Das Bulletin finden Sie hier. - Medico International Schweiz

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Bulletin 1/15
jahresbericht 2014
Projektberichte und Jahresrechnung
gesunde basis für alle
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Inhaltsverzeichnis
El Salvador
Unsere Partner in El Salvador
scheuen keine Tabus
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Palästina ― Israel
Der Gewalt in Israel und Palästina
zum Trotz
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Gaza
Das Psychodrama macht uns stark
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Mexiko
Für ein Leben in Wüde einstehen
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Kuba
Fortschritte in der Prävention
von häuslicher Gewalt
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Nicaragua
»Das Recht auf ein freies
Leben ohne Gewalt«
Die Jahrespartnerschaft 2013/2014
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guatemala
Medizinische und psychologische Versorgung
für Menschen mit Behinderung
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Vietnam
Hilfe für Vietnam hat bei medico Tradition
Jahresrechnung 2014
Spendenaufruf für Kobanê
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20–23
24
Titelbild:
Mitten in den Trümmern von Shishaya werden
wir herzlich empfangen.
Impressum
Bulletin 1/15, Jahresbericht 2014, Erscheint viermal jährlich im Abonnement; jährlich Fr. 5.–; beglaubigte Auflage: 6500 Expl. Redaktion Therese Vögeli Layout Heinz Scheidegger (medico international
schweiz) Konzept komunikat GmbH Druck ropress Genossenschaft, Zürich Herausgeberin medico
international schweiz (Centrale Sanitaire Suisse CSS Zürich) Quellenstrasse 25, Postfach 1816, 8031
Zürich
Titelbild Mitten in den Trümmern von Shishaya werden wir herzlich empfangen Foto Maja Hess
Bildnachweis S. 5, 6, 24: Maja Hess S. 8: Shirin Amrad S. 9: Peter Dammann/Agentur Focus S. 11:
Constantin Bondolfi S. 16: Therese Vögeli
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Jahresbericht 2014
medico international schweiz
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Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
In diesem Bulletin, dem Jahresbericht 2014, berichten wir Ihnen über
alle unsere Projekte in Palästina/Israel,
Kuba, Vietnam, Guatemala, Nicaragua,
Mexiko und El Salvador und wir informieren Sie detailliert über unsere Jahresrechnung.
2014 war ein intensives und
arbeitsreiches Jahr. In einigen unserer
Projektländer wurden erneut Menschen Opfer heftiger Repression oder
brutaler Ermordung. Das gewaltsame
Verschwindenlassen von 43 Lehramtsstudenten in Ayotzinapa/Guerrero war
auch ein Angriff auf ein Projekt des linken Aufbruchs in Lateinamerika, welches Bildung durch Lehrer aus ländlichen Gebieten für Schüler aus den
gleichen Regionen ermöglichen sollte.
Bis heute sind die Morde nicht aufgeklärt. Genauso waren die Menschen
letzten Sommer in Gaza schutzlos während 52 Tagen den massiven Bombenangriffen von Seiten der israelischen
Armee ausgesetzt. Bis heute liegen
ganze Wohnviertel in Schutt und Asche
und Menschen harren weiterhin in Notunterkünften und zerbombten Häusern
aus. Auch hat sich die massive kriminelle Gewalt und die mafiösen Strukturen in den zentralamerikanischen Ländern wie El Salvador und Guatemala
nicht verbessert oder gar noch verschärft. In den von kriminellen Banden
beherrschten Vorstädten San Salvadors
wundern sich die Kids, dass man überhaupt älter als 24 Jahre werden kann.
Zu viele Menschen sind ausgeschlossen
von Entwicklung und einer würdigen
Lebensperspektive.
Aber überall bilden sich auch
Widerstand und Alternativen. Unser
Partner, das Kollektiv gegen Folter und
Straflosigkeit CCTI begleitet in Mexiko
die Angehörigen der Verschwundenen
und kämpft weiterhin gegen die so stossende Straflosigkeit. In Gaza schafft das
Psychodrama den Menschen Raum,
medico international schweiz ihre Geschichten zu erzählen und ihre
Gefühle in Worte zu fassen. In El Salvador hat im März 2014 der ehemalige
Kommandant der FMLN Sanchez Cerén
die Präsidentschaftswahlen gewonnen
und ein Projekt zur Verbesserung der
sozialen Strukturen in den marginalisierten Vierteln lanciert. Dank der
neuen Regierung konnte unser Partner,
die Elternvereinigung Angelitos weitgehende Rechte für Menschen mit
Behinderungen durchsetzen. Unsere
Projektpartner in Nicaragua und Kuba
bleiben hartnäckig am Thema der
Gleichstellung der Geschlechter dran.
Sie sensibilisieren die Frauen und
unterstützen sie konkret in ihrem
Kampf gegen patriarchale Strukturen
und für mehr sexuelle und reproduktive Rechte für alle Geschlechter. In
Israel setzen sich die Physicians for
Human Rights für die im Sinai oft massiv misshandelten Flüchtlinge aus Eritrea und Sudan ein.
In allen unseren Projektländern
sind Menschen unter schwierigen und
risikoreichen Bedingungen unterwegs,
der globalen Logik des neoliberalen
Ausschlusses von immer mehr Menschen eine lokale Alternative entgegenzusetzen oder sich für die Einhaltung
der Menschenrechte zu exponieren.
Ihre Spenden machen diese Projekte
und diese Erfolge möglich. Wir danken
Ihnen dafür.
Maja Hess
Therese Vögeli
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Jahresbericht 2014
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El Salvador
Unsere Partner in El Salvador
scheuen keine Tabus
»El tiempo está a favor de los pequeños, de los desnudos,
de los olvidados … El tiempo esta a favor de buenos sueños …«
»Die Zeit ist zu Gunsten der Kleinen, der Entblösten, der Vergessenen … Die Zeit ist für die guten Träume…«, heisst es in einem
Lied des kubanischen Musikers Silvio Rodriguez. Maja Hess
Ein gleichberechtigtes Leben für
behinderte Menschen, geschützte und
selbstbestimmte Sexualität für Jugendliche und Raum für die Verarbeitung
von Verletzungen aus den Zeiten des
Krieges: Seit dem Wahlsieg von Sanchez Cerén für den FMLN im März 2014
ist in El Salvador die Dezentralisierung
des Gesundheitswesens weiter vorangetrieben worden. Zahlreiche Gesundheitszentren garantieren heute mit der
Die Wahrnehmung behinderter Menschen in der
Gesellschaft verändert sich.
Präsenz von SpezialistInnen wie Kinderärzten und Gynäkologinnen auch in
ländlichen Gemeinden eine differenzierte und basisnahe Gesundheitsversorgung. Mit vor Ort sind heute oft auch
Physiotherapeutinnen, die für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen zuständig
sind. Sie werden im Rahmen der nationalen Strategie zur Behandlung und Integration von Menschen mit Behinderungen ausgebildet. An dieser Strategie
und der Ausbildung der Fachleute hat
unsere Partnerorganisation Angelitos
entscheidend mitgearbeitet.
Angelitos: Ein alternativer Blick auf
das Thema Behinderung
Am 27. November 2014 feierten die
Angelitos einen runden Geburtstag: 10
Jahre Organisation und Kampf für die
Rechte von Kindern mit Behinderungen. In diesen zehn Jahren hat Angelitos Grossartiges geleistet. Kinder und
Jugendliche mit Behinderungen, früher
ausgegrenzt, ignoriert und in der Gesellschaft buchstäblich unsichtbar, ha-
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Jahresbericht 2014
ben einen Platz erobert und eine Stimme erhalten. Die Organisation der
Familien und ihr Kampf um grundlegende menschliche Rechte haben die
Wahrnehmung behinderter Menschen
in der Gesellschaft verändert.
Nicht die physischen oder geistigen Schwierigkeiten machen den Menschen zur behinderten Person, sondern
die Hindernisse, die sich ihm in den
Weg stellen wie Treppen und enge
Türen, sozialer Ausschluss oder unangepasstes Lerntempo in den Schulen.
Dieser entscheidende Perspektivenwechsel dient Angelitos in ihren sozialen Kämpfen und politischen Vorstössen als Grundlage für die Formulierung
von Forderungen nach Veränderungen
in den Bereichen Gesundheit, sozialer
Einschluss und Bildung. So haben auch
Kinder mit einer leichten geistigen
Behinderung Hoffnung, in die Schule
zu gehen und dort mit Unterstützung
von spezialisierten Lehrerinnen zu lernen und sich zu entwickeln. Das ist ja
auch das Recht jedes Kindes …
Hebammen: Sexualität ist kein
Tabuthema mehr
Die Hebammenvereinigung, einst gegründet, um die Frauen im schwierigen
Moment der Geburt medizinisch und
sozial zu begleiten, hat ihr Selbstverständnis in den letzten Jahren verändert. Schon seit längerem ist den Hebammen gemäss WHO-Richtlinien vom
Gesundheitsministerium nicht mehr
erlaubt, Hausgeburten zu begleiten.
Die Eröffnung eines ›Geburtshauses‹ in
Suchitoto, wo die Frauen in der Nähe
des Krankenhauses auf die Geburt warten können, hat die Notwendigkeit oder
den Wunsch nach einer Geburt im häuslichen Umfeld weiterhin reduziert.
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Unterwegs für mehr Rechte für die Frauen: Die Hebammen von Suchitoto
Doch begegnen die Hebammen in ihrer
täglichen Arbeit in den Weilern und abgelegenen Höfen vielen Teenagern, die
ungeachtet des verbesserten Zugangs
zu Gesundheitsdiensten und somit auch
zu Verhütungsmitteln viel zu früh
schwanger werden. Deshalb setzen die
Hebammen zunehmend einen Schwerpunkt im Bereich sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte. Eine
junge Hebamme und ehemalige Lehrerin wird zukünftig zu diesem Thema
mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Schulen und andern sozialen
Treffpunkten arbeiten. In den nächsten
Monaten wird es vorerst darum gehen,
Erfahrungen zu sammeln und das Konzept und den Fokus der zu vermittelnden Inhalte den lokalen Realitäten und
Bedürfnissen anzupassen. Die Hebammen koordinieren sich bei der Entwicklung dieses neuen Schwerpunkts mit
andern Frauenorganisationen vor Ort
und erhalten von diesen auch Aufträge
für entsprechende Aktivitäten.
