neuste - Velojournal
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editorial inhalt Jenseits der Sicherheit Die Stadt Zürich belegt in einer Verkehrsstudie der internationalen Beratungsfirma Arthur D. Little von 66 untersuchten Städten Platz 12 und unter den 23 europäischen Städten Platz 8. Städte in vergleichbar kleinen und reichen Ländern, etwa Amsterdam, Stockholm und Wien, schneiden besser ab. Minuspunkte gibt es wegen des grossen Autobestandes, der hohen C02-Belastung und wegen der Unfälle mit Todesfolge. Zwei Velofahrende sind in Zürich 2012 bei Verkehrsunfällen gestorben. Jeder schwere und erst recht jeder tödliche Unfall wirft ein Schlaglicht auf die Verkehrskultur. Und um die steht es in der grössten Schweizer Stadt nicht zum Besten. Umso wichtiger ist es, dass die Behörden den Unfallursachen nachgehen und Unfallschwerpunkte nach Möglichkeit beseitigen. Die Zürcher Stadtregierung hat im letzten Herbst mit dem Masterplan richtig entschieden, dass dazu auch die Priorisierung des Veloverkehrs gehört. Denn mit jedem zusätzlichen Velofahrer wird der Verkehr sicherer, das zeigen Langzeitstudien in Velostädten – und auch unser Artikel über die Unfallzahlen 2012. Gleichzeitig haben wir in dieser Nummer die neuste Sicherheitstechnik für das Velo getestet, den AirbagKragen als Helmersatz. Und doch müssen wir aufpassen: Wir dürfen die Veloförderung nicht allein auf den Sicherheitsaspekt reduzieren. Veloverbindungen müssen in Zukunft auch breiter werden, das zeigt unser Beitrag über die Frachtvelos oder Cargobikes. Waren sie vor zwanzig Jahren noch «Exoten», ist die Modellauswahl sprunghaft angewachsen. Gerade der elektrische Schub macht sie als Kindertransporter und Lastesel attraktiv. Und sie brauchen ihren Platz auf den Velowegen, aber auch auf der Strasse. Das Velo ist also auf dem Weg zurück dorhin, wo es vor hundert Jahren als Massenverkehrsmittel war. Heute ist es oft Teil einer Mobilitätskette und wird vor allem als Nahverkehrsmittel immer wichtiger. Hier müsste Zürich ansetzen, wenn es im globalen Städtewettbewerb das nächste Mal besser abschneiden möchte. Viel Spass bei der Lektüre wünscht Coverfoto: Marcel Kaufmann; Teaser: zVg Pete Mijnssen Herausgeber Turbulent durch die Jahrzehnte Die Geschichte des Velos ist die seines Niedergangs als Massenvehikel und der Wiedergeburt als Freizeitgerät und Hoffnung im Kampf gegen den Verkehrskollaps. Zwei neue Arbeiten widmen sich dem Thema. Seiten 6–8 Kurvenreiches Korsika Die alten Griechen waren da, Asterix natürlich und auch Napoleon. Und spätestens seit Mireille Mathieu weiss jeder, dass in Korsika die Freiheit wohnt. Nicht nur die berühmten korsischen Schweine. Seiten 20–25 Luftakrobatik Mit einer guten Velopumpe ist ein platter Reifen nur halb so schlimm. Flugs ist der neue Schlauch vollgepumpt, und die Fahrt kann weitergehen. Wer es schneller mag, füllt den Reifen mittels Druckluftkartusche. Seiten 48–49 Themen News / Comic............................................................................ 5 Schwerpunkt: Die Geschichte des Velos......................... 6–8 International: Ovarian Psycos...................................... 10–11 Lust auf Last................................................................... 12–16 Velo im Film: «Premium Rush»........................................ 18 Reisen: Kurvenreich....................................................... 20–25 Schon gefahren: Airbag-Kragen statt Helm.............. 26–27 Einheimische Rahmenbauer......................................... 28–30 Szene Schweiz................................................................ 32–33 Regio: Pro Velo Zürich................................................... ..... 35 Sicherheit: Unfallzahlen 2012..................................... 36–37 SPEZIAL: Unterwegs · Hinauf in die dritte Dimension................................... ..... 40 · Der Dreistädteflug....................................................... 42–43 · Die Kärntner Monster................................................. 44–45 · Velotour nach Venedig................................................. 46–47 · Pumpsysteme im Test.................................................. 48–49 · Ständige Begleiter............................................................. 50 · Gefaltet ist halb gewonnen.............................................. 53 Herstellernews............................................................... 54–55 Porträt: Alois «Wisi» Zgraggen........................................ 56 Sport: «Swiss Epic»...................................................... 58–59 Die Rikscha sprengt die Norm..................................... 60–61 Der fahrende Feuerwehrmann........................................... 62 Radgeber............................................................................... 63 Service.............................................................................. ..... 64 Briefe / Agenda / Markt.................................................... ..... 65 Rücklicht................................................................................ 66 News Solothurner Spektakel MICHELIN Experience Auch nach fünf Jahren gelingt es den Bike Days in Solothurn immer noch, die vorherige Ausgabe zu toppen. Diesmal zwar nicht punkto Zuschauerzahlen, dafür von den Attraktionen her. 03/2013 · Fotos: Photothèque MICHELIN - iStockphoto · Michelin Suisse S.A. · Route Jo Siffert 36 · 1762 Givisiez und alles wird möglich h+h. Erstmals stand ein sogenanntes Eliminator-Rennen über Treppen und Gässchen der Altstadt auf dem Programm. Der «Highest Air Contest» stand unter dem Motto «Höher, noch mehr Akrobatik». Für zusätzliches Spektakel war Petrus besorgt. Weil es am Vortag und am Morgen vor der Eröffnung wie aus Kübeln schüttete, war das Gelände noch nasser als im Vorjahr. Für die MTB-Rennen im Schanzengraben bedeutet das zweifellos zusätzliche Authentizität und Zuschauergaudi. Leider präsentierte sich aber auch der «Kiesplatz», der zwei Drittel der Messe beherbergte, in schlammigem Zustand. Und das trotz teilweiser Häcksel-, Folien- oder Plattenabdeckung. Verblüffend, dass der letztjährige Publikumsaufmarsch von 23 000 Leuten gleichwohl wieder erreicht wurde. Organisator Erwin Flury hielt denn gegenüber velojournal auch nicht mit seinem Ärger über die schleppende Behandlung der überfälligen Sanierung des Platzes zurück: «Wenn dieses Projekt nicht sehr bald an die Hand genommen wird, könnten wir vielleicht schneller wieder weg sein, als man in Solothurn denkt. So stimmig die ganze Location sonst ist.» Allerdings verbleiben auch dem Veranstalter noch ein paar Hausaufgaben – etwa die Anordnung des Elektro-Village mit dem neuen Testparcours, der mit seiner Spitzkurve und der immer noch bescheidenen Länge auch heuer nicht optimal war. Eindrücklich ist hingegen der Aufmarsch der Branche, die mit rund 120 Ausstellern und 300 vertretenen Marken praktisch lückenlos Flagge zeigt. n Kein Freipass am Furka Die IG Alpenpässe lehnt die Sperrung der Passtrasse ab. Und dies, obwohl sich die Tourismusorganisationen Andermatt und Obergoms für einen autofreien Tag ausgesprochen hatten. Simon Bischoff, Präsident des Vereins Freipass, ist konsterniert. «Der Furka eignet sich besonders für einen Velotag, da es für Autos die Verlademöglichkeit durch den Tunnel gibt.» Bischoff kritisiert, dass das touris tische Angebot einseitig auf den Autoverkehr ausgerichtet sei. Eine Leserbriefaktion soll nun Bewegung in die verfahrene Situation bringen. Freipass fordert all jene, die an einem autofreien Tag am Furka interessiert sind, dazu auf, Leserbriefe an die Redaktionen des «Urner Wochenblatts» sowie des «Walliser Boten» zu schicken. www.bikedays.ch An den Bike Days ging es dieses Jahr hoch hinaus: Hier beim «Highest Air Contest». Von den Besten lernen Am 22. April hat die Umweltorganisation umverkehR zur Tagung «Von den Besten lernen» geladen. 200 Vertreter innen und Vertreter von Behörden, Fachleute und Verkehrsinteressierte trafen sich in Bern. Dabei wurde mit Beispielen TESTURTEIL AUSGABE 04/13 Sehr gut MTB Reifentest „Race Reifen“ für die Dimension Wild Race‘R 29/2.0 4 | 1/2013 velojournal MTB Test „Freeride Reifen“ Wild Grip‘R Advanced 26X2.35 TESTURTEIL AUSGABE 03/13 Sehr gut MTB Test „Tourenreifen“ Wild Grip‘R Advanced 26X2.25 Foto: zVg 03/13 Mit den neuen MICHELIN Wild Race’R, Grip’R und Rock’R meistert Ihr jedes Terrain von schnell über gemischt bis hin zu extrem! Grip UND Effizienz! Pannensicherheit UND gutes Handling! Damit Eure Ausfahrt genauso einzigartig wird wie Ihr. Egal welches Terrain und welches Wetter, Michelin zeigt Euch den Weg in die Wild Experience. www.michelin.ch Autor Bild (BellGothic Black, 7pt, lw:0, zs:8pt, Flattersatz) bibelkunde mit christophe badoux 5 | 3/2013 velojournal aus Strassburg, Dänemark und den Niederlanden eine Lösung skizziert, wie der öffentliche Verkehr, das Velo und der Fussverkehr in Städten gefördert werden können. Im Anschluss an die Referate gingen die TeilnehmerInnen in Workshops der Frage nach, wie die Verkehrspolitik aus den Musterstädten auf die Schweiz übertragen werden kann. Dabei wurde auch festgehalten, dass Fuss- und Veloverbände gemeinsam mehr Druck auf die Städte ausüben könnten. n www.umverkehr.ch Schwerpunkt Turbulente Fahrt durch die Jahrzehnte Die Geschichte des Velos ist die Geschichte seines Niedergangs als Massenvehikel und der Wiedergeburt als Freizeitgerät und Hoffnung im Kampf gegen den Verkehrskollaps. Zwei neue Arbeiten widmen sich der Fuss- und Zweiradkultur. Fotos: Annette Boutellier, zVg Pete Mijnssen 6 | 3/2013 velojournal Die Kornhausbrücke in Bern heute und gestern: Aktuelle Aufnahme und Archivbild aus dem Jahr 1946. 7 | 3/2013 velojournal «Die Geschichte des Langsamverkehrs in der Schweiz muss noch geschrieben werden», hält die Historikerin Erika Flückiger Strebel in einem kürzlich erschienenen ViaStoria-Themenheft fest. Diese wechselvolle Geschichte des Fuss- und Veloverkehrs in der modernen Schweiz wird deshalb zurzeit am Zentrum für Verkehrsgeschichte geschrieben. Dabei wirft neben Erika Flückiger Strebel auch Benedikt Meyer im Rahmen seiner Lizentiatsarbeit einen Blick auf die Zusammenhänge zwischen der Verkehrsentwicklung, der Massenmotorisierung und den gesellschaftlichen Umwälzungen. Das Velo sei auf «seinem Schlingerkurs durch das 20. Jahrhundert» historisch gesehen ein interessanter Seismograf und Spielball verkehrs- und sozialgeschichtlicher Entwicklungen, schreibt Benedikt Meyer. So lässt sich die Verbreitung des Velos als Massenverkehrsmittel zu Beginn des letzten Jahrhunderts mit dem Erfolg des Autos nach dem Zweiten Weltkrieg vergleichen. Bis 1936 besass ein Viertel der Bevölkerung ein Zweirad und benutzte es im Gegensatz zu heute auch täglich oder mehrmals pro Woche. Die Fahrradindustrie war dank Massenproduktion und Innovation in Höchstform. In diese Zeit fällt der Bau von ersten verkehrs getrennten Velowegen, damals noch von den Automobilverbänden unterstützt. Dieser Bau kam jedoch bald ins Stocken, aus gesetzgeberischen und finanziellen Gründen, aber auch, weil das Velo zum Hindernis für die autogerechte Gesellschaft wurde. Setzten sich anfänglich Auto- und Radfahrer noch gemeinsam für asphaltierte Strassen ein, störten die Velofahrenden zunehmend den immer schnelleren und dichteren Autoverkehr. Nicht zufällig entwickelte sich der TCS vom Radfahrerverband zur mächtigen Autolobby. Niedergang Der Zweite Weltkrieg führte zu einer kurzen Verschnaufpause in den Auseinandersetzungen unter den Rivalen. Noch 1952 rauften sich Rad- und Autoverbände zusammen und forderten gemeinsam den Ausbau von Radwegen. Statt auf Ingenieurskunst setzte die Politik aber auf Juristen, welche den Velofahrenden immer engere Schranken setzten. So wurden sie von den Berner Stadt behörden aufgefordert, auch innerhalb des Radstreifens «am äussersten Rand zu fahren», um die Autos möglichst wenig zu behindern. Ausserdem wurde ein Verbot erlassen, Fahrräder über Nacht auf öffentlichem Grund stehen zu lassen. Meyer fand dazu einen lakonischen Kommentar eines Archivars: «Ich bin nur froh, dass ich kein Velo habe.» Das Velo war politisch besiegt. Die rasante Entwicklung des motorisierten Berufspendelverkehrs nach 1960 besorgte den Rest. Immer mehr Schweizer Erwerbstätige begannen, täglich ihre Wohngemeinde zu verlassen, um andernorts zu arbeiten. Zwischen 1960 und 2000 erhöhte sich ihr Anteil von 23 auf 58 Prozent. Diese explosionsartige Zunahme des motorisierten Individualverkehrs forderte auf den Strassen ihren Tribut, vorab bei den Schwächsten. 1971 erreichte der Blutzoll mit 1773 Todesopfern seinen Höchststand. Mehr als die Hälfte davon waren Fussgängerinnen oder Radfahrer. Velofahren wurde lebensgefährlich. Die einstige Mehrheit der Velofahrenden wurde zu einer Minderheit – in den Strassengraben gejagt und auf die Trottoirs verdrängt. Langsame Rückeroberung Mit der ersten Ölkrise beginnt ein Umdenken. Die westlichen Nationen werden sich schmerzhaft der «Grenzen des Wachstums» und ihrer Abhängigkeit vom Öl bewusst. Die öffentlichen Verkehrsmittel erleben eine Renaissance, Volk und Politik verlangen eine Abkehr von der autogerechten Stadt. Im innerstädtischen Verkehr beginnt damit eine bis heute nicht abgeschlossene Rückeroberung durch den öV, aber auch des öffentlichen Raums generell. Es dauert jedoch bis in die Achtzigerjahre, bis auch das Velo wieder einen Teil seiner früheren Bedeutung zurückerhält. Nur in Basel und Winterthur brachen die Veloförderung und die Investitionen in die Infrastruktur nie ab – ein wichtiger Grund, warum diese Städte noch heute in der oberen Liga der Velostädte mitspielen. Dies gilt auch für Amsterdam und Kopenhagen: Beide Städte waren im Veloverkehr schon vor hundert Jahren führend. Schwerer hatte es M A R KU S ANN’S WEILENM R ABENTEUE VON 10 715 KM PEKING H C A N N BER Die Hauptstrasse zwischen Solothurn und Biel als moderne Vorzeigestrasse mit separaten Fuss- und Velowegen (1942). die vom Volk jeweils mit grossen Mehrheiten angenommen werden. Nur selten setzt der Gesetz geber von sich aus eine Veloförderungs-Messlatte. Zweiradkultur Deutsches Museum: Historisches und Aktuelles rund um Fahrrad, Kultur und Technik: www.deutschesmuseum.de Publikationshinweis: Geschichte des Langsamverkehrs – Wege und Geschichte. www.viastoria.ch da Zürich. Hier verläuft der Abschied vom Traum der autogerechten Stadt deutlich langsamer und ist schwieriger. Die Renaissance der «kleinen Königin», wie das Velo in Frankreich genannt wird, verläuft in Zürich schleppend, der Bau eines Radroutennetzes kam langsamer voran als anderswo. Symbol dafür ist der Startschuss mit einem – im Rückblick harmlosen – politischen Vorstoss in den Siebzigerjahren für eine Veloverbindung von Zürich zum Naherholungsgebiet Katzensee. Aufbruch in den Siebzigerjahren Damit findet hier das Fahrrad wieder auf die Strasse zurück, mehr als ein halbes Jahrhundert später als in den Niederlanden, wo mit tatkräftiger Unterstützung der (staatlichen!) Veloindustrie schon in den Dreissigerjahren der Grundstein für ein weitverzweigtes Radroutennetz gelegt wurde. Das Tulpenland war deshalb nach der Ölkrise auch weit besser gerüstet für ein multimodales Verkehrsystem und investiert bis heute kräftig in die Veloinfrastruktur. In der Schweiz werden in den Siebzigerjahren landauf, landab Velo-Interessengemeinschaften gegründet. Die Gründung der ersten IG Velo in Basel fällt 1975 mit der Besetzung des AKW-Geländes in Kaiseraugst zusammen. Es ist die Zeit der Bürgerbewegungen und der politischen Aktionen. Vielerorts werden Veloinitiativen lanciert, n i e d s n u l Erzäh teuer ! n e b A Velo 5 0 0 0 .– F H C N O V IM WERT O L E V M E I N T R AU US.CH L D P E O N L N E I .V W GE AU F W W W N E H C A M JETZT MIT Fotos: Schweizerisches Sozialarchiv, zVg Das Velo als Zürcher Massenverkehrsmittel in der Zwischenkriegszeit. Grosse Würfe sind gefragt Der Kampf um die (Neu-)Verteilung der Verkehrsflächen vorab in den Städten ist bis heute ein Dauerthema. Dabei zeigt sich gerade in Zürich der Widerspruch zwischen Wunsch und Realität. Trotz wiederholtem Volkswunsch nach einer prominenteren Rolle für das Velo bleibt es im täglichen Verkehr oft eingeklemmt zwischen motorisiertem Individual- und öffentlichem Verkehr. Mit dem Masterplan Velo soll es endlich den ihm gebührenden Platz erhalten und nicht länger auf Trottoirs und Ausweichterrains verdrängt werden, wo Velofahrende die noch schwächeren Verkehrsteilenehmer drangsalieren. Das aktuelle Flickwerk ist das Resultat fehlender rechtlicher Besserstellung, wie sie der Fussverkehr zum Beispiel mit einer Verbesserung der Vortrittsrechte erfahren hat. Die ViaStoria-Historiker zeigen auf, wo die historischen Wurzeln dieser Benachteiligung liegen. Ein Veloanteil von fünfzig Prozent am Verkehrsaufkommen wie in Kopenhagen wird in der Schweiz wohl Utopie bleiben. Dafür ist die öVInfrastruktur zu gut ausgebaut – und das soll auch so bleiben. Zunehmend überfüllte Massenverkehrsmittel und das sich nähernde Ende des Ölzeitalters bieten aber gute Voraussetzungen für eine radikale Erhöhung des Veloanteils. Investitionen ins gesunde und billige Verkehrsmittel Velo wären folgerichtig. Historiker Benedikt Meyer zieht aus der Schweizer Geschichte nüchtern und klar folgendes Fazit: «Ohne eigene Infrastruktur besitzt ein Verkehrsmittel schlechte Karten. In der Schweizer Velopolitik wird heute hier mal ein Strässchen eröffnet, mal dort eine Ampel installiert. Dass damit die Zahl der Radfahrenden nicht zu steigern ist, kann eigentlich niemanden überraschen. Für spürbare Veränderungen bedürfte es grösserer Eingriffe und damit auch grösserer Investitionen.» Hier hat er aber Zweifel: «Anders als beim motorisierten und öffentlichen Verkehr fehlt es dafür beim Veloverkehr offenbar aber am politischen Willen, an Weitblick oder einfach an Mut.» Die Zeit ist also reif für eine nationale Veloinitiative. n VELOHANDBUCH VELOWELTEN Gratis bestellen oder als App herunterladen. Alle Produkte vom Veloplus Team getestet. In Basel, Emmenbrücke Ostermundigen, St. Gallen und Wetzikon W W W.VELOPLUS.CH ÜBER 15 000 PRODUKTE ONLINE VERFÜGBAR 8 | 3/2013 velojournal international Feminismus auf Rädern Die «Ovarian Psycos» – zu Deutsch «Eierstock-Psychos» – sind eine Fahrrad-Brigade in Los Angeles. Sie kämpfen für eine Gesellschaft ohne Rassismus und Sexismus. Das Fahrrad ist ihr Streitross. genannt East Side, das sich über etwa 53 Quadratkilometer im Nordosten von Los Angeles erstreckt. Die Bewohnerinnen und Bewohner der East Side sind überwiegend Hispanics, deren ethnische Wurzeln in den spanischsprachigen Kulturen liegen. Faktisch stammen die meisten von ihnen aus dem nahe gelegenen Mexiko. Die Ovarian Psycos gehören zu dieser Bevölkerungsgruppe und bezeichnen sich selbst als «womyn of colour». «Womyn» steht im Feminismus für «Frauen» und ist eine Wortneubildung. Sie soll das grammatikalisch korrekte «women» vom männlich konnotierten «men» (Männer/ Menschen) lösen. «Mir bereitet es persönlich Unbehagen, ‹women› mit der Endung ‹-men› zu buchstabieren», so Aguirre. Der Begriff «of colour», angewendet auf Frauen, entspringt der Bürgerrechtsbewegung der späten Siebzigerjahre, als Frauen ethnischer Minderheiten begannen, sich für ihre Rechte einzusetzen. Der Zusatz «of colour» sollte die verschiedenen Gruppen zusammenfassen und im Kampf stärken. Heute gilt der Begriff, zumindest in seiner Anwendbarkeit auf einzelne Menschen, als umstritten. Politischen Organisationen dient er jedoch oft als Identifizierungsmerkmal. Das Velo als ganzheitliche Medizin «Eine derart kränkelnde Gesellschaft bedarf der Heilung», erklärt Maryann Aguirre, Sprecherin der Ovas, gegenüber velojournal. «Wir möchten emotionale, körperliche und geistige Gesundheit in unsere Gesellschaft bringen. Das Fahrrad dient uns dabei als Werkzeug.» Auf ihren ProtestFahrten bedecken sie Mund und Nase mit schwarzen Dreieckstüchern, bedruckt mit dem Abbild von Uterus und Eierstöcken, die mit den Rädern eines Fahrrades verbunden sind. So radeln die zirka dreissig Frauen durch ihr Quartier, Abgrenzung, nicht Ausgrenzung Für jene Frauen, die zur Kerngemeinschaft der Ovarian Psycos gehören möchten, ist es Voraussetzung, «of colour» zu sein. Manche werfen den Ovas daher rassistische Ausgrenzung vor, erzählt Aguirre. «Wir glauben nicht an umgekehrten Rassismus», hält sie dagegen. Sie gibt jedoch zu bedenken, dass die Erfahrungen von «womyn of colour» sich grundsätzlich von denen der weissen Frauen unterscheiden. Die weissen Frauen seien wegen ihrer Hautfarbe privilegierter. An vielen Fahrten könne aber jeder teilnehmen. Auch Männer. «So- lange er oder sie mit den Prinzipien unserer Gemeinschaft übereinstimmt», fügt sie an. Davon ausgenommen sind die regelmässigen «Luna Rides», die Vollmondfahrten. Da müssen Ehemänner, Freunde und Söhne fernbleiben. Häufig nutzen die Frauen diese Fahrten, um schwierige Themen zu besprechen. «Viele von uns kennen Sexismus und Rassismus aus erster Hand», sagt Aguirre. Die Gruppe bietet einen sicheren Rahmen, um schmerzliche Erfahrungen aufzuarbeiten. Verrückte oder Vorreiterinnen Bei den Ovas können die Frauen, durch ein rücksichtsvolles Umfeld, die Freude am Fahrradfahren entdecken. Das sei nötig, sagt Aguirre, denn Los Angeles sei eine Autostadt und Toleranz gegenüber Fahrradfahrerinnen kaum vorhanden. Wer seinen alltäglichen Erledigungen mit dem Velo nachgehe, ernte nicht selten ungläubiges Staunen. Zudem sei die Bikeszene von Männern der weissen Mittel- und Oberschicht dominiert. «Als Frauengruppe, die stolz auf ihre dunkle Hautfarbe ist und obendrein noch Fahrrad fährt, wird man in Los Angeles schon mal für verrückt erklärt», erzählt Aguirre mit einem Lachen. Sie wird schnell aber wieder ernst, als sie erläutert, warum Verrücktheit auch für den Namen der Gruppe eine Rolle spielt. Lange Zeit seien in der abendländischen Kultur Frauen, die sich gegen die Norm aufgelehnt hätten, für hysterisch erklärt worden. Die Hysterie werde dem Krankheitsbild der Psychoneurosen zugeordnet. Das Wortspiel Ovarian Psycos soll die Ovas darin bestärken, sich gegen die Norm aufzulehnen. Fahrrad-Rebellinnen Eine Ova bekennt sich zu folgenden Worten: «Als Ovarian Psyco gebe ich mein Wort, mein Leben fest mit den Füssen auf den Pedalen zu leben. Mein Herz schlägt für mein Quartier, und im Geiste bleibe ich immer Rebellin.» Um ihre Unabhängigkeit zu stärken, veranstalten sie Selbstverteidigungs- und Fahrradmechanik-Workshops. Im August dieses Jahres feiern die Ovas ihren dritten Geburtstag mit einer Tour durch Los Angeles. Dieser «Clitoral Mass» schlossen sich letztes Jahr schon 300 Bikerinnen aller Hautfarben an. Es ist schwer, sie alle für verrückt zu erklären. n Autor Bild (BellGothic Black, 7pt, lw:0, zs:8pt, Flattersatz) Die «Ovarian Psycos» kämpfen gegen Sexismus und Rassismus in L.A. «Ovaries so big, we don’t need no balls.» Sinn gemäss übersetzt heisst das etwa: «Jungs, ihr könnt einpacken. Gegen unsere Frauenpower kommt ihr nicht an.» Für Frauenpower stehen hier weibliche Fortpflanzungsorgane, namentlich die Eierstöcke. Auf «dicke Eier» – sonst ja eher unter Männern ein beliebtes Symbol der Kraftprotzerei – können die Urheberinnen dieses Spruchs verzichten. Die «Ovarian Psycos Cycle Brigade» ist zu hundert Prozent weiblich. Seit drei Jahren radeln die US-Bürgerinnen mit lateinamerikanischen Wurzeln für die Gesundung ihrer Gesellschaft. Denn bevor die «Ovas» vom Streitross aufs Freizeit-Bike umsatteln, fordern sie mehr Sicherheit auf den Strassen. Es geht ihnen nicht um die Gefahren des Verkehrs, sondern, als Frauen und Angehörige einer ethnischen Minderheit, um ihre persönliche Sicherheit. Dies ist nicht selbstverständlich, denn sie leben in Los Angeles. Pro Woche werden der Polizei hier durchschnittlich dreissig sexuell motivierte Verbrechen gemeldet. Ein Bericht des FBI zeigt zudem, dass dort im Jahr 2011 knapp 250 Verbrechen aus rassistischen Motiven verübt wurden. Diese sogenannten «Hate Crimes» nehmen seit ein paar Jahren deutlich zu. Fotos: Rafael Cardenas Julia Klement 10 | 3/2013 velojournal Die Ovarian Psycos – Ein Dokumentarfilm Die Dokumentarfilmerinnen Kate Trumbull und Joanna Sokolowski bringen die Ovarian Psycos auf die Leinwand. Die Filmemacherinnen porträtieren in ihren sozialkritischen Dokus jeweils einzelne Frauen und versuchen damit eine Innensicht in das Leben ganzer Bevölkerungsgruppen zu erhalten. Trailer und Filmbilder aus der Linse des Kameramanns Michael Raines machen Vorfreude auf die visuelle Umsetzung. Nach erfolgreichem Crowdfunding startet das Team in diesem Jahr mit der Produktion. http://tinyurl.com/ovarian-psycos 11 | 3/2013 velojournal MARATHON MONDIAL Der ultimative Reise-Reifen. Gemacht für die Straßen, Pisten und Pfade aller Kontinente. Die Welt ist rund. Erlebe es. Neues Allround-Profil. Hohe Laufleistung wie beim legendären XR. Pannenschutz Double Defense. Mobilität Lust auf Last Cargobikes sind die Schwertransporter unter den Velos. Dank grosser Ladeflächen und Gepäckträger lassen sich Kisten und Kinder locker transportieren. Die Auswahl wird immer grösser. Marius Graber (Text), Marcel Kaufmann (Fotos) Ein Velo kann weit mehr transportieren als nur eine Einkaufstasche oder ein Picknick. Mit den Cargobikes lassen sich Bananenkisten, Pflanzen oder eine ganze Kinderschar bestens von A nach B bringen. Und weil das Velo so unkompliziert ist und auf kurze Strecken das schnellste Verkehrsmittel, entdecken Gewerbetreibende und Familien die Cargobikes als Transportvehikel neu. Die technische Entwicklung bei den E-Bikes hilft hier mit: Immer mehr Modelle sind auch mit elektrischem Zusatzantrieb erhältlich. Das erhöht den Gebrauchswert der Fahrzeuge beträchtlich, weil sich so auch schwerere Lasten über Steigungen bewegen lassen. Vier Grundformen Bei den Cargobikes haben sich im Lauf der Zeit vier Grundformen etabliert: das Lastendreirad mit zwei Rädern vorne, tiefer und breiter Ladefläche und einem Rad hinten – das bekannteste ist das «Christiania». Das zweirädrige Transportvelo mit der tiefen, langen Transportfläche vorne wird oft «Long John» genannt. Auch das zweirädrige «Bäckerrad» mit einem kleinen Vorderrad und einer darüber liegenden Ladefläche feiert gegenwärtig ein Revival. Das vierte oft gebaute Konzept könnte man «Longbike» nennen: eine zweirädrige Konstruktion mit einem sehr langen Hinterbau mit Gepäckträger. Neben diesen am meisten verbreiteten Bauformen gibt es weitere Varianten. Bei den Testfahrten mit den Cargobikes zeigten sich klare Unterschiede: Die Dreiräder mit ihrer grossen und vor allem breiten Ladefläche lassen sich einfach be- und entladen und stehen auf ihren drei Rädern sicher. Für hohe Geschwindigkeiten aber sind sie nicht geeignet. Die zweirädrigen Modelle sind schneller, da man sich mit ihnen in die Kurve legen kann. Mit einer tiefen Ladefläche sind selbst schwere Lasten erstaunlich leicht zu balancieren. Das 40-Kilo-Testgewicht war kaum spürbar, und selbst mit 80 Kilo Ballast fuhren das Urban Arrow, das Bakfiets und das r-m «Load» noch absolut souverän – dank Elektromotor sogar am Berg. Beim Civia und dem Azor machten sich die hohen Transportflächen bemerkbar: Auch sie waren mit 40 Kilo noch gut zu fahren, verloren aber – verglichen mit einer Beladung von 20 Kilo – deutlich an Laufruhe, was bei den anderen Cargos nicht der Fall war. Auch der Bluelabel «Transporter» als Longbike verlor ab 20 Kilo Last etwas von seiner Souveränität, war aber mit der Last hinten und der normalen Steuergeometrie am veloähnlichsten zu fahren. In jedem Fall empfiehlt es sich: Cargobike probefahren! Gesetzliche Regelungen Cargobikes unterliegen den Regelungen der normalen Velos, die Maximalbreite darf einen Meter nicht überschreiten (ausser wenn sie für den Transport von Behinderten eingesetzt werden). Für die Bremsen gelten keine besonderen Regelungen, sie müssen aber die erforderlichen Verzögerungswerte auch mit Zuladung erreichen. Der Transport von einem Kind in einem geeigneten Sitz ist erlaubt. Bei Dreirädern können auch mehr Kinder erlaubt werden. Zurzeit ist eine Änderung des Reglements hängig, welche die Transportvelos den Kinderanhängern gleichstellen würde. Diesbezüglich ist auch Pro Velo beim Bundesamt für Strassen vorstellig geworden. Cargo-Subkultur Transportvelos sind in der Schweiz noch ein seltener Anblick. 