Treatment - Inga Rienau

ROLLE VORWÄRTS
Treatment
von
Inga Rienau
© Ingetraud Rienau
E-Mail: [email protected]
http://www.inga-rienau.de
Rolle vorwärts – Treatment von Inga Rienau
Rolle vorwärts
TV-Tragikomödie, 90 Min.
von Inga Rienau
Eifersucht und Drama – genau das will Paul nach Verbüßung
seiner Gefängnisstrafe nie mehr erleben. Und genau das
wartet auf ihn …
Durch Intrige aus Eifersucht muss der begabte
Schauspielschüler Paul für mehrere Jahre ins Gefängnis.
Nach seiner Entlassung vergräbt er sich desillusioniert in
seinem Alltag. Doch er verfängt sich erneut in Dramen und
muss sich seiner Vergangenheit stellen, bevor er
letztendlich die Bühne des Lebens betritt – auf ungeahnte
Art und Weise.
Stil / Atmosphäre
Die intensiven Emotionen der Figuren kontrastieren zum
selbst gewählten Gefängnis des Protagonisten, das sich nur
zögernd öffnet. Lakonische, ironische Dialoge brechen die
tragischen Elemente. Musik und Farben verweisen über die
Story hinaus auf die Bedeutung der Kunst für den
Schauspieler Paul, die Malerin Anja, den Musiker Walter.
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Rolle vorwärts – Treatment von Inga Rienau
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Handlung
(Anm. der Autorin: Die Überschriften entsprechen den
Drehbuchszenen und beschreiben kurz die Handlung.)
TITEL
Eine Großstadt aus der Vogelperspektive. Es ist Sommer, in
der City herrscht geschäftiges Treiben. Leichter Dunst
liegt über der Stadt.
Die Kamera zoomt näher heran: Kinder plantschen in einem
Springbrunnen, ein Hund pinkelt gegen ein ehrwürdiges Haus
aus der Gründerzeit. Ein Liebespaar schlendert eng
umschlungen vor dem Haus vorbei. Aus dem hohen geöffneten
Fenster dringen Wortfetzen in einem ungewohnten,
theatralischen Rhythmus.
EXPOSITION
1. Paul und Lena beim Schauspieltraining
Ein großer, unmöblierter Raum mit Parkettboden, Stuck
verzierter Decke, von der ein riesiger Kronleuchter
baumelt, und Spiegeln an einer Wand. Der Raum ist in
Dämmerlicht getaucht.
Durch das geöffnete Fenster sehen wir den Springbrunnen mit
den lachenden und kreischenden Kindern. Das Fenster wird
geschlossen, und der Schauspiellehrer fordert auf weiter zu
spielen.
Ein Sonnenstrahl fällt auf PAUL, der gerade an einer
Liebesszene aus Othello arbeitet. Seine Körpersprache
drückt Spannung und Beweglichkeit aus; er spricht den Text
fließend und eher ruhig, ohne aufgesetzte Emotion. Auch mit
den paar schwarzen Flecken im Gesicht als provisorischer
Schminke wirkt er glaubwürdig. LENA hingegen, blond und
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blass, gibt die wenigen Sätze ihrer Desdemona fahrig, und
der Lehrer unterbricht sie ungehalten.
MIKE kommt verspätet hinzu, in Edeljeans und mit einer
Rolex am Handgelenk. Er entschuldigt sich nur halbherzig
und wird vom Lehrer wg. chronischer Unpünktlichkeit
rausgeworfen. Er brauche auch nicht wiederzukommen. Mike
zuckt mit den Schultern und meint, dass dieser Affenzirkus
eh nichts für ihn sei. Er verbeugt sich übertrieben vor dem
Spiegel und wirft dann im Gehen Lena einen Kussmund zu.
Lena bricht das Training ab und läuft ihm hinterher. Paul
will sie vergeblich aufhalten.
2. Lena arbeitet in Mikes Apartment
Ein luxuriös eingerichtetes Apartment mit einem großen,
schwarz und lila bezogenen Bett in der Mitte.
Lena bedient einen Freier, der sie in seiner Erregung
würgt. Mike kommt hinzu, prügelt den Mann raus und gibt der
aufgelösten Lena das fleißig verdiente Kokain. Er streicht
ihr über den Kopf und dankt seinem reichen Papa im Himmel,
der zwar ein Arschloch gewesen sei, aber ihm immerhin vor
seinem Abgang das Apartment vererbt habe.
Mike schaut auf seine Rolex: gleich kommt die nächste
Untermieterin. Und, ach ja, Lena soll endlich die Finger
von diesem Weichei Paul lassen, sonst muss er ihm wohl eine
kleine Abreibung verpassen …
3. Paul besorgt für Lena Stoff
Vor der Schauspielschule fragt Paul Lena, ob sie zu ihm
mitkomme. Sie schüttelt den Kopf, es gehe ihr nicht gut.
Sie braucht dringend wieder Stoff, will aber nicht mehr in
Mikes Apartment. Eher bringe sie sich um. Paul zögert: er
will nichts mit Mike zu tun haben, außerdem hat er selbst
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kaum Geld. Er beschwört Lena, diesen Typen endlich zu
vergessen. Als Lena ihn anfleht und ihm sagt, dass sie doch
nur ihn liebe und es das letzte Mal sei, zieht er los.
4. Paul wird von der Polizei erwischt
Paul wühlt zwischen Holzbrettern in einem
heruntergekommenen Schuppen. Er findet eine Plastiktüte und
nimmt sie an sich. Als er sich aufrichtet und umdreht,
stehen im Gegenlicht zwei Schatten in der Tür: Polizei.
