Der Doppelte Alexander der Grosse?

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Der Doppelte Alexander der Grosse?
Vol. 3 (2011) | pp. 115-138
http://www.ucm.es/info/amaltea/revista.html
DER DOPPELTE ALEXANDER DER GROSSE?
SABINE MÜLLER
CHRISTIAN-ALBRECHTS-UNIVERSITÄT ZU KIEL
[email protected]
Article received on 29.01.2011
Accepted on 19.05.2011
ZUSAMMENFASSUNG
Basierend auf einer antiken Tradition über ihren gemeinsamen Besuch der gefangenen Familie des
persischen Großkönigs wurde Hephaistion, der engste Gefährte und Vertraute Alexanders des Großen,
in der Rezeption durch europäische Künstler der Renaissance und des Barock als sein äußerlich
identischer Doppelgänger gezeigt. Antiker Hintergrund war eine Darstellung der beiden im Sinne der
aristotelischen Freundschaftslehre, die von einer Seele in zwei Körpern ausgeht. In der Rezeption des
20. und 21. Jahrhunderts in Populärwissenschaft und Populärkultur erfährt die Darstellung des
doppelten Alexanders weitere Facetten: die Abwertung Hephaistions als sein opportunistischer
Schatten, die Betonung von Alexanders Hinwendung zur aristotelischen Philosophie und zum
heroischen Ideal oder die Darstellung seiner inneren Zerrissenheit.
SCHLAGWÖRTER
Doppelgänger, Alexander III. von Makedonien, Hephaistion, Aristoteles, antike Freundschaftslehre,
Curtius, europäische Kunst, Ludwig XIV., historischer Roman, Film.
THE DOUBLE ALEXANDER THE GREAT?
ABSTRACT
On the basis of an ancient tradition on their visit to the captured royal family of the Persian great king,
Hephaistion, the closest friend and confidant of Alexander the Great, was depicted in European art of
the Renaissance and Baroque as his look-alike. The ancient background was Aristotle’s theories on
friendship. During the 20th and 21st centuries the image of the doubled Alexander received further
treatment. Hephaistion was shown as a mere shadow of Alexander and opportunist while Alexander
was depicted as a true philosopher king and hero or as a person at odds with himself.
KEYWORDS
Double, Alexander III of Macedonia, Hephaistion, Aristotle, ancient theory of friendship, Curtius,
European art, Louis XIV, historical romance, movie.
1. EINLEITUNG
In einer berühmten Episode aus dem Leben des Herrschers und Eroberers Alexander
III. von Makedonien erscheint sein engster Gefährte, der makedonische Adlige
Hephaistion aus Pella, als sein Alter Ego. Am Tage nach dem zweiten makedonischen Sieg
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über die persischen Heere, 333 v. Chr. bei Issos, sollen beide zusammen das königliche
Zelt der in Gefangenschaft geratenen Familie Dareios' III., der sich auf dem strategischen
Rückzug befand, betreten haben. Dabei kam es zu einer Verwechslung; die persische
Königinmutter Sisygambis hielt Hephaistion für Alexander. Als der Irrtum aufgeklärt
wurde, soll Alexander ohne Groll reagiert und stattdessen erklärt haben, auch Hephaistion
sei Alexander.
Dieses Doppelgängerthema in der Alexandergeschichte, das von der aristotelischen
Freundschaftslehre gefärbt war, entwickelte sich in der Alexanderrezeption, insbesondere
in der europäischen Kunst der Renaissance und des Barock, zum beliebten Bildsujet und
moralischen exemplum für Milde, Großmut und Mäßigung (Noll 2005: 32; Hadjinicolaou:
1997, 19). Dabei wurde Hephaistion, wie in den zu besprechenden Werken von Giovanni
Antonio Bazzi, Charles LeBrun und Paolo Veronese, im Unterschied zur antiken Tradition,
in der von einer ideellen Doppelgängervorstellung ausgegangen wird, als äußerlich mit
Alexander identisch dargestellt.
Im Folgenden wird die Rezeption der Darstellung Hephaistions als Alexanders Alter
Ego in ausgewählten Werken der historischen Biographie und der Populärkultur des 20.
und 21. Jahrhunderts analysiert. Zur Untersuchung stehen die Romane Alexander. Roman
einer Utopie von Klaus Mann (1929/30), La jeunesse d' Alexandre von Roger Peyrefitte
(1977), die Alexanderbiographien von Fritz Schachermeyr (1973) und Robin Lane Fox
(1974) sowie der Film Alexander the Great (2004) unter der Regie von Oliver Stone. Als
Ausgangspunkt werden die Hintergründe des Doppelgängerthemas in den antiken Quellen
zur Alexandergeschichte und die Entwicklung und Wandlung des Themas des doppelten
Alexanders in ausgewählten Werken der europäischen Kunst der Renaissance und des
Barock kurz aufgezeigt.
2. HEPHAISTIONS LAUFBAHN
Hephaistion aus Pella, Sohn des Amyntor, war ein makedonischer Adliger, über dessen
Familie nichts weiter bekannt ist. Es wird angenommen, sie habe vor Hephaistions
Aufstieg unter Alexander keinen größeren Einfluss gehabt (Reames-Zimmerman 1998:
67). Für die schon in der Antike viel zitierte Jugendfreundschaft von Alexander und
Hephaistion, ihr gemeinsames Aufwachsen am Hof und den Unterricht durch Aristoteles
in Mieza gibt es nur spätere, teilweise in ihrer Glaubwürdigkeit umstrittene Quellen. So
wird ein Brief des Philosophen an Hephaistion in einem Schriftenverzeichnis erwähnt
(Diog. Laert. 5,27), was jedoch nicht impliziert, dass er auch sein Schüler gewesen war. Es
ist zwar möglich, dass Hephaistions Familie zu den factions an Philipps Hof gehörte, die
Alexanders Herrschaftsansprüche unterstützten, da diese sich überwiegend aus Olympias'
mit ihrer Heimat Epeiros verbundenen Klientel oder weniger bedeutenden Adelsfamilien
aus Niedermakedonien zusammensetzten (Müller 2003: 31-2; Heckel 1985: 289). Fassbar
wird eine enge Verbindung der beiden jedoch erst in der zweiten Phase von Alexanders
Regierung, ab 330 v. Chr. Zu diesem Zeitpunkt begann Hephaistions Aufstieg und
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Sichtbarkeit: Nach unspektakulären militärischen Anfängen wurde ihm in einem
gewaltigen Karriereschub die Leitung der Hälfte der Eliteeinheit der Hetairenreiterei zuteil
(Diod. 18,3,4). Danach erhielt er immer öfter die Verantwortung über den Hauptteil des
Heers (Arr. an. 6, 2,2. 21,3-4. 28,7; 7,7,1; Curt. 9,10,6). Nach der Rückkehr vom
Indienfeldzug zählte er 324 v. Chr. zu denjenigen, die im Rahmen der Ehrungen für ihre
Verdienste besonders hervorgehoben wurden (Arr. an. 7,5,6; Diod. 17,93,1).
Zu einem ungewissen Zeitpunkt wurde er ins prestigiöse Amt eines der sieben
Somatophylakes, der herrscherlichen Leibwache, berufen (Arr. an. 6,28,3-4; vgl. Heckel
2009: 133). Ebenso unsicher ist, wann zwischen 330 und 324 v Chr. seine Ernennung zum
Chiliarchen (Arr. Succ. 1a,3) erfolgte. Über die Kompetenzen, die Hephaistion in dieser
Funktion innehatte, schweigen die Quellen. Aktuell wird im Gegensatz zur älteren
Forschungsmeinung, es handle sich um einen mit der persischen Chiliarchie identischen
Aufgabenbereich,1 angenommen, dass das Amt trotz des persischen Namens primär mit
Hephaistions Oberbefehl über die makedonische Hetairenreiterei zu tun hatte (Arr. an.
7,14,10; vgl. Meuus 2009: 308-9). Flexibel gestaltet (Briant 2009: 74), sollte es vielleicht
seine herausgehobene Vertrauensposition bei Alexander auch institutionell
unterstreichen.
Hephaistions besondere Rolle am Hof wurde sinnfällig hervorgehoben, als er 324 in
Susa auch noch Alexanders Schwager wurde. Sie heirateten parallel achaimenidische
Schwestern (Arr. an. 7,4,5), was auch eine dynastische Anbindung Hephaistions an
Alexander mit sich brachte (Wirth 1967: 1023). Sein steiler Aufstieg endete abrupt mit
seinem frühen Tod im Spätsommer 324 in Ekbatana. Die Ursache war wohl eine fiebrige
Erkrankung, kombiniert mit einer Alkoholvergiftung und körperlicher Erschöpfung (Arr.
an. 7,14,1; Plut. Alex. 72,1-2. Diod. 17,110,7-8; Just. 12,12,11-12; vgl. Wirth 1993: 324, Anm.
245, 347).
