB
FÜR DEUTSCHLAND (ADC) LÄDT EIN:
ZUM GROSSEN TREFFEN
DER KREATIVEN ALLER DISZIPLINEN
IN DIE REPUBLIK NEULAND.
DIE REPUBLIK Die Republik Neu- DIE AUSSTELLUNG
land im Hamburger Oberhafenquartier
ist zum zweiten Mal in Folge Treffpunkt
für die internationale Kreativ-Elite. Erwartet werden mehr als13000 Besucher, darunter viele Designer und Medienschaffende,
die sich vom 13. bis 17. Mai zum friedlichen
Wettstreit um die ADC-Nägel in Gold, Silber und Bronze einfinden und um auf drei
Kongressen über die Zukunft der kreativen
Kommunikation zu debattieren. Siehe
auch: ADC-Festival 2014 unter www.adc.de
DER WETTBEWERB
364 TopKreative beurteilen in 28 Kategorien die
ADC-Wettbewerbseinreichungen. An allen
Arbeiten befinden sich QR-Codes, mit denen sich Informationen, Credits der Kampagne abrufen lassen.
In Neuland
werden alle Arbeiten gezeigt, die zum ADCWettbewerb 2014 eingereicht wurden: von
Anzeigen und TV-Spots über Fotografien
und räumliche Inszenierungen sowie Designleistungen bis hin zu intelligenten digitalen Werbeideen und ausgefuchsten Social-Media-Kampagnen. Mit 7200 Exponaten ist die Ausstellung Europas größte Werkschau kreativer Kommunikation.
DIE PREISVERLEIHUNG Der
feierliche Höhepunkt des ADC-Festivals ist
die Verleihung der ADC-Nägel im Rahmen
der Awards Show. Durch den Abend wird
der TV-Moderator Jörg Thadeusz führen.
Ein Bus-Shuttle bringt die Gäste vom
TUI-Operettenhaus zur After-Show-Party
in die Fischauktionshalle.
DER PUBLIKUMSNAGEL Zum DIE KONGRESSE Auf dem großen
ersten Mal in der Geschichte des ADCWettbewerbs gibt es einen Publikumspreis.
Besucher von Neuland sind aufgerufen, ihre
Lieblingsarbeit zu wählen – mithilfe eines
QR-Codes. Welche Arbeit aus dem ADCWettbewerb und Nachwuchswettbewerb
die meisten „Likes“ erhält, gewinnt.
ST
REI INAMOTO
Der Kreativ-Chef des
Digital-Hotspots
AKQA verkündet das
Ende aller Werbung
und den Beginn
des Digital Age.
PROPHET.
SEITE 4
internationalen Kongress mit dem Thema
„Innovation. Change the Game. Change the
Market“ diskutieren Wissenschaftler, Kreative und Unternehmer die Frage, wie kreative und technologische Intelligenz besser kooperieren können, um Neuerungen auf den
Weg zu bringen. Der ADC-Nachwuchskon-
gress gilt ebenfalls der Frage, wie das Neue in
die Welt kommt: „Feel, Create, Innovate“ ist
das Motto. Auf der Vortragsreihe „ADC
Design Experience“, die zum ersten Mal
stattfindet, zeigen Top-Referenten aus den
Bereichen Design, Editorial und Kommunikation im Raum am 17. Mai Best-Practice
Beispiele und erläutern ihren Weg zum
Erfolg. Ausstellung, Kongresse und Nachwuchstag finden im Oberhafenquartier,
also in Neuland, statt.
DIE EINTRITTSPREISE Das Ta-
gesticket für die Ausstellung kostet
12 Euro (ermäßigt 8 Euro). Der Festival Pass,
der zum Besuch von Kongress, Design Experience, Nachwuchskongress, Ausstellung,
Awards Show und After-Show-Party berechtigt, ist für 595 Euro erhältlich. Das Ticket zum Kongress kostet 340 Euro. Der
ADC-Nachwuchskongress kann zum Preis
von 70 Euro besucht werden (ermäßigt 20
Euro). Tickets für die ADC Design Experience kosten 45 Euro (ermäßigt 25 Euro).
DIE TERMINE Vom 15. Mai bis
17. Mai öffnet Neuland seine Pforten für die
Kongress- und Ausstellungsbesucher.
RS AN DER ELBE
ROGER STIGHÄLL
UND ROB LINDSTRÖM
JÜRGEN MAYER H.
ALEXANDER BARD
PATRICK BAUDISCH
MATT WEBB
Die Gründer von
North Kingdom
werfen einen Blick in
die Zukunft von
Digital Media.
Der Architekt, dessen
Entwürfe auf digitalen
Mustern basieren,
gibt Auskunft über
Werbung, Grenzen
und Bauherren.
Der schwedische
Cyber-Philosoph ist
ein Tausendsassa,
einst Popstar, heute
Experte der digitalen
Revolution.
Der Informatiker und
Professor für
Computer Science
befasst sich mit dem
Design von Interaktionstechniken.
Der Wissenschaftler,
Gründer des Londoner
Designstudios Berg,
experimentiert
gern vor großem
Publikum.
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MONARCHISTEN.
AVANTGARDIST.
MULTITALENT.
VISIONÄR.
PHYSIKER.
4 REPUBLIK – ZEITUNG FÜR NEULAND
REPUBLIK – ZEITUNG FÜR NEULAND 5
Flagge zeigen – Der Festival-Planer
Rei Inamoto: The Agency of the Future: Von Art & Copy zu Art & Code
Donnerstag, 15. Mai, 13:30 Uhr
FETT
WIE
LIEBE
REI INAMOTO folgt seiner eigenen Farben-
lehre. Für den Top-Werber ist Blau das Synonym für Kosmos, Kreativität und Kalkül. In prägnanten Fotos hält Inamoto das
Meer und den Himmel fest. Blau in allen
Varianten. Kobalt, Ultramarin und Azur.
Regelmäßig twittert der besessene Bildersammler seine neuesten Schnappschüsse
an seine vielen Follower: „Wenn man den
Himmel zusammen mit dem Ozean rahmt
und alles andere in dem Blickfeld subtrahiert, dann sieht man zwei Farbnuancen –
einem Gemälde von Mark Rothko gleich.“
Ein solches Bild halte alle Facetten der Welt
fest, reduziere sie aber auf ein Minimum.
„Das finde ich faszinierend“, sagt Inamoto,
der als Chief Creative Officer der Agentur
AKQA in New York arbeitet.
Himmel und Meer, weiß der gebürtige Tokioter, verbinden die Menschen. Ein „kosmisches Prinzip“, das auch für Werbung
gelte. Seine Kampagnen sollen „berühren
und nachhaltigen Nutzen“ bringen. Unabhängig davon, wo sich jemand gerade
befindet oder welcher Kultur er angehört.
Blau erscheint die Erde den Astronauten,
wenn sie durch das Fenster ihrer Kapsel
lugen – Rei Inamoto weist gern darauf hin.
Ebenso auf das universale Gesetz der Anziehung. Als weltweiter Kreativchef von
AKQA muss er dafür sorgen, dass seine
Kreationen rund um den Globus verstanden werden – wie die Sprache der Farben.
Nur konsequent, dass seine App für die
US-Fluggesellschaft Delta die Erdkugel
ganz in Blau zeigt. Und der Spot für das
„Nike+ Training Kinect“, ein interaktives
Fitnessprogramm für jedermann, ist in
Türkis gehalten – True Blue.
