SPD und CDU fallen in Berlin auf historisches Tief

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SPD und CDU fallen in Berlin auf historisches Tief
LANDKREIS DILLINGEN MIT DEN STÄDTEN DILLINGEN | LAUINGEN | GUNDELFINGEN UND HÖCHSTÄDT
...
Donau Zeitung
EINE ZEITUNG DER AUGSBURGER ALLGEMEINEN
Neuer USPräsident
Was Deutschland von
Trump zu erwarten hat
Politik
FREITAG, 20. JANUAR 2017
Die Stimmung ist im Keller
Kommt die Bayern-SPD
wieder aus dem Tief?
Bayern
Wolkig, minus 5 Grad
Teils trüb,
teils freundlich
Wetter
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NR. 16 | 73. JAHRGANG
Schwerkranke
erhalten Cannabis
jetzt auf Rezept
Tragödie in den italienischen Bergen
Keine Freiheit
für Hühner
Seit zwei Monaten müssen Halter
wegen der Vogelgrippe dafür sorgen, dass ihr Geflügel nicht im Freien herumläuft. »Lokales Seite 22
Gesundheit Multiple Sklerose, chronische
Schmerzen, Krebs: Wo die Therapie hilft
Berlin Schwerkranke können in
Deutschland in Zukunft Cannabis
auf Rezept verschrieben bekommen. Nach jahrelangen Kontroversen hat der Bundestag am Donnerstag einen entsprechenden Gesetzentwurf beschlossen. Bezahlen müssen die Therapien mit getrockneten
Cannabisblüten oder einem Cannabisextrakt die Krankenkassen. Cannabis kann unter anderem gegen
Spastiken bei multipler Sklerose
helfen, bei Rheuma, bei chronischen
Schmerzen, bei Übelkeit infolge von
Chemotherapien, bei Appetitlosigkeit als Folge einer Aids-Therapie,
bei grünem Star zur Reduzierung
des Augeninnendruckes oder dem
Tourettesyndrom, einer Nervenkrankheit. Den beiden Inhaltsstoffen Tetrahydrocannabinol und Can-
Bisher sind die Kosten
für die Patienten hoch
nabidiol wird eine schmerzlindernde, entzündungshemmende, appetitanregende und krampflösende
Wirkung zugeschrieben.
In engen Grenzen ist der Einsatz
von Cannabis in der Medizin bereits
jetzt möglich – allerdings war dies
bislang häufig mit hohen Kosten für
die Patienten verbunden, auch die
Erlaubnis dazu gab es nur selten.
Die erforderliche Sondergenehmigung haben im Moment nur 1020
Menschen in Deutschland. In Zukunft muss ein Patient nicht mehr
alles andere ausprobiert haben, ehe
er ein Cannabis-Medikament verschrieben bekommt – wann der
Punkt für eine solche Therapie erreicht ist, entscheidet der Arzt. Anschließend hat der Medizinische
Dienst der Krankenkassen drei
Tage Zeit, den Einsatz zu genehmigen. „Die Patienten brauchen eine
schnelle und unbürokratische Hilfe“, sagte Gesundheitsstaatssekretärin Ingrid Fischbach (CDU).
Beat Lutz, Professor für Physiologie und Cannabis-Forscher an der
Universität Mainz, begrüßte die
Seehofer gibt
neues Wahlziel aus
Bad Staffelstein CSU-Chef Horst
Seehofer hat 40 Prozent der Stimmen als Zielmarke für die Union bei
der Bundestagswahl ausgegeben.
CDU und CSU kämpften darum,
„selbst so stark wie möglich zu werden“, sagte Seehofer nach einer
CSU-Fraktionsklausur im oberfränkischen Kloster Banz. „Und für uns
gemeinsam habe ich das Ziel ausgegeben, dass wir 40 Prozent bei der
Bundestagswahl erreichen sollten.“
Bislang hatte Seehofer immer nur
erklärt, die Union sollte bei der
Wahl im September näher bei 40 als
bei 30 Prozent liegen. Als Begründung für seinen Optimismus nannte
er aktuelle Umfragen, in denen die
Union bis zu 38 Prozent erreicht
hatte. Zum Abschluss der CSUKlausur lesen Sie auch den Leitarti
kel auf Seite 2. (dpa)
Entscheidung des Bundestages gegenüber unserer Zeitung. Dies sei
eine „gute Sache“, erklärte er. Für
viele Schwerkranke, die bislang
Probleme hatten, es zu bekommen,
sei das eine große Erleichterung.