3. DER DOPPELTE ALEXANDER IN DER ANTIKEN ÜBERLIEFERUNG
Drei Hauptquellen zur Alexandergeschichte berichten von der Verwechslung
Alexanders mit Hephaistion im Zelt der Familie des persischen Königs: Quintus Curtius
Rufus, Diodor und Arrian.2 Curtius, Verfasser der einzig bekannten antiken
Alexandermonographie in lateinischer Sprache, Historiae Alexandri Magni Macedonis,
schreibt:
… ohne die Schar seiner Begleiter einzulassen, trat er allein mit Hephaistion in das Zelt.
Dieser war ihm unter allen seinen Freunden bei weitem der liebste, war mit ihm
zusammen erzogen und Mitwisser aller seiner Geheimnisse. Auch hatte kein anderer das
Die Kompetenzen des persischen Chiliarchen sind ebenfalls umstritten. Laut griechischer Quellen
hatte er ein militärisches Kommando inne (Hdt. 7,81; Xen. Kyr. 2,1,23), regelte zudem den Zugang zu
Audienzen, kontrollierte die Leibwache und die Termine des Herrschers (Ael. VH 1,21; Nep. 9,3,3).
1
2
Vgl. Val. Max. 4,7,ext.2 A.
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Recht, ihn so freimütig zu ermahnen, dieses Recht übte er aber so aus, dass es ihm mehr
vom König zugestanden, als von ihm selbst in Anspruch genommen zu sein schien. Und
war er ebenso alt wie Alexander, übertraf er ihn doch an Größe. Daher hielten die
Königinnen ihn für den König und fielen nach ihrer Sitte vor ihm nieder. Als hierauf einige
von den gefangenen Eunuchen ihnen zeigten, wer Alexander sei, warf sich Sisygambis zu
seinen Füßen und entschuldigte ihren Irrtum damit, dass sie den König nie zuvor gesehen
hätten. Doch dieser richtete sie mit der Hand empor und sprach: ‚Du hast dich nicht geirrt,
Mutter, denn auch dieser ist Alexander (Curt. 3,12,15-17).3
Identität und Lebensdaten des Curtius sind unsicher, zumal das erste Buch mit der
mutmaßlichen Selbstvorstellung des Historiographen zu den fehlenden Teilen der
insgesamt zehn Bücher gehört. Gemäß aktueller communis opinio schrieb er als rhetorisch
geschulter Angehöriger der Senatorenkreise im 1. Jh. n. Chr., entweder unter Claudius
oder unter Vespasian (PIR² C 1618-19; Müller 2011; Atkinson 2009: v; Baynham 1998:
213-19). Seine Alexandergeschichte wird generell zur „Vulgata“ gezählt, eine inzwischen
umstrittene Bezeichnung für die Quellen zur Alexandergeschichte, die auf dem Werk des
Kleitarchos, Alexanders romanhaft schreibendem Zeitgenossen, als Hauptquelle basieren
(Curt. 9.5.21; 9.8.15). In Curtius’ Version der Zeltepisode liegt der Fokus sekundär auf der
gnädigen Haltung Alexanders gegenüber den persischen Frauen und primär auf der
Lobpreisung des freundschaftlichen Verhaltens gegenüber Hephaistion. Entsprechend
seiner generellen moralisierenden Tendenzen lässt Curtius unmittelbar im Anschluss an
den Bericht einen Exkurs zu Alexanders charakterlicher Entwicklung folgen:
Hätte er diese Bescheidenheit bis zum Ende seines Lebens beibehalten können, so wäre er
meiner Meinung nach glücklicher gewesen als er zu sein schien, als er in ähnlichen
Triumphzug wie Bacchus alle Länder vom Hellespont bis zum Okeanos siegreich
durchmessen hatte. Dann hätte er sicherlich Stolz und Jähzorn, jene unbezwinglichen
Laster, besiegt (…) Aber noch nicht hatte die Woge des Glücks seinen Sinn überwältigt,
und darum trug er es zu Anfang mit Mäßigung und Weisheit, während er zuletzt seine
Überfülle nicht zu fassen vermochte (Curt. 3,12,18-20).
Es ist davon auszugehen, dass die Episode in Curtius’ Zeit längst zu einem
schablonenhaften exemplum geworden war, das er benutzte, um sein Leitmotiv in den
Historien, die Relation von fortuna und virtus in Alexanders Laufbahn, zu verfolgen
(Bosworth 1980: 222). Von vorherrschenden Alexanderbildern in der römischen
rhetorischen Tradition beeinflusst, entwarf er anhand einer Verfallsgeschichte des von
seinen Siegen korrumpierten jungen Herrschers eine Studie zu politischer Macht und der
Gefahr der Hybris (Müller 2011). Gerade die Bewertung von Alexanders generöser Haltung
im Zelt der königlichen persischen Frauen dient Curtius dazu, eine Trennlinie zwischen
dem tugendhaften, „guten“ makedonischen Herrscher Alexander vor seiner Korruption
durch fortuna und dem späteren, zum topischen Klischee des dekadenten Perserkönigs
3
Zitiert nach der Übersetzung von J. Sibelis und H. Weismann in der Bearbeitung durch G. Johns.
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entarteten „schlechten“ Alexander als eines neuen Xerxes aufzuzeigen (Atkinson 1980:
250). Hephaistion ist als Alter Ego des in der Zeltszene noch vorbildlichen Alexanders
ebenfalls positiv konnotiert. Er ist sich zwar bewusst, dass er besondere Privilegien im
Umgang mit Alexander genießt, nutzt diese aber nicht zur Überhöhung seiner eigenen
Position aus. Wie sein Freund zeigt auch er sich (noch) bescheiden und maßvoll. Was sie
indes unterscheidet, ist das Äußere. Curtius betont, dass Sisygambis Hephaistion mit ihm
verwechselte, weil er, hochgewachsen und gut aussehend, ihren Vorstellungen von einem
siegreichen Herrscher eher entsprach als Alexander. Interessanterweise schmälert diese
Feststellung Alexanders Darstellung nicht. Durch seine Reaktion auf die Verwechslung
erweist er sich als wahrhaft königlich, auch wenn er nicht so aussehen mag. Dagegen
ändert sich Curtius’ Ton, als er in späteren Passagen, nachdem der von ihm mit dem
Gewinn der Entscheidungsschlacht angesetzte Negativwandel Alexanders bereits
begonnen hat, abermals auf dessen eher unscheinbares Aussehen, seine kleine Statur und
Hephaistions Anmut eingeht. Dies geschieht bei seiner Schilderung von Alexanders
Begegnung mit der Amazonenkönigin Thalestris, die ein Kind von ihm möchte und von
seinem wenig beeindruckenden Äußeren erstaunt ist (Curt. 6,5,29). Die unhistorische
Episode der Begegnung mit der Amazone ist Teil der Schilderung von Alexanders ebenso
rascher wie intensiver – hier – sexueller Depravation. In Curtius' Augen war Thalestris
eine "Barbarin" (Baynham 1998: 170). Vorangegangen war zudem das Geschenk des
Nabarzanes an Alexander in Gestalt des Eunuchen Bagoas, der einst ein Lustknabe
Dareios' III. gewesen war und nun von Alexander in dieser Funktion übernommen wurde
(Curt. 6,5,23). Die abermalige Erwähnung von Hephaistions anmutiger Schönheit erfolgt
ebenfalls im Kontext von Curtius' moralisierenden Spitzen gegen Alexanders sexuelle
Beziehungen: Mittels „pederastic phraseology“ (Ogden 2009: 210-11, A. 59) wird der
einstmals vorbildliche Freund zum königlichen Lustknaben degradiert (Curt. 7,9,19).
Der griechische Historiograph Diodor, der im 1. Jh. v. Chr. eine Universalgeschichte
verfasste, überliefert eine Version der Episode des Besuchs im persischen Zelt, die an eine
gemeinsame Vorlage mit Curtius denken lässt (Atkinson 1980: 244, 253-54):
Als der Tag anbrach, nahm Alexander denjenigen seiner Freunde mit, der ihm am liebsten
war, Hephaistion, und ging zu den Frauen. Sie waren beide gleich gekleidet, doch da
Hephaistion hochgewachsener und schöner war, hielt Sisygambis ihn für den König und
vollzog die Proskynese vor ihm. Als die anderen Anwesenden ihr Zeichen machten und mit
der Hand auf Alexander zeigten, schämte sie sich für ihren Irrtum, machte aber einen
neuen Ansatz und vollzog die Proskynese vor Alexander. Doch der König hielt sie auf,
indem er sagte: ‚Keine Sorge, Mutter, denn auch dieser hier ist Alexander (Diod. 17,37,5-6.
Vgl. 17,114,2).
Diodor nennt den gleichen Grund für die Verwechslung wie Curtius, Hephaistions
beeindruckende Erscheinung, und stellt auch die Großmut Alexanders und seine Loyalität
zu seinem Freund heraus.