12 | 3/2013 velojournal Neben den hier vorgestellten Cargobikes gibt es viele weitere interessante Produkte. Cargobikes werden oft von kleinen, spezialisierten Firmen hergestellt. Erwähnt seien das hochwertige Dreirad «Kangaroo» von Winther, das «Big Dummy» von Surly und das Yuba «Mundo». Der «Xtracycle»-Umrüstsatz verwandelt Bikes in ein Longbike. Es gibt auch Modelle des deutschen Rahmenbauers Kemper sowie das «Cabby» von Gazelle, ein günstiges Bakfiets. Eine gute Übersicht über die in Deutschland erhältlichen Cargobikes gibt die Internetseite www.velotransport.de In der Schweiz gibt es einige spezialisierte Geschäfte, die eine grössere Auswahl an Transportvelos bieten. Dort können die Velo auch gefahren werden: «Obst und Gemüse» in Basel, «Velo Zürich» in Zürich und Winterthur, «Velociped» in Kriens. Für Bakfiets gibt es unterdessen in der Schweiz ein gutes Händlernetz, die Babboe-Räder werden über das Internet vertrieben. Niederlande gegen Dänemark Die meisten Transportvelos kommen aus den Niederlanden und Dänemark, wo diese Modelle seit je oft eingesetzt werden und im Strassenbild eine Selbstverständlichkeit sind. Während in den Niederlanden die zweirädrigen Modelle wie das Bakfiets hoch im Kurs sind, haben in Dänemark die dreirädrigen Tradition. Aufgrund der Topografie in beiden Ländern sind sie kaum mit mehr als acht Gängen und meist mit Rücktritt- und Rollerbremsen ausgestattet. In unseren Hügeln kommt man mit dieser Technik aber nur schwer bergauf. Bergab sind die Roller- und Rücktrittbremsen bei einem schwer beladenen Transportvelo etwas gar schwach. Glücklicherweise sind immer mehr Modelle auch mit hydraulischen Felgen- oder Scheibenbremsen erhältlich. Die deutschen und amerikanischen Firmen, die neue Modelle bauen, statten diese meist mit moderner MountainbikeTechnik aus. Lastenvelo auch mit Elektromotor Der Elektromotor ist für Transportvelos, insbesondere in der Schweizer Topografie, eine sinnvolle Ergänzung. Damit werden Cargobikes für mehr Leute nutzbar. Bei den meisten Modellen kommen Radnabenmotoren zum Einsatz, entweder Systeme, welche die Hersteller einbauen, oder Nachrüstsysteme wie BionX. Urban Arrow nutzt den Daum-Mittelmotor, Riese-Müller setzt zusammen mit seiner Schwestermarke Bluelabel als erste Firma einen Bosch-Motor ein. 13 | 3/2013 velojournal Mobilität 1 4 2 3 5 6 2 | Christiania 3 | Nihola 4 | Bakfiets «BigBox Swiss Edition» 5 | Babboe «City» 6 | Urban Arrow «Family» Modernes Dreirad aus Kopenhagen mit massivem Aluminium-Rahmen und robuster Fahrgastzelle in ABS-Kunststoff-SandwichBauweise. ideal für Kindertransport gutes Fahrverhalten aufgrund der ovalen Innenform für Warentransport weniger geeignet Die Dreiräder aus Kopenhagen sind legendär. Sie sind bewährt und wurden über die Jahre perfektioniert. Es gibt sie mit vielen Ausstattungsvarianten und viel Zubehör für praktisch jeden möglichen Einsatz. grosse Ladefläche ideal für Kinder- und Warentransport einfaches Ein- und Aussteigen mit Fronttüre Kompaktes Transportvelo mit AchsschenkelLenkung: Es lenkt nicht die ganze Transportbox wie bei den anderen Dreirädern, sondern nur die Vorderräder. wendig, einfach zu fahren ideal für Kindertransport aufgrund der ovalen Form für Waren transport etwas eingeschränkt Traditionelles, bewährtes Transportvelo aus den Niederlanden. Ausgereiftes Konzept mit viel Zubehör, diverse Versionen erhältlich. einfach in der Bedienung, sehr guter Ständer ideal für Kinder- und Warentransport Günstiges Transportvelo aus den Niederlanden mit formschöner Holzkiste. für Kinder- und Warentransport gleichermassen gut geeignet Bremsen für steile Gegenden etwas schwach Modernes Transportvelo mit integriertem Mittelmotor aus den Niederlanden. Hohe Fahrgastzelle mit umlaufendem Aluminiumrahmen. ideal für Kindertransport gut integrierter Elektromotor, aber etwas schwer Ausstattung: Shimano-«Nexus»-7-Gang-Nabenschaltungen, mechanische Scheibenbremsen E-Bike-Version: BionX-Hinterradmotor Zuladung: 90 Kilo (plus Fahrer), Sitzbank und Verdeck für 2 Kinder Masse: 220 x 93 cm Ladefläche: 90 x 51 cm, oval Gewicht: 30 kg (37 kg mit Motor) Preis: Fr. 3249.– / E-Version Fr. 5739.– Zubehör/Varianten: Auch als Triobike «Boxer» mit rechteckiger Transportbox erhältlich. Info: www.triobike.com Ausstattung: Naben- oder Kettenschaltungen, Scheibenbremsen, Dynamolichtanlage E-Version: 8fun- oder BionX-Hinterradmotor Zuladung: 100 Kilo (plus Fahrer), Sitzbank für 2 Kinder Masse: 208 x 94 cm Ladefläche: 90 x 62 cm Gewicht: 35 kg Preis: ab Fr. 2080.– Zubehör/Varianten: verschiedene Verdecke, Fronttüre, Frontständer usw.; diverse Modelle erhältlich Infos: www.christianiabikes.com Ausstattung: 8-Gang-Nabenschaltung, Trommelbremsen Zuladung: 100 kg (plus Fahrer) Kinder sitzbank und Regenverdeck für 1–2 Kinder inklusive Masse: 210 x 92 cm Ladefläche: 83 x 58 cm, oval Gewicht: 33 kg Preis: Fr. 2980.– Info: www. simpel.ch Ausstattung: 8-Gang-Nabenschaltung, Rollerbrakes, Nabendynamo (Magura-Felgenbremsen vorne bei der E-Version) E-Version: Bakfiets-250-Watt-Frontmotor Zuladung: bis 85 kg (plus Fahrer), Sitzbank für 2 Kinder Masse: 250 x 64 cm Ladefläche: 68 x 46 cm Gewicht: 45,7 kg (E-Bike-Version) Preis: Fr. 2850.– / E-Version 4275.– Zubehör/Varianten: Regenverdeck, Sitzpols ter, Regenplane. Bakfiets produziert dasselbe Velo auch als Kurz- und als Dreiradversion. Info: www. doubledutch.ch Ausstattung: 7-Gang-Shimano-«Nexus»Nabenschaltung, Shimano-Roller-Brake E-Bike-Version: Crystalyte 500-Watt-Heckmotor Zuladung: bis 100 kg (plus Fahrer) Kindersitzbank für 1–2 Kinder Masse: 250 x 65 cm Ladefläche: 65 x 45 cm, oval Gewicht: 45 kg Preis: Fr. 1799.– (plus Fr. 180.– Endmontage)/ Fr. 2599.– (E-Bike-Version) Zubehör/Varianten: Regenverdeck, Sitzpolster. Babboe führt auch dreirädrige Transportvelos. Info: www. babboe.ch Ausstattung: Stufenlose Nuvinci-Naben schaltung, Rollerbrakes (gegen Aufpreis Scheibenbremse vorne erhältlich), 250-WattDaum-Mittelmotor Zuladung: keine Angaben, Sitzbank für 1–2 Kinder inklusive Masse: 255 x 68 cm Ladefläche: 75 x 40 cm Gewicht: 52 kg (E-Bike-Version) Preis: Fr. 4495.– (E-Bike-Version) Zubehör/Varianten: Regenverdeck. Auch als Cargo-Ausführung (mit verschliessbarer Transportbox) oder Shorty-Version (Ladefläche über dem Vorderrad) erhältlich. Info: www. doubledutch.ch 14 | 3/2013 velojournal Fotos: Marcel Kaufmann, Marius Graber 1 | Triobike «Mono» 15 | 3/2013 velojournal Mobilität Real AG · Uttigenstrasse 128 · 3603 Thun Telefon 033 224 01 01 · www.real-ag.ch Wir sind die Spezialisten für Veloabstellanlagen und Überdachungen Verlangen Sie unsere neue Broschüre! 7 8 9 | Bluelabel «Transporter» Simples Transportkonzept, welches vielfältige Lademöglichkeiten bietet: zwei Kindersitze hintereinander, Getränkeharassen oder grosse Transporttaschen für die Seite oder gar ein Surfbrett der Länge nach. fährt sich bis ca. 30 kg Zuladung sehr ähnlich wie ein normales Velo aufgrund der hohen Transportfläche für grossvolumige Ware weniger gut geeignet Ausstattung: 8-Gang-Nuvinci-Nabenschaltung, mechanische Scheibenbremsen, Bosch-250Watt-Mittelmotor Zuladung: Maximal 50 kg (plus Fahrer), Montage von zwei Kindersitzen möglich Masse: 205 x 62 cm Ladefläche: Gepäckträger 80 x 15 cm Gewicht: 27 kg (E-Bike-Version) Preis: Fr. 3359.– (E-Bike-Version) Zubehör/Varianten: Gepäcktasche, Kindersitz für 1–2 Kinder Info: www.r-m.de 10 7 | Larry vs Harry «Bullitt» 8 | Riese-Müller «Load» 10 | Civia «Halsted» Modernes Cargobike aus Kopenhagen. Massiver Aluminiumrahmen und aktuelle Mountainbike-Komponenten. Kann aufgrund der Fahrzeuggeometrie und Sitzposition auch sehr sportlich gefahren werden. relativ leicht, gutes Bremssystem ideal für Kurierfahrten oder ein Kind Deutsche Technik: modernes, sportliches Elektro-Cargobike mit massivem Aluminiumrahmen und Bosch-Mittelmotor. Dank Vollfederung fährt das Rad sehr ruhig und liegt satt auf der Strasse. sehr gutes Fahrverhalten dank steifem Rahmen und Federung verschiedene Sitzpositionen sehr einfach einstellbar Wendiges Transportvelo aus den USA mit grossem Gepäckträger über dem Vorderrad. Bis zu drei Bananenkisten können damit noch locker transportiert werden. Gut geeignet für Lasten bis ca. 40 Kilo. kompakte Bauform ideal in Kombination mit einem Kindersitz moderne Velotechnik Ausstattung: 27- oder 30-Gang-Kettenschaltung, 7-, 8- oder 11-Gang-Nabenschaltung, hydraulische Scheibenbremsen Zuladung: 180 kg (Fahrer plus Gepäck), Kindersitz für ein Kind erhältlich Masse: 240 x 46 cm Ladefläche: 75 x 45 cm E-Bike-Version: mit BionX-«PL250HT»Motor erhältlich Gewicht: 26 kg (ohne Motor) Preis: ab Fr. 2990.– / Fr. 5200.– (E-Bike) Zubehör/Varianten: verschiedene Transport kisten, Regenverdeck für Kindertransport Info: www.larryvsharry.com Ausstattung: 9-, 10-Gang-Ketten- oder Nuvinci-Nabenschaltung, hydraulische Scheibenbremsen, Bosch-250-Watt-Mittelmotor Zuladung: bis 200 kg (inkl. Fahrer), Kindersitz für 1 oder 2 Kinder Masse: 240 x 56 cm Ladefläche: 60 x 49 cm Gewicht: 34,4 kg (E-Bike-Version) Preis: ab Fr. 5399.– (E-Bike-Version) Zubehör/Varianten: Gepäcktasche, Gewerbebox, Sitz und Regenverdeck für 1–2 Kinder Info: www.r-m.de Ausstattung: 9-Gang-Kettenschaltung, mechanische Scheibenbremse vorne, V-Brake hinten Zuladung: keine Angaben Masse: 180 x 60 cm Ladefläche: 60 x 45 cm Gewicht: 22,2 kg Preis: Fr. 1490.– Zubehör/Varianten: Transportkiste besteht aus zu 100 Prozent rezykliertem Kunststoff Info: www.civiacycles.com Ins_176x133mm.indd 1 Virola 16.01.12 07:48 Designed for Ecoists Speed: 45 km/h Power: 500 Watt Quality: FLYER (Swiss) vollblut.flyer.ch Fotos: Marcel Kaufmann, Marius Graber 9 Basso 16 | 3/2013 velojournal www.flyer.ch Biketec AG | CH-4950 Huttwil velo im film Load hybrid: Da machen die Kisten schnell mal einen Umweg. Ein Mann im Temporausch Er ist ohne Bremse und mit Starrlauf unterwegs. In «Premium Rush» spielt Joseph Gordon-Levitt einen unerschrockenen, flinken und sehr schnellen Velokurier aus New York. Kaum ist er auf dem Weg, wird er vom Auto mit Bobby Monday (Michael Shannon) am Steuer bedrängt. Monday will sich den Umschlag greifen. Eine wilde Verfolgungsjagd beginnt: Auto gegen Velo. In Rückblenden werden die Hintergründe gezeigt, die zu dieser Verfolgungsjagd führen. Es stellt sich heraus, dass es sich bei Bobby Monday um einen spielsüchtigen, verschuldeten Polizisten handelt. Der erfährt, dass der Inhalt des Umschlags – ein «Ticket» – 50 000 Dollar wert sei. Damit wäre er seine Schulden los. Nima hat zwei Jahre lang gespart, um zu diesem «Ticket» zu gelangen. Für zwei von ihr geliebte Menschen ist es der «Fahrschein» zur Freiheit. Er soll ihnen zur Flucht aus Tibet nach New York verhelfen. Der Ausgang der Story soll an dieser Stelle aber nicht verraten werden. ba. Joseph Gordon-Levitt gehört zu den aufstrebenden Hollywood-Schauspielern. In Streifen wie «Inception» (2010), «The Dark Knight Rises» (2012) und «Looper» (2012) machte er auf sich aufmerksam. Actionreiche Filme scheinen dem 32-Jährigen besonders gut zu liegen. Auch in «Premium Rush» geht es rasant zu und her. Gordon-Levitt spielt hier Wilee, einen verwegenen New Yorker Velokurier. Der erklärt uns seine Welt, was sich anhört wie ein Manifest: «Ich könnte nie in einem Büro arbeiten. Ich steh nicht auf Anzüge. Ich stehe aufs Fahren. Fixie, Stahlrahmen, keine Bremsen. Die Pedale drehen sich immer weiter. Ich kann nicht anhalten. Und ich will auch nicht.» Auf New Yorks Strassen sind 1500 Fahrradkuriere unterwegs. Sie transportieren, was nicht per E-Mail, per Post oder Fedex verschickt werden kann, und wenn ein Brief oder ein Paket zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein muss, braucht es den Kurier. Im Film weiss Wilee: «Einige von uns sterben da draussen. Fussgänger sind gefährlich, Taxis sind Killer. Irgendwann erwischt es jeden von uns. Manchmal müssen wir zurückschlagen.» Waghalsige Stunts Wilee erhält einen eiligen Auftrag, im Fachjargon «Premium Rush» genannt. Er soll einen Umschlag in seiner Uni abholen. Hier ist er eingeschrieben, hat sich aber lange nicht mehr blicken lassen. Den Umschlag muss er innert 90 Minuten nach Chinatown bringen. Die Fahrt führt ihn vom einen Ende der Stadt zum anderen. Den Auftrag erhält Wilee von Nima (Jamie Chung), der Mitbewohnerin von Vanessa (Dania Ramirez), seiner Freundin und Velokurier-Kollegin. Vom Inhalt der Sendung erfährt Wilee nichts. Kein Wunder, denn es macht einfach Spaß mit dem vollgefederten Load hybrid unterwegs zu sein. Selbst schwer bepackt ist das E-Bike spielend handhabbar und transportiert dank des starken Bosch-Motors mühelos Kind und Kegel. Weitere Features: tiefer Durchstieg, verstellbare Sitzposition, winkel- und höhenverstellbarer Vorbau. Das Load ist ein echtes Familiengefährt, das jeder von 1,50 bis 1,95 m Größe problemlos steuern kann. Ausführliche Informationen unter www.r-m.de. Eingefrorene Bilder Die optisch beeindruckendste Idee des Films sind die von Regisseur David Koepp inszenierten «Bike Vision»-Sequenzen. Drei davon kommen im Film vor. «Sie sind eine der coolen Ideen von Koepp», sagt Schauspieler Joseph Gordon-Levitt. «Es zeigt so die entscheidenden Momente des Denkprozesses während des Fahrens auf.» Koepp und seine Leute von der Spezialeffekte-Sparte lassen dafür das Bild einfrieren. Welche Routenwahl ist die richtige? Diverse Möglichkeiten und ihre Konsequenzen werden durchgespielt. Dabei werden für den Zuschauer die Alternativen grafisch aufbereitet und eingeblendet. Je nach Wahl resultieren dabei spektakuläre Zusammenstösse. Fazit: Mit «Premium Rush» ist David Koepp ein kurzweiliger Actionfilm gelungen, den man aber nicht zu ernst nehmen sollte. Ein echter Popcorn-Film eben. n MEHR VITALITÄT «Premium Rush», USA 2012 Regie: David Koepp Drehbuch: David Koepp, John Kamps Schauspieler: Wilee (Joseph Gordon-Levitt), Robert «Bobby» Monday (Michael Shannon), Vanessa (Dania Ramirez), Manny (Wolé Parks), Nima (Jamie Chung), Fahrradpolizist (Christopher Place) und weitere Kamera: Mitchell Amundsen Schnitt: Derek Ambrosi, Jill Savitt Filmmusik: David Sardy Kostüme: Luca Mosca Produktionsdesign: Thérèse DePrez Produktion: Gavin Polone hotBOND Fotos: zVg Der Velokurier Wilee (Joseph Gordon-Levitt) in seinem Element. NEU! MAN SPÜRT, DASS MAN NICHTS SPÜRT MIT hotBOND BIKEWEAR VON LÖFFLER - 100% MADE IN AUSTRIA. Hier drückt und reibt dank verschweisster Nähte garantiert nichts. Das Resultat: extrem elastische Bikewear, die dauerhaft hält und jede Bewegung „reibungslos” mitmacht. 18 | 3/2013 velojournal www.loeffler.at reisen Kurvenreich Die alten Griechen waren da, Asterix natürlich, die Genueser und Napoleon. Und spätestens seit Mireille Mathieu weiss jeder, dass in Korsika die Freiheit wohnt. Nicht nur für die berühmten korsischen Schweine, sondern auch für Velofahrer. Autor Bild (BellGothic Black, 7pt, lw:0, zs:8pt, Flattersatz) Klaus Rübel (Text und Fotos) 20 | 3/2013 velojournal Enge Kurven im Porphyr: Die wilden Calanches von Piana am Golf von Porto. 21 | 3/2013 velojournal Die Tour kommt nach Korsika. Zum ersten Mal! Welch ein «événement»! Mit dem «Grand Départ» in Porto-Vecchio feiert sie ihr 100-Jahr-Jubiläum. Während Cancellara und Co. es eilig haben werden und wohl kaum einen Blick auf die Schönheiten der Insel riskieren können, konnte ich mir viel Zeit lassen. Vom Cap Corse im Norden zu den rostroten Felsen der Calanches von Piana, aus dem strengen Sartène mit seinen massigen Häusern aus düster-grauem Granit durch die einsamen Eichenwälder des Alta Rocca nach Bonifacio im Süden, zu den weissen Felsen des Capo Pertusato. Die Zinnen am Pass von Bavella, die man auch die «Dolomites Corses» nennt, waren so beeindruckend wie die ehemalige Inselhauptstadt Corte, deren sympathische Lebendigkeit den vielen Studenten zu verdanken ist. Die «Ile de Beauté» ist durchzogen von fast 7000 Kilometern Landstrassen, die meisten nahezu autofrei, dazu so bergig und kurvig, dass einem schwindlig wird. Was wiederum die Erklärung dafür ist, dass die Korsen lieber im 4x4 zur Jagd fahren, als sich mit dem Velo zu ertüchtigen. Bergziegen sind auf der Insel in ihrem Element. «Bocca» bedeutet auf Korsisch Pass, und davon gibt es jede Menge. Vezzu, Colombano, Salvi, Palmarello, Bacinu, Illarata, Bavella, Vaccia, Verde – klangvolle Namen, und jeder ein spektakuläres Erlebnis. Richtig steil sind die wenigsten, dafür dauern die Abfahrten kleine Ewigkeiten. Die Horden freilaufender Schweine, Rinder und Ziegen, mit denen man sich stellenweise die Fahrbahn teilen muss, sind an friedliche Koexistenz gewöhnt. Man sollte seine Fahrweise auf sie einstellen. Cap Corse «Sie fahren besser über den Santa-Lucia-Pass hin über an die Westküste», rät man mir in Bastia, wohin mich die «Corsica Ferries» gebracht hatten. Denn die kilometerlange holprige Baustelle zwischen Centuri und Pino sei für Radfahrer kein Vergnügen. Also wird es nichts mit einer echten Cap-Corse-Umrundung. Kein Schwimm-Stopp am Strand von Barcaggio, kein Abstecher nach Centuri, dem hübschen Langustenhafen. Bei Santa Severa werfe ich einen letzten Blick auf Elba, deren Silhouette durch den Morgendunst scheint. Zwischen Luri und Pino lauert die Bocca di Santa Lucia (381 m ü. M.). Auf einer Marmortafel im Fels lese ich: «Letzter Gedanke eines sterbenden Korsen, 2000 Meilen weit weg von der Heimat: Schreibt unseren Landsleuten, man möge die Strasse von Pino nach Sainte Lucie bauen. Sollte das Geld dafür fehlen, irgendjemand wird schon dafür aufkommen.» Das war 1846! Ein öffentliches Bauvorhaben ohne gesicherte Finanzierung – wie modern der Exilkorse dachte. Von Pino kurve ich ein einsames Strässchen hoch, über den Klippen der Westküste entlang südwärts nach Canari und weiter nach Nonza. Ich treffe auf eine Herde Ziegen, die meckernd die Flucht ergrei- fen und den steilen Abhang hinabspringen, geschickt den stacheligen Feigenkakteen ausweichend. Unter mir tanzen weisse Schaumkronen auf dem Golf von Saint Florent, und hinter jeder Kurve pfeifen mir so scharfe Böen um die Ohren, dass ich nur mühsam das Gleichgewicht halte. An der Küste immer wieder die Genuesertürme, die einst die Insel vor Eindringlingen schützen sollten. Am Wegesrand, wie auf der Insel üblich, die alten Grabmäler derer, die auf eigenem Grund die letzte Ruhe fanden. Kleine Totenhäuser aus Granit, geweisselte Kapellchen mit Giebeldächern, Mausoleen mit veritablen Kuppeln, die einen gepflegt, die andern halb verwittert im Buschwerk von Wacholder, Zistrose, Erdbeerstrauch und Stechginster. Brandgefahr und Donnerwetter Das «Hôtel du Centre» mitten in Saint Florent ist eine echte Trouvaille. Seit den Fünfzigerjahren, als Monsieur Hulot in die Ferien fuhr, hat es sich kaum verändert. Fast sehe ich Jacques Tati wippenden Schrittes die Treppe runterkommen, wie er, sein Hütchen lüftend, die Dame an der Rezeption grüsst, deren welker Charme an die nicht mehr ganz junge Jeanne Moreau erinnert – bezaubernd. Bezahlt wird sofort. Zimmer sechs, zweiter Stock. Tout comfort. Das Bad ist pink, das Bett picobello, die Hausordnung an der Zimmertür klar und deutlich: «Es ist nicht gestattet, Wäsche im Waschbecken zu waschen!» Zum Glück sieht mich ja keiner. Durch die menschenleere «Désert des Agriates» kurble ich Richtung Calvi. Vor dem MonteCinto-Massiv ziehen schwarze Wolken auf. Trotzdem lasse ich die autobahnähnliche «La Balanina» rechts liegen und nehme das Strässchen hinauf in die Berge, Richtung Novella. In Jeeps am Strassenrand hocken Fremdenlegionäre. Sie unterstützen im Sommer die Feuerwehr. Sobald irgendwo Rauch aufsteigt, schlagen sie Alarm. Die Brandgefahr ist gross. Immer wieder treffe ich auf grosse Flächen, die vom Feuer verwüstet wurden. Oft ist Brandstiftung die Ursache. Auf der Strasse, wo früher die Autos von Ponte Leccia nach Ile Rousse rollten, bin ich mutterseelenallein. Moos und Flechten haben den Asphalt erobert. Hier fährt nur noch, wer ganz gemächlich unterwegs ist. Es regnet, dumpfer Donner poltert aus den tief hängenden Wolken, und ich fühle mich wie auf den windigen Hügeln Yorkshires. Auf der Bocca di San Colombano (692 m ü. M.) zeigt mein Tacho 12 Grad. Es ist Ende August. Auf der alten Landstrasse von Calvi nach Galéria schliesse ich zu zwei «Kollegen» auf. Sue und Yves, stellen sie sich vor. Aus Québec, beide um die fünfzig. Sue transportiert nichts, nur ihren iPod und ein Paar Ohrstöpsel, aus denen die Musik so laut ertönt, dass ich mithören kann. Yves ist der Lastesel, ausser den Gepäcktaschen hat er noch einen Einspur-Anhänger im Schlepp. «Kein Gepäck an meinem Velo war meine Be- reisen 1 2 1 |Stolz des Jägers: Wildschweinhaut. 2 |Schöne Aussichten – Genueserturm am Cap Corse. dingung! Sonst hätte er ohne mich fahren müssen», sagt Sue vergnügt. Die beiden sind Wiederholungstäter, der Insel verfallen. «Wir kommen seit Jahren nach Korsika. Die Insel mit dem Velo zu bereisen, ist ein Traum», schwärmen sie in ihrem «accent Québecois». Ihr Tagespensum: Um die 50 Kilometer. Wohin sie fahren? «Überall hin!» Sie bleiben fünf Wochen. Begehrte Küstenstreifen Über den Col de Palmarella (408 m ü. M.) mäandere ich am Rande der Halbinsel Scandola entlang gemächlich nach Porto. Das Naturreservat Scandola ist das älteste Naturschutzgebiet Frankreichs und Teil des Unesco-Weltkulturerbes. Fauna und Flora gedeihen dort weitestgehend un- 3 gestört von menschlichen Einflüssen – keine Strassen, keine Hotels, kein Halligalli. So «naturbelassen» ist die Küste nicht überall. Ob in Calvi, Sartène, Bonifacio oder Porto-Vecchio, an vielen Stellen entzünden sich heftige Konflikte am Umgang mit den Küstenstreifen. Ein Haus mit Blick aufs Meer, eine Ferienwohnung möglichst nahe am Strand, ein Golfplatz gleich nebenan, das sind die Träume einer betuchten Klientel vom Kontinent. Die Immobilienspekulation wuchert. Eine Hektare Macchie an der Küste ist, in Euro, nicht viel wert. Die gleiche Fläche als Bauland bringt aber den Besitzern ein Vermögen. Baugenehmigungen werden häufig erteilt, obwohl die geplanten Projekte gegen die «Loi Littoral» von 1986 verstossen. Das Gesetz gestattet die Bebau- 4 3 | Larizio-Kiefer und Wackelsteine vor den Aiguilles de Bavella. 