Jahresbericht 2012 - Medico International Schweiz
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Jahresbericht 2012 - Medico International Schweiz
Nr. 170 März 2013 Bulletin 1/13 Jahresbericht 2012 Projektberichte und Jahresrechnung Jahresberichte 2012 Nicaragua: Schwangerschaft in der Adoleszenz – Zyklus der Armut 3 El Salvador: Erfolgreiche Lobbyarbeit 4 Palästina – Israel: Wir stärken Basismedizin und Verständigung 6 Psychodrama in Gaza: Eine Bresche in der Mauer 7 Mexiko: Zurück in die Vergangenheit? 8 Vietnam: Mithilfe bei der Einrichtung von Strukturen zur medizinischen Betreuung alter Menschen 9 Guatemala: Ein starker Einsatz für die Rechte der behinderten Menschen 10 Kuba: Sensibilisierung für Gewalt gegen Frauen und die Rechte Homosexueller Bilanz und Betriebsrechnung 2012 11 12–15 Ma’ as-salaama / shalom / auf Wiedersehen Jochi Titelbild: Kinder auf den Strassen von Gaza Foto: Maja Hess Bildnachweis: S. 3: Elvira Ghioldi S. 5, 7, 15: Maja Hess S. 6: PHR-IL S. 9: Ngoc Dung Moser-Nguyen S. 10, 16: Barbara Schumacher S. 11: Cuba Solidarity Campaign Impressum Bulletin 1/13, Nr. 170 Erscheint viermal jährlich im Abonnement; jährlich Fr. 5.–; beglaubigte Auflage: 6500 Expl. Redaktion: Therese Vögeli Sörensen Gestaltung: Heinz Scheidegger, medico international schweiz Druck: ropress Genossenschaft, Zürich Herausgeberin medico international schweiz (Centrale Sanitaire Suisse CSS Zürich) Quellenstrasse 25, Postfach 1816, 8031 Zürich 2 16 Bulletin 1/13 Inhalt dieser Nummer Editorial Liebe Leserin, lieber Leser Liebe Spenderin, lieber Spender Sie halten unseren Jahresbericht 2012 in den Händen. Mit den darin gesammelten Berichten möchten wir Ihnen Einblick geben in die Aktivitäten, Erfolge und Herausforderungen unserer Projektarbeit. Wir freuen uns über viele ermutigende Nachrichten aus unseren Projektländern. In El Salvador, zum Beispiel, können unsere Projektpartner die breite Erfahrung aus vielen Jahre Arbeit mit und für behinderte Kinder und ihre Familien in die Gestaltung der öffentlichen Gesundheitsdienste einbringen. Auch in Vietnam entwickelt unser Pilotprojekt für die Schaffung von Betreuungsstrukturen für alte Menschen Ausstrahlungskraft und wird im Aufbau der öffentlichen Dienste als Vorbild beigezogen. Solche Erfolge freuen und bestärken uns. Unsere ProjektpartnerInnen waren aber auch mit grossen Schwierigkeiten konfrontiert. Ein sich verschärfendes Klima von Gewalt und Repression in Guatemala, die alarmierende Menschenrechtslage in Mexiko, die Krise zwischen Gaza und Israel letzten November brachten Not und Sorgen. Wir erlebten dadurch einmal mehr nachdrücklich, wie wichtig unsere Präsenz und die wachsame Aufmerksamkeit einer engagierten internationalen Öffentlichkeit sind und bleiben, um die Menschen vor Ort in ihrem Kampf zu stärken und hoffentlich auch zu schützen. Mit Hoffnung erfüllen uns die innovativen Ansätze zu Vernetzung, welche die letztjährige Arbeit unserer ProjektpartnerInnen auszeichnen. In El Salvador fand der erste regionale Feministische Psychodramakongress statt. Unsere Partner in Guatemala luden zentralamerikanische Behindertenorganisationen zu einem ersten Treffen ein. In Palästina soll die erste arabisch sprechende Psychodrama-Vereinigung entstehen. Und auch die Aids-Präventionsgruppen in Kuba suchen aktiv den internationalen Austausch.. Neuigkeiten aus der Projektkommission: Nach über drei Jahrzehnten prägender Arbeit in verschiedenen Aufgaben, insbesondere als Projektverantwortlicher Palästina / Israel, hat sich Jochi Weil per Ende 2012 aus seiner Arbeit für medico international schweiz zurückgezogen. Lesen Sie dazu den offenen Brief von Maja Hess auf der letzten Seite dieses Bulletins. Wir werden Jochi, sein Wissen, seine Erfahrung und seine grosszügiges Herz vermissen und wünschen ihm Gesundheit und Freude im mehr als wohlverdienten Ruhestand. Neu begrüssen wir Fritz Wunderli in der Projektkommission. Wir freuen uns, in dem frisch pensionierten Tierarzt einen erfahrenen und engagierten Nachfolger für die Projektverantwortung Palästina / Israel gefunden zu haben. Dank Ihren grosszügigen Spenden konnten unsere Partnerorganisationen auch im vergangenen Jahr ihren Kampf für eine bedürfnisgerechte Gesundheitsversorgung und die Achtung ihrer Rechte weiterführen. Wir danken Ihnen von Herzen für Ihre Unterstüzung. Therese Vögeli Nicaragua: Schwangerschaft in der Adoleszenz – Zyklus der Armut Elvira Ghioldi Obwohl die Verbesserung des Gesundheitswesens in Nicaragua eines der Hauptziele der Regierung Ortegas ist, bleiben viele Probleme ungelöst. Daniel Ortega wurde 2007 zum Staatspräsidenten gewählt und im November 2011 im Amt bestätigt. Seither sind die öffentlichen Ausgaben für Gesundheit gestiegen. Im Jahre 2012 betrugen sie 45 US$ pro Einwohner. Der Zugang zur öffentlichen Gesundheitsversorgung ist für alle gratis, aber es fehlt oft an Medikamenten und medizinischen Materialien. Nicaragua hat die beste Durchimpfungsrate ganz Zentralamerikas, Masern und Röteln wurden ausgerottet. In den letzten fünf Jahren konnte die Kindersterblichkeit von 28 auf 21 pro 1000 Lebendgeburten reduziert werden. Von 2000 bis 2010 wurden in 11 Jahren 1.3 Mio. Geburten registriert. 367‘095 der Mütter waren adoleszent, davon 172‘535 jünger als 14 Jahre. Mit anderen Worten, 13% der Babys haben eine Mutter, die weniger als 14 Jahre zählt. Die schwangeren Mädchen wiederholen den Zyklus der Armut, denn sie werden Mutter, bevor sie biologisch reif sind. Oft sind sie Opfer von Vergewaltigung, ja von sexueller Gewalt in der Familie. Obwohl die Antikonzeptiva in den Gesundheitszentren gratis sind, wagen die wenig gebildeten Mädchen nicht, danach zu fragen, da sie die Kritik der Familie, aber auch anderer DorfbewohnerInnen fürchten. Diverse konservative evangelische Sekten sind in Nicaragua aktiv und verbieten jegliche Verhütungsmassnahmen. Unsere drei Projektpartnerinnen setzen sich ein für die Verbesserung der Basisgesundheitsversorgung und für die Stärkung des Selbstwertgefühls und der Rechte der Frauen und Jugendlichen und kämpfen gegen die häusliche und sexuelle Gewalt. Frauenkollektiv 8 de Marzo Managua Das in Managua, Esquipulas und Matagalpa aktive Colectivo de Mujeres 8 de Marzo setzte sich 2012 noch verstärkt mit öffentlichen Kampagnen für den Schutz der Rechte der Frau, insbesondere gegen die Gewalt an Frauen und für die Legalisierung der therapeutisch indizierten Abtreibung ein. »No estoy sola… de tu violencia me voy a defender«, lautete der Slogan, mit dem die Kampagne in die Strassen getragen wurde: »Ich bin nicht allein… ich werde mich gegen deine Gewalt wehren«. Vorträge, Aufführungen der Theatergruppe, Diskussionen in den zwölf Frauengruppen, Demonstrationen, Flugblätter und beschriftete Hem- den werden eingesetzt, um über die Rechte der Frauen zu informieren. Die von medico finanzierte Pflegefachfrau Martha Arauz organisiert regelmässige Jugendtreffen. Aufklärungsarbeit, Information über Verhütungsmethoden, über die Gefahren der Drogen und sexuell übertragbare Krankheiten sowie Anleitung von Rollenspielen gehören zu ihrem Aufgabenbereich. Zudem untersucht und begleitet Martha Arauz Frauen, die im Refugium Schutz vor sexueller und häuslicher Gewalt suchen, bei medizinischen Problemen. Frauenkollektiv Masaya Die Zusammenarbeit mit dem Erziehungs- und dem Gesundheitsministerium konnte im Verlaufe des Berichtsjahres verbessert werden. Es wurde ein Zusammenarbeits-Vertrag erarbeitet und unterzeichnet. Die Sozialarbeiterinnen des Frauenkollektivs sind in den Schulen willkommen mit dem Thema Vorbeugung der sexuellen Gewalt gegen Frauen und Jugendliche. Auch die Arbeit der 13 Alphabetisatorinnen wird geschätzt. Während acht Stunden pro Woche erlernen Frauen in Gruppen Lesen und Schreiben, aber auch Rechnen. Frauenspezifische Themen, KenntFortsetzung auf Seite 4 Jahresbericht Im Frauenhaus von Nueva Guinea findet diese junge Frau nach der Geburt ihres Kindes einige Tage Erholung 3 El Salvador: Erfolgreiche Lobbyarbeit Maja Hess Basisorientiert, vernetzt, nah bei den Kindern: Los Angelitos, Arbeit mit Behinderten Das Bulletin von Los Angelitos berichtet regelmässig über Aktivitäten der Organisation und fachliche und politische Themen rund um die Anliegen und Probleme von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen und ihrer Angehörigen. Es wird im In- und Ausland elektronisch versendet und eröffnet eine Diskussionsplattform. Angelitos hat mit ihrer nun von der Regierung anerkannten Behindertenpolitik wichtige Akzente mit Ausstrahlung in andere Länder Fortsetzung von Seite 3 nisse über die Rechte der Frau und über den Körper nehmen einen grossen Stellenwert ein. Eine Ausbildungsbestätigung wurde den insgesamt 147 erwachsenen Schülerinnen versprochen. Unter dem Motto Verhütung von Schwangerschaft in der Adoleszenz hielten die Verantwortlichen des Frauenkollektivs öffentliche Vorträge in verschiedenen Dörfern. Die Kampagne zur Verhütung des Gebärmutterhalstumors, der HIVÜbertragung und des Brusttumors wurde gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium weitergeführt. Die individuelle psychologische Betreuung von Opfer häuslicher und sexueller Gewalt, die Arbeit mit den Frauenselbsthilfegruppen, die Jugendarbeit mit regelmässigen Treffen in Kleingruppen und der Organisation von grossen Tagungen für alle Jugendlichen sind weitere Aufgaben des Frauenkollektivs. Frauenhaus Nueva Guinea Im April 2012 besuchten die Pflegefachfrau und der Psychologe des nationalen Frauenspitals Berta Calderon in Managua das Frauenhaus Nueva Guinea. Sie führten auf Kosten des Gesundheitsministeriums einen Kurs über die Geburtsvorbereitung für die 4 gesetzt. Wenn sich gegen 100 offizielle PromotorInnen des Gesundheitsministeriums zur regelmässigen Weiterbildung zum Thema gemeindezentrierte Rehabilitation behinderter Menschen treffen, können Angelitos und ihre MitarbeiterInnen wirklich stolz auf ihre jahrelange hartnäckige politische und professionelle Arbeit sein. Das Gesundheitsministerium wird demnächst offiziell die fachliche Spezialisierung ›Promotor/a de rehabilitacion‹ anerkennen und entsprechend Fachleute für die verschiedenen Gesundheitszentren ausbilden. medico finanziert die Löhne der Physiotherapeutinnen und der Promotorinnen der gemeindebasierte Rehabilitation, den Lohn des Fahrers sowie Aktivitäten mit den behinderten Kindern und Jugendlichen. Frauengesundheit ist wichtig: die Hebammen von Suchitoto Zum ersten Mal sind wieder ganz junge Frauen an den Treffen der Hebammen in Suchitoto anwesend. Sie gehören zur ersten Gruppe der nun in Ausbildung stehenden Hebammen. Begeistert erzählen sie von der Ausbildung mit den Gesundheitsfachfrauen aus Nicaragua: »Wir konnten über alles reden, sogar über Abtreibung und verschiedene sexuelle Optionen wie der Liebe zwischen Frauen. Wir haben viel gelernt rund um das Thema Schwangerschaft und Geburt, aber auch über Sexualität und Probleme, welche junge Menschen bewegen.« Lina ist eine wache junge Frau, welche die Möglichkeit gepackt hat, sich mit den Hebammen Wissen anzueignen und zu einer sanfte Geburt durch. Die Laienhebammen und die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses nahmen teil, im praktischen Teil mit den Atem- und Entspannungsübungen auch die schwangeren Frauen. Dies ist ein Beispiel für die zunehmend mögliche vernetzte Arbeit zwischen den staatlichen Institutionen und unseren zivilen Partnerorganisationen. Die 26 Laienhebammen von Nueva Guinea treffen sich monatlich zur Weiterbildung im Frauenhaus. Neben der Begleitung von Schwangerschaft und Geburt werden Themen wie die Arbeit mit Jugendlichen und mit der Gemeinde, Familienplanung, gesunde Ernährung, Hygiene, Wundversorgung oder steriles Durchführen von Injektionen angegangen. Im Frauenhaus wird die medizinische Grundversorgung für die ganze Familie, die Vorbeugung des Gebärmutterhalskrebses, die Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten, Schwangerschaftskontrollen, die Betreuung der Schwangeren vor der Geburt und der Frauen im Wochenbett gewährleistet. Die Jugendgruppe trifft sich regelmässig. Gemeinsame Aktivitäten, kreatives Schaffen und Diskussionen über die Gefahren des Alkohols und der Drogen stehen im Zentrum. Fragen zu Sexualität und Verhütung sind hier kein Tabu. Am 14. November fand eine grosse Begegnung aller Jugendlichen statt. Als Einleitung führten sie folkloristische Tänze auf. Der Junge Hernald sprach über Gewalt in der Familie. Im Anschluss präsentierten die Jugendlichen ein Soziodrama zum Thema »Frau, Opfer von Gewalt; die Familie unterstützt den Aggressor«. Fortsetzung auf Seite 5 Die Nicaragua-Projekte im Überblick Begleitung, Bildung und Herberge für Schwangere und Wöchnerinnen, Präventionsarbeit mit Jugendlichen Partnerorganisation: Frauenzentrum Nueva Guinea Förderung von Frauen und Jugendlichen, Verteidigung sexueller und reproduktiver Rechte, Gewaltprävention Partnerorganisationen: Frauenkollektiv Masaya, Frauenkollektiv ›8 de Marzo‹ Total Projektzahlungen 2012: 68’766 Franken plus lokale Projektbegleitung 13’756 Jahresbericht Seit dem Wahlsieg der FMLN im März 2009 haben sich die medicoProjekete weiter konsolidiert und finden zunehmend Eingang in die nationale Gesundheitspolitik. Jahresbericht Behinderte Jugendliche freuen sich am gemeinsamen Spiel Fortsetzung von Seite 4 gestärkten Identität als Teil einer Fach- und Frauengruppe zu finden. Sie hat sich gerade aus einer enttäuschenden und schwierigen Partnerschaft gelöst, und die Aktivitäten der Hebammen helfen ihr, ihr Selbstbewusstsein wieder herzustellen und sich als junge Frau den gängigen abhängigen Rollenmustern entgegenzustellen. Sie erhält für ihre Arbeit eine finanzielle Anerkennung, nicht viel, aber eigenes Geld! Bei der praktischen Arbeit braucht Lina noch Unterstützung. Blutdruckmessen, den Bauch einer schwangeren Frau beurteilen braucht Übung und Erfahrung. Deshalb begleiten die neuen Hebammen die erfahrenen Frauen und lernen in den einfachen Häusern der Landbevölkerung, langsam in ihre Rolle zu finden. Dies ist nicht einfach, da sie als Hebammen auch schambesetzte Grenzen überschreiten müssen und dies jedoch auf eine klare, respektvolle und professionelle Art tun sollen. Das Gesundheitsministerium hat zugesagt, alle Hebammen, auch die neu ausgebildeten, zu legalisieren. Diese Zusage eröffnet wichtige Perspektiven. Insbesondere hat sich die Zusammenarbeit mit den lokalen Gesundheitseinrichtungen des Ministeriums sehr verbessert und professionalisiert, so dass die Schwangeren, die in vielen Fällen noch sehr jung sind, davon nur profitieren können. Ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Frauengesundheit in ländlichen Gebieten El Salvadors. medico fianziert die Entschädigungen der Hebammen, ihre gemeinsamen Aktivitäten und Weiterbildungen, medizinisches Material und Verhütungsmittel. Seit dem Wahlsieg der FMLN im März 2009 haben sich die medicoProjekete weiter konsolidiert und finden zunehmend Eingang in die nationale Gesundheitspolitik. Feministisches Psychodrama in Zentralamerika: Las Melidas Eine Vision ist Realität geworden: die Frauenorganistion Las Melidas eröffnete in San Salvador das erste feministische Psychodramazentrum. Dort treffen sich die Mitarbeiterinnen und Aktivistinnen der Melidas, die vor mehr als 15 Jahren ihre ersten Erfahrungen in Psychodrama mit der Psychodrama-Spezialistin Ursula Hauser gemacht haben und nun selber Gruppen leiten. Im Oktober 2012 organisierten sie in ihrem Zentrum den ersten feministischen Psychodramakongress, an dem gegen 50 Frauen aus Kuba, Nicargua und Costa Rica teilnahmen. Nebst der Frage nach dem Wesen eines kämpferischen und frauenspezifischen Psychodramas, setzten sie sich auch mit andern aktuellen politischen Themen auseinander. In der Frente-Gemeinde Santa Tecla animierten sie zum Abschluss auf dem Hauptplatz mit Teatro espontaneo (Playback-Theater) die Menschen, aktuelle politische und persönliche Themen