Die Frauenorganisation Melidas:
Psychodrama von und für Frauen
Die in Psychodrama ausgebildeten Melidas waren auch 2014 im psychosozialen Bereich aktiv. Sie führten Coachings
mit psychodramatischen Techniken für
Richterinnen und Polizistinnen durch,
arbeiteten mit jungen Frauen psychodramatisch zum Thema Frauenrollen
und Identität und leisteten psychodramatische Ausbildungsarbeit innerhalb
der Melidas. Zudem leiten sie fortlau-
medico international schweiz fend Basisfrauengruppen zu psychosozialer Gesundheit. Für Supervision,
Weiterbildung und die weitere Planung
ihrer Aktivitäten haben sie sich zweimal mit ihrer Ausbildnerin Ursula Hauser getroffen. Sie öffneten jeweils die
Gruppe für interessierte Frauen aus
politischen Institutionen und andern
sozialen Organisationen. Dabei kamen
schmerzhafte Erinnerungen aus den
Kriegsjahren zur Sprache. Viele der
Teilnehmerinnen waren in den 80erJahren in der Guerilla aktiv gewesen.
›Das, was ich dir sagen wollte‹ war der
Titel eines Traumes, der an den gewaltsamen Tod geliebter Menschen erinnert. Dabei öffneten die Psychodramatikerinnen den Teilnehmerinnen einen
Raum, um genau das mit Worten und
Gesten auszudrücken, was damals im
Krieg nicht mehr möglich war: Liebe,
Wut, offene Fragen, Geheimnisse, zerstörte Hoffnungen, politische und persönliche Träume.✕
Die El Salvador-Projekte im Überblick
––Hebammenweiterbildung, sexuelle Gesund-
heit von Frauen und Jugendlichen
Partnerorganisation: Hebammenverein
›Rosa Andrade de Gutierrez‹
––Psychodrama-Weiterbildung und Supervision
Partnerorganisation: Frauenorganisation
›Mélida Anaya Montes‹
––Gemeindezentrierte Rehabilitation von
Kindern mit Behinderungen
Partnerorganisation: Elternvereinigung
›Los Angelitos‹
Total Projektzahlungen 2014: CHF 112’161
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Die Geburt des kleinen Mädchens mitten im Krieg war für die Familie in Shishaya ein Zeichen der Hoffnung
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Palästina / Israel
Der Gewalt in Israel und
Palästina zum Trotz
Bei unserem Besuch im November 2014 haben wir miterlebt,
welch verheerende Folgen der Gazakrieg im Land und in den
Seelen der Menschen hinterlassen hat. Viele unserer Kontaktpersonen wirkten ausgelaugt und traurig. Trotzdem begegneten wir auch Hoffnung und Überlebensmut. Shirin Amrad
Die Palestinian Medical Relief
Society PMRS bietet in Ramallah mit
der School of Community Health eine
zweijährige Ausbildung zur Gesundheitsarbeiterin an. Zugelassen sind
Frauen aus marginalisierten Orten, wo
es an Infrastruktur, Bewegungsfreiheit
und medizinischer Versorgung fehlt. In
von Gewalt durch die Besatzung geprägten Zeiten die Tochter in die Grossstadt zu schicken, braucht aber viel
Überzeugungsarbeit, wie die Schulleiterin, uns erzählte.
Schülerinnen trotzen erschwerten
Bedingungen
Nebst gesundheitsrelevanten Fächern
stehen auch Englisch und Mathematik
auf dem Stundenplan. Wegen der
Schliessung der Unterkunft in Ramallah aus finanziellen Gründen und aufgrund der schwierigen Sicherheitslage
beginnt nur noch alle zwei Jahre eine
neue Klasse. Die 12 Schülerinnen sind
sich jedoch einig, dass sie von der Ausbildung nur gewinnen können; sei es
aufgrund einer Anstellung bei einer Gesundheitsorganisation oder aufgrund
grösseren Mitspracherechts in der Gemeinde.
Unterstützung Ostjerusalems
wichtiger als je zuvor
Die Lage im unter israelischer Verwaltung stehenden Ostjerusalem hat sich
2014 für die PalästinenserInnen massiv
verschlechtert. Im Rahmen des School
Health Program der Medical Relief Society MRS in ostjerusalemer Schulen
wird auch Erste-Hilfe unterrichtet. Fast
täglich mit Gewalt konfrontiert, müssen die Kinder früh Verantwortung
übernehmen. Da ist es wichtig zu wissen, dass Zwiebeln gegen Tränengas
medico international schweiz helfen, wie uns einer der Schüler in
Wadi Joz informierte.
Nebst Gesundheitsbildung umfassen die Projektaktivitäten auch
medizinische Untersuchungen in Schulen und Gemeinden sowie themenspezifische Gesundheitskampagnen. Die
medizinische Versorgung der marginalisierten palästinensischen Bevölkerung Ostjerusalems ist so zumindest
teilweise möglich.
Weiterführung des Kindergesundheitsprogramms in Gaza
Beim Besuch der Projektpartner in Gaza
durften wir gute Nachrichten überbringen. Dank den während des Kriegs gesammelten Spenden für Nothilfe, konnten wir der Palestinian Medical Relief
Society PMRS die Verlängerung des
Kindergesundheitsprogramms ermöglichen. Das Programm, das auf den
Krieg 08/09 zurückgeht, beinhaltet die
Pflege von Kriegsopfern zuhause sowie
den Einsatz eines Kinderarztes und einer Krankenschwester, die unter ande-
Kriegsverletzte Kinder können in ausländische Spitäler
transportiert werden
rem auch Beratungen von Müttern bezüglich psychischer und physischer
Gesundheit ihrer Kinder durchführen.
Ausserdem wird für 25 kriegsverletzte
Kinder der Transport in ausländische
Spitäler finanziert. Dies wird notwendig, wenn lokale Institute aufgrund der
israelischen Blockade nicht über das
notwendige Material für eine Behandlung verfügen.
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Die Palästina-Projekte im Überblick
––Mobile Klinik in der Westbank
Partnerorganisation: Physicians for Human
Rights PHR-Israel
––Schul-Gesundheitsprogramm, Ost-Jerusalem
Partnerorganisation: Medical Relief Society
Jerusalem MRS
––Ausbildung von Gesundheitspflegerinnen in
Ramallah; medizinische und psychosoziale
Hilfe für Kinder im Gazastreifen
Partnerorganisation: Palestinian Medical
Relief Society PMRS
––Psychodramaausbildung und Ausbildung in
Kinderpsychodrama in Gaza
Partnerorganisation: Gaza Community Mental
Health Programme GCMHP
––Nothilfe für Gaza: Transport und Einkauf von
Nothilfegütern, Nachbetreuung von Kriegsverletzten
Partnerorganisation: Palestinian Medical
Relief Society PMRS und Physicians for
Human Rights PHR-Israel
Total Projektzahlungen 2014: CHF 158’746
Die Mobile Klinik: einmal im Monat
nur für Frauen
Die Mobile Klinik des israelischen Partners Physicians for Human Rights PHRIsrael, fährt jeden Samstag mit israelischen und palästinensischen Fachleuten in die Westbank, um medizinische
Untersuchungen in vernachlässigten
Gemeinden anzubieten. Am letzten
Samstag im Monat ist das Personal nur
weiblich und behandelt ausschliesslich
Frauen. Dabei geht es, wie der scheiden-
de Direktor Ran Cohen erklärte, nicht
nur um die medizinische Versorgung
der palästinensischen Bevölkerung,
sondern auch um den friedlichen Kontakt zwischen Israelis und PalästinenserInnen. Vorurteile können abgebaut
und politische Meinungen revidiert
werden. Die Direktion der PHR-Israel
hat neu der vormals beim IKRK tätige
Ran Goldstein übernommen.
Afrikanische Flüchtlinge sprechen
über ihr Schicksal
Im Rahmen der Jahrespartnerschaft
unterstützt medico die offene Klinik der
PHR-Israel in Jaffa. Besucht wird die
Klinik vor allem von in Israel nicht anerkannten aus Eritrea und dem Sudan
stammenden Flüchtlingen. Sie durchlitten auf ihrer Flucht Entführungen und
brutalste Folterungen durch beduinische Banden im Sinai. In Israel leben sie
in der Illegalität, werden ausgebeutet
und vom israelischen Gesundheitssystem ausgeschlossen. In der Offenen Klinik können sie sich kostenlos von freiwilligen Ärzten und Ärztinnen behandeln lassen und werden in Notfällen an
Krankenhäuser überwiesen. Das Vertrauen, welches die seelisch und körperlich Verletzten dem Klinikpersonal,
allen voran der eritreischen Pflegerin
Sister Aziza entgegenbringen, hat dazu
beigetragen, dass die an ihnen begangenen Verbrechen an die Öffentlichkeit
gelangen konnten.✕
Eine Physiotherapeutin der PMRS behandelt In der Haider Abdel Shafi-Klinik im Jabalia-Camp ein
behindertes Mädchen
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Die Menschen in Gaza begegnen den Zerstörungen des Kriegs mit Lebensmut
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gaza
Das Psychodrama macht
uns stark
Gaza wurde letztes Jahr erneut von einem zerstörerischen
Angriff von Seiten des israelischen Militärs getroffen.
