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DEPRESSION
Wenn Sie Ih ren Ge s p r ä c h s p a rtner nach seinem Befinden
fragen, w i rddie Person in den meisten Fällen antwo rte n ,es
gehe ihr gut. Leider entspricht diese Antwort bei einem
Großteil der Bev ö l ke rung nicht der Wahrheit.
Schätzungen zufolge leiden rund 100.000 Belgier an einer
Depression. Wohl jeder Zehnte wird irgendwann in seinem Leben eine depressive Phase durchmachen. Da die
Kra n kheit selbst heute noch ein Tabuthema ist, leben zahlreiche Pat i e nten ohne die Unterstützung und das
Verständnis ihres Umfelds.
Au fg rund der fehlenden Hilfe und der scheinbare n
Si n n l o s i g keit ihres Le bens sehen die Betro f fenen oft
schließlich keinen Au s weg mehr und versuchen sich das
Le ben zu nehmen. Die Selbstmordrate ist bei den depre ssiven Mitmenschen etwa 30 Mal höher als bei der restlichen Bev ö l ke ru n g.
“Informationen für Ihre Gesundheit”
Freie Krankenkasse – 2005
Verantwortlicher Herausgeber:
H. Heck, Freie Krankenkasse,
Hauptstraße 2 - 4760 Büllingen
2005/10
Schon heute zählt die De p ression zu den häufigste n
Erkra n kungen in den Industriestaaten. In 2020 wird sie laut
WHO (Weltgesundheitsorganisation) voraussichtlich den
Sp i t ze n p l atz einnehmen. Depressionen sind in allen
Sozialschichten und Al te r s klassen gleichermaßen verbreitet. Selbst bei Kindern und Jugendlichen sind immer mehr
De p ressionen anzutreffen. Studien haben zudem ergeben,
dass Frauen mehr als doppelt so häufig erkra n ken wie
Männer.
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EIN LEBEN OHNE LICHTBLICK
EINE DEPRESSION ERKENNEN
Die Depression ist eine Krankheit, genau wie Bluthochdruck oder Krebs – und
sie ist heilbar. Leider sind die Anzeichen dieses Leidens nicht immer eindeutig
erkennbar. Aufgrund der mangelnden Information über Depressionen stoßen
Betroffene in ihrem sozialen Umfeld häufig auf Unverständnis und Intoleranz.
Gut gemeinte Aufmunterungen wie „Kopf hoch, das wird schon wieder“ oder „du
musst lernen, positiv zu denken“ können die Situation noch verschlimmern,
denn gerade dazu ist der Patient nicht imstande. Ihm ist es nicht mehr möglich,
ein normales Leben zu führen und seinen Alltag zu meistern. Zusätzlich zur
ohnehin schon vorhandenen Niedergeschlagenheit entwickelt er ein Gefühl von
Nutzlosigkeit und Unfähigkeit. Ein negatives Selbstbild, Selbstvorwürfe und
Minderwertigkeitsgefühle führen häufig dazu, dass sich depressive Menschen
von der Außenwelt abkapseln.
Die wohl charakteristischsten Merkmale einer Depression sind eine pessimistische Lebenseinstellung sowie tiefe Traurigkeit. Auch das plötzliche Aufgeben
von Hobbys, schwindendes Interesse am Alltagsleben, Schlafstörungen oder
unerklärliche Müdigkeitszustände deuten auf eine Depression hin.
Nicht selten treten zudem körperliche Beschwerden auf (Kopf-, Rücken- oder
Gliederschmerzen, Verdauungsstörungen, Zittern, Schwindel,…).
Depression oder seelische Verstimmung?
Jeder erwischt mal einen schlechten Tag oder fühlt sich kraftlos und ausgepumpt. Stimmungsschwankungen gehören zum Alltag. Meist ist eine solche
Niedergeschlagenheit oder Hoffnungslosigkeit auf ein bestimmtes Ereignis
oder auf konkrete Erfahrungen zurückzuführen. Auch körperliche Zustände
(z.B. Monatsblutung), zwischenmenschliche Auseinandersetzungen oder äußere Umstände (Wetter) sind häufig Auslöser für eine seelische Verstimmung.