5. Mike provoziert Paul in dessen Bewährungszeit
Paul und Lena küssen sich abends vor dem Springbrunnen und
werden hierbei von Mike und dessen Kumpel Kevin, einem
Schlägertypen, beobachtet. Mike befiehlt Lena zu gehen, sie
gehorcht. Als Paul ihr folgen will, wird er durch Kevin
festgehalten.
Mike bedauert Paul zynisch, dass er erwischt worden sei,
aber mit der Bewährungsstrafe habe er ja Schwein gehabt.
Paul fragt, woher die Polizei überhaupt von dem Versteck
wusste. Mike grinst nur breit. Er fordert Kevin auf, Paul
eine ordentliche Strafe zu verpassen, weil er seine Finger
nicht von Lena lasse.
Kevin schlägt zu. Paul wehrt sich, stößt ihn heftig von
sich, und Kevin stürzt so unglücklich mit dem Hinterkopf
auf die Brunnenkante, dass er stirbt. Mike brüllt Paul an,
dass er seinen einzigen Freund gekillt habe. Er wird ihn
fertig machen …
6. Paul wird aus dem Gefängnis entlassen
Eine Haftanstalt von außen. Es regnet in Strömen. Ein
Vollzugsbeamter öffnet die Tür und entlässt Paul in die
Freiheit. Er lobt Paul für die gute Führung und wünscht ihm
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alles Gute. Wegen des Sauwetters drückt er ihm jovial
seinen Notschirm in die Hand.
Paul öffnet den Schirm, der völlig verbogen ist, und wirft
ihn ins nächste Gebüsch. In Sekundenschnelle ist er völlig
durchnässt. Er geht langsam weiter.
7. Paul arbeitet in der Schreinerwerkstatt eines Theaters
Eine nackte Schaufensterpuppe sitzt auf einem Plüsch
bezogenen Thron, beleuchtet von Neonlicht. Der Fußboden ist
von Holzspänen und Staub bedeckt. Das schrille Kreischen
einer Kreissäge ist zu hören, die Puppe schaut starr. Wir
befinden uns in einer fensterlosen Werkstatt.
An den Werkbänken stehen Paul und TOMEK in Arbeitskleidung.
Tomek, lang und dünn, setzt gerade die Säge ab und summt
gut gelaunt mit polnischem Akzent ein Lied von J. Cash:
I get Rhythm, wenn I feel the Blues … Er verkündet Paul,
dass er irgendwann aus diesem Kellerloch kommen werde.
America, I come!
Werkstattleiter SCHRÖDER kommt mit einem Brett unter dem
Arm und meckert Paul an. Er habe sich vermessen. Die Lehre
im Knast sei wohl nicht das Wahre gewesen! Paul schaut ihn
nur stumm an, und Schröder zieht sich unbehaglich zurück.
Tomek lädt Paul zu seinem Geburtstag ein, er soll endlich
mal was unternehmen. Paul lehnt ab. Warum? Paul zeichnet
mit dem Lineal ein Viereck in den staubigen Boden.
Tomek
Und? Was soll das?
Paul
Hier bleibe ich.
Tomek
Hä?
Paul markiert die vier Eckpunkte.
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Paul
Wohnung, Werkstatt, Kneipe und hier … der
Supermarkt. Ich habe alles, was ich zum Leben
brauche.
Tomek
Erinnert mich verdammt an einen … wie sagt man? Knastgarten …
Paul
… hof. Eben.
8. Paul schaut bei einer Theaterprobe zu
Über die leeren Zuschauerreihen eines großen Theaters
hinweg geht der Blick zur Bühne.
Der Hauptdarsteller ist indisponiert; eigentlich wie immer
in letzter Zeit, stellt der Regisseur genervt fest.
Desdemona verschränkt die Arme.
Paul wendet sich angewidert ab und spricht im Gehen laut
ein paar Sätze aus dem Text, gefolgt von einem Schwachsinn.
Der Regisseur schaut ihm verwundert hinterher.
9. Maskenbildnerin Lilly läuft Paul über den Weg.
Auf dem engen Theaterflur schafft es Paul nicht, der
attraktiven Lilly auszuweichen. Er entzieht sich ihrem
leicht zudringlichen Kuss-Versuch. Sie reagiert verletzt,
dass er sie plötzlich so abweisend behandelt. Immerhin
seien sie sich in der Maske näher gekommen … Einmal ist
kein Mal, antwortet Paul.
10. Paul alleine auf der Straße
Es ist ein lauer Sommerabend, Menschen sitzen entspannt
draußen. Viel Leben und Lachen. Auf dem Platz vor dem
Theater plätschert der Springbrunnen, gegenüber ist das
Fenster der Schauspielschule hell erleuchtet, schemenhaft
sind die Schüler in Aktion zu sehen. Paul läuft langsam in
eine dunkle Seitenstraße.