Verwüstung, Schmerz, Leid sind gross. Viele der Überlebenden sind physisch oder psychisch versehrt. Maja Hess
Die längerfristige Rehabilitation
körperlich versehrter Personen in Gaza
ist ungenügend und bisweilen mangelhaft, da geeignetes Material und teilweise auch technisches Knowhow fehlen. Aber auch die Erfassung und
Behandlung seelisch versehrter Menschen, vor allem von Kindern und Jugendlichen überfordert die Gemein-
Die Ausbildung in
Kinderpsychodrama startet
ins dritte Jahr
schaft in Gaza, welche als Kollektiv
während Wochen unter dem Angriff
und seinen Folgen gelitten habt und
heute immer noch leidet.
Die von Ursula Hauser und Maja
Hess ausgebildeten Psychodramatikerinnen haben im Auftrag des Gaza
Community Mental Health Programmes hunderte Kinder mit Hilfe psychodramatischer Techniken beurteilt, um
festzustellen, welche Kinder eine post-
traumatische Symptomatik zeigen, die
behandlungsbedürftig ist. Danach sollen diese Kinder Zugang zu einer weiterführenden therapeutischen Behandlung bekommen.
Unter der Leitung von Agnes
Dudler und Stefan Flegelskamp beginnen die von uns ausgebildeten Fachfrauen bereits das dritte Ausbildungsjahr in Kinderpsychodrama. Gleichzeitig leiten sie unter Supervision von
Ursula Hauser seit Anfang 2014 die
Grundausbildung in Psychodrama der
neu dazugekommenen Fachleuten aus
verschiedenen palästinensischen Institutionen und treffen sich zur Intervision mit ihren bereits ausgebildeten
Kolleginnen.
Im Oktober trafen wir unsere
Kolleginnen in Gaza und waren erstaunt, mit welcher Energie sie die anstehenden Aufgaben anpackten und mit
welcher Gelassenheit sie über die extrem schwierigen Kriegswochen berichteten. »Das Psychodrama hat uns stark
gemacht«, sagten sie uns. Wir hoffen,
dass dies auch weiterhin gelten wird.✕
Mexiko
Für ein Leben in Würde
einstehen
2014 war ein schwieriges und gefährliches Jahr für unsere
Partner im südlichen Mexiko. Trotzdem konnten sie auch wichtige Erfolge verbuchen. Philipp Gerber, Theres Höchli und Sanja Previsic
Das Verschwinden von 43 Studenten des Lehrerseminars in Ayotzinapa im September hat weltweit Erschütterung ausgelöst. Das Verbrechen zeigt
auf brutale Weise, wogegen unsere
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Partnerorganisation Kollektiv gegen
Folter und Straflosigkeit CCTI in Guerrero seit Jahren ankämpft: Machtansprüche zählen mehr als Menschenleben.
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Guerrero: »Lebend habt ihr sie genommen, lebend wollen wir sie zurück!«
Seit einigen Jahren schon begleitet das
CCTI die angehenden Landlehrer des
Lehrerseminars von Ayotzinapa. Mit
Kursen zu Prävention und Dokumentation von Folter und Repression stärkt
das CCTI AktivistInnen in Guerrero.
Aber niemand war auf ein solches Ausmass der Repression vorbereitet. Jedoch wussten die überlebenden Studenten, an wen sie sich richten konnten.
Dass die Ereignisse so schnell angeprangert wurden und die Überlebenden
weiter die Kraft haben, für Gerechtigkeit einzustehen, liegt auch an der Begleitung durch das CCTI.
CCTI-Guerrero feierte im Juni
sein 10-jähriges Bestehen. Seit Anbeginn begleiten sie politische Gefangene,
soziale AktivistInnen und deren Familien in medizinischer und psychosozialer Hinsicht. Die überlebenden Studenten und die Familienangehörigen der
Verschwundenen in Ayotzinapa sind
dazugekommen. Das Team von CCTI
kämpft darum, dass die staatlichen
Übergriffe auf die sozialen Bewegungen im gewalttätigsten Bundesstaat
Mexikos nicht zur Normalität werden.
digo DH im 2014 war das Thema Folter.
Gemäss amnesty international stiegen
in Mexiko in den vergangenen 10 Jahren die Anzeigen wegen Folter um das
Siebenfache an. Nach dem Grundsatz
»Folter zu identifizieren ist der erste
»Folter zu identifizieren
ist der erste Schritt, sie
auszumerzen«
Schritt, sie auszumerzen« hat Codigo
DH eine Kampagne mit diversen Aktivitäten lanciert, mit dem Ziel die Bevölkerung zu informieren, aber auch Mitarbeitende von Behördenstellen anzusprechen.
In einem zweiten Schritt führte
Codigo DH einen Diplomkurs zum
Thema ›Ermittlung in Folterfällen und
die Anwendung des Istanbul-Protokolls‹ durch, an dem neben Mitgliedern
von sozialen Bewegungen auch Mitarbeitenden der Staatsanwaltschaft und
weiterer Amtsstellen teilnahmen. Der
dreimonatige Lehrgang wurde gemeinsam mit dem CCTI durchgeführt. So
werden Synergien geschaffen, um das
Wissen und die Erfahrung im Kampf für
Oaxaca: Folterprävention und
Gerechtigkeit und Demokratie zu multiplizieren. Codigo DH und CCTI waren
Verteidigung der Landrechte
Ein Fokus der Arbeit unserer Partneror- nach Abschluss des Diplomlehrgangs
ganisation Komitee für die Integrale sehr zufrieden, insbesondere mit der
Verteidigung der Menschenrechte Co- Sensibilisierung der Behördenvertreter.
Die autonomen Landkliniken der Zapatistas stehen der gesamten Bevölkerung offen
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Die Codigo DH-Anwältin Alba Cruz
erklärte: »Dies war ein grosser Schritt,
um die Instrumente zur Dokumentation von Folter anzuwenden, aber auch,
um Codigo DH bei der Bearbeitung von
Folterfällen innerhalb des Justizapparates Türen zu öffnen.«
Zwei weitere Schwerpunkte der
Arbeit von Codigo DH bildeten die Prä-
Die autonomen Landkliniken helfen mit, die
hohe Müttersterblichkeit
zu senken.
ventionsarbeit gegen Gewalt an Frauen
in San Pedro Amuzgos sowie die Konflikte um Windparkprojekte von europäischen Unternehmen im Isthmus von
Tehuantepec. In Juchitán kam es im
Verlauf des Jahres immer wieder zu
Drohungen und Übergriffen gegen
AktivistInnen, welche die Windparkprojekte kritisierten. Auch Mitarbeiterinnen von Codigo DH, welche die
gefährdeten AktivistInnen seit zwei
Jahren juristisch und psychologisch
begleiten, erhielten Drohanrufe. Allein
2014 lancierte Amnesty International
drei Urgent Actions zu diesem Thema.
Chiapas: Vereint gegen die
Müttersterblichkeit
Unsere Partnerorganisation Gemeinschaftliche Gesundheit und Entwicklung SADEC in Chiapas konnte in Zusammenarbeit mit sieben autonomen
Landkliniken der Zapatistas und mit
dem Frauenzentrum in Palenque medizinische Grundversorgung leisten. Zwei
Drittel der PatientInnen sind Frauen.
Die Mexiko-Projekte im Überblick:
––Begleitung von Folterüberlebenden und
Gewaltprävention in Oaxaca
Partnerorganisation: Komitee für die
Integrale Verteidigung der Menschenrechte
Codigo DH
––Folterprävention in Guerrero
Partnerorganisation: Kollektiv gegen Folter
und Straflosigkeit CCTI
––Indigene Basisgesundheit in Chiapas
Partnerorganisation: Gemeinschaftliche
Gesundheit und Entwicklung SADEC
Total Projektzahlungen 2014: CHF 71'000
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Jahresbericht 2014
Die Mutter-Kind-Gesundheit ist durch
die enge Zusammenarbeit der ÄrztInnen mit den indigenen Gesundheitsverantwortlichen und Hebammen ein besonderer Schwerpunkt unserer Partnerorganisation. Sie hilft mit, die hohe
Sterblichkeitsrate insbesondere der
Mütter zu senken. Die Weiterbildungen
der Gesundheitsverantwortlichen und
Hebammen sowie die Begleitung der
ÄrztInnen und ZahnärztInnen, welche
in den Landkliniken im Einsatz sind,
bilden feste Bestandteile der langjährigen Arbeit von SADEC.
Die Arbeit von SADEC wurde
2014 von zwei brutalen Angriffen auf
zapatistische Gesundheitsstrukturen
überschattet. Im Januar und im Mai
griffen Gegner die Zapatistas an. Dabei
wurden viele Aktivisten verletzt und
ein Mitglied des autonomen Rates getötet. Zudem wurde medizinisches Personal einer SADEC-nahen Gesundheitseinrichtung misshandelt sowie eine
zapatistische Klinik und eine Schule im
Ort La Realidad zerstört. Unsere Partnerorganisation arbeitet in der Region,
jedoch nicht direkt in der betroffenen
Klinik. Sie verurteilte diese Angriffe auf
die indigene Autonomiebewegung und
ihre breit anerkannte Gesundheitsversorgung scharf. Durch eine intensivere
Zusammenarbeit mit anderen sozialen
Akteuren wird versucht, die Risiken für
das eigene Personal zu minimieren.
Ein weiteres Problem in ganz
Chiapas stellte sich, weil die Regierung
die Impfstoffe für die zapatistischen
Gemeinden im 2014 nicht aushändigte.
SADEC verteilt Impfstoff in über 100
Gemeinden, was dieses Jahr nicht wie
gewohnt durchgeführt werden konnte.
SADEC steht mit den Behörden in Verhandlung und erreichte, dass Ende
August gut 40% des Impfstoffes ausgeliefert wurde, es fehlte jedoch Ende des
Jahres immer noch mehr als die Hälfte.
