Jahresbericht 2012 - Medico International Schweiz

Transcrição

Jahresbericht 2012 - Medico International Schweiz
Nr. 170 März 2013
Bulletin 1/13
Jahresbericht 2012
Projektberichte
und Jahresrechnung
Jahresberichte 2012
Nicaragua: Schwangerschaft
in der Adoleszenz – Zyklus
der Armut
3
El Salvador: Erfolgreiche
Lobbyarbeit
4
Palästina – Israel: Wir stärken
Basismedizin und
Verständigung
6
Psychodrama in Gaza:
Eine Bresche in der Mauer
7
Mexiko: Zurück in die
Vergangenheit?
8
Vietnam: Mithilfe bei der
Einrichtung von Strukturen
zur medizinischen Betreuung
alter Menschen
9
Guatemala: Ein starker Einsatz
für die Rechte der
behinderten Menschen
10
Kuba: Sensibilisierung für
Gewalt gegen Frauen und
die Rechte Homosexueller
Bilanz und
Betriebsrechnung 2012
11
12–15
Ma’ as-salaama / shalom /
auf Wiedersehen Jochi
Titelbild:
Kinder auf den Strassen von Gaza
Foto: Maja Hess
Bildnachweis:
S. 3: Elvira Ghioldi
S. 5, 7, 15: Maja Hess
S. 6: PHR-IL
S. 9: Ngoc Dung Moser-Nguyen
S. 10, 16: Barbara Schumacher
S. 11: Cuba Solidarity Campaign
Impressum
Bulletin 1/13, Nr. 170
Erscheint viermal jährlich
im Abonnement; jährlich Fr. 5.–;
beglaubigte Auflage: 6500 Expl.
Redaktion:
Therese Vögeli Sörensen
Gestaltung:
Heinz Scheidegger, medico
international schweiz
Druck:
ropress Genossenschaft, Zürich
Herausgeberin
medico international schweiz
(Centrale Sanitaire Suisse
CSS Zürich) Quellenstrasse 25,
Postfach 1816, 8031 Zürich
2
16
Bulletin 1/13
Inhalt dieser Nummer
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser
Liebe Spenderin, lieber Spender
Sie halten unseren Jahresbericht 2012 in den Händen. Mit den darin gesammelten Berichten möchten
wir Ihnen Einblick geben in die Aktivitäten, Erfolge
und Herausforderungen unserer Projektarbeit.
Wir freuen uns über viele ermutigende Nachrichten
aus unseren Projektländern. In El Salvador, zum
Beispiel, können unsere Projektpartner die breite
Erfahrung aus vielen Jahre Arbeit mit und für behinderte Kinder und ihre Familien in die Gestaltung der
öffentlichen Gesundheitsdienste einbringen. Auch
in Vietnam entwickelt unser Pilotprojekt für die
Schaffung von Betreuungsstrukturen für alte Menschen Ausstrahlungskraft und wird im Aufbau der
öffentlichen Dienste als Vorbild beigezogen. Solche
Erfolge freuen und bestärken uns.
Unsere ProjektpartnerInnen waren aber auch mit
grossen Schwierigkeiten konfrontiert. Ein sich verschärfendes Klima von Gewalt und Repression in
Guatemala, die alarmierende Menschenrechtslage
in Mexiko, die Krise zwischen Gaza und Israel
letzten November brachten Not und Sorgen. Wir
erlebten dadurch einmal mehr nachdrücklich, wie
wichtig unsere Präsenz und die wachsame Aufmerksamkeit einer engagierten internationalen Öffentlichkeit sind und bleiben, um die Menschen vor Ort
in ihrem Kampf zu stärken und hoffentlich auch zu
schützen.
Mit Hoffnung erfüllen uns die innovativen Ansätze
zu Vernetzung, welche die letztjährige Arbeit unserer ProjektpartnerInnen auszeichnen. In El Salvador
fand der erste regionale Feministische Psychodramakongress statt. Unsere Partner in Guatemala luden
zentralamerikanische Behindertenorganisationen zu
einem ersten Treffen ein. In Palästina soll die erste
arabisch sprechende Psychodrama-Vereinigung entstehen. Und auch die Aids-Präventionsgruppen in
Kuba suchen aktiv den internationalen Austausch..
Neuigkeiten aus der Projektkommission: Nach über
drei Jahrzehnten prägender Arbeit in verschiedenen
Aufgaben, insbesondere als Projektverantwortlicher
Palästina / Israel, hat sich Jochi Weil per Ende 2012
aus seiner Arbeit für medico international schweiz
zurückgezogen. Lesen Sie dazu den offenen Brief
von Maja Hess auf der letzten Seite dieses Bulletins.
Wir werden Jochi, sein Wissen, seine Erfahrung und
seine grosszügiges Herz vermissen und wünschen
ihm Gesundheit und Freude im mehr als wohlverdienten Ruhestand. Neu begrüssen wir Fritz Wunderli in
der Projektkommission. Wir freuen uns, in dem frisch
pensionierten Tierarzt einen erfahrenen und engagierten Nachfolger für die Projektverantwortung
Palästina / Israel gefunden zu haben.
Dank Ihren grosszügigen Spenden konnten unsere
Partnerorganisationen auch im vergangenen Jahr
ihren Kampf für eine bedürfnisgerechte Gesundheitsversorgung und die Achtung ihrer Rechte weiterführen.
Wir danken Ihnen von Herzen für Ihre Unterstüzung.
Therese Vögeli
Nicaragua: Schwangerschaft in der Adoleszenz – Zyklus der Armut
Elvira Ghioldi
Obwohl die Verbesserung des Gesundheitswesens in Nicaragua eines der Hauptziele der Regierung
Ortegas ist, bleiben viele Probleme
ungelöst. Daniel Ortega wurde
2007 zum Staatspräsidenten gewählt und im November 2011 im
Amt bestätigt. Seither sind die öffentlichen Ausgaben für Gesundheit gestiegen. Im Jahre 2012 betrugen sie 45 US$ pro Einwohner.
Der Zugang zur öffentlichen Gesundheitsversorgung ist für alle
gratis, aber es fehlt oft an Medikamenten und medizinischen Materialien. Nicaragua hat die beste
Durchimpfungsrate ganz Zentralamerikas, Masern und Röteln wurden ausgerottet. In den letzten
fünf Jahren konnte die Kindersterblichkeit von 28 auf 21 pro
1000 Lebendgeburten reduziert
werden.
Von 2000 bis 2010 wurden in 11
Jahren 1.3 Mio. Geburten registriert. 367‘095 der Mütter waren
adoleszent, davon 172‘535 jünger
als 14 Jahre. Mit anderen Worten,
13% der Babys haben eine Mutter, die weniger als 14 Jahre zählt.
Die schwangeren Mädchen wiederholen den Zyklus der Armut,
denn sie werden Mutter, bevor sie
biologisch reif sind. Oft sind sie
Opfer von Vergewaltigung, ja von
sexueller Gewalt in der Familie.
Obwohl die Antikonzeptiva in den
Gesundheitszentren gratis sind,
wagen die wenig gebildeten Mädchen nicht, danach zu fragen, da
sie die Kritik der Familie, aber
auch anderer DorfbewohnerInnen
fürchten. Diverse konservative
evangelische Sekten sind in Nicaragua aktiv und verbieten jegliche
Verhütungsmassnahmen.
Unsere drei Projektpartnerinnen
setzen sich ein für die Verbesserung der Basisgesundheitsversorgung und für die Stärkung des
Selbstwertgefühls und der Rechte
der Frauen und Jugendlichen und
kämpfen gegen die häusliche und
sexuelle Gewalt.
Frauenkollektiv 8 de Marzo
Managua
Das in Managua, Esquipulas und
Matagalpa aktive Colectivo de
Mujeres 8 de Marzo setzte sich
2012 noch verstärkt mit öffentlichen Kampagnen für den Schutz
der Rechte der Frau, insbesondere
gegen die Gewalt an Frauen und
für die Legalisierung der therapeutisch indizierten Abtreibung ein.
»No estoy sola… de tu violencia
me voy a defender«, lautete der
Slogan, mit dem die Kampagne in
die Strassen getragen wurde: »Ich
bin nicht allein… ich werde mich
gegen deine Gewalt wehren«. Vorträge, Aufführungen der Theatergruppe, Diskussionen in den zwölf
Frauengruppen, Demonstrationen,
Flugblätter und beschriftete Hem-
den werden eingesetzt, um über
die Rechte der Frauen zu informieren.
Die von medico finanzierte Pflegefachfrau Martha Arauz organisiert
regelmässige Jugendtreffen. Aufklärungsarbeit, Information über
Verhütungsmethoden, über die
Gefahren der Drogen und sexuell
übertragbare Krankheiten sowie
Anleitung von Rollenspielen gehören zu ihrem Aufgabenbereich.
Zudem untersucht und begleitet
Martha Arauz Frauen, die im Refugium Schutz vor sexueller und
häuslicher Gewalt suchen, bei
medizinischen Problemen.
Frauenkollektiv Masaya
Die Zusammenarbeit mit dem Erziehungs- und dem Gesundheitsministerium konnte im Verlaufe
des Berichtsjahres verbessert werden. Es wurde ein Zusammenarbeits-Vertrag erarbeitet und unterzeichnet.
Die Sozialarbeiterinnen des Frauenkollektivs sind in den Schulen
willkommen mit dem Thema Vorbeugung der sexuellen Gewalt gegen Frauen und Jugendliche. Auch
die Arbeit der 13 Alphabetisatorinnen wird geschätzt. Während
acht Stunden pro Woche erlernen
Frauen in Gruppen Lesen und
Schreiben, aber auch Rechnen.
