Die Rolle des Praxisanleiters
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Die Rolle des Praxisanleiters
Die Rolle des Praxisanleiters Zur Situation der praktischen Pflegeausbildung Pflege und Praxisanleitung Pflegekraft Praxisanleiter „Ich pflege als die, die ich bin.“ J. Juchli „Ich leite an als die/der, die/der ich bin….?!“ ….. Ch. Heinze 02.06.2016 2 Definition Praxisanleiter Nach dem Krankenpflegegesetz (KrPflG) vom 16.07.2003 sind Praxisanleiter Personen mit einer Erlaubnis nach Par. 1Absatz 1 des KrPflG die über eine Berufserfahrung von mindestens 2 Jahren sowie eine berufspädagogische Zusatzqualifikation im Umfang von mindestens 200 Stunden verfügen. Ch. Heinze 02.06.2016 3 Definition Praxisanleitung Die praktische Ausbildung umfasst 2500 Stunden in drei Jahren • davon soll die ausgewiesene Praxisanleitung 10 % betragen • dies entspricht einer wöchentlichen Anleitungszeit von 4 Stunden/Schüler Ch. Heinze 02.06.2016 4 Definition Praxisanleitung Die KrPflAPrV fordert eine sinnvolle Vernetzung von Theorie- und Praxisausbildung Lehrer = Praxisbegleiter Pflegefachpersonen = Praxisanleiter mit gemeinsamen Aufgabenstellungen und Verantwortungsbereichen Ch. Heinze 02.06.2016 5 Definition Praxisanleitung Dreijährig ausgebildete Pflegende, insbesondere Praxisanleiter, sind befugt, Schüler zum Zwecke ihrer Ausbildung unter unmittelbarer Aufsicht und Anleitung Pflegemaßnahmen ausführen zu lassen. Ch. Heinze 02.06.2016 6 Aufgaben von Praxisanleitern Ch. Heinze 02.06.2016 7 Rolle des Praxisanleiters Ohne Praxisanleiter keine Pflegeausbildung! Ch. Heinze 02.06.2016 8 Die Rolle des Praxisanleiters Rolle = Summe der Erwartungen, die an den Inhaber einer bestimmten sozialen Position gerichtet werden, z. B. Praxisanleiter ist immer für die Schüler zuständig Ch. Heinze 02.06.2016 9 Die Rolle des Praxisanleiters Erwartungen = gehen von verschiedenen Personengruppen aus, z. B. von Auszubildenden, KollegInnen, Pädagogen, anderen Berufsgruppen im Krankenhaus Ch. Heinze 02.06.2016 10 Die Rolle des Praxisanleiters Rollenselbstbild = enthält die Erwartungen, die der Rolleninhaber selbst an die eigene Rolle stellt, z.B. nach der Praxisanleiterausbildung möchte ich in jedem Dienst mit Schülern arbeiten Ch. Heinze 02.06.2016 11 Die Rolle des Praxisanleiters Rollenkonflikte Intrarollenkonflikte entstehen durch Erwartungen , die an eine Rolle des Rolleninhabers (Praxisanleiter) gerichtet werden, z.B. Praxisanleiter arbeitet immer mit den Schülern Ch. Heinze 02.06.2016 12 Die Rolle des Praxisanleiters Rollenkonflikte Leitung: wünscht sich qualifizierte Arbeit, hohe Motivation, gute Anleitung künftiger Mitarbeiter, Beitrag zum guten Ruf des Hauses Ch. Heinze 02.06.2016 13 Die Rolle des Praxisanleiters Rollenkonflikte Team: wünscht sich Verlässlichkeit, qualifizierte Mitarbeit, Entlastung („ihr seid ja heute zu zweit“), Kollegialität, Aufgeschlossenheit, Motivation Ch. Heinze 02.06.2016 14 Die Rolle des Praxisanleiters Rollenkonflikte Schüler: wünscht sich qualifizierte und engagierte Anleitung, Freundlichkeit, Geduld, Kompetenz, Praxisanleiter als menschliches und berufliches Vorbild, viel Zeit zum Üben Ch. Heinze 02.06.2016 15 Die Rolle des Praxisanleiters Rollenkonflikte Schule: wünscht sich gute und qualifizierte Praxisanleitung, Einhaltung vereinbarter Standards, Anleiter als Gesprächspartner Ch. Heinze 02.06.2016 16 Die Rolle des Praxisanleiters Rollenkonflikte