Januar - Euroregion Elbe/Labe
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Januar - Euroregion Elbe/Labe
1.1.2013 Radio.cz Auf dem Bahnhof Prag-Bubny könnte Gedenkstätte für ShoahOpfer errichtet werden Auf dem Bahnhof Bubny im Prager Stadtteil Holešovice könnte in der Zukunft eine Gedenkstätte errichtet werden, die an die Transporte von Zehntausenden Juden in die Konzentrationslager errinnern wird. Während der Nazi-Okkupation sind 150.000 Juden von diesem Bahnhof in die KZs transportiert worden. In dem nicht mehr genutzten Bahnhofsgebäude könnte künftig ein Museum entstehen, das an die Shoah-Opfer erinnern wird. Über das Vorhaben informierte der Nachrichtenserver idnes.cz am Dienstag. Initiator der Gedenkstätte ist der tschechische Filmregisseur Pavel Štingl. Vorläufig hängt sein Vorhaben von der Entscheidung ab, was alles auf dem ehemaligen Bahnhofsgelände und in seiner Umgebung erbaut wird. Auf dem nicht mehr genutzten Gelände soll den bisherigen Informationen zufolge ein neues Wohnviertel entstehen. Mittwoch, 02.01.2013 (Sächsische Zeitung) PIRNA DIE SCHULE IM DETAIL Die Schule kann gleich auf zwei lange Traditionen verweisen, ist sie doch sowohl aus dem Rainer-Fetscher-Gymnasium als auch aus dem Schiller-Gymnasium hervorgegangen. Heute trägt die 2008 fusionierte Schule den Namen „Schiller“ und hat ihren Sitz im Gebäude des einstigen Fetscher-Gymnasiums. Das Schulhaus ist komplett saniert. Darüber hinaus verfügt die Einrichtung über ein eigenes Internat. Bundesweit einmalig ist ein binationaler-bilingualer Bildungsgang. Das deutsch-tschechische Profil eröffnet den Absolventen besondere Chancen im Studium und schafft gute Grundlagen für ihre spätere berufliche Karriere. Das Abitur wird gleichermaßen in Deutschland und in Tschechien anerkannt. Die Absolventen haben beste Voraussetzungen, das CertilinguaExzellenzlabel zu erlangen. Hohe Sprachkompetenz vermittelt das Gymnasium auch in anderen Sprachen. (SZ/alm) Donnerstag, 03.01.2013 (Sächsische Zeitung) PIRNA Das Schiller-Gymnasium kann mehr als nur Deutsch und Tschechisch Die Einrichtung ist vor allem für ihre binationale Ausrichtung und Sprachvielfalt berühmt. Doch die Schule hebt sich mit weiteren Dingen ab. Von Alexander Müller Namensvetter hat es viele in Deutschland. Ansonsten aber glänzt das Pirnaer Friedrich-Schiller-Gymnasium mit Individualität und hebt sich in vielen Dingen von anderen Im Schiller-Gymnasium wird viel Einrichtungen ab. Und selbst beim Namen lässt sich noch gesprochen, nicht nur Deutsch anfügen, dass sich das Gymnasium auf dem Gelände des und Tschechisch, sondern vor allem miteinander.Archivfoto: traditionsreichen Rainer-Fetscher-Gymnasiums befindet, das Daniel Förster nach der Fusion der beiden Schulen ebenfalls zur Geschichte der Einrichtung gehört und nicht vergessen werden darf. Doch was macht das heutige „Schiller“ nun so einzigartig? Allem voran natürlich seine Binationalität. Hier lernen sowohl deutsche als auch tschechische Schüler. Das gibt es auf diese Art in Deutschland wirklich kein zweites Mal. Die Schüler werden in gemeinsamen Klassen unterrichtet, so dass keine Abgrenzung stattfindet, sondern sich beide Nationalitäten tatsächlich zusammenfinden. Zu diesem Konzept gehören selbstverständlich auch tschechische Pädagogen und dass in den gemeinsamen Klassen nicht nur die tschechischen Jugendlichen Deutsch lernen, sondern die deutschen Schüler natürlich auch Tschechisch. Dass sie das in vorbildlicher Form tun, zeigen die vielen Preise, die sie für ihre Schule schon geholt haben. Etwa beim diesjährigen Bundeswettbewerb für Fremdsprachen. Da gab es zum einen im Zweisprachenwettbewerb einen dritten Preis bei den Sprachen Englisch und Tschechisch und sogar den ersten Preis im Einzelwettbewerb der Sprache Tschechisch. So verwundert es nicht, dass auch die Schule selbst mehrfach ausgezeichnet ist. So ist sie Träger des Europäischen Sprachensiegels und auch der renommierten Theodor-Heuss-Medaille. Doch das Pirnaer Schiller-Gymnasium ist mehr als eine binationale Schule. Dem Schulleiter Bernd Wenzel ist nicht nur das Format seiner Einrichtung wichtig, sondern vor allem das seiner Schüler. „Das entscheidende ist, dass jeder seine eigene Persönlichkeit entwickelt“, erklärt der Direktor. Alles in der Schule sei darauf ausgerichtet, den jungen Leuten konstruktive Stützen zu geben, so dass sie positive Bilder entwickelten. „Wir brauchen doch eigenständige Bürger, die der Gesellschaft Impulse geben können und nicht nur auf sie reagieren“, erläutert Bernd Wenzel. Damit das auch gelingt, braucht es aber auch die passenden Rahmenbedingungen. Schließlich sind die Gymnasiasten sehr oft und sehr lange hier, bis sie ihr Abitur in der Tasche haben. Das weiß auch der Direktor. „Schule ist Lebensraum und -zeit zugleich.“ Nicht nur die Freizeit sei Leben, sondern eben auch die Schule. „Unser Credo ist deshalb, dass wir während dieser Zeit positive Bilder bei den Schülern hervorrufen.“ Damit das auch gelingt, müssten Konflikte, die es natürlich auch am Pirnaer SchillerGymnasium gibt, angstfrei gelöst werden. Die Schule ist auch hier einen eigenen Weg gegangen. „Wir haben zwar eine Hausordnung“, berichtet Schulleiter Bernd Wenzel, „die Schüler haben aber auch einen eigenen Ethik-Kanon, mit dem sie sich selbst verpflichten.“ Man könne den Schülern ruhig auch etwas zutrauen. „Die Jugend ist nicht schlechter, als wir es ihnen vormachen.“ Zu den Tugenden, welche die Schüler des Schiller-Gymnasiums inzwischen erlernen konnten, gehört auch die Beharrlichkeit. Vor allem durften sie inzwischen erfahren, dass Beharrlichkeit sich lohnt. Denn obwohl das Gebäude des Schiller-Gymnasiums – oder vielmehr das des ehemaligen Fetscher-Gymnasiums – umfangreich saniert und ausgebaut wurde, gibt es bis heute noch einen großen Makel an der Schule. Und das ist die Turnhalle. Auch die hat Tradition, wenn man ihr Alter als Kennzeichen dafür heranzieht. Doch den sportbegeisterten Schülern bringt das eher Ungemach. Die Halle ist hoffnungslos marode und einer Schule, egal welcher, nicht mehr würdig. Durch ständigen und jahrelangen Druck auf die Verantwortlichen hat es die Schule inzwischen geschafft, dass nebenan eine neue Sporthalle gebaut wird. Sie soll Anfang des kommenden Schuljahrs eröffnet werden. Donnerstag, 03.01.2013 (Sächsische Zeitung) DRESDNER LAND Erste Eisenbahnbrücke 1852 gebaut Von Peter Hilbert Vor allem die Entwicklung der Eisenbahn macht Mitte des 19. Jahrhunderts den Bau der Marienbrücke nötig. Denn links der Elbe endet die Sächsisch-Böhmische Eisenbahn am Böhmischen Bahnhof, dem heutigen Hauptbahnhof. Auf der anderen Seite ist für die Strecken der Leipziger und Schlesischen Bahn am Leipziger Bahnhof, dem heutigen Neustädter Bahnhof, Schluss. Mit Spatenstich am 26. August 1846 beginnt der Bau der ersten Eisenbahnbrücke über die Elbe, die mit einer Straßenquerung kombiniert wird. Nur acht Meter Breite stehen für die zwei Bahngleise und weitere neun Meter für den öffentlichen Verkehr zur Verfügung. 1852 wird die Brücke feierlich eingeweiht. Benannt ist sie nach Königin Maria Leopoldina Anna, der Frau von König Friedrich August II. Zwischen 1898 und 1901 entsteht neben der Straßenbrücke eine viergleisige Eisenbahnbrücke. Umgestaltet wird der Oberbau der alten Marienbrücke. Ab 1902 rollen auch Straßenbahnen über die elf Meter breite Fahrbahn. Auf beiden Seiten führen drei Meter breite Fußwege über die Elbe. Wenige Tage vor Kriegsende sprengen die Nazis 1945 einen Pfeiler auf der Neustädter Seite, zwei Bögen stürzen ein. Die Schäden wurden aber schon bis zum 21.Dezember 1946 behoben. Die Stadt lässt Dresdens älteste Sandsteinbogenbrücke von 1997 bis 1999 sanieren und verbreitern. Zwischen 2001 und 2004 kommt der stählerne Eisenbahn-Nachbar an die Reihe. Die Brücke wird mit Spannbeton-Hohlkästen erneuert. Donnerstag, 03.01.2013 (Sächsische Zeitung) RIESA Auf den Spuren der Zwangsarbeiter In der Mittelschule Siegfried Richter starten die Arbeiten für ein Ausstellungsprojekt zur NS-Zeit. Dazu werden Zeitzeugen befragt. Von Eric Weser Die Freude ist ihnen anzusehen: Tschechische Zwangsarbeiter verlassen im Jahr 1945 die Region über den Dresdener Hauptbahnhof. Für viele bedeutete das Kriegsende die Befreiung aus der Schikane. Foto: SZ Schüler der Gröditzer Mittelschule „Siegfried Richter“ arbeiten an der Ausstellung „Gröditz unterm Hakenkreuz – NS-Zwangsarbeit im ländlichen Raum“ mit. Diese wird vom Verein Projektgruppe „Zwangsarbeit“ umgesetzt. Zu sehen sein wird sie ab Ende April 2013 in der Gröditzer Kulturstätte. Die Schüler der achten Klasse gehen bei dem Projekt verschiedenen Fragen nach: Wer erinnert sich noch an die Franzosen, Tschechen, Polen oder die sowjetischen Kriegsgefangenen und Zivilisten, die während des Zweiten Weltkriegs in Gröditz und Umgebung zur Zwangsarbeit eingesetzt waren? Welche Geschichten haben die Großeltern über den Alltag im Nationalsozialismus zu erzählen? Bei den Gröditzer Schülern stieß die Thematik auf großes Interesse. „Manche brachten sogar Fotos und Dokumente aus der NS-Zeit von zu Die Freude ist ihnen anzusehen: Hause mit“, sagt Jacob Venuß, der Koordinator Tschechische Zwangsarbeiter verlassen im des Gröditzer Schulprojektes. Jahr 1945 die Region über den Dresdener Zwangsarbeiter gab es zur Zeit des Hauptbahnhof. Für viele bedeutete das Nationalsozialismus in fast allen Gröditzer Kriegsende die Befreiung aus der Schikane. Foto: SZ Betrieben: bei Schustern, Schreinern oder Landwirten. Aber vor allem im Stahlwerk von Friedrich Flick (1883 – 1972) gab es in Gröditz besonders viele ausländische Zwangsarbeiter. Legitimiert durch die Rassenideologie der NSDAP wurden sie drangsaliert und ausgebeutet – teilweise bis hin zum Tod. In den Nürnberger Prozessen gegen die Hauptkriegsverbrecher wurde das Gröditzer Stahlwerk deswegen als ein besonders grausames Beispiel im Umgang mit Zwangsarbeitern genannt. Im Januar werden von den Schülern zudem Gröditzer Zeitzeugen nach ihren Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus befragt und Erinnerungsorte in der Stadt dokumentiert. „Mir ist bei diesem Projekt wichtig, dass sich junge Menschen zielgerichtet mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzen. Dies wird besonders durch den persönlichen Kontakt mit Zeitzeugen aus der Region gefördert“, begründet Lehrerin Karin Meissner die Projektteilnahme der Mittelschule. Im kommenden Jahr werden die Schüler – professionell angeleitet – auch Gröditzer Bürger nach ihrer Meinung zum Umgang mit diesem dunklen Kapitel der Gröditzer Geschichte befragen. Mitarbeiter der Projektgruppe Zwangsarbeit recherchieren zudem gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen in Tschechien, Polen, Weißrussland und der Ukraine Zeitzeugen, die zwischen 1939 und 1945 in Gröditz arbeiten mussten. Ihre Erinnerungen sollen in der Ausstellung die Forschungsergebnisse zur Dimension der Zwangsarbeit in Gröditz und Umgebung flankieren. Dazu werden durch die Projektgruppe erstmals systematisch die Bestände regionaler, überregionaler sowie internationaler Archive sondiert und wissenschaftlich ausgewertet. „In Sachsen ist gerade die Geschichte der größten Opfergruppe des Nationalsozialismus, der Zwangsarbeit, kaum aufgearbeitet worden. Die Verbrechen der Nationalsozialisten fanden aber nicht nur in Nürnberg, Berlin oder Auschwitz sondern auch vor der eigenen Haustür in Gröditz statt,“ so der Erste Vorstand der Projektgruppe Zwangsarbeit, Chris Humbs. „Wir hoffen, dass wir in vielen Regionen Sachsens Nachahmer für die Aufarbeitung finden. Es wäre unverzeihlich, wenn die noch lebenden Zeitzeugen für die einzelnen Regionen nicht nach ihren Erinnerungen befragt und die Interviews für die Nachwelt gesichert werden würden“, sagte Humbs noch weiter. Finanziell gefördert wird das Projekt unter anderem von der Kulturstiftung des Bundes, der Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, dem DeutschTschechischen Zukunftsfonds, der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen, der Hans-Böckler-Stiftung sowie der Stadt Gröditz. Für die Ausstellung suchen die Schüler Fotografien, Dokumente und persönliche Erinnerungen aus der NS-Zeit. Wer den Schülern helfen möchte, wendet Sie sich bitte an das „Bündnis für Demokratie und Zivilcourage“, Reppiser Straße 10 in Gröditz, 035263 32846 Freitag, 04.01.2013 (Sächsische Zeitung) PIRNA Euroregion wirbt für Weltnaturerbe Auf der morgigen Wahlkonferenz der Sozialdemokraten (CSSD) der Aussiger Region in Chomutov (Komotau) wird Klaus Fiedler, Koordinator der SPD-AG Euroregion Elbe-Labe, für ein grenzüberschreitendes Weltnaturerbe Sächsisch-Böhmische Schweiz werben. Außerdem findet dazu ein Gespräch mit dem Bezirksrat für Außenbeziehungen, Regionalentwicklung/Tourismus, Jan Szanto statt. In den vergangenen Jahren warb Fiedler für Unterstützung für den Lückenschluss auf der Schiene zwischen Dolni Poustevna und Sebnitz. (SZ) Verfassungsgericht bestätigt Termin der Präsidentenwahl – Teilurteil zum Fall Okamura radio.cz 4.1.2013 Die für kommende Woche geplante erste direkte Wahl des tschechischen Staatspräsidenten kann wie geplant stattfinden. Das entschied das Verfassungsgericht in Brno / Brünn am Freitag. Die Höchstrichter wiesen damit einen Teil der Beschwerde des Kandidaten Tomio Okamura ab, er war aus formalen Gründen von der Wahl ausgeschlossen worden. Der Senator mit japanischen Wurzeln hatte zwar die für eine Kandidatur erforderlichen 50.000 Wähler-Unterschriften gesammelt, die Wahlbehörde erklärte aber einen Teil davon für ungültig. Die Präsidentenwahl ist für 11. und 12. Januar geplant. Weitere Punkte von Okamuras Verfassungsbeschwerde will das Gericht in Brünn indes noch prüfen. Dazu gehört der Antrag des Senators, den die Wahl betreffenden Teil der Verfassung und das Durchführungsgesetz aufzuheben. Sollte das Gericht entscheiden, den Anträgen stattzugeben, müssten daraus möglicherweise Auswirkungen auf die Präsidentschaftswahl abgeleitet werden. Die Beschwerden dreier weiterer Präsidentschaftskandidaten hat das Verfassungsgericht indes als unbegründet zurückgewiesen. Samstag, 05.01.2013 (Sächsische Zeitung) DIPPOLDISWALDE Verstärkung fürs Projektteam von Archaeo Montan Das deutsch-tschechische ArchaeoMontan-Projekt zur Erkundung und Erforschung des mittelalterlichen Bergbaus in Sachsen und Böhmen hat weitere personelle Verstärkung erhalten. Hinzugekommen sind als wissenschaftliche Hilfskräfte Anne Beer und Susann Lentzsch, informiert Projektleiterin Dr. Christiane Hemker vom Landesamt für Archäologie. Susann Lentzsch hat bereits eine Magisterarbeit zu den Dippoldiswalder Bergbauhölzern verfasst. Anne Beer beschäftigt sich im Rahmen einer Dissertation mit dem Dippoldiswalder Steinzeug und hat dazu umfangreiches Material gesammelt. Innerhalb des ArchaeoMontan-Projektes recherchieren beide zu Fundstücken. (SZ/schl) RÖDERTAL Die Goldene Taube fliegt nach Polen Die Radeberger Pestalozzi-Mittelschule ist jetzt Teil eines internationalen Jugendprojekts. Und gab auch ihren Friedenspreis weiter. Den Namen Radeberg kennen seit Kurzem auch Schüler in Polen, Rumänien, Spanien, Bulgarien, Italien und der Türkei. Und das liegt nicht etwa daran, dass sie im Fernsehen eine Werbung für das in Radeberg produzierte Bier gesehen haben – sondern an der Radeberger Pestalozzi-Mittelschule. Die nimmt an einem internationalen Projekt teil, das Schulen aus jenen sieben europäischen Ländern zusammenführt. In diesem sogenannten Comenius-Projekt geht es um das gegenseitige Kennenlernen, um Umweltschutz und vor allem darum, mit einander Englisch zu sprechen. Und zwar nicht „Lehrbuch-Englisch“, sondern um den Gebrauch der Sprache im Alltag. In den kommenden beiden Jahren werden sich Schüler der sieben Schulen dabei regelmäßig in den Teilnehmer-Ländern treffen, um dort gemeinsame Projekte auf den Weg zu bringen. Monika Fuchs (l.) von Demnächst werden sich die Radeberger beispielsweise auf den der PestalozziWeg an den Gardasee in Italien machen, um dort Bäume zu Mittelschule übergibt die pflanzen. Und im Juni geht’s in ein Tierheim nach Rumänien. Goldene Taube an Start des gemeinsamen Projektes war dieser Tage in Polen. Per Bürgermeister Jacek Zug ging‘s für drei Radeberger Zehntklässler und zwei Lehrer Sleczka. nach Katowitze und von dort dann per Bus in den nahe gelegenen Ort Lgota Gorna. In einem Workshop präsentierten sich dort alle teilnehmenden Schulen – „und wir gingen auch auf das Thema Umweltschutz in Deutschland ein“, beschreibt Brian Wolf, einer der drei Pestalozzi-Schüler. Die Präsentation war dabei im Vorfeld bei einem Projekttag der zehnten Klassen der Mittelschule entstanden – wie überhaupt alle Schüler ins Projekt einbezogen sind. „Übers Internet bauten beispielsweise gemischte Gruppen aus allen Ländern aus diversen Abfällen abstrakte Öko-Roboter, die dann auch in den Schulen ausgestellt wurden“, so Brian Wolf weiter. Fasziniert war er dabei auch vom Land und vor allem von den Menschen, wie er sagt. „Die Gastfreundschaft und der Freundlichkeit der Polen haben mich überrascht.“ Zum Programm in Polen gehörte zudem der Besuch des berühmten Salzbergwerks in Wieliczka und der Kulturstadt Krakau. Ganz besonderes Gastgeschenk Dabei hatten die Radeberger aber auch ein ganz besonderes Geschenk dabei. Im Juli war die Pestalozzi-Mittelschule bekanntlich mit der „Goldenen Taube für Menschenrechte“ ausgezeichnet worden. Einem Preis für Personen oder Projekte, die sich um Toleranz und Menschenwürde verdient gemacht haben. Die Idee dazu hatte der bayerische Künstler Richard Hillinger, der aus Anlass des 60. Jahrestags der Erklärung der Allgemeinen Menschenrechte durch die Vereinten Nationen besagte 30 goldene Tauben geschaffen hatte. Jede steht dabei für einen der 30 Artikel dieser Menschenrechts-Erklärung. Seither werden die Tauben weltweit weitergegeben. Zu den Preisträgern gehörten bereits der Dalai Lama, der tschechische Menschenrechtler und spätere Präsident Vaclav Havel – und eben die Radeberger Pestalozzi-Mittelschule. Die Auszeichnung bleibt dabei nur gut ein halbes Jahr bei jedem Preisträger – dann wandert sie weiter. Die Preisträger selbst suchen den nächsten Preisträger. Und so ging die Radeberger Goldene Taube nun an die Schule in Lgota Gorna. „Die Schule arbeitet eng mit einer Schule für Behinderte zusammen, pflegt Partnerschaften zu Schulen in Holland, Österreich, Portugal, Großbritannien und Ungarn – und die Schüler besuchen regelmäßig die Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers in Auschwitz“, begründet der an der Pestalozzi-Schule für das Comeniusprojekt verantwortliche Lehrer Heiko Heinze die Wahl. „Nicht zuletzt unterstützt die Schule auch Kinder, die keine Eltern mehr haben –wir sind also der festen Überzeugung, einen würdigen, neuen Besitzer der Goldenen Taube gefunden zu haben“, schiebt er nach. (SZ/JF) radio.cz /nachbarnkennen.cz, 5.1.2013 Flüsse in West- und Nordböhmen über die Ufer getreten In West- und Nordböhmen sind wegen des anhaltenden Regens einige Flüsse und Bäche über die Ufer getreten und haben Keller und Straßen unter Wasser gesetzt. Am kritischsten war die Lage am Flüsschen Svatavá / Zwodau in Kraslice / Graslitz, am Samstagvormittag fiel aber der Wasserpegel dort bereits wieder. Auch die Bílina / Bilin in Nordböhmen trat über die Ufer, die Feuerwehr musste deswegen zu mehr als 30 Einsätzen ausrücken. Vor allem mussten Keller ausgepumpt und umgestürzte Bäume beseitigt werden, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. In geringerem Maße waren Feuerwehreinsätze auch im Kreis Liberec / Reichenberg nötig. Montag, 07.01.2013 (Sächsische Zeitung) LÖBAU Alles auf die lange Bank Von [email protected] Nicht selten geraten gute Vorsätze vom Neujahrstag oder zu erledigende Aufgaben im Jahresverlauf auf die „lange Bank“ oder werden verschoben auf den Sankt Nimmerleinstag. Bei unseren tschechischen oder polnischen Nachbarn ist dies genauso gang und gäbe – und wird blumig umschrieben. Neulich ließ mein tschechischer Freund so nebenbei die Bemerkung fallen: „To zaplatím na Svátého Dindy“. Als er merkte, dass ich nicht komplett verstand, erklärte er grinsend: „Das heißt bei uns „Das bezahl ich zum Sankt Nimmerleinstag – oder eben gar nicht, je nachdem.