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11. In Erwins Kneipe lernt Paul Anja kennen
Wirt ERWIN steht schwitzend hinter seinem Tresen. Die
Kneipe ist traditionell in dunklem Holz eingerichtet. Ein
paar wenige Tische füllen den kleinen Schankraum. Außer
Paul ist kein Gast da. Es ist düster, eine schiefe Kerze
auf dem Tresen flackert im Windzug und tröpfelt vor sich
hin. Erwin lamentiert, dass nur Regenwetter ihn retten
könne. Schließlich habe er keine Außengastronomie. Er wisse
gar nicht, wofür er die neue Aushilfe eingestellt habe …
ANJA, eher klein, dunkelhaarig und zierlich, Mitte Zwanzig,
kommt aus der Küche. Da nichts zu tun ist, fischt sie einen
Skizzenblock und Bleistift aus ihrem Rucksack, setzt sich
neben Paul auf einen Barhocker vorm Tresen und beginnt ihn
talentiert zu zeichnen. Sie stellt sich vor und fragt ihn
nach seinem Namen. Erwin macht den Laden dicht, das sei
hier kein Kontakthof.
12. Eine Bar, nachts
Paul und Anja sitzen angetrunken am Tresen einer Bar. Anja
erzählt von ihrem erneuten Anlauf, einen der wenigen Plätze
in der Kunsthochschule zu ergattern. Malen sei ihre
Leidenschaft. Was denn seine Leidenschaft sei? Paul
antwortet nicht.
13. Rotwein auf Pauls Teppichboden
Ein Souterrainzimmer; die Fenster sind vergittert. Der Raum
ist nüchtern und karg möbliert.
Vor dem abgewetzten Sofa liegen verstreut hastig herunter
gestreifte Klamotten. Ein Rotweinglas ist umgekippt, der
beigefarbene Teppichboden daneben rot gefärbt.
Auf dem Sofa lieben sich Paul und Anja leidenschaftlich.
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14. Nie mehr Liebe!
Anja drückt ihre Zigarette aus und schlägt müde vor, ins
Schlafzimmer zu wechseln. Paul will alleine bleiben.
Nach dem wortkargen Abschied geht Paul zu seinen beiden
Sittichen. Er habe ihnen etwas versprochen … Vorsichtig
deckt er den Käfig mit einem Tuch ab.
KONFRONTATION
15. Anja beim Aufnahmegespräch in der Kunsthochschule
Ein Büro mit einem großen, polierten und aufgeräumten
Holzschreibtisch, dahinter thront aus Anjas Perspektive
überdimensional Kunstprofessor SIEVERING. An der Wand
hinter ihm hängen mehrere Aktbilder von jungen Frauen.
Wir sehen Anja beim Aufnahmegespräch mit Sievering, der sie
erst arrogant abfertigt – Wir suchen ungeschliffene
Diamanten, wissen Sie? Sie sind irgendwie zu … reif, dann
aber durch ihre provozierend-ironische Art aufmerksam wird:
Dann viel Spaß beim Schleifen, antwortet sie lakonisch.
Sievering schaut zum ersten Mal in ihren Lebenslauf.
SIEVERING
Tja, Frau … Friede … Frida passt besser, oder?
ANJA
Wieso? Ich male ganz anders als die Kahlo.
SIEVERING
Nun … Sie haben diese gewisse … trotzige
Zähigkeit, diese Intensität … Das macht mich
neugierig.
Anja lächelt in einer Mischung aus Triumph und Ironie.
16. Paul hasst seinen Job
Paul kommt mit Bierfahne zu spät zur Arbeit. Werkstattchef
Schröder will ihn rauswerfen. Tomek rettet die Situation.
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17. Paul trifft Lena und Mike
Vor dem Theater begegnet Paul Lena. Sie hält einen etwa
dreijährigen Jungen an der Hand. Neben ihr läuft Mike. Paul
dreht sich weg, aber Lena spricht ihn an und fragt ihn, wie
es ihm gehe. Hervorragend, sagt er, es könne nicht besser
sein. So ein Gefängnisaufenthalt sei der reinste
Jungbrunnen, besonders, wenn niemand einen besuchen komme.
Lena schweigt. Mike drängt sie weiterzugehen. Paul fragt,
ob der Junge ihr Kind sei, sie nickt. Mike fährt Paul an,
dass er endlich die Klappe halten und sich vom Acker machen
soll.
Paul beherrscht sich mühsam und geht, nicht ohne sich bei
beiden zu bedanken, dass sie sein Leben kaputt gemacht
haben.
18. Anja besucht ihren Vater im Pflegeheim.
Ein einfaches Pflegeheim. Anjas Vater WALTER sitzt in einem
Sessel und spielt imaginär Klavier. Ein anderer PATIENT
liegt im Bett und begrüßt Anja als seine Tochter. Sie
korrigiert ihn sanft, dass Walter ihr Vater sei. Der schaut
sie misstrauisch an und schüttelt den Kopf. Seine Emmi sei
schon lange tot. Nein, Papa, antwortet Anja geduldig, Emmi
war Deine Frau.
Walter fragt sie jetzt, ob sie ihre Übungen gemacht habe.
Während Anja ebenfalls imaginär Klavier spielt, verspricht
sie ihrem Vater, ihn in ein Heim zu bringen, wo ein
richtiges Klavier steht. Irgendwie wird sie schon an Geld
kommen …
19. Erwins Kneipe ist geschlossen.
Paul steht vor Erwins Kneipe, die auch so heißt. Ein
handgeschriebenes Schild verkündet: vorübergehend
geschlossen. Frustriert läuft er weiter.
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20. Erwin nistet sich bei Paul ein
Mit einem großen Überseekoffer steht Erwin vor Pauls
Souterrainwohnung. Er sucht aus Angst vor der
Raucherpolizei Zuflucht. Paul lässt ihn seufzend rein,
zumal zum Gepäck ein Sixpack Bier gehört.