auf die ›Bühne‹ zu bringen. Dabei wurden Szenen wie »ich möchte sehen, wie es sich anfühlt, schwanger zu sein« (von einem Mann), wie auch »wie sieht es aus, wenn sich auch die Väter im Leben ihrer Kinder engagieren« aufgenommen. Beim immer wiederkehrenden Thema Gewalt und sexuelle Ausbeutung sei es wichtig, mit den Frauen das Gefühl der Schuld zu reflektieren und eine klare feministische Haltung dazu auch psychodramatisch zu spiegeln. Dies sei ein zentraler Fokus des feministischen Psychodramas. medico finanziert die Supervision der Psychodrama-Therapeutinnen durch Ursula Hauser und Aktivitäten in Weiterbildung und Vernetzung. Die El Salvador-Projekte im Überblick Projekt: Weiterbildung und Organisationsentwicklung für traditionelle Hebammen Partnerorganisation: Hebammenverein «Rosa Andrade de Gutierrez» Projekt: Psychodrama-Ausbildung und Supervision Partnerorganisation: Frauenorganisation «Mélida Anaya Montes» Projekt: Gemeindezentrierte Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen Partnerorganisation: Elternvereinigung «Los Angelitos» Total Projektzahlungen 2012: 95‘428 Franken 5 Palästina – Israel: Wir stärken Basismedizin und Verständigung Die Schule für Gesundheitspflegerinnen der Palestinian Medical Relief Society in Ramallah, Westbank Unser Besuch letzten Mai der Klasse mit 14 meist jungen Frauen aus verschiedenen Gegenden der Westbank im ersten Ausbildungsjahr zeigte einmal mehr, wie wohl sich die angehenden Gesundheitspflegerinnen an ihrer Schule fühlen. Deutlich zum Ausdruck kommen die Familienatmosphäre und die erfolgreiche Stärkung des Selbstvertrauens. Es geht in dieser Ausbildung nicht nur um Fachwissen, sondern um Persönlichkeitsentwicklung. Ziel der zweijährigen Ausbildung ist es, die Frauen zu befähigen, in ihren Wohnorten oder anderswo möglichst selbständig im Basisgesundheitsswesen tätig zu sein. Dabei stehen Besuche in meist grossen Familien im Vordergund, wo sie allerei Problemen begegnen, wie psychosomatischen Erkrankungen, Unfällen im Haushalt oder die Entwicklung von Kleinkindern. Bei Bedarf wird geraten, das nächste Ambulatorium der Palestinian Medical Relief Society PMRS zur Behandlung aufzusuchen. Die Gesundheitspflegerinnen sollen in der Lage sein, an der generellen Verbesserung der gesundheitlichen Situation in den Gemeinden mitzuwirken. Dazu gehören Themen wie die Qualität des oft sehr knappen Trinkwassers, die Entsorgung von Abfällen oder erste Hilfe. Das palästinensische Gesundheitsministerium hat bisher 225 Frauen in diesem Beruf anerkannt. Das SchulgesundheitsProgramm der Medical Relief Society für Kinder in Ostjerusalem Der langjährige Leiter des Schulgesundheits-Programms, Dr. med. Ramzi Ramouz, der den Kinder einfühlsam begegnete, hat die Medical Relief Society MRS verlassen. Sein Nachfolger Dr. Rami Tamimi scheint die Untersuchung der Schulkinder gemeinsam mit einer Gesundheitspflegerin in ähnlicher Weise fortzusetzen. Ziel dieses Programms ist es, den allgemeinen Gesundheitszustand der Kinder im Kindergarten- und Schulalter durch Reihenuntersuchungen zu erfassen, wohl ähnlich unseren schulärztlichen Diensten in der Schweiz. Zur Zeit werden im Raum Ostjerusalem durch MRS 58 Schulen und 26 Kindergärten betreut. In allen anderen Regionen Palästinas wird das SchulgesundheitsProgramm von der Palestinian Medical Relief Society unterstützt. Im Lichte der bürokratischen Vertreibungsstrategie Israels gegenüber PalästinenserInnen aus dem Raum Ostjerusalem hat medico entschieden, sich als Zeichen des gewaltfreien und konstruktiven Widerstandes spezifisch für das Programm der MRS in Ostjerusalem zu engagieren. Die medizinische Friedensbrücke der Physicians for Human Rights Israel in der Westbank und Ostjerusalem Es ist ein Erlebnis, an einem Medical-Day der ÄrztInnen für Menschenrechte PHR-Israel teilzunehmen. Letzten Mai waren wir in Die Mobile Klinik: eine Begegnung auf Augenhöhe 6 Thamoun mit dabei, wo ca. 13‘000 PalästinenserInnen leben. Die israelischen ÄrztInnen sind nicht zum ersten Mal da und haben auch schon Bewilligungen erwirkt, damit PatientInnen in israelischen Spitälern behandelt werden können. Bei der Ankunft der ÄrztInnen warten bereits viele PalästinenserInnen auf die Konsultation. In der Begrüssung durch den Präsidenten des palästinensischen Komitees steht der Hungerstreik der Gefangenen – auf dem Höhepunkt waren es etwa 1600 – die das Ende der Administrativhaft, das Ende der Isolationshaft und Familienbesuche forderten, im Zentrum. Prof. Rafi Walden aus Tel Aviv erwiederte seinerseits: »Wir sind hier aus Solidarität, denn wir denken, dass die Besatzung schädlich ist«. Salah Haj Yahya, der schon seit vielen Jahren bei den PHR-Israel arbeitet, plant und koordiniert die Mobile Klinic, die in der Regel jeden Samstag in Dörfern der Westbank oder im Raum Ostjerusalem durchgeführt wird, mit palästinensischen PartnerInnen. Salah ist verantwortlich für die ›medizinische Brücke‹ und äussert anschliessend: »Die Physicians for Human Rights setzen sich für medizinische Behandlung und für das Recht auf Zugang zu gesundheitlicher Versorgung ein«. Schon längst hätte er einen Friedenspreis verdient. Die Partnerorganisation, die auf palästinensischer Seite den Besuch ermöglicht, ist diesmal der Palästinensische Rote Halbmond. Nach stundenlangen Behandlungen werden am Schluss aus zeitlichen Gründen zwei Patienten weggeschickt. Ein junger Mann gesellte sich kurze Zeit zu mir und sagt: »Wir brauchen Eure Hilfe nicht, wir brauchen unsere Rechte.« Die Tatsache, dass so viele Menschen hier sind, zeigt, dass die medizinische Brückenarbeit der PHR-Israel weiterhin auf grossen Anklang stösst und sehr geschätzt wird. Jahresbericht Jochi Weil Psychodrama in Gaza: Eine Bresche in der Mauer Maja Hess Jahresbericht Wir sind wirklich gute Zuhörerinnen geworden, sagt Enas am Ende unseres 5-tägigen Supervisionsworkshops und nach einer über viele Jahre dauernden Ausbildung in Psychodrama. Wir haben gelernt, empathisch zu sein, nachdem wir selber ›Patienten‹ waren und unseren eigenen therapeutischen Prozess mit Psychodrama gemacht haben, meint Khaled. Wir können mit traumatisierten Menschen umgehen, mit Kindern, Erwachsenen. In der Supervisionswoche mit Ursula Hauser und Maja Hess haben wir die Gelegenheit, uns selber zu entlasten, über unsere eigenen traumatischen Erlebnisse zu berichten und schwierige Patientengeschichten zu besprechen. fen. Wir sind auch befähigt, unsere Berufskollegen zu unterstützen und merken schnell, wenn diese überfordert sind oder Anzeichen einer sekundären Traumatisierung aufweisen. ist es unter der Hamasregierung in Gaza kaum möglich, eine solche Vereinigung zu bilden, da Hamas selbst die Programme des Gesundheitsministeriums zum Thema psychische Gesundheit geschlossen und die psychosozialen Projekte verschiedener internationaler NGO’s suspendiert hat. Da wir mit der palästinensischen Partnerorganisation Gaza Community Mental Health Program GCMHP zusammenarbeiten, sind wir und unsere Partner momentan nicht oder noch nicht von solch rigiden Massnahmen betroffen. Im Laufe dieses Jahres werden zwei weitere Weiterbildungsworkshops, geleitet von je zwei erfahrenen deutschen PsychodramakollegInnen, in Gaza stattfinden. Ende September findet der erste arabische Gruppentherapie- und Psychodramakongress in Kairo statt! Wir hoffen sehr, dass unsere Gruppe am Kongress teilnehmen und ihre jahrelange Arbeit in Gaza vorstellen kann. Psychodrama in Gaza ist gewachsen und erstarkt, die politische Situation ist jedoch schwierig und hoch komplex. Zwischen israelischer Besatzung und rigider Hamasregierung einen Weg zu finden, ist für unsere KollegInnen eine überaus grosse Herausforderung. Unsere Präsenz ist wichtig, eine Bresche in der Mauer, ein Zeichen gegen das Vergessen und die Abriegelung. Ihr bringt uns ein Stück Übersee, meint Khaled, mit euch reisen wir in ferne Welten und das ist wunderschön. Eine grosse Herausforderung Von den neun fertig ausgebildeten Psychodramatikerinnen