Für seine Arbeiten, die dem Prinzip Reduktion folgen, wurde Inamoto weltweit mit
Preisen bedacht, so mit den Cannes Lions,
Clios und D&AD Pencils. Das US-Magazin
„Forbes“ zählt ihn zu den „Top 25 Most
Creative People in Advertising“. Viel Ehre
für einen, der von sich sagt, dass er nie
geplant habe, Werbung zu machen. „Ich
wusste nicht einmal“, so Inamoto, „dass
Werbung eine eigene Branche ist.“
Das „Forbes Magazine“ zählt ihn zu den
„Top 25 Most Creative
People in Advertising“:
REI INAMOTO, 39, gilt
als einer der einflussreichsten InteractiveExperten weltweit. Als
Chief Creative Officer
von AKQA verantwortet er Kampagnen
für Audi, Google, Nike
und Xbox. Nach Stationen bei Blue Marble
und R/GA New York
stieg der gebürtige
Tokioter 2005 bei den
Digitalspezialisten
AKQA ein und baute
unter anderem die
New Yorker Unit der
Agentur mit auf.
FOTO: SEAN KENNEDY SANTOS / AKQA
EIN
MANN
SIEHT
BLAU
SCHÖNE DIGITALE WELT:
REI INAMOTO PROPHEZEIT
DAS ENDE ALLER
WERBUNG UND DEN
BEGINN DER EPOCHE
VERNETZTEN DENKENS.
Flagge zeigen – Der Festival-Planer
ADC Design Experience
Samstag, 17. Mai, 10:00 bis 18:00 Uhr
In dieser Branche, sagt Inamoto, gehe es
gelegentlich zu wie in einem traditionellen
japanischen Nudelrestaurant: Die dort offerierten Speisen würden seit Jahrzehnten
mit denselben Ingredienzien zubereitet.
Auch die meisten Kommunikationsprofis
folgten tradierten Verfahren und seien alten Art & Copy-Rezepten treu geblieben:
Man nehme eine Geschichte, formuliere sie
möglichst prägnant in einem Text (Copy),
füge eine Abbildung (Art) hinzu, und fertig
ist die Anzeige.
In Zukunft aber werde Werbung nur eine
Chance haben, wenn sie sich als interaktive
und kreative Kommunikation begreife, da
ist sich Inamoto sicher. Wie aber definiert
einer der weltweit gefragtesten Kommunikationsspezialisten denn überhaupt Kreativität? Das sei nichts anderes, als unerwartete Lösungen für offensichtliche Probleme
zu finden, sprudelt es aus ihm heraus. Im
Zeitalter der „radikalen Transparenz und
der hyperinformierten Benutzer“ straften
die Menschen ein Unternehmen sofort,
wenn es sich dem Dialog verweigere.
„Wir warten mit Ideen auf, die angefüllt
sind mit Innovation“, sagt der Wahl-NewYorker. Um Beispiele ist er nicht verlegen.
Bereits vor einer Dekade hat AKQA in Zusammenarbeit mit Visa USA und MSN
Ideashappen.com entwickelt, eine Plattform, auf der Besucher aufgefordert werden, Vorschläge für unternehmerische und
Community-basierte Ideen einzureichen.
Mitunter verschieben sich die Rollen. Aus
Konsumenten werden Produzenten.
Der Wechsel zwischen den Kulturen hat
Rei Inamoto geprägt. Nach einer Kindheit
in Japan und einer Schulzeit in der
Schweiz, zog es ihn in die Vereinigten Staaten. Mit seinem Zwillingsbruder teilte er
sich eine Wohnung in Williamsburg. Das
war in den 90er Jahren. 2005 stieg er bei
AKQA ein, 2012 zum Chief Creative Officer
auf. Seine Arbeit trug wesentlich dazu bei,
dass AKQA zu einem der innovativsten
Hot Spots der Branche wurde. Der StarWerber wird oft als Yoda der Kreativszene
bezeichnet. Wie der Jedi-Meister aus dem
„Star-Wars“-Universum habe er die Fähigkeit, Komplexität auf das Wesentliche zu
reduzieren, zudem schicke er seine unkonventionellen Erkenntnisse und blauen Bilder gern in alle Welt. Doch Inamoto winkt
ab. „Für einen Yoda“, sagt er, „bin ich definitiv 800 Jahre zu jung.“ JANTJEN VAN DIJK
Auch MIKE BYRNE wird
den ADC-Kongress
beehren. In letzter
Minute kam die Zusage des US-TopWerbers, der als einer
der kreativsten Köpfe
der Branche gilt.
Unvergessen bleiben
die gelben Silikonarmbänder seiner
„Yellow Band“- Kampagne für die Stiftung
des Radsportlers
Lance Armstrong.
Auch Byrnes Film
„Nike Tag“, mit dem er
2004 einen Emmy
gewann, wurde viel
beachtet und prämiert. Mit seiner
Agentur Anomaly
sucht Byrne immer
wieder nach neuen
Wegen, um Kunden
wie ASOS, Google,
Budweiser und P&G
zu beeindrucken und
zu inspirieren. Für
seine Kampagnen
wurde er mit vielen
Preisen ausgezeichnet, unter anderem in
Cannes, beim D&AD
und den Clio Awards.
verpflichtet. Auch Aktionskünstler und Designer Paul Snowden und Axel Völcker, Herausgeber von „Der Wedding“, haben ihr
Kommen zugesagt. Top-Kreative allesamt.
Creative Director Bruce Duckworth
wird über das Corporate Design von global
agierenden Marken wie Amazon, CocaCola und Levi’s sprechen. Aufschlussreiche
Einblicke in die Arbeit mit internationalen
Kunden sind zu erwarten. Auch Rufus
ELECTRIC LADYLAND WAR
GESTERN, HEUTE IST DIE
Deuchler, der sich Principal Creative Cloud
REPUBLIK NEULAND DAS
Evangelist nennt, wird über seine ErfahZIEL: DORT STARTET DIE
rungen mit einem weltweit führenden UnADC DESIGN EXPERIENCE
ternehmen reden. Er arbeitet für Adobe
UND BRINGT AVANCIERTE
GESTALTER AN DIE ELBE.
Systems und will zeigen, wie sich das Programm Creative Cloud optimal nutzen
lässt und wie die Kreativen weltweit von der
ALLES DESIGN? Das Spektrum gleichzeiti- IT-Software profitieren. Und Markus Jasger Trends macht die Gestalter-Szene kaum ker, Senior Solution Consultant bei Adobe,
fassbar. Hinzu kommt: Mit dem Wort „De- zeigt, wie man die Software mühelos mit
sign“ scheint jeder etwas anderes zu ver- den aktuellen Programmen der Creative
binden – in einmütiger Unübersichtlich- Cloud erobert. Er verspricht einen „schnelkeit. Zeit also, genauer hinzuschauen; über- ler Kochkurs zum digitalen Magazin – für
fällig, sich zu vergegenwärtigen, was Profi- Neugierige und Digital Natives“. Art DiDesigner eigentlich tun, worin ihr
rector Johannes Erler dagegen
besonderes Können besteht:
steht für Print ein: Er war 2013
Diese Idee liegt dem Fomaßgeblich an dem Rerum „ADC Design Exlaunch des „Stern“ beteiperience“ zugrunde.
ligt. „1096 Tage Stern“,
Schlaglichter dienen
nennt er seinen Vorals Orientierungstrag, in dessen Fokus
punkte. Für Augendas Redesign und dafutter ist gesorgt. Prämit die gelungene
sentiert werden wegWiederbelebung eiweisende Editorialner klassischen Illusund Corporate-Designtrierten steht. Darüber
Projekte: konzeptionell,
hinaus wirft er einen Blick
gestalterisch, inhaltlich, foin die Zukunft des Editorial
tografisch und typografisch. InDesign. Zeitschriftengestaltung
ternationale Top-Gestalter zeigen
ist auch Thema von Tom LittleBest-Practice-Beispiele und
wood, Chefredakteur des
erläutern ihren Weg zum
Lifestyle- und JugendmaErfolg. Das Forum wengazins „Vice“. „From
det sich mit praxisoripunk fanzine to global
entierten Vorträgen
youth media compaan Professionals aus
ny“ nennt Littlewood
Agenturen sowie an
seine Präsentation,
Freelancer. „Mit dem
mit der er zeigen will,
neuen Kongress trägt
wie er mit „Vice“ den
der Art Directors Club
Journalismus durcheider aktuellen Relevanz
nanderwirbelt und die
von Design in seinen vielGemüter erhitzt.
fältigen Disziplinen RechAuf die Strategie kommt
nung“, erläutert Heinrich Paraes an: Johannes Plass, Gründer
vicini, der ADC-Fachbereichsvorund Geschäftsführer von Mutabor
stand Design, das Konzept,
Design, wird mit Wolfram
das nun erstmals in
Greiner, Head of BMW
Hamburg erprobt wird.