4 | Erzählen von früher: Korsinnen in Vico. ung küstennaher Grundstücke nur unter bestimmten Voraussetzungen, in der Regel ist Bauen hier verboten. Da wundert es nicht, dass klammheimliche Freude geäussert wird, wenn mal wieder ein illegal gebautes Projekt gesprengt wird. Der Entschlossenheit vieler Korsen, sich gegen den Ausverkauf ihrer Insel zu wehren, ist es zu danken, dass sie von Bettenburgen und Ballermann-Ambiente verschont geblieben sind. Mörderische Abrechnung Das Schiessen auf Verkehrsschilder scheint ein Volkssport zu sein. Kaum ein «Panneau», auf das nicht ein Kugelhagel geprasselt ist. Manche Korsen schiessen nicht nur auf Blech. Jahr für Jahr werden 20 bis 30 Menschen auf der Insel umge- bracht, steht in der Tageszeitung «Corse Matin». Bei knapp 300 000 Einwohnern liegt Korsika damit in Europa ganz weit vorn in der Mord-proKopf-Statistik. Einen Tag nachdem ich nördlich von Corte am Pont de Castirla auf dem einsamen Strässchen in Richtung Popolasca unterwegs gewesen war, wurden genau dort drei Männer, von Schrotkugeln durchsiebt, in ihrem Auto gefunden. «Mörderische Insel» titelte der «Tages-Anzeiger» im Oktober 2012. Die Ermittler stossen meist auf eine Mauer des Schweigens. Auf der Insel, wo jeder jeden kennt, hält man dicht. Aus Furcht. Feriengäste merken von solchen Vorfällen gewöhnlich nichts. Wer hingegen die Morgenzeitung studiert oder Radio hört, dem bleibt die Kehrseite der «Ile de Beauté» nicht verborgen. INFLATION FROM THE HEART aluminium Profil Max Standpumpe extra grosses Manometer ergonomisch geformter Handgriff breiter Standfuss Druck bis 14 bar / 205 psi Z-Flip Ventilumkehrung xxl Schlauchanschluss Händler- & Artikelinfos: Zéfal Produkte mit 130 Jahren Erfahrung reisen reisen FRANKREICH START/ZIEL Korsika I E Saint Florent Sardinien Bastia Calvi Corte Piana Vico Korsika (Frankreich) Ajaccio MITTELMEER Zicavo Col de Bavella Zonza Sartène 5 6 5 | Freier Zugang zum Strand – für alle! 6 | Granit, glänzend wie Gold: Sartène in der Abendsonne. «Die Gewalt richtet sich aber nicht gegen Touristen», beruhigt mich ein Korse in einer Kneipe in Bastia, den ich beklommen frage, ob man auch als Fremder hier Angst haben müsse. Rustikale Gastlichkeit Die Gastfreundschaft der Korsen ist sprichwörtlich, besonders jenen gegenüber, die zu Fuss oder mit dem Rad unterwegs sind. In Zicavo, von Porto-Vecchio kommend, habe ich am Abend drei Pässe und fast 2500 Höhenmeter in den Beinen. Im «Hôtel du Tourisme» finde ich ein Zimmer. Würziger Duft zieht durchs Haus. «Soupe corse», sagt Francine, die Wirtin, als sie mir eine Flasche Kastanienbier aus der Castagniccia serviert. Sie ist jenseits der Siebzig und eine Korsin wie aus dem Bilderbuch. Dichtes graues Haar, scharf geschnittene Gesichtszüge und ganz in Schwarz. Am gedeckten Tisch in der Wirtsstube treffe ich Sue und Yves wieder, meine Reiseabschnittsgefährten aus Québec, zusammen mit zwei weiteren «Cyclistes» aus Toronto. «Nach dem anstrengenden Tag habt ihr das verdient», lacht Francine, als sie uns die 25 km 7 Suppe auf den Tisch stellt. Diese «Soupe corse», da sind wir uns einig, hat nichts gemein mit den armseligen Süppchen, die einem an der Küste oft als landestypische Spezialität lauwarm in den Teller geschöpft werden. Dicke Bohnen, Lauch, Tomaten, Salz, Pfeffer, Thymian, Lorbeer, FigatelliWurst, Schinkenspeck, dazu Schweinebraten und Rotwein – alles «à volonté». «Wurst und Schinken machen wir selber. Im Winter, wenn man nicht vor die Tür treten mag», erzählt Francine. Die Schweine von heute sind die Schinken von morgen. Die aromatischen «charcuteries corses», zu denen die Borstenviecher verwurstet werden, sind zu Recht berühmt. Zum Abschluss begiessen wir unser Wiedersehen mit einem Myrte-Likör. Wen wundert es angesichts solcher Mahlzeiten, dass die Tour-de-France-Profis ihre eigenen Köche dabei haben. Nach dem Genuss unseres Abendessens würden sie am nächsten Tag vom Besenwagen eingesammelt. Hoffen wir, dass ihnen auch kein Schwein die Tour vermasselt. Einer der Kanadier wurde doch tatsächlich auf dem Rad von einer Wutz in die Wade gebissen ... n Korsika ist die viertgrösste Mittelmeerinsel. Sie ist etwa 184 Kilometer lang und 85 Kilometer breit. Die Insel ist ein veritables Gebirge, das über 100 Zweitausender aufweist. Höchster Gipfel ist der Monte Cinto (2706 m ü. M.). Ausserhalb der Ballungszentren Bastia und Ajaccio ist die Insel dünn besiedelt. Anreise: Von Savona oder Livorno mit Corsica Ferries nach Bastia. www.corsica-ferries.de, www.abenteuer-corsica.de Charakteristik: Abgesehen von einigen wenigen Flachstücken ist der Parcours stark gewellt bis bergig. Eine Bergübersetzung sowie körperliche Fitness sind Voraussetzung für die zehn Etappen. Im Spätsommer muss man auf wechselhaftes Wetter eingerichtet sein. An der Küste hat es noch über 30 Grad, während man in den Bergen bibbert. Der Strassenzustand ist durchwegs gut, wenn man vom Stück zwischen Calvi und Galeria absieht. Die Hauptverkehrsadern zwischen den grossen Städten sollte man mit dem Velo meiden. Streckenverlauf: Bastia – Saint Florent – Belgodère – Calvi – Piana – Carghese – Vico – Bocca di Sarcoggio – Bastelicaccia – Portigliolo – Propriano – Grossa – Sartène – Bocca di Bacinu – Sotta – Bonifacio – Porto-Vecchio – Zonza – Col de Bavella – Aullène – Zicavo – Ghisoni – Vezzani – Noceta – Corte – Pont de Castirla – Ponte Leccia – Bastia ca. 900 km, ca. 13 000 Höhenmeter, maximale Steigung 15 Prozent. Reisezeit: Zwischen Mai und Oktober. In den Ferienmonaten Juli und August sind die Küstenorte rappelvoll, und es herrscht viel Autoverkehr. Auch an den einschlägig bekannten Badegumpen im Inselinnern ist dann viel Betrieb. Zudem ist es tagsüber sehr heiss zum Radfahren. Kost und Logis: Unterkunft mit Frühstück ab Fr. 60.– im DZ. Wir haben spontan reserviert (nachmittags per Handy) und immer ein Zimmer gefunden. Ein «Menue corse» (3 Gänge) schlägt inkl. Getränk mit etwa Fr. 35.– zu Buche. Korsika ist ein teures Pflaster! Dokumentation: Karte: Michelin Local, Nr. 345, 1:150 000, ISBN 978-2-0671-3451-5, 7.50 Euro; Reiseführer: Michelin – Der Grüne Reiseführer: Korsika, ISBN 978-3-8342-8959-9, 24.99 Euro; Marco Polo: Korsika, ISBN 978-3-8297-2509-5, 11.99 Euro VELO-SHOPPER -SHOPPER Wasserdichte Einkaufstasche komfortables Öffnen und Verschließen durch Magnetverschluss Die neuen Produkte von Velopa bieten der velofahrenden E-Generation grenzenlosen Komfort. Mit der E~Box laden Sie während dem Parken den Akku auf und verstauen zusätzlich kleinere Utensilien diebstahlsicher. standfest durch Innenversteifung Safetydock® ist ein Schliessfachsystem fürs ganze Bike. Integrierte E-Lademöglichkeit inklusive. Und mit Solarpanels lässt sich jeder Velounterstand zum kleinen Kraftwerk ausbauen. Ladestation E ~ Box Safetydock® Solarpanel iv Exklus e in d r z. 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Marius Graber Video Exklusives Testvideo auf: www.velojournal.ch/ hoevding Der Tester als Stuntman: Simulierter Sturz, formvollendeter Aufprall. 1 Als Schweden 2005 über eine Helmpflicht für Velofahrer diskutierte, überlegten die beiden Industriedesign-Studentinnen Anna Haupt und Terese Alstin aus Malmö, wie ein Velohelm aussehen sollte, damit sie ihn gerne tragen würden. Dabei kamen sie zum Ergebnis, dass er unsichtbar sein müsste. Daraus entwickelte sich die Idee des Airbag-Helms. Acht Jahre später ist aus der Idee ein käufliches Produkt geworden: Der Hövding ist ein Airbag für Velofahrer, der zusammengefaltet in einem Kragen schlummert. Mit Bewegungsmessern und Gyrosensoren (Sensoren für Dreh bewegungen) kann die Elektronik Stürze und Unfälle erkennen und von normalen Bewegungen beim Velofahren unterscheiden. Deuten die Sig nale der Sensorik auf einen Unfall hin, bläst der Gasgenerator auf der Rückseite des Kragens den Airbag in einem Sekundenbruchteil auf. Ist der Airbag ausgelöst, muss der «Helm» komplett ersetzt werden. Hightech im Kragen Vor der Fahrt legt man sich den Hövding um den Hals und schliesst den Reissverschluss. Wird der Anhänger des Reissverschluss-Schlittens am Kragen angeknöpft, ist die Elektronik eingeschaltet. Beim Reissverschluss befindet sich eine LED-Anzeige, die über den Akkustand informiert. Im Alltag zeigt sich die Handhabung als sehr einfach und logisch, über die Signaltöne hat man immer eine gute Rückmeldung, in welchem Zustand sich der «Helm» befindet. Dennoch ist die Handha2 Marco Rima’s Wahl bung etwas aufwendiger als bei einem normalen Helm, auch weil der Akku im Auge behalten und nach etwa 18 Betriebsstunden über ein USB-Kabel nachgeladen werden muss. Zudem hat man anfänglich immer die – unbegründete – Angst, dass der Airbag plötzlich unerwünscht losgeht. Mit seinem Gewicht von 710 Gramm ist er fast doppelt so schwer wie ein normaler Velohelm, weil das Gewicht aber am Hals und Rücken sitzt, stört dies kaum. Dafür ist der Kragen zum Mitnehmen nicht ganz so sperrig wie ein herkömmlicher Helm. warten. Er kostet 499 Franken. Im Preis inbegriffen ist ein schwarzer, abnehm- und waschbarer Überzug. Diese Überzüge gibt es in verschiedenen Designs für Fr. 79.90. Nach einem Unfall kann der Ersatzhelm für 239 Franken bezogen werden. Der Hövding passt aber nicht ganz überall: Für den Einsatz auf Liegevelos ist er nicht geeignet, auch nicht für Fahrten auf Velos mit kleinen Rädern oder für Dreadlock-Frisuren. Auch für Mountainbike-Fahrten ist er nicht zu empfehlen, denn dort kommt es häufig zu an sich harmlosen Stürzen. Der Sicherheitskragen wurde vom Schwedischen Technischen Forschungsinstitut geprüft und erhielt die CE-Kennzeichnung. Als Helm für schnelle Elektrovelos ist er in der Schweiz aber noch nicht zugelassen, da dafür Helme mit einer EN1078-Norm vorgeschrieben sind. Diese ist auf die Prüfung von Helmen in der klassischen Styroporbauweise ausgerichtet. Daher ist anzunehmen, dass eine Zulassung des Hövdings für die schnellen Elektrovelos noch etwas dauern dürfte, obwohl seine Schutzwirkung einem normalen Velohelm mindestens ebenbürtig zu sein scheint. Mit «langsamen» E-Bikes (bis 25 km/h) und mit normalen Velos kann man den Hövding schon jetzt nutzen. Im Wissen, dass man den Schutz eines Helmes geniesst, die Frisur trotzdem erhalten bleibt, man sich dennoch angemessen gekleidet fühlt und den Wind in den Haaren spüren kann. n Wie ein straffes Kissen Natürlich wollte der velojournal-Technikredaktor wissen, ob das Ding auch wirklich funktioniert und simulierte einen Sturz, wie er passieren kann, wenn sich bei einer Autokolonne vor dem Velofahrer plötzlich eine Autotür öffnet oder der Velofahrerin von der Seite der Weg abgeschnitten wird. Um es vorwegzunehmen: Der Airbag funktionierte tadellos. Schon kurz nach dem Blockieren des Vorderrades löste Hövding mit einem Knall aus. Das explosionsartige Aufblasen des Airbags war zwar laut, verursachte aber kein Ohrensausen. Das Luftpolster absorbiert den Aufprall bestens, es fühlte sich ähnlich an wie ein straffes Kissen. Die ganze Kopfpartie und seitlich auch die Wangen und das Kinn sind gut geschützt, viel besser als bei einem normalen Helm. Den Hövding gibt es in zwei Grössen für einen Kopfumfang von 52 bis 59 cm. Wer einen grösseren Kopf hat, muss auf den Hövding in Grösse L 3 E-Drive Xenon Komenda, 071 27763 44, www.hovding.com 4 5 NEU 115 Jahre Schweizer Qualität 6 7 26 | 3/2013 velojournal 8 9 10 27 | 3/2013 velojournal www.cresta-swiss-bike.ch reportage Das Velo aus der Schweiz Das Velo als Fortbewegungs- und Sportgerät ist im Aufwind. Sogar die Grossverteiler haben Fahrräder in ihr Sortiment aufgenommen. Kleiner und feiner geht es bei den Schweizer Rahmenbauern zu und her. Fabian Baumann (Text und Fotos) Mit viel Handarbeit formt Stefan Bellini Stahlrohre zu einem Velorahmen. «Velos ab Stange» werden heute in Fernost produziert – hauptsächlich in China, Indien, Japan und Taiwan. Sie sind Massenware, die per Container nach Europa kommen. Daneben existieren aber auch findige Tüftler, die Fahrräder in der Schweiz von Hand bauen. Im Vordergrund steht dabei nicht Quantität, sondern Qualität. Während einige Rahmenbauer pro Jahr zwei bis drei Fahrräder fertigen, produziert das Unternehmen Aarios zwischen 1500 und 2000 Alltags-, Stadtund Tourenvelos im solothurnischen Gretzenbach. Damit ist Aarios aber die Ausnahme. Denn wo Fahrradrahmen komplett von Hand gefertigt werden, liegt die jährliche Stückzahl tiefer. «Ich schätze, dass in der Schweiz etwa 100 handgefertigte Rahmen pro Jahr verkauft werden», sagt einer, der sich auskennt: Der Zürcher Röbi Stolz ist bereits seit dreissig Jahren aktiv. 40 bis 50 Rahmen verlassen seine Werkstatt in Walli sellen jedes Jahr. Die Rahmenbau-Kunst ist heute eine Nische, wenn auch eine lebendige. In den Achtziger- und Neunzigerjahren war das Handwerk in der Schweiz noch weiter verbreitet, und auf Rennvelos von Fredy Rüegg oder Cilo wurden Radsport erfolge erzielt. Die Trendwende kam Mitte der Neunzigerjahre aus den USA, mit den Mountainbikes. Stahl als Rahmenmaterial war passé, gefragt waren Zweiräder aus Aluminium, Titan oder Carbon. «Das ging auch an uns nicht spurlos vorbei», sagt Röbi Stolz. Zu Beginn der Jahrtausendwende konnte Stolz nur noch zwei bis drei Stahlrahmen pro Jahr verkaufen. Der Trend hat sich heute aber wieder gewendet. Obwohl nur noch wenige Personen in der Schweiz ihr Einkommen mit dem Bau von Velorahmen verdienen, ist die Szene aktiv und kreativ, wie das alljährliche Stelldichein am Bike Lovers Contest in Zürich zeigt (siehe velojournal 2/2013). Die Bandbreite der in der Schweiz gebauten Velorahmen reicht vom Tourenrad über Renner und Fixies bis zu Liegerädern aus Carbon und E-Bikes. E-Bikes baue er als Prototypen für Firmen, die Antriebssysteme testen wollen, sagt Beat Baumgartner von Bedovelo. Mit 23 Jahren ist der Berner einer der Jüngsten in der Rahmenbaugilde. Die Wahl fällt oft auf Stahl Als Material steht bei der manuellen Fertigung Stahl im Vordergrund. Die Beliebtheit von Stahl hat Gründe. Velofahrende schätzen die dämpfenden Eigenschaften des Materials. Schläge und Bodenunebenheiten werden gemindert, weshalb es sich mit einem Stahlrahmen etwas komfortabler Radfahren lässt als mit einem steifen Aluminium- oder Carbonvelo. Zudem lässt sich Stahl gut verarbeiten und – sollte ein Rahmen mal eine gröbere Delle erhalten – auch verhältnismässig einfach reparieren. Ein Vorteil gegenüber Aluoder Carbonrahmen, die sich nur schwer reparieren lassen. Zudem ist Stahl langlebig. «Ein guter Rahmen hält zehn bis zwanzig Jahre», ist Röbi Stolz überzeugt. Nachteile sind die Rostanfälligkeit sowie das etwas höhere Gewicht. Durch Pulverbeschichtung oder die Verwendung von rostfreien Stahlrohren lässt sich die Korrosion aber weitgehend vermeiden. Und da Stahl im Vergleich zu Aluminium eine höhere Festigkeit besitzt, können Rahmen mit kleineren Rohrdurchmessern gebaut werden. Das spart Material und Gewicht, so dass moderne Stahlrahmen heute nur unwesentlich schwerer sind als solche aus Aluminium. Egal ob Carbon oder Stahl: Es sind viele Arbeitsschritte erforderlich, bis ein Rahmen fertig ist. velojournal hat etwas Werkstattluft geschnuppert. Interessiert sich eine Kundin oder ein Kunde für ein solch spezielles Fahrrad, geht es zuerst um die Frage nach dem Einsatzgebiet. Die Geometrie von Renn-, Touren- oder Stadtvelos ist verschieden. Als Nächstes geht es um Körpergrösse und Gewicht der Fahrerin oder des Fahrers. Sind diese 28 | 3/2013 velojournal SPEZIALISTEN Mit Jürg Birkenstock, Beat Baumgartner und Röbi Stolz stellt velojournal drei Vertreter der Gilde Schweizer Rahmenbau vor. Das Handwerk ist überaus aktiv und kreativ, wie die Beispiele zeigen. Bringt frischen Wind in die Rahmenbau-Szene: Beat Baumgartner. 29 | 3/2013 velojournal Jürg Birkenstock «Das Velo ist eine fahrende Skulptur» Leichtbau, Aerodynamik und Effizienz. Diesen drei Prinzipien hat sich Jürg Birkenstock mit Leib und Seele verschrieben. «Mit 20 Jahren habe ich mein erstes Liegevelo gebaut», erzählt er. Kein erhältliches Model entsprach seinen Vorstellungen, und Geld für einen Kauf war beim Jugendlichen auch knapp. Bereits sein erstes «Birk-Bike» war nicht aus Stahl, sondern aus einem Faserverbundwerkstoff gefertigt. Genauer: aus einem alten Surfmasten, um den herum der junge Tüftler sein Liegerad konstruierte. Sowohl den Liegerädern als auch den Verbundwerkstoffen ist er treu geblieben. Heute entstehen in der Rapperswiler Werkstatt des 43-jährigen Tüftlers Hightech-Liegevelos aus Carbon. Mit solchen Eigenkons truktionen fuhr Jürg Birkenstock Rennen und errang mehrere Weltmeistertitel. Der sportliche Erfolg weckte das Interesse an seinen auf Schnelligkeit getrimmten Gefährten. Die Anfragen mehrten sich, und Birkenstock begann, Liegeräder für Kunden zu bauen. Dabei versucht er stets, seinen Idealvorstellungen nachzukommen: «Gerade habe ich mein persönliches Traumvelo für einen Kunden in Australien gebaut.» Ein komplett verschaltes und extrem aerodynamisches Liegerad, mit dem sich Spitzengeschwindigkeiten um 90 km / h und ein Stundenmittel über 70 km / h erreichen lassen. Selbst besitzt er aber kein solches Gefährt. «Meine Frau hat Angst um mich», erklärt der Tüftler. Die Arbeit an seinem Traumvelo erfüllt ihn mit grosser Freude. Er investiert unzählige Stunden in Verbesserungen und Weiterentwicklungen. «Allein die Optimierungsarbeiten Liegevelo- und Carbon-Spezialist Jürg Birkenstock. für die Vollverschalung nahmen rund fünfhundert Stunden in Anspruch», erklärt Jürg Birkenstock. Als Perfektionist will er Liegevelos für Menschen bauen, die seine Begeisterung für das «flugähnliche Gleiten» und effiziente Vorwärtskommen teilen. Für diese Kundengruppe hat er das Modell «Comet RT» entwickelt. Zu sehen, wie er mit eigenen Händen aus Entwürfen Fahrzeuge bauen kann, treibt ihn an. «So entstehen nicht einfach nur Velos, sondern fahrende Skulpturen.» Beat Baumgartner «Ein handgebauter Rahmen ist wie eine gute Uhr» Bereits als Kind habe er in der Metallwerkstatt Rahmenbauern. Sein Model «twin fix», ein urdes Nachbarn an Velos rumgeschraubt, sagt Beat banes Fixie mit Zweigang-Getriebe von Schlumpf, Baumgartner. Heute entstehen dort seine «Bedo- brachte ihm Bekanntheit bis über die Landesgrenvelos». Den ersten Versuch als Rahmenbauer zen hinaus. So steht denn in der Werkstatt ein machte er als Teenager. Als Vorlage dienten Bilder 29er-Bike für einen Liebhaber aus Australien. Gevon Beach-Cruiser-Velos aus dem Internet. Als sehen hat er diesen Kunden nie. Der Kontakt läuft Autodidakt hat er sich das Handwerk selbst bei- nur via E-Mail. Egal ob per Mail oder in persöngebracht. Wenn er nicht weiterkam, holte er sich lichen Gesprächen: Es dauert seine Zeit, bis ein Rat beim Berner Rahmenbauer Bernhard Leu. Fahrrad die Werkstatt in Wohlen bei Bern verNach der Elektrikerlehre und abgeschlossener Be- lässt. «Das kann ein halbes Jahr dauern», sagt rufsmittelschule ist er seit drei Jahren selbststän- Baumgartner. Er vergleicht einen handgebauten dig. Dabei hat ihm die Pensionierung des Rah- Rahmen mit einer guten Uhr. «So etwas leistet menbauers Luongo aus Lenzburg geholfen. Dieser man sich vielleicht nur einmal im Leben.» Den suchte einen Abnehmer für seine Werkstatt, und Wünschen der Kunden sind keine Grenzen geBaumgartner griff zu. «Als zwei Lastwagen voll setzt. Eine ausgefallene Rahmengeometrie, Kabel, Material bei uns vor dem Haus standen, waren die in den Rohren verlaufen, rostfreier Stahl oder meine Eltern etwas geschockt», erzählt er mit ver- Rahmen in «Fillet Brazed»-Bauweise – alles ist schmitztem Lächeln. Einen Teil des Materials hat möglich, sagt Baumgartner. Man sieht ihm die Beer weiterverkauft. Mit dem Rest – Maschinen, geisterung an. Damit das so bleibt, wechselt er im Kleinteile und viele Stahlrohre – hat er sich seine Winter auf zwei Bretter und «lüftet den Kopf» als Werkstatt eingerichtet. Der 23-Jährige geniesst Skilehrer. «Im Frühjahr freue ich mich dann wiebereits ein gutes Renommée unter den Schweizer der umso mehr auf die Werkstatt.» Röbi Stolz «Die Leute haben genug vom Einheitsbrei» Im Gespräch herauszufinden, welches Velo Kundinnen und Kunden brauchen, und dann den perfekten Rahmen für sie zu bauen, ist für Röbi Stolz die grosse Kunst des Handwerks: «Ich will nicht das schönste, sondern das beste Fahrrad konstruieren.» Der persönliche Kontakt zu den Kunden sei unabdingbar, sagt der Konstrukteur. Er wolle sehen, wie jemand auf seinem alten Velo sitze, wie er oder sie Rad fährt. Das alles fliesse letzten Endes in das handgefertigte Modell ein. Seit der Eröffnung seines Ladens 1984 habe er rund 3000 Personen beraten und deren Masse genommen. «Heute könnte ich bei acht von zehn Personen die korrekte Sattelhöhe per Augenmass bestimmen.» Beratung, Geschäftsführung und Materialeinkauf nehmen heute den Grossteil seiner Zeit in Anspruch. Für den Aufbau der Rahmen und das Löten der Stahlrohre ist Mitarbeiter Stefan Bellini zuständig. Im Laden in Zürich arbeiten weitere Angestellte als Mechaniker und im Verkauf. Begonnen hat Stolz vor dreissig Jahren ohne Mitarbeiter. Zuerst im Keller seiner Wohnung und dann in einer Garage. Das Geschäft lief gut, und Anfang der Neunzigerjahre konnte er mehrere Angestellte beschäftigen. Als wenig später die Mountainbikes aufkamen und mit ihnen Aluminium, Titan und Carbon als Rahmenmaterialien, brach die Nachfrage nach handgefertigten Rahmen aber ein. «Stahlrahmen waren out», sagt Stolz. Doch er liess sich nicht entmutigen. Seine Erfahrung zeigt ihm: Die Trends pendeln hin und her. Heute seien wieder mehr Kundinnen und Kunden bereit, für einen Stolz-Rahmen etwas tiefer ins Portemonnaie zu greifen. Vielen missfalle nämlich der «Einheitsbrei» bei den Velos ab Stange. Ein Stahlrahmen nach Mass könne jedem individuellen Wunsch angepasst werden. «Am Schluss muss ein Velo nicht für mich perfekt sein, sondern für die Kunden», sagt der 53-jährige Stolz. Experte am Werk: Nichts entgeht dem prüfenden Blick von Röbi Stolz. 30 | 3/2013 velojournal Punkte geklärt, kann die Arbeit beginnen. In der Werkstatt von Röbi Stolz skizziert Stefan Bellini die Geometrie des zu bauenden Fahrradrahmens 1:1 auf einen Plan. Danach werden alle benötigten Stahlrohre auf die richtige Länge zugeschnitten. Dann überträgt der Rahmenbauer die Masse auf eine «Rahmenlehre». In diese Maschine werden alle Rohre eingespannt, in der richtigen Geometrie angeordnet und mit einer Lötstelle aneinander«geheftet». Das hält die Rohre grob zusammen, stabil sind die Verbindungen aber noch nicht. Erst im nächsten Schritt werden sie verlötet. Im klassischen Rahmenbau werden die Rohre mit Muffen zusammengehalten, die verlötet werden. Das erfordert handwerkliches Geschick. Aufwendiger ist die sogenannte «Fillet Brazed»-Bauweise, die auf Muffen verzichtet. Die Rohre werden direkt aneinandergelötet und die Lötstellen danach glatt geschliffen und poliert. Alleine das Schleifen und Polieren kann unzählige Stunden in Anspruch nehmen, weshalb diese Rahmen teurer sind als gemuffte Stahlrahmen. Auch der Umgang mit Carbon erfordert viel Handarbeit. Die unbehandelten Carbonfasern gleichen einem Stück Stoff. «Es gibt unbehandelte und behandelte, sogenannte Prepreg-Fasern», erklärt Jürg Birkenstock. In seiner Werkstatt in Rapperswil entstehen Liegevelos aus Carbon, die nur wenig schwerer sind als moderne Rennräder. Um einen Rahmen zu bauen, muss er zuerst ein Negativ herstellen. Beide Hälften des Negativs legt Birkenstock mit den Carbonfasern aus. Damit der Rahmen später auch stabil ist, verwendet er bis zu neun Schichten Carbonfaser. Mit Epoxid-Harz werden sie miteinander verklebt. Bei den Prepreg-Fasern entfällt dieser Schritt. Durch die Vorbehandlung kleben diese bereits von alleine. Mit einem Fön lassen sie sich dem Negativ anpassen. Um Carbon auszuhärten, muss die Negativ-Form anschliessend unter Druck und bei Temperaturen um 100 Grad im Ofen getrocknet werden. Neben den Rahmen für die Leicht gewichtfahrzeuge stellt Jürg Birkenstock auch Anbauteile von Hand her. n r i d m m i N Zeitpunkt! Der Zeitpunkt ist die gepflegte Alternative zur Gleichschaltung der Massenmedien. Er bietet Journalismus mit Kopf, Herz und Hand für intelligente Optimistinnen und konstruktive Skeptiker. Er putzt trübe Scheiben, macht Mut und vernetzt mit Organisationen, in denen Pioniergeist weht. Neulasten existieren erst als Begriff. Soll man sich deswegen ängstigen? Antworten im aktuellen Heft. Veränderungen kann man nicht bestellenaber die Anregungen daz u! FA LT R A D plus GmbH Generalvertretung Brompton Schweiz Distributeur Brompton Suisse Schmiedengasse 14 CH-2502 Biel/Bienne www.brompton.ch [email protected] Tel +41 (0)32 322 87 11 Whatever your adventure… unser Vorschlag zum kennenlernen: Ein Schnupperabo mit 3 Nummern à Fr. 20.