“ Der Heilige Dinda (Svátého Dinda) soll ein Verkünder des slawischen Halbgottes Swantovit gewesen sein und sich immer dann wolkig geäußert haben, wenn eine Sache schwierig oder gar nicht zum guten Ende zu bringen war. Da ich diese Redewendung noch nie gehört hatte, fragte ich meinen polnischen Freund, ob ihm dies im Polnischen bekannt sei. „Ähnlich, doch anstelle des mythischen Dindy sagt man schlicht nigdy – niemals,“ grinste er. Also sagt man in Polen „To robim na œwiêty nigdy“ – Das schieb ich auf die lange Bank. Da sind wir uns doch näher, als wir manchmal denken. Montag, 07.01.2013 (Sächsische Zeitung) NIESKY Kampf gegen das Teufelszeug über den Handel mit der Droge Crystal Von Steffen Gerhardt Wo Bedarf da ist, da blüht der (Schwarz-)Handel auch mit Rauschmitteln. In jüngeren Jahren ist es die synthetische Droge Crystal, die auch in Deutschland „gedealt“ wird. Zusammengebraut wird sie vorrangig in Tschechien, wo sie schon ein Jahrzehnt fester Bestandteil der Drogenszene ist. Diese lässt sich immer wieder neue Stoffe einfallen, die nicht nur berauschen sollen, sondern auch kreuzgefährlich sind. Wie einst das „Polski kompot“ aus aufgekochtem Mohnstroh, das vor 20 Jahren „Mode“ war. Ganz gleich, wie sich das Teufelszeug auch nennt, der Handel damit lässt sich durch die offenen Grenzen noch schwerer unterbinden. Auch wenn wie im Fall Crystal deutsche und tschechische Behörden enger zusammenarbeiten und einige Erfolge vorweisen können. Montag, 07.01.2013 (Sächsische Zeitung) DIPPOLDISWALDE Eine viel gefragte Frau Christiane Hemker gräbt nach Schätzen aus dem Altbergbau in Dipps. Dafür interessieren sich auch Fernsehteams. Von Regine Schlesinger Für Christiane Hemker war das letzte Jahr ein erfolgreiches. Und das quasi vom Start weg. Denn Anfang März kam das deutschtschechische Projekt Archaeo-Montan ins Laufen – ein Projekt, in das die Archäologin anderthalb Jahre Vorbereitungszeit gesteckt Archäologin Christiane Hemker hat und an dessen Spitze sie steht. in Dippoldiswalde, wo eine Als 2008 in Dippoldiswalde bei Arbeiten der Bergsicherung Wanderausstellung zum Altbergbau vorbereitet wird. über Jahrhunderte hinweg unberührt gebliebene Foto: Egbert Kamprath Silberbergwerke aus dem Hochmittelalter entdeckt wurden, wusste sie sofort, was für eine Sensation das bedeutete. Zugleich war ihr aber auch klar, dass die Kräfte und Mittel des Landesamtes für Archäologie nicht ausreichen würden, um mit diesen Entdeckungen so umgehen zu können, dass es deren Bedeutung gerecht wird. Deshalb begann sie, nach Wegen zu suchen, die es ermöglichen, für diese Forschungen mehr Fachleute einzusetzen und durch die Gewinnung anderer Partner wie Historiker und Naturwissenschaftler die Forschungsarbeit insgesamt breiter aufzustellen. Der Gedanke, in die Erforschung des Altbergbaus auch das Nachbarland Tschechien einzubeziehen, lag nahe, denn als die Bergleute vor rund 800 Jahren auf die Suche nach dem begehrten Silbererz gingen, taten sie das diesseits und jenseits der heutigen Landesgrenze. So entstand in einem langen Prozess und nach vielen Gesprächen das Archaeo-MontanProjekt zur Erkundung und Erforschung des mittelalterlichen Bergbaus in Sachsen und Böhmen, vorerst angelegt für einen Zeitraum von drei Jahren und gefördert mit Mitteln der EU. Seitdem im März der offizielle Startschuss fiel, ist schon einiges passiert. Die Projektpartner treffen sich regelmäßig zu Arbeitsgruppensitzungen, um sich gegenseitig über den Stand der Arbeiten zu unterrichten und das weitere Vorgehen abzustimmen. „Jeder hat seine Aufgaben und jedes Ergebnis führt dazu, dass sich unser Bild vom Altbergbau mehr und mehr verdichtet“, sagt Christiane Hemker. Auch in diesem Jahr konnten wieder bislang einmalige Funde wie ein geflochtener Erzkorb an die Restauratoren übergeben werden. Auf tschechischer Seite wurden die Überreste einer alten Bergbausiedlung entdeckt. Dank der Dammbaustelle in Niederpöbel bei Schmiedeberg öffnet sich den Archäologen ein zweites großes, mittelalterliches Bergbaugebiet. Es ist etwas jünger als das von Dippoldiswalde. Hemker hält es für möglich, dass die Bergleute hierher weitergezogen sind, nachdem die Gruben in Dipps erschöpft waren. Immer wieder ist die Projektleiterin für Vorträge, aber auch bei Terminen von Presse, Funk und Fernsehen gefragt. Spiegel online drehte 2012 ebenso in Dippoldiswalde wie das Team der ZDF-Serie Terra X oder das von Sat-1-Wissensmagazin Planetopia. Die Archäologin ist froh, dass Oberbergamt und Bergsicherung Verständnis für den Medienansturm zeigen, der einiges an Langmut von ihnen erfordert, wie sie sagt. Über die Zusammenarbeit mit der Behörde muss sie sich zum Glück auch nach dem Wechsel an der Spitze des Oberbergamtes Freiberg keine Sorgen machen. Die bislang einmalige, vertraglich vereinbarte Kooperation zwischen einem Oberbergamt und einem Landesamt für Archäologie wird weitergeführt, versicherte ihr der neue Chef, Oberberghauptmann Prof. Dr. Bernhard Cramer, nach einem Treffen in Niederpöbel. Christiane Hemker leitet aber nicht nur das Archaeo-Montan-Projekt, als Referatsleiterin ist sie auch für die archäologischen Grabungen in Südwestsachsen zuständig. Das funktioniere, weil ihr das Projektteam ganz viel Arbeit abnehme, sagt sie. Zum erfolgreichen Jahr gehört auch die Internationale Fachtagung zum Archaeo-MontanProjekt, die im Oktober in Dippoldiswalde abgehalten wurde und große Resonanz fand. „Es macht mir viel Freude, zu sehen, dass das, was man sich überlegt hat, funktioniert. Das Projekt läuft gut und ich denke, das wird auch in diesem Jahr so weitergehen“, sagt Christiane Hemker. Sicher ist, dass 2013 wieder spannende Aufgaben für sie und ihr Team bereithält, wie die Grabungen auf dem Gelände vom „Roten Hirsch“ am Dippser Obertorplatz. Dienstag, 08.01.2013 (Sächsische Zeitung) BÖHMISCHE SCHWEIZ Treffen zum Weltnaturerbe vereinbart Ein Treffen zum Thema „Weltnaturerbe Sächsisch-Böhmische Schweiz“ soll es im Februar in Usti nad Labem geben. Dies vereinbarte Jan Szanto, Bezirksrat für Außenbeziehungen und regionale Entwicklung/Tourismus, mit dem Koordinator der SPD-AG Euroregion Elbe-Labe, Klaus Fiedler, am Rande einer Wahlkonferenz der Sozialdemokraten der Aussiger Region. Fiedler sprach am vergangenen Sonnabend im Kulturhaus der Stadt Chomutov ein Grußwort und warb für eine grenzüberschreitende Wanderung am 14.September. (SZ) SÄCHSISCHE SCHWEIZ 1200Kilometer in einem Handbuch Der Tourismusverband Sächsische Schweiz will mit einer kostenlosen Broschüre Lust aufs Wandern in der Nationalparkregion Sächsische Schweiz machen. Auf 64Seiten informiert das Handbuch „Wanderromantik in der Nationalparkregion“, was man über den Malerweg wissen sollte. Insgesamt findet man in der Sächsischen Schweiz 1200Kilometer Wege. Da sei für jeden etwas dabei, vom gemütlichen Ausflug bis zum Sportwandern. (SZ) Bildhauersymposium in Nebelschütz ist finanziell gesichert Der Kulturraum fördert die Ausrichtung des Events. Es gibt eine neue Skulpturidee in der Land-Art-Werkstatt. Von Helmut Schippel Wer die seit 2006 währende Tradition einer internationalen Bildhauerwerkstatt im Steinbruch Miltitz fortsetzen möchte, der muss früh wach werden. Die öffentliche Förderung muss rechtzeitig beantragt und eine überzeugende Konzeption vorgelegt werden. Dies ist dem ausrichtendem Verein Steinleicht offenbar gelungen, das Vergabegremium des Kulturraumes wird das nächste Künstlersymposium in der zweiten Augusthälfte 2013 mit einer beträchtlichen Summe unterstützen. Offensichtlich sind die internationalen Bildhauertage bei Kamenz zu einem Begriff in Ostsachsen und darüber hinaus geworden. Auf eine solide finanzielle Grundlage bauend kann der Verein nun die deutschlandweite Ausschreibung zur Gewinnung anerkannter Künstler ins Internet stellen, flankiert von Kontakten zu polnischen und tschechischen Künstlerverbänden. Die große Werkstatt am Rande des Steinbruchs wird bis zum Sommer einen Betonfußboden erhalten, Werkzeuge und Aggregate sind zu überholen. Selbst die Öffentlichkeitsarbeit ist schon im Gange. Alle Horte im Altkreis wurden auf Möglichkeit hingewiesen, während des Symposiums einen erlebnisreichen Ferientag am Steinbruch verbringen zu können. Die ersten Anmeldungen dafür liegen bereits vor. Aber das bildnerische Schaffen am Krabatstein hat 2013 eine sehr viel größere Dimension als in den Vorjahren. Die Land-Art-Werkstatt wird junge Leute mit künstlerischen Ambitionen aus dem Dreiländereck unter Anleitung erfahrener, renommierter Künstler in Nebelschütz begrüßen. Auch in diesem Fall ist die öffentliche Förderung gesichert. Land-Art ist eine noch junge Strömung in der Bildenden Kunst. Es geht um Kunst in der Landschaft, praktiziert mit den dort zu findenden Materialien. Auf Tradition kann der Verein Steinleicht durchaus verweisen, denn schon zweimal Das Foto zeigt das Modell für ein mögliches Skulpturen-Rondell, das in der Land-Art-Werkstatt beim Bildhauersymposiums entstehen könnte. Die drei Wege mit den symbolisierten Flaggen stehen ebenso wie die zwei sich fassenden Hände für den Willen eines harmonischen Zusammenlebens der drei Völkerschaften.Foto: H. Schippel fanden Werkstätten dieser Art parallel zu Bildhauertagen in der Flur von Miltitz statt. Nun steht ein drittes, noch größeres Projekt an. Zwei tschechische und ein italienischer Bildhauer, die per Internet auf die romantische Kulisse und das künstlerische Geschehen im Steinbruch aufmerksam wurden, waren auf Kontaktsuche beim Verein. Als sie vor Ort vom jahrhundertelangen Neben- und Miteinander der Deutschen und Sorben in der Lausitz erfuhren, lag die Thematik für eine Skulpturengruppe auf der Hand. Inzwischen haben die Ideen ein ermutigendes Zwischenergebnis gezeitigt. Im Ausstellungssaal der Gemeinde stehen drei Modelle im Maßstab 1:5, gefertigt aus Gips und Kartonage mit dem Titel „Wind der Hoffnung (auf dauerhaftes friedliches Miteinander), des Glaubens und der Liebe“. In der ersten Augusthälfte soll das Skulpturenensemble im Steinbruch gefertigt und neben einem Rad- und Fußweg zwischen Kamenz und Nebelschütz platziert werden. Die Sockel der Skulpturen werden von einheimischem Granit sein, die Skulpturen selbst aus bestem tschechischem Marmor aus dem Jesenikgebirge. Das Projekt wird beim Deutschtschechischen Zukunftsfonds eingereicht und besitzt aufgrund seiner Symbolik und Reputation der Künstler gute Erfolgsaussichten. Mittwoch, 09.01.2013 (Sächsische Zeitung) DIPPOLDISWALDE Computer im Dippser Museumscafé Die Arbeit an der Wander-Ausstellung zum Altbergbau hat begonnen. Viel Zeit ist dafür nicht. Von Regine Schlesinger Ins ehemalige Museumscafé am Lohgerber-, Stadt- und Kreismuseum ist nach langer Zeit der Ruhe wieder Leben eingezogen. Auch Kaffeeduft zieht wieder durch das Haus. Doch anstelle von weißgedeckten Tischen für Cafébesucher stehen jetzt Computerarbeitsplätze in dem großen Raum. Daran sitzen seit Monatsbeginn Wendy Eixler und Nadine Ludwig-Egermann. Sie bilden das Ausstellungssekretariat, das die Wanderausstellung für das deutsch-tschechische Altbergbau-Projekt ArchaeoMontan vorbereitet. Wendy Eixler ist die Chefin, Nadine Ludwig-Egermann assistiert ihr. Beide sind studierte Archäologen und bringen für ihre neue Aufgabe Erfahrungen im Aufbau von Ausstellungen mit. Wendy Eixler, die aus Westfalen stammt, hat gerade eine Ausstellung in Singapur auf die Beine gestellt. Jetzt freut sie sich, mit der Wanderausstellung wieder zur Archäologie zurückkehren zu können. Das habe für sie auch den Ausschlag gegeben, sich um dieses Projekt zu bewerben, sagt sie. Berührungspunkte zum Bergbau kann sie einige vorweisen. So hatte sie es unter anderem schon mit dem Salzbergbau in Halle zu tun und außerdem einen Großvater, der Bergmann im Ruhrgebiet war. Nadine Ludwig-Egermann lebt zwar heute mit ihrer Familie in Pirna, doch auch in ihren Adern fließt Bergarbeiterblut. Ursprünglich stammt sie nämlich aus dem Mansfelder Land, wo ihre Vorfahren Bergleute waren. Beste Voraussetzungen also für die beiden Neuen im ArchaeoMontan-Projektteam, sich mit ganzer Kraft dem Altbergbau von Sachsen und Böhmen widmen zu können. Voller Einsatz wird auch nötig sein, denn schon in anderthalb Jahren soll die Ausstellung das erste Mal gezeigt werden, und zwar auf tschechischer Seite. Zur gleichen Zeit wird auch der nicht minder mit Spannung erwartete Ausstellungskatalog vorliegen. Dieser Zeitdruck schreckt die Frauen aber nicht, im Gegenteil, sie sehen darin eine Herausforderung und nehmen’s sportlich. Optimistisch stimmen sie auch die Arbeitsbedingungen, die Ausstellungsleiterin Wendy ihnen seitens der Stadt, die Partner des ArchaeoMontanEixler (r.) und Assistentin Nadine Ludwig-Egermann Projektes ist, geschaffen wurden und über die sie voll des machen sich mit ihren Lobes sind. Ein großer heller Raum, ausgestattet mit neuester neuen Arbeitsplätzen im Technik und viel Staufläche, ein weiterer Raum für ehemaligen Museumscafé Besprechungen in größerer Runde und eine Küche, die auch als vertraut. Foto: Karl Ludwig Oberthür Lager für Exponate genutzt werden kann, sind genau das, was gebraucht wird, versichern beide. Zunächst wollen sie ein Grobkonzept für die Ausstellung entwickeln, einzelne Themen und erste Vorstellungen darüber, was gezeigt werden soll, zu Papier bringen, sich aber auch schon recht bald nach einem Gestalter umschauen. Eine der Vorgaben lautet, dass die Schau flexibel gestaltet sein muss, da sie in verschiedenen Räumlichkeiten gezeigt werden soll. In Dipps wird das die Osterzgebirgsgalerie sein. Wendy Eixler hat sie sich schon einmal angeschaut. Sie hat auch an der Internationalen Fachtagung zum ArchaeoMontan-Projekt im Oktober in Dippoldiswalde teilgenommen und dabei die Stadt schon mal ein bisschen kennengelernt, in der sie und ihre Kollegin in den nächsten Jahren viel zu tun haben werden. Mittwoch, 09.01.2013 (Sächsische Zeitung) DRESDEN Ein letztes SOS in trüber See über die Proteste der Mitarbeiter Von Tobias Wolf Im kalten Nieselregen vor dem alten Kraftwerk Mitte demonstrieren, während andere darin feiern: Die Angestellten der Laubegaster Schiffswerft tun das aus purer Not, aus Sorge um ihre Arbeitsplätze. Für das insolvente Unternehmen hat sich noch kein Investor gefunden – und die Zeit läuft davon. Für die Mitarbeiter ist das wie ein Sturm in trüber See. Kommt keine Rettung, gibt es die Werft nur noch wenige Wochen. Dabei geht es nicht nur um den Verlust von Jobs. Ein Ende der über 150 Jahre alten Schiffbautradition in Dresden könnte große Auswirkungen auf Tourismus und Elbeschifffahrt haben. Zwischen Tschechien und Sachsen-Anhalt gibt es dann keine Möglichkeit mehr, alte Raddampfer zu reparieren. Vor allem die Sächsische Dampfschiffahrt müsste deshalb ein großes Interesse haben, dass die Laubegaster Werft erhalten bleibt. Mit ihr der Freistaat, der in dem Unternehmen mitentscheidet und sich sonst gern als Wirtschaftsförderer geriert. Doch die Staatsregierung stellt sich taub. Eine kleine Werft am Stadtrand ist eben keine Fabrik von BMW, Porsche oder Global Foundries, wo Millionen Euro an Fördergeldern verbraten werden. Für die Identität Dresdens sind die Schiffbauer dennoch unersetzlich–nicht nur wegen ihrer Bedeutung für die Stadtgeschichte. Die Proteste der Mitarbeiter sind das wahrscheinlich letzte SOS an die Politik. Pirnaer Rundschau Ausgabe vom 9.Januar 2013 Pirnaer Rundschau Ausgabe vom 9.Januar 2013 Mittwoch, 09.01.2013 (Sächsische Zeitung) Tschechien sucht den Superstar Am Freitag und Sonnabend wird der neue Staatspräsident erstmals vom Volk gewählt. Von Hans-Jörg Schmidt, SZ-Korrespondent in Prag Wenn ein privater tschechischer Fernsehsender die beste Sendezeit für ein Politikerduell freiräumt, dann nicht für irgendeine langweilige Abfragerei von Ansichten und Absichten der Kandidaten. Der Sender „TV Prima“, der mit Politik ansonsten wenig am Hut hat, lässt es richtig krachen. Der ohrenbetäubende Lärm, den die Zuschauer im Studio schon zu Beginn veranstalten, gehört zum Konzept. Ein „Applausometer“ misst die Lautstärke, mit dem der Einmarsch der beiden vermeintlichen Favoriten der bevorstehenden Präsidentenwahl beklatscht und begrölt wird. Eine Wahl nach dem Vorbild von „Tschechien sucht den Superstar“, hatte Amtsinhaber Vaclav Klaus misslaunig vorhergesagt, als das Parlament erstmals die Direktwahl des Staatsoberhauptes beschlossen hatte. „Dieser Präsident wird nicht vom Volk gewählt, sondern im Fernsehen gekürt“, meinte Klaus. Er sollte recht behalten. An diesem Freitag und Sonnabend treten insgesamt neun Kandidaten an, um Klaus nach zehn Jahren im Amt abzulösen. Letzte Umfragen sehen Ex-Regierungschef Milos Zeman mit 25,1 Prozent knapp vorn. Er würde in einer Stichwahl am 25. und 26. Januar auf den Statistikexperten Jan Fischer treffen, der bei 20,1 Prozent liegt. Auf Rang 3 kommt der Theaterprofessor Vladimir Franz mit 11,4 Prozent. Zeman hatte nach 1989 die lange verbotenen Sozialdemokraten wieder aufgebaut und nach ein paar mageren Jahren bis in die Regierung geführt. Zeman war nicht nur Premier und Parlamentspräsident, sondern schon einmal Kandidat für das höchste Staatsamt. Vor zehn Jahren scheiterte er gegen Klaus, weil die eigenen Genossen ihn nicht wollten. Dennoch schätzen sich Zeman und Klaus bis heute, obwohl sie ideologisch andere Richtungen verfolgen. Der Respekt füreinander rührt aus der Zeit her, da Klaus Mitte der 90er-Jahre die sozialdemokratische Minderheitsregierung Zemans tolerierte und er selbst dafür den Posten des Parlamentspräsidenten übernahm. Damit brachten sie viele Tschechen gegen sich auf, die nicht mehr von Demokratie sprachen, sondern von „Demokratura“. Zeman ist auch deshalb heute der Favorit von Klaus, weil er aus der Sicht des amtierenden Präsidenten am ehesten so wie er die „nationalen tschechischen Interessen“ verteidigen könnte. Wie gut Zeman das kann, hatte er als Regierungschef bewiesen, als er die Sudetendeutschen als „5. Kolonne“ Hitlers verunglimpfte, die sich glücklich Der Favorit: Für Milos Zeman (68) spricht hätten schätzen können, dass sie nach dem Krieg die politische Erfahrung. Er war bereits „Heim ins Reich“ gedurft hätten, statt alle an die Regierungschef, Parlamentspräsident und Wand gestellt zu werden. Das war seinerzeit selbst Präsidentschaftskandidat. Zemans Berliner Genossen Gerhard Schröder zu ©dpa viel: Er sagte damals demonstrativ einen Besuch in Prag ab. Favorit im Internet Der zweite der Favoriten ist Jan Fischer. Der hat einst Tschechien die EURatspräsidentschaft gerettet. Mitten in dieser Präsidentschaft hatten die damals oppositionellen Sozialdemokraten den bürgerlichen Premier Mirek Topolanek aus nichtigen Gründen gestürzt. Fischer, seinerzeit Chef des Statistischen Amtes, wurde zum Premier einer Beamtenregierung auserkoren und hielt fortan den katastrophalen Imageverlust für Tschechien in Grenzen. Nach seinem Ausscheiden wurde er mit dem Posten eines Vizechefs der in London ansässigen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung belohnt. Mit Politik wurde die tosende Menge in der TV-Show nicht allzu sehr behelligt. Am Ende schlug das „Applausometer“ mehr für Fischer aus, was die Zeman-Fans mit wütenden Rufen „Betrug“ quittierten. Doch vielleicht irren sich die Umfragen. Geht man nach der Zahl der Fans im Internet, dann hieße der neue Präsident mit großem Abstand Karel Schwarzenberg. Doch bei Facebook tummeln sich deutlich besser Gebildete als der Durchschnitt der Wähler. So hat Vaclav Havels ehemaliger Kanzler und jetzige weltweit renommierte Außenminister maximal Außenseiterchancen. Wochenkurier 9.1.2013 Radio.cz 9.1.2013 Präsident Klaus zu Abschiedsbesuch in Berlin – Treffen mit Merkel, Gauck und Lammert Der tschechische Staatspräsident Václav Klaus weilte am Mittwochnachmittag zu einem Abschiedsbesuch in Deutschland. Bei seinem Treffen mit Angela Merkel habe er der Bundeskanzlerin von einer weiteren Integration der EU abgeraten, sagte Klaus gegenüber Journalisten in Berlin. Václav Klaus, der nach zehn Jahren aus dem Amt scheidet, gilt in Europa als einer der härtesten EU-Kritiker. Empfangen wurde der tschechische Präsident auch von Joachim Gauck. Der Bundespräsident warnte bei dem Treffen vor einer zunehmenden anti-europäischen Stimmung. Derzeit würden „bei vielen Bürgerinnen und Bürgern vor allem die Sorgen und Ängste überwiegen“, sagte Gauck bei einem Mittagessen in seinem Amtssitz Schloss Bellevue. Die Politik müsse sich deshalb darum bemühen, für die Europäische Union wieder eine „gute Balance“ zu finden. Klaus traf zudem noch mit Bundestagspräsident Norbert Lammert zusammen. Gauck und Lammert hätten sich am meisten für die anstehenden ersten direkten Präsidentschaftswahlen in Tschechien interessiert, sagte Klaus. Der bisher letzte offizielle Besuch von Klaus in Berlin fand im April 2008 statt. In den darauffolgenden Jahren hielt er sich zu Arbeitsvisiten in der Bundeshauptstadt und in weiteren Städten Deutschlands auf. Donnerstag, 10.01.2013 (Sächsische Zeitung) BISCHOFSWERDA „Als ob ein Schalter umgelegt wird“ Die Droge Crystal verbreitet sich in Ostsachsen rasant. Banker Mike P. ist Konsument der ersten Stunde. Von Tobias Wolfund Christoph Scharf Mike P. entspricht nicht dem Klischeebild des durchschnittlichen Drogenabhängigen. Er sagt von sich, dass er seinen Crystal-Konsum unter Kontrolle hat. Foto: Sven Ellger Mike P.* setzt sich auf das braune Ledersofa in seiner Wohnung. Sofort trommelt er mit seinen Fingern auf dem Couchtisch. Der Schweiß an seinen Händen hinterlässt feine Schlieren auf der Glasplatte. Lichtstreifen wandern über die Wand, wenn Autos vorbeifahren. Es ist kurz vor Mitternacht. Der 29-Jährige ist hellwach. Das Knirschen seiner Zähne mischt sich unter das Trommeln der Finger seiner rechten Hand. Die linke fährt auf seinem Oberschenkel über die Jeans. Sein Blick ist auf ein Häufchen weißer Kristallbrocken auf dem Glastisch gerichtet. Mike zückt sein Portemonnaie, holt die Sparkassen-Karte heraus und zerhackt mit der Kante die Kristalle zu Pulver. Schnell und präzise. Ein halbes Gramm Pulver schiebt er zu einer schmalen Linie zusammen. Immer wieder. Von links nach rechts. Und umgekehrt. Mike P. nimmt die synthetische Droge Crystal, seit er 16 ist. Er selbst nennt es nur noch „C“. Süchtige sprechen auch von Ice oder Meth. Für Chemiker ist das weiße Pulver N-Methylamphetamin. Für Zollfahnder und Kriminalisten ist die gefährliche Droge ein großes Problem. Vor allem in Ostsachsen. Mike schläft seit drei Tagen nicht. „Auf Crystal bist du immer an“, sagt er und pulverisiert weitere Kristalle zu weißem Pulver. Die Linie auf seinem Tisch wird länger. „Als ob ein Schalter umgelegt wird, und plötzlich bist du total aktiv.“ Mike lässt sich beim Sprechen keine Zeit zum Atmen. Es fällt schwer, seinen Worten zu folgen. Als sein Blick sofort wieder auf die Pulverlinie zurückkehrt, entspannt sich sein Gesicht. Mike lächelt. Jetzt „ruppt“ er sich „nur mal schnell“ eine, seine Bezeichnung für das Inhalieren der salzartigen Substanz. Es zischt wie beim Hochziehen, wenn jemand Schnupfen hat. Nur schneller und kräftiger. Dann ist das Pulver in seiner Nase verschwunden. Mike schließt die Augen, seine Züge entspannen sich. „Anfangs tat es noch weh“ Das Trommeln seiner Finger hört auf, die Kreditkarte bleibt griffbereit auf dem Tisch liegen. Mike erzählt von den Risiken seines Drogenkonsums. Dass die scharfkantigen Kristalle seine Nasenschleimhäute ruiniert haben, spürt er nicht. „Am Anfang tat es noch weh. heute nicht mehr.“ Angefangen hat es vor 19 Jahren in einem Dresdner Park. Mike ist gerade zehn Jahre alt, skatet zu dieser Zeit oft mit Freunden. Ein paar Jugendliche haben etwas zu rauchen dabei und lassen ihn mal „ziehen.“ Es ist sein erster Joint. Was er genau geraucht hat, weiß er nicht, nur dass es „irgendwie gut war“. Es folgen immer neue Erfahrungen mit Haschisch, Marihuana, Ecstasy. Sechs Jahre lang steigert er den Konsum, bis die leichten Drogen nicht mehr den gewünschten Effekt haben. Bei Crystal ist das anders. An die synthetische Droge gerät er erstmals mit 16 – wieder bei Freunden. Seit seinem „Ruppen“, spricht Mike langsamer, erinnert sich an viele Details. Wer seine Sucht nicht kennt, würde sie jetzt nicht bemerken. Der Bankangestellte trägt ein enges, orangefarbenes T-Shirt, unter dem sich sein muskulöser Oberkörper abzeichnet, sein Gesicht ist glatt rasiert, sein Duft unaufdringlich, angenehm. Wenn er morgens stets pünktlich zur Arbeit geht, trägt Mike Hemd und Anzug, wie so mancher seiner Nachbarn auch. „Den meisten sieht man es nicht an, dass sie Crystal nehmen“, sagt Mike. Auch seine Kollegen am Bankschalter merken nichts. „Du kannst damit tagelang durchmachen, manchmal auch zwei Wochen am Stück.“ Tagsüber Banker, nachts auf irgendeiner Party. Nach zehn Stunden Arbeit gibt es eine Nase voll Crystal und dann Party bis zum nächsten Morgen. Immer, wenn die Müdigkeit kommt, legt er noch mal eine „Line“ nach. Bevor Mike wieder zur Arbeit geht, gönnt er sich eine Dusche, eine Stunde Intimität mit seiner Freundin und dann wieder Bank. „Das sollte man aber nicht zu oft machen und man darf die Dosis nicht übertreiben.“ Mike doziert jetzt wie ein Mediziner, lässt sich über die richtige Lebensweise und Ernährung aus. Bananen und Wasser nehme er auch auf seinen Drogentrips in regelmäßigen Abständen zu sich, weil er sonst nicht mehr „klar wird“. Seinen Körper trainiert er mindestens dreimal pro Woche im Fitnessstudio. „Wenn du dein Leben trotz Crystal auf die Reihe kriegst, merkt niemand etwas“, sagt er. „Nicht einmal deine eigene Freundin.“ Sie wundere sich nur über seine Leistungsfähigkeit. Ein Satz, der ihn grinsen lässt. Um vor dem nächsten Trip doch mal ein paar Stunden Schlaf zu finden, nimmt er Cannabis. – Mike nennt sich selbst süchtig, ein Problem sieht er in seinem Drogenkonsum nicht. Deswegen war er auch noch nicht bei Claudia MesserThomalla. Die 32-Jährige arbeitet bei der Suchtberatung der Bautzener Arbeiterwohlfahrt (Awo). In die Räume an der Löbauer Straße kommen Crystal-Abhängige erst, wenn die Droge zu einem Problem für sie geworden ist – und sie es noch selbst bemerken. Auch wenn viele Konsumenten meinen, mit Crystal zurechtzukommen: Seit gut sechs Jahren hat die Suchtberatung mit immer mehr Abhängigen zu tun. Kamen 2011 noch 85CrystalBetroffene in die Büros im Bautzener Osten, waren es bis Oktober 2012 bereits 137. Die Entwicklung belegen auch die Zahlen des Landeskriminalamts, das die Straftaten erfasst, die mit Crystal in Verbindung stehen. Allein von 2002 bis 2011 haben sich demnach die Fälle auf mehr als 3000 vervierfacht. Das LKA rechnet mit einer weiter stark steigenden Tendenz. In der Oberlausitz gilt die Situation als besonders schlimm. Die tschechische Grenze ist nur wenige Kilometer entfernt. Gleich dahinter gibt es Crystal auf jedem Markt, dazu existieren zahlreiche gut organisierte Drogenküchen. „Bautzen ist ein beliebter Umschlagplatz für Crystal“, weiß Claudia Messer-Thomalla von ihren Klienten. Die Kreisstadt liegt immerhin so weit entfernt von der Grenze, dass der Zoll weniger kontrolliert als in Sohland. Gleichzeitig ist Bautzen über die A4 gut Richtung Dresden und Berlin angebunden, wo der Stoff reißenden Absatz findet. – Verbreitet ist die Droge in allen Schichten: Am Schreibtisch der Sozialpädagogin sitzen Lehrlinge mit Anfang 20, die mit ihrem Job und den Eltern nicht mehr klarkommen. Sie kennt Hartz-IV-Empfänger, die nur Anfang des Monats richtig konsumieren können, weil das Geld vom Amt nicht weiter reicht. Sie kennt Kinder wohlhabender Eltern, denen der Start ins Leben schwerfällt. Es gibt aber auch Unternehmer, die glauben, nur mit Crystal den Stress im Beruf zu meistern. „Die Droge verleiht Selbstbewusstsein – damit kann man in der Gesellschaft richtig gut mithalten.