✕
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Kuba
Fortschritte in der Prävention
von häuslicher Gewalt
Das Gesundheitswesen von Kuba ist ausgezeichnet - nicht nur
im Vergleich mit anderen Ländern des Südens. Allerdings gibt es
Tabuthemen, die nur bedingt angegangen werden. Marco Medici
und Judith Eisenring
Die Kindersterblichkeit ist in
Kuba kleiner als in der Stadt New York.
Kubanische ÄrztInnen helfen in vielen
Ländern, auch im Kampf gegen Ebola in
Afrika. Und seit 1998 werden in Kuba
jedes Jahr junge Menschen aus der ganzen Welt zu fähigen ÄrztInnen ausgebildet. In der Medizinausbildung, so heisst
es, ist Kuba eine Weltmacht. Aber neben
diesen grossen Leistungen bleiben auch
Tabuthemen noch hartnäckig bestehen:
allen voran das Thema häusliche Gewalt. In diesem Bereich braucht es immer noch viel Sensibilisierung und Aufklärung. Seit den 90er Jahren gibt es
jedoch Programme zur Förderung der
Gleichstellung der Geschlechter und gegen die Tabuisierung der ungleichen
Machtverhältnisse. In diesem Zusammenhang wurde auch ein nationales
Projekt zur Gewaltprävention lanciert.
Prävention von häuslicher Gewalt
In diesem Projekt werden Fachkräfte
ausgebildet, die in der Lage sein sollten,
Gewaltopfer zu identifizieren, diese zu
beraten und eventuell zu behandeln,
sowie eine Rehabilitation zu initiieren.
Bei den zu sensibilisierenden Fachkräften handelt es sich um die verschiedensten Akteure: Polizisten und Justizbeamte, die bei vorgetäuschten Unfällen den
wahren Ursachen auf den Grund gehen
sollten, Lehrpersonen, die über Bemerkungen von SchülerInnen aufmerksam
werden sollten, Gesundheitspersonal
wie HausärztInnen und Pflegepersonen, die bei Patienten Spuren von Gewalt nicht mehr übersehen sollten.
Unser Projekt
medico übernahm in der Provinz Las
Tunas die Finanzierung einer Aufklärungs- und Weiterbildungskampagne
für Gesundheitsfachkräfte. Die Botschaft erreichte einen sehr grossen Teil
medico international schweiz der Zielgruppe. Tatsache ist jedoch,
dass eine einmalige Aktion nicht zu
dauerhaften Ergebnissen führen kann.
Deshalb wurde unser Projekt auch auf
drei Jahre angelegt und auf Gewaltprävention in den verschieden Phasen des
Lebens bezogen. Dabei wurde auch Gewalt gegen Kinder, sexuelle Gewalt und
Gewalt in der Pflege thematisiert. Es
wurde vor allem mit Workshops gearbeitet, wo spezifische Probleme eingebracht werden konnten. Für die Betroffenen wurden Selbsthilfegruppen initiiert. Viele der ausgebildeten Fachkräfte
gaben das Erlernte in ihren Institution
weiter. Der Abschlussbericht des Projektes liegt vor und es sind darin auch
Wiederholungs- und weiterführende
Kurse vorgesehen.
Unser Partner
Unsere Partnerorganisation in Kuba ist
das Nationale Zentrum für Sexualerziehung CENESEX. CENESEX ist einerseits
national und auch lokal für die sexuelle
Bildung verantwortlich und nimmt andererseits in der Öffentlichkeit gegen
sexistische Gewalt Position. Dem Projektabschlussbericht können wir entnehmen, dass sie eine Konferenz zum
Thema Gender, Gewalt an Frauen, Homosexualität, Prostitution, Sex-Tourismus und Menschenhandel organisierten, die von etwa 200 Fachkräften
besucht wurde. Dass eine Konferenz
mit diesem Titel in Kuba möglich ist, ist
ein Zeichen der Enttabuisierung und
nicht zuletzt wohl auch ein Erfolg des
von medico unterstützen Projektes.✕
Die Kuba-Projekte im Überblick
––Prävention häuslicher Gewalt
Partnerorganisation: Fachstelle für Sexualerziehung CENESEX
Total Projektzahlungen 2014: CHF 20’225
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nicaragua
Ein langer Atem im Kampf
für die Rechte der Frauen
Die Regierung Ortega scheut nicht davor zurück, demokratische
Prinzipien auszuhebeln. Umso wichtiger ist die Stärkung zivilgesellschaftlicher Kräfte wie unserer Partnerorganisationen, die
sich konsequent für die Rechte und die Gesundheit von Frauen
und Jugendlichen einsetzen. Elvira Ghioldi Thüring
Die von medico unterstützen nicaraguanischen Frauenorganisationen
schöpfen aus über 20 Jahre Erfahrung
im Kampf für das Recht der Frauen und
Jugendlichen auf eine freie und sichere
Sexualität, auf Gesundheit und den
Schutz vor Gewalt. Ein langer Atem ist
dabei auch bitter nötig.
Frauenkollektiv Masaya
Einbussen in der Unterstützung durch
die Geberländer zwangen das Frauenkollektiv zu einschneidenden Massnahmen. Die psychologische Betreuung von
Opfern von häuslicher Gewalt konnte
nicht mehr weitergeführt werden. Die
Ausbildung der Frauen, die in den Gemeinden als Anlaufstellen für Opfer
von Gewalt dienen und Frauen- und Jugendgruppen leiten, wurde dafür intensiviert. Die von medico unterstützen
Alphabetisierungskurse für Frauen und
die Programme zur Vorbeugung von
Gebärmutterhalskrebs, Brustkrebs und
HIV-Übertragung laufen unverändert
weiter. Mit viel Begeisterung und Einsatz erlernen die Analphabetinnen an
vier Nachmittagen pro Woche das Le-
›Mein Leben änderte sich, als
ich die Welt durch die
Schrift entdeckte‹
sen und Schreiben. ›Mi vida cambio
cuando decubri el mundo atraves de las
letras‹ (›Mein Leben änderte sich, als ich
die Welt durch die Schrift entdeckte‹).
Dieser Titel steht auf dem Lehrmittel,
das auch emanzipatorische Inhalte vermittelt. Kenia Sandino, die junge Leiterin des Programms, weiss die ehrenamtlichen Alphabetisatorinnen in den
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Jahresbericht 2014
monatlichen Weiterbildungskursen zu
motivieren und zu unterstützen.
Frauenkollektiv 8 de Marzo
Managua und Esquipulas
medico unterstützte letztes Jahr die Arbeit des Frauenhauses, Zufluchtsort für
gewaltbetroffene Frauen und deren
Kindern, mit einem ausserordentlichen
Beitrag von USD 5000 und half, neue
Geldgeber zu suchen. CAJLCVG, eine
Kommission aus Juristinnen, Sozialarbeiterinnen, Verantwortlichen des Gesundheitsministeriums und der Polizei,
trifft sich regelmässig unter der Leitung
des Frauenkollektivs 8 de Marzo zwecks
Koordination der Anstrengungen gegen
Gewalt an Frauen. Auch die Leiterinnen
der Frauen- und Jugendgruppen engagieren sich im Kampf gegen häusliche
Gewalt. Sie gewinnen Jugendliche für
Freizeitprogramme, kämpfen gegen
Drogenmissbrauch, informieren über
sexuell übertragene Krankheiten und
HIV, diskutieren offen über Verhütungsfragen und gehen auf die Anliegen der
Jugendlichen ein.
Frauenhaus Nueva Guinea
Die 24 Hebammen des Vereins, heute
vorwiegend als Gesundheitspromotorinnen aktiv, nehmen an sechs Fortbildungsveranstaltungen pro Jahr teil.
Neben medizinischen Fragen werden
Themen wie die Leitung von Selbsthilfegruppen, die Stärkung des Selbstbewusstseins der Frau und das Vorgehen
bei häuslicher Gewalt diskutiert. Die
Hebammen betreuen Frauen während
der Schwangerschaft in den Gemeinden. 2–3 Wochen vor der Geburt treten
die schwangeren Frauen ins Frauenhaus ein. Sie werden während ihres
Aufenthalts von den Hebammen über
medico international schweiz
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Schwangerschaft, Geburt, Pflege des
Neugeborenen, Stillen und Verhütung
unterrichtet und beschäftigen sich mit
Handarbeiten. Auch die basismedizinische Betreuung der Familie, die frauenärztliche Untersuchung und die Abgabe
von Verhütungsmitteln sind wichtige
Aufgaben des Vereins.
Die Jugendarbeit des Vereins
fördert das Selbstbewusstsein der Jugendlichen und stärkt die Solidarität in
den Gruppen. Während meiner Projektreise durfte ich im kleinen Dorf Jacinto
Baca einem Treffen von 15 jungen Frauen und zwei jungen Männer beiwohnen. Die 16-jährige Leiterin Nereyda,
selber alleinstehende Mutter, berichtete eindrücklich, wie sie ihre Ausbildungsziele aufgeben musste und wie
schwierig ihr aktuelles Leben sei. Das
Schreien ihres Babys, das sich in der
grossen Gruppe nicht wohl fühlte, unterstrich ihre Aussage. Sie forderte alle
auf, ihre Berufswünsche und Lebensziele aufzuschreiben. Beliebte Berufe
waren Lehrerin, Ärztin, Pflegefachfrau
und Juristin. Eine frühe Mutterschaft,
so wurde deutlich, gefährdet die Entwicklung und Ausbildung der jungen
Frauen. In einem kurzen Theaterstück
wurde die ›geplante Familie‹ der
›schicksalsgewollten‹ Grossfamilie gegenüber gestellt und es wurde über Verhütungsfragen diskutiert.
Der Kanalbau: Gigantismus
sandinistischer Prägung
Droht den Bauern und Bäuerinnen Nicaraguas der Ausverkauf ihres Landes?