– (statt 30.– am Kiosk). garantie: wenn die erste Nummer nicht gefällt, genügt eine Mitteilung zur Stornierung. Zeitpunkt Werkhofstr. 19 4500 Solothurn Tel 032 621 81 11 www.zeitpunkt.ch Szene Schweiz Kopf, Hand und Herz Pro Velo will Initiative lancieren Die Stucki Leadership-Teambuilding AG macht vor, was sie in Kursen lehrt: Empowerment durch Veloförderung im Betrieb. Damit gewinnt das Unternehmen den Prix Velo 2013 von Pro Velo Schweiz. 32 | 3/2013 velojournal nerhalb der Firma Stucki zu einem Team mit gemeinsamen Werten zusammenzuschweissen, werden regelmässig Veloausflüge organisiert. Und die Belegschaft wird dazu motiviert, bei «bike to work» mitzumachen, aber auch bei Stafetten oder dem Tappa-Lauf, denn regelmässige körperliche Aktivität in der Natur fördert den Ausgleich zum Arbeitsalltag. Frei nach Pestalozzis Motto: Kopf, Hand und Herz. Gelebte Firmenphilosophie Damit nicht genug: Bei der Beratungsfirma gibt es selbstverständlich auch eine gedeckte Veloabstellanlage und zwei Firmenvelos sowie eine Werkstatt, wo der Techniker Fritz Stucki Velos fahrtüchtig hält oder repariert. Dieses breite Angebot führt dazu, dass die Hälfte der Mitarbeitenden regelmässig per Velo zur Arbeit fahren, egal ob per City- oder Mountainbike, mit dem Faltvelo oder dem E-Bike. Sie tragen so zu einem umweltbewussten Image der Firma bei. Das Beratungsunternehmen lebt jene Werte vor, die es in den Trainings Seminarteilnehmenden vermittelt. Das Veloklima breitet sich bei Stucki auch aus: Eine Mitarbeitende, die im letzten Jahr nur unter dem Einfluss der begeisterten Kolleginnen und Kollegen bei «bike to work» mitgefahren war, nutzt in diesem Jahr freiwillig das Zwei- unterstützen, aber eben nur dort. Ausserhalb der Stadtregion hat der Bund keine Förderinstrumente. Zudem sind die Finanzen für die Aggloprogramme zeitlich befristet. Der von Pro Velo vorgeschlagene Verfassungstext würde es dem Bund erlauben, Grundsätze für die Planung und den Betrieb von Velowegnetzen zu definieren, an die sich die Kantone und damit auch die Gemeinden halten müssen. Dadurch würden Quantität und Qualität der Infrastruktur markant verbessert. Zudem würde der Bund verpflichtet, dort für Ersatz zu sorgen, wo durch Nationalstrassen oder Schienenverbindungen Routen unterbrochen werden. Mit der Veloinitiative sollen gerade auch mehr Jugendliche fürs Velofahren motiviert werden. Obwohl viele Städte und Kantone die Rahmenbedingungen für den Veloverkehr laufend verbessern, ist das Potenzial des Velos in der Schweiz bei weitem nicht ausgeschöpft. Gerade bei Kindern und Jugendlichen, den Velofahrenden von morgen, geht die Nutzung seit Jahren stark zurück. Immerhin scheint – nicht zuletzt dank des Aufkommens von Elektrovelos – das Fahrrad bei den über 45-Jährigen wieder an Terrain zu gewinnen. Doch das Potenzial ist nach wie vor sehr gross (siehe auch Schwerpunkt auf Seite 6). Pro Velo will daher, dass der Bund die Möglichkeit erhält, mehr fürs Velo zu tun, sei es im Infrastruktur bereich, sei es mit raumplanerischen Vorgaben oder sogenannten «weichen» Massnahmen. Damit sind Information, Sensibilisierung und Aktionen zur Förderung des Velos gemeint. Bereits heute kann der Bund Agglomerationen beim Bau von Veloinfrastrukturen Marianne Fässler, Projektleiterin Prix Velo Betriebe 2013 Hauptpreis Rehab Basel Hauptpreis KMU Stucki LeadershipTeambuilding, ThunGwatt und Yverdon Anerkennungspreis Schweizerische Post, Hauptsitz Bern Anerkennungspreis KMU Stiftung Habitat, Basel Anerkennungspreis Stadt Lausanne Spezialpreis vélocité sàrl, Lausanne, Neuchâtel und Yverdon. 23 Betriebe aus der ganzen Schweiz stellten sich der Bewertung einer Fachjury. Diese erkor die Preisgewinner aufgrund einer Checkliste mit Fragen zu (Velo-)Infrastruktur, Aktionen und Firmenstrategie im Bereich Veloförderung. Die Jury vergibt auch das Prädikat «Prix Velo – velofreundlicher Betrieb». Partner sind das Bundesamt für Umwelt (Bafu), Biketec, velosuisse und Velopa. Medienpartner ist das KMU-Magazin. www.prixvelo.ch > Prix Velo Betriebe Informieren und sensibilisieren Während der Bund im Infrastrukturbereich schon heute beschränkte Möglichkeiten hat, sieht die Verfassungsinitiative neu auch Kommunikationsmöglichkeiten vor. Er könnte künftig – und dies nicht nur für das Velo, sondern auch das Zufussgehen und das Wandern – über die Infrastruktur informieren und für deren Nutzung werben. Die Initiative wird damit zur Fuss-, Wander- und Veloinitiative und soll die Mobilität durch Muskelkraft insgesamt voranbringen. Entsprechend breit soll die Initiative abgestützt werden: Neben den VeloOrganisationen will Pro Velo auch die Fussverkehrs-, Wander- und Verkehrsverbände ins Boot holen. Weitere Wunschpartner sind im Tourismus- und öV-Bereich angesiedelt, denn der öffentliche Verkehr und der sogenannte Langsamverkehr ergänzen sich ideal und sollen optimal verknüpft werden. Rechtzeitig auf die Velosaison 2014 hin soll mit dem Start der Unterschriften- sammlung begonnen werden. Pro Velo Schweiz rechnet sich gute Chancen aus, die nötigen 100 000 Unterschriften bereits innert Jahresfrist zusammenzubekommen. Denn das Velo ist in der Schweiz gut verankert, unabhängig von der Parteicouleur. n Christoph Merkli Neu im Vorstand Die Delegierten von Pro Velo Schweiz haben an ihrer Frühlingsversammlung in Sion den Lau sanner Reto Marugg neu in den Vorstand von Pro Velo Schweiz gewählt. Der 22-Jährige Student der Umweltwissenschaften st ammt ursprünglich aus Zürich und kennt das Veloklima beidseits des Röstigrabens. Reto Marugg ersetzt die zurückgetretene Karine Crousaz. www.pro-velo.ch -> pro velo -> vorstand Reto Marugg, das neue Vorstandsmitglied. STUFENLOS krippendorfmarketing.ch Zum Begriff Empowerment ist bei Wikipedia zu lesen: «Durch flache Hierarchien, Partizipation an Entscheidungen, Öffnung von Gestaltungsräumen, eine positive, anerkennende Teamkultur, Selbstevaluation, Übernahme von Verantwortung, mehr Selbstbestimmung und ständiges Weiterlernen soll eine subjektive Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter bewirkt werden. Dies erlaubt eine optimale Nutzung der vorhandenen Potenziale und Fähigkeiten.» Stucki Leadership-Teambuilding mit Hauptsitz in Thun-Gwatt bietet Seminare und Workshops zu Themen wie Teamentwicklung, Führungskräftetraining und Empowerment an. Das Beratungsunternehmen lebt die Beispiele aber auch vor und hat so beim Prix Velo Betriebe 2013 von Pro Velo Schweiz gepunktet. Bewirbt sich jemand bei Stucki, ist bereits im Anstellungsgespräch die physische Verfassung ein Thema. In der Risikoanalyse wird dem Ausfall von Schlüsselpersonen mit Mitteln des Gesundheitsmanagements entgegengewirkt. Konkret gehören dazu: mit dem Velo zur Arbeit fahren, Duschen im Betrieb und Sportbekleidung. Menschen, die bei Krisenbewältigungen oder beim Anpacken von neuen Chancen behilflich sind, sollen selbst authentische Persönlichkeiten sein. Sie sollen motivieren können. Um die Mitarbeitenden in- rad für den Arbeitsweg. Oder Techniker Fritz Stucki, der zwar aus topografischen Gründen den Arbeitsweg nicht per Velo bewältigen kann, sich aber ein eigenes Fahrrad für Gelegenheitsfahrten im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit zurechtmacht. Gegründet wurde die Stucki LeadershipTeambuilding AG 1984 von Robert Stucki, einem ehemaligen Bergführer und Ingenieur. Auf den Touren erlebte er die Verschiedenartigkeit der Menschen und deren unterschiedliche Bedürfnisse. Die Kraft der Motivation konnte er bei seiner Arbeit eins zu eins erleben. Deshalb wollte er seine Passion in neuer Form in die Gesellschaft einbringen. Als Pionier für handlungsorientiertes Lernen in Eu ropa ging es ihm bei der Gründung seiner Firma nicht darum, Abenteuer zu verkaufen. Vielmehr war es ihm ein Anliegen, Menschen durch eigene Er fahrungen zur Reflexion ihres Handelns zu führen und daraus zu lernen. Heute arbeiten an den Firmenstandorten Thun und Yverdon 13 festangestellte Mitarbeitende und 30 Freelancer. Stucki Leadership-Teambuilding gewinnt dieses Jahr den Hauptpreis «Prix Velo» in der Kategorie KMU. Die von Pro Velo Schweiz organisierte Aktion honoriert die Veloförderung im Betrieb. Den Gewinnern winkt ein Flyer-E-Bike. Fritz Stucki, den Techniker, wirds freuen! n Fotos: Stucki, Kaspar Loosli, zVg Das preisgekrönte Stucki-Team. Das Velo soll vom Bund stärker gefördert werden. Die Regionalverbände von Pro Velo haben grünes Licht für die Vorbereitung einer Veloinitiative gegeben. Die Unterschriftensammlung soll im Frühjahr 2014 beginnen. 33 | 3/2013 velojournal regio Im Kanton gehts leichter als in der Stadt In Zürich zeigen sich die Stadt-Land-Unterschiede auch bei der Veloförderung. So hat es Pro Velo in der Limmatstadt zuweilen schwer, während die Zusammenarbeit mit dem Kanton fruchtbarer verläuft. Schnell, wendig, kompakt und vielseitig. www.velojournal.ch Während in den wärmeren Monaten des Jahres die Zahl der Velofahrenden auf Zürichs Strassen ansteigt, trauen sich andere in der Stadt nicht, selbst in die Pedale zu treten. Einer der Gründe ist der angstmachende motorisierte Verkehr, ein anderer der gut ausgebaute öffentliche Verkehr. In Zürich ist kaum eine Haustüre mehr als 200 Meter von einer Busoder Tramstation entfernt. Allerdings platzt der öffentliche Verkehr zu Stosszeiten auch aus allen Nähten. Würden mehr Personen Velo fahren, könnte dies den öV entlasten. «In der Zusammenarbeit mit Stadt und Kanton gibt es deutliche Unterschiede», sagt Monika Hungerbühler, Leiterin des Bereichs Planung und Infrastruktur bei Pro Velo Zürich. «Insbesondere in der Art und Weise, wie wir in Infrastrukturprojekte – etwa bei der Neugestaltung von Strassen – miteinbezogen werden.» Dem Kanton stellt sie ein gutes Zeugnis aus: Die Velolobby werde jeweils schon in der Planungsphase eingebunden. «Natürlich können wir nicht immer das Optimum erreichen», gibt sie zu bedenken. Doch kantonal sei die Fahrradförderung auf gutem Weg. Dazu trägt auch die vor rund eineinhalb Jahren geschaffene Koordinationsstelle Veloverkehr ihren Teil bei, ergänzt ihr Kollege, Geschäftsführer Dave Durner: «Im Gegensatz zu anderen Kantonen kann die Fachstelle sich auch wirklich um die Koordination kümmern», betont er. So verzettle sie sich nicht in Details. Auch würde das Expertenwissen von Pro Velo geschätzt. Ak tuell führe man auf Mandatsbasis eine Befragung in den Zürcher Schulen durch. Ziel ist es, herauszufinden, welche Regelungen bezüglich Schulweg und Fahrrädern bestehen und wie viele Kinder radelnd zur Schule gelangen. «Diese Datengrundlagen sind wichtig, wenn man Velofahren auch bei den Kleinsten effizient fördern will.» Per Fahrrad durch die Galaxis Christophe Badoux Edition Moderne Aktion 3 für 1 Tricot, Spezial & Badoux Aktionen nur gültig bis zum 19.7.2013 Das Neuste und Spannendste aus Reisen, Technik, Velopolitik, Sport und Freizeit. 2-monatlich neu, bequem zu Ihnen nach Hause. Grösse Männer L M S Grösse Frauen L M S und erhalte zusätzlich das E-Bike-Spezial 2013 «Grazil ans Ziel» im Wert von Fr. 9.– und den Comic-Band «per Fahrrad durch die Galaxis» im Wert von Fr. 20.–. Ja, ich abonniere velojournal 1 Jahr lang für Fr. 50.– und erhalte zusätzlich das E-Bike-Spezial 2013 «Grazil ans Ziel» im Wert von Fr. 9.– und den Comic-Band «per Fahrrad durch die Galaxis» im Wert von Fr. 20.–. Name Vorname Strasse/Nr. PLZ/Ort Telefon/E-Mail Ich bin Abonnent von velojournal oder Mitglied von Pro Velo und bestelle das E-Bike-Sezial 2013 «Grazil ans Ziel» für nur Fr. 7.50 Kunden-Nr./Mitglieds-Nr. Ich bin Abonnent von velojournal oder Mitglied von Pro Velo und bestelle «Per Fahrrad durch die Galaxis» für nur Fr. 15.–. Datum, Unterschrift Alle Preise verstehen sich inkl. Mwst.+Versand. Foto: Fabian Baumann Ja, ich bestelle das velojournal-Tricot aus hochwertiger Merinowolle und Hitech-Faser für Fr. 150.– Einsenden an: velojournal, Aboservice, Cramerstrasse 17, 8004 Zürich VJ03_2013 Im Prinzip ja ... In der Limmatstadt gestaltet sich die Arbeit von Pro Velo steiniger. Dies trotz mehrerer Volksentscheide, die eines gezeigt haben: Zürichs Bevölkerung wünscht eine neue Verkehrspolitik. Das unterstreicht das Ja zur 2000-Watt-Gesellschaft ebenso wie die Annahme der Städte-Initiative. Auch die Wahl von Richard Wolff von der Alternativen Liste in den bereits zuvor rot-grün dominierten Stadtrat ist ein Signal. Wolff hatte sich im Wahlkampf als einziger Kandidat explizit 35 | 3/2013 velojournal für den Veloverkehr ausgesprochen und damit Punkte gesammelt. Die Limmatstadt hat sich mit dem Mas terplan Velo viel vorgenommen. «Eine fussgänger- und fahrradfreundliche Verkehrsplanung sollte in Zürich also eigentlich die Norm sein», sagt Monika Hungerbühler. «Doch davon sind wir weit entfernt.» Regelmässig würden bei Neugestaltungen die Velomassnahmen weggelassen. Jüngstes Beispiel ist die Bertastrasse. Dave Durner kritisiert das Projekt als ungenügend. Besonders stossend sei, dass die Bertastrasse im Masterplan als Komfortroute eingetragen ist. Darauf sollen auch ungeübte Radfahrende leicht und gefahrlos vorwärtskommen. Von einer geeigneten Umgestaltung sei im aktuellen Gestaltungsplan nichts zu sehen. Pro Velo will bei der Stadt intervenieren und auf die Einhaltung der im Masterplan vorgesehenen Massnahmen pochen. Die Lösung sei einfach, sagt Durner. «Parkplätze streichen, dann hat es Platz für Velos.» ... aber bei der Umsetzung haperts Oft entstehe der Eindruck, dass in Verkehrsplanungen der Stadt zu viel vorauseilender Gehorsam einfliesst, kommentieren Dave Durner und Monika Hungerbühler. Mal befürchte man die Einsprache des Kantons, mal die der Verkehrsbetriebe und dann jene der SBB. Das führe so weit, dass auf heikle Punkte, wie etwa auf die Aufhebung von Parkplätzen zugunsten eines Radweges, schon in der Projektierung verzichtet werde, erklärt Monika Hungerbühler. Die Planungsexpertin bemängelt auch die fehlende Transparenz bei der Stadt. Für Laien seien die öffentlich publizierten Pläne nicht nachvollziehbar. Erläuterungen dazu, wie sie der Kanton biete, fehlten gänzlich. Der Masterplan alleine macht aus Zürich noch keine Velostadt. Der Spar druck bei der Stadt ist hoch, und so wird über Infrastrukturkosten gestritten. Hier liegt auch ein Knackpunkt des Masterplans. Er enthält zwar vordefinierte Massnahmen wie etwa die Komfortrouten. Das zur Umsetzung nötige Budget muss jedoch von Fall zu Fall politisch abgesegnet werden. «Die von den jungen Grünen lancierte Veloinitiative könnte helfen, die Situation zu verbessern», sagt Dave Durner. Diese Initiative fordert, dass zur Verbesserung der Infrastruktur jährlich zehn Millionen Franken budgetiert werden müssen. Und das zwanzig Die Arbeit von Monika Hungerbühler und Dave Durner ist nicht immer so sonnig. Jahre lang. Geld, das auch den Masterplan weiterbringen kann. Durner sieht für die Initiative gute Chancen, auf eine Abstimmungsprognose möchte er sich aber nicht einlassen. Unbestimmte Zukunft am HB Ungewiss ist auch, wann die für Radfahrende unbefriedigende Situation rund um den Hauptbahnhof gelöst wird. Die sehr gut frequentierte Velostation Süd muss vorerst einer Baustelle weichen. Ein Provisorium ist auf der Postbrücke vorgesehen. Diese Abstellplätze werden aber weder gedeckt noch bewacht sein. Wer ein schönes Fahrrad besitzt, kommt in Bedrängnis. «Dann werden wohl einige künftig auf ihr Velo für die Fahrt zum Bahnhof verzichten», befürchtet Dave Durner. n www.provelozuerich.ch Fabian Baumann Sicherheit Zwei Schritte vor, einer zurück Tödlich verunfallte und verletzte Velofahrer 2011 Die Unfallzahlen 2012 zeigen einen leichten Rückgang im Velobereich. Einmal mehr stehen die E-Bikes im Zentrum des nationalen Interesses. Das Unfallgeschehen ist allerdings je nach Region sehr unterschiedlich. 2012 Verletzte Velofahrer Getötete Velofahrer Entwicklung Zahlen Todesopfer abnehmend zunehmend unverändert AG Die grössten Schlagzeilen machten die Velo-Unfallzahlen des Jahres 2012 in Zürich: «Rekordhoch in Zürich» und «E-Biker haben ihr Velo nicht im Griff», titelte der «Tages-Anzeiger». Tatsächlich lag die Zahl der verletzten Zweiradfahrer in Kanton und Stadt Zürich weit über dem langjährigen Durchschnitt. Wernher Brucks, Chef Unfallauswertung der Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich, erklärte den Anstieg gegenüber dem «Tages-Anzeiger» damit, dass die Zürcher VeloInfrastruktur nicht auf die starke Zunahme des nicht-motorisierten Verkehrs eingestellt sei. Zusammen mit Brucks hofft auch die Zürcher Velolobby, dass der Masterplan Velo in Zukunft die Unfallzahlen senken kann. Zürich ist allerdings eine Ausnahme. Gesamtschweizerisch sind die Unfallzahlen im Velo bereich sinkend: Die Zahl der Getöteten ging von 39 auf 36 zurück, jene der leicht Verletzten von 2536 auf 2359. Allerdings sind 918 Velofahrende schwer verletzt worden, 51 mehr als 2011. «Da macht sich langsam die steigende Zahl der E-Bikes bemerkbar. Die höheren Geschwindigkeiten führen schon rein physikalisch zu schwereren Unfällen», kommentiert Christoph Merkli, Geschäftsführer von Pro Velo Schweiz. Deutschschweizer Probleme Tatsächlich nehmen Unfälle mit E-Bikes zu – was aber nicht zuletzt mit deren stark wachsenden Verbreitung zusammenhängt. Acht Personen wurden auf E-Bikes letztes Jahr getötet – absolut gesehen eine Vervierfachung. Dennoch ist die Zahl mit Vorsicht zu geniessen, werden E-Bike-Unfälle doch erst seit 2011 separat erfasst. Die Zunahme der leicht Verletzten betrug ein Drittel, jene der Schwerverletzten gut zehn Prozent. Die Elektrovelos machen nur knapp einen Zehntel der mehr als 3000 Velounfälle des Jahres 2012 aus. Es fällt jedoch auf, dass E-Bikerinnen und -Biker die Unfälle häufiger selber verursachen als Velofahrende – auf diese Tatsache spielte die erwähnte Schlagzeile im «Tages-Anzeiger» an. In sechs von zehn Fällen sind E-Biker die Unfallverursacher, bei den Velos sind 54 Prozent der Unfälle selbst verschuldet. Interessant ist, dass die Zunahme der E-Bike-Unfälle vor allem ein Deutschschweizer Problem ist. Neben Zürich ereigneten sich auch in St. Gallen, Basel-Stadt oder Luzern mehr dieser Unfälle. In der Romandie und im Tessin ist die Unfallkategorie jedoch kaum ein Thema. In der italienischsprachigen Schweiz gab es 2012 zwei Schwerverletzte auf E-Bikes. In ländlichen Kantonen wie Neuenburg oder Jura sind die Elektrovelos ausserhalb des Tourismus-Sektors kaum existent und deshalb auch für die Unfallprävention weniger relevant. Selbst in Genf spielt das E-Bike nur eine Nebenrolle. Die Roller, welche den Veloweg benutzen, und die vielen Baustellen für die neuen Tramlinien seien deutlich grössere Probleme, erklärt Lisa Mazzone von Pro Velo Genève. 36 | 3/2013 velojournal AI Einzig die Waadt und Fribourg verzeichneten 2012 eine Zunahme bei den verletzten E-Bikerinnen und -Bikern – auf tiefem Niveau: Im Kanton Waadt etwa stieg die Zahl der Schwerverletzten von zwei auf fünf. Arnaud Nicolay von Pro Velo Lausanne stellt fest, es verkehrten mehr E-Bikes in Lausanne – dies habe primär mit der hügeligen Topografie zu tun. Priorität haben die Räder mit Tretunterstützung für die Arbeit von Pro Velo aber nicht – wichtiger sei es, bei der Infrastruktur aufzuholen: «Wir haben immer noch deutlich weniger Velofahrende und eine schlechtere Infrastruktur als viele Deutschschweizer Städte», sagt Nicolay. Zwischen 2002 und 2008 wuchs die Zahl der auf dem Velo zurückgelegten Strecken aber immerhin um sechzig Prozent. In Lausanne starb in den letzten zehn Jahren nur ein einziger Velofahrer im Verkehr. Die Situation in der Romandie illustriert, wie unterschiedlich die Probleme der Verkehrssicherheit sind. Auffallend ist, dass eine hohe Zahl von Velofahrenden nicht zu einem Anstieg der Unfälle führen muss. Zwei der führenden Velostädte der Schweiz, Basel und Winterthur, melden 2012 einen Rückgang der Unfallzahlen. In Winterthur erreichten die Velounfälle ein Rekordtief, in Basel sank die Zahl der Schwerverletzten von 30 auf 27 und jene der Leichtverletzten von 62 auf 33. Basler Erfolge Martin Schütz, Sprecher des Justiz- und Sicherheitsdepartements Basel-Stadt, sagt, dies sei kein Zufall: Die Förderung des unmotorisierten Verkehrs sei in der Stadt eine politische Priorität, «zudem erhalten die Kinder bei uns ab dem Kindergarten Verkehrserziehung. Dabei spielt das Velo eine wichtige Rolle», erklärt Schütz gegenüber velojournal. 2009 wurde die Dienststelle Verkehrssicherheit geschaffen, bei der das Knowhow aus allen Bereichen zusammenläuft. Dafür, dass sie 40 von 47 Unfallschwerpunkten innert zehn Jahren entschärfte, erhielt die Stadt 2011 den BfU-Sicherheitspreis. Roland Chrétien von Pro Velo beider Basel bestätigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Velolobby seit einiger Zeit sehr gut sei: «Unsere Anregungen werden aufgenommen.» Und doch warnt er davor, sich nur auf den Sicherheitsaspekt zu konzentrieren. So seien in Basel auch schon pragmatische und sinnvolle Lösungen am Veto der Dienststelle Verkehrssicherheit gescheitert – etwa Mischzonen, in denen sich Fussgänger und Velofahrende zu nahe kommen. «Wo die Alternative eine gefährliche Strasse ist, sollten Velos Fussverbindungen nutzen können», fordert Chrétien. Im Allgemeinen hätten die baselstädtischen Behörden aber verstanden, dass es nicht nur sichere, sondern auch schnelle Veloverbindungen brauche. Dies sollte auch in der gesamtschweizerischen Diskussion nicht vergessen gehen, lautet der Rat aus Basel. n AR BL BS BE FR GE GL GR JU LU NE NW OW SG Schweizweite Unfallkarten SH Velojournal hat, zum zweiten Mal seit 2010, die Velounfälle auf Kantonsebene dokumentiert und auf einer Karte zusammengefasst. Dieses Mal sind nicht nur die tödlichen Unfälle, sondern auch alle Verletzten in den Jahren 2011 und 2012 ausgewiesen. Der Vergleich wird dadurch noch aussagekräf tiger. Wo die Kantone die Zahlen zu den E-Bikes separat erheben, sind diese ebenfalls auf der Karte abgebildet. Wie die Recherche zeigte, gehen hier noch nicht alle Kantone gleich konsequent vor – trotz klarem Auftrag vonseiten des Bundesamtes für Verkehr. Da E-Bikes in den Velounfällen enthalten sind, können die hier abgedruckten Zahlen deshalb von jenen des Astra abweichen. Neben der Karte in diesem Heft finden Sie eine interaktive Form auf www.velojournal.ch. SO SZ TI TG UR VD VS ZG ZH 0 100 200 300 400 500 600 700 800 0 2 4 6 8 10 Tödlich verunfallte und verletzte E-Bike-Fahrer 2011 2012 Verletzte E-Bike-Fahrer Entwicklung Zahlen verletzte E-Bike-Fahrer: abnehmend zunehmend unverändert/keine Angaben Getötete E-Bike-Fahrer AI AR BL BS BE FR GL JU LU NE SG SH keine Angaben SO Infografik: tnt-graphics.ch Ivo Mijnssen TI keine Angaben keine Angaben TG UR VD ZH 0 10 20 30 40 50 60 0 1 2 3 4 5 Aus den Kantonen Aargau, Genf, Graubünden, Ob- und Nidwalden, Schwyz, Wallis und Zug sind keine separaten Zahlen zu E-Bikes erhältlich. 