Group Motorshows and
„Der ADC“, so ParaviBMW Events, über
cini weiter, „dokuMarken- sowie Mesmentiert damit einse- und Live-Kommal mehr sehr deutmunikation
sprelich seine Rolle als
chen. Der neuseelänBenchmark in allen
dische AktionskünstFachbereichen kreatiler, Designer und Muver Kommunikation.“
siker Paul Snowden, ErAls Sprecher hat der ADC
finder des T-Shirt-Labels
unter anderem Bruce Duck„Wasted German Youth“, reworth, Inhaber von
det über seine besExperience-Trio auf dem Design Forum:
Turner Duckworth,
ten Arbeiten und
Johannes Erler, „Stern“,
und Tom Littlewelchen Einfluss
Rufus Deuchler, Adobe Systems,
wood, Chefredakdabei die Party-,
Marc Wirbeleit, Facebook (von oben)
teur von „Vice“,
Mode- und Musik-
szene Berlins hatte. Der alltagskulturelle
Blick ist ebenfalls Thema von Axel Völcker,
der sich als Art Director das Berliner Stadtmagazins „Der Wedding“ profiliert hat.
Völcker erörtert die Herausforderung, ein
Magazin zu gestalten, das sich mit jeder
Ausgabe neu erfindet.
Anhand konkreter Beispiele wird Marc
Wirbeleit, oberster Kreativer von Facebook,
zeigen, wie Kreativität und Effizienz durch
relevantes Storytelling und innovatives Targeting zusammenfinden.
Das Einrichtungsdesign und die Gestaltung des Adidas-Flagshipstores in Berlin
stellt Sandra Backert ins Zentrum ihres
Vortrags. Sie wird detailliert das Konzept
des Stores und seine Realisierung präsentieren – von den ersten Entwürfen über
die Ausführung bis hin zur Eröffnung.
In diesem Laden finden exklusive Events
statt, die den Spirit jeder Stadt und die
Streetwear-Kultur verbinden sollen. Hier
werden klassische Elemente und modernstes Design gemixt, ein bisschen Vintage und
viel Futurismus. „Bold as Love“, könnte das
Motto lauten, „Fett wie Liebe“. Es lebe die
Design Experience.
RE
Gemeinsam mit Adobe
Systems präsentiert der
Art Directors Club am
17. Mai 2014 die erste
ADC Design Experience.
Internationale TopReferenten aus den
Bereichen Design,
Editorial und Kommunikation im Raum zeigen
Best-Practice-Beispiele.
Ein weiteres Debut
kündigt sich an: Der
#FIRST ADC PUBLIKUMSNAGEL präsentiert von
Vodafone. Mit Unterstützung des Unternehmens
gibt es einen Publikumspreis. Alle Besucher sind
aufgerufen, ihre Lieblingsarbeit unter den
ausgezeichneten Arbeiten zu wählen. Bitte
also das Smartphone
zücken, App herunterladen und loslegen!
Anzeige
FOTO: PAULINA HOLMGREN / NORTH KINGDOM
WEB BOYS AUS
DEM WASALAND
NAH AM POLARKREIS: DIE
NORTH KINGDOM-GRÜNDER
ROGER STIGHÄLL UND
ROBERT LINDSTRÖM
WÄRMEN SICH AM
DIGITALEN LAGERFEUER.
BEI DEN SCHWEDISCHEN KREATIVEN
Roger Stighäll und Robert Lindström reflexartig an die Popband Abba oder gar an
König Carl Gustav zu denken, ist natürlich
voll Klischee und verbietet sich an dieser
Stelle von selbst. Bei Wasa allerdings, dem
globalen Knäckebrot-Exportschlager, liegt
die Sache schon anders. Denn der WasaKonzern wurde 1919 in Skellefteå gegründet – eben exakt dort, wo auch Stighäll und
Lindström das Licht der Welt erblickten
und wo ihre Agentur North Kingdom noch
heute ihr Headquarter hat. Skellefteå, der
40000-Seelen-Ort am kalten Rand von
Schwedisch-Lappland und rund 800 Kilometer nördlich von Stockholm, ist damit
nicht nur der berühmteste Backofen für
Knäckebröd, sondern auch Brutstätte für
zahlreiche preisgekrönte digitale Arbeiten.
2013 holten Stighäll und Lindström unter
anderem einmal Gold und zweimal Silber
bei den Cannes Lions sowie insgesamt vier
Auszeichnungen bei den Clio-Awards. Ein
Jahr zuvor hatten sie an der Côte d’Azur
bereits zweimal Gold, dreimal Silber und
einmal Bronze eingeheimst. Immer wieder
wurden ihre Arbeiten auch „Website of the
Year“ der britischen FWA (Favourite Website Awards), unter anderem mit Auftritten
für Vodafone, California Milk Board und
Google Creative Lab. Auf der North-Kingdom-Kundenliste stehen heute so renommierte Unternehmen wie Carlsberg, Lego,
Diesel und Adidas.
Woher der Erfolg kommt? „Wir haben sehr
flache Hierarchien“, erläutert Roger Stighäll, „es gibt bei uns keine Superstars, jeder
kann seine Ideen einbringen.“ Das motiviert. Kommt hinzu: Die mittlerweile rund
50 Menschen an drei Agenturstandorten
kommen aus unterschiedlichen Kreativdisziplinen, aus unterschiedlichen Nationen
zudem. Die Kultur der Agentur sei „very
glocal“, so Stighäll. Und das mache eine
Menge aus.
Der studierte Betriebswirt ROGER STIGHÄLL und
Art Director ROBERT
LINDSTRÖM, beide 40,
sind Gründer und Chefs
der Digitalagentur North
Kingdom, mit Stammsitz
im nordschwedischen
Skellefteå und Dependancen in Stockholm
und Los Angeles. Stighäll und Lindström,
vielfach prämiert – so mit
Gold bei den Cannes
Lions –, sprechen beim
ADC-Festival über „Best
of Digital Innovation“.
REPUBLIK – ZEITUNG FÜR NEULAND 7
Flagge zeigen – Der Festival-Planer
North Kingdom: Best Digital Creation
Donnerstag, 15. Mai, 14:30 Uhr
Helfen dürfte den beiden heute 40-jährigen
Gründern aber auch, dass sie schon seit
Skellefteåer Schulzeiten Freunde sind –
und sich nach ersten Jobs im In- und Ausland vor 14 Jahren zufällig bei der schwedischen Agentur Paregos wiedertrafen.
2003 kam dann der Entschluss, auf eigene
Faust gemeinsame Sache zu machen und
ausgerechnet knapp südlich des Polarkreises die digitale Kreativschmiede North
Kingdom zu gründen. Aber Heimat ist
eben Heimat, da können die Nächte noch
so lang und kalt sein.
Fast, zumindest. Denn inzwischen dreht
sich die Welt der Kreativen nicht mehr allein um Skellefteå: 2009 starteten sie eine
Dependance in Stockholm, die seither von
Robert Lindström geführt wird. Vor knapp
sechs Monaten schenkten sie sich dann ein
Office in Los Angeles. „Um ehrlich zu sein,
wollten wir schon immer dorthin gehen.
