Bernau - Menzenschwand

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Bernau - Menzenschwand
badische zeitung
m i t t wo c h , 3 0. ap r i l 2008
WIR MACHEN BADEN BEINE
Von Hans Thoma zu Franz Xaver Winterhalter
WANDERN FÜR WISSBEGIERIGE (15):
E
in jedes der beiden Täler hat
sein Flüsschen, seinen Wasserfall, seinen Hausberg – und seinen Maler. Die Rede ist vom
Bernauer Hochtal und vom Menzenschwander Tal. Unsere heutige Wanderung verbindet die beiden Täler.
Wir beginnen unseren Weg beim Rathaus in Bernau-Innerlehen. In ihm befindet sich seit 1948 das Hans-ThomaMuseum (mittwochs bis freitags
10.30–12 und 14–17 Uhr, samstags,
sonntags und feiertags 11.30–17 Uhr). In
ihm findet man 90 Werke des
„Malerfürsten“ Hans Thoma
(1839–1924). Immer wiederkehrende Themen seiner
Bilder sind die Landschaft
seiner Heimat und das Leben in einer vergangenen
bäuerlichen Welt. Lange
musste der Künstler auf
Anerkennung warten.
Erst mit 60 Jahren wurde er zum Direktor der Karlsruher Kunsthalle und zum
Professor der dortigen Akademie berufen.
In der benachbarten Pfarrkirche St. Johann sind zwei Seitenaltäre zu sehen, die
er 1912 gemalt hat.
Wir wandern an der Bernauer Alb entlang bis Bernau-Dorf und von dort auf
dem Panoramaweg (Beginn beim kleinen
Parkplatz 300 Meter oberhalb der Landstraße) nach Bernau-Hof (rund vier Kilometer). Im Hochtal von Bernau (855 bis
1415 Meter) zählt man zehn Ortsteile.
Sie sind aus den einzelnen Lehenshöfen
entstanden, mit denen die Besiedlung des
Tales durch das Kloster St. Blasien im 11.
Jahrhundert begonnen hat. 1157 wird die
Kapelle im Ortsteil Bernau-Hof urkundGlockenführe
Finsterbühlhütte
Schanze
Herzogenhorn
Bernauer
Skihütte
Hofeck
Hof
Hinterdorf
Gr. Spießhorn
KrunkelbachMenzenschwand
hütte
Vorderdorf
Dorf
Ziel
Innerlehen
Start
P
Bernau
Oberlehen
m
1600
1200
800
0
19 km
Zu Besuch bei berühmten Malern des Schwarzwalds / Von Bernau übers Herzogenhorn nach Menzenschwand / Von Peter Gürth
lich erstmals erwähnt. Spätestens hier, in
Bernau-Hof, wird uns bewusst, dass wir
bereits an einer ganzen Anzahl von Holzschnitzern und Holzwarenherstellern
vorbeigekommen sind. Seit dem 17. Jahrhundert fanden die armen Einwohner des
Hochtales, damals noch Leibeigene des
Klosters St. Blasien, in den langen Wintern einen wichtigen Nebenverdienst im
„Schnefeln“. Sie stellten Schindeln, Spanschachteln, Kochlöffel, Kübel und andere
Holzwaren her. Im Resenhof in BernauOberlehen, einem typischen Eindachhof von 1789, erzählt
seit 1977 das Bauernund Schneflermuseum
vom kargen Leben früherer Zeiten (im Sommerhalbjahr mittwochs bis
sonntags 14–17 Uhr, Juli/August zusätzlich samstags
und sonntags 11.30–17 Uhr,
im Winterhalbjahr mittwochs
und sonntags 14–16 Uhr).
Von Bernau-Hof geht es zuerst steil aufwärts (gelbe Raute) zum aussichtsreichen
Hofeck (Abzweigung zum Bernauer
Wasserfall) und von dort gemächlich
durch felsenreichen Wald, dann rechts an
der Bernauer Skihütte vorbei zur Schwedenschanze (rote Raute für den Westweg). Von diesem Teil der früheren Befestigungslinie aus den Erbfolgekriegen erreicht man (nach insgesamt 4,5 Kilometer seit Bernau-Hof) auf breitem Wiesenweg das Herzogenhorn, den Bernauer
Hausberg. Er ist mit 1415 Meter der
zweithöchste Gipfel des Schwarzwaldes.
Der Feldberg liegt gegen Norden breit gegenüber, nach Süden zeigt sich an klaren
Herbst- und Wintertagen ein herrliches
Alpenpanorama.