Und auch die Forschung dürfte davon profitieren. Cannabis sei ein
Medikament wie jedes andere auch,
so Lutz, mit Vor- und Nachteilen,
mit Wirkungen und Nebenwirkungen. Eine „Wunderpille“ sei es sicher nicht. Mediziner schätzen, dass
die Zahl der Patienten nun zwar
steigen wird, dass es im Großen und
Ganzen aber doch Einzelfälle bleiben werden, in denen Ärzte Cannabis auf Rezept verordnen. Da die
medizinischen Wirkungen noch
nicht ausreichend erforscht sind,
sollen diese Patienten ihre Daten
jetzt anonym zur weiteren Erforschung zur Verfügung stellen.
Wo und wie Cannabis zu medizinischen Zwecken angebaut wird,
entscheidet eine Agentur beim Bundesinstitut für Arzneimittel und
Medizinprodukte. Sie soll den Cannabis dann kaufen und an Hersteller
und Apotheken abgeben. Da das
neue Gesetz bereits im März in
Kraft treten soll, müssen diese zunächst jedoch auf Importe zurückgreifen. Selbst anbauen dürfen Patienten ihr Marihuana nach wie vor
nicht. Auch am Verbot von Hanf als
Rauschmittel rüttelt das Gesetz
nicht. „Es geht nicht um Kiffen auf
Rezept“, betonte die CDU-Politikerin Karin Maag.
„Schwerkranke Menschen müssen bestmöglich versorgt werden“,
betonte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Anders als im
Parlament üblich lobte die Opposition die Koalition ausdrücklich für
das neue Gesetz. Es lasse „wenig
Spielraum zum Meckern“, räumte
der Drogenexperte der Linken,
Frank Tempel, ein. „Chapeau, Frau
Mortler!“, sagte der Grünen-Abgeordnete Harald Terpe zur Drogenbeauftragten der Bundesregierung,
der CSU-Politikerin Marlene Mortler. (dpa, afp, shs)
»Kommentar
Kommentar
VON MARTIN FERBER
» [email protected]
Im Sinne
der Patienten
G
Bilder einer Videokamera zeigen, wie die Schneemassen in das VierSterneHotel in den italienischen Bergen eingedrungen sind.
Die Suchmannschaften rechnen mit vielen Toten.
Foto: afp
Lawine verschüttet Hotel
Unglück Rettungskräfte rechnen mit zahlreichen Opfern
Farindola Eine Lawine hat in Italiens
Erdbebenregion ein vierstöckiges
Hotel bis zum Dach verschüttet und
bis zu 30 Menschen getötet. Die
Aussicht, Überlebende zu finden,
galt am Donnerstag als gering. „Es
sind viele Tote“, erklärten die Rettungskräfte. Zwei Leichen konnten
bis zum Abend aus den Schneemassen geborgen werden, zwei weitere
Menschen wurden außerhalb des
Hotels mit Unterkühlungen gerettet. Im Inneren vermuteten die Einsatzkräfte rund 30 weitere Menschen. Unter den Verschütteten im
Abruzzen-Ort Farindola sollen auch
mindestens zwei Kinder sein. Nach
Angaben der Retter gab es zunächst
kein Zeichen von Überlebenden.
Die Lawine war am Mittwoch abgegangen, nachdem eine schwere
Erdbebenserie die meterhoch eingeschneite Region erschüttert hatte.
Bilder einer Videokamera zeigen,
wie die Lawine in das Vier-SterneHotel Rigopiano mit 45 Zimmern
eindringt. Die Rettung wurde durch
Schneemassen erschwert. Die ersten
Helfer kamen nur auf Skiern zu dem
Hotel, das einsam in 1200 Metern
Höhe liegt. Nach Medienberichten
soll das Gebäude durch die Wucht
der Lawine um bis zu 30 Meter verschoben worden sein.
Vier Beben, die alle eine Stärke
über 5 hatten, hatten am Mittwoch
das Gebiet erschüttert, das bereits
im August und Oktober von Beben
Rückkehr in der Kälte
Fußball Seltsam, diese Bundesliga: Im Winter endet die Winterpause
VON TILMANN MEHL
Augsburg Fußballer sind schon arg
seltsame Wesen. Unter großen
Schmerzen lassen sie sich ganze
Körperregionen vom Tätowierer ihrer Wahl verzieren und geben dabei den
harten Mann. Auf dem
Feld hingegen langt
schon ein sanfter Hauch,
um unter lautem Wehklagen und drei Überschlägen
zu Boden zu gehen. Seltsam
auch, dass die Fußballer genau zu jenem Zeitpunkt
ihrer Arbeit wieder nachgehen, wenn die Witterung eher zu Schlittenfahren und Glühwein einlädt.