21. Noch mehr Gäste
Erwin plündert Pauls Kühlschrank und macht sich fröhlich
pfeifend am Herd zu schaffen. Derweil hängt Paul schweigsam
vor dem TV.
Es läutet an der Tür: da steht Tomek mit seiner
Großfamilie: wenn der Berg nicht zum Propheten kommt …
22. Später am Abend
Es wird ein feuchtfröhlicher Geburtstag, denn Tomek hat
nicht nur einen weiteren Sixpack, sondern auch reichlich
Wodka dabei. Tomek nimmt seine Gitarre und singt begeistert
Johnny Cash. Paul, mittlerweile gut abgefüllt, begleitet
ihn.
Vom Wodka leicht melancholisch, träumt Tomek von der
Auswanderung nach Amerika. Seine Frau Anna holt ihn resolut
auf den Boden der Tatsachen zurück und treibt ihre
Schäfchen nach draußen.
23. Erwin hat sich in Pauls Schlafzimmer verirrt
Erwin liegt zu Pauls Schrecken im Bett, als er aus dem Bad
kommt. Mit einem „Sorry, no!“ deutet er Richtung
Wohnzimmer. Erwin räumt enttäuscht das Feld.
24./25. Schröder hat Pech
Paul und Tomek öffnen die Tür zu einem Lagerraum, um eine
Requisite wegzubringen. Als sie das Licht einschalten, hat
sich Schröder beim hastigen Versuch, die Hose hochzuziehen,
verheddert. Der verheiratete Meister hat es zwischen den
Kulissen mit Lilly getrieben …
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26. Mike in Lenas Wohnung
Mike setzt Lena in ihrer kleinen, recht chaotischen Wohnung
unter Druck, mit seinem Sohn zu ihm zu ziehen. Was will sie
in diesem Loch? Max hat Besseres verdient! Als sie sich
weigert, schlägt er sie.
27. Paul spricht mit Samson und Merlin
Paul hält eine künstlerisch gestaltete Einladung zu einer
Vernissage in der Hand. Er fragt seine Vögel, ob er für
diese Frau sein Viereck verlassen soll. Die Sittiche
zwitschern fröhlich.
28. Paul und Anja bei der Ausstellung in der Hochschule
In der Kunsthochschule herrscht reges Treiben. Es geht zu
wie auf einer Galerie-Vernissage, mit gereichten Häppchen
und einer Jazzband.
Anja ist bei der Ausstellung ebenfalls mit einem Bild
vertreten. Paul freut sich für ihren Erfolg, steht aber
schweigsam abseits. Aus schmalen Augen beobachtet er, wie
sich Kunstprofessor Sievering an Anjas Fersen heftet.
Die Jazzband spielt, und Bilder aus seinem Leben ziehen an
Paul vorbei – seine Mutter, die ihm die Liebe zur Sprache
vermittelte; der Traum als Schauspielschüler, mit Rosen
überschüttet zu werden; der tote Kevin; brutale
Mithäftlinge im Knast.
Als Anja ihn auffordert, bei einem spontanen Happening
mitzumachen, geht er wortlos.
29. Es knistert auf der Straße
Anja holt Paul ein und fragt nach dem Grund für sein
Benehmen. Er antwortet, dass er sich für solche Spielchen
zu schade sei, und erwähnt kurz seine Schauspielzeit, mit
der er nichts mehr zu tun haben will.
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Ungefragt sagt Anja, dass sie nichts vom Professor will. Es
„knistert“ zwischen den beiden, und sie fahren zu Paul.
30. Überraschung in Pauls Wohnung
Als Paul seine Haustür aufschließt, bekocht Erwin gerade
Lena, die dort mit ihrem Sohn Max Zuflucht vor Mike gesucht
hat. Die Adresse hat sie Tomek abgeluchst.
Anja haut verletzt ab.
Paul will Lena zunächst rauswerfen, lässt sich aber
umstimmen, als der Junge ihm ein Bilderbuch bringt. Er
nimmt Max auf den Schoß und beginnt ihm vorzulesen.
Paul sagt Lena, dass er der Vater sein könnte, denn sie
muss kurz vor seiner Gefängnisstrafe schwanger geworden
sein. Lena schweigt dazu und lenkt ab, dass sie jetzt
studiere und vom Kokain weg sei. Ob sie auch von Mike weg
sei? Sie zuckt mit den Schultern.
31. Lena hat sich in Pauls Schlafzimmer verirrt
Lena liegt in Pauls Bett, als er aus dem Badezimmer kommt.
Im Wohnzimmer schlafe ja schon Erwin … Max hat sich auf
einer Isomatte eingerollt. Paul zögert, nimmt dann
vorsichtig den schlafenden Jungen hoch, legt ihn ins Bett
und streckt sich selbst auf der Matte aus. Lena reagiert
enttäuscht.
32. Anja und Lena begegnen sich
Anja und Lena laufen sich in der Caféteria der Hochschule
über den Weg und zicken sich kräftig an. Lena verlangt von
Anja, Paul in Ruhe zu lassen – er könne keine Aufregung in
seinem Leben gebrauchen.
Anja entgegnet, dass Lena keine Ahnung habe, was für ein
Mensch Paul sei. Aber ja, kontert Lena, Anja wisse so gut
Bescheid! Weiß sie auch, dass Paul im Knast gewesen ist?
Sie verschüttet „aus Versehen“ ihren Kaffee auf Anjas
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Shirt, bevor sie geht. Professor Sievering beobachtet
amüsiert die Szene.