Frauenspezifische Themen, KenntFortsetzung auf Seite 4
Jahresbericht
Im Frauenhaus von Nueva Guinea findet diese junge Frau nach der Geburt ihres Kindes einige Tage Erholung
3
El Salvador: Erfolgreiche Lobbyarbeit
Maja Hess
Basisorientiert, vernetzt,
nah bei den Kindern:
Los Angelitos, Arbeit mit
Behinderten
Das Bulletin von Los Angelitos berichtet regelmässig über Aktivitäten der Organisation und fachliche
und politische Themen rund um
die Anliegen und Probleme von
Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen und ihrer Angehörigen. Es wird im In- und Ausland
elektronisch versendet und eröffnet eine Diskussionsplattform.
Angelitos hat mit ihrer nun von
der Regierung anerkannten Behindertenpolitik wichtige Akzente
mit Ausstrahlung in andere Länder
Fortsetzung von Seite 3
nisse über die Rechte der Frau und
über den Körper nehmen einen
grossen Stellenwert ein. Eine Ausbildungsbestätigung wurde den
insgesamt 147 erwachsenen Schülerinnen versprochen.
Unter dem Motto Verhütung von
Schwangerschaft in der Adoleszenz hielten die Verantwortlichen
des Frauenkollektivs öffentliche
Vorträge in verschiedenen Dörfern.
Die Kampagne zur Verhütung des
Gebärmutterhalstumors, der HIVÜbertragung und des Brusttumors
wurde gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium weitergeführt. Die individuelle psychologische Betreuung von Opfer häuslicher und sexueller Gewalt, die
Arbeit mit den Frauenselbsthilfegruppen, die Jugendarbeit mit regelmässigen Treffen in Kleingruppen und der Organisation von
grossen Tagungen für alle Jugendlichen sind weitere Aufgaben des
Frauenkollektivs.
Frauenhaus Nueva Guinea
Im April 2012 besuchten die Pflegefachfrau und der Psychologe
des nationalen Frauenspitals
Berta Calderon in Managua das
Frauenhaus Nueva Guinea. Sie
führten auf Kosten des Gesundheitsministeriums einen Kurs über
die Geburtsvorbereitung für die
4
gesetzt. Wenn sich gegen 100 offizielle PromotorInnen des Gesundheitsministeriums zur regelmässigen Weiterbildung zum Thema
gemeindezentrierte Rehabilitation
behinderter Menschen treffen,
können Angelitos und ihre MitarbeiterInnen wirklich stolz auf ihre
jahrelange hartnäckige politische
und professionelle Arbeit sein.
Das Gesundheitsministerium wird
demnächst offiziell die fachliche
Spezialisierung ›Promotor/a de
rehabilitacion‹ anerkennen und
entsprechend Fachleute für die
verschiedenen Gesundheitszentren ausbilden.
medico finanziert die Löhne der
Physiotherapeutinnen und der
Promotorinnen der gemeindebasierte Rehabilitation, den Lohn
des Fahrers sowie Aktivitäten mit
den behinderten Kindern und
Jugendlichen.
Frauengesundheit ist wichtig:
die Hebammen von Suchitoto
Zum ersten Mal sind wieder ganz
junge Frauen an den Treffen der
Hebammen in Suchitoto anwesend.
Sie gehören zur ersten Gruppe
der nun in Ausbildung stehenden
Hebammen. Begeistert erzählen
sie von der Ausbildung mit den
Gesundheitsfachfrauen aus Nicaragua: »Wir konnten über alles
reden, sogar über Abtreibung und
verschiedene sexuelle Optionen
wie der Liebe zwischen Frauen.
Wir haben viel gelernt rund um
das Thema Schwangerschaft und
Geburt, aber auch über Sexualität
und Probleme, welche junge Menschen bewegen.«
Lina ist eine wache junge Frau,
welche die Möglichkeit gepackt
hat, sich mit den Hebammen
Wissen anzueignen und zu einer
sanfte Geburt durch. Die Laienhebammen und die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses nahmen
teil, im praktischen Teil mit den
Atem- und Entspannungsübungen
auch die schwangeren Frauen.
Dies ist ein Beispiel für die zunehmend mögliche vernetzte Arbeit
zwischen den staatlichen Institutionen und unseren zivilen Partnerorganisationen.
Die 26 Laienhebammen von Nueva Guinea treffen sich monatlich
zur Weiterbildung im Frauenhaus.
Neben der Begleitung von
Schwangerschaft und Geburt werden Themen wie die Arbeit mit Jugendlichen und mit der Gemeinde,
Familienplanung, gesunde Ernährung, Hygiene, Wundversorgung
oder steriles Durchführen von Injektionen angegangen. Im Frauenhaus wird die medizinische Grundversorgung für die ganze Familie,
die Vorbeugung des Gebärmutterhalskrebses, die Behandlung von
sexuell übertragbaren Krankheiten, Schwangerschaftskontrollen,
die Betreuung der Schwangeren
vor der Geburt und der Frauen im
Wochenbett gewährleistet.
Die Jugendgruppe trifft sich regelmässig. Gemeinsame Aktivitäten,
kreatives Schaffen und Diskussionen über die Gefahren des Alkohols und der Drogen stehen im
Zentrum. Fragen zu Sexualität und
Verhütung sind hier kein Tabu. Am
14. November fand eine grosse
Begegnung aller Jugendlichen
statt. Als Einleitung führten sie
folkloristische Tänze auf. Der Junge Hernald sprach über Gewalt in
der Familie. Im Anschluss präsentierten die Jugendlichen ein Soziodrama zum Thema »Frau, Opfer
von Gewalt; die Familie unterstützt
den Aggressor«.
Fortsetzung auf Seite 5
Die Nicaragua-Projekte im Überblick
Begleitung, Bildung und Herberge für Schwangere und Wöchnerinnen,
Präventionsarbeit mit Jugendlichen
Partnerorganisation: Frauenzentrum Nueva Guinea
Förderung von Frauen und Jugendlichen, Verteidigung sexueller und
reproduktiver Rechte, Gewaltprävention
Partnerorganisationen: Frauenkollektiv Masaya, Frauenkollektiv ›8 de
Marzo‹
Total Projektzahlungen 2012: 68’766 Franken plus lokale Projektbegleitung 13’756
Jahresbericht
Seit dem Wahlsieg der FMLN im
März 2009 haben sich die medicoProjekete weiter konsolidiert und
finden zunehmend Eingang in die
nationale Gesundheitspolitik.
Jahresbericht
Behinderte Jugendliche freuen sich am gemeinsamen Spiel
Fortsetzung von Seite 4
gestärkten Identität als Teil einer
Fach- und Frauengruppe zu finden.
Sie hat sich gerade aus einer enttäuschenden und schwierigen
Partnerschaft gelöst, und die Aktivitäten der Hebammen helfen ihr,
ihr Selbstbewusstsein wieder herzustellen und sich als junge Frau
den gängigen abhängigen Rollenmustern entgegenzustellen. Sie
erhält für ihre Arbeit eine finanzielle Anerkennung, nicht viel, aber
eigenes Geld! Bei der praktischen
Arbeit braucht Lina noch Unterstützung. Blutdruckmessen, den
Bauch einer schwangeren Frau
beurteilen braucht Übung und
Erfahrung. Deshalb begleiten die
neuen Hebammen die erfahrenen
Frauen und lernen in den einfachen Häusern der Landbevölkerung, langsam in ihre Rolle zu finden. Dies ist nicht einfach, da sie
als Hebammen auch schambesetzte Grenzen überschreiten müssen
und dies jedoch auf eine klare,
respektvolle und professionelle
Art tun sollen.
Das Gesundheitsministerium hat
zugesagt, alle Hebammen, auch
die neu ausgebildeten, zu legalisieren. Diese Zusage eröffnet wichtige Perspektiven. Insbesondere
hat sich die Zusammenarbeit mit
den lokalen Gesundheitseinrichtungen des Ministeriums sehr verbessert und professionalisiert, so
dass die Schwangeren, die in vielen Fällen noch sehr jung sind,
davon nur profitieren können. Ein
wichtiger Schritt zur Verbesserung
der Frauengesundheit in ländlichen Gebieten El Salvadors.
medico fianziert die Entschädigungen der Hebammen, ihre
gemeinsamen Aktivitäten und
Weiterbildungen, medizinisches
Material und Verhütungsmittel.
Seit dem Wahlsieg der FMLN im
März 2009 haben sich die medicoProjekete weiter konsolidiert und
finden zunehmend Eingang in die
nationale Gesundheitspolitik.
Feministisches Psychodrama in Zentralamerika:
Las Melidas
Eine Vision ist Realität geworden:
die Frauenorganistion Las Melidas
eröffnete in San Salvador das erste
feministische Psychodramazentrum. Dort treffen sich die Mitarbeiterinnen und Aktivistinnen der
Melidas, die vor mehr als 15 Jahren ihre ersten Erfahrungen in
Psychodrama mit der Psychodrama-Spezialistin Ursula Hauser
gemacht haben und nun selber
Gruppen leiten. Im Oktober 2012
organisierten sie in ihrem Zentrum
den ersten feministischen Psychodramakongress, an dem gegen 50
Frauen aus Kuba, Nicargua und
Costa Rica teilnahmen. Nebst der
Frage nach dem Wesen eines
kämpferischen und frauenspezifischen Psychodramas, setzten sie
sich auch mit andern aktuellen
politischen Themen auseinander.
In der Frente-Gemeinde Santa Tecla animierten sie zum Abschluss
auf dem Hauptplatz mit Teatro
espontaneo (Playback-Theater)
die Menschen, aktuelle politische
und persönliche Themen auf die
›Bühne‹ zu bringen. Dabei wurden
Szenen wie »ich möchte sehen,
wie es sich anfühlt, schwanger zu
sein« (von einem Mann), wie auch
»wie sieht es aus, wenn sich auch
die Väter im Leben ihrer Kinder
engagieren« aufgenommen. Beim
immer wiederkehrenden Thema
Gewalt und sexuelle Ausbeutung
sei es wichtig, mit den Frauen das
Gefühl der Schuld zu reflektieren
und eine klare feministische Haltung dazu auch psychodramatisch
zu spiegeln. Dies sei ein zentraler
Fokus des feministischen Psychodramas.
medico finanziert die Supervision
der Psychodrama-Therapeutinnen
durch Ursula Hauser und Aktivitäten in Weiterbildung und Vernetzung.
