Der brennende Dornbusch

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Der brennende Dornbusch
ANDREAS FETT
Der brennende Dornbusch
TROST
FÜR NICHTSNUTZIGE
KNECHTE
Neulich machte ich mit unseren Kindern einen
Spaziergang. Wir wollten meiner Frau entgegengehen, die wir von einem Einkauf zurück
erwarteten. Als die drei das Auto kommen sahen, rannten sie querfeldein, um als Erste bei
ihr zu sein. Unsere Jüngste blieb etwas zurück.
Kurz darauf hörte ich ihr klägliches Schreien.
Sie hatte sich in einem Dorngestrüpp verheddert, war gestürzt und schrie, weil sie sich alleine nicht befreien konnte.
„Mose aber weidete die Herde Jitros, (...) Und er
trieb die Herde über die Wüste hinaus und kam
an den Berg Gottes, den Horeb. Da erschien ihm
der Engel des HERRN in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch. Und er sah hin, und
siehe, der Dornbusch brannte im Feuer, und der
Dornbusch wurde nicht verzehrt. Und Mose
sagte sich: Ich will doch hinzutreten und dieses
große Gesicht sehen, warum der Dornbusch
nicht verbrennt.“ (2Mo 3,1-3)
Verhängnivolle Dornen
Warum ist Mose eigentlich in Midian? Nun, er
war auf der Flucht. Vielleicht hingen in Ägypten
noch immer die „Wanted-Plakate“ mit seinem
Portrait. Aber nach 40 Jahren dürfte wohl viel
Gras über die Sache gewachsen sein...
Wozu gibt es überhaupt Dornen? Sie sind doch
nur lästig, schmerzhaft und hinderlich.
• Dornen bringen keine Frucht (Lk 6,43f)
• Dornen spenden keinen Schatten (Ri 9,15)
• Dornen liefern kein Brennholz (Ps 118,12)
Wer würde schon freiwillig durch ein Dorngebüsch streifen? Wie auch Salomo beobachtet hat,
macht jeder gerne einen weiten Bogen darum:
„Dornen sind auf dem Weg des Verschlagenen; wer sein Leben bewahren will, hält
sich fern von ihnen.“ (Spr 22,5)
Dornen sind wirklich ein Fluch, eine botanische
Bedrohung – nicht nur für uns Menschen.
Und Gott sprach zu Adam: der Erdboden
sei verflucht um deinetwillen: (...) Dornen
und Disteln wird er dir sprossen lassen.
(1Mo 3,17)
Ja, Dornen meidet man besser! Aber einer tut es
nicht: Unser Gott! Er gibt sich ganz bewusst mit
„Dornbüschen“ ab. Diese erstaunliche Tatsache
wird besonders deutlich in der Berufungsgeschichte von Mose, dem Gott ausgerechnet in
einem Dornbusch erscheint:
Viel Gras? Das kann man von seiner derzeitigen
Umgebung nicht gerade sagen. Nur Wüste, soweit das Auge reicht. Um die paar Schafe zu versorgen, muss Mose sie schon sehr weit treiben.
Unser Text sagt: „Mose trieb die Herde über die
Wüste hinaus.“ Und wirklich – heute sollte der
Durchbruch geschehen. Es sollte der letzte Tag
einer sehr langen öden Ära werden.
Wer von uns
kann sich bei
verzehrendem
Feuer aufhalten? Wer
kann sich bei
ewigen Gluten
aufhalten?
Jes 33,14
„Da ist doch was im Busch!“
„Und er sah hin, und siehe, der Dornbusch
brannte im Feuer ...“ (2Mo 3,2)
Dornbüsche sind am Sinai wirklich nichts besonderes. Ihr widerborstiges Gestrüpp bildet die
einzig nennenswerte Vegetation dieser Gegend.
Brennende Dornbüsche sind da schon seltener.
Aber auch das kennt Mose. Dafür gibt es einige
plausible Erklärungen.
Aber ein brennender Dornbusch, der nicht verzehrt wird? Das sprengt seine Vorstellungskraft.