Und in dem Moment, als wir genug Projekte in den Vereinigten Staaten hatten, haben wir keine Sekunde gezögert“, sagt Stighäll, der in früheren Jahren auch schon mal
in Florida gearbeitet hat und nun ständig
zwischen Ostsee und Pazifik pendelt. Rund
die Hälfte des Geschäfts von North Kingdom stammt inzwischen von US-Kunden,
darunter Google, Disney und Netflix.
Dennoch war der Schritt nach Kalifornien
eine mutige Entscheidung, die viel über die
beiden Schweden aussagt. Auf Nummer sicher gehen? Das ist ihre Sache jedenfalls
nicht – und das prägt auch ihre Haltung in
Sachen digitale Kreation. „Die digitale Welt
ist ständig im Fluss“, sagt Lindström. „Man
muss deshalb in unserem Job die Veränderung lieben, sich selbst immer wieder erlauben, eingetretene Pfade zu verlassen
und vor allem nicht zu sehr darauf schauen, was die anderen tun.“ Der größte Feind
der Innovation sei noch immer die Angst,
Neuland zu betreten – sowohl aufseiten der
Kunden als auch bei den Agenturen selbst.
Man darf also gespannt sein, was die beiden
Kommunikationsspezialisten aus Skellefteå als ADC-Festival-Redner der Branche
in Hamburg zurufen werden. Fest steht: Sie
werden über „Best of Digital Innovation“
sprechen. Über Details wollen sie noch
nicht reden. Doch sie betonen schon jetzt:
„Wir suchen nach Innovation nicht aus reinem Selbstzweck“, so Stighäll, „wir gehen
bei neuen Projekten immer vom Konsumenten aus, also von uns selbst.“
Technologie sei einfach nur ein Hilfsmittel,
um Geschichten zu erzählen und Erlebnisse zu kreieren. Deshalb sei eine gute Idee
noch immer die beste Motivation, um
technische Hindernisse zu überwinden
und Dinge zu realisieren, die bis dahin unmöglich erschienen.
Aber vielleicht ist ja auch alles viel einfacher
– und den beiden wurden Erfolg und Erzählkunst schlicht in die Wiege gelegt.
Denn Skellefteå ist nicht nur für Knäckebrot und die Digitalagentur North Kingdom bekannt: In Schweden nennt man den
Ort wegen der Rohstoffe eines nahegelegenen Bergwerks auch „Goldstadt“, und der
berühmteste Sohn von Skellefteå ist Bestseller-Autor Stig Larsson.
ANJA STURM
REPUBLIK – ZEITUNG FÜR NEULAND 9
8 REPUBLIK – ZEITUNG FÜR NEULAND
FOTO: HARRY SCHNITGER
ARCHITEKTUR ALS REGELBRUCH:
MIT SEINEN IKONISCHEN
BAUSKULPTUREN VERSCHIEBT
JÜRGEN MAYER H. DIE GRENZEN
UND BETRITT NEULAND.
In Hamburg diskutieren Designer, Werbestrategen und Zukunftsforscher darüber,
wie „die kreative und die technische
Intelligenz besser kooperieren können“.
Leben Kreative und Ingenieure in verschiedenen Welten? In der Architektur sind
technisches Verständnis und kreatives Vermögen kein Widerspruch. Die Beschäftigung mit digitalen Technologien ist ein
wichtiger Teil unserer Arbeit.
Werden Sie auf dem ADC-Kongress über
neue Technologien sprechen? Ich will zeigen, wie Architekten heute mit digitalen
Technologien die Grenzen verschieben.
Reale und virtuelle Räume koexistieren
und gehen ineinander über.
Was heißt das konkret? Wie verändern
neue Technologien die Arbeit des Architekten? Räume entstehen im Kopf und im Erkunden anhand von Modellen. Ihre Realisierbarkeit ist dann eine Frage der Umsetzbarkeit und der verfügbaren Technologie.
Viele unserer Entwürfe wären ohne komplexe Computerprogramme überhaupt
nicht zu entwickeln.
Befördern Computer die Kreativität? So
einfach liegen die Dinge nicht. Digitale
Technologien verändern nicht nur die Art,
wie wir Räume produzieren, sondern auch,
wie wir sie nutzen. Social Media, Apps und
Augmented Reality verschmelzen unsere
Raumerfahrung simultan mit digitalem
Input. Und Computer helfen, Waren- und
Verkehrsströme zu lenken und Mobilität
neu zu denken – global und lokal. Manche
gebauten Orte scheinen zukünftig kaum
noch notwendig zu sein, um bestimmte
Funktionen zu erfüllen.
Gleichzeitig werden einzelne Orte aufgewertet – durch ungewöhnliche Architektur.
Dafür ist auch Ihre weltweit beachtete, bis
zu 30 Meter aufragende, pilzförmige Holzkonstruktion „Metropol Parasol“ in Sevilla
ein Beispiel. Sevilla suchte ein signifikantes
Projekt als neuen öffentlichen Raum mitten im Herzen der Altstadt. Ein Signal für
den Strukturwandel. Mit dem „Metropol
Parasol“ entwickelt die südspanische Stadt
ein Zeichen für Innovation, auch im Wettstreit mit anderen europäischen Städten.
Gab es auch rein funktionale Überlegungen? Wenn man in Sevilla einen öffentlichen Raum beleben will, dann muss man
für Schatten sorgen. Das ist eine äußerst
funktionale Überlegung. Wir haben den
großen Platz, auf dem sich archäologische
Ausgrabungen, eine Markthalle und ein
Restaurant befinden, mit einem gerasterten Schattendach überspannt. Die Geometrie dieses Daches ist so komplex, dass es
nur mit Computern zu entwerfen und zu
berechnen war.
Bereits bei Ihrem ersten großen Projekt,
dem Stadthaus in Ostfildern, haben Sie digitale Technik genutzt: Computersteuerungen erzeugen dort verblüffende Effekte.
Computergesteuerte Magnetventile sorgen
dafür, dass von der Unterseite des Vordaches künstlicher Regen fällt. So entsteht ein
offener dynamischer Raum, der sich ständig verändert. Das ganze Gebäude funktioniert wie eine Wunderkiste. Auch wenn
man hineingeht, erlebt man Überraschungen. Vieles scheint aus dem Lot geraten.
Anscheinend gelten Ihnen Gewissheiten
von Konstruktion und Statik wenig. Häufig
sind die Größen Ihrer Gebäude zunächst
kaum einzuschätzen. Ist die Irritation Teil
einer Strategie? Man muss unsere Bauten
sehr genau erkunden. Es gibt immer Neues
zu entdecken. Dass überkommene Vorstellungen ins Wanken geraten, ist durchaus
Teil des Konzeptes.
Sie verstehen sich als Grenzgänger zwischen Architektur
und Kunst, entwerfen nicht nur
auffallende Gebäude, sondern
auch Bettwäsche, deren Farbgebung auf Körperwärme reagiert,
und asymmetrische Brillen. Sogar Forschung schreiben Sie sich
auf Ihre Fahnen. Wie geht all
das zusammen? Unsere Architektur- und Designprojekte entwickeln sich aus einem skulpturalen
Verständnis von Form, Raum und
digitalen Technologien sowie deren
Wechselbeziehung zum Menschen.
Zugleich müssen sie auch im Alltag
funktionieren. Unsere Bauten haben
ein konkretes Raumprogramm, stehen in einem städtebaulichen Kontext. Sie vernetzen sich anders als
Kunst.
Aber das Skulpturale ist ein gemeinsamer Nenner? Mittlerweile gibt es in
unserem Repertoire eine ganze Bandbreite skulpturaler Formen. Ich habe
mich früh für die organisch-expressiven
Formen von Erich Mendelsohn begeistert. Und mich haben die Skulpturen von
Richard Serra interessiert, um die man
herum- und hineingehen kann, die also
direkt in Beziehung mit dem Körper des
Betrachters stehen.