Die El Salvador-Projekte im Überblick
Projekt: Weiterbildung und Organisationsentwicklung für traditionelle
Hebammen
Partnerorganisation: Hebammenverein «Rosa Andrade de Gutierrez»
Projekt: Psychodrama-Ausbildung und Supervision
Partnerorganisation: Frauenorganisation «Mélida Anaya Montes»
Projekt: Gemeindezentrierte Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen
mit Behinderungen
Partnerorganisation: Elternvereinigung «Los Angelitos»
Total Projektzahlungen 2012: 95‘428 Franken
5
Palästina – Israel: Wir stärken Basismedizin und Verständigung
Die Schule für Gesundheitspflegerinnen der Palestinian
Medical Relief Society in
Ramallah, Westbank
Unser Besuch letzten Mai der Klasse mit 14 meist jungen Frauen
aus verschiedenen Gegenden der
Westbank im ersten Ausbildungsjahr zeigte einmal mehr, wie wohl
sich die angehenden Gesundheitspflegerinnen an ihrer Schule fühlen. Deutlich zum Ausdruck kommen die Familienatmosphäre und
die erfolgreiche Stärkung des
Selbstvertrauens. Es geht in dieser
Ausbildung nicht nur um Fachwissen, sondern um Persönlichkeitsentwicklung.
Ziel der zweijährigen Ausbildung
ist es, die Frauen zu befähigen, in
ihren Wohnorten oder anderswo
möglichst selbständig im Basisgesundheitsswesen tätig zu sein.
Dabei stehen Besuche in meist
grossen Familien im Vordergund,
wo sie allerei Problemen begegnen, wie psychosomatischen Erkrankungen, Unfällen im Haushalt
oder die Entwicklung von Kleinkindern. Bei Bedarf wird geraten,
das nächste Ambulatorium der
Palestinian Medical Relief Society
PMRS zur Behandlung aufzusuchen.
Die Gesundheitspflegerinnen sollen in der Lage sein, an der generellen Verbesserung der gesundheitlichen Situation in den Gemeinden mitzuwirken. Dazu gehören
Themen wie die Qualität des oft
sehr knappen Trinkwassers, die
Entsorgung von Abfällen oder erste
Hilfe. Das palästinensische Gesundheitsministerium hat bisher 225
Frauen in diesem Beruf anerkannt.
Das SchulgesundheitsProgramm der Medical Relief
Society für Kinder in
Ostjerusalem
Der langjährige Leiter des Schulgesundheits-Programms, Dr. med.
Ramzi Ramouz, der den Kinder
einfühlsam begegnete, hat die
Medical Relief Society MRS verlassen. Sein Nachfolger Dr. Rami
Tamimi scheint die Untersuchung
der Schulkinder gemeinsam mit
einer Gesundheitspflegerin in ähnlicher Weise fortzusetzen. Ziel dieses Programms ist es, den allgemeinen Gesundheitszustand der
Kinder im Kindergarten- und Schulalter durch Reihenuntersuchungen
zu erfassen, wohl ähnlich unseren
schulärztlichen Diensten in der
Schweiz. Zur Zeit werden im Raum
Ostjerusalem durch MRS 58 Schulen und 26 Kindergärten betreut.
In allen anderen Regionen Palästinas wird das SchulgesundheitsProgramm von der Palestinian Medical Relief Society unterstützt. Im
Lichte der bürokratischen Vertreibungsstrategie Israels gegenüber
PalästinenserInnen aus dem Raum
Ostjerusalem hat medico entschieden, sich als Zeichen des gewaltfreien und konstruktiven Widerstandes spezifisch für das Programm der MRS in Ostjerusalem
zu engagieren.
Die medizinische Friedensbrücke der Physicians for
Human Rights Israel in der
Westbank und Ostjerusalem
Es ist ein Erlebnis, an einem Medical-Day der ÄrztInnen für Menschenrechte PHR-Israel teilzunehmen. Letzten Mai waren wir in
Die Mobile Klinik: eine Begegnung auf Augenhöhe
6
Thamoun mit dabei, wo ca. 13‘000
PalästinenserInnen leben. Die israelischen ÄrztInnen sind nicht zum
ersten Mal da und haben auch
schon Bewilligungen erwirkt, damit
PatientInnen in israelischen Spitälern behandelt werden können.
Bei der Ankunft der ÄrztInnen
warten bereits viele PalästinenserInnen auf die Konsultation. In der
Begrüssung durch den Präsidenten
des palästinensischen Komitees
steht der Hungerstreik der Gefangenen – auf dem Höhepunkt waren es etwa 1600 – die das Ende
der Administrativhaft, das Ende
der Isolationshaft und Familienbesuche forderten, im Zentrum. Prof.
Rafi Walden aus Tel Aviv erwiederte seinerseits: »Wir sind hier aus
Solidarität, denn wir denken, dass
die Besatzung schädlich ist«.
Salah Haj Yahya, der schon seit
vielen Jahren bei den PHR-Israel
arbeitet, plant und koordiniert die
Mobile Klinic, die in der Regel jeden Samstag in Dörfern der Westbank oder im Raum Ostjerusalem
durchgeführt wird, mit palästinensischen PartnerInnen.
Salah ist verantwortlich für die
›medizinische Brücke‹ und äussert
anschliessend: »Die Physicians for
Human Rights setzen sich für medizinische Behandlung und für das
Recht auf Zugang zu gesundheitlicher Versorgung ein«. Schon
längst hätte er einen Friedenspreis
verdient.
Die Partnerorganisation, die auf
palästinensischer Seite den Besuch
ermöglicht, ist diesmal der Palästinensische Rote Halbmond. Nach
stundenlangen Behandlungen
werden am Schluss aus zeitlichen
Gründen zwei
Patienten weggeschickt. Ein junger
Mann gesellte sich
kurze Zeit zu mir
und sagt: »Wir
brauchen Eure Hilfe
nicht, wir brauchen
unsere Rechte.«
Die Tatsache, dass
so viele Menschen
hier sind, zeigt, dass
die medizinische
Brückenarbeit der
PHR-Israel weiterhin auf grossen Anklang stösst und
sehr geschätzt wird.
Jahresbericht
Jochi Weil
Psychodrama in Gaza: Eine Bresche in der Mauer
Maja Hess
Jahresbericht
Wir sind wirklich gute Zuhörerinnen geworden, sagt Enas am Ende
unseres 5-tägigen Supervisionsworkshops und nach einer über
viele Jahre dauernden Ausbildung
in Psychodrama. Wir haben gelernt, empathisch zu sein, nachdem
wir selber ›Patienten‹ waren und
unseren eigenen therapeutischen
Prozess mit Psychodrama gemacht
haben, meint Khaled. Wir können
mit traumatisierten Menschen umgehen, mit Kindern, Erwachsenen.
In der Supervisionswoche mit Ursula Hauser und Maja Hess haben
wir die Gelegenheit, uns selber zu
entlasten, über unsere eigenen
traumatischen Erlebnisse zu berichten und schwierige Patientengeschichten zu besprechen.
fen. Wir sind auch befähigt, unsere Berufskollegen zu unterstützen
und merken schnell, wenn diese
überfordert sind oder Anzeichen
einer sekundären Traumatisierung
aufweisen.
ist es unter der Hamasregierung
in Gaza kaum möglich, eine solche
Vereinigung zu bilden, da Hamas
selbst die Programme des Gesundheitsministeriums zum Thema psychische Gesundheit geschlossen
und die psychosozialen Projekte
verschiedener internationaler
NGO’s suspendiert hat. Da wir mit
der palästinensischen Partnerorganisation Gaza Community Mental
Health Program GCMHP zusammenarbeiten, sind wir und unsere
Partner momentan nicht oder noch
nicht von solch rigiden Massnahmen betroffen.
Im Laufe dieses Jahres werden
zwei weitere Weiterbildungsworkshops, geleitet von je zwei erfahrenen deutschen PsychodramakollegInnen, in Gaza stattfinden.
Ende September findet der erste
arabische Gruppentherapie- und
Psychodramakongress in Kairo
statt! Wir hoffen sehr, dass unsere
Gruppe am Kongress teilnehmen
und ihre jahrelange Arbeit in Gaza
vorstellen kann. Psychodrama in
Gaza ist gewachsen und erstarkt,
die politische Situation ist jedoch
schwierig und hoch komplex. Zwischen israelischer Besatzung und
rigider Hamasregierung einen Weg
zu finden, ist für unsere KollegInnen eine überaus grosse Herausforderung. Unsere Präsenz ist
wichtig, eine Bresche in der Mauer, ein Zeichen gegen das Vergessen und die Abriegelung. Ihr bringt
uns ein Stück Übersee, meint Khaled, mit euch reisen wir in ferne
Welten und das ist wunderschön.
Eine grosse
Herausforderung
Von den neun fertig ausgebildeten
Psychodramatikerinnen in Gaza
arbeiten gegenwärtig sieben mit
Gruppen von Kindern und Erwachsenen, Frauen, behinderten Jugendlichen und Kriegsversehrten
und wenden das Psychodrama in
ihrer täglichen Arbeit an. Aktuell
sind sie in ein grosses Projekt zur
Behandlung von Halbwaisenkindern eingebunden. Das Projekt
dauert 3 Monate und soll mit verschiedenen Fragebögen evaluiert
Chronischer Stress
Am 16. November letzten Jahres
werden. Die meisten Kinder stamwurde Gaza erneut von der israe- men dabei aus armen und zum
lischen Armee angegriffen, die
Teil sozial sehr brüchigen Familien.
gezielt Hamas-Einrichtungen und Viele haben physische oder sexuelRegierungsgebäude bombardierte. le Gewalt erlebt oder sind anderer
Während acht Tagen litten die
Art von Übergriffen ausgesetzt.