Interrollenkonflikte entstehen durch unvereinbare Erwartungen , die an verschiede Rollen einer Person gerichtet werden, z.B. Praxisanleiter soll gleichzeitig mit Schülern arbeiten, aber auch FreundIn sein Ch. Heinze 02.06.2016 17 Die Rolle des Praxisanleiters Rollenkonflikte Praxisanleiter: wünscht sich von sich selbst gute und qualifizierte Praxisanleitung, hohe Fach- und Führungskompetenz, gute Beziehung zum Schüler, anerkannte und geschätzte Position im Team Ch. Heinze 02.06.2016 18 Rollenkonflikte zu viele oder überhöhte Erwartungen: • wenn sich eine Person selbst unter Druck setzt • wenn eine Person eigene, sehr hohe Ansprüche hat • wenn Menschen im Umfeld erhöhte Erwartungen haben Ch. Heinze 02.06.2016 19 Rollenkonflikte unklare Erwartungen • wenn der Arbeitsplatz gewechselt wird • wenn eine neue Aufgabe übernommen wird • wenn die Einarbeitung fehlt Ch. Heinze 02.06.2016 20 Rollenkonflikte fehlende Rollentrennung • wenn Personen ihre Rollen nicht klar trennen • wenn Verhaltensweisen aus einer Rolle mit in eine andere Rolle übernommen werden Ch. Heinze 02.06.2016 21 Berufliche Situation von Praxisanleitern Unklar definierte Strukturen • „angemessenes“ Verhältnis von Schülerzahlen zu Praxisanleiterstellen • Freistellung der Praxisanleiter vom „Dienst“ nur in wenigen Kliniken • fehlende finanzielle Eingruppierung von Praxisanleitern Ch. Heinze 02.06.2016 22 Lösungsansätze • „Praxisanleiter sind immer Teil des Teams, nie Einzelkämpfer“ • Schwierigkeiten, Ängste und Erwartungen im Team thematisieren • Unterstützer im Team suchen (Co-Anleiter) • Zeitabsprachen treffen Ch. Heinze 02.06.2016 23 Lösungsansätze • die Auszubildenden mit einbeziehen • fest eingeplante Gespräche führen (VorZwischen- Abschlussgespräche) • Schüler in Teambesprechungen einbeziehen und • sie/ihn das Protokoll schreiben lassen Ch. Heinze 02.06.2016 24 Situation/Rolle von Auszubildenden in der Praxis Anne Thiele, Wannseeschule Berlin untersuchte in ihrer Masterarbeit: „Entstehung von Belastungen bei Auszubildenden in der Gesundheits-und Krankenpflege während der praktischen Einsätze“ Ergebnis: fünf zentrale Phänomene Ch. Heinze 02.06.2016 25 Situation/Rolle von Auszubildenden Aus: Anne Thiele, Kongress Pflege 2016 02.06.2016 26 Situation/Rolle von Auszubildenden unantastbares Kollegium, gefestigte Gruppe Verhalten anpassen durch Ausloten und Herantasten Akzeptanz und Zugehörigkeit im Team Teil des Teams sein = höherer Lernerfolg Ch. Heinze 02.06.2016 27 Situation/Rolle von Auszubildenden besondere Belastung vor dem 1. Einsatz, dem Examenseinsatz, ITS, Notaufnahmen Verhalten anpassen durch Ausloten und Herantasten, bes. in den ersten Einsatztagen Neuer Einsatz Wie ist das Team? Gibt es Praxisanleiter? Wie ist der „Ruf“ der Station? Ch. Heinze 02.06.2016 28 Situation/Rolle von Auszubildenden Abhängigkeitsgefühl Schülerrolle haben Verhalten anpassen durch Ausloten und Herantasten Wissensdefizit, juristische Situation Beurteilung, Wertschätzung Ch. Heinze 02.06.2016 29 Situation/Rolle von Auszubildenden Handlungen der Pflegenden weichen z.T. stark von Theorie ab Theorie – Praxis Differenz Verhalten anpassen durch Ausloten und Herantasten Auszubildende vermissen die Möglichkeit zur Umsetzung nach Theorievorgaben Ch. Heinze 02.06.2016 30 Situation/Rolle von Auszubildenden subjektive Benotung Wunsch nach begründeter Benotung Benotung als Belastung erleben Verhalten anpassen durch