Sobald die Lage sich geändert hat, der Betroffene die Situation annimmt oder
eine Lösung für das Problem gefunden wurde, bessert sich der Gemütszustand.
Ist jemand etwas niedergeschlagen, so wird er im Volksmund häufig als
„depressiv“ bezeichnet. Mit dem medizinischen Begriff Depression hat dieser
Zustand jedoch nichts zu tun.
Die Depression ist eine ernste Krankheit, die ohne Behandlung lebensgefährliche Ausmaße, z.B. in Form von Selbstmordversuchen, annehmen kann. Sie
bricht häufig ohne konkrete Ursache aus. Nicht selten ist aber im Vorfeld der
Erkrankung eine Häufung negativer Erlebnisse zu beobachten. Selbst wenn
diese nur geringe Ausmaße annehmen, können sie die Betroffenen in schwere
seelische Nöte bringen. Auch biologische Faktoren, wie bspw. eine
Stoffwechselstörung oder bestimmte Krankheiten können eine Depression auslösen. Eine Depression muss unbedingt fachärztlich behandelt werden. Selbst
dann lässt eine Besserung des Zustands monatelang – in manchen Fällen sogar
mehrere Jahre lang - auf sich warten.
Die häufigsten Anzeichen einer Depression sind:
• ständige Müdigkeit und ein erhöhtes Schlafbedürfnis;
• Schlafstörungen (erschwertes Einschlafen und häufiges Aufwachen);
• allgemeines Desinteresse;
• Reizbarkeit;
• Konzentrations- und Gedächtnisschwäche;
• Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle;
• Ängste, Hoffnungslosigkeit und ein Gefühl von Nutzlosigkeit;
• unbegründete Tränenausbrüche oder die Unfähigkeit zu weinen;
• körperliche Beschwerden (siehe oben);
• Energieverlust und Unentschlossenheit;
• Appetitmangel;
• Gewichtsabnahme.
In den meisten Fällen klagen die Patienten nur über einige der genannten
Symptome. Eine eindeutige Diagnose erweist sich dadurch als schwierig. Wenn
die Beschwerden jedoch aus unerklärlichen Gründen über mehrere Monate
hinweg andauern, sollte an eine Depression gedacht werden.
Je nach Stärke des Leidensdrucks entwickelt der Betroffene sogar Selbstmordgedanken. Bei Menschen mit einer so genannten schweren Depression
(dauert länger an als fünf Jahre) liegt die Selbstmordrate bei 15 Prozent.
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ENTSTEHUNG EINER DEPRESSION
JEDE DEPRESSION IST ANDERS
Eine Depression kann viele Ursachen haben. In den meisten Fällen ist sie jedoch
nicht auf einen bestimmten Auslöser zurückzuführen. Erst die Häufung mehrer
Umstände und Probleme lassen den Betroffenen allmählich in einen depressiven Zustand verfallen. Die Gründe können dabei im körperlichen, moralischen
oder sozialen Bereich liegen.
In einigen Fällen gibt es allerdings eine scheinbar konkrete Ursache für die
Erkrankung. Häufig ist dies jedoch eine Lebenssituation, die das “Fass zum Überlaufen” gebracht hat. Hierbei handelt es sich meistens um eine Verlustsituation,
die der Patient nicht akzeptieren kann.
Depression ist nicht gleich Depression. Je nach Ursachen, Schwere und Verlauf
wird die Krankheit in Gruppen unterteilt. Die Einordnung erweist sich jedoch
häufig als sehr schwierig, da die Übergänge zwischen den Kategorien schleichend und die Symptome nicht immer eindeutig sind. Bei manchen Patienten
äußert sich eine Depression fast nur in körperlichen Beschwerden wie bspw.