Menschen im Gazastreifen unter
Dabei leben sie oft in sehr beengAngst und grossem Stress. Kinder ten Verhältnissen, was Übergriffe
verbrachten mit ihren Eltern in et- und inzestuöse Beziehungen auf
was sicherer scheinenden Zimmern fatale Weise begünstigt. Eine
verschanzt Nächte und Tage oder grosse Herausforderung für die
flohen ins Innere Gazas zu VerPsychodramatiker-Gruppe, auf die
wandten. Sie mussten Hab und
sie sich jedoch freuen und auf die
Gut dem Schicksal überlassen. An sie sich in unserm Supervisionsvielen Häusern entstanden grösWorkshop vorbereitet haben.
sere und kleine Schäden, Gärten
und Pflanzungen wurden komplett Zukunftspläne
zerstört. Nirgends gab es einen
Auch in der Westbank (Ramallah
sicheren Ort. Die Rückkehr in die
und Jenin) arbeiten verschieden
beschädigten Häuser ist für viele
Institutionen seit etwas mehr als
die Wiederholung dessen, was sie einem Jahr mit Psychodrama. In
bereits 2008/2009 während des
Jenin soll nun die erste arabisch
israelischen Angriffs auf Gaza er- sprechende Psychodramavereinilebt haben.
gung entstehen, welche selbstverDie von uns ausgebildeten Psycho- ständlich die Pioniergruppe in
dramatikerinnen waren gefordert. Gaza einschliessen wird. Aktuell
Während den Bombardierungen
gelang es uns recht gut, unsere
Die Palästina-Projekte im Überblick
Kinder zu schützen und eine geMobile Klinik in der Westbank
wisse Ruhe aufrecht zu erhalten,
Partnerorganisation: Physicians for Human Rights PHR-Israel
meint Enas. Danach mussten wir
Psychodramaausbildung in Gaza
uns um andere Familien und KinPartnerorganisation: Gaza Community Mental Health Program GCMHP
der kümmern, denen es schlecht
ging und die Symptome entwickelt
Ausbildung von Gesundheitspflegerinnen, Ramallah
Partnerorganisation: Palestinian Medical Relief Society PMRS
hatten, die auf chronischen Stress,
Angst und traumatische ErfahrunSchul-Gesundheitsprogramm, Ost-Jerusalem
gen hinweisen. Aber wir fühlen
Partnerorganisation: Medical Relief Society Jerusalem
uns dank dem Psychodrama gut
Medizinisches Nothilfe-Projekt im Gazastreifen
gerüstet. Wir sind sehr flexibel gePartnerorganisation: Palestinian Medical Relief Society PMRS
worden, können auf verschiedene
Total Projektzahlungen 2012: 115’573 Franken
Behandlungstechniken zurückgrei-
7
Mexiko: Zurück in die Vergangenheit?
»Als er erwachte, war der Dinosaurier immer noch da.« Diese Mikroerzählung von Augusto Monterroso,
verfasst 1959, galt lange Jahrzehnte als eine konzise Beschreibung
der mexikanischen Politik. Die PRI
regierte seit der mexikanischen
Revolution lange Jahrzehnte, und
nun sind die ›Dinosaurier‹ wieder
zurück, wenn auch mit verjüngtem
Image: Seit dem 1. Dezember 2012
sitzt die PRI erneut im Präsidentschaftssessel. Die Wahl des telegenen Präsidenten Enrique Peña
Nieto wurde von heftigen Protesten gegen den massiven Stimmenkauf überschattet, der Übergang
zu einer realen Demokratie ist einmal mehr gescheitert. Auch unsere
Partnerorganisationen müssen
sich der Situation stellen, dass das
autoritäre Regime nicht überwunden wurde und die Gesellschaft
nach der blutigen Regentschaft
von Felipe Calderón zutiefst verunsichert und verletzt ist.
Chiapas:
Die zapatistischen Kliniken
sind ein Erfolgsmodell
Trotzdem konnten kleine, aber
wichtige Erfolge in der täglichen
Arbeit verbucht werden. Die von
ÄrztInnen im Sozialjahr betreuten
zapatistischen Kliniken im Bundesstaat Chiapas leisteten auch dieses Jahr für grosse Einzugsgebiete
in diesen indigenen Regionen einen hervorragenden Gesundheitsdienst, wie uns der Partner ›Gesundheit und Gemeindeentwicklung‹ SADEC vor Ort aufzeigt und
in sorgfältigen Statistiken über die
Krankenbesuche und die damit
verbundenen medizinischen Leistungen belegt. Die Beliebtheit der
zapatistischen Gesundheitsposten
in der indigenen Bevölkerung
wächst und die Zahl der Konsultationen steigt. Subcomandante
Marcos schreibt nach den Mobili-
sierungen von rund 40‘000 Zapatistas am 21.12.12, dem Tag des
›Weltuntergangs‹, im Kommunique: »Die indigenen regierungstreuen Anhänger kommen in unsere Krankenhäuser, Kliniken und
Labors, weil es in denen, welche
die Regierung zur Verfügung stellt,
weder Medikamente, Geräte, Ärzte,
noch qualifiziertes Personal gibt.«
Einer der Schwerpunkte im Klinikalltag und in den Weiterbildungen
bleibt die reproduktive Gesundheit. Diese unabhängige Struktur
dient insbesondere auch dazu, der
indigenen Bevölkerung einen direkteren Zugang zur Gesundheitsversorgung zu ermöglichen.
Oaxaca:
Der beharrliche Einsatz für
Folterüberlebende
zeigt langsam Wirkung
Die Arbeit des Komitee für integrale Menschenrechtsverteidigung
CODIGO DH im Bundesstaat Oaxaca und des Kollektiv gegen Folter
und Straflosigkeit CCTI in Guerrero,
beides Partner von medico, konzentriert sich weiter auf die medizinische und psychologische Betreuung von Folterüberlebenden
und deren umfassende Verteidigung. Dazu gehört insbesonders
das Sichtbarmachen der Folter
durch die öffentliche Anklage.
Einen wichtigen Schritt in diese
Richtung gelang, als das Anti-Folter-Komitee der UNO die gut dokumentierten Fälle unserer Partnerorganisationen mit in seine Analyse
einbezog und die mexikanischen
Behörden anmahnte, endlich gegen
die krasse Zunahme der Folterfälle
(über 500% in den letzten 6 Jahren) vorzugehen.
In Oaxaca gelang es den von CODIGO DH begleiteten Folterüberlebenden des Volksaufstandes von
2006, den Gouverneur zu einem
öffentlichen Schuldeingeständnis
Die Mexiko-Projekte im Überblick
Begleitung von Folterüberlebenden und Gewaltprävention in Oaxaca
Partnerorganisation: Komitee für Integrale Menschenrechtsverteidigung
Gobixha Codigo DH
Folterprävention und Begleitung von Betroffenen in Guerrero
Partnerorganisation: Kollektiv gegen Folter und Straflosigkeit CCTI
Indigene Basisgesundheit in Chiapas
Partnerorganisation: Gesundheit und Gemeindeentwicklung SADEC
Total Projektzahlungen 2012: 69’000 Franken
8
für die schweren Menschenrechtsverletzungen der Vorgängerregierung zu bringen. Noch lieber sähen diese mutigen Menschen allerdings ihre Folterer hinter Gittern.
Auch die versprochenen Wiedergutmachungsleistungen des Staates wurden noch nicht umgesetzt.
Und neue Konflikte kommen hinzu.
So hat CODIGO DH Delegationen
in Gemeinden begleitet, wo umstrittene Grossprojekte (wie Minen
und Windenergie-Anlagen) gebaut
werden, unter Verletzung der
Rechte der indigenen Bevölkerung.
Guerrero:
Menschenrechtsarbeit unter
schwierigsten Bedingungen
In Guerrero hält das CCTI ihr kleines Büro in Acapulco aufrecht, das
dort eines der wenigen Anlaufstellen für Repressionsopfer ist.
Guerrero ist seit Mitte 2012 der
gewalttätigste Bundesstaat Mexikos, die Mafia in Wirtschaft und
Politik ist allgegenwärtig. Dennoch
gelingt es dem CCTI, unter umfassenden Sicherheitsmassnahmen
politische Gefangene in verschiedenen Haftanstalten psychologisch
zu betreuen. Das CCTI ist auch in
Konfliktsituationen zum Schutz der
Zivilbevölkerung aktiv und arbeitet
mit besonders gefährdeten Zielgruppen präventiv zum Thema Folter. Dabei können der Arzt und die
Psychologin des Büros in Acapulco
auf die Mithilfe von Freiwilligen
sowie auf zahlreiche Fachkräfte
des CCTI-Hauptbüros in Mexiko
Stadt zählen.
Wertvolle internationale
Anerkennung
Kurz vor Jahresende erreichte uns
noch eine positive Nachricht: Die
staatliche spanische Menschenrechtsstelle verlieh ihre jährliche
Anerkennung dem mexikanischen
Netzwerk ›Alle Rechte für alle‹,
dem das CCTI und CODIGO DH
angehören. Die Auszeichnung ist
eine wichtige internationale Rückendeckung für die schwierige
Arbeit der 73 Organisationen des
Netzwerks. Wir gratulieren unseren PartnerInnen zu diesem Preis
und beharren gemeinsam mit ihnen
darauf, dass in Zukunft die Rechte
der Menschen und der Schutz der
MenschenrechsvertreterInnen verstärkt werden.