Von Bewunderern werden Ihre Bauten als
große Befreiung gefeiert, Kritiker aber sprechen von Spektakelarchitektur und hemmungsloser Formgestaltung. Legen Sie es
darauf an, zu polarisieren? Wir folgen unserer Neugier. Anders kann es gar nicht
sein.
Als Sie in Karlsruhe bei Ihrer Uni-Mensa
die Holzträger mit Kunststoff überziehen
ließen, gab es eine Kontroverse: Ist das
noch materialgerecht? Natürlich hätten wir auch eine simple Box bauen
können.
Warum haben Sie es nicht getan? Für die
Hochschule Karlsruhe ist es wichtig, sich
als innovativer Standort mit einem richtungweisenden Gebäude darzustellen. Wir
haben für die Mensa eigens eine neuartige
Konstruktionsweise entwickelt. Viele waren erst einmal irritiert. Kritiker monierten
die Kombination der Materialien: Polyurethan und Holz. Aber was heißt denn Materialgerechtigkeit? Die Konstruktion muss
die Intention des Raumes unterstützen. Bei
der Mensa wollten wir die Oberflächen ineinanderfließen lassen, um ein Raumkontinuum zu schaffen. Beton und Stahl schieden aus Kostengründen aus, und auch weil
sie tektonischer wirken. Schließlich entwickelten wir eine neuartige KonstruktionsweiseausBrettschichtholzmitPolyurethanbeschichtung.
Sie leben in Berlin, bauen in Spanien, Dänemark sowie Georgien und haben in Harvard und Toronto gelehrt. Aufgewachsen
sind Sie in der schwäbischen Provinz – war
das eine Spielwiese für Tüftler? Eine gute
Region zum Aufwachsen zumindest. Winnenden, wo ich zur Schule ging, liegt lediglich 20 S-Bahn-Minuten von Stuttgart entfernt. Dort wurde zu Beginn der 80er Jahre
die Neue Staatsgalerie eröffnet. Damals begann ich, mich für Architektur zu interes-
sieren. James Stirlings Museumsbau war
etwas komplett anderes als die gängige
Spätmoderne. Die Brüche, die Pop-Elemente, Raumplastik: In der Staatsgalerie
spürt man eine neue Zeit.
Heute arbeiten und leben Sie im alten
Berliner Westen. Auch hier ist die Zeit
eingefangen, aber die der 50er und
60er Jahre. Ich mag besonders den Breitscheidplatz mit der Gedächtniskirche
von Egon Eiermann. Das Ensemble der
Kirchenbauten steht wie eine Gruppe von
Objekten auf dem Platz. Das sind die
Elemente, die den Platz definieren, nicht
die Fassaden der Häuser an der Straße.
Und das war auch eine der Referenzen für
unser Projekt in Sevilla.
Wie das? „Metropol Parasol“ auf der Plaza
de la Encarnación besteht gewissermaßen
aus einzelnen Stämmen, die dann im Dach
zusammenwachsen. Unten haben wir also
Baukörper, zwischen denen man durchgehen kann und die mmer wieder neue Blickwinkel zulassen. Das Objekt bestimmt den
Ort und nicht der Rahmen.
Hat die Avantgarde in Berlin eine Chance?
Im Moment tut sich viel. Es ist spannend
zu sehen, wie sich der Blick langsam öffnet.
Gibt es so etwas wie den idealen Bauherrn? Architektur entsteht in einer Art
Komplizenschaft zwischen Bauherr und
Architekt, die sich beide auf das Abenteuer
Architektur einlassen. Wir sind immer auf
der Suche nach Komplizen. Bei all unseren
Bauten ist der Dialog mit den Bauherren
stets eine wichtige Komponente für die
Weiterentwicklung des Entwurfs.
Kann Sie gute Werbung inspirieren? Der
narrative Aspekt von Werbung, das Storytelling, die emotionale Aufladung sind
auch für die Architektur wichtig bei ihrer
Vermittlung, ebenso die Zeichenhaftigkeit.
Ihre Gebäude selbst sind Logos. Sie haben
eine starke Präsenz.
Jürgen Hermann
Mayer, der sich – um
Verwechslungen zu
vermeiden – Mayer H.
nennt, wurde schon mit
seinem zweiten Bau,
der MENSA MOLTKE
in Karlsruhe (2005),
weltweit beachtet.
Mit dem METROPOL
PARASOL (2004–2011)
in Sevilla festigte er
seinen Ruf als Neuerer, ebenso mit dem
Flughafengebäude in
MESTIA, Georgie (2010).
(Von oben nach unten)
FOTOS: DAVID FRANCK
AUF DER SUCHE
NACH
KOMPLIZEN
Flagge zeigen – Der Festival-Planer
Jürgen Mayer H.: Innovative Räume – Could Should Would
Donnerstag, 15. Mai, 10:00 Uhr
Retten Architekten die Welt? Architektur
bestimmt unseren Alltag, definitiv. Somit
trägt jedes Gebäude eine große Verantwortung für die Qualität unserer Städte.
Welche Aufgaben hat die Architektur zukünftig? Man kann den gebauten Raum
nicht mehr unabhängig vom digitalen
Raum begreifen. Hier sehe ich Herausforderungen. In der Architektur müssen
künftig virtuelle und gebaute Räume parallel gedacht werden. INTERVIEW: FABIAN WURM
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10 REPUBLIK – ZEITUNG FÜR NEULAND
REPUBLIK – ZEITUNG FÜR NEULAND 11
FOTO: SPEAKERS NET
DIE GEDANKEN FAHREN
ACHTERBAHN: ALEXANDER
BARD ERKLÄRT DIE
ZUKUNFT DER ZUKUNFT –
DIE WELTUMSPANNENDE
CYBER-REVOLUTION.
DER MANN IST EIN MULTITALENT: Pop-
star, Produzent, Philosoph. Autor, Artist
und Aktivist zudem. Ein Tausendsassa, ein
Jack of all Trades zumindest. Der 53-jährige Schwede Alexander Bengt Magnus
Bard selbst sieht sich ungewohnt bescheiden als „Zukunftsforscher“, der „richtig dicke und schwere Bücher schreibt“. Und wie
Ossi Urchs, Sascha Lobo und all die selbsternannten IT-Experten weiß auch er, wie es
gelingt, mit schrillem Outfit zu irritieren:
Er trägt gern Weiß oder Karo und – einerlei
ob es stürmt, friert oder nass ist – konsequent kurze Hosen. Sein Kopf: stets akkurat geschoren. Nur der Bart wuchert
wild im wachen Gesicht.
Alex Bard in allen Gassen. Nicht nur in
Talkshows, auch in seinen umfänglichen
Büchern widmet sich der Kommunikationsexperte, der schrille Medienauftritte
liebt, seinem Lieblingsthema: der InternetRevolution. Und die ist – wen wundert’s –
voll im Gange. Als das entscheidende Phänomen der Menschheit veränderten die
Rechnernetzwerke nicht nur die Art, wie
wir miteinander kommunizieren, sondern
auch wie wir die Welt begreifen und mehr
noch: unsere Vorstellung davon, Mensch
zu sein. Potzblitz.
Ist Bard also ein weiterer Internet-Guru
mit auffälliger Inszenierung als Markenzeichen? Immerhin: Er weiß, darin ganz Profi
mit Showbiz-Erfahrung, wie man seine
Zuhörer bei Laune hält. Sein Fundus ist
enorm. Gelegentlich steht er noch heute als
Mitglied der Elektronikrock-Formation
„Gravitonas“ auf der Bühne. Zudem urteilt
er als Juror bei „Idol Sverige“, dem schwedischen Pendant zu „Deutschland sucht
den Superstar“, über den nationalen Gesangsnachwuchs. Ein „Fuck you“ kommt
ihm leicht über die Lippen. Einst hat er,
welch Kontrast, in elaborierten Debatten
mit philosophischen Begriffen geglänzt.