33. Mike passt Lena vor der Hochschule ab
Mike grinst zynisch, dass Lena so langweilig geworden sei,
dass sie sich an ihren Stundenplan halte … Er packt sie
brutal am Arm und will wissen, wo sie steckt. Sie ist ihm
scheißegal, aber er will seinen Sohn! Bei ihrer Mutter ist
sie nicht, das hat er gecheckt, und im ach so geheimen
Frauenhaus auch nicht. Also bleibt nur einer! Als Passanten
kommen, macht sie sich los und läuft weg.
34. Schreinerwerkstatt
Tomek und Paul bei der Arbeit. Schröder kommt rein, setzt
zu meckern an, unterbricht sich und geht wieder. Die
Kollegen grinsen sich an.
Paul stellt Tomek wegen Lena zur Rede und verdonnert ihn,
sonst niemandem seine Adresse zu geben. Tomek schwört hoch
und heilig, beim Leben seiner Mutter … die allerdings schon
lange verstorben ist.
TOMEK
Und, Kumpel, alles klar?
PAUL
(zögert)
Könnte nicht besser sein.
Tomek, bist du der einzig Normale hier?
TOMEK
Normal … Ist es normal, dreißig Jahre von Amerika
zu träumen?
PAUL
Was hält dich hier? Gute Handwerker werden überall
gesucht!
TOMEK
Kann sein. Aber was wäre das Leben ohne Traum?
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35. Lena hofft immer noch
Lena lädt Paul ein, zur Unifete mitzukommen. Sie hat ihren
Sohn über Nacht zu ihrer Schwester gebracht, die Mike nicht
kennt. Paul hat kein Bier mehr und willigt auf eine Stunde
ein.
36. Tomek spricht plötzlich nur Polnisch …
... als Mike plötzlich vor ihm steht und Pauls Adresse
wissen will.
37. Hochschulfete
Auf dem Fest trifft Paul Anja, die kühl reagiert und mit
Professor Sievering flirtet. Frustriert geht er zur Bar.
38. Schöne Überraschung für Paul
Anja setzt sich auf einen freien Barhocker neben Paul.
39. Lena hat eine Idee
Lena tanzt für sich und sieht Anja und Paul an der Bar im
Gespräch. Sie geht zu ihnen.
40. Anja stellt Paul eine Frage
Anja spricht Paul auf den Grund seiner Gefängnisstrafe an
und glaubt ihm, dass es ein Unglücksfall war.
41. Hochschulfete – später
Nach ein paar Cocktails stellen Anja und Lena fest, dass
sie sich eigentlich mögen. Sie überreden Paul, noch einen
Absacker bei sich zu Hause zu nehmen.
42. Erwin ist traurig
Als Paul angetrunken mit den zwei Frauen nach Hause kommt,
packt Erwin seinen Koffer. Zu viel für ihn! Traurig
verabschiedet er sich von Paul.
43. Paul glaubt zu träumen
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Plötzlich findet sich Paul zwischen Anja und Lena auf
seinem Bett … Sie lächeln sich über seine Brust hinweg an.
Er schließt ebenfalls lächelnd die Augen.
44. Der Alltag hat Paul wieder
45. Tomek staunt …
… als Paul ihm schlecht gelaunt berichtet, dass gleich zwei
Frauen sein Problem sind.
46. Mike fängt Paul vor dem Theater ab
Mike hat vor dem Theater auf Paul gewartet. Er will wissen,
ob Lena mit ihrem Sohn bei ihm sei, und wird aggressiv.
Paul will wissen, warum Mike so einen Hass auf ihn schiebt.
Ironisch bezeichnet Mike ihn als ewigen Gutmenschen, der
ach so sensibel und begabt sei. Paul lächelt schwach – das
also! Er solle sich da mal keine Sorgen machen … und
außerdem könne er nichts für Mikes Frust. Doch, antwortet
Mike: Du störst einfach.
Mike provoziert Paul zuzuschlagen, wenn er wieder in den
Knast wolle … Und Paul schlägt zu.
Tomek, der hinzukommt, trennt die beiden mühsam.
47-49. Anja bei ihrem Vater im Pflegeheim und zu Hause als
Kind
Musik war für Anjas Vater sein Leben. Er vergrub sich noch
stärker ins Musizieren, nachdem die Mutter gestorben war.
Anja war zu diesem Zeitpunkt erst zehn Jahre alt.
50. Mike verfolgt Paul
Mike verfolgt Paul, der mit seinem Einkauf nach Hause
radelt, langsam mit seinem Sportwagen.
51. Paul warnt Lena
Paul sagt Lena in seiner Wohnung, dass sie so schnell wie
möglich weg müsse. Sie könne mit Max zu ihrer Schwester
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ziehen. Aber das ginge doch nicht für ewig, wendet Lena
ein. Paul regiert gereizt: auch bei ihm könne sie nicht
ewig bleiben
52. Anjas will Paul etwas zeigen
Anja telefoniert mit Paul aus ihrem Apartment. Lena bekommt
es mit und reagiert hysterisch. Paul will nicht noch mehr
Stress und sagt Anja zu.
53./54. Paul wartet auf Anja und findet sie als Aktmodell
für Sievering
Paul schließt sein Fahrrad vor der Uni ab und schaut auf
die große Uhr an der Fassade: zu früh für die Verabredung
mit Anja. Er geht in den Vorraum des Ateliers und hört
Anjas Stimme.
55. Missverständnis im Kunstatelier
Anja sitzt gerade als Aktmodell für Professor Sievering.