Jahresbericht
Philipp Gerber
Vietnam: Mithilfe bei der Einrichtung von Strukturen zur medizinischen
Betreuung alter Menschen
Jahresbericht
Marco Medici
Ausgangslage in
der Schweiz
In der Schweiz des 19. Jahrhunderts war es so, dass die verschiedenen Generationen unter einem
Dach lebten: Grosseltern, Eltern
und Kinder bildeten eine Lebensgemeinschaft, aber auch eine Interessensgemeinschaft. Mit der Zeit
bildete sich die Kleinfamilie heraus,
die älteste Generation blieb alleine
und verbrachte den Lebensabend
oft im Altersheim. Nötig dazu
verlassen und sind als Boat people
auf der Suche nach dem Überleben
in alle Herren Länder gefahren.
Zuhause blieb die alte Generation.
Bezahlung der verschriebenen Medikamente jener Menschen übernommen, die zu viel Einkommen
haben als dass der Staat die Kosten übernehmen würde, die aber
Unser Projekt
immer noch über zu wenig Mittel
medico international schweiz en- verfügen, als dass sie sich diese
gagiert sich in Vietnam im Bereich Medikamente leisten könnten.
der Gesundheitsvorsorge und lan- Das Projekt startete vor einigen
cierte ein Pilotprojekt zur medizi- Jahren und hat sich unterdessen
nischen Betreuung von alten, ein- so bewährt, dass es tatsächlich
seinem Pilotcharakter gerecht wird
samen Menschen. In ländlichen
und von Verantwortlichen der AlGegenden an der Peripherie der
tersbetreuung anderer Provinzen
studiert wird. In Hué und Umgebung wurde es unterdessen in
über 20 Dörfern und Quartieren
implementiert. Normalerweise reichen unsere Mittel aus, um jährlich
vier neue Dörfer und Quartiere in
Angriff zu nehmen. Im Jahre 2012
aber haben wir dieses Projekt auch
als Jahrespartnerschaft präsentiert
und konnten so doppelt so viele
Mittel einsetzen.
Wir konnten uns anlässlich einer
Reise im Februar 2012 davon
überzeugen, dass die Projekte in
ihren Dörfern und Quartieren gut
verankert sind. So sind beispielsweise Quartierbehörden bereit, den
zum Teil bereits aufgebrauchten
Gemeinsame Übungen im Freien stärken die Gesundheit und vertreiben
Kredit für die Medikamente aus
die Einsamkeit
eigenen Mitteln wieder zu äufnen.
war natürlich eine entsprechende Stadt Hué unterstützen wir ein
Infrastruktur: Existenz sichernde
Und immer wieder:
Projekt, das die Ausbildung von
Altersrenten und entsprechende
Freiwilligen zur Betreuung dieser Gesundheitszentrum der
Heime mussten erst eingeführt
Bauarbeiterinnen
alten Menschen zum Ziele hat.
werden. Der Einführung der AHV
Auch im Berichtsjahr haben wir
Zuerst wird ein Kurs für alle Enthat das Schweizer Volk erst im
scheidungsträgerInnen des Dorfes das Gesundheitszentrum der BauJahre 1947 zugestimmt. In keinem oder des Stadtquartiers angeboarbeiterInnen-Gewerkschaft von
Land des Südens ist Vergleichbares ten, der die Menschen mit der Al- Hanoi unterstützt und den Kauf
vorhanden. Das war in der Vergan- terspolitik der Regierung bekannt von Medikamenten ermöglicht,
genheit nicht weiter schlimm, war macht. Dann werden Freiwillige in die dann bei den regelmässigen
der Anteil der über 65-jährigen
der Betreuung alter Menschen bei Besuchen auf den Baustellen abMenschen an der Bevölkerung
sich zu Hause ausgebildet. Es han- gegeben werden. In Vietnam sind
doch im niedrigen einstelligen Be- delt sich also um eine Art Spitex. über 50% der Leute vom Bau Fraureich. Auch war die traditionelle
en. Wird irgendwo auf dem Lande
Schliesslich werden diese alten
Familienstruktur bislang intakt.
Menschen in Clubs zusammenge- eine Strasse repariert, so sieht man
fasst, wo sie zum Beispiel in alters- ein Dutzend Frauen mit grossen
Situation in Vietnam heute
gerechter Ernährung unterrichtet Hämmern Geröll zu Schotter klein
Dies hat sich unterdessen aber
werden, wo sie aber auch soziale hauen. Wenn dann die Dampfwalradikal geändert. Die Jungen sind Kontakte pflegen können. Zusätz- ze darüber fährt, so sitzt allerdings
in die grossen Städte abgewanlich wird durch unser Projekt die
sicher ein Mann drauf…
dert, die Alten blieben in ihren
Dörfern auf dem Lande. In Vietnam
Die Vietnam-Projekte im Überblick
kam dazu, dass die damals junge
Generation im grossen Krieg geBauarbeiterInnen-Klinik
gen die Amerikaner einen massiPartnerorganisation: Gewerkschaft für BauarbeiterInnen in Hanoi
ven Blutzoll bezahlen musste.
SeniorInnenbetreuung in Hué
Über 3 Millionen Menschen sind
Partnerorganisation: Kommunale Vereinigung alter Menschen in Hué
gestorben. Hunderttausende
Total Projektzahlungen 2012: 39’246 Franken
haben nach dem Krieg das Land
9
Guatemala: Ein starker Einsatz für die Rechte behinderter Menschen
Zwei traditionelle Hebammen aus Nebaj
Die ›Asociación Guatemalteca de
Personas con Discapacidad‹ AGPD
(Guatemaltekische Vereinigung
von Menschen mit einer Behinderung) wurde 1999 als Selbsthilfeorganisation von und für kriegsversehrte Männer und Frauen gegründet. Die meisten Mitglieder
gehören zur indigenen Bevölkerung, viele von ihnen haben nur
eine minimale oder gar keine
Schulbildung. Auf Grund ihrer Behinderungen sind sie im Alltag mit
vielfältigen Schwierigkeiten konfrontiert. Sie sind von extremer
Armut betroffen, weil es für sie
keine Arbeitsmöglichkeiten gibt.
Sie werden dadurch oft als Last
empfunden und von der Gesellschaft marginalisiert. AGPD organisiert die medizinische Betreuung und Arbeitsmöglichkeiten für
behinderte Mitglieder und versucht auf politischem Weg gegen
die Diskriminierung zu kämpfen.
Inzwischen ist AGPD zur aktivsten
Organisation für Menschen mit
Behinderungen in Guatemala geworden. Leider schlägt sich ihre
Anstrengung nicht in ihren finanziellen Mitteln nieder. Der guatemaltekische Staat behandelt behinderte Menschen als WohlfahrtsProjekt, und nicht als Menschen
mit eigenen Rechten.
Die harte Hand
des Präsidenten
Oktober 2012: Guatemaltekische
Soldaten schossen auf die friedlich protestierende Bevölkerung
bei Totonicapan. Sieben Menschen
kamen dabei ums Leben und viele
mussten verletzt ins Spital gebracht werden. Seit vergangenem
Jahr regiert in Guatemala die ›Mano Dura‹ (harte Hand) von Pérez
Molina, ein ehemaliger Offizier
jener Armee, welche einen jahrzehntelangen Vernichtungskrieg
gegen die Bevölkerung führte und
jeden liquidierte, der aufmuckste.
Pérez Molinas erstes Regierungsjahr ist vorbei und seine bisherige
Amtszeit ist geprägt von alten
Gewohnheiten. Es wird wieder
beschossen und bedroht, was sich
wehrt. Es braucht grossen Mut
oder auch grosse Verzweiflung in
diesem erneuten Klima der Gewalt
Widerstand zu leisten. Für die
ländliche Bevölkerung geht es darum, das bisschen Land mit Mais,
Kaffee oder Kardamon zu verteidigen, oder auch darum, den Zugang zu Wasser und anderen natürlichen Ressourcen zu retten.
Vernetzung bringt Stärke
Unsere Partnerorganisation arbeitet in dieser Anspannung von
Die Guatemala-Projekte im Überblick
Rehabilitation von Kriegsversehrten, Hebammenweiterbildung
Partnerorganisation: Behindertenvereinigung AGPD
Total Projektzahlungen 2012: 44’607 Franken
10
staatlicher Gewalt. Sie wissen,
dass von dieser Regierung weniger denn je ein Entgegenkommen
zu erwarten ist, dass sie auf sich
selbst und auf solidarische Unterstützung angewiesen sind. Inzwischen sind unsere Projektpartner
zur Lokomotive für die Anliegen
von Menschen mit Behinderungen
in Guatemala geworden. Unermüdlich suchen sie Gelegenheiten,
die es möglich machen, neue Kontakte zu knüpfen und ihre Anliegen bekannter zu machen. Im vergangen Jahr reisten VertreterInnen
der AGPD nach Ecuador, zum
ersten kontinentalen Treffen von
Menschen mit Behinderungen in
Lateinamerika. Auch die zentralamerikanischen Behindertenorganisationen haben begonnen, sich
untereinander auszutauschen.
Dieses Jahr wird ein gemeinsames
Treffen in Guatemala stattfinden,
welches AGPD organisieren wird.
Am nationalen Tag für Menschen
mit Behinderungen veranstalteten
sie in Guatemala-Stadt einen
Workshop für ihre Mitglieder, damit diese die nationalen und internationalen Rechte für behinderte
Menschen besser kennen lernen
und damit aktiver in ihrer Gemeinde agieren können.
Ein weiterer Schritt aus dem Schattendasein könnte die neue Webseite bedeuten. Ein solidarischer
Schweizer, Ernesto Diethelm, reiste
mit mir im März 2012 nach Guatemala, um mit AGPD ein eigene
Webseite einzurichten (www.agpd
gua.org). Sie erhoffen sich dadurch
mehr internationale Unterstützung
und Austausch.