Verdauungsprobleme, Kopf-, Rücken- oder Gliederschmerzen, Schlafstörungen, ständige Müdigkeit, … Wenn der seelische Notstand in den Hintergrund
tritt, vergehen oft Monate, bis die richtige Diagnose gestellt werden kann.
Aus klinischer Sicht gehört die Depression – genau wie auch die Manie – zu den
so genannten affektiven Störungen. Während die Manie durch ein übermäßiges
Hochgefühl, Enthemmung, Selbst ü b e rschätzung und häufig auch durc h
Leichtsinn gekennzeichnet ist, treten bei depressiven Erkrankungen die entgegengesetzten Symptome auf. Man unterscheidet zwischen folgenden Typen:
Mögliche Auslöser für eine Depression:
• Verlust des Arbeitsplatzes;
• ungewollter Umzug;
• Verlust eines nahe stehenden Menschen oder eines Haustiers;
• anhaltende Überforderung;
• durch Unfall oder Krankheit entstandene körperliche Einschränkungen;
• Verlust bestimmter geistiger Fähigkeiten mit zunehmendem Alter.
Auch familiäre Häufungen von Depressionen oder vergangene, nicht verarbeitete Traumata sind in vielen Fällen Auslöser einer depressiven Störung.
Manchmal wird die Depre ssion als Begle i te rscheinung einer andere n
Grunderkrankung angesehen. Dies kann der Fall sein bei:
• diversen Infektionskrankheiten, Gelbsucht, rheumatischen Erkrankungen,
Grippe;
• Hormonstörungen und den Hormonhaushalt betreffende Krankheiten (z.B.
Diabetes);
• Erkrankungen des Nervensystems (Parkinson, Epilepsie, Multiple Sklerose, …);
• anderen schweren Krankheiten (z.B. Krebs, AIDS, …).
Besonders in diesen Situationen ist die Depression als solche schwer zu erkennen und zu behandeln.
Depressive Episode
Sie ist gekennzeichnet durch einen verminderten geistigen und körperlichen
Antrieb sowie durch Schlafstörungen. Hinzu kommen unbegründete Angst,
innere Unruhe, sozialer Rückzug und Todeswünsche. Je nach Schwere der
Erkrankung leidet der Betroffene an einer leicht gedrückten Stimmung bis hin
zu starkem Schwermut. Folgende Unterkategorien der depressiven Episode
sind bekannt:
• Gehemmte Depression: mehr oder weniger stark eingeschränkte Aktivität;
• Psychotische Depression: Auftreten von Halluzinationen und Wahnideen;
• Larvierte Depression: körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder
Schwindel;
• Agitierte Depression: ängstliche Getriebenheit, Bewegungsunruhe, Hektik.
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Dysthymia
Die Dysthymia ist eine leichte, chronische depressive Verstimmung. Zwar belastet sie den Betroffenen; den Alltag kann er in der Regel jedoch mehr oder we n iger problemlos meistern. Diese Form der Depression tritt fast ausschließlich im
Erwachsenenalter auf und lässt sich in mehrere Typen unte r teilen:
• Wochenbettdepression: depressiver Zustand der Mutter nach der Geburt
eines Kindes, der bis zu mehreren Monaten anhalten kann;
• Erschöpfungsdepression: Depression nach einer lang anhaltenden
Belastung oder nach wiederholten Schicksalsschlägen;
• Spätdepression: Depression nach dem 45. Lebensjahr, die durch eine
besonders hohe Selbstmordrate gekennzeichnet ist;
• Altersdepression: depressive Erkrankung, die nach dem 60. Lebensjahr auftritt (siehe nächste Seite).
Bipolare affektive Störung (manisch-depressive Erkrankung)
Charakteristisch sind anhaltende Stimmungsschwankungen von depressiv bis
euphorisch. Die wechselnden Gemütszustände stehen nicht oder nur sehr selten in Verbindung mit den Lebensumständen. Die Krankheit bricht vorwiegend
im jungen Erwachsenenalter aus und verläuft meist chronisch.