Paul steht vor der halb offenen Tür und belauscht ihn, wie
er Anja gerade vorschlägt, bei sich zu Hause ein paar nette
Webcam-Spiele zu machen, er würde sie auch gut bezahlen.
Sie antwortet lächelnd, dass sie das Geld in der Tat
dringend gebrauchen könnte; den „Verursacher“ ihrer Notlage
werde sie gleich sehen …
Paul rastet aus, stürmt ins Atelier und wirft die Staffelei
mit Sievekings Arbeit um, zertrampelt die Skizze und tritt
gleich noch ein paar andere Staffeleien um. Er wirft Anja
ihre Kleidung an den Kopf und haut ab.
56. Paul verfolgt Anja
Paul wartet versteckt auf Anja.
Er radelt ihr hinterher,
als sie mit dem Bus wegfährt.
57. Anja lässt Paul stehen
Paul beobachtet hinter dem hohen Zaun, der das Heim umgibt,
wie Anja ihren Vater im Rollstuhl aus dem Heim schiebt. Ein
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junger PFLEGER kommt hinzu und gibt Anja ein kleines
Päckchen, das sie einsteckt. Der Pfleger geht schnell
wieder weg.
Anja entdeckt Paul, sie streiten sich, vis à vis vom Zaun.
Für ihn ist es ein Déja-vu Erlebnis: wie Lena scheint sich
Anja für Drogen zu prostituieren.
Wütend darüber, dass er ihr misstraut hat, lässt sie ihn
stehen. Vater Walter spielt derweil versunken auf einer
imaginären Geige. Paul umklammert den Maschendraht wie
Gefängnisgitter.
58. Mike entführt Lenas Sohn
Mike
gelingt es, Max zu entführen, als Lena mit ihm das
Haus verlässt.
59. Paul verfolgt Mike
Paul, der gerade nach Hause kommt, springt mit Lena in
deren Auto. Sie fahren Mike hinterher; Paul informiert die
Polizei.
60. Mike verschanzt sich mit Max in seiner Wohnung
Mike verschanzt sich mit Max in seiner Wohnung; Polizei
umstellt das Haus.
Mike fordert, dass Lena zu ihm kommen solle und sie freies
Geleit erhalten. Er droht damit, ansonsten sich und den
Sohn umzubringen.
61. Showdown
Lena sieht keinen Ausweg und wartet im Hauseingang. Wenig
später verlässt Mike mit Max das Haus; er hält Lena seine
Waffe an die Schläfe. Leise raunt er ihr zu, dass sie keine
Angst haben muss, er liebe sie doch. Sie werden gemeinsam
ein neues Leben anfangen.
Als Mike die Autotür öffnet und einen Augenblick unachtsam
ist, durchbricht Paul die Absperrung und stürzt sich auf
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ihn. Die Waffe fällt zu Boden; Lena nutzt das Chaos zur
Flucht mit dem Sohn.
Es gelingt Paul, Mikes Waffe zu ergreifen. Er zögert zu
schießen. Mike nutzt dies aus, entwindet ihm die Waffe und
zielt seinerseits auf Paul. Als er abdrückt, feuert Polizei
auf Mike, der tödlich verletzt wird. Paul bricht zusammen.
62. Bilder im Kopf
In Zeitlupe erhebt sich Kevin vom Brunnen. Sein Kopf ist
blutverschmiert. Der Vollzugsbeamte balanciert mit dem
aufgespannten schiefen Regenschirm über den Brunnenrand.
Kevin kommt drohend näher und wächst zu überdimensionaler
Größe. Dabei verwandeln sich seine Gesichtszüge in die von
Mike, der jetzt eine Waffe in der Hand hält und abdrückt.
63. Gemischte Gefühle im Krankenhaus
Paul erwacht unruhig im Krankenhaus. Am Bett sitzen Anja,
Lena mit ihrem Sohn, Tomek mit Familie und auch Erwin, der
mittlerweile wieder aufgetaucht ist. Zu viel für Paul …
Paul ist ernsthaft, aber nicht lebensgefährlich verletzt.
Als er hört, dass Mike tot ist, nimmt er die Nachricht
frustriert auf: er hatte immer gehofft, dass sein Verfahren
noch einmal aufgerollt und seine Unschuld bewiesen würde –
hierfür gibt es jetzt keine Chance mehr, und er muss mit
seiner Vorstrafe leben.
Als alle durcheinander reden, wirft Paul die Besucher raus.
Lediglich Anja möchte er bei sich haben, aber die legt ihm
zum Abschied das angebliche Drogenpäckchen vom Pfleger auf
das Bett: es ist seine persönlich komponierte Teemischung,
die ihr besonders schmeckt. Und, wie sie spöttisch
hinzufügt, ökologisch „clean“ ist … Als er schweigt,
wünscht sie ihm Zum Abschied alles Gute für die Zukunft.
Frustriert zieht Paul die Decke über den Kopf.
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64. Merlin ist im Vogelhimmel
Paul will seine Sittiche füttern. Einer ist tot von der
Stange gefallen. Der andere sitzt traurig da. Paul
schluckt.
PAUL
Samson, das Leben ist hart. Siehst Du, Merlin war
doch kein so toller Zauberer. Ihr habt doch eh
immer gestritten, oder?
SAMSON
(schweigt)
PAUL
Ich weiß, du brauchst deine Zeit. Es fehlt halt
was. Kopf hoch, Junge.