in Gaza arbeiten gegenwärtig sieben mit Gruppen von Kindern und Erwachsenen, Frauen, behinderten Jugendlichen und Kriegsversehrten und wenden das Psychodrama in ihrer täglichen Arbeit an. Aktuell sind sie in ein grosses Projekt zur Behandlung von Halbwaisenkindern eingebunden. Das Projekt dauert 3 Monate und soll mit verschiedenen Fragebögen evaluiert Chronischer Stress Am 16. November letzten Jahres werden. Die meisten Kinder stamwurde Gaza erneut von der israe- men dabei aus armen und zum lischen Armee angegriffen, die Teil sozial sehr brüchigen Familien. gezielt Hamas-Einrichtungen und Viele haben physische oder sexuelRegierungsgebäude bombardierte. le Gewalt erlebt oder sind anderer Während acht Tagen litten die Art von Übergriffen ausgesetzt. Menschen im Gazastreifen unter Dabei leben sie oft in sehr beengAngst und grossem Stress. Kinder ten Verhältnissen, was Übergriffe verbrachten mit ihren Eltern in et- und inzestuöse Beziehungen auf was sicherer scheinenden Zimmern fatale Weise begünstigt. Eine verschanzt Nächte und Tage oder grosse Herausforderung für die flohen ins Innere Gazas zu VerPsychodramatiker-Gruppe, auf die wandten. Sie mussten Hab und sie sich jedoch freuen und auf die Gut dem Schicksal überlassen. An sie sich in unserm Supervisionsvielen Häusern entstanden grösWorkshop vorbereitet haben. sere und kleine Schäden, Gärten und Pflanzungen wurden komplett Zukunftspläne zerstört. Nirgends gab es einen Auch in der Westbank (Ramallah sicheren Ort. Die Rückkehr in die und Jenin) arbeiten verschieden beschädigten Häuser ist für viele Institutionen seit etwas mehr als die Wiederholung dessen, was sie einem Jahr mit Psychodrama. In bereits 2008/2009 während des Jenin soll nun die erste arabisch israelischen Angriffs auf Gaza er- sprechende Psychodramavereinilebt haben. gung entstehen, welche selbstverDie von uns ausgebildeten Psycho- ständlich die Pioniergruppe in dramatikerinnen waren gefordert. Gaza einschliessen wird. Aktuell Während den Bombardierungen gelang es uns recht gut, unsere Die Palästina-Projekte im Überblick Kinder zu schützen und eine geMobile Klinik in der Westbank wisse Ruhe aufrecht zu erhalten, Partnerorganisation: Physicians for Human Rights PHR-Israel meint Enas. Danach mussten wir Psychodramaausbildung in Gaza uns um andere Familien und KinPartnerorganisation: Gaza Community Mental Health Program GCMHP der kümmern, denen es schlecht ging und die Symptome entwickelt Ausbildung von Gesundheitspflegerinnen, Ramallah Partnerorganisation: Palestinian Medical Relief Society PMRS hatten, die auf chronischen Stress, Angst und traumatische ErfahrunSchul-Gesundheitsprogramm, Ost-Jerusalem gen hinweisen. Aber wir fühlen Partnerorganisation: Medical Relief Society Jerusalem uns dank dem Psychodrama gut Medizinisches Nothilfe-Projekt im Gazastreifen gerüstet. Wir sind sehr flexibel gePartnerorganisation: Palestinian Medical Relief Society PMRS worden, können auf verschiedene Total Projektzahlungen 2012: 115’573 Franken Behandlungstechniken zurückgrei- 7 Mexiko: Zurück in die Vergangenheit? »Als er erwachte, war der Dinosaurier immer noch da.« Diese Mikroerzählung von Augusto Monterroso, verfasst 1959, galt lange Jahrzehnte als eine konzise Beschreibung der mexikanischen Politik. Die PRI regierte seit der mexikanischen Revolution lange Jahrzehnte, und nun sind die ›Dinosaurier‹ wieder zurück, wenn auch mit verjüngtem Image: Seit dem 1. Dezember 2012 sitzt die PRI erneut im Präsidentschaftssessel. Die Wahl des telegenen Präsidenten Enrique Peña Nieto wurde von heftigen Protesten gegen den massiven Stimmenkauf überschattet, der Übergang zu einer realen Demokratie ist einmal mehr gescheitert. Auch unsere Partnerorganisationen müssen sich der Situation stellen, dass das autoritäre Regime nicht überwunden wurde und die Gesellschaft nach der blutigen Regentschaft von Felipe Calderón zutiefst verunsichert und verletzt ist. Chiapas: Die zapatistischen Kliniken sind ein Erfolgsmodell Trotzdem konnten kleine, aber wichtige Erfolge in der täglichen Arbeit verbucht werden. Die von ÄrztInnen im Sozialjahr betreuten zapatistischen Kliniken im Bundesstaat Chiapas leisteten auch dieses Jahr für grosse Einzugsgebiete in diesen indigenen Regionen einen hervorragenden Gesundheitsdienst, wie uns der Partner ›Gesundheit und Gemeindeentwicklung‹ SADEC vor Ort aufzeigt und in sorgfältigen Statistiken über die Krankenbesuche und die damit verbundenen medizinischen Leistungen belegt. Die Beliebtheit der zapatistischen Gesundheitsposten in der indigenen Bevölkerung wächst und die Zahl der Konsultationen steigt. Subcomandante Marcos schreibt nach den Mobili- sierungen von rund 40‘000 Zapatistas am 21.12.12, dem Tag des ›Weltuntergangs‹, im Kommunique: »Die indigenen regierungstreuen Anhänger kommen in unsere Krankenhäuser, Kliniken und Labors, weil es in denen, welche die Regierung zur Verfügung stellt, weder Medikamente, Geräte, Ärzte, noch qualifiziertes Personal gibt.« Einer der Schwerpunkte im Klinikalltag und in den Weiterbildungen bleibt die reproduktive Gesundheit. Diese unabhängige Struktur dient insbesondere auch dazu, der indigenen Bevölkerung einen direkteren Zugang zur Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Oaxaca: Der beharrliche Einsatz für Folterüberlebende zeigt langsam Wirkung Die Arbeit des Komitee für integrale Menschenrechtsverteidigung CODIGO DH im Bundesstaat Oaxaca und des Kollektiv gegen Folter und Straflosigkeit CCTI in Guerrero, beides Partner von medico, konzentriert sich weiter auf die medizinische und psychologische Betreuung von Folterüberlebenden und deren umfassende Verteidigung. Dazu gehört insbesonders das Sichtbarmachen der Folter durch die öffentliche Anklage. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung gelang, als das Anti-Folter-Komitee der UNO die gut dokumentierten Fälle unserer Partnerorganisationen mit in seine Analyse einbezog und die mexikanischen Behörden anmahnte, endlich gegen die krasse Zunahme der Folterfälle (über 500% in den letzten 6 Jahren) vorzugehen. In Oaxaca gelang es den von CODIGO DH begleiteten Folterüberlebenden des Volksaufstandes von 2006, den Gouverneur zu einem öffentlichen Schuldeingeständnis Die Mexiko-Projekte im Überblick Begleitung von Folterüberlebenden und Gewaltprävention in Oaxaca Partnerorganisation: Komitee für Integrale Menschenrechtsverteidigung Gobixha Codigo DH Folterprävention und Begleitung von Betroffenen in Guerrero Partnerorganisation: Kollektiv gegen Folter und Straflosigkeit CCTI Indigene Basisgesundheit in Chiapas Partnerorganisation: Gesundheit und Gemeindeentwicklung SADEC Total Projektzahlungen 2012: 69’000 Franken 8 für die schweren Menschenrechtsverletzungen der Vorgängerregierung zu bringen. Noch lieber sähen diese mutigen Menschen allerdings ihre Folterer hinter Gittern. Auch die versprochenen Wiedergutmachungsleistungen des Staates wurden noch nicht umgesetzt. Und neue Konflikte kommen hinzu. So hat CODIGO DH Delegationen in Gemeinden begleitet, wo umstrittene Grossprojekte (wie Minen und Windenergie-Anlagen) gebaut werden, unter Verletzung der Rechte der indigenen Bevölkerung. Guerrero: Menschenrechtsarbeit unter schwierigsten Bedingungen In Guerrero hält das CCTI ihr kleines Büro in Acapulco aufrecht, das dort eines der wenigen Anlaufstellen für Repressionsopfer ist. Guerrero ist seit Mitte 2012 der gewalttätigste Bundesstaat Mexikos, die Mafia in Wirtschaft und Politik ist allgegenwärtig. Dennoch gelingt es dem CCTI, unter umfassenden Sicherheitsmassnahmen politische Gefangene in verschiedenen Haftanstalten psychologisch zu betreuen. Das CCTI ist auch in Konfliktsituationen zum Schutz der Zivilbevölkerung aktiv und arbeitet mit besonders gefährdeten Zielgruppen präventiv zum Thema Folter. Dabei können der Arzt und die Psychologin des Büros in Acapulco auf die Mithilfe von Freiwilligen sowie auf zahlreiche Fachkräfte des CCTI-Hauptbüros in Mexiko Stadt zählen. Wertvolle internationale