Referenzbericht Sachsenmilch AG

Transcrição

Referenzbericht Sachsenmilch AG
referenzen
alles strom oder was?
SACHSENMILCH AG
ENERGIEMANAGEMENT BEI DER SACHSENMILCH AG
Mozzarella stammt von Büffeln in Oberitalien und Leerdamer reift monatelang ausschließlich in niederländischen
Holzregalen. So oder ähnlich denken wir als Verbraucher, wenn wir durch die Regale im Supermarkt schlendern.
Weit gefehlt – heutzutage. Oberitalien, Holland und noch ganz andere Regionen vereinen sich heute im sächsischen Leppersdorf. Und noch einiges mehr kommt von dort, was man auf den ersten Blick ohne weiteres nicht
erwarten würde.
Der Standort Leppersdorf, vor den Toren von Dresden, ist
einer der modernsten Milch verarbeitenden Betriebe
Europas und Sitz der Sachsenmilch AG. Jährlich werden hier
etwa 1,4 Milliarden Liter Milch verarbeitet. Das Einzugsgebiet
des Milchbezuges umfasst mehr als 300 Kilometer und umschließt landwirtschaftliche Betriebe in Sachsen, Thüringen,
Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Polen und der Tschechischen
Republik.
Fünf Molkereien unter einem Dach produzieren hier Milchfrischprodukte der Marken MÜLLER und Sachsenmilch. Die
Basisprodukte Frischmilch, H-Milch, Butter und Rahm gehören ebenso dazu wie Vollmilch-, Magermilch- und Molkereipulver sowie Laktose, Schnitt- und Hartkäse wie auch
Sauermilch-Käse. Mit knapp 1.200 Mitarbeitern ist die
Sachsenmilch AG nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber am
Standort Leppersdorf, die Milchverarbeitungsmenge von 1,4
Mrd. Litern pro Jahr macht das Unternehmen zu einem
wichtigen Wirtschaftsfaktor für die gesamte Region und vor
allem die zuliefernden landwirtschaftlichen Betriebe. Für den
regionalen Stromversorger ESAG ist die Sachsenmilch AG
ein wichtiger Kunde, denn neben der Rohmilch und dem
Personal ist die Energie der wichtigste Produktionsfaktor in
Leppersdorf.
Hoher Automatisierungsgrad…
Ein moderner Milch verarbeitender Betrieb muss heute eine
breite Palette ineinandergreifender Produktionsprozesse
haben und teilt sich verschiedene Unternehmensbereiche,
die für sich betrachtet sowohl wirtschaftliche Wertschöpfung
erarbeiten als auch kostenmäßig erfasst und bewertet werden müssen. In einer Molkerei werden die Basisprodukte
Milch für den direkten Verkauf als auch die Weiterlieferung in
andere Betriebe im Haus produziert.
Man muss aber auch die gesamte Verpackungslogistik
berücksichtigen, die ein moderner Produktionsbetrieb
erfordert. Die Einzelverpackungen für die Endprodukte
müssen dem Produktionsprozess zeitgerecht zugeführt
werden. Dabei werden heutzutage in vielen endverarbeitenden Betrieben auch die notwendigen Verpackungen
gleich vor Ort oder in der direkten Umgebung hergestellt.
Müllermilch ist europaweit präsent, stützt sich in der
Fertigung aber vor allem auf die Standorte in Aretsried,
Berg – die Energieoptimierer
®
referenzen
Drayton (England), Freising (Weihenstephan) und eben
Sachsenmilch. Leppersdorf ist hiervon aber der heute
größte Einzelstandort.
Die Leppersdorfer Produkte gehen nach der Herstellung
sowohl in den regionalen als auch einen europaweiten
Vertrieb und sind z.B. bis nach Spanien in den Regalen der
Supermärkte zu finden. Und ein moderner Betrieb dieser
Größenordnung und Marktposition ist ohne einen entsprechend hohen Automationsgrad in Fertigung und Logistik
heute nicht mehr vorstellbar. Viele der früher üblichen
manuellen Einzelprozesse funktionieren heute scheinbar
ferngesteuert „von alleine“.
… bringt hohen Energiebedarf
Zwischen den einzelnen Fertigungs- und Lagerbereichen
herrscht ein hohes Maß logistischer Perfektion. Im vollautomatisierten chaotischen Hochregallager werden die Waren
auf einer Länge von 130 Metern und einer Höhe von 32
Metern in 12 Ebenen nicht nur vollautomatisch einsortiert
herausgenommen – selbst das Heranbringen aus den teils
weit entfernten Produktionshallen erfolgt über die installierte
Fördertechnik mittels per Barcode gekennzeichneter Europaletten.