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Im Gegensatz zu Curtius und Diodor äußert Arrian leichte Zweifel an der Historizität
der Begebenheit, weil sie nicht in seinen Hauptquellen, den Schriften der beiden
Zugteilnehmer Ptolemaios und Aristobulos, überliefert wurde:
Darüber hinaus wird erzählt, dass Alexander selbst am nächsten Tag zusammen mit
Hephaistion als einzigem seiner Freunde das Zelt betrat. Die Mutter des Dareios, die im
Zweifel war, wer von beiden der König sei – beide trugen das gleiche Gewand -, sei vor
Hephaistion getreten und vor diesem niedergefallen, denn dieser schien ihr der
stattlichere. Als dieser nun zurückwich und jemand aus ihrer Umgebung auf Alexander
zeigte, dies sei der König, habe sie sich ihres Irrtums geschämt und sich abgewandt. Doch
Alexander meinte, sie habe sich keineswegs geirrt, denn auch dieser sei Alexander.
Derartiges soll hier weder als verbürgte Wahrheit noch als völlig unglaubwürdig
aufgezeichnet sein (Arr. an. 2,12,6-8).4
Arrian, der zu den typischen Vertretern der kulturellen Strömung der Zweiten
Sophistik gezählt wird, die ihre Bildung als symbolisches Kapital zum gesellschaftlichen
Aufstieg im Römischen Reich nutzten (Jones 1986: 149), schrieb im 2. Jh. n. Chr. mit
Xenophon als literarischem Vorbild eine Alexandergeschichte, die mit den kursierenden
mythisierenden Verfremdungen Schluss machen sollte (Arr. an. 1,12,4-5). Er lobt die Ehre,
die Alexander seinem Freund erwiesen hat, sollte es sich so zugetragen haben. Seine
Zweifel an der Historizität der Episode teilt Arrian mit großen Teilen der Forschung, die
von einer späteren anekdotenhaften Interpolation ausgehen (Badian 1998: 349; Stewart
1993: 71-2; Atkinson 1980: 252). In dem Verfasser wird meistens Kleitarchos vermutet, da
er erstens ein besonderes Interesse am Schicksal der Sisygambis und zweitens an der
Darstellung Hephaistions als Alexanders Alter Ego zeigte (Baynham 1998: 80; McKechnie
2005: 431).
Als entscheidend erscheint, dass Kallisthenes Alexanders Hofhistoriograph, der bis zu
seiner Beseitigung 327 v. Chr. für den offiziellen Tatenbericht unter panhellenischen
Vorzeichen zuständig war (Müller 2006: 280-81), wohl nicht als Quelle in Frage kommt
(Atkinson 1980: 252). Es ist unwahrscheinlich, dass Alexander eine solche Geste, wenn sie
sich denn zugetragen hatte, nicht der Öffentlichkeit hätte mitteilen lassen. So ist
anzunehmen, dass die Episode eine Reflektion der späteren positiven Verklärung
Alexanders, besonders als Philosophenschüler, gewesen ist. Die alternative These, es
handle sich um eine Ableitung aus einer postumen Kultgemeinschaft Alexanders mit
Hephaistion (Habicht 1956: 31-2), ist weniger wahrscheinlich, da es dafür bislang keine
Belege gibt (Briant 2009: 136, A. 71, 169).
Alexanders Ausspruch, auch Hephaistion sei Alexander, rekurriert auf die
Freundschaftslehre seines Lehrers Aristoteles und zeigt Alexander im Licht des
Idealimages des Philosophen auf dem Thron. Gemäß der aristotelischen Theorie war ein
Freund eine Seele in zwei Körpern, repräsentierte das andere Ich und erkannte seine guten
4
Zitiert nach der Übersetzung von G. Wirth.
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Eigenschaften im anderen (Aristot. Eth. Nic. 1156 B, 1157 B, 1159 B; Diog. Laert. 5,20; Plut.
moral. 93 E. Vgl. Konstan 1997: 42, 75). Davon zu unterscheiden war der Schmeichler, der
wie ein Schatten folgte und anbiedernd allem zustimmte (Plut. moral. 53 B).
Darüber, dass Hephaistion Alexanders engster Freund war, herrscht in den Quellen
Einigkeit (Diod. 17,114,1; Nep. 18,2,2; Curt. 3,12,15-16; Plut. Alex. 39,5; mor. 339 F-340 A;
180 D; 332 F-333 A). Dagegen sind explizite Belege dafür, dass diese Freundschaft eine
Liebesbeziehung war, weniger zahlreich und teils von wesentlich späteren Quellen
überliefert (Luk. Calum. 17; dial. mort. 12,4; Ael. VH 12,7; Epikt. 2,22,17; Diog. Epist. 24,1
Hercher), deren Glaubwürdigkeit sehr kritisch zu sehen ist (Ogden 2009: 211-2).
Hephaistion wird darin als eromenos Alexanders gekennzeichnet, der mittels seiner
sexuellen Anziehungskraft Einfluss auf den Herrscher ausübte. Unter den
Alexanderhistoriographen sind es Curtius und Justin, die zumindest auf eine erotische
Beziehung anspielen (Just. 12,12,11-12; Curt. 7,9,19).
Als Indiz gilt überdies die Gleichsetzung von Hephaistion mit Patroklos, dem Alter Ego
von Achilles (Plut. mor. 93 E), Alexanders Urahnen mütterlicherseits (Ameling 1988: 667;
Reames-Zimmerman 1998: 242; Stewart 1993: 83). Obwohl in der Ilias nicht explizit
gesagt wird, dass Achilles und Patroklos ein Liebespaar waren, gingen Alexanders
Zeitgenossen in der griechisch-makedonischen Welt des 4. Jh. v. Chr. davon aus, dass es
sich um eine solche Beziehung gehandelt habe (Aischin. 1,133.142-144; Plat. Symp. 179 E180 B; Arr. Per. 23,4). Dies sei für die Zuhörer des Epos so selbstverständlich gewesen,
dass sich konkrete Hinweise erübrigt hätten (Konstan 1997: 37; Halperin 1990: 86-7).
Wenn sich Alexander und Hephaistion daher der Öffentlichkeit als Achilles und Patroklos
präsentiert oder diesen Vergleich zumindest nicht dementiert hatten, wäre dies eine
deutliche Stellungnahme zum Charakter ihrer Beziehung gewesen. Indes lässt sich eine
Datierung dieser Parallele in Alexanders Lebzeiten nicht nachweisen. Obwohl der
überwiegende Teil der Forschung nicht daran zweifelt, dass Hephaistion Alexanders
Lebensgefährte war (Reames-Zimmerman 1999: 92; Heckel 1993: 65-6, Berve 1926: 173;
Wirth 1967: 1022) – eine Beziehung, die durchaus innerhalb der Normen der
makedonischen höfischen Kultur seiner Zeit gewesen wäre (Ogden 2009: 213, 217) –, wird
aktuell davon ausgegangen, dass nicht nur Hephaistions Angleichung an Patroklos,
sondern auch Alexanders Achillesimitatio eine spätere literarische Ausschmückung war
(Heckel 2011): Alexander selbst habe höchstens seine Abkunft von Achilles betont, etwa
mittels der Angleichung seines Porträts an die Ikonographie seines Urahns (Hölscher
2009: 30-32).
Als ein späterer Urheber der Parallele zum homerischen Heldenpaar lässt sich Arrian
ausmachen, der, vielleicht mit dem römischen Beispiel von Hadrian und Antinoos vor
Augen (Stadter 1980: 39, 169), dem Motiv eine nachhaltige Wirkung verlieh. So gibt er
eine Tradition wieder, wonach Hephaistion der Öffentlichkeit bereits zu Beginn des
Persienfeldzugs als der neue Patroklos des makedonischen Achilles präsentiert wurde. In
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Ilion soll er, parallel zur Bekränzung von Achilles’ Grab durch Alexander, einen Kranz auf
Patroklos’ Grab gelegt haben (Arr. an. 1,12,1; vgl. Ael. VH 12,7).5 Die Historizität der
Episode ist stark umstritten. Zwar hätte die öffentliche Doppelgeste durchaus in
Alexanders panhellenische Selbstdarstellung zu Beginn des Zugs gepasst. Doch gibt zu
denken, dass abermals ausgerechnet Kallisthenes die parallele Grabbekränzung ebenso
wie den gemeinsamen Besuch bei den Achaimenidinnen anscheinend nicht überliefert hat
(Heckel 1992: 67). Daher ist anzunehmen, dass es sich um eine spätere Erfindung handelt
(Badian 1998: 350; Bosworth 1980: 221), die wiederum teilweise auf einen gemeinsamen
postumen Kult mit Hephaistion als paredros Alexanders zurückgeführt wird (Habicht
1956: 32; Heckel 1978: 226), aber auch aus dem Doppelgängermotiv resultiert oder dazu
gedient haben kann, ihre Beziehung als erotisch zu charakterisieren.
Die Stilisierung Hephaistions zum Patroklos von Achilles-Alexander wird vor allem in
den Berichten zu Alexanders Reaktion auf seinen Tod manifest (Plut. Alex. 72,2-3; Arr. an.
7,14,4-6; Ael. VH 7,8; Diod. 17,110,8), die gerade deswegen kritisch zu betrachten sind.
