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neue verpackung> 04.2001
branche> Lebensmittel
White Cap-Verschlüsse
Standardisierung
ebnete den Weg
1926 gründeten die Brüder William und
Phil White in Chicago das Unternehmen
White Cap Company. Sie entwickelten
einen neuen Verschluss für Gläser: Ein
Schraubverschluss aus Weißblech, der
von Abfüllern für allerhand Produkte zu
verwenden und vom Verbraucher ohne
Hilfsmittel zu öffnen war.
> Der Durchbruch erfolgte, als sie auf
die Idee kamen, die Gläser während des
Verschließprozesses durch einen mit
Dampf gefüllten Raum laufen zu lassen.
Der Dampf lässt im Kopfraum des verschlossenen Glases ein Vakuum entstehen. Zusammen mit den Verschließnocken am Twist Off-Verschluss und dem
Gummiring, der für die Abdichtung auf
dem Glasrand sorgt, ergibt dies einen
hermetischen Verschluss. In Kombination mit einem daran anschließenden
Konservierungsprozess bleibt der Inhalt
jahrelang gut erhalten. Diese Methode
wurde weltweit bekannt unter dem Namen „Vapour Vacuum“.
Auch Verschließapparatur im Angebot
Von großer Bedeutung war dabei, dass
sie (neben einer kompletten Reihe von
Twist Off-Abmessungen) auch eine Verschließapparatur auf der Basis des Vapour Vacuum-Systems entwickelten. Ein
weiterer für die schnelle Verbreitung des
Twist Off-Systems wichtiger Punkt war
die Standardisierung, auf die sich die
Brüder White mit den Glashütten einigten. Die Standardmündungen und darauf passenden Twist Off-Verschlüsse
wurden schnell auf der ganzen Welt akzeptiert.
Ende der 60er Jahre kamen Twist
Off-Verschlüsse auch in Europa auf. In
England griff Metal Box nach einer Lizenz, Schmalbach-Lubeca, Braunschweig, folgte wenig später. Mit einer
Kraftanstrengung führte der Packmittelhersteller den neuen Verschluss in den
deutschen Markt ein und überzeugte
die Hersteller von Gemüse-, Obst- und
Fleischkonserven sowie von Babynahrung, Soßen, Säften und anderen Produkten von den Vorteilen des Systems
zu überzeugen.
Auch das Unternehmen Züchner erkannte den Markt und erwarb eine Lizenz von Anchor Hocking, dem zweiten
großen Twist Off-Produzenten. Für die
Niederlande hielt Thomassen en
Drijver–Verblifa eine Lizenz. Wie in
Deutschland und England konstruierten
die Niederländer Produktionslinien und
schafften Twist Off-Verschließmaschinen an, um mit Nahrungsmitteltechnologen und Kundendienstmonteuren das
Twist Off-System im vollen Umfang anbieten zu können.
Ende der 60er Jahre war zudem das
Potential von Glasverpackungen noch
nicht ausgereizt. So waren Weißblechdosen bei vielen Produkten dominant.
Die wenigen Gläser, die zum Einsatz kamen, hatten simple Aluminiumdeckel
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Lebensmittel
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Die Entwicklung der geeigneten Verschließmaschinen war ein Meilenstein in der Erfolgsgeschichte
der Twist Off-Verschlüsse.
Heute sind Verschlüsse
in verschiedenen standarsisierten Größen
und Ausführungen erhältlich. (Alle Fotos:
Evert van der Weg)
Die Verschlüsse zeigen
durch ein Geräusch
während der Erstöffnung die Unversehrtheit des Produktes an.
wie Omnia- und Pano-Deckel oder WeißblechSchraubdeckel
als Verschluss, die weder verbraucherfreundlich noch leicht zu
öffnen, wiederverschließbar oder attraktiv waren. Twist OffVerschlüsse kamen zur rechten Zeit und entsprachen den sich
ändernden Bedürfnissen der Verbraucher.
Attraktiver Glasbehälter mit farbigen Deckel weckte Kauflust
Mit dem Wohlstand stieg auch die Nachfrage nach besseren
und bequemeren Verpackungen mit höherer Qualität. Glas
war auf Grund seiner Transparenz besonders geeignet. Parallel
dazu bahnte sich das Supermarktsystem seinen Weg: Produkte
in den Regalen mussten sich quasi selbst verkaufen Viele große Nahrungsmittelhersteller (Unilever, Nestlé, Heinz, Granini,
Hero, Nutricia, Hipp, Kühne, Stute und viele andere waren dabei) fingen deshalb an auf Glasbehälter mit Twist Off-Ver-
schlüssen um zu stellen. Die derart verschlossenen Glasbehälter waren zunächst teuerer als bestehende Verpackungen, weil
die Gläser ziemlich dickwandig waren, die Twist Off-Verschlüsse noch keine Massenware darstellten und der Verarbeitungsprozess noch nicht optimal lief. Außerdem mussten die gläsernen Behälter vorsichtiger (also langsamer) durch das Werk
transportiert werden. Und der Inhalt war bei weitem nicht so
schnell zu sterilisieren wie beispielsweise in Weißblechdosen.
Für Babynahrung wurde schon bald der PT-Verschluss (Press
On Twist Off-Verschluss) entwickelt, der durch eine besondere
Konstruktion eine noch größere Verschließsicherheit garantiert.
Für Produkte, die den so genannten „Tamper Evidence“ fordern, also anzeigen ob Verpackung und Inhalt unversehrt sind,
wurden Kunststoff-Verschlüsse mit einem Kunststoff-Reißband am Deckel eingeführt. Und die Vorteile von Metall und
Kunststoff kombinieren die „composite Verschlüsse“, die einen
Metalldeckel als Kern haben und zusätzlich mit einem Abreißband ausgestattet sind.
Um die Präsentationsmöglichkeiten der Twist Off-Verschlüsse
möglichst optimal nutzen zu können, wurden die Verschlüsse
stetig weiterentwickelt. Auch neue Drucktechniken trugen zur
besseren Gestaltung bei. Zudem wurde eine Skala an der Testapparatur (wie der „Dud Detector“) entwickelt, die es dem Abfüller ermöglicht die Funktion des Verschließsystems zu prüfen. Auf Verbraucherseite zeigen sogenannte „Buttons“, die
beim Öffnen ein hörbares Signal abgeben, die Unversehrtheit
des Verschlusses an.
Bei den Verarbeitungsgeschwindigkeiten fand eine echte Revolution statt: In den 60er Jahren freute man sich schon über eine Füll-/Verschließgeschwindigkeit von 50 Stück pro Minute,
heutzutage sind Geschwindigkeiten von mehr als 1.000 Stück
in der Minute erreichbar. Auch die Ausfallquoten sind inzwischen auf niedrige Werte abgefallen. >|
Evert van de Weg
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