Der hohe Automationsgrad des Werkes trägt einerseits
wesentlich zur Einhaltung der hoch gesetzten eigenen
Qualitätsstandards bei. Andererseits erzeugt er aber auch
naturgemäß einen entsprechend hohen Energiebedarf,
sowohl an elektrischer Leistung zum Betrieb der Anlagen
und Maschinen, als auch thermischer Energie für die
Produktionsprozesse und den Aufbau geschlossener Kühlketten zur Lagerung. Sachsenmilch wird vom Mittelspannungsnetz direkt eingespeist und mit einer Gesamtanschlussleistung von 25 MW unter Einhaltung der üblichen
Redundanzen mit Strom versorgt. Das werkseigene
Mittelspannungsnetz umfasst 12 Schwerpunktstationen. In
jeder dieser Stationen ist eine Mittelspannungsschaltanlage
untergebracht, von dort aus werden die Transformatoren
geschaltet, die die etwa 50 Niederspannungshauptverteilungen versorgen. Die NSp-Hauptverteilungen können
primärseitig gekoppelt werden, um einzelne Trafoabgänge
frei zu schalten. Im Werk selbst gibt es aber keine mittelspannungsseitigen Verbraucher, sondern ein weit verästeltes
Niederspannungsnetz zur Versorgung der Anlagen. Das
gesamte Verteilungsnetz ist heute mit einem umfassenden
Energiedatenerfassungssystem der BERG Energiekontrolle
GmbH ausgestattet.
Alle Netzsammelstellen, also die Transformatorübergänge, werden dreiphasig gemessen. Die nachfolgenden
Verbraucher unterscheiden sich in Verbrauchsklassen. Hier
hat sich der Projektleiter Gerd Lässig eine clevere Methode
ausgedacht, um bei der Installation und dem Erstaufbau
möglichst Kosten zu reduzieren: Bei größeren Anlagen wird
auch der Verbrauch dreiphasig gemessen, kleinere Ver-
BERG Energie GmbH Fraunhoferstr. 22 D-82152 Martinsried
Tel.: 089/379160-0 Fax: 089/379160-199 www.berg-energie.de
SACHSENMILCH AG
braucher haben aus Kostengründen nur einphasige
Energiezähler. Die hierdurch entstehende „Schieflast“ kann
®
aber mit dem Auswertesystem ENerGO exakt bestimmt
und bei der statistischen Auswertung korrigiert werden.
Erzeugen einzelne Verbraucher zu große Abweichungen,
erhalten sie nachträglich noch dreiphasige Zähler, das
kommt aber nur selten vor.
Insgesamt hat BERG etwa 700 Messstellen auf dem
®
Sachsenmilchgelände mit dem LON -System ausgestattet.
Dazu gehören die entsprechenden Zähler, Datensammler
und Kommunikationsgeräte. Als zentrales Erfassungs- und
®
Auswertesystem wird ENerGO eingesetzt. Hier sind die 700
Messstellen in der Erfassungsebene so abgebildet, wie sie in
der physikalischen Welt auch auftauchen, es wird quasi das
Netz datentechnisch abgebildet. Die Zuordnung erfolgt hierbei nicht zwangsläufig nach Gebäuden oder Produktionsgruppen, an jeder physikalischen „Schiene“ ist mindestens
eine, manchmal sind aber auch mehrere Kostenstellen angehängt. So versorgt z.B. Station 7610 in der Mitte der
Produktionsanlagen sowohl die Käserei als auch die
Molkerei, die Energieflüsse müssen also entsprechend
bewertet und aufgesplittet werden. Die Kommunikation zwischen den Zählern in den Schwerpunktstationen erfolgt über
die Mittelspannungsleittechnik auf Lichtwellenleiter-Basis.
Hierauf wurde betriebsweit ein eigenes ethernetbasiertes
„Energie LAN“ als lokales virtuelles Netzwerk eingerichtet.
®
®
Daran sind direkt der ENerGO –Server sowie ein LON -OPC
Server angehängt. Die Vernetzung der dezentralen Zähler an
®
den Verbrauchsmessstellen erfolgt alternativ über LON Technik oder Impulse.
Zielerreichung positiv
Der Start des Projektes Energiemanagement seitens
Sachsenmilch erfolgte im Mai 2004, die Auftragsvergabe an
BERG und Görlitz am 1. 9. 2004 mit der Maßgabe einer
Gesamtinbetriebnahme noch innerhalb des Jahres 2004.
Dieser frühzeitige Termin ist durch anstrengende, aber
erfolgreiche Arbeit der BERG-Ingenieure plangemäß eingehalten worden, und der Kunde ist heute sehr zufrieden über
Umfang, Qualität und Detailtreue der Arbeiten.
Die Ziele der Sachsenmilch AG mit dem Projekt beginnen
mit einer Visualisierung des Energieverbrauches sowie einer
verursachergerechten Verteilung der entstandenen Energiekosten auf die einzelnen Kostenstellen im Produktionsprozess. Durch die Konfrontation mit dem Thema Energie
und die Darstellung des jeweils individuellen Verbrauchsverhaltens soll eine Sensibilisierung für die Verantwortung
und die Möglichkeiten zur Einsparung im Unternehmen
geschaffen werden. Dazu gehören auch das Entdecken „freier“ abschaltbarer Lasten sowie insgesamt eine Reduktion
der Netzverluste im Transportnetz. Der Projektleiter ist sich
sicher, mit der Einführung des BERG-Systems einen großen
Schritt in diese Richtung geschafft zu haben.