Anerkennung Kurz vor Jahresende erreichte uns noch eine positive Nachricht: Die staatliche spanische Menschenrechtsstelle verlieh ihre jährliche Anerkennung dem mexikanischen Netzwerk ›Alle Rechte für alle‹, dem das CCTI und CODIGO DH angehören. Die Auszeichnung ist eine wichtige internationale Rückendeckung für die schwierige Arbeit der 73 Organisationen des Netzwerks. Wir gratulieren unseren PartnerInnen zu diesem Preis und beharren gemeinsam mit ihnen darauf, dass in Zukunft die Rechte der Menschen und der Schutz der MenschenrechsvertreterInnen verstärkt werden. Jahresbericht Philipp Gerber Vietnam: Mithilfe bei der Einrichtung von Strukturen zur medizinischen Betreuung alter Menschen Jahresbericht Marco Medici Ausgangslage in der Schweiz In der Schweiz des 19. Jahrhunderts war es so, dass die verschiedenen Generationen unter einem Dach lebten: Grosseltern, Eltern und Kinder bildeten eine Lebensgemeinschaft, aber auch eine Interessensgemeinschaft. Mit der Zeit bildete sich die Kleinfamilie heraus, die älteste Generation blieb alleine und verbrachte den Lebensabend oft im Altersheim. Nötig dazu verlassen und sind als Boat people auf der Suche nach dem Überleben in alle Herren Länder gefahren. Zuhause blieb die alte Generation. Bezahlung der verschriebenen Medikamente jener Menschen übernommen, die zu viel Einkommen haben als dass der Staat die Kosten übernehmen würde, die aber Unser Projekt immer noch über zu wenig Mittel medico international schweiz en- verfügen, als dass sie sich diese gagiert sich in Vietnam im Bereich Medikamente leisten könnten. der Gesundheitsvorsorge und lan- Das Projekt startete vor einigen cierte ein Pilotprojekt zur medizi- Jahren und hat sich unterdessen nischen Betreuung von alten, ein- so bewährt, dass es tatsächlich seinem Pilotcharakter gerecht wird samen Menschen. In ländlichen und von Verantwortlichen der AlGegenden an der Peripherie der tersbetreuung anderer Provinzen studiert wird. In Hué und Umgebung wurde es unterdessen in über 20 Dörfern und Quartieren implementiert. Normalerweise reichen unsere Mittel aus, um jährlich vier neue Dörfer und Quartiere in Angriff zu nehmen. Im Jahre 2012 aber haben wir dieses Projekt auch als Jahrespartnerschaft präsentiert und konnten so doppelt so viele Mittel einsetzen. Wir konnten uns anlässlich einer Reise im Februar 2012 davon überzeugen, dass die Projekte in ihren Dörfern und Quartieren gut verankert sind. So sind beispielsweise Quartierbehörden bereit, den zum Teil bereits aufgebrauchten Gemeinsame Übungen im Freien stärken die Gesundheit und vertreiben Kredit für die Medikamente aus die Einsamkeit eigenen Mitteln wieder zu äufnen. war natürlich eine entsprechende Stadt Hué unterstützen wir ein Infrastruktur: Existenz sichernde Und immer wieder: Projekt, das die Ausbildung von Altersrenten und entsprechende Freiwilligen zur Betreuung dieser Gesundheitszentrum der Heime mussten erst eingeführt Bauarbeiterinnen alten Menschen zum Ziele hat. werden. Der Einführung der AHV Auch im Berichtsjahr haben wir Zuerst wird ein Kurs für alle Enthat das Schweizer Volk erst im scheidungsträgerInnen des Dorfes das Gesundheitszentrum der BauJahre 1947 zugestimmt. In keinem oder des Stadtquartiers angeboarbeiterInnen-Gewerkschaft von Land des Südens ist Vergleichbares ten, der die Menschen mit der Al- Hanoi unterstützt und den Kauf vorhanden. Das war in der Vergan- terspolitik der Regierung bekannt von Medikamenten ermöglicht, genheit nicht weiter schlimm, war macht. Dann werden Freiwillige in die dann bei den regelmässigen der Anteil der über 65-jährigen der Betreuung alter Menschen bei Besuchen auf den Baustellen abMenschen an der Bevölkerung sich zu Hause ausgebildet. Es han- gegeben werden. In Vietnam sind doch im niedrigen einstelligen Be- delt sich also um eine Art Spitex. über 50% der Leute vom Bau Fraureich. Auch war die traditionelle en. Wird irgendwo auf dem Lande Schliesslich werden diese alten Familienstruktur bislang intakt. Menschen in Clubs zusammenge- eine Strasse repariert, so sieht man fasst, wo sie zum Beispiel in alters- ein Dutzend Frauen mit grossen Situation in Vietnam heute gerechter Ernährung unterrichtet Hämmern Geröll zu Schotter klein Dies hat sich unterdessen aber werden, wo sie aber auch soziale hauen. Wenn dann die Dampfwalradikal geändert. Die Jungen sind Kontakte pflegen können. Zusätz- ze darüber fährt, so sitzt allerdings in die grossen Städte abgewanlich wird durch unser Projekt die sicher ein Mann drauf… dert, die Alten blieben in ihren Dörfern auf dem Lande. In Vietnam Die Vietnam-Projekte im Überblick kam dazu, dass die damals junge Generation im grossen Krieg geBauarbeiterInnen-Klinik gen die Amerikaner einen massiPartnerorganisation: Gewerkschaft für BauarbeiterInnen in Hanoi ven Blutzoll bezahlen musste. SeniorInnenbetreuung in Hué Über 3 Millionen Menschen sind Partnerorganisation: Kommunale Vereinigung alter Menschen in Hué gestorben. Hunderttausende Total Projektzahlungen 2012: 39’246 Franken haben nach dem Krieg das Land 9 Guatemala: Ein starker Einsatz für die Rechte behinderter Menschen Zwei traditionelle Hebammen aus Nebaj Die ›Asociación Guatemalteca de Personas con Discapacidad‹ AGPD (Guatemaltekische Vereinigung von Menschen mit einer Behinderung) wurde 1999 als Selbsthilfeorganisation von und für kriegsversehrte Männer und Frauen gegründet. Die meisten Mitglieder gehören zur indigenen Bevölkerung, viele von ihnen haben nur eine minimale oder gar keine Schulbildung. Auf Grund ihrer Behinderungen sind sie im Alltag mit vielfältigen Schwierigkeiten konfrontiert. Sie sind von extremer Armut betroffen, weil es für sie keine Arbeitsmöglichkeiten gibt. Sie werden dadurch oft als Last empfunden und von der Gesellschaft marginalisiert. AGPD organisiert die medizinische Betreuung und Arbeitsmöglichkeiten für behinderte Mitglieder und versucht auf politischem Weg gegen die Diskriminierung zu kämpfen. Inzwischen ist AGPD zur aktivsten Organisation für Menschen mit Behinderungen in Guatemala geworden. Leider schlägt sich ihre Anstrengung nicht in ihren finanziellen Mitteln nieder. Der guatemaltekische Staat behandelt behinderte Menschen als WohlfahrtsProjekt, und nicht als Menschen mit eigenen Rechten. Die harte Hand des Präsidenten Oktober 2012: Guatemaltekische Soldaten schossen auf die friedlich protestierende Bevölkerung bei Totonicapan. Sieben Menschen kamen dabei ums Leben und viele mussten verletzt ins Spital gebracht werden. Seit vergangenem Jahr regiert in Guatemala die ›Mano Dura‹ (harte Hand) von Pérez Molina, ein ehemaliger Offizier jener Armee, welche einen jahrzehntelangen Vernichtungskrieg gegen die Bevölkerung führte und jeden liquidierte, der aufmuckste. Pérez Molinas erstes Regierungsjahr ist vorbei und seine bisherige Amtszeit ist geprägt von alten Gewohnheiten. Es wird wieder beschossen und bedroht, was sich wehrt. Es braucht grossen Mut oder auch grosse Verzweiflung in diesem erneuten Klima der Gewalt Widerstand zu leisten. Für die ländliche Bevölkerung geht es darum, das bisschen Land mit Mais, Kaffee oder Kardamon zu verteidigen, oder auch darum, den Zugang zu Wasser und anderen natürlichen Ressourcen zu retten. Vernetzung bringt Stärke Unsere Partnerorganisation arbeitet in dieser Anspannung von Die Guatemala-Projekte im Überblick Rehabilitation von Kriegsversehrten, Hebammenweiterbildung Partnerorganisation: Behindertenvereinigung AGPD Total Projektzahlungen 2012: 44’607 Franken 10 staatlicher Gewalt. Sie wissen, dass von dieser Regierung weniger denn je ein Entgegenkommen zu erwarten ist, dass sie auf sich selbst und auf solidarische Unterstützung angewiesen sind. Inzwischen sind unsere Projektpartner zur Lokomotive für die Anliegen von Menschen mit Behinderungen in Guatemala geworden. Unermüdlich suchen sie Gelegenheiten, die es möglich machen, neue Kontakte zu knüpfen und ihre Anliegen bekannter zu machen. Im vergangen Jahr reisten VertreterInnen der AGPD nach Ecuador, zum