Wir beobachten die Entwicklung mit
Sorge. Nicht zuletzt, weil auch Gemeinden unserer Projektpartnerinnen vom
Frauenhaus Nueva Guinea direkt davon
betroffen sind.
Der Bau des transozeanischen
Kanals bedeutet eine ökologische Katastrophe. Er soll 278 km lang, bis zu 530
m breit und rund 30 m tief werden. Drei
mal so lang wie der Panamakanal. Ein
Drittel der Route soll durch den Nicaragua-See führen, einer der grössten
Süsswasserseen der Erde, der auch für
die Trinkwasserversorgung genutzt
wird. Weiter soll der Kanal durch viele
Kilometer Naturschutzgebiet und Regenwald führen und Umsiedlungen
und Enteignungen in rund 280 Dörfern
zur Folge haben.
medico international schweiz Die Bevölkerung von Nueva Guinea
ist vom Kanalbau direkt betroffen
In den indigenen Gebieten an der Atlantikküste kann laut Gesetz ohne Einwilligung der Autonomiebehörde kein
Land enteignet werden. Doch für den
chinesischen Investor wurden unter Geheimhaltung spezielle Gesetze verabschiedet und der Vertrag wurde am 14.
Juni 2013 unterzeichnet. Er beinhaltet
auch Konzessionen an ausländische Investoren für gigantische Nebenprojekte
wie den Bau von Luxusressorts, Freihandelszonen, Flughäfen, Eisenbahnverbindungen und Strassen. Die Gesamtkosten werden mit 40 bis 50 Milliarden
USD beziffert. Dora Maria Tellez, ehemalige sandinistische Gesundheitsministerin bezeichnet den Kanalbau und
die Nebenprojekte in einem Interview
mit medico Deutschland als »eine ganz
neue Form von kolonialistischem Projekt«. Die nicaraguanische Juristin und
Politologin Monica Lopez Baltodano
reichte erfolglos eine Verfassungsklage
gegen das Kanalgesetz 840 ein, da es in
mindestens 40 Punkten gegen die Verfassung Nicaraguas verstosse.
Seit September 2014 demonstrierten Tausende von Bauern in Rivas
und in Nueva Guinea gegen das zerstörerische Megaprojekt. Auch in der
Hauptstadt Managua gingen viele Menschen auf die Strasse. Trotzdem wurden im Dezember 2014 Vorarbeiten
angekündigt. Die betroffene Bevölkerung hofft im Kampf gegen den Kanalbau, der das Elend vieler Bauern, die
Bedrohung der Trinkwasserversorgung
und den Tod vieler Tiere und Pflanzen
bedeutet wird, auf internationale Solidarität. ✕
Die Nicaragua-Projekte im Überblick
––Begleitung, Bildung und Herberge für
Schwangere und Wöchnerinnen, Präventionsarbeit mit Jugendlichen
Partnerorganisation: Frauenzentrum Nueva
Guinea
––Sexuelle und reproduktive Gesundheit und
Rechte von Frauen und Jugendlichen,
Gewaltprävention
Partnerorganisationen: Frauenkollektiv
Masaya und Frauenkollektiv ›8 de Marzo‹,
Managua
Total Projektzahlungen 2014: CHF 74’401,
lokale Projektbegleitung CHF 11’466
Bulletin 1/15
Jahresbericht 2014
16
Die Jahrespartnerschaft
2013/2014
Bereits in den ersten Liebesbeziehungen erleben die Mädchen
erschreckend häufig Gewalt. Das Frauenkollektiv Masaya
nimmt sich dieses Themas an und unterstützt zudem gezielt
Frauen mit Behinderungen Elvira Ghioldi Thüring
Das Frauenkollektiv Masaya arbeitet seit über 20 Jahren mit Frauenund Jugendgruppen mit dem Ziel, das
Selbstvertrauen der Frau und ihr Recht
auf Bildung und Gesundheit zu stärken.
Sie führen Alphabetisierungskurse
durch, engagieren sich in der Vorbeugung von Krankheiten (HIV, Gebärmutterhalskrebs) und organisieren regelmässige Treffen von Frauen und
Jugendlichen zu Themen wie Jugendschwangerschaft oder Gewalt in der Beziehung.
Im Rahmen der Jahrespartnerschaft
2013/2014 hat medico unter anderem
eine Umfrage des Kollektivs
über Gewalt in Paarbeziehungen
in der Adoleszenz finanziert
756 Mädchen aus der Stadt Masaya und
den umliegenden Dörfern nahmen an
der Umfrage teil. 57% der befragten
Mädchen beschrieben keine Gewalt in
ihren Liebesbeziehungen. Ein Drittel
der Mädchen berichtete von verbaler
Aggression durch den Partner. 8% der
Mädchen erlebten psychische oder physische Gewalt, in einem Fall musste von
lebensbedrohender Gewalt gesprochen
werden. Das Frauenkollektiv Masaya
diskutierte die Ergebnisse der Umfrage
mit den Verantwortlichen des Erziehungsministeriums, den Leitern und
Lehrerinnen der Sekundarschule und
den Jugendbeauftragten der Polizei.
Als nächster Schritt soll die Aufklärungsarbeit in den Oberstufenschulen
intensiviert werden. In Gruppen werden die Jugendlichen über sexuelle und
reproduktive Gesundheit diskutieren
und ihre Rechte kennenlernen. Ziel ist
es, ihr Selbstvertrauen zu stärken und
sie zu ermächtigen, Konflikte konstruktiv anzugehen und zu lösen. »Bei Bedrohung durch den Partner, suche Hilfe bei
Fachpersonen, erzähle deine Situation
einer Person deines Vertrauens«, wird
ihnen eingeschärft.
Neben der Jugendarbeit wurden
im Rahmen der Jahrespartnerschaft
Die Promotorin des Kollektivs Masaya besucht Frauen in einer abgelegenen Gemeinde
Bulletin 1/15
Jahresbericht 2014
medico international schweiz
17
Frauen mit Behinderungen speziell
gefördert. Die rund 40 behinderten
Frauen, die sich regelmässig im Zentrum des Frauenkollektivs treffen,
erhielten in spezifischen Workshops die
Möglichkeit, ihre Bedürfnisse und alltäglichen Schwierigkeiten darzulegen.
Sie wurden in ihren Fähigkeiten und
ihrem
Selbstwertgefühl
gestärkt.
Anlässlich meiner Projektreise im Februar 2014 durfte ich einem dieser Treffen beiwohnen. Ich war tief beeindruckt
von der Solidarität unter den behinderten Frauen. Die seit ihrem 18. Lebensjahr paraplegische Reyna zum Beispiel,
setzt sich auf politischer Ebene für die
Rechte der Behinderten ein und wurde
in den Gemeinderat von Masaya
gewählt. Dank Unterstützung erhielt
sie einen neuen Rollstuhl und schenkte
ihren alten, noch gut funktionierenden
Rollstuhl an Mariacruz weiter. Ich
begleite Mariacruz auf ihrem Heimweg.
Die Solidarität zwischen
den behinderten Frauen
ist beeindruckend
Die Fahrt mit dem motorisierten Rollstuhl in den verkehrsreichen Strassen
von Masaya erschien mir sehr gefährlich, von Rücksichtnahme durch die
Fahrzeuglenker keine Spur. Im Rahmen
der Jahrespartnerschaft wurde auch
der Austausch zwischen nicht behinderten Aktivistinnen des Kollektivs und
den behinderten Frauen zusätzlich
intensiviert.
✕
guatemala
Medizinische und
psychologische Versorgung
für Menschen
mit Behinderungen
Die Gesundheitsversorgung in Guatemala ist mangelhaft, chaotisch und nur zu oft schlicht inexistent. Unsere Partner sorgen
nicht nur dafür, dass kriegsversehrte Menschen Hilfe erhalten,
sie nehmen auch den Staat in die Pflicht Edith Bitschnau
Im vergangenen Jahr führte die
›Nationale Allianz indigener Frauen für
reproduktive Gesundheit und Bildung‹
in 32 Gesundheitszentren in sechs ländlichen Departementen Stichproben zu
der Versorgungslage durch. Sie stellte
fest, dass in der Mehrzahl der Einrichtungen die notwendigen Mittel insbesondere für die Versorgung von Geburt
und Schwangerschaft nicht vorhanden
waren.
In der Gesundheitsversorgung
herrschen chaotische Zustände
Nicht nur Materialien, Medikamente
oder Wasser und Treibstoff für die Ambulanz waren nicht vorrätig, es fehlte
auch immer wieder an Personal, um
den verschiedenen Kulturen und Spra-
medico international schweiz chen gerecht zu werden. Die schlimmsten Zustände fanden sich in den nordwestlichen Regionen, wo besonders
viele Mayas leben. Auch das Büro des
Ombudsmann für Menschenrechte hat
einzelne Gesundheitszentren überprüft
und chaotische Verhältnisse vorgefunden, welche auch den Tod von Men-
Inzwischen können viele der
Kriegsversehrten ein eigenständiges Leben führen
schen verursachten. Nicht selten kommt
es vor, dass Menschen aus abgelegenen
Weilern stundenlang zu Fuss gehen
oder gar getragen werden, um dann vor
Bulletin 1/15
Jahresbericht 2014
18
Ort feststellen zu müssen, dass die erforderliche Versorgung nicht möglich
ist.
Im Laufe des vergangenen Jahres hat sich die Versorgungslage noch
verschlimmert. Wegen grosser Schulden der Regierung bei den pharmazeutischen Unternehmen haben diese die
Lieferungen von Materialien an staatli-
samten Betrages Materialien liefern
könne. Glück hat, wer bis dahin nicht
krank wird.
Welch ein Glück aber, dass es in
Guatemala noch Organisationen gibt,
welche auf die Strasse gehen und protestieren und für alle sichtbar machen,
was in diesem Land nicht stimmt.