“ Schlank, schön, süchtig So wie Mike, der zwanghaft aufräumt. Seine Wohnung ist beinah klinisch rein. Er kann sich im blank polierten Glastisch zusehen, wenn er sich wieder eine „ruppt“. Spuren des Pulvers werden penibel weggewischt, sobald er „durch“ ist. Fehler auf Arbeit fallen Mike keine ein. Anders als bei Cannabis oder Heroin erleben Crystal-Konsumenten im Rausch keine bunte Welt, sondern sind klar und nüchtern. Doch irgendwann verkehren sich die positiven Anfangserfahrungen ins Gegenteil. Spätestens, sobald die Betroffenen mit Crystal Schluss machen wollen. Auf die Hochstimmung folgt der Kater: Die Leute sind gereizt und unausgeglichen. Langjährigen Crystal-Konsumenten drohen Psychosen und Depressionen. Mike P. glaubt fest daran, dass er seinen Konsum im Griff hat. Bis er vielleicht doch irgendwann bei der Drogenberatung sitzt. *Name von der Redaktion geändert. Kontakt zur Awo-Suchtberatung in Bischofswerda, Am Lutherpark 7, 03594 703313 Donnerstag, 10.01.2013 (Sächsische Zeitung) SEBNITZ/NEUSTADT Tschechische Amnestie beunruhigt Grenzorte Das Nachbarland begnadigt 7500 Kleinkriminelle. Nun wächst hierzulande die Sorge vor neuen Straftaten. Von Thomas Möckel Für viele Tschechen, die es bisher mit dem Gesetz nicht so genau nahmen, beginnt das neue Jahr mit überraschender Freiheit. Das Nachbarland begnadigte zu Jahresbeginn ein Heer von Kleinkriminellen. Anlässlich des 20. Jahrestages der Staatsgründung Tschechiens am 1. Januar 1993 entrümpelte der scheidende Präsident Vaclav Klaus die staatlichen Gefängnisse und verkündete eine Massenamnestie für rund 7500 Häftlinge, unter ihnen zumeist Kleinkriminelle mit niedrigen Haftstrafen. Die frohe Kunde für Gauner und Ganoven löst diesseits der Grenze allerdings kaum Freude aus. In den Grenzanlieger-Gemeinden in der Sächsischen Schweiz wächst derzeit die Sorge, dass aufgrund der Massenentlassung eine neue Kriminalitätswelle in die Region schwappen könnte. Während in der Bevölkerung die Angst vor neuen Straftaten zunimmt, kritisieren hiesige Politiker den tschechischen Neujahrsgruß heftig. Neustadts Bürgermeister Manfred Elsner (FDP) und sein Sebnitzer Amtskollege Mike Ruckh (CDU) beurteilen den Straferlass als kontraproduktiv für die Sicherheitslage im Grenzgebiet. „Die Vermutung liegt nahe, dass es sich zu einem großen Teil gerade um jene Kriminellen handelt, die unserer Bevölkerung im Grenzgebiet das Leben schwer machen“, sagt Elsner. Ruckh Beinahe nahtlos geht es von Sebnitz argumentiert ergänzend, dass auf diese Weise die nach Dolni Poustevna hinüber. Der gute Arbeit der Polizei dies- und jenseits der Grenze Grenzübergang nach Tschechien ist blockiert und verhindert werde. aber häufig auch das Einfallstor für Die beiden Politiker appellieren nun besonders an den Kriminelle. Dieses Problem könnte sich aufgrund einer Generalamnestie Freistaat Sachsen, die Bundespolizei sowie die in Tschechien verschärfen. Foto: tschechische Polizei, ihre Kräfte entlang der Grenze zu Steffen Unger verstärken. Laut Ruckh und Elsner könne es nicht sein, dass die hiesigen Beohner nun zu den Leidtragenden dieser Amnestie werden. Mit ihrer Meinung sehen sie sich auf einer Linie mit Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU), der den von Vaclav Klaus verkündeten Straferlass bereits massiv kritisiert hatte. Die Sorge scheint generell nicht unbegründet zu sein. Regelmäßig registriert die Polizei in den Orten an der Grenze Straftaten tschechischer Krimineller – die Täter brechen beispielsweise in Gartenlauben und Häuser ein, überfallen Passanten, stehlen Autos und rauben Geschäfte aus. Erst zuletzt beunruhigte eine Diebstahlsserie die Besitzer teurer Allround-Baufahrzeuge, weil in kurzer Zeit mehrere Multicars verschwanden. Aus dieser Serie resultiert nun eine Aktion, die zumindest ein wenig mehr Sicherheit bringen könnte. Opfer der Multicar-Diebe haben eine Petition an den sächsischen Landtag initiiert. Darin fordern sie die Landesregierung auf, gegen die steigende Grenzkriminalität vorzugehen. Für praktisch sinnvoll erachten die Initiatoren zunächst, Wald- und Feldwege wieder zu versperren, damit Fahrzeuge nicht mehr über diese Routen verschoben werden können. Laut Ruckh will der Sebnitzer Stadtrat noch in der Januar-Sitzung entscheiden, ob einige der Wege wieder mit großen Steinen oder versenkbaren Pollern gesichert werden. Donnerstag, 10.01.2013 (Sächsische Zeitung) EBERSBACH/SOHLAND Kurioser Drogentransport aufgedeckt In Sohland ging am Montag Beamten der Bundespolizeiinspektion Ebersbach ein 26jähriger Deutscher ins Netz, der Drogen auf ungewöhnliche Weise schmuggelte. Die Beamten kontrollierten den Mann, der soeben aus Tschechien einreiste. Auf Befragen nach gefährlichen Gegenständen, Waffen oder Drogen gab der Mann an, nichts Entsprechendes bei sich zu haben. Der 26-Jährige war allerdings schon polizeibekannt wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Aufgrund dessen und wegen des nervösen Verhaltens wurde er zum Polizeirevier Bautzen gebracht und dort gründlich durchsucht. In einem von einem Kondom überzogenen Überraschungsei transportierte der Mann zirka zehn Gramm Marihuana in seinem After. Der Sachverhalt wurde an den Zoll übergeben. Wenige Stunden später, ebenfalls in der Ortslage Sohland wurde ein weiterer Deutscher bei der unerlaubten Einfuhr und unerlaubtem Besitzes von Betäubungsmitteln erwischt. Auf die Nachfrage, ob er gefährliche Gegenstände, Waffen oder Drogen mit sich führe gab er an, soeben in Tschechien Betäubungsmittel gekauft zu haben. Er holte aus seiner rechten Jackentasche ein Cliptütchen, in dem sich mehrere Kristalle befanden. Laut eigenen Aussagen handelt es sich hierbei um die Droge „Crystal“, für die er in Tschechien 25Euro bezahlt habe. Der junge Mann wird sich nun ebenfalls vor Gericht verantworten müssen. Auch dieser Fall wurde zuständigkeitshalber an den Zoll übergeben. (SZ) LÖBAU Fünfgemeinde veranstaltet Fußballturnier Das Turnier, das am Sonnabend in der Sporthalle in Sohland/Spree stattfindet, ist das 1.Hallenfußballturnier der Fünfgemeinde. Teilnehmen werden daher acht Mannschaften aus den Mitgliedsorten der Fünfgemeinde. Beginn ist 13Uhr in der Oberlandsporthalle. Die teilnehmenden Teams erhalten Preise und Pokale. Zur Fünfgemeinde gehören in Deutschland und Tschechien: Oppach, EbersbachNeugersdorf, Neusalza-Spremberg mit Friedersdorf, Šluknov (Schluckenau), Jirikov (Georgswalde) und Sohland. (rok) Donnerstag, 10.01.2013 (Sächsische Zeitung) SÄCHSISCHE SCHWEIZ/ SEBNITZ Handbuch zum Elberadweg noch größer Es gibt Infos zu Strecken und Unterkünften für Radler – erweitert um Tschechien. Von Katrin Richter Zur Vorbereitung der kommenden Radsaison ist das „Offizielle Elberadweg Handbuch 2013“ erschienen. Erstmals ist auch Tschechien im Heft, mit einer Beschreibung ab Prag. Wer eine Tour zwischen Moldau und Nordsee plant, findet auf 100Seiten radfreundliche Übernachtungsbetriebe – vom Zeltplatz bis zum Fünf-Sterne-Hotel. Das 21 x 15Zentimeter große, im Querformat gedruckte Handbuch passt in jede Lenkertasche und ist auch während der Radtour sehr nützlich. Als zusätzlichen Service enthält es Karten, die den Verlauf des Radweges skizzieren, Angaben zu Sehenswürdigkeiten, Fährverbindungen und zu den Touristinformationen am Elberadweg. Für den Fall einer Radpanne sind Reparaturwerkstätten aufgeführt. Der Radführer ist kostenlos in vielen Touristinformationen erhältlich. Bestellung ist möglich unter: www.elberadweg.de/prospekte-service/prospektbestellung.html Wochenkurier 10.1.2013 Sächsische Schweiz Dem "Innenleben" der Schlösser auf der Spur Schloss Weesenstein und Schloss Decin beginnen ein neues EU-Projekt Weesenstein. Nachdem das dreijährige Projekt „Grenzräume“ erfolgreich mit der Präsentation zweier Bücher im August 2012 beendet wurde, stecken die Schlösser Decin und Weesenstein schon in einem neuen Projekt. Mit der deutsch-tschechischen Buchpremiere „Burgen im Grenzraum“, dem ersten Buch überhaupt, das einen Gesamtüberblick über die 30 böhmischen und 27 sächsischen Burgen gibt und dem Comic über den böhmischen Adligen „Johann von Wartenberg“, die von Mitarbeitern beider Schlösser herausgegeben wurden, fand ein dreijähriges Projekt, das mit über 800.000 Euro gefördert wurde, einen sehenswerten Abschluss. Das neue Vorhaben „Schlossinterieurs in Sachsen und Böhmen“ wird über das Ziel 3Programm der EU bis Mitte 2014 mit 725.000 Euro gefördert. Aufgearbeitet wird dabei die Geschichte des 20. Jahrhunderts, beispielhaft am Schicksal der wertvollen Interieurbestände der beiden Schlösser des Grenzraumes. Und da ging es derweilen ziemlich drüber und drunter. Weesenstein wurde 1917 von den Wettinern verkauft, ist seit 1936 Museum. „Authentisches Mobilar ist bei uns noch vorhanden, jedoch nicht am angestammten Ort. Andere Schlösser standen vor allem nach dem Krieg leer, als die Adligen auszogen oder sie wurden zweckentfremdet“, sagt die Weesensteiner Museumschefin Dr. Andrea Dietrich. Schlossinterieure unterlagen und unterliegen einem ständigen Wandel. Verkäufe, Kriege und Umnutzungen wirkten sich häufig verheerend auf die Anlagen, aber noch viel gravierender auf den oft über Jahrhunderte gewachsenen Interieurbestand aus. Schloss Decin hatte ein ganz anderes Schicksal. Fast 60 Jahre war die ehemalige adlige Wohnstätte militärische Einrichtung. Drei Armeen, zuletzt die sowjetische hatten hier ihre Kaserne eingerichtet. Und der Zustand war Anfang der 1990er so desatrös, das man zunächst daran dachte, das Schloss als Ruine zu erhalten. Zum Glück wurde das Schloss wunderschön restauriert. „ Unsere tschechischen Schlösser sind zwar möbliert, aber durch Restitution, Besitzerwechsel und Fremdbestimmung muss recherchiert werden wie authentisch die Einrichtungen sind. Das trifft auch auf Schloss Decin zu“, bestätigt Iveta Krupickova, Deciner Schlossleiterin. Im Rahmen des Projektes sollen nun ausgewählte Räume in beiden Schlössern in den Zustand von 1900 zurückgeführt werden. „In Weesenstein wollen wir den Ledertapetensaal wieder authentisch einrichten“, kündigt Andrea Dietrich an. Mir drei Vernissagen und zwei Präsentationen eines Sammelbandes zum Projekt werden die Ergebnisse beiderseits der Grenze präsentiert. „Der touristischen Attraktivität unserer Schlösser wird es auf jeden Fall weiteren Auftrieb geben“, ist Iveta Krupickova überzeugt. Anfang November fand auf Schloss Decin ein erstes Symposium zur Geschichte von sächsischen und böhmischen Schlossinterieuren statt. (caw) Freitag, 11.01.2013 (Sächsische Zeitung) Wer wird Tschechiens neuer Präsident? Die Tschechen können ihren Präsidenten erstmals direkt wählen - ohne Umweg über das Parlament. Zwei Favoriten buhlen um die Nachfolge des EUKritikers Vaclav Klaus. Den etablierten Parteien droht ein Fiasko. Von Michael Heitmann Prag. Es ist eine bunte Truppe, die da in Tschechien um die Wählergunst kämpft: Karel Schwarzenberg, ein Fürst aus dem europäischen Hochadel, trifft auf den ganzkörper-tätowierten Komponisten Vladimir Franz. Karel Schwarzenberg erfreut sich Der Statistik-Experte Jan Fischer wetteifert mit dem vor allem bei gebildeten Tschechen linken Vollblut-Politiker Milos Zeman. Sie alle fühlen sich großer Popularität. Foto: dpa für das Amt des Staatspräsidenten berufen. Erstmals dürfen die Bürger ihren Präsidenten direkt wählen. Im Rennen sind auch eine Schauspielerin, eine Ärztin und eine EU-kritische TVModeratorin. Die Entscheidung den Bürgern zu überlassen, ist nicht unumstritten. „Bei einigen Kandidaten habe ich das Gefühl, dass ich nach ihrer Wahl auswandern müsste“, hatte der neoliberale Amtsinhaber Vaclav Klaus zum Besten gegeben. Die Wahllokale sind an diesem Freitag und Samstag offen. Eine Stichwahl gilt als wahrscheinlich und würde zwei Wochen später stattfinden. Die Wahl kann für das EU-Land politisch richtungsweisend sein. Der Präsident ernennt die Regierung. „Ich lehne das ab“, sagte Kandidat Fischer in einem Fernsehduell auf die Frage, ob er ein Bündnis aus Sozialdemokraten und Kommunisten absegnen würde. Sein linker Kontrahent Zeman empfindet keine solchen Skrupel. Fischer (62) und Zeman (68) sind die Favoriten der Meinungsforscher. Die Agentur ppm factum sieht Zeman bei 25,1 und Fischer bei 20,1 Prozent. Mit einem Paukenschlag hat der scheidende Präsident Klaus wenige Tage vor der Wahl demonstriert, welche Machtfülle der Mann auf der Prager Burg hat. In einer Amnestie zum 20. Staatsjubiläum begnadigte er fast jeden dritten Häftling des Landes. Bei seinen möglichen Nachfolgern stieß das „Zeichen der Versöhnung“ im Wahlkampf auf bitteren Widerstand. „Es war ein grober Fehler“, bemängelte Fischer. Kampf gegen die Korruption Fischer steht selbst wegen seiner kommunistischen Vergangenheit in der Kritik. „Nur die Besten waren in der KSC“, prangt es dem Wähler auf Plakatwänden entgegen. Er hatte 1980 das rote Parteibuch der Kommunistischen Partei (KSC) angenommen. Nun verlangt der unabhängige Kandidat die Rückkehr zu „Anständigkeit, Professionalität und mehr Achtung der Bürger“ in der Politik. Das kommt bei vielen Tschechen gut an, die nach Korruptionsaffären von den großen Parteien enttäuscht sind. Während für Außenminister Karel Schwarzenberg (75) die unbeliebte Sparpolitik seiner Regierung zu einer großen Belastung geworden ist, feiert mit Milos Zeman ein alter Hase ein Comeback. Der Liebhaber des Kräuterlikörs Becherovka nimmt selten ein Blatt vor den Mund. Als „fünfte Kolonne Professor Vladimir Franz gilt neben Milos Hitlers“ diffamierte der Linkspolitiker einst die Zeman (rechts) und Jan Fischer (links) als Sudetendeutschen. „In der tschechischen Politik Geheimfavorit. bewegen sich nur Amateure“, urteilt der ©dapd Provokateur nun und will sich einmischen. Alle neun Kandidaten eint das Versprechen, gegen die Korruption anzukämpfen. Doch nicht jeder geht mit gutem Beispiel voran. Die Organisation Transparency International (TI) hat die Finanzierung der Wahlkampagnen bewertet. Die beste Note für Transparenz erhält Fischer. Auf einem hinteren Platz landet Zeman, dem Prager Medien undurchsichtige Verbindungen zu russischen Firmen nachsagen. Favorit der Jugend ist der Komponist und Theaterprofessor Vladimir Franz (53), der für seine Ganzkörper-Tätowierung bekannt ist. Meinungsforscher trauen dem Intellektuellen den dritten Platz zu. In einer Umfrage unter Schülern erreichte er sogar eine Beliebtheit von 41 Prozent. Ihren Präsidenten kennen die Schüler vom Porträt an der Wand. Aus Hunderten Klassenzimmern verschwand das Bild von Klaus nun vorzeitig - nicht weil er im März geht, sondern aus Protest gegen seine umstrittene Gefangenenamnestie. (dpa) Freitag, 11.01.2013 (Sächsische Zeitung) SÄCHSISCHE SCHWEIZ/SEBNITZ Wer sammelt Geschichten aus der Grenzregion? Der tschechische Verein Antikomplex, das Unternehmen Zeitengang und der Verein Aktion Zivilcourage suchen Geschichtensammler für die deutsch-tschechische Grenzregion. Gemeinsam ist geplant, mit Bewohnern aus Städten und Dörfern entlang der Grenze sowie Interessierten Erlebnisse und Berichte zusammenzutragen. Gibt es im Grenzraum deutsch-tschechische Freundschaften, die schon seit vielen Jahrzehnten bestehen? Wer Lust hat, Geschichten mit anderen deutschen und tschechischen Teilnehmern zusammenzutragen, kann sich anmelden. (SZ) Ansprechpartnerin ist Ramona Meisel, Verein Aktion Zivilcourage: 03501 460880, E-Mail: [email protected]. Freitag, 11.01.2013 (Sächsische Zeitung) Der rote Prinz ist der Liebling im Internet Fürst Schwarzenberg hat nur geringe Chancen bei der Präsidentenwahl in Tschechien. Von Hans-Jörg Schmidt, SZ-Korrespondent in Prag Wenn sich Freitagnachmittag in Tschechien die Wahllokale zur ersten Direktwahl des neuen Präsidenten öffnen, dann wird sich Karel Schwarzenberg zum ersten Mal seit Wochen zurücklehnen können. Sein Wahlkampf war anstrengend. Fürst Karel Schwarzenberg hat ihn vorwiegend allein bestritten, obwohl er für seine Partei, die liberal-konservative „TOP 09“, um die Nachfolge von Vaclav Klaus kandidiert. Doch die Partei konnte ihm nicht helfen: Sie ist Teil der in der jungen tschechischen Geschichte wegen ihrer Sparprogramme unbeliebtesten Koalition. Damit wollte der „Fürst“, wie ihn die Tschechen nennen, nicht hausieren gehen. Sein politischer Lebenslauf spricht jedoch für sich. Aus dem Exil in Österreich hat er sich weit vor 1989 für die Prager Dissidenten stark gemacht. Vaclav Havel machte ihn zum Dank zu seinem Kanzler. Schwarzenberg brachte Noblesse in den Mief und die Unkultiviertheit, die die Kommunisten hinterlassen hatten. Glaubt man den Umfragen, dann könnte er auf dem dritten Platz landen – zu wenig, um in die Stichwahl zu kommen. Der frühere Wiener „Rote Prinz“, der sich zum Liberalen gewandelt hat, hat mit seinen Freunden zuletzt dennoch am meisten Gas gegeben. Künstler veranstalteten für ihn Konzerte, über der Stadtautobahn grüßt ein riesiges Poster mit Havel, der in einem T-Shirt steckt, das Werbung für den „Fürsten“ macht. Immer wieder suchte er kleine Formen des Wahlkampfs, debattierte mit Leuten in der Kneipe beim Bier. Im Internet ist er bei den Tschechen der Superstar – aber dort sind vor allem gebildete Menschen zu Gange, nicht der Durchschnitts-Tscheche. Vieles von dem, was er angekündigt hat, würde Tschechien guttun: Debatten mit Architekten, Künstlern, Literaten, Wissenschaftlern. „Ich will die Atmosphäre in der Gesellschaft beeinflussen. Dazu muss man klugen Leuten zuhören können.“ Seine Fans loben den Unterschied zu Amtsinhaber Klaus. Der hielt sich allein für allwissend. MEISSEN In den Fängen der Drogenszene? Ein Großenhainer wird zweimal mit Drogen im Auto erwischt. Dealerei kann ihm nicht nachgewiesen werden. Von Thomas Riemer Nein, den Eindruck eines Drogenabhängigen macht Michael Thor (*) nicht, als die Verhandlung vor dem Riesaer Amtsgericht beginnt. Leicht nervös, aber gefasst und wachen Blickes verfolgt der 30-Jährige aus einem kleinen Dorf bei Großenhain das Verlesen der Anklageschrift. Sie wirft ihm den „Ankauf und Weiterverkauf“ von Drogen „zur teilweisen Finanzierung seines Lebensunterhaltes“ vor. Im Klartext: Michael Thor soll ein Drogendealer sein. Am 29. Mai 2012, kurz nach Mitternacht, ging er der Polizei in Großenhain zum ersten Mal ins Netz. Knapp 13 Gramm Kokain, Crystal, Haschisch und Marihuana fanden die Beamten in seiner Jacke, die sich im Auto befand. Drei Monate später dasselbe Szenario in Zabeltitz. Diesmal kurz vor Mitternacht und in einem Skoda waren es sogar rund 42 Gramm – Haschisch, Marihuana, Crystal. Michael Thor schweigt, lässt seinen Verteidiger Robert Thees für sich sprechen. „Der Besitz der Drogen wird eingeräumt“, sagt der. Damals habe sein Mandant ein Mal im Monat Drogen gekauft. Allerdings nur zum Eigenverbrauch. Finanziert wurden die Drogen nach Thees‘ Angaben aus Ersparnissen der früheren Arbeitstätigkeit. Ebenfalls bei einer der beiden Kontrollen gefundenes Bargeld in Höhe von knapp 500 Euro sei Privatvermögen, keinesfalls aber aus dem Verkauf irgendwelcher Rauschmittel stammend. Die Drogen selbst seien jeweils säuberlich verpackt worden, „um nichts durcheinanderzubringen“, so Thees. Eine Hausdurchsuchung am 29.Mai lässt zumindest keinen Schluss zu, dass Michael Thor gedealt hat. Gefunden wurde nichts, was darauf hinweisen könnte, so Richter Mischa Hecker. Der eingesetzte Drogenhund schlug lediglich auf Thors Schlafmatratze an – ein Zeichen dafür, dass er selbst Drogen konsumiert hat. Mehr nicht. Zweifel aber bleiben. Ein Zettel zum Beispiel wirft Fragen auf. Er wurde bei einer der beiden Razzien in Thors Geldbörse sichergestellt. „In Verbindung mit der Sache hier könnte man ihn durchaus als eine Art Bestellzettel werten“, glaubt Zeuge Torsten Spitz (*). Er war als Polizist – zufällig – bei beiden Kontrollen dabei, beschreibt, dass Thor jeweils durch gerötete Augen und auffällige Pupillen auffiel. Sein Kollege Gerald Knarr (*) bestätigt, dass es im Revierbereich Großenhain „hauptsächlich Crystal“ ist, wenn Drogen gefunden werden. Und: „Wir kennen zwei oder Fein säuberlich verpackt und sortiert waren drei, aber noch nicht den ,großen‘ Händler“, so Drogen, darunter Crystal, die die Polizei bei Knarr. Es sei jedenfalls „immer wieder einem Großenhainer bei zwei Kontrollen fand. überraschend“, wie viele Konsumenten es in Trotz einiger Indizien konnte ihm beim Prozess zu Wochenbeginn keine Dealerei nachgewiesen Großenhain gibt. Michael Thor wiederum räumt werden. Aber wer macht dann den Reibach? – endlich auch selbst gesprächsbereit – ein, die Foto: Archiv/dpa Drogen meistens in Gröditz, manchmal in Großenhain gekauft zu haben. „Von wem?