Alexanders – sicherlich nicht zu bezweifelnde – Verzweiflung über den politisch wie
menschlich bedeutsamen Verlust und die von ihm aufwändig ausgerichteten
Trauerfeierlichkeiten (Arr. an. 7,14,8-9; Diod. 17,110,8. 114,1; Plut. Alex. 72,3-4; Ael. VH
7,8; Just. 12,12,12) werden literarisch an die homerischen Schilderungen von Achilles’
Schmerz und über die Verbrennungszeremonie von Patroklos’ Leichnam angeglichen (Il.
23,141-150). Auch Alexanders folgender Winterfeldzug gegen die Ethnie der Kossaier wird
aufgrund des grausamen Vorgehens mit Achilles’ Totenopfern in Gestalt der zwölf jungen
Trojaner für Patroklos’ Scheiterhaufen parallelisiert (Plut. Alex. 72,3; Il. 23,175-177),
vermutlich zuerst wiederum durch Kleitarchos (Hammond 1993: 298). Zudem wird über
den Plan eines großen Funeralmonuments für Hephaistion berichtet, dessen Ikonographie
teilweise der von Alexanders Leichenwagen ähnelte (Diod. 18,4,2. Vgl. Palagia 2000: 169172).
In der antiken Tradition ist Hephaistion als Alter Ego Alexanders konsequent an
dessen charakterliche Entwicklung und sein Schicksal angeglichen. Hephaistions Aufstieg
ist untrennbar mit Alexanders Machtgewinn verbunden, auch ausgedrückt in der
Anekdote, Alexander habe ihm bei einem ihrer seltenen Streits mitgeteilt, ohne ihn sei er
ein Nichts (Plut. Alex. 47,6; mor. 337 A). Von Bedeutung erscheint, wie sehr diese
Stilisierung von Hephaistion als Alexanders Doppelgänger das Porträt seiner Karriere
prägt. Während er zu Beginn als Aristotelesschüler figuriert und keine Negativtradition
über ihn fassbar ist, ändert sich dies auffälligerweise parallel zu Alexanders
Negativentwicklung. Je mehr dessen Wandel zum autokratischem, den makedonischen
Traditionen entfremdetem König von Asien voranschreitet, desto intriganter, anmaßender
und schmeichlerischer gegenüber Alexander erscheint auch Hephaistion. Wie bei seinem
Freund sind auch bei ihm ein moralischer Verfall und Ansätze zur Hybris festzustellen.
Just. 11,5,12; Diod. 17,17,3 und Plut. Alex. 15,4-5 erwähnen nur den Besuch Alexanders an Achilles’
Grabstätte.
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Beide lassen von ihrem einstigen Status als Philosophenschüler kaum noch etwas
erkennen.
Hephaistion gilt als derjenige, der Alexanders Persienpolitik und die Adaption
achaimenidischer Hofetikette vorbehaltlos und am engagiertesten unterstützte, was ihm
teils in der antiken Tradition nicht unbedingt positiv angerechnet wird (Plut. Alex. 47,5).
Er soll ihm bei dem gescheiterten Versuch, die Proskynese auch für die Makedonen bei
Hof einzuführen, und bei dem Sturz missliebig gewordener Regimekritiker – Philotas und
Kallisthenes – nachgeholfen haben (Curt. 6,11,10; Plut. Alex. 55,1). Im Zuge seines
Aufstiegs wurde er hochfahrend und arrogant, geriet mit anderen hochrangigen
Amtsträgern in Kompetenzfragen aneinander (Plut. Alex. 47,5-6; Eum. 2,1-4; Arr. an.
7,13,1. 14,9) und soll sogar mit Alexanders Mutter Olympias gestritten haben: Ein in seiner
Historizität sehr fragwürdiger Brief Hephaistions an sie ist in einem hochfahrenden Ton
gehalten und impliziert, dass er für sich selbst königsgleich den Pluralis Majestatis
verwendete (Diod. 17,114,3).
Entsprechend dominiert in der Forschung das Bild Hephaistions als eines
unangenehmen Günstlings, dessen einzige Qualifikationen sein gutes Aussehen und die
kriecherisch folgsame Hingabe gegenüber dem Herrscher gewesen seien und der im Zuge
seines unverdienten Aufstiegs rasch die Bodenhaftung verloren habe (Badian 1998: 350;
Heckel 1993: 83; Carney 1975: 221; Berve 1926: 173). Dagegen ist allerdings einzuwenden,
dass dieser Eindruck von seiner antiken Stilisierung zu Alexanders Doppelgänger, der
einen spiegelbildlichen moralischen Verfall vollzog, herrührt. In Anbetracht des
literarischen Charakters des Motivs ist diese Darstellung Hephaistions sehr kritisch zu
betrachten und entsprechend als topisch zu bewerten. Gegen seine Porträtierung als
Alexanders zweites, entartetes Ich sprechen auch die Zeugnisse, die davon berichten, dass
Hephaistion häufig für diplomatische Missionen und Städtegründungen eingesetzt wurde
(Curt. 4,1,20; 8,12,6; Diod. 17,47,1-6. 91,1-2; Arr. an. 5,20,6; 21,2-6; Plut. Alex. 47,5) sich
im administrativen und organisatorischen Bereich bewährte (Müller 2003: 227; Heckel
1993: 69; Reames-Zimmerman 1998: 100-124) und auch unter den Makedonen keinesfalls
isoliert war (Plut. Alex. 47,6). Gerade als Diplomat benötigte er Fingerspitzengefühl und
konnte sich ein Verhalten, wie es die Quellen teils schildern, sicher nicht leisten.
4. DER TOD DES DOPPELGÄNGERS
Wie stark das Doppelgängermotiv in der antiken Literatur auf Hephaistion und
Alexander angewendet wurde, zeigt sich insbesondere in den mit Skepsis zu behandelnden
Berichten über die Zeit nach Hephaistions Tod. Die Maßnahmen, die Alexander zu Ehren
und Gedenken des Verstorbenen getroffen haben soll, besaßen einen königgleichen
Charakter und betonten, dass mit ihm der zweite Alexander gestorben war. So soll
Alexander die Hinrichtung des Arztes, der Hephaistion vor seinem Tod behandelt und
nicht gerettet hatte, befohlen haben, vermutlich durch Kreuzigung (Plut. Alex. 72,2; Arr.
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an. 7,14,4) –6 eine Hinrichtungsart, mit der auch Königsmörder bestraft wurden (Curt.
7,5,40-41; Just. 9,7,10; 12,5,11). Der kostspielige Scheiterhaufen, auf dem Hephaistions
Leichnam mit seinen Waffen, Preziosen und Porträtskulpturen der anderen Hetairen als
Opfergaben in einer Zeremonie, die den Bestattungen makedonischer Herrscher entsprach
(Palagia 2000: 168), verbrannt worden sein soll (Arr. an. 7,14,8-9; Diod. 17,114,1. 115,1;
Plut. Eum. 2,4-5; Ael. VH 7,8), verweist auf seine besondere Stellung im Reich. Noch
deutlicher zeigt dies Alexanders – in seiner Historizität umstrittener (Brosius 2003: 181) –
Befehl, das heilige Feuer zu seinem Gedenken löschen zu lassen, eine Ehre, die im
Perserreich nur dem toten König zustand (Diod. 17,114,4). Alexanders Alter Ego konnte
nicht ersetzt werden; seine Kommandantur der Hetairenreiterei blieb vakant (Arr. an.
7,14,9-10), eventuell auch sein Leibwächterposten.
Sicherlich begünstigt durch den Umstand, dass Alexander nur wenige Monate nach
ihm starb, wurde der Deutung entsprechend, dass der Tod des Doubles nicht ohne den
eigenen Tod abgeht, Hephaistions Ableben zum Vorzeichen für Alexanders Ende stilisiert:
„Hephaistion is also Alexander: Hephaistion’s funeral is also an omen of Alexander’s
death“ (McKechnie 1995: 419). Besonders das Löschen der Königsfeuer wurde als
schlechtes Omen dargestellt und in der literarischen Überlieferung durch weitere üble
Vorzeichen im Vorfeld von Alexanders Rückkehr nach Babylon ergänzt (Diod. 17,112,2.
114,4. 116,2-4; Arr. an. 7,18. 22,2-5). Nicht umsonst erinnert wohl Diodor, als er über
Hephaistions Bestattung und die schlechten Omina bezüglich Alexanders nahem Ende
schreibt, noch einmal an die symbolische Szene mit Sisygambis und daran, wie Alexander
Hephaistion öffentlich als sein anderes Ich propagiert hatte (Diod. 17,114,2). Als seine
Quelle wird Kleitarchos, der "Spezialist" für das Alter Ego-Motiv, vermutet (McKechnie
2005: 420, 431).
Das Bild wird abgerundet, wenn man die wenigen Fragmente und den Titel einer
pamphletartigen Schrift des Ephippos von Olynth ansieht, in den Varianten Über den Tod
von Alexander und Hephaistion oder Über das Begräbnis von Alexander und
Hephaistion überliefert (FGrHist 126, F 1-3). Ephippos, der eine recht
makedonenfeindliche Attitüde an den Tag legte und Alexanders Hofleben in den
dunkelsten Farben schilderte, schrieb beide Todesfälle ihrem unmäßigen
Alkoholmissbrauch bei den makedonischen Symposien zu (Athen. 3,120 D-E; 10,434 A-B).