37 | 3/2013 velojournal Spezial unterwegs Händler Ort telefOn eMail Activebike MArly 026 436 50 46 [email protected] [email protected] AFFENTrANGEr SÖHNE AlTDOrF 041 8701315 Bernhard Müller GmbH ZOllBrück 034 496 7735 [email protected] BIkE AcTION GMBH ArBON 071 446 02 20 [email protected] BIkEcOrNEr GmbH BAAr 041 763 0060 [email protected] DANy`S BIkE-SHOP USTEr 044 940 341 5 [email protected] [email protected] FrIES 2-rAD ScHÖTZ ScHÖTZ 041 9804786 HErZOG Sport BINNINGEN 061 421 2985 [email protected] Mobil 2 GmbH MAENNEDOrF 043 888 04 80 [email protected] Nakibike Sagl STABIO 091 647 0841 [email protected] rElAcTION SUrF AND BIkE-SHOP ScHNyDEr lEUkErBAD 027 470 3161 [email protected] rUPP MOTOS GmbH rAMSEN 052 743 1675 [email protected] WIllIS ZWEIrADHAUS GmbH BrEMGArTEN 056 633 3010 [email protected] Touren Viel Spass am Pass Verpacken Zerlegt reist es sich leichter Pumpen Luft und Liebe unterwegs Hinauf in die dritte Dimension Zwanzig prächtige Schweizer Strassenpässe um die 2000 m ü. M. und viele kleinere jagen selbst Velomenschen Furcht ein. Dabei sind Bergfahrten halb so schlimm. Dres Balmer (Text und Foto) Über den Wolken macht das Passfahren doppelt Spass. Mit dem Fahrrad über Pässe reisen ist schön, macht aber ein wenig Arbeit. Normale Menschen, die nicht auf solche Ideen kommen, schütteln den Kopf und fragen sich, wieso sich das die Damen und Herren auf dem Velo freiwillig antun. Sie wagen es, weil der Pass sich vor ihrer Nase fünfhundert oder tausend Höhenmeter hoch auftürmt, weil er einen klingenden Namen hat und oben mit Schnee garniert ist wie eine Torte mit Schlagrahm. Passradlerinnen und -radler sind gespannt, wie es auf der anderen Seite hinunter geht in ein tiefes Tal, in eine klingende Sprache, in ein anderes Land, wie es sich dort anfühlt. Nur mit der Auswahl der Tortenhöhe ist es so eine Sache. Soll man mit einer Kirschtorte beginnen oder sich gleich mit einer Hochzeitstorte, also Mortirolo (I), Cime de la Bonette (F) oder Veleta (E) anlegen? Naturtalenten gelingt das oft dank einer guten Naivität, und dann huldigen sie dem Pässefieber für den Rest des Lebens. Wer die Sache vernünftig angeht, hat in der Schweiz Möglichkeiten, bei leichten Pässen zu beginnen und sich dann langsam zu steigern. Taugliche Muster für Einsteigerinnen und Anfänger sind der Col du Pillon von Gsteig (BE) nach Les Diablerets (VD), die Südrampen von Marchairuz (VD) und Mollendruz (VD), die Salhöhe von der Aargauer Seite, der Mutschellen West (AG). Schnuppern und Schlüssel Wer das Schnuppern überstanden hat, versucht es mit den sanften Längeren, als da sind: Oberalp, Lukmanier, beide von der Bündner Seite, dann auch Chalet-à-Gobet (VD) von Norden. Seid ihr noch am Leben? Dann sind wir reif für die kurzen, aber nicht mehr so sanften Übergänge, etwa Gotthard Nord (UR), Ofenpass Nord (GR) oder Albula Süd (GR). Eine Art Schlüsselpass ist die Berner Seite des Susten. Er gehört mit 28 km zwar zu den längeren Exemplaren in der Kollektion, doch die Steigung ist nie schärfer als 9 Prozent, zudem bietet der untere Teil ein paar erholsame Flachstücke. Etwa gleich lang, aber bis zu 11 Prozent steil, ist die Berner Seite des Grimselpasses. Daher bietet sie sich an als Exerzitium auf dem Weg zur passigen Glückseligkeit. Nunmehr dürften Frau reif und Mann parat sein für das Elysium der Pässe. Hier genannt sind ein paar der hellsten Perlen: der Grossglockner (A), die alte Tremola-Strasse von Airolo auf den Gotthard (TI), Stilfserjoch (I), Gavia (I), dann Bernina und Splügen von der italienischen Seite, in Frankreich Iseran, Galibier, Izoard und Cime de la Bonette. Eine so angelegte passfahrerische Karriere kann sich über mehrere Saisons hinziehen. Wer mithilfe von Kartenstudium einen eigenen Lehrgang entwickelt, sollte nicht vergessen: Die schärfsten Steigungen sind nicht an den Alpenpässen zu finden, sondern an voralpinen oder an Jura-Übergängen wie etwa Aiguillon (VD), Weissenstein (SO) oder Pragel West (SZ). Sie grenzen an zyklistischen Selbstmordversuch. Das ergibt vielleicht eine Mischrechnung. Habe ich es gerne lang und sanft, oder will ichs kurz und knackig? Oder beides? Will man sich das pässliche Tun nicht schon im Anfangsstadium vergällen, lohnt sich der weiche und wiederholte Einstieg. Kurze Zeit nach dem Erreichen etwa der Susten-Grimsel-Stufe ist man meist bereit zu manch schönem Unsinn – mit Leib und Seele. Es gibt das Objektive der Pässe und das Subjektive der Radperson. Objektiv sind die Distanzen und die Höhenmeter. Subjektiv ist die Art und Weise, wie ich mit diesen Daten umgehe, geistig und körperlich. Ich kann denken, ich müsse den Pass überwinden oder gar besiegen. So wird der Pass zum Trainingsgerät, die Natur zum Fitnesszentrum degradiert. Violette Köpfe und Schmetterlinge Lustiger ist es, mit der Topografie in einen spielerischen Dialog zu treten, ihre Launen mit Atem, Beinen und Augen aufzunehmen. Habe ich ein paar hundert Jahreskilometer in den Beinen, kann ich mit der Passstrasse spielen, gerate nie in den sogenannten roten Bereich. Wenn es in den Schläfen pocht, nehme ich Kraft zurück, denn unschön ist es, mit rotem Kopf oben anzukommen. Wenn wir schon beim Kopf sind: Was einem während eines Passaufstiegs so alles durch das Hirn sausen kann! Oft sind es Banalitäten. Die Höhe der letzten Telefonrechung, der Name eines Atolls in der Südsee, die Adresse eines Freundes, dem man eine Ansichtskarte schicken will. Warum muss man ausgerechnet jetzt aus dem Gedächtnis die fehlenden Verszeilen eines Gedichtes heraufholen, das man einmal auswendig gelernt hat? Am besten wäre es, denkt man sich, nichts zu denken, doch nichts denken geht nicht. Also lässt man die Gedanken durchs Hirn flattern. n 40 | 3/2013 velojournal unterwegs Der Dreistädteflug In den Bergen der Lombardei liegen die Städte Bormio, Tirano und Chiavenna. Dazwischen leuchten ein paar Pässe. Wie wäre es mit einem Städtereislein, einem luftigen? Dres Balmer Oh, Mister Henry! Es ist eine Reise in hohe Strassenbaukunst, da sind aber auch grausliche Geschichten. Graus eins: Laut der Gedenktafel beim Weissen Knott ist Madeleine Tourville hier am 16. Juli 1876 von ihrem Gatten Henry umgebracht worden. Später redete sich Mister Henry auf einen Unfall hinaus, doch ein Geissbub hatte den Mord beobachtet. Graus zwei: Weiter oben, rings um den Pass, fand von 1915 bis1918 der Gebirgskrieg zwischen Italienern und Österreichern statt. Er endete mit null zu null und über hunderttausend Toten. Wer will, schaut sich oben das Museum an und lässt sich am selben Ort die Urkunde ausstellen, dass er oder sie den Berg mit dem Velo geschafft hat. In Bormio sind die Einheimischen schon daran, die Hauptgasse auf- und abzutrippeln, wir tun es ihnen gleich. Schön ist es, nach den rauen Bergen in der lieblichen Zivilisation zu lustwandeln. Der Gavia-Pass ist für Veloverrückte ein weiteres Monument. Weil sich viele Autofahrer vor dem Gavia fürchten, ist es dort ruhiger. Die ehemalige venezianische Handelsstrasse wurde im Ersten Weltkrieg zur Nachschublinie für das Massaker am Stilfserjoch. Der stille Gavia hat etwas Entrücktes. Er ist ein hartes Stück Arbeit, doch die Landschaft scheint schwerelos, weil sich die Bergbrocken etwas auf Distanz halten. Oh, Schreissabfahrt! Hinunter nach Incudine folgt eine schnelle, lange und anspruchsvolle Sause. Sie verlangt volle Konzentration. Abfahrten können anstrengender sein als Aufstiege. Man schreit in den Himmel, wie lange diese Schreissabfahrt noch andauert. Deshalb ist es klar, dass wir hinter Incudine rechts nach Monno auffahren, in die erlösende Himmelfahrt hinauf zum Mortirolo-Pass. Auch über ihn – nur schon sein Name! – hört man viele Schauergeschichten, doch die betreffen seine Nordrampe, wir sind zum Glück an der sanfteren Südseite. Starker Rückenwind bläst uns nach Tirano, einer richtigen Stadt mit baumbestandenen Avenuen, lautem Verkehr, aber auch verschlafenen Altstadtvierteln und zwei Bahnhöfen, fast wie eine Grossstadt. Was machen die Tiranerinnen und Tiraner? Abendspaziergang auf, Abendspaziergang ab. Die Längsfahrt talauswärts durch das Veltlin ist dank dem auf Nebenstrassen ausgeschilderten Sentiero Valtellina etwas länger als der Hauptstrang, aber viel angenehmer. Die Landschaft wird weiter, der Wind stärker, rechts öffnet sich das Bergell, wir erreichen Chiavenna. Sie ist von den dreien die Stadt, welche am tiefsten liegt. Der Velofahrer ist oben, Jesus muss weiterleiden. 42 | 3/2013 velojournal Deshalb sagen Kenner: Chiavenna dreidreidrei. Was machen die Damen und Herren von Chiavenna? Sie stöckeln die Hauptgasse hinauf, sie schuhnen die Hauptgasse herab. Überall sind die Italienerinnen und Italiener gegen Abend am Stöckeln, doch wir stöckeln nicht mehr lange. Ges tern haben wir Gavia und Mortirolo geschafft, und sie haben uns geschafft. Das spüren wir heute noch. Aber Essen muss sein. Anschliessend kippen wir einen Braulio hinten nach. Braulio, das ist ein Alpenbitter, benannt nach dem Bach, der vom Stilfserjoch nach Bormio fliesst. Wie und wann war das mit dem Stilfserjoch, wo ist es geblieben? Brauuulio!, ruft es uns in den Traum herüber. Oh, schöner Schwindel! Zu Ende mit der Gnade ist es gleich hinter Chiavenna Richtung Splügenpass. Steil ist der Einstieg, selbst die dreirädrigen Transportvespas können uns mit ihrer Ladung kaum überholen und stinken eine Minute lang vor unserer Nase bergan. Dann, hinter Campodolcino, holt uns Carlo Donegani ein. So heisst der Ingenieur, der seine Strassenbaukunst im 19. Jahrhundert nicht nur am Stilfserjoch, sondern auch hier ausübte. Hier geht es so: Sie haben die Strasse in einer senkrechten Spirale in die Felswand gebaut, indem die inneren Teile im Gestein verschwinden, etwa so wie die Eisenbahn-Kehrtunnel an Gotthard und Lötschberg. Wenn man auf einer Kurvenkrone am Tageslicht anhält, blickt man auf die nächstunteren Kehren wie auf die Balkons an einem Hochhaus. Wie war das mit dem Städteflug? Diese Tour ist auch eine Entdeckungsreise zu Meisterwerken der Strassenbaukunst, die einen schwindlig macht. Das aber ist ein schöner Schwindel. n Fotos: Pete Mijnssen; Infografik: tnt-graphics.ch Des einen Freud, des andern Leid: Autos meiden den Gavia-Pass. Es gibt Intercityzüge und Städteflüge, doch man kann auch mit dem Velo von Stadt zu Stadt reisen. Das ist im Flachland langweilig und mit Gegenwind verbunden. Spannender ist es, eine Mehrstädtefahrt durch die Berge zu unternehmen. Gibt es denn in den Bergen überhaupt Städte? Aber sicher, und zwischen ihnen erheben sich Pässe. Das ergibt zum Beispiel einen VeloDreistädteflug von Bormio über Tirano nach Chiavenna. Den gutmütigen Ofenpass degradieren wir heute zur Ouvertüre für ein ernsteres Vorhaben namens Stilfserjoch. Zum fünfzigsten Mal nehmen wir es unter die Räder, jedes Mal war es anders. Wir fühlen uns ernstgenommen, weil jede der etwa fünfzig Serpentinen eine Nummer trägt. So fährt man auf das Stilfserjoch hinauf, wie man einen Rosenkranz herunterbetet; der hat auch fünfzig Gebetsperlen. Es ist die Fahrt der Zahl fünfzig. 43 | 3/2013 velojournal INFORMATION Auf einen Blick: Diese Tour ist eine Mischung aus anspruchsvollen Pässen und angenehmen Städtchen. Route: Zernez (1472 m ü. M.) – Ofenpass (2149) – Prad (915) – Stilfserjoch (2757) – Bormio (1217) – Gavia-Pass (2652) – Ponte di Legno – Incudine – Monno (1066) – Mortirolo-Pass (1852) – Tirano (438) – Dubino (210) – Chiavenna (333) – Splügenpass (2115) – Splügen – Thusis (720). 350 km, 6800 Höhenmeter im Aufstieg. An- und Rückreise: Eisenbahn nach Zernez und von Thusis zurück. Bahn auch von Tirano nach Chiavenna; allesamt Velotransport. Reisezeit: Pfingsten bis Mitte Oktober. Kost und Logis: In allen drei Städten reichlich vor handen. Dokumentation: Steffan Bruns, Alpenpässe. Geschichte der alpinen Übergänge. Band 3: Vom Inn zum Gardasee. Verlag Staackmann, München 2010, 199 S., Fr. 28.50. Im Netz: www.alpenpass.com, www.quaeldich.de Zernez Ofenpass Prad Thusis ZIEL START Splügenpass Stilfserjoch SCHWEIZ Chiavenna Bormio Gavia-Pass Mortirolo-Pass L I N V E L T Dubino ITALIEN Tirano Ponte di Legno 10 km unterwegs Die Kärntner Monster Wer nach Stilfserjoch, Mortirolo und Zoncolan noch nicht genug von steilen Bergen hat, kann sich an den «Kärntner Monstern» versuchen. Doch Vorsicht: Ihr Name ist Programm. 1 |Pause nach dem Aufstieg zum Grosssee. 2 |Ausblick auf den Kärntner Alpenkamm. 1 Den klangvollen Namen «The Carinthian Mons ters» sollen britische Radfans erfunden haben. Tatsächlich braucht einen gewissen Hang zum Exzentrischen, wer sich an solche Strecken wagt. Monströs ist nicht unzutreffend, Profil und Steigungsprozente wirken haarsträubend. Doch wie sind die «Kärntner Monster» wirklich? Die drei Aufstiege zum Grosssee, Weisssee und zum Grossen Oscheniksee führen zu hochalpinen Stauseen und liegen auf der Südseite der Hohen Tauern. Die berühmte Grossglockner-Panoramastrasse befindet sich gleich um die Ecke. Im Unterschied zu dieser kennen die Monster aber null Verkehr – sie sind als Privatstrassen klassiert und für Autos gesperrt. Nur Befugte der Kraftwerksgesellschaft Kelag dürfen diese Werksträsschen benutzen. Das tun sie vermutlich höchstens einmal im Jahr, zu Kontrollzwecken mit dem 4x4. Das Gegenverkehrsrisiko ist somit minim. Alle drei Wege sind asphaltiert, wenn auch in unterschiedlich gutem Zustand. Bester Ausgangspunkt ist das historische Städtchen Lienz im Osttirol, das am Abend viel Kultur und südliches Flair zu bieten hat. Nach dem Motto «Das Schlimmste zuerst» steuern wir den Weisssee im Mölltal an. Die Verzweigung an der Bundesstrasse bei Ausserfragant / Flattach ist nicht zu übersehen: Ein Las-Vegas-mässiges Schild verweist auf die «Mölltaler Gletscherstrasse». Sie ist identisch mit dem Monster. Oder war es einmal, denn die Gletscherstrasse ist längst ausser Betrieb. Mitte der Neunzigerjahre wurde ein Stollen-Expresslift gebaut, der das Skivolk direkt ins Gletscherskigebiet bringt. Dafür ist nun die Strasse frei. An der Talstation steht zwar eine Verbotstafel, die explizit auch für Velofahrende gilt. Doch darf dies generös als Haftungsausschluss interpretiert werden. Für den, der trotzdem rauffährt, heisst es also: selber schuld. Insgesamt sind auf der ganzen Strecke 24 Kilometer und 1924 Höhenmeter zu bewältigen. Am Stück natürlich. Die erste Kehrenanlage ist zum Üben da, 15 Prozent Steigung sind normal. Die zweite Kehrengruppe ist am härtesten. Sie hat es nicht nur wegen der hohen Dauersteigung in sich, sondern auch wegen der unbarmherzigen Sonnen exposition. Einziger Trost ist, dass genügend Platz zum Zickzackfahren bleibt. Nach diesen Rampen folgt eine Lawinengalerie, die früher bei der Durchfahrt viel Entspannung bot. Heute aber ist sie beschädigt und zwingt zum Absteigen, wenn auch nur für wenige Meter. Es ist unklar, ob die Eigentümerin das verfallende Bauwerk bereits abgeschrieben hat. Hitlers Baustelle Der folgende Anstieg bis zur Mittelstation und den Skiliften wirkt harmlos, da das Ziel in Sichtweite ist. Gleichwohl fordert er nochmals vollen Einsatz. Die Station beim kleinen Weisssee kann man getrost links liegen lassen. Eine alte Alpwirtschaft ist die bessere Alternative. Gäste in Velohosen sind hier oben auf 2234 m über Meer eher selten. Jedenfalls darf das aus dem Stirnrunzeln so mancher Wandervögel geschlossen werden. Ganz vorbei ist die Tortur noch nicht. Es bleiben noch 200 Höhenmeter zum Hochwurtenspeicher, dem Endpunkt. Ein letzter Kraftakt im Kampf gegen die Vertikale ist nötig. Dann tut sich endlich der Blick auf die grosse Bergwelt auf. Höher gehts nimmer. Das Monster ist besiegt. Und mit ihm auch der innere Schweinehund. Die Auffahrt zum Weisssee ist nicht nur eine physische, sondern auch eine mentale Herausforderung. Die Industrialisierung der Alpen durch Energiekonzerne und Tourismus ist hier hautnah mitzuerleben. Das braucht echt Nerven. Ursprünglich als Ganzjahresskigebiet geplant, ging der Gletscher aufgrund des Klimawandels so 2 44 | 3/2013 velojournal stark zurück, dass er seit 1998 im Sommer kaum mehr befahren werden kann. Umso mehr Leute müssen im Herbst und Frühling angelockt werden, damit die Rechnung noch stimmt. Der Skizirkus gehört der Schultz-Gruppe, die weitere Resorts im Ziller- und Pustertal betreibt. Dem Tourismus voraus ging die Erschliessung der Hohen Tauern zur Energiegewinnung. Die Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft (Kelag), vergleichbar mit Alpiq, Axpo oder BKW in der Schweiz, baute in den Sechzigerjahren die Kraftwerksgruppe Fragant. Sie galt mit ihrem System von Speicher- und Laufkraftwerken als einzigartig. Damit der Beton hochgekarrt werden konnte, mussten schmale Zufahrtssträsschen angelegt werden. Um Asphalt zu sparen, durften sie steil sein. Daraus sind nun die Monster geworden. Einzelne Hochgebirgsprojekte wie Kaprun oder der Weisssee im Stubachtal wurden schon in den späten Dreissigerjahren nach dem Anschluss Österreichs ans Nazi-Reich begonnen, teils unter Einsatz von Zwangsarbeitern. Die Staumauer im Stubachtal war «Hitlers höchstgelegene Baustelle», wie es damals hiess. Reif für einen guten Schluck Am zweiten Monster, dem Grossen Oscheniksee, sind wir im Aufstieg zum Weisssee schon vorbeigefahren. Nach Innerfragant, der letzten Siedlung, braucht es Argusaugen, um die kleine Abzweigung direkt in den Wald nicht zu verpassen. Das Strässchen ist mit einer Schranke versehen, und der Belag macht nicht den besten Eindruck. Trotzdem ist die Auffahrt bis zum Endpunkt auf 2394 m über Meer möglich. Knapp zehn Kilometer und 1220 Höhenmeter sind zu überwinden. Auch hier gibts Dauersteigungen um 15 Prozent sowie, laut Denzels Alpenstrassenführer, 42 Kehren. Das Zählen haben wir aus Konzentrationsgründen unterlassen. Die Schwierigkeit liegt nämlich darin, auf dem schmalen Asphalt ständig Laub, Ästen und Tannzapfen ausweichen zu müssen. Dreht das Hinterrad durch, ist Absteigen unvermeidlich. Das dritte Monster liegt im Zirknitztal, das von der südlichen Zufahrtsstrasse zum Grossglockner bei Döllach abzweigt. Hier gehts 16 Kilometer lang aufwärts zum Grosssee. Die Bergflanken sind lieblicher, aber nicht flacher, was der beträchtliche Höhenunterschied von 1465 m unmissverständlich anzeigt. Es gibt sogar nahrhafte Spitzen von über 20 Steigungsprozenten. Dafür fährt man völlig allein in der Natur. Wenn etwas pfeift, sind es die Lungen oder die Murmeltiere. Das «Schmankerl» gibts am Schluss unterhalb der Staumauer: eine hochprozentige Schlaufe mit integriertem Kuhgatter ausgerechnet an der blödesten Stelle. Wer die gemeistert hat, ist endgültig reif für einen guten Schluck – aus dem Rucksack, denn eine Beiz ist weit und breit nicht in Sicht. Und auch niemand, der ein «Monster-Zertifikat» aushändigt. Das muss man selber schreiben. n Infografik: tnt-graphics.ch Ralph Hug (Text und Fotos) 45 | 3/2013 velojournal Was folgt nach der Kurve zum Weisssee? Sicher ist nur: Es geht weiter aufwärts. Information Routen: Private Zufahrtsstrassen zu den hochalpinen Speichern Weisssee, Grosssee und Grosser Oscheniksee in den Hohen Tauern im österreichischen Bundesland Kärnten. Weisssee (2417 m ü. M.): Auch Hochwurtenspeicher oder Mölltaler Gletscherstrasse genannt. Auffahrt ab Ausserfragant/Flattach im Mölltal, 24,1 km Länge, 1924 Höhenmeter. Max. Steigung 18 Prozent. Grosser Oscheniksee (2394 m ü. M.): Auffahrt wie Weisssee bis Innerfragant. Nach rund einem Kilometer rechts unsignalisierte Waldstrasse mit geschlossener Schranke. Von da an 9,3 km Länge, 1220 Höhenmeter, 42 Kehren. Max. Steigung 18 Prozent. Grosssee (2451 m ü. M.): Auffahrt ab Döllach im Mölltal ins Zirknitztal, 16 km Länge, 1465 Höhenmeter. Max. Steigung: 20 Prozent. Alle Auffahrten sind beschrieben auf www.quaeldich.de und www.salite.ch. An- und Rückfahrt: Über Buchs SG nach Innsbruck. Achtung: noch kein Veloverlad im ÖBB-Railjet. Ab Innsbruck mit Regionalzug REX über den Brenner durchs Pustertal nach Lienz im Osttirol. Übernachten: Lienz i.O. am Fuss der Dolomiten ist ein historisches Städtchen mit südlichem Flair und zahlreichen Restaurants und preiswerten Hotelangeboten (www.lienz.at und www.stadt-lienz.at). Wir logierten im zentral gelegenen Dreisternehaus Best Western Hotel Sonne, DZ im Juli ca. 120 Euro. S A L Z B UR G ZIEL H OH EN START Dollach ZIEL Grosssee Weisssee TA U E R N Innerfragant ZIEL Grosser Oscheniksee START ÖSTERREICH KÄRNTEN 1 km Flattach LT A MÖL L unterwegs Velotour nach Venedig Wer auf dem Ofenpass startet, kann bequem bis an die Adria radeln – und das fast alles auf Velowegen. Eine Velotour, die auch für Familien mit Kindern geeignet ist. Stephan Dietrich (Text und Fotos) Mit der Autofähre unterwegs zum Lido von Venedig. «Keine Gnade für die Wade!», so lautet ein Slogan, der Bike-Touristen ins Südtirol locken soll. Auf unserer Velotour nach Venedig steht bei uns aber weniger die sportliche Höchstleistung, sondern Genussradeln im Vordergrund. Deshalb lassen wir uns, Vater (54) und Sohn (15), samt Velos vom Postauto auf den Ofenpass fahren. Mit einem Vorteil von 2140 Höhenmetern starten wir zu unserer Fahrt Richtung Adria. Auf der Ofenpassstrasse hat es wenig Verkehr, die rassige, aber nicht allzu steile Abfahrt ist ein Genuss. Kurz nach der Schweizer Grenze beginnt der Veloweg durch den Vinschgau. Vor sieben Jahren wurde die Bahnstrecke von Mals nach Meran wieder in Betrieb genommen, und seither boomt hier der Bahn- und Velotourismus (velojournal 4/2006, «Höhenflüge auf zwei Rädern im Vinschgau»). Der Veloweg, teils Natursträsschen, teils geteert, führt auf der alten Römerstrasse entlang. Links und rechts säumen Obstkulturen den Weg. Im Dorf Laas übernachten wir zum ersten Mal und lernen in Rosis Café und B & B die Südtiroler Gastfreundschaft kennen. An den Umstand, dass man in Italien deutsch respektive Südtiroler Dialekt spricht, müssen wir uns zunächst gewöhnen. Das ausgiebige Frühstück am nächsten Morgen ist als Kalorienzufuhr für unsere Kurzetappe nach Meran mehr als ausreichend. Im Kurort herrscht geschäftiger Bädertourismus, und eine Unterkunft ist schnell gefunden. Im immer breiter werdenden Tal geht es weiter Richtung Süden. Neben Obstplantagen säumen nun auch Weinstöcke unseren Weg. Statt dem Etsch zu folgen, nehmen wir nach 30 Kilometern in Frangarto die Weinstrasse und fahren hoch zum Kalterersee. Mit einer Fläche von 1,5 Quadratkilometern ist er eher ein Seelein. Baden kann man nur in einem der beiden Strandbäder. Wir übernachten in einem Bauernhof etwas oberhalb des Sees. Zum Frühstück gibt es nicht Wein, sondern Honig von den eigenen Bienen. Nach wenigen Kilometern erreichen wir das Haupttal samt Veloweg. Dem Etsch und später dem Po entlang könnten wir so weiter bis nach Venedig radeln. Wir ziehen eine andere Variante vor. In Trento nehmen wir den Zug nach Pergine. Dadurch gewinnen wir 300 Höhenmeter und überschreiten gleichzeitig die Sprachgrenze. In Pergine überrascht uns eine grosse Velo-Infostation. Mit einer Detailkarte ausgerüstet starten wir unsere Fahrt durchs Val Sugana. Den ersten Zwischenhalt machen wir am Lago di Caldonazzo im Hotel Mezzolago direkt am See samt Badestrand. Den Speisesaal schmücken Velokunstwerke, darunter ein aus Knochenteilen gefertigtes Fahrrad. Über Geschmack lässt sich streiten, aber die erste Pizza schmeckt hervorragend. Mit der Restwärme des Ofens backt die Nonna am nächsten Morgen frisches Brot. Köstlich. Der asphaltierte Veloweg führt zunächst dem See und dann der Brenta entlang. Die abwechslungs- reichen 85 Kilometer bis Bassano del Grappa, unsere längste Tagesetappe, sind schnell gemeistert. Das historische Zentrum der Kleinstadt ist, wie heute vielerorts in Norditalien, autofrei. Abendlicher Treffpunkt für Velofahrer und Fussgänger ist die gedeckte Brücke des Architekten Palladio. mehr zum Thema Siehe auch Hinweise zu Reiseanbietern in den Herstellernews auf Seite 54 und 55. Ach du Schreck, die Velos sind weg! Nach einem ersten Stadtrundgang kehren wir mit dem Vaporetto auf den Lido zurück. Doch ach du Schreck, unsere Velos sind weg! Wir hatten sie gleich neben der Velomietstation abgestellt und gut abgeschlossen. Im nahen Velogeschäft erfahren wir, dass die Vigili urbani sie zusammen mit anderen Velos wegtransportiert haben. Auf dem Polizeiposten finden wir sie tatsächlich wieder. Sie seien im Parkverbot gestanden, erklärt uns der Vigile. Diskussionen mit ihm sind überflüssig. Fast stolz erzählt er, dass er und seine Kollegen während des Filmfestivals es mit der gleichen Aktion bis in die Spalten des «Corriere della Sera» geschafft hätten. Wir denken uns unsere Sache, zahlen die Busse von 85 Euro und kaufen uns anschliessend zwei neue Schlösser. Venice in bike – dove vuoi, quando vuoi – in bici! Der Slogan, der hier überall zu sehen ist, scheint uns wie ein Hohn. Doch bald ist der Ärger verschwunden, und mit vielen schönen Erinnerungen und einer Schluss anekdote kehren wir in die Schweiz zurück. n Infografik: tnt-graphics.ch 46 | 3/2013 velojournal Fast wie in Afrika Den Einstieg zum Veloweg bis nach Padua finden wir nicht, und so suchen wir uns den Weg durch die Poebene auf kleinen Nebenstrassen eben selbst. «Immer Richtung Süden» ist das Motto. Verkehr und Ortschaften hat es kaum. Wie aus dem Nichts kommt uns in diesem Niemandsland eine Frau mit schwarzer Haut und prächtigem Gewand auf einem Velo entgegen. Wir wähnen uns irgendwo in Afrika. Kurz vor Padua stossen wir schliesslich doch noch auf den Veloweg und gelangen mühelos ins Zentrum. Neben vielen his torischen Gebäuden besonders sehenswert ist der botanische Garten, der älteste seiner Art in der westlichen Welt. Technisch Interessierte hingegen staunen über das Einschienen-Tram. Es hat eine Führungsschiene, fährt aber auf Gummirädern. Verschiedenen Kanälen entlang radeln wir weiter bis nach Mestre. Dank Velowegen ist auch die Passage der Industriestadt kein Problem. Auf dem letzten Damm-Kilometer zur Lagunenstadt geniessen wir den Anblick der Silhouette von Venedig zum ersten Mal vom Velo aus. Die Stadt haben wir schon einmal besucht, und weil wir schon am Meer sind, möchten wir darin auch baden. Wir übernachten deshalb auf dem Lido. Dorthin müssen wir die Autofähre nehmen, denn die Vaporetti befördern keine Velos. Anders als in der Stadt selbst, wimmelt es hier von Velos aller Art, und der ganze zwanzig Kilometer lange Lido ist durch Velowege erschlossen. 