“ will Richter Hecker wissen. „Das weiß ich nicht“, antwortet Thor. Mit anderen Worten: Es gibt sie also doch – die Großenhainer Drogenszene. Der Leiter des Riesaer Amtsgerichts Herbert Zapf macht keinen Hehl daraus. „Es gibt in Großenhain wie in Riesa und anderen Städten eine aktive Drogenszene“, sagt er. Es sei hinreichend bekannt, dass in Schulen, Gaststätten und der Diskoszene mit Rauschmitteln umgegangen und gehandelt wird. Der Drogenkonsum sei im Elbland in den letzten Jahren „massiv gestiegen“. Um die sieben Prozent. Damit liege der Großenhainer Raum zwar nicht höher als zum Beispiel Meißen oder Riesa. Aber die letzten größeren Drogenfälle, die Herbert Zapf und seine Richterkollegen verhandelten, stammten aus dem Raum in und um die Röderstadt. So der Prozess gegen einen jungen Mann, der unter Drogeneinfluss Anfang August 2009 einen 65-jährigen Radfahrer auf der B 101 zwischen Meißen und Priestewitz auf dem Radweg anfuhr. Der Mann verstarb vier Monate später. In Großenhain selbst wiederum gab es einen Dealer, der in beinahe jeder Klasse einer Schule einen Mittelsmann sitzen hatte, der die Drogen – vorrangig Crystal – unter die Mitschüler brachte. Jetzt sitzt er eine mehrjährige Haftstrafe ab, so Herbert Zapf. Crystal – das ist das jüngste Reizwort unter den Drogenexperten. Die Szene versetzt sich im Verborgenen in einen Rausch. Nachschub kommt hauptsächlich aus Tschechien, im sogenannten Ameisenverkehr. An der Grenze fallen die Drogen kaum auf, weil sie nahezu geruchlos sind. Die Wirkung ist umso aggressiver. Konsumenten hätten zwei Tage das Gefühl, im siebten Himmel zu schweben, sagt Herbert Zapf. Aber: Die Droge greife den Organismus an, „macht den Menschen in kürzester Zeit kaputt“. So weit ist es bei Michael Thor bislang nicht gekommen. Seit der Razzia Ende August, habe er keine Drogen mehr genommen. Die Polizisten schreiben ihm zu, bei den Kontrollen eine „gute Kooperationsbereitschaft“ sowie keine Ausfallerscheinungen offenbart zu haben. Zudem hat er dem Vernehmen nach Kontakt zur Drogenberatung bei der Diakonie aufgenommen. Doch da allein der Besitz von Rauschmitteln strafbar ist, kommt Thor nicht ungeschoren davon. Auch wenn zunächst vieles dafür sprach, dass er dealt, sei „eine Verkaufsabsicht hier nicht feststellbar“, konstatiert die Vertreterin der Staatsanwaltschaft. Für diesen Fall wäre eine Freiheitsstrafe fällig gewesen. So aber bleibt es bei einem vergleichsweise milden Urteil: 750Euro Strafe muss der Hartz-IV-Empfänger bezahlen. Auf seine Fahrerlaubnis muss er allerdings noch eine Weile verzichten. Denn Drogen am Steuer – das wird ein anderes Gericht noch beschäftigen. (*) Namen von der Redaktion geändert Radio.cz 11.1.2013 Erste Direktwahl des Staatspräsidenten in Tschechien hat begonnen In Tschechien hat die Präsidentschaftswahl begonnen. Punkt 14 Uhr wurden im ganzen Land die Wahllokale geöffnet, denn zum ersten Mal in der Geschichte der Republik wird das Staatsoberhaupt in einer Direktwahl durch die Bevölkerung gewählt. In den vier Wahlen davor haben die Parlamentarier per Abstimmung entschieden, wer das Amt des Präsidenten ausüben darf. Je zweimal wurden dabei der inzwischen verstorbene Václav Havel und der noch amtierende Präsident Václav Klaus zum Staatsoberhaupt gewählt. Um das Amt des Staatspräsidenten bewerben sich neun Kandidaten, sechs Männer und drei Frauen. Die Stimmzettel haben die Wähler bereits per Post bekommen. Die Wahllokale sind am Freitag von 14 bis 22 Uhr und am Samstag von 8 bis 14 Uhr geöffnet. Wenn nach Abschluss der Wahl kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht hat, wird es in zwei Wochen eine Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten geben, die nach der ersten Wahlrunde die meisten Stimmen auf sich vereint haben. Freitag, 11.01.2013 (Sächsische Zeitung) SÄCHSISCHE SCHWEIZ/ SEBNITZ Wer sammelt Geschichten aus der Grenzregion? Der tschechische Verein Antikomplex, das Unternehmen Zeitengang und der Verein Aktion Zivilcourage suchen Geschichtensammler für die deutsch-tschechische Grenzregion. Gemeinsam ist geplant, mit Bewohnern aus Städten und Dörfern entlang der Grenze sowie Interessierten Erlebnisse und Berichte zusammenzutragen. Gibt es im Grenzraum deutsch-tschechische Freundschaften, die schon seit vielen Jahrzehnten bestehen? Wer Lust hat, Geschichten mit anderen deutschen und tschechischen Teilnehmern zusammenzutragen, kann sich anmelden. (SZ) Radio.cz 12.1.2013 Präsidentschaftswahl: Zeman und Schwarzenberg weiter im Rennen Nach der ersten Runde der Direktwahl um das tschechische Präsidentenamt haben sich Miloš Zeman und Karel Schwarzenberg durchgesetzt. Dem vorläufigen Wahlergebnis zufolge erhielt der ehemalige Premier und Ex-Sozialdemokratenchef Zeman mit 24,2 Prozent den höchsten Stimmenanteil der Wähler. Außenminister Schwarzenberg kam auf 23,4 Prozent der Stimmen und zieht damit als Zweitplazierter in die Stichwahl ein. Die Stichwahl zwischen Zeman und Schwarzenberg findet am 25. und 26. Januar statt. Die erste Direktwahl des tschechischen Staatsoberhauptes hatte eine Wahlbeteiligung von über 61 Prozent. Diese relativ hohe Beteiligung führen Analysten unter anderem darauf zurück, dass die Bevölkerung unter neun Kandidaten wählen konnte, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Prioritäten ein breites Publikum ansprachen. Von den sieben Kandidaten, die den Sprung in die zweite Runde verpasst haben, bekamen Jan Fischer und Jiří Dienstbier die meisten Stimmen. Ihr Stimmenanteil lag mit 16,4 beziehungsweise 16,1 Prozent aber letztlich deutlich hinter den beiden Top-Kandidaten. Die anderen fünf Kandidaten landeten abgeschlagen auf den weiteren Plätzen, ihre Stimmenzahl lag jeweils im einstelligen Prozentbereich. Nach dem vorläufigen Ergebnis der ersten Wahlrunde belegen sie die Plätze fünf bis neun in dieser Reihenfolge: Vladimír Franz, Zuzana Roithová, Tat`ana Fischerová, Přemysl Sobotka und Jana Bobošíková. Ersten detaillierten Auswertungen zufolge war Zeman in allen Wahlkreisen auf den Rängen eins und zwei platziert. Den Spitzenrang hat ihm Schwarzenberg allerdings in Prag, Mittelböhmen, Südböhmen, den Kreisen Hradec Králové, Liberec und Pilsen sowie bei den Tschechen, die im Ausland wählten, abgelaufen. Dafür kam Schwarzenberg in drei der 15 Wahlkreise nicht über den vierten Platz hinaus. Samstag, 12.01.2013 (Sächsische Zeitung) DRESDEN, SÜDVORSTADT-WEST 200 Kletterer starten beim Turnier Am heutigen Sonnabend findet in der Kletterarena an der Zwickauer Straße 42 ein erstes großes Turnier statt. Bis zu 200 Sportler werden erwartet, darunter sind auch die aktuelle deutsche und tschechische Meisterin sowie Starter aus dem Weltcup. Die Wettkämpfe finden von 12 bis 18 Uhr statt. Das Finale ist 19 Uhr. Ab 20.30 Uhr gibt es eine Party. Teilnehmer zahlen neun Euro Startgebühr. Die Anmeldung ist vor Ort möglich. Zuschauer haben freien Eintritt. Die Kletterarena wurde im vergangenen Sommer neu eröffnet. (acs) Burgherr Klaus hält Direktwahl für einen Irrtum Der tschechische Präsident wird erstmals vom Volk bestimmt. Prag. Rund 8,4 Millionen Tschechen sind seit Freitagnachmittag aufgerufen, einen neuen Präsidenten zu wählen. Erstmals seit der Unabhängigkeit 1993 wird das Staatsoberhaupt in direkter Wahl bestimmt. Entgegen ersten Ankündigungen gab auch Amtsinhaber Vaclav Klaus seine Stimme ab. Klaus hatte die Direktwahl seines Nachfolgers als „tragischen populistischen Irrtum“ bezeichnet, die zur Sache der Medien werden würde. Nach seiner Stimmabgabe kritisierte Klaus die Medien erneut. Die Tschechen sollten sich nicht von deren Einfluss leiten lassen. Mehrere große Zeitungen hatten am Freitag die Empfehlung gegeben, für den international anerkannten derzeitigen Außenminister Karel Schwarzenberg zu votieren. Als Favoriten in den Umfragen gelten jedoch die beiden Ex-Regierungschefs Milos Zeman und Jan Fischer. Klaus deutete an, dass er seine Stimme Zeman gegeben habe, der sich bereits um Tschechien verdient gemacht habe. Zeman und Klaus hatten 1998 eine Art Großer Koalition geschlossen, die bis heute von Kritikern als „Schlag gegen die Demokratie“ bezeichnet wird. Beobachter in Prag gehen davon aus, dass keiner der neun Kandidaten die erste Runde der Wahlen mit absoluter Mehrheit für sich entscheidet. Der Präsident würde demnach erst in einer Stichwahl der beiden bestplatzierten Kandidaten entschieden werden. Diese Stichwahl ist in 14 Tagen anberaumt. Der tschechische Präsident wird für fünf Jahre gewählt. Er hat nur geringe Vollmachten, genießt in Tschechien aber traditionell große moralische Autorität. (SZ-Korr./hjs) Samstag, 12.01.2013 (Sächsische Zeitung) BAD SCHANDAU/SEBNITZ Polizisten schnappen Diebespaar Eine Frau und ein Mann wollten auf der Basteistraße ein Auto stehlen. Nun sitzen sie im Gefängnis. Von Thomas Möckel Der Polizei ist jetzt erneut ein Schlag gegen Kriminelle geglückt. Beamten des Polizeireviers Sebnitz sowie der Bundespolizei gelang es am Donnerstagmittag, eine Diebespaar zu schnappen. Nach Angaben der Ermittler hatten die 25-jährige Frau sowie der 25-jährige Mann bei einem auf der Basteistraße in Bad Schandau abgestellen Renault Laguna eine Seitenscheibe eingeschlagen. Anschließend versuchten sie, das Auto zu starten. Der Versuch misslang allerdings. Wie die Recherchen der Polizei ergaben, muss sich das Gauner-Duo vor dem Einbruch in das Auto auf dem an den Stellplatz angrenzenden Grundstück aufgehalten haben. Aus einem dort stehenden Unterstand stahlen sie einige Werkzeuge. Deren Gesamtwert beträgt rund 50 Euro. Ihre Beute hatten die mutmaßlichen Diebe bereits in den Renault Laguna geladen. Nachdem die beiden den Wagen nicht starten konnten, verließen laut der Ermittler den Tatort. Nach dem Hinweis eines Zeugen, der die Täter recht präzise beschrieb, konnten Polizisten zunächst die 25-jährige Frau auf dem Parkplatz eines in der Nähe befindlichen Supermarktes stellen. Beamte der Bundespolizei nahmen wenig später den gleichaltrigen Komplizen auf dem Bahnhof in Bad Schandau fest. Das Gauner-Duo aus Tschechien wurde gestern Vormittag in Pirna dem Haftrichter vorgeführt. Der Jurist erließ einen Haftbefehl, die beiden Kriminellen wurden daraufhin in die Justizvollzugsanstalt Dresden gebracht. PIRNA/RUMBURK Radeln für Rumburk Eine gute Idee: Die evangelische Kirchgemeinde im tschechischen Rumburk plant, in ihrem Pfarrhaus ein Familienzentrum mit Kindergarten einzurichten. Ziel ist die Integration von Roma-Familien. Doch das Projekt steht erst am Anfang. Grenzüberschreitende Hilfe kam jetzt von der Diakonie Pirna. Tobias Hupfer konnte der Pfarrgemeinde in Tschechien einen Scheck über 1000Euro überreichen. Die Summe wurde „erradelt“. Bereits im September organisierte die Diakonie die Spenden- und Sponsorenrallye „Mensch – Behindere mich nicht…!“. 59 Fahrer strampelten für einen guten Zweck. Die Christen in Rumburk benötigen die Hilfe sehr, denn erst zwei Räume im Pfarrhaus sind zu einer Art Kindergarten ausgebaut. Regelmäßig treffen sich hier 15 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren. „Aber noch fehlt dieser Betreuung die staatliche Anerkennung. Sie ist notwendig, um Fördergelder zu erhalten und somit eine kontinuierliche Arbeit leisten zu können“, erklärt Hupfer. Deshalb will die Diakonie die tschechische Kirchgemeinde auch weiterhin unterstützen. Zum Beispiel bei der Erstellung eines Konzeptes für die künftige Kita beziehungsweise des geplanten Familienzentrums. (hui) Radio.cz 13.1.2013 Mitfavorit Fischer nach Niederlage und Absturz auf Platz drei enttäuscht Einer der Favoriten für das Präsidentenamt, Ex-Premier Jan Fischer, war vom Wahlausgang sehr enttäuscht. „Die Menschen haben sich dafür entschieden, dass in der zweiten Wahlrunde zwei Parteikandidaten gegeneinander antreten. Ich wünsche der Tschechischen Republik von Herzen das Beste“, sagte der 62-Jährige am Samstag lakonisch nach seiner Niederlage. Bei der Stichwahl werde er keinen der beiden vor ihm platzierten Kandidaten unterstützen, so Fischer. Nach den Ergebnissen der Meinungsumfragen zu Beginn des Wahlkampfes galt Fischer als großer Favorit, kurz vor dem ersten Wahlgang wurde er zumindest als Mitfavorit und Herausforderer von Miloš Zeman gehandelt. Im ersten Wahlgang erhielt er jedoch lediglich 16,4 Prozent der Wählerstimmen und belegte damit abgeschlagen hinter Zeman und Schwarzenberg den dritten Platz. Jan Fischer, der Sohn des Ministerpräsidenten der Übergangsregierung von 2009 bis 2010, äußerte vor Journalisten, dass sein Vater auch verloren habe, weil im finalen Wahlkampf gegen ihn eine Hetzkampagne gelaufen sei. Der Absturz Fischers war folgerichtig: In den medialen Diskussionsrunden unmittelbar vor der Wahl gab Fischer keine gute Figur ab, und seine Widersacher rieben ihm wiederholt seine Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei der ehemaligen Tschechoslowakei (KPTsch, von 1980 bis Januar 1990) unter die Nase Montag, 14.01.2013 (Sächsische Zeitung) KOMMENTAR Es kann nur besser werden über die Wahl in Tschechien Von Hans-Jörg Schmidt Als der aus dem Amt scheidende tschechische Präsident Klaus letzte Woche seinen Abschiedsbesuch in Berlin machte, hatte Kanzlerin Merkel gerade mal 15 Minuten für ihn. Das ist die unterste Grenze, die das diplomatische Protokoll für solche Treffen vorsieht. Das Viertelstündchen sagt etwas über das Maß an Wertschätzung, das Klaus in Deutschland genießt. In Berlin wie auch in Brüssel ist man froh, dass seine Tage im Amt gezählt sind. Zehn Jahre ister mit aller Macht gegen den Strom geschwommen. Er hat die EU attackiert, wo er konnte, hat den Lissabon-Vertrag erst in allerletzter Minute unterzeichnet und sieht im Euro nichts als Teufelszeug. Tschechien hat unter ihm zwar gern EU-Milliarden genommen, umgekehrt aber jedwede Solidarität verweigert. Es wird nicht leicht für den Klaus-Nachfolger, egal ob er Zeman oder Schwarzenberg heißen wird, das ramponierte Image der Tschechen zu verbessern. Dazu wird es nicht genügen, künftig, anders als Klaus, auf der Burg die EU-Flagge zu hissen. Es wäre aber das Symbol für einen Neuanfang. Schwerer wird es, die Tschechen von der EU-Skepsis zu befreien. Bei denen hat Klaus ganze Arbeit geleistet. Gut, dass er geht. FÜRSTENAU Geschichten gesucht aus der Grenzregion Der tschechische Verein „Antikomplex“, die Aktion Zivilcourage aus Pirna und die Fürstenauerin Nicole Börner mit ihrer Agentur Zeitengang wollen die Geschichte der Grenzregion im Osterzgebirge erkunden. Sie planen, mit Einwohnern aus den Orten entlang der Grenze Geschichten und Erlebnisse zusammenzutragen, wie Nicole Börner informiert. Dabei interessieren sich die Geschichtensammler für alle Aspekte des Zusammenlebens auf beiden Seiten der Grenze. Wer kann sich noch an die Nachkriegswirren im Osterzgebirge erinnern? Gibt es im Grenzraum deutsch-tschechische Freundschaften, die schon seit vielen Jahrzehnten bestehen? Welche Erinnerungen gibt es an Ereignisse wie die Schließung der Grenze 1989? Wie gestaltet sich das Leben heute zwischen tschechischen und deutschen Nachbarn? Wenn genug Geschichten gesammelt wurden, sind Erzählabende in verschiedenen Orten der Region geplant, wo die Berichte der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Wer sich an dem Geschichtsprojekt beteiligen will, kann sich bei der Ansprechpartnerin Ramona Meisel vom Verein Aktion Zivilcourage in Pirna melden. Mitmachen kann dabei jeder, der mindestens 18Jahre alt ist. (SZ/fh) Montag, 14.01.2013 (Sächsische Zeitung) HOYERSWERDA Dreiste Kriminelle gehen zu weit Nicht nur an der Grenze klagen Firmen über hohe Verluste. Die tschechische Amnestie wird es nicht besser machen. Von Ralph Schermann& Frank Oehl & Uwe Schulz Fast 400 Liter Diesel wollten die Diebe nachts vom Gelände einer Spedition stehlen. Aber die Polizei war schon vor ihnen da. Als der Skoda mit dem tschechischen Kennzeichen aufs Betriebsgelände fuhr, schnappte die Falle zu. Das liegt schon ein paar Monate zurück. Selten läuft es so gut. Thomas Elitzsch, Besitzer eines Autohauses in Kamenz und Hoyerswerda, büßte im September ein hochwertiges Testgerät ein, das vom Firmengelände gestohlen wurde. In nur fünf Monaten wurden vom VW-Autohaus-Areal in Kamenz drei teure Pkw gestohlen. Einmal scheiterten die Diebe, aber Sachschaden machten sie trotzdem. „Das kann so nicht weitergehen“, gab Thomas Elitzsch im September zu Protokoll. Man beuge vor, wo man kann, aber offenbar seien die Täter technisch immer einen Schritt weiter. Betroffen sind Auto(haus)besitzer in der ganzen Oberlausitz. In Hoyerswerda sind die Fahrzeuge etlicher Autohäuser mittlerweile nachts hinter hohen Zäunen weggeschlossen. Aber jetzt kommt auch noch in Tschechien die Amnestie für Kleinkriminelle. Da schwant den Nachbarn nichts Gutes, auch wenn darüber in Tschechien mancher nur lächelt. Bedrohung nimmt zu Handwerksmeister Knut Scheibe klingt jedenfalls verbittert. Er hatte bereits vor zwei Jahren darauf hingewiesen, dass Handwerker durch Grenzkriminalität hohe Verluste hinnehmen müssen. Jetzt wird er deutlicher: „Wenn Kollegen in Kommunen entlang der Grenzen zu Tschechien und Polen bereits sechs-, siebenmal ausgeraubt wurden, dann sind sie in ihrer Existenz bedroht.“ Da koche die Wut hoch, bestätigt der Präsident der Handwerkskammer Dresden, Jörg Dittrich. Eine Umfrage unter 532 Firmen zeigt: 31 Prozent der Betriebe im Kammerbezirk Dresden sehen die kriminelle Bedrohung schlimmer als 2011. Immer mehr Firmen werden Opfer von Einbrüchen. Als Spitzenreiter schätzen 60 Prozent der Handwerker im Landkreis Görlitz die Lage schlecht ein. Im Landkreis Bautzen sind es zwar weniger, aber auch hier ist jeder fünfte Unternehmer ernsthaft besorgt über die Sicherheit. Vor allem Fahrzeug- und Baufirmen stehen im Visier der Gauner. Der wirtschaftliche Schaden sei immens, so Dittrich. Von September 2011 bis September 2012 entstand im Kammerbezirk Schaden von 1,35 Millionen Euro. Ein Mitarbeiter einer Metallbaufirma, der anonym bleiben möchte, empört sich: „Es kann doch nicht sein, dass unsere Werkstätten zu Hochsicherheitstrakten werden müssen.“ Auch er habe sich längst besser abgesichert. „Dafür brauche ich nicht erst Beratung.“ Was seitens der Kriminalpolizei zwar oft, aber nicht gern gehört wird. Fast immer entdecken die Experten bei Kontrollen doch Schwachstellen an Türen und Fenstern. Womöglich auch deshalb hat trotz Anstiegs der Grenzkriminalität die Polizeischelte nachgelassen. „Die Beamten tun mir nur leid, was sollen sie denn machen“, sagen Handwerker wie Lothar Gottwald. Für ihn ist die Politik verantwortlich, deren Grenzöffnung eine „heilige Kuh“ sei. „Die darf offenbar nicht geschlachtet werden.“ Unternehmer fordern mehr Präsenz von Landes- und Bundespolizei auch weiter weg von der Grenze. Knut Scheibe: „Da muss auch technische Überwachung her, da muss der Stellenwert der Beamten aufgewertet werden. Und ein festgenommener Dieb darf nicht schneller wieder auf freiem Fuß sein als der Polizist Feierabend hat.“ Conny Stiehl, Präsident der Polizeidirektion Görlitz, kennt die Sicht, ist aber an Gesetze gebunden. Er kann bereits auf Erfolge gegen die Grenzkriminalität verweisen, auf enges Zusammenwirken mit den Dienststellen jenseits der Neiße. Vor allem aber ist er auf Mithilfe der Bevölkerung angewiesen und für Hinweise dankbar. Auch Handwerkskammern appellieren an Mitglieder, Firmen stärker zu sichern und Wachdienste einzusetzen. Jörg Dittrich fordert: „So eine Prävention sollte vom Land finanziell unterstützt werden.“ Auch darüber wird Thomas Elitzsch mit der Politik im Gespräch bleiben. Am 17. Januar, so hört man, soll es in Kamenz eine Runde mit Landtagsabgeordneten Aloysius Mikwauschk, Staatssekretär Michael Wilhelm und Polizeipräsident Conny Stiehl geben. Klingt interessant. Montag, 14.01.2013 (Sächsische Zeitung) Ausländische Ärzte sichern Versorgung in ländlichen Regionen Dresden. Sachsen ist bei der ärztlichen Versorgung vor allem auf dem Land weiter dringend auf ausländische Ärzte angewiesen. «Einige Kliniken könnten den Betrieb mancher Stationen ohne sie nicht aufrechterhalten, weil sie in Deutschland keine Ärzte finden», sagte Landesärztekammerpräsident Jan Schulze am Montag in Dresden. Wie der sächsische Ausländerbeauftragte Martin Gillo befürwortet Schulze weitere Integrationshilfen für diese Fachkräfte, beispielsweise berufsbegleitende Sprachkurse. Wichtig sei zudem, die interkulturelle Verständigung in Kliniken, Praxen und Versorgungszentren zu fördern, betonte Gillo. Derzeit haben etwa neun Prozent aller berufstätigen Ärzte im Freistaat ihre Wurzeln im Ausland. Vor gut einem Jahr arbeiteten in Sachsen 1620 ausländische Ärzte aus 91 Nationen. Aktuelle Zahlen liegen der Landesärztekammer noch nicht vor. Nach der Statistik von 2011 stammten die meisten Ärzte aus Tschechien, gefolgt von der Slowakei, Polen, Rumänien und Russland. 1302 Mediziner arbeiten damals im stationären und 136 im ambulanten Bereich, davon 75 als niedergelasse Ärzte und 61 als Angestellte in einer Praxis. (dpa) Stichwahl in Tschechien Prag. Überraschung bei der Direktwahl des Präsidenten in Tschechien: Außenminister Karel Schwarzenberg trifft in einer Stichwahl in zwei Wochen auf den linken ExMinisterpräsidenten Milos Zeman. Der als Favorit gehandelte Bürgerliche Jan Fischer schied aus. Zeman führte mit 24,2 Prozent der Stimmen vor Schwarzenberg mit 23,4 Prozent. Der amtierende Präsident und EU-Kritiker Vaclav Klaus durfte nach fast zehn Amtsjahren nicht mehr antreten. (dpa) Entert der Fürst jetzt die Prager Burg? Montag, 14.01.2013 (Sächsische Zeitung) Mit Außenminister Schwarzenberg hatte im Kampf um Tschechiens Präsidentenamt niemand gerechnet. Von Hans-Jörg Schmidt,SZ-Korrespondent in Prag Tschechiens früherer EU-Kommissar Vladimir Spidla bildet sich ein, ein guter Analytiker und Kenner seines Landes zu sein. Doch am Sonnabendabend war auch er platt: „Dass Schwarzenberg derart abschneiden würde, hätte ich nicht für möglich gehalten.“ Spidla war nicht der einzige Experte in Tschechien, der sich mit seiner Prognose für den Ausgang der ersten Runde der Wahl des Nachfolgers für Vaclav Klaus vertan hatte. Die Tatsache, dass neben dem erklärten Favoriten Milos Zeman, dem früheren linken tschechischen Premier, auch der amtierende Außenminister Karel Schwarzenberg in die Stichwahl in zwei Wochen kommt, hat alle überrascht. Selbst seine eigenen Anhänger in einem Prager Theater waren so überwältigt, dass sie ihn schon wie den kommenden Staatschef bejubelten und spontan die Nationalhymne anstimmten. Analytiker gegen Adelsspross „Ich habe schon viele Schlachten geschlagen, die am Anfang aussichtslos erschienen“, schmunzelte der „Fürst“, wie die Tschechen Schwarzenberg (75) liebevoll nennen. Der böhmische Adelsspross, der vor der Revolution von Österreich aus die Dissidenten in der Tschechoslowakei unterstützt hatte und dafür von Vaclav Havel zum Kanzler auf der Prager Burg gemacht wurde, brachte keine guten Voraussetzungen für die Wahl mit. Immerhin ist er Vizepremier der aktuellen Regierung, die im Volk wegen ihrer Sparpolitik so unbeliebt ist wie keine zweite vor ihr. Doch die Tschechen, so ergaben die ersten Analysen, haben weniger nach Parteizugehörigkeit gewählt, sondern auf die Personen geachtet, die zur Wahl standen. Das gilt auch für Schwarzenbergs Widersacher Milos Zeman (68). Der rhetorisch begnadete ausgefuchste Analytiker mit dem Hang zu Bonmots und zu scharfen Getränken gehörte in der jungen Geschichte Tschechiens zu den wenigen politischen Schwergewichten. Zwar ist er seit zehn Jahren nicht mehr aktiv in der Politik gewesen, doch diese Pause hat ihm eher gut getan. Angriffslustig bezeichnete er die derzeitige Politikerklasse als eine „Ansammlung von Amateuren“. Er sei Profi, habe in seiner Zeit als Premier von 1998 bis 2002 Tschechien aus der Krise geführt. Mit dieser Argumentation hat er seinen vermeintlich schärfsten Konkurrenten bei der Wahl, den farblosen ExPremier Jan Fischer, alt aussehen lassen. Dass Milos Zeman am Ende mit 24,2 Prozent nur äußerst knapp vor Schwarzenberg (23,4 Prozent) einkam, verspricht einen offenen Ausgang der Stichwahl in zwei Wochen. Dienstag, 15.01.2013 (Sächsische Zeitung) Bauleute im Gefängnis Die Oberstraße verändert sich: Rossmann zieht Donnerstag an die Hauptstraße – dafür kommt NKD. Und es tut sich noch mehr – eine Serie der SZ. Heute: Was wird aus dem Stadtgefängnis? Von Jens Fritzsche Bis Dezember Gaststätte, jetzt leer – aber nach dem Umbau soll hier wieder Leben einziehen. Foto: Willem Darrelmann Das Gefängnis ist leer. Was nach der Amnestie für Kleinkriminelle in unserem Nachbarland Tschechien gilt, gilt auch in Radeberg. Wenn auch ein wenig anders. Denn Radebergs letztes noch aktives Gefängnis war eine Gaststätte. „Zum alten Stadtgefängnis“ nämlich, direkt an der Kreuzung zwischen Oberstraße und Pulsnitzer Straße. Seit Jahresbeginn sind die Räume nun leer, „und bis in den Sommer oder auch Herbst hinein wird umgebaut und saniert“, sagt Christoph Richter, dem das Gebäude gehört und der gemeinsam mit seiner Frau auch den benachbarten Laden „Birgit‘s Lotto-Shop“ betreibt. Denn auf Dauer leer stehen soll das alte Stadtgefängnis nicht, stellt er klar. „Aber eine Gaststätte wird es nicht mehr werden“, so viel steht fest. Was oder auch wer hier einziehen wird, ist allerdings noch offen. „Wir schließen nichts aus, und es gibt auch schon einige Interessenten“, verrät Christoph Richter. Der Standort dürfte jedenfalls fast ideal sein – direkt gegenüber dem bestehenden Lidl-Markt und dem ab Frühjahr wachsenden neuen Edeka-Markt der Generationen. Zudem quasi direkt am Zugang zur Innenstadt. „Und wenn nach dem Umzug des Rossmann-Markts ab Anfang März dann NKD in die Rossmann-Räume als Nachmieter einzieht, wird auch weiterhin jede Menge Laufkundschaft da sein“, freut sich Christoph Richter. Und überhaupt sieht er den Standort Oberstraße als sehr attraktiv an: „Hier läuft es derzeit in Sachen Handel richtig super“, schwärmt er. Und es wird sich demnächst noch eine Menge tun an der Oberstraße. Nicht nur im alten Stadtgefängnis. Morgen: Warum der Lederwaren-Laden auf die gegenüberliegende Straßenseite zieht. Wochenkurier 16.1.2013 Wochenkurier 16.1.2013 Donnerstag, 17.01.2013 (Sächsische Zeitung) ZITTAU-RUMBURK Begnadigte begehen keine Straftaten Die Polizei hat von den aus Gefängnissen Freigelassenen bisher keine Verstöße gegen Gesetze erfasst. Indes wird stärker kontrolliert. Von Katja Zimmermann Bei den Begnadigten, die aus den Gefängnissen zu ihren Familien rund um Rumburk zurückgekehrt sind, handelt es sich meist um Kleinkriminelle und Drogenabhängige. Das erklärte Rumburks Sprecherin Gabriela Dousova auf eine SZ-Anfrage. Demnach sei keiner der aus den Gefängnissen Freigelassenen ein Gewalttäter, Mörder oder Finanzbetrüger. Eine positive Nachricht ist auch: „In der letzten Zeit hat die Tschechische Polizei in Rumburk keine von Amnestierten verübte Straftat registriert und auch keinen Gesetzesverstoß.