Unsere Projektpartner der Behindertenvereinigung AGPD sind nicht erst
seit vergangenem Jahr an Protesten
Sichtbare und unsichtbare
gegen die schlechte medizinische VerWunden wurden behandelt
sorgung beteiligt. Es ist ein wichtiger
Teil ihrer Aufgabe, gemeinsam mit
anderen Organisation die Regierung zu
che Einrichtungen eingestellt. Die bearbeiten, damit diese sich um die
Arbeit für die Angestellten im Gesund- Gesundheit aller Menschen im Land
heitssektor wurde noch frustrierender, kümmert.
da man ihnen, und dies nicht zum ersten Mal, die Löhne nicht bezahlte.
Medizinische und psychosoziale Hilfe
Anfangs November 2014 began- für Menschen mit Behinderungen
nen die Angestellten des Gesundheits- Das Alltagsgeschäft der AGPD, drehte
wesens mit Streiks in den Krankenhäu- sich aber letztes Jahr wie auch in den
sern und Gesundheitszentren, die sich vergangen Jahren, um die medizinische
im ganzen Land ausbreiteten. Sie for- und psychologische Versorgung von
derten die Zahlung ausstehender Ge- Menschen mit Behinderungen, die
hälter von fast 18'000 Beschäftigten durch den bewaffneten Konflikt verurund die Versorgung mit Medikamenten sacht wurden. Wie jedes Jahr liess die
und Material sowie zusätzliches Perso- AGPD ihren Mitgliedern je nach Bedarf
nal, da sich dramatische Versorgungs- und Mitteln medizinische Behandlung
lücken auftaten.
zukommen. Neue Hilfsmittel wie Prothesen und Rollstühle mussten repaDie Proteste zeigen Wirkung
riert oder ersetzt werden. Wunden,
Tausende VertreterInnen der indigenen sichtbare und unsichtbare, wurden beBäuerInnenorganisation und Mitarbei- handelt. Unzählige Reisen auf unwegterInnen des Gesundheitswesens blo- samen Strassen führte AGPD zu den
ckierten in den ersten Novembertagen Gemeinden, in denen ihre Mitglieder zu
an verschiedenen Orten des Landes wie Hause sind. Inzwischen können viele
auch in der Hauptstadt wichtige Stras- der Begünstigten ein selbständiges Lesenkreuzungen. Nach einigen Tagen ben führen. Durch AGPD haben sie sich
wurden die Blockaden gewaltsam von eine Existenz aufbauen können oder sie
den Sicherheitskräften geräumt. Doch fallen zumindest ihren Familien wenidie Proteste zeigten Wirkung. Die zu- ger mit Kosten für medizinische Beständigen Ministerien versprachen die handlung zur Last. Auch die Ausbildung
Auszahlung der ausstehenden Löhne der Hebammen wurde im vergangenen
sowie auch eine erste Ratenzahlung der Jahr weitergeführt. AGPD und medico
Schulden an die Pharmaunternehmen. sehen diese Ausbildungen als Erfolg:
Der Direktor des pharmazeutischen Die Ausbildung verringert die KinderVerbandes erklärte darauf, dass die In- sterblichkeit und stärkt die Eigenständustrie erst nach der Bezahlung des ge- digkeit der Frauen in den ländlichen
Gebieten.
Wir werden dieses Jahr die
Die Guatemala-Projekte im Überblick
AGPD in Guatemala besuchen und
––Rehabilitation von Kriegsversehrten,
gemeinsam weiter erarbeiten, wie wir
Hebammenweiterbildung
die Weiterentwicklung ihres wertvolPartnerorganisation: Behindertenvereinigung
len Projektes auch in Zukunft optimal
AGPD
unterstützen können.
Total Projektzahlungen 2014: CHF 48'893
✕
Bulletin 1/15
Jahresbericht 2014
medico international schweiz
19
Hilfe für Vietnam hat bei
medico Tradition
Marco Medici, langjähriger Projektverantwortlicher Vietnam,
wird befragt von Judith Eisenring
medico unterstützte im vergangen Jahr in Vietnam zwei medizinisch
orientierte Projekte: Die BauarbeiterInnen-Klinik in Hanoi und die SeniorInnen-Betreuung in Hüe.
Marco Medici hat die VietnamUnterstützung von medico, ehemals
Central Sanitaire Suisse CSS, wesentlich geprägt. Von den Anfängen bis
heute setzt er sich für die geschichtsträchtige Solidarität unserer Organisation ein.
Marco, was waren rückblickend
auf 2014 deine Highlights in der
Vietnam-medico-Arbeit ?
Bezogen auf die Projektarbeit habe ich
mich gefreut, dass im vergangen Jahr
eine vertraute Genossin der Vereinigung Schweiz–Vietnam der Baustellen-Klinik in Hanoi persönlich USD
4000 überreichen konnte. Dabei hatte
sie auch Gelegenheit, die Klinik zu besuchen und deren Betrieb zu prüfen.
Ihre Eindrücke waren sehr positiv. Das
Geld ist vor Ort gut eingesetzt, denn damit erhalten die BauarbeiterInnen unverzüglich Hilfe durch Medikamente
und andere medizinische Leistungen.
Zudem ist die Bauarbeiter-Klinik eine
Anlaufstelle für Personen, die im selben
Quartier wohnen und so Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten.
Bezogen auf die Projektverantwortung ergab sich der Kontakt zu
Sarah Speck, die sich im Rahmen ihrer
Masterarbeit in Human-/Wirtschaftsgeografie mit den Folgen von Kleinstkrediten auf den Lebensunterhalt älterer Menschen in der Umgebung von
Hué beschäftigt hat. Der Verantwortliche für das von Sarah Speck untersuchte Mikrokreditprojekt ist gleichzeitig auch verantwortlich für das von
medico unterstützte Projekt der
Gesundheitsförderung und sozialen
Integration für alte Menschen. So
wurde ihr Interesse an der Projektarbeit von medico geweckt. Sarah Speck
befindet sich gegenwärtig bei medico in
medico international schweiz einer Schnupperphase als Projektverantwortliche für Vietnam.
Bezogen auf die Arbeit von
medico als Organisation freut es mich
sehr, wie gut die Übergabe der Projektkoordination in der Geschäftsstelle
gelungen ist. Als Projektverantwortlicher bin ich dankbar, wenn ich weiterhin auf die kompetente Unterstützung
des Büros zählen kann und auch bezüglich anderer Länder erleben darf, wie
produktiv das neue Team auf Aktualitäten reagieren kann. Speziell beeindruckt hat mich der Informationsabend
im Dezember zu Israel/Palästina, an
dem die neue Projektverantwortliche
und auch die neue Projektkoordinatorin zusammen mit der Präsidentin von
medico hautnah über die aktuelle Situation berichtet haben.
Marco, gibt es Rückschlüsse aus dem
2014 auf das kommende Jahr?
Allgemein würde ich das Jahr 2014 als
Übergangsjahr bezeichnen. Einerseits
gibt es offene Fragen in den Projekten,
vorallem beim SeniorInnen-Projekt, die
für die Weiterführung geklärt werden
müssen und andererseits ist da meine
Rolle als Projektverantwortlicher, die
ich nach all den Jahren gerne übergeben möchte. Somit hoffe ich dies im
2015 tun zu können, mit dem Ziel, meine Verantwortung für die Projekte, aber
auch für die Beziehungen zu den Projektpartnern in neue Hände geben
könnte.