Ausloten und Herantasten bessere Noten wenn Handlungen den Arbeitsweisen der Pflegenden angepasst werden Meiden von Konflikten führt zur besseren Note Ch. Heinze 02.06.2016 31 Folgen in der praktischen Pflegeausbildung • der Lernprozess orientiert sich weniger am Fachlichen oder an der direkten Interaktion mit dem Patienten, sondern er wird den Handlungen der Praxisanleiter/Pflegenden angepasst Ch. Heinze 02.06.2016 32 Folgen in der praktischen Pflegeausbildung • das Herausbilden einer eigenen Pflegeidentität wird erschwert • der Wunsch, im Beruf zu bleiben, wird verringert • zunehmend erfolgt eine Ablehnung theoretischer Konzepte mit Fortschreiten der Ausbildung („dafür ist eh keine Zeit“) Ch. Heinze 02.06.2016 33 Lösungsansätze für die praktische Pflegeausbildung • Verständnis der Praxisanleiter/Pflegenden für das Bedürfnis der Auszubildenden „dazugehören zu wollen“ • Auszubildende in Pausen und Gespräche einbinden • „Schüler“ mit Namen ansprechen • „Lernenden“ als solchen sehen, Fehler sind okay Ch. Heinze 02.06.2016 34 Lösungsansätze für die praktische Pflegeausbildung • Kritik äußern, Kritik annehmen • sich über die Ziele der Auszubildenden informieren, Lernarrangements ermöglichen (Lehrvisiten etc.) • Erwartungen des Praxisanleiters/der Station klar formulieren Ch. Heinze 02.06.2016 35 Lösungsansätze für die praktische Pflegeausbildung • Kontakt vor Beginn des ersten Einsatzes ermöglichen • gemeinsamer Dienst Auszubildender und Praxisanleiter (in der ersten Woche) • Infomappen der Station für Auszubildende • Ängste, Erwartungen im Unterricht thematisieren Ch. Heinze 02.06.2016 36 Lösungsansätze für die praktische Pflegeausbildung • konstruktive Kritik geben • Mut zur strengen Bewertung • Beurteilung/Prüfung nicht als Druckmittel verwenden • Projekte initiieren „Schüler für Schüler“ Ch. Heinze 02.06.2016 37 Fazit • Schule und Praxis sollten strukturiert miteinander arbeiten • gemeinsame Fortbildungen für Praxisanleiter, Pflegende und Lehrende • in enger Zusammenarbeit mit der „Schule“ über Bewertungsformen etc. diskutieren • Pflegende sind Vorbilder Ch. Heinze 02.06.2016 38 Fazit • German Quernheim hat sich mit der Praxisanleitung einer Einrichtung als Marketingbotschaft beschäftigt. • Gelebte Praxisanleitung ist Marktvorteil. • Schulabgänger erfragen gezielt die Ausbildungsqualität . • Aussagen von Hochglanzflyern und Webseiten werden in Internetforen überprüft. Ch. Heinze 02.06.2016 39 Fazit Wenn eine Schule oder eine Klinik selbst sagt, was für eine tolle Einrichtung sie sei, dann ist das Angeberei. Wenn ein Lernender das sagt, dann ist das Werbung. Wenn jemand zu einem guten Bekannten sagt, sein Freund habe gesagt, dass die Schule/Klinik die beste wäre und die Einträge im Internet echt sind – dann ist das Marketing. Ch. Heinze 02.06.2016 40 Fazit? Pflegekraft Praxisanleiter „Ich pflege als die, die ich bin.“ J. Juchli „Ich leite an als die/der, die/der ich bin….?!“ ….. Ch. Heinze 02.06.2016 41 Literatur • • • • • • Mamerow „Praxisanleitung in der Pflege“, 2010 Ekert/Ekert „Psychologie für Pflegeberufe“, 2014 Thiele „Entstehung von Belastungen bei Auszubildenden in der Gesundheits- und Krankenpflege während der praktischen Einsätze“ Kongress Pflege 2016 Quernheim „Praxisanleitung in der Berufsqualifikation“ Kongress Pflege 2016 KrpflG/APrV vom 16.07.2003 Gnamm/Denzel „Praxisanleitung – beim Lernen begleiten“, 1997 Ch. Heinze 02.06.2016 42