“ Die Stadt habe einen guten Überblick über alle freigelassenen Straftäter in ihrem Gebiet und deren Vergehen. Das liege daran, weil sie sehr eng mit dem Sozialamt und der Tschechischen Polizei zusammenarbeite. Die Tschechische und die Stadt- Polizei in Rumburk indes gehen doppelt so viel Streife wie sonst. Neben der höheren Polizeipräsenz auf den Straßen werden nun auch Polizeihunde eingesetzt. Nachts werden Bars, Spielotheken, Discos und andere Orte kontrolliert. „Es werden auch intensive Kontrollen von Objekten wie Wochenendhäusern oder nichtbewohnten Gebäuden durchgeführt“, so Dousova. Der Grund: Es könnten sich die – durch die Amnestie des Staatspräsidenten Václav Klaus – Freigelassenen oder Kriminellen hier treffen. Das Gerücht, dass Rumburk ein Heim für freigelassene Straftäter eingerichtet hat, dementiert die Stadt. Allerdings gebe es seit zwei Jahren in Horní Jindrichov (OberHennersdorf), dem Ortsteil Richtung Seifhennersdorf, eine privat geführte Armen- Unterkunft, mit dessen Besitzer die Stadt zusammenarbeite. Die Bewohner seien meist anständige Menschen, die in Existenzschwierigkeiten gekommen seien – zum Beispiel Mütter mit Kindern, Menschen nach einer Scheidung oder Menschen, die um ihre Arbeit gekommen sind und kein Geld für die Miete haben. Die Stadt Rumburk und ihre Bewohner hätten nur gute Erfahrungen mit diesem Haus gemacht. Donnerstag, 17.01.2013 (Sächsische Zeitung) DIPPOLDISWALDE Dippoldiswalde greift nach Welterbetitel Bisher schien das aussichtslos, weil der Altbergbau nichts zum Vorzeigen ist. Doch es gibt ein neues Argument. Von Regine Schlesinger Noch vor wenigen Monaten schien die Sache hoffnungslos. Die Montanregion Erzgebirge strebt mit 42 Projekten den Unesco-Welterbetitel an. Doch Dipps blieb dabei trotz der Entdeckung der hochmittelalterlichen Silberbergwerke mit ihren europaweit einmaligen Funden außen vor. Aus der Region stehen die Montanlandschaften von Altenberg und Zinnwald, Schloss und Stadtkirche Lauenstein sowie Denkmale der Glashütter Uhrenindustrie auf der Liste. Bilderstrecke Am Museum ist ein Bergbauzentrum geplant, das auch Bergbaufunde zeigt. Auch dieses in Dipps unter Tage entdeckte Relief verdient es, gezeigt zu werden. Dieses Korbteil könnte Stück einer Ausstellung mit Bergbaufunden sein. Zur Begründung, weshalb der Dippser Altbergbau es nicht auf die Projektliste schaffte, hieß es bislang, dass fürs Welterbe nur Objekte infrage kommen, die unter Denkmal- oder Naturschutz stehen und Besuchern gezeigt werden können. Doch die Dippser Silberbergwerke müssen aus Sicherheitsgründen verfüllt werden. Damit sind sie nicht mehr zugänglich. Zwar können die unter Tage gemachten Funde wie Leitern, Haspelteile oder Kratzen und Bergeisen gezeigt werden, was in Form einer Wanderausstellung für 2014 auch geplant ist. Doch das reiche nicht für den Titel. Das war noch bis vor Kurzem die Leserart. So sieht es unter dem Dippoldiswalder Busbahnhof aus. Das Bild entstand während der Sicherungsarbeiten in einem der alten Silberbergwerke. Hermann Kuntzsch von der Bergsicherung Freital steht am Ende einer Strecke unter einem Pfeiler des Busbahnhofes direkt vor der Raiffeisenbank. Fotos: Egbert Kamprath Bergwerke sind ja da Inzwischen wird das aber anders gesehen, wie Professor Helmuth Albrecht, Direktor des Instituts für Industriearchäologie, Wissenschafts- und Technikgeschichte an der TU Bergakademie Freiberg, bestätigt. Er leitet die Projektgruppe Montanregion Erzgebirge. Der Wissenschaftler geht davon aus, dass es aus fachlicher Sicht gerechtfertigt ist, die wichtige archäologische Stätte, die in Dippoldiswalde entdeckt wurde, für den Welterbetitel vorzuschlagen. „Es stehen auch andere Bergbaulandschaften wie die von Gersdorf auf der Projektliste“, erklärt er. Die liegen wie die von Dippoldiswalde zwar unter der Erde, „… aber wir wissen ja, dass sie da sind. Vielleicht können Infotafeln angebracht werden, die darauf hinweisen“, sagt Albrecht. Es sei zwar schade, dass kein Bergwerk begehbar sei, aber das sei nun einmal so. Schließlich gehe es vor allem um die Bewahrung von Kulturgut. Dadurch, dass die Bergwerke auf lange Zeit nicht mehr zugänglich sein werden, würden sie zugleich ja auch bewahrt. Diese Sichtweise teilt die Archäologin Dr. Christiane Hemker vom Landesamt für Archäologie. Sie leitet das für drei Jahre angelegte deutsch-tschechische ArchaeoMontanProjekt zur Erforschung und Erkundung des mittelalterlichen Bergbaus in Sachsen und Böhmen. Im Rahmen des 2012 gestarteten Projektes wird auch die Wanderausstellung mit Bergbaufunden vorbereitet. Sie erarbeitet zurzeit die gutachterliche Stellungnahme zur Dippser Bewerbung um den Welterbe-Titel. Laut Professor Albrecht wird der Welterbekonvent am 4. Februar darüber abstimmen. Dipps muss was einfallen Der Dippser Oberbürgermeister Ralf Kerndt (Freie Wähler) hofft, dass die Bewerbung durchkommt. Der Stadtrat hatte noch im alten Jahr der Bewerbung zugestimmt. Inzwischen ist der Antrag zusammen mit den nötigen Unterlagen eingereicht. Im Moment sind laut Kerndt die für die Stadt mit der Bewerbung verbundenen finanziellen Aufwendungen nicht sehr hoch. Ihm ist aber klar, dass das anders aussehen wird, wenn der Unesco-Titel Wirklichkeit wird. Dann muss Dippoldiswalde auch was daraus machen. Das wird nicht zum Nulltarif gehen. Derzeit herrsche allerdings noch keine 100-prozentige Klarheit darüber, wie man mit diesem Erbe praktisch umgehen kann, sagt Kerndt. Verschiedene Gedanken dazu gebe es aber bereits. Der OB denkt dabei auch an den Plan, im Stadtmühlenhof am Museum ein Sächsisches Bergbauzentrum zu schaffen, das auch der Forschung dient. Etwas Zeit bleibt den Dippsern noch, sich zu überlegen, was sie mit dem Welterbe-Titel anfangen. Die Entscheidung, wer in die Welterbeliste aufgenommen wird, fällt erst 2015. Zunächst müssen bis Ende April dieses Jahres die Unterlagen für den Antrag im sächsischen Innenministerium vorliegen. Nach gründlicher Prüfung schauen sich internationale Experten den Antrag an. Geht er durch, kann er im Februar 2014 bei der Unesco in Paris eingereicht werden. Donnerstag, 17.01.2013 (Sächsische Zeitung) PIRNA 1361 Kriminelle in Nordböhmen auf freiem Fuß Erste Wiederholungstäter sind nach der Amnestie schon wieder hinter Gittern. Von Steffen Neumann Usti n.L. Die umstrittene Amnestie des tschechischen Präsidenten beschäftigt zwar noch das tschechische Verfassungsgericht. Doch inzwischen sind alle, die davon betroffen sind, auf freiem Fuß. Mittlerweile liegen auch endgültige Zahlen vor. Von den rund 6900 in ganz Tschechien kamen 1361 allein aus nordböhmischen Gefängnissen frei. Wie viele davon jedoch tatsächlich auch in Nordböhmen leben, ist bislang nicht bekannt. Trotzdem ist die Angst vor einem Anstieg der Kriminalität im Grenzgebiet weiterhin hoch. Denn die großzügige Amnestie bezog sich auch auf rückfällige Straftäter. Drei Überfälle in einer Woche Wie jenen 28-Jährigen, der einem Polizeibericht zufolge seit seiner Entlassung bereits drei Raubüberfälle auf dem Konto hat. Zuletzt stieg er in Decin (Tetschen) ins Auto einer jungen Frau und bedrohte sie mit einem Messer. „Aus Angst um ihre zwei Kinder auf dem Rücksitz gab sie ihm alles Bargeld, das sie bei sich hatte“, erklärte Polizeisprecherin Veronika Hysplerova. Danach zwang er sie, ihn noch ein Stück mit dem Auto mitzunehmen. Die Polizei konnte den Mann nach den Beschreibungen der Frau kurze Zeit später festnehmen. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis. PIRNA Deutsch-tschechische Radiowerkstatt Dresden/Usti n.L. Das Brücke/Most-Zentrum Dresden veranstaltet vom 4. bis 9. März 2013 in Zusammenarbeit mit dem Freiwilligenzentrum Usti nad Labem (Aussig) und coloRadio Dresden einen Radioworkshop von und für junge Leute aus Deutschland und Tschechien. Sieben deutsche und sieben tschechische junge Erwachsene im Alter von 18 bis 29 Jahren aus der Euroregion Elbe/Labe werden von professionellen Medienpädagogen angeleitet, ihre ersten Schritte im Radio zu gehen. Seminarsprache ist Englisch, Anmeldeschluss ist der 31. Januar. Die Teilnahme am Workshop kostet 100 Euro. (stn) [email protected] Donnerstag, 17.01.2013 (Sächsische Zeitung) PIRNA Grenzgeschichten der jüngeren Geschichte gesucht Pirna/Prag. Wer kann sich noch an die Nachkriegswirren erinnern? Gibt es im Grenzraum deutsch-tschechische Freundschaften, die schon seit vielen Jahrzehnten bestehen? Welche Erinnerungen gibt es an Ereignisse wie z.B. die Schließung der Grenze 1989? Die Vereine Aktion Zivilcourage, Antikomplex und das Projekt Zeitensprünge suchen Geschichten entlang der deutsch-tschechischen Grenze in Geschichte, aber auch Gegenwart. Die gesammelten Geschichten werden in Erzählabenden in der Region vorgestellt. Wer mitmachen will, sollte mindestens 18 Jahre alt sein und sich bei Ramona Meisel, Aktion Zivilcourage, melden. (stn) Kontakt: 03501 460880, [email protected] PIRNA Neuer Fotoband über Usti Usti n.L. Wie sehr sich die Elbestadt Usti nad Labem (Aussig) in den letzten Jahrzehnten verändert hat, zeigt der neue Fotoband „Aussig im Wandel der Zeiten“. Das Buch der Fotografin Ludmila Hajkova zeigt die Stadt in vergleichenden Abbildungen vom 19. Jahrhundert bis zum Anfang des dritten Jahrtausends. Autor der Begleittexte, die in Tschechisch, Deutsch und Englisch vorliegen, ist der Historiker Vaclav Houfek. Das Buch ist im tschechischen Buchhandel erhältlich. Vergleichbare Bände liegen bereits für die Städte Teplice (Teplitz), Litomerice (Leitmeritz) und Decin (Tetschen) vor. (stn) KOMMENTAR Einheitliche Regeln in der EU fehlen über die Entscheidung in Tschechien Von Maik Brückner Die Gegner des Windparks in Moldava haben viele Argumente zusammengetragen, weshalb dieser nicht errichtet werden soll – zumindest nicht in dieser Größe. Doch ein nun vorgelegtes Gutachten wischt alle Bedenken zur Seite, auch den Hinweis auf die schützenswerten Tiere auf dem Erzgebirgskamm. Für die Aktivisten der Bürgerinitiative Gegenwind ist das ein herber Rückschlag. Es rächt sich, dass in Sachen erneuerbare Energien noch jeder EU-Staat sein eigenes Süppchen kochen kann. Leider fehlen Vorgaben, die für alle Mitgliedsländer verbindlich sind. Freitag, 18.01.2013 (Sächsische Zeitung) DIPPOLDISWALDE Rückenwind für Windpark Moldava Dürfen Windräder ins Vogelschutzgebiet? Ja, sagt ein Gutachten des Prager Umweltministeriums. Es sorgt für Wirbel bis Brüssel. Von Steffen Neumann,Usti nad Labem Der geplante Windpark auf dem Erzgebirgskamm im tschechischen Moldava (Moldau), direkt an der Grenze zu Sachsen, hat eine wichtige Hürde genommen. Ein mehrere hundert Seiten starkes Gutachten, das im Rahmen der gesetzlichen Umweltprüfung erstellt wurde, fällt positiv für das Bauvorhaben aus. Es hält die Auswirkung von 18 Windkraftanlagen auf das Landschaftsgepräge für „vertretbar“ und sieht keine Einflüsse, die für Flora und Fauna nicht akzeptabel wären. Das Gutachten ist bereits auf Deutsch im Internet einsehbar und soll in den kommenden Wochen öffentlich zur Einsichtnahme ausliegen. Das verantwortliche Landratsamt Mittelsachsen hat aber noch keinen Termin genannt. Stellungnahmen beim Umweltministerium in Prag können aber ab sofort eingereicht werden. Damit dürfte eine Vorentscheidung für den Bau des Windparks mitten in einem europäischen Vogelschutzgebiet und direkt an der Grenze zu Sachsen gefallen sein. Anders als die bisherigen Studien wurde das Gutachten nämlich nicht vom Investor finanziert, sondern vom tschechischen Umweltministerium in Auftrag gegeben. Das misst dem Gutachten daher besondere Bedeutung bei und richtet sich in der Regel nach den darin gegebenen Empfehlungen. Kam es bei vergleichbaren Projekten in Schutzgebieten zu einer deutlichen Minderung der Windradzahl, will der Gutachter Jaroslav Tomasek lediglich bei sechs der Windräder noch einmal prüfen lassen, ob bei den Standorten nicht doch ein Vorkommen des bedrohten Birkhuhns zu beobachten ist. Für die restlichen zwölf Anlagen ist dagegen mit der Zustimmung des Dieser Anblick könnte sich bald an der sächsisch-böhmischen Grenze bei Neu-Rehefeld bieten. Ein Investor will in Moldava 18 Windkraftanlagen errichten. Foto: dpa Ministeriums zu rechnen. Doch schon rührt sich Protest in Tschechien und Sachsen. Gegen das Projekt waren aus beiden Ländern im vergangenen Sommer zahlreiche Einwände eingegangen. Die Autoren der Studie fegten sie aber alle vom Tisch. Michael Eilenberger von der Bürgerinitiative „Gegenwind“ nannte das Gutachten „skandalös“. Auch Joachim Schruth vom Naturschutzbund NABU sieht erhebliche Lücken und eine Bedrohung vor allem für das gefährdete Birkhuhn. „Bei uns ist der Bau solcher Anlagen im Vorkommensgebiet von streng geschützten Arten verboten und Tschechien setzt sich darüber hinweg. Das ist absurd“, schimpft er und kündigte erneut Einspruch an. Doch die Umweltprüfung lässt nicht mehr viele Gelegenheiten dafür zu. Voraussichtlich im Februar wird es eine öffentliche Anhörung zu dem Projekt geben, danach gibt das Ministerium seine Entscheidung bekannt. Schruth denkt daher auch über eine mögliche Klage nach. Doch der NABU allein könnte diese aus Finanzgründen sicher nicht stemmen. „Hier wäre die Politik gefragt“, fordert Schruth. Die regt sich zumindest in Brüssel. „Der Petitionsausschuss des EU-Parlaments wird sich wieder mit dem Vorhaben befassen“, kündigte der sächsische Abgeordnete und Ausschussmitglied Peter Jahr an. „Sollte sich das Ministerium tatsächlich diesem Gutachten anschließen, dann können wir uns die Ausweisung von Natura-2000-Gebieten in Zukunft sparen. Doch wir sollten das endgültige Ergebnis abwarten“, so Jahr weiter. Doch viel Zeit bleibt nicht, denn der Investor drückt aufs Tempo. Frantisek Cupr, Vorstand von EP Renewables, rechnet damit, noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen zu können. „Sobald die Umweltprüfung abgeschlossen ist, beantragen wir die Baugenehmigung“, sagt Cupr. Die Eile ist begründet. Denn der Regionalplan des Bezirks Usti (Aussig) verbietet seit fast zwei Jahren Windparks in geschützten Gebieten und direkt an der Staatsgrenze. Um Investorenschutz zu bieten, wurde dem Projekt eine Übergangszeit eingeräumt. Die endet im Herbst. Freitag, 18.01.2013 (Sächsische Zeitung) SEBNITZ Die Angst geht um in Hertigswalde Solche Szenen könnten sich derzeit auch im Sebnitzer Ortsteil Hertigswalde abspielen. Vermutlich kundschaften Unbekannte nachts die Häuser und Grundstücke aus, um zu sehen, ob und was sie dort noch herausholen können.Foto: dpa Unbekannte schleichen nachts durch den Sebnitzer Ortsteil Hertigswalde. Vermutlich kundschaften sie die Häuser aus. Von Anja Weber Noch ein gestohlener Multicar – das ist wohl das Letzte, was Heike Fritsche und ihre Lebensgefährte Jürgen Petschel brauchen. Denn der jetzt in der Garage steht, ist schon der Ersatz für den im Herbst 2012 gestohlenen Multicar. Doch seit einigen Tagen leben sie in ständiger Angst. Denn in Hertigswalde schleichen offenbar nachts Unbekannte um die Grundstücke. Dass die nichts Gutes im Schilde führen, da ist sich Heike Fritsche sicher. Gestohlen wurde zwar noch nichts. „Wir vermuten, dass jetzt die Häuser ausgekundschaftet werden, um zu sehen, ob und vor allem auch was noch zu holen ist“, sagt die Hertigswalderin. In der Nacht zum Sonnabend hat eine größere Gruppe Menschen ihr Grundstück betreten. Das konnte sie zumindest an den Fußspuren erkennen. Und so konnten sie und ihr Lebensgefährte auch sehen, wo sich die Unbekannten zu schaffen gemacht haben. Sämtliche Türen wurden untersucht. Außerdem wurde aus dem Schuppen eine Schneeschippe geholt und mit dieser schaufelten die Unbekannten die Kellerfenster frei. Auch am gegenüberliegenden Pferdestall waren Spuren zu sehen. Gehört hätten sie und ihr Mann nichts. Doch nicht nur dort wurden Spuren entdeckt. Auch auf den Grundstücken nebenan und am Kaninchenstall des Nachbarn waren Fußabdrücke zu sehen. Sofort hatte Heike Fritsche am Sonnabend die Polizei gerufen. Die Beamten konnten die Fußspuren sehen. Doch sichern konnten sie die nicht mehr, da sie zum Teil schon mit Schnee bedeckt und verwischt waren. Dass dann in den darauffolgenden Nächten weitere Grundstücke vermutlich „ausgekundschaftet wurden“, bestätigen andere Einwohner. Um die Gebäude sowie an Schuppen waren erneut Fußspuren sichtbar. Ob diese nach Tschechien führen oder ob die Täter irgendwo in ein Auto gestiegen sind, kann nicht nachvollzogen werden. „Wir sind sicher, das hier Beutezüge vorbereitet wurden“, sagt Heike Fritsche. Das Makabre daran: Vor wenigen Tagen hatte sie die Eingangsbestätigung ihrer Petition an den Landtag erhalten. In diesem Schreiben wird sie um Zeit und um Geduld gebeten, da die Prüfung des Sachverhaltes dauern würde. „Angesichts der Vorkommnisse haben wir aber keine Zeit mehr“, sagt sie. Mit der Petition fordert sie die Landesregierung auf, gegen die steigende Grenzkriminalität vorzugehen. Sie fordert unter anderem, dass die Waldwege wieder mit Grenzsperren gesichert werden, weil dort Fahrzeuge über die Grenze gebracht werden. Außerdem müsse der stetige Abbau der Polizei beendet werden. Fast 700 Menschen haben ihre Petition unterzeichnet. Oberbürgermeister Mike Ruckh (CDU) hat den Hertigswaldern seine Unterstützung zugesichert. „Aus aktuellem Anlass besteht die Notwendigkeit sowohl der verstärkten Präsenz der Polizei als auch der erhöhten Wachsamkeit der Bürger.“ In der gestrigen turnusmäßigen Besprechung zwischen dem Leiter des Sebnitzer Polizeireviers, Steffen Ettrich, und dem Oberbürgermeister wurde ebenfalls darüber gesprochen. Der Revierleiter habe dabei mit der Verstärkung der Streifentätigkeit in Hertigswalde eine erhöhte Aufmerksamkeit für das Grenzgebiet zugesichert. Bis Ende März werden außerdem in Hertigswalde auch wieder nachts die Straßenlampen leuchten. Außerdem werden die Sebnitzer Stadträte in ihrer Sitzung am 23. Januar darüber diskutieren, ob der Wanderweg am Waldhaus nach Mikulasovice mit Pollern gesichert wird. Geständnis im Prozess um Baby-Entführung Freitag, 18.01.2013 (Sächsische Zeitung) Das Lügenkonstrukt bricht zusammen: Eine Frau denkt sich eine unglaubliche Geschichte aus, um ihrem Freund eine Fehlgeburt zu verschweigen. Von Christian Schultz Koblenz. Umfassendes Geständnis im Prozess um das entführte Baby Michala: Die 48jährige Angeklagte hat zugegeben, ihrem Lebensgefährten die Geburt eigener Kinder vorgespielt und so die Entführung des Babys in Tschechien ausgelöst zu haben. Sie sei zwar von ihrem mitangeklagten 51-jährigen Freund schwanger gewesen, habe ihm aber eine spätere Fehlgeburt verschwiegen, ließ sie gestern vor dem Landgericht Koblenz über ihre Verteidigerin mitteilen. Nach einer vorgetäuschten Geburt gemeinsamer Drillinge im tschechischen Ústí nad Labem habe sie behauptet, die eigenen Kinder seien entführt worden. In dem Verfahren geht es um die Entführung der damals wenige Wochen alten Michala am 4. Juli 2012 in der Nähe von Ústí nad Labem. Der 51 Jahre alte Mitangeklagte soll das Baby vor den Augen der tschechischen Mutter aus dem Kinderwagen gerissen und es gemeinsam mit der 48-Jährigen nach Deutschland gebracht haben. Am 9. Juli des vergangenen Jahres war Michala dann wohlbehalten in der Wohnung der Mutter der Angeklagten in Neuwied gefunden worden. Das Paar wurde festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen Kindesentführung vor. Beiden droht eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Wochenlang Bauch ausgestopft Gestern las die Verteidigerin der 48-Jährigen eine ausführliche Stellungnahme vor: Ihre Mandantin habe ein Kind von dem 51-Jährigen erwartet, ihm aber „wider besseres Wissen“ gesagt, dass sie Drillinge erwarte. Dafür gebe es keine Erklärung. Die Fehlgeburt habe sie für sich behalten und wochenlang Lappen und Handtücher unter ihre Kleidung gesteckt, damit sie schwanger aussehe. Der Familie zeigte sie demnach Ultraschallbilder aus dem Internet. Als Erklärung für die vorgetäuschte Geburt in Tschechien habe die Frau erzählt, sie sei in Deutschland nicht krankenversichert. Nach der angeblichen Geburt – bei der der Vater nicht dabei war – habe sie ihm dann unterschiedliche Versionen über den angeblichen Tod und die Entführung der Kinder aufgetischt. Der 51-Jährige schilderte in einer Stellungnahme, wie ihn seine Freundin über Monate systematisch anlog. Ab Anfang April 2012 – also nach der Fehlgeburt – habe sie sich ihm gegenüber nicht mehr nackt gezeigt. Rückblickend komme er sich naiv vor, sagte der Mann. Damals habe er aber keinen Grund gehabt, an den Aussagen seiner Freundin zu zweifeln. (dpa) Präsident Klaus kritisiert Kandidatur Schwarzenbergs Prag. Der scheidende tschechische Präsident Vaclav Klaus hat den Außenminister und Kandidaten für seine Nachfolge Karel Schwarzenberg wegen dessen Zeit im Exil kritisiert. „Es geht mir darum, dass derjenige Präsident wird, der zu diesem Land gehört (...) und hier sein Leben in schweren, guten, den besten und den schlechteren Zeiten verbracht hat“, sagte Klaus gestern der Nachrichtenagentur CTK. Der Fürst zu Schwarzenberg hatte von 1948 bis zur Wende vom Herbst 1989 in Deutschland und Österreich gelebt. Klaus fügte hinzu, dass Tschechien sich nicht in Europa „wie der Zucker im Kaffee“ auflösen dürfe. Schwarzenberg trifft am 25. und 26. Januar in einer Stichwahl um das Präsidentenamt auf Ex-Premier Milos Zeman. (dpa) Der Elbtal-Weinlauf ist zu einer touristischen Attraktion im Landkreis geworden. Jährlich wandern 3000 Teilnehmer aus Deutschland und dem umliegenden Ausland im Oktober durch die Weinberge und sorgen damit nicht nur bei den Winzern, sondern auch in Pensionen, Hotels, Restaurants und Museen für Umsatz. Foto: PR Freitag, 18.01.2013 (Sächsische Zeitung) COSWIG/MEISSEN Halb Europa will zum Elbtal-Weinlauf In nur 20 Minuten waren die 3000 Startplätze vergeben. Der Veranstalter will das Weinspektakel trotzdem nicht erweitern. Von Philipp Siebert Noch nie war der Ansturm auf die Startnummern zum Elbtal-Weinlauf so groß wie in diesem Jahr. 3000 Startplätze waren innerhalb von nur 20 Minuten vergeben. „Das macht aller 2,7 Sekunden eine Buchung“, sagt Torsten Schröder, 1.Vorsitzende des SV Elbland Coswig-Meißen e.V. Der Rekord aus dem Vorjahr wurde damit überboten. 