✕
Die Vietnam-Projekte im Überblick
––BauarbeiterInnen-Klinik
Partnerorganisation: Gewerkschaft für
BauarbeiterInnen in Hanoi
––Betagtenbetreuung in Hué
Partnerorganisation: Kommunale Vereinigung Alter Menschen in Hué
Total Projektzahlungen 2014: CHF 3’498
Bulletin 1/15
Jahresbericht 2014
20
Bilanz
31.12.2014
CHF
1'030'820
1'016'826
13'994
31.12.2013
CHF
941’674
925'180
16'494
Differenz
CHF
89'147
91'647
-2'500
516
516
137
137
378
378
2'349
2'349
1'033'685
3’522
3'522
945’333
-1'174
-1'174
88'352
12'698
12'698
5’799
5’799
6'899
6'899
123'902
123'902
165’242
165’242
-41'340
-41'340
897'085
474'293
122'792
300’000
1'033'685
774’293
270’922
203’371
300’000
945’333
122'792
203'371
-80'579
0
88'352
597'085
474’293
122'792
2014
2013
Differenz
480'732
396'038
84'693
523’239
403’239
120’000
-42'508
-7'201
-35'307
382'716
84'600
8'500
277’199
76’490
30’000
105'517
8'110
-21'500
203'212
60'894
96’801
46’253
106'411
14'641
25'510
27’655
-2'145
5'850
4’580
1'270
869'297
805’018
64'279
526'901
3'498
112'161
48'893
76'928
158'746
20'225
71'000
0
21'641
8'281
5'527
532’522
25’683
117’411
49’280
95’983
102’352
27’855
68’080
1’743
24’472
11’127
8’535
-5'621
-22'185
-5'250
-387
-19'054
56'394
-7'629
2'920
-1’743
-2'831
-2'846
-3'008
Projekte Personalaufwand
Lokale Projektbegleitung
Projektbegleitung Geschäftsstelle
101'324
12'770
88'554
98’928
11’687
87’241
2'396
1'083
1'313
Total Projektaufwand und Projektbegleitung
628'225
631’450
-3'225
Aktiven
Umlaufvermögen
Flüssige Mittel
Transitorische Aktiven
Bemerkung
Forderungen
Verrechnungssteuer
Anlagevermögen
Büroeinrichtung
Total Aktiven
Passiven
Fremdkapital
Transitorische Passiven
Fondskapital
Projektfonds
1
Organisationskapital
Freier Fonds aus unverteilten Sammelmitteln
Ertrags-/Aufwandsüberschuss
Vereinsvermögen
Total Passiven
Total freier Fonds nach Verbuchung
des Ertrags-/Aufwandsüberschusses
Betriebsrechnung
Ertrag
Allgemeine Erträge
Ungebundene Spenden allgemein
Zuwendung aus Legat, nicht zweckgebunden
Bemerkung
Projektgebundene Erträge
Länder- und projektgebundene Einzelspenden
Beiträge der öffentlichen Hand: Kantone,
Gemeinden
Beiträge Stiftungen, Kirchgemeinden, Vereine
Aktuelle Jahres-Partnerschaft (auslaufend:
Nicaragua; neu: Palästina/Israel)
Zentralamerika-Partnerschaft (Mexiko,
El Salvador, Guatemala, Nicaragua)
Mitgliederbeiträge
Ertrag Jubiläumsfest
Total Ertrag
Aufwand
Projektaufwand
Projekte Sachaufwand
Projekte Vietnam
Projekte El Salvador
Projekte Guatemala
Projekte Nicaragua (inkl. Sachaufwand KoBü)
Projekte Palästina/Israel
Projekte Kuba
Projekte Mexiko
Notfälle und Bedrohungen Projektmitarbeitende
Projekt Sensibilisierung Schweiz
Projektreisen
Projektkoordination: Raumaufwand
Bulletin 1/15
Jahresbericht 2014
2
3
medico international schweiz
21
Administrativer Aufwand
Aufwand zur Mittelbeschaffung
Personalkosten
Sachaufwand
80'223
42'791
37'432
69’504
42’157
27’347
10'719
634
10'085
Übriger administrativer Aufwand
Personalkosten
Büro- und Verwaltungsaufwand
Total Administrativer Aufwand
80’544
58'838
21'706
160'767
80’868
57’966
22’903
150’372
-325
872
-1'197
10'395
Total Aufwand
788'992
781’822
7'170
80'306
23’196
57'109
1'147
81'452
-1’371
21’825
2'518
59'627
-23'071
64'411
41'340
-30’109
211’655
181'546
7'038
-147'244
-140'206
122'792
-122'792
203’371
-203’371
-80'579
80'579
0
0
0
Betriebsergebnis
Finanzergebnis
Finanzerträge
Aufwands-/Ertragsüberschuss vor Entnahme aus/
Zuweisung an zweckgebundene und freie Fonds
Fondsergebnis
Zuweisung an Projektfonds
Entnahme aus Projektfonds
Ergebnis Projektfonds
Jahresergebnis 1
Entnahme/Zuweisungen an/aus freiem Fonds
unverteilte Sammelmittel
Jahresergebnis 2
Bemerkungen zur Bilanz:
1Die Projektfonds enthalten Projektbeiträge und
gebundene Spenden, die im Rechnungsjahr noch
nicht verwendet wurden. Die Zusammensetzung
nach einzelnen Ländern und die Veränderung der
Projektfonds werden in der Rechnung über die
Veränderung des Kapitals ausgewiesen.
Bemerkungen zur Betriebsrechnung:
2Dank den Spenden für die Nothilfe in Gaza
konnten wir folgende Nothilfe unterstüzen:
(CHF 7'000 für den Transport von Nothilfegüter
durch die PHR-I, CHF 7'063 für den Kauf von
Nothilfegüter für die PMRS-Gaza und CHF
13'000 für die Nothilfe an Kinder, PMRS-Gaza.
3Unter ›Projekt Sensibilisierung Schweiz‹ verstehen wir die Öffentlichkeitsarbeit in der Schweiz
über die politische und gesundheitliche Situation
in unseren Projektländern. Die Ausgaben umfassen einen Teil der Produktionskosten für die Bulletins sowie Kosten für Veranstaltungen, die der
Sensibilisierung der Schweizer Öffentlichkeit dienen.
Kommentar zur Jahresrechnung
medico hat – wie bereits im Vorjahr – mit CHF
122'792 ein gutes Jahresergebnis erzielt.
Besonders bei den Einnahmen war 2014 ein erfolgreiches Jahr. Die ungebundenen Spenden von Einzelpersonen sind wie im vorherigen Jahr nur knapp
gesunken und dank zweier grosszügiger Legate
(CHF 84'693) konnte ein beachtlicher Ertragszufluss erzielt werden. Die gebundenen Spenden sind
beträchtlich gestiegen. Dieses gute Resultat ist
unter anderem auf eine institutionelle Unterstützung für das Projekt ›Los Angelitos‹ in El Salvador,
einen hohen Eingang von Einzelspenden für die
Nothilfe in Gaza sowie die Anstrengungen der Geschäftsstelle und der ehrenamtlichen Projektverantwortlichen beim Fundraising zurückzuführen. Des
Weiteren hat der Eintritt von zwei neuen ehrenamtlichen Projektverantwortlichen das medico-Team
gestärkt. Die ungebundenen Spenden sowie die
medico international schweiz gebundenen Spenden erlauben uns, die Finanzierung des budgetierten Projektaufwands und des
administrativen Aufwands zu sichern.
Der Projektaufwand konnte nicht wie budgetiert
ausgegeben werden. Für die Projekte in Kuba und
Vietnam wurden weniger Mittel aufgewendet, als
geplant. Im 2015 werden wir die Zusammenarbeit
mit diesen zwei Ländern neu organisieren. Allerdings wurde aufgrund der schwierigen humanitären
Situation in Gaza die Unterstützung an unsere dortigen Projektpartner vorübergehend erhöht.
Der administrative Aufwand hielt sich in ähnlichem
Rahmen wie im 2013, was einem Anteil von 19,8
Prozent des Gesamtaufwands entspricht.
Es bleibt eine grosse Herausforderung, mit den
begrenzten Ressourcen und dem ehrenamtlichen
Engagement von Vorstand und Projektverantwortlichen auch in Zukunft solche Spendenergebniss zu
erzielen. Wir werden auch künftig unsere Anstrengungen auf die Erweiterung und Aufrechterhaltung
unserer solidarischen Spendenbasis konzentrieren.
Dank der derzeitigen Ertragsbilanz ist medico in der
Lage, den Mitteleinsatz für den Projektaufwand in
den kommenden Jahren behutsam zu erhöhen.
Durch diese Erhöhung sollen die Bedürfnisse unserer ProjeketpartnerInnen und der Begünstigten der
Projekte noch besser befriedigt werden.
Korrigendum
Wir haben in der gedruckten Version unserer
Jahresrechnung 2014 (im Bulletin 1/15) in der
Spalte ›Differenz‹ einige Zahlen aus der korrekten Rechnung falsch übertragen.
Wir bitten, unser Versehen zu entschuldigen.
In dieser definitiven Version sind die Zahlen nun
korrigiert und richtig.
Bulletin 1/15
Jahresbericht 2014
22
Rechnung über die Veränderung des Kapitals 2014 in CHF
Zweckgebundene Fonds
Projektfonds
Anfangsbestand
Vietnam
El Salvador
Guatemala
Nicaragua
Palästina
Kuba
Mexico
Total
Projekbeiträge
Spenden 1
Projektauf- Projektbegleiwand 2 + 3
tung lokal
Projektreisen
Endbestand
0
1’416
0
35’574
0
45’563
57’433
26'672
0
3'498
98’467
63’893
63’980
157'433
9'478
73'110
3’498
112’161
48’893
75’095
158'746
20'225
71'000
13'299
1'304
3'451
0
2'110
0
20’464
15'000
19'845
52'668
15'924
0
165'242
469'859
489'618
13'299
8'281
123'902
Erläuterungen:
1 Total gebundene Beiträge und Spenden: 392'716 CHF, Total Anteil ungebundene Spenden:
77'143 CHF
2 Der Projektaufwand entspricht hier den Überweisungen an die Projekte (d.h. das Projekt Sensibilisierung Schweiz und die Projektbegleitung in der Schweiz und in Nicaragua sind in dieser Spalte nicht
berücksichtigt).
3 Im Projektaufwand El Salvador ist eine Währungsdifferenz von 1’770 CHF des für ›Los Angelitos‹
zweckgebundenen Dollarkontos enthalten.
Organisationskapital
Anfangsbestand
Zuweisungen
Entnahmen
Endbestand
Fonds unverteilte Sammelmittel
Vereinsvermögen
474'293
300’000
122'792
0
0
0
597'085
300’000
Total
774'293
122'792
0
897'085
Leistungsbericht
Zweck und Organe
medico international schweiz fördert und unterstützt internationale Entwicklungsprojekte und
Hilfsaktionen im Gesundheitsbereich. Dabei bildet
die Stärkung und Begleitung von sozialen Prozessen den Schwerpunkt. medico international
schweiz arbeitet mit lokalen Partnerorganisationen
zusammen, die sich für Freiheit und Unabhängigkeit einsetzen und sich gegen Ungerechtigkeit und
sozio-ökonomische
Ungleichheit
engagieren.
Besondere Anliegen sind die Unterstützung von
Frauen-Projekten und die Arbeit für psychosoziale
Gesundheit, um die durch Krieg, Unterdrückung,
Verfolgung, Armut und Flucht verursachten psychischen Verletzungen zu behandeln und zu lindern
und die Handlungsfähigkeit der betroffenen Menschen zu stärken.
In beschränktem Umfang ist medico international
in der Schweiz entwicklungspolitisch tätig. Dabei
wird das spezifische Wissen über Zustände und
Zusammenhänge im Gesundheitsbereich und die
Erfahrungen aus den Projektländern eingebracht.