ersten kontinentalen Treffen von Menschen mit Behinderungen in Lateinamerika. Auch die zentralamerikanischen Behindertenorganisationen haben begonnen, sich untereinander auszutauschen. Dieses Jahr wird ein gemeinsames Treffen in Guatemala stattfinden, welches AGPD organisieren wird. Am nationalen Tag für Menschen mit Behinderungen veranstalteten sie in Guatemala-Stadt einen Workshop für ihre Mitglieder, damit diese die nationalen und internationalen Rechte für behinderte Menschen besser kennen lernen und damit aktiver in ihrer Gemeinde agieren können. Ein weiterer Schritt aus dem Schattendasein könnte die neue Webseite bedeuten. Ein solidarischer Schweizer, Ernesto Diethelm, reiste mit mir im März 2012 nach Guatemala, um mit AGPD ein eigene Webseite einzurichten (www.agpd gua.org). Sie erhoffen sich dadurch mehr internationale Unterstützung und Austausch. Hilfe ist immer noch dringend nötig Das Alltagsgeschäft von AGPD aber dreht sich wie in den vergangen Jahren um die Integration und medizinische sowie psychische Betreuung von Menschen mit Behinderungen, die durch den bewaffneten Konflikt verursacht wurden. Wie jedes Jahr haben sie verschiedenen Mitgliedern ärztliche Behandlung zukommen lassen und Hilfsmittel wie Prothesen und Rollstühle mussten repariert oder ersetzt werden. Unzählige Reisen auf unwegsamen Strassen führen sie zu den Gemeinden, in denen Fortsetzung auf Seite 11 Jahresbericht Edith Bitschnau Kuba: Sensibilisierung für Gewalt gegen Frauen und die Rechte Homosexueller Judith Eisenring Jahresbericht Das kubanische Gesundheitssystem leistet Ausserordentliches, auch weit über die Landesgrenzen hinaus. So hat Kuba bis heute über 10‘000 ÄrztInnen aus armen Regionen fast aller Länder Lateinamerikas ausgebildet. Und in Notlagen und nach Naturkatastrophen leisten die kubanischen AerztInnen im Ausland unbürokratisch und zuverlässig wertvolle Hilfe. Obwohl die Auswirkungen der jahrelangen Wirtschaftskrise auch im Gesundheitssystem spürbar werden, bilden umfassende und kostenlose medizinische Dienstleistungen für alle nach wie vor eine Selbstverständlichkeit. Die von uns unterstützten Projekte der AIDS-Präventionsgruppen GPSIDA und der Fachstelle für Sexualerziehung CENESEX entwickeln sich langsam aber stetig zu wichtigen Kräften im Land. Dank ihrer Arbeit gewinnen die schwierigen Themen der Gewalt gegen Frauen und der Rechte Homosexueller wachsende Beachtung und immer breitere Teile der Öffentlichkeit werden dafür sensibilisiert. Das Projekt von CENESEX zur Prävention häuslicher Gewalt, das medico mitfinanziert, hat die erste Phase abgeschlossen. Sie diente der Sensibilisierung von Berufsleuten, die mit häuslicher Gewalt konfrontiert sind. Die Erfahrungen wurden ausgewertet und können nun in der aktuell laufenden zweiten Phase gezielt für die Erweiterung und Verstärkung der Mass- An den jährlichen Tagen für Homosexuellenrechte in den Strassen von Havanna nahmen und für eine bedürfnister und die sexuelle Vielfalt sind orientierte Arbeit mit den Fachleu- längst kein Tabu mehr, sondern in ten eingesetzt werden. der gesellschaftlichen Debatte imDas Thema häusliche Gewalt ermer stärker vertreten. VertreterInlebt in Kuba eine wachsende Sicht- nen der Lesben, Homosexuell, Bibarkeit. Glücklicherweise aber sexuelle und Transgender-Gemeinnicht, weil die Fälle von Gewalt de Kubas haben sich für Kultur, gegen Frauen zunehmen, sondern Sport, Kunst und sogar Religion weil die Fachstelle für Sexualerstark gemacht und sich für lokale ziehung CENESEX dazu vermehrt Ämter zur Wahl aufgestellt. Ein Öffentlichkeit schafft. Mit der Kam- Meilenstein in der kubanischen pagne ›Meine Stadt im Kampf ge- Geschichte. gen Gewalt gegen Frauen‹ wurde Dazu beigetragen haben sicher die Debatte am Internationalen auch die Aktivitäten unseres zweiTag gegen Gewalt gegen Frauen ten Projektpartners, der AIDS-Prälanciert. Die Aktivitäten reichten ventionsgruppen GPSIDA. Sie leisweit über die Grenzen der Haupt- ten unentwegt Unterstützung und Fortsetzung von Seite 10 stadt hinaus. Auch das Thema der Stärkung der gemeinschaftlichen ihre Mitglieder zu Hause sind und – meist nicht nachweisbaren – Netze rund um HIV-Betroffene auf ihre Unterstützung angewie- psychischen Gewalt wurde aufge- und der Prävention von HIV. Auch sen sind. Viele von ihnen können griffen. Es wurde aufgezeigt, wie GPSIDA erhält heute staatliche inzwischen ein selbständiges Le- auf verschiedenen Wegen auf die- Anerkennung und Aufmerksamben führen. Durch AGPD haben se Weise Macht ausgeübt wird, keit. Zunehmend sucht und initisie sich eine Existenz aufbauen und die Wahrnehmung der Öffent- iert GPSIDA die Vernetzung über können oder sind mindestens in lichkeit dafür wurde geschärft. die Landesgrenzen hinaus, um sich der Lage, ihren Familien finanziell Der ›Tag gegen Homophobie‹ wird mit anderen Organisationen und nicht zur Last zu fallen. in Kuba offiziell zelebriert, auch Fachleuten auszutauschen und Die Ausbildung der Hebammen ist hierbei ist CENESEX federführend. ihre Erfahrungen in den internaauch im vergangenen Jahr weiter- Die Gleichstellung der Geschlech- tionalen Austausch einzubringen. geführt worden. AGPD und medico sehen diese Ausbildungen als Die Kuba-Projekte im Überblick Erfolg für die Eigenständigkeit der HIV/AIDS-Prävention Frauen und für die Verringerung Partnerorganisation: AIDS-Präventionsgruppen GPSIDA der Müttersterblichkeit in den ländPrävention häuslicher Gewalt lichen Gebieten. Weitere AusbilPartnerorganisation: Fachstelle für Sexualerziehung CENESEX dungen für Hebammen sind bereits Total Projektzahlungen 2012: 5000 Franken angelaufen. 11 Bilanz 31.12.2012 CHF 928‘771 906‘791 21‘980 1‘125 1‘125 2 2 929‘898 31.12.2011 CHF 735‘928 726‘441 9‘488 639 639 2 2 736‘570 Differenz CHF 192‘842 180‘350 12‘492 486 486 0 0 193‘328 Fremdkapital Transitorische Passiven 12‘188 12‘188 10‘299 10‘299 1‘889 1‘889 Fondskapital Projektfonds 1 346‘787 346‘787 288‘836 288‘836 57‘952 57‘952 Organisationskapital Freier Fonds aus unverteilten Sammelmitteln Ertrags-/Aufwandsüberschuss Vereinsvermögen Total Passiven 570‘922 137‘436 133‘486 300‘000 929‘898 437‘436 45‘105 92‘331 300‘000 736‘570 133‘486 92‘331 41‘155 0 193‘328 Total freier Fonds nach Verbuchung des Ertrags-/Aufwandsüberschusses 270‘922 137‘436 133‘486 Bemerkung Aktiven Umlaufvermögen Flüssige Mittel Transitorische Aktiven Forderungen Verrechnungssteuer Anlagevermögen Büroeinrichtung Total Aktiven Passiven Die Beträge sind auf Franken gerundet. Es können sich deshalb bei den Summen Differenzen ergeben. Bemerkungen zur Betriebsrechnung 1 Es wurden weniger Spenden als im Vorjahr als Mitgliederbeitrag deklariert. 2 Unter anderem dank Spenden der Kampagne Olivenöl (40‘000 CHF für die Gesundheitspfle gerinnen-Schule und 10‘000 CHF für Nothilfe Gaza) konnten den Projekten in Palästina hohe Beiträge überwiesen werden. 