DEPRESSION UND ALTER
Im fortgeschrittenen Alter wird der Mensch häufiger mit schwierigen Situationen
konfrontiert als in seiner Jugend. Bei den meisten beginnt nach Ende der
Berufslaufbahn ein völlig neues Leben, in dem auch zahlreiche Verlustsituationen
durchlebt werden müssen. Die Depression kann bei älteren Menschen durch
Ereignisse in ihrer unmittelbaren Umgebung ausgelöst werden, aber manchmal
auch durch gesundheitliche Probleme. In diesem Fall spricht man von einer reakt i ven Depression, da diese nichts mit der Persönlichkeit des Menschen zu tun hat,
sondern ausschließlich auf die Lebensumstände zurückzuführen ist.
Im Alter ist es für den Betroffenen, die Angehörigen und für den Arzt oft besonders
schwierig eine Depression zu erkennen. Viele Menschen denken, eine gedrückte
Stimmung gehöre zum Alter einfach dazu. Dies stimmt so jedoch nicht, und
Depressionen können bei Senioren ebenso gut geheilt werden wie bei jüngeren
Patienten. Allerdings versuchen viele ältere Menschen ihre Depression zu vertuschen. Die Krankheit wird als Schande angesehen und die Betroffenen möchten
nicht, dass jemand von ihrem schlechten seelischen Zustand erfährt.
Umstände, die eine Depression bei älteren Menschen auslösen können:
Trauer: vor allem im Alter wird der Mensch mit Todesfällen von Angehörigen
und Freunden konfrontiert. Auch der Verlust eines lieb gewonnenen Haustieres
kann ältere Menschen in eine tiefe Krise stürzen.
Aggressionen und Übergriffe: Angriffe, Diebstähle oder andere Gewalttaten
verunsichern alte Menschen stark. Wenn sie es nicht schaffen, ihre Angst in den
Griff zu kriegen, kann sich daraus eine Depression entwickeln.
Verlust der Mobilität: mit zunehmendem Alter fällt es vielen Menschen schwer,
sich fortzubewegen – sie verfügen nicht mehr über ein eigenes Fahrzeug und
auch als Fußgänger fühlen sie sich vielleicht unsicher. Aus dieser Situation entsteht eine Abhängigkeit von anderen Personen, die den Betroffenen aufs Gemüt
schlagen kann.
Wohnungswechsel: besonders für alte Menschen ist es schwer zu verkraften,
aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen zu werden. Ein Umzug ins Altenheim
oder zu den Kindern ist ein spürbares Zeichen des Autonomieverlustes.
Gesundheitliche Probleme und Schmerzen: Verminderter Sehsinn, Gehörschäden, eine eingeschränkte Bewegungsfreiheit oder verstärkt auftretende
Schmerzen gehören zum Alte r. Für die Betroffenen ist dies aber meist mit einer
wachsenden Unsicherheit verbunden, die manche Menschen in eine Depression
stürzt.
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SELBSTMORDGEDANKEN ERNST NEHMEN
FRÜHZEITIGE SELBSTHILFE
Die meisten Geisteskrankheiten erhöhen die Selbstmordrate, doch Depressionen sind bei weitem die häufigste Suizidursache. Bei einer schweren Depression liegt das Selbstmordrisiko bei mehr als 15 Prozent.
Allerdings haben nicht alle Menschen, die versuchen sich umzubringen, wirklich Todeswünsche. In vielen Fällen möchten sie lediglich darauf hinweisen,
dass ihre Lebenssituation unhaltbar geworden ist. Wenn das Umfeld auf dieses
Signal nicht angemessen reagiert, steigt die Gefahr eines ernst gemeinten
Selbstmordversuches drastisch an.