2012 war nach 50 Minuten kein Startplatz mehr zu haben. Schröder und sein Team haben damit jedoch gerechnet. Und sich mit Profitechnik auf den Ansturm der Weinwander-Freunde aus Deutschland, Österreich, Tschechien, der Schweiz und Skandinavien vorbereitet. Denn Teilnehmer können sich seit vier Jahren nur im Internet in die Startlisten eintragen. Das erleichtert die Vergabe der Startnummern. „Im letzten Jahr ist durch den Andrang aber das System zusammengebrochen“, sagt Schröder. Das sollte nicht noch einmal passieren. Kurzerhand mietete der IT-Profi einen zusätzlichen Server, über den sich die Teilnehmer nun ohne Verbindungsprobleme registrieren konnten. „Mit einer solchen Anmeldeflut haben wir trotzdem nicht gerechnet“, sagt Schröder. Die Meldeteam um Manfred und Jan Göhler ist immer noch dabei, die Startlisten zu erstellen – und frei werdende Plätze neu zu vergeben. Haben gemeldete Starter ihren Teilnehmerbeitrag nicht gezahlt, bekommen sie keine Startnummer. Die wird dann an einen der 500 Wanderfreunde, die sich in die Warteliste eingetragen haben, vergeben. Der Elbtal-Weinlauf ist in seinem zehnten Jahr zum Selbstläufer geworden. „Wir haben etwas geschaffen, was einmalig ist“, sagt Torsten Schröder stolz. Deshalb habe sich der Verein das Konzept bereits patentieren lassen. Denn der Elbtal-Weinlauf ist mehr, als nur ein Wander- und Genussspektakel entlang der Elbe. „Der Weinlauf ist zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor für das Elbtal geworden“, sagt Schröder. Und damit hat der Vereinsvorsitzende nicht unrecht. Traditionell findet das Spektakel zwei Wochen nach den großen Weinfesten in Meißen und Radebeul statt. Die Teilnehmer, von denen mehr als drei Viertel nicht aus dem Elbtal stammen, füllen so kurz vor dem Winter noch einmal die Betten der Pensionen und Hotels, sorgen für ausgebuchte Restaurants und Warteschlangen vor den touristischen Besonderheiten und Museen zwischen Radebeul, Meißen und Moritzburg. „Viele verbinden den Lauf mit einem Dreioder Viertageurlaub im Elbland“, weiß Schröder aus Gesprächen mit den Läufern. Trotz des riesigen Ansturms auf die freien Plätze für den Run durch die Weinreben wollen die Organisatoren das Spektakel nicht vergrößern. Auch wenn sich das Teilnehmer als auch Hoteliers und Gastronomen wünschen. „Wir bleiben bei einem Weinlauf pro Jahr“, sagt Schröder. Schon jetzt sei die Veranstaltung nur durch die Mithilfe von über 400 Helfern möglich. „Ohne die Ehrenamtlichen könnten wir den Lauf nicht auf die Beine stellen“, weiß Schröder. Die und das zehnköpfige Organisationsteam wolle der Verein nicht damit belasten, die Mammutaufgabe „Planung des Weinlaufes“ zweimal im Jahr zu stemmen. Auch eine zusätzliche, fünfte Route, etwa bis in die Weinberge von Radebeul, sei keine Option, um zumindest das Teilnehmerfeld zu vergrößern. „Dafür brauchen wir noch mehr Helfer. Die haben wir aber nicht“, sagt Schröder. Außerdem hätte der Verein in der Lößnitzstadt bislang noch keine Partner gefunden, die sich am Weinlauf beteiligen würden. Konkrete Pläne gebe es in dieser Richtung daher nicht. „Mehr als 3000 Leute, die in sieben Stunden über die Wanderwege marschieren, wollen wir außerdem der Natur nicht zumuten“, sagt Schröder. Denn beliebt bei den Läufern ist vor allem die zwölf bzw. 17 Kilometer lange Strecke. Zusätzliche Teilnehmer würden sich dann wahrscheinlich auch auf diesen Routen tummeln. Der Weinlauf ist und bleibt damit ein exklusives Spektakel. Diejenigen, die schnell genug waren und eine Startnummer ergattert haben, können sich in diesem Jahr außerdem auf viele Besonderheiten entlang der Strecke freuen. Neben den knapp 45 Verpflegungsständen und sechs Weingütern, bei denen die Wanderer die Rebsorten verkosten können, erwartet die Teilnehmer zum zehnten Jubiläum musikalische und kulturelle Höhepunkte entlang der Strecke, verspricht Schröder. Schröder: „Verschiedene Bands aus der Region werden zu hören sein, mehr verrate ich jetzt aber noch nicht.“ Samstag, 19.01.2013 (Sächsische Zeitung) Antideutsche Töne im Prager Wahlkampf Präsidentschaftskandidat Karel Schwarzenberg wehrt sich gegen Vorwürfe. Es geht auch um die Sprache. Von Hans-Jörg Schmidt, SZ-Korrespondent in Prag Eine Woche vor der Stichwahl zum tschechischen Staatsoberhaupt machen die Gegner des bürgerlichen Kandidaten mobil. Außenminister Karel Schwarzenberg, der im Zweikampf mit dem früheren linken Premier Milos Zeman vorn liegt, wehrt sich gegen den Vorwurf, er sei kein „authentischer Tscheche“. Angestoßen hat diese Debatte Amtsinhaber Vaclav Klaus. „Präsident sollte ein Mensch werden, der zu diesem Land gehört, der Teil dieses Landes ist, der sein Leben hier verbracht hat“, in guten wie in schlechten Zeiten, sagte das scheidende Staatsoberhaupt. Das zielte gegen Schwarzenberg, dessen Familie 1948 gezwungenermaßen ins Exil gehen musste. Schwarzenberg hat von dort aus die Prager Dissidenten unterstützt. Er kehrte nach der Revolution von 1989 in seine Heimat zurück. Der Sohn von Klaus machte sich öffentlich über die angeblich unzureichenden tschechischen Sprachfertigkeiten Schwarzenbergs lustig. Schwerer noch wog sein Vorwurf, der Vater Schwarzenbergs habe mit den Deutschen kollaboriert. Klaus junior bezog sich dabei auf in der Zeit des Sozialismus erschienene „wissenschaftliche Werke“, die als Propaganda entlarvt wurden. Tschechisch auch im Exil Die Familie Schwarzenberg gehörte zu den größten böhmischen Patrioten. Ihr Besitz wurde von den Nazis konfisziert. Wegen ihrer pro-tschechischen Haltung durfte die Familie nach dem Krieg ihre tschechoslowakische Staatsbürgerschaft behalten und wurde nicht mit den Sudetendeutschen vertrieben. Folgerichtig erhielt Schwarzenberg nach 1989 auch einen Großteil seines früheren Eigentums zurück. Schwarzenberg nahm die Vorwürfe gelassen hin. „Ich habe mir meine tschechische Sprache so gut es ging, auch im Exil erhalten. Ich habe jede Woche ein tschechisches Buch gelesen. Und die Nationalhymne habe ich schon gesungen, als Klaus junior noch gar nicht auf der Welt war.“ Wenig überrascht zeigte sich der Minister von der präsidialen Parteinahme für Zeman. Beide verbinde die Zeit des gemeinsamen Regierens in der Zeit des „Oppositionsvertrages“. In einer Fernsehdebatte am Donnerstagabend zog Zeman dann die „deutsche Karte“. Er hielt Schwarzenberg vor, dem ersten Nachwende-Präsidenten Vaclav Havel zur Entschuldigung bei den Sudetendeutschen geraten und den Vertriebenen die Rückgabe ihres Eigentums in Aussicht gestellt zu haben. Schwarzenberg erwiderte, dass die Vertreibung aus heutiger Sicht als „grobe Verletzung der Menschenrechte“ anzusehen ist. Dafür müssten sich heute die damalige Regierung und ihr Präsident Edvard Benesch in Den Haag verantworten. Dienstag, 22.01.2013 (Sächsische Zeitung) RUMBURK/NEUGERSDORF Begnadigte begehen keine Straftaten Die Polizei hat von den aus Gefängnissen Freigelassenen bisher keine Verstöße gegen Gesetze erfasst. Indes wird stärker kontrolliert. Von Katja Zimmermann Bei den Begnadigten, die aus den Gefängnissen zu ihren Familien rund um Rumburk zurückgekehrt sind, handelt es sich meist um Kleinkriminelle und Drogenabhängige. Das erklärte Rumburks Sprecherin Gabriela Dousova auf eine SZ-Anfrage. Demnach sei keiner der aus den Gefängnissen Freigelassenen ein Gewalttäter, Mörder oder Finanzbetrüger. Eine positive Nachricht ist auch: „In der letzten Zeit hat die Tschechische Polizei in Rumburk keine von Amnestierten verübte Straftat registriert und auch keinen Gesetzesverstoß.“ Die Stadt habe einen guten Überblick über alle freigelassenen Straftäter in ihrem Gebiet und deren Vergehen. Das liege daran, weil sie sehr eng mit dem Sozialamt und der Tschechischen Polizei zusammenarbeite. Die Tschechische und die Stadt- Polizei in Rumburk indes gehen doppelt so viel Streife wie sonst. Neben der höheren Polizeipräsenz auf den Straßen werden nun auch Polizeihunde eingesetzt. Nachts werden Bars, Spielotheken, Discos und andere Orte kontrolliert. „Es werden auch intensive Kontrollen von Objekten wie Wochenendhäusern oder nichtbewohnten Gebäuden durchgeführt“, so Dousova. Der Grund: Es könnten sich die – durch die Amnestie des Staatspräsidenten Václav Klaus – Freigelassenen oder Kriminellen hier treffen. Das Gerücht, dass Rumburk ein Heim für freigelassene Straftäter unweit des Grenzübergangs nach Neugersdorf eingerichtet hat, dementiert die Stadt. Allerdings gebe es seit zwei Jahren in Horní Jindrichov (Ober-Hennersdorf), dem Ortsteil Richtung Seifhennersdorf, eine privat geführte Armen-Unterkunft, mit dessen Besitzer die Stadt zusammenarbeite. Die Bewohner seien meist anständige Menschen, die in Existenzschwierigkeiten gekommen seien – zum Beispiel Mütter mit Kindern, Menschen nach einer Scheidung oder Menschen, die um ihre Arbeit gekommen sind und kein Geld für die Miete haben. Die Stadt Rumburk und ihre Bewohner hätten nur gute Erfahrungen mit diesem Haus gemacht. Dienstag, 22.01.2013 (Sächsische Zeitung) Schlafanzugpartys und fettige Finger Die Ballsaison bei unseren tschechischen Nachbarn hat begonnen – mit einigen sehr kuriosen Veranstaltungen. Von Katja Zimmermann Männer in Nachthemden und Zipfelmützen, Frauen in Nachthauben á la Witwe Bolte. – So etwas findet man heute nur noch zu Nachtwäschepartys, wie beispielsweise eine am 22. Februar im Saal der Liberecer „Lidové sady“ (hinter dem Zoo-Gelände) steigt. Natürlich sind dort auch aufreizendere Teile aus der Neuzeit gern gesehen. Das Motto lautet nämlich schlicht: „Zeigen Sie der Welt, worin Sie schlafen.“ Überhaupt entwickeln unsere tschechischen Nachbarn einen großen Ideenreichtum, wenn bis ins Frühjahr hinein die Ball-Saison läuft. Die SZ hatte im vergangenen Jahr das Thema schon aufgegriffen. Tanzbegeisterte Leser äußerten daraufhin den Wunsch, auch dieses Jahr wieder etwas darüber zu erfahren – weil es auf deutscher Seite nur ein paar Bälle gibt; die Faschingsveranstaltungen und wenigen Stadt-Bälle ausgenommen. Fast jeder noch so kleine tschechische Ort bietet mindestens einen Tanzabend an – es lohnt sich, einfach mal auf den Internetseiten nach dem Wort „ples“ (Ball) zu stöbern. Nicht alle sind jedoch für die breite Öffentlichkeit. Beispielsweise organisiert der Ort Janov nad Nisou bei Jablonec nad Nisou am 15. März anlässlich des Lehrertags einen Schulball. Eine tolle Idee für tanzfreudige Eltern hatte das Eurozentrum in Jablonec nad Nisou: Während sich die Großen am 16. Februar ab 20 Uhr auf der Salsa-Night tummeln, können sie ihre Kleinen zur Schlafanzugparty im Mutterzentrum MC Jablíèko abgeben. Andrea Pravcová vom Zentrum sagt, dass die Veranstaltung für Kinder ab zwei Jahren geeignet ist. Die Eltern müssten nur bis 14. Februar eine Mail schreiben (an: [email protected]) und die Kinder dann am 16. Februar, um 19 Uhr, schon nach dem Abendbrot, mit Schlafanzug, Schlafsack und guter Laune abgeben. Abgeholt werden sollen die Kleinen dann, nach dem Frühstück, am Sonntag um 10 Uhr. Wie Jan Ocilka vom Eurozentrum sagte, ist die Salsa-Night auch für Neulinge gedacht: Verteilt über den Abend gibt es immer wieder mal Übungen zum Salsa-Lernen. „Fettige Hände und Münder“ werden laut Bürgermeister Petr Krupka die Tänzerinnen und Tänzer auf dem „Halušky bál“ (etwa „Nockerl-Ball“) am 30. März in Loužnice haben. Der Ort zwischen Tanvald und Železný Brod veranstaltet diesen beliebten Tanzabend laut Krupka schon zum dritten oder vierten Mal. Das Spezielle hier sind das gemeinsame Zubereiten und Essen von Kartoffelpuffern. Zum „Tennis-Ball“ am 2. Februar in der Turnhalle in Železný Brod sind die Gäste aufgefordert, in Tennis-Sachen – und zwar im Retro-Look – zu erscheinen. Notfalls ist aber auch Abendgarderobe erlaubt. Karten gibt es laut Info-Zentrum auch noch an der Abendkasse. Der für den 3. Mai im Theater von Železný Brod angesetzte „Swingový veèer“ soll übrigens keine Assoziationen zum Begriff „Swinger-Club“ wecken: Laut Info-Zentrum gibt um 18 Uhr die künstlerisch geprägte Schule vor Ort ein Konzert. Tanzbegeisterte, die den einen oder anderen Ball im Schluckenauer Zipfel oder auch der Liberecer Region besuchen wollen, sollten sich einige Zeit im Vorhinein in den Touristinfos vor Ort beraten lassen, wie sie an die Karten kommen. Dienstag, 22.01.2013 (Sächsische Zeitung) PIRNA/DECIN Mutmaßlicher Straftäter auf der Flucht Die tschechische Polizei rät weiter dringend von einem Besuch der Böhmischen Schweiz ab. Spezialeinheiten durchkämmen den Wald. Von Steffen Neumann Leichter Flockenwirbel, verschneite Häuschen und Winterwald. Diese Idylle trügt. Über der Böhmischen Schweiz kreist ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera, und am Boden durchstreifen schwer bewaffnete Polizisten einer Spezialeinheit mit schusssicheren Westen das Gelände. Es läuft der fünfte Tag der Großfahndung nach Jindrich Jetmar. Von dem flüchtigen mutmaßlichen Straftäter fehlt immer noch jede Spur. Wie ist es möglich, dass es der 47-Jährige trotz Frost und Schnee so lange schafft, sich vor der Polizei zu verstecken? Menschen, die ihn kennen, bescheinigen ihm eine gute Kondition. „Außerdem kennt sich der Mann sehr gut aus, ist Bergsteiger und naturverbunden – das ist sein Vorteil“, räumt Polizeisprecherin Veronika Hysplerova ein. Dass er ohne Handy oder Auto unterwegs ist, macht die Fahndung nicht leichter. Ein ganz normales Leben Der Gesuchte kennt die Böhmische Schweiz offenbar wie sein Wohnzimmer. Außerdem gebe es zahlreiche Wochenendhäuser, in denen er übernachten könne, sagt ein Mann, der ungenannt bleiben will. Jetmar hatte vor gar nicht so langer Zeit selbst noch ein Wochenendhaus in Janov, oberhalb von Hrensko, und nicht weit von der sächsischen Grenze entfernt. Damals arbeitete er als Unternehmer in der Textilbranche. Er hatte Frau, einen Sohn und einen Hund – alles normal. Bis das Geschäft nicht mehr lief und er in Schulden geriet. Sein Wochenendhaus wurde zwangsversteigert, die Ehe ging in die Brüche. Aus Rache sei er später in „sein“ Wochenendhaus eingestiegen und habe es ausgeraubt, schreibt die Tageszeitung „Decinsky denik“. Weitere Diebstähle folgten. Jindrich Jetmar wurde erstmals zur Fahndung ausgeschrieben. Das war letzten August. Doch erst seit er wegen versuchten Mordes gesucht wird, läuft die Großfahndung. Die Tschechische Polizei betreibt einen ziemlich großen Aufwand für nur einen Mann. Doch Sprecherin Hysplerova entgegnet, die Aktion sei der Gefahr angemessen. Denn der mutmaßliche Täter ist bewaffnet. Wie ernst er es meint, hätte er bei der ungewollten Begegnung mit Rangern des Nationalparks letzten Donnerstag gezeigt. „Da schoss er zur Warnung in die Luft“, so Hysplerova, die dringend davor warnt, dem Flüchtigen zu nahe zu kommen. Er sei psychisch krank und habe schon mehrere Tage keine Medikamente eingenommen. Er sei unberechenbar. Wo genau derzeit die Fahndung läuft, will die Polizei aus taktischen Gründen nicht bekannt geben. Seit der Flüchtige in der Nähe von Hajenka bei Ruzova gesehen wurde, ist er verschwunden. Die Polizei empfiehlt aber, die Böhmische Schweiz ganz zu meiden. Dieser Mann wird Ebenso sei nicht ausgeschlossen, dass der Verdächtige die Grenze gesucht. Foto: Polizei nach Sachsen passiert hat, weshalb die tschechische Polizei eng mit den sächsischen Kollegen zusammenarbeitet. Eine Großfahndung wie in Tschechien läuft hier aber nicht. Bisher gebe es dazu keinen begründeten Verdacht, heißt es aus sächsischen Polizeikreisen. Die Angst der Unternehmer Dienstag, 22.01.2013 (Sächsische Zeitung) Diebstähle bedrohen Firmen in Grenznähe in ihrer Existenz. Autohäuser werden zur Festung. Von Ralph Schermann, Frank Oehl und Uwe Schulz 2 Kommentare Fast 400 Liter Diesel wollten die Diebe nachts vom Gelände einer Spedition stehlen. Aber die Polizei war vor ihnen da. Als der Skoda mit dem tschechischen Kennzeichen aufs Betriebsgelände fuhr, schnappte die Falle zu. Das liegt schon ein paar Monate zurück. Selten läuft es so gut. Thomas Elitzsch, Besitzer eines Autohauses in Kamenz und ©dpa Hoyerswerda, büßte im September ein hochwertiges Testgerät ein, das vom Firmengelände gestohlen wurde. In nur fünf Monaten wurden vom VW-Autohaus-Areal in Kamenz drei teure Pkw gestohlen. Einmal scheiterten die Diebe, aber Sachschaden machten sie trotzdem. „Das kann so nicht weitergehen“, gab Thomas Elitzsch im September zu Protokoll. Man beuge vor, wo man kann, aber offenbar seien die Täter technisch immer einen Schritt weiter. Betroffen sind Auto- und Autohausbesitzer in der ganzen Oberlausitz. In Hoyerswerda sind die Fahrzeuge etlicher Autohäuser mittlerweile nachts hinter hohen Zäunen weggeschlossen. Nun lässt die tschechische Amnestie für Kleinkriminelle viele Unternehmer nichts Gutes denken. Handwerksmeister Knut Scheibe klingt verbittert. Er hatte bereits vor zwei Jahren darauf hingewiesen, dass Handwerker durch Grenzkriminalität hohe Verluste hinnehmen müssen. Jetzt wird er deutlicher: „Wenn Kollegen in Kommunen entlang der Grenzen zu Tschechien und Polen bereits sechs-, siebenmal ausgeraubt wurden, dann sind sie in ihrer Existenz bedroht.“ Da koche die Wut hoch, bestätigt der Präsident der Handwerkskammer Dresden, Jörg Dittrich. Eine Umfrage unter 532 Firmen zeigt: 31 Prozent der Betriebe im Kammerbezirk Dresden sehen die kriminelle Bedrohung schlimmer als 2011. Immer mehr Firmen werden Opfer von Einbrüchen. Als Spitzenreiter schätzen 60 Prozent der Handwerker im Landkreis Görlitz die Lage schlecht ein. Im Landkreis Bautzen sind es zwar weniger, aber auch hier ist jeder fünfte Unternehmer ernsthaft besorgt über die Sicherheit. Vor allem Fahrzeug- und Baufirmen stehen im Visier der Gauner. Der wirtschaftliche Schaden sei immens, so Dittrich. Von September 2011 bis September 2012 entstand im Kammerbezirk Schaden von 1,35 Millionen Euro. Mehr Polizei gefordert Ein Mitarbeiter einer Metallbaufirma, der anonym bleiben möchte, empört sich: „Es kann doch nicht sein, dass unsere Werkstätten zu Hochsicherheitstrakten werden müssen.“ Auch er habe sich längst besser abgesichert. „Dafür brauche ich nicht erst Beratung.“ Was seitens der Kriminalpolizei zwar oft, aber nicht gern gehört wird. Fast immer entdecken die Experten bei Kontrollen doch Schwachstellen an Türen und Fenstern. Unternehmer fordern derweil mehr Präsenz von Landes- und Bundespolizei auch weiter weg von der Grenze. Knut Scheibe: „Da muss auch technische Überwachung her, da muss der Stellenwert der Beamten aufgewertet werden. Und ein festgenommener Dieb darf nicht schneller wieder auf freiem Fuß sein, als der Polizist Feierabend hat.“ Conny Stiehl, Präsident der Polizeidirektion Görlitz, kennt die Sicht, ist aber an Gesetze gebunden. Er kann bereits auf Erfolge gegen die Grenzkriminalität verweisen, auf enges Zusammenwirken mit den Dienststellen jenseits der Neiße. Vor allem aber ist er auf Mithilfe der Bevölkerung angewiesen und für Hinweise dankbar. Auch Handwerkskammern appellieren an Mitglieder, Firmen stärker zu sichern und Wachdienste einzusetzen. Jörg Dittrich fordert: „So eine Prävention sollte vom Land finanziell unterstützt werden.“ Auch darüber wird Thomas Elitzsch mit der Politik im Gespräch bleiben. Heidenau und Benesov wollen Geld von der EU Dienstag, 22.01.2013 (Sächsische Zeitung) Das war der Weg dem Heidenauer Bürgermeister Jürgen Opitz (CDU) und Gymnasiumsleiter Uwe Beck wert: Am Donnerstag fuhren sie in die tschechische Partnerstadt Benesov. Dort unterschrieben sie mit Bürgermeisterin Dagmar Tesarcikova ein Fördermittel-Formular. Mit dem beantragen sie von der Euroregion Elbe-Labe Geld für die gemeinsame Senioren- und Schülerarbeit. Beide Städte arbeiten seit 1992 zusammen. Voriges Jahr verlängerten sie ihren Partnerschaftsvertrag um fünf Jahre. (SZ/sab) Ein „Bud“ ist kein „Budweiser“ Wem gehört die Biermarke „Bud“? Anheuser-Busch und die tschechische Budweiser-Brauerei streiten seit Jahren um diese Frage. Nun hat das EU-Gericht entschieden: Nur der US-Riese darf sein Bier so nennen. Luxemburg/Löwen. Wo „Bud“ draufsteht, muss Bier der USBrauerei Anheuser-Busch drin sein. Das hat das EU-Gericht am Dienstag in Luxemburg entschieden. In dem jahrelangen Ein Etikett der Marke Markenstreit mit der tschechischen Budweiser-Brauerei „Budweiser Budvar“ erzielte der US-Bierriese nun einen Erfolg vor Gericht. ©dpa Anheuser-Busch hat demnach das alleinige Recht, die Kurzbezeichnung „Bud“ für seine Biere in der EU zu verwenden. Die Richter wiesen mehrere Klagen der Tschechen ab (Rechtssachen T-225/06 u.a.). Anheuser-Busch hatte „Bud“ als Gemeinschaftsmarke beim EU-Markenamt HABM eintragen lassen. Die Budweiser-Brauerei darf laut Urteil ihre Biere nur unter der tschechischen Originalbezeichnung Budejovický Budvar verkaufen. Zwar habe das Unternehmen die Marke „Bud“ in Frankreich, Italien, Portugal und Österreich schützen lassen, allerdings habe es diese Bezeichnung zu wenig genutzt, schrieben die Richter. Bei dem Verkauf handle es sich um ein vernachlässigbares Volumen, das nur örtliche Bedeutung habe. Das Unternehmen kann gegen die Entscheidung Rechtsmittel einlegen. „Bud“ den Amerikanern, „Budweiser“ den Tschechen Anders verhält es sich mit dem kompletten Namen „Budweiser“: Der gehört weiterhin den Tschechen. Bereits 2010 hatten die EU-Richter entschieden, die tschechische Brauerei in Deutschland und Österreich habe das ältere Recht an der Bezeichnung „Budweiser“. Dieser Name bleibt somit in der EU dem Bier aus Tschechien in der grünen Flasche mit roter Schrift auf weißem Etikett vorbehalten. Die jüngste Entscheidung wurde von Anheuser-Busch begrüßt. „Mit diesem Urteil haben wir in so gut wie allen Ländern der Welt einen Schutz für die Marken Bud oder Budweiser“, teilte eine Sprecherin im belgischen Löwen mit. Anheuser-Busch und Budejovický Budvar streiten sich schon seit Jahren weltweit um die Rechte an den Marken „Bud“ und „Budweiser“. Mal gewinnt Anheuser-Busch vor Gericht, mal Budejovický Budvar. In der EU hatte der US-Brauereikonzern in den 1990er Jahren seine Marke eintragen lassen und damit den Bierkrieg ausgelöst. „Budweiser“ bedeutet übersetzt „aus Budweis“, einer böhmischen Stadt. In den USA wurde Budweiser 1878 als Warenzeichen eingetragen. In Südböhmen wird das Budweiser Bier aber bereits seit dem 13. Jahrhundert gebraut. (dpa) Wochenkurier 23.1.2013 Mittwoch, 23.01.2013 (Sächsische Zeitung) PIRNA Revier weg, Polizisten bleiben Die Bundespolizei macht in Schmilka dicht. Trotzdem soll die Kriminalität nicht steigen. Von Katrin Richter Ab Mitte des Jahres werden die Bundespolizisten in Schmilka keinen Stützpunkt mehr haben. Bislang überwachten die Beamten den Verkehr zwischen Deutschland und Tschechien im Bereich der ehemaligen Grenzabfertigungsanlage. Doch nun plant die Bundespolizei ein neues Revier in Bautzen, und die Zahl der Standorte darf insgesamt nicht wachsen. Daher fällt Schmilka weg. „Der Dienstbetrieb wird aber dadurch nicht beeinträchtigt“, verspricht Sascha Reichelt, Pressesprecher der Bundespolizeidirektion Pirna. „Schmilka befindet sich nur etwa zwei Kilometer Luftlinie von einem weiteren unserer Standorte, nämlich Krippen, entfernt“, sagt Reichelt. Viele Argumente für Bautzen Bautzen indes sei ein strategischer Schwerpunkt, dort fließen viele Hauptstraßen zusammen, gleich zwei Bundesstraßen stoßen auf die Autobahn A4. Die Stadt ist daher ein beliebtes „Einfallstor“ für die unerlaubte Einreise in die Bundesrepublik. Bereits jetzt gebe es viele Kontrollfahrten im Bereich Bautzen, daher habe man sich entschlossen, dort ein Revier zu errichten, heißt es. Bislang müssen die Polizisten jedes Mal von Ebersbach nach Bautzen fahren. Hinzu komme, dass wichtige Partner wie die Landespolizei und die Justiz ebenfalls in der ostsächsischen Kreisstadt ansässig sind. Wie bereits Schmilka, untersteht das neue Bautzener Revier organisatorisch der Bundespolizeiinspektion Ebersbach. Viele Beamten werden von Ebersbach nach Bautzen Die ehemalige Grenzabfertigungsanlage Schmilka ist seit Tschechiens SchengenBeitritt ungenutzt. Dennoch patrouillieren dort regelmäßig Bundespolizisten. Foto: Mike Jäger wechseln, damit das neue Revier optimal arbeiten kann. Die Personalstärke im Oberen Elbtal werde sich durch die neue Struktur nicht verändern, versichert Reichelt. In Zukunft wird jedoch Krippen und nicht mehr Schmilka der Ausgangspunkt für alle Patrouillen sein. Auch bleibt es beim bisherigen Schwerpunkt: Die Kontrolle des grenzüberschreitenden Verkehrs steht im Vordergrund. Handwerker fühlen sich nicht sicher Nötig ist das gerade in diesen Wochen. Zumal in den Grenzanlieger-Gemeinden der Sächsischen Schweiz derzeit die Sorge wächst, dass aufgrund der Massenentlassung Krimineller aus Gefängnissen in Tschechien eine neue Kriminalitätswelle in die Region schwappen könnte. Ein Abbau der Polizeipräsenz wäre nicht zu vertreten, so Klaus Tittel, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Südsachsen. Das Handwerk beklagt, dass in der Nähe zu Polen und Tschechien in den letzten Jahren die Kriminalität stark zugenommen habe. Vor allem machten Autodiebstähle und Einbrüche in Wohnungen und Betrieben den Bewohnern der Grenzregion das Leben schwer. Die Dresdner und die Cottbuser Handwerkskammern hatten gemeinsam bei ihren Mitgliedern das Sicherheitsempfinden zwischen September 2011 und September 2012erfragt. 