Wir gehen zurück zur Schwedenschanze und danach abwärts
zur Glockenführe. Dort folgen wir
dem schmalen Pfad (Naturlehrpfad; blaue Raute mit weißem Balken) nach rechts. Der Weg geht
über Steine und Wurzeln, mehrere Tafeln erläutern die Bergwelt
des Herzogenhorns. Wir kommen
am Fuß der winterlichen Schneewächte vorbei, wo wir die Bahn
der gelegentlich abgehenden Lawinen erkennen können.
Bis zum Ursprung des Krunkelbaches steigen wir steil abwärts,
danach über die Weide wieder
aufwärts. Rechts abzweigend
kommt man zum Berggasthaus
Zum Krunkelbach (Krunkelbachhütte; etwa drei Kilometer).
Sie lädt uns zum berühmten Hütteneintopf ein. Wer so eine Stärkung nicht nötig hat, läuft gerade-
In Bernau (oben) war Hans Thoma zu Hause, Winterhalter (rechts sein „Sisi“Gemälde) stammte aus Menzenschwand.
FOTOS: SPIEGELHALTER/BZ
aus weiter, der blauen Raute mit weißem
Balken zunächst bis zum Wegweiser „Unterm Spießhorn“ folgend. Danach wandert man im Wald auf einem schmalen
Pfad, wieder über Stock und Stein, steil
hinauf zum Großen Spießhorn (1349
Meter) (über die Krunkelbachhütte 1,5
Kilometer). Vor dem Aussichtspavillon
haben wir einen schönen Feldberg-Blick,
aber vom Pavillon aus auch hinunter nach
Menzenschwand: Wir stehen nun auf
dem Menzenschwander Hausberg.
Man überblickt das ganze Tal, das für
die Geologen den Lehrbuchfall eines eiszeitliches Gletschertales darstellt. Der
einstmals 25 Kilometer lange und 350
Meter dicke Albtalgletscher reichte in der
DIE TOUR
Tageswanderung 19 Kilometer:
Anspruchsvoll, teilweise steile Anstiege, gutes Schuhwerk und etwas Trittsicherheit erforderlich.
Anfahrt mit dem Pkw nach BernauInnerlehen über St. Blasien oder über
Todtnau, Präg; Parken beim Kurhaus.
Oder mit der Dreiseenbahn bis Seebrugg, mit dem Omnibus über St.
Blasien. Rückfahrt mit dem Bus von
Menzenschwand. Fahrplan beachten,
am Wochenende weniger Busse.
Abkürzung: von der Krunkelbachhütte
Würmeiszeit vom Feldberg bis vor St. Blasien. Dessen Dom liegt ganz rechts im
Blickfeld unseres Aussichtspunkts. Und
darüber vielleicht wieder die Alpenkette.
Für den Abstieg ins Menzenschwander
Tal gehen wir den Weg zurück und steigen vor dem Waldrand rechts steil abwärts; oder wir machen den (schöneren)
Umweg über das Weidfeld und die Finsterbühlhütte. In beiden Fällen wandern
wir schließlich auf einer breiten Waldstraße, dem Krunkelbachweg, abwärts bis
Menzenschwand-Hinterdorf (4,8 Kilometer). Dort gibt’s dann wieder ein
Flüsschen, die Menzenschwander Alb, einen Wasserfall und die Möglichkeit für
ein erfrischendes Bad im Radon Revital-
auf dem Hans-Thoma-Weg zurück nach
Bernau-Dorf, rund 16 km.
Einkehr: In Bernau/Innerlehen und
Bernau/Dorf mehrere Gasthäuser;
unterwegs Berggasthaus Zum Krunkelbach (t 07675/338); in Menzenschwand mehrere Gasthäuser, zum
Beispiel Hotel-Gasthof Waldeck (mit
F.-X.-Winterhalter-Stube t 07675/272
und /90540).
Alle bisher erschienenen Teile
der BZ-Wanderserie finden Sie unter
www-badische-zeitung.de/wandern
bad. Zu Fuß laufen wir weiter nach Menzenschwand-Vorderdorf (1,4 Kilometer) und fahren dann mit dem Bus zurück
nach Bernau oder nach St. Blasien.
Und wo bleibt der Maler? Aus Menzenschwand stammte der „Fürstenmaler Europas“, Franz Xaver Winterhalter
(1805–1873). In Paris, Wien, London
und an anderen Höfen hat er die Majestäten in eleganten Porträts festgehalten.
Am berühmtesten ist vielleicht sein Bild
der unglücklichen Kaiserin Elisabeth von
Österreich („Sisi“). 1873 starb Winterhalter in Frankfurt/Main am Typhus. Im
Museum von St. Blasien finden Sie zwei
Bilder von ihm, in Menzenschwand sein
Geburtshaus, ein Denkmal und eine Winterhalterstube. Aber leider kein Originalwerk.