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Wann sind wir das letzte Mal einem „brennenden
Dornbusch“ begegnet? Jemandem, der vielleicht
schwach und unansehnlich schien, aber etwas
von Christus ausstrahlte? Ein Mensch in dem ein
Feuer Gottes brennt – ein unauslöschlicher Eifer,
eine glühende Liebe, eine anziehende Heiligkeit?
Viele bleiben nach einer solchen Begegnung bei
der bloßen Kenntnisnahme stehen und setzen
ihren gewohnten Trott fort. Man begegnet vielleicht einem herausfordernden Christen, aber was
hilft das schon? Nach einer stillen Bewunderung
bleibt alles beim Alten.
Oder man hat eine Begegnung mit der Wirklichkeit Gottes, lässt sich aber nicht weiter auf ihn
ein. Das Geheimnis des „Feuers“ bleibt verborgen.
Nicht so bei Mose. Bis vorhin war er lediglich ein
neutraler Beobachter. Aber jetzt verlässt er seinen Weg. Mose will es wissen. Er will „herzutreten“, wörtlich heißt es hier: „Ich will vom Weg
... und die
Flamme wird
dich nicht
verbrennen.
Jes 43,2
abbiegen“. Er fragt sich: „Was verbirgt sich hinter diesem Geschehen? Wie kann es sein, dass
diese Dornen nicht verzehrt werden?“
Und wir? Gehen wir den Dingen wirklich auf den
Grund? Nähern wir uns diesem Geheimnis mit
heiliger Wissbegier? Bücken wir uns tief und beobachten sorgfältig und aufmerksam, oder nur
beiläufig und oberflächlich? Man vergleiche
dazu Petrus und Johannes in Joh 20, 5+6!
Schauen wir genauer hin
Warum ist Moses Leben in Midian mehr
von Disteln und Dornen als von Milch
und Honig gekennzeichnet? Wieso ist
von dem ehemaligen Eiferer nur ein
„geknickter Halm“ und ein „glimmender Docht“ übrig geblieben? (Jes 42,3)
Warum ist sein Feuer der Asche und
seine Kraft der Ohnmacht gewichen?
Nach einem kurzem Aufflammen
damals in Ägypten scheint
seine Motivation für
alle Zeit erloschen.
Mose vor dem brennenden
Dornbusch. Nach einer
Skizze von Raphael
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Aber an diesem Tag sieht er: Es geht auch anders!
Der Dornbusch brennt, aber er verbrennt nicht!
Ob Mose andeutungsweise etwas von dem Geheimnis ahnt, das Paulus in Kolosser 1,26 erwähnt?
Das Geheimnis, das von den Zeitaltern (…)
her verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen geoffenbart worden ist. Ihnen wollte
Gott zu erkennen geben, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses
unter den Nationen sei, und das ist: CHRISTUS IN EUCH, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Es gibt Hoffnung für jeden Ausgebrannten und
Geknickten. Es gibt Hoffnung für den unnützen
Dornbusch. Gott will in ihm Wohnung machen!
Denn so spricht der Hohe und Erhabene,
der in Ewigkeit wohnt und dessen Name
der Heilige ist: In der Höhe und im Heiligen wohne ich und bei dem, der zerschlagenen und gebeugten Geistes ist, um zu be-
leben den Geist der Gebeugten und zu beleben das Herz der Zerschlagenen.(Jes 57,15)
Mose hat die Erscheinung des Hohen und Erhabenen, der ihm im Dornbusch erschien, verstanden und offenbar niemals vergessen. Viel später,
an seinem Lebensende, betet Mose, als er einen
der zwölf Stämme Israels segnet (5Mo 33,13-16):
Gesegnet von dem HERRN ist sein Land!
1. Vom Köstlichsten des Himmels, vom Tau,
und von der Flut, die drunten lagert,
2. vom Köstlichsten der Erträge der Sonne
3. vom Köstlichsten der Früchte der Monde
4. vom Besten der uralten Berge
5. vom Köstlichsten der ewigen Hügel
6. vom Köstlichsten der Erde und ihrer Fülle
Und in welcher Aussage gipfelt dieser Segen?
Welche Gottesoffenbarung hat ihn beeindruckt?
7. ...und das Wohlgefallen dessen, DER IM
DORNBUSCH WOHNT. (5Mo 33,13-16)
Mose sagt nicht: „aufflammt“ oder: „erscheint“.