36Prozent der Betriebe beurteilten die Polizeipräsenz im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge als zu gering. Gemeinsame Fahndung ab März Um den Ängsten offensiv zu begegnen, sollen laut sächsischem Innenministerium ab März gemeinsame Fahndungsgruppen aus deutschen und tschechischen Polizeibeamten zum Einsatz kommen. Gleichzeitig werde ein Pilotprojekt zwischen dem Bundesinnenministerium sowie dem Freistaat Sachsen vorangebracht. Dessen Ziel es sei, die Polizeikontrollen auf Abschnitten der Autobahnen A4 und A17 zu verstärken. An den geplanten Aktionen wird sich auch die Bundespolizei beteiligen. Donnerstag, 24.01.2013 (Sächsische Zeitung) pirna Hrensko wird vor Felssturz geschützt Barrieren und Fangnetze halten in Zukunft kleine und mittelgroße Felsblöcke zurück. Von Steffen Neumann Hrensko. Der Grenzort Hrensko (Herrnskretschen) bekommt eine Art Rundumversicherung gegen Felsstürze. Der Nationalpark Böhmische Schweiz plant die Errichtung von Barrieren und Fangnetzen oberhalb des Dorfes. Damit können bis zu fünf Kubikmeter große Steinblöcke, aber auch Bäume aufgehalten werden. Die geplanten Maßnahmen sind laut Nationalparkverwaltung langfristig angelegt und sollen die Gemeinde über mehrere Generationen schützen. Die Bauarbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen. Hrensko gehört aufgrund seiner Lage zu den am meisten von Felssturz bedrohten Gemeinden in Tschechien. „Wir gehen davon aus, dass in diesem Gebiet ständig etwas passieren kann, das ein Eingreifen zum Schutz von Leben, Gesundheit und Eigentum der Menschen erforderlich macht“, begründet Nationalparksprecher Tomas Salov die präventive Maßnahme. Zuletzt sorgte der Absturz eines Felsblocks auf die Elbstraße Richtung Schmilka vor über drei Jahren für Aufsehen. Ein Felsen in unmittelbarer Nähe wird gerade aufwendig stabilisiert. Doch viel gefährlicher sind laut Tomas Salov die unzähligen „kleinen“ Felsbewegungen, die viel öfter vorkommen, aber von der Öffentlichkeit weniger wahrgenommen werden. „Sie sind viel gefährlicher, weil weniger vorhersehbar“, warnt Salov. Dagegen soll nun das Schutzsystem helfen. Es kostet insgesamt 167 Millionen Kronen (rund 6,7 Millionen Euro) und wird zum Großteil von der Europäischen Union finanziert. Komplett geschützt ist das Dorf damit aber nicht. Auch nicht, weil die Barrieren zwar oberhalb des Elbufers, aber nur an einer Seite des Kamnitz-Tals gebaut werden. Die andere Seite bleibt ungeschützt, denn sie liegt außerhalb des Nationalparks. Donnerstag, 24.01.2013 (Sächsische Zeitung) PIRNA Amnestie befreit auch Zuhälter Gerichtliche Pannen und gezielte Prozessverschleppung verhinderten ein schnelles Urteil. Von Steffen Neumann Teplice. Nach der Neujahrsamnestie des tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus werden immer mehr Fälle bekannt, deren Strafverfolgung nun eingestellt werden muss. So auch der Prozess gegen die Bande von 14 Zuhältern, die Anfang des Jahrtausends in einem Nachtklub in Dubi (Eichwald) Frauen gefoltert und zur Prostitution gezwungen haben sollen. Noch ist es nicht offiziell, aber einer der Hauptverdächtigen, Sergej Onyskiv, hat der Tageszeitung „Mlada fronta Dnes“ bereits bestätigt, dass das Verfahren eingestellt wird. So weist es die Amnestie an, wenn der Strafprozess sich bereits über acht Jahre hinzieht und kein Strafmaß über zehn Jahre droht. Dabei stand der erste Prozess schon 2005 vor dem Abschluss. Doch die Geschichte der 14 Verdächtigen aus dem ehemaligen Jugoslawien, Russland und Weißrussland ist auch voll von gerichtlichen Pannen und Verzögerungstaktik. So mussten die Verdächtigen wegen eines schweren Verfahrensfehlers des ersten Richters kurz vor der Urteilsverkündung freigelassen werden. Ein Teil der mutmaßlichen Täter nutzte die einmalige Chance, um aus Tschechien zu verschwinden und nie wiederzukommen. Die anderen trafen nur sporadisch zum mehrfach anberaumten Prozessbeginn ein, weshalb dieser immer wieder verschoben werden musste. Insgesamt arbeiteten an dem Fall vier Richter. Den ersten kostete sein grober Schnitzer den Beruf, eine Richterin ging in Elternzeit und der dritte machte Karriere. BAD SCHANDAU/DECIN Großfahndung nach Mörder dauert an Die Großfahndung in der Böhmischen Schweiz nach dem flüchtigen Jindrich Jetmar blieb auch am siebten Tag erfolglos, wie tschechische Behörden mitteilten. Der 47-jährige wird von den Einsatzkräften der Polizei wegen versuchten Mordes gesucht. Der Mann ist bewaffnet, 1,78 Meter groß und hat grau melierte Haare. Zuletzt wurde er in einem grauen Mantel, karierten Hosen und mit einem Rucksack gesehen. Er wird als unberechenbar eingeschätzt. (stn) Polizei und Zoll verstärken Kampf gegen Modedroge Crystal Sie gilt als Droge mit fatalen Folgen. Trotzdem greifen immer mehr Deutsche zu Crystal - für Nachschub sorgen Labore in Tschechien. Denen wollen deutsche und tschechische Fahnder jetzt das Handwerk legen. Nürnberg/Dresden. Anfänglich waren es Kleinstmengen inzwischen gelangt die gefährliche Modedroge Crystal kiloweise nach Deutschland. Jetzt wollen deutsche und tschechische Zollund Polizeibehörden noch entschiedener gegen Hersteller und Drogenschmuggler vorgehen. Sie setzen dabei auf eine stärkere grenzüberschreitende Zusammenarbeit, kündigte Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk (CSU) sowie tschechische Zoll- und Polizeivertreter am Donnerstag in Nürnberg an. Jüngste Schwerpunktaktionen seien bereits vielversprechend verlaufen. Bilderstrecke So hätten deutsche und tschechische Fahnder im vergangenen Jahr im Rahmen der Operation «Speedway II» zwischen Juli und Dezember rund 10.000 Personen in Deutschland und 1.000 in Tschechien kontrolliert. Dabei hätten sie neben 900 Gramm Crystal auch fünf Kilogramm Marihuana und 500 Gramm Haschisch sichergestellt. Allein die 900 Gramm Crystal reichten für rund 40.000 Konsumeinheiten, erläuterte Koschyk. Die Droge stamme zumeist aus illegalen tschechischen Drogenlaboren. Ihr jährlicher Ausstoß liege bei rund zehn Tonnen, fünf Tonnen davon seien für das Ausland bestimmt. Ein Edding-Stift dient auch Besorgt zeigte sich Koschyk vor allem über die wachsende als Schmuggler-Versteck. Verbreitung der gefährlichen Synthetik-Droge in Deutschland. Hätten Zollfahnder im Jahr 2010 bei Kontrollen lediglich 15 Kilogramm sichergestellt, seien es im Jahr 2012 bereits 23 Kilogramm gewesen. Auch die Zahl der Konsumenten in Deutschland wachse rasant: Waren etwa der bayerischen Polizei noch 2009 lediglich 24 sogenannte auffällige Erstkonsumenten bekannt, so seien es 2012 bereits 456 gewesen, berichtete Gerald Busch vom bayerischen Landeskriminalamt. Allerdings sei die Beutel mit der Droge Dunkelziffer groß. Crystal Speed, zum Schmuggeln in PkwAnfänglich in einem Grenzregionen zu Tschechien verbreitet, griffen inzwischen auch immer Außenspiegel versteckt. mehr Drogenabhängige etwa in Nürnberg trotz hoher Gesundheitsrisiken zu Crystal. «München ist dagegen noch nicht so betroffen», berichtete der bayerische LKA-Vertreter. Ähnlich stark verbreite sich Crystal auch in Sachsen, vor allem in Leipzig und Dresden, sagte Gerth Riemer vom LKA in Dresden. «In Leipzig sind inzwischen zu unserer Überraschung frühere Heroin-Konsumenten auf Crystal umgestiegen», berichtete Riemer. Dass die tschechische Polizei das Crystal-Problem keineswegs auf die leichte Schulter nehme, machte der Leiter der Nationalen Polizei in Prag, Jakub Frydrych, deutlich: «Die tschechische Polizei hat für 2013 den Kampf gegen die Drogenkriminalität zur obersten Priorität erklärt», betonte er. «Wir werden alle Polizeieinheiten - ob Verkehrspolizei, Ausländerpolizei oder Ordnungspolizei - im Kampf gegen Drogen beteiligen», betonte der Vertreter der tschechischen Der Zollfahnder Markus Möckel vom Polizei. Hauptzollamt Regensburg zeigt einen Neben dem Schmuggel Verbandskasten, in dem Mitarbeiter habe die tschechische des Zolls in einer Polizei vor allem die Rauschgiftkontrolloperation in der Drogenlabore im Blick. deutsch-tschechischen Grenzregion Aber obwohl die Fahnder das Amphetamin Crystal gefunden seit gut fünf Jahren jährlich haben. ©dapd 300 bis 400 illegale Drogenküchen ausheben, sei es Die Zollbeamtin Grit bislang nicht gelungen, die CrystalWenzel demonstriert an Herstellung zu stoppen, räumte einem Fahrzeug mit ihrer Frydrych ein. Koschyk berichtete, Rauschgiftspürhündin Elli wegen des verstärkten (Belgischer Schäferhund) Polizeieinsatzes wichen inzwischen die Suche nach der Droge Crystal-Produzenten ins benachbarte Crystal Speed. Polen aus. Dort ließen sich die benötigten Grundsubstanzen noch leichter als in Tschechien beschaffen. Nach Informationen der tschechischen Polizei wird ein großer Teil der Crystal auf Vietnamesen-Märkten an der tschechisch-deutschen Grenze abgesetzt. (dpa) 24-01-2013 19:32 Radio.cz Deutsche und tschechische Polizisten sagen Drogenschmuggel den Kampf an Deutsche und tschechische Zöllner und Polizisten haben dem zunehmenden Schmuggel der Droge Crystal (Pervitin) den Kampf angesagt. Der Staatssekretär im Bundesfinanzministerium Hartmut Koschyk kündigte am Donnerstag auf einer internationalen Pressekonferenz in Nürnberg an, eine verstärkte Zusammenarbeit solle künftig noch wirksamer Schmugglern das Handwerk legen. Vertreter der tschechischen Polizei erklärten, die Bekämpfung der Drogenkriminalität habe für sie in diesem Jahr oberste Priorität. Alle Polizeieinheiten seien angewiesen worden, sich am Kampf gegen Drogenbanden zu beteiligen. Das tschechische Innenministerium hat vor, die tolerierte Menge der Droge zu reduzieren, die der Mensch bei sich haben darf, ohne damit eine Straftat zu begehen. Freitag, 25.01.2013 (Sächsische Zeitung) OSTERZGEBIRGE/DIPPOLDISWALDE Unterlagen zu Windpark gefordert Über das umstrittene Bauprojekt in Moldava wird Anfang Februar verhandelt. Von Steffen Neumann Die strategische Umweltprüfung des geplanten Baus von 18 Windkraftanlagen auf dem Erzgebirgskamm in Tschechien nahe der sächsischen Grenze geht in die letzte Runde. In nicht einmal zwei Wochen, am Mittwoch, dem 6. Februar, wird das Projekt im Volkshaus in Dubi verhandelt. Laut tschechischem Umweltministerium findet die Veranstaltung nur in tschechischer Sprache statt. Beginn der Verhandlung ist nachmittags, 14 Uhr. Wer aus Sachsen teilnehmen will, muss sich also einen Dolmetscher besorgen. Außerdem droht, dass sächsischen Bürgern bis dahin wichtige Informationen fehlen. Denn eine öffentliche Auslegung des unabhängigen Gutachtens, das Ende Dezember fertiggestellt wurde, ist weiterhin nicht möglich. Denn die von Prag gelieferten Unterlagen waren unvollständig, heißt es aus dem zuständigen Landratsamt Mittelsachsen. Zwar hat das Amt schon am 9. Januar um Nachsendung der fehlenden Unterlagen gebeten, doch bisher steht die Antwort aus Prag noch aus. Schon jetzt kann das Gutachten aber im Internet unter „Posudek“ eingesehen werden. http://portal.cenia.cz/eiasea/detail/EIA_MZP306 Sebnitz macht die Grenze dicht Ein neuer Poller am Waldhaus soll vor allem Autodiebe abschrecken. Wunder erwartet aber niemand davon. Von Thomas Möckel Eine Diebstahlserie ganz spezieller Art hatte Ende vergangenen Jahres die Menschen in der Sebnitzer Grenzregion besonders beunruhigt. Kriminelle hatten es offensichtlich auf Multicars abgesehen, gleich mehrere dieser allradgetriebenen, geländegängigen Alleskönner verschwanden. Bei der Rücktour nach den Beutezügen bevorzugten die Täter die kürzeste Strecke. Statt über Straßengrenzübergänge zu fahren, verschoben sie die robusten Fahrzeuge mehrfach über den Wanderweg, der vom Waldhaus in Hertigswalde nach Mikulasovice führt. Betroffen waren beispielsweise die Familie Heike Fritsche und Jürgen Petschel aus Hertigswalde sowie die Gärtnerei Klein in Sebnitz. Beängstigt von der Situation initiierte das Paar aus Hertigswalde eine Petition. Darin fordern sie, mögliche Fluchtrouten abseits der Straßen wieder mit Steinen oder Pollern zu blockieren. Zudem verlangen sie, dass die Polizei in der Grenzregion verstärkt präsent ist. Über 700 Menschen haben unterschrieben, die Petition liegt inzwischen beim Landtag. Die Initiative der beiden mündet nun auch in unmittelbarer Nähe in einen ersten Erfolg. Sebnitz macht die Grenze wieder dicht – teilweise zumindest. Der Stadtrat beschloss in dieser Woche, auf dem grenzüberschreitenden Wanderweg einen verschließbaren Poller zu installieren. Die Sperre soll vor allem potenzielle Autodiebe abschrecken. Damit er nicht zur Farce gerät, ist er stabil gefertigt. Der Poller besteht aus Metall und hat einen schweren Innenkern, die Konstruktion ruht auf einem tief in den Boden eingelassenen Betonfundament. Um ihn umzulegen, bedarf eines einerseits eines speziellen Schlüssels und andererseits einiger Muskelkraft. Allein mit roher Gewalt ist der massive Pfeiler nicht einfach aus der Verankerung zu heben. Sebnitz hatte im Vorfeld mehrere Varianten analysiert, weil für die Stadt generell nur wenig Möglichkeiten bestehen, die Grenze zu sichern. „Der Wanderweg am Waldhaus war der einzige, der übrig blieb“, sagt der Sebnitzer Oberbürgermeister Mike Ruckh. Auf einem anderen prädestinierten Pfad am Wachberg versperren bereits Steine den Weg, der Wanderweg von Hinterhermsdorf nach Mikulasovice ist bereits mit einem Poller gesichert. Ansonsten gibt es im Stadtgebiet mehrere Stellen, auch abseits der Wege, an denen geländegängige Fahrzeuge die Grenze nahezu problemlos passieren können. Ein umfassender Schutz scheint nahezu unmöglich. „Man kann ein Sieb nicht an jeder Stelle stopfen“, sagt Ruckh. Die Wahl für einen verschließbaren Poller und der gleichzeitige Verzicht auf massivere Sperren resultiert daraus, dass künftig auch Rettungsfahrzeuge den Weg am Waldhaus passieren müssen. Hinzu kommen noch Wanderer, Skifahrer, Radfahrer sowie das Spurgerät für Loipen, für die ein Schlupfloch neben der Grenzsperre bleiben muss. Die neue Sperre beruht auch nicht auf Einseitigkeit. Laut Ruckh ist das Vorhaben mit der Bürgermeisterin von Mikulasovice zuvor besprochen worden. Sie habe zugestimmt und die Aktion begrüßt und sie keinesfalls für einen unfreundlichen Akt gehalten. Aus Sicht der Polizei kann der Poller auch für die Beamten eine wichtige Wirkung entfalten. „Er schneidet zunächst eine Fluchtroute ab, so haben wir eine Stelle weniger, an der wir massiv kontrollieren müssen“, sagt Steffen Ettrich, Leiter des Sebnitzer Polizeireviers. Stattdessen können die Ermittler dann an anderen Schwerpunkten verstärkt präsent sein. Allerdings dämpfte der Revierleiter allzugroße Hoffnungen in das neue Sicherheitssystem. Laut Ettrich werde der Poller die Kfz-Kriminalität an der Grenze nicht beenden. Auch Ruckh schränkt ein, dass die Sperre lediglich einen begrenzten Schutz biete. Heike Fritsche und Jürgen Petschel begrüßen Jürgen Petschel steht auf dem Weg vom dennoch, dass der Poller aufgestellt wurde. Sie hoffen, Waldhaus in Hertigswalde nach dass er recht lange stehen bleibt. Jedoch sehen sie die Mikulasovice, über den Diebe seinen neue Sperre lediglich als Teilerfolg auf dem Weg zu Multicar nach Tschechien schafften. Auf mehr Sicherheit in der Region. „Es muss wieder mehr die Kriminellen ist er immer noch sauer, Polizei her, so wie in den Jahren 2006 bis 2008“, sagt dennoch freut er sich, dass bald ein Heike Fritsche. Poller an dieser Stelle verhindern soll, Diese Forderung hat sie auch in ihrer Petition an den dass Täter ihr Diebesgut außer Landes schaffen. Foto: Steffen Unger sächsischen Landtag verankert. Heike Fritsche will zunächst das Ergebnis abwarten, dann will sie weiter kämpfen. „Wir müssen hier doch sicher leben können“, sagt sie, „derzeit haben wir aber große Angst.“ Samstag, 26.01.2013 (Sächsische Zeitung) SEBNITZ Bürger fordern mehr Polizei Ein Poller – schön und gut, sagen die Hertigswalder. Damit sei das Problem der Diebstähle nahe der Grenze aber nicht gelöst. Von Anja Weber Dass jetzt ein Poller den Weg für Fahrzeug-Diebe versperren wird, begrüßen Heike Fritsche und Jürgen Petschel aus Sebnitz-Hertigswalde. Und sie hoffen, dass der Poller auch recht lange stehen bleibt. „Doch es ist eben nur die eine Seite. Auf der anderen Seite müsste hier auch wieder mehr Polizei her“, sagt Heike Fritsche. Das hatte sie unter anderem auch in ihrer Petition an den Sächsischen Landtag gefordert. Fast 700 Menschen haben ihre Petition unterzeichnet. Und Heike Fritsche wird auch weiter dafür kämpfen. Denn die Unsicherheit in Hertigswalde wächst. Nicht zuletzt, weil einige Häuser dort an tschechische Bürger verkauft wurden. Nun befürchten die Hertigswalder, dass nicht alle neuen Besitzer gute Absichten haben. In den Häusern könne zum Beispiel auch Diebesgut gelagert werden. Auf jeden Fall wollen sie ein waches Auge darauf haben. Neben der Petition an den Sächsischen Landtag hatten Heike Fritsche und ihr Lebensgefährte am Mittwochnachmittag auch einen Termin beim CDULandtagsabgeordneten Jens Michel. „Für uns ist es wichtig, dass wir so viele Politiker wie möglich auf die Situation in den Grenzgemeinden aufmerksam machen“, sagt Heike Fritsche. Und sie wertet auch dieses Gespräch als Erfolg. So habe Jens Michel ein Forum für Sebnitzer Bürger angeregt, in welchem die Zuständigen der Landesregierung Rede und Antwort stehen könnten. Um einen Termin und die entsprechenden Gesprächspartner bemühe er sich. Für die Hertigswalderin steht auf jeden Fall fest, dass sie auch weiter dafür kämpft, dass in die Grenzgemeinden mehr Polizei kommt. Dabei sei es egal, ob vom Land oder vom Bund. „Ohne mehr Polizeipräsenz werden die Diebe hier auch weiterhin ihr Unwesen treiben“, sagt Heike Fritsche. Dass es sicherlich auch finanzielle Hintergründe habe, weshalb die Polizei weiter ausgedünnt werde, sie ihr auch klar. Doch der Staat habe die Pflicht, für die Sicherheit seiner Bürger zu sorgen. Und im Moment fühlten sich die Hertigswalder eben gar nicht sicher. Samstag, 26.01.2013 (Sächsische Zeitung) DIPPOLDISWALDE 1700 Euro Geldstrafe für Kupferdieb Kupferrohre sind wegen der gestiegenen Preise zu einer begehrten Ware geworden – auch bei Dieben. Gestern erhielt ein Mann vom Amtsgericht in Dippoldiswalde einen Strafbefehl für eine Diebestour, auf der er Fallrohre und Bleche abgerissen und mitgenommen hat. Zur Gerichtsverhandlung ist er nicht gekommen. Seine Partnerin ist ganz abgetaucht. Foto: dpa Wegen Kupferklau sollte ein Teplicer in Dipps vor Gericht. Der Angeklagte kam nicht. Einen Strafbefehl gab’s dennoch. Von Franz Herz Schnee fiel, die Temperaturen lagen unter null Grad. Diese Winternacht zum 25. Januar vor zwei Jahren hat ein Pärchen aus Teplice (Teplitz) zu einer Diebestour durchs Osterzgebirge genutzt, haben Kupferrohre und -bleche gestohlen – wurde aber erwischt. Gestern war der Prozess vor dem Amtsgericht Dipps angesetzt. Die Frau ist abgetaucht und für das Gericht nicht mehr zu erreichen. Der Mann sollte sich der Richterin stellen. Doch auch er kam nicht. Richterin und Staatsanwalt einigten sich nach einer halben Stunde auf eine Lösung, wie der Angeklagte dennoch zu seiner Strafe kommt. Er erhält einen Strafbefehl mit einer Geldstrafe über 170 Tagessätze für drei Diebstähle. Der Tagessatz wurde bei zehn Euro festgesetzt. Der Angeklagte kann dagegen in Widerspruch gehen. In dem Fall kommt es zu einer neuen Verhandlung. Dann muss er aber kommen, sonst gilt der Strafbefehl. Damit war der Fall nach einer Dreiviertelstunde erledigt. Sieben Zeugen sind umsonst zum Gericht gekommen. Unter ihnen war auch der aufmerksame Dippser, dem die Aufklärung zu verdanken ist. Vor Gericht war seine Aussage nun nicht gefragt, aber der Sächsischen Zeitung erzählte er seine Geschichte. Der Dreißigjährige, der anonym bleiben will, ist in der Nacht selbst in Tschechien tanken gewesen und fuhr zurück nach Hause. Direkt an der B170 sah er das tschechische Fahrzeug und einen Mann, der am Fallrohr herumdokterte. „Das war ja wirklich nicht normal“, dachte er. Er fuhr etwas weiter, um nicht aufzufallen, und rief sofort die Polizei. Danach drehte er um und fuhr zurück, um zu beobachten, was weiter an dem Haus passiert. Da waren die Kupferdiebe schon weg. Nur im frischen Schnee waren die Spuren zu sehen, die in Richtung Altenberg führten. Der Rest war Aufgabe der Polizei. Wenig später hielt eine Streife der Bundespolizei in Altenberg das Diebesfahrzeug an. Darin saßen eine 28-jährige Frau und ein 29-jähriger Mann. Einen Zentner Kupfer lud die Polizei später aus ihrem Skoda Felicia. Arnd Vogt aus Geising und Lutz Dittrich aus Glashütte wissen zu dem Zeitpunkt noch gar nicht, dass sie auch Opfer geworden sind. Sie sollten gestern ebenfalls aussagen, wozu es dann aber nicht kam. Arnd Vogt arbeitet in Geising im Kirchenvorstand mit. Er hat Tage später gemerkt, dass das Gotteshaus Opfer der Diebe geworden ist. „Ich habe von der Diebestour in der Zeitung gelesen und gleich an der Kirche nachgeschaut“, erinnert er sich. Vorne waren die Kupferrohre noch da. Also war er beruhigt. Erst später fiel ihm auf, dass auf der Rückseite kupferne Abdeckbleche von den Stützpfeilern abgerissen waren. Drei hatten die Diebe mitgenommen. Zwei waren beschädigt. Die hatten die Täter hochgebogen, aber nicht abreißen können. Er hat den Pfarrer informiert und den Diebstahl angezeigt. Der Polizist, mit dem Vogt sprach, kannte die Bleche schon. Die hatte er selbst aus dem Skoda geräumt. Von Geising hatten die Diebe ihren Weg nach Glashütte geführt, wo sie am ehemaligen Kulturhaus rund zehn Meter Fallrohre abgerissen haben. Mitarbeiter der Sächsischen Uhrentechnologie hatten zum Arbeitsbeginn am Morgen die Schäden am Haus bemerkt, wie Lutz Dittrich berichtet. Er war damals für die Verwaltung des Gebäudes zuständig und sollte gestern auch als Zeuge aussagen. Bisher hatte er mit dem Fall nur Kosten und Ärger. Nun hofft er, dass das ausgestanden ist. Samstag, 26.01.2013 (Sächsische Zeitung) Als spiegelten sich Engel im Wasser Vor 82 Jahren kam Ingrid Struckmann in Dresden zur Welt. Als sie sieben war, wurde ihre Mutter depressiv – und fiel der „Medikamenten- Euthanasie“ der Nazis zum Opfer. Von Oliver Reinhard Es gibt einen Ort, an dem Ingrid Struckmanns Hoffnung ein wenig Halt findet: an einer Mauer, am eisernen Tor darin, auf der Brache dahinter, wo unter Baumkronen eine verwitternde Skulptur ihren steinernen Leib gegen den Wind und die Zeit stemmt. Dass hier, mitten in der Einsamkeit der Felder südlich von Pilsen, einst ein Gräberfeld war und die Erde immer noch Tote birgt; nichts erinnert daran. Zu gründlich wurde alles eingeebnet, vor zu vielen Jahren schon, für eine Fasanerie, die ebenfalls längst wieder verschwunden ist, spurlos wie das Gräberfeld, als hätte es beides nie gegeben. Bilderstrecke Margareta Schmits mit Tochter Ingrid an der Ostsee. Als sie 1938 eine Reise an die Adria unternahmen, erkrankte die Mutter. Die Diagnose „Schizophrenie“ machte sie für die Nazis zu „lebensunwertem Leben“. Foto: Familienbesitz Für Ingrid Struckmann ist dieser Ort in Tschechien mehr als nur ein aufgelassener und vergessener Friedhof. Irgendwo hinter dieser Mauer und diesem Tor, so glaubt sie zumindest, hat ihre Mutter die letzte Ruhestätte gefunden. „Ich hätte nur gerne wirkliche Gewissheit“, sagt sie. „Und vielleicht eines Tages sogar eine kleine Tafel, die hier an meine Mutter, an die anderen Toten und an deren Schicksale erinnert.