SAMSON
(legt den Kopf schräg)
65. Straßencafé
Paul sitzt allein am Tisch. Er hält seinen verbundenen Kopf
schräg in die Sonne.
66. Erwins Kneipe, Anja, Frust
Wie gewohnt, sitzt Paul – mittlerweile ohne Verband - an
Erwins Tresen. Diesmal hockt Tomek neben ihm. Er wird
Zeuge, wie Anja aus der Küche kommt, kurz rübergrüßt und
geht. Als Paul frustriert sich selbst und das Leben
überhaupt in Frage stellt, fragt Tomek ihn, ob das gerade
Problemfrau Nr. 2 gewesen sei. Nein, antwortet Paul, Nr. 1.
Und er werde nicht mehr zu Erwin kommen.
Tomek kann Pauls Frust nicht mit ansehen. Er drängt ihn, in
Sachen Anja endlich aktiv zu werden. Bin kein Mensch für
Liebesbriefe, antwortet Paul. Tomek runzelt die Stirn …
67. Lonely Boy
Paul geht erst langsam durch den Regen nach Hause, dann
beginnt er zu laufen, zu rennen bis zur Erschöpfung.
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68. Anja, Lena und Sievering
In der Caféteria teilt Anja Sievering mit, dass sie nicht
mehr Modell sitzen möchte. Lena kommt hinzu. Sievering
fragt sie, ob sie Lust habe einzuspringen … Lena sagt zu.
Anja lächelt und wünscht beiden erfolgreiche Arbeit. Zum
Abschied umarmt sie Lena. Leicht spöttisch merkt sie an,
dass sie Lena dafür bewundere, wie sie mit ihrer Trauer um
Mike umgehe …
69. Tomek als Dichter
Tomek im Chaos seiner Familie. Er brütet über einem Brief,
streicht das Geschriebene durch, liest ein paar holprige
Liebesverse laut, stöhnt, zerreißt den Brief. Seine Frau
Anna zieht ihn damit auf, dass er ein zweiter Cyrano werden
will, den Tomek natürlich nicht kennt. Ein Kind schleppt
eine naive Zeichnung seiner Mutter an. Tomek stutzt,
strahlt und greift entschlossen zu den Buntstiften des
Kindes.
70. Ein Klavier für Walter
Walter sitzt glücklich im Rollstuhl am Klavier und spielt
seine Lieblingssonate von Mozart. Das Klavier steht im
Gemeinschaftsraum des Pflegeheims. Ein paar Senioren hören
versunken in die Musik und in ihre Welt zu.
Anna bedankt sich leise beim Pfleger, dessen Onkel nicht
mehr spielt und der das Instrument gestiftet hat.
71.-73. Ein Bild für Anja
Anja erkundigt sich bei Erwin, warum Paul nicht mehr komme.
Der blickt sie schräg aus dem Augenwinkel an – das könne
sie sich doch denken! Als beide in der Küche verschwinden,
läuft ein Kind (von Tomek) in die Kneipe und legt einen
großen Briefumschlag auf den Tresen. Erwin hat etwas gehört
und beobachtet, wie das Kind hinausläuft und in Tomeks Auto
springt, das wie im Gangsterfilm brausend davonfährt.
Rolle vorwärts – Treatment von Inga Rienau
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Auf dem Umschlag steht Anjas Name. Anja findet ihn, öffnet
den Brief und zieht eine unbeholfene Zeichnung heraus, die
wohl ein Porträt von ihr darstellen soll. Darunter in
Großbuchstaben: YOU ARE MY NUMBER ONE! PAUL
Anja lacht gerührt. Erwin schweigt lächelnd …
AUFLÖSUNG
74. Paul weiß, was er nicht will
Der Regisseur steht auf dem Theaterflur im Gespräch mit
Schröder. Er ist mit den Nerven runter, weil sein
Hauptdarsteller endgültig ausgefallen ist, eine
Katastrophe, weil die Premiere in wenigen Wochen ansteht
und kein Ersatz frei ist.
Tomek ruft plötzlich aus dem Hintergrund, dass Paul doch
den Text auswendig könne! Und er habe Theater gespielt!
Bevor der Regisseur etwas sagen kann, packt Paul Tomek am
Schlafittchen, zerrt ihn in die Werkstatt und droht ihm mit
Prügel. Das wäre das Letzte, so ein Klassikscheiß! Tomek
meint kleinlaut, er habe es doch nur gut gemeint … Das
Gute, antwortet Paul, habe sich in seinem Leben stets als
Dreck entpuppt.
75. Anja nimmt Abschied von ihrem Vater
Anja sitzt in einem Einzelzimmer am Bett ihres Vaters und
hält seine Hand. Über dem Bett hängt ein Kruzifix.
Sie erzählt Walter von ihren ersten Erfolgen als Malerin
und von ihrer schwierigen Zuneigung zu Paul. Ihr Vater soll
sie vom Himmel aus begleiten … Wir schauen aus dem Fenster
zu einem weiten blauen Himmel. Zugvögel fliegen gen Süden.
76. Paul weiß endlich, was er will
Paul hängt wieder mal zu Hause vorm Fernseher. Beim Zappen
stößt er auf eine alte Inszenierung von Brechts BAAL und
Rolle vorwärts – Treatment von Inga Rienau
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ist wie elektrisiert von der brutalen Vitalität des
Stückes.
Lena steht an der Tür. Sie will den Abend mit ihm
verbringen … Paul fragt sie erneut nach dem Vater ihres
Sohnes: es war ein One-Night-Stand während ihrer Beziehung.