Jeder erfährt Phasen des Verlustes, der Trauer oder des Leidens. Sie gehören
zum Leben. Ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit und
Kraftlosigkeit ist in diesen Situationen natürlich. Wer sich dann jedoch völlig
isoliert und versucht, seine Probleme alleine zu bewältigen, verschlimmert die
Lage zusätzlich.
Viele glauben, dass jemand der über Selbstmord redet, sich so etwas wohl nie
antun würde. Diese Annahme ist jedoch grundlegend falsch. Statistiken belegen, dass jeder dritte Mensch, der einen Suizidversuch unternimmt, vorher
einen Arzt oder einen Hilfs- bzw. Beratungsdienst kontaktiert hat. Wenn also
jemand Selbstmordgedanken äußert, sollte dies unbedingt ernst genommen
und möglichst schnell fachliche Hilfe in Anspruch genommen werden.
Gefährliche Fehleinschätzungen gegenüber Selbstmordgefährdeten:
Mit einer gefährdeten Person über Selbstmord reden, kann die Tat auslösen.
FALSCH: Das Thema zu meiden, ist der größte Fehler, den man machen kann.
Das Reden hilft dem Betroffenen, sich weniger isoliert und besser verstanden
zu fühlen.
Menschen, die mit Selbstmord drohen, schreiten nicht zur Tat.
FALSCH: Die Ankündigung der Selbsttötung ist ein wichtiges Zeichen, welches
immer ernst genommen werden muss.
Menschen, deren Selbstmordversuch scheitert, wollen nicht sterben. Mit wie derholten Versuchen möchten sie nur Aufmerksamkeit erregen.
FALSCH: wiederholte Selbstmordversuche sind stets so ernst zu nehmen, wie
der erste.
Die Person muss von den unvernünftigen Aspekten des Suizids überzeugt wer den, indem sie darauf hingewiesen wird, dass ihre Situation nicht schlimm ist
und dass sie ein glückliches Leben führen kann.
FALSCH: die Hoffnungslosigkeit einer selbstmordgefährdeten Person ist so
groß, dass sie die Argumente nicht aufnehmen kann. Schuldzuweisungen verschlimmern die Situation häufig.
• Reden hilft. Wer Probleme hat, sollte Hilfe bei Verwandten und Freunden
suchen.
• Ausreichend Schlaf (mindestens sechs bis sieben Stunden pro Nacht) ve rschafft
Abstand zu den Sorgen. Wer Probleme mit dem Einschlafen hat, sollte es sich
mit einem schönen Buch im Bett gemütlich machen – das entspannt.
• Ein geregelter Lebensablauf und eine ausgewogene Ernährung sind besonders
in Krisenzeiten von großer Bedeutung.
• Seelisch labile Menschen sollten versuchen, Stress und Sorgen gering zu halten.
Dies ist zwar nicht immer möglich, doch durch ein geord n e tes Leben können
unangenehme Situationen häufig vermieden werden.
• Tägliche Bewegung und regelmäßiger Sport heben die Stimmung und lassen die
Sorgen zumindest vorübergehend in den Hintergrund treten.
Personen, bei denen diese einfachen Maßnahmen nicht zu einer Besserung des
Zustands führen, benötigen medizinische Hilfe. Allein aus dem dunklen Tal
herauszukommen, ist fast unmöglich. Im Gegenteil: der oft starke Leidensdruck
kann das Ausüben der alltäglichen Aufgaben erschweren. Das Gefühl von
Nutzlosigkeit und Unfähigkeit verstärkt sich noch und die Betroffenen sinken
immer tiefer in den Sumpf der Depression. Die meisten der Betroffenen haben
zudem nicht die Kraft, den Teufelskreis der negativen Empfindungen selbst zu
durchbrechen:
• Unbewusst fühlt sich der Betroffene wohl in seinem Leiden.
• Menschen, die an einer Depression leiden, warten innerlich darauf, dass sich
ihre Situation noch verschlimmert. Die Bestätigung für dieses Verhalten erhalten
sie bei jeder neuen negativen Erfahrung.