3 Unter ›Projekt Sensibilisierung Schweiz‹ verste hen wir die Öffentlichkeitsarbeit in der Schweiz über die politische und gesundheitliche Situation in unseren Projektländern. Die Ausgaben umfas sen einen Teil der Produktionskosten für die Bulletins sowie Kosten für Veranstaltungen, die der Sensibilisierung der Schweizer Öffentlchkeit dienen (im Jubiläumsjahr 2012 gehört dazu auch ein Teil des Aufwandes für das Jubiläum).. Kommentar zur Jahresrechnung Beim Ertrag fällt auf, dass die ungebundenen Spenden erstmals seit mehreren Jahren nicht mehr abgenommen haben. Diese Trendumkehr ist vermutlich den verstärkten Anstrengungen für Öffentlichkeitsarbeit im Jubiläumsjahr zu verdanken. Bei den zweckgebundenen Erträgen war ein Rückgang erwartet worden, da wir im Vorjahr zwei sehr grosse Spenden von Privatpersonen (100‘000 CHF für Nicaragua und 50‘000 CHF für Palästina) entgegennehmen durften. Teilweise konnte dieser Rückgang jedoch durch höhere Einnahmen aus dem Fundraising bei institutionellen Geldgebern wettgemacht werden. Dieser Erfolg ist auf einen hohen Eingang für unser Projekt zugunsten von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung in El Salvador zurückzuführen, der für die Jahre 2013 und 2014 zweckbestimmt ist. Es wird deshalb nicht einfach sein, die Höhe der Beiträge von Stiftungen, Kirchgemeinden und Vereinen im Folgejahr zu halten. Der Projektaufwand ist zurückgegangen und liegt für die meisten unserer Projektländer etwas tiefer als vom Vorstand budgetiert. Dies hat mit der Entwicklung der Wechselkurse und tiefere Ausgaben für Projektreisen, aber auch mit dem verzögerten Fortschritt eines unserer Kuba-Projekte und dem bereits im Dezember 2011 abgeschlossenen letzten Projekt in Eritrea zu tun. Das Budget für Palästina konnte zwar dank grosszügiger Spenden, unter anderem von der Kampagne Olivenöl, erneut erhöht werden, jedoch weniger stark als im Vorjahr. Der administrative Aufwand hielt sich in ähnlichem Rahmen wie 2011. Der Ertragsüberschuss ist teilweise auf zweckgebundene Spenden zurückzuführen, was die Projektfonds unter dem Strich um knapp 58‘000 CHF wachsen lässt. Aber auch die freien Reserven, das heisst der Fonds aus unverteilten Sammelmitteln, konnten um 133‘000 CHF erhöht werden. Dieses gute Ergebnis hat sich erst im Dezember abgezeichnet, mit vielen Weihnachtsspenden von Privatpersonen einerseits und mehreren Zusagen von institutionellen Geldgebern andererseits. Bemerkungen zur Bilanz 1 Die Projektfonds enthalten Projektbeiträge und gebundene Spenden, die im Rechnungsjahr noch nicht verwendet wurden. Die Zusammensetzung nach einzelnen Ländern und die Veränderung der Projektfonds werden in der Rechnung über die Veränderung des Kapitals ausgewiesen. 12 Betriebsrechnung 2012 Ertrag Bemerkung 2012 2011 Differenz Allgemeine Erträge Ungebundene Spenden allgemein Zuwendung aus Legat, nicht zweckgebunden 419‘002 413‘128 5‘874 380‘954 380‘954 0 -38‘049 32‘174 5‘874 Projektgebundene Erträge Länder- und projektgebundene Einzelspenden Beiträge der öffentlichen Hand: Kantone, Gemeinden Beiträge Stiftungen, Kirchgemeinden, Vereine Beiträge medico international deutschland Akt. Jahrespartnerschaft (ausl.: El Salvador; neu: Vietnam) Zentralamerika-Partnersch. (Mexiko, El Sal., Guate., Nica.) Mitgliederbeiträge 1 Ertrag Jubiläumsfest 505‘830 82‘800 25‘000 331‘282 1‘193 39‘025 26‘530 4‘440 5‘660 594‘714 235‘712 53‘500 232‘457 0 41‘080 31‘965 10‘905 0 -88‘884 -152‘912 -28‘500 98‘825 1‘193 -2‘054 -5‘435 -6‘465 5‘660 Total Ertrag 934‘932 986‘573 -51‘641 Projektaufwand Projekte Sachaufwand Projekte Vietnam Projekte El Salvador Projekte Guatemala Projekte Nicaragua (inkl. Sachaufwand KoBü) Projekte Eritrea Projekte Palästina 2 Projekte Kuba Projekte Mexiko diverse Projekte Projekt Sensibilisierung Schweiz 3 Projektreisen Projektkoordination: Raumaufwand 480‘627 39‘246 95‘428 44‘607 71‘017 0 115‘573 5‘000 69‘000 0 28‘616 2‘620 9‘521 575‘772 2‘258 105‘866 42‘834 68‘131 50‘228 169‘626 20‘000 63‘250 0 30‘767 13‘342 9‘471 -95‘145 36‘988 -10‘438 1‘772 2‘886 -50‘228 -54‘053 -15‘000 5‘750 0 -2‘151 -10‘722 50 Projekte Personalaufwand Lokale Projektbegleitung Projektbegleitung Geschäftsstelle 97‘763 11‘505 86‘258 96‘427 11‘533 84‘894 1‘336 -28 1‘364 Total Projektaufwand und Projektbegleitung 578‘390 672‘199 -93‘810 Administrativer Aufwand Aufwand zur Mittelbeschaffung Personalkosten Sachaufwand 79‘601 52‘454 27‘147 79‘454 51‘522 27‘932 146 932 -786 Übriger administrativer Aufwand Personalkosten Büro- & Verwaltungsaufwand Aufwand Jubiläumsfest 86‘925 63‘333 16‘288 7‘304 89‘365 62‘646 26‘719 0 -2‘440 687 -10‘431 7‘304 Total administrativer Aufwand 166‘526 168‘819 -2‘293 Total Aufwand 744‘915 841‘019 -96‘103 Betriebsergebnis 190‘016 145‘554 44‘462 Finanzergebnis Finanzerträge 1‘422 1‘860 -438 Aufwand-/Ertragsüberschuss vor Entnahme aus Zuweisung an zweckgebundene und freie Fonds 191‘438 147‘414 44‘024 Fondsergebnis Zuweisung an Projektfonds Entnahme aus Projektfonds Ergebnis Projektfonds -145‘747 87‘795 -57‘952 -192‘763 137‘680 -55‘083 47‘016 -49‘885 -2‘869 Jahresergebnis 1 133‘486 92‘331 -41‘155 Entnahme/Zuweisung an/aus freiem Fonds -133‘486 -92‘331 -41‘155 Jahresergebnis 2 0 0 0 Aufwand 13 Rechnung über die Veränderung des Kapitals 2012 Zweckgebundene Fonds Projektfonds Anfangs- Projektbeiträge Projekt- Projekt- bestand Spenden 1 aufwand 2 reisen Projekt- begleitung lokal Endbestand 3 Vietnam El Salvador Guatemala Nicaragua Eritrea Palästina Kuba Mexiko 9‘185 22‘237 0 112‘500 12‘709 76‘016 47‘766 8‘422 35‘330 184‘174 46‘069 55‘654 2‘460 121‘690 4‘093 62‘478 39‘246 95‘428 44‘607 68‘766 0 115‘573 5‘000 69‘000 0 0 1‘463 257 13‘756 0 0 0 900 5‘268 110‘983 0 85‘375 15‘169 82‘133 46‘859 1‘000 Total 288‘836 511‘948 437‘620 2620 346‘787 13‘756 Erläuterungen: 1Total gebundene Beiträge und Spenden: 505‘829.7, Total Anteil ungebundene Spenden: 6‘117.83 2Der Projektaufwand entspricht hier den Überweisungen an die Projekte (d.h. das Projekt Sensibilisierung Schweiz und die Projektbegleitung in der Schweiz und in Nicaragua sind in dieser Spalte nicht berücksichtigt). 3Da medico aus der Projektarbeit in Eritrea ausgestiegen ist, wird der Endbestand des Projektfonds für das Hebammenprojekt in El Salvador verwendet, das thematisch dem Projekt, für das ursprünglich das Geld ge sammelt wurde (Familienplanung), am Ähnlichsten ist. Die 15‘169.45 werden also vom Projektfonds Eritrea auf El Salvador umgebucht. Der neue Endbestand des Projektfonds El Salvador entspricht damit 126‘152.30. Organisationskapital Anfangsbestand Zuweisungen Entnahmen Endbestand Fonds unverteilte Sammelmittel Vereinsvermögen 137‘436 300‘000 133‘486 0 0 0 270‘922 300‘000 Total 437‘436 133‘486 0 570‘922 Leistungsbericht Zweck und Organe medico international schweiz fördert und unterstützt internationale Entwicklungsprojekte und Hilfsaktionen im Gesundheitsbereich. Dabei bildet die Stärkung und Begleitung sozialer Prozesse den Schwerpunkt. medico international schweiz arbeitet mit lokalen Partnerorganisationen zusammen, die sich für Freiheit und Unabhängigkeit einsetzen und sich gegen Ungerechtigkeit und sozio-ökonomische Ungleichheit engagieren. Besondere Anliegen sind die Unterstützung von Frauen-Projekten und die Arbeit für psychosoziale Gesundheit, um die durch Krieg, Unterdrückung, Verfolgung, Armut und Flucht verursachten psychischen Verletzungen zu behandeln und zu lindern und die Handlungsfähigkeit der betroffenen Menschen zu stärken. In beschränktem Umfang ist medico international schweiz in der Schweiz entwicklungspolitisch tätig. Dabei wird das spezifische Wissen über Zustände und Zusammenhänge im Gesundheitsbereich eingebracht. Vorstand Maja Hess, Präsidentin, seit 1989 Edith Bitschnau, seit 1994 Judith Eisenring, seit 1989 Marco Geissbühler, seit 2012 Katrin Haltmeier, seit 2012 Marco Medici, seit 2010 Katharina Schiessl, seit 2010 Jacqueline Schuchter-Hoppler, seit 1995 14 Hans-Ueli Vögeli, 2007 bis 2012 Constantin Zehnder, seit 2012 Projektkommission Kuba: Judith Eisenring El Salvador: Maja Hess Eritrea: Silvia Voser und Esther Haas, bis Ende 2012 Guatemala: Edith Bitschnau Mexiko: Sanja Previsic und Philipp Gerber Nicaragua: Elvira Ghioldi Thüring Palästina/Israel: Jochi Weil, bis Ende 2012 Vietnam: Marco Medici und Dung Moser-Nguyen Geschäftsstelle Barbara Schumacher Cheema, Projektkoordination Therese Vögeli Sörensen, Kommunikation Heinz Scheidegger, Administration Jochi Weil, Projektverantwortung Palästina/Israel, bis Ende 2012 Fritz Wunderli, freiwilliger Mitarbeiter Jacqueline Schuchter-Hoppler, freiw. Mitarbeiterin Gesetzte Ziele und erbrachte Leistungen Siehe dazu die Länder-Jahresberichte S. 3 bis S. 11. Vielen Dank! Zahlreiche Einzelpersonen und auch Kantone, Gemeinden, Stiftungen, kirchliche Institutionen und Vereine haben mit ihren finanziellen Beiträgen oder ihrer ehrenamtlichen Arbeit das solidarische Wirken von medico international schweiz in weniger privilegierten Ländern möglich gemacht. Wir danken ihnen allen herzlich dafür! Anhang zur Jahresrechnung Grundsätze der Rechnungslegung und Bewertung Die Rechnungslegung erfolgt in