“ Ihre Mutter war Margareta Schmits, 1902 in Schweden geboren, später Kunststudentin in Dresden, nach Heirat in Berlin und früher Scheidung 1934 zurückgezogen an die Elbe mit der damals vierjährigen Ingrid. Die anderen waren mindestens mehrere Hundert. Sie starben während des Zweiten Weltkriegs ein paar Steinwürfe nordwärts des Friedhofs in der Heil- und Pflegeanstalt Wiesengrund, dem heutigen Dobrány, und wurden hier verscharrt. Ihr Schicksal war die Vernichtung. Sie wurden zu Opfern der „Medikamenten-Euthanasie“ der Nationalsozialisten. Die ließen von 1939 bis 1945 zwischen 100000 und 150000 geistig und körperlich Erkrankte töten. Zumeist durch überdosierte Abgabe von Beruhigungs- und Schlafmitteln und durch gezieltes Verhungernlassen. Viele dieser „lebensunwerten Leben“ endeten erst nach einer Odyssee von Anstalt zu Anstalt. Ein Kreislauf der Massentötung, beamtensorgfältig organisiert bis zur letzten Leidensstation. Die hieß auch für Margareta Schmits Wiesengrund. Dort kam sie 1941 im Alter von 39 Jahren ums Leben. Genaueres weiß ihre Tochter nicht. „Man müsste in den Anstaltsbüchern von Dobrány nachforschen“, sagt Ingrid Struckmann. Doch deren Inhalt fällt laut Gesetz unter das Medizingeheimnis, für die Dauer von 100 Jahren. So bleiben Fragen dort, wo Ingrid Struckmann auf Antworten hofft, auf ein bisschen mehr Gewissheit. Birgt die Erde jener Brache wirklich die Überreste ihre Mutter? Woran genau ist sie gestorben? Und wie genau? Obwohl ... man muss nicht unbedingt alles wissen. Jedenfalls nicht jedes Detail. Nur das Wichtigste, das würde schon genügen: dass ihre Mutter einen Platz hat, nicht nur in der Erinnerung. Und dass man es an diesem Platz vielleicht irgendwann irgendwie sagen oder schreiben kann: Hier ruht ein Mensch, der nicht namenlos war. Der ein Leben gehabt hat. Und eine Tochter. Ingrid Struckmann ist keine gramgebeugte Frau. Sie wuchs in einem Potsdamer Internat auf und besuchte ihren Vater und dessen zweite Gattin regelmäßig in Berlin, sie heiratete, bekam Kinder und Enkel und lebt immer noch ein schönes Leben in der Geborgenheit ihrer Familie. Kostüm und Schmuck zeugen von unaufdringlicher Eleganz und passen prächtig zum Lächeln, dass sie oft und gerne im wachen Gesicht trägt. Der aufgelassene „Hier.“ Ihr schlanker Anstaltsfriedhof im Ingrid Struckmann mit Finger tippt auf eine tschechischen Dobrány. ihrer Enkelin. Die Seite des Fotoalbums, Wurde Margareta Schmits Zwanzigjährige heißt das sie hervorgeholt hier bestattet? Foto: Boris Margaretha – wie ihre hat, vorsichtig; es ist Böhm Urgroßmutter. Foto: Maxim Sergienko nicht mehr das Jüngste. „Hier, das sind wir beide“: eine Frau im weißen Sommerkleid, das dichte Haar zerteilt ein modischer Seitenscheitel, ihre Arme umschließen ein strahlendes Mädchen, Ingrid, sie steht auf einem Stuhl. Über ihnen weht eine Hakenkreuzfahne. „Da sind wir an der Ostsee. Das war der letzte Urlaub, bevor es passiert ist.“ Ingrid Struckmanns Mund lächelt noch immer. Ihre Augen tun es nicht mehr. „Es“ passierte 1938. Margareta Schmits reiste mit Ingrid nach Triest an die italienische Adria. Sie unternahmen einen Schiffsausflug, es war herrliches Wetter, auf dem Rückweg ging die Sonne unter wie im Märchen. „Da hat meine Mutter auf das Meer gezeigt, hat gelächelt und gesagt: ,Schau mal, das sieht ja aus, als würden sich Engel im Wasser spiegeln.‘ Dann stand sie auf, ganz ruhig, ging zur Reling ... und dann wollte sie sich ins Wasser stürzen.“ Andere Passagiere sahen es, reagierten und hielten Margareta Schmits zurück. An Land brachte man sie mit ihrer Tochter ins Hotel. In der Nacht habe ihre Mutter immer wieder versucht, aus dem Fenster zu springen, erinnert sich Ingrid Struckmann. „Am Morgen wurde sie in eine Triester Klinik gefahren. Ich weiß noch, dass ich mich an sie geklammert und furchtbar geschrien und geweint habe, den ganzen Tag, noch lange, nachdem man mich ihr weggenommen hatte. Das war das letzte Mal, dass ich meine Mutter gesehen habe.“ Einige Wochen später, Ingrid war inzwischen beim Vater in Berlin, wurde Margareta Schmits nach Dresden verlegt, mit der Diagnose „Exogene Depression“. Ob dafür ihr anhaltender Schmerz mitverantwortlich war? Darüber, dass sie nach kurzer Ehe und Geburt der Tochter von ihrem Mann für eine andere verlassen wurde? Sie kam in die Privatklinik des Mäzens, Nervenarztes und Naturheilkundlers Heinrich Stadelmann. Einmal noch hatte Frau Schmits Besuch von einer Freundin aus Schweden. „Hol mich hier raus“, soll sie gebeten haben. „Die Therapien sind so schrecklich.“ „Über ihr weiteres Schicksal haben wir immerhin einige Informationen“, sagt Boris Böhm, Leiter der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, einst eine der sechs großen NSKrankenmordanstalten. „Sie blieb in Behandlung, zunächst in der Psychiatrischen und Nervenklinik am Stadtkrankenhaus Löbtauer Straße.“ Deren Direktor beantragte die Zwangssterilisation, wie es das bereits 1933 von den Nationalsozialisten erlassene „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ vorschrieb. Die Anordnung vom Erbgesundheitsgericht erging am 19.Juli 1939, als Frau Schmits schon im Sanatorium Hartheck bei Leipzig war. Das Drama nahm seinen tödlichen Lauf. Am 1.September überantwortete Hitlers „Euthanasiebefehl“ unheilbar Kranke dem „Gnadentod“. Eine Meldepflicht wurde eingeführt, auch für „Geisteskranke“ in Anstalten und Heimen. Zwei Monate später drängte Herbert Schmits das Dresdner Gesundheitsamt, man möge seine frühere und jetzt als schizophren geltende Gattin dauerhaft einweisen in eine Landesanstalt, da diese billiger seien. Was das für Margareta bedeuten und was mit ihr und den anderen Kranken geschehen würde; es ist ungewiss, ob Herbert Schmits davon wusste. Dass die gebürtige Schwedin nur wegen der drei Ehejahre mit ihm Deutsche geworden war und allein deshalb der „Euthanasiebefehl“ nun auch sie betraf, dürfte ihm indes bewusst gewesen sein. Tatsächlich wurde Margareta Schmits Anfang 1940 von Hartheck in die Landesanstalt Arnsdorf verlegt, eine Art „Sammelstelle“, von der aus man Patienten auf diverse Tötungsanstalten verteilte. Ihre Krankenakte vermerkt: „Schmits, Margareta Beate, geb. Egerström“ und „Tochter: Ingrid Sch., geb. 19.9.1930, wohnh. b. Vater“. Am 23. April 1941 kam sie auf ihren letzten Transport Richtung „Wiesengrund Sud-G“. Boris Böhm forscht im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit der Gedenkstätte Hartheim in Österreich sowie dem Institut für Zeitgeschichte in Prag auch über die Rolle der sudetendeutschen Gau-Anstalten während der „Medikamenten-Euthanasie“. Insgesamt 5500 Wiesengrunder Patienten kamen zwischen 1939 und 1945 ums Leben. Einer davon war Margareta Schmits. „Die enorm hohe Sterblichkeit resultiert offenbar auf deutlicher Mangelversorgung, viele ließ man absichtlich verhungern. Es wurden aber auch zahllose Patienten mit Medikamenten getötet“, sagt Böhm. „Das zeigt sich auch am Schicksal der 476 Patienten aus Arnsdorf, die mit Frau Schmits nach Wiesengrund kamen. Nur ganz wenige haben überlebt.“ Ihre Tochter erfuhr vom Vater nur, dass die Mutter nicht mehr lebte. „Sie ist ja krank gewesen, und Kranke sterben eben manchmal. Für mich war das sehr traurig. Es schien mir aber nichts Ungewöhnliches zu sein“, erinnert sich Ingrid Struckmann. „Noch als mein Mann mich lange nach dem Krieg fragte, was denn mit Mutter geschehen sei, sagte ich nur: ,Sie ist gestorben, als ich sieben war.‘“ Tatsächlich war sie sieben, als sie ihre Mutter zum letzten Mal sah. Als man Margareta Schmits umbrachte, war Ingrid schon elf. Erst in den Sechzigern wollte sich Frau Struckmann mit ihrer Unkenntnis selbst nicht mehr zufriedengeben. Zu viel war inzwischen bekannt geworden über die „Euthanasie“Morde. Sie stellte Strafanzeige wegen Mordes gegen unbekannt. Sogar die tschechische Staatssicherheit nahm Ermittlungen auf. Die wurden zwar 1968 eingestellt, aber nur vorläufig, und hinterließen umfangreiches Aktenmaterial. Darauf stieß vor einigen Jahren Michal Simunek vom Prager Institut für Zeitgeschichte. „Ohne die Anzeige von Frau Struckmann wäre das Schicksal ihrer Mutter hier unbekannt geblieben“, so der Historiker. „Stattdessen wurde es zum Präzedenzfall für unsere Forschungen zur Euthanasie im früheren Sudetengau.“ Simunek informierte seinen Kollegen Boris Böhm. Der fuhr nach Dobrány, um den früheren Anstaltsfriedhof zu suchen, und entdeckte ihn schließlich. Daraufhin nahm Michal Simunek Kontakt auf mit den Hinterbliebenen von Margareta Schmits in Hamburg. Einige Zeit später standen sie vor dem schmiedeeisernen Tor und schauten auf die Brache, Michal Simunek, Ingrid Struckmanns Tochter und Schwiegersohn, ihre Enkelin, und sie selbst. „Ich war erleichtert. „Endlich konnte ich sehen, wo meine Mutter wohl hingekommen ist. Obwohl so eine Brache in Tschechien natürlich schon etwas anderes ist als unser Familiengrab in Hamburg, in dem auch meine anderen Angehörigen liegen.“ Auf dem Standesamt von Dobrány durften sie das Totenregister einsehen – und fanden sie: Margareta Schmits, geboren am 1. 4. 1902, gestorben am 31. 8. 1941 in Wiesengrund. An „Lungenentzündung“. Einer der üblichen offiziellen NS-Euphemismen für „ermordet“. Die Spalte über den Begräbnisort gibt ein weiteres Rätsel auf: Zwar steht dort „Anstaltsfriedhof“, aber das Wort wurde wieder durchgestrichen. „Vielleicht können wir über Umwege doch noch herausfinden, ob Margareta Schmits wirklich dort begraben wurde oder anderswo“, sagt Michal Simunek. „Nur – das wird schwierig und kann lange dauern.“ Zumindest hat Margareta Schmits jetzt schon Eingang gefunden in ein Sächsisches Gedenkbuch-Projekt. „Die meisten Menschen wissen ja nur vom ungleich bekannteren Gas-Massenmord an Kranken, von der sogenannten Euthanasie-Aktion T4 in den Jahren 1940 und 1941“, sagt Boris Böhm. „Die ,Medikamenten-Euthanasie‘ der Nationalsozialisten an Kindern, Psychiatriepatienten, geistig Behinderten, Pflege- und Altersheimbewohnern ist dagegen weniger bekannt. Eben deshalb wollen wir mit unserem Gedenkbuch gezielt an diese Opfer erinnern.“ Dass am verlassenen Friedhof bei Dobrány irgendwann einmal ein paar Worte an ihre Mutter und die anderen Toten von Wiesengrund erinnern; Ingrid Struckmann wird weiter drauf hoffen. Immerhin besteht die Erinnerung an Margareta Schmits nicht allein aus Gedanken. „In Schweden, auf dem Familiengrundstück meiner Mutter, steht ein Gedenkstein an sie. Und Herr Simunek hat uns ein paar Steine vom Friedhof geschickt“, sagt sie. Dann lächeln auch ihre Augen wieder mit: „Einer davon liegt jetzt auf dem Gedenkstein in Schweden.“ Das ist mehr, als den meisten Hinterbliebenen von Opfern des NS-Krankenmords geblieben ist. Doch da wäre noch etwas. Genauer: noch jemand. Ihre Enkelin. Sie heißt Margaretha. „Ich glaube fest daran, dass etwas von unseren Toten in den Nachkommen weiterlebt“, sagt Ingrid Struckmann. Dass sie damit recht haben dürfte, man kann es sehen: Nicht nur in ihrem Gesicht, auch in den Zügen der 20-jährigen Margaretha lebt mehr weiter als eine nur ferne Erinnerung an deren Urgroßmutter Margareta Schmits. Samstag, 26.01.2013 (Sächsische Zeitung) PIRNA/ USTI NAD LABEM Verbrecherjagd in Böhmen bislang erfolglos Die seit über einer Woche laufende Großfahndung in der Böhmischen Schweiz nach einem mutmaßlichen Verbrecher ist bislang ohne Erfolg geblieben. Jindrich Jetmar sei weiterhin auf der Flucht, bestätigte die tschechische Polizei gestern. Die Fahndung werde auch am Wochenende fortgesetzt. „Für die Aktion ist kein zeitliches Limit gesetzt“, sagte Polizeisprecherin Alena Bartosova. Wo die Fahndung genau läuft, wollte Bartosova aus ermittlungstaktischen Gründen nicht mitteilen, warnte aber erneut vor Ausflügen in die Böhmische Schweiz. Der Gesuchte sei gefährlich, es sei davon auszugehen, dass er von der Schusswaffe Gebrauch macht. Der 47-Jährige wird wegen versuchten Mordes gesucht. Er ist 1,78 Meter groß und hat grau melierte Haare. Zuletzt wurde er in einem grauen Mantel, karierten Hosen und mit Rucksack gesehen. (stn) Hinweise an die Polizei in Tschechien unter 158 RUMBURK Polizei findet keine illegale Unterkunft Freigelassene Straftäter im Schluckenauer Zipfel haben bisher keine Straftat begangen. Die Polizei kontrolliert aber stark. Bei dem früheren Bürogebäude einer Speditionsfirma in Rumburk am ehemaligen Transitgrenzübergang von Neugersdorf handelt es sich nach Auskunft der Stadt Rumburk um eine private Unterkunft. Der Eigentümer dort biete armen Menschen eine Unterkunft an, erfuhr die SZ auf Nachfrage. Das Gerücht, dass es sich bei diesen um freigelassene Straftäter handele, konnte die Sprecherin von Rumburk, Gabriela Dousova, nicht bestätigen. Die Polizei sei wegen der SZ-Anfrage extra dort nachsehen gegangen, ob es sich hierbei um eine illegale Unterkunft handele, so die Auskunft. Auch von der deutschen Polizei seien Anregungen dazu gekommen. „Bisher haben sie nichts und niemanden gefunden“, so Dousova. Einer neuerlichen Zusammenkunft der Vertreter Rumburks, der Bezirkspolizei und anderen habe gezeigt, dass im Schluckenauer Zipfel bisher keine von Begnadigten begangene Straftat registriert worden ist. Wie die SZ bereits berichtete, hat Rumburk einen guten Überblick über alle wegen der großangelegten Amnestie entlassenen Gefangenen in ihrem Gebiet. Demnach handelt es sich bei diesen meist um Kleinkriminelle und Drogenabhängige und nicht um Gewalttäter, Mörder oder Finanzbetrüger. Nichtsdestotrotz hat die tschechische Polizei ihre Streifen verstärkt. (kaz) Samstag, 26.01.2013 (Sächsische Zeitung) SÄCHSISCHE SCHWEIZ Radrennen mit Rauschgift im Gepäck Eine sportliche Flucht vor Polizei und Zoll legte am Dienstag ein Fahrradfahrer aus dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge in Neurehefeld hin. Er kam soeben aus Tschechien und wollte nach Hause fahren. Jedoch reagierte er nicht auf die Anhaltezeichen und fuhr sportlich weiter. Auch einen zweiten Versuch mit der AnhalteKelle ignorierte der Mann, schildert die Polizei. Da nahmen die Beamten das Dienstfahrzeug und stellten den Mann in Rehefeld. Der 39-Jährige erklärte, er betreibe Leistungssport und sei deshalb so schnell gefahren, als ob er flüchte. Zudem sei es ja eisig kalt. Bei der Durchsuchung des Mannes im Polizeiauto breitete sich jedoch Cannabisgeruch aus. Im Rucksack stellten die Fahnder dann elf Gramm Cannabis und eine geringe Menge Crystal fest. Für seine sportliche Leistung bei dieser Witterung bekam er keinen Preis verliehen. Stattdessen erwartet den Mann nun eine Anzeige wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. (SZ) Spannende Stichwahl in Tschechien Ein kauziger Fürst oder ein linker Meister des Bonmots: Wer folgt auf Präsident Vaclav Klaus? Prag. Die erste Direktwahl des tschechischen Präsidenten geht ins hartumkämpfte Finale. Am Freitag begann die zweitägige Endrunde zwischen dem Linkspopulisten Milos Zeman (68) und dem konservativen Adeligen und Außenminister Karel Schwarzenberg (75). Mehr als acht Millionen Tschechen sind wahlberechtigt. Meinungsforscher erwarten ein Kopf-an- Kopf-Rennen, sehen aber einen leichten Vorteil für den linken Ex-Regierungschef Zeman. „Zeman und Schwarzenberg haben mit einer hysterischen Kampagne die Gesellschaft gespalten“, bemängelte Ministerpräsident Petr Necas. Zentrales Streit-Thema war die Vertreibung von Millionen Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. „Die Vertreibung war für uns kein Ruhmesblatt“, hatte Schwarzenberg betont und Kritik geerntet. Schwarzenberg ist Vizechef einer nach harten Sparmaßnahmen unbeliebten Mitte-Rechts-Regierung. Zeman präsentiert sich als linker Kandidat und propagiert ein skandinavisches Wohlfahrtsmodell. „Diese Wahl lässt niemanden in Tschechien kalt“, sagte der Politologe Jiri Pehe. „Die politische Spannung ist so hoch wie seit (der Wende von) 1989 nicht mehr.“ Für Erstaunen sorgte am ersten Wahltag, dass Schwarzenberg an seinem Wohnort Sykorice eine ungültige Stimme abgab. Im Medienrummel habe der adelige Fürst vergessen, seinen Stimmzettel in den obligatorischen Umschlag einzutüten, berichtete das Fernsehen. Das Staatsoberhaupt ernennt den Ministerpräsidenten und die Verfassungsrichter. Der bisherige Präsident und scharfe EU-Kritiker Vaclav Klaus konnte nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten. (dpa) Milos Zeman am Samstag in Prag. Der Linkspopulist hat die Präsidentenwahl in Tschechien gewonnen. ©dapd Samstag, 26.01.2013 (Sächsische Zeitung) Tschechien erlebt einen Linksruck Mit Milos Zeman zieht ein Provokateur und Volkstribun in den Palast auf dem Prager Hradschin. Seinem Herausforderer, dem Fürsten Karel Schwarzenberg, wurde die Zeit im Exil zum Verhängnis. Prag.Der populistische Ex-Ministerpräsident Milos Zeman (68) hat die Präsidentenwahl gewonnen. Nach Auszählung von mehr als 97 Prozent der Wahlbezirke erreichte er eine Zustimmung von 55,3 Prozent. Zeman setzte sich gegen den konservativen Herausforderer und amtierenden Außenminister Karel Schwarzenberg (75) durch. Der Adelige kam nur auf 44,6 Prozent, wie das Statistikamt in Prag am Samstag mitteilte. In dem historischen Urnengang konnten rund acht Millionen Tschechen erstmals direkt ihren Präsidenten bestimmen. Der bisherige Amtsinhaber und scharfe EU-Kritiker Vaclav Klaus durfte nach zehn Jahren auf dem Prager Hradschin nicht mehr antreten. Das vorläufige Endergebnis wurde am späten Nachmittag erwartet. Die Beteiligung lag mit rund 56 Prozent niedriger als bei ersten Wahlgang vor zwei Wochen. Der tschechische Präsident hat weitgehend repräsentative Aufgaben, ernennt aber den Regierungschef und die Verfassungsrichter. Zeman bezeichnet sich selbst im Gegensatz zu Klaus als «Euro-Föderalisten». Der Linke inszenierte sich in einem teils schmutzigen Wahlkampf als bodenständiger Volkstribun. Der Zweimetermann suchte die Konfrontation mit seinem adeligen Herausforderer, der lange in Wien gelebt hatte. Schwarzenberg geriet wegen kritischen Äußerungen zur Nachkriegsvertreibung der Deutschen zunehmend in die Defensive. Auch seine Zeit im Exil wurde ihm angekreidet. Zudem ist er Vizechef einer nach Sparmaßnahmen unbeliebten Regierung. Zeman stand von 1998 bis 2002 an der Spitze einer Minderheitsregierung. In seiner Regierungszeit häuften sich internationale Skandale. So diffamierte er in einem Interview einmal die vertriebenen Sudetendeutschen als «fünfte Kolonne Hitlers». Selbst seine Gegner anerkennen indes, dass er den Bankensektor erfolgreich privatisierte und ausländische Investoren ins Land holte. (dpa) Samstag, 26.01.2013 Radio.cz Miloš Zeman ist erster direkt gewählter Staatspräsident der Tschechischen Republik Miloš Zeman ist nach dem vorläufigen Endergebnis der erste direkt gewählte Staatspräsident der Tschechischen Republik. Unerwartet deutlich kam der ehemalige Ministerpräsident Zeman auf knapp 55 Prozent der Stimmen. Sein Konkurrent, der amtierende Außenminister Karel Schwarzenberg, erreichte etwas über 45 Prozent. Zeman konnte vor allem auf dem Land und in kleineren Gemeinden punkten, während Schwarzenberg in den größeren Städten des Landes gewinnen konnte. Besonders stark konnte Außenminister Schwarzenberg unter den Auslandstschechen punkten. Insgesamt erhielt der Adelige dort 84 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die Amtseinführung des neuen Präsidenten findet am 8. März statt, am 7. März läuft die zweite Amtszeit von Amtsinhaber Václav Klaus ab. Miloš Zeman kündigt an, Präsident aller Tschechen zu sein Miloš Zeman dankte in einer ersten Pressekonferenz allen seinen Wählern und bezeichnete seinen Sieg als überzeugend. Als erster direkt gewählter Präsident wolle er Präsident aller Tschechen sein. Er wolle die unteren 10 Millionen vertreten, unter denen sowohl seine als auch die Wähler von Karel Schwarzenberg seien, so Zeman weiter. Beteiligung an Stichwahl bei 59 Prozent Das Interesse der Bürger an der zweiten Runde der Präsidentenwahl war etwas niedriger, als in der ersten Runde. Obwohl aus den touristischen Ski-Zentren im ganzen Land eine besonders hohe Wahlbeteiligung gemeldet wurde, gaben nur wenig mehr als 59 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. In der ersten Runde der ersten direkten Präsidentenwahl des Landes gingen 61 Prozent zur Urne. Etwa ein halber Prozentpunkt der abgegebenen Wahlzettel war ungültig, darunter auch die Stimme von Karel Schwarzenberg, der am Freitag seinen Zettel ohne den nötigen Umschlag in die Urne geworfen hatte. Zeman von Anhänger der Sozialdemokraten und Kommunisten gewählt, Schwarzenberg von ODS und Top 09 In der Stichwahl haben die Anhänger der Sozialdemokratie, der Kommunisten sowie der erfolglosen Kandidaten Jan Fischer und Vladimír Franz den ehemaligen sozialdemokratischen Premierminister Miloš Zeman gewählt. Auch die Anhänger der Christdemokraten (KDU-ČSL) haben in der Mehrheit für Zeman gestimmt. Sein Gegner, der amtierende Außenminister Karel Schwarzenberg, konnte vor allem auf die Stimmen seiner eigenen Partei Top 09, auf die Wähler der Bürgerdemokraten (ODS), aber auch auf die Anhänger von Taňa Fischerová zählen. Václav Klaus: Wahl Zemans ist Sieg von Wahrheit und Liebe über Lüge und Hass Der amtierende tschechische Staatspräsident Václav Klaus äußerte sich auf seiner Auslandsreise in Chile zum Wahlergebnis. Er sei stolz auf die tschechische Nation, die nicht einer medialen „Gegenkampagne“ erlegen sei. Die Wahl von Zeman sei ein Sieg von Wahrheit und Liebe über Lüge und Hass, so Klaus gegenüber der Presseagentur ČTK. Zeman wird Präsident Samstag, 26. 01. 2013 Prager Zeitung Die Tschechen haben Miloš Zeman zum neuen Staatsoberhaupt gewählt. Der frühere Regierungschef und Vorsitzende der Sozialdemokraten (ČSSD) soll offiziell am 8. März in sein Amt eingeführt werden. Zeman erhielt in der Stichwahl mit 54,80 Prozent knapp 470.000 Stimmen mehr als sein Konkurrent Karel Schwarzenberg. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,11 Prozent. Zeman hatte sich vor den Wahlen als linksgerichteter Kandidat bezeichnet und sich im Wahlkampf klar gegen die derzeitige Regierung von Premier Petr Nečas gestellt. Eigenen Worten zufolge will Zeman als Präsident "aktivistisch" handeln, der von der Prager Burg aus seine eigenen Pläne verfolgt und sich auch in Regierungs- und Parlamentsverhandlungen einmischen will. Die Frage ist jedoch, in welchem Maße sich diese Ziele im Rahmen der beschränkten Befugnisse des Staatsoberhaupts durchsetzen lassen. Ein einfacher Partner wird der neue Präsident auch für die oppositionellen Sozialdemokraten nicht sein. Die Parteiführung der ČSSD hatte sich zunächst gegen eine Präsidentschaftskandidatur Zemans gestellt und ihn beschuldigt, dem Ruf der Sozialdemokratie geschadet zu haben. Gemeinsam mit Václav Havel und Václav Klaus gehört Zeman zu den drei markantesten Politikern der tschechischen Nachwendezeit. Seine Karriere in den neunziger Jahren wurde von einigen Politaffären und kontroversen Privatisierungen begleitet. Seine Kritiker werfen Zeman auch das Bündnis mit Václav Klaus vor, mit dem er im Jahr 1998 den sogenannten Oppositionsvertrag beschloss, der eine Minderheitsregierung der Sozialdemokraten ermöglichte. Zemans klarer Sieg erleichtert den Abgang von Präsident Klaus, der sich im Wahlkampf ausdrücklich gegen die Kandidatur Schwarzenbergs stellte. Zeman sagte mehrfach, er würde Klaus ungeachtet unterschiedlicher Ansichten respektieren und dessen derzeitigen Kanzler Jiří Weigl in seinem Amt belassen. Gegenüber Klaus versteht sich Zeman als europäischer Föderalist. Inoffiziellen Angaben zufolge blickt er mit großer Zuversicht auf Frankreich und Deutschland, die in der Lage wären, die europäischen Probleme zu lösen. Zeman konnte mit Ausnahme der Hauptstadt in allen tschechischen Regionen die Stimmenmehrheit erringen. Schwarzenberg, der in Prag mehr als 66 Prozent der Stimmen erhielt, war auch bei den im Ausland lebenden Tschechen (84,21 Prozent) sowie in den meisten Kreisstädten erfolgreich. Zeman siegte lediglich in Ústí nad Labem, Pardubice, Jihlava, Olomouc und Ostrava. Text: čtk/PZ, Foto: SPOZ