47 | 3/2013 velojournal Ein Bad im Kalterersee sorgt für eine willkommene Abkühlung. INFORMATION Die beschriebene Velotour vom Ofenpass bis nach Venedig hat eine Länge von 350 Kilometern, der allergrösste Teil sind Velowege. Die Strecke ist beliebig unterteilbar und weist keine besonderen Schwierigkeiten auf. Sollten Probleme auftauchen oder die Kräfte nicht mehr reichen, ist es bis zum nächsten Bahnhof meist nicht weit. An- und Rückreise, Velotransport: Hinfahrt: Zum Ofenpass Verbindungen im Stundentakt. Reservation im Postauto obligatorisch. Rückfahrt: Seit dem Fahrplanwechsel ist die Velomitnahme in der Direktverbindung Venezia–Genf (EC 42) nicht mehr möglich. Ohne Tranzbag ist die Rückfahrt kompliziert geworden. Bis Mailand muss man einen Regionalzug nehmen. Eine halbwegs gute Verbindung ohne Reservierungspflicht ist: Venezia ab 11.03, Milano an 14.35, ab 15.20, Domodossola an 17.02, ab 17.48, Brig an 18.16. Reisezeit: April bis Oktober. Kost und Logis: Vom einfachen B & B (ab ca. 40 Euro für das DZ mit Frühstück) bis zum teuren Hotel hat es unterwegs eine grosse Auswahl an Unterkünften. Karten: Unterwegs erhält man in den Touristenbüros detaillierte Karten für die Velowege. www.vinschgau.net, www.meranerland.com, www.kalterersee.com, www.visitvalsugana.it, www.turismopadova.it START SCHWEIZ Ofenpass Laas ITALIEN Mailand Meran Bozen Trient Bassano del Grappa Padova 50 km Po ZIEL Venedig unterwegs Luftakrobatik Mit einer guten Velopumpe ist ein platter Schlauch schnell gepumpt, und die Fahrt geht weiter. Noch schneller gehts mit einer Druckluftkartusche, was aber bei einigen verpönt ist. Die aktuellsten Pumpen im Überblick. meist der Fall. Ein kleiner Schlauch erleichtert die Arbeit, weil so die Pumpe besser gehalten werden kann und die Bewegungen nicht direkt aufs Ventil übertragen werden. Wird die Pumpe direkt aufs Ventil aufgesetzt, muss man darauf achten, dass dieses bei heftigen Bewegungen nicht beschädigt wird. Spannhebel angeklemmt. Der aufgeschraubte Pumpenschlauch macht aber eine viel zuverlässigere, dichtere Verbindung. Betrachtet man die komplett benötigte Zeit zum Reparieren eines Platten unterwegs, so fällt die kleine Mehrarbeit durch das Aufschrauben des Schlauchs kaum ins Gewicht. Komfortable Standfussfunktion Noch komfortabler und leichter wird der Schlauch wieder voll, wenn die Pumpe am Boden abgestellt werden kann. Die Blackburn- und Lezine-Modelle haben dafür extra einen ausklappbaren Standfuss. So kann man sie mit dem Fuss fixieren – fast wie mit einer grossen Standpumpe zu Hause. Eine Erleichterung sind die aufschraubbaren Ventile, mit denen im Test die Modelle von Lezine und SKS ausgerüstet waren. Bei den anderen Modellen wird der Pumpenkopf einfach über das Ventil gestülpt und meist mit einem Kolbendurchmesser macht den Unterschied Die Pumpen unterscheiden sich auch in ihrem Kolbendurchmesser. Seit einigen Jahren bezeichnen die Hersteller ihre Modelle mit den grösseren Durchmessern als Mountainbike-, die schlankeren als Rennvelopumpen. Mit den «dickeren» kann man Pneus schneller füllen, mit den «dünnern» erreicht man mehr Druck. Als Allzweckmodell und für Tourenvelos kauft man sich besser ein Modell mit einem kleineren Kolbendurchmesser: Man braucht dann etwas länger, bis der Schlauch voll ist, dafür erreicht man Foto: Marius Graber Scherben bringen Glück, den Velofahrern aber oft einen Platten. Noch grösser ist das Pech, wenn man keine Pumpe dabei hat oder wenn diese nicht richtig funktioniert. velojournal hat fünf unterschiedliche Pumpen miteinander verglichen und zudem zwei Systeme mit CO2-Kartuschen ausprobiert. Unter den Mitnahme-Pumpen befanden sich speziell kleine, solche mit einem kleinen Standfuss, besonders leichte und eine lange Rahmenpumpe. Zudem testen wir eine einfache Druckluftpumpe. Um die Leistungsfähigkeit genau vergleichen zu können, wurden die Modelle nicht nur am Velo getestet, sondern auch an einem Metallkubus, welcher das Volumen eines Rennvelopneus aufweist und mit einem Präzisionsmanometer ausgerüstet ist. Beim Test-Pumpen zeigt sich schnell, was eine gute Pumpe ausmacht: Einfacher gehts, wenn das Ding präzise und stabil produziert ist – dies ist bei Modellen mit einem Aluminium-Gehäuse Marius Graber sicher den benötigten Druck. Hier hat die BBB-Rahmenpumpe gut gefallen, fein aber mit langem Kolben. Druckluftpatronen Wer nicht lange «pümpelen» mag, kann eine CO2Patrone mitnehmen. Zwischen Patrone und Ventil braucht es ein «Befüllsystem», mit dem die Patrone angestochen und die Luft reguliert in den Pneu eingelassen werden kann. Getestet wurde «Airgun Extra» von SKS, ein minimalistisches Ding, das tadellos funktionierte. Insgesamt ist ihr Gewicht aber nicht viel geringer als bei manuellen Modellen, nimmt man zwei Patronen mit, ist die Handpumpe leichter. Mit Patronen ist ein Pneu innert 20 Sekunden voll. Der Pneudruck war bei fünf Bar, damit lässt sich weiterradeln. Beim Rennvelo hätte man lieber sieben oder acht Bar. Mit den grösseren Pumpen bringt man das noch locker hin. Mit den Kleinen nur mit viel Ausdauer (und Gefluche). n Pumpen Handpumpen 1 | BBB «Ovalintegrate BMP-51L» 2 | Blackburn «Airstik long neck evo» 3 | Lezyne «micro floor drive hvg» 4 | SKS «Spaero Sport» 5 | Zefal «Air Profil Micro » 6 | SKS «Airgun Extra» Aluminiumpumpe, Pumpenkopf mit Klemmhebel für Sclaverant- oder Auto-Ventil, ausklappbarer Handgriff, Klettbänder zum Befestigen am Rahmen, ovale Form für schlanke Silhouette. Ministandpumpe, 15-cm-Spiralschlauch, klemmbarer Kopf für Sclaverant- und AutoVentil, klappbarer Pumpenfuss und Handgriff, zwei Pump-Modi: grosses Volumen oder hoher Druck. Ministandpumpe aus Aluminium, Pumpenkopf zum Aufschrauben für Sclaverantund Auto-Ventil, 60 cm Pumpenschlauch mit Manometer, Befestigungsclip für Transport am Rahmen. Kleine Aluminiumpumpe, herausziehbarer, flexibler Pumpenschlauch (12 cm), aufschraubbarer Pumpenkopf für Sclaverant-Ventil, Befestigungsclip für Transport am Rahmen. Kleine AluminiumMinipumpe, Pumpenkopf mit Klemmhebel für Sclaverant- oder Auto-Ventil, Befestigungsclip für Transport am Rahmen. Druckluftpumpe, Aluminium, Pumpenkopf für Sclaverant- und AutoVentil, Kunststoff-schutz über Kartusche, Befestigungsclip für Transport am Rahmen inklusive zweiter Kartusche. Gewicht / Länge* 133 Gramm / 430 mm 154 Gramm / 280 mm 214 Gramm / 310 mm 111 Gramm / 208 mm 87 Gramm / 162 mm 113** Gramm / 137 mm Pumpdauer bis 5 Bar *** ca. 1 Minuten 45 Sekunden ca. 1 Minute 30 Sekunden ca. 1 Minute 15 Sekunden ca. 5 Minuten 30 Sekunden ca. 6 Minuten 45 Sekunden ca. 20 Sekunden Pumpdauer bis 7 Bar *** ca. 3 Minuten 45 Sekunden ca. 3 Minuten 15 Sekunden ca. 2 Minuten ca. 6 Minuten 30 Sekunden ca. 9 Minuten 30 Sekunden nicht erreicht Beschreibung Kommentar angenehmes Pumpen mit langem Hub, Druck wird zügig und relativ leicht erreicht beim Pumpen stösst man sich die «Knödli» (Fingergelenke) an gutes Handling, leichtes Pumpen für Ministandpumpe klein und sehr leicht Pumpenkopf hält nicht ganz sauber auf dem Ventil angenehmes Pumpen dank Füsschen und langem Schlauch sichere Verbindung zwischen Pumpenkopf und Schlauch Handgriff dürfte etwas grösser sein klein, leicht und leistungsfähig gute Verbindung zwischen Ventil und Pumpenkopf dank Pumpenschläuchlein angenehmes Pumpen Dank dem langen Kolben sehr angenehm und schnell zu pumpen. Hoher Druck kann auch ohne übermässigen Kraftaufwand erreicht werden. Pumpt unterwegs fast so angenehm und leicht wie die Standpumpe zu Hause. In Anbetracht des PumpKomforts sind Gewicht und Grösse absolut moderat. Die Standpumpe fürs Handgepäck: Befüllt grosse Volumen schnell und schafft trotzdem hohe Drücke. Ideal für alle, die eine sehr gute Pumpe dabeihaben wollen. Guter Kompromiss zwischen leichtem Gewicht und gäbigem Pumpen. Das kleine Pumpenschläuchlein erleichtert das Pumpen enorm. Gute Notpumpe: Sehr klein und leicht. Wenn es sein muss, bringt man mit etwas Ausdauer und Kraft auch hohen Druck hin. Minimalistisch gemacht, funktioniert aber bestens. Mit dem Ventil lässt sich der Druck sehr gut dosieren. Preis Fr. 31.90 Fr. 49.90 Fr. 69.90 Fr. 49.90 Fr. 34.90 Fr. 32.90 Info Amsler & Co. 052 647 36 36 www.bbbcycling.com Chris Sports 071 969 66 66 www.chrissports.ch TST Trading 061 985 50 85 www.lezyne.com Fuchs-Movesa 056 464 46 46 www.fuchs-movesa.ch Velok 044 838 60 50 www.velok.ch Fuchs-Movesa 056 464 46 46 www.fuchs-movesa.ch * Messung velojournal (kann von Herstellerangaben abweichen) 48 | 3/2013 velojournal Handpumpe oder Druckluftpatrone? Druckluftpumpe ** inklusive 17-Gramm-CO2-Kartusche sehr klein, passt sogar ins Satteltäschli sehr leicht auch hoher Druck ist erreichbar, allerdings muss man sehr lange pumpen 6 5 4 klein leicht gut regulierbar 3 2 1 *** Refernzwert für Rennvelopneu, Messung velojournal 49 | 3/2013 velojournal Pro Patrone: Stolz hat Philip Douglas, der Lieferant des (Militär-)«Fahrrad 12», den Inhalt der listigen Rahmentasche am neuen Ordonnanzvelo gezeigt. Mit einer Minihandpumpe! Hallo! Wir werden noch den Krieg verlieren wegen der zeitraubenden und anstrengenden Handpumperei! Oder haben Sie schon mal einen Rennfahrer gesehen, der während des Wettkampfs nach einem Reifendefekt mit der Handpumpe für ein frisches Luftkissen gesorgt hat? Man stelle sich die Szene in einem Ernstfall vor. Eben! Deshalb leiste ich mir auch auf Tour handliche CO2-Patronen, die dem Reifen in Sekundenschnelle neuen Druck einhauchen. Schliesslich will ich nicht müde werden vom Pumpen, sondern vom Pedalen. Es reicht mir, dass mir hin und wieder beim Fahren die Puste ausgeht. Aber nichts gegen die Handpumpen-Romantiker im Freundeskreis. Während die beim Pumpen ausser Atem geraten, gewinne ich den entscheidenden Zeitvorsprung. Martin Platter Stümpipümpi zur Spargelzeit: Seit es diese spargelkurzen Velopümpeli gibt, habe ich vom Asphalt ein paar Exemplare aufgehoben, bald eröffne ich ein Pümpeli-Museum. So leicht sind diese Stüpfipfüpfi, dass der Radler nicht merkt, wenn ihm das Ding vom Velo hüpft. Auch die Velokameraden fahren mit Spargelpumpen. Hat einer unterwegs den Platten geflickt, beginnt das hektische Zehnzentimeter-Pümpeln, vorwärts und zurück, piffpaff. Dem eifrigen Pümpeli-Höbelen haftet etwas Unanständiges an. Doch der Spargelpumper erreicht den siebten, den achten Atü-Höhepunkt nur selten. Und während ich Höbeli-Zuschauer eine Gitane paffe, schielt der Pümpeler schon herüber, zu der Kanone von Navarone an meinem Velo, zur schwarzen Pumpe Zéfal hp x 4. Die Kanone ist zwar ein Drittel schwerer als sein Spärgeli, doch mit etwas Bizeps und einer zweiten Gitane kriegt man durch diese Pipeline die acht Atü schön langsam hin. Acht Atü, die liebt der Kamerad. Nachher zahlt er mir eine Stange. Dres Balmer unterwegs Publireportage Ständige Begleiter Kulinarik, Wasser-Abenteuer und Velo-Kicks Neben Pumpen hat velojournal noch andere nützliche Dinge für das Tourengepäck getestet. Schutz gegen Regen und Pannen sowie eine praktische Sattelstützen-Packtasche. Marius Graber Flims ist im Sommer der ideale Ausgangspunkt für Ausflüge zum Unesco-Weltnaturerbe Sardona, in den Swiss Grand Canyon – die Rheinschlucht mit ihren Kreidefelsen – und vieles mehr. Das alles per Velo oder Bike. 1 | Regenjacke mit Ärmeln zum Hochkrempeln Der Technikredaktor hat sich lange gedrückt, die Löffler-Jacke zu testen. Unter einer Regenjacke stellte er sich etwas Währschafteres vor. Zum Glück gab er sich dennoch einen Ruck, denn unterdessen möchte er die «GTX Vario»-Jacke nicht mehr missen. Der Clou daran sind die losen Ärmlinge: Mit diesen kann während der Fahrt die Temperatur gut geregelt werden. Geht es bergauf und regnet es gar nicht mehr so stark, können die Ärmlinge flugs nach vorne zusammengestossen werden. Das gibt Luft an den Armen und ermöglicht über die kurzen, offenen Ärmel eine gute Belüftung des Rumpfes, sodass man nicht übermässig ins Schwitzen kommt. Auf dem Berg angekommen, werden die Ärmlinge einfach wieder nach hinten geschoben, und schon ist der Wetter- und Windschutz wieder komplett. Wird es ganz garstig, können die Oberarme und der Kragen etwas zugezogen werden. Die Jacke ist dann komplett dicht, und hier zeigt sich die «Gore Tex Akctive»-Membrane sehr atmungsaktiv. Und weil die Regenjacke nur gerade 250 Gramm wiegt und sich auf ein doppelfaustgrosses Paket zusammenrollen lässt, ist sie unterdessen fester Begleiter auf Tagestouren geworden. Preis: Fr. 349. –, Info: Löffler 0043 7752 84 4210, www.loeffler.at 2 | Für barmherzige Velosamariter Die junge Marke Tern macht nicht nur Faltvelos sondern auch Faltwerkzeuge. Nun gibt es ja bereits eine Riesenauswahl an Velo-Multitools, dennoch hat das 177 Gramm schwere «Tool» von Tern einige besondere Eigenschaften, die unserer Meinung nach erwähnenswert sind: Zum einen ist es mit einem 15mm-Gabelschlüssel ausgestattet, welcher für die Radmuttern von Nabenschaltungen und Radnabenmotoren gebraucht wird. Gerade dieser wichtige Schlüssel ist sonst kaum an Minitools zu finden ist. Der lose Schlüssel kann an das Hauptwerkezug gesteckt werden, zusammen mit den ausgeklappten Inbusschlüsseln bekommt man so einen langen Hebel, womit auch kräftig angezogene Muttern gelöst werden 1 Gerade im Sommer ist die Natur rund um Flims besonders beeindruckend, da grossartiger und vielfältiger als anderswo. Und damit ist nicht nur die Tektonik-Arena Sardona gemeint, die zum Unesco-Weltnaturerbe gehört, sondern auch die Rheinschlucht mit ihren Kreidefelsen, über die eine adrenalin-fördernde Aussichtsplattform ragt. Dazu kommen türkisfarbene Bergseen, Wald, Berg und Wasser, letzteres kunstvoll inszeniert im «Trutg dil Flem» dem neuen, anspruchsvollen Flimser Wasserweg. Atemberaubende Natur zusammen mit einer erstklassigen Infrastruktur am Berg und im Tal warten gemeinsam mit 330 km Mountainbikerouten, aber auch auf alle Freerider, CrossCountry-Fahrerinnen, Enduro-Biker sowie velobegeisterte Familien. Wers ruhiger mag, macht sich auf zum Genusswandern entlang der Kulinarik-Trails, die auch die kulinarischen Attraktionen der Region erlebbar machen. A propos: Letztere gibt es auch im 4-SterneSuperior-Hotel Adula zu kosten. Denn das persönlich geführte Haus legt grossen Wert auf Qualität, Wertigkeit und Tradition – und besticht durch eine gelungene Verbindung von echten Gemälden und Kunstgegenständen mit modernem Design und duftendem Arvenholz in den neuen Zimmern. Besonders schön im Sommer neben der Wellness-Anlage und dem sprudelnden Sole-Outdoor-Pool ist der grosse Garten mit herrlichem Bergblick. Preis: Fr. 49.–, Info: Amsler & Co. 052 647 36 36, www.ternbicycles.com 3 | Kleintransporter Der grosse «Seatpost Bag» von Ortlieb ist so geräumig geschnitten, dass neben Reparaturmaterial, Pumpe und Ersatzschlauch noch Portemonnaie, Handy, Schlüssel, ein kleines Erste-Hilfe-Set und etwas Essen Platz haben. Packt man gut, geht sogar eine säuberlich gerollte Regenjacke und ein kleiner Fotoapparat noch rein, sodass man das Wichtigste für eine Halbtagestour dabei hat. Mit einem Gummizug auf der Oberseite kann zusätzlich ein Pulli aufgeschnallt werden. Wie üblich bei Ortlieb, bleiben die Sachen auch dann noch trocken, wenn man in den Monsun gerät. Die grosse Tasche wirkt bei schlechtem Wetter gleichzeitig als Minischutzblech und hält die übeslete Nässe vom Po der Fahrerin oder des Fahrers fern. Die Tasche wird mit einem integrierten Spannsystem direkt an der Sattelstütze befestigt. Dieses ist bequem zu bedienen, sodass die Tasche bei einer Rast auch gerne abgenommen wird. Auf unserer Testfahrt mit drei Kilo Bepackung hielt die Taschen auch gröberen Rütteleien stand. Die Befestigung lässt sich werkzeuglos auf verschiedene Sattelstützen-Durchmesser anpassen, sodass die Tasche problemlos an unterschiedlichen Velos benutzt werden kann. 1 1 |Das Vierstern-Hotel Adula ist ein idealer Ausgangspunkt für Erholung und Touren. 2 |Velofahren rund um den Caumasee. Wellnessprogramm nach dem Touren Preis: Fr. 119.–, Info: Gecko Supply, 044 273 18 01, www.ortlieb.de 3 Fotos: zVg, Adula 2 können. In derselben Manier ergibt sich auch ein überaus handlichen Flaschenöffner. Weiter umfasst die Werkzeugkiste alle möglichen Inbus-und Torxschlüssel, den 6-,8- und 10-er Gabelschlüssel, Nippelspanner sowie einen Kettennietendrücker. Die Werkzeuge sind beim «Tool» so auf die drei Partien verteilt, dass alle gebräuchlichen Mutter-Inbus-Kombinationen bedient werden können. Passionierte Gümmeler oder Biker werden nun einwenden, dass an ihrem Velo gerade der 15-er gar nicht gebraucht werden kann. Das stimmt. Der ist aber spätestens dann ganz praktisch, wenn man bei einem in Not geratenen Nabenschaltungs- oder Elektrovelofahrer zum barmherzigen Samariter werden möchte. Kein Wunder, dass der Bündner Komiker Claudio Zuccolini, der derzeit mit dem Circus Knie durch die Schweiz tourt, als Botschafter fürs Adula fungiert. «Zeit für das Echte» lautet das Motto des Hauses, das sich nicht nur in gelebter Familientradition und herzlicher Gastfreundschaft niederschlägt, sondern auch in der Wahl der Materialien, in der Kombination von Antiquitäten und Gemälden mit modernem Design. Den Gast erwartet ein breites Wellness- und Wohlfühlangebot, und im grossen Garten mit Sole-Aussenpool, Liegewiese und Rosenbeeten stellt sich echtes Sommergefühl ein – ergänzt durch einen Bergblick, soweit das Auge reicht. Hier lässt es sich entspannen nach erlebnisreichen Touren, die man praktischerweise direkt vom Haus aus starten kann. Wie etwa den Kulinariktrail «Wald und Wasser», der über den Cauma- und Crestasee wieder zurück nach Flims-Waldhaus führt. Höhepunkt der Wanderung: die Rheinschlucht mit ihren Kreidefelsen, gut zu erleben von der Mauersegler-Aussichtsplattform, die sich schräg über den Abgrund zum 400 Meter tie fer liegenden Vorderrhein neigt. Wer diese Mutprobe bestanden hat, geniesst im Ausflugsrestaurant Conn die hausgemachten Trin- 50 | 3/2013 velojournal 51 | 3/2013 velojournal 2 ser Birnenravioli. Man sollte aber noch genug Platz lassen fürs wundervolle Dinner im Adula. 330 Kilometer Velowege und Biketrails Wer diesem genussvollen Luxus-Wandern die Herausforderung vorzieht, wird den neuen «Trutg dil Flem» lieben, denn der frisch angelegte Flimser Wasserweg führt Wanderer über einzigartige, zum Teil architektonisch kühn angelegte Brücken, vorbei an rauschenden Wassermühlen und Wasserrutschen. Vor allem aber hat «Mountain Bike Holidays» Flims als Bike-Destination erneut das Gütesiegel «approved bike area» verliehen. Das Angebot umfasst nicht nur 330 abwechslungsreiche Mountainbike-Kilometer aller Schwierigkeitsgrade, sondern auch täglich wechselnde, individuell geführten Touren, bei denen die Fahrtechnik verbessert werden kann. «The Never End» heisst die Krönung des Angebots: Der Trail startet auf dem Crap Sogn Gion und bietet guten Fahrern über 1000 Meter Höhenunterschied bei technisch anspruchsvoller Streckenführung. Aber auch leichte Cross-Country-Strecken bis hin zum ausgebauten Flyer-Elektrobike-Netz sind hier zu finden. Moderne Bergbahnen, erstklassige Servicestationen, Shops und chillige Bars an den Talstationen runden das Angebot perfekt ab. Der ideale Ausgangs- und Zielpunkt ist stets die Ferien-Heimat Adula. Ein Tipp: Die Bergbahnwandertickets sind ab 17. Mai 2013 (je nach Öffnungszeiten der Bahnen) im Zimmerpreis inbegriffen – für alle, die drei Nächte bleiben. Ebenso wie Tai-Chi-, Yoga- und Pilates-Wochen, die das grosse Massage- und Anwendungsangebot des Wellnesshauses optimal ergänzen. Das Adula ist übrigens von Zürich aus in nur eineinhalb Autostunden schnell erreichbar, mit Zug und Bus nur unwesentlich länger. n Preise und Infos Das Doppelzimmer kostet im Sommer 2013 p. P. ab Fr. 122.– inkl. Frühstücksbuffet, Nutzung des «La Mira»-SPA & Aktivprogramms, des regionalen Shuttlebusses sowie (ab 3 Übenachtungen) Bergbahntickets. Infos: 4-Sterne-Superior.-Hotel Adula, Via Sorts Sut 3, CH-7018 Flims-Waldhaus, Tel. +41 (0) 81/ 928 28 28, E-Mail: [email protected], www.adula.ch unterwegs SWISSTRAILS MACHT DIE SCHWEIZ, Gefaltet ist halb gewonnen UND NEU AUCH ITALIEN MOBIL! WANDERLAND VELOLAND MOUNTAINBIKELAND Die Zeiten der einfachen Fahrradmitnahme im Zug scheinen vorbei. Wer diesen Sommer sein Velo durch Europa transportieren will, faltet es am besten oder packt es ein. Immerhin: Innerhalb der Schweiz gibt es einige Verbesserungen. ★ FERNRADWEG «BELLA ITALIA»: ST.MORITZ - BOZEN - VENEDIG - FLORENZ - ROM ★ LIGURIEN MIT DEM FAHRRAD: GENUA & CINQUE TERRE ★ PIEMONT – DAS PARADIES FÜR FEINSCHMECKER ★ APULIEN – OLIVENHAINE UND KLARE MEERE ★ RENNRADREISE SIZILIEN – ZWISCHEN CANYONS UND BAROCKER BAUKUNST ★ WANDERN DOLOMITEN HÖHENWEG NR. 1 Ivo Mijnssen und Fabian Baumann SKATINGLAND KANULAND Neu be Swisstraiil s! Optimale Ve lotouren in der Schwei z für die ganze Fami lie: Gepäck und Velotr ansport ab / nach Domizi l für Stro htouren, Ho steltouren , Top Class Touren. Jetzt die neuen Kataloge 2013 verlangen – oder alle Infos auf unserer Website holen: T +41 (0)43 422 60 22 • WWW.SWISSTRAILS.CH Erleben Sie den Rheinradsommer! Rhein-Route Véloroute Rhin Rheinradweg Rijnfietsroute Foto: zVg Weblink Radeln Sie von Veranstaltung zu Veranstaltung! Der Rheinradsommer ist eine internationale Veranstaltungsreihe am Rhein – zwischen der Quelle in der Schweiz und der Mündung in Holland. Informationen zu allen Veranstaltungen finden Sie unter: www.rheinradweg.eu Die aktuelle Übersichtskarte zur Velomitnahme finden Sie unter: www.velojournal.ch/ velomitnahme 53 | 3/2013 velojournal Die guten Nachrichten zuerst: In der Ostschweiz wird der Velotransport diesen Sommer einfacher. Auf dem Gebiet des Z-Passes, also in den Kantonen Zürich, Aargau, Schaffhausen, Thurgau und Schwyz, kommen immer mehr Regio-Dosto-Züge zum Einsatz. Hinzu kommt ab dem 9. Juni die Strecke St. Gallen–Chur durchs Rheintal. Die modernen doppelstöckigen Zugkombinationen, die als Erstes auf dem S-Bahn-Netz in Zürich unterwegs waren, verfügen über Multifunktionsabteile und deutlich mehr Platz für Velos und andere Gefährte. Da sie im Rheintal das älteste Rollmaterial ablösen, das auf dem SBB-Netz noch fährt, gibt es hier ebenfalls mehr Komfort für Veloreisende. Auch die Postautos haben den Stellenwert der Velos auf den touristischen Strecken erkannt. Immer mehr Kurse fahren in den Sommermonaten mit Anhängern oder Haken für Velos. Seit letztem Jahr muss für die Velomitnahme auch kein spezielles Ticket mehr gekauft werden – die SBB-Velobillette sind auch für Postautos gültig. Zur Sicherheit empfiehlt es sich aber, auf der Fahrplan-Website der SBB zu prüfen, wo und wann eine Velomitnahme in Postautos möglich ist (unter «erweiterte Suche»). Oft sind auch Reservationen nötig. Nachtzug top, Railjet flop Weniger positiv präsentiert sich die Situation hingegen im grenzüberquerenden Verkehr. Primär aus Österreich erreichen Veloreisende enttäuschende Neuigkeiten: Die Railjet-Züge Zürich– Wien verkehren auch dieses Jahr ohne Veloabteile. Eine Sprecherin der ÖBB erklärt gegenüber velojournal: «Wir haben nach der Veröffentlichung des Plans, in den Railjet-Wagen der Business Class Fahrradabteile einzubauen, zahlreiche Feedbacks, Änderungs- und Verbesserungswünsche erhalten.» Die Kritiker des ursprünglichen Plans monierten, das Veloabteil sei drei Wagen von der zweiten Klasse entfernt und deshalb nur umständlich zu erreichen. Offenbar ist ein Einbau in einem anderen Teil des Zugs aber schwierig, weshalb die ÖBB mehr Zeit brauchen. Auf Nachfrage erklärte die Bahngesellschaft, der Einbau von Veloabteilen in der zweiten Klasse sei «eine mögliche Variante», zuerst müssten aber Fragen der Wirtschaftlichkeit geklärt werden. Weshalb eine solche Lösung aber so kompliziert ist, dass ein Zeitpunkt für die Einrichtung «noch nicht absehbar ist», bleibt unklar. Reisende, die ihr Velo nach Österreich mitnehmen wollen, müssen auf den langsameren Nachtzug ausweichen. Der Nachtzug bleibt auch eine gute Option für Reisen nach Deutschland: Auf den meisten Zügen der City-Night-Line werden die Fahrräder problemlos transportiert. Die obligatorische Reservation ist kostenlos, es braucht nur eine internationale Fahrradkarte. Auf den modernen Hochgeschwindigkeitszügen geht der Trend hingegen klar in eine andere Rich- Velotransport: Zerlegen bleibt oft die einzige Lösung. tung. ICE, die doppelstöckigen TGV, die italienischen Frecciarossa-Hochgeschwindigkeitszüge und wie erwähnt die ÖBB Railjets nehmen keine unverpackten Velos mit. Überall ist aber die Mitnahme im Velosack kostenlos möglich. Im Frecciarossa dürfen seit Neustem Faltvelos auch unverpackt transportiert werden – zumindest ein kleiner Trost. Nach dem Wegfall der direkten Verbindungen ist die Velomitnahme im Grenzverkehr mit Italien noch schwieriger geworden. Eine direkte Verbindung nach Mailand mit erlaubter Velomitnahme gibt es nicht mehr. Die schnellsten Verbindungen aus Zürich führen über Lugano, mit Weiterfahrt in der S-Bahn Tilo. Von Bern aus lässt sich Milano Centrale mit Umsteigen in Brig und Domodossola einmal täglich in vier Stunden erreichen. Auf jeden Fall empfiehlt sich eine frühzeitige Internet-Recherche. Wer sein Ticket zeitig online bucht, fährt zudem in den italienischen Hochgeschwindigkeitszügen dank Frühbucherrabatten deutlich billiger. Hoffen auf die Zukunft Der politische Druck auf die europäischen Bahngesellschaften, den Velotransport zu verbessern, zeigt im deutschsprachigen Raum etwas Wirkung: Die Situation in den deutschen ICE soll sich bessern. Auf Druck der Parlaments kündigte die DB an, die neue ICE-Generation, die ab 2016 in Betrieb genommen wird, mit je acht Velo-Abstellplätzen auszurüsten. Andernorts hat die European Cyclists’ Federation (ECF) den politischen Druck aber etwas zurückgenommen. Eine europaweite Petition, die die Fahrgastrechte-Verordnung des Europaparlaments mit mehr Rechten für Velofahrende ergänzen wollte, liegt gemäss Auskunft des VCS gegenwärtig auf Eis. Stattdessen setzt die ECF auf den direkten Dialog mit den Bahngesellschaften. n Herstellernews Getestete Sicherheit Bella Italia Die Stiftung Warentest untersuchte 37 Fahrradschlösser. Nur fünf Schlösser wurden mit «Gut» bewertet, darunter vier Abus-Produkte. «Wir freuen uns, so ein überragendes Ergebnis erzielt und in jeder der Kategorien als Bester überzeugt zu haben», kommentiert Torsten Mendel von Abus. Der Aspekt Aufbruchsicherheit war Hauptkriterium des Tests. Handhabung, Haltbarkeit und die Schadstoffauswertung flossen ergänzend in das Ergebnis ein. Vor allem die Bügelschlösser Granit X-Plus 54, Granit Plus 51 und Sinero 43 zeigten ihre Widerstandskraft. Zudem konnte das Bordo Granit X-Plus als einziges von sechs Faltschlössern im Test überzeugen. Zusammen mit einem italienischen Partner hat Swisstrails die Fernroute «Bella Italia» geschaffen. Sie beginnt in St. Moritz und führt bis nach Venedig – und sogar weiter nach Rom. Die Route ist in mehrere Etappen aufgeteilt, die einzeln oder als Ganzes mit dem Velo gefahren werden können. Der erste Abschnitt führt in fünf Tagen nach Bozen. Von da aus geht es durch attraktive Landschaften und Städte weiter Abus 0049 (0) 23 35 63 40 www.abus.com Neue Basil-Körbe – auch für Elektrovelos So rolle ich Die Frühlingsluft macht Lust auf Farben und Blumen. Beides ist vereint in den neuen Körben von Basil. Der Typ «Cento Flower» wird in Längsrichtung auf dem Gepäckträger fix montiert. Durch die schmale Form passt das Velo trotz Korb in jeden Ständer und Abstellplatz. Er ist in drei Farben und zwei Grössen erhältlich. Neu bietet Basil auch das Modell «Cento Bassolid» mit sta- Die Produktserie «Pack’n’Pedal» von Thule ist ein idealer Begleiter für Veloreisen, PendlerInnen und Alltagsfahrende. Das Befesti gungssystem ist so konzipiert, dass die Taschen an fast jeden Gepäckträger passen und die Aufhängung durch Drehung der Aluplatte verschwindet. Somit lassen sich die Thule-Taschen elegant und smart umhängen. Das Sortiment wird abgerundet bilem Klemmhalter an. Dieser ist besonders für E-Bikes mit Akku unter dem Gepäckträger geeignet. Die Körbe sind ab einem Preis von Fr. 35.