Nach Semestern in Amsterdam und den
USA sowie Versuchen an einer New Yorker
Schauspielschule kehrte er in seine Heimatstadt Stockholm zurück. Hier entdeckte er während eines Wirtschaftstudiums
seine Leidenschaft für soziologische Theorien. Fortan wollte er Philosophie lehren
und Autor werden.
Parallel startete er eine Karriere als Musiker
– zunächst mit seiner Band Baard, die er
gemeinsam mit zwei Striptease-Tänzerinnen gründet hatte und deren einzige Single
unter dem Titel „Life in a Goldfish Bowl“
erschien. Anschließend gab er als Transvestit Barbie ironische Bubblegum-Popsongs zum Besten. Schließlich gründete er
mit deutlich mehr Erfolg die Band Army of
Lovers, die in der Gay Community bis heute Kultstatus genießt und deren Powersong
von 1991 „Crucified“ immer noch nachhallt. Die Musik hat ihn nicht losgelassen:
Bard schreibt, produziert und engagiert
BITTE
ANSCHNALLEN!
Flagge zeigen – Der Festival-Planer
Alexander Bard: The Internet Revolution as Revolutionary Game Changer
Donnerstag, 16. Mai, 10:30 Uhr
sich für die Projekte wie Alcazar, Bodies
Without Organs und Gravitonas. Letzteres
ist sein aktuelles Steckenpferd: Zusammen
mit Universal produziert er Musik für
Streaming-Dienste. Schließlich sind CDs
und iTunes für ihn genauso tot wie Gott –
Nietzsche ist immerhin sein Hausphilosoph und Lieblingsdeutscher. Und wie
Queen-Frontmann Freddie Mercury ist
Alexander Bard auch Zarathustrier – genauer gesagt Syntheist. Gute Gedanken,
gute Worte, gute Taten: Zarathustras drei
wichtige Grundsätze sind Gesetz. Eine Botschaft, die Bard einem globalen Publikum
zugänglich machen will.
Bard, der Missionar: Gleich mehrfach hat
der umtriebige Schwede für Kontroversen
gesorgt: Mal hat er im Fernsehen mit Nachdruck für den Gebrauch von bewusstseinserweiternden Substanzen geworben, dann
als politischer Aktivist und „bisexueller
Freigeist“, wie er sich selbst nennt, für liberalere Betäubungsmittelgesetze und die
Rechte von Sexarbeitern sowie sexuellen
Minderheiten gestritten.
Bei seinen diversen Ausflügen in die Politik
gründete Bard das cyberlibertäre Network
Liberati, nach dessen Wahlschlappe den
Online-Flügel der Center Party, die er aber
just wieder verließ. Erst im Februar dieses
Jahres klopfte er bei der schwedischen Pira-
tenpartei an. Ein ausgewiesener OnlineExperte ist er ja. Ein Internet-Junkie: „Das
Netz“, sagt er, „ist eine verdammte Droge,
jeder, wirklich jeder ist ihr verfallen.“ Drei
richtig dicke und schwere Bücher über die
Internet-Revolution, seine Sichtweise einer
globalen und immer weiter wachsenden
virtuellen Gesellschaft, hat Bard verfasst:
die „Futurica Trilogy“. Eine vierte Schwarte über die Metaphysik des Internetzeitalters ist für diesen Herbst angekündigt.
In mehreren TEDx Talks fordert der unermüdliche Weltverbesserer ein dringend
notwendiges metaphysisches Konzept des
Internets ein: Was wäre, fragt er sein verblüfftes Publikum, „wenn das Internet
Gott wäre?“ Beziehungsweise: „Was wäre,
wenn das Internet die einzige Möglichkeit
ist, die Welt zu retten?“ Bei seinen Präsentationen steht er stets an Tafeln oder Whiteboards, die er, während er redet und gestikuliert, immer dichter und dichter bemalt. Bard hasst Powerpoint. Der InternetPropagandist liebt Stifte und Kreide.
Im Laufe seiner wilden Vortragsshows hält
er jedoch immer wieder inne, um die Zuschauer mit rhetorischen Fragen zu bombardieren. Damit sie ihm weiterhin folgen
auf der Achterbahnfahrt seiner Gedanken.
Sein Thema sind die sozialen Implikationen der Internet-Revolution. Nach der
Sprache, der Schrift und dem Buchdruck
sei das die vierte und bisher letzte große
Revolution, die die menschliche Gesellschaft vollkommen verändere.
Die Internet-Ära beschreibt er als „Goldenes Zeitalter der Sekten und Kulte in einem
globalisierten Reich“. Jeder könne sich jetzt
mit Gleichgesinnten austauschen und zusammentun. Einerlei ob er nun ein lettischer Liebhaber exotischer Blumen sei oder
Al Qaida anhänge. Das Internet biete Stoff
für alle. Folglich habe es kein Gewissen. Ist
es doch eher Monster als Gott? Für Bard ist
es beides. Und darin ähnele es durchaus
den Menschen, die es geschaffen haben.
Wir alle seien gar keine Individuen mehr.
Sondern Dividuen: eine Menge multipler
Persönlichkeiten.
Ein jeder ändere seine Identität mehrfach
am Tag – morgens im Büro, nachmittags
auf Facebook und abends unter Freunden
oder im Kreis der Familie. Es gehe nicht
mehr darum, wer man wirklich ist. Sondern wie viele verschiedene Persönlichkeiten man in sich vereinigen könne, sagt
Bard, der multitalentierte Alleinunterhalter. Und es gehe auch nicht mehr, er sagt es
trotzig, um persönlichen Fortschritt. Sondern um Events. „Wir sind alle auf der Suche nach dem Trip.“ Alles klar? Na dann.
Bitte anschnallen!
ALEXANDER REHM
Vom Popstar zum
Business Innovator:
ALEXANDER BARD
machte als Mitglied
der Band Army of
Lovers und Produzent
von Alcazar Karriere,
bevor er zum Experten
der digitalen Revolution wurde. Zudem
beschäftigt sich der
gebürtige Schwede
als Autor mit Sozialtheorien und Philosophie. Bei seinen
vielbeachteten Vorträgen thematisiert er
mithilfe riesiger Tafeln
die Ethik der Interaktivität und erklärt,
wie digitale Netzwerke
zum Treiber von
Innovationen werden.
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12 REPUBLIK – ZEITUNG FÜR NEULAND
REPUBLIK – ZEITUNG FÜR NEULAND 13
MUT
TUT GUT
FOTO: KAY HERSCHELMANN; TIMO ARNALL; MONTAGE: HORIZONT
REALITÄT
DER FIKTION
Flagge zeigen – Der Festival-Planer
Patrick Baudisch / Matt Web
Donnerstag, 15. Mai, 11:00 Uhr / 11:30 Uhr
Patrick Baudisch und Matt Webb (re.)
FÜR DEN START-UP-UNTERNEHMER MATT WEBB UND
DEN INFORMATIKER
PATRICK BAUDISCH IST
UNSERE ANALOGE WELT
NUR DIE HALBE WAHRHEIT.
MATT WEBB DENKT DIE WELT nicht wie sie
ist, sondern wie sie sein sollte. Aber er ist
weder Träumer noch Phantast. 18 Monate
könne er vorausschauen, weiter nicht. Ist
Webb ein Realist? Ein pragmatischer Gestalter? „Ich tue nur so, als sei ich einer“,
gibt der Gründer und CEO der Londoner
Designagentur Berg zu Protokoll. In Wirklichkeit habe er alles, was er über Design
wisse, von seinem Partner und Co-Gründer Jack Schulze gelernt. Auf die Frage, was
ihn inspiriert, antwortet Webb ohne zu zögern: „Jack. Und meine Kollegen bei Berg.“
Wer also Matt Webb kennenlernen will,
muss seine Agentur Berg begreifen.