• Depressions-Patienten unternehmen nichts mehr, was ihnen vorher Spaß machte.
Sie sperren sich sogar unbewusst gegen Angenehmes.
• Aus Scham isolieren sie sich immer mehr von der Außenwelt und sie möchten
Freunde und Verwandte nicht mit ihren Problemen belasten.
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UMFASSENDE BEHANDLUNGSMETHODEN
Eine Depression sollte unbedingt so schnell wie möglich behandelt werden. Nur
mit therapeutischer und medizinischer Hilfe können die Betroffenen ihre Krise
rasch überwinden und sich wieder wohl in ihrer Haut fühlen.
Die Behandlung einer Depression umfasst stets drei Eckpfeiler:
• Die Unterstützung von Freunden und Angehörigen zur Überwindung der sozialen
Probleme;
• eine psychotherapeutische Begleitung, welche das Aufheben der psychologischen Schwierigkeiten anvisiert;
• eine medikamentöse Behandlung mit so genannten Antidepressiva.
Die Arzneimittel bessern die neurobiologischen Beschwerden während einer
Depression (Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Wahrnehmungsstörungen).
In bestimmten Fällen werden zusätzliche Therapieformen angewandt. z.B.
Lichttherapie bei saisonal bedingten Depressionen.
Therapeutische Unterstützung
Der erste therapeutische Kontakt erfolgt meist mit dem Hausarzt. Dieser überweist den Patienten dann zur weiteren, angepassten Behandlung an einen
Psychologen oder Psychotherapeuten. In die Wahl einer individuellen Therapie
wird der Patient aktiv einbezogen. In vielen Fällen ist unter anderem eine Familientherapie notwendig, um die durch die Depression entstandenen Beziehungsstörungen mit den Angehörigen zu beheben.
Arzneimittel
Menschen mit einer Depression weisen einen Mangel an Serotonin (“Glückshormon”) und an anderen bestimmten Bote n sto f fen auf. Die eingesetzte n
Medikamente (Antidepressiva) gleichen das Defizit aus und wirken so gezielt gegen
die Stoffwechselstörung. Der Nachteil der Antidepressiva ist jedoch, dass ihre
Wirkung erst nach einer mehrwöchigen Einnahmezeit spürbar ist. Die Arzneimitte l
ve r u rsachen keine Abhängigkeit, in manchen Fällen jedoch starke Nebenwirkungen. Dies ist beispielsweise der Fall bei gleichzeitiger Einnahme von
Alkohol. Ein Abbruch der Behandlung mit Antidepressiva sollte immer nur unter
ärztlicher Aufsicht erfolgen. Fälschlicherweise werden Antidepressiva häufig als
“Glückspillen” bezeichnet. Dies ist jedoch nicht der Fall, denn sie wirken lediglich
ausgleichend auf die Produktion der betreffenden Botenstoffe. Menschen, die
Antidepressiva einnehmen, ohne an einer echten Depression zu leiden, können
zwar die Nebenwirkungen spüren, nicht aber den positiven Effekt.
Rückfall
Die Behandlung einer Depression nimmt viel Zeit in Anspruch. Geduld ist dabei
also sehr wichtig, denn weder die Einnahme von Arzneimitteln, noch die
psychologische Behandlung zeigen eine sofortige Wirkung. Ein Gefühl der Besserung tritt oft erst nach mehreren Wochen ein.
Bricht die Krankheit zum ersten Mal aus, so werden sowohl die medikamentöse als auch die Psychotherapie bis zum vollständigen Abklingen der Symptome
fortgeführt. Handelt es sich jedoch um ein wiederholtes Auftreten, so erweist
sich die Behandlung auf allen Ebenen als sehr langwierig.
In vielen Fällen heilt eine Depression nach einmaligem Erscheinen völlig aus.