Projektkommission:
El Salvador: Maja Hess
Guatemala: Edith Bitschnau
Kuba: Judith Eisenring
Mexiko: Sanja Previsic und Philipp Gerber und Theres Höchli seit Juli 2014
Nicaragua: Elvira Ghioldi Thüring
Palästina/Israel: Shirin Amrad seit Juli 2014
Vietnam: Marco Medici und Dung Moser-Nguyen
Geschäftsstelle:
Barbara Schumacher Cheema, Projektkoordination
(bis Ende Mai)
Claudia Hurtado Rivas, Projektkoordination (ab
Juni)
Therese Vögeli Sörensen, Kommunikation
Heinz Scheidegger, Administration
Jacqueline Schuchter-Hoppler, freiwillige Mitarbeiterin
Gesetzte Ziele und erbrachte Leistungen
Siehe dazu die Länder-Jahresberichte in diesem
Bulletin.
Vorstand:
Maja Hess, Präsidentin, seit 1989
Edith Bitschnau, seit 1994
Judith Eisenring, seit 1989
Marco Geissbühler, seit 2012
Katrin Haltmeier, seit 2012
Marco Medici, seit 2010
Katharina Schiessl, seit 2010
Jacqueline Schuchter-Hoppler, 1995 bis Juni 2014
Constantin Zehnder, seit 2012
Bulletin 1/15
Jahresbericht 2014
medico international schweiz
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Anhang zur Jahresrechnung
Grundsätze der Rechnungslegung und Bewertung
Die Rechnungslegung erfolgt in Übereinstimmung
mit den Fachempfehlungen zur Rechnungslegung
Swiss GAAP FER ( Kern-FER; FER 21). Ausserdem
entspricht sie dem Reglement der ZEWO.
Fremdwährungsbeträge werden zu den entsprechenden Tageskursen bewertet.
Steuern
Als gemeinnützige Organisation ist medico international schweiz nicht steuerpflichtig.
Mittelflussrechnung
Auf das Erstellen einer Mittelflussrechnung wird
verzichtet, da sie für eine Organisation dieser
Grösse weder obligatorisch noch aussagekräftig ist.
Entschädigung der leitenden Organe
Die Arbeit im Vorstand erfolgt ehrenamtlich. Die
Präsidentin Maya Hess erhielt für ihre Arbeit als
Ausbilderin und Supervisorin im Psychodramaprojekt in Palästina und als Spesenvergütung für ihre
Projektreise als Projektverantwortliche nach El Salvador CHF 4'426 Entschädigung. Es wurden keine
weiteren Entschädigungen ausbezahlt.
engagieren sich regelmässig auch unentgeltlich über
ihre Arbeitszeit hinaus.
Unentgeltliche Leistungen
Vorstand, Projektkommission und in der Geschäftsstelle mitarbeitende Freiwillige leisteten über 2000
ehrenamtliche Arbeitsstunden (geschätzt). Der Antritt von zwei neuen ehrenamtlichen Projektverantwortlichen hat die Anzahl der ehrenamtlichen
Arbeitsstunden erhöht.
Risikobeurteilung
Aus Sicht des Vorstands bestehen keine weiteren
Risiken, welche in der Jahresrechnung zu berücksichtigen wären.
Ereignisse nach dem Bilanzstichtag
Es gibt keine wesentlichen Ereignisse nach dem
Bilanzstichtag, welche die Jahresrechnung beeinflussen.
Bericht Revisionsstelle
Die Jahresrechnung 2014 wurde am 19. Februar
2015 von der Amarillo Treuhand Daniel Bosshard,
Zürich, geprüft. Sie entspricht Gesetz und Statuten.
Die Revisionsstelle bestätigt, dass die Fachempfehlungen über die Rechnungslegung Swiss GAAP
Personal der Geschäftsstelle
Der Personalaufwand inkl. Sozialabgaben und Spe- FER (Kern-FER und FER 21) und die einschlägigen
sen betrug CHF 190'183. Das Personal besteht aus Bestimmungen der ZEWO für das Geschäftsjahr
drei Arbeitnehmenden mit insgesamt 160 Stellenpro- 2014 eingehalten sind. Der Revisionsbericht kann
zenten. Es besteht ein Einheitslohn. Die Angestellten auf der Geschäftsstelle bestellt werden.
Dank
Zahlreiche Einzelpersonen und auch Gemeinden,
Stiftungen, kirchliche Institutionen, Vereine und
Gruppen haben mit ihren finanziellen Beiträgen
oder mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit das solidarische Wirken von medico international schweiz in
weniger privilegierten Ländern möglich gemacht.
Von den unten aufgeführten institutionellen Spendern haben wir Beiträge über CHF 1000 erhalten.
Die Spenden von Privatpersonen werden nicht
namentlich aufgelistet. Wir danken allen Spendern
und Spenderinnen sehr herzlich für die wertvolle
Unterstützung und das Vertrauen in unsere Arbeit.
Danken möchten wir auch dem Fotografen Peter
Dammann/Agentur Focus und dem Dokumentarfilmer Hans-Jürg Pfaff/Prodok-Film, die im letzten
Jahr auf einen Grossteil ihres Honorars für die Bildgestaltung und die Dokumentation der Arbeit
unserer Projektpartner in Gaza und Nicaragua verzichtet haben.
medicor Foundation
Palästinakomitee Zürich
SP-Frauengruppe Arbon
Victorinox
Pfarreien und Kirchengemeinden:
Evang.-ref. Kirchgemeinde Aussersihl
Röm.-kath. Kirchgemeinde Freienbach
Röm.-kath. Pfarrei Lunkhofen
Verwaltung des Katholischen Konfessionsteil des
Kantons St. Gallen
Röm.-kath. Kirchengemeinde Uster
Röm.-kath. Kirchengemeinde Walenstadt
Evang.-ref. Kirchgemeinde, Walenstadt–Flums–
Quarten
Gemeinden:
Stadtverwaltung Bülach
Gemeinde Riehen
Gemeinde Rümlang
Stiftungen, Vereine, Gruppen:
Mitgliedschaften
Berner Mahnwache für einen gerechten Frieden in medico international schweiz ist Mitglied in folgenIsrael/Palästina
den Netzwerken und Gruppen:
Berti Wicke-Stiftung
Forum für Menschenrecht in Israel/Palästina
Bruba Immobilien Anstalt
Kampagne Recht ohne Grenzen
Direkte Solidarität mit Chiapas
Swisspeace, KOFF Kompetenzzentrum FriedensFrauen für den Frieden Region Basel
förderung
Gerechtigkeit und Frieden in Palästina GFP
medicus mundi schweiz
Inner Wheel Club Sardona
Mexiko-Forum
Kampagne Olivenöl
Schweizer Forum für Menschenrechte und Frieden
Laborgemeinschaft Zürich
in Guatemala
Maya Behn-Eschenburg Foundation
Zentralamerika-Platform
medico international schweiz Bulletin 1/15
Jahresbericht 2014
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zögern den Grenzübertritt unnötig lange. Nicht
wenige Verwundete sind deshalb während des
Kobanê betrifft uns
Transports verblutet. Die Überlebenden werden im staatlichen Krankenhaus von Suruç
Die kurdischen Kämpfenden und
versorgt, sind dort aber der Repression des
die Flüchtlinge aus Kobanê brauchen
türkischen Militärs bis hin zu Verhaftungen
unsere Unterstützung
ausgesetzt, was untragbar und absolut unKobanê »Wenn ihr einen Schritt auf uns
ethisch ist.
zugeht«, sagt Cemsettin, kurdischer Chirurg
Das Rojava-Krisenzentrum in Suruç betreut die
aus Diyarbakir, »dann können wir hundert
sechs Flüchtlingslager, in denen ungefähr
Schritte machen«. Cemsettin versorgte als
13’000 kurdische Flüchtlinge aus Kobanê
Freiwilliger verletzte Kämpfer und Kämpferinleben. Struktur und Sicherheit, die Abgabe von
nen in Kobane. Dabei biss ihm ein junger
Essen und die medizinische Versorgung werden durch das Zentrum gewährleistet. Die GeMann im Todeskampf die Hälfte des Endgliedes seines Daumens ab. Cemsettin operierte
sundheitsversorgung in den Lagern wird von
bis in die Nacht weiter. Das letzte noch
freiwilligen kurdischen Ärzten aus verschiedenen Städten durchgeführt. Alle treffen sich im
funktionierende Krankenhaus wurde kurz vor
Krisenzentrum und planen dort ihre Einsätze.
der Befreiung Kobanês von einem IS-Selbstmordattentäter zur Hälfte in die Luft gesprengt In einem Raum werden die nötigen Medikaund zerstört. In einem kleinen unterirdischen
mente für die Flüchtlinge, aber auch für die
Raum arbeiten die Kollegen in Kobanê weiter. Verletzten in Kobanê gelagert und abgegeben.
Aber sie können nur noch eine provisorische
Die Aufgabe, die das Rojava-Krisenzentrum
Erstversorgung der Verletzten leisten. Dann
bewältigen muss, ist gigantisch. Und es fehlt
müssen diese nach Suruç transportiert werden. an allem.
Dieser Weg ist zwar nur ein paar Kilometer
Deshalb wird medico in den nächsten sechs
lang, doch die türkischen Grenzbehörden verMonaten das Rojava-Krisenzentrum finanziell
unterstützen. Das Geld wird eingesetzt für
Medikamente für die Flüchtlingslager und für
die Verletzten Kämpferinnen in Kobanê und
Suruç, aber auch für Transporte und Behandlungen, die aus Sicherheitsgründen zum Teil in
Privatspitälern durchgeführt werden müssen.
Wir bitten Sie um Ihre Spende für die kurdischen Flüchtlinge in Rojava
spendenaufruf
Spenden Sie mit dem Stichwort Kobanê auf
das Postkonto 80-7869-1
Schenken Sie Gesundheit!
Feiern Sie einen frohen Anlass oder gedenken Sie einem lieben
Menschen mit einer Spende, die wirkt. Wir beraten Sie gerne.
medico international schweiz
Quellenstrasse 25, Postfach 1816
CH-8031 Zürich
+41 044 273 15 55
www.medicointernational.ch
[email protected]
Postkonto 80-7869-1
gesunde basis für alle

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