Paul McKechnie vermutet, das Doppelgängermotiv habe auch bei ihm bereits im
Vordergrund gestanden: „In preparing to bury Hephaestion, Alexander was unwittingly
preparing to die himself (Hephaestion was also Alexander)“ (McKechnie 1995: 430).
6
Der von Arrian gebrauchte Terminus kann für „hängen“ und für „kreuzigen“ stehen.
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5. DER DOPPELTE ALEXANDER IN DER KUNST:
IL SODOMA, VERONESE, LEBRUN
In der europäischen Kunst der Renaissance und des Barock wird das Motiv von
Hephaistion als Alter Ego Alexanders in der Konnotation des treuen Waffenkameraden
wieder aufgegriffen und sogar visuell erweitert: Hephaistion gerät zum identisch
aussehenden Doppelgänger des Makedonenherrschers.
Während die mittelalterliche Alexanderrezeption von Ambivalenz geprägt war und
neben dem fürstlich-höfischen Musterbild auch das abschreckende Exempel von superbia
in seiner Figur verkörpert sah (Noll 2005: 10-28; Stoneman 2008: 90-169), dominierte in
der Renaissance das Bild Alexanders als Prototyp des jugendlichen Feldherrn, tapferen
Kriegerkönigs und heldenhaften Eroberers (Starn 1986; Schwarzenberg 1969: 403). Die
Renaissancekünstler stellten Alexander jedoch nicht nur als Krieger dar. Seine Funktion
als Modell fürstlicher Tugenden, die durch verschiedene Episoden der
Alexandergeschichte als standardisierten exempla versinnbildlicht wurden (Krause 1997:
223), umfasste auch das Bild des höfischen Kavaliers und galanten Frauenliebhabers, das
in der Antike gar nicht und in den westlichen Alexanderlegenden des Mittelalters von
untergeordneter Bedeutung gewesen war (Wilson-Chevalier 1997: 27-31).
Bei der Rezeption der antiken Ikonographie zur Gestaltung des Alexanderbilds führte
allerdings eine irrtümliche Deutung dazu, dass, insbesondere in Italien und Frankreich,
ein Typus dominierte, der einen recht femininen Alexander zeigt: jugendlich bartlos, mit
Kürass und korinthischem Helm, schulterlangen Locken und weichen, androgynen
Gesichtszügen (Baynham 2009: 295). Ein so gestalteter Alexander erscheint ohne große
Variationen in Plastik und Malerei etwa bei Andrea del Verocchio, Il Sodoma, Pietro da
Cortona und Charles LeBrun und bleibt auch in der weiteren Entwicklung der
Alexanderdarstellung in der europäischen Kunst einflussreich.
Der Typus leitet sich von dem Kopf ab, der auf dem Avers von Alexanders Goldstateren
zu sehen ist und die Göttin Athena darstellt. Zum folgenschweren Missverständnis kam es,
als die Gelehrten der Renaissance von der Legende auf dem Revers, Alexandrou, darauf
schlossen, dass sein Porträt auf der Münze gezeigt sein müsse, während die Beischrift
tatsächlich nur dazu diente, den Makedonenherrscher als Prägeherrn zu kennzeichnen. Da
neben der Legende eine geflügelte Nike dargestellt war, wurde im Ausschlussverfahren
angenommen, der Kopf auf dem Avers müsse Alexanders Porträt sein (Kraft 1965: 11). Der
Händler und Antiquar Cyriacus von Ancona, der zwischen 1412-1452 in der Ägäis
Informationen zur Antike sammelte und bei humanistischen Gelehrten und Künstlern als
wissenschaftliche Autorität galt, soll einer der Urheber des Missverständnisses gewesen
sein (Vickers 1999: 29-30). Somit wurde Alexander unfreiwillig zu einem Doppelgänger
der Athena.
Ein solcher Athena-Alexander ist auch auf dem Freskenzyklus des italienischen Malers
Antonio Giovanni Bazzi, genannt Il Sodoma (1477-1549), in der Villa Farnesina in Rom zu
sehen. Im Auftrag des Sieneser Bankiers und Händlers Agostino Chigi schuf er um 1516
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eine Dekoration, die Alexander als Vertreter der hohen Liebe zeigte (Wilson-Chevalier
1997: 29) und darauf hinkonzipiert war, die umstrittene Hochzeit seines Auftraggebers zu
legitimieren (Noll 2005: 36; Jones/Penny 1983: 184, 338). Gezeigt wurden die Hochzeit
Alexanders mit der baktrischen Adligen Roxane und die Familie des Dareios vor
Alexander.
Literarische Grundlage für die Zeltszene war Curtius’ Alexandergeschichte (Noll 2005:
32), die seit dem Mittelalter beliebt war, die Entstehung von Alexanderromanen
beeinflusste und deren editio princeps um 1470 in Venedig entstand (Baynham 1998: 4).
Zu sehen ist vor der Kulisse des Zelts Sisygambis, die, umgeben von Frauen und Kindern,
einen Kniefall vollführt. Vor ihr stehen zwei identisch gewandete Krieger mit Rüstung,
Mantel und korinthischem Helm. Sie sind von gleicher Größe, tragen die gleiche Frisur
und ähneln sich wie Zwillinge. Der rechte Mann, vor dem sie sich niedergeworfen hat,
steht mit dem Rücken zum Betrachter, ins Halbprofil gekehrt, und hat die linke Hand in
die Hüfte gestützt. Sein Freund zu seiner Rechten neigt sich in einer beschwichtigenden
Geste der Großmut zur persischen Königinmutter hinab, die anscheinend gerade ihren
Irrtum bemerkt hat, und will sie aufrichten. In Abwandlung zu Curtius wird anhand dieses
Freskos deutlich, wie es zu der Verwechslung kommen konnte, da Alexander und sein
Alter Ego Hephaistion sich so verblüffend ähnlich sehen.
Auch Alexanders Hochzeit mit Roxane, basierend auf Lukians spöttischer Ekphrasis
eines – vielleicht fiktiven – Gemäldes des Malers Aëtion (Luk. Hdt. sive Aet. 4-7),7 stellt
das Freundespaar mit ähnlich welligen, langen, hellen Haaren und jugendlichen,
androgynen Zügen dar. Während Alexander seiner Braut Roxane eine Krone darbietet,
sieht Hephaistion als Fackelträger und Begleiter des Bräutigams zu, mit einer Hand auf
die Schulter des Hochzeitsgotts Hymeneus gestützt (Noll 2005: 33; Wilson-Chevalier
1997: 29).
Der venezianische Maler Paolo Veronese behandelte das Motiv des gemeinsamen
Besuchs der persischen Königsfamilie ebenfalls in einem Gemälde für Francesco Pisani für
den Palazzo Pisani in Montagnana (Terribile 2009; Cocke 1978). Um die Mitte der 1560er
Jahre schuf er dabei einen Alexander, der abweichend von dem von Il Sodoma
aufgegriffenen Typus maskuliner aussah, mit kurzem dunklen Haar und einem schmalen
Backenbärtchen. Wiederum erscheint Hephaistion indes als sein zum Verwechseln
ähnlicher Doppelgänger. Die Betonung von Alexanders Großmut gegenüber dem Freund
gilt bei Veronese als ausgeprägter als bei Sodoma, der die Milde und Galanterie des Siegers
in den Vordergrund rückte (Cocke 1978: 325-26).
Der französische Maler Charles LeBrun, der die Jahre 1642-1645 in Rom verbracht
hatte, kannte die italienischen Vorgaben und adaptierte die dort vorherrschende AthenaDer syrische Satiriker, der als einziger ein solches Bild erwähnt, scheint in dieser Passage seiner
Spottschrift das tatsächliche Gemälde Aëtions einer Hochzeit zwischen Semiramis und Ninos (Plin. NH
35,78 zu parodieren und sich über Alexanders größere Vorliebe für seinen Brautführer Hephaistion
(Stewart 2003, 41) lustig zu machen.
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Alexanderikonographie für sein 1661/62 entstandenes Gemälde Alexander vor der
Familie des Dareios (Grell/Michel 1988: 107; Jaffé 1963: 558). 1661 hatte er von Ludwig
XIV. kurz nach dessen Antritt der Alleinherrschaft den Auftrag erhalten, die königliche
Identifikationsfigur Alexander (Schmitter 2002: 420-21; Hadjinicolaou 1997: 20) in einem
Sujet seiner Wahl zu malen (Schwarzenberg 1969: 403; Posner 1959: 239). Welche
Symbolik er in der Episode um die persischen königlichen Frauen sah, illustriert die
Legende eines von ihm autorisierten Kupferstichs des Gemäldes: „Il est d’un Roy de se
vaincre soy-mesme“ (Posner 1959: 241). Mit diesem ersten Teil seines bis 1672/3
vollendeten Alexanderzyklus' (Kirchner 2001; Birkenholz 2002) für die Dekoration von
Versailles begründete LeBrun seine Stellung am Hof als premier peintre du Roi (Schmitter
2002: 399).8
Wie bei Sodoma sind Hephaistion und Alexander fast zwillingsgleich dargestellt,
tragen jedoch im Widerspruch zu den antiken Quellenberichten unterschiedliche
Kleidung: Hephaistion einen roten Mantel mit einer Kamee, die Alexanders Porträt zeigt,
und einen dunklen Brustpanzer mit Goldornamenten. Alexanders Mantel ist beige-golden,
der Brustpanzer silbern mit Goldornamenten (Baynham 2009: 307). Das Licht, das auf
sein Gesicht fällt, während Hephaistion im Schatten steht, und die weit ausholende Gestik
mit dem Pathos der Milde signalisieren dem Betrachter jedoch, wer der Herrscher ist.