W u rde die Krankheit jedoch nicht angemessen therapiert oder ist die
Behandlung frühzeitig unte r b rochen wo rden, so kann es zu schwe re n
Rückfällen kommen. Davon betroffen sind etwa zehn Prozent der Patienten;
man spricht von einer chronischen Depression. Hinzu kommt, dass jeder erneute Rückfall meist stärker ist als die vorige Depressionsphase und den Betroffenen immer mehr angreift.
Niemand ist in seinem Leben vollständig sicher vor einer Depression. Eine
Immunität wie bei anderen Krankheiten gibt es nicht. Selbst Personen, deren
seelische Gesundheit stets im Gleichgewicht ist, können durch unterschiedliche
Ursachen plötzlich in ein tiefes Loch fallen. Vor allem Menschen, die schon
depre ss i ve Phasen durchgemacht haben oder die häufig an Stimmungsschwankungen leiden, sollten auf ein inneres Gleichgewicht achten. Neben
einem geregelten Lebensablauf sowie der Vermeidung von Stress hilft das
Ausüben unte rschiedlicher Entspannungstechniken (Yoga, autogenes Training, …).
Dabei ist es wichtig, diese Praktiken auch in beschwerdefreien Zeiten nicht aus
den Augen zu verlieren.
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WEGWEISER FÜR ANGEHÖRIGE
Für die Angehörigen und Freunde bedeutet das Leben mit einem depressiven
Mitmenschen oft eine sehr große Belastung. Die Krankheit löst bei vielen
Außenstehenden Unsicherheit aus und sie wissen nicht, wie sie dem
Betroffenen helfen können. Vor allem ist es wichtig, sich über die Krankheit und
ihren Verlauf zu informieren. Nur so kann Verständnis für die Situation des
Patienten aufgebaut werden, und das ist es, was dieser unbedingt braucht.
Zudem sollte das Thema in der Familie und im Freundeskreis offen angesprochen werden.
Oft wird versucht, dem Betroffenen klar zu machen, dass sein Leben doch gar
nicht so schrecklich sei. Ein Fehler, der fatale Folgen haben kann, denn durch
diese und ähnliche gut gemeinte Bemerkungen wird der Patient darauf aufmerksam gemacht, dass alle Anderen ihr Leben im Griff haben. Ihm selbst
gelingt dies jedoch nicht. Er fühlt sich wie ein Versager und sinkt noch tiefer in
die Depression.
Wer merkt, dass in seinem Umfeld eine depressive Person lebt, sollte mit der
Situation sehr behutsam umgehen. Wenn sich der Kranke noch nicht in
Behandlung befindet, sollte man unbedingt versuchen, ihn zu einem Besuch bei
einem Arzt oder Therapeuten zu überreden. Dazu gehört jedoch eine Menge
Fingerspitzengefühl, denn der Betroffene darf sich nicht bedrängt oder in die
Enge getrieben fühlen, sonst verschließt er sich weiter und fällt tiefer in die
Depression hinein.
Freunde und Verwandte eines depressiven Menschen können ihm also lediglich
helfen, wenn sie ihm geduldig zuhören, ihm zu einer Therapie raten und ihn
darin unterstützen.
Wenn Sie selbst an einer Depression leiden oder ein Angehöriger davon betroffen
ist, können Sie sich an folgende Stellen wenden:
-
den Hausarzt
einen selbständigen Psychologen oder Psychotherapeuten
das Sozialpsychologische Zentrum (SPZ) in Eupen oder Sankt Vith
psychiatrische Dienste.
WEITERFÜHRENDE ADRESSEN
>
http://www.kompetenznetz-depression.de/
http://www.depression.de/
http://www.medizinfo.de/kopfundseele/de
pression/depression.htm
Französischsprachige Organisationen:
Ligue Bruxelloise francophone de la
Santé Mentale
rue du Président, 53
1050 Bruxelles
Tel.: 02 511 55 43 - Fax: 02 511 52 76
[email protected]
Ligue Wallonne de la Santé Mentale
Rue Muzet, 32
5000 Namur
Tel.: 081 23 50 10 - Fax: 081 22 62 54
[email protected]
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