Hilfe ist immer noch
dringend nötig
Das Alltagsgeschäft von AGPD
aber dreht sich wie in den vergangen Jahren um die Integration und
medizinische sowie psychische Betreuung von Menschen mit Behinderungen, die durch den bewaffneten Konflikt verursacht wurden.
Wie jedes Jahr haben sie verschiedenen Mitgliedern ärztliche Behandlung zukommen lassen und
Hilfsmittel wie Prothesen und
Rollstühle mussten repariert oder
ersetzt werden. Unzählige Reisen
auf unwegsamen Strassen führen
sie zu den Gemeinden, in denen
Fortsetzung auf Seite 11
Jahresbericht
Edith Bitschnau
Kuba: Sensibilisierung für Gewalt gegen Frauen und die Rechte Homosexueller
Judith Eisenring
Jahresbericht
Das kubanische Gesundheitssystem leistet Ausserordentliches,
auch weit über die Landesgrenzen hinaus. So hat Kuba bis heute
über 10‘000 ÄrztInnen aus armen
Regionen fast aller Länder Lateinamerikas ausgebildet. Und in Notlagen und nach Naturkatastrophen
leisten die kubanischen AerztInnen
im Ausland unbürokratisch und zuverlässig wertvolle Hilfe. Obwohl
die Auswirkungen der jahrelangen
Wirtschaftskrise auch im Gesundheitssystem spürbar werden, bilden umfassende und kostenlose
medizinische Dienstleistungen für
alle nach wie vor eine Selbstverständlichkeit.
Die von uns unterstützten Projekte
der AIDS-Präventionsgruppen GPSIDA und der Fachstelle für Sexualerziehung CENESEX entwickeln
sich langsam aber stetig zu wichtigen Kräften im Land. Dank ihrer
Arbeit gewinnen die schwierigen
Themen der Gewalt gegen Frauen
und der Rechte Homosexueller
wachsende Beachtung und immer
breitere Teile der Öffentlichkeit
werden dafür sensibilisiert.
Das Projekt von CENESEX zur Prävention häuslicher Gewalt, das
medico mitfinanziert, hat die erste
Phase abgeschlossen. Sie diente
der Sensibilisierung von Berufsleuten, die mit häuslicher Gewalt
konfrontiert sind. Die Erfahrungen
wurden ausgewertet und können
nun in der aktuell laufenden zweiten Phase gezielt für die Erweiterung und Verstärkung der Mass-
An den jährlichen Tagen für Homosexuellenrechte in den Strassen von
Havanna
nahmen und für eine bedürfnister und die sexuelle Vielfalt sind
orientierte Arbeit mit den Fachleu- längst kein Tabu mehr, sondern in
ten eingesetzt werden.
der gesellschaftlichen Debatte imDas Thema häusliche Gewalt ermer stärker vertreten. VertreterInlebt in Kuba eine wachsende Sicht- nen der Lesben, Homosexuell, Bibarkeit. Glücklicherweise aber
sexuelle und Transgender-Gemeinnicht, weil die Fälle von Gewalt
de Kubas haben sich für Kultur,
gegen Frauen zunehmen, sondern Sport, Kunst und sogar Religion
weil die Fachstelle für Sexualerstark gemacht und sich für lokale
ziehung CENESEX dazu vermehrt Ämter zur Wahl aufgestellt. Ein
Öffentlichkeit schafft. Mit der Kam- Meilenstein in der kubanischen
pagne ›Meine Stadt im Kampf ge- Geschichte.
gen Gewalt gegen Frauen‹ wurde Dazu beigetragen haben sicher
die Debatte am Internationalen
auch die Aktivitäten unseres zweiTag gegen Gewalt gegen Frauen ten Projektpartners, der AIDS-Prälanciert. Die Aktivitäten reichten
ventionsgruppen GPSIDA. Sie leisweit über die Grenzen der Haupt- ten unentwegt Unterstützung und
Fortsetzung von Seite 10
stadt hinaus. Auch das Thema der Stärkung der gemeinschaftlichen
ihre Mitglieder zu Hause sind und – meist nicht nachweisbaren –
Netze rund um HIV-Betroffene
auf ihre Unterstützung angewie- psychischen Gewalt wurde aufge- und der Prävention von HIV. Auch
sen sind. Viele von ihnen können griffen. Es wurde aufgezeigt, wie GPSIDA erhält heute staatliche
inzwischen ein selbständiges Le- auf verschiedenen Wegen auf die- Anerkennung und Aufmerksamben führen. Durch AGPD haben
se Weise Macht ausgeübt wird,
keit. Zunehmend sucht und initisie sich eine Existenz aufbauen
und die Wahrnehmung der Öffent- iert GPSIDA die Vernetzung über
können oder sind mindestens in
lichkeit dafür wurde geschärft.
die Landesgrenzen hinaus, um sich
der Lage, ihren Familien finanziell Der ›Tag gegen Homophobie‹ wird mit anderen Organisationen und
nicht zur Last zu fallen.
in Kuba offiziell zelebriert, auch
Fachleuten auszutauschen und
Die Ausbildung der Hebammen ist hierbei ist CENESEX federführend. ihre Erfahrungen in den internaauch im vergangenen Jahr weiter- Die Gleichstellung der Geschlech- tionalen Austausch einzubringen.
geführt worden. AGPD und medico sehen diese Ausbildungen als
Die Kuba-Projekte im Überblick
Erfolg für die Eigenständigkeit der HIV/AIDS-Prävention
Frauen und für die Verringerung
Partnerorganisation: AIDS-Präventionsgruppen GPSIDA
der Müttersterblichkeit in den ländPrävention häuslicher Gewalt
lichen Gebieten. Weitere AusbilPartnerorganisation: Fachstelle für Sexualerziehung CENESEX
dungen für Hebammen sind bereits
Total Projektzahlungen 2012: 5000 Franken
angelaufen.
11
Bilanz
31.12.2012
CHF
928‘771
906‘791
21‘980
1‘125
1‘125
2
2
929‘898
31.12.2011
CHF
735‘928
726‘441
9‘488
639
639
2
2
736‘570
Differenz
CHF
192‘842
180‘350
12‘492
486
486
0
0
193‘328
Fremdkapital
Transitorische Passiven
12‘188
12‘188
10‘299
10‘299
1‘889
1‘889
Fondskapital
Projektfonds
1
346‘787
346‘787
288‘836
288‘836
57‘952
57‘952
Organisationskapital
Freier Fonds aus unverteilten Sammelmitteln
Ertrags-/Aufwandsüberschuss
Vereinsvermögen
Total Passiven
570‘922
137‘436
133‘486
300‘000
929‘898
437‘436
45‘105
92‘331
300‘000
736‘570
133‘486
92‘331
41‘155
0
193‘328
Total freier Fonds nach Verbuchung
des Ertrags-/Aufwandsüberschusses
270‘922
137‘436
133‘486
Bemerkung
Aktiven
Umlaufvermögen
Flüssige Mittel
Transitorische Aktiven
Forderungen
Verrechnungssteuer
Anlagevermögen
Büroeinrichtung
Total Aktiven
Passiven
Die Beträge sind auf Franken gerundet. Es können
sich deshalb bei den Summen Differenzen ergeben.
Bemerkungen zur Betriebsrechnung
1 Es wurden weniger Spenden als im Vorjahr als
Mitgliederbeitrag deklariert.
2 Unter anderem dank Spenden der Kampagne
Olivenöl (40‘000 CHF für die Gesundheitspfle gerinnen-Schule und 10‘000 CHF für Nothilfe
Gaza) konnten den Projekten in Palästina hohe
Beiträge überwiesen werden.
3 Unter ›Projekt Sensibilisierung Schweiz‹ verste hen wir die Öffentlichkeitsarbeit in der Schweiz
über die politische und gesundheitliche Situation
in unseren Projektländern. Die Ausgaben umfas sen einen Teil der Produktionskosten für die
Bulletins sowie Kosten für Veranstaltungen, die
der Sensibilisierung der Schweizer Öffentlchkeit
dienen (im Jubiläumsjahr 2012 gehört dazu auch
ein Teil des Aufwandes für das Jubiläum)..
Kommentar zur Jahresrechnung
Beim Ertrag fällt auf, dass die ungebundenen Spenden erstmals seit mehreren Jahren nicht mehr abgenommen haben. Diese Trendumkehr ist vermutlich den verstärkten Anstrengungen für Öffentlichkeitsarbeit im Jubiläumsjahr zu verdanken.
Bei den zweckgebundenen Erträgen war ein Rückgang erwartet worden, da wir im Vorjahr zwei sehr
grosse Spenden von Privatpersonen (100‘000 CHF
für Nicaragua und 50‘000 CHF für Palästina) entgegennehmen durften. Teilweise konnte dieser
Rückgang jedoch durch höhere Einnahmen aus dem
Fundraising bei institutionellen Geldgebern wettgemacht werden. Dieser Erfolg ist auf einen hohen
Eingang für unser Projekt zugunsten von Kindern
und Jugendlichen mit Behinderung in El Salvador
zurückzuführen, der für die Jahre 2013 und 2014
zweckbestimmt ist. Es wird deshalb nicht einfach
sein, die Höhe der Beiträge von Stiftungen, Kirchgemeinden und Vereinen im Folgejahr zu halten.
Der Projektaufwand ist zurückgegangen und liegt
für die meisten unserer Projektländer etwas tiefer
als vom Vorstand budgetiert. Dies hat mit der Entwicklung der Wechselkurse und tiefere Ausgaben
für Projektreisen, aber auch mit dem verzögerten
Fortschritt eines unserer Kuba-Projekte und dem
bereits im Dezember 2011 abgeschlossenen letzten
Projekt in Eritrea zu tun. Das Budget für Palästina
konnte zwar dank grosszügiger Spenden, unter anderem von der Kampagne Olivenöl, erneut erhöht
werden, jedoch weniger stark als im Vorjahr.