Auch in der weiteren Entwicklung der Alexanderdarstellung in der europäischen Kunst
blieb das Motiv der äußerlichen Ähnlichkeit zwischen Alexander und Hephaistion weit
verbreitet.
6. ALEXANDER UND HEPHAISTION IN BIOGRAPHIEN DES 20. JAHRHUNDERTS
Im 20. Jahrhundert war die ambivalente Faszination, die von der schon in der Antike
schablonenhaft gewordenen Projektionsfigur des Eroberers und Weltherrschers ausging,
ungebrochen. Zeitpolitische Strömungen beeinflussten das Urteil über seine Person und
Leistungen, so dass teilweise Alexanderbilder entstanden, die deutlich mehr die Ereignisse
und kulturellen Strömungen des 20. Jahrhunderts reflektierten als Erkenntnisse zum
makedonischen Reich des 4. Jahrhunderts v. Chr. Dieses Phänomen findet sich sowohl in
der wissenschaftlichen als auch in der nicht-wissenschaftlichen Literatur zu Alexander.
Im Folgenden werden exemplarisch zwei Alexanderbiographien behandelt, die aus
dem Bereich der Fachwissenschaft stammen, aber für einen breiten Leserkreis mit
populärwissenschaftlichem Ansatz geschrieben sind, zudem ein jeweils sehr persönliches
Alexanderbild widerspiegeln und als einflussreich gelten können: Alexander der Große.
Das Problem seiner Persönlichkeit und seines Wirkens des österreichischen Althistorikers
1719 merkte der Abbé Du Bos in seinen Réflexions critiques sur la poésie et sur la peinture jedoch
an, dass LeBrun für das Alexanderporträt irrtümlich eine Darstellung von Minerva-Athena auf einer
Münze Alexanders verwendet habe. Daher sehe er nun schön wie eine Frau aus (Grell/Michel 1983:
112).
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Fritz Schachermeyr aus dem Jahr 1973 sowie die Alexanderbiographie von Robin Lane Fox
aus dem Jahr 1974, die nicht zuletzt deswegen 2004 wieder Relevanz gewann und neu
aufgelegt wurde, weil er als historischer Berater für Oliver Stones Film Alexander tätig war
(Müller 2005).
Bei Schachermeyrs Werk handelt es sich um eine revidierte Fassung seiner
Alexanderbiographie aus dem Jahr 1949. In beiden Versionen entsteht ein ambivalentes,
von politischen Zeitbezügen und moralischer Wertung geprägtes Bild Alexanders als eines
über menschliche Maßstäbe hinausgehenden Genies und Titanen, der in einem als
dämonisch charakterisierten Kraftakt der Welt seine Ordnung aufzwang (Wirth 1985).
Der zum politischen Symbol geratene Alexander wird als unzertrennlich mit seinem
Jugendfreund Hephaistion beschrieben (Schachermeyr 1973: 144), der in der Rolle als sein
Patroklos erscheint. So hält Schachermeyr auch die Episode mit der parallelen Bekränzung
der Heldengräber in Ilion für historisch (Schachermeyr 1973: 164). Das Motiv des Alter
Egos wird indes keinesfalls nur positiv bewertet, sondern läuft auf eine ungute
Verquickung von privaten Emotionen und machtpolitischen Strukturen hinaus, die
Nepotentum und Willkür nach sich zieht. Schachermeyr beschreibt Hephaistion
folgendermaßen:
Dieser, ein Mann nun von seltener Schönheit, seit neuestem den orientalischen Sitten
besonders geneigt, zeigte sich wie kein anderer von des Königs Plänen begeistert. Begabt
zwar als Organisator und Feldherr, stand er dem Herrscher doch vor allem rein
menschlich nahe. Das Sentimentale, bei Alexander viel ausgeprägter als bei anderen
Großen der Geschichte, offenbarte sich in nichts stärker als in diesem fast weichlichen
Verhältnis höriger Herzen (Schachermeyr 1973: 327).
Schachermeyrs Definition dieses Alter Egos hat wenig mit der aristotelischen
Idealvorstellung eines Freundes zu tun, sondern vielmehr mit Plutarchs abfälliger
Schilderung des Schmeichlers. Hephaistion machte sich demnach bei Alexander primär
deswegen unentbehrlich, weil er ihn niemals kritisierte. Schachermeyr konstatiert daher
als Grund für seinen Aufstieg eine
fast weibisch schmeichelnde Hörigkeit, die der Herrscher an seinem Liebling schätzte und
die er zärtlich vergalt (…) Jedenfalls wurde der Günstling so sehr zum schmiegsamen
Schatten, zum alter ego des Herrschers, dass er von ihm in bedeutsamer Stunde zu sagen
wusste: Auch er wäre Alexander. (Schachermeyr 1973: 511).
Diese Vorstellung eines Alter Egos als eines kriecherischen Opportunisten entspricht
nicht dem Konzept, wie es die antiken Quellen der Zeltszene zugrunde legen. Bei
Schachermeyr resultiert die Negativdarstellung aus seiner Schilderung Hephaistions als
eines neidischen, eifersüchtigen Favoriten, der alles tat, um der einflussreichste Mann
nach dem König an Alexanders Hof zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, ging er
intrigant und berechnend gegen seine Konkurrenz vor und buckelte vor dem Herrscher
(Schachermeyr 1973: 511-12). Der Umstand, dass Alexander einen derart gewissenlosen
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Opportunisten förderte, trägt zu seinem ambivalent gestalteten Image bei: loyal zu seinen
Jugendfreunden, aber teils fragwürdig in seinen personalpolitischen Entscheidungen und
zu sehr von seinen Empfindungen gesteuert.
Der britische Althistoriker Robin Lane Fox entwirft dagegen ein überaus positives Bild
Alexanders. Bei ihm gerät er zu einem in der makedonischen Adelsetikette verwurzelten
jugendlich idealistischen Entdecker und Kämpfer. Lane Fox orientiert sich dabei stark an
den Vorgaben seines Landsmanns William Woodthorpe Tarn (Badian 1976: 229), der 1948
die hagiographisch anmutende Fiktion eines sakrosankten Weltverbesserers und
Gentleman entworfen hatte, der, erfüllt von strahlendem Idealismus, seine Feldzüge vor
allem mit dem Ziel führte, sein Ideal einer Menschheitsverbrüderung verwirklichen zu
können (Müller 2003: 8).
In Lane Fox' von der Forschung stark kritisierten Biographie – “an adventure story
mid-way between historical journalism and historical fiction” (Badian 1976: 230) – wird
das Verhältnis zwischen Alexander und Hephaistion als eine innig vertraute
Liebesbeziehung beschrieben, die lebenslang hielt. Sie ergänzten sich dabei so perfekt,
dass sie einander beflügelten und nur zum Besten inspirierten: „aus Hephaistion wurde
der überaus fähige Anführer der Kavallerie Alexanders und sein Vizekönig, ehe er als ein
göttlicher Held starb, dem postume Verehrung gebührte“ (Lane Fox 1974: 72).
Dieser verklärten Stilisierung der beiden zum heroischen Paar entsprechend hält Lane
Fox den Vergleich mit Achilles und Patroklos für zeitgenössisch und bewertet die
Bekränzung der Heldengräber und die Szene im Zelt der Achaimenidinnen als historisch
(Lane Fox 1974: 146, 228-29). Die innere Verbundenheit zwischen Alexander und seinem
Alter Ego wird als so stark und unverbrüchlich dargestellt, dass der Tod Hephaistions
zwingend auch für Alexander zum Tod führt: „Doch wie sehr er sich auch gegen den
Verlust Hephaistions wappnen mochte, die Orakel hatten schon angedeutet, dass er ihn
nie überwinden werde“ (Lane Fox 1974: 596).
7. ALEXANDER UND HEPHAISTION IN DER POPULÄRKULTUR DES 20. UND 21.
JAHRHUNDERTS: KLAUS MANN, ROGER PEYREFITTE, OLIVER STONE
In Klaus Manns zu seiner Zeit zwiespältig aufgenommenen Prosawerk Alexander,
Roman einer Utopie von 1929/30 (Naumann 2001: 93), in dem er „in Alexander einen
Homosexuellen zeigt, der letztendlich an seiner Liebe und seiner Einsamkeit scheitert“
(Zynda 1986: 71), wird die Darstellung Hephaistions als sein Doppelgänger einer
umfassenden Revision unterzogen. Aus der traditionellen Vorgabe einer innigen,
harmonischen Verbundenheit wird eine Entfremdung vom Alter Ego in Gestalt einer
verkrampften, unglücklichen, zunehmend distanzierten Beziehung, die immer in der
Schwebe bleibt und keine Erfüllung findet.