Das 2005 gegründete Studio entwickelt
Produkte, die neue Technologien nutzen,
um „Menschen zusammenbringen“, wie
Webb erläutert. Ob das mit dem Little
Printer, der dem Studio enorme Publizität
brachte, gelungen ist? Das putzige Gerät ist
ein Miniaturdrucker für Smartphones: Er
kann individualisierte Zeitungen, To-DoListen, Sudoku-Rätsel und mehr auf einen
Kassenbon zum Mitnehmen ausdrucken.
Die Meinungen über Sinn und Unsinn eines solchen Geräts gehen zwar auseinander, für Berg aber ist der Little Printer ein
klarer Erfolg, der sogar den Anstoß für ein
neues Kapitel in der Firmengeschichte gab:
Berg als Tech-Start-up für Erfinder. An
Projekten ist kein Mangel. „Eine Kuckucksuhr zum Beispiel könnte Tweets ins Netz
schicken“, schwärmt Webb.
Im Herbst 2013 archivierten Webb und
Schulze ihre alte Unternehmenswebsite
und zogen auf Bergcloud.com. „Hier stellen wir den Cloud-Service zur Verfügung,
den wir uns in der Entwicklungsphase des
Little Printers immer gewünscht haben“,
beschreiben die Macher ihr Angebot. Erfinder von Prototypen finden in der Berg
Cloud den Missing Link zwischen dem
Chip in ihrem neuen Gerät und der passenden Website oder App. Werkzeugkoffer
mit Hardware für Prototyper stellt Berg im
eigenen Shop ebenfalls zur Verfügung.
„Ich hasse Massenproduktion“, sagt Webb.
Viel lieber lebe er in einer Welt, in der die
Dinge liebevoll gefertigt werden: In Cler-
PATRICK BAUDISCH, 45,
leitet als Professor
für Digital Science and
Engineering den
Fachbereich Human
Computer Interaction
am Hasso-PlattnerInstitut in Potsdam.
Der Schwerpunkt der
Arbeit des promovierten Informatikers liegt
auf der Entwicklung
neuer Mobilgeräte,
ebenso dem Design,
der Implementierung
und der Evaluation von
Interaktionstechniken.
kenwell, dem Londoner Viertel, wo sich
Bergs Büro findet, gebe es eine Reihe Firmen, die schon jetzt Kleinserien produzieren: Fahrradlichter, Multitouch-Pianos
und individualisierten, Puppen aus dem
3D-Drucker etwa. „Wir sind die Designer
der nahen Zukunft“, schwärmt Webb, der
alle 18 Monate neue Trends ausmacht.
18 Monate sind auch für Patrick Baudisch
eine wichtige Größe. „Alle 18 Monate verdoppelt sich die Anzahl der Schaltkreiskomponenten auf einem Computerchip“,
zitiert er eine Regel, die auf Beobachtungen
des einstigen Intel-Chefs Gordon Moore
basiert. Das Mooresche Gesetz. „Alle 18
Monate macht die Informatik selbst etwas
Neues möglich.“ Besonders gut lasse sich
das an der Musikindustrie beobachten, die
bekanntermaßen mit der Digitalisierung
ins Straucheln kam. Baudischs Erkärung:
Die Menschen, die in den betroffenen
Branchen arbeiten, werden vom Fortschritt überrannt, da sie ihrer Natur gemäß
mit exponentiellen Entwicklungen im Gegensatz zu linearen nicht umgehenkönnen.
Baudisch ist Professor am Hasso-PlattnerInstitut in Potsdam und leitet dort den
Fachbereich Human Computer Interaction. Zusammen mit seiner Forschungsgruppe entwickelte er zum Beispiel das
„Laser Origami“ – ein System, das Prototypen noch deutlich schneller herstellen
kann als ein 3D-Drucker.
Auch Baudisch beschäftigt sich mit der Verbindung zwischen der virtuellen und der
physischen Welt, der Kommunikation zwischen Maschine und Mensch. Dabei moti-
viert ihn allerdings weder der technologische Aspekt noch ein besonderes Interesse
an gesellschaftlichen Bedürfnissen, sondern etwas Größeres: „Als Forscher ist es
meine Aufgabe, Visionen der Zukunft zu
entwickeln. Um es mit den Worten von
Internet-Pionier Hiroshi Ishii zu sagen:
„Technologien ändern sich jedes Jahr, Benutzerbedürfnisse alle zehn Jahre. Nur eine
Vision kann 100 Jahre überdauern.“
Als Visionär und Kenner von Moores Gesetz weiß Baudisch auch, wen es als Nächstes trifft. „Über den Maschinenbau wird
eine Schockwelle schwappen, weil heute
genau die gleiche Situation für diese Industrie gilt wie zu Zeiten von Napster für die
Musikindustrie. Nämlich, dass ihr Gegenstand sich vom Physikalischen ins Digitale
und wieder zurück konvertieren lässt.“ Das
ist die Realität der Fiktion. JULIA BRÖDER
„78 Prozent der Deutschen verbinden
Hamburg mit Regenwetter. Dabei regnet es
in Köln deutlich öfter“, ließ der Autobauer
ab 21. Februar in deutschen Städten plakatieren. Auch auf Werbebannern im Netz
und in Kurzfilmchen auf Youtube wurden
zahlreiche Klischees auf die Schippe geWIE WERBUNG SEIN KANN:
nommen – zunächst ohne Absender. Auch
MIT EINER GROSSEN
dass „85 Prozent der Deutschen die EnerIMAGE-KAMPAGNE NIMMT
OPEL GÄNGIGE VORURTEILE
giewende wollen, aber 70 Prozent tagtägAUF DIE SCHIPPE UND
lich mit dem Auto fahren“, war da zu lesen.
ZEIGT SICH UNGEWOHNT
Und
dass 68 Prozent der Männer glauben,
SELBSTIRONISCH.
rothaarige Frauen seien feuriger, obwohl
90 Prozent von ihnen noch nie eine ken„TATORT“-ERMITTLER Fahri Yardim be- nengelernt haben.
Die Kampagne, die in allen Medien geliebt zu scherzen. „Wie heißt die Unterhose
von einem Opel-Fahrer?“, fragt der 33-jäh- spielt wird, findet ein bemerkenswertes
rige Schauspieler und gibt flugs die Ant- Echo. Auf der eigens eingerichteten Interwort: „Rüsselsheim!“ Da muss der Schau- netseite Umparkenimkopf.de posten Teilspieler selbst lachen. Dann zählt er genüss- nehmer Komplimente und ergänzen, dem
lich die Vorurteile über die Automarke auf: Duktus der Vorgaben folgend, eigene Abwandlungen. „Als ich die KampagnenEin Opel sei kein Gefährt für GewinIdee hatte“, sagt Niels Alzen, Gener, eher die typische Jedermannsschäftsführer Kreation bei Scholz
karre, eine Opa- und Bauern& Friends, „stand die Social-Mekutsche im Einheitslook: „Ich
dia-Komponente nicht im Mitdachte immer, der wird grundtelpunkt. Umso erfreulicher ist,
sätzlich nur in Beige ausgeliedass sie solch eine enorme Eigenfert.“ Bonjour Tristesse.