Der administrative Aufwand hielt sich in ähnlichem
Rahmen wie 2011.
Der Ertragsüberschuss ist teilweise auf zweckgebundene Spenden zurückzuführen, was die Projektfonds unter dem Strich um knapp 58‘000 CHF
wachsen lässt. Aber auch die freien Reserven, das
heisst der Fonds aus unverteilten Sammelmitteln,
konnten um 133‘000 CHF erhöht werden. Dieses
gute Ergebnis hat sich erst im Dezember abgezeichnet, mit vielen Weihnachtsspenden von Privatpersonen einerseits und mehreren Zusagen von institutionellen Geldgebern andererseits.
Bemerkungen zur Bilanz
1 Die Projektfonds enthalten Projektbeiträge und
gebundene Spenden, die im Rechnungsjahr noch
nicht verwendet wurden. Die Zusammensetzung
nach einzelnen Ländern und die Veränderung
der Projektfonds werden in der Rechnung über
die Veränderung des Kapitals ausgewiesen.
12
Betriebsrechnung 2012
Ertrag
Bemerkung
2012
2011
Differenz
Allgemeine Erträge
Ungebundene Spenden allgemein
Zuwendung aus Legat, nicht zweckgebunden
419‘002
413‘128
5‘874
380‘954
380‘954
0
-38‘049
32‘174
5‘874
Projektgebundene Erträge
Länder- und projektgebundene Einzelspenden
Beiträge der öffentlichen Hand: Kantone, Gemeinden
Beiträge Stiftungen, Kirchgemeinden, Vereine
Beiträge medico international deutschland
Akt. Jahrespartnerschaft (ausl.: El Salvador; neu: Vietnam) Zentralamerika-Partnersch. (Mexiko, El Sal., Guate., Nica.)
Mitgliederbeiträge
1
Ertrag Jubiläumsfest
505‘830
82‘800
25‘000
331‘282
1‘193
39‘025
26‘530
4‘440
5‘660
594‘714
235‘712
53‘500
232‘457
0
41‘080
31‘965
10‘905
0
-88‘884
-152‘912
-28‘500
98‘825
1‘193
-2‘054
-5‘435
-6‘465
5‘660
Total Ertrag
934‘932
986‘573
-51‘641
Projektaufwand
Projekte Sachaufwand
Projekte Vietnam
Projekte El Salvador
Projekte Guatemala
Projekte Nicaragua (inkl. Sachaufwand KoBü)
Projekte Eritrea
Projekte Palästina
2
Projekte Kuba
Projekte Mexiko
diverse Projekte
Projekt Sensibilisierung Schweiz
3
Projektreisen Projektkoordination: Raumaufwand
480‘627
39‘246
95‘428
44‘607
71‘017
0
115‘573
5‘000
69‘000
0
28‘616
2‘620
9‘521
575‘772
2‘258
105‘866
42‘834
68‘131
50‘228
169‘626
20‘000
63‘250
0
30‘767
13‘342
9‘471
-95‘145
36‘988
-10‘438
1‘772
2‘886
-50‘228
-54‘053
-15‘000
5‘750
0
-2‘151
-10‘722
50
Projekte Personalaufwand
Lokale Projektbegleitung
Projektbegleitung Geschäftsstelle
97‘763
11‘505
86‘258
96‘427
11‘533
84‘894
1‘336
-28
1‘364
Total Projektaufwand und Projektbegleitung
578‘390
672‘199
-93‘810
Administrativer Aufwand
Aufwand zur Mittelbeschaffung
Personalkosten
Sachaufwand
79‘601
52‘454
27‘147
79‘454
51‘522
27‘932
146
932
-786
Übriger administrativer Aufwand
Personalkosten
Büro- & Verwaltungsaufwand
Aufwand Jubiläumsfest
86‘925
63‘333
16‘288
7‘304
89‘365
62‘646
26‘719
0
-2‘440
687
-10‘431
7‘304
Total administrativer Aufwand
166‘526
168‘819
-2‘293
Total Aufwand
744‘915
841‘019
-96‘103
Betriebsergebnis
190‘016
145‘554
44‘462
Finanzergebnis
Finanzerträge
1‘422
1‘860
-438
Aufwand-/Ertragsüberschuss vor Entnahme aus
Zuweisung an zweckgebundene und freie Fonds
191‘438
147‘414
44‘024
Fondsergebnis
Zuweisung an Projektfonds
Entnahme aus Projektfonds
Ergebnis Projektfonds
-145‘747
87‘795
-57‘952
-192‘763
137‘680
-55‘083
47‘016
-49‘885
-2‘869
Jahresergebnis 1
133‘486
92‘331
-41‘155
Entnahme/Zuweisung an/aus freiem Fonds
-133‘486
-92‘331
-41‘155
Jahresergebnis 2
0
0
0
Aufwand
13
Rechnung über die Veränderung des Kapitals 2012
Zweckgebundene Fonds
Projektfonds
Anfangs-
Projektbeiträge
Projekt-
Projekt-
bestand
Spenden 1
aufwand 2 reisen
Projekt-
begleitung
lokal
Endbestand 3
Vietnam
El Salvador
Guatemala
Nicaragua
Eritrea
Palästina
Kuba
Mexiko
9‘185
22‘237
0
112‘500
12‘709
76‘016
47‘766
8‘422
35‘330
184‘174
46‘069
55‘654
2‘460
121‘690
4‘093
62‘478
39‘246
95‘428
44‘607
68‘766
0
115‘573
5‘000
69‘000
0
0
1‘463
257
13‘756
0
0
0
900
5‘268
110‘983
0
85‘375
15‘169
82‘133
46‘859
1‘000
Total
288‘836
511‘948
437‘620
2620
346‘787
13‘756
Erläuterungen:
1Total gebundene Beiträge und Spenden: 505‘829.7, Total Anteil ungebundene Spenden: 6‘117.83
2Der Projektaufwand entspricht hier den Überweisungen an die Projekte (d.h. das Projekt Sensibilisierung
Schweiz und die Projektbegleitung in der Schweiz und in Nicaragua sind in dieser Spalte nicht berücksichtigt).
3Da medico aus der Projektarbeit in Eritrea ausgestiegen ist, wird der Endbestand des Projektfonds für das
Hebammenprojekt in El Salvador verwendet, das thematisch dem Projekt, für das ursprünglich das Geld ge sammelt wurde (Familienplanung), am Ähnlichsten ist. Die 15‘169.45 werden also vom Projektfonds Eritrea
auf El Salvador umgebucht. Der neue Endbestand des Projektfonds El Salvador entspricht damit 126‘152.30.
Organisationskapital
Anfangsbestand
Zuweisungen
Entnahmen Endbestand
Fonds unverteilte Sammelmittel
Vereinsvermögen
137‘436
300‘000
133‘486
0
0
0
270‘922
300‘000
Total
437‘436
133‘486
0
570‘922
Leistungsbericht
Zweck und Organe
medico international schweiz fördert und unterstützt
internationale Entwicklungsprojekte und Hilfsaktionen im Gesundheitsbereich. Dabei bildet die Stärkung und Begleitung sozialer Prozesse den Schwerpunkt. medico international schweiz arbeitet mit
lokalen Partnerorganisationen zusammen, die sich
für Freiheit und Unabhängigkeit einsetzen und sich
gegen Ungerechtigkeit und sozio-ökonomische
Ungleichheit engagieren. Besondere Anliegen sind
die Unterstützung von Frauen-Projekten und die
Arbeit für psychosoziale Gesundheit, um die durch
Krieg, Unterdrückung, Verfolgung, Armut und Flucht
verursachten psychischen Verletzungen zu behandeln und zu lindern und die Handlungsfähigkeit der
betroffenen Menschen zu stärken.
In beschränktem Umfang ist medico international
schweiz in der Schweiz entwicklungspolitisch tätig.
Dabei wird das spezifische Wissen über Zustände
und Zusammenhänge im Gesundheitsbereich eingebracht.
Vorstand
Maja Hess, Präsidentin, seit 1989
Edith Bitschnau, seit 1994
Judith Eisenring, seit 1989
Marco Geissbühler, seit 2012
Katrin Haltmeier, seit 2012
Marco Medici, seit 2010
Katharina Schiessl, seit 2010
Jacqueline Schuchter-Hoppler, seit 1995
14
Hans-Ueli Vögeli, 2007 bis 2012
Constantin Zehnder, seit 2012
Projektkommission
Kuba: Judith Eisenring
El Salvador: Maja Hess
Eritrea: Silvia Voser und Esther Haas, bis Ende 2012
Guatemala: Edith Bitschnau
Mexiko: Sanja Previsic und Philipp Gerber
Nicaragua: Elvira Ghioldi Thüring
Palästina/Israel: Jochi Weil, bis Ende 2012
Vietnam: Marco Medici und Dung Moser-Nguyen
Geschäftsstelle
Barbara Schumacher Cheema, Projektkoordination
Therese Vögeli Sörensen, Kommunikation
Heinz Scheidegger, Administration
Jochi Weil, Projektverantwortung Palästina/Israel,
bis Ende 2012
Fritz Wunderli, freiwilliger Mitarbeiter
Jacqueline Schuchter-Hoppler, freiw. Mitarbeiterin
Gesetzte Ziele und erbrachte Leistungen
Siehe dazu die Länder-Jahresberichte S. 3 bis S. 11.
Vielen Dank!
Zahlreiche Einzelpersonen und auch Kantone, Gemeinden, Stiftungen, kirchliche Institutionen und
Vereine haben mit ihren finanziellen Beiträgen oder
ihrer ehrenamtlichen Arbeit das solidarische Wirken
von medico international schweiz in weniger privilegierten Ländern möglich gemacht. Wir danken
ihnen allen herzlich dafür!