Alexander, anfangs als freundlich und fröhlich charakterisiert, ein gebildeter,
sensibler, aber etwas labiler Herrscher, der Gewalt in einem „panerotischen
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Wunschtraum“ (Naumann 2001: 92) durch Liebe und Verständnis ersetzen will (Härle
1988: 299), wandelt sich durch seine Siege und unerwiderten Gefühle für den
narzisstischen Kleitos zum unnahbaren, schroffen, despotischen Machtmenschen
(Heißerer 2006: 231; Härle 1988: 300-301, 379, Anm. 2; Zynda 1986: 70). Im Unterschied
zur antiken Tradition, wonach Hephaistion bis zuletzt loyal zu Alexander hielt und auch
dessen heftig umstrittene Persienpolitik unterstützte (Plut. Alex. 47,5), zeichnet Klaus
Mann eine schleichende Zerrüttung ihrer Freundschaft durch den Negativeffekt des
Erfolgs auf Alexander nach. Die Entfremdung deutet sich schon auf dem Weg zum
Hellespont an, als Alexander eine missglückte Annäherung an Hephaistion wagt: „Er
verstummte, denn schon merkte er, dass der andere nichts begriff. Er merkte, dass er, wie
nur je, alleine war. Einsamkeit machte ihn demütig, nicht mehr stolz; er suchte dem näher
zu kommen, der fremd neben ihm stand“ (Mann 2006: 60).
Beide werden in einer Inversion als Gegensatzpaar dargestellt, sowohl äußerlich als
auch innerlich. Alexander hat stählerne graue Augen und schlangenhaftes Haar. Er ist
„heller, muskulöser und elastischer“ als Hephaistion mit seinem ernsten, schönen Gesicht
und „feierlich guten Blick“ (Mann 2006: 19). Er wirkt „bräunlich, weicher und mit einer
Neigung zur lieblichen Schwerfälligkeit“ (Mann 2006: 19, 63). Ihre Freundschaft erscheint
nicht als eine Partnerschaft von zwei Gleichberechtigten, sondern in deutlicher
Hierarchisierung als Beziehung zwischen Herrscher und – wenn auch privilegiertem –
Untergebenen. Alexander, begabt und energisch, entwickelt sich zum unerbittlichen
Tyrannen. Die Fassade droht zwar einige Male zu bröckeln, wird von ihm jedoch stets mit
noch strengerer Härte bewahrt. Auch wenn er auf den ersten Blick als der Stärkere
figuriert und Hephaistion nicht wie ein ebenbürtiger Waffengefährte, sondern mehr wie
ein folgsames Hündchen erscheint, ist er doch nur der vermeintlich Schwächere: Er
beweist Charakterfestigkeit, lässt sich von seinem Aufstieg nicht verbiegen und bleibt sich
bis zu seinem Ende selbst treu: unverändert verständnisvoll, geduldig, rücksichtsvoll,
bescheiden, zurückhaltend, verlässlich, loyal und freundlich.
Der Darstellung entsprechend, dass Alexander gegen die Verbundenheit mit
Hephaistion eher ankämpft als sie sucht, wird die Parallele zum epischen Paar Achilles
und Patroklos nicht von ihm selbst propagiert, sondern von außen, durch ihre
makedonischen Kameraden, an sie herangetragen. Der Vergleich ruft prompt Alexanders
Erstaunen hervor (Mann 2006: 63).
Die wiederkehrende Behauptung, dass Hephaistion am Hof als sein innigster
Vertrauter gilt, wirkt angesichts seines „standhaft innigen, verzichtenden und
aussichtslosen Werbens um Alexander, der immer unnahbarer, immer unbegreiflicher
sich mitten in seiner Einsamkeit befand“ (Mann 2006: 127) wie eine ungerechtfertigte
Außenprojektion. Konsequent ist daher auch die Szene, in der Alexander sich einmal auf
die Alter Ego-Vorstellung einlässt, als eine Maskerade in alberner Laune geschildert.
Während seines Indienfeldzugs schlüpft er in Hephaistions Rolle, um einen indischen
Prinzen zum Narren zu halten. Sein Leibwächter Ptolemaios dagegen spielt Alexander. Es
handelt sich um eine Episode aus der Kompilation fabulöser Abenteuergeschichten um
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Alexander, dem antiken Alexanderroman. Darin verkleidet Alexander Ptolemaios ebenfalls
mit seiner Königstracht, als Prinz Kandaules vorspricht, und gibt sich später bei seinem
Besuch bei dessen Mutter, Königin Kandake, als sein Gesandter Antigonos aus, vermag sie
jedoch nicht über seine Identität zu täuschen (Ps.-Kall. 3,19-22).
Beunruhigt beobachtet vom echten Hephaistion, imitiert Alexander dessen
bescheidene, sanfte Freundlichkeit und „ließ sich von allen Hephaistion nennen,
schließlich glaubte er selbst schon an seine Verwandlung, was ihm sonderbar schmeichelte
und ihn auf sehr seltsame Art verwirrte. ‚So einfach ist es also, sich selbst zu verlieren’,
dachte er“ (Mann 2006: 171). Im Palast der Kandake, der mit orientalisierenden Klischees
beschrieben wird, kommt es zur Verführung durch die lüsterne Gastgeberin mit üppigem
Essen und Drogen (Zynda 1986: 70). Alexander wehrt sich zuerst, indem er sich auf
Hephaistions zurückhaltende Wesensart beruft, doch Kandake hat ihn durchschaut und
appelliert an ihn als sinnesfreudigen Alexander: „’Du bist nicht du’, sagte sie plötzlich…
‚Bist du nicht gerne du?’“ Die Methode ist erfolgreich: „Der Kampf des Ichs galt nicht
mehr“ (Mann 2006: 174). Ernüchtert verspürt Alexander am nächsten Morgen zwar
Gewissensbisse, weil er den Namen seines Freundes missbraucht hat, verbirgt dies aber
hinter einer Fassade der Schroffheit.
Im Folgenden baut er eine noch größere Distanz zu Hephaistion auf, der in ihm nur
noch das „entstellte Bild des Freundes“ sieht (Mann 2006: 190), und lässt ihn schließlich,
als er schwer erkrankt, alleine sterben. Erst angesichts des Toten erkennt er, was er an ihm
verloren hat: „Nur er, Alexander, hatte sich verändert; denn Hephaistion sah wie immer
aus, nur etwas schöner“ (Mann 2006: 206). Die Einsamkeit, die Alexander zuvor immer in
Abwehr seines Alter Egos gesucht hatte, ist nun durch dessen Ableben vollständig. Als
Alexander wenig später stirbt, wird, wie in einer Reminiszenz zum Schicksal des Dorian
Gray, erneut der Unterschied zwischen ihm und Hephaistion deutlich, den der Erfolg nicht
negativ gezeichnet hatte. Der Engel des Todes mit christologischem Bezug (Härle 1988:
300), der den sterbenden Herrscher aufsucht, stellt fest: „’Alexander, dein junges Gesicht
ist verwüstet, was für hässliche Falten. Und die Haut ist ganz schlaff“ (Mann 2006: 224).
Es liegt somit eine Darstellung des getrennten, gegeneinander kämpfenden Ichs mit
seinem Alter Ego vor.
Ein völlig anderes Bild der Beziehung zwischen Alexander und Hephaistion zeichnet
der französische Schriftsteller Roger Peyrefitte. Seine Darstellung ist im Kontext seines
Engagements für die Homosexuellenbewegung in Frankreich zu sehen (Berger 2010: 105758; Jackson 2006), die eine artifizielle griechische Antike (Makedonien eingeschlossen) als
Ideal, etwa in Anlehnung an die nostalgisch verklärenden Bildwelten der Fotografien von
Wilhelm von Gloeden, beschwor (Goldman 2006: 237-38). Peyrefittes Bekenntnis zur
Päderastie, ersichtlich auch aus seiner Korrespondenz mit “his friend and fellow pederast“
(Golsan 1986: 88) Henry de Montherlant (Peyrefitte/Sipriot 1983: 43), schlägt sich in
seinem Alexanderroman – eine überhöhende Verklärung der Knabenliebe – nieder. So
beschwören die beiden jungen Makedonen regelmäßig die aristotelische
Freundschaftslehre und, als ein Leitmotiv, die Parallele zum homerischen Paar, da die
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Der doppelte Alexander der Große?
„Liebe, die Alexander und Hephaistion füreinander empfanden, Spiegelbild der Liebe
zwischen Achilles und Patroklos“ ist (Peyrefitte 1980: I, 254). Diese Heroenimitatio wird
in sexualisierter Hinsicht interpretiert: Alexander und Hephaistion verbindet eine
erotische Beziehung, seit sie dreizehn sind. Schon zwei Jahre zuvor hatte Alexander ihm
öffentlich seine Liebe erklärt (Peyrefitte 1980: I, 36, 105-108).