Blickpunkt Lokales
Laue Sommerabende hingegen lässt
der Profi tatenlos verstreichen.
Der FC Bayern kehrt heute als
erster Verein aus der Winterpause
zurück. Die Münchner treffen dabei
auswärts auf den SC Freiburg (20.30
Uhr/ARD). Profis des Rekordmeisters genießen immerhin das Privileg, sich fernab der fröstelnden
Heimat auf die Strapazen der
Rückserie vorbereiten zu dürfen.
Trainer Carlo Ancelotti ließ in
Doha an Fitness und Taktik
werkeln. Nicht ganz so gut
betuchte Teams hingegen
bereiteten sich lediglich
in Spanien auf die komArturo Vidal
Foto: imago sportfotodienst
menden Aufgaben vor. Unter die
zehn Bundesligisten, die dort trainierten, gehört auch der FC Augsburg. Mit dem neuen Trainer Manuel Baum soll am Samstag gegen
Hoffenheim ein Schritt in Richtung
Klassenerhalt gemacht werden.
Die Hoffenheimer wiederum übten ausschließlich zu Hause. Kraichgau statt Marbella. Keine Reisestrapazen, kein gesundheitsgefährdender Klimawechsel. Reisen oder Bleiben – was wohl sinnvoller ist? Die
Antwort liegt auf dem Feld. Warum
aber erst im Januar der Herbstmeister gekürt wird, steht im Sport. Im
Porträt auf der Seite 2 wird außerdem erklärt, warum auch Freiburgs
Trainer Christian Streich ein etwas
eigenwilliger Typ ist.
heimgesucht worden war. Erdbeben
und seit Jahrzehnten nicht da gewesene Schneefälle hätten eine beispiellose „Kneifzange“ gebildet,
sagte Ministerpräsident Paolo Gentiloni in Rieti. Die Rettungskräfte
stellten sich darauf ein, die ganze
Nacht“ weiterzusuchen, in den
nächsten Tagen soll es in der Region
weiter schneien. Angeblich sind
auch Ausländer unter den Toten,
das Auswärtige Amt hatte aber noch
keine Erkenntnisse über deutsche
Opfer: „Die Botschaft ist in engem
Kontakt mit den italienischen Behörden und bemüht sich um rasche
Aufklärung.“ Über die Tragödie berichtet Julius Müller-Meiningen auf
der Dritten Seite. (dpa, afp)
Chinesen wollen
KukaJobs sichern
Augsburg Die neuen chinesischen
Eigentümer des Roboterbauers
Kuka wollen die Arbeitsplätze in
Augsburg „heute und morgen“ sichern. Das versprachen die beiden
Chefs des asiatischen Haushaltsgeräte-Konzerns Midea, Paul Fang
und Andy Gu, in einem Gespräch
mit unserer Zeitung. Erstmals gaben
die beiden Manager gemeinsam mit
Kuka-Boss Till Reuter ein Interview. So sagte Gu: „Wir sind als
langfristige Investoren nach Augsburg gekommen.“ Ziel sei es, mit
Kuka eine positive Geschichte zu
schreiben, wie das deutsche Konzerne – also Volkswagen, BMW und
Daimler – in China mit ihren dortigen Investments getan hätten.
Warum die Investoren Kuka gekauft haben, lesen Sie im Interview
auf dem Wirtschaftsteil. (sts)
ebt das Hanf frei, forderte einst
der Ur-Grüne Christian Ströbele und wurde mit diesem Spruch
zu einer Berühmtheit auf Youtube.
Es ist so weit: Einstimmig hat der
Bundestag die Freigabe von Cannabis auf Rezept beschlossen.
Wirklich frei ist das Hanf damit
allerdings noch lange nicht, der
Joint bleibt weiterhin verboten,
ebenso der wilde Anbau von Hanf.
Denn nach dem Willen des Gesetzgebers ist die Freigabe an sehr eng
gesteckte Vorgaben gebunden. Der
Patient muss schwer krank sein,
nach der Verschreibung durch den
Arzt muss der Medizinische Dienst
der Krankenkassen die Therapie genehmigen. Somit wird die Zahl der
Patienten überschaubar bleiben.
Genau sie aber profitieren von
dem Gesetz. Es war nicht einzusehen, dass die ausschließliche Fixierung auf den Suchtcharakter von
Cannabis seinen Einsatz in der Medizin verhinderte und Patienten
kriminalisierte. Endlich ist die Politik über ihren Schatten gesprungen. Für einen Krebspatienten im
Endstadium ist die drohende Abhängigkeit kein Thema mehr, seine
Befreiung von den Schmerzen aber
ein nicht zu überschätzender Zugewinn an Lebensqualität.
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