Anhang zur Jahresrechnung
Grundsätze der Rechnungslegung und Bewertung
Die Rechnungslegung erfolgt in Übereinstimmung
mit den Fachempfehlungen zur Rechnungslegung
Swiss GAAP FER (Kern-FER; FER 21). Ausserdem
entspricht sie dem Reglement der ZEWO.
Fremdwährungsbeträge in der Bilanz werden zum
aktuellen Steuerkurs bewertet, in der Erfolgsrechnung zu Tageskursen.
Steuern
Als gemeinnützige Organisation ist medico international schweiz nicht steuerpflichtig.
Mittelflussrechnung
Auf das Erstellen einer Mittelflussrechnung wird
verzichtet, da sie für eine Organisation dieser Grösse weder obligatorisch noch aussagekräftig ist.
Entschädigung der leitenden Organe
Die Arbeit im Vorstand erfolgt ehrenamtlich. Es werden keine Entschädigungen ausbezahlt.
Personal der Geschäftsstelle
Der Personalaufwand inkl. Sozialabgaben und Spesen betrug CHF 202’045. Das Personal bestand bis
4. Mai 2013 in Zürich:
Veranstaltung zu Süd-Mexiko
Auch dieses Jahr werden wir uns mit einer Veranstaltung am Politprogramm des 1.Mai-Kommitees
in Zürich beteiligen. Gemeinsam mit der Direkten
Solidarität mit Chiapas laden wir die Psychologin
und Menschenrechtsaktivistin Felicitas Treue nach
Zürich ein.
Felicitas Treue – einige von Ihnen kennen Sie bereits
von der Podiumsdiskussion an unserer Jubiläumsveranstaltung – berichtet über die schwierige Menschenrechtssituation in Süd-Mexiko und diskutiert
die Bedeutung der sozialen Bewegungen und zivilen
Organisationen. Sanja Previsic, unsere Ko-Projektverantwortliche für Mexiko, ergänzt mit aktuellen
Berichten aus unseren Projekten in Chiapas, Oaxaca
und Guerrero.
31.12.2012 aus vier Arbeitnehmenden mit insgesamt 170 Stellenprozenten, wobei diese von August
bis November, zur Koordination der Jubiläumsvorbereitungen, auf 180 Stellenprozente erhöht wurden.
Die Löhne variierten nur unerheblich. Die Angestellten engagieren sich oft unentgeltlich über ihre Arbeitszeit hinaus.
Unentgeltliche Leistungen
Vorstand, Projektkommission und in der Geschäftsstelle mitarbeitende Freiwillige leisteten gegen 2800
ehrenamtliche Arbeitsstunden (geschätzt).
Bericht der Revisionsstelle
Die Jahresrechnung 2012 wurde am 20. Februar 2013
von der Amarillo Treuhand Daniel Bosshard, Zürich,
geprüft. Sie entspricht Gesetz und Statuten. Die Revisionsstelle bestätigt, dass die Fachempfehlungen über
die Rechnungslegung Swiss GAAP FER (Kern-FER und
FER 21) und die einschlägigen Bestimmungen der
ZEWO für das Geschäftsjahr 2012 eingehalten sind.
Der Revisionsbericht kann auf der Geschäftsstelle bestellt werden.
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Besuchen Sie uns auf medicointernational.ch. Auf
unserer Website informieren wir Sie über Veranstaltungen und Entwicklungen in unseren Projekten und
Projektländern. Sie finden hier auch Hintergrundberichte und Hinweise auf aktuelle Kampagnen.
Helfen Sie uns,
für unsere Arbeit zu werben
Unterstützen Sie unsere Informationsarbeit und
unsere Suche nach Menschen und Gruppen, Vereinen
und Gemeinden, die unsere Arbeit solidarisch mit
tragen. Gerne organisieren wir gezielte Veranstaltungen zu einzelnen Projekten oder Themen. Wir freuen
uns über jede Kontaktnahme: 044 273 15 55 oder
[email protected]
Die Psychodramatikerin Ursula Hauser führt palästinensische Fachleute in die Methode des Psychodramas ein
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Ma’ as-salaama / shalom / auf Wiedersehen Jochi
gearbeitet, zuerst freiwillig, dann
Per Ende 2012 hast Du Dich aus auf beiden Seiten eben niemals
als alleiniger Sekretär, später zuDeinem aktiven und engagierten vergessen werden darf.
sammen mit Emanuela Tognola,
Mitwirken als Projektverantwort- Dein Engagement hat Dir viele
Gegner eingebracht, aber auch
darauf mit Bea Schwager. Dann
licher für Palästina bei medico
unerwartete und gute Freunde
bist Du ins Stöckli gezogen, ins
international schweiz, vormals
und
Genossinnen.
Einmal
hast
Du
PdA-Büro und hast Dein Pensum
Centrale Sanitaire Suisse, wie du
immer so schön betont hast, zu- erzählt, dass Du in einem Haus ei- bei medico reduziert. Dennoch
rückgezogen. Genau: Geschichts- nes von den israelischen Militärs hast du immer gearbeitet, das war
Dein Leben. Du hast Dir aber mehr
losigkeit konnte Dir nie vorgewor- getöteten Palästinensers in der
Westbank als Jude – und Du hast Freiheit genommen, Dich für Podifen werden, bist Du doch Träger
umsdiskussionen und die Kampaund Repräsentant einer langen po- Deine jüdische Identität nie vergne Olivenöl engagiert, für politilitischen und humanen Auseinan- steckt – willkommen geheissen
worden seiest. Die Familie hätte
sche Projekte und Begegnungen.
dersetzung rund um die schwierige Problematik im sogenannten Dir die Tür geöffnet, Dich bewirtet, Bei medico bist Du immer auf dem
Deinen Besuch geschätzt. Deine
gleichen Stuhl gesessen, auf dem
Nahen Osten oder Middle East.
Chefsessel, wie wir gewitzelt haSpannend war es, Dir zuzuhören, Familie in Israel hingegen habe
ben. Bürokratie und
wenn Du erzählt hast
Formulare waren dir
von der Geschichte
ein Gräuel, das hast
des unheiligen LanDu lieber den Andern
des, wie Du Palästina
überlassen. Dafür hast
und Israel in den
du ein unendliches
letzten Jahren stets
Netzwerk an Kontakten
treffend genannt
und Verbündeten bis
hast. Das Unheilige
ins Bundeshaus. Titel
dieses geopolitischen
haben Dich immer beund historischen Geeindruckt, mit Ehrfurcht
bildes, geprägt von
hast Du vom Herrn ProGewalt, ungerechten
fessor oder der Frau
Machtverhältnissen,
Bundesrätin gespronicht verarbeiteter
Jochi Weil mit einem palästinensischen Freund
chen. Du selber bist zu
Geschichte, illegitiden Telefonhörer aufgeknallt und einer Figur in der Politszene der
men Ansprüchen auf Land und
Schweiz geworden. Dennoch bist
Wasser und religiös hoch aufge- Dich als Nestbeschmutzer beDu an der Basis geblieben, beladener Orte, hat mehr und mehr schimpft.
auf Deiner Seele gelastet und Dei- Auch in der Schweiz hast Du im- scheiden, auch verletzlich. Schliessne Visionen geknebelt. Trotzdem mer wieder bitterböse Briefe und lich ist Deine Haut nicht mehr dick
Anschuldigungen erhalten.
genug gewesen, um Ohnmacht
hast Du immer das Banner der
und Angriffen von verschiedenen
paradoxen Hoffnung (Ernst Bloch) Falsche Unterstellungen, Lügen,
hochgehalten. Du hast in verwor- Halbwahrheiten. Einseitigkeit wur- Seiten standzuhalten. Nun hast
du Dich aus der Schusslinie zurenen Situationen nach Alternati- de Dir von den Einen, zu wenig
Radikalität von den Andern vorrückgezogen, aber nicht von Deiven gesucht, neuen Entwürfen,
nem Engagement, Deinem Kampf
Hoffnungsschimmer. Du warst Dir geworfen. Das hast Du nicht so
stets bewusst, dass mögliche Ver- einfach weggesteckt. Du wolltest für mehr Gerechtigkeit.
Jochi, wir danken Dir von ganzem
änderungen sich unendlich lang- Verständnis und Harmonie, Aufsam entwickeln würden. Deshalb gehobensein in der jüdischen Ge- Herzen für alles, was Du geleistet
meinschaft, Raum für Gebete auch und kreiert hast, auch im Namen
hast Du immer von »Nanomillifür die PalästinenserInnen in der aller, die keine Stimme haben.
meterarbeit« gesprochen. Nicht
Synagoge… Vieles davon war unMaja Hess, Präsidentin
locker lassen, war Deine Devise.
möglich zu erhalten. Trotzdem
medico international schweiz
Du hast auch miterlebt, wie die
Handlungsspielräume immer en- bist Du gerade deswegen zum Brüger wurden, die Fronten verhärtet ckenbauer geworden zwischen den
und viele Menschen in Israel sich Fronten. Eine Geste der Menschmedico international schweiz
lichkeit über die Grenzen hinweg
immer weniger mit ihren NachQuellenstrasse 25, Postfach 1816
war für Dich ein Sieg. Genau das
barn, den Palästinensern in der
CH-8031 Zürich
konntest du auch in medico verWestbank und im Gazastreifen,
+41 044 273 15 55
wirklichen. Brücken bauen mit den
auseinandersetzen wollten:
www.medicointernational.ch
Projekten, Menschen und MenschSchweigen, ›Vergessen‹… Das
[email protected]
Postkonto 80-7869-1
lichkeit unterstützen, linke und sotut weh, weil so viel Geschichte
ziale Ideen umsetzen. Nicht umsonst hast Du die CSS immer wieder »den Edelstein unter den Hilfswerken« genannt, klein, aber fein.
Seit 1981 hast Du in der CSS mit16