Die Darstellung Hephaistions als des „anderen Alexanders“ steht unter dem Zeichen
ihrer Ebenbürtigkeit: Sie haben eine identische Ausbildung genossen, sind gleich anmutig,
begehrenswert, sportlich, fähig im Kampf und beliebt (Peyrefitte 1980: I, 13, 33, 310).
Hephaistions Doppelgängerrolle wird noch dadurch betont, dass er am gleichen Tag
Geburtstag hat wie Alexander, ähnlich gekleidet ist, die gleichen Geschenke erhält, von
Olympias wie ein zweiter Sohn begrüßt wird und sich Alexanders Geliebte Kampaspe mit
ihm teilt (Peyrefitte 1980: I, 9, 13, 278-9, 310, 325; II, 652, 750).
Ganz anders als bei Klaus Mann sind ihre Gefühle wechselseitig. Alexander lässt sich
Hephaistions Liebe wiederholt versichern, nimmt sie nicht als selbstverständlich hin und
fühlt sich von ihr so beflügelt, dass auch seine Taten unter ihrem Zeichen stehen:
‘Ich besitze die Liebe und begehre den Ruhm, damit er seinen Widerschein auf meine
Liebe werfe und sie noch verschöne (…) Ich schenke dir mein Königreich (…) Du gibst mir
Kraft, so wie Patroklos Achilles Kraft gab.‘ – ‚Mein Königreich, das bist du‘, erwiderte
Hephaistion (Peyrefitte 1980: I, 114; II, 763).
Das unterschwellige Problem des unübersehbaren Bedeutungsunterschieds zwischen
Alexander und seinem Alter Ego – trotz Hephaistions Aufstieg blieb er doch „nur“ der
Gefolgsmann des Herrschers, der als Eroberer eines Weltreichs in die Geschichte einging
– löst Peyrefitte mit einer Aufwertung seiner Hephaistionfigur als Alexanders Retter. So
bewahrte Hephaistion ihn einst bei einer Jagd vor dem Tod, erscheint bei ihren
gemeinsamen Schiffsreisen als sein potentieller Retter, da Alexander nicht schwimmen
kann, und soll für den Fall, dass Alexander sich als zeugungsunfähig erweist,
stellvertretend für einen Erben sorgen (Peyrefitte 1980: I, 33, 104, 324).
In Oliver Stones von der Fachwelt viel kritisierten Film Alexander aus dem Jahr 2004
– „an unproductive model of historiophotic semiauthenticity“ (Nisbet 2010: 218) – stellt
gerade die Beziehung zwischen Alexander und Hephaistion eines der vielen missglückten
Elemente dar (Ogden 2009: 201). Alexander als „an iconic figure and as a hero“ (Baynham
2009: 294), Kriegsheld und Eroberer, unterhält zu seinem Freund und Waffengefährten
eine von halbherziger Ambivalenz geprägte Beziehung irgendwo zwischen Kameradschaft
und diffuser, undefinierter Anziehung. Wie tief ihre Beziehung möglicherweise sein
könnte, wird durch einige tiefe Blicke, „manly hugs“ (Baynham 2009: 300), verhalten
eifersüchtiges Mienenspiel angesichts von Nebenbuhlern und das Geschenk eines Rings
allenfalls angedeutet, um dann aufkeimende Ahnungen wieder in den Hintergrund zu
drängen (Nisbet 2010: 209). Zwar operieren beide mit der Achilles-Patroklos-Parallele,
doch scheint dies mehr auf das Rollenmodell der Waffengefährten abzuzielen. Inwieweit
eine sexuelle Komponente impliziert war, bleibt unausgesprochen. Signifikant für
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Hephaistions vagen Status als Alexanders „maybe-kind-of-boyfriend” (Nisbet 2010: 230)
ist die seltsam verkrampfte Szene an seinem Sterbebett, das Stone von Ekbatana nach
Babylon verlegt und Hephaistion mit Typhus kämpfen lässt. Nicht minder konträr zu den
antiken Zeugnissen ist, dass Alexander ihn noch lebend antrifft und die wenige, ihm
verbleibende Zeit zu einem letzten Gespräch nutzt. Dabei wirkt jedoch äußerst
befremdlich, dass er sich von dem Sterbenden abwendet, räumlich auf weite Distanz geht
und während ihres Dialogs auch noch konsequent aus dem Fenster schaut, als wäre er mit
den Gedanken ganz woanders. Gerade hinsichtlich der Bedeutung des Tods für antike
heroische Paare fällt das Versagen von Stones Alexander in diesem entscheidenden
Moment besonders ins Gewicht:
Death is the climax of the friendship, the occasion of the most extreme expressions of
tenderness (...) and it weds them forever. Indeed, it is not too much to say that death is to
friendship what marriage is to romance (Halperin 1990: 79).
Unter dieser Prämisse wirkt Alexanders eigentümlich abwesende Verabschiedung von
dem sterbenden Freund eher wie die Scheidung. Dennoch wird in dieser Szene das
Doppelgängermotiv mit Hephaistion als Alexanders – gutem – Alter Ego am deutlichsten
beschworen:
Alexander: You saved me from myself. Please don’t leave me, Hephaistion. (…)
Hephaistion: I worry for you without me.
Alexander: I am nothing without you (…) We will die together (…) It’s our destiny (Nisbet
2010: 228).
Gefärbt vom Rollenmodell des Achilles und seines unabwendbaren Tods, wird
deutlich, dass der Doppelgänger ohne seinen anderen Teil nicht leben kann. Stirbt das
Alter Ego, muss das Ego zwangsläufig folgen. Allerdings erscheint Stones Hephaistion,
gespielt von Jared Leto, nicht wie ein eigenständiges Komplement, sondern wie ein
Schatten des Herrschers ohne eigene Meinung. Zudem wirkt er mit den sehr langen
Haaren, geflochtenen Zöpfen und üppig mit Kajal geschminkten Augen – Effeminierung
als bildsprachlicher Code für eine „Orientalisierung“ nach Gaugamela – wie ein
androgyner oder sogar effeminierter weicherer Gegenpart des von Colin Farrell
verkörperten Alexanders, der ihn somit noch viriler dastehen lässt. Diese betonte
Maskulinität mag dazu gedient haben, seine für einen Hollywoodhelden unübliche
Eskapade mit dem Eunuch Bagoas zu relativieren. Somit ist Hephaistion am ehesten als
der schwache Teil Alexanders zu sehen, der letztendlich jedoch immer wieder zu seinem
dominierend maskulinen Part zurückfindet.
8. FAZIT
Das Motiv des „doppelten Alexanders“ in Gestalt seines Freundes Hephaistion, das
wohl eine spätere Ausgestaltung und kein Teil von Alexanders eigener
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Repräsentationspolitik gewesen war, wurde zu einem Standardmotiv in der antiken
Alexanderliteratur. Dabei galt die Szene mit der Verwechslung der Freunde durch
Sisygambis als exemplum für Großmut, Freundschaft und Milde. Im Zuge der
Negativporträtierung Alexanders als Tyrann in Teilen der antiken Tradition wurde auch
sein Alter Ego unvorteilhaft dargestellt. Ihre kurz nacheinander erfolgten Tode galten als
schicksalhaft miteinander verknüpfte Ereignisse; Hephaistions Ableben wurde als
Vorzeichen für Alexanders Ende gedeutet.
In der Kunst der europäischen Renaissance und des Barock wurde dem Motiv ein
neues Element hinzugefügt: das gleiche Aussehen des doppelten Alexanders als
bildsprachlicher Code. Anhand der exemplarischen Beispiele für Alexanderbiographien
des 20. Jahrhunderts lassen sich zwei diametral entgegengesetzte Konzepte des doppelten
Alexanders fassen: Hephaistion als opportunistischer, unfähiger und intriganter
Schmeichler, dessen Karriere kein gutes Licht auf die Personalpolitik seines Förderers
wirft wie bei Schachermeyr, oder Hephaistion als positive Ergänzung Alexanders, der ihn
zu seinen Erfolgen beflügelt, wie bei Lane Fox.
In der Populärkultur findet sich die Variante Klaus Manns, der in psychologisierender
Deutung Hephaistion als positiven Part zeigt, der sich nicht von dem Erfolg verbiegen
lässt, während Alexander in einer Entfremdung von seinem Alter Ego zum Tyrannen wird.
Oliver Stone folgt in seinem Film dem positiven Modell, verleiht ihm aber so wenig Profil,
dass sein Konzept verschwommen bleibt.
Bei allen behandelten Beispielen aus dem 20. und 21. Jahrhundert ist indes das Motiv
der zusammenhängenden Todesfälle der beiden, ebenso wie in den antiken Quellen,
virulent. Das Ableben des Alter Egos ist eine Vorschau auf Alexanders Ende. Man kann
daher folgern, dass sich das antike Konzept des doppelten Alexanders, vermutlich vor
allem durch Kleitarchos vertreten, zumindest in dieser Hinsicht durchgesetzt hat.
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