Nein, er ist ein Gott der im Dornbusch „wohnt“!
W. I. Thomas schreibt in seinem Buch: C HRISTUS
der Busch hält die Flamme am
Brennen. Es ist Gott in dem Busch – und so ist
jeder alte Busch zu gebrauchen.“
IN EUCH : „Nicht
Aus sich heraus war Mose eigenmächtig und
sehr bald ohnmächtig. Aber Gottes Wirken in
ihm und durch ihn – das Feuer in den Dornen wird von da an übermächtig! (Vgl. Jer 20,9)
Ihn verkündigen wir ... um jeden Menschen
vollkommen IN Christus darzustellen; wozu ich mich auch bemühe und kämpfend
ringe gemäß seiner Wirksamkeit, die IN mir
wirkt in Kraft. (Kol 1,28f)
Unser Herr – mit Dornen gekrönt
„Dornen sind auf dem Weg des Verschlagenen; wer sein Leben bewahren will, hält
sich fern von ihnen.“ (Spr 22,5)
Zu Dornen hält man besser einen sicheren Abstand. Doch genau das tat Jesus Christus nicht!
Er kam bewusst in eine Welt der Disteln und
Dornen – der Plage und Verletzbarkeit – um den
Fluch unserer Sünde auf sich zu nehmen.
Im Leiden und Sterben unseres geliebten Herrn
sehen wir, wie er ganz real die Folgen unsere
Sünde – sogar die Dornen – auf sich nimmt:
„Und sie flochten eine
Krone aus Dornen und
setzten sie auf sein
Haupt.“ (Mt 27,29)
Unsere Schuld wurde buchstäblich auf ihm „zusammengebunden“, wie Hosea schreibt,
so dass wir jubeln können:
„Wo sind, o Tod, deine
Dornen? Wo ist, o Scheol,
dein Stachel?“ (Hos 13,12f)
Er wurde mit Dornen gekrönt,
damit er unser Leben erlöse und uns „kröne mit
Gnade und Erbarmen.“ (Ps 103,4) Was für ein
unglaublicher Rollentausch!
Jesus Christus gleicht dem Widder, der zum
Stellvertreter wurde. Von Dornen festgehalten
erwartete ihn das Feuer des Altars an unserer
Stelle (1Mo 22,13). Damit Gott aus dem Dornbusch: „Mose, Mose!“ rufen konnte musste Christus unter Dornen „Eloi, Eloi!“ rufen. (Mt 27,46)
Was ist unsere Antwort auf die ‘Passion Christi’?
Können wir, wie Paulus, von uns behaupten:
CHRISTUS LEBT IN MIR; was ich aber jetzt
im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben an
den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich
selbst für mich hingegeben hat. (Gal 2,20)
Lassen wir tatsächlich zu, dass der Herr unser
Leben ganz beherrscht? Überlassen wir ihm jeden „Zweig“ unseres Dornbuschs zur Wohnung?
Können wir wie jener hingegebene Jünger beten:
Herr, zünde an den toten Reisighaufen
meines Lebens, gib, dass ich aufflamme
und für dich verbrenne. Verzehre mein Leben,
denn es ist dein. Ich trachte nicht nach einem langen Leben,
sondern nach einem erfüllten, gleich dir, Herr Jesus!
So schrieb Jim Elliot mit 20 Jahren in sein Tagebuch. 8 Jahre später war sein Leben „verzehrt“.
Aber es war ein erfülltes, fruchtbares Leben! ■
Christus
in euch,
die Hoffnung der
Herrlichkeit.
Kol 1,27
Einladung zu
Bibelstudier-Freizeiten
im Freizeithaus Schoppen
STU 2 12. - 18. September Alois Wagner / Mark Schibli
Themen: Der Titusbrief / Petrus und seine zwei Briefe
STU 3 24. - 30. Oktober Wolfgang Bühne / Andreas Fett
Themen: Die Charism. Bewegung / Mitarbeiterhilfen
Die Kosten betragen 100.- € (für Nichtverdiener 75.- €).
ANMELDUNG + INFORMATIONEN ausschließlich bei:
Fam. Klaas • Im Brannten 10 • 58540 Meinerzhagen
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