dynamik entwickelt hat. Offenbar
Witze über Opel sind alt. Manta,
haben wir einen Nerv getroffen.“
Manta. Der Reim auf Popel. Nicht
Das Risiko war nicht gering, die
totzukriegen. Neu hingegen ist,
Kampagne ist fraglos mutig. Zur
dass der Rüsselsheimer Autoungewohnten Offenheit haben
bauer all die gängigen Urteile
die Kreativen von Scholz &
aufspießt und sich selbstiroFriends entscheidend beigetranisch inszeniert. Opel lässt
gen: „Nur mit Mut zur Ehrlichkeit
lästern. Und so hat man Yardim
gewinnt man Glaubwürdigund andere Promis verpflichkeit“, weiß Alzen, der gestalteritet, in einem Spot einmal
Die Köpfe hinter
sche und konzeptionelle Kopf
richtig vom Leder zu ziehen.
der Kampagne:
hinter der Umparken-Kampa„Es ist eine Herausforderung“,
Tina Müller, Opel,
gne. Nur so lasse sich die Wahrsagt Opel-Marketing-Chefin
Niels Alzen,
nehmung der Marke dauerhaft
Tina Müller, „eigene Urteile
Scholz & Friends
verändern. Dieser Mut scheint
kritisch zu prüfen.“ Vorurteile
stehen im Zentrum der Kampagne „Um- sich auszuzahlen. Zwar geben sich die Opeparken im Kopf“, die Tina Müller und die laner, was ökonomische Prognosen betrifft,
Agentur Scholz & Friends gemeinsam aus- noch zurückhaltend, doch seit langer Zeit
geheckt hat und über die republikweit ge- spüren sie wieder Rückenwind. Ihre Proredet wird. Die Idee ist schlicht wie über- dukte zumindest haben laut einhelliger Exzeugend. Wie lassen sich Vorurteile wider- pertenmeinung inzwischen eine bei weilegen? Am besten, so dachten die Opel- tem bessere Qualität als ihr Ruf. Und auch
RE
Werber, man zeigt ihre Absurdität auf: der scheint sich zu verbessern.
MATT WEBB, 45, studier-
ter Physiker, ist Gründer des britischen
Designstudios Berg, das
mit der Erfindung von
„Little Printer“ sowie
der Berg Cloud, international bekannt wurde,
einer EntwicklerPlattform für vernetzte
Apparaturen. Jüngst
hat das US-Magazin
„Fast Company“ Webs
Kreativschmiede in die
Liste der 50 innovativsten Unternehmen der
Welt aufgenommen.
Umparken im Kopf: die Website zur Kampagne
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14 REPUBLIK – ZEITUNG FÜR NEULAND
Flagge zeigen – Der Festival-Planer
Das komplette Programm auf einen Blick
Donnerstag, 15. Mai, 9:30 Uhr bis 18 Uhr
15. MAI, OBERHAFENQUARTIER, HAMBURG – DER ADC-KONGRESS
INNOVATION. CHANGE THE GAME.
CHANGE THE MARKET
NICHTS WIRD DEN KAMPF UM DIE ZUKUNFT DER MÄRKTE MEHR ENTSCHEIDEN, ALS DIE INNOVATIONSKRAFT
DER UNTERNEHMEN. WER VOR ZEHN JAHREN NOCH AUFGRUND EINER NEUERUNG MARKTFÜHRER WAR, KANN
HEUTE SCHNELL IN DIE KNIE GEHEN. WIE TECHNOLOGISCHE UND KREATIVE INTELLIGENZ ZUSAMMENARBEITEN
KÖNNEN, DARÜBER SPRECHEN KREATIVE, WISSENSCHAFTLER UND UNTERNEHMER AUS DER GANZEN WELT.
1
2
3
10:00 Uhr
10:30 Uhr
11:00 Uhr
Gründungspartner von J. Mayer H.
und Partner, Architekten
Innovative Räume –
Could Should Would
Philosoph, Autor, Künstler und
Musik-Produzent
The Internet Revolution
as Revolutionary Game Changer
Leiter des Fachbereiches Human Computer
Interaction am Hasso-Plattner-Institut
Change the Game:
Papier schlägt Schere!
JÜRGEN MAYER H.
4
ALEXANDER BARD
5
PATRICK BAUDISCH
6
11:30 Uhr
13:30 Uhr
14:00 Uhr
Gründer und CEO
von BERG Cloud
Designing Connected Devices,
and Connected Experiences
Chief Creative Officer
von AKQA
The Agency of the Future:
Von Art & Copy zu Art & Code
Leiter Zukunftsforschung
und Trendtransfer Volkswagen AG
Bildende Kunst als Vorbote
zukünftiger Mobilität
MATT WEBB
7
REI INAMOTO
8
WOLFGANG MÜLLER-PIETRALLA
9
14:30 Uhr
16:00 Uhr
16:30 Uhr
Gründer von
North Kingdom
Sites and Shops:
Best Digital Creation
CEO des Copenhagen Institute
for Future Studies
Future driven Innovation – the Trend
is Shaping the Product
Mitgründer und globaler CCO
von Anomaly
The Creative Power of
Human Connections
ROB LINDSTRÖM UND ROGER STIGHÄLL
10
17:00 Uhr
KOERT VAN MENSVOORT
Künstler, Philosoph, Geschäftsführer
des Next Nature Network
Nature meets Future:
How Technology becomes Nature
CLAUS KJELDSEN
15. Mai 2014, ab 20 Uhr
ADC Awards Show
Die Awards Show im TUI-Operettenhaus ist der feierliche Höhepunkt
des ADC-Festivals.
15. Mai 2014, ab 22 Uhr
ADC After Show Party
Erst mitfiebern. Dann mitfeiern!
Das Highlight in der Fischauktionshalle – der Live-Act „Rakede“.
Tickets unter: www.adc.de
MIKE BYRNE
16. Mai 2013, 9:30 bis 17 Uhr
ADC-Nachwuchskongress
Feel. Create. Innovate
Der Nachwuchstag bietet Schülern,
Studenten und Junioren einen
Kongress sowie Informationen
zu Karrierethemen und potenziellen Arbeitgebern. Außerdem
präsentieren sich Universitäten
und Design-Hochschulen.
Weitere Infos: www.adc.de
REPUBLIK
DIE ZEITUNG
FÜR NEULAND
DIE MACHER
Eine der renommiertesten Tageszeitungen der Welt und mit1,17 Millionen Lesern (AWA 2013) bester
Werbeplatz für Ihre Marke.
HORIZONT ist die Wochenzeitung
für Marketing, Werbung und Medien
und erscheint im Deutschen Fachverlag, Frankfurt am Main.
DER WEB GUIDE
Ausführliche Infos zum Programm
www.adc.de
Reportagen vom Festival
www.horizont.net/adc2014
DAS IMPRESSUM
REPUBLIK (RE)
Zeitung für Neuland
Herausgegeben von
Frankfurter Allgemeine Zeitung
HORIZONT
Eine Produktion von HORIZONT
Gesamtverantwortung:
Markus Gotta
Verlagsleitung:
Peter Gerich
Chefredaktion und
presserechtlich verantwortlich:
Dr. Uwe Vorkötter, Volker Schütz,
Jürgen Scharrer
Redaktion:
Fabian Wurm
Mitarbeit: Julia Bröder, Anja Sturm,
Alexander Rehm
Gestaltung:
Andreas Liedtke
Fotos:
Sean Kennedy Santos / AKQA (S.1,4),
ADC, Art Directors Club (S.2),
Paulina Holmgren / North Kingdom (S.7),
Harry Schnittger (S.8), Speakers Net (S.10),
Kay Herschelmann (S.12); Timo Arnall (S.12)
Media Service:
Timo Liebe
Verlag:
Deutscher Fachverlag,
Mainzer Landstr. 251, 60326 Frankfurt
Geschäftsführung:
Angela Wisken (Sprecherin),
Peter Esser, Markus Gotta, Peter Kley,
Holger Knapp, Sönke Reimers
Aufsichtsrat:
Klaus Kottmeier,
Andreas Lorch, Catrin Lorch, Peter Ruß
Produktion: Printmedienservices dfv
Druck: Frankfurter Societäts-Druckerei,
www.societaets-druck.de