– beim Vertriebspartner Vitelli Velobedarf erhältlich. Vitelli Velobedarf AG 061 361 70 70 www.basil-switzerland.ch Bike-Blachendach echte Blache in verschiedenen Farben. Geringe Versandkosten und keine Montagekosten dank leichter Konstruktion. Zubehör wie Seitenwand und Veloständer sind ebenfalls erhältlich. Das «Blike» kann online zum Preis von Fr. 1730.– bestellt werden. durch eine Lenker- sowie wetterfeste Tabletund iPad-Taschen. Die «Pack’n’Pedal»-Produkte wurden mit dem Eurobike Award 2012 und dem iF Product Design Award ausgezeichnet und sind im Fachhandel erhältlich. Tour de Suisse Rad AG 071 686 85 00 www.tds-rad.ch Die Manufaktur Velotraum hat sich auf gute und individuell angepasste Stadt- und Tourenvelos spezialisiert. Sie bietet eine breite Auswahl: spezielle XXS-Modelle für kleingewachsene Menschen, XXL für ganz grosse und überlange für Sitzriesen mit besonders langen Rücken. Für FahrerInnen, die gerne etwas aufrechter sitzen, wurden die «Komfort»-Rahmen entwickelt. Mit der Messmaschine, auf der verschiedene Virola GmbH 041 921 83 83 www.blike.ch Toskana verleitet zum Träumen Sitzhaltungen und Rahmengrössen simuliert werden können, ermittelt Velociped die optimale Sitzposition. Die Ausstattung der Velos geschieht auf Kundenwunsch. Wer will, kann beim Bau seines Velos selber Hand anlegen. Velociped, Kriens 041 320 53 51 www.velociped.ch Reifen wie Batman Sie in Siena, wie lebendig Kultur sein kann, wenn sie tief in einer Region verwurzelt ist. Die Toskana inspiriert und lädt zum Verweilen ein. Anreise jeden Samstag bis zum 6. Juli und vom 24. August bis 12. Oktober. Die Touren kosten ab Fr. 906.–. Mit dem «Gotham»-Reifen von Hutchinson lässt sich mit Stil E-Bike fahren. Der Reifen wurde für Fahrten in der Stadt entwickelt und verfügt über ein Semi-SlickProfil, das sich durch einen niedrigen Rollwiderstand auszeichnet. Gleichzeitig sorgt das Profil für eine sichere Fahrt bei Regen. Die Zwei-Komponenten-Lauffläche minimiert den Abrieb durch die erhöhten Kräfte, Eurotrek 044 316 10 00 www.eurotrek.ch KTM-Profi-Teams erfolgreich Mit guten Leistungen konnten die KTMProfi-Teams Bretagne-Séché Environnement und Tirol Cycling in die Saison 2013 starten. Bretagne erhielt eine Wildcard für den Klassiker Paris–Roubaix und schrammte nur knapp an einer Top-Platzierung vorbei. Dennoch schafften es fünf Fahrer auf dem KTM Revelator durch die Hölle des Nordens. Das Tirol Cycling Team konnte im Rahmen des UCI-Europe- 54 | 3/2013 velojournal SwissTrails GmbH 043 422 60 22 www.swisstrails.ch Von XXS bis XXL Aufwendige, massive, komplizierte und teure Dachkonstruktionen findet man überall. Doch ein Velodach soll primär das Velo vor der Witterung schützen. Das «Blike» leistet genau dies. Und sieht dabei erst noch gut aus. Die rostfreie, stabile und langlebige Konstruktion aus Aluminium hat viele Vorteile. Eine niedrige Bauhöhe und anliegende Form dank faltbarem Dach für optimalen Schutz. Robuste und licht- Immer schon hat die Region Menschen inspiriert, Grosses zu erdenken und wunderbare Dinge zu erschaffen. Eine solche Landschaft will langsam entdeckt werden. Die Velotour des Aktivreiseveranstalters Eurotrek ist ein guter Weg, um die vielen Wunder der Toskana kennenzulernen. Besuchen Sie Florenz, geniessen Sie die Ruhe im berühmten Kurort Montecatini und erleben nach Venedig. In den Touren sind Reiseunterlagen, Informationen vor Ort sowie Übernachtungen und der Gepäcktransfer inbegriffen. Details zu allen Angeboten sind im Katalog Auslandreisen auf der Website von Swisstrails zu finden. welche bei E-Bikes auf die Räder wirken, und sorgt für eine erhöhte Lebensdauer des Akkus. Der «Gotham»-Reifen ist ab sofort im Fachhandel in verschiedenen Dimensionen zum Preis ab Fr. 39.90 erhältlich. Weitere Informationen bei velok.ch. Velok AG 044 838 60 50 www.velok.ch Velopflege-Set Tour-Rennens Banja Luka–Belgrad ein Kriterium in der Innenstadt von Banja Luka für sich entscheiden. Martin Weiss war nach 50 Kilometern der Endschnellste aus dem internationalen Starterfeld und konnte seinen ersten Saisonsieg verbuchen. Mit dem Velopflege-Set «Petrus» deckt Veloplus die ganze Reinigungskette ab. Der Kettenreiniger ist biologisch abbaubar und überzeugt mit seiner Reinigungsleistung. Die in der Schweiz produzierte Eigenentwicklung entfernt Öl, Fett und Teer mühelos. Er ist nicht korrosiv und trocknet rückstandsfrei. So haftet der VeloplusSchmierstoff gut. Seine Langzeitwirkung steigert den Leichtlauf und verbessert das KTM Fahrrad GmbH 0043 7742 4091 902 www.ktm-bikes.at 55 | 3/2013 velojournal Schaltverhalten. Für einen glänzenden Rahmen sorgt der Veloreiniger. Dank gelartiger Konsistenz bleibt er während der Einwirkzeit am Velo haften und ist sparsam in der Anwendung. Im Set zum Preis von Fr. 59.90 sind drei Bürsten und ein Schwamm enthalten. Veloplus 0848 444 777 www.veloplus.ch PortrÄt Trotzdem mit dem Velo da Der Urner Bauer Alois «Wisi» Zgraggen hat bei einem Arbeitsunfall vor elf Jahren beide Arme verloren. Trotzdem übernahm er den Hof der Eltern – und Velo fährt er ebenfalls. etwas klemmte, wollte Wisi den Defekt schnell beheben, bei laufendem Motor. Er stolperte, die Walze zog seinen rechten Arm rein. Er versuchte sich zu befreien, fiel erneut hin, die Walze zog auch seinen linken Arm rein. Und rieb in den nächsten Minuten beide Arme ab. Als sein Vater zu Hilfe kam, gab Wisi ihm genaue Anweisungen – er solle den Motor ab- und wieder anstellen, mehrmals. «Nur so konnte er mich befreien. Ich war absolut klar im Kopf, auch danach, bis die Rega kam. Und ich blutete kein bisschen, vermutlich weil durch die Reibung die Blutgefässe geschlossen wurden.» Ganz genau wisse er es nicht. «Sicher ist aber, dass der Herrgott mir von all seinen Schutzengeln den besten geschickt hat.» Zurück an der Ballenpresse Wisi Zgraggen erzählte die Geschichte schon «mehrere tausend Mal». Das fing im Spital an: «Ich erhielt sehr viel Besuch. Und alle wollten genau hören, was passiert ist. Erst im Nachhinein realisierte ich, dass das darüber Reden mir sehr geholfen hat, das Ganze zu verarbeiten. Ich war ja selber schuld und musste lernen, mir zu verzeihen.» Elf Jahre später, am Küchentisch sitzend, mittlerweile Vater von drei Söhnen und einem Mädchen, wisse er viel besser, was wichtig sei im Leben, sagt der attraktive blonde Mann. «Der Unfall hat mich geerdet. Ich habe zuvor die Arbeit über alles gestellt. Es gab Mittage, wo ich nicht mal hingesessen bin. Das darf eigentlich nicht sein.» Heute nehme er sich mehr Zeit für die Familie, «sie ist es, die mich getragen hat in diesen Jahren. Zuerst musste schon ich wollen; Angelika und das Umfeld mussten sehen, dass ich will. Man kann jemanden, dem es schlecht geht, nicht ohne dessen eigenen Willen aus dem Loch ziehen.» Noch an der Unfallstelle, auf die Rega wartend, habe er zu seinem Vater gesagt, er wolle den Hof trotzdem übernehmen, mit der Umstellung von Milchwirtschaft auf Mutterkuhhaltung sollte das möglich sein. Und genau so haben sie es dann auch gemacht. Heute sind es die kleinen irischen Dexterrinder, mit denen Wisi auf dem Bielenhof bei Erstfeld hauptsächlich wirtschaftet. Das Fleisch verkauft die Familie direkt an Private und ab und zu ans Hotel Tiefenbach auf dem Furkapass. Seit 2008, als sein Vater einen schweren Beinbruch hatte, bedient Wisi wieder alle Maschinen auf dem Hof, bis auf eine: «Für die Einachsmaschine, die man am Berg einsetzt, braucht es beide Hände. Aber mit der Rundballenpresse arbeite ich auch wieder.» Zum Bielenhof führt eine schmale Strasse, die der Bauer in- und auswendig kennt. Schon als kleines Kind ist er an den Schultagen viermal pro Tag mit dem Velo hin- und hergefahren. «Wir lernen hier früh Velofahren, auch meine Kinder jetzt. Mein Jüngster radelte schon als Dreijähriger auf dem Hofgelände herum.» Es sehe vielleicht etwas seltsam aus, so kleine Knirpse ganz alleine auf dem Velo unterwegs, lacht Wisi Zgraggen. Und dann sagt er, ganz ernst, weil dieser Text hier ja für ein Veloheft geschrieben wird, und weil auf dieser schmalen Strasse, die von seinem Hof nach Erstfeld führt, auch die nationale Nord-Süd-Veloroute verläuft: «Manche Velofahrer haben das Gefühl, ihnen gehöre die Strasse. Vor allem die Sportfahrer. Selten hält einer kurz am Rand der Strasse an, um Platz zu machen.» Jammern ist aber eigentlich nicht sein Metier – viel lieber macht er anderen Mut. Und dafür benötigt er nicht viele Worte, man braucht ihn bloss anzuschauen. n GSN U ART 0KM W .00 KM 0 0 6 0 0 10. NGE BREITE G Ä N G GS STU RE 18 ND I N A E U B L S ART 0KM AUF D XPLO ZUNG L BOA RDING PASS W 0KM ILKROA BERSET .000KM E 60.00 0 0 . PEK10 IST 60 ITE ES %Ü NG E G E T 6 Ä I R G 3 N E G B 6 S8 D TU ÄN 1 BR M G S N G I D R N E A E 8 A N LOR UNGSB WARTU KM UFL RE 1 NGSBA TUNGS P A X O L L AD XP AR ZU ETZ 00KM KM 000 O . T S D W 0 R 0 E R A 0 6 S K E RO ER GE MIT REITE 0KM GE 60.0 ITE SIL 36% ÜB NG 10.0 SILKROAD XPLORE N 0 0 Ä SILK 36% ÜB . G GETRIEBENDB 10 TU ÄN 18 PINION BRE ARM 6 6 GS G S G I D N N E A M E 8 N R U U B 1 L S A S T T F O AR GÄNGEAR LEIS XPLORE ZUNGSB ARTUNG M LAU AD XPL TZUNG 18M W KM F 0 U 0 A E K 0 K O L 636% 60. ERS 10.000 OAD BERSET 0KM W 60.000 E SILKR B E R Ü G K % N 0 Ü G E T 6 0 Ä I SIL . % G 3 N 60.000 KM E ÄN BHR 636 UNG 10 1Z U8BG M 6 LEISTU RE 18 G E Z I E H E N I N D E RD SC WEIZ R M A N R S A LUTERBACH NFOXG A EXODUS, CHUR ZWEIRADTECHNIK, BERG-DÄGERLEN 10.000 KM LO UF SBFAHRADIES, P A EIST PLORE WWW.EXODUS.CH G X L WWW.FAHRADIES.CH TU WWW.FOX-ZWEIRADTECHNIK.CH L N F D R U U M PEKING – A X AKRIENS Z ZÜRICH W K O METROPOLITAN, VELOCIPED, VELOLADEN LEUTHOLD, ZOLLIKOFEN T LA D 0 R E A ISTANBUL 0 S K WWW.METROPOLITAN-BIKE.CH WWW.VELOCIPED.CH WWW.VELOLADEN-LEUTHOLD.CH 0 M RO ER SIL 60. 0K E 0 E T 0 I SILK 36% ÜB . G BRE 6 G 10 18 GÄN D N M N U R A EIST PLORE UNGSBA L F LAU OAD X ETZ LANGSTRECKENSELBSTLÄUFER. SDER R R E SILK 36% ÜB e.t. 60% MEHR REICHWEITE ALS VERGLEICHBARE EBIKES. 2012 6 M AR Mühelos und ohne Stau zur Arbeit fahren. Mit Kind und Esther Banz Alois «Wisi» Zgraggen mit Ehefrau Angelika, Hund Rico und Dexterrindern. www.bielenhof.ch, www.dexterzucht.ch 56 | 3/2013 velojournal SILKROAD XPLORE AB SOFORT LIEFERBAR PEKING I S TA N B U L CA. 8750 KM ÜBERSETZUNGSBANDBREITE LAUFLEISTUNG WARTUNGSARM INNOVATIONSPREIS Kegel auf Einkaufstour. Oder ganz gemütlich unterwegs. Ein reines Vergnügen mit e.t., dem E-Bike mit integriertem Akku, leistungsstarkem Schweizer Motor, EnergieRückgewinnungsmodus und individuellem Tuning – schon ab CHF 3990.–. Und ein langes Vergnügen noch dazu: mit 60% mehr Reichweite als üblich. Foto: Esther Banz Er stellt sich mit «Wisi» vor, streckt zur Begrüssung seinen Stumpen entgegen – das rund 15 Zentimeter lange Stück linker Arm, das ihm geblieben ist – und sagt, den Kopf Richtung Haus drehend: «Komm rein!» Vor dem grossen Wohnhaus, in dem seine Familie und auch seine Eltern leben, steht Wisis DreiradLiegevelo, daneben stehen sechs weitere Fahrräder, das seiner Frau und die der gemeinsamen vier Kinder. «Wir gehen gerne wandern oder Velo fahren. Ohne Hände mit einem Zweirad auf der Strasse zu fahren, ist aber nicht ideal.» Also hätten sie sich schlau gemacht und seien auf den Velociped-Laden in Kriens gestossen, wo der Tüftler und velojournal-Technikredaktor Marius Graber ein Dreirad-Liegevelo so umzubauen wusste, dass Wisi Zgraggen es steuern kann: «Nicht mit den Händen unter dem Sitz, sondern mit einer Schulterlenkung. Und dann gab es noch die Herausforderung, dass Schalten und Rücktritt mit den Füssen machbar sein mussten. Das funktioniert jetzt gut.» Das Velo – ein Hase Bike – sei ein umgebautes Serienmodell, sagt der kräftige 36-Jährige. «Meine Frau Angelika hat es mir vor sechs Jahren zum 30. Geburtstag geschenkt.» Der Unfall, bei dem Wisi Zgraggen beide Arme verlor, ereignete sich am 16. Oktober 2002. 25 Jahre war er damals alt, der Hof gehörte noch den Eltern. Der Vater und er pressten an jenem Tag Siloballen. Als bei der Rundballenpresse plötzlich Entdecke die grosse à la carte Velo-Vielfalt auch beim Velojournal Testsieger von Tour de Suisse Stöckli überzeugt. Auch im Sommer. stoeckli.ch Sport Der Traum von der eigenen Tour Ein hochkarätig besetztes Komitee ist derzeit dabei, wieder ein Etappenrennen für Mountainbiker im Schweizer Alpenraum zu organisieren. Erst letztes Jahr war ein derartiges Projekt im Bündnerland an fehlenden Bewilligungen gescheitert. Wie auch über das Startgeld, das je nach Package und Hotelkategorie variieren wird. Nur so viel wurde verraten: Das Rennen soll über die schönsten Singletrails der Region führen. Jäger verhinderten Tour Grischa Silvio Bundi würde es den Veranstaltern wünschen, wenn sie das Etappenrennen tatsächlich durchführen könnten. «Wenn ich Zeit habe, werde ich es selber fahren», stellt der Churer auf Anfrage in Aussicht. Er versuchte in den vergangenen Jahren ein Etappenrennen im Kanton Graubünden auf die Beine zu stellen: die Tour Grischa. Auch Bundi warb mit den schönsten Biketrails in der Region. Auch bei Bundi waren die Verantwortlichen der vorgesehenen Etappenorte zunächst Feuer und Flamme. Als es dann aber um die Unterzeichnung der Verträge ging, kamen die Schwierigkeiten. «Man liess mich im Glauben, alles sei okay. Und ich glaubte es tatsächlich. Schliesslich hatten wir den Leuten ein detailliertes Pflichtenheft vorgelegt, das bis zur Vertragsunterzeichnung ohne grosse Resonanz blieb. Doch dann kamen plötzlich die Einwände, tauchten die Probleme auf», erinnert sich Bundi. Die Touristiker hätten ihn ebenso im Stich gelassen wie die Verantwortlichen beim Kanton. «Schliesslich scheiterte das Projekt an den fehlenden Bewilligungen der Gemeinden für die Trails. Die Jäger, die in den Gemeinderäten zahlreich vertreten sind, hatten sich erfolgreich gegen das Rennen gestemmt, das Anfang September 2012 in die erste Woche der Jagdsaison gefallen wäre.» Mit der Absage der Grischa-Tour platzte Bundis Traum vom eigenen Etappenrennen. Rund 100 000 Franken musste er sich ans Bein streichen. «Rechne ich auch noch meine Eigenleistung dazu, dürften es gegen 250 000 Franken gewesen Die «Swiss Epic»-Macher: Joko Vogel, Dany Gehrig, Projektleiterin Olivia Schoch und Thomas Frischknecht (von links). Weblink www.swiss-epic.ch Autor Bild (BellGothic Black, 7pt, lw:0, zs:8pt, Flattersatz) Die «Swiss Epic» wird mit einem Foto vom Aletschgletscher beworben. Die grandiosen Rennbilder vom südafrikanischen Etappenrennen «Cape Epic», die alljährlich die noch winterlich gestimmte Mountainbike-Gemeinde in der Schweiz berieseln, können neidisch machen. Endlose Biketrails in exotischer Umgebung, tiefrote Sonnenuntergänge, betörendes Streiflicht. Das weckt Fernweh und macht Lust, sich selber aufs Bike zu schwingen. Mit dem vom «Cape Epic» inspirierten «Swiss Epic» könnte dieser Traum im September 2014 wahr werden. Ein organisationserfahrenes Trio mit dem früheren Spitzenbiker Thomas Frischknecht, TortourOrganisator Joko Vogel und Globetrotter-CEO Dany Gehrig, hat dazu die Swiss Epic AG mit einem Startkapital von 100 000 Franken gegründet. «Wir wollen der Schweizer BikemarathonRennszene einen neuen Impuls verleihen», sagte Frischknecht anlässlich der Ankündigung des Rennens im Rahmen der Bike Days in Solothurn. «Die Schweiz hat Weltklasse-Mountainbiker, Weltklasse-Moutainbike-Hersteller und ein Weltklasse-Mountainbike-Gelände. Aber uns fehlt eine jährlich wiederkehrende Weltklasse-Mountainbike-Veranstaltung.» Das Trio plant, 300 Zweier-Teams teilnehmen zu lassen. An sechs aufeinanderfolgenden Tagen sind ein Prolog und fünf Etappen geplant, die über 400 Kilometer und 18 000 Höhenmeter führen. Parallel dazu soll ein Enduro-Wettkampf ausgetragen werden, der hauptsächlich bergab führt. Der Bergauftransport erfolgt per Shuttle. Das Budget, das durch Sponsorengelder und Sponsoren gedeckt werden soll, beträgt rund eine Million Franken. Der Start- und Zielort wird aber erst im kommenden Herbst bekannt gegeben. Auch über die einzelnen Etappenorte und die genaue Strecke hüllt sich das OK unter der Projektleitung von Olivia Schoch noch in Schweigen. 58 | 3/2013 velojournal sein», blickt der heute 35-Jährige zurück. Doch ihm sei nichts anderes übrig geblieben, als die Reissleine zu ziehen. «Wir hätten fast überall auf Forststrassen ausweichen müssen, um die Bewilligungen zu erhalten. Das aber wäre gegenüber den Bikern nicht fair gewesen. Wenn ich einen Anlass mit einem besonderen Trail-Erlebnis bewerbe, möchte ich das Versprechen auch einhalten», erläutert der frühere Profi-Biker und OK-Präsident der Crosscountry- und Downhill-Schweizermeisterschaften 2011 in Chur. Heute ist Bundi mehr oder weniger über den Rückschlag hinweg. In den nächsten fünf Jahren dürfe das «Swiss Epic» jedoch nicht im Bünderland stattfinden. «Sonst würde ich mir dann wirklich verarscht vorkommen», gibt der Churer unmissverständlich zu verstehen. Viele andere Regionen, die sich ausserdem für ein MountainbikeEtappenrennen eignen würden, bleiben jedoch nicht übrig. Im Berner Oberland wäre es gemäss Bundi noch möglich, ebenso im Wallis. Die «Swiss Epic»-Veranstalter werben tatsächlich mit einer Trail-Szene vor dem Aletschgletscher für ihren Anlass. Die Frage, ob denn schon die Erlaubnis des zuständigen Kantons vorliege, verneint Frischknecht. Noch bleiben aber einige Monate Zeit, um das Projekt definitiv aufzugleisen. Die Verantwortlichen, die seinerzeit auch schon mit Bundi über der Tour Grischa zusammengesessen sind, gelten politisch als gut vernetzt. Im Gegensatz zu Bundi, der die Strecken der Tour Grischa auch touristisch und publizistisch ausschlachten wollte, halten sich die «Swiss Epic»Macher diesbezüglich (noch?) zurück. Das spürte man schon bei der ersten Vorstellung. Die Wellen, die der Anlass wirft, sollten in der Anfangsphase möglichst nicht zu hoch sein. Zurück zu den Wurzeln? Das «Swiss Epic» wäre übrigens nicht das erste Mountainbike-Etappenrennen der Schweiz. Zwischen 1993 und 1995 gab es bereits die Tour de Suisse Mountainbike. Dank der Partnerschaft mit dem «Blick» löste sie damals eine einzigartige Medienresonanz aus und zog die besten Biker der Welt an. «Wir fühlten uns wie die Stars der Strassen-Tour-de-Suisse. Die Leute kannten uns in den entlegensten Bergdörfern mit Namen», erinnert sich Thomas Kalberer, der 1995 als Junior mitfahren durfte und einige Wochen später in Kirchzarten Cross-Country-Weltmeister wurde. Botschafter und Gesamtsieger der ersten beiden TdS-MTB-Austragungen war Thomas Frischknecht. Vielleicht ist das ja ein gutes Omen. n Fotos: Swiss Epic/Alex Buschor Martin Platter (Text und Fotos) 59 | 3/2013 velojournal und passt. Hebie verfügt über ein ausgesprochen breit angelegtes Ständerprogramm, das sich durch langlebige Mechanik, werkzeuglose Verstellbarkeit und hohe Stabilität auszeichnet. AX (ax, axis lat. Achse) passt durch seine Achsaufnahme mit Ösenfixierung nahezu universell. hebie.de Gesetzgebung Die Rikscha sprengt die Norm Wer mit einer Rikscha auf Schweizer Strassen fahren will, benötigt Ausdauer. Diese hatte eine Bewegungspädagogin: Ein Jahr dauerte es von der ersten Abklärung bis zur Zulassung des Strassenverkehrsamts. Die rote Rikscha wartet auf erste Fahrten. Mehr Menschen, mehr Ideen, das ist die positive Seite des Wachstums. Aus den Köpfen der Schweizer spriessen Pläne, wie sie sich CO2-los fortbewegen können oder mit 2000 Watt pro Jahr über die Runden kommen. Basteln ist angesagt, ausprobieren, über den Gartenzaun gucken, nach Deutschland, Dänemark oder nach Asien. Doch auf den Strassen herrscht Chaos und auf den Ämtern Verwirrung. Wie soll das weitergehen, die gefährliche Vermischung von langsam und schnell, von fragil und stark, vom Rollstuhl- bis zum Lastwagenfahrer? Lösen Verbote und Sicherheitswahn das Zusammentreffen auf der Strasse? Sollen wir uns von föderalistisch komplizierten Verfahren abschrecken und die genialen Einfälle versickern lassen? Der geschilderte Einzelfall zeigt, wie sich eine harmlos spielerische Idee bei der Verwirklichung zu einem Albtraum entwickelte. Die zündende Idee hatte Marlène Sonderegger: eine Rikscha. Damit kann sie treten, Gepäck mitnehmen und auf ihr Bewegungszentrum aufmerksam machen. So wie auch die Firmenautos im Verkehr kräftig werben und die Stadtvelos in Zürich ein Modelabel spazierenführen. Die leidenschaftliche Berufsfrau schreitet zur Tat und sucht einen Rikschahersteller in der Schweiz – und findet keinen. Das hätte sie warnen sollen. Solch fernöstliche Gefährte sind auf helvetischem Boden höchst unwillkommen. Denn sie fallen durch sämtliche Gesetzeslücken. Doch alles, was auf unseren Strassen rollt, muss registriert sein. Beobachtet man an einem sonnigen Sonntag den Fussgänger-Velo-Mischverkehr auf den Plätzen, wird einem schwindlig vor lauter rollender Untersätze: Kickboard, Inlineskates, Skateboard, Rollschuhe, Dreiradvelos, Mountainbikes, Triathlonrenner, Kinderwagen, Rollstühle, Liegevelos, E-Bike – und jetzt auch noch Rikschas? In welcher Kategorie eine Rikscha, einen «Menschenkraftwagen», wie die Übersetzung aus dem Japanischen heisst, unterbringen? Erfunden hat die «Jinrikscha» aus Japan übrigens ein anglikanischer Pfarrer um 1870 etwa gleichzeitig, als das Veloziped sich aus der Draisine, dem Laufrad (1817), entwickelte. Marlène Sondereggers Computermaus hat inzwischen das Schweizer Territorium verlassen, sie surft auf .de-Adressen. Dort gibts Rikschas zu kaufen. Mit einem Hersteller aus der Nähe von Stuttgart kommt sie schnell ins Geschäft, auch wenn ein Bericht im Internet über die schwierige Zulassung einer Rikscha in der Schweiz nichts Gutes verheisst. Der nächste Schritt heisst Probefahren. «Wow, die hat ja ein Motörchen!», stellt Marlène Sonderegger begeistert fest und schwingt sich in den Sattel. «Das Gefährt ist zwar extrem schwierig zu lenken, doch total lässig», erzählt die 52-jährige, fitgeturnte Frau. Es brauche etwa eine Stunde, bis sich Fahrerin oder Fahrer an das siebzig Kilo schwere Gefährt gewöhnt habe. Sie war sogleich Feuer und Flamme. Um die Hürden der «schwierigen Zulassung» möglichst elegant zu nehmen, suchte sie Kontakt zu anderen Rikschafahrern des gleichen Modells in der Schweiz. Doch die sind ohne Zulassung unterwegs – und bleiben hier deshalb unerwähnt. Marlène Sonder egger aber will sich der Herausforderung stellen und mit dem Gefährt legal herumfahren. Erste Hürde: das Bundesamt Mit etwas Suchen findet man das Reglement «Erleichterungen für Elektrofahrzeuge wie Segways oder Rikschas» auf der Website des Bundesamtes für Strassen (Astra). Segways sind diese motorisierten Stehtrottinetts. Danach gilt die Regelung: Höchstgeschwindigkeit 20 km/h im Selbstfahrmodus, 25 km/h mit elektrischer Tretunterstützung. Die Motor-Dauerleistung maximal 2 kW und das maximale Gesamtgewicht höchstens 450 Kilogramm. Ein Führerausweis Kategorie F (Motorfahrzeuge mit einer Höchstgeschwindigkeit von max. 45 km/h) oder Kategorie B (Personenwagen) ist Voraussetzung. Und: Ist das Fahrzeug nicht breiter als einen Meter, darf es den Radweg benutzen. Im Falle der Rischka ist diese letzte Vorschrift wichtig: Die ist nämlich 1,1 Meter breit. Doch der Hersteller baut ihr auf Bestellung ein schmaleres Modell. Jetzt fühlt sich Marlène Sonderegger gut bedient. 