Paul wirft Lena kalt und zynisch raus – Hast du zur Nacht
gebetet, Desdemona? - und bleibt gebannt vor dem Bildschirm
stehen.
77./78. Tomek macht eine Entdeckung
Tomek kommt fluchend aus der Werkstatt, wo er den
Autoschlüssel liegen gelassen hat. Auf dem Weg zurück durch
das leere Theater hört er laute Wortfetzen aus dem
Theatersaal. Er öffnet vorsichtig die Tür und lugt hinein.
Dort tigert Paul mit einem Zettel in der Hand auf der Bühne
hin und her wie ein eingesperrtes Raubtier. Als er Tomek
sieht, brüllt er ihn an, ihn gefälligst in Ruhe zu lassen!
Tomek zieht sich erschrocken zurück – und lächelt draußen.
79. Abends auf dem Theaterplatz
Eine Amsel zwitschert von einem Baum herab ihr Abendlied.
Wir überblicken jetzt den Platz mit dem Brunnen, der
mittlerweile still gelegt ist, dafür haben sich ein paar
erste rote und gelbe Blätter im Brunnenrund gesammelt. In
der Schauspielschule ist es dunkel, auch das Theater hat
geschlossen.
80. Verschwörung bei Erwin
Tomek sitzt an Erwins Tresen. Erwin stellt fest, dass er
zwar einen Stammgast verloren, dafür einen neuen gewonnen
habe. Anja macht einen traurigen Eindruck. Erwin und Tomek
wissen, warum … Sie setzt sich mit an den Tresen und meint
zu Erwin, dass sie nicht verstehe, warum Paul ihr so eine
nette Botschaft schicke und sich nicht blicken lasse. Soll
Rolle vorwärts – Treatment von Inga Rienau
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sie was unternehmen? Aber er ist immer so seltsam … Sie
weiß nicht, was sie tun soll.
Das ist Tomeks Einsatz: er erzählt mit verschwörerischem
Unterton, dass Paul derzeit sehr beschäftigt sei … Er
vergrabe sich jeden Abend nach Arbeitsende auf der Bühne,
schreie seltsam und wolle niemanden da haben … Erschrocken
fragt Anja, ob er dabei sei durchzudrehen?
Erwin spielt wie zufällig mit frischen roten Rosen, die in
einer Vase vom Flohmarkt auf der Theke stehen. Er verstehe
ja nicht viel von Frauen, aber er wüsste, was zu tun sei!
81. Paul spielt die Rolle seines Lebens
Paul spielt den BAAL. Eine Lampe auf der Bühne ist die
einzige Beleuchtung im leeren Theatersaal. Anja schleicht
sich ein, hört und sieht den entfesselten Paul und setzt
sich in die erste Reihe. Als Paul sie entdeckt, stockt er.
Sie steht auf und legt eine rote Rose hoch auf die Bühne.
Er hebt die Rose auf, macht einen Kniefall und gibt sie ihr
zurück.
ABSPANN
82. Theaterplatz. Nachts.
Paul und Anja verlassen das Theater. Die Kamera fährt hoch
und zeigt die beiden auf dem nächtlichen Theaterplatz, wie
sie Hand in Hand zum Brunnen gehen. Sie setzen sich auf den
Brunnenrand, ganz ruhig.
ENDE
Rolle vorwärts – Treatment von Inga Rienau
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HAUPTFIGUREN
PAUL
Ende Zwanzig, mittelgroß, schlank. Er spricht wenig
und lakonisch, kommuniziert am liebsten mit seinen
Sittichen, die ihn nicht betrogen haben. Selten,
aber heftig, bricht sich sein Jähzorn Bahn. Die
Zeit im Gefängnis hat ihm seinen Idealismus
ausgetrieben.
ANJA
Mitte Zwanzig, impulsiv, eher klein und zierlich,
jobbt sich durch das Leben. Ihre Leidenschaft ist
die Malerei. Seit dem frühen Tod ihrer Mutter hat
sie eine enge Verbindung zu ihrem Vater WALTER, der
an Alzheimer erkrankt im Heim lebt.
LENA
Anfang Zwanzig, blond und mittelgroß, sucht den
Halt, den sie in sich nicht findet, bei anderen.
MIKE
Millionärssohn und Zuhälter. Zynisch, launisch und
einsam.
Weitere Figuren:
Tomek – Ende Dreißig, dünn und lang, ist Pauls polnischer
Tischler-Kollege, trinkfest, lebensfroh, und wird nur bei
ein paar Wodkas zu viel melancholisch.
Erwin - Anfang Fünfzig, Wirt von Pauls Stammkneipe.Der
gelernte Koch kann vieles, bekommt aber nichts richtig auf
die Reihe.
Professor Sievering - Dozent an einer Kunsthochschule,
Mitte Vierzig, charmant und dominant, sexuell unsicher und
besessen zugleich.
Werkstattleiter Schröder – rechthaberisch, kleinkariert,
geil.
Lilly – Mitte Dreißig, Maskenbildnerin, attraktiv, auf der
Suche nach Mr. Right.
Walter – Anjas Vater, Mitte 60, ehemals Musiklehrer, an
Alzheimer erkrankt.
Schauspiellehrer
Regisseur
Indisponierter Schauspieler
Patient
Kevin – Kumpel von Mike
Vollzugsbeamter
Anna – Tomeks rundliche Ehefrau
Tomeks vier Kinder - in „Orgelpfeifengröße“
Max – Lenas kleiner Sohn, etwa drei Jahre alt