Übereinstimmung mit den Fachempfehlungen zur Rechnungslegung Swiss GAAP FER (Kern-FER; FER 21). Ausserdem entspricht sie dem Reglement der ZEWO. Fremdwährungsbeträge in der Bilanz werden zum aktuellen Steuerkurs bewertet, in der Erfolgsrechnung zu Tageskursen. Steuern Als gemeinnützige Organisation ist medico international schweiz nicht steuerpflichtig. Mittelflussrechnung Auf das Erstellen einer Mittelflussrechnung wird verzichtet, da sie für eine Organisation dieser Grösse weder obligatorisch noch aussagekräftig ist. Entschädigung der leitenden Organe Die Arbeit im Vorstand erfolgt ehrenamtlich. Es werden keine Entschädigungen ausbezahlt. Personal der Geschäftsstelle Der Personalaufwand inkl. Sozialabgaben und Spesen betrug CHF 202’045. Das Personal bestand bis 4. Mai 2013 in Zürich: Veranstaltung zu Süd-Mexiko Auch dieses Jahr werden wir uns mit einer Veranstaltung am Politprogramm des 1.Mai-Kommitees in Zürich beteiligen. Gemeinsam mit der Direkten Solidarität mit Chiapas laden wir die Psychologin und Menschenrechtsaktivistin Felicitas Treue nach Zürich ein. Felicitas Treue – einige von Ihnen kennen Sie bereits von der Podiumsdiskussion an unserer Jubiläumsveranstaltung – berichtet über die schwierige Menschenrechtssituation in Süd-Mexiko und diskutiert die Bedeutung der sozialen Bewegungen und zivilen Organisationen. Sanja Previsic, unsere Ko-Projektverantwortliche für Mexiko, ergänzt mit aktuellen Berichten aus unseren Projekten in Chiapas, Oaxaca und Guerrero. 31.12.2012 aus vier Arbeitnehmenden mit insgesamt 170 Stellenprozenten, wobei diese von August bis November, zur Koordination der Jubiläumsvorbereitungen, auf 180 Stellenprozente erhöht wurden. Die Löhne variierten nur unerheblich. Die Angestellten engagieren sich oft unentgeltlich über ihre Arbeitszeit hinaus. Unentgeltliche Leistungen Vorstand, Projektkommission und in der Geschäftsstelle mitarbeitende Freiwillige leisteten gegen 2800 ehrenamtliche Arbeitsstunden (geschätzt). Bericht der Revisionsstelle Die Jahresrechnung 2012 wurde am 20. Februar 2013 von der Amarillo Treuhand Daniel Bosshard, Zürich, geprüft. Sie entspricht Gesetz und Statuten. Die Revisionsstelle bestätigt, dass die Fachempfehlungen über die Rechnungslegung Swiss GAAP FER (Kern-FER und FER 21) und die einschlägigen Bestimmungen der ZEWO für das Geschäftsjahr 2012 eingehalten sind. Der Revisionsbericht kann auf der Geschäftsstelle bestellt werden. Wir halten Sie auf dem Laufenden Besuchen Sie uns auf medicointernational.ch. Auf unserer Website informieren wir Sie über Veranstaltungen und Entwicklungen in unseren Projekten und Projektländern. Sie finden hier auch Hintergrundberichte und Hinweise auf aktuelle Kampagnen. Helfen Sie uns, für unsere Arbeit zu werben Unterstützen Sie unsere Informationsarbeit und unsere Suche nach Menschen und Gruppen, Vereinen und Gemeinden, die unsere Arbeit solidarisch mit tragen. Gerne organisieren wir gezielte Veranstaltungen zu einzelnen Projekten oder Themen. Wir freuen uns über jede Kontaktnahme: 044 273 15 55 oder [email protected] Die Psychodramatikerin Ursula Hauser führt palästinensische Fachleute in die Methode des Psychodramas ein 15 Ma’ as-salaama / shalom / auf Wiedersehen Jochi gearbeitet, zuerst freiwillig, dann Per Ende 2012 hast Du Dich aus auf beiden Seiten eben niemals als alleiniger Sekretär, später zuDeinem aktiven und engagierten vergessen werden darf. sammen mit Emanuela Tognola, Mitwirken als Projektverantwort- Dein Engagement hat Dir viele Gegner eingebracht, aber auch darauf mit Bea Schwager. Dann licher für Palästina bei medico unerwartete und gute Freunde bist Du ins Stöckli gezogen, ins international schweiz, vormals und Genossinnen. Einmal hast Du PdA-Büro und hast Dein Pensum Centrale Sanitaire Suisse, wie du immer so schön betont hast, zu- erzählt, dass Du in einem Haus ei- bei medico reduziert. Dennoch rückgezogen. Genau: Geschichts- nes von den israelischen Militärs hast du immer gearbeitet, das war Dein Leben. Du hast Dir aber mehr losigkeit konnte Dir nie vorgewor- getöteten Palästinensers in der Westbank als Jude – und Du hast Freiheit genommen, Dich für Podifen werden, bist Du doch Träger umsdiskussionen und die Kampaund Repräsentant einer langen po- Deine jüdische Identität nie vergne Olivenöl engagiert, für politilitischen und humanen Auseinan- steckt – willkommen geheissen worden seiest. Die Familie hätte sche Projekte und Begegnungen. dersetzung rund um die schwierige Problematik im sogenannten Dir die Tür geöffnet, Dich bewirtet, Bei medico bist Du immer auf dem Deinen Besuch geschätzt. Deine gleichen Stuhl gesessen, auf dem Nahen Osten oder Middle East. Chefsessel, wie wir gewitzelt haSpannend war es, Dir zuzuhören, Familie in Israel hingegen habe ben. Bürokratie und wenn Du erzählt hast Formulare waren dir von der Geschichte ein Gräuel, das hast des unheiligen LanDu lieber den Andern des, wie Du Palästina überlassen. Dafür hast und Israel in den du ein unendliches letzten Jahren stets Netzwerk an Kontakten treffend genannt und Verbündeten bis hast. Das Unheilige ins Bundeshaus. Titel dieses geopolitischen haben Dich immer beund historischen Geeindruckt, mit Ehrfurcht bildes, geprägt von hast Du vom Herrn ProGewalt, ungerechten fessor oder der Frau Machtverhältnissen, Bundesrätin gespronicht verarbeiteter Jochi Weil mit einem palästinensischen Freund chen. Du selber bist zu Geschichte, illegitiden Telefonhörer aufgeknallt und einer Figur in der Politszene der men Ansprüchen auf Land und Schweiz geworden. Dennoch bist Wasser und religiös hoch aufge- Dich als Nestbeschmutzer beDu an der Basis geblieben, beladener Orte, hat mehr und mehr schimpft. auf Deiner Seele gelastet und Dei- Auch in der Schweiz hast Du im- scheiden, auch verletzlich. Schliessne Visionen geknebelt. Trotzdem mer wieder bitterböse Briefe und lich ist Deine Haut nicht mehr dick Anschuldigungen erhalten. genug gewesen, um Ohnmacht hast Du immer das Banner der und Angriffen von verschiedenen paradoxen Hoffnung (Ernst Bloch) Falsche Unterstellungen, Lügen, hochgehalten. Du hast in verwor- Halbwahrheiten. Einseitigkeit wur- Seiten standzuhalten. Nun hast du Dich aus der Schusslinie zurenen Situationen nach Alternati- de Dir von den Einen, zu wenig Radikalität von den Andern vorrückgezogen, aber nicht von Deiven gesucht, neuen Entwürfen, nem Engagement, Deinem Kampf Hoffnungsschimmer. Du warst Dir geworfen. Das hast Du nicht so stets bewusst, dass mögliche Ver- einfach weggesteckt. Du wolltest für mehr Gerechtigkeit. Jochi, wir danken Dir von ganzem änderungen sich unendlich lang- Verständnis und Harmonie, Aufsam entwickeln würden. Deshalb gehobensein in der jüdischen Ge- Herzen für alles, was Du geleistet meinschaft, Raum für Gebete auch und kreiert hast, auch im Namen hast Du immer von »Nanomillifür die PalästinenserInnen in der aller, die keine Stimme haben. meterarbeit« gesprochen. Nicht Synagoge… Vieles davon war unMaja Hess, Präsidentin locker lassen, war Deine Devise. möglich zu erhalten. Trotzdem medico international schweiz Du hast auch miterlebt, wie die Handlungsspielräume immer en- bist Du gerade deswegen zum Brüger wurden, die Fronten verhärtet ckenbauer geworden zwischen den und viele Menschen in Israel sich Fronten. Eine Geste der Menschmedico international schweiz lichkeit über die Grenzen hinweg immer weniger mit ihren NachQuellenstrasse 25, Postfach 1816 war für Dich ein Sieg. Genau das barn, den Palästinensern in der CH-8031 Zürich konntest du auch in medico verWestbank und im Gazastreifen, +41 044 273 15 55 wirklichen. Brücken bauen mit den auseinandersetzen wollten: www.medicointernational.ch Projekten, Menschen und MenschSchweigen, ›Vergessen‹… Das [email protected] Postkonto 80-7869-1 lichkeit unterstützen, linke und sotut weh, weil so viel Geschichte ziale Ideen umsetzen. Nicht umsonst hast Du die CSS immer wieder »den Edelstein unter den Hilfswerken« genannt, klein, aber fein. Seit 1981 hast Du in der CSS mit16