60 | 3/2013 velojournal Marlène Sondereggers Kampf um eine Zulassung für ihre Rikscha glich einer Odyssee. Fotos: Sue Lüthi Sue Lüthi 61 | 3/2013 velojournal Beim Strassenverkehrsamt Zürich gibt es am Telefon nicht gleich Antwort auf die Frage, wie und ob die Rikscha-Fahrerin zu einer Zulassung kommt. Nach einem E-Mail samt Beschreibung, Foto und diversen Angaben – alles nach den Vorgaben des Astra – kommt der Rückruf des Mitarbeiters des Strassenverkehrsamts und zuerst die Bemerkung: «Wir müssen mehr abklären.» Das Resultat: «Ihr Fahrzeug gilt als dreirädriges Kleinmotorrad.» Das Amt brauche nun aber auch noch Leergewicht, Gesamtgewicht mit Akku, Gewicht ohne Akku, Bremsleistung. «Wenn Sie uns die Infos zukommen lassen, müssen Sie sich bereit erklären, 152 Franken pro Stunde für interne Abklärungen zu übernehmen», sagt der Mitarbeiter noch. Und er wisse nicht, wie lange das dauere. Nun kommt bei Marlène Sonderegger Kampfgeist auf: «Muss ich auch noch Ihre Ausbildung bezahlen?», fragt sie den Herrn vom Amt. Der geht nicht darauf ein und ergänzt: «Ich kann Ihnen jetzt schon sagen: Das wird teuer.» Ohne Motor wäre das Gerät ein einfaches Fahrrad, erfährt sie noch und bekommt die Adresse jener Firma, die die Typenprüfung der Rikschataxis durchführt. Verärgert sucht sie nun einen anderen Weg und stösst auf einen Händler in Genf. Dieser sagt, gemäss Abklärung des Genfer Strassenverkehrsamtes und des Astra seien einzelne Fahrzeuge aus dem Ausland von der Typenprüfung befreit. Doch Marlène Sonderegger ist der Umweg mit der Bestellung via Genf zu beschwerlich. Wenn schon ein Umweg, dann über den Thurgau, wo ihr Bruder, ein Maschinenmechaniker, die technische Zusammenstellung für die eventuelle Typenprüfung erledigt. Der Chef für Sonderfahrzeuge im Thurgauer Strassenverkehrsamt sieht kein Problem, man müsse das Fahrzeug einfach vorführen. Ende Juni 2012 bestellt Marlène Sonderegger das Gefährt, Anfang August ist das Abholteam frühmorgens schon in den Startlöchern, als sie erfährt, dass die Rikscha nun grasgrün statt dunkelrot sei. Also: Fahrt ins Süddeutsche absagen, das Gefährt neu bestellen, samt stärkerer Bremse nach Vorgaben des Astra. Mitte Oktober 2012 ist es dann so weit: Die Rikscha ist da. Vierte Hürde: Vorführen im Thurgau Am 27. Dezember steht die Rikscha dunkelrot und begleitet von einem Haufen Papiere und Formularen vor dem Experten im Thurgauer Strassenverkehrsamt. Sie wiegt 86 Kilogramm, hat drei Räder mit je einer Scheibenbremse und darf zwei Passagiere mitnehmen. Nach der Probefahrt beanstandet der Prüfer sechs Mängel: durchgefallen. Marlène Sondereggers Kampfgeist ist abgewürgt. Sie ist entmutigt. Die Mängel? Typenschilder von Motor und Hersteller und ein mechanischer Bremsenfeststeller fehlen. Und Licht und Blinker müssen zentral vom Lenker bedienbar sein und die Rückspiegel länger. Wieder vergehen drei Monate. Der Mechaniker hat alle Teile gefunden und richtig montiert. Doch nun möchten die Herren den gleichen Bremsenfeststeller wie bei den Quads sehen. Das sprengt die Geduld des Bruders und die Grenzen des Kantons. Marlène Sonderegger meldet sich beim Strassenverkehrsamt Zürich zum Vorführen an. Sie leistet sich den Chefexperten, für 152 Franken pro Stunde. Der sagt: Ein Bremsenfeststeller mit Stahlseil sollte reichen – und plötzlich läuft alles glatt. Glücklich rollt sie auf ihrem Kleinmotorrad-Dreirad – mit Fahrzeugversicherung, gelbem Nummernschild und ohne Helmtragpflicht – nach Hause. n ORTSTERMIN radgeber Der fahrende Feuerwehrmann Dr. V. Love Vor zehn Jahren erhielt Rudy Pospisil die Diagnose Krebs – unheilbar. Doch der Feuerwehrmann aus Vancouver kämpfte sich ins Leben zurück und macht nun per Velo auf das Thema aufmerksam. Auch in der Schweiz. eninformation statt. Mit Start und Ziel in Root wird nämlich dort das diesjährige Cancer-Race am 7. September stattfinden. Ende Mai reist Rudy Pospisil weiter in Richtung Süden. Begleitung auf dieser anstrengenden Tour erhält der Kanadier von Trix Zgraggen, der Gewinnerin des Race Across America 2012. Die Organisatoren des «race against cancer» wünschen sich für Rudy Pospisil einen möglichst grossen Begleittross auf seinen zwei Schweizer Etappen. Darum rufen sie Interessierte dazu auf, den Kanadier auf einem Stück seiner Weltumrundung zu begleiten. Wer möchte, kann an beiden Tagen mitfahren oder sich auch nur für ein Teilstück in den Tross einklinken. n Geschätzter Dr. V. Love Kürzlich bin ich auf einem Velostreifen zum Rotlicht vorgefahren, als sich eine Rollerfahrerin rechts an der Autokolonne vorbeischlängelte und neben mich stellte. Ich fragte sie daraufhin freundlich, ob sie denn ein «Velo» sei. Dummerweise duzte ich sie dabei kumpelhaft, worauf ich von der jungen Rollerdame eine Tirade über mich ergehen lassen musste. Zuerst behauptete sie, es sei ihr gutes Recht, sich vorne auf dem Streifen neben den Velos aufzustellen. Und überhaupt: Ob wir Velofahrer denn das Gefühl hätten, die Welt gehöre uns. Darauf sage ich etwas kleinlaut «Nein, eben leider nicht», worauf sie wutentbrannt losbretterte. Meine Frage an Sie: Stimmte, was die Rollerfahrerin sagte? Datum: 30. Mai, Pestalozziwiese, Zürich InteressentInnen melden sich per E-Mail oder telefonisch: [email protected], 031 359 74 66 H. v. S., Oberengstringen www.firefightercycle.com, www.cancerrace.ch Sehr geehrter Herr von Siegenthal Rechtlich gesehen befinden Sie sich in einem Graubereich: Zwar durfte die Rollerdame die stehende Kolonne nicht rechts überholen, den Radstreifen darf sie aber dann benutzen, wenn sie den Fahrradverkehr weder behindert noch gefährdet. Letztlich handelte sie aber doch illegal, da sie kurz neben Ihnen fuhr, was gemäss Artikel 43, Absatz 2 der Verkehrsregelnverordnung nicht zulässig ist. Ich finde aber auch, dass Roller generell den Veloverkehr sowohl behindern als auch gefährden. Denn unabhängig von der konkreten Situation ist es so, dass die Roller den Velos das Wasser abgraben. In den letzten zwanzig Jahren hat sich ihre Zahl verzwanzigfacht! Wo bleiben die Velos da in weiteren zwanzig Jahren? Fies und unauffällig planen die Roller einen Coup. Wie schreibt doch das Heft «motosuisse»? «Sie eroberten die Herzen von Herr und Frau Schweizer.» Zudem kommen die RollerfahrerInnen «aus allen Bevölkerungsschichten», halten «Vernunft» hoch und sind «trotzdem Design orientiert». Als Velofahrer seien Sie gewarnt! Da rollt eine Welle von ver- Let’s Burley Ihre Fragen an [email protected] IHR Hotel am Julierund Septimerpass Burley Travoy zusammenklappbar, inkl. Tasche und Kupplung CHF 490.–, andere Transport taschen als Option Tankstelle BEI KÖNIGIN NATUR 9404 Ror schacherber g I war tegg.ch Veloj-Dahon_86x64mm_Layout 1 26.02.13 15:36 Seite 1 Hundeanhänger, CHF 595.– Ihr Dr. V. Love Hotel Post Freude am anhängern Tailwagon nünftigen, schöneren und erst noch schnelleren Konkurrenten auf Sie zu. Evolution könnte man das nennen – oder Sozialdarwinismus. Ziehen Sie sich also warm an – und überlegen Sie sich, ob Sie nicht besser auch umsteigen, bevor es für Sie zu spät ist. n Burley D’Lite Einer von sechs Top Kinderanhängern, CHF 890.–, auch mit Weberkupplung Für Tagesausflüge mit dem Bike und Velotouren. Die ideale Übernachtungsmöglichkeit an der unvergleichlichen Transalpstrecke vom Bodensee bis an den Comersee. Unter www.hotelpost-bivio.ch erfahren Sie mehr. Wir wünschen Ihnen eine abwechslungsreiche Sommersaison auf Ihrem Bike oder Fahrrad. Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Martina Lanz und Team Tel. 081 659 10 00, [email protected] Mitglied VELOTEL www.velotel.ch Veloj-LIKEaBIKE_86x64mm_Layout 1 27.02.13 08:35 Seite 1 Faltfahrräder ...für unterwegs! GUT Testsieger Im Test: Fahrradzug systeme Ausgabe 05/2010 «Jumper» «Anniversary» Neu www.likeabike.ch fb. Der 51-jährige Rudy Pospisil hat sich zum Ziel gesetzt, weltweit auf das Thema Krebs aufmerksam zu machen und Spendengelder für Forschungsprojekte zu sammeln. Aufgeteilt in mehrere Etappen umrundet er die Erde. Im Jahr 2009 fuhr er auf dem Velo entlang der Donau von München nach Budapest. Ein Jahr darauf folgte dann eine Etappe von Vancouver entlang der Pazifikküste bis nach Mexiko, und 2012 durchquerte er die USA von San Diego bis nach Florida. Anfang Mai dieses Jahres reiste der Kanadier mit seinem Sohn Eric nach Portugal, um seine nächste Etappe durch Europa bis in den Iran in Angriff zu nehmen. Auf seiner Fahrt durchquert Rudy Pospisil auch die Schweiz. Am 29. Mai will er in Basel eintreffen und von da nach Zürich weiterfahren. Dort findet am 30. Mai eine Medieninformation statt, welche die Organisatoren des «race against cancer» zur offiziellen Lancierung der diesjährigen Veranstaltung nutzen. Anschliessend wird sich der radelnde Feuerwehrmann mit einem möglichst grossen Begleittross von schweizerischen Feuerwehrleuten und Teilnehmern des «race against cancer» durch die Zürcher Bahnhofstrasse auf den Weg nach Root bei Luzern machen. Die Etappe führt entlang des Zürichseeufers über den Hirzel nach Michaelskreuz. Dort findet um 15 Uhr eine zweite Medi- Fotos: zVg Rudy Pospisil auf dem Weg durch die USA. Roller auf dem Velostreifen 2013er Neuheiten - für jeden Einsatz das richtige Faltvelo. City-, Mountain-, Compact- und Minibike - total 21 Modelle. www.vitelli.ch Family-Cycling, CH-5080 Laufenburg www.family-cycling.com 62 | 3/2013 velojournal RZ_Anzeige_FollowMe_Velojournal_CH-Magazin_86x64mm_DE.indd 1 20.01.13 13:35 Small is better. Gratis-Katalog mit Händlernachweis anfordern: XtraMOBIL AG • DAHON Schweiz • 8193 Eglisau Tel. 044 867 15 25 • [email protected] • www.dahon.ch 63 | 3/2013 velojournal «Hardy» ✃ Dornacherstrasse 101 4053 Basel T 061 361 70 70 Die geniale Kupplung für kleine Velos auf grossen Touren. «LIKEtoBIKE» Gratis-Katalog anfordern: XtraMOBIL AG • LIKEaBIKE Schweiz • 8193 Eglisau Tel. 044 867 15 25 • [email protected] • www.likeabike.ch service briefe/AGENDA/Markt Sempé in der Kunstkabine 4. Juni bis 17. September Offene Rennbahn Oerlikon Marc Locatelli sorgt in seiner Kunstkabine – einer ausrangierten Telefonkabine und somit Zürichs kleinster Kunstgalerie – dieses Jahr für ein Highlight am Rand der Offenen Rennbahn Oerlikon. Vom 4. Juni bis zum 17. September sind Werke des französischen Starzeichners Sempé zum Thema Radsport und Velofahren zu sehen. Der Zeichner ist auch bekannt für die «Le petit Nicolas»-Bücher. Es gäbe bedeutendere und grössere Galerien und Museen als die Kunst kabine, um Werke des bald 81-jährigen Jean-Jacques Sempé zu zeigen, sagt Locatelli. «Aber für seine Velozeichnungen gibt es keinen passenderen Ausstellungsort als die zwei Kubikmeter grosse Kunstkabine.» Inmitten des 101-jährigen Ovals in Oerlikon zeige sich der nostalgische Charme von Sempés Illustrationen, gibt sich Marc Locatelli überzeugt. Die Kunstkabine kann heute als Institution in Zürich betrachtet werden. So haben in den vergangenen neun Jahren sieben verschiedene Zeichner, Illustratoren und Fotografen ihre Werke zum Thema Radrennsport präsentiert, darunter etwa der «Tages-Anzeiger»-Cartoonist Felix Schaad oder der in der Veloszene bekannte Res Zinniker. Und dieses Jahr Sempé. Der 1932 in Bordeaux geborene Zeichner hat sich mit seinem feinen, charmanten Zeichenstil einen Namen gemacht. «Müsste man die Bedeutung von Sempé in die Radsportsprache übersetzen, wäre er am Erfolg gemessen Eddy Merckx gleichzustellen», schreibt die Offene Rennbahn in einer Mitteilung. So werden in der Kunstkabine Werke aus Sempés umfangreicher Arbeit zum Thema Radrennsport, aber auch Zeichnungen über die einfachen Freuden des täglichen Velofahrens zu bestaunen sein. In seiner langen Karriere illustrierte Praktisch und gut, vj 2/2013 Im Mode-Spezial zeigen Sie ein Foto eines Regencapes in einer dezenten Farbe, in der man im Regen sicher übersehen wird. Viele Unfälle mit Fussgängern und Velofahrenden geschehen, weil diese übersehen werden. Gerade bei Regen sind die Sichtverhältnisse oft schlecht. Das Argument, es habe ja Reflektorstreifen, zählt nicht. Man fährt ja nicht nur in der Nacht Velo, und am Tag nützen die Reflektorstreifen herzlich wenig. Dass Regenbekleidung so oft in dunklen Farben daherkommt, begreife ich nicht. Das ist doch wider den gesunden Menschenverstand. LOS! 1. BIS 30. JUNI 64 | 3/2013 velojournal Forum Weshalb diese elektronischen Wegwerftachos? Wer kennt sie nicht, die seit Jahren auf dem Markt erhältlichen kleinen elektronischen Multifunktions-Gerätchen, welche, durch eine Knopfbatterie gespeist, dem Velofahrer unaufhörlich Uhrzeit, Datum, Geschwindigkeit und Kilometerstand anzeigen? Die Crux an der Sache: Ist die Knopfbatterie nach einiger Zeit leer, verschwindet die gesamte Anzeige, so auch der Kilometerstand. Dies ist ärgerlich für diejenigen, die ihre Kilometerleistung über Jahre/Jahrzehnte verfolgen möchten. Ich besitze seit Jahren ein Velo der Marke «Bonanza» mit einem rein mechanisch funktionierenden Tachome- Marcus Stoercklé jun., Basel mg. Die Gründe für das Verschwinden der mechanischen Tachometer und Kilometerzähler liegen wohl bei den Produktionskosten: Die elektronischen Gerätchen lassen sich billiger produzieren, können recht einfach mit mehr Funktionen bestückt werden und sind auf verschiedene Radgrössen kalibrierbar. Bei den mechanischen Zählern muss für jede Radgrösse ein eigenes Modell produziert werden. Bei den elektronischen Kilometerzählern loht es sich, genau hinzusehen: Es gibt auch solche, die über ein robustes Kabel verfügen und mit festen Kabelbindern montiert werden – und auch die gesammelten Kilometer nicht vergessen, wenn die Batterie leer ist. Von kabellosen Velocomputern raten wir eher ab, die Zuverlässigkeit ist geringer, der Batterieverbrauch etwa um den Faktor 6 höher. Hoffnungslos ist es nicht, noch einen guten, alten, mechanischen Velotacho- Bunte Sommermode, dunkle Regenkleidung? meter zu finden. Es gibt zwei sehr gut sortierte Velo-Antiquitäten-Websites: www.brocky.ch und www.velo-classic.de. Stöbern lohnt sich! n Das Geheimnis des Fahrradhändlers sei an dieser Stelle nicht verraten. Agenda Sempé verschiedene Bücher. Besonders erwähnt sei hier die Geschichte des Velohändlers Paul Tamburin im Buch «Das Geheimnis des Fahrradhändlers». Soeben ist das neuste Buch «Fahrradfreunde» im Zürcher Diogenes-Verlag erschienen. Das über 200-seitige Buch wurde von Mitmachaktion Mit «bike to work» wird das Velofahren in Betrieben gefördert. Im Monat Juni sollen möglichst viele Pendlerinnen und Pendler für einen Teil ihres Arbeitsweges das Velo benutzen. Das macht fit und leistungsfähig, bereitet Spass und entlas tet die Umwelt. Das Mitmachen ist einfach: Jeder Betrieb bestimmt, wer die Koordination übernimmt. Die Koordinierenden melden die Firma bis 31. Mai an. Nach der Anmeldung erhalten die teilnehmenden Betriebe Informations material für die Mitarbeitenden. Danach geht es an die Teambildung. In 4er-Gruppen (in Ausnahmefällen auch in 2er- oder 3er-Gruppen) nehmen die Mitarbeitenden an «bike to work» teil. Ab Anfang Juni halten die Gruppen on- Daniel Kampa herausgegeben und vom Meister der Velozeichnungen – JeanJacques Sempé – illustriert. Mehr Informationen zur Kunstkabine gibt es auf der Website von Marc Locatelli. n 4. Mai bis 14. Juni Heidiland-Sprint Von Samstag, 4. Mai, bis Freitag, 14. Juni, wird die Originalstrecke des Einzel-Bergzeitfahrens der letzten Tourde-Suisse-Etappe 2013 zum Schauplatz des Heidiland-Sprints. Tour-de-SuisseFeeling für jedermann ist garantiert. Die Herausforderung besteht darin, die eigene Leistung im Vergleich zu den Profis möglichst genau einzuschätzen. Wann Sie an den Start gehen, entscheiden Sie selbst. Der letzte mögliche Renntag ist der 14. Juni. Neben tollen Preisen gibt es für alle Teilnehmenden ein Überraschungsgeschenk. Die Teilnahme am Heidiland-Sprint ist kostenlos. www.marclocatelli.ch. line fest, wie oft sie mit dem Velo zur Arbeit gefahren sind. Ziel ist es, täglich den Arbeitsweg pedalierend zurückzulegen. Eine Kombination mit dem öffentlichen Verkehr ist erlaubt, Elektrovelos sind ebenso zugelassen. Ausserdem darf jeweils eine Person pro Team den Arbeitsweg ohne Velo, aber ebenfalls aus eigener Muskelkraft – zu Fuss, mit dem Trottinett etc. – zurücklegen. Alle Teilnehmenden, die im Juni an mindestens 50 Prozent ihrer Arbeitstage das Velo benützen, haben die Chance, attraktive Preise zu gewinnen. Dazu werden die Velotage bis spätestens 5. Juli im Aktionskalender eingetragen. n www.biketowork.ch Fotos: Marcel Kaufmann, zVg AUF DIE SÄTTEL FERTIG Stefan Hintermann, per E-Mail ter. Die Zahnradscheibe am Vorderrad des Velos ist angeschlossen an den Verbindungsschlauch, der direkt mit dem Tacho an der Lenkstange verbunden ist. Aufgrund der Drehintensität des Rades wird die Geschwindigkeit samt Kilometerleistung ohne Stromabhängigkeit angezeigt. Sehr gerne hätte ich an meinem zweiten Velo einen gleich funktionierenden, mechanischen Tacho montieren lassen. Doch so was gebe es nicht mehr. Tipps nehme ich gerne an. Weitere Infos: www.heidiland.com/sprint Mai und Juni – slowUp 26. Mai, Solothurn-Buechibärg 2. Juni, Valais 2. Juni, Alsace/Elsass 9. Juni, Schaffhausen-Hegau 16. Juni, Hochrhein www.slowup.ch 65 | 3/2013 velojournal 1. bis 2. Juni Swiss Folding Bike Challenge Die erste Schweizer Faltvelo-Challenge findet zusammen mit den BromptonSchweizermeisterschaften in Biel statt. www.events.faltbar.ch 14. Juni bis 6. Oktober Tour du Monde. Fahrradgeschichten Das österreichische Museum für Angewandte Kunst MAK in Wien zeigt Exponate aus der renommierten Velosammlung des Wiener Architekten Michael Embacher. Die 2003 angelegte Sammlung umfasst über 210 Serienmodelle, Unikate und Kuriositäten, von Kinder-, Sport- und Freizeiträdern bis zu Nutzund Falträdern. Zur Ausstellung wird ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Workshops, Talks und speziellen Angeboten für Kinder und Familien vorbereitet. www.mak.at 5. bis 7. Juli Cycle Contest Biel Der Cycle Contest vereint als grösster Bike-Freestyle-Event der Schweiz ver- schiedene Trendsportarten. Die Kombination aus Live-Konzerten und BikeSport macht den Anlass einzigartig. Der Cycle Contest findet während drei Tagen in Biel, der grössten zweisprachigen Stadt der Schweiz, statt. Weitere Informationen finden Sie unter: www.cyclecontest.org Zu vermieten / Ferien Pura Vida Ferien im Dschungel von Costa Rica. Abseits von Touristenpfaden: einfach, freundlich, ökologisch, unterstützend. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dschungelferien.ch VORSCHAU 4/2013 • Reisen: Ums Schwarze Meer mit Dres Balmer • Neue Tourenvelo-Konzepte • Ergonomische Sättel •Velotaschen Erscheint am 22. Juli Redaktionsschluss: 25. Juni Laufend Velonews und Updates: www.velojournal.ch rücklicht Mit Stiergalle zum Wohlbefinden Überall hört man den Spruch, die Schweiz sei so sauber. Beim Radeln über Land kommen allerdings Zweifel daran auf, und es entsteht eine Idee – ausgerechnet für die Werbebranche. Stück je Kilometer. In den dreieinhalb Stunden von Bern bis Lausanne flackert Red Bull also 450-mal über den inneren Bildschirm einer einzigen Person, und das nur am rechten Strassenrand. Das wäre für diese Firma, gratis und franko, eine gigantische Werbequote, aber nur, wenn mehr Menschen per Velo unterwegs wären. Manchmal wünsche ich mir, für mein subjektives Wohlbefinden, ich könnte nicht lesen und wäre farbenblind. Das Red-Bull-Imperium kann nichts dafür, dass seine Untertanen die Zaubertrank-Dosen gedankenlos auf die Wiesen schmeissen, sie ausgerechnet roten oder andersfarbigen Bullen und Kühen zum Frasse hinwerfen, was deren subjektives Wohlbefinden nicht verbessert, sondern manchmal fatale Folgen hat. Das wirkt angesichts des Namens und des Logos absurd, himmeltraurig und bösartig. Mit belebtem Geist und Körper kommen mir auf dem Velo manchmal so abstruse Ideen wie diese: Der Propaganda-Apparat dieses steinreichen Kraftsaft-Imperiums macht bekannt, dass man pro abgelieferte Red-Bull-Dose einen Franken Preisgeld ausgehändigt bekommt. Eine solche Aktion wäre gut für Vieh, Natur und Mensch, sie wäre obendrein – oh, nicht schon wieder ! – eine riesige Werbung für eine Firma, die sogar im Pioniergeist erstrahlen würde. Das liebe Vieh frässe kein Aluminium mehr, Jugendliche könnten sich mit Dosenretten ihre Velotour mitfinanzieren. Ich habe Red Bull meine Idee dargelegt. In ihrer freundlichen Antwort weist die Firma darauf hin, die Schweiz habe «mit rund 90 Prozent weltweit die höchste Recyclingquote für Aludosen». Die restlichen zehn Prozent fallen nur dem Vieh und den Radlern auf. Beide sind eine winzige Minderheit. n Dres Balmer talon IMPRESSUM Ihr Kleininserat – auch im Internet Herausgeber: Verein velojournal, Zürich – velojournal, Magazin für Alltag und Freizeit Auflage: 24 000 Exemplare Verantwortlich: Pete Mijnssen Produktion: Philippe Amrein, Pete Mijnssen Redaktion: Fabian Baumann (fb), Marius Graber (mg), René Hornung (rhg), Martin Platter (mp), Ivo Mijnssen (im), Pete Mijnssen (pmh), Pia Schüpbach (ps), Franziska Zurfluh, Silvia Luckner (Bild) MitarbeiterInnen dieser Nummer: Bruno Angeli, Esther Banz, Dres Balmer, Stephan Dietrich, Ralph Hug, Julia Klement, Sue Lüthi, Klaus Rübel (Text), Marcel Kaufmann (Fotos), Susanne Brugger, Jürg Odermatt (Korrektorat) Sekretariat: Franziska Zurfluh Asante, [email protected] Anzeigenleitung: Peter Hauri, Rub Media AG, Wabern/Bern, Tel. direkt 062 827 38 44 Konzept und Gestaltung: Andreas Bosshard Design (Andreas Bosshard, Georg Züst) Layout: tnt-graphics, Lars Weiss (Mantel/Zürich), Guido Köhler (Basel), atelier typisch (Bern) Postproduktion: BIG GmbH, 8003 Zürich Druck: Rub Media AG, Seftigenstrasse 310, 3084 Wabern, Tel. 031 380 14 95 Korrespondenz: Redaktion+Verlag velojournal, Cramerstrasse 17, 8004 Zürich, Tel. 044 242 60 35, Fax 044 241 60 32, [email protected] Adresse Verband: Pro Velo Schweiz, Birkenweg 61, Postfach 6711, CH-3001 Bern Tel. 031 318 54 11, Fax 031 312 24 02 www.pro-velo.ch, [email protected] Adressänderungen: Mitglieder bitte an lokale Redaktionen melden (siehe Impressum regionale Ausgaben) Passwort für die Website: velojournal_3_13 Kleininserate im Heft kosten 40 Franken und erscheinen automatisch auch unter www.velojournal.ch Kleininserate im Internet: www.velojournal.ch/kleinanzeigen.html Bitte publizieren Sie folgendes Kleininserat (Text max. 5 Zeilen) Einsenden an: velojournal, Cramerstrasse 17, 8004 Zürich Bitte nicht vergessen: 40 Franken sind beizulegen. 66 | 3/2013 velojournal Foto: zVg Schön ist es, über Land zu pedalieren, zum Beispiel von Bern nach Lausanne, via Freiburg und Romont, neunzig Kilometer. Das ist eine Landpartie über Weiden und Äcker auf beiden Strassenseiten. Wer so dahinschwebt, schlürft sich mit den Augen zum Horizont hin und hat Freude an dieser Weite. Nach kurzer Zeit fällt auf, dass die Idylle von Abfällen übersät ist. Neben der Strasse liegen Zigarettenschachteln, Flaschen, Dosen, Karton, Plastik und Aluminium, im Gras, auf den Äckern. Die neunzig Kilometer lange Müllhalde scheint eine gespenstische Werbeaktion zu sein, exklusiv für Velofahrer; Menschen mit Auto oder Töff sind nämlich zu schnell, um das zu sehen, Fussgänger gibt es keine mehr. In zehn Minuten lese ich zwanzigmal Winston, vierzigmal Marlboro. Dazwischen ragen Flaschen und Dosen aus dem Boden. Ich sehe Valser, Icetea, Coca-Cola, Cardinal, Red Bull; immer wieder und am häufigsten Red Bull. Ich betrachte einmal eine solche silberblau-rote Büchse. Der Energiesaft mit Stiergalle, steht da geschrieben, «belebt Geist und Körper», und er «verbessert das subjektive Wohlbefinden». Mein belebter Geist erstellt unterwegs eine grobe Schätzung der Red